Umwelt: Wasserbelastung und -verknappung Wichtige Ursachen der Wasserbelastung Arbeitsblatt 1: Die Situation Text 1 • Abgabe von nicht oder ungenügend gereinigten industriellen und häuslichen Abwässern (bakteriologische und organische Verschmutzung, Belastung mit Schwermetallen); • Lagerung von ... Müll in nicht ausreichend gesicherten Deponien (Belastung durch Sickerwasser); • Bewässerung (Salzeintrag in Grund- und Oberflächenwasser durch ungeeignete Bewässerungstechniken); • überhöhte Aufbringung von Düngern sowie ineffiziente Anwendung, unsachgemäße Lagerung und Entsorgung von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln; • Entwaldung (Belastung der Vorfluter mit Nährstoffen und Trübstoffen); • Übernutzung des Grundwassers (Salzwassereinbruch ..., Landsenkung und letztlich Verlandung von Seen). Abb. 1: Wasserversorgung 1 EW074_21 Abb. 2: Anteil der Weltbevölkerung an den Wasservorräten Quelle: BMZ, Überlebensfrage Wasser – eine Ressource wird knapp. Bonn 1995, S. 14 Arbeitsvorschläge 1. Erläutern Sie die Problematik der Wasserbelastung und -verknappung (Abb. 1 und 2) und nennen Sie wichtige Ursachen (Text 1). 2. Prüfen Sie, wodurch Sie evtl. selbst zur Wasserbelastung beitragen. 2 EW074_21 Umwelt: Wasserbelastung und -verknappung Arbeitsblatt 2: Folgen Konflikte um Wasser „Im 20. Jahrhundert wurden Kriege um Öl geführt – bei den Kriegen des 21. Jahrhunderts wird es um Wasser gehen“, hat lsmael Serageldin, der langjährige Vizepräsident der Weltbank, vorausgesagt. Zwar ist der größte Teil der Erdoberfläche von Wasser bedeckt, aber das ist Salzwasser, nicht brauchbar für menschlichen Konsum oder zur Bewässerung. Die Menge des verfügbaren Süßwassers pro Kopf nimmt mit wachsender Weltbevölkerung rapide ab. Schon heute, sagt die Weltbank, haben eine Milliarde Menschen keinen direkten Zugang zu Trinkwasser. In den nächsten Jahrzehnten könnte diese Zahl auf zwei oder drei Milliarden wachsen. Wasser ist ungleich verteilt. Im Norden Sibiriens entlassen Ob, Jenissei und Lena ungeheure Wassermassen ins Polarmeer, südlich davon trocknet der Aral-See aus, weshalb die Ingenieure der Sowjetunion planten, die Wasser des Irtisch (ein Nebenfluss des Ob) von Norden nach Süden umzuleiten. Gleichzeitig steigt der Wasserspiegel im nebenan gelegenen Kaspi-See, ohne dass irgend jemand wüsste, warum. Die Türkei hat viel Wasser, die hier entspringenden Zwillingsflüsse Euphrat und Tigris bewässern auch Syrien und Irak. Nun baut die Türkei zwei Kaskaden von Staudämmen, nicht nur zur Elektrizitätserzeugung (was die Wassermenge nicht beeinträchtigen würde), sondern auch zur Bewässerung. Wird für Syrien und Irak genug Wasser übrig bleiben? Ähnlicher Art sind die Probleme beim Nil, an dem sogar zehn Länder beteiligt sind. Sieben davon haben genug Regen, sie brauchen das Flusswasser nicht. Sudan und Ägypten haben, seit man 1912 mit der künstlichen Bewässerung begann, das Wasser einigermaßen friedlich untereinander aufgeteilt. Aber wenn nun Äthiopien einen Staudamm am Blauen Nil baut, wird weniger Wasser unterhalb ankommen. Unbedachte ägyptische Politiker haben gedroht, dies wäre für Ägypten der Kriegsfall. Viel schwieriger ist die Situation zwischen Israel, Jordanien und den Palästinensern. Das wenige Wasser, das von Norden über Jordan und Jarmuk zufließt, reicht nicht für alle drei Staaten. Israel, die Waffe in der Hand, nimmt für jeden seiner Bürger 400 Liter pro Tag in Anspruch, den