„ÖKOSYSTEME“ Erstellt von: Matthias Rauh Sara Moltmann Holger Arntzen Grobgliederung 1. Teil (Holger Arntzen) Seite Definitionen und Begriffsbestimmungen 2 Klassifizierung von Ökosystemen 4 2. Teil (Sara Moltmann) Gleichgewicht im Ökosystem 7 Artenwechsel 8 Nahrungskette 9 Stoff- und Energiekreisläufe 11 Störungen im System 13 3. Teil (Matthias Rauh) Die Gaia-Hypothese 14 Eigenschaften von Systemen 15 Global-Brain-Hypothese 16 Quellennachweis 17 1 Teil 1 Ökologie abiotisch biotisch Biozönose Biotop Biom Ökosystem Klassen von Ökosystemen Definitionen: Ökologie: Ökologie ist der Teil der Biologie, der sich mit dem Haushalt der Natur, d.h. den Wechselbeziehungen der Organismen zu ihrer Umwelt befasst. (Oikos = Haus/Platz zum Leben, d.h. Studium der Organismen „zu Hause“) Als wissenschaftliches Untersuchungsgebiet verwendet Ökologie den hypothetisch-deduktiven Ansatz. Das heißt, sie benützt Beobachtungen und Experimente, um Hypothesen als Erklärungen für ökologische Phänomene zu überprüfen. Ökologie ist auch aufgrund Herausforderung: Ökologische ihrer interdisziplinären Natur eine Fragestellungen verschmelzen mit solchen anderer biologischer Gebiete, einschließlich der Genetik, Physiologie, und der Evolutions- und Verhaltensforschung. Andere Wissenschaften, wie Chemie, Physik, Geologie und Meteorologie sind mit der Ökologie eng verknüpft. Kurzfassung: Ökologie = Umweltbiologie abiotische Faktoren: Umwelteinflüsse wie Licht, Temperatur, Wasser oder Nährstoffe (Bodenstruktur, Durchlüftung, -Nährsalze, Spurenelemente, ph-Wert, Wasserfaktor, CO2 Faktor) 2 biotische Faktoren: alle Organismen in der Umgebung eines Individuums und (Veränderlichkeit des Erbgutes, Plastizität des Erscheinungsbildes der Individuen , Konkurrenzvermögen der Arten) Population: In der Ökologie umfasst der Begriff Population Gruppen von Individuen gleicher Organismenarten. Biozönose: (Lebensgemeinschaft) ist die räumliche und zeitliche Vergesellschaftung verschiedener Populationen, die durch unterschiedliche Eigenschaften wie Populationsdichte, Geschlechterverhältnis, Altersstruktur, Geburts- oder Sterberate geprägt sind. Die Biozönologie beschäftigt sich mit der Erforschung dieser Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten die sich aus den vielfältigen inter- und intraspezifischen Verknüpfungen ergibt. Es hat sich gezeigt dass eine solche Lebensgemeinschaft mehr ist als die Summe ihrer Mitgliedsarten. Biozönotische Grundprinzipien (nach Thienemann) je variabler die Lebensbedingungen, desto Lebensbedingungen vom artenreicher Optimum + dann entfernen wird die sich die Biozönose artenärmer, aber die Arten stärken in größerer Stückzahl auf. Die Begriffe Biozönose, Zönose, Biogeozönose, Gemeinschaft und Ökosystem werden in der Literatur oftmals gleichwertig gebraucht. Biotop : Der Biotop bedingt die abiotischen Umweltfaktoren einer Lebensgemeinschaft. (Klima + Lage + Boden = Standort) Biom: Der Begriff Ökosysteme, Biom bezieht sich auf die Lebensgemeinschaften und die für ausgedehnte geographische Regionen charakteristisch sind. Nadelwälder, Wüsten, der Regenwald, die Tundra und die größten Binome, die aquatischen (limnische/marine), sind Beispiele hierfür. Einstufungen der Biome erfolgen u.a. nach der Nettoprimärproduktion oder der erntbaren Biomasse pro Flächeneinheit. Innerhalb eines Binoms kann man jedoch ausgeprägte Fleckenbildung mit anderen Lebensgemeinschaften beobachten. 