kunst im öffentlichen raum

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KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM
Irene Andessner
Citylights [Wiener Frauen]
Fotoportraitserie im Wiener Stadtraum
3. Juli bis 3. September 2008
MEDIEN-EMPFANG
3. Juli 2008, 09.30 Uhr
KUNSTHALLE wien project space, Wien 4, Treitlstraße 2
Es sprechen:
Sandra Frauenberger Frauenstadträtin
Gerald Matt Geschäftsführer KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien
Karl Javurek Generaldirektor Gewista
Walter Hanzmann Sprecher Kohlmarkt-Komitee
Anwesend:
Irene Andessner mit ihrem Produktionsteam und Projektsponsoren
STATEMENT
Frauenstadträtin Sandra Frauenberger:
Pionierinnen als Vorbilder im öffentlichen Raum
»Wichtig ist es, Frauen sichtbar zu machen – Pionierinnen, die richtungsweisend waren, vor
den Vorhang zu holen und diese Frauen zu Vorbildern für andere Frauen werden zu lassen –
die Leistungen von Frauen aus den unterschiedlichsten Bereichen wie etwa der Technik,
Politik, Kunst, Architektur, Widerstand oder Journalismus in den Mittelpunkt und damit ins
Bewusstsein zu rücken. Es freut mich, dass die Künstlerin Irene Andessner mit ihrer
Fotoportraitserie ›Citylights [Wiener Frauen]‹, einen wichtigen Beitrag dazu leistet, dass diese
Wienerinnen im Stadtbild ein Gesicht bekommen – Österreicherinnen, die mit
Selbstvertrauen, Kampfgeist und sehr viel Ausdauer ihre Ziele durchgesetzt haben.
Die gesellschaftspolitischen Entwicklungen waren in hohem Maße von Frauen geprägt; von
Errungenschaften, die vor allem nachhaltig waren und zu unserem heutigen Leben
selbstverständlich dazugehören. Anhand der Biographien der portraitierten Frauen wird
deutlich, dass wir heute noch NutznießerInnen und ProfiteurInnen deren Tun und Erfindungen
sind.
Es ist wichtig, aufzuzeigen, dass Frauen nicht nur ›Gattinnen‹ sind, sondern – Kraft ihrer
Persönlichkeit und Beharrlichkeit – Wegbereiterinnen für viele andere Frauen. Denn, wo
Frauen sind, folgen Frauen nach. Es geht um Vorbilder in denen sich Frauen wiederfinden
und daraus Mut aber auch Kraft schöpfen, sich etwas zu trauen. Unter diesem Aspekt sehe ich
auch die aktuelle Frauenpolitik. Es geht darum, beharrlich Initiativen zu setzen, die es Frauen
und Mädchen ermöglichen, ›über den traditionellen Tellerrand zu blicken‹ und Rollenbilder
neu zu definieren.«
PROJEKT-KURZDARSTELLUNG
Irene Andessner
Citylights [Wiener Frauen]
Fotoportraitserie im Wiener Stadtraum
3. Juli bis 3. September 2008
Eröffnung: 3. Juli 2008 um 19.00 Uhr,
KUNSTHALLE wien project space karlsplatz, Wien 4, Treitlstraße 2
Im Sommer 2008 realisiert Irene Andessner in Wien eine stadtweite Plakatierung in 400
Citylight-Kästen mit inszenierten Fotoportraits. Als Motive für Portraitserie wählte die
Wiener Foto- und Performancekünstlerin verdienstvolle, legendäre und auch fast vergessene
Wiener Frauenpersönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts aus Wissenschaft, Kunst, Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft, die sie darstellerisch nachempfand und bildnerisch interpretierte,
um sie auf ihre Weise »wiederzuveröffentlichen«:
Marianne Hainisch, Bertha von Suttner, Katharina Schratt, Bertha Pappenheim,
Alice Schalek, Emilie Flöge, Lise Meitner, Gina Kaus, Margarete Schütte-Lihotzky,
Irene Harand, Hedy Lamarr
Das zwischen Historie und zeitgenössischer Kunst changierende Projekt wird in einer
Vortragsreihe von Historikerinnen und Kunstkuratoren im KUNSTHALLE wien project
space karlsplatz begleitet (Eintritt frei) und es wird ein Stadtrundgang zu den ehemaligen
Adressen der Protagonistinnen angeboten (kostenlos), deren Lebensgeschichten auch im
Internet nachzulesen sind unter www.wienerfrauen.at.
