Biologische Abwasser-Reinigung A. Festbettreaktoren Tropfkörper-Verfahren (1894 entwickelt von Corbett in England) Entstanden aus locker aufgeschichteten Steinhaufen, über die das Abwasser versprüht wird. Nach einiger Zeit bildet sich auf den Steinen (heute: Füllkörper) ein dünner Film aus Bakterien und höheren Lebewesen, die den Bakterienrasen „abweiden“. Der „Tropfkörper-Rasen“ ist eine Lebensgemeinschaft aus Bakterien (Prokaryonten) Pilzen Protozoen (tierische Einzeller) Kleinkrebsen Würmern Insekten-Larven Evtl. Algen (aber Lichtbedarf) Tropfkörper-Anlagen bestehen aus Mechanischen Stufen wie Rechen, Sandfang, Vorklärbecken (letzteres ist unbedingt erforderlich) Tropfkörper Nachklärbecken (optional) Füllung der Tropfkörper: Lava- und Tuffgestein mit hohem Oberflächen- und Hohlraumanteil (40…60%). Heute zunehmend auch Kunststoff-Füllkörper mit großer Oberfläche Keine Flutung der Füllkörper, sondern Rieselfilm. Belüftung durch natürliche Konvektion („Kaminwirkung“) Sommer-WinterEffekt. Schmutzfracht Bakterien, Pilze Zu hoher Substrat- bzw. Nährstoffgehalt im Wasser hat hohes Mikrobenwachstum zur Folge Verstopfungsgefahr. Höhere Organismen (Würmer etc.) Da das Abwasser oben auf die Schüttung aufgegeben wird, erhalten die Mikroben in den obersten Schichten die höchste Nährstoffkonzentration, darunter siedelnde Bakterien erhalten nur gelegentlich bei Belastungsstößen Nährstoffe. Das heißt aber auch, dass Belastungsschwankungen gut ausgeregelt werden: Wenn in der Grundlast nur die obersten Schichten für den Substratabbau genügen, gibt es darunter ausreichend „wartende“ Mikroben, die Stöße hoher Konzentration abfangen, so dass diese nicht unabgebaut auf den Ablauf durchschlagen. Tropfkörper eignen sich auch besonders gut für Wasser mit wechselnden Inhaltsstoffen: Sessile Organismen haben eine „Erinnerungsfähigkeit“, die Bakterienfilme enthalten „Spezialisten“, sie benötigen wenig Zeit für Adaption auf einen seltener auftretenden Inhaltsstoff. Einzige Eingriffsmöglichkeit in den Betrieb der Tropfkörper besteht bei der hydraulischen Belastung: Man kann einen Teilstrom des bereits geklärten Abwassers in den Zulauf zurückführen und zusammen mit dem Abwasser versprühen. Damit steigt die Strömungsgeschwindigkeit beim Durchlauf, der Tropfkörper wird „frei gespült“. Schwach belastete Tropfkörper: Mittel belastete Tropfkörper: Hoch belastete Tropfkörper: 175 mg O2/l 875 mg O2/l 3000 mg O2/l Zum Vergleich: Kommunales Abwasser hat im Mittel 400 mgO2/l vor der Vorklärungsstufe und ca. 270 mg O2/l nach der Vorklärstufe. Tropfkörper brauchen unbedingt Vorklärstufen! Weitere Arten von Reaktoren mit sessilen Organismen: Scheibentauchkörper Tauchkörper („Filterkerzen“) Freischwimmende Bewuchskörper B. Belebungsverfahren Entwickelt ca. 1913 (Ardern, Lockett) in England. Verfahrenstechnische Aufgabe des Belebungsverfahrens: Anreicherung der Biomasse Versorgung mit O2 Kontinuierlicher Betrieb Belebungsverfahren sind aus der Sicht der Verfahrenstechnik: kontinuierliche beströmte Reaktoren Biotechnik: Kontinuierliche Kultur Kontinuierlicher Zulauf von Abwasser Kontinuierlicher Ablauf, Austrag von Biomasse Hier aber: Auswaschrate D > Wachstumsrate µ Schlammabtrennung und Rückführung nötig. Belebungsbecken und Nachklärbecken bilden verfahrenstechnisch gesehen eine Einheit. Bei Belebungsverfahren kann ggf. auf ein Vorklärbecken verzichtet werden, ein Nachklärbecken ist zur Abtrennung der Biomasse vom Wasser und Rückführung unbedingt erforderlich. Beim Tropfkörper kann man in der Regel auf ein Nachklärbecken verzichten, ein Vorklärbecken ist aber absolut nötig. Zusammenfassung Vor- und Nachteile Tropfkörper: C. Zusammenfassung wichtiger Begriffe der Abwassertechnik: mlAbwasser gTrockensubs tan z Schlammvolumenindex ist „spezifisches Volumen“ Typische Werte: SVI = 80...120. Je niedriger, umso besser sedimentiert Schlamm. 1. Schlammvolumenindex: 2. Schlamm-Alter: t d SVI QTS Gesamt Biomasse in BB und NB Q TS abfließendeBiomasse (Überschuss Schlamm) 3. Schlamm-Belastung: BTS 4. Raumbelastung: BR kg ( BSB5 ) kg(TS ) d kg ( BSB5 ) m3 d 5. Plateau-BSB = Gesamtgehalt leicht abbaubarer Verbindungen, ausgedrückt in mgO2/l 6. OC-Wert: O2-Eintragsvermögen der Belüftungseinrichtung in reines Wasser OC kg (O2 ) m3 d kg(O2 ) OC OC ist das Verhältnis von eingetragenem O2 zum load BR kg( BSB5 ) nötigen O2, um das Substrat abzubauen. Stöchiometrie bedeutet OC/load = 1, meist ist aber überstöchiometrischer Eintrag erforderlich. 7. 8. -OC: Tatsächliches O2-Eintragsvermögen in verschmutztes Abwasser (Typisch: 0,65)