Palästinensern lässt es 60 Liter. Diese Art von Gewalt ist es, strukturelle Gewalt, die zu den blutigen Auseinandersetzungen in der Region führt. Wie löst man solche Probleme, wie löst man sie friedlich? Ägypten hat mit dem Sudan schon 1929 und erneut 1959, mit Äthiopien sogar bereits 1902 Verträge über die Wasseraufteilung geschlossen. Ein neuer Vertrag wäre fällig, aber heute sind die Interessengegensätze schärfer, weil die Bevölkerung um ein Vielfaches gewachsen ist. Seit 1999 gibt es die Nile Basin Initiative als Diskussionsforum, aber ein Vertrag liegt in weiter Ferne … An Euphrat und Tigris ist eine Kooperation nicht in Sicht. Die Türkei, wo die Flüsse entspringen, ist der stärkste Staat der Region und mit seiner Militärdominanz leicht in Versuchung, eine Lösung zu diktieren. Verbündete sucht sie südlich der unmittelbaren Nachbarn, in Israel, Jordanien und den Ländern der Arabischen Halbinsel, denen sie Wasser aus zwei anderen Flüssen (Seyhan und Ceyhan) anbietet, das über eine „Friedenspipeline“ Tausende von Kilometern weit nach Süden transportiert. werden soll. Andererseits wissen die türkischen Politiker, dass sie langfristig mit den Nachbarn in Frieden leben müssen. Es ist noch nicht lange her, dass die internationale Staatengemeinschaft auf die Dringlichkeit dieser Probleme (wieder) aufmerksam geworden ist. 1995 hat die Weltbank eine Studie vorgelegt, im März 1999 fand in Paris eine „internationale Konferenz über Wasser und nachhaltige Entwicklung“ statt. Dem ging das „1. Petersberger Gespräch“ voraus, ein internationales Dialogforum über grenzüberschreitendes Wassermanagement ... Die Einsicht und zugleich die 3 EW074_21 Forderung dieser Konferenz war, dass Wasser „als Katalysator regionaler Zusammenarbeit“ genutzt werden müsse, damit es nicht Quelle regionaler Konflikte werde. Probleme um Wasser gibt es aber nicht nur zwischen Staaten, sondern auch innerhalb von Staaten. In den letzten Jahren hat es immer wieder nationale und internationale Proteste gegeben, wenn für einen neuen Stausee Menschen umgesiedelt werden sollten und wenn die Interessen dieser Menschen gröblich verletzt wurden. Vorbei ist die Zeit, als für einen riesigen See (der, wäre er am Rhein, von Köln bis Basel reichen würde) in Ghana der Volta River aufgestaut wurde und dies trotzdem in menschenleerem Gebiet geschehen konnte. Heute geht es immer um die Umsiedelung Tausender von Menschen, in manchen Fällen (wie am Jangtsekiang) auch um die von Hunderttausenden. Wie man das ohne Rücksicht auf die ansässige Bevölkerung durchzuführen versucht, zeigen Bissell, Shekar Singh und Warth am Beispiel des Masheshwar-Damms in Indien. Auch hier hat sich inzwischen die internationale Gemeinschaft um die Festlegung von Standards bemüht. Die World Commission on Dams, der Befürworter wie Kritiker von Großdämmen angehörten, hat zweieinhalb Jahre daran gearbeitet, Kriterien für die Bewertung von Dammprojekten zu entwickeln. Seit November 2000 liegt ihr Bericht vor, der partizipative Planung. Quelle: E+Z 42/Juni 2001, S. 175 Arbeitsvorschlag Erläutern und diskutieren Sie Konflikte, die sich aus dem Mangel an ausreichendem Wasser ergeben können. Stellen Sie Unterschiede zwischen den Konfliktherden heraus. 