Das Projekt wird unterstützt von:
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur; Frauenabteilung der Stadt Wien;
KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien; Wien Kultur; Gewista
Motivförderer und Ausstatter:
Artikel Editionen · Büro Sterngasse · Die Maske · Dr. Haider Petkov · Foto Fayer ·
Gino Venturini · GrECo International AG · Imagno Brandstätter Images · ISPA Werbung ·
John Harris Fitness · Juwelier Schullin und Söhne · Juwelier & Silberschmiede Halder ·
Loden Plankl · Miss Muse · Modeatelier Kaider · Naturhistorisches Museum Wien · Park ·
Polanoir · Rozet & Fischmeister · Schau Schau Brillen · Schwarzkopf Professional ·
Thomas Szabo · Toni&Guy · Tostmann Trachten · Wittmann Möbelwerkstätten
PROJEKT-KONZEPT
Thematische Grundidee: Wiener Frauen-Hommage
Das Verdienst von Frauen in Hommagen thematisieren, ihre historischen Glanzleistungen
inhaltlich kommunizieren und bildnerisch erstrahlen lassen. Porträtieren von
wichtigen/interessanten Frauen mit außergewöhnlichen Lebensläufen bzw. Vorreiterrollen,
die in Wien gelebt haben. Legendäre Wienerinnen aus Wissenschaft, Kunst, Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft im Rahmen eines Kunstprojektes im Stadtraum ins öffentliche
Bewusstsein bringen, diese aus Archiven, Chroniken und Feuilletons herausholen und
außerhalb der musealen Räume in einer Art Straßengalerie der Bevölkerung in Erinnerung
rufen bzw. Wiederentdeckungsimpulse generieren. Das Werbemedium der »GewistaCitylights« in den Dienst dieser Erinnerung stellen.
Die thematisierten Protagonistinnen
Bei ihrer Auswahl für ihre Nachinszenierungen geht es Irene Andessner um Frauen, die
wissenschaftsgeschichtlich, sozialhistorisch und kulturell initiativ und erfolgreich wirkten –
mit existenziell und kulturell positiven Aus- und Nachwirkungen bis ins Heute: Frauen, die
für Frauen Gymnasiums- und Hochschulzugang sowie akademische Berufe und das
Frauenwahlrecht durchgesetzt haben; Forscherinnen und Erfinderinnen, die
Wissenschaftsgebiete mitbegründet und Grundlagen für moderne Technologien geschaffen
haben; Frauen, die Nobelpreis bekommen und andere, die ihn zugunsten ihrer männlichen
Forschungspartner nicht bekommen haben, Dichtermusen, die in Stücken von Musil,
Schnitzler oder Werfel als literarische Figuren fortleben, und Frauen, die selbst Literatur und
Zeitgeschichte geschrieben haben.
Entsprechend den gesellschaftlichen und sozialpolitischen Umbrüchen, die meistens von
engagierten Frauen ausgehen, fällt die Wahl der Protagonistinnen in deren Wirkungsperiode
zwischen Mitte des 19. und Mitte des 20. Jahrhunderts. Es sind Frauen der zwischen 1839 und
1914 geborenen Generationen, deren Lebensgeschichten ideologisch, manchmal auch real
ineinandergreifen, was ihr Engagement für die Frauenrechte, gegen den Faschismus, für die
Friedensbewegung betrifft. So arbeitete etwa Marianne Hainisch mit Bertha von Suttner in
der Friedensbewegung zusammen.
