THESE I: LANDWIRTSCHAFT

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Projekt ÖR7
Landschaftsleitbild
Dreiländerregion
Böhmerwald
http://www.pph.univie.ac.at
THESEN
LEITSÄTZE FÜR EINE
NACHHALTIGE, REGIONALE
ENTWICKLUNG
ZIEL
DIE ERHALTUNG UND SICHERUNG DER
ÖKOLOGISCHEN VIELFALT UND QUALITÄT
DER REGION
______________________________________________________________________________________
Mag. Rainer VIERLINGER
Johannes PETERSEIL
DI Harald KUTZENBERGER
Universität Wien, Institut für Pflanzenphysiologie
Abteilung für Vegetationsökologie und Naturschutzforschung
Althanstraße 14; A-1091 Wien
Tel.: 01-31336/1408; Fax: -/776;
e-mail: [email protected]
LANDSCHAFTSLEITBILD DREILÄNDERREGION BÖHMERWALD
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THESE I: LANDWIRTSCHAFT
Die Tragfähigkeit (Nachhaltigkeit) der regionalen Entwicklung wird in hohem Maße davon
abhängen, inwieweit es gelingt, die bäuerlich strukturierte, gemischte Landwirtschaft,
insbesondere in Form von biologisch bewirtschafteten Betrieben, auch entgegen vorherrschender agrarpolitischer Trends lebensfähig zu erhalten.
Im Mühlviertel hat sich, anders als im restlichen Oberösterreich und den bayerischen bzw.
tschechischen Teilen der Region Böhmerwald, über weite Bereiche die traditionelle Mischnutzung,
meist durch vergleichsweise kleine Wirtschaftseinheiten, erhalten. Auch die Anzahl der biologisch
wirtschaftenden Höfe liegt europaweit im Spitzenfeld. Damit verfügt die Region über ein bedeutendes Nachhaltigkeitspotential auf mehreren, vielfach vernetzten Ebenen:
 hohe Strukturdichte und Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft; gestaffelter Intensivierungsgrad
und Nutzungsmix schaffen Lebensräume für eine Vielzahl von Organismen und damit hohe
Biodiversität; Grenzertragsflächen (meist ökologisch wertvoll) verbleiben in extensiver Nutzung;
 hohe landschaftsästhetische Wertigkeit (Lebensqualität, Tourismus,…)
 geringere Gefahr von Bodenerosion; sanfter und billiger Hochwasserschutz durch hohe natürliche Wasserhaltekapazitäten (Bachauen, Feuchtwiesen, Feldgehölze); geschlossene Stoffkreisläufe durch flächengebundene Wirtschaftsformen (z.B. betriebsinterne Nutzung von Gülle
und Stroh); geringere (Grundwasser)-Belastung durch Dünge- und Pflanzenschutzmittel;
 optimale Voraussetzungen für intakte Nahversorgung mit qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln; dadurch: erhöhte Wertschöpfung in der Region (Direktvermarktung, Produktveredelung); regionale Markenprodukte schaffen regionale Identität (regionaltypische Gastronomie),
kurze Transportwege (geringeres Verkehrs- und Energieaufkommen, Tiertransportproblematik);
 gute Ausgangsbedingungen für nachhaltige und „authentische“ Tourismusformen: Urlaub am
Bauernhof (bäuerliche Existenzsicherung); Natur- & Gesundheitstourismus; „gewachsene“
KulturLandschaft als Tourismusthema; (siehe auch „Tourismusthese“);
 …???
Diese (und weitere) Chancen und Potentiale sind weitgehend bekannt; die agrarpolitischen
Entwicklungen (EU-„Agenda 2000“, GATT, Weltmarktpreise und -produktionsbedingungen, Gentechnik, Verlust von Rassen- & Sortenvielfalt,…) schaffen jedoch andere Realitäten:
 Großer Spezialisierungs- & Rationalisierungsdruck; Intensivierungs- & Entmischungstendenzen;
trotzdem werden mühlviertler Bauern immer vergleichsweise erschwerte Produktionsbedingungen haben.
 Im Mühlviertel ist derzeit in mehr als 50% aller Fälle die Hofnachfolge ungewiß. Ohne
„flankierende“ Maßnahmen ist die Zukunft des Nachhaltigkeitspotentials bäuerlich strukturierte
Mischlandwirtschaft absolut in Frage gestellt.
