6.1 Fokussierende Elemente x w0in A w0out din dout !i B 0 z=0 Abbildung 6.10: Reflektierter Strahl in Transmission dargestellt. Diese Formel gilt übrigens auch für einen off axis Parabolspiegel, wobei dort dann natürlich die entsprechende aequivalente Brennweite eingesetzt werden muss. Das bedeutet, dass bei einem relativ kleinen Reflexionswinkel und bei einem relativ grossen f /DVerhältnis der Kopplungskoeffizient gross wird. Die Forderung für ein Kf ≥ 0.99 zusammen mit der Bedingung, dass der Spiegel Durchmesser D ≈ 4wm ist, liefert f /D ≥ 1.0 für ϑi ≤ 45° und f /D ≥ 0.5 für ϑi ≤ 30°. Zusätzlich zu den oben erwähnten Effekten wird ein Teil des Signals in der Kreuzpolarisation reflektiert. Eine ähnliche Rechnung ergibt für diesen Fall, dass der Anteil des ursprünglichen Strahles, der in die Kreuzpolarisation geht, doppelt so gross ist, wie derjenige in den höheren Moden, und dass der Kopplungsfaktor Kco in diesem Fall wird: Kco = 1 − 2U 2 = 1 − 2 wm tan2 θi . 4f 2 (6.49) Es bleibt anzufügen, dass durch geschickte Wahl von off axis Spiegelpaaren es möglich ist, die diskutierten Effekte zu minimieren, weil der eine Spiegel eine Verzerrung, die durch den anderen produziert wird, aus kompensieren kann. Ohmsche Verluste in Spiegeln Die Verluste in Spiegeln infolge nicht unendlicher Leitfähigkeit sind zwar sehr gering, können aber trotzdem eine Rolle spielen. Der Oberflächenwiderstand (Widerstand pro Einheitsfläche) ist Rs = ! πνµ "1/2 0 σ = (πνµρ)1/2 , (6.50) 137 6 Quasioptische Komponenten wobei ν die Frequenz, σ die elektrische Leitfähigkeit und ρ = 1/σ ist. Die Eindringtiefe oder ’skin depth’ ist δ= # ρ πνµ0 $1/2 . (6.51) Diese Eindringtiefe ist sehr gering und in der Grösse von Bruchteilen von Mikrometern. Für den Reflexionsfaktor für die Leistung gilt bei senkrechtem Einfall: r2 = 1 − 4(πε0 νρ)0.5 . (6.52) Die Schlüsselgrösse ist selbstverständlich der Oberflächenwiderstand. Es zeigt sich allerdings, dass gemessene Werte etwa einen Faktor 2 grösser sind als theoretische Werte. 6.1.3 Linsen Im submillmeter- und THz-Bereich werden vorwiegend dielektrische Linsen eingesetzt. Vorausgesetzt, dass die verwendete Linse genügend weit von der Strahltaille zu liegen kommt, können wir beim Entwurf von quasioptischen Linsen vorgehen wie in der geometrischen Optik. Wegen der doch relativ grossen Wellenlänge, gegenüber der herkömmlichen Optik, ist es möglich, Linsenoberflächen direkt mit numerisch gesteuerten Fräsmaschinen herzustellen. Wir werden weiter unten noch auf die verschiedenen Materialien zu sprechen kommen. Das Grundprinzip der Bestimmung einer Linsenfläche beruht darauf, dass eine einfallende Welle, von einer Punktquelle ausgehend, in eine ebene Welle transformiert werden soll, die dann allenfalls mittels einer zweiten Linsenfläche wieder zu einem Punkt fokussiert werden soll. Dabei bedient man sich des Prinzips von Fermat, das besagt, dass die optische Weglänge8 entlang jedes Pfades gleich sein muss. In Abbildung 6.11 bedeutet das, dass der optische Weg von F zu einem beliebigen Punkt P identisch sein muss zu demjenigen entlang der Ausbreitungsachse, d.h. F P = F Q + nQQ! . (6.53) Wir bezeichnen die Strecke F Q als Brennweite f und erhalten in Polarkoordinaten für den Radius der Linsenkontur (n − 1)f r= . (6.54) n cos α − 1 Für ein Material mit n > 1 wird dadurch eine hyperbolische Oberfläche beschrieben. Für die maschinelle Fertigung ist ein zylindrisches Koordinatensystem besser geeignet, wobei die z-Achse der Symmetrieachse entspricht und wir mit ρ den Abstand von der Achse bezeichnen. Der Ursprung des Koordinatensystems liege in der Scheitel der Kurve. Es gilt dann: ρ2 = 2f z(n − 1) + z 2 (n2 − 1). (6.55) 8 Als optische Weglänge eines Pfades bezeichnet man die Summe aus dem Produkt von Brechungsindex % n und individueller Weglänge l, d.h. ni l i 138 6.1 Fokussierende Elemente ! p r F " z Q f Q´ Abbildung 6.11: Optische Weglängen bei einer einseitigen Linse mit Brechungsindex n Als Näherung von Gleichung (6.55) wird oft eine sphärische Kontur gewählt, die sich dann im gleichen Koordinatensystem ausdrücken lässt als ρ2 = 2f z(n − 1) − z 2 . (6.56) Ein Beispiel einer plano-konvex Linse für eine Frequenz von 200 GHz aus Teflon zeigt Abbildung 6.12. Verluste in Linsen Eine dielektrische Linse wird wegen des Linsenmaterials selbst gewisse Verluste aufweisen. Die Absorption in der Linse wird natürlich primär vom verwendeten Material abhängen, aber dann auch von der Dicke der Linse, des Linsenprofils und der Beleuchtung der Linse. Relativ einfach lassen sich die Verluste im Zentrum der Linse abschätzen. Es zeigt sich, dass die Dicke einer Linse mit Durchmesser D und Brennweite f gefertigt aus einem Material mit Brechungsindex n gegeben ist durch: tc ∼ = D2 . 8f (n − 1) (6.57) Wir definieren den Verlust pro Weglänge mit α, so dass die Leistung am Ausgang Pout zur Leistung am Eingang Pin geschrieben werden kann mit Pout = Pin exp(−αt), (6.58) 139 6 Quasioptische Komponenten Abbildung 6.12: Beispiel einer Teflonlinse wobei wir mit α den Absorptionskoeffizienten bezeichnen α= 2πn tan δ . λ0 (6.59) Dabei ist λ0 die Wellenlänge im Vakuum und mit tan δ bezeichnen wir denn sog. Verlustwinkel ε!! tan δ = ! . (6.60) ε Dabei sind ε! und ε!! Realteil und Imaginärteil der komplexen relativen Dielektrizitätskonstanten ε = ε! − jε!! . (6.61) Der Brechungsindex ist dann definiert als n= √ ε, (6.62) was für Materialien mit geringen Verlusten zu √ n = ε! (6.63) führt. Mit Gleichung (6.57) und (6.59) erhalten wir αtc = πD2 n tan δ πD2 = L0 , 4f λ0 (n − 1) 4f λ0 (6.64) wobei L0 als relativer Verlustparameter bezeichnet wird und die Abhängigkeit vom Material beschreibt: n L0 = tan δ. (6.65) n−1 140 6.1 Fokussierende Elemente Als Beispiel betrachten wir Rexolite bei 250 GHz, das einen Brechungsindex von 1.59 hat und einen Verlustwinkel von 2.2 · 10−3 aufweist. Somit erhalten wir L0 = 5.9 · 10−3 . Für Quartz würden wir einen rund 20 mal kleineren Wert erhalten. Eine Teflon Linse der Dicke 5cm weist bei 600 GHz einen Verlust von rund 15% auf. Eine entsprechende Rexolite Linse sogar 60%. Eine kleine Übersicht über die Werte einiger gängiger Materialien ist in unten stehender Tabelle gegeben. Dabei ist zu beachten, dass der Verlustwinkel für die meisten Materialien von der Frequenz abhängt. Die entsprechenden Werte zeigen, dass im submillimeter Bereich die Verluste signifikant sein können und dass aus diesem Grunde optische Systeme eher mit reflektiven Elementen aufgebaut werden, im Gegensatz zum herkömmlichen optischen Bereich, wo vor allem refraktive Elemente eingesetzt werden. Dielektrikum n tg δ Frequenz [·10−4 ] [GHz] Acryl Mylar Polyethylen Rexolite Styropor Teflon TPX 1.61 81-135 1.75 360-680 1.52 3.6-4.4 1.59 15-40 1.03 0.53-0.81 1.43 2.5-17 1.46 5.6-13 60-300 120-1000 90-270 120-550 200-260 120-1110 300-1200 Vergütung von Linsen Zusätzlich zu den Verlusten durch Absorption kommen bei Linsen noch Verluste durch Reflexion am Übergang vom Medium Luft auf das dielektrische Medium der Linse und umgekehrt. Der Unterschied im Brechungsindex n, resp. der Dielektrizitätskonstanten ε führt zu Reflexionen am Interface und insgesamt zu Mehrfachreflexionen. Dabei ist nicht nur störend, dass nicht die gesamte Leistung in Ausbreitungsrichtung propagiert wird, sondern vor allem der Effekt, dass reflektierte Leistung in ungewünschte Richtungen geht. Dies ist speziell in hochempfindlichen Radiometern störend, wo der Effekt als baseline effect bezeichnet wird und sich beispielsweise als überlagerte Stehwelle im Nutzsignal bemerkbar macht. Diese Stehwellen können so stark sein, dass eine Messung des gewünschten Signals unmöglich wird. Man wird also versuchen, solche Reflexionen unbedingt zu verhindern. Wenn es nicht möglich ist eine reflektive Optik zu verwenden, so müssen die dielektrischen Komponenten mit einer Reflexions-Verminderungsschicht versehen werden. Dies ist aus der klassischen Optik bekannt, indem etwa Linsen mit λ/4-Schichten beschichtet werden. Wir wollen im Folgenden kurz die Theorie der Reflexionen an einem ebenen Interface betrachten. Ein Strahl trete von einem Medium mit Brechungsindex n1 in ein Medium mit Index n2 unter einem Einfallswinkel ϑi ein. Dann gilt für den Winkel des gebrochenen transmittierten Strahls ϑt gemäss dem Snellschen Gesetz ' &# $ n1 sin θi . (6.66) θt = arcsin n2 141 6 Quasioptische Komponenten Die Reflexionskoeffizienten des elektrischen Feldes hängen von der Polarisation des einfallenden Feldes ab. Dabei bezeichnet man eine einfallende Welle, deren E-Feldvektor parallel zur Einfallsebene liegt als parallel polarisiert. Die Einfallsebene wird durch den einfallenden Strahl und die Flächennormale aufgespannt. Analoge Definitionen gelten für den senkrechten oder orthogonalen Fall. Die Reflexionskoeffizienten sind im allgemeinen komplex und werden durch die Fresnel-Formeln beschrieben: tan(θi − θt ) tan(θi + θt ) (6.67) − sin(θi − ϑt ) . sin(θi + θt ) (6.68) r# = r⊥ = Für die Transmissionskoeffizienten des Feldes gilt t# = n1 (1 + r# ) n2 t⊥ = 1 + r⊥ . (6.69) (6.70) Die Reflexions- und Transmissionskoeffizienten9 der Leistung, R resp. T erhält man dann mit R =| r |2 (6.71) und T = 1 − R. (6.72) Figur 6.13 gibt als Beispiel die Reflexionskoeffizienten für parallel und orthogonal polarisierte einfallende Strahlung unter verschiedenen Einfallswinkeln samt zugehörigen Phasenänderungen beim Übergang von Luft in ein Dielektrikum. Bei paralleler Polarisation tritt ein Winkel auf, bei dem die Reflexion verschwindet. Dieser Winkel heisst Brewster-Winkel ϑB und berechnet sich mit ϑB = arctan n2 . n1 (6.73) Es sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass dielektrische Medien, die z.B. als Fenster in einem quasioptischen Aufbau verwendet werden, unter dem Brewster Winkel angeordnet sind. Das bedingt aber auch, dass die einfallende Strahlung entsprechend parallel polarisiert ist. Figur 6.14 zeigt den analogen Sachverhalt allerdings beim Übergang vom dichten Medium in Luft. Beim Überschreiten des kritischen Winkels ϑc tritt innere Totalreflexion auf. Dieser von der Polarisation unabhängige Winkel berechnet sich durch ϑc = arcsin n2 n1 (6.74) Für einen Übergang von Luft in ein Dielektrikum mit einer Dielektrizitätskonstanten 9 Vorsicht: Der Transmissionskoeffizient der Leistung ist NICHT gleich dem Quadrat des Betrags des Transmissionskoeffizienten für das Feld 142 6.1 Fokussierende Elemente 1 0.8 0.8 Phase ["] 1 r! 0.6 Quartz 0.4 0.6 0.4 Teflon 0.2 0 0.2 0 20 40 60 0 80 0 20 1 0.8 0.8 Phase ["] 1 r## 0.6 Quartz 0.4 40 60 80 Einfallswinkel Einfallswinkel 0.2 Quartz 0.6 Teflon 0.4 0.2 Teflon 0 0 20 40 60 0 80 0 20 40 60 80 Einfallswinkel Einfallswinkel Abbildung 6.13: Reflexionskoeffizienten und zugehörige Übergang von Luft in Teflon resp. Quartz 1 Phasenänderungen beim 1 Quatz 0.8 Phase ["] 0.8 r! 0.6 0.4 Teflon 0.6 0.4 0.2 0.2 0 0 Quartz Teflon 0 20 40 60 80 0 20 Einfallswinkel 1 1 0.8 0.8 Quartz r## Phase ["] Teflon 0.6 0.4 0.2 0 40 60 80 Einfallswinkel Quartz 0.6 0.4 Teflon 0.2 0 20 40 60 Einfallswinkel 80 0 0 20 40 60 80 Einfallswinkel Abbildung 6.14: Reflexionskoeffizienten und zugehörige Übergang von Teflon resp. Quartz in Luft Phasenänderungen beim 143 6 Quasioptische Komponenten √ ε, resp. einem Brechungsindex n = ε, unter dem Einfallswinkel ϑi lassen sich die Reflexionskoeffizienten