In Andessners Porträtgalerie der vorbildlichen Wienerinnen gibt es Entdeckungen zu machen
– darunter Irene Harand, die sich 1935 mit ihrem Buch »Sein Kampf – Antwort an Hitler« als
einzige Frau öffentlich und konfrontativ Hitlers »Mein Kampf« widersetzt hat (was die
Nationalsozialisten mit einem Kopfgeld von 100.000 Reichsmark quittiert haben) – oder die
nur für ihre »Frankfurter Küche« bekannte Architektin Margarete Schütte-Lihotzky, die den
Nazis so gefährlich war, dass sie sie 1941 vom »Volksgerichtshof« zum Tode verurteilen
ließen.
Die meisten der Wienerinnen haben – aufgrund ihrer Konfession bzw. ihrer politischen
Haltung – viele Jahre im Ausland gelebt und gewirkt. Drei der Vorgestellten haben dort zu
bahnbrechnenden Entdeckungen und Erfindungen beigetragen (Meitner, Schütte-Lihotzky,
Lamarr). Und Sigmund Freud bezeichnet Bertha Pappenheim (seine »Anna O.«) als die
»eigentliche Begründerin des psychoanalytischen Verfahrens [nach der Katharsis-Theorie]«,
weil diese die Therapie des Aussprechens zur Entlastung der Seele bewusst reflektiert hat.
Acht Frauen arbeiteten journalistisch und publizistisch, um ihre Überzeugungen zu verbreiten
– die Hälfte von ihnen unter männlichen Pseudonymen. Bertha von Suttner hat unter dem
Namen »Jemand« im Feuilleton das Vorurteil widerlegt, dass es eine spezifische weibliche
Art zu schreiben und zu denken gäbe. Gina Kaus zählte (neben Harand) zu den »verbrannten
Dichterinnen«. Die Reporterin Alice Schalek konnte ihrer Gefangennahme durch die Nazis
wegen »Gräuelprobaganda« (Faschingszug-Fotografien aus Palästina) noch entfliehen; nur
eine Häme von Karl Kraus stempelt die erste Kriegsreporterin bis heute als »Kriegsweib« ab;
Kulturwissenschaflterinnen wie Elke Krasny oder Historikerinnen wie Brigitte Hamann
halten da vergeblich dagegen (Hamann hält Schaleks Reportagen aus dem Ersten Weltkrieg
für »die besten Kriegsreportagen, die ich je gelesen habe«).
»Es ist erst kurze Zeit her, dass die Frauen zu den Problemen der Realität zugelassen sind. Bis
dahin waren sie einerseits selbst Teil der Realität, andererseits Fiktion des Mannes«. (Gina
Kaus, 1929)
Bildnerisches Grundkonzept: Die Ausstrahlungskraft leuchtender Vorbilder
Produktion einer Porträtreihe nach historisch-authentischen, in der Regel fotografischen
Porträts.
Eine zeitgenössische bildnerische Würdigung von Vorbildern in Form von Nachbildern:
historische Porträts mit den Mitteln unserer Zeit ins Heute übersetzen – mit den Stilmitteln
und der Technik von heute. Schwarzweiß-Kabinettfotos mit Lichtdesign in farbige
Großformate transponieren. Das Wesen und den Charakter der Protagonistinnen durch
Nachspüren der Lebensgeschichten in Porträtsitzungen zum Ausdruck bringen und ihr
Charisma in Lichtbildkästen aufleuchten lassen – im öffentlichen Raum.
