Biologische Abwasserreinigung Arten der biologischen Abw asserreinigung Belebtschlammverfahren Tropfkörper Pflanzenkläranlagen Belebtschlammverfahren Abwässer (kommunale und betriebliche), die keine für die biologische Reinigung störenden Bestandteile enthalten werden einer mechanisch- biologischen Abwasserreinigung unterzogen. Neutralisations- und Flockungsbecken: Durch Zugabe von Kalkmilch Ca(OH)2 erfolgt die Neutralisation der sauren Abwässer, durch Zugabe von Eisensulfatpulver (Flockungsmittel) die Ausflockung fein verteilter Schwebstoffe, als auch Teils gelöster Stoffe (chemische Reinigung). Vorklärbecken: Geringe Strömungsgeschwindigkeit (Verweildauer ca. 1 h), dadurch sinken Schwebstoffe zu Boden und werden als Schlamm abgezogen (mech. Reinigung). Belebungsbecken: Das Abwasser wird mit Belebtschlamm vermischt. Der Belebtschlamm besteht aus mikroskopisch kleinen, schleimartigen Flocken, die mit einer Vielzahl von spez. Bakterien und Wimperntierchen besiedelt sind. Die Bakterien nehmen die im Abwasser gelösten org. Verbindungen als Nahrung in ihre Zellsubstanz auf und werden ihrerseits von den Wimpertierchen gefressen. So werden die org. Verbindungen im Abwasser in pflanzl. und tierische org. Substanz umgewandelt. Zwecks optimale Lebensbedingungen für die Bakterien zu schaffen, wird Luft in das Abwasser eingeführt, falls erforderlich werden Nährsalze zugegeben. Dies führt zur rasanten Vermehrung und nach 20 h Verweildauer haben die Mikroorganismen die im Abwasser gelösten org. Verbindungen in ihre Körpersubstanz aufgenommen. Das Abwasser enthält nun einen hohen Anteil an Belebtschlamm und wird in nacheinander angeordneten Nachklärbecken geleitet, wo sich der Belebtschlamm im Laufe von Stunden absetzt. Das über einen Überlauf aus dem letzten Nachklärbecken abfließende, gereinigte Abwasser wird nun in den natürlichen Wasserkreislauf geleitet. Ein Teil des Belebtschlamms (Rücklaufschlamm) wird in die Belebungsbecken zurückgeführt und sorgt dort, durch die Vermehrung und den Stoffwechsel der Mikroorganismen, wieder für den biologischen Abbau. Kenngröße der Belebtschlammbiologie 1. mittleres Schlammalter: angegeben in Tagen (spezielle für Bakterien mit langer Generationszeit wie Nitrifikanten) 2. Schlammbelastung: gibt an wie viel Substart von den vorhandenen Bakterien umgesetzt werden kann. Abbauprozesse Phosphatelimination: Erfolgt entweder biologisch mit Belebtschlamm oder chemisch. Hier bei wird dem Abwasser das Fällungsmittel zugegeben (Sauer: AlCl, AlSO 4; Basisch: Kalkmilch, Kalkhydratpulver). Es folgt eine intensive Durchmischung und im Anschluss beginnt das Flockenwachstum, Mikroflocken agglomerieren sich zu Makroflocken. Diese Flocken werden mittels Sedimentation, Flotation, Filtration abgeschieden. Nitrifikation: Oxidative Umwandlung von Ammonium über Nitrit zu Nitrat. Denitrifikation: Für eine ausreichende Denitrifikation muss im Belebungsbecken Zonen ohne freien Sauerstoff vorhanden sein und eine ausreichende Durchmischung von Abwasser mit Belebtschlamm. Weiters muss für heteretropen Bakterien ausreichend Sauerstoff vorhanden sein. Zwei unterschiedliche Verfahren: nachgeschaltete Denitrifikation N- Becken: Wird belüftet, Abbau von org. Kohlenstoff; Umwandlung von NH 4 → NO3 bzw NH4+ → NH3; Dauer: zehn Tage DN- Becken: nicht belüftet Nitrat wird abgebaut, brauche dafür aber eine künstliche Kohlenstoffqulle; Dauer: zwei bis drei Wochen Vorteil: kein NH4+ im Ablauf Nachteil: brauche großes Becken Vorgeschaltete Denitrifikation DN- Becken: Nitrat durch RW abbaubar Vorteil: brauche keine künstliche Kohlenstoffquelle Nachteil: es kommt