 Was kann von wem auf regionaler Ebene getan werden, um – als Alternative zu offensichtlich nicht nachhaltigen Trends – die bestehenden Strukturen ökonomisch & sozial
lebensfähig zu erhalten (keine Museumslandschaften!)?
 Wie lassen sich die (vermeintlichen) strukturellen Nachteile als mittelfristige Vorteile
erkennbar machen? Welchen komplexeren Bewertungsansätze (z.B.: volkswirtschaftliche Gesamtrechung statt „Bruttoregionalprodukt“) können dazu einen Beitrag leisten?
 Welche direkten / indirekten Unterstützungsmöglichkeiten sehen Sie dabei in Ihrem
Fachbereich?
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THESE II: WALD- UND FORSTWIRTSCHAFT
Geschlossene Wälder und waldgeprägte Kulturlandschaften tragen maßgeblich zur hohen
ökologischen Wertigkeit der Region bei. Für eine nachhaltige Sicherung dieses Potentials
ist es notwendig, die vier gesetzlich verankerten Funktionen des Waldes (Nutz-, Schutz-,
Wohlfahrts- und Erholungsfunktion) um die Funktion: Träger biologisch-ökologischer
Qualitäten zu erweitern und diese durch waldtypenbezogene Bewirtschaftungsformen zu
optimieren.
Im Zentrum der Dreiländerregion Böhmerwald liegt das größte geschlossene und weitgehend
unzerschnittene Waldgebiet Mitteleuropas (außerhalb der Alpen): über 1000 km2 naturnahe, und
nationalparkwürdinge Waldlandschaften mit herausragenden Artenvorkommen (Luchs, Elch,
Wolf(?),…) als „ökologisches Gütesiegel“. Aber auch die intensiver menschlich beeinflußten
Kulturlandschaften der Region sind vergleichsweise stark waldgeprägt. Die ökologische Qualität
dieser meist kleinflächig mit der Agrarlandschaft verzahnten Wälder, Forste und Gehölze ist sehr
unterschiedlich und reicht von uralten, auch kulturhistorisch wertvollen Feldgehölzen („Bühel“,
Birkenberge) über artenreiche Schlucht- & Bachtalwälder bis zu monotonen „Fichtenäckern“ auf
ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen.
In diesem naturräumlich-landschaftsökologisch vielgestaltigen „Lebensraum Wald“ treffen zahlreiche, Nutzungsinteressen und Werthaltungen in unterschiedlicher Gewichtung aufeinander:
Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Jagd, Tourismus (inkl. Erholung, Freizeit, Sport), Natur- & Umweltschutz, Artenschutzschutz, Ökologie, Landschaftsästhetik, Kulturgeschichte, Tradition, Identität
(unsere bayerischen Nachbarn nennen sich selber „Wäldler“),.…
Konflikte & Probleme im geschlossenen Wald (Kernbereich):
 Borkenkäferkalamitäten & umweltbedingte Waldschäden (Ozon!) in den Hochlagen;
 Zerschneidung geschlossener und naturnaher Lebensräume durch höherrangige Straßen;
 Verbißproblematik: Jagd vs. Forstwirtschaft vs. Naturschutz;
 Tourismus in ökologisch sensiblen Waldbereichen (Schipisten, Kunstschnee, Moutain-biking;…
Besucherlenkung?);
Konflikte & Probleme in waldreichen Kulturlandschaften:
 Vielfach völlig naturferne, monotone Fichtenbestände: Ökologie vs. Land- & Forstwirtschaft;
 Aufforstung ökologisch besonders wertvoller („Fichtendruck“ auf die Kulturlandschaft);
 Soziale und wirtschaftliche Probleme durch „Großsäuger-Wanderungen“ in der Kulturlandschaft (Angst, Schafrisse,…);
„…am Wald scheiden sich die Geister….“
 Können Sie weitere Konflikte beschreiben?
 Welche Kommunikations- und Kooperationsformen sind notwendig, um einen ökonomisch, ökologisch und sozial tragfähigen Ausgleich der vielen (Nutzungs-)Interessen zu
erreichen? Was kann Ihr Fachbereich dazu beitragen?
