Friedrich-Schiller-Universität Jena Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaft Institut für Erziehungswissenschaft Seminar: „Professionalisierung und Ehrenamt“ Dozent: Tobias Kosellek, M.A. im WS 2009/2010 Protokoll zur Sitzung am 06.01.2010 vorgelegt von: Johanna Bühner, Matrikelnummer: 94865, 6. Fachsemester Studiengang: Erziehungswissenschaft/Psychologie/Soziologie (M.A.) Nachdem zu Beginn der Veranstaltung organisatorische Dinge bezüglich der nachfolgenden Sitzung geklärt wurden, wurde das Protokoll von vergangener Sitzung vorgelesen. Der Dozent stellte fest, dass wir jetzt an einem Punkt angekommen seien, an dem man die Ergebnisse einordnen könnte. Fest steht, dass man es mit einem bestimmten Bild von Gesellschaft zu tun hat und unterschiedliche Motivationen zu einem Ehrenamt führen können. Für die Soziale Arbeit ist interessant, wer sich nicht ehrenamtlich engagiert. So stellt sich die Frage, wie man diese Personen, die man als Ressource betrachten kann, zu einem Ehrenamt führen kann, um somit die Ressource für die Soziale Arbeit auch nutzen zu können. Diese Frage soll in den nachfolgenden Sitzungen des Seminars geklärt werden. Anschließend erfolgte die Fortsetzung des Referates zum Freiwilligensurvey. In einer kurzen Wiederholung wurden wichtige Aspekte angeführt, die im Bezug zum Ehrenamt zu beachten sind. Der demographische Wandel und die damit einhergehende Ost-West-Schere, durch die Bevölkerungswanderung, haben großen Einfluss auf das Ehrenamt. So wurde festgestellt, dass sich vor allem immer mehr Rentner und ältere Menschen für das Ehrenamt engagieren. Gleichzeitig kam dadurch die Frage nach der Motivation Älterer für das Ehrenamt auf. In der Gruppe wurde diskutiert, dass ältere Menschen ein größeres Interesse an Ehrenamt aufweisen, da sie eine gewisse Regelmäßigkeit und feste Struktur suchen. Ein größeres Pflichtbewusstsein von älteren Menschen könnte ebenfalls Einfluss auf die Motivation nehmen. Festgehalten wurde, dass es eine Differenz zwischen jüngeren und älteren Ehrenämtlern gibt, da jüngere diese Tätigkeit meist als freiwillig betrachten. Für ältere Menschen ist es wichtig soziale Kontakte durch das Ehrenamt knüpfen zu können. Somit ist die Motivation älterer Menschen zum ehrenamtlichen Engagement durch die Orientierung am 1 Gemeinwohl, beruflichen Interessen, pflegen von sozialen Kontakten, Überbrückung von „nur“ häuslichen Tätigkeiten, Eigenkompetenz zur Verfügung stellen, Akzeptanz durch die Gesellschaft, Suche nach Generativität, Wissensweitergabe an jüngere, dem Wunsch sich sinnvoll zu beschäftigen oder die Gesellschaft im kleinen mitgestalten zu können erklärbar. Ältere Menschen sprechen von einem „Amt“, sie betrachten dies als Aufgabe, die getan werden muss. Auch die Stabilität der Aufgaben ist den älteren Menschen wichtig. Vor allem durch das Ehrenamt wollen sich ältere Menschen ein stabiles soziales Netzwerk aufbauen. Im zweiten Teil des Referates ging es um Migranten/Migrantinnen sowie Frauen/Männer. Migranten machten in der Studie ca. 10% der Stichprobe aus. Migranten beteiligen sich bei Gemeinschaftsaktivitäten mit bis zu 61%, 23% der Migranten sind freiwillig engagiert. Betont wurde, dass in Deutschland geborene Migranten sich häufiger engagieren als nicht in Deutschland geborene. Der Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft hatte jedoch keinen Einfluss auf das Ehrenamt von Migranten. Schüler, Studenten oder Auszubildende Migranten engagierten sich am häufigsten. Festzuhalten ist, dass der Bildungsstand und der Grad des Engagements positiv miteinander korrelieren. Anschließend folgte eine kleine Ausführung zu den Frauen und Männern. 37% der Deutschen beteiligen sich am freiwilligen Engagement. Hingegen Männer mehr als Frauen. Es werden häufiger Männer in ein Amt für den Vorstand gewählt als Frauen. Auch hier ist von einer positiven Korrelation des Bildungsstandes mit der ehrenamtlichen Tätigkeit die Rede. Um die Rahmenbedingungen des Ehrenamtes verbessern zu können, wurde mehr Unterstützung durch den Arbeitgeber, sowie Forderungen an Organisationen und Einrichtungen angegeben. Auch Forderungen an den Staat und die Öffentlichkeit, zum Beispiel Anerkennung des Ehrenamtes durch Pressemitteilungen, wurden angeführt. Abschließend wurde über die kurze Zusammenfassung des Freiwilligensurveys diskutiert. Unter dem Gesichtpunkt, welche Aspekte relevant sind für die Soziale Arbeit. Es kam die Frage auf, was die Freiwilligen denn überhaupt ausüben und was alles nun zu einem freiwilligen Engagement dazu zähle. Hauptsächlich geht es dabei um die Gemeinwohlorientierung, sowie die Sozialraumorientierung. Weiterhin wurde erörtert, ob sich die Soziale Arbeit das Ehrenamt überhaupt zu Eigen machen könne oder anders ob die Ehrenämtler überhaupt für den Bereich der sozialen Arbeit tätig sind. So ist erkennbar, dass die Reichweite des Ehrenamtes sehr verschieden sein kann. Es geht im Ehrenamt immer um die Lebenswelt und diese ist auch relevant für die soziale Arbeit. 2 Kann man das Ehrenamt als eine Alternative für die Sozialarbeit bezeichnen, so eine weitere Frage der Seminargruppe. Wichtig ist, dass man Ehrenamt als eine ergänzende Maßnahme für die soziale Arbeit betrachtet, denn man kann das Potential des Ehrenamtes auch für die soziale Arbeit nutzen. Ehrenamt kann man als Ressource sehen, an der sich soziale Arbeit orientieren kann. Wenn man es jedoch als Ressource betrachtet, muss diese durch Professionelle ausgestaltet werden, um somit die Nutzbarkeit besser gestalten zu können. Weiterhin wurde erläutert, dass wenn Ehrenamt zu einer Maßnahme wird, geht damit einher auch der freiwillige Charakter verloren, somit wandelt es sich von einer intrinsischen Motivation hin zu einer extrinsischen Motivation. Es wurde herausgestellt, dass Soziale Arbeit Angebote für das Ehrenamt bereithalten kann, hierbei sei aber Transparenz notwendig, sowie eine Zentrale, die die freien Ehrenamtsstellen erfasst. Eine weitere Frage, wie sich die Personen, vor allem jüngere Menschen, nun zu einem Ehrenamt aktivieren lassen und ob diese Aktivierung eine Form von sozialer Arbeit ist, soll in den nachfolgenden Sitzungen näher erläutert werden. Auch die Frage nach der Professionalisierung der sozialen Arbeit soll im Verlaufe des Seminars noch behandelt werden. 3