immer Nitrat in den Vorfluter Tropfkörperanlagen/Tropfkörperverfahren Abwasserreinigung mit Hilfe von aeroben, schmutzabbauenden Mikroorganismen, die auf fester Materie (Tropfkörperfüllung) angesiedelt sind (= biologischer Rasen). Der Tropfkörper ist ein mit witterungsbeständigen Natursteinen (z. B. Lavaschlacke) oder Kunststoff-Füllkörper gefülltes Bauwerk. Das Abwasser wird im allgemeinem über Drehsprenger auf der Tropfkörperoberfläche verteilt und passiert den Tropfkörper von oben nach unten, wobei die auf den Füllkörpern angesiedelten Mikroorganismen unter Sauerstoffverbrauch die organischen Substanzen abbauen. Anschließend wird das Abwasser in Nachklärbecken geleitet. Bei mehrstufigen Kläranlagen werden Tropfkörperverfahren häufig als erste Stufe verwendet, während die zweite Stufe aus Belebungsbecken besteht. Forderungen an ungestörten TK-Betrieb An den TK-Betrieb sind wichtige Forderungen zu stellen: Der gesamte TK muss gleichmäßig beschickt werden, weil die Biomasse optimal ausgenutzt, der TK in jedem Bereich feucht gehalten und anaerobe Toträume möglichst vermieden werden sollen. Es muss eine große Rieselfilmoberfläche erzeugt werden, um guten Kontakt zwischen O2, Bakterien und Abwasser zu gewährleisten. Daraus folgt die Forderung nach möglichst kleinen Füllkörpern. Die spezifische Rieseloberfläche liegt bei Füllkörpern wie Lavaschlacke bei etwa 100m²/m³. Der Tropfkörper soll nicht verstopfen. Dies würde Flutung, Sauerstoffmangel und anaerobe Zustände mit Geruchsproblemen mit sich bringen. Bakterienwachstum und Spülkraft müssen im Gleichgewicht sein. Das Bakterienwachstum hängt von der Abwassermenge und der BSB 5-Belastung ab, die Spülkraft nur von der Abwassermenge. Unterschiede zw ischen B elebtschlamm- und Tropfkörperverfahren Belebtschlammverfahren Aufbauend auf der natürlichen Selbstreinigung der Gewässer durch suspendierte Bakterien horizontale Durchströmung Bakterien in Schwebe (mobil), gleichmäßig im Wasser verteilt Tropfkörper Aufbauend auf dem Prinzip des natürlichen Abbaus im Boden und an besiedelten Oberflächen im Wasser vertikale Durchströmung Bakterien als biologischer Rasen an der Oberfläche der Tropfkörperfüllung festgelegt (stationär) Künstliche Belüftung Natürliche Belüftung durch Konvektion bei offener Bauweise (ggf. Künstliche Belüftung bei geschlossener Bauweise) Kontinuierlicher Schlammaustrag und Nur geringer und z.T. periodischer hoher Schlammanfall durch lebende Schlammanfall durch überwiegend tote und tote Bakterien Bakterien ggf. periodische Selbstspülung durch Wassereinstau nach Verstopfung Rücklaufschlamm zur kein Rücklaufschlamm nötig Aufrechterhaltung der Bakterienpopulation nötig Relativ hoher Flächenbedarf durch Bau in die Höhe relativ geringer Flächenbedarf Pflanzenkläranlage Pflanzenkläranlagen eignen sich aufgrund ihrer Abbauleistungen vorzugsweise für die Reinigung gering belasteter kommunaler Abwässer. Für belastetes Abwasser aus Gewerbe und Industrie muss die Kläranlage an die Schadstofffracht durch hinreichender Größe angepasst werden Vorklärung: Zur mech. Vorklärung wird ein Absetzbecken verwendet. Die mechanische Vorklärung des Abwassers ist sinnvoll, da der Verlauf der anfallenden Abwassermenge gleichmäßiger wird. Darüber hinaus wird die Sedimentation ungelöster Abwasserinhaltsstoffe in der Pflanzenstufe verhindert. Diese mechanische Entschlammung vermeidet zusätzlich eine Verschlechterung der hydraulischen Eigenschaften des Bodenkörpers. Hygienische Probleme können so vermieden werden. Beschickung: Mittels einer Pumpe oder Gefälle wird die Anlage mit dem Abwasser versorgt Klärung: Die Klärung