Die Wechselwirkungen zwischen

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Prof. Dr. Thomas Gehring
SS 2006
Zeit: Donnerstag, 10.00 – 12.00
Raum: F 301
Universität Bamberg
Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
Hauptseminar zu Themen der Internationalen Politik; auch:
Vertiefungsseminar im BA-Studiengang Politikwissenschaft
Vertiefungsseminar im MA-Studiengang Politikwissenschaft
Seminar im Basismodul Internationale und europäische Politik im MA-Studiengang
Die Wechselwirkungen zwischen internationalen
Institutionen und das Entstehen einer
Internationalen Ordnung
Über lange Zeit sind internationale Institutionen als separate Einheiten zur
Unterstützung und Entwicklung voneinander unabhängiger Kooperationsprojekte
verstanden worden. Tatsächlich bildet jede dieser Institutionen eine Antwort auf ein
eigenständiges Problem der internationalen Zusammenarbeit. Seit einiger Zeit wird
jedoch zunehmend erkennbar, daß internationale Institutionen keinesfalls unabhängig
voneinander bestehen, sondern einander auf vielfältige Weise gegenseitig beeinflussen.
Beispielsweise kann die Entwicklung des Regelwerkes einer Institution dadurch
beeinflußt werden, daß in seiner Umgebung andere Institutionen bestehen, die
Entwicklungsspielräume begrenzen oder erst eröffnen. In anderen Fällen wird die
Wirksamkeit einer Institution in dem von ihr regulierten Problemfeld dadurch
unterstützt oder aber gestört, daß andere Institutionen in dieses Problemfeld
hineinwirken. Damit entsteht eine neue Dimension der Schaffung einer globalen
Ordnung. Da im internationalen System– im Gegensatz zur innerstaatlichen Politik oder
der Politik im Rahmen der Europäischen Union – keine Koordinationsinstanz zwischen
internationalen Institutionen existiert, entsteht eine solche Ordnung nicht mehr (nur) aus
der geplanten Errichtung und der Weiterentwicklung einzelner internationaler
Institutionen, sondern aus dem in den meisten Fällen ungeplanten Aufeinanderwirken
verschiedener Institutionen..
In diesem Seminar soll eine Bestandsaufnahme der noch wenig entwickelten Forschung
zu den Wechselwirkungen zwischen internationalen Institutionen erbracht werden.
Dazu werden im ersten Teil theoretische Konzepte untersucht, die einen Schlüssel für
die neue aufgeworfenen Forschungsfragen bieten (können). Im zweiten Teil wird
danach gefragt, wie genau internationale Institutionen einander zu beeinflussen
vermögen, und wie dieser Einfluß aussieht. Im dritten Teil werden komplexere
Zusammenhänge, die aus jeweils mehreren internationalen Institutionen bestehen,
darauf hin untersucht, welche Gesamtordnung sich durch das Zusammenwirken jeweils
herausbildet.
2
Kalkulation der Arbeitsleistung im Rahmen des BA/MA-Systems:
Für die Veranstaltung werden 8 ECTS-Leistungspunkte vergeben. Dies entspricht einer
Arbeitsleistung von 240 Stunden, die kalkulatorisch wie folgt aufgeteilt wird:
Präsenz in der Veranstaltung
30 Stunden
Vor- und Nachbereitung der Veranstaltungen
40 Stunden
Vorbereitung des Referates:
70 Stunden
Erstellung der Hausarbeit:
100 Stunden
Summe
240 Stunden.
Von den TeilnehmerInnen des Seminars wird erwartet:

Regelmäßige und aktive Teilnahme an den Diskussionen im Plenum. Eine
erfolgreiche Teilnahme ist in der Regel nicht gewährleistet, wenn ein/e
TeilnehmerIn das Seminar mehr als zweimal versäumt.

Vorbereitung aller Sitzungen durch das Lesen der jeweiligen Grundlagentexte.
Ein Seminarschein wird durch die folgenden Leistungen erworben:

Kurzzusammenfassung aller Grundlagentexte auf jeweils einer Seite; Abgabe
jeweils in der Sitzung, zu der der betreffende Text die Grundlage bildet.

Vorgespräch der ReferentInnen mit dem Dozenten über die Organisation des
Referates mindestens drei Wochen vor dem Referatstermin. Zur Vorbereitung
sind die zu der jeweiligen Sitzung angegebenen Texte zu lesen und weitere
empirische Recherchen vorzunehmen. Zu dem Termin sind mitzubringen:
 Liste der beschafften Literatur
 mögliche zentrale Fragestellung, bzw. Fragestellungen der Einzelteile und
 vorläufige Gliederung des Referats.

Zum Referatstermin sind vorzubereiten:
 kurzes Handout mit Thesen und ggf. zusätzlichen Informationen in
ausreichender Anzahl.
 Overhead-Folie mit: a) zentraler Fragestellung, grober Gliederung, Ergebnis
(These) zur Orientierung der ZuhörerInnen (Schriftgröße > 20 Punkte, fett).
Alternativ können diese Angaben auch vor der Sitzung an die Tafel geschrieben
werden.

Erstellung einer Hausarbeit zu einem Teilaspekt dieses Seminars. Wichtig ist eine
problemorientierte Fragestellung und die Bezugnahme auf das theoretischkonzeptuelle Analyseinstrumentarium der Veranstaltung. Arbeiten, die diese
Voraussetzungen nicht erfüllen, werden nicht angenommen. Umfang 15-20 Seiten.
Abgabetermin: 1.10.2006.
3
Es gelten die bekannt gemachten Zugangsvoraussetzungen für Hauptseminare im
Teilfach Internationale und europäische Politik:
Grundlegende Literatur
Zu Fragen der Institutionenwirkung:

David G. Victor, Kal Raustiala, and Eugene B. Skolnikoff (eds.) 1998: The
Implementation and Effectiveness of International Environmental Commitments.
Theory and Practice. Cambridge: MIT Press.