3 Das Ökosystem: Jede Einheit, die alle Organismen in einem gegebenen Gebiet umfasst und die mit der physikalischen und chemischen Umwelt im Austausch steht, Energieflüsse hat, also klar definierte Nahrungsketten, Vielfältigkeit der biologischen Beziehungen und Stoffkreisläufe schafft, ist ein ökologisches System oder auch Ökosystem. Solch ein Ökosystem ist die grundlegende Funktionseinheit in der Ökologie, es umschließt beides, die Organismen und die Umwelt. Jedes beeinflusst die Eigenarten des anderen und beide sind notwendig für die Erhaltung des Lebens auf der Erde. In gewissen Grenzen ist ein ÖS zur Selbstregulation (Homöostasie (homeo-gleich; stasis-stehend)) fähig. Da der Mensch diese Mechanismen schädigt, kommt der 4 Kybernetik (Kybernetes-Steuermann), der Wissenschaft von den Steuerungen, steigende Bedeutung zu. Die Ökosysteme können je nach Sichtweise eingestuft oder unterteilt werden. Zum Beispiel: Komponenten des Ökosystems aus trophischer Sichtweise (Nahrung) anorganische Substanzen organische Verbindungen klimatische Faktoren Produzenten Makrokonsumenten Mikrokonsumenten Funktionelle Unterteilung des Ökosystems 1. Energieflüsse 2. Nahrungsketten 3. Mannigfaltigkeitsmuster in Raum und Zeit 4. Nahrungszyklen 5. Entwicklung und Evolution 6. Kybernetik (Regelungsmechanismen) Auch die Unterscheidung als Biome ist üblich. Das größte und nahezu unabhängige Ökosystem von dem wir Menschen Kenntnis haben, bezeichnen wir als Biosphäre oder auch Ökosphäre. Sie ist die Summe aller Lebensgemeinschaften und Ökosysteme auf unserem Planeten, alle auf der Erde lebenden Organismen sind darin eingeschlossen. Diese stehen als Einheit in steter Wechselwirkung mit ihrer physikalischen Umwelt, im Fluss der Energie zwischen der Intensität der Sonneneinstrahlung und der niedrigen Temperatur im Weltraum halten sie ein „steady-state System“ aufrecht. (Die Aspekte der Energie und der Wechselbeziehungen werden im 2. und 3. Teil weiter erläutert.) 5 6 Teil 2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.3 2.5 2.6 Gleichgewicht im Ökosystem Artenwechsel Nahrungskette Stoff- und Energiekreisläufe Energiekreislauf Mineralstoffkreislauf Weitere Kreisläufe Störungen im System In Kürze 2.1 Gleichgewicht im Ökosystem Ökosysteme sind offene Systeme. Alle Glieder des Ökosystems sind in die stattfindenden Kreisläufe einbezogen. Biochemische Kreisläufe aus biotischen und abiotischen Komponenten (z.B. Nahrungsangebot, Nahrungsverbrauch) sind mit der Zeit ausgeglichen, so dass sich ein dynamisches Gleichgewicht (Flußgleichgewicht) einstellt. Änderungen können das Gleichgewicht empfindlich stören und, da Beziehungen bestehen, auch das Gleichgewicht benachbarter Ökosysteme beeinflussen. Ökosysteme sind in ihrem Aufbau und ihrer Funktion stabil, aber nicht starr. Kompensatorische Wechselwirkung verschiedener Arten finden statt, wenn eine Art verschwindet (z.B. durch Schädlingsbefall oder Verdrängung). Diese ökologische Nische wird dann von einer anderen Art besetzt. Die