LAUF 21 (2012-07-25)

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LAUF 21 (2012-07-25)
Oben: Ralf Drechsler (links) erläutert das System; unten: Auch auf Laufbändern kann
man zum Höhenpunkt kommen.
Fotos: Weidt
Das ist die Höhe: Der "Kili" in Berlin
Berlin kann so hoch sein. Bis 7000 Meter kann man
klettern. Sie glauben das nicht? Ich lange Zeit auch
nicht. Bis ich von solchen Höhen nämlich überzeugt
wurde. Da gibt es nämlich einen „Höhenpunkt“ in
Charlottenburg. Da kann sich jeder nicht nur auf
höchste Berge vorbereiten, sondern auch seine
Kondition verbessern. Sogar abnehmen… Und so
lernte ich Berlins neue Höhen kennen:
Vom Berg an den Tresen
Mein erster Telefonversuch bei „Höhenpunkt“ ist
vergebens. Es meldet sich nur ein Anrufbeantworter, der
mich mit den Worten vertröstet: „Entschuldigung. Wir
befinden uns gerade auf dem Berg.“ Ja, wo denn hier in
Berlin? Ich suche diesen dann in der Charlottenburger
Fritschestraße. Kein Berg, aber ein zweiter Hinterhof.
Dort kein Hügel, sondern ein ganz normales Haus. Ich
öffne die Tür, ein Foyer mit Tresen. Dahinter ein
freundlicher Mann. Nicht in Bergsteigerkleidung, sondern
in ganz normalem sportlichen Outfit. Ralf Drechsler lädt
mich auf einen der Barhocker ein. Er ist gerade von
seinem „Berg“ zurück.
Hinter dem Tresen Durchblick zu einem der vier
Trainingsräume. Ein hagerer, etwas älterer Mann joggt
ununterbrochen auf einem Laufband. Hinter dem hohen
Empfangstisch eine Digitalanzeige: 4196. „Das ist die
derzeitige Höhe, auf der er läuft“, klärt mich Drechsler
auf. „Er wird für den Elbrus vorbereitet. Da muss er bis
5642 m steigen.“ Vor kurzem trainierte einer für den
Mont Blanc (4808 m). Beide Gipfel gelten als die
höchsten Europas, wenn auch manche den Elbrus mehr
nach Asien drängen.
„Höhenpunkt“ in der Ebene
Ich bin beim „Höhenpunkt“ angelangt. Den haben
Grischa Neubert und Ralf Drechsler erfunden. Beide
hatten vorher für verschiedene Sportevent-Agenturen
gearbeitet und sind bei einem Seminar über
Stoffwechsel an der FU Berlin auf die Idee gekommen,
in Berlin „einen neuen Berg“, wie sie sagen, zu
installieren.
Ein Zentrum, allerdings zu ebener Erde, in dem man
nicht nur eine alpine Höhenanpassung, sondern auch
ein Höhentraining oder eine Konditionsverbesserung
erreichen kann. Nach wissenschaftlichen Studien und
sporttechnischen Voraussetzungen. Im Mai 2011 wurde
der neue „Höhenpunkt“ eröffnet. Die Resonanz war recht
gut. Mehr als 200 Kunden zog es bisher nach BerlinCharlottenburg. Viele unter ihnen, die nicht nur die
Alpen, sondern auch den Kilimanjaro erobern wollen.
„Aufstieg“ mit Sauerstoffmaske
So Siegfried Rannefeld. Der LAUFZEIT-Leser der ersten
Stunde hatte schon gute Höhenerfahrungen im Berliner
„Kili“ gemacht. Er reiste extra aus Brandenburg an, um
in einem der drei Räume zu trainieren, in denen
Laufbänder, Radergometer oder Crosstrainer stehen.
Ein vierter dient ausschließlich der Akklimatisierung.
Nach einem halbstündigen Höhenverträglichkeitstest
unter Sauerstoffmaske beginnt die Anpassung. In die
Spezialräume bläst ein Generator sauerstoffreduzierte
Luft, entsprechend der eingestellten Höhe.
Für die Höhenvorbereitung werden insgesamt ca. 10
Stunden auf den Ausdauergeräten angesetzt. Bis zwei
Wochen vor dem Abflug. Nicht früher! “Natürlich ist eine
Anpassung für Höhe nur in Höhe möglich“, lässt uns Ralf
Drechsler wissen. „Das geht am besten direkt vor Ort.
Doch solche Anpassungen sind zeitaufwendig und
kostspielig.“
Der „Höhenpunkt“ ist also eine gute Alternative. Auch
hier wird die Luft dünner, doch kann jede Höhe bis 7000
Meter simuliert werden. Jan Rothe war bisher der
höchste Höhenpunkt-Kunde mit 7010 m auf dem „KhanTengri“ zwischen Kasachstan und Kirgisistan.
Unter dem Berg: Fitness-Rezepte
Unser Gespräch wird unterbrochen. Ein Triathlet meldet
sich zum Training an. Nanu, Triathlon auf dem
Kilimanjaro? Wie sich aber herausstellt: Der 42jährige
Andreas Schlüter bereitet sich hier auf den „Berlin Man“
und auf den „Kalinchen-Triathlon“ vor. Nicht nur
Bergsteiger und Bergwanderer sind willkommen.
„Höhenfitness“ heißt ein weiteres Charlottenburger
Rezept. Wer seine Kondition verbessern möchte, übt
hier in Übereinstimmung mit seinem Trainingsplan und
unter Anleitung etwa drei Monate lang zweimal in der
Woche für eine Stunde in der Höhenkammer. Auch
Möglichkeiten zur Gewichtsreduzierung und Prävention
werden angeboten.
Als ich vom Berliner Berg wieder herunter klettere, rufe
ich Siegfried Rannefeld an und erzähle von meiner Tour.
Der zeigt sich immer noch begeistert: „Ich bin
demnächst wieder beim Höhenpunkt. Kann man nur
jedem empfehlen. Besonders denen, die auf den Kili
wollen.“ Na dann: Ein Anruf bei uns genügt. Wir
vermitteln weiter. Auf jede Höhe. Punkt.
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