WIENER FRAUEN ÜBERBLICK
Marianne Hainisch
* 1839 Baden bei Wien, † 1936 Wien, Begründerin der Österreichischen Frauenbewegung,
Friedensbewegungsaktivistin
Bertha von Suttner
* 1843 Prag, † 1914 Wien, Schriftstellerin, Pazifistin, Friedensnobelpreisträgerin
Katharina Schratt
* 1853 Baden bei Wien, † 1940 Wien, Hofschauspielerin
Bertha Pappenheim
* 1859 Wien, † 1936 Neu-Isenburg, Frauenrechtlerin, Breuers und Freuds »Anna O.«
Alice Schalek
1874 Wien, † 1956 New York, Autorin, Forschungsreisende, erste Kriegsberichterstatterin
Emilie Flöge,
* 1874 Wien, † 1952 Wien, Modeschöpferin, Klimt-Muse
Lise Meitner
* 1878 Wien, † 1968 Cambridge, Atomphysikerin, Miterfinderin der Kernspaltung
Gina Kaus
* 1893 Wien, † 1985 Los Angeles, Schriftstellerin, Dichtermuse
Margarete Schütte-Lihotzky
* 1897 Wien, † 2000 Wien, Architektin, Pionierin im Wohn- und Sozialbau,
Widerstandskämpferin
Irene Harand
* 1900 Wien, † 1975 New York City, Widerstandskämpferin, Buchautorin
Hedy Lamarr
* 1914 Wien, † 2000 Altamonte Springs, Schauspielerin, Miterfinderin des
Frequenzsprungverfahrens
WIENER FRAUEN KURZBIOGRAFIEN
Marianne Hainisch, geb. Perger
* 25.3.1839 Baden bei Wien, † 5.5.1936 Wien
Begründerin und Führerin der Österreichischen Frauenbewegung, Muttertag-Initiatorin,
Friedensbewegungsaktivistin
Die Industriellentochter Marianne heiratet mit 18 Jahren den Spinnereifabrikanten Michael
Hainisch, bekommt zwei Kinder, von denen eines, Sohn Michael, der erste Bundespräsident
der Ersten Republik wird. 1870 fordert Marianne Hainisch Mädchengymnasien als
Voraussetzung zum Hochschulstudium – es bedarf 22 Jahre ihres beharrlichen Einsatzes, bis
tatsächlich das erste Mädchengymnasium in Wien-Mariahilf (Rahlgasse), das zugleich das
erste im deutschsprachigen Raum ist, eröffnet wird. Aus privaten Mitteln gründet sie ein
sechsklassiges Lyzeum, das 1891 Öffentlichkeitsrecht erhält. 1897 dürfen Frauen an der
Universität Wien Philosophie studieren, zwei Jahre später Medizin (Karl Kraus setzt noch
1907 den Wunsch von Frauen, Medizin zu studieren, mit Hysterie gleich) und erst 20 Jahre
später Jura. 1902 schließt Hainisch die Frauenvereine zum Bund Österreichischer
Frauenvereine zusammen (Vorsitzende bis 1918), 1909 wird sie zur Vizepräsidentin des
Frauenweltbundes gewählt. Nach dem 1. Weltkrieg arbeitet sie für die Fürsorge und die
Friedensbewegung – zusammen mit Bertha von Suttner, nach deren Tod 1914 sie die Leitung
der Friedenskommission im Bund Österreichischer Frauenvereine übernimmt. 1924 initiiert
sie nach amerikanischem Vorbild die Einführung des Muttertags in Österreich. Gewohnt hat
Marianne Hainisch in der Rochusgasse 7 im 3. Bezirk.