Lebewesen können ihre Umwelt beeinflussen (Bsp.: Wälder werden in Ackerland umgewandelt: Veränderung von Bodenstruktur und Wasserhaushalt, stärkere Sonneneinstrahlung, Austrocknung, Niederschlag fließt schneller ab, Auswaschung, schlechte Durchlüftung des Bodens.) Der Arten- und Individuenreichtum eines Lebensraumes hängt von der Vielgestaltigkeit eines Lebensraumes und der Produktivität einer Lebensgemeinschaft (also der Produktivität der photosynthetischen Pflanzen, Produzenten) ab. Biomasseproduktionswerte stellen charakteristische, konstante Größen dar, die zur Einteilung in Systeme mit geringer, mittlerer und hoher Produktivität genutzt werden können. (z.B. Wüste: 0-200 g/m2 jährlich, intensiv bewirtschaftetes Ackerland in den Tropen: > 7000 g/m2 jährlich) 7 2.2 Artenwechsel Durch die Veränderung von Standortfaktoren kommt es in einem Ökosystem zu einer zeitlichen Aufeinanderfolge verschiedener (Pflanzen-)Gesellschaften. Dies ist ein natürlicher Vorgang (autogene Sukzession), kann aber auch durch äußere Einwirkungen hervorgerufen oder verändert werden (allogene Sukzession). 1. Pioniergesellschaften (niedrige Vegetation, die ersten Pflanzen, die sich z.B. auf frisch aufgeschütteter Erde ansiedeln.) nicht sehr artenreich Die Pflanzen sind sehr genügsam. Sie sind lichtbedürftig, haben aber geringe Nährstoffansprüche. Das System ist empfindlich, da eine geringe Vielfalt besteht. (Wie z.B. auch Monokultur aus diesem Grund besonders störungsanfällig sind.) Photosyntheseleistung > Atmung: Überschuss an Biomasse z.B. zuerst Klatschmohn, Kamille, später siedeln sich auch z.B. Löwenzahn, Holunder und Birke an, die die Pioniergesellschaft verdrängen. 2. Klimaxgesellschaften, Schlussgesellschaften (Wälder) artenreich Das System bleibt für lange Zeit kaum verändert erhalten. Photosyntheseleistung = Atmung: Das System ist im Gleichgewicht. Puffermechanismen werden entwickelt (Bsp.: Wald: geringere Temperaturschwankungen als auf den Wiesen, guter Wasserspeicher). 3. Sub-Klimaxgesellschaften Das Erreichen des Endstadiums wird in regelmäßigen Abständen verhindert (z.B. durch Umwelteinflüsse wie Überflutungen, Trockenheiten, ...). Dies führt zu einer regelmäßigen Verjüngung der Lebensgemeinschaft. Es werden keine Puffermechanismen entwickelt. Sonstige Merkmale sind denen der Pioniergesellschaft ähnlich. Parallel zu den Pflanzengesellschaften siedeln sich auch Tiere in den jeweiligen Lebensräumen an. Anfangs die Artenvielfalt jedoch ebenfalls gering und speziell an den nährstoffarmen Lebensraum angepasst. Später können mehr ökologische Nischen besetzt werden und die Artenvielfalt steig. 8 2.3 Nahrungskette Zwischen den Pflanzen und Tieren bilden sich Nahrungsketten (oft auch verknüpft zu Nahrungsnetzen). Dies bestehen aus voneinander abhängigen Organismen (der Biozonöse), die sich in drei Gruppen einteilen lassen: Produzenten: Photosyntetische (autotrophe) Pflanzen, die Sonnenenergie binden können. Von ihnen hängt die Energieversorgung der Ökosysteme ab. Konsumenten: Mittelglied(er) der Kette; Pflanzenfresser (Konsumenten 1. Ordnung, die sich von den Produzenten ernähren) und Fleischfresser (Konsumenten 2. Ordnung, die sich von Konsumenten 1. Ordnung