4 EW074_21 Umwelt: Wasserbelastung und -verknappung Arbeitsblatt 3: Lösungsansätze Text 1 Prinzipien des Wassermanagements Die Probleme rund ums Wasser weiten sich aus: Wie diesen Problemen begegnet werden soll, war Thema bereits mehrerer internationaler Konferenzen. Dabei entwickelte sich ein Grundkonsens über Prinzipien des Wassermanagements, die heute weitestgehend anerkannt sind. In der DublinKonferenz 1992 wurden folgende Prinzipien für den Umgang mit Wasserressourcen festgeschrieben: • Wasser ist eine begrenzte und verwundbare Ressource. • Wassermanagement soll auf einem breiten partizipativen Ansatz basieren. • Frauen spielen eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung, dem Schutz und dem Management von Wasser. • Wasser ist ein ökonomisches Gut. Basierend auf diesen Prinzipien werden auf internationaler Ebene Grundsätze und Lösungen für nachhaltiges Wasserressourcenmanagement erarbeitet, die sich den Grundsätzen der Rio-Konferenz, Agenda 21, Kapitel 18 verpflichten. Um den Herausforderungen für ein nachhaltiges Wasserressourcenmanagement im 21. Jahrhundert zu begegnen, formulierte das 2. Welt-Wasser-Forum (Den Haag, 2000) folgende Handlungsfelder: • gute Regierungsführung • integriertes Wasserressourcenmanagement • Kooperation und Partnerschaft zwischen Regierungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft auf allen Ebenen • Entwicklung innovativer Ansätze auf institutioneller, technologischer und finanzieller Ebene In der UN-Millenniums-Deklaration vom September 2000 verpflichten sich die Staats- und Regierungschefs unter anderem dazu: • den Anteil der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem oder bezahlbarem Wasser haben, bis zum Jahre 2015 zu halbieren, • die nicht nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen zu stoppen. Darauf aufbauend erarbeitete die Internationale Süßwasserkonferenz, Bonn 2001, einen Katalog mit konkreten Handlungsempfehlungen, um das Wassermanagement weltweit zu verbessern. Beispiele: Die Einbettung einer stärkeren Beteiligung des privaten Sektors in eine klar armutsorientierte staatliche Wasserpolitik, die fortbestehende Notwendigkeit zu weiterer Dezentralisierung, die unterschätzte Bedeutung der Entsorgung, die Rolle der Korruption, die Verbindung der Wasserfragen zum internationalen Handel und zum Finanzwesen. Quelle: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (InternetBeitrag) 5 EW074_21 Text 2 Leitbild der deutschen Entwicklungszusammenarbeit im Wassersektor Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit orientiert sich an folgendem Leitbild: Wasser: ein knappes Gut für alle Wasser ist ein knappes Gut, um das verschiedene Sektoren konkurrieren: die Landwirtschaft, die Haushalte und die Industrie. Gebühren zwingen dazu, Wasser zu sparen und effizienter zu nutzen. Leitungsverluste müssen gesenkt, die illegale Entnahme und ein nicht fakturierter Verbrauch müssen verhindert werden. Dazu bedarf es auch Öffentlichkeitsarbeit. Die Versorgung ist langfristig nur gesichert, wenn sozial verträgliche Wassertarife erhoben werden. Das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) fördert zugleich die Dezentralisierung. Solche Prozesse eröffnen große Chancen. Wenn vor Ort über Probleme und Prioritäten entschieden wird, sind oft alle beteiligt, auch die Frauen. Die Ballungszentren vieler Entwicklungsländer haben große Umwelt- und Infrastrukturprobleme. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit setzt sich dafür ein, die dort lebenden Menschen ausreichend mit Wasser zu versorgen, Abfälle einzusammeln und Abwässer zu reinigen. Auf dem Land helfen vor allem angepasste dezentrale Ver- und Entsorgungssysteme. Die Verbraucher sollen in Selbsthilfe maßgeblich an der Investition und am Betrieb der Anlagen beteiligt sein. Für die Bewässerungslandwirtschaft gilt: Wasser effizienter und sparsamer verwenden … Gewässer schützen, Konflikte vermeiden Der Staat sollte sich darauf beschränken, den Wassersektor ordnungspolitisch zu gestalten und die Rahmenbedingungen vorzugeben, die zum Gewässerschutz beitragen. Die Konkurrenz um Wasser ist eine der wichtigsten Ursachen für Krisen, insbesondere an grenzüberschreitenden Gewässern. Es kommt darauf an, regionale Spannungen und Konflikte friedlich, fair und für alle Beteiligten akzeptabel zu lösen. Nur die regionale Kooperation kann Wasserprobleme der Anrainer lösen. Verschmutzung, Hochwasser und Trockenperioden sind Erscheinungen, die in den meisten Fällen grenzüberschreitende Gewässer betreffen. Internationale Wasserkonflikte zu lösen bedeutet, regionale Kooperation zu fördern … Quelle: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Medienhandbuch Entwicklungspolitik 2002, S. 118 f. Arbeitsvorschlag Erläutern und diskutieren Sie Maßnahmen zur Sicherstellung der künftigen Wasserversorgung (Text 1 und 2) und Ihren eigenen Beitrag dazu. 6 EW074_21 Umwelt: Waldvernichtung Arbeitsblatt 1: Gefährdungen und Ursachen Waldverluste Die Ausgangslage in den meisten Entwicklungsländern ist immer noch geprägt von Waldverlusten. Nach Angaben der FAO verfügten 1995 die Entwicklungsländer über etwa zwei Milliarden Hektar Wald. Dies entspricht rund 57 Prozent der Gesamtwaldfläche der Erde. Laut FAQ ist weiterhin von einer anhaltenden jährlichen weltweiten Waldzerstörung von rund 15 Millionen Hektar, insbesondere in den Tropen, auszugehen. Die Ursachen der Waldverluste sind vielfältig und liegen häufig außerhalb des Forstsektors. Der globale Waldflächenrückgang variiert regional erheblich. Die weltweit höchsten Verluste an Naturwald finden unverändert in Afrika und Asien statt. Besonders betroffen sind die tropischen Feuchtgebiete, in denen Wälder mit besonderer Artenvielfalt zu finden sind, sowie zunehmend auch Wälder der borealen (kaltgemäßigten) Zone. Hier handelt es sich um Ökosysteme mit häufig sehr labilem Gleichgewicht, in denen menschliche Eingriffe destabilisierend wirken. Auch sind einige in Wäldern lebende Tierarten, insbesondere Menschenaffen, aufgrund von Wilderei und illegalem Handel mit Wildfleisch durch Holzfäller, Siedler und kommerzielle Jäger von Ausrottung bedroht. Zu den zentralen Ursachen für die andauernde Waldzerstörung zählen: • Schwache staatliche Strukturen und Kompetenzüberschneidungen zwischen beteiligten Behörden behindern die Entwicklung und Umsetzung eines kohärenten 1) Politik- und Planungsrahmens für nachhaltige Waldwirtschaft … • Fehlender politischer Wille führt häufig zur Vernachlässigung des Sektors in der nationalen Politikformulierung, zu unzureichender Mittelausstattung, zu mangelnder Umsetzung waldrelevanter Gesetze und Politiken und zur Duldung von Korruption … • Partizipation 2) der Zivilgesellschaft ist nur in wenigen Fällen effektiv gewährleistet … • Unsichere Bodenrechts- und Eigentumsverhältnisse … • Steigender Bedarf an Agrarflächen und Bevölkerungsdruck, verbunden mit ungeklärten und auf wenige konzentrierten Grundeigentums- und Nutzungsrechten führen zu Landnutzungskonflikten. Industrieller (z. T. illegaler) Holzeinschlag, Bergbau- und Infrastrukturvorhaben