Bertha von Suttner, geb. Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau, Pseudonyme: B. Oulot,
Jemand
* 9.6.1843 Prag, † 21.6.1914 Wien
Schriftstellerin, Pazifistin, Friedensnobelpreisträgerin
Vater Franz Michael Graf Kinsky stirbt schon vor Berthas Geburt. Mutter Sophie Wilhelmine
verspielt das geerbte Vermögen im Glücksspiel. Bertha lernt mehrere Sprachen, beschäftigt
sich mit Musik, reist viel. Mit 18 nimmt sie den Heiratsantrag des 56-jährigen Gustav Heine
(einem jüngeren Bruder Heinrich Heines) an und löst die Verbindung kurz vor dem
Hochzeitstermin. Als Dreißigjährige nimmt sie eine Stelle als Gouvernante und Hauslehrerin
der vier Töchter des Industriellen Freiherr Karl von Suttner in Wien (Canovagasse) an,
verliebt sich in den jüngsten seiner Söhne, Arthur Gundaccar, den sie später gegen den Willen
seiner Eltern heiratet. Fristlos entlassen, reist sie 1876 nach Paris, wo sie als Sekretärin für
Alfred Nobel arbeitet. Zwei Wochen kurz, aber nachhaltig ist dieses Engagement, denn der
Dynamit-Erfinder Nobel macht sie mit der in London gegründeten Friedensbewegung
bekannt, für die sie ab nun kämpft. Ihren Lebensunterhalt finanziert sie mit Magazin- und
Zeitungsartikeln. 1898/99 beweist sie mit ihrem Buch »Das Maschinenzeitalter« (das sie unter
dem Pseudonym »Jemand« herausbringt), dass es keine spezifische weibliche Art zu
schreiben und zu denken gibt, denn keiner der Kritiker hat das Geschlecht des Autors erraten.
1889 erscheint ihr Roman »Die Waffen nieder«. Zwei Jahre später gründet Bertha von Suttner
die Österreichische Friedensbewegung, hält Vorträge für den Frieden in den wichtigsten
Städten Europas und der USA, organisiert Kongresse; 1892 propagiert sie auf dem vierten
Weltfriedenskongress in Bern die Gründung eines Europäischen Staatenbundes. Zur
Jahrhundertwende wird sie neben Königin Luise, Queen Victoria und George Sand in einer
öffentlichen Umfrage zu einer der bedeutendsten Frauen des Jahrhunderts gewählt. In seinem
Testament verfügt Alfred Nobel – von seiner ehemaligen Sekretärin inspiriert – einen Preis
für »denjenigen oder diejenige« zu stiften, »der oder die am meisten und besten für die
Verbrüderung der Völker, für die Abschaffung oder Verminderung der stehenden Heere
sowie für die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen gewirkt« hat. 1905 erhält
Bertha von Suttner diesen Preis. Während der Vorbereitungen zu einem
Weltfriedens-kongress, den sie im August 1914 in Wien einberufen will, sechs Wochen vor
Ausbruch des ersten Weltkrieges, stirbt die Firedensnobelpreisträgerin. »Nach lieben ist
helfen das schönste Zeitwort der Welt«, schreibt sie in ihren Epigrammen. Sie wohnt bis zu
ihrem Tod in der Wiener Innenstadt, Zedlitzgasse 7.
Katharina Schratt
* 11.9.1853 Baden bei Wien; † 18.4.1940 Wien
Schauspielerin
Bereits im Alter von sechs Jahren entdeckt die Tochter eines Badener Papier- und
Bürowarenhändlers ihre Liebe zum Theater. Obwohl die Eltern alles versuchten, um sie von
der Schauspielerei fern zu halten, folgte sie beharrlich ihrer »Berufung«. Nach ihrem Debüt
mit 17 an der Wiener Theater-Akademie in ihrer Heimatstadt ging sie 1872 an das Hoftheater
in Berlin. Kurz darauf folgt sie dem Ruf an das Wiener Stadttheater, danach geht sie an das
Deutsche Hoftheater in Sankt Petersburg. 1879 gibt die vielgefragte Schauspielerin dem
ungarischen Aristokraten Nikolaus Kiss de Ittebe das Jawort und bringt ihren Sohn Anton zu
Welt. Nach der Babypause gibt sie ein Gastspiel in New York und kehrt 1883 nach Wien an
das Hofburgtheater zurück, wo sie zu einer der beliebtesten Schauspielerinnen ihrer Zeit wird.