auch schreiben mit − cos ϑi + (ε − sin2 ϑi )1/2 r⊥ = cos ϑi + (ε − sin2 ϑi )1/2 ε cos ϑi − (ε − sin2 ϑi )1/2 r# = . ε cos ϑi + (ε − sin2 ϑi )1/2 (6.75) (6.76) Bei senkrechtem Einfall (normal incidence ) gilt10 |rn.i. | = n−1 . n+1 (6.77) Dieser Wert ist nur für Materialien mit sehr kleinem Brechungsindex kleiner als 0.2 was für den Reflexionsfaktor der Leistung 4% ausmacht. Eine Teflon Linse wird also rund 3% pro Fläche reflektieren. Zusätzlich müssen Mehrfachreflexionen und die entsprechenden Phasenlagen berücksichtigt werden, so dass der tatsächliche Reflexionsfaktor wesentlich höher sein kann, was bei einer Teflon Linse bis 12% gehen kann. Eine Vergütung der Oberflächen ist also absolut zwingend, will man nicht Stehwellen generieren. Reflexionen können vermieden werden, wenn auf das Dielektrikum eine zusätzliche Schicht aufgebracht wird, die eine Dielektrizitätskonstante aufweist, welche zwischen derjenigen des Mediums und Luft liegt und eine Dicke aufweist, so dass sich die beiden reflektierten Wellen weginterferieren. Analoge Probleme löst man in der Leitungstheorie durch Einbringen eines Stückes Leitung mit einer Impedanz von Zm der Länge λ/4 zwischen nicht angepasste Leitungen mit Impedanzen Z0 und Zl , wobei gilt ( Zm = Z0 Z l . (6.78) Die Impedanz Z ist mit dem Brechungsindex n verknüpft durch Z = µ0 c/n. (6.79) Im optischen Fall gilt, unter Berücksichtigung der Polarisation der einfallenden Welle, für die geforderte Dielektrizitätskonstanten der Anpass-Schicht, εm , beim Übergang von Luft auf das Medium, charakterisiert mit ε: εm# = ε{1 + [1 − 4 sin2 θi cos θi (ε − sin2 θi )0.5 /ε]0.5 } 2 cos θi (ε − sin2 θi )0.5 εm⊥ = sin2 θi + cos θi (ε − sin2 θi )0.5 Bei senkrechtem Einfall vereinfacht sich dies auf den simplen Ausdruck √ εmn.i. = ε. (6.80) (6.81) (6.82) Die Dicke der geforderten Schicht findet man durch Betrachtung der optischen Pfa10 Reflexion tritt z.B. auch auf beim Übergang von Luft auf flüssigen Stickstoff, wie er häufig zu Kalibrationszwecken verwendet wird. Der Brechungsindex für flüssigen Stickstoff beträgt im Mikrowellenund submillimeter Wellen-Bereich 1.196. Der Wert ist minim von der Temperatur d.h. vom Dampfdruck abhängig. 144 6.1 Fokussierende Elemente "=1 "m d cos ! t !i !t !i d d´ Abbildung 6.15: Geometrie der Strahlen in einer dielektrischen Vergütungsschicht mit einer Dielektrizitätskonstsnten εm de im Dielektrikum in Figur 6.15. Die Phasenverzögerung des Strahls, der durch das Dielektrikum geht und zurück reflektiert wird, beträgt # √ $ π 2d εm ! φ= −d , (6.83) λ0 cos θt was sich noch Umformen lässt zu & ' 2πd φ= (εm − sin2 θi )0.5 λ0 (6.84) wobei λ0 die Wellenlänge im Vakuum ist. Die Dicke einer λ-viertel-Platte berechnet sich somit zu λ0 /4 dm = . (6.85) (εm − sin2 θi )0.5 Für senkrechten Einfall reduziert sich dieser Ausdruck auf λ0 dmn.i. = √ , 4 εm (6.86) λ0 , 4ε0.25 (6.87) d.h. dmn.i. = 145 6 Quasioptische Komponenten resp. λ0 dmn.i. = √ . 4 n (6.88) Man sieht in den Figuren 6.16 und 6.17, dass für eine ideale Anpassung die Dicke und die 2.8 2.6 2.4 !match 2.2 2 1.8 !"" 1.6 1.4 !# 1.2 0 10 20 30 40 50 60 Einfallswinkel Abbildung 6.16: Abhängigkeit der Dielektrizitätskonstanten einer λ-Viertel-Schicht vom Einfallswinkel für parallele und senkrechte Polarisation für Teflon. Dielektrizitätskonstante der Schicht von der Polarisation der einfallenden Welle und dem Einfallswinkel abhängen. Das bedeutet, dass eine homogene Schicht nicht ideale Bedingungen schafft und dass eigentlich die Schichtdicke variiert werden müsste. Dies könnte beispielsweise durch eine numersiche Fräsmaschine erfolgen. Doch stellt sich ein ganz anderes Problem bei der Vergütung von Linsen oder Fenstern im Mikrowellenbereich. Typische Linsen werden aus Teflon gefertigt, das einen Brechungsindex von n = 1.44 hat. Damit müsste eine Linsenvergütung einen Brechungsindex von rund 1.2 haben. Ein solches Material existiert aber nicht und es müssen andere Lösungen gefunden werden. Eine Variante der Anpassung besteht darin, dass eine λ-Viertel-Schicht simuliert oder emuliert wird. Das kann man dadurch erreichen, dass aus dem zu vergütenden Objekt (Linse, Fenster etc.) Material abgetragen wird, so dass eine Schicht dünner aussieht als das darunterliegende Medium. Dies wird häufig durch Anbringen von Rillen (engl. grooves) realisiert, die entweder parallel verlaufen oder aber aus Symmetriegründen konzentrisch aus dem Material herausgefräst werden. Die geometrische Anordnung solcher Rillen zeigt Figur 6.18 und Figur 6.19. Wir bezeichnen das Verhältnis von Rillen zu Nicht-Rillen mit dg (6.89) f= . lg 146 6.1 Fokussierende Elemente 0.34 Dicke normiert auf Wellenlänge im Vakuum 0.32 0.3 0.28 0.26 !" 0.24 ! ## 0.22 0.2 0.18 0 10 20 30 40 50 60 Einfallswinkel Abbildung 6.17: Abhängigkeit der Dicke einer λ-Viertel-Schicht vom Einfallswinkel für parallele und senkrechte Polarisation für Teflon. Die Dicke ist normiert auf die Wellenlänge im Vakuum. E! E|| "!1 1 d Rillen 2dg 2lg Substrat " Abbildung 6.18: Geometrische Anordnung von Rillen in einem Dielektrikum mit einer Dielektrizitätskonstanten ε. 147 6 Quasioptische Komponenten 2 dg d d !m 2 lg ^ n "i ! ! Abbildung 6.19: Geometrische Anordnung von Rillen in einer dielektrischen Linse mit einer Dielektrizitätskonstanten ε. Für das einfallende Feld wirken die Kanäle wie Kondensatoren, die parallel oder seriell geschaltet sind, je nach der Polarisation der einfallenden Strahlung. Vorausgesetzt wird, dass das Verhältnis aus Rillenabstand, D = 2lg , zu Wellenlänge ≤ 1 ist. Das lässt sich auch ausdrücken durch λ D<√ . (6.90) ε + sin ϑi Die Literatur liefert für die simulierten Dielektrizitätskonstanten für die verschiedenen Polarisationen: εm# = 1 + (ε − 1)f (6.91) und εm⊥ = 1 1− ε−1 f ε . (6.92) Für die Anpassung geht man also wie folgt vor: Nach der Wahl eines genügend kleinen Rillen-Abstandes D = 2lg bestimmt man das Verhältnis f aus Gleichung (6.91) oder (6.92), wobei für εm der entsprechende Wert aus Gleichung (6.80) resp. (6.81) eingesetzt werden muss. Die zugehörige Dicke erhält man dann aus Gleichung (6.85). Für senkrechten Einfall vereinfachen sich die Ausdrücke für f : f# = 148 √ ε−1 ε−1 (6.93) 6.1 Fokussierende Elemente und √ √ ε( ε − 1) f⊥ = . ε−1 (6.94) Man sieht, dass eine Vergütung mit Rillen anisotrop ist, und dass eine Vergütung für Abbildung 6.20: Ein mit Rillen vergütetes Fenster beide Polarisationsrichtungen nicht möglich ist. In der Praxis wählt man meistens einen Mittelwert. Ein Beispiel eines vergüteten Fensters zeigt Figur 6.20. Eng verwandt mit der Anwendung von Dielektrika als Linsen oder Fenster ist die Anwendung als quasioptischer Koppler oder als quasioptisches Hybrid. Dabei wird eine dünne Platte verwendet oder auch einfach eine Folie11 . Wir betrachten ein Dielektrikum der Dicke d < λ, mit einer Dielektrizitätskonstante ε auf welches unter dem Winkel ϑi Strahlung einfalle (Figur 6.21). Die Platte sei so dünn, dass wir ebene Wellen annehmen können. Wir wollen die reflektierten und transmittierten Anteile der Leistung bestimmen und die Phasenlage infolge Mehrfachreflexion innerhalb des Dielektrikums mit berücksichtigen. Die Reflexions- und Transmissionskoeffizienten für die verschiedenen Übergänge werden durch die Fresnel-Formeln beschrieben. (Vgl. Gleichungen (6.67), (6.68), (6.69), (6.70)). Für die Phasenschiebung des reflektierten Strahles erhält man ∆Φ = 4πd (ε − sin2 ϑi )1/2 . λ0 (6.95) Man kann zeigen, dass die reflektierte und die transmittierte Welle 90° ausser Phase sind und zwar unabhängig von der Wellenlänge oder der Dicke d. Der Reflexionskoeffizient 11 Das kann durchaus eine Haushaltfolie sein. 149 6 Quasioptische Komponenten 2l !t l !t 2l S ! t d d´´ d´´ ! i S !t !i d !i Abbildung 6.21: Ausbreitung optischer Strahlen in einer dünnen Platte. Linkes Teilbild zeigt den Verlauf für Reflexion und das rechte Teilbild für Transmission. für die Leistung R und der Transmissionskoeffizient T ergeben sich zu F sin2 (∆Φ/2) R= 1 + F sin2 (∆Φ/2) (6.96) 1 1 + F sin2 (∆Φ/2) (6.97) 4|r|2 . (1 − |r|2 )2 (6.98) und T = wobei F = F wird via den Reflexionskoeffizienten für die Amplitude r von der Polarisation, dem Einfallswinkel und der Dielektrizitätskonstanten des Materials abhängen. Falls ein Koppler gebildet werden soll, ein quasioptisches Hybrid, so dass die halbe Leistung reflektiert und die andere Hälfte transmittiert wird, so muss F möglichst eins sein und die Phasenschiebung π. Dies bedingt eine Dicke d von d= λ0 . 4(ε − sin2 ϑi )1/2 (6.99) Es ist also möglich auf diese Art einen 3dB-Leistungskoppler zu erhalten. Für viele Anwendungen ist allerdings nicht ein 3dB- Koppler gefragt, sondern eine viel geringere Kopplung, wie etwa beim Einkoppeln der LO-Leistung für einen SIS-Empfänger. Die 150 6.2 Polarisationsgitter Reflexion soll sehr klein sein, d.h. R ≈ F · sin2 (∆Φ/2) # $2 ∆Φ2 2πd ≈ F· =F (ε − sin2 ϑi ). 4 λ0 (6.100) (6.101) Für senkrechte Polarisation führt dies auf (ε − 1)2 F⊥ = 4 cos2 ϑi (ε − sin2 ϑi ) und damit |R⊥ | ∼ = # (ε − 1)πd λ0 cos ϑi $2 . (6.102) (6.103) Mit ε ≈ 2.5 und ϑi ' 45° reicht so eine Folie mit d = λ0 /70 um einen 20dB- Koppler zu erhalten. 6.2 Polarisationsgitter 6.2.1 Einleitung Eine wesentliche Komponente in einem quasioptischen Aufbau ist ein Polarisationsgitter. Wie der Name sagt, spielt bei dieser Komponente die Polarisation der Strahlung eine Rolle. Gitter aus parallel angeordneten Drähten können für eine Vielzahl von Anwendungen verwendet werden, wie z.B. das Aufteilen und Zusammenfügen von Gauss Strahlen, oder das Drehen der Polarisationsrichtung, als Abschwächer, aber auch als frequenzabhängige Filter. Ein Beispiel eines Polarisationsgitters zeigt Figur 6.22. Solche Gitter können ansehnliche Grösse haben, wobei einige zehn cm nicht unmöglich sind. Als Gitterdrähte werden Wolframdrähte12 verwendet, die meist noch vergoldet sind. Die Dicke der Drähte beträgt ca. 5 - 30µm. Es existiert viel Literatur über die Wechselwirkung von elektromagnetischen Wellen an einem Gitter, resp. der Streuung von Wellen an einer periodischen leitenden Struktur. Sie ist im allgemeinen sehr komplex trotz der Einfachheit des Problems. Wir wollen in den folgenden Abschnitten zuerst Fälle betrachten wo die Wellenlänge der Strahlung gross ist im Vergleich zum Drahtdurchmesser und zum Drahtabstand. Unter diesen Voraussetzungen ist das Verhalten eines Gitters frequenzunabhängig. Ist dies nicht mehr der Fall, d.h. entspricht der Drahtabstand etwa der halben Wellenlänge, so wird das Verhalten frequenzabhängig. Ein Gitter (siehe Figur 6.23) bestehe aus einer grossen Zahl paralleler Drähte im Abstand g ( λ/2 und mit einem Draht-Durchmesser 2a < g. Eine einfallende Welle, deren Polarisationsrichtung parallel zu den Gitterdrähten ist, wird reflektiert, wogegen die orthogonale Komponente transmittiert wird. Gute freistehende Polarisationsgitter werden 12 Wolframdrähte werden z.B. von Herstellern von Glühlampen angeboten 151 6 Quasioptische Komponenten Abbildung 6.22: Bild eines Gitters mit einem Durchmesser von 17cm. erzielt mit Drahtabständen ≤ λ/4 und Drahtdurchmessern von ≤ λ/10. Eine Problemzone bildet allenfalls der Ohm’sche Verlust in den Gitterdrähten. Die mathematische Behandlung eines solchen Gitters wird häufig mittels eines elektrischen Ersatzschaltbildes durchgeführt, wobei die Gitterdrähte als Impedanzen