ernähren). Destruenten, Reduzenten: Bakterien und Pilze, die dafür sorgen, dass die Mineralstoffe nach dem Tod eines Lebewesens wieder im Boden gelöst werden und dass die gebundene Energie die Nahrungskette verläßt. Sonnenenergie wird durch Photosynthese gebunden Produzenten Nahrung Konsumenten 1. Ordnung Nahrung Konsumenten 2. Ordnung Nahrung Destruenten 9 Es gibt keine geradlinig verlaufenden Nahrungsketten. Die wenigsten Konsumenten lassen sich in genau eine Kategorie (z.B. nur Pflanzen- oder nur Fleischfresser) einordnen. Allesfresser können in Nahrungsknappen Zeiten ihre Stellung in der Nahrungskette verschieben. Aufgrund des Energieverlusts in der Nahrungskette entsteht eine Nahrungspyramide: Die Gruppe der Produzenten ist recht groß, die Endpopulation der Konsumenten vergleichsweise klein. Die Anwendung von Pestiziden kann eine Nahrungskette unterbrechen und so zu einer sehr starken Vermehrung einzelner Glieder führen. Durch verschiedene Stufen in der Nahrungskette reichern sich auch Umweltgifte (z.B. Schwermetalle, radioaktive Stoffe oder chlorierte Kohlenwasserstoffe) an, deren Konzentration im Laufe der Zeit immer weiter zunimmt (Bioakkumulation). Dies kann vor allem für die Arten am Ende der Nahrungskette (wie z.B. der Mensch) unangenehme Folgen haben. 10 2.4 Stoff- und Energiekreisläufe Sonnenenergie wird durch Photosynthese gebunden Produzenten Mineralstoffe Nahrung Konsumenten 1. Ordnung Energieverluste Nahrung Wärmestrahlung Konsumenten 2. Ordnung Nahrung Energie wird wieder aus der Nahrungskette gelöst Destruenten Energie Fossile Brennstoffe Mineralstoffe 11 2.4.1 Energiekreislauf Energie wird direkt über Photosynthese gebunden, indem in Form von Zucker und Särke Kohlenstoffketten gebildet werden. Sie wird auch indirekt über die Nahrungskette weitergegeben oder als Wärmestrahlung aufgenommen. Die Energie verläßt den Kreislauf als Wärme Schritt für Schritt, so dass es nicht zu einer energetischen Überladung des Systems kommt. (Pro Stufe beträgt dieser Verlust ca. 90%) Verluste entstehen durch Bewegungsvorgänge, Aufrechterhaltung der Körpertemperatur und andere Lebensvorgänge. Aufgrund dessen können in der Nahrungskette maximal ca. fünf Stufen hintereinander geschaltet sein. (Pyramiden-artiger Aufbau) Außerdem wird die Energie von den Desturenten durch aufspalten der langkettigen Kohlenstoffe wieder aus der Nahrungskette gelöst. Vollzieht sich keine vollständige Zersetzung, entstehen durch abiotische Umwandlungsprozesse energiereiche Stoffe wie Torf, Kohle, Erdöl und Erdgas. 2.4.2 Mineralstoffkreislauf Minearlstoffe sind die Baustoffe der Organismen. Sie sind im Boden gelöst, dort aber meist nur bis zu einer Tiefe von einigen Zentimetern nutzbar. Ökosysteme müssen so angelegt sein, dass diese Minearalstoffe nach dem Tod der Organismen wieder für die nachfolgenden Generationen verfügbar gemacht werden. Auch dies ist die Aufgabe der Destruenten. Es kann zu Substanzverlusten kommen, wenn Mineralien durch Auswaschung in tiefere Bodenschichten gelangen. Substanzgewinn entsteht durch Gesteinsverwitterung, durch angewehten Staub oder im Regenwasser gelöste Stoffe. 2.4.3 Weitere Kreisläufe Kohlenstoffkreislauf: Er beruht fast ausschließlich auf den PhotosyntheseKreisläufen von Planzen und Algen (Kohlenstoffspeicher: Ozeane, langlebige Pflanzen, Atmosphäre, Lager von Kalk, Dolomit und anderen Carbonaten, Lagerstätten fossiler Brennstoffe). Sauerstoffkreislauf: Er ist eng an den Kohlenstoffkreislauf gekoppelt, da bei Photosynthese in gleichem Maße Sauerstoff aus Wasser entsteht, wie Kohlenstoff gebunden wird. (Sauerstoffspeicher > Kohlenstoffspeicher: Ozeane, Atmosphäre, in Silikaten und Metalloxiden) Stickstoffkreislauf, Phosphorkreislauf, Schwefelkreislauf 12 2.5 Störungen im System: Ursachen - menschliches Einwirken (Belastung von Luft, Wasser, Boden, Rodungen etc.) - natürliche Umwelteinflüsse (Klima, Überflutungen...) Auswirkungen - Bioakkumulation (Anreicherung von Umweltgiften) - Artenwechsel (allogene Sukzession, regressive Sukzession: Aufeinanderfolge von Pflanzengesellschaften, die von einer bereits bestehenden Klimaxgesellschaft wegführt.) - länger anhaltende Ungleichgewichte - durch weitreichende Vernetzungen Rückwirkungen auch auf andere Ökosysteme 2.6 In Kürze Ein Ökosystem ist ein stabiles, aber nicht starres System. Es findet im Laufe der Zeit ein natürlicher Artenwechsel statt. Das Ökosystem besteht aus Kreisläufen. Je ausgeglichener das System, desto weniger anfällig ist es für Störungen. Um Störungen auszugleichen braucht das System Zeit. 13 Teil 3 Eine mögliche Erklärung von Ökosystemen 3.1 Gaia Hypothese 3.2 Eigenschaften von Systemen 3.3 Global Brain Theorie 3.1 Gaia Hypothese Die Gaia Hypothese wurde 1972 von dem Klimatologen und Kybernetiker James Lovelock und der Mikrobiologin Lynn Margulis aufgestellt. Der Name Gaia kommt aus der griechischen Mythologie. Sie ist die Erdgöttin, deshalb hat man auch diesen Namen gewählt, da man mit der Gaia Hypothese das Ökosystem Erde zu beschreiben versucht. Wichtig: Es handelt sich um eine Hypothese, ist damit letztendlich unbewiesen. Was sagt die Gaia Hypothese aus? Nach der Gaia Hypothese verhält sich die Erde (Gaia) wie ein lebendiges Wesen, das sich selbst steuert. ”Die wichtigste Eigenschaft von Gaia stellt ihr Bestreben dar, die Bedingungen für das irdische Leben zu optimieren.” Lovelock und Margulis Das bedeutet, dass die Erde, wie unser eigener Körper, bestrebt ist, den idealen Zustand für Leben zu erreichen oder zu erhalten. So wie wir unsere Körpertemperatur und unsere Atmung steuern, steuert Gaia die Bedingungen auf der Erde so, dass Leben ermöglicht wird und erhalten bleibt. Warum ist das so wichtig? Thermodynamisch gesehen ist die Erde sehr instabil. Würde sich die Erde in einem thermodynamisch stabilen Zustand befinden, würde es auf der Erde kein Leben geben, da die Atmosphäre fast nur aus Kohlendioxid bestehen würde. 14 Außerdem haben sich die Bedingungen auf der Erde auch in sehr großen Zeiträumen (Größenordnung: 100 Millionen Jahre) in einem Bereich gehalten, der Leben ermöglicht, obwohl die Sonnenaktivität seit dem Beginn des Lebens um 25% gestiegen ist, was zu einer Temperaturerhöhung hätte führen müssen. Dennoch gibt es lebensfreundliche Bedingungen auf der Erde die durch Gaia geregelt werden. Wie erhält Gaia lebensfreundliche Bedingungen auf der Erde? Das Ökosystem Erde stellt ein komplexes System dar, das die Eigenschaft hat, gerade diese Bedingungen zu schaffen. 