1887 zur Hofschauspielerin ernannt, kündigt sie drei Jahre später ihren Vertrag nach
Meinungsverschiedenheiten mit dem neuen Burgtheaterdirektor Paul Schlenther. Franz
Joseph I wurde sie erstmals 1885 auf dem »Ball der Industriellen« vorgestellt. Der Kaiser
schenkt ihr eine Villa in der Gloriettegasse 9 in Wien (nahe seinem Schloss Schönbrunn) und
ein Palais am Kärntner Ring 14. Sie besitzt auch ein Haus in Bad Ischl, das der Kaiser von
seiner Sommerresidenz über einen schmalen Steg bequem erreichen kann. Die berühmte
Freund- und Liebschaft sollte bis Franz Josephs Tod im November 1916 währen. Ab da lebt
sie – mit einem Affen, drei Papageien und sieben Hunden – zurückgezogen am Kärtner Ring;
selten tritt sie als engagierte Tierliebhaberin an die Öffentlichkeit, z.B. für Lesungen
zugunsten wohltätiger Organisationen. Einmal pro Woche sehen die Wiener eine
verschleierte, schwarz gekleidete alte Dame zur Kapuzinergruft gehen – wo »die Schratt«
ihren geliebten »Franzl« besucht. Sie selbst wird 1940 auf dem Friedhof Wien-Hietzing
begraben. Das dollarmillionenschwere Angebot, das ihr zwei Jahre zuvor der Zeitungskönig
Hearst für ihre Erinnerungen gemacht hatte, hat sie empört abgelehnt.
Bertha Pappenheim (»Anna O.«), Pseud.: Paul Berthold
* 27.2.1859 Wien – † 28.5.1936 Neu-Isenburg (D)
Frauenrechtlerin, Gründerin Jüdischer Frauenbund; »Eigentliche Begründerin des
psychoanalytischen Verfahrens [nach der Katharsis-Theorie]« (Sigmund Freud)
Berthas Familienname Pappenheim verweist auf das fränkische Pappenheim. 1870 zieht sie
mit ihren Eltern Siegmund und Recha von der Leopoldstadt (Praterstraße 68) in die
Lichtensteinstraße 2. Nach behüteter Kindheit und katholischer Mädchenschule bekommt sie
mit Anfang 20 Halluzinationen und Angstzu-stände, in der Folge auch Sprach- und
Sehstörungen, Nervenschmerzen und rechtsseitige Lähmungen, Amnesie, Depressionen,
Essstörungen. Ihr Hausarzt Josef Breuer versucht es mit Hypnose-Behandlungen, verschreibt
ihr Sanatoriumsaufenthalte. Bertha P. ist die von der Hysterie geheilte »Anna O.« in der 1895
von Breuer und Freud veröffentlichten Fallstudie. Ihre Aussage, dass das Aussprechen ihr
helfe, ihre Seele zu entlasten, entspricht der später als »Katharsis-Theorie« bezeichneten
Behandlungstechnik der Psychoanalyse – Freud bezeichnet sie deshalb als die »eigentliche
Begründerin des psychoanalytischen Verfahrens«.