sowie exportorientierte Ausdehnung der Agrar- und Holzindustrie (Soja, Ölpalmen, Zellstoffplantagen u. a.) tragen häufig zusätzlich zu diesen Landnutzungskonflikten bei … • Die ökonomische Bewertung von Waldprodukten und -dienstleistungen über die Märkte, ist unvollständig. Holzpreise reflektieren im Allgemeinen nur die Kosten von Ernte, Transport und Verarbeitung, nicht aber die Produktionskosten im Rahmen einer nachhaltigen Waldwirtschaft. • Auch Faktoren auf internationaler Ebene können zur Waldzerstörung beitragen, wie z. B. globale Wirtschaftsbeziehungen und Finanzströme, Handel und nicht nachhaltige Konsummuster, Auslandsverschuldung und Zwang zur Devisenerwirtschaftung, die z. T. durch stark auf Ressourcenausbeutung fokussierte Strukturanpassungsprogramme verstärkt wurden. 1) 2) 7 kohärent: aufeinander abgestimmt, zusammenhängend Partizipation: Beteiligung, Teilnahme EW074_21 Abb. 1: Waldflächen und Waldverluste nach Regionen Quelle: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Sektorkonzept – Wald und nachhaltige Entwicklung. BMZ-Konzepte 121, Mai 2002 Arbeitsvorschlag Nennen Sie Ursachen für die Vernichtung der Tropenwälder. 8 EW074_21 Umwelt: Waldvernichtung Arbeitsblatt 2: Lösungsansätze Text 1 Handelsboykott: Zerstörung oder Rettung der Tropenwälder? Besonders in Europa wird ... der Ruf nach einem Boykott aller oder einzelner Tropenholzimporte erhoben. Grund dafür ist der vermutete Zusammenhang zwischen der Entwaldung und dem Konsum von Produkten aus Tropenholz. Die Forderung ist umso verständlicher, als die zur Ausfuhr bestimmten tropischen Hölzer heute fast ausschließlich aus Wäldern stammen, welche von den lokalen Regierungen entweder zur Umwandlung in Agrarland bestimmt worden sind oder von den dort tätigen Holzgesellschaften auf zumeist illegale Weise völlig übernutzt werden. Diese Schlussfolgerung entspringt durchaus löblichen Motiven. Allein, diese oberflächliche Analyse täuscht: Tropenhölzer generell zu boykottieren, hätte kontraproduktive Folgen. Indem man die Ausfuhrmöglichkeiten beschneidet oder verbaut, vermindert oder beseitigt man nämlich auch den Anreiz das Waldeigentümers – sei dies der Staat oder seien es Privatpersonen –, für seinen Besitz Sorge zu tragen und ihn zu pflegen, um dessen Wert auch langfristig zu erhalten. Sowohl aus ökologischer als auch aus betriebs- und volkswirtschaftlicher Sicht ist dies aber eine Voraussetzung für eine nachhaltige Bewirtschaftung, das heißt für eine dauerhafte, auf Wiedergewinnung und Erneuerung aufbauende Produktionsweise. Selbst ein von ökologischen Überlegungen motiviertes Handelsverbot kann dagegen zum genauen Gegenteil des angestrebten Ziels führen, nämlich zu einer noch rascheren und ineffizienteren Holznutzung für den Lokalverbrauch und zur Rodung für landwirtschaftliche Zwecke … Quelle: Neue Züricher Zeitung vom 19.10.1991 Die Waldgrundsätze der UN-Konferenz „Umwelt und Entwicklung“ (1992) von Rio de Janeiro (Auszug) Text 2 1.a) Die Staaten haben im Einklang mit der Charta der Vereinten Nationen und den Grundsätzen des Völkerrechts das souveräne Recht, ihre Ressourcen im Rahmen ihrer eigenen Umweltpolitik zu nutzen, und sie haben die Verantwortung, dafür Sorge zu tragen, dass Tätigkeiten unter ihrer Hoheitsgewalt oder Kontrolle der Umwelt anderer Staaten oder von Gebieten außerhalb nationaler Hoheitsgewalt keinen Schaden zufügen … 2.a) Die Staaten haben das souveräne und unveräußerliche Recht, ihre Wälder in Übereinstimmung mit ihren Entwicklungsbedürfnissen und dem Stand ihrer sozioökonomischen Entwicklung sowie auf der Grundlage ihrer mit einer nachhaltigen Entwicklung und der Gesetzgebung übereinstimmenden nationalen Politik zu nutzen, zu bewirtschaften und zu entwickeln; … 2.b) Forstliche Ressourcen und Waldgebiete sollen nachhaltig bewirtschaftet werden, um den sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen, kulturellen und geistigen menschlichen Bedürfnissen heutiger und künftiger Generationen gerecht zu werden … 2.d) Die Regierungen sollen Möglichkeiten für eine Beteiligung Betroffener, einschließlich der örtlichen Bevölkerung und der Ureinwohner, der Industrie, der Arbeitnehmer, der nichtstaatlichen 9 EW074_21 Organisationen und Einzelpersonen, der Waldbewohner und Frauen, an der Entwicklung, Durchführung und Planung der nationalen Forstpolitik fördern und schaffen … 6.b) Der Zusammenhang zwischen Erhaltung, Bewirtschaftung und nachhaltiger Entwicklung der Wälder und allen mit der Erzeugung, dem Verbrauch, der Wiederverwertung und/oder der Entsorgung von Forsterzeugnissen zusammenhängenden Aspekten soll, soweit er besteht, in der nationalen Politik und internationalen Programmen Berücksichtigung finden … 8.g) Der Zugriff auf biologische Ressourcen, einschließlich genetischen Materials, erfolgt unter gebührender Berücksichtigung der souveränen Rechte der Länder, in denen sich die Wälder befinden, und – im Rahmen gegenseitig vereinbarter Bedingungen – der Aufteilung von Technologie und Gewinn aus biotechnologischen Erzeugnissen, die aus diesen Ressourcen gewonnen werden … 10. Für die Entwicklungsländer sollen neue und zusätzliche Finanzmittel bereitgestellt werden, die es ihnen ermöglichen, ihre forstlichen Ressourcen nachhaltig zu bewirtschaften, zu erhalten und zu entwickeln, und zwar u. a. durch Aufforstung und Wiederaufforstung sowie durch Bekämpfung der Entwaldung und der Schädigung von Wald und Boden … 13.b) Der Abbau oder die Beseitigung von Zollschranken und Hemmnissen für die Gewährung eines besseren Marktzugangs und die Erzielung besserer Preise für höherwertige Forsterzeugnisse sowie deren örtliche Verarbeitung sollen gefördert werden, damit die Erzeugerländer ihre nachwachsenden forstlichen Ressourcen besser erhalten und bewirtschaften können. 13.c) Die Einbeziehung umweltbezogener Kosten und Nutzen in die Marktkräfte und -mechanismen, um die Erhaltung und nachhaltige Entwicklung der Wälder zu erreichen, soll sowohl national als auch international gefördert werden. Quelle: BMZ (Hrsg.), 5 Jahre nach Rio – Tropenwalderhaltung und Entwicklungszusammenarbeit. Bonn 1997, S. 87 ff. Arbeitsvorschlag Erläutern und diskutieren Sie Maßnahmen zum Schutz der Wälder (Text 1 und 2). 10 EW074_21 Verstädterung Arbeitsblatt 1: Die Situation Abb.1: Anteile und Wachstumsraten der Stadtbevölkerung Text 1 Die Städte wachsen weiter Nach Schätzungen der UNO wird sich die städtische Bevölkerung zwischen 1995 und 2025 verdoppeln, von 2,4 Milliarden auf fünf Milliarden Menschen. Der Anteil der Stadtbewohner wird von 47 auf 64 Prozent ansteigen ... Zu diesem Zeitpunkt wird es 360 urbane Zentren über eine Million Einwohner geben. 27 Megastädte, von denen die meisten in Asien liegen, werden jeweils mehr als zehn Millionen Einwohner haben. Das explosive Wachstum der städtischen Bevölkerung vollzieht sich vor allem in den Entwicklungsländern: Die relativ besser ausgebildete und motivierte Bevölkerung verlässt ökonomisch stagnierende ländliche Gebiete; Hunger- und Kriegsflüchtlinge ziehen in der Hoffnung in die Stadt, das Überleben zu sichern. Die Hoffnungen auf bessere Lebens- und Einkommensbedingungen werden aber nur für einen Teil der Zugewanderten Realität. Die Armut in den Städten ... nimmt ständig zu Quelle: BMZ-Spezial 054/August 2002 Text 2 Unterschiede der Verstädterung in Industrie- und Entwicklungsländern Die Verstädterungsprozesse in Industrie- und Entwicklungsländern weisen grundlegende Unterschiede auf: • In den Entwicklungsländern geht die Verstädterung in der Regel der Industrialisierung weit voraus und erfolgt meist unkontrolliert. Die in den 50er- und 60er-Jahren in das Städtewachstum gesetzte Hoffnung, Motor der Modernisierung zu sein, hat sich kaum erfüllt. 11 EW074_21 • Die städtische Bevölkerung in den Entwicklungsländern wächst wesentlich stärker als in den meisten Industrieländern während ihres größten Wachstums in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. • In den Industrieländern wuchsen die Städte im 19. Jahrhundert hauptsächlich durch Zuwanderung, weniger durch natürliches Bevölkerungswachstum. Auf den Mega-Städten der Entwicklungsländer lastet dagegen ein doppelter Druck: Die starke Zuwanderung wird von einem noch höheren, unvermindert anhaltenden natürlichen Bevölkerungswachstum begleitet. • Die Industrialisierung erfolgte in den Industrieländern durchweg durch nationale Eigenanstrengungen und unter enger Verknüpfung der verschiedenen industriellen Branchen miteinander und mit den übrigen Wirtschaftssektoren. Mit Ausnahme weniger NIC (Newly Industrializing Countries) und Schwellenländer fehlen in den Entwicklungsländern diese aufeinander abgestimmten Verknüpfungen. Quelle: K. Engelhard, Welt im Wandel. Köln 2000, S. 68 Arbeitsvorschläge 1. Beschreiben Sie die regionalen Unterschiede im Wachstum der Stadtbevölkerung und nennen Sie Grunde für das starke Wachstum in Entwicklungsländern (Abb. 1 und Texte 1 und 2). 2. Stellen Sie die 10 größten Megastädte der Welt nach ihren Einwohnerzahlen zusammen (www.weltbevoelkerung.de) 12 EW074_21 Verstädterung Arbeitsblatt 3: Folgen und Lösungsansätze Text 1 Folgen des Wucherns der Großstädte Hohe städtische Bevölkerungswachstumsraten In Entwicklungsländern bei gleichzeitig ausbleibender Industrialisierung bedingen Massenarbeitslosigkeit und weit verbreitete Unterbeschäftigung. Die Folgen sind Armut und menschenunwürdige Wohnbedingungen. Armut in den städtischen Ballungszentren zeigt jedoch ein anderes Gesicht als in ländlichen Gebieten: • Anders als auf dem Lande benötigt man zum Überleben in der Stadt bares Geld, das für viele zu einem menschenwürdigen Leben nicht ausreicht. • Sichtbares Zeichen der Armut in der Stadt ist Obdachlosigkeit oder „Wohnen“ unter menschenunwürdigen Bedingungen. • Leben in der Stadt unter den Bedingungen von Armut kann zur Auflösung familiärer sozialer Bindungen, zur Entwurzelung führen. • Armut in der Stadt hebt Normen und Hemmschwellen auf, die auf dem Lande noch regulierend auf das soziale Leben wirken können: Prostitution und alle Formen von Kriminalität sind an der Tagesordnung. • Die Armen in der Stadt sind meist gezwungen, ihr Leben durch ungesicherte Beschäftigungen im informellen Sektor zu bestreiten, da das Arbeitsplatzangebot im formellen Sektor mit der Zahl der Arbeit Suchenden nicht mithalten kann. Und trotz alledem sind die Lebensbedingungen (z. B. Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen, medizinische Versorgung) in den Städten im Durchschnitt besser als auf dem Lande. Quelle: K. Engelhard, Weit im Wandel. Die gemeinsame Verantwortung von Industrie- und Entwicklungsländern. Köln 2000, S. 70 Text 2 Verkehrschaos und dicke Luft In den großen Städten konzentrieren sich die Umweltprobleme. Neben mangelnder Müll- und Abwasserentsorgung bedroht vor allem die zunehmende Luftverschmutzung die Gesundheit der Städter. Mit steigendem Wohlstand leisten sich immer mehr Menschen ein eigenes Auto. In allen Städten der Welt nimmt die Zahl der PKWs zu. Mit der Verkehrsdichte steigen jedoch auch die Luftverschmutzung und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken. Die Weltbank schätzt, dass bis 2010 weltweit voraussichtlich 816 Millionen Autos unterwegs sein werden, gegenüber 580 Millionen im Jahr 1990. Der Straßenverkehr ist auch für rund 30 Prozent der Emissionen verantwortlich, die zum Treibhauseffekt beitragen. Die steigende Abgasmenge wird neben der wachsenden Zahl an PKWs auch durch den ineffizienten Treibstoffverbrauch vieler Autos und das zunehmende Verkehrschaos in vielen Städten verursacht. Ein Auto in Bangkok steht im Durchschnitt 44 Tage im Jahr im Stau. Quelle: UN-Bevölkerungsabteilung (Hrsg.), World Urbanization Prospects: The 1999 Revision; Population Reference Bureau (Hrsg.), Household Transportation Use and Urban Air Pollution. Washington 1999 13 EW074_21 Text 3 Maßnahmen der Stadtentwicklung … Für die Entwicklungszusammenarbeit im Bereich der Stadtentwicklung [ergeben sich] folgende Aufgabenfelder: Städtische Armutsbekämpfung: Maßnahmen der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung, der Verbesserung städtischer Infrastruktur und Dienstleistungen sowie Verbesserung der Wohnungsversorgung und des Wohnumfeldes dienen vorrangig der Bekämpfung der Armut in den Städten. Umweltgerechte Stadtentwicklung: Die Entwicklungszusammenarbeit unterstützt Stadtverwaltungen ... beim Aufbau lokaler Umweltinitiativen und -netzwerke … Dezentralisierung und Stadtentwicklungspolitik: Im Rahmen dieses Aufgabenfeldes werden z. B. nationale Institutionen bei Dezentralisierungspolitiken unterstützt. Hierbei geht die Entwicklungszusammenarbeit von der Anwendung des Subsidiaritätsprinzips aus: Aufgaben sollen auf der Ebene bearbeitet werden, die am kompetentesten und dem Bürger am nächsten ist … Städtisches Management: Ziel der Entwicklungszusammenarbeit in diesem Arbeitsfeld ist die Erweiterung und Stärkung der Kompetenzen und der Leistungsfähigkeit von Kommunalverwaltungen. Kommunen sollen in die Lage versetzt werden, alle lokalen Angelegenheiten eigenverantwortlich zu regeln. Das sind in der Regel die Versorgung mit Infrastruktur und Dienstleistungen, die Erhebung von Steuern, Gebühren und Abgaben, das Umweltmanagement und die Ausübung der lokalen Planungshoheit. Eng verknüpft mit der Stadtentwicklungsplanung ist die kommunale Bodenpolitik … Quelle: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Medienhandbuch Entwicklungspolitik 2002, S. 124 f. Arbeitsvorschläge 1. Beschreiben und diskutieren Sie die Folgen des Verstädterungsprozesses (Text 1 und 2). 2. Erläutern und diskutieren Sie Maßnahmen der Entwicklungspolitik im Bereich der Stadtentwicklung (Text 3) Warum sind dabei Bürgernähe und Umweltverträglichkeit besonders wichtig? 14 EW074_21