erfolgt im einem ein Meter tiefen, mit Folie abgedichteten Becken. Die oberste Schicht ist mit Schilf bepflanzter Schotterdeck von 10cm Stärke (Korngröße 1-4 mm), dessen Aufgabe es ist das Abwasser zu verteilen und Laub, Schmutz fernhalten soll. Darunter sind schichtweise Kies und Sand (=Filterkörper) aufgeschüttet, die auch als Lebensraum der Mikroorganismen dienen. Zur aeroben Verwertung beziehen sie den Sauerstoff aus den Pflanzen und aus intermittierten Beschickung. Kontrolle: Das geklärte Abwasser gelangt über Drainage in eine Kontrollschacht. Die hier gezogenen Proben werden auf BSB5, CSB, Stickstoff und Phosphor überprüft. Neben der Verrieselung von Abwasser, Filtergräben und Filterbeeten bieten die Pflanzenkläranlagen das einfachste Prinzip der Abwasserreinigung und können in bestimmten Einsatzbereichen als Alternative zu Belebungsanlagen und Tropfkörperanlagen betrachtet werden. Der Nachteil gegenüber den kompakten Behälteranlagen ist der vergleichsweise hohe Platzbedarf. Je nach Verfahren werden mindestens 2-5 m² Fläche pro Einwohnergleichwert benötigt (oft sogar 8 - 10 m²/E). Die Mindestfläche eines Pflanzenbeetes wird mit 25 m² angegeben. Um eine große Oberfläche für die zahlreichen Umwandlungsprozesse zur Verfügung zu stellen, ist eine ausreichend tiefe Durchwurzelung notwendig. Rohrschilf zum Beispiel erreicht eine Durchwurzelung bis in 1,20 m Tiefe. Für die meisten Pflanzenkläranlagen ist eine Wurzeltiefe von ca. 60 cm jedoch ausreichend. Typen der Pflanzenkläranlagen Horizontales Verfahren Das Abwasser wird über die Mehrkammerabsetzgrube unterhalb der Beetoberfläche in die Anlage eingeleitet. Das Abwasser durchfließt den Bodenkörper und wird auf der Sohle am Ende der Anlage in Filterrohren aufgesammelt und über einen Kontrollschacht in ein Gewässer geleitet oder im Untergrund versickert. Für horizontal durchflossene Anlagen werden mindestens 5 m² Pflanzfläche angesetzt. Bei der Berechnung der notwendigen Fläche müssen der Zu- und Ablaufbereich mitberücksichtigt werden. Vertikales Verfahren Beim vertikalen System wird das Abwasser über ein Verteil-System auf der Pflanzfläche in den Bodenkörper eingebracht. Das Wasser wird gleichmäßig über die gesamte Pflanzfläche verteilt und rieselt aus den Verteilerrohren in den Bodenkörper. Auf der Sohle der Anlage wird das gereinigte Wasser gesammelt und ebenfalls über einen Kontrollschacht in ein Gewässer geführt oder im Untergrund verrieselt. Was ist der BSB5 ? Der biologische Sauerstoff Bedarf5 gibt an, wie viel Sauerstoff in fünf Tagen in einem Liter Wasser von Bakterien bei 20 °C veratmet wird. Der Grund für den Sauerstoffverbrauch der Bakterien liegt im Abbau der in der Probe gelöst vorliegenden, abbaufähigen organischen Inhaltsstoffe. Der BSB5 ist ein wichtiger Parameter zur Beurteilung des Grades der Belastung den ein Abwasser für die Umwelt darstellt. Den für die Oxidation notwendigen Sauerstoff entziehen die Mikroorganismen dem Wasser. Dadurch kann es zum Absterben O 2-atmender Lebewesen durch Sauerstoffmangel kommen. Was ist der CSB? Der chemische Sauerstoff Bedarf ist die Masse an Sauerstoff, die notwendig ist, um alle in einem Liter Wasser befindlich organischen Stoffe vollständig zu lösen. Was ist der EGW? Der Einwohnergleichwert dient als Referenzwert der Schmutzfracht. Er kann auf den biologischen Sauerstoffbedarf, den chemischen Sauerstoffbedarf, den Stickstoff, den Phosphor, den totalen organischen Kohlenstoff, die Schwebstoffe oder auf den Wasserverbrauch bezogen werden. Er gibt jeweils das Äquivalent der Tagesmengen dieser SToffe bzw. Verbräuche im Abwasser eines Einwohners an.