Ab 1882 lässt sich Bertha Pappenheim zur Krankenpflegerin ausbilden, qualifiziert sich zur
Leitung von Krankenpflege-einrichtungen. 1888 geht sie mit der Mutter nach Frankfurt am
Main. Dort beginnt sie zu schreiben und sich sozial und politisch zu engagieren. Erste
Novellen entstehen 1890 unter dem Pseudonym »Paul Berthold«. Sie übersetzt Mary
Wollstonecrafts »A vindication of the rights of woman«, eine Grundschrift der feministischen
Bewegung. 1930 erscheint ihre »Sisyphus-Arbeit«, eine Studie über Mädchenhandel und
Prostitution in Osteuropa und dem Orient. Hauptberuflich leitet Pappenheim ab 1895 zwölf
Jahre lang das Mädchenwaisenhaus des Israelitischen Frauenvereins – »Ausbildung zur
beruflichen Eigenständigkeit statt Vorbereitung auf spätere Verheiratung« lautet ihr
Erziehungsprogramm. 1904 gründet sie den Jüdischen Frauenbund (JFB) zur »Stärkung der
Frauenrechte und Förderung der Erwerbstätigkeit jüdischer Frauen, Gleichstellung im
Berufsleben, Kampf gegen den Mädchenhandel, Ausübung der Wohltätigkeit« und 1917 die
seit 1945 wiedererrichtete Zentralwohl-fahrtsstelle der Juden in Deutschland. Ab 1924 lebt sie
zusammen mit der ca. 40 Jahre jüngeren Journalistin Hannah Karminski (ermordet 1943 in
Auschwitz-Birkenau). 1935 vermacht sie dem Museum für angewandte Kunst in Wien ihre
Spitzen- und Eisengusskunstsammlung. 1936 erliegt Bertha Pappenheim einer
Tumorerkrankung und wird in Frankfurt beerdigt. »Einer Aufgabe darf man sich nie
entziehen, einer Zumutung immer«, war ihr Credo.
Alice Schalek, Pseud.: Paul Michaely
* 21.8.1874 Wien, † 6.11.1956 New York
Fotografin, Reisejournalistin, erste weibliche Kriegsberichterstatterin
Als Kind des Annoncen-Agenturbetreibers Heinrich Schalek besucht Alice Schalek das
Lyzeum des Wiener Frauenerwerbsvereins und lernt mehrere Fremdsprachen. Schon früh
interessiert sie sich für andere Länder. 1902 veröffentlichte sie unter dem männlichen
Pseudonym Paul Michaely den Roman »Wann wird es tagen?«. 1903 fängt sie als Journalistin
im Feuilleton der Neuen Freien Presse in Wien an, für die sie insgesamt über 30 Jahre lang
tätig sein wird. Ein Jahr später konvertiert sie vom jüdischen zum protestantischen Glauben.
Reisen nach Nordafrika, nach Ägypten und Kleinasien (1905 und 1909) stehen am Beginn
ihrer Karriere als Reisejournalistin. Alice Schalek wird als erste Frau in den Presseclub
Concordia aufgenommen, ist Vorstandsmitglied des Vereins der Schriftstellerinnen und
Künstlerinnen in Wien und des PEN-Clubs. 1914 gehört sie zu den Gründern der
Wohltätigkeitsorganisation »Schwarz-Gelbes Kreuz«. 1915 berichtet sie – als erste weibliche
Kriegsberichterstatterin – über die Kämpfe in den Dolomiten, über den Serbienfeldzug und
die Isonzofront. Ihre Fotoberichte erscheinen heroisch und patriotisch. Die k.u.k. Monarchie
zeichnet sie dafür 1917 mit dem »Goldenen Verdienstkreuz mit Krone am Band der
Tapferkeitsmedaille« aus – eine ungewöhnliche Auszeichnung für eine Frau. Karl Kraus wirft
ihr in seiner »Fackel« Kriegsverherrlichung vor und setzt ihr in »Letzte Tage der Menschheit«
ein Negativdenkmal – Schaleks Ehrenbeleidigungsklage gegen Kraus bleibt ergebnislos.
Nach dem Ersten Weltkrieg macht sie Reisereportagen aus Nord- und Südamerika, Afrika
und abermals Asien. In den Dreißigerjahren bereist sie Syrien, den Irak und Iran und
dokumentiert das Leben in den Kibbuzim in Palästina. Zwischen ihren Reisen wohnt sie – mit
dem Telefonanschluss A-17-2-56 – am Schottenring 15. Zu ihrem 60. Geburtstag (1934)
würdigt das Neue Wiener Tagblatt Schalek als »die erste österreichische Weltreisende, die
ihre Reisen als Beruf durchführte« und die »die Technik des Weltreisens mit der
Beherrschung des Schreibens für Zeitungen, des Photographierens und Vortragens vereinte«.