dargestellt werden. Dies führt auf Formeln für die Reflektivität als Funktion der Gitterimpendanz, welche schwierig in Bezug zu den Gitterparametern zu bringen ist. Allerdings lässt sich sagen, dass die Reflektivität nahezu 1 ist, und die Phase der reflektierten Welle ∼ π ist, wie man dies für eine elektrisch leitende Platte, d.h einen Spiegel, erwarten würde. Das Gitter stehe senkrecht zur Ausbreitungsrichtung und die Drähte bilden einen Winkel ϑ mit einer einfallenden linear polarisierten Welle. Damit wird die parallel zu den Drähten liegende Komponente reflektiert, die orthogonal dazu stehende transmittiert: und für die Leistung gilt t= |Et | = sin ϑ, |Einc | (6.104) r= |Er | = cos ϑ |Einc | (6.105) T = t2 , (6.106) R = r2 . (6.107) Die transmittierte Welle ist um den Winkel π2 − ϑ gegenüber der einfallenden Welle gedreht. Was passiert, wenn nun ein zweites Gitter in den Strahl plaziert wird, dessen Drähte senkrecht auf der ursprünglichen Polarisationsrichtung stehen? Es wäre ein Trugschluss, anzunehmen, dass die transmittierte Amplitude total sin2 ϑ wäre! Dies ist nicht 152 6.2 Polarisationsgitter g 2a Ei Et !i !i ^ n Er Abbildung 6.23: Schematische Darstellung eines Polarisationsgitters aus runden Drähten. Die Komponente des einfallenden Feldes, die parallel zu den Drähten ist, wird reflektiert, wogegen die orthogonale Komponente transmittiert wird. der Fall, da ein Teil am zweiten Gitter zurück zum ersten Gitter reflektiert wird und im Prinzip ein Interferometer entsteht. Das zeigt auch deutlich eine Problemzone eines Polaristaionsgitters auf, dass nämlich die parallele Komponente reflektiert wird und sich störend bemerkbar machen kann. Mehrfachreflexionen können vermieden werden, wenn die Gitter gegenüber der Einfallsrichtung gedreht werden. Dabei ist aber wichtig, dass für den Reflexions- resp. den Transmissionskoeffizient der Winkel der Drähte massgebend ist, wie ihn eine einfallende Welle sieht, d.h. die Projektion der Drähte auf eine Ebene senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. Dies wird in Abbildung 6.24 dargestellt. Ein Gitter sei um den Winkel ϕ gegenüber einem senkrecht zur Ausbreitungsrichtung stehendem Gitter gedreht. Die Gitterdrähte seien um den Winkel ϑ gedreht. Eine einfallende Welle sieht aber die Drähte unter einem anderen Winkel ϑ! gedreht, nämlich unter der Projektion zur Ausbreitungsrichtung: ϑ! = tan−1 (tan ϑ cos ϕ). (6.108) Um ein Gitter unter einem Winkel ϑ! zu erhalten, müssen die Drähte bei der Herstellung 153 6 Quasioptische Komponenten ! Senkrecht zu Strahl !´ gekipptes Gitter Gitter Ebene " Einc Gitter projiziert auf Strahlrichtung Abbildung 6.24: Gitter, das um den Winkel φ zur Ausbreitungsrichtung gedreht ist und dessen Drähte um den Winkel ϑ gekippt sind. unter dem Winkel ϑ fabriziert werden, wobei # $ tan ϑ! −1 ϑ = tan . cos ϕ (6.109) 6.2.2 Gitter als Diplexer Wie die Figur 6.23 zeigt, kann mit einem Gitter nicht nur ein Strahl in zwei zu einander orthogonale Komponenten zerlegt werden, sondern es gibt auch die Möglichkeit zwei Signale, die orthogonal zueinander polarisiert sind, zusammenzufügen. Diese Anordnung bezeichnet man als Diplexer. Bei diesem Vorgang müssen nicht beide Signale die gleiche Frequenz haben. 6.2.3 Gitter als Abschwächer Mittels eines um ϕ = 45° gedrehten Gitters kann ein Abschwächer/Leistungsteiler realisiert werden. Durch eine spezielle Anordnung von Gittern kann ein Abschwächer resp. Leistungsteiler gebildet werden, der frei von Reflexionen zum Eingangstor ist. Solch eine Anordnung zeigt Figur 6.25. Das erste Gitter ist nicht grundsätzlich notwendig, hilft aber klar die Polarisation der einfallenden Strahlung zu definieren und macht gleichzeitig die Anordnung symmetrisch. Für die Transmission der Amplitude gilt: tab = sin2 ϑ! 154 6.2 Polarisationsgitter tac = sin ϑ! cos ϑ! tad = cos ϑ! (6.110) und für die Leistung entsprechend Tab = sin4 ϑ! Tac = sin2 ϑ! cos2 ϑ! Tad = cos2 ϑ! . (6.111) Dieser Sachverhalt wird in Figur 6.26 dargestellt. Man sieht, dass beim Tor b und d jeder Bruchteil zwischen 0 und 1 der einfallenden Strahlung beim Tor a erhalten werden kann, je nachdem um welchen Winkel ϑ! das Gitter gedreht ist. Beim Tor c kann maximal 1/4 der Leistung erhalten werden. c´ Horizontales Gitter d´ Horizontales Gitter Gitter !´ a b d c Abbildung 6.25: Abschwächer/Leistungsteiler mit Gittern, der keine Reflexion zum Eingangstor aufweist. Alle Gitter sind um den Winkel ϕ = 45° gedreht. Das erste und dritte Gitter weisen horizontale Gitterdrähte auf, wogegen das mittlere Gitter Drähte unter dem Winkel ϑ! aufweist. Leistung vom Eingangstor a kann zu b, c und d gelangen. Leistung, die bei b eintritt, kann zu a, c! und d! gekoppelt werden. 6.2.4 Drehung der Polarisation Drehung von linear zu linear Oft ist es von Interesse die Polarisationsrichtung in einem System aufrecht zu erhalten. Diese Anforderung kann dazu führen, dass es nötig ist die Polarisationsrichtung zu drehen, weil gewisse Komponenten im System die ursprüngliche Richtung verändert haben. 155 6 Quasioptische Komponenten 1 0.9 T ad 0.8 Transmittierte Leistung 0.7 0.6 T ab 0.5 0.4 0.3 0.2 Tac 0.1 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Projizierter Gitterwinkel bez. Richtung des einfallenden Feldes Abbildung 6.26: Transmittierte Leistung bei einem Gitter-Abschwächer gemäss Figur 6.25. Eine einfache Art die Polarisationsrichtung zu drehen, geschieht mittels eines sog. Hausdachspiegels wie er in Figur 6.27 schematisch dargestellt ist. Solch ein Spiegel besteht aus zwei senkrecht zueinander montierten Spiegeln, wobei der Dachfirst senkrecht auf der Ausbreitungsrichtung steht. Meistens wird diese Anordnung ohne zusätzlichen Offsetwinkel verwendet. Wenn das elektrische Feld anfänglich den Winkel α zum Dachfirst aufweist, so ist es nach der Reflexion um den Winkel 2α gegenüber der ursprünglichen Richtung gedreht. Eine andere Art die Polarisationsrichtung zu drehen, besteht darin, mehrere Gitter hintereinander zu stellen, die alle um einen bestimmten Winkel gedreht sind. Die Polarisationsrichtung kann durch Projektion des einfallenden Feldes auf die Richtung, welche durch die Gitterdrähte definiert wird, geändert werden. Ein einzelnes Gitter, dessen Transmissionsrichtung (d.h. die Richtung senkrecht zu den Drähten) einen Winkel β mit dem einfallenden linear polarisierten Feld macht, wird den Anteil cos β durchlassen und damit cos2 β der Leistung transmittieren. Das ist in den meisten Fällen aber nicht was man will, da die Leistung signifikant reduziert wird. Wenn aber n Gitter verwendet werden, die alle um den Winkel β/n gegeneinander gedreht sind, so wird die totale transmittierte Leistung Tn nach n Gittern # $ β 2n (6.112) Tn = cos n betragen, und die ursprüngliche Polarisationsrichtung wird um den Winkel β gedreht sein. Schon für relativ wenige Gitter erreicht man Transmissionswerte von mehr als 0.9. Problematisch ist allerdings, dass bei jedem Gitter ein Teil reflektiert wird, der beim voraus gehenden Gitter wieder reflektiert wird und dadurch ein Interferometer 156 6.2 Polarisationsgitter ^z " ! Offset (Winkel !) ! ^z " Abbildung 6.27: Hausdachspiegel, der unter einem Offsetwinkel θ verwendet wird. Die Polarisationsrichtung wird um den Winkel 2α gedreht. gebildet werden kann. Da dies unerwünscht ist, müssen die einzelnen Gitter gegenüber der Ausbreitungsrichtung gedreht sein, idealerweise um 45°. Der Interferometereffekt kann aber auch genutzt werden. Durch geschickte Wahl des Rotationswinkels und des Abstandes bei parallelen Gittern können sogar noch höhere Transmissionswerte erzielt werden, allerdings auf Kosten einer Frequenzabhängigkeit. Drehung von linear zu zirkular, λ/4-Platte In einer sog. ’Waveplate’ ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit für unterschiedliche Polarisationsrichtungen verschieden. Das hat zur Folge, dass nach Durchlaufen einer Waveplate ein Phasenunterschied zwischen den beiden Polarisationsrichtungen vorliegt. Beträgt der Phasenunterschied π/2, so spricht man von einer λ/4-Platte. Ein schematischer Aufbau einer solchen Wellenplatte zeigt Figur 6.28. Mittels einer λ/4-Platte kann linear polarisiertes Licht in zirkular polarisiertes Licht verwandelt werden. Eine λ/4-Platte lässt sich realisieren, indem ein Drahtgitter vor einem Spiegel montiert wird und zwar in einem Abstand d, so dass der entsprechende Phasenunterschied für die an Gitter und die am Spiegel reflektierte Komponente gerade einen Phasenunterschied von π/2 haben. Für die Anordnung in Figur 6.28 erhält man einen Phasenunterschied13 von ∆ϕ = 13 L1 = d cos ϑi 4πd cos ϑi 2π(L1 + L2 ) = λ0 λ0 (6.113) und L2 = L1 cos 2ϑi 157 6 Quasioptische Komponenten 1 2 l !i d L1 L2 Abbildung 6.28: Wellenplatte bestehend aus einem Gitter im Abstand d eines Spiegels. und für eine λ/4-Platte muss daher der Abstand dλ/4 = (2K + 1)λ0 8 cos ϑi (6.114) sein. Dabei ist K = 0, 1, 2, 3, .... Es ist ferner zu beachten, dass zwischen den beiden reflektierten Strahlen ein lateraler Versatz entsteht, der l = 2d cos ϑi (6.115) beträgt. Dieser Versatz spielt primär bei stark fokussierten Gauss Strahlen eine Rolle. Aber genau diese erlauben es, kleine λ/4-Platten zu realisieren. Es ist zudem offensichtlich, dass solche Wellenplatten eine eingeschränkte Bandbreite aufweisen. Eine wichtige Anwendung einer λ/4-Platte ist diejenige als Isolator. Es wurde bereits mehrmals darauf aufmerksam gemacht, dass reflektierte Strahlung zu Problemen in einem quasioptischen Aufbau führen kann (baseline-Effekt in Radiometern). Durch das Einbringen eines Isolators kann dieser Effekt weitgehend vermieden werden. Linear polarisierte Strahlung ist nach Durchlaufen einer λ/4-Platte zirkular polarisiert. Wird nun diese Strahlung irgendwo reflektiert, so wird sie weiterhin zirkular polarisiert sein, aber mit umgekehrten Drehsinn. Wird sie nun wieder durch eine λ/4-Platte geleitet, so wird wieder linear polarisierte Strahlung entstehen, aber nun orthogonal zur ursprünglichen. Dadurch kann sie aber weniger Probleme bereiten. Ein Beispiel für das Isolationsverhalten eines quasioptischen Isolators bei 183 GHz zeigt Figur 6.29. 6.2.5 Frequenzabhängige Gitter Es ist auch möglich ein Gitter zu realisieren, dessen Reflektivität für eine Polarisation parallel zu den Drähten nicht eins wird. Dadurch kann das Gitter wie ein Abschwächer oder ein Leistungsteiler funktionieren. Diese Eigenschaft weisen Gitter auf, deren Drahtabstand vergleichbar mit λ/2 wird. Es zeigt sich jedoch, dass Gitter bei denen das Verhältnis aus Drahtabstand zu Wellenlänge, g/λ, klein gegenüber eins ist, die Reflektivität und das Transmissionsvermögen frequenzabhängig werden. Es gibt verschiedene 158 6.2 Polarisationsgitter !!$ >9:;<=:+2<;:/, =A,:+1 >9:;<=:+2>/2BCDED 89:;<=>:/23?@7 !)# !)$ !(# !($ !'# !"# !"$ !%# !%$ !&# !&$ *+,-.,/01234567 Abbildung 6.29: Unterdrückung resp. Isolation bei einem quasioptischen Isolator bei 183 GHz. Die Messung der Isolation des Isolators allein und im eingebauten Zustand wird verglichen mit der Theorie. (Messung von V.Vasic) Modelle für die Beschreibung eines Gitters unter diesen Bedingungen. Ein beliebtes Modell beschreibt die Wechselwirkung der einfallenden Welle mit dem Gitter mittels Impedanzen der Gitterdrähte, die für parallele Polarisation induktiv wirken. Dieses Modell liefert quantitativ vernünftige Werte, doch werden viele Effekte nicht korrekt wieder gegeben und falls die Einfallsrichtung nicht senkrecht auf dem Gitter ist, wird die Beschreibung schwierig. Das Modell für parallele Polarisation stammt von Marcuwitz und basiert auf dem Verhältnis der Impedanz des Gitters Zg zu derjenigen des freien Raumes Zf s = Z0 = 120πΩ. Für runde Gitterdrähte mit Radius a gilt !g" ! g " Zg =j ln . (6.116) Zf s λ 2πa Setzen wir noch x= 2Zg , Zf s (6.117) so erhalten wir für den Reflexionskoeffizienten r und den Transmissionskoeffizienten t des Feldes: −1 r= (6.118) 1+x x t= . (6.119) 1+x Die Transmission nimmt zu mit zunehmendem Drahtabstand und abnehmender Drahtdicke. Die Transmission nimmt auch zu wenn die Frequenz zunimmt, aber geht nur asymptotisch gegen eins für eine unendliche Frequenz. 159 6 Quasioptische Komponenten Wir wollen hier ein anderes Modell angeben, das realistischere Werte angibt. Die hier gegebene Beschreibung basiert auf einer unveröffentlichten Arbeit von Derek Martin, welche auf dem sog. Depine Grating Code basiert. parallele Polarisation Wir betrachten ein Gitter, wobei q das Verhältnis von Drahtdurchmesser zu Drahtabstand, und n das Verhältnis von Drahtabstand zu Wellenlänge beschreibe. Die einfallende Welle trete unter einem Winkel θ auf das Gitter ein. Die Einfallsebene stehe senkrecht auf der Gitterebene. Dann gilt für den komplexen Reflexionsfaktor rpar und den komplexen Transmissionskoeffizienten tpar für das Feld: rpar (q, n, θ) = 2Xx − x2 − 1 2Xx − x2 + 1 + 2i(X − x) ppar (q, n, θ) = 2i x2 2Xx − X . + 1 + 2i(X − x) (6.120) (6.121) Dabei wurden die Hilfsgrössen X und x verwendet: ) * +∞ ,+ 1 1 1 1 − X(q, n, θ) = cos(θ)n 1n + πq 2 m=−∞ (m2 + 2mn sin θ − n2 cos2 θ)1/2 | m | (6.122) 2 2 x(r, n, θ) = cos(θ)nπ q . (6.123) Es reicht, wenn die Summation nur von etwa −25 bis 25 geht und der Wert 0 ausgelassen wird. Figuren 6.30 und 6.31 zeigen die Abhängigkeit von Reflexion, Transmission und zugehöriger Phase vom Verhältnis des Drahtabstandes zur Wellenlänge für den Fall wo das elektrische Feld parallel zu den Gitterdrähten liegt. senkrechte Polarisation Hier erhalten wir für die entsprechenden Koeffizienten rper und tper : rper (q, n, θ) = 2Bb + b2 + 1 −2Bb − b2 + 1 + 2i(B + r) tper (q, n, θ) = 2i B . + 1 + 2i(B + b) −2Bb − b2 # − n cos(θ) (6.124) (6.125) Hier werden die Hilfsgrössen B(q, n, θ), b(q, n, θ), A1 (q, n, θ) und A2 (q, n, θ) verwendet: 1 B(q, n, θ) = A1 (q, n, θ) 2n cos(θ) 2 πq $2 b(q, n, θ) = 2n cos(θ) 160 ! πq "2 2 ! πq "2 2 1 A2 (q, n, θ) 1 A2 (q, n, θ) (6.126) (6.127) 6.2 Polarisationsgitter B C+*.7607)62)*/.34..45/ 2)*/.34..45/607)6874.,9/: ;!<7=06>*)*==7=6?9607/6@4,,7)0)A+,7/ ' !"& GH!"!I6 !"% !"'6 !"$ !"#6 !"# ! !"B6 ! !"# !"$ !"% !"I6 !"& # ' ! !' !# !B ' ! !"# ()*+,*-.,*/01! !"% !"& ' !"& ' B C+*.7607)6D7E=7F45/ D7E=7F45/607)6874.,9/: ' !"& !"% !"$ !"# ! !"$ ()*+,*-.,*/01! # ' ! !' !# !B ! !"# !"$ !"% ()*+,*-.,*/01! !"& ' ! !"# !"$ !"% ()*+,*-.,*/01! Abbildung 6.30: Transmissions- und Reflexionskoeffizient der Leistung mit zugehöriger Phase für ein elektrisches Feld, das parallel zu den Gitterdrähten polarisiert ist und unter einem Winkel von 0° einfällt. Parameter q ist das Verhältnis von Drahtdurchmesser zu Drahtabstand. 161 6 Quasioptische Komponenten !") !"( HI!"!'8 !"& !"#8 !"$8 !"$ !"%8 ! !"'8 ! !"# !"$ !"% !"& D-,09829+84+,105600671 4+,105600671829+8:960.;1< =!>9?28@,+,??9?8A;82918B6..9+2+C-.91 # $ # ! !# !"' ! !"# *+,-.,/0.,123! !"% !"& !"' % D-,09829+8E9F?9G671 E9F?9G671829+8:960.;1< # !") !"( !"& !"$ ! !"$ *+,-.,/0.,123! $ # ! !# !$ !% ! !"# !"$ !"% !"& *+,-.,/0.,123! !"' ! !"# !"$ !"% !"& !"' *+,-.,/0.,123! Abbildung 6.31: Transmissions- und Reflexionskoeffizient der Leistung mit zugehöriger Phase für ein elektrisches Feld, das parallel zu den Gitterdrähten polarisiert ist und unter einem Winkel von 45° einfällt. Parameter q ist das Verhältnis von Drahtdurchmesser zu Drahtabstand. 162 ' !"$6 !"D6 ! !"#6 !"& <+*.7607)62)*/.34..45/ 2)*/.34..45/607)6874.,9/: 6.2 Polarisationsgitter !!"!; BC!";6 !"% !!"' !"$ !!"'; !"# !!"# ! ! !"# !"$ !"% !"& ' ! !"# ()*+,*-.,*/01! !"$ !"% !"& ' !"& ' ()*+,*-.,*/01! !'"% <+*.7607)6=7>?7@45/ =7>?7@45/607)6874.,9/: ' !"& !'"%; !"% !'"A !"$ !'"A; !"# ! ! !"# !"$ !"% ()*+,*-.,*/01! !"& ' ! !"# !"$ !"% ()*+,*-.,*/01! Abbildung 6.32: Transmissions- und Reflexionskoeffizient der Leistung mit zugehöriger Phase für ein elektrisches Feld, das senkrecht zu den Gitterdrähten polarisiert ist und unter einem Winkel von 0° einfällt. Parameter q ist das Verhältnis von Drahtdurchmesser zu Drahtabstand. 163 6 Quasioptische Komponenten !"%8 !") !"&8 KL!"'8 !"( !"& !"$ ! ! !"# !"$ !"% !"& E-,09829+84+,105600671 4+,105600671829+8:960.;1< =!>9?28091@+9A-.8B;82918C6..9+2+D-.91 # !!"# !!"$ !!"% !!"& !!"' !"' ! !"# *+,-.,/0.,123! !"% !"& !"' !#"( E-,09829+8F9G?9H671 F9G?9H671829+8:960.;1< # !") !"( !"& !"$ ! !"$ *+,-.,/0.,123! !#"J !#") !#"I !$ !$"# ! !"# !"$ !"% !"& *+,-.,/0.,123! !"' ! !"# !"$ !"% !"& !"' *+,-.,/0.,123! Abbildung 6.33: Transmissions- und Reflexionskoeffizient der Leistung mit zugehöriger Phase für ein elektrisches Feld, das senkrecht zu den Gitterdrähten polarisiert ist und unter einem Winkel von 45° einfällt. Parameter q ist das Verhältnis von Drahtdurchmesser zu Drahtabstand. 164 6.2 Polarisationsgitter und (πqn cos θ)2 A1 (q, n, θ) = 1 + 2 +∞ . + m=−∞ # 3 + ln 4 # 1 πq $$ + )# πqn cos θ 2 $2 - 1 1 √ − 2 2 2 m + 2mn sin θ − n cos θ | m | # # $$ / (6.128) 1 ! πq "2 ! πq "2 − 6 2 2 # $ +∞ 2 2 2 + m + 2mn sin θ − n cos θ 2 2 2 1/2 |m|+ − 2(m + 2mn sin θ − n cos θ) .(6.129) |m| m=−∞ (πqn cos θ)2 A2 (q, n, θ) = 1 + 2 11 − ln 4 1 πq + Auch hier reicht es, wenn die Summation über m nur von etwa −25 bis 25 verläuft und der Wert m = 0 ausgelassen wird. Figuren 6.32 und 6.33 zeigen die Abhängigkeit von Reflexion, Transmission und zugehöriger Phase vom Verhältnis des Drahtabstandes zur Wellenlänge für den Fall wo das elektrische Feld parallel zu den Gitterdrähten liegt. 6.2.6 Jones Vektoren Gitter spielen eine wichtige Rolle in vielen quasioptischen Systemen. Für eine kompakte analytische Beschreibung eines Systems bedient man sich häufig einer MatrixSchreibweise. Wir haben solch eine Schreibweise bereits im Abschnitt 5.2 über MatrixOptik kennen gelernt. Für polarisierende Komponenten werden häufig spezielle Vektoren und Matrizen verwendet, die sog. Jones-Vektoren. Signale in einem quasioptischen System können durch den Polarisationsvektor des elektrischen Feldes beschrieben werden. # $ → − → − → − EV E = = EV V + EH H (6.130) EH → − → − V und H sind Einheitsvektoren in vertikaler und horizontaler Richtung. Mit vertikal → − → − ist im Folgenden immer gemeint vertikal zur Ebene des optischen Aufbaus. V und H stehen senkrecht aufeinander und senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. Es handelt sich also nicht um ein festes Koordinatensystem, sondern um ein System, das mit der Ausbrei→ − tungsrichtung mit geht. Die dominierende Achse ist die vertikale Achse. Der E -Vektor → − wird deshalb, zerlegt in die beiden Komponenten, mit E = (EV , EH ) geschrieben und nicht wie man natürlicherweise annehmen würde mit (EH , EV ), analog einer x- und einer y- Komponente. Dies kann zur Verwirrung führen, wenn verschiedene Literatur konsultiert wird. Wir halten uns hier an die Nomenklatur von Lesurf14 . Entsprechend werden 14 J.Lesurf, Millimetre-wave Optics, Devices and Systems, Adam Hilger, New York, 1990 165 6 Quasioptische Komponenten Winkel bezüglich der vertikalen Achse definiert. Ein kohärentes Signal der Frequenz f werde für eine bestimmte Ebene geschrieben als EV = a · ei2πf t (6.131) EH = b · ei2πf t+ϕ (6.132) → − → − O = AE . (6.133) a und b beschreiben die Amplitude der beiden Komponenten und die Phase wird durch → − ϕ beschrieben. Der Effekt einer optischen Komponente A auf ein Signal E kann in Matrixschreibweise formuliert werden, so dass das Ausgangssignal gegeben ist durch Falls es sich um eine Transmission handelt, schreiben wir AT , für eine Reflexion AR . Bei mehreren optischen Komponenten, erhält man das resultierende Signal durch Matrixmultiplikation von links, z.B. → − → − O = CT BT AR E . (6.134) Wir wollen nun die A Matrix für ein Polarisationsgitter herleiten, dessen Drähte gegenüber der vertikalen Achse um den Winkel ϑ geneigt sind. Wir verwenden zuerst die übliche Schreibweise für x, y- Koordinatensysteme bei Rotationen um den Winkel α. → − Damit der Effekt des Gitters G auf das E-Feld E bestimmt werden kann, wird zuerst der E-Feld-Vektor in eine horizontale und eine vertikale Komponente bezüglich der Gitterdrähte zerlegt: $ # $# $ # cos α sin α EH E# = . (6.135) E⊥ − sin α cos α EV Transmittiert wird E⊥ wogegen −E# reflektiert wird. Für die weitere Rechnung soll aber → − → − das resultierende Signal wieder ausgedrückt werden, durch Komponenten in V und H . Ergo gilt für die transmittierten Komponenten: # T $ # $ EH − sin α · E⊥ = (6.136) EVT cos α · E⊥ # $# $ sin2 α − sin α cos α EH = . − sin α cos α cos2 α EV Ersetzt man den Winkel α durch den Winkel ϑ und ändert man noch die Reihenfolge der Komponenten, so erhält man # T $ # $# $ EV sin2 ϑ − cos ϑ sin ϑ EV = (6.137) T EH − cos ϑ sin ϑ cos2 ϑ EH resp. AT = 166 # sin2 ϑ − cos ϑ sin ϑ − cos ϑ sin ϑ cos2 ϑ $ . (6.138) 6.3 Interferometer Für die reflektierte Komponente erhält man durch analoge Überlegungen: $ # $# $ # R $ # cos2 α sin α cos α EH EH cos α · E# = . = EVR − sin α · E# − sin α cos α − sin2 α EV (6.139) Dabei ist zu beachten, dass das reflektierte Signal um 180° gedreht wird, was zwei Vorzeichenwechsel zur Folge hat. Weil aber auch die Blickrichtung ändert, ergibt dies nur ein Vorzeichenwechsel für die vertikale Komponente. Somit gilt # R $ # $# $ EV − cos2 ϑ − sin ϑ cos ϑ EV = (6.140) R EH cos ϑ sin ϑ sin2 ϑ EH resp. AR = # − cos2 ϑ − cos ϑ sin ϑ cos ϑ sin ϑ sin2 ϑ $ . (6.141) Für ein horizontales Gitter ist ϑ = 90°, für ein vertikales Gitter ist ϑ = 0°. Wir bestimmen nun die häufigsten Matrizen für horizontale, vertikale und 45°-Gitter sowie für einen Planspiegel, Dachspiegel und eine Strecke d. horizontales Gitter vertikales Gitter Gitter unter 45° Gitter unter −45° Planspiegel Dachspiegel mit Dachlinie horizontal Dachspiegel mit Dachlinie vertikal Strecke der Länge d Dachspiegel mit Dachlinie unter dem Winkel θ Transmission # $ 1 0 HT = # 0 0$ 0 0 VT = 0#1 $ 1 −1 PT = 1/2 1 # −1 $ 1 1 NT = 1/2 1 1 Reflexion # $ 0 0 HR = # 0 1 $ −1 0 VR = 0# 0 $ −1 −1 PR = 1/2 1$ # 1 −1 1 NR = 1/2 −1$ 1 # −1 0 M= # 0 1 $ −1 0 RH = 0 −1 # $ 1 0 RV = 0 −1 # $ 1 0 − i2πd d=e λ 0 1 # $ cos 2θ − sin 2θ R= sin 2θ cos 2θ 6.3 Interferometer Durch geschickte Anordnung von Gittern und Dachspiegeln ist es möglich ein Interferometer aufzubauen. Interferometer basieren auf dem Prinzip, dass zwei oder mehr Strah- 167 6 Quasioptische Komponenten len miteinander interferieren können. Dabei wird ausgenützt, dass die erzielte Phasendifferenz von der Wellenlänge resp. der Frequenz abhängt. Interferometer können z.B. als Filter oder als Diplexer verwendet werden. Man unterscheidet Zwei-Strahl-Interferometer und Mehr-Strahl-Interferometer. Beim Zwei-Strahl-Interferometer wird ein einfallender Strahl aufgeteilt und nach dem Durchlaufen unterschiedlicher Weglängen wieder zusammengefügt. Dabei kann sich die Aufteilung auf die Amplitude oder die Polarisation beziehen. Das klassische Beispiel solch eines Interferometers ist das Michelson Interferometer. Ein Mehr-Strahl-Interferometer entsteht beispielsweise durch Mehrfachreflexion an halbdurchlässigen Spiegeln. Dies führt dann z.B. auf ein Fabry-Perot-Interferometer. Bei allen Interferometer kann Beugung eine Rolle spielen und muss entsprechend berücksichtigt werden. Im Submillimeter-Bereich wird häufig ein sog. Martin-Puplett Interferometer verwendet. Dieses funktioniert im Prinzip wie ein Michelson-Interferometer, wobei jedoch nicht eine Aufteilung der Amplitude des Strahles mit halbdurchlässigen Spiegeln realisiert wird, sondern der Polarisationszustand mit Polarisationsgittern. Wir wollen deshalb zuerst die Funktionsweise eines Michelson-Interferometers studieren. 6.3.1 Michelson-Interferometer Spiegel Leistungsteiler l1 Spiegel Input l2 Output Abbildung 6.34: Michelson Interferometer, aufgebaut mit zwei Spiegeln und einem Strahlteiler. Beim Michelson-Interferometer wird ein Strahl durch einen halbdurchlässigen Spiegel resp. im Submillimeter-Bereich durch ein Dielektrikum aufgespalten. Die beiden Anteile laufen dann zu einem Spiegel, wo sie reflektiert werden, gehen zurück zum Strahlteiler, der sie wieder zusammenfügt. Jeder Strahl erfährt so eine Transmission und eine 168 6.3 Interferometer Reflexion am Strahlteiler (vgl. Figur 6.34). Ein Phasenunterschied kommt durch unterschiedliche Weglängen zu den Spiegeln zustande. Diese seien l1 und l2 . Somit ist der gesamte Weglängenunterschied ∆ = 2(l2 − l1 ). (6.142) Wenn wir am Eingang eine ebene Welle betrachten und Beugung vernachlässigen, so gilt für die Transmission T der Leistung (bezüglich des Eingangssignals) des Signals am Ausgang15 & # $' 2π∆ 2 2 T = 2|r| |t| 1 + cos (6.143) λ wobei für die Reflexions- und Transmissions-Koeffizienten r und t der Amplitude gilt |r|2 + |t|2 = 1. Damit lässt sich die Transmission auch schreiben als & # $' 2π∆ 2 2 T = 2|r| (1 − |r| ) 1 + cos . λ (6.144) (6.145) Wir erhalten Maxima der Transmission für Weglängenunterschiede ∆max = M λ (6.146) ∆min = (M + 0.5)λ (6.147) und Minima für wobei M eine ganze Zahl ist. Bei einem verlustfreien Strahlteiler gilt für den Anteil der Leistung des reflektierten Ausgangssignals & # $' 2π∆ 2 2 R = 1 − 2|r| (1 − |r| ) 1 + cos . (6.148) λ Dabei ist zu beachten, dass das reflektierte Ausgangssignal in dieser Anordnung einfach zurück zur Quelle geht. Falls das Eingangssignal eine spektrale Verteilung aufweist, so kann man zeigen, dass das transmittierte Ausgangssignal als Funktion des Weglängenunterschiedes die Fourier-Transformation des Eingangsspektrums darstellt. Durch Fourier-Transformation des Ausgangssignals, mit der Weglänge als Parameter, kann dann die spektrale Verteilung des Eingangsspektrums bestimmt werden. Wie bereits erwähnt, spielen Beugungseffekte bei einem Interferometer eine Rolle. Nehmen wir an, dass ein Gauss-Strahl mit einem Taillen-Radius w0 auf ein MichelsonInterferometer falle. Dann werden am Ausgang effektiv zwei Gauss-Strahlen, jeder mit der halben Leistung, vorliegen, die wegen der unterschiedlichen Weglängen unterschiedlich breit sind. Dies ist in Figur 6.35 dargestellt. Ein Detektor, der ideal den einen Strahl einkoppelt, wird aber den anderen nicht ideal einkoppeln. Für den zweiten Strahl wird somit der Kopplungsfaktor kleiner als eins sein. Dies ist identisch mit dem früher 15 wir nehmen an, dass der beam splitter verlustfrei und die Spiegel ideal sind 169 6 Quasioptische Komponenten Spiegel Leistungsteiler Spiegel Input w0 + Output Strahl 1 Output Strahl 2 Abbildung 6.35: Bei einem Michelson Interferometer, das für Gauss Strahlen verwendet wird, werden die beiden Strahlen am Ausgang wegen unterschiedlicher Ausbreitung nicht identisch sein. diskutierten Kopplungsfaktor bei axialem Versatz. (Siehe Abschnitt ??). Für den Feldkopplunsfaktor am Ausgang können wir nun schreiben & ' exp(−j2π∆/λ c = rt 1 + . (6.149) 1 − jλ∆/2πω02 Damit wird der Kopplungsfaktor für die Leistung, K = |c|2 , K = |r|2 |t|2 2 + α2 + 2[cos(2π∆/λ) + α sin(2π∆/λ)] 1 + α2 (6.150) wobei ein Beugungsparameter α definiert wurde α= λ∆ . 2πω02 (6.151) Dieser Parameter lässt sich noch mit der konfokalen Distanz zc ausdrücken α= ∆ . 2zc (6.152) Im Falle , wo α → 0, erhalten wir den Transmissionswert von Gleichung 6.145. Beugung führt also dazu, dass die maximale Transmission kleiner als eins wird und die minimale Transmission grösser als 0. Falls wir den Weglängenunterschied gleich lassen, wie im Falle der ebenen Welle, ∆ = M λ, so erhalten wir für den Kopplungsfaktor der Leistung Kpw 170 max + α2 /4 = 4|r| |t| . 1 + α2 2 21 (6.153) 6.3 Interferometer Für Werte von α ( 1 finden wir durch Taylor-Entwicklung Kpw max 3α2 =1− . Tmax 4 (6.154) Daraus lernen wir, dass Beugungseffekte klein werden, wenn der Weglängenunterschied einen Bruchteil der konfokalen Distanz ausmacht, d.h. ∆ ( zc . Genau diese Bedingung macht es allerdings aus, dass das Michelson Interferometer im Millimeter und Submillimeter-Bereich nicht stark verbreitet ist. Ein weiterer Nachteil des klassischen Aufbaus ist auch, dass nur zwei Tore zur Verfügung stehen, so dass der Aufbau beispielsweise nicht als Diplexer verwendet werden kann. Es gibt allerdings Varianten, die zu einem Viertor-Zwei-Strahl-Interferometer führen. Eine mögliche Realisation zeigt Figur 6.36. Auf diese Weise wird die nicht transmittierte Ausgangsleistung nicht zurück zum Eingangstor reflektiert, sondern zu einem weiteren Tor. Port 1 Port 2 Port 4 Port 3 d Abbildung 6.36: Michelson Interferometer, das als Viertor verwendet wird. Der totale Weglängenunterschied sei ∆ = 2d (6.155) ∆ = 2(d2 − d1 ) (6.156) oder je nach Aufbau des Interferometers. Für die Transmission16 der Leistung bezüglich der 16 wir betrachten weiterhin den Fall, wo die Amplitude aufgespalten wird. Beide beam splitter seien identisch und verlustfrei. Die Spiegel seien ideal. 171 6 Quasioptische Komponenten Leistung am Eingang gilt dann für unterschiedliche Tor-Kombinationen T13 resp. T14 : & # $' 2π∆ 2 2 T13 = 1 − 2|r| (1 − |r| ) 1 + cos (6.157) λ T14 & # $' 2π∆ = 2|r| (1 − |r| ) 1 + cos . λ 2 2 (6.158) Es gilt zu beachten, dass der Pfad 2 → 4 identisch ist mit 1 → 3 und entsprechend der Pfad 2 → 3 und 1 → 4. Der Pfad 1 → 3 hat Transmissionsmaxima für ∆ = (M − 12 )λ und zwar unabhängig von r. Transmissionsminima treten auf für ∆ = (M − 1)λ. Der Pfad 1 → 4 hat Transmissionsminima für ∆ = (M − 12 )λ und zwar unabhängig von r. Transmissionsmaxima treten auf für ∆ = (M − 1)λ. Wird möglichst maximale Transmission verlangt, so wählt man Pfad 1 → 3, da dieser Pfad nicht durch Fluktuationen in r beeinflusst wird. Genau gleich wie beim klassischen Michelson-Interferometer muss auch in der Variante mit vier Toren die Beugung resp. das Gauss-Strahl-Verhalten mit berücksichtigt werden. Für den zugehörigen Leistungs-Kopplungsfaktor gilt K13 = (1 − |r|2 )2 + (|r|2 )2 cos(2π∆/λ) + α sin(2π∆/λ) − 2|r|2 (1 − |r|2 ) . 2 1+α 1 + α2 (6.159) Falls das Interferometer so eingestellt wird, dass die Transmission ein Extremum erreicht ohne Beugungseffekte, so erhalten wir ext K13 = (1 − |r|2 )2 + (|r|2 )2 ± 2|r|2 (1 − |r|2 ) . 1 + α2 (6.160) Falls |r|2 = 0.5 ist und α ( 1, dann finden wir durch Taylor-Entwicklung max K13 =1− 3α2 4 min and K13 = α2 . 4 (6.161) Betrachten wir Gleichung (6.159), so sieht man, dass durch eine andere Einstellung ein grösseres Maximum resp. ein kleineres Minimum erhalten werden kann. Das heisst, um das Interferometer optimal zu nutzen, müsste es nachjustiert werden und zwar um den Wert λα δ∆ret = . (6.162) 2π Im Falle eines Diplexers liesse sich das dadurch feststellen, dass mehr Leistung zum Mischer kommt, was dessen Eigenschaften beeinflussen kann. Im Falle eines Seitenbandfilters ist der Effekt schwieriger zu messen. Die häufigste Anwendung eines Interferometers im Millimeter- und Submillimeterbereich ist diejenige als Diplexer oder als Seitenbandfilter in einem Heterodyn-System. 172 6.3 Interferometer Verwendung als Diplexer Im Falle des Diplexers soll gleichzeitig das Signal wie auch der Lokaloszillator zum Ausgang gelangen. Nehmen wir an, das Signal tritt beim Tor 1 ein und gelange zum Mixer beim Tor 3 und der Lokaloszillator werde beim Tor 2 eingekoppelt, um zum Mixer beim Tor 3 zu gelangen. Das heisst, dass gleichzeitig die Transmission T13 für die Signalfrequenz und die Transmission T23 für die Frequenz des Lokaloszillators maximal sein sollten. Setzt man die entsprechenden Bedingungen für den Weglängenunterschied ein und setzt dann gleich, so erhält man als Forderung für den Weglängenunterschied eines Diplexers # $ λif . (6.163) ∆dip ∼ = (2n − 1) 2 Verwendung als Seitenbandfilter Falls das Interferometer als Seitenbandfilter verwendet wird, so sollte gleichzeitig die Transmission T13 für die Frequenz des Signals maximal werden und für die Frequenz des Seitenbandes minimal. Diese Forderung führt auf die Bedingung ∆ssb ∼ = (2n − 1) # λif 4 $ . (6.164) Es ist zu beachten, dass sowohl im Falle des Diplexers als auch im Falle des Seitenbandfilters, die gleichzeitige Bedingung nicht unbedingt erfüllt werden kann, und nur annähernd erreicht wird (deshalb kommt in Gleichungen (6.163) und (6.164) kein Gleichheitszeichen). 6.3.2 Martin-Puplett Interferometer Eine Variante des Michelson-Interferometers besteht darin, den Strahl nicht durch Aufteilen der Amplitude, sondern durch Aufteilung der Polarisation zu teilen. Dieser Aufbau wurde von Martin und Puplett vorgeschlagen und wird deshalb als Martin-Puplett Interferometer, MPI, bezeichnet. Solch ein Interferometer ist in Abbildung 6.37 dargestellt. Die Funktionsweise des MPI lässt sich wie folgt beschreiben: Das einfallende Signal wird zuerst durch ein vertikales oder horizontales Gitter propagiert, von wo es zu einem Gitter gelangt, dessen Drähte in Projektion um 45° gedreht sind, und das einfallende Signal aufgeteilt wird. Die entsprechenden orthogonal polarisierten Teile laufen unterschiedliche Weglängen zu einem Dachspiegel, wo sie reflektiert werden. Gleichzeitig dreht dort die Polarisationsrichtung um 90°, so dass die reflektierten Signale nun am Gitter reflektiert resp. transmittiert werden. Da die Eigenschaft eines Gitters als Polarisationsteiler als unabhängig von der Frequenz bezeichnet werden kann, ist ein MPI sehr breitbandig verwendbar. Dazu kommt, dass die Verluste im Gitter praktisch vernachlässigbar sind. 173 6 Quasioptische Komponenten Abbildung 6.37: Martin-Puplett Interferometer bestehend aus zwei Dachspiegeln und zwei Polarisationsgittern Abbildung 6.38: Blockdiagramm eines MPI, das als Diplexer verwendet wird. 174 6.3 Interferometer MPI als Diplexer Für die Beschreibung der Funktionsweise eines MPI als Diplexer gelten grundsätzlich die gleichen Zusammenhänge, wie beim Michelson-Interferometer mit vier Toren. Der einzige Unterschied besteht darin, dass der Polarisationszustand am Ausgang, vor dem letzten Gitter, im allgemeinen elliptisch polarisiert ist, entsprechend der Weglängenunterschiede. Am Eingang 1 liege das Signal an mit Wellenlänge λ1 . Am Eingang 2 # !'+ 56037427728319831:;1!1<2=30.1>3,1:; :;1 !'* !') !'( !'" !'& !'% !'$ !'# ! ! " #! #" $! $" %! ,-./0123144 %" &! &" "! Abbildung 6.39: Transmission eines Lokaloszillators bei 90 GHz als Funktion der Weglänge sowie der Differenz von Signal und LO, wobei das Signal bei 94 GHz liegt. liege der Lokaloszillator, LO, an mit einer Wellenlänge λ2 . Am Ausgang (Tor 3) sei der Mischer angebracht. Für die Transmission T13 gilt # $ 2π∆ 2 2 T13 = 1 − 2r (1 − r ) 1 + cos (6.165) λ und für die Transmission T23 gilt T23 ≡ T14 # 2π∆ = 2r (1 − r ) 1 + cos λ 2 2 $ . (6.166) Für einen Leistungsteiler in Form eines Polarisationsgitters gilt r2 ≈ 0.5 und damit # $ 2π∆ T13 = TS = 1/2 1 − cos (6.167) λ1 175 6 Quasioptische Komponenten und T23 = TLO # 2π∆ = 1/2 1 + cos λ2 $ . (6.168) Gesucht ist ein Wert für ∆, so dass TS maximal wird für das Signal und gleichzeitig TLO maximal wird für den LO. TS wird maximal, falls cos 2π∆ = −1 und damit ∆ = 2n−1 λ1 . λ1 2 2π∆ TLO wird maximal, falls cos λ2 = 1 und damit ∆ = (n − 1)λ2 . Die Bedingung ist erfüllt, falls 2n − 1 λ1 = (n − 1)λ2 . (6.169) 2 λ1 −2λ2 Damit wird n = | 2(λ | und ∆ wird optimal für den LO falls 1 −λ2 ) ∆ = (n − 1)λ2 # $ # $−1 λ1 − 2λ2 1 1 = − 1 λ2 = 1/2 − = 1/2λif . 2(λ1 − λ2 ) λ1 λ2 (6.170) (6.171) Da n auf diese Art bestimmt in den meisten Fällen nicht ganzzahlig sein wird, wird entsprechend der Weglängenunterschied auch nicht für beide Teile gleich optimal sein. Der beste Wert muss numerisch ermittelt werden. Wir nehmen als Beispiel an, dass ein Signal die Frequenz 94 GHz aufweise und der Lokaloszillator, LO, bei 90 GHz sei, so dass eine Zwischenfrequenz von 4 GHz resultiert, mit einem Seitenband bei 86 GHz. Für einen bestimmte Weglänge wird die Transmission für den LO und das Signal unterschiedlich sein. Figur 6.39 zeigt die Transmission des LO als Funktion des Weglängenunterschiedes und gleichzeitig die Differenz der Transmission von LO und Signal. Figur 6.40 zeigt das gewünschte Resultat für die Funktion als Diplexer. MPI als Seitenbandfilter In der Anordnung als Seitenbandfilter ist erwünscht, dass einerseits der Pfad T13 = TS maximale Transmission aufweist für das Signalband und andererseits minimale Transmission Tim für das Seitenband, welches sich im Abstand 2|νSignal − νL.0. | befindet. Es gilt $ # 2π∆ =1 (6.172) TS = 1/2 1 − cos λS # $ 2π∆ Tim = 1/2 1 − cos = 0. (6.173) λim TS wird 1, falls ∆ = 2n−1 λS 2 und Tim wird 0, falls ∆ = (n − 1)λim Somit n= λS − 2λim . 2(λS − λim ) (6.174) Das ist im Prinzip, dieselbe Bedingung wie für den Diplexer, nur ist nun an die Stelle von λ2 = λL0 die Bedingung λ2 = λim getreten. 176 6.3 Interferometer 1 Signal LO 0.9 Transmission von Signal und LO 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 Frequenz in GHz Abbildung 6.40: Transmission des Lokaloszillators bei 90 GHz und des Signals bei 94 GHz für einen Weglängenunterschied von 36.7 mm. Abbildung 6.41: Blockdiagramm eines MPI, das als Seitenbandfilter verwendet wird. 177 6 Quasioptische Komponenten # !'+ 562730.8!!!11152407-81999 !'* !') !'( !'" !'& !'% !'$ !'# ! ! " #! #" $! $" %! %" &! ,-./0123144 Abbildung 6.42: Transmission eines Signals bei 94 GHz und des Seitenbandes bei 86 GHz als Funktion der Weglänge. # !'( !') 34051.,!302.5+ !'& !'$ ! !!'$ !!'& !!') !!'( !# ! " #! #" $! *+,-./01/22 $" %! %" &! Abbildung 6.43: Differenz der Transmission von Signal und Seitenbandes, damit deutlicher sichtbar wird, wo der optimale Wert der Weglänge liegt. 178 6.3 Interferometer 1 Signal 0.9 Transmission von Signal und Bild 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 91 Bild 92 93 94 Frequenz in GHz 95 96 97 Abbildung 6.44: Transmission des Signalbandes und des Bildes bei einem MPI, das als Seitenbandfilter verwendet wird. Figuren 6.42, 6.43 und 6.44 illustrieren das Verhalten eines MPI als Seitenbandfilter. Eine elegante Art die Funktionsweise eines MPI zu beschreiben ist mittels der JonesVektoren und Jones-Matrizen. Dabei ist zu beachten, dass das am Dachspiegel reflektierte Signal das Gitter, welches unter 45° montiert ist, nun unter einem Winkel von −45° sieht. MPI mit Jones Matrizen Das Eingangssignal E = (EV , EH ) gehe zuerst durch ein vertikales Gitter, so dass das transmittierte Signal horizontal polarisiert wird und ergo VT E = (0, EH ) vorliegt. Dieses Signal wird dann beim Strahlteiler, dessen Drähte um 45° gegenüber der Einfallsrichtung gedreht sind, aufgeteilt. Am Ausgang des Interferometers erhalten wir C1 = PT d1 Rd1 PR VT E = 1/2e−i2π2d1 /λ (EH , −EH ) (6.175) C2 = NR d2 Rd2 PT VT E = 1/2e−i2π2d2 /λ (−EH , −EH ). (6.176) Am Schluss des MPI komme noch ein weiteres Gitter mit horizontalen Drähten, so dass die vertikale Komponente durchgelassen werde. Für das Signal am Ausgang OH resp. 179 6 Quasioptische Komponenten OV erhalten wir somit OH = EoutH = HR (C1 + C2 ) (6.177) OV = EoutV = HT (C1 + C2 ) (6.178) OH = cos 2π(d1 − d2 ) −2πj(d1 +d2 )/λ e EH λ (6.179) OV = j sin 2π(d1 − d2 ) −2πj(d1 +d2 )/λ e EH . λ (6.180) Die mittlere Leistung berechnet sich alsdann zu PH = cos2 π∆ Pin λ (6.181) PV = sin2 π∆ Pin λ (6.182) ∆ = 2(d1 − d2 ). (6.183) wobei Man kann auf einfache Weise zeigen, dass das Signal welches zurück zum Eingang geht, aus den beiden Komponenten besteht PR RPR VT E = (0, 0) (6.184) NT RPT VT E = (0, 0). (6.185) und Berechnungen dieser Art lassen sich einfach mit Programmen wie Maple oder Matlab realisieren. 6.4 Hornantennen 6.4.1 Einleitung Bei vielen quasioptischen Aufbauten wird zum Senden oder zum Detektieren eines Signals ein sog. Rillenhorn (engl. corrugated horn) verwendet. Ein Beispiel solch einer Hornantenne ist in Figur 4.1 dargestellt. Die Charakteristik solch einer Antenne weist ein weitgehend Gaussförmiges Diagramm auf (vgl. dazu auch Figur 4.2). Bei einem Rillenhorn handelt es sich um ein konisches Horn, in dessen Wände Rillen eingebracht werden. Da es insbesondere für hohe Frequenzen bei der Fertigung der Antennen nicht 180 6.4 Hornantennen Abbildung 6.45: Schnitt durch einen Alukern mit Rillen und zugehöriger Aufkupferung für die Herstellung eines Rillenhorns. möglich ist, diese Rillen heraus zu drehen oder zu fräsen, werden diese Antennen meistens durch Aufkupfern eines Alukerns realisiert. Es ist relativ einfach möglich das Negativ der Rillen in den Alukern zu drehen. Ein Beispiel solch eines Kerns und der zugehörigen aufgekupferten Struktur zeigt Bild 6.45. Die Theorie von Rillenhornantennen, d.h. die Herleitung der exakten Feldverteilung im Horn ist relativ komplex und soll hier nicht diskutiert werden. Wir beschränken uns hier auf die Diskussion der quasioptischen Eigenschaften. In einem Rillenhorn breitet sich die sog. HE11 -Hybridmode aus. Die Rillen in den Wänden, welche eine Tiefe von ca. einem Viertel der Wellenlänge aufweisen, haben zur Folge, dass die Wandströme in der Hornwand bei zwei aufeinanderfolgenden Rillenkanten 180° ausser Phase sind. Die Wandströme entstehen durch das elektrische Feld im Hohlleiter, welches im Abstand der halben Wellenlänge die Richtung umdreht. Der Effekt der Rillen besteht somit darin, dass das elektrische Feld in der Nähe der Wände verschwindet. Dies führt letztlich zu einer azimuthal symmetrischen Feldverteilung, die uniform polarisiert ist. Da die Verteilung unabhängig vom Winkel ist, bezeichnet man eine solche Antenne auch als skalare Hornantenne. Falls die Feldverteilung in der Apertur solch einer Antenne bekannt ist, so ist es möglich, durch Entwicklung dieser Verteilung in höhere Gauss Moden, zu bestimmen wie sich die Verteilung im Fernfeld entwickelt. Zu diesem Zweck greifen wir auf das zurück, was wir im Abschnitt 4.3.4 über die Superposition von höheren Moden gelernt haben. Die Entwicklung eines beliebigen elektrischen Feldes ++ E(x, y) = amn Emn (x, y) (6.186) m n in höhere Moden ist nicht eindeutig, da die Wahl des Krümmungsradius R und der Strahl 181 6 Quasioptische Komponenten Taille w0 frei wählbar sind. Die meisten Hornantennen weisen allerdings ein elektrisches Feld in der Apertur auf, für welches die Phasenverteilung einer sphärischen Welle mit Krümmungsradius Rh entspricht, wie das schematisch in Figur 6.46 ersichtlich ist. Das Rh Fläche gleicher Phase Krümmungszentrum r Apertur Abbildung 6.46: Schematische Darstellung der Fläche mit gleicher Phase in der Apertur einer Hornantenne. Der Krümmungsradius entspricht der Schräge Rh des Kegels. kommt daher, dass die Feldlinien, wegen der hohen Leitfähigkeit, senkrecht auf der Wand stehen. Die Phasenverteilung in der Apertur ist somit φap = πr2 . λRh (6.187) Für eine Entwicklung in höhere Moden ist es deshalb sinnvoll den Krümmungsradius R = Rh zu wählen. Für die Wahl von w0 gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wir sind allerdings daran interessiert eine Lösung zu finden, die möglichst wenige höhere Moden beinhaltet. Das erreichen wir, wenn wir w0 so wählen, dass die Leistung in der Grundmode maximal wird. Da wir aber alles auf die Apertur beziehen, bedeutet dies, dass wir w in der Apertur verwenden, resp. das Verhältnis von w zum Apertur Radius a, d.h. w/a. 6.4.2 Pyramiden-Horn Bevor wir die Theorie auf ein Rillenhorn anwenden, betrachten wir ein Pyramidenhorn, das durch das Aufweiten eines rechteckigen Hohlleiters entsteht. Der Hohlleiter habe die Breite a und die Höhe b. In einem solchen Hohlleiter breitet sich der T E10 Mode aus 182 6.4 Hornantennen und das in y-Richtung polarisierte elektrische Feld in der Apertur ist & ' ! πx " −π(x2 + y 2 ) Eap (x, y) = cos exp j |x| ≤ a2 ; |y| ≤ 2b a λRh 0 |x| > a2 ; |y| > 2b . (6.188) Dabei haben wir die Phase gemäss 6.187 verwendet. Das elektrische Feld können wir einfach in kartesischen Koordinaten schreiben ! πx " E(x) = cos |x| ≤ a2 a 0 |x| > a2 . (6.189) Entwickeln wir nun das Feld in x-Richtung, so erhalten wir in Gauss-Hermite Moden den Ausdruck *√ , & '0.25 # 2$ 2 2x −x −0.5 m Em (x) = [2 m!wx ] Hm exp (6.190) π wx wx2 und für den normierten Kopplungskoeffizienten cm gemäss 4.72 *√ , & '0.25 # 2$ 2 ! " 0 m−1 1−0.5 2 2x −x t πx cm = 2 m!wx a · Hm exp cos dx. (6.191) π wx wx2 a Wir definieren noch die beiden Hilfsgrössen s und u √ 2x u= wx πwx s= √ 2a (6.192) (6.193) und schreiben neu 3 √ 40.5 2 & '0.25 # 2$ 2 2s −u −0.5 m cm = [2 m!] · Hm (u) exp cos(su)du. π π 2 (6.194) Es ist nun möglich cm für verschiedene Werte von s zu bestimmen. Es zeigt sich, dass cm für ungerade Indizes verschwindet und dass c0 ein Maximum erreicht für einen Wert s = 0.78, resp. für wx /a = 0.35. Der zugehörige Leistungskopplungskoeffizient ist | c0x |2 = 0.99. Für einen Strahlradius in der Apertur, der ca. einem Drittel des Aperturradius entspricht, erhält man somit die beste Kopplung zum Grundmode. Dieses Ergebnis ist qualitativ ziemlich allgemein gültig. Eine analoge Rechnung muss nun noch für die yRichtung durchgeführt werden. E(y) = 1) |y| ≤ 2b 0 |y| > 2b . (6.195) 183 6 Quasioptische Komponenten Für den Feldkopplungskoeffizienten zum Grundmode erhalten wir durch analoge Überlegungen & '0.25 2 cn = [2n n!wx b]−0.5 π *√ , # 2$ ! " 2 2y y πy · Hn exp − 2 l dy (6.196) wy wy b wobei noch eine Hilfsfunktion l eingeführt wurde, für welche gilt l(ζ) = 1) |ζ| ≤ π2 0 |ζ| > π2 . Wir definieren erneut Hilfsgrössen (6.197) √ 2y (6.198) wy πwy (6.199) t= √ 2b und erhalten für den Kopplungskoeffizienten des Feldes in y-Richtung zum Grundmode & '0.25 & '0.5 2 t −0.5 n √ cn = [2 n!] π 2π # 2$ 2 −v · Hn (v) exp l(tv)dv. (6.200) 2 v= Im Gegensatz zur x-Richtung ist hier die optimale Kopplung bei einem Wert von t = 1.11, d.h. bei wy /b = 0.5. Der Leistungskopplungskoeffizient wird | c0y |2 = 0.89. Damit wird der totale Kopplungsfaktor für die Leistung | c00 |2 =| c0x |2 · | c0y |2 = 0.88. Die zugehörige Grundmode ist somit asymmetrisch. Ferner sind die Taillen für die beiden Richtungen an unterschiedlichen Orten. Dies ist zwar nicht grundsätzlich ein Problem, jedoch möchte man viel lieber symmetrische Bedingungen. Man kann zeigen, dass durch die Wahl b/a = 0.7 es möglich ist einen symmetrischen Strahl zu erhalten. 6.4.3 Lage der Strahl Taille Da für jede Mode gilt, dass sie dieselben Werte hat für den Krümmungsradius R und den Strahlradius w, so können wir den Ort und die Grösse der Strahltaille w0 bestimmen und erhalten w (6.201) w0 = 0 10.5 1 + (πw2 /λR)2 und R z= . (6.202) 1 + (λR/πw2 )2 Mit der Kenntnis von R und w0 können wir nun auch die Phase ϕm für jede Mode bestimmen. Jede Mode hat ihre eigene Phasenschiebung. Wenn wir also wollen, dass die Phase für eine bestimmte Ebene, z.B. die Apertur, gleich ist für alle Moden, dann müssen wir die entsprechende Phasenlage bei w0 entsprechend wählen. 184 6.4 Hornantennen 6.4.4 Höhere Moden im Rillenhorn Die Feldverteilung in der Apertur eines Rillenhorns ist für eine Polarisation in y-Richtung # $ # $ 2.405r −jπr2 Eap = J0 exp ŷ. (6.203) a λRh Dabei ist J0 die Bessel-Funktion nullter Ordnung. Wegen der Zylinder-Symmetrie entwickeln wir in Gauss-Laguerre Moden. Für ein axial symmetrisches Feld sind mit Ausnahme von m = 0 die anderen m-Moden gleich Null. Für den Feldkopplungskoeffizienten erhalten wir dann # $0.5 # $ 2 r=a # 2$ $ # 2$ # 2 1 2r −r 2.405r ap = Lp0 2πr dr. (6.204) exp J0 π w0 w02 w02 a r=0 Die zugehörige Leistung ist 2 r−a 2 2 P = 2π |E(r)| r dr = 2π r=0 r=a r=0 J02 # 2.405r a $ r dr = 0.847a2 (6.205) und der zugehörige normierte Kopplungskoeffizient lässt sich schreiben mit cp = 1.362s 2 2/s2 Lp (x) exp x=0 # −x 2 $ √ J0 (st x)dx (6.206) wobei noch die Hilfsgrösse x = 2r2 /w2 = w/a eingeführt wurde. Der optimale Wert im Sinne, dass möglichst viel Leistung in der Grundmode ist, erhält man somit für w = 0.644a, (6.207) wobei der Anteil der Leistung im Grundmode 0.98 beträgt. Der Phasenterm bewirkt, dass die Strahl Taille nicht in der Apertur liegt. Wählen wir also w = 0.644a und gleichzeitig für den Krümmungsradius R = Rh , so erhalten wir für den Ort z und die Grösse der Strahl Taille w0 und w0 = ! 0.644a 0 12 "1/2 1 + π (0.644a)2 /λRh z= Rh . 1 + [λRh /π(0.644a)2 ]2 (6.208) (6.209) Figur 6.47 veranschaulicht die verschiedenen Grössen.Es ist zu beachten, dass es sich hier lediglich um ein Schema handelt. Es wäre falsch, sich innerhalb der Hornantenne den Strahl wie gezeichnet vorzustellen. Für einen Beobachter sieht es lediglich so aus, als wäre ein Gauss Strahl produziert worden, der eine Taille w0 hat im Abstand z links von der Aperturebene. 185 6 Quasioptische Komponenten Rh ! w w0 Apertur Radius a Horn Offset z Abbildung 6.47: Schema eines Gauss Strahles in einem Rillenhorn. Führen wir noch den Phasenfehler (in Radian) πa2 β= λRh (6.210) am Rand der Apertur ein, so finden wir w0 0.644 = a (1 + 0.172β 2 )0.5 (6.211) z 1 = . Rh 1 + 5.81β −2 (6.212) Es lassen sich nun zwei Fälle unterscheiden, je nachdem wie gross dieser Phasenfehler β ist. Apertur-limitierte Antenne Falls β ≤ 2, so sieht man, dass w0 praktisch unabhängig von β ist, und es gilt w0 ≈ 0.644a. (6.213) Die Strahl-Taille ist also etwa ein Drittel des Apertur-Durchmessers. Dazu kommt, dass die Strahl Taille praktisch in der Apertur liegt. Solch eine Hornantenne nennt man Apertur-limitiert oder Beugungs-limitiert. Diese Antennen sind frequenzabhängig. Figur 6.48 zeigt das Antennendiagramm solch einer Antenne.17 186 6.4 Hornantennen Abbildung 6.48: Normiertes Antennendiagramm für eine Apertur-limitierte Antenne. Parameter ist β/2π. θ bezeichnet den Winkel bezüglich der Ausbreitungsrichtung. Abbildung 6.49: Normiertes Antennendiagramm für eine Winkel-limitierte Antenne. Parameter ist β/2π. θ bezeichnet den Winkel bezüglich der Ausbreitungsrichtung und θ0 den Strahldivergenzwinkel. 187 6 Quasioptische Komponenten Winkel-limitierte Antenne Falls β ≥ 6 ist, so gilt w0 = 1.55a λRh = . β 0.644πa (6.214) Der Apertur-Radius ist dann mit der Hornlänge verknüpft durch a = Rh sin α (6.215) wobei α der halbe Hornöffnungswinkel ist. Der Divergenzwinkel θ0 des Gauss Strahles ist dann durch diesen Winkel α bestimmt und lautet θ0 = 0.644 sin α. (6.216) Solch eine Hornantenne bezeichnet man als Winkel-limitiert (engl. flare angle limited). Im Gegensatz zu der Apertur-limitierten Hornantenne ist in diesem Falle die Strahl-Taille nicht in der Apertur, sondern im Apex des Horns lokalisiert. Das Antennendiagramm ist für diese Hornantenne frequenzunabhängig. Figur 6.49 zeigt das Antennendiagramm. In der beschriebenen Analyse muss man sich bewusst sein, dass die Überlegungen jeweils nur in der paraxialen Näherung gelten, d.h. w0 /λ > 0.9. Das bedeutet, dass für ein Apertur-limitiertes Horn gilt a > 1.4λ resp. dass der Durchmesser grösser ist als 2.8λ. Im Falle der Winkel-limitierten Antenne hat die Bedingung β > 6 zusammen mit der paraxialen Näherung zur Folge, dass a/Rh < 0.55 ist, was einem Winkel α ≈ 31° entspricht. Phasenzentrum Für eine Näherung mit einer einzigen Gauss Mode sind die Wellenfronten sphärisch, mit einem wohl definierten Krümmungsradius R. Es stellt sich die Frage, wo der Krümmungsmittelpunkt in einem solchen Falle ist. Dieser liegt hinter dem Ort der Strahl-Taille und zwar um 2 (πw02 /λ) ∆pc = z − R = − . (6.217) z Dieser Offset ∆pc geht gegen Null für Abstände, die viel grösser sind als die konfokale Distanz zc , d.h. für das Fernfeld. Es ist üblich, dass man den Ort des Krümmungsmittelpunktes als Phasenzenter bezeichnet. Falls höhere Moden berücksichtigt werden müssen, gelten diese Näherungen nicht mehr. In Realität ist die Fläche gleicher Phase nicht kugelförmig. Wir definieren deshalb das Phasenzentrum für einen spezifizierten Abstand von der Apertur als das Zentrum einer sphärischen Oberfläche, welche der aktuellen Phasenverteilung am nächsten kommt.18 Die Lage des Phasenzentrums wird vom gewählten Abstand abhängen. Figur aus R.Wylde, Millimetre-wave Gaussian beam-mode optics and corrugated feed horns, IEE Proc., Vol. 131-H(4), pp 258-262, 1984 18 Diese Definition wurde vorgeschlagen in: R.Wylde and D.Martin, Gaussian Beam-Mode Analysis and Phase-Centers of Corrugated Feed Horns, IEEE-MTT, Vol. 41, No. 10, p. 1691-1699, 1993. 17 188 6.5 Resonatoren 6.5 Resonatoren Ein optischer Resonator ist im Prinzip das entsprechende Gegenstück eines elektrischen Resonanzkreises. Er speichert Licht resp. Mikrowellen bei bestimmten Frequenzen. Normalerweise wird im Mikrowellenbereich mit geschlossenen Zylinder-Resonatoren gearbeitet. Im Millimeter- und Submillimeterbereich werden zunehmend offene Resonatoren verwendet, wie das in der Optik bekannt ist. Gegenüber einem geschlossenen Resonator sind in der offenen Version die Verluste durch Wandströme geringer. Zudem ist es wesentlich einfacher ein Medium in den Resonator zu bringen. Nebst der Verwendung als Filter ist vermutlich die Anwendung als Spektrum Analysator resp. die Bestimmung von dielektrischen Eigenschaften von Materialien der Hauptanwendungsbereich von offenen Resonatoren. Dabei können sowohl feste wie auch gasförmige Medien untersucht werden. Der einfachste Resonator besteht im Prinzip aus zwei planparallelen Spiegeln in einem bestimmten Abstand d zwischen denen Millimeterwellen hin und her reflektiert werden. Die Moden eines solchen Resonators sind die stehenden Wellen, die sich ausbilden können. Eine Resonanz tritt dann auf, wenn der Abstand d der Spiegel einem ganzzahligen, q, Vielfachen der halben Wellenlänge im Medium λ zwischen den Spiegeln entspricht, d.h. qλ d= . (6.218) 2 Einen solchen Resonator bezeichnet man als Fabry-Perot Resonator. Dieser Resonanzeffekt kann nicht nur zwischen Spiegeln oder Gittern auftreten, sondern allgemein wo Reflexionen auftreten infolge von Impedanz-Sprüngen. Ein unerwünschter Effekt dieser Art trifft leider allzu häufig in Mikrowellen-Radiometern auf und wird dort als baselineEffekt bezeichnet. Bei offenen Resonatoren, die aus zwei planparallelen Spiegeln bestehen, machen sich zwei Nachteile bemerkbar: Verluste durch Beugung und durch ungenaue Ausrichtung. Eine stabilere Anordnung bezüglich Ausrichtung besteht aus sphärischen Spiegeln. Nehmen wir an, wir haben einen Gauss-Strahl mit Taille w0 an einem bestimmten Ort z = 0. Wir passen nun links und rechts von der Strahl-Taille, in den Abständen d1 und d2 gekrümmte Spiegel an, deren Krümmungsradien R1 und R2 denjenigen des Gauss-Strahles entsprechen. Vorausgesetzt, dass die Spiegel gross genug sind, damit nicht Leistung neben den Spiegeln vorbei geht, so wird auf beiden Seiten der Gauss-Strahl auf sich zurück reflektiert. Die beiden Spiegel fangen also sozusagen den Strahl ein und bilden einen Resonator. Dabei sind die Gauss-Strahl Moden die Moden des Resonators. Dies gilt auch für höhere Gauss-Laguerre oder Gauss-Hermite Moden. Ein Beispiel eines offenen Resonators zeigt Figur 6.50. Wir betrachten nun einen Resonator bestehend aus zwei Spiegeln M1 und M2 im Abstand L mit den Krümmungsradien R1 und R2 . Wir wollen untersuchen wo die für Resonanz zugehörige Taille w0 zu liegen kommt und welche Resonanzfrequenzen vorliegen. Ein Schema dieser Anordnung zeigt Figur 6.51. Man kann sich die Funktionsweise solch eines Resonators auch durch Entfaltung der Optik in Form von Linsen vorstellen, wie das in Figur 6.52 dargestellt ist. Dabei wird die EingangsTaille in die Ausgangs-Taille abgebildet und zwar in unendlicher Abfolge. Dabei sind die beiden Taillen gleich und fallen zusammen. Wir können diese Anordnung mit Hil- 189 6 Quasioptische Komponenten Abbildung 6.50: Offener Resonator im Mikrowellen-Bereich. Die Halterung zwischen den Spiegeln dient dem Ausmessen von Dielektrika. Die Einkopplung erfolgt über einen Koaxial-Stecker. $%$ Spiegel 2 Spiegel 1 !# !" () &#$' %$!$&" $&"$ Abbildung 6.51: Schema eines offenen quasioptischen Resonators. 190 6.5 Resonatoren !" !# Input Output $%"$ $&$ &$!$%" Abbildung 6.52: Entfalteter Resonator mit Linsen dargestellt, wobei die Brennweite der Linsen f = R/2 ist. fe der zugehörigen ABCD-Matrix untersuchen, wobei die nötigen Randbedingungen berücksichtigt werden müssen. Die aequivalente optische Matrix für einen entfalteten Resonator ist dann: # $ A B R = (6.219) C D $# $# $# $ # $# 1 0 1 0 1 L − d1 1 L 1 d1 = −1 −1 1 1 0 1 0 1 0 1 f2 f1 Die einzelnen Komponenten sind dann: L + (L − d1 ) A=1− f1 # d1 B = d1 + L 1 − f1 $ # L 1 1 − − f1 f2 f1 f 2 # $ d1 d1 L + (L − d1 ) 1 − − − f1 f2 f2 C= L 1 1 − − f 1f 2 f 1 f 2 d1 d1 L D =1− − − f1 f2 f 2 # d1 1− f1 # (6.220) d1 1− f1 $$ (6.221) (6.222) $ . (6.223) Da der Eingang und der Ausgang im selben Medium liegen, gilt für die Determinante A · D − B · C = 1. Für die Transformation eines Gauss-Strahls zusammen mit der Forderung, dass die Taillen identisch sind, gilt nun für den komplexen Strahl-Parameter qout = Aqin + B = qin . Cqin + D (6.224) 191 6 Quasioptische Komponenten Da wir eine Taille betrachten, so gilt qin = jzc und somit jzc A + B = jzc . jzc C + D (6.225) Auflösen nach zc ergibt 6 1 5 · −j(A − D) ± (−A2 − D2 + 2AD − 4BC)1/2 2C 6 1 5 · −j(A − D) ± (−A2 − D2 − 2AD + 4)1/2 = 2C 1 = (−j(A − D) ± (4 − (A + D)2 )1/2 . 2C Da aber zc reell sein muss, folgt # $1/2 1 1 2 zc = ± 1 − (A + D) . C 4 zc = (6.226) (6.227) Wir setzen nun die Werte für A, C, D von oben ein # $ L2 L L A+D =2 1+ − − 2f1 f2 f1 f2 (6.228) und erhalten zc = ± ! L 1 − (1 + L2 2f1 f2 L2 f1 f2 − − L f1 L f1 − − L 2 ) f2 L f2 "1/2 . (6.229) Der zc -Parameter ist somit durch die Resonator Parameter f1 , f2 und L definiert. Damit zc reell ist, muss (A + D)2 < 4 sein resp. −2 < A + D < 2 und somit −2 < L2 L L − − <0 2f1 f2 f1 f2 (6.230) Es gibt nun eine Reihe von möglichen Kombinationen von Krümmungsradien der Spiegel und Spiegelanordnungen. Die wichtigsten sollen kurz erwähnt werden. 6.5.1 symmetrischer Resonator Für einen symmetrischen Resonator gilt f = f1 = f2 und es folgt L < 4f oder und für die konfokale Distanz zc erhält man # $1/2 L 4f zc (symm) = −1 . 2 L f L > 0.25 (6.231) und damit für die Strahl-Taille w0 (symm) = 192 * λL 2π # $1/2 ,1/2 4f −1 . L (6.232) 6.5 Resonatoren 6.5.2 halb symmetrischer Resonator Ist einer der Spiegel plan, d.h. f = ∞, dann erhalten wir 2f − 1)1/2 L (6.233) $1/2 ,1/2 2f −1 . L (6.234) zc (halbsymm) = L( und damit w0 (halbsymm) = * λL π # 6.5.3 konzentrischer Resonator Beträgt der Abstand L = R1 + R2 , so spricht man von einem konzentrischen Resonator. 6.5.4 konfokaler Resonator Falls f1 = L 2 = f2 , so erhält man einen konfokalen Resonator zc (konf okal) = und w0 (conf ocal) = # L 2 λL 2π $1/2 (6.235) . (6.236) Die Länge des Resonators ist dann gerade L = 2zc . Es ist diese Anordnung die dem Parameter zc den Namen konfokaler Parameter eingebracht hat. 6.5.5 Lage der Strahl Taille w0 Aus der Beziehung, dass zc reell sein muss, folgt, dass A = D. Durch Gleichsetzen und Auflösen nach d1 erhält man somit d1 = 1 L(L − 2f2 ) 2 L − f2 − f1 (6.237) und d2 = L − d1 . (6.238) Beispielsweise für einen symmetrischen Resonator, d.h. f = f1 = f2 folgt: d1 = d2 = L/2 6.5.6 g-Parameter In der Resonatortheorie wird häufig der sogenannte g-Parameter eingeführt: g1 = 1 − L R1 (6.239) 193 6 Quasioptische Komponenten g2 = 1 − L R2 (6.240) oder für sphärische Spiegel L (6.241) 2f1 L g2 = 1 − . (6.242) 2f1 Mit dem g-Parameter lassen sich dann auch die oben bestimmten Gaussbeam-Parameter bestimmen L(g1 g2 (1 − g1 g2 ))1/2 zc = (6.243) g1 + g2 − 2g1 g2 Lg2 (1 − g1 ) (6.244) d1 = g1 + g2 − 2g1 g2 Lg1 (1 − g2 ) (6.245) d2 = g1 + g2 − 2g1 g2 und die zu Gleichung 6.230 aequivalente Beziehung g1 = 1 − 0 < g1 g2 < 1. (6.246) Mit Kenntnis von d1 , d2 und zc lässt sich dann auch der Strahlradius auf den Spiegel bestimmen, durch Einsetzen in die herkömmlichen Ausbreitungsformeln * # $2 ,1/2 z w(z) = w0 1 + (6.247) zc und insbesondere auch der Krümmungsradius R zc2 . (6.248) z Insbesondere ist R(d1 ) = 2f1 = R1 und R(d2 ) = 2f2 = R2 . Das heisst, dass der Krümmungsradius der Spiegel genau dem Radius der Phasenfront des Gauss Strahls entspricht. Ist ein Spiegel plan, d.h. R = ∞, so heisst das, dass er mit der Taille übereinstimmen muss. Die verschiedenen Kombinationen von Anordnungen und die daraus resultierenden Grössen sind in Tabelle 6.5.6 zusammengestellt. Die Stabilitätskriterien für einen Resonator lassen sich auch graphisch darstellen. Es liegt die Bedingung 0 < g1 g2 < 1 zu Grunde, resp. $# $ # L L 1− < 1. (6.249) 0< 1− R1 R2 R(z) = z + Dieser Zusammenhang ist in Figur 6.53 veranschaulicht. Der schraffierte Bereich stellt stabile Bedingungen dar. Allerdings gilt für Konfigurationen auf der Kurve, dass eine minime Abweichung, z.B. durch ungenaue Justierung, zu einem unstabilen Zustand führen kann. Äusserst anfällig ist der symmetrische konfokale Resonator. Einen stabilen L Resonator erhält man z.B. für Werte RL1 = RL2 = R ≈ 0.6 194 6.5 Resonatoren Bezeichnung symmetrisch halbsymmetrisch planar konzentrisch symmetrisch konfokal symmetrisch konzentrisch halbkonfokal f1 f2 R 2 R 2 R 2 ∞ ∞ R 2 L 2 L 4 ∞ ∞ L−R 2 L 2 L 4 L R1 R ∞ ∞ R L R2 R R ∞ L−R L L 2 L 2 ∞ 2L g1 L 1− R 1 1 g2 L 1− R L 1− R 1 R−L R R R−L 0 −1 1 0 −1 zc 5R 61/2 −1 L 61/2 5 − 1 L R L ∞ 0 L 2 1 2 L 2 0 L Tabelle 6.1: Zusammenstellung der verschiedenen Resonator Konfigurationen g2 g1g2=1 g1g2=0 planar 1 1 g1 konfokal konzentrisch g1g2=1 Abbildung 6.53: Stabilitätsdiagramm für offene Resonatoren. 195 6 Quasioptische Komponenten 6.5.7 Resonanzbedingung, Resonanzfrequenzen Da die Bedingung für Resonanz ist, dass die Phase nach einem Durchlauf ein Vielfaches von 2π ist, wollen wir uns als nächstes genauer mit der Phase beschäftigen. Die Phase in einem Mode ist abhängig von der Modenzahl, so gilt für einen Gauss-Laguerre Mode φpm (z) = −j[kz − (2p + m + 1)φ0 ] (6.250) und für einen Gauss-Hermite Mode φmn (z) = −j[kz − (m + n + 1)φ0 ] wobei φ0 = tan −1 # z zc $ . Für den fundamentalen Mode gilt dann . & # $ # $'/ 2πL d1 d2 −1 −1 ∆φ = 2 − tan + tan . λ zc zc (6.251) (6.252) (6.253) Dabei ist der erste Term die Phasenschiebung bei einer ebenen Welle und der zweite Term derjenige des Gauss-Strahles ∆gb0 , den wir mittels der g-Parameter schreiben können . / . / g1 (1 − g2 ) g2 (1 − g1 ) −1 −1 ∆φgb 0 = tan + tan . (6.254) [g1 g2 (1 − g1 g2 )]0.5 [g1 g2 (1 − g1 g2 )]0.5 Durch Ausdrücken des Tangens durch den Cosinus lässt sich diese Beziehung vereinfachen zu ∆φgb 0 = cos−1 (g1 g2 )0.5 &# $# $'0.5 L L −1 = cos 1− 1− R1 R2 &# $# $'0.5 L L −1 = cos 1− 1− . 2f1 2f2 Als Resonanz Bedingung erhalten wir nun & ' 2πL −1 0.5 2 − (2p + m + 1) cos (g1 g2 ) = 2πq λ für die Gauss-Laguerre Moden und & ' 2πL −1 0.5 2 − (m + n + 1) cos (g1 g2 ) = 2πq λ (6.255) (6.256) (6.257) für die Gauss-Hermite Moden. Die zugehörigen Resonanz Frequenzen sind somit für die Gauss-Laguerre Moden & ' 1 c −1 0.5 vq pm = q + (2p + m + 1) cos (g1 g2 ) (6.258) π 2L 196 6.5 Resonatoren und für die Gauss-Hermite Moden entsprechend & ' 1 c −1 0.5 vq mn = q + (m + n + 1) cos (g1 g2 ) π 2L (6.259) Den Index q nennt man axiale oder longitudinale Modenzahl. Moden, die sich nur in c q unterscheiden, haben somit einen Frequenzunterschied von 2L . Höhere Moden mit verschiedenen q nennt man horizontale oder axiale Moden. Die Indizes p, m und n bezeichnen verschiedene transversale Moden. 6.5.8 Verluste im Resonator In einem Resonator können sich verschiedene Verlustmechanismen bemerkbar machen, die wir kurz erläutern wollen. Beugungsverluste treten auf wegen der endlichen Grösse der verwendeten Spiegel. Wenn wir annehmen, dass die im Resonator gespeicherte Energie den reflektierten Wellen zwischen den Spiegeln entspricht, so ist der Beugungsverlust αd für einen Fundamentalmode an einem Spiegel mit Durchmesser 2a gleich der Randbelegung (engl. edge taper) a2 αd = e−2 w2 (6.260) wobei hier w = w(d1 ) resp. w(d2 ) ist. Für einen symmetrischen Resonator erhalten wir so # # $ $ 2πa2 2 1/2 αd = exp − (1 − g ) (6.261) λL * # $# $1/2 , 2πa2 2R = exp − −1 . λR L Für einen konfokalen Resonator ist R = L und ergo αd = e− 2πa2 λL . Man sieht, dass der Verlust abhängt vom Verhältnis von man Fresnel-Zahl Nf = (6.262) a L zu λa . Dieses Verhältnis nennt a2 . λL (6.263) Verluste im Resonator werden dann mittels dieser Fresnel-Zahl ausgedrückt αd = e−2πNf . (6.264) Eine andere Definition der Fresnel-Zahl lautet F läche des Resonatorspiegels πa2 = = πNf . konf okale T EM00 M odef läche πw12 (6.265) 197 6 Quasioptische Komponenten Je grösser Nf , desto weniger Verluste liegen vor. Die hier durchgeführten Abschätzungen gelten exakt für den Fundamentalmode. Genauere Rechnungen zeigen, dass die Verluste etwas anders sind und zwar αd = 16π 2 Nf exp [−4πNf ] αd = 1 − (πNf )2 f ürNf ≥ 1 f ürNf → 0 (6.266) (6.267) Sind höhere Moden im Spiel, so wird der Verlust grösser. Dies ist intuitiv klar, ist doch der ’Spillover’ für einen höheren Mode grösser. Zu Verlusten können aber auch Öffnungen für die Einkopplung führen. Es ist verständlich, dass die Geometrie des Resonators möglichst nicht durch irgendwelche Einkopplungsvorrichtungen gestört werden sollte. Die häufigste Art ein Mikrowellen Signal in einen Resonator zu koppeln, geschieht entweder über Koaxialstecker, wo dies die Frequenz zu lässt oder durch Hohlleiter. In beiden Fällen sind die Anschlüsse nahe bei der Resonatorachse, d.h. im Zentrum der Spiegel. In Resonatoren, deren Länge zur Abstimmung verstellt werden sollten, wird häufig die Ein- und Auskopplung beim selben Spiegel gewählt. Häufig handelt es sich dabei um einen Planspiegel bei einem halbsymmetrischen Resonator. Die Kopplung durch ein Loch wird zu Verlusten führen. Ein kleines Loch ist zwar zu bevorzugen, hat aber den Nachteil, dass die Divergenz des Pseudo-Strahles gross ist. Ist dagegen das Loch gross, so wird automatisch der Spiegel verkleinert, was auch als Spiegelverlust bezeichnet werden kann. Es ist im Prinzip auch möglich quasioptisch einzukoppeln, etwa durch halbdurchlässige Folien. Es ist in allen Fällen schwierig einen quantitativen Ausdruck für die Kopplungsverluste αcoup anzugeben. Eine Zusammenstellung der möglichen Verlustmechanismen bei einer Einkopplung über ein Loch gibt Figur 6.54.19 Weitere Verluste können auch dadurch entstehen, dass die Reflektivität der Spiegel nicht ideal ist. Ein Effekt, der bereits im Abschnitt 6.1.2 diskutiert wurde. Für einen Spiegel mit Oberflächenwiderstand Rs können wir den Verlust bei senkrechtem Einfall abschätzen mit 4Rs αm = 1 − |rn.i. |2 = = 4 [πν00 ρ]0.5 . (6.268) Z0 Eine andere Art von Verlust durch Absorption tritt auf, wenn das Medium zwischen den Spiegeln nicht Vakuum ist, sondern durch ein Gas oder ein Material mit kleinem Absorptionskoeffizienten gefüllt ist. In diesem Falle erhalten wir pro Durchgang einen Verlust von αa = αL (6.269) wobei α die Absorption pro Weglänge des Mediums ist. 6.5.9 Güte des Resonators, Q Die Güte eines Resonators, d.h. die Qualität mit der eine Resonanz bestimmt werden kann, wird mit dem Faktor Q beschrieben. Dieser Faktor wird in der Literatur meistens 19 gemäss R.Clarke and C.Rosenberg, Fabry-Perot and open resonators at microwave and millimetre wave frequencies, 2-300GHz, Journal of Physics E: Scientific Instruments, Vol. 15, pp.9-24,1982. 198 6.5 Resonatoren Abbildung 6.54: Verluste bei Einkopplung in einen offenen Resonator. beschrieben als Q = = mittlere gespeicherte Energie Energieverlust pro Radian (6.270) ω0 · mittlere gespeicherte Energie . Energieverlust pro Sekunde (6.271) Das lässt sich auch schreiben als Q= ω0 , Bruchteil der pro Sekunde verlorenen Energie (6.272) wobei ω0 = 2π ν0 die Kreisfrequenz bei Resonanz ist. Wenn wir wieder annehmen, dass die gespeicherte Energie aus vor und zurück reflektierten Wellen zwischen den Spiegeln besteht, so ist die Anzahl der Einwegdurchgänge pro sec gleich c/L. Damit ist der Bruchteil der pro sec verloren gegangener Energie c/L mal der Verlust pro Durchgang. Somit ist Q 2πν0 L Q= (6.273) αt c wobei wir mit αt den gesamten Bruchteil der Energie, der pro Durchgang verloren geht, bezeichnen. Im Falle von mehreren Verlustmechanismen ist αt die Summe der einzelnen Mechanismen αt = αd + αm + αa + αcoup . (6.274) 199 6 Quasioptische Komponenten Dementsprechend können wir einen Qi -Wert für jeden Verlust definieren 1 αi c = . Qi 2πν0 L (6.275) Der totale Q-Wert wird dann die reziproke Summe sein 1 1 1 1 1 = + + + . Qt Qd Qm Qa Qcoup (6.276) Wird der Qcoup -Wert für die Kopplung bei dieser Summierung ausgeschlossen, so spricht man vom unbelasteten Q-Wert (engl. unloaded Q), andernfalls vom belasteten Q-Wert. In der Literatur werden Q-Werte in der Grösse von 105 und höher angegeben. 200