Prof. Dr. D. Kuske, M.Sc. M. Huschenbett
Fachgebiet Theoretische Informatik, TU Ilmenau
4. Übungsblatt zur Vorlesung „Logik in der Informatik“
Besprechung am 29. Mai 2013
Direkte Produkte und disjunkte Vereinigungen von Strukturen
Es sei τ = (R, ar) eine relationale Signatur. Das direkte Produkt zweier τ -Strukturen A und B
ist die τ -Struktur A × B mit kA × Bk = kAk × kBk und
RA×B =
(a1 , b1 ), . . . , (ar , br ) (a1 , . . . , ar ) ∈ RA , (b1 , . . . , br ) ∈ RB .
für alle R ∈ R mit r = ar(R). Die disjunkte Vereinigung zweier τ -Strukturen A und B ist die
τ -Struktur A ] B mit kA ] Bk = kAk ] kBk und
RA]B = RA ] RB
für alle R ∈ R.
Aufgabe 1
Zeigen Sie, dass sich die Grapheigenschaften „Pfad zu sein“ bzw. „Kreis zu sein“ nicht in der
Logik 1. Stufe ausdrücken lassen. Beweisen Sie also:
(a) Es gibt keinen FO-Satz Φ, so dass für alle ungerichteten Graphen G gilt: G |= Φ genau dann,
wenn G ein Pfad ist, d.h. wenn es ein n ≥ 1 mit G ∼
= Pn gibt, wobei Pn der ungerichtete
Pfad auf n Knoten ist.
(b) Es gibt keinen FO-Satz Ψ, so dass für alle ungerichteten Graphen G gilt: G |= Φ genau dann,
wenn G ein Kreis ist, d.h. wenn es ein n ≥ 1 mit G ∼
= Cn gibt, wobei Cn der ungerichtete
Kreis auf n Knoten ist.
Hinweis: Versuchen Sie in Teilaufgabe (a) zunächst zu zeigen, dass es für jedes m ≥ 0 ein n ≥ 0
mit Pn ≡m Pn ] Cn gibt. Verfahren Sie in Teilaufgabe (b) ähnlich.
Aufgabe 2
Es sei τ eine relationale Signatur. Zeigen Sie, dass ≡m für jedes m ≥ 0 eine Kongruenz bzgl. des
direkten Produkts und der disjunkten Vereinigung von τ -Strukturen ist. Beweisen Sie also, dass
für alle τ -Strukturen A und A0 sowie B und B 0 mit A ≡m A0 sowie B ≡m B 0 gilt:
(a) A × B ≡m A0 × B 0 .
(b) A ] B ≡m A0 ] B 0 .
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4. Übungsblatt zur Vorlesung „Logik in der Informatik“
Aufgabe 3
Für m, n ≥ 1 sei der ungerichtete Graph Gm,n = (Vm,n , Em,n ) durch
Vm,n = { (i, j) | 1 ≤ i ≤ m, 1 ≤ j ≤ n }
und
(i, j), (i0 , j 0 ) ∈ Em,n
⇐⇒
(i = i0 und |j − j 0 | = 1) oder (|i − i0 | = 1 und j = j 0 )
für alle (i, j), (i0 , j 0 ) ∈ Vm,n definiert. Graphen dieser Gestalt bezeichnet man als (ungerichtete)
Gitter.
Zeigen Sie mithilfe von Aufgabe 2, dass es keinen FO-Satz Φ gibt, so dass für alle m, n ≥ 1 gilt:
Gm,n |= Φ genau dann, wenn m = n.
Die Logik Σ01
Für eine feste Signatur ist Σ01 die Menge aller FO-Formeln der Gestalt ∃x1 . . . ∃xm : ϕ mit m ≥ 0
und quantorenfreiem ϕ. (Vergleichen Sie dies mit Σ11 .)
Aufgabe 4
Es seien A und B Strukturen über derselben Signatur und m ≥ 0. In der Vorlesung haben Sie
gesehen, dass der Verteidiger genau dann eine Gewinnstrategie für m Runden im EhrenfeuchtFraïssé-Spiel auf A und B besitzt, wenn A und B dieselben FO-Sätze Φ mit qr(Φ) ≤ m erfüllen.
Konstruieren Sie nun jeweils ein Spiel auf A und B mit folgender Eigenschaft:
(a) Der Verteidiger besitzt genau dann eine Gewinnstrategie, wenn A und B dieselben FO-Sätze
erfüllen.
(b) Der Verteidiger besitzt genau dann eine Gewinnstrategie für m Runden, wenn A und B
dieselben Σ01 -Sätze Φ mit qr(Φ) ≤ m erfüllen.
(c) Der Verteidiger besitzt genau dann eine Gewinnstrategie, wenn A und B dieselben Σ01 -Sätze
erfüllen.
(d) Der Verteidiger besitzt genau dann eine Gewinnstrategie für m Runden, wenn A und B
dieselben SO-Sätze Φ mit qr(Φ) ≤ m erfüllen.
(e) Der Verteidiger besitzt genau dann eine Gewinnstrategie, wenn A und B dieselben SO-Sätze
erfüllen.
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