1939 wird sie wegen Fotografien von einem Faschingszug in Palästina und
»Gräuelprobaganda« von den Nazis verhaftet, kann jedoch in die Schweiz fliehen und über
London nach New York emigrieren, wo sie sehr zurückgezogen lebt.
An der Lebenssituation außereuropäischer Frauen zeigt Schalek zeitlebens großes Interesse.
Während ihre frühen Frauenporträts von indischen Tempeldienerinnen, japanischen Geishas
oder orientalischen Tänzerinnen noch auf Exotik setzen, so kommen ihre dokumentarischen
Frauenbilder in den Zwanzigerjahren ohne folkloristisches Beiwerk aus. Oft gehen der
Fotografie intensive Gespräche und freundschaftliche Beziehungen voraus. Auf ihr
Engagement in der internationalen Frauenbewegung verweisen zahlreiche Aufnahmen von
politisch organisierten Frauen. Von der Stellung der Frau in außereuropäischen Ländern
berichtet Schalek in zahlreichen (ca. 500) Lichtbildervorträgen. Neben ihren Novellen und
Romanen hinterlässt Alice Schalek rund 6000 Fotografien sowie viele Reisebücher und berichte aus allen Kontinenten.
Emilie (Luise) Flöge
* 30.8.1874 Wien; † 26.5.1952 Wien
Modeschöpferin, Klimt-Muse
Emilie, Tochter von Barbara und Drechslermeister Hermann Flöge, erlernt zunächst den
Beruf einer Schneiderin, um später eine Modeschöpferin zu werden. Ihre erste
Schneiderwerkstatt befindet sich in der Neubaugasse 7. Gemeinsam mit ihren Schwestern
Helene und Pauline eröffnet sie 1904 in der Mariahilfer Straße 1b (über dem Café Casa
Piccola von Lina Loos’ Vater) den Wiener Haute-Couture-Salon »Schwestern Flöge«. Der
von Kolo Moser und Gustav Klimt als Gesamtkunstwerk gestaltete Salon wird zum führenden
Modetreffpunkt der Wiener Gesellschaft. Klimt entwirft für Flöges Salon auch
»Reformkleider«, die Frauenrechtlerinnen zum korsettfreien Tragen propagieren. In der
besten Zeit beschäftigen die Schwestern bis zu 80 Schneiderinnen. 1938 müssen sie ihren
Modesalon schließen. Ab 1938 arbeitet Emilie Flöge in ihrer Wohnung im obersten
Stockwerk der Ungargasse 39. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs verbrennen hier
ihre Trachtensammlung und auch wertvolle Gegenstände aus dem Klimt-Nachlass. Gustav
Klimt, den sie als Schwager ihrer Schwester Helene (Frau von Ernst Klimt) kennengelernt
hatte, hat seine Emilie ab 1891 oft gemalt und fotografiert. Auf seinem berühmtesten
Gemälde »Der Kuss« stilisiert er sich selbst mit ihr als Liebespaar.
Lise (Elise) Meitner
* 17.11.1878 Wien, † 27.10.1968 Cambridge/G.B.
Atomphysikerin, Miterfinderin der Kernspaltung
In der Kaiser-Franz-Joseph-Straße 27 (heute Heinestraße 27) in Wien-Leopoldstadt wächst
Elise Meitner als dritte Tochter des jüdischen Rechtsanwaltes Dr. Philipp Meitner und
Hedwig Meitner-Skovran, erzogen nach evangelischem Glauben. Sie geht in eine
Bürgerschule – Mädchen sind an den Gymnasien noch nicht zugelassen. Nach dem
Lehrerinnen-Examen und nach Bestehen der Matura, auf die sie sich im Selbststudium
vorbereitet hatte, studiert sie Physik, Mathematik und Philosophie an der Universität Wien
(u.a. bei Ludwig Boltzmann), beschäftigt sich mit Fragestellungen der Radioaktivität,
promoviