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EUROPÄISCHE KOMMISSION
PRESSEMITTEILUNG
Brüssel, den 14. September 2012
Umweltschutz: Informationen bündeln, um die
Bedrohung durch gebietsfremde Arten in Europa zu
bekämpfen
Wie viele nicht heimische Pflanzen gibt es in den Alpen? Welche Tiere wurden absichtlich
oder versehentlich in der Donau freigesetzt? Welche Bedrohung werden sie für die
heimischen wildlebenden Tiere darstellen? EASIN, das europäische Informationsnetz für
gebietsfremde Arten, das heute von der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) – dem
internen wissenschaftlichen Dienst der Europäischen Kommission - ins Leben gerufen
wurde, gibt erste Antworten auf diese und andere Fragen zu 16 000 gebietsfremden Arten,
die zurzeit in ganz Europa gemeldet werden. Dieses Informationsnetz – das erste seiner
Art in Europa – ist ein wichtiger Schritt, um der Bedrohung durch gebietsfremde Arten, die
invasiv werden können, zu begegnen. Invasive Arten sind eine ernste Gefahr für die
Biodiversität und die natürlichen Ressourcen; ihre wirtschaftlichen Auswirkungen werden
auf rund 12 Mrd. EUR jährlich geschätzt.
EU-Umweltkommissar Janez Potočnik erklärte: „Invasive gebietsfremde Arten verursachen
immer mehr Probleme für unsere natürlichen Ressourcen, die Gesundheit der Menschen
und die Wirtschaft. Diese Bedrohung geht von nicht heimischen Arten aus, deren Zahl in
einer zunehmend vernetzten Welt rasch ansteigt. Das EASIN-Netz wird dazu beitragen,
dass wir in Europa bessere Informationen darüber bekommen, wo und wie häufig diese
Arten vorkommen, so dass wir bessere politische Maßnahmen zur Bewältigung dieses
Problems ausarbeiten können.“
Gebietsfremde Arten – das sind nicht heimische Organismen, die sich in einer neuen
Umgebung etablieren – nehmen weltweit zu. Die meisten stellen keine besondere Gefahr
für ihre neue Umgebung dar. Einige von ihnen passen sich jedoch so erfolgreich an die
neue Umgebung an, dass sie invasiv werden und sich von bloßen biologischen Kuriositäten
zu wahren Bedrohungen der lokalen Ökosysteme, Kulturpflanzen und Nutztiere entwickeln
und so unsere Umwelt und unser soziales Wohlergehen bedrohen. Diese Neobiota sind
nach der Veränderung von Lebensräumen der zweitwichtigste Grund für den Verlust von
Biodiversität.
Das EASIN erleichtert die kartografische Erfassung und die Klassifizierung gebietsfremder
Arten durch Indexierung der gemeldeten Daten von über 40 Online-Datenbanken. Dank
dynamisch aktualisierter Internetfunktionen können die Nutzer sich die Verteilung
gebietsfremder Arten in Europa anzeigen und auf Karten darstellen lassen und sie nach
verschiedenen Kriterien selektieren, wie der Umgebung, in der diese Arten vorkommen
(Land, Meer oder Süßwasser), ihrer biologischen Klassifizierung und ihren
Einschleppungswegen.
IP/12/952
Herzstück des EASIN ist ein Katalog, der zurzeit über 16 000 Arten enthält. Diese
Bestandsaufnahme aller in Europa gemeldeten gebietsfremden Arten wurde erstellt, indem
alle Informationen, die online und in der wissenschaftlichen Literatur vorliegen,
zusammengestellt, geprüft und in ein standardisiertes Format gebracht wurden. EASINNutzer können georeferenzierte Informationen über gebietsfremde Arten aus folgenden
Online-Datenbanken einzuholen und auf Karten darstellen lassen: die Global Biodiversity
Information Facility (GBIF), das Global Invasive Species Information Network (GISIN) und
das Regional Euro-Asian Biological Invasions Centre (REABIC). In den kommenden Jahren
sollen Daten aus weiteren Quellen aufgenommen werden. Die EASIN-Webtools und
-Dienste entsprechen international anerkannten Normen und Protokollen. Sie können
kostenlos genutzt werden; die Quelle, die ordnungsgemäß zitiert und in EASIN verlinkt ist,
behält die Eigentumsrechte an den Daten.
Nächste Schritte
Die Bekämpfung invasiver gebietsfremder Arten ist eines der sechs Hauptziele der EUStrategie zum Schutz der biologischen Vielfalt, und die Kommission erarbeitet zurzeit
spezifische Vorschläge zur Verschärfung der Rechtsvorschriften auf diesem Gebiet.
Hintergrund
Gebietsfremde Arten gibt es in fast jeder Art von Ökosystem auf der Erde. Manchmal
werden sie invasiv und beeinträchtigen heimische Biota. Sie gehören allen wichtigen
taxonomischen Gruppen an, darunter Viren, Pilze, Algen, Moose, Farne, höhere Pflanzen,
Wirbellose, Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere. Invasive gebietsfremde
Arten können heimische Arten dezimieren oder verdrängen und so die Struktur und
Artenzusammensetzung von Ökosystemen verändern. Dies kann entweder direkt
geschehen, wenn die Neobiota selbst Prädatoren sind oder mit den heimischen Arten um
Ressourcen konkurrieren, oder indirekt, indem sie Lebensräume oder den
Nährstoffkreislauf im Ökosystem verändern. Durch die Verbreitung von Krankheiten und
Allergenen stellen diese Arten eine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Sie können
die Wirtschaft beeinträchtigen, indem sie Landwirtschaft und Infrastruktur schädigen. Sie
schädigen die Umwelt durch den unwiederbringlichen Verlust heimischer Arten und die
Beeinträchtigung der Ökosysteme und der Biodiversität, von denen diese abhängig sind.
Es wird geschätzt, dass 10-15 % der in der Umwelt in Europa gefundenen gebietsfremden
Arten sich ausgebreitet haben und ökologische, wirtschaftliche und/oder soziale Schäden
verursachen. Arten wie der Riesen-Bärenklau, der Signalkrebs, Zebramuscheln und
Bisamratten haben Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, verursachen
beträchtliche Schäden in der Forstwirtschaft, an Kulturpflanzen und in der Fischerei und
blockieren Wasserwege. Der japanische Staudenknöterich beispielsweise hemmt das
Wachstum anderer Pflanzen, verdrängt heimische Pflanzen und fügt der Infrastruktur
schwere Schäden mit enormen wirtschaftlichen Folgen zu. Studien haben ergeben, dass
diese Pflanze allein in England, Schottland und Wales jedes Jahr Schäden in Höhe von
205 Mio. EUR verursacht.
Weitere Informationen:
Siehe http://easin.jrc.ec.europa.eu/
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Siehe auch:
http://ec.europa.eu/environment/nature/invasivealien/index_en.htm
Kontakt:
Bei der JRC: [email protected] (+39 33 278 97 43)
Joe Hennon (+32 2 295 35 93)
Monica Westeren (+32 2 299 18 30)
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