Miles, Edward L., Arild Underdal, Steinar Andresen, Jørgen Wettestad, Jon Birger
Skjærseth and Elaine M. Carlin (2002) Environmental Regime Effectiveness:
Confronting Theory with Evidence. Cambridge: MIT Press.
Zu Fragen der institutionallen Wechselwirkung:

Sebastian Oberthür und Thomas Gehring (eds.) 2006: Institutional Interaction in
Global Environmental Governance. Synergy and Conflict among International and
EU Policies, Cambridge MA (MIT-Press).

Young, Oran R. 2002: The Institutional Dimensions of Environmental Change. Fit,
Interplay, and Scale, Cambridge MA., Kap. 4 und 5
I.
Theoretische und konzeptuelle Ansatzpunkte
27. April. 2006: Ansatzpunkte zur wissenschaftlichen
Wechselwirkung internationaler Institutionen
Erfassung
der
Angesichts der begrenzten Zahl an Veranstaltungsterminen wird auf eine vorgeschaltete
Einführungssitzung weitgehend verzichtet. Es wird erwartet, daß die Teilnehmer/innen
die für diese Sitzung grundlegenden Texte vor der Veranstaltung gelesen, und auf einer
Seite thesenförmig zusammengefaßt haben. Auch für diese Sitzung werden
Referatsthemen vergeben !
a. Untersuchen Sie die Fragestellung, die Herangehensweise sowie die methodischen
Konsequenzen von Alter/Meunir 2006 an die Problematik der Wechselwirkung
zwischen internationalen Institutionen. Ordnen Sie diesen Text in die Literatur zu
dem Thema ein, insbesondere in den Kontext der Texte von Victor/Raustiala 2004,
Oberthür/Gehring 2006 und Young 1996/2002. Gehen Sie davon aus, daß die
Grundlagentexte von allen Teilnehmer/Innen gelesen worden sind.
b. Untersuchen Sie die Fragestellung, die Herangehensweise sowie die methodischen
Konsequenzen von Victor und Raustiala an die Problematik der Wechselwirkung
zwischen internationalen Institutionen. Ordnen Sie diesen Text in die Literatur zu
dem Thema ein, insbesondere in den Kontext der beide Texte von Young 2002,
4
Oberthür/Gehring 2006 und Alter/Meunir 2006. Gehen Sie davon aus, daß die
Grundlagentexte von allen Teilnehmer/Innen gelesen worden sind.

Alter, Karen J. and Sophie Meunier. 2006. "Nested and Competing Regimes in
the Transatlantic Banana Trade Dispute." Journal of European Public Policy 13
(March),
pp.
362-382;
über
http://www.princeton.edu/~smeunier/conference_nesting.htm

Victor, David G. und Kal Raustalia 2004: The Regime Complex for Plant Genetic Resources”, in: International Organization 58:2, 277-309.

Sebastian Oberthür und Thomas Gehring 2006: Institutional Interaction in
Global Environmental Governance. The Case of the Cartagena Protocol and
the World Trade Organization, in: Global Environmental Politics 6:2, im
Druck.

Sebastian Oberthür und Thomas Gehring (eds.) 2006: Institutional Interaction
in Global Environmental Governance. Synergy and Conflict among International and EU Policies, Cambridge MA (MIT-Press).

Young, Oran R. 2002: The Institutional Dimensions of Environmental
Change. Fit, Interplay, and Scale, Cambridge MA., Kap. 4 (Vertical Interplay).

Young, Oran R. 1996: Institutional Linkages in International Society. Polar
Perspectives, in: Global Governance 2:1, 1-24.

Selin, Henrik and Stacy D. VanDeveer (2003) ‘Mapping Institutional Linkages in European Air Pollution Politics’, Global Environmental Politics 3 (3):
14-46.
4. Mai. 2006: Die Gestaltbarkeit von Verhandlungsräumen und Problemfeldern
Eine wesentliche Ursache für die Wechselwirkung ist, daß weder Problemfelder, noch
die darauf aufbauenden Verhandlungsräume „objektiv“ gegeben sind. Vielmehr sind sie
selbst Ergebnis sozialer Koordinationsprozesse. Da in der Wirklichkeit immer viele
Probleme irgendwie miteinander zusammenhängen, könnten sie jeweils auch anders
zugeschnitten sein, und dann einen anderen Ausschnitt der Wirklichkeit bearbeiten. In
dieser Sitzung soll aus der Akteurperspektive danach gefragt werden, welche Gründe
Akteure dafür haben, jeweils nur einen Ausschnitt aus einer viel umfassenderen
Gesamtproblematik zu behandeln und welche Folgen damit für die
Verhandlungsprozesse verbunden sind.
a. Die Dritte UN-Seerechtskonferenz, auf deren Ergebnissen die heute geltende
Meeresordnung beruht, stellt ein besonders eindrucksvolles Beispiel für den
Versuch dar, zahlreiche miteinander verknüpfte Themengebiete eines
Gesamtkomplexes im Rahmen einer umfassenden Mammutkonferenz zu bearbeiten.
Die Folge war eine kaum mehr zu bewältigende Komplexität und ein über 10 Jahre
währender Verhandlungsprozeß. Identifizieren Sie die zentralen Problemkomplexe
5
und ihre Verbindungen untereinander, und untersuchen Sie, wie die dadurch
entstandene Komplexität von den Konferenzteilnehmern bewältigt worden ist.
b. Die UN-Klimarahmenkonvention stellt den Beginn der Entwicklung eines globalen
Klimaregimes dar. Untersuchen Sie die Optionen zur Gestaltung des
Verhandlungsraums, die es gab, und ordnen Sie die gewählte Lösung ein. Warum
hat sich diese Lösung gegenüber den anderen Optionen durchgesetzt ? Warum ist
keine Verbindung zu anderen Problemen des Atmosphärenschutzes gewählt worden
?

Sebenius, James K. 1983: Negotiation Arithmetic. Adding and Subtracting Issues
and Parties, in: International Organization 37:2, 281-316.

Sebenius, James K. 1984: Negotiating the Law of the Sea, Cambridge MA.

Sebenius, James K. 1991: Designing Negotiations Toward a New Regime.
The Case of Global Warming, in: International Security 15:4, 110-148.

Koremenos, Barbara, Charles Lipson, Duncan Snidal 2001: The Rational Design of International Institutions, in: International Organization 55:4, S. 761799.

Wolfrum, Rüdiger 1984: Die Internationalisierung staatsfreier Räume. Die
Entwicklung einer internationalen Verwaltung für Antarktis, Weltraum, Hohe
See und Meeresboden, Heidelberg.

Bodansky, Daniel 1993: The United Nations Framework Convention on
Global Climate Change: A Commentary; in: Yale Journal of International
Law 18:2, 451-558.

Haas, Ernst B. 1975: Is There a Hole in the Whole ? Knowledge, Technology,
Interdependence, and the Construction of International Regimes, in: International Organization 29:3, 827-876.

Haas, Ernst B. 1980: Why Collaborate ? Issue-Linkage and International Regimes, in: World Politics 32:3, 357-405.

Oberthür, Sebastian 1993: Politik im Treibhaus. Die Entstehung des
internationalen Klimaschutzregimes, Berlin.

Snidal, Duncan (1994) ‘The Politics of Scope. Endogeneous Actors, Heterogeneity and Institutions’, Journal of Theoretical Politics 6 (4): 449-472.
11. Mai. 2006: Organisationskultur
Wenn internationale Steuerungsinstitutionen immer nur einen –größeren oder
kleineren - Ausschnitt einer umfassenderen Gesamtproblematik behandeln,
entwickeln sie auch einen spezifischen „Blick“ auf ihre Umwelt. Nicht alles, was
außerhalb geschieht, ist gleichermaßen wichtig für die internen Beobachtungs- und
Entscheidungsprozesse. Damit bildet sich eine jeweils unterschiedliche
„Organisationskultur“ als Filter für von außen herangetragene Ansprüche und als
6
Entscheidungskriterium für deren Berechtigung. Ein Teil davon ist die jeder
Institution eigene „Politikrichtung“, die anzeigt, in welche Richtung ein von den
Mitgliedern für unbefriedigend gehaltener Status quo verändert werden soll.
a. Untersuchen Sie die Politikrichtung und die Organisationskultur der
Welthandelsorganisation und ihres Vorgängers GATT. Woran lassen sich diese
Faktoren erkennen, welche Folgen haben sie für den internen
Entscheidungsprozeß und welche Aspekte werden ausgeschlossen ? Welcher
Stellenwert kommt beispielsweise dem Umweltschutz, dem Schutz der
Menschenrechte und dem Arbeitsschutz zu ?
b. Untersuchen Sie die Politikrichtung und die Organisationskultur des
Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Pflanzenund Tierarten (Washingtoner Artenschutzabkommen, CITES). Woran lassen
sich diese Faktoren erkennen, welche Folgen haben sie für den internen
Entscheidungsprozeß und welche Aspekte werden ausgeschlossen? Welcher
Stellenwert kommt beispielsweise dem Handel, dem Schutz der Menschenrechte
und der Entwicklungspolitik zu ?
Weiteres Thema, wenn die Unterthemen a. und b. für alle Sitzungen vergeben sind:
c. Untersuchen Sie die Politikrichtung und die Organisationskultur der Weltbank.
Woran lassen sich diese Faktoren erkennen, welche Folgen haben sie für den
internen Entscheidungsprozeß und welche Aspekte werden ausgeschlossen ?
Welcher Stellenwert kommt beispielsweise dem Umweltschutz, dem Schutz der
Menschenrechte und dem Welthandel zu ?

Helmut Willke 1996: Systemtheorie I. Grundlagen, Stuttgart (5. Aufl. [oder
später]), Kap. 2-3 (S. 14-71).

Gehring, Thomas 1994: Dynamic International Regimes. Institutions for
International Environmental Governance, Frankfurt/M, Kap. 12 (433449).

Hoekman, Bernard M und Michael M. Kostecki 1995: The Political
Economy of the World Trading System. From GATT to WTO, Oxford; 955.

Jackson, John H. 1999: The World Trading System. Law and Policy of
International Economic Relations, Cambridge MA, 2. Aufl.

Rosalind Reeve 2002: Policing International Trade in Endangered
Species. The CITES Treaty and Compliance, London.

Willem Wijnstekers 2003: The Evolution of CITES, Genf (über www).

Elisabeth P. McLallen (Hg.) 2003: The World Bank: Overview and Current Issues, New York: Nova Science, 59-74.

Fritz W. Scharpf (1972): Komplexität als Planungsschranke; Politische
Vierteljahresschrift, Sonderheft.
7
18. Mai 2006: Steuerungswirkungen internationaler Institutionen
Internationale Institutionen werden errichtet, um Steuerungswirkungen zu erzielen. Das
gelingt nicht immer, weil die erforderlichen Steuerungssignale gar nicht zustande
kommen, oder weil sie nicht zu den gewünschten Verhaltensänderungen führen oder
weil diese nicht den erwarteten Effekt auf das eigentliche Schutzziel (z.B. die
Ozonschicht, den Welthandel oder die Entwicklung unterentwickelter Länder) ausüben.
In der Wirkungsforschung werden dementsprechend drei Ebene der Steuerungswirkung
unterschieden. Ist die Produktion von Steuerungssignalen (Output) ist noch innerhalb
der Institution zu verorten, so liegt die Wirkung auf das Verhalten staatlicher und nichtstaatlicher Akteure (Behaviour) bereits außerhalb der Institution im engeren Sinne.
Staaten müssen Vorschriften nicht nur in nationales Recht übernehmen, sondern sich –
ebenso wie nicht-staatliche Akteure – dann auch daran halten. Und selbst wenn die
Umsetzung gelingt, wird die Ebene des eigentlichen Schutzzieles (Impact) nicht immer
erreicht.
a. Untersuchen Sie den Weltsicherheitsrat als Steuerungsinstitution, und gehen Sie
insbesondere der Frage nach, welche Schwierigkeiten auf den drei Ebenen der
Institutionenwirkung auftreten. Nehmen Sie dazu einen oder mehrere geeignete
Tätigkeitsfälle des Rates aus der jüngeren Zeit zur empirischen Grundlage. Wo liegt
der zentrale Unterschied zur institutionellen Steuerung im Fall des Schutzes der
Menschenrechte ?
b. Untersuchen Sie eine geeignete Menschenrechtskonvention, z.B. als
Steuerungsinstitution, und gehen Sie insbesondere der Frage nach, welche
Schwierigkeiten auf den drei Ebenen der Institutionenwirkung auftreten. Nehmen
Sie dazu einen oder mehrere geeignete Konfliktfälle zur empirischen Grundlage und
berücksichtigen
Sie
dessen
Behandlung
in
dem
entsprechenden
Überwachungsausschuß (z.B. Menschenrechtsausschuß der VN). Wo liegt der
zentrale Unterschied zur institutionellen Steuerung im Fall des Weltsicherheitsrates
?
c. Untersuchen Sie das Regime zum Schutz der Ozonschicht und gehen Sie
insbesondere der Frage nach, welche Schwierigkeiten auf den drei Ebenen der
Institutionenwirkung auftreten. Nehmen Sie dazu einen oder mehrere aktuelle
Konfliktfälle zur empirischen Grundlage und vergleichen Sie das Regime mit dem
Menschenrechtsschutz und dem Weltsicherheitsrat.