3.2 Eigenschaften von Systemen Ein komplexes System wie unsere Erde hat als ganzes betrachtet andere Eigenschaften als die Summe ihrer Teile. Die herausragende Eigenschaft ist die Aufrechterhaltung lebensfreundlicher Bedingungen. Dieser Effekt ist bei vielen anderen Systemen zu beobachten, so z.B. bei einem Ameisenhaufen. Dieser wird erst durch das Zusammenspiel vieler Ameisen zu dem was er ist, zu einem Superorganismus, bzw. zu einem einzigen Organismus. Durch die Vernetzung der Ameisen untereinander hat der Ameisenstaat Eigenschaften, die sich durch die einzelnen Ameisen nicht erklären lassen. Alle komplexen Systeme haben ein paar Merkmale gemeinsam: - das System ist mehr als die Summe seiner Teile (s.o.) - die neue Systemeigenschaft läßt sich oftmals nicht vorhersagen - das System ist chaotisch und damit nur begrenzt vorhersehbar - das System ist oftmals nicht berechenbar (z.B. Klima) - es gibt keinen klaren Ursache-Wirkungszusammenhang - Systeme sind in gewissen (oftmals sehr großen) Rahmen fähig, Störungen reversibel zu verarbeiten. Da die Erde ein hoch komplexes System darstellt, besitzt sie als solches die oben genannten Eigenschaften. 15 Die neue Systemeigenschaft die durch das Zusammenspiel der Einzelelemente auftritt ist der ”Wille” zum Überleben, bzw. zum Schaffen von lebensfreundlichen Bedingungen auf der Erde, also Gaia. Der Mensch ist bisher die einzige biotische Komponente in diesem System, die so handelt, als ob sie diese Systemeigenschaft zerstören möchte und damit das Leben auf der Erde vernichten möchte. 3.2 Global Brain Theorie von Kurt Russel Der Tiefenökologe Kurt Russel erweitert die Gaia Hypothese noch um einen weiteren Schritt. Er betrachtet zuerst die elementaren Bausteine unserer Welt, die Atome. 10 Milliarden Atome, wenn man sie einzeln betrachtet sind nicht sonderlich spannend. Bei 10 Milliarden Atome einer Zelle treten die oben genannten Systemmerkmale aber auf. Die neue Eigenschaft dieses Systems Zelle, das aus 10 Milliarden Atomen besteht, nennt sich Leben. 10 Milliarden Zellen zusammen genommen können ein menschliches Gehiren bilden. Hier entsteht auch wieder eine neue Systemeigenschaft: Intelligenz. Kurt Russel hat sich nun gefragt was passiert, wenn 10 Milliarden Gehirne (eine Größenordnung, die wir erreicht haben) zusammenarbeiten und ein neues System mit einer neuen Systemeigenschaft bilden. Er behauptet, dass 10 Milliarden menschliche Gehirne, wenn sie eng genug zusammenarbeiten, ein neues Gehirn bilden können, das Global Brain. Dieses Global Brain wird das Gehirn der gesamten Erde sein und als solches auch Bewußtsein und Intelligenz erlangen. Das ist von Kurt Russel nicht bildlich gemeint, er meint das sehr real. 16 Quellennachweis: Lutz Hafner/Eckard Philipp Ökologie I 1978 Brockhaus Lebensraum Erde 2000 Brockhaus Enzyklopädie 2001 Eugene P. Odum Grundlagen der Ökologie 1983 Eugene P. Odum Prinzipien der Ökologie 1991 M.E. Begon/Harper/Townsend Ökologie 1996 Neill A. Campbell Biologie 2000 dtv-Atlas zur Biologie Biologie 1977 Weiterführende Literatur zum Thema Systeme: Douglas R. Hofstadter Gödel, Escher, Bach ein Endloses Geflochtenes Band DTV 1991 17