 Sollte es Ihrer Meinung nach Bereiche geben, in denen eine der genannten Waldfunktionen bzw. Nutzungsinteressen absolut vorangig zu bewerten ist? Wenn ja, wie können
solche Bereiche räumlich und inhaltlich abgegrenzt werden?
 Welche Konfliktpotentiale sehen Sie in der Rückkehr von Großsäugetieren (Luchs, Elch,
Wolf) in den Böhmerwald? Wie können diese Konflikte „entschärft“ werden.
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THESE III: TOURISMUS
Die Tragfähigkeit (Nachhaltigkeit) der regionalen Entwicklung wird in hohem Maße davon
abhängen, inwieweit es gelingt, das touristische Angebot in Einklang mit dem Natur- und
Landschaftshaushalt und in sozial verträglicher Form zu gestalten.
Freizeit- und Tourismuswirtschaft geht vielerorts extrem Wege, die Gebote der Naturverträglichkeit
genauso außer Acht lassen, wie Fragen der Sozialverträglichkeit: hoher Landschafts- und Energieverbrauch; harte Infrastrukturmaßnahmen; Auflösung gewachsener Gemeindestrukturen (z.B:
Sölden: Verhältnis Einwohner zu Saisonbeschäftigten zu Touristen im Winter = 1 zu 10 zu 100)
u.a.m.. Zudem sind diese Tourismusformen aufgrund extremer Investitionskosten und Anfälligkeit
für schnelllebige „Moden“ meist mit hohen finanziellen Risiken verbunden.
Wenn die Dreiländerregion Böhmerwald ernsthaft eine nachhaltige Entwicklung anstrebt und das
Image einer ökologisch-landschaftlich „besonderen“ Region glaubhaft vermarkten will, kommen nur
alternative Leitprinzipien für Tourismus- & Freizeitprojekte in Frage:
 Qualität vor Quantität (Bettenzahlen, Aktivitäten, touristische Infrastruktur,…); mittelfristige Optimierung statt kurzfristiger Maximierung;
 konsequente Prioritätssetzung (Natur- und Landschaftsverträglichkeit) auf ökologisch sensiblen,
Flächen und Landschaftstypen mit hohem Entwicklungsalter; strenge Umweltverträglichkeitsprüfungen bei Projekten mit großem Landschaftsverbrauch;
 regionsweite und länderübergreifende Koordination zur Schaffung eines regionales „Profiles“
(Marketing) und zur Verhinderung von Parallelinvestitionen;
 Authentizität und Unverwechselbarkeit des Angebots; Thementourismus: „gewachsene“ KulturLandschaft, „NatUrlaub“ (Nationalparks,…), Gesundheitstourismus;
 möglichst umweltverträgliche Transport- und Verkehrskonzepte für An- & Abreise und die
innere Erschließung der Tourismuslokalitäten;
 Entwickeln von Synergien mit „Landschaftsproduzent“ Landwirtschaft (Urlaub am Bauernhof,
Bioprodukte für die Gastronomie…) traditionellem heimischen Gewerbe (Textil, Holz, Granit,
Glas) und Kunsthandwerk;
 …???
Aufgrund vielfältiger naturräumlich-landschaftlicher und kulturell-kulturhistorischer Qualitäten ist für
die skizzierten Formen von Tourismus ein hohes Entwicklungspotential vorhanden, das wesentliche Impulse für die gesamte Regionalentwicklung ermöglicht. Landschaft und Kultur sind das
eigentliche, „besondere Kapital“ der Tourismusregion Böhmerwald.
 Wie wird sich der Markt für einen natur- und sozialverträglichen, „sanften“ Tourismus
Ihrer Meinung nach entwickeln?
 Was muß im Mühlviertel (gemeinsam mit Bayern & Südböhmen) geschehen, damit sich
die Region auf diesem Markt behaupten kann?
 Wie sind die regionalen Stärken am besten „transportierbar“ und wo besteht Nachholbedarf?
 Welche Handlungsmöglichkeiten sehen Sie dabei in Ihrem Fachbereich?
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THESE IV: MOBILITÄT & VERKEHR
Für die Tragfähigkeit (Nachhaltigkeit) der regionalen Entwicklung ist es wesentlich, umwelt& ressourcenschonende, allen Bevölkerungsschichten zugängliche Mobilitätsformen ausbzw. aufzubauen und durch „bedürfnisorientierte“ Vernetzung den Anteil von PKW und
LKW am Verkehrsaufkommen zu reduzieren. Dazu sind Ansätze auf verkehrspolitischinfrastruktureller und bewußtseinsbildend-organisatorischer Ebene notwendig.
Um eine verbesserte Anbindung der Region an den oberösterreichischen Zentralraum –
insbesondere für den starker Berufspendelverkehr – zu erreichen, wurde in den letzten Jahren ein
sehr hoher Anteil des gesamten regionalen Investitionsvolumens für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur verwendet; nahezu ausschließlich im Straßenbau.
Es ist zu befürchten, daß die vom (einseitig forcierten) Ausbau des Straßennetzes erwarteten
Impulse für die Regionalentwicklung überschätzt, bzw. durch negative „Begleiterscheinungen“
überlagert werden:
 die landschaftsökologischen, naturschutzfachlichen und umweltrelevanten Probleme sind evident: Flächenverbrauch, Landschaftszerschneidung, Biotopzerstörung, Beeinträchtigung der
Landschaftsästhetik, Gesundheitsbelastungen, Verbrauch fossiler Energie,…
 Rentabilität und Attraktivität des öffentlichen Verkehrs sinken weiter; (Negativspirale: sinkendes
Angebot - sinkende Nachfrage);
 die Kosten für die Straßeninfrastruktur tragen alle, den Nutzen haben aber nur „lebenskräftige“
Bevölkerungsschichten; Alte, Behinderte, Jugendliche, u.a. werden in ihren Mobilitätsbedürfnissen eingeschränkt bzw. abhängig;
 durch verkürzte Wegzeiten und damit höheren Aktionsradius verliert die Region verstärkt an
Wertschöpfung (z.B.: Einkaufsverhalten);
 …???
Trotz der hohen Investitionen der letzten Jahre ist die Region noch immer vergleichsweise schlecht
angebunden und „langsam“; - sie wird es aufgrund ihrer peripheren Lage auch in Zukunft bleiben
(müssen).
Die derzeitige Verkehrs- & Mobilitätsstituation im Mühlviertel ist vergleichsweise sehr wenig nachhaltig. (Wien z.B. hat einen Auto-Anteil an allen Wegen von 37%; der Bezirk Rohrbach einen von
63%). Sie wird aber mehrheitlich als unumgänglich betrachtet: Wirtschaftliche Entwicklung und
Wohlstand setzen ein funktionierendes und konkurrenzfähiges Verkehrswesen voraus.
Eine Verdichtung des öffentlichen Verkehrsnetzes ist jedoch – wenn überhaupt – auch mittelfristig
nur in beschränktem Umfang realistisch und daher als alleiniger Handlungsansatz zuwenig. Es gilt
darüber hinaus, das Potential für kreative und individuelle Verbundlösungen auf regionaler und
lokaler Ebene auszuloten.
 Welche Initiativen sind auf verkehrspolitisch-infrastruktureller Ebene („angebotsseitig“)
notwendig, um die Mobilitätsbedürfnisse in der Region auf möglichst umwelt- & und
sozialverträgliche Weise zu befriedigen?
 Was kann von wem auf organisatorisch-kommunikativer und bewußtseinsbildender
Ebene („nachfrageseitig“) getan werden, um beim Mobilitätsverhalten der Bevölkerung
Nachhaltigkeitsinpulse zu setzen?
 Welche positiven Beispiele sind Ihnen aus dem Mühlviertel / von Regionen in ähnlicher
Situation bekannt?
 Welche Handlungsmöglichkeiten sehen Sie in Ihrem Fachbereich?
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THESE V: WIRTSCHAFT
Wirtschaftliche Stärke ist ein wesentlicher Motor für das gesamte Entwicklungsgeschehen
einer Region. Eine langfristige Tragfähigkeit (Nachhaltigkeit) der Entwicklung ist allerdings
nur durch wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen erreichbar, welche die ökologische
und soziale Verträglichkeit der ökonomischen Aktivitäten gewährleisten und auf eine
Optimierung der Lebensqualität der gesamten Region ausgerichtet sind.
1. Das freie Spiel marktwirtschaftlicher Kräfte nimmt per se in den seltensten Fällen Rücksicht auf
ökologische und soziale Verträglichkeit.
2. Weite Teile des Mühlviertels sind aufgrund ihrer geographisch und über Jahrzehnte hinweg
auch geopolitisch ungünstigen Lage vergleichsweise wirtschaftsschwach (regionale Bruttowertschöpfung, Zahl der nichtlanwirtschaftlichen Arbeitsplätze, Lohnniveau etc.). Einer dynamischen ökonomischen Weiterentwicklung wird daher in der Regionalpolitik sehr hoher Stellenwert
eingeräumt; – man spricht von der Notwendigkeit einer „Aufholjagd“.
3. Bei Befragungen (auch bei Interviews im Rahmen des Projektes) bekennen sich die Bewohner
der Region Mühlviertel – im Prinzip – mehrheitlich zu einem ökologisch und sozial verträglichen
(nachhaltigen) Weg der Regionalentwicklung; – man spricht von einer ökologischen Modellregion.
Wünschen wir uns also die „Quadratur des Kreises“?
Das Gelingen einer Synthese beider Zielvorgaben wird entscheidend von geeigneten Rahmenbedingungen zur Sicherstellung sozialer und ökologischer Standards abhängen. Die Notwendigkeit
solcher Leit- & Lenkungsvorgaben steht in unserer Gesellschaft prinzipiell außer Frage. Über
Umfang, Art und Prioriäten der politischen Steuerungseingriffe existieren jedoch unterschiedliche
Auffassungen.
Einige Gegebenheiten machen den „Wirtschaftsstandort Mühlviertel“ auch durchaus attraktiv:
 hohe Lebensqualität als Motivation zur Ansiedlung von High-Tech-Betrieben;
 guter Ausbildungsstandard und hohe Arbeitsmotivation bei heimischen Arbeitskräften;
 geringe Betriebsansiedlungskosten (Grundstücke, Erschließung,…)
 hohe „regionale Qualifikation“ in mehreren Branchen (Holz, Granit, Textil, Glas, Lebensmittel,
u.a.?) als gute Ausgangssituation für Innovationen (regionale trademarks, Landschaftsbezug);
 …???
 Welche Rahmenbedingungen können die soziale und ökologische Verträglichkeit der
regionalen Wirtschaftsaktivitäten gewährleisten und welche praxistauglichen Prüfkriterien lassen sich dazu formulieren?
 Welche Brachen eignen sich gut für eine nachhaltig orientierte Wirtschaftsentwicklung
unter „mühlviertler Voraussetzungen“ und welche Impulse kann die Region für sie
geben?
 Was sind weitere Stärken und Potentiale der regionalen Wirtschaft und wie lassen sie
sich im Sinne der genannten Zielvorgaben umsetzen bzw. weiterentwickeln?
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THESE VI: ENERGIEVERSORGUNG
Mit der Forcierung von Energieerzeugung aus Biomasse und Energiesparinvestitionen kann
das Mühlviertel einen überregional bedeutenden Beitrag für eine nachhaltige Energieversorgung leisten und dabei Wirtschaftsimpulse in der Region setzen.
Klimaverträglichkeit (Treibhauseffekt!), geringe Emissionsbelastungen und Ressourcenschonung
sind bekannte, auch überregional gültige Argumente für erneuerbare Energieträger wie Biogas,
Biodiesel (Rapsmethylester), Kraft-Wärme-Kopplung mit Biomasse, Solartechnologien und eine
Minimierung des Gesamtenergieverbrauches. Darüberhinaus haben entsprechende dezentrale
Energie(-spar-)Initiativen eine Reihe von ökologischen und ökonomischen Vorteilen für die Region
und bieten nachhaltige Entwicklungschancen:
 geringere Landschaftsbelastung (Flächenverbrauch, Zerschneidung, Ästhetik) durch dezentralen Einheiten mit kurzen Leitungsnetzen;
 großes Potential für Kraft-Wärme-Kopplungen durch minimierte Übertragungsverluste (beste
Wirkungsgrade);
 zusätzliche Einkommensquellen für Land- & Forstwirtschaft (Energiewald, Biogas, Biodiesel,
Hackschnitzelerzeugung,…); Wertschöpfung bleibt in der Region; Beitrag zur Erhaltung flächendeckender Landbewirtschaftung;
 Entwicklung innovativer Energietechnologien und Energiesparprogramme (von Wärmedämmung bis Photovoltaik) als wirtschaftliche Impulse für die Region; Investitionsanreiz für
hochqualifizierte Betriebe; Schaffung dezentraler Arbeitsplätze;
 dezentrale (Gemeinschafts-)Projekte haben auch eine soziale, „gemeinschaftsstützende“
Komponente (direkter Bezug) und animieren zu sparsamer Energieverwendung; (herkömmliche
Großprojekte haben vielfach „gesellschaftsspaltende“ Auswirkungen: Hainburg, Lambach,…)
 …???
Die genannten Argumente sind nicht neu. Private oder kommunale alternative Energieinitiativen
werden (gerade in Oberösterreich) auch durchaus gefördert. Trotzdem ist unsere Gesellschaft –
auch in der Region Mühlviertel – von einer substanziellen „Energiewende“ hin zu nachhaltigen
Technologien weit entfernt. Die Rahmenbedingungen stimmen nicht: Derzeit wird die Realisierung
entsprechender Anlagen und Konzepte vielfach durch politsch-ergiewirtschaftliche Rahmenbedingungen erschwert bzw. verhindert (Ausbau des Erdgasneztes; keine Berücksichtigung ökologischer Folgekosten bei Rentabilitätsberechnungen, Tarifpolitik,…).
 Welche konkret realisierten Beispiele innovativer Energieversorgung kennen Sie in der
Region / von anderswo?
 Wie lassen sich Effizienz und Zielgenauigkeit der derzeitigen Förderungsmaßnahmen
steigern?
 Welche Konzepte sind unter derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (noch)
nicht rentabel und weshalb? Welche konkreten Forderungen an welche Entscheidungsträger lassen sich daraus ableiten?
 Welche Handlungsmöglichkeiten sehen Sie dabei in Ihrem Fachbereich?
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THESE VII: RAUMORDNUNG
Die Tragfähigkeit (Nachhaltigkeit) der regionalen Entwicklung wird in hohem Maß davon
abhängen, in wieweit es gelingt, einen verantwortungsvollen und landschaftstypenspezifischen Interessensausgleich zwischen landschaftsökologischer Qualitätssicherung und
sektoralen Raumnutzungsansprüchen (Land- & Forstwirtschaft, Tourismus, technische
Infrastruktur, bauliche Nutzung,…) zu erreichen.
Wir sprechen davon, daß unsere Kulturlandschaft das wertvollste regionale „Kapital“ darstellt, und
gehen trotzdem zu wenig sorgsam mit ihr um. Immer noch kommt es zu unwiederbringlichen
Verlusten von Landschaftsvielfalt, Natur- & Kulturwerten und Biodiversität.
Ein Beispiel:
Aufgrund überdimensionierter Baulandwidmung in den Siebziger Jahren hat die Zersiedelung (speziell im Oberen Mühlviertel) ein bedenkliches Ausmaß angenommen; das bedingt hohe infrastrukturelle Erschließungskosten, erhöhtes Individualverkehrsaufkommen, großer Flächenverbrauch,
Landschaftszerschneidung, landschaftsästhetische Probleme u.a.m.
Die Bauinstanz 1. Ordnung ist auf kommunaler Ebene angesiedelt, nicht aber die „Landschaftsqualitätssicherungsinstanz“ 1. Ordnung. Unser regionalplanerisches Handeln muß verstärkt auf die
natürlichen Gegebenheiten und die Belastbarkeitsgrenzen des Raumes abgestimmt werden.
Die Region Böhmerwald ist - über Landesgrenzen hinweg - ein komplexes Mosaik von
Landschaftstypen unterschiedlicher Funktion, Wertigkeit, Struktur, Natürlichkeit, Sensibilität etc.
Ein und dieselbe landschaftsrelevante Maßnahme kann in diesem Landschaftstyp (ökologisch)
nachhaltig, in jenem jedoch völlig problematisch sein.
Daher ist sowohl in der kommunalen als auch in der überörtlich-regionalen (und
länderübergreifenden!) Entwicklungsplanung ein landschaftstypenspezifisch differenzierter Zugang
notwendig. Insbesondere mit Landschafts- und Lebensraumtypen von großer Seltenheit, hoher
Natürlichkeit oder kulturhistorischer Bedeu-tung und hohem Entwicklungsalter ist sensibel und
verantwortungsvoll umzugehen; ihre prioritäre Schutzwürdigkeit sollte in einer „ökologischen
Modellregion“ außer Streit stehen.
 Was sind für Sie schützenswerte „Güter“ im Mühlviertel (in der Dreiländerregion Böhmerwald) und warum? Sind diese in ihrer Existenz (latent) bedroht?
 Raumordnung ist eine stark interdisziplinäre Materie. Welche Kommunikations- und
Kooperationsformen ermöglichen den als notwendig postulierten fairen, fachlich
fundierten und landschaftstypenspezifischen Ausgleich der Nutzungsinteressen? Was
kann Ihr Fachbereich dazu beitragen?
 Welche konkreten Anwendungsmöglichkeiten sehen Sie für die Kulturlandschaftskarte
und das Landschaftsleitbild auf lokaler und regionaler Ebene?
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DEMOGRAPHIE
Demographisches „Rückgrat“ einer gedeihlichen Regionalentwicklung sind langfristig
gleichbleibende Bevölkerungsdichte sowie eine ausgewogene Alters- und Sozialstruktur.
Wichtige Steuerungs- und Gestaltungsmöglichkeiten hierzu sind: die Rahmenbedingungen
für Familien, Jugendliche und alte Menschen; Wohn-, Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten;
das Freizeit- und Kulturangebot sowie die Förderung regionaler Verbundenheit.
 Auf welche Weise sind diese Gestaltungsmöglichkeiten zielführend wahrzunehmen?
 Von wem sind sie wahrzunehmen?
 Welche Handlungsmöglichkeiten sehen Sie dabei in Ihrem Fachbereich?
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REGIONALE IDENTITÄT
Die Tragfähigkeit der regionalen Entwicklung wird auch vom Grad der Identifizierung und
Verbundenheit der Bewohner mit „ihrer“ Region bestimmt. Identifizierung und emotionale
Verbundenheit entstehen in einer Atmosphäre, die Innovation und Tradition gleichermaßen
ermöglicht, sowie persönliche Freiheiten (Entwicklungsoptionen) und soziale Sicherheiten
(Kontinuität) bietet.
 Welche Rahmenbedingungen ermöglichen diese ausgewogene Atmosphäre?
 Wie äußert sich regionale Verbundenheit? Was „bringt“ sie für die Region?
 Welche Werte schaffen oder festigen die Verbindung zum Mühlviertel (zur Dreiländerregion)?
 Wie läßt sich dieses regionale Profil nach außen vermitteln?
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LEBENSQUALITÄT
Hohe Lebensqualität bedeutet einen möglichst optimalen Befriedigungsgrad auf allen
Ebenen der menschlichen Bedürfnispyramide. Sowohl individuell als auch „gesamtregional“ ist dieser Zustand nur durch ein harmonisches Verhältnis einer Vielzahl von Faktoren
zu erreichen, die zueinander in einem komplexen Wechselwirkungsprozeß stehen:
wirtschaftlich gesicherte Existenz, gesunde Umwelt, „schöne“ Landschaft, soziale Verbundenheit & Sicherheit, Bildungs- & Freizeitangebot, Selbstbestimmung, offene Entwicklungsmöglichkeiten, u.v.a.m.
 Ist also die Bewertung der Lebensqualität (auf subjektiv-individueller Ebene und durch
objektive Parameter) ein geeignetes Maß für die Nachhaltigkeit der Regionalentwicklung? Welche objektiven Parameter kommen in Frage?
 Wie hoch schätzen sie persönlich die „gesamtregionale“ Lebensqualität im Mühlviertel?
Was glauben Sie, ist die Einschätzung der Bewohner / Regionsfremder im Durchschnitt?
Gibt es Gesellschaftsschichten, die das völlig anders sehen?
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