Arild Underdal 1992: The Study of Regime Effectiveness; in: Cooperation
and Conflict 27, S. 227-240.

Miles, Edward L., Arild Underdal, Steinar Andresen, Jørgen Wettestad,
Jon Birger Skjærseth and Elaine M. Carlin (2002) Environmental Regime
Effectiveness: Confronting Theory with Evidence. Cambridge: MIT
Press.
8

Oberthür, Sebastian 1997: Umweltschutz durch internationale Regime.
Interessen, Verhandlungsprozesse, Wirkungen, Opladen.

Journal of International Human Rights (über elektronische Bibliothek)

Schmitz, Hans Peter and Kathryn Sikking (2002): International Human
Rights, in: Walter Carlsnaes, Thomas Risse und Beth Simmons (eds.):
Handbook of International Relations, London, 517-537.

Bauer, Andreas F. 1996: Effektivität und Legitimität. Die Entwicklung
der Friedenssicherung durch Zwang nach Kapitel VII der Charta der
Vereinten Nationen unter besonderer Berücksichtigung der neueren
Praxis des Sicherheitsrats, Berlin.
25. Mai 2006: fällt aus (Himmelfahrt)
II.
Kausalmechanismen der Wechselwirkung zwischen
internationalen Institutionen
Im Zentrum dieses Teils steht die Frage, wie es einer internationalen Institution gelingen
kann, auf eine andere Institution Einfluß zu gewinnen. Dazu müssen komplexere
Situationen so in separate Fälle der Wechselwirkung zerlegt werden, daß
Kausalbeziehungen erkennbar werden. Im Zentrum steht die Diskussion von zwei
zentralen Kausalmechanismen und ihren Untertypen. Die Grundlage dafür bildet ein
Forschungsprojekt, das u.a. an der Universität Bamberg durchgeführt worden ist
(Oberthür/Gehring (eds.) 2006).
1. Juni 2006: Typen der Wechselwirkung: Einflußnahme durch Verhalten
Die Einflußbeziehung zwischen zwei internationalen Institutionen kann auf der
Ebene der Normumsetzung in den jeweils regulierten Problemfeldern liegen
(Outcome-Ebene). Dann beeinflussen die Verhaltensänderungen, die durch die
Normen einer Institution ausgelöst werden, die Wirksamkeit der anderen Institution
in dem von ihr regulierten Problemfeld.
a. Gehen Sie der Frage nach, was Kausalmechanismen sind, und welchen
Erkenntnisgewinn ihre Untersuchung bringt. Klären Sie dazu zunächst, was es
überhaupt bedeutet, daß eine Kausalbeziehung zum Beispiel zwischen zwei
internationalen Institutionen besteht (z.B. anhand von King et al.), und
untersuchen Sie sodann, welche zusätzliche Erkenntnis die Untersuchung von
Kausalmechanismen bringen kann. Illustrieren Sie dies an einem beliebigen
Beispiel aus dem Themenspektrum der Lehrveranstaltung.
b. Untersuchen Sie die Einflußlogik des Kaulsamechanismus der Wechselwirkung
durch Verhalten. Durch welche Handlungen wird der Einfluß übertragen, und
wie wirkt er sich auf die Zielinstitution aus ? Welche Akteure können beteiligt
9
sein ? Untersuchen Sie auf dieser Grundlage die Wechselwirkung zwischen dem
Klimaregime und dem Biodiversitätsregime im Bereich der sogenannten
„Senken“ für Kohlendioxid.
c. Insbesondere auf Fälle störender (negativer) Wechselwirkung durch Verhalten
versuche die beteiligten Akteure zu reagieren. Gelegentlich gelingt es, eine
störende in eine synergetische Einflußbeziehung zu überführen. Untersuchen Sie
den Fall der Einflußbeziehung zwischen der EU-Habitatsrichtlinie und den
europäischen Strukturfonds und leiten daraus die Bedingungen ab, unter denen
eine solche Transformation gelingen kann. Wie ließe sich dieser Zusammenhang
etwa auf die Beziehung zwischen dem Klima- und dem Biodiversitätsregime
beziehen ?

Thomas Gehring/Sebastian Oberthür 2006: The Causal Mechanisms of Interaction between International Institutions; Papier für die Annual Convention der International Studies Association in San Diego.

Sebastian Oberthür und Thomas Gehring (eds.) 2006: Institutional Interaction in Global Environmental Governance. Synergy and Conflict
among International and EU Policies, Cambridge MA (MIT-Press),
besonders Kap. 2 und 13.

King, Gary/ Keohane, Robert O./ Verba, Sidney 1994: Designing Social
Inquiry. Scientific Inference in Qualitative Research, Princeton.

George, Alexander and Andrew Bennett (2005) Case Studies and Theory
Development in the Social Sciences. Cambridge: MIT Press, besonders
Kap. 7.

Schelling, Thomas (1998) ‘Social Mechanisms and Social Dynamics’, in
Peter Hedström and Richard Swedberg (eds) Social Mechanisms: An Analytical Approach to Social Theory, pp. 32-44. Cambridge: Cambridge
University Press.

Esser, Hartmut 1993: Soziologie. Allgemeine Grundlagen, Frankfurt/M.

Hedström, Peter and Richard Swedberg (1998) ‘Social Mechanisms: An
Introductory Essay’, in Peter Hedström and Richard Swedberg (eds) Social Mechanisms: An Analytical Approach to Social Theory, pp. 1-31.
Cambridge: Cambridge University Press.

Pontecorvo, Concetta Maria (1999) ‘Interdependence between Global
Environmental Regimes. The Kyoto Protocol on Climate Change and
Forest Protection’, Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und
Völkerrecht 59 (3): 709-49.

Claire Coffey 2006: The EU Habitats Directive. Enhancing Synergy with
Pan-European Nature Conservation and with the EU Structural Funds,
in: Sebastian Oberthür und Thomas Gehring (Hrsg.): Institutional Inter-
10
action in Global Environmental Governance. Synergy and Conflict
among International and EU Policies, Cambridge MA, 233-258.

Jacquemont, Frédéric and Alejandro Caparrós (2002) ‘The Convention
on Biological Diversity and the Climate Change Convention 10 Years after Rio: Towards a Synergy of the Two Regimes?’ Review of European
Community and International Environmental Law 11 (2): 139-80.

Anke Herold, Ulrike Eberle, Christiane Ploetz, Sebastian Scholz 2001:
Requirements of climate protection with regard to the quality of
ecosystems: Use of synergies between the Framework Convention of
Climate Change and the Convention on Biological Diversity;
http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2046.pdf
8. Juni 2006: Typen der Wechselwirkung: Einflußnahme durch institutionelle
Bindung
Die Einflußbeziehung zwischen zwei internationalen Institutionen kann auf der
Ebene der Normsetzung (Output-Ebene) liegen. Dann beeinflussen die Ergebnisse
des Normsetzungsprozesses einer Institution den Normsetzungsprozeß der anderen
Institution. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Bindungswirkung
(Commitment), die eine Institution auf ihre eigenen Mitglieder ausübt, und die diese
Institution dazu veranlaßt, sich im Rahmen der beeinflußten Institution anders zu
verhalten als ohne die Einflußnahme zu erwarten gewesen wäre.
a.
Untersuchen Sie den Kausalmechanismus der Wechselwirkung durch
institutionelle Bindung (Commitment) und hier besonders den Typ der
verschachtelten Institutionen („Nested Institutions“). Worauf beruht die
Einflußbeziehung und welche Folgen entstehen daraus ? Welche Möglichkeiten
bietet dieser Mechanismus für die Politikgestaltung im internationalen System ?
Beziehen Sie diese Einflußlogik auf das Zusammenspiel der globalen Baseler
Konvention über die grenzüberschreitende Verbringung gefährlicher Abfälle und
der regionalen Bamako-Konvention der afrikanischen Länder.
b.
Untersuchen Sie den Kausalmechanismus der Wechselwirkung durch
institutionelle Bindung (Commitment) und hier besonders dem Typ der
Wechselwirkung durch die Abgrenzung von Problemfeldern („Jurisdictional
Delimitation“). Welche Problematik liegt der Einflußbeziehung zugrunde und
welche Herausforderungen stellt dieser Mechanismus an die Politikgestaltung im
internationalen System ? Illustrieren Sie diese Einflußlogik durch ein geeignetes
Bereich, etwa aus dem Bereich von Handel und Umwelt.
c.
Untersuchen Sie im Rahmen des Kausalmechanismus der Wechselwirkung
durch institutionelle Bindung (Commitment) den Typ der Wechselwirkung
durch die Aktivierung zusätzlicher Regulierungsinstrumente („Additional
Means“). Worauf beruht die Einflußbeziehung und welche Folgen entstehen
daraus ? Welche Möglichkeiten bietet dieser Mechanismus für die
11
Politikgestaltung im internationalen System ? Beziehen Sie diese Einflußlogik
auf das Zusammenspiel der Berner Konvention und der EU-Habitatsrichtlinie.

Claire Coffey 2006: The EU Habitats Directive. Enhancing Synergy with
Pan-European Nature Conservation and with the EU Structural Funds, in:
Sebastian Oberthür und Thomas Gehring (Hrsg.): Institutional Interaction in
Global Environmental Governance. Synergy and Conflict among International and EU Policies, Cambridge MA, 233-258.

Sebastian Oberthür und Thomas Gehring (eds.) 2006: Institutional Interaction in Global Environmental Governance. Synergy and Conflict
among International and EU Policies, Cambridge MA (MIT-Press).

Meinke, Britta (2002) Multi-Regime-Regulierung. Wechselwirkungen
zwischen globalen und regionalen Umweltregimen. Darmstadt:
Deutscher Universitäts-Verlag.

Clapp, Jennifer (1994) ‘Africa, NGOs, and the International Toxic Waste
Trade’, Journal of Environment and Development 2 (1): 17-46.

Shaw, Sabina, und Risa Schwartz 2002: Trade and Environment in the
WTO: State of Play”, in: Journal of World Trade 36:1, 129-154.

Thomas Gehring: Wechselwirkung zwischen internationalen
Institutionen: Einflußbeziehungen und Governance-Struktur im
Spannungsfeld von Handel und Umwelt; Politische Vierteljahresschrift;
Sonderheft 2006: Klaus Jakob, Frank Biermann, Per Olof Busch, Klaus
H. Feindt (Hg.): Politik und Umwelt, Opladen.

Senti, Richard 2006: Die WTO in Spannungsfeld zwischen Handel,
Gesundheit, Arbeit und Umwelt, Baden-Baden.

Alter, Karen J. and Sophie Meunier. 2006. "Nested and Competing Regimes in the Transatlantic Banana Trade Dispute." Journal of European
Public Policy 13 (March), pp. 362-382.
15. Juni 2006: fällt aus (Fronleichnam)
III. Komplexe Situationen der Wechselwirkung zwischen
internationalen Institutionen
Im dritten Teil der Veranstaltung sollen einige Regime-Komplexe untersucht werden.
Dabei handelt es sich um thematisch zusammenhängende Bereiche, die von mindestens
zwei internationalen Institutionen reguliert werden. Ein solcher Komplex setzt sich in
der Regel aus mehreren Fällen der Einflußnahme zusammen, die überdies durch
unterschiedliche Kausalmechanismen angetrieben werden (können). In solchen
Bereichen entsteht schrittweise eine neue Form der internationalen Ordnung –
gewissermaßen als Resultante der jeweils beteiligten Institutionen und der einzelnen
12
Interaktionsfälle. Ein Regime-Komplex ist also empirisch erheblich komplexer als eine
einzelne Einflußbeziehung. Es muß die Eigenlogik mehrerer Institutionen und eine
möglicherweise größere Zahl von Einflußbeziehungen erfaßt werden. In diesem Bereich
ist deshalb Teamarbeit von erheblichem Nutzen. Es ist wünschenswert, daß die
ReferentInnen sich nicht nur untereinander koordinieren, sondern die Themen
gemeinsam erarbeitet und präsentieren. Gut funktionierende Teams können auch
Hausarbeiten gemeinsam verfassen, wobei die Einzelleistungen ausgewiesen werden
müssen.
22. Juni 2006: CITES
Das internationale Übereinkommen über den grenzüberschreitenden Handel mit
gefährdeten Tier- und Pflanzenarten (CITES) hat in den vergangenen Jahren die
Kooperationsbeziehungen mit anderen internationalen Institutionen ausgebaut und
auf diese Weise eine herausragende Stellung unter den internationalen
Naturschutzinstitutionen erlangt.
a.
Gehen Sie den Wechselwirkungen von CITES mit den artbezogenen Regimen zu
Schutz der Wale und wandernder Vögelarten nach. Welche Rolle spielt CITES
jeweils, welche Rolle sielen die anderen Institutionen ? Lassen sich Hypothesen
dafür ableiten, unter welchen Bedingungen CITES eine herausragende Rolle
spielen kann ?
b.
Untersuchen Sie die Wechselwirkung zwischen CITES und der
Biodiversitätskonvention. Welche Rolle spielt die beiden Institutionen jeweils.
Welcher Einflußlogik folgt die Wechselwirkung ?
zusätzliches Thema:
c.
Seit einiger Zeit wird intensiv über die Errichtung einer internationalen
Umweltorganisation diskutiert. Gehen Sie der Frage nach, inwieweit eine solche
Institution mit einem breiteten Themenspektrum dazu geeignet wäre, störende
Wechselwirkungen zwischen internationalen (Umwelt-) Institutionen zu
entschärfen bzw. synergetische Wechselwirkung zu verstärken.

Lanchbery, John (2006) ‘The Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (CITES): Responding to Calls for
Action from Other Nature Conservation Regimes’, in Sebastian Oberthür
and Thomas Gehring (eds) Institutional Interaction in Global Environmental
Governance. Synergy and Conflict among International and EU Policies, pp.
157-79. Cambridge: MIT Press.

Rosalind Reeve 2002: Policing International Trade in Endangered
Species. The CITES Treaty and Compliance, London.

Willem Wijnstekers 2003: The Evolution of CITES, Genf (über www).
13

Frank Biermann/Steffen Bauer (eds.): A World Environment Organization: Solution or Threat for Effective International Environmental Governance?, Ashgate 2004.

CITES. 1999. CITES Standing Committee. Synergy Between the Biodiversity-Related Conventions and Relations with Other Organizations.
Forty-second meeting of the Standing Committee, Lisbon (Portugal), 28
September-1 October 1999. CITES Doc. SC.42.17.

Sand, Peter H. 1997. Commodity or Taboo? International Regulation of
Trade in Endangered Species. In Green Globe Yearbook 1997, edited by
Helge Ole Bergesen, Georg Parmann and Øystein B. Thommessen, 19-36.
Oxford: The Fridtjof Nansen Institute and Oxford University Press (über
www).

Alexander Gillespie 2002: Forum Shopping in International Law: The
IWC, CITES, and the Management of Cataceans; in: Ocean Development
and International Law 33:17, 17-56.

Philippe G. Le Prestre (ed.) 2002: Governing Global Biodiversity: The
Evolution and Implementation of the Convention on Biological Diversity,
Aldershot: Ashgate
29. Juni 2006: Der Schutz der Nordsee vor Verschmutzung
Der Schutz regionaler Meere wird durch eine Vielzahl unterschiedlicher internationaler
Institutionen beeinflußt. Dies gilt auch für die Nordsee. Neben zwei regionalen
Institutionen, nämlich den Internationalen Nordseeschutzkonferenzen und dem Regime
zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantik (OSPAR) spielen auch globale
Regime, insbesondere MARPOL und die UN-Seerechtskonvention von 1982 eine Rolle.
a. Gehen Sie der Wechselwirkung zwischen dem Nordostatlantikregime (OSPAR) und
den Internationalen Nordseeschutzkonferenzen nach. Untersuchen sie zunächst
Regulierungsauftrag,
Mitgliedschaft
und
zur
Verfügung
stehende
Steuerungsinstrumente der beiden Institutionen getrennt und suchen Sie dann nach
Einflußbeziehungen zwischen den Institutionen. Welche Möglichkeiten der
gezielten Wahl der geeigneten Institution (Forum-Shopping) durch interessierte
Staaten lassen sich daraus ableiten ?
b. Welche Rolle spielt die UN-Seerechtskonvention von 1982 für den Schutz der
Nordsee ? Gehen Sie dazu der Wechselwirkung zwischen dieser Konvention
(insbesondere den Rechten der Küstenstaaten im Bereich des Umweltschutzes) und
den
beiden
regionalen
Umweltschutzinstitutionen
(OSPAR
und
Nordseeschutzkonferenzen) nach.
c. Welche Rolle spielt MARPOL, das globale Übereinkommen zur Verhütung der
Meeresverschmutzung durch Schiffe, für den Schutz der Nordsee ? Gibt es
Wechselwirkung mit den regionalen Regimen ? oder mit der UN-
14
Seerechtskonvention ? Achten Sie u.a. auf die Ausweisung einer Sonderschutzzone
für die Nordsee und die Möglichkeiten der Hafenstaatskontrolle.

Jon Birger Skjærseth 2006: Protecting the North-East Atlantic: One Problem –
Three Instititions, in: Sebastian Oberthür/Thomas Gehring (eds.): 2006, S. 103125.
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Wolfrum, Rüdiger 1984: Die Internationalisierung staatsfreier Räume. Die
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ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht 55, 544-89.
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Nordquist, Myron H. (Hg.): 1999: Current maritime issues and the international maritime organization
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and Domestic Pollution Control, Manchester.

Oberthür, Sebastian 1997: Umweltschutz durch internationale Regime.
Interessen, Verhandlungsprozesse, Wirkungen, Opladen.
6. Juli 2006: Das Spannungsfeld von Handel und Umwelt
Das Spannungsfeld von Handel und Umwelt hat erhebliche Aufmerksamkeit auf sich
gezogen. Die Regulierungen der Welthandelsorganisation (GATT/WTO) sind auf die
Beseitigung von Handelsschranken zur Liberalisierung des Welthandels gerichtet. Sie
nehmen Einfluß auf die Handlungsspielräume der Mitgliedstaaten zur Gestaltung der
Umweltpolitik nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch im Rahmen internationaler
Umweltregime. Internationale Umweltregime begrenzen dagegen auf unterschiedliche
Weise den Handel.
a. Untersuchen Sie zunächst, durch welche Bestimmungen und auf welche Weise
GATT/WTO die Möglichkeiten beschränken, durch Regulierungen mit
handelsbeschränkender Wirkung im Rahmen internationaler Umweltinstitutionen
Politik zu betreiben. Gehen Sie sodann der Frage nach, inwiefern internationale
Umweltregime die Freihandelspolitik der WTO stören, und wie die WTO auf den
Umstand reagiert, daß internationale Umweltregime mt handelsbeschränkender
Wirkung existieren. Berücksichtigen Sie dazu die Entscheidungen des
Streitbeilegungsmechanismus der WTO.
b. Untersuchen Sie den „chill effect“, den die WTO durch ihre handelsorientierte
Regulierung auf das Cartagena Protokoll über Biologische Sicherheit ausübt, das
sich mit Schutz vor Gefahren befaßt, die durch genetisch veränderte Organismen
hervorgerufen werden. Von besonderer Bedeutung ist, welche Zielsetzung das
Protokoll verfolgt, welche Restriktionen die WTO diesem Ziel setzt und welche
Kompromißlinie sich erkennen läßt. Werten Sie dazu die Verhandlungsgeschichte
des Protokolls in Bezug auf diese Fragen aus.
c. Untersuchen Sie vergleichend, welche Rolle Handelsbeschränkungen im
Ozonschutzregime und im Klimaschutzregime spielen und wie diese Regime sich
den Restriktionen der WTO angepaßt haben, um Konflikte nach Möglichkeit zu
vermeiden.
Mögliches Zusatzthema:
d. Übertragen Sie die Problematik auf das Spannungsfeld zwischen den
Sozialstandards der ILO und den Freihandelsregeln von GATT/WTO.
16

Brack, Duncan 2002: Environmental Treaties and Trade: Multilateral Environmental Agreements and the Multilateral Trading System, in Gary P. Sampson
und W. Bradney Chambers (Hrsg.): Trade, Environment, and the Millennium,
Tokyo, 321-52.
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Spruchpraxis zu Artikel III und XX GATT, Frankfurt/M.
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Oberthür, Sebastian und Thomas Gehring 2006: Institutional Interaction in
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Einflußbeziehungen und Governance-Struktur im Spannungsfeld von
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der
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GATT/WTO-Recht, in: Archiv des Völkerrechts 38:4, S. 455-504.

Charnovitz, Steve 2000: The International Labour Organization in its Second Century; Max-Planck Yearbook of United Nations Law 4 (über virtualinstitute.de)
im
13. Juli 2006: Der Import von Produktstandards in die WTO
Über lange Zeit konnten die Schutzstandards für Produkte durch die GATT/WTOStaaten relativ frei gesetzt werden, solange dies Importprodukte nicht diskriminierte.
Spätestens seit der Uruguay-Runde unterliegen jedoch auch Produktanforderungen
erheblichen Beschränkungen. Allerdings setzt die WTO selbst keine Schutzstandards.
a.
Besondere Einschränkungen gelten im Bereich der Lebensmittel durch das
Übereinkommen über gesundheitspolizeiliche und pflanzenschutzrechtlche
Maßnahmen (SPS-Abkommen). Untersuchen Sie, in welcher Weise dieses
Abkommen die Handlungsfreiheit der Mitgliedstaaten beschränkt, und welche
Rolle die produktbezogenen Standards anderer internationaler Institutionen dabei
spielen. Berücksichtigen Sie dazu auch die Streitschlichtungsfälle um den Import
hormonbehandelten Rindfleisches (DS 48) und genveränderter Lebensmittel in die
EU (DS 291-293).
b.
Schutzvorkehrungen auf der Grundlage der Standards des Codex Alimentarius
werden im Rahmen des SPS-Abkommens anerkannt. Untersuchen Sie, um was für
eine Institution es sich dabei handelt, wer die Standards setzt, und zu welchem
Zweck dies geschieht. Beurteilen Sie vor diesem Hintergrund die Funktion, die
diese Standards innerhalb der WTO spielen.
c.
Das im Rahmen der WTO geschlossene Übereinkommen über technische
Handelshemmnisse
(TBT-Abkommen)
verfolgt
einen
ähnlichen
Regulierungsansatz. Untersuchen Sie, welche Beschränkungen dieses Abkommen
den Mitgliedstaaten im Bereich der Produktregulierung auferlegt. Gehen Sie sodann
der Frage nach, welche Rolle Standards der International Standardization
Organization (ISO) dabei spielen, und wie deren Standards entstehen.

Thomas Gehring 2004: Schutzstandards in der Welthandelsordnung. Die
Koppelung der WTO an standardsetzende internationale Institutionen; in: Gert
Brüggemeier (Hrsg.): Transnationalisierung des Rechts. Eine Fachtagung aus
Anlaß des 20-jährigen Bestehens des ZERP, Baden-Baden (Nomos), 89-114.
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Jackson, John H. 1999: The World Trading System. Law and Policy of International Economic Relations, Cambridge MA, 2. Aufl.
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Hoekman, Bernard M und Michael M. Kostecki 1995: The Political Economy of the World Trading System. From GATT to WTO, Oxford; S. 9-55.
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Victor, David G. 2000: The Sanitary and Phytosanitary Agreement of the
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Genschel, Philipp 1995: Standards in der Informationstechnik :
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Sieglinde Gstöhl und Robert Kaiser 2004: Vernetztes Regieren in der
globalen Handelspolitik Zur Rolle internationaler Standards in der Welthan
delsorganisation; in: Zeitschrift für Internationale Beziehungen 11:2, 179202.
20. Juli 2006: Die UN-Seerechtskonvention und der Schutz der Fischressourcen
der Hohen See
Die UN-Seerechtskonvention von 1982 (UNCLOS) reguliert die Nutzen der Weltmeere
und gerät damit in Wechselwirkung mit vielen anderen internationalen Institutionen mit
spezifischerem Regulierungsauftrag. Als besonders interessant hat sich in den
vergangenen Jahren der Schutz von Fischressourcen der Hohen See, also außerhalb der
Ausschließlichen Wirtschaftszonen der Küstenstaaten, sowie wandernder Fischarten
erwiesen. Vielfach kommt es zu juristischen und politischen Auseinandersetzungen.
Dabei kommt dem Gericht der UNCLOS besondere Bedeutung zu.
a.
Untersuchen Sie die Wechselwirkung zwischen den relevanten Bestimmungen der
UNCLOS und dem UN-Fish-Stocks Agreement von 1995. Sodann gehen Sie den
Wechselwirkungen zwischen diesen Institutionen und einem oder mehreren
regionalen Institutionen (z.B. Doughnut Hole-Convention) nach. Achten Sie
19
besonders darauf, auf welche Weise sich die späteren Abkommen in den
Regulierungsansatz der UNCLOS einpassen, und inwieweit sie die allgemeinen
Bestimmungen durch Konkretisierung verändern.
b.
Anhand des „Southern Bluefin Tuna Case“, der vor dem UN-Seegerichtshof
anhängig war (Fall Nr. 2-3, www.itlos.org), wird eine interessante Wechselwirkung
zwischen UNCLOS und der Convention for the Conservation of Southern Bluefin
Tuna erkennbar. Untersuchen Sie, wie es möglich ist, daß letztere die stärkeren
Durchsetzungsinstrumente der UNCLOS nutzen kann, um die eigenen
Kontrollmaßnahmen zu stärken.
c.
Der „Schwertfisch-Fall“ zwischen der Europäischen Union und Chile ist seit
einiger Zeit sowohl vor dem UN-Seegerichtshof (Fall Nr. 7, www.itlos.org) als
auch vor dem Streitschlichtungsmechanismus der WTO (DS 193) anhängig.
Untersuchen Sie, wie der Streitgegenstand sich aus der Sicht jeder der beiden
beteiligten Institutionen darstellt und ermitteln Sie den Überlappungsbereich der
Institutionen. Berücksichtigen Sie dazu auch das UN-Fishstocks Agreement.

Orrego Vicuna, Francisco 2001: The International Law of High Seas Fisheries:
From Freedom of Fishing to Sustainable Use; in: Olav Schramm Stokke (ed.): Governing the High Seas. The Interplay of Global and Regional Regimes, Oxford, 2352.

Oude Elferink, Alex G. 2001: The Determination of Compatible Conservation
and Management Measures for Straddling and Highly Migratory Fish Stocks;
Max-Planck Yearbook of United Nations Law 5, 551-607 (über virtualInstitute.de).
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Stokke, Olav Schramm (ed.): Governing the High Seas. The Interplay of Global
and Regional Regimes, Oxford.

Schiffman, Howard 1999: The Southern Bluefin Tuna Case: ITLOS Hears its
First Fishery Dispute; Journal of International Wildlife Law and Policy 2:3, 1-15
(über Google).
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Stoll, Peter Tobias/Silja Vöneky 2002: The Swordfish Case: Law of the Sea vs.
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Nelson, D. : The Development of the Legal Regime of High Seas Fisheries; in:
in: A Boyle/D. Freestone (eds.): International Law and Sustainable Development: Past Achievements and Future Challenges, S.113.

Edeson, W. : Towards Long-term Sustainable Use: Some Recent Developments
in the Legal Regime of Fisheries; in: A Boyle/D. Freestone (eds.): International
Law and Sustainable Development: Past Achievements and Future Challenges,
S. 165-
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Wolfrum, Rüdiger und Nele Matz 2000: The Interplay of the United Nations
Convention on the Law of the Sea and the Convention on Biological Diversity;
20
Max-Plack Yearbook on United Nations Law 4, 445-480 (über virtualinstitute.de).

Stokke, Olav Schramm und Claire Coffey 2006: Institutional Interplay and Responsible Fisheries: Combating Subsidies, Developing Precaution, in: Sebastian
Oberthür/Thomas Gehring (eds.): Institutional Interaction in Global Environmental Governance, Cambridge MA, 127-155.
27. Juli 2006: Abschlußsitzung
Quellen

Seiten des Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und
Völkerrecht(www.virtual-institute.de); dort die Bibliographie „Public
International Law“ (PIL).

http://www.princeton.edu/~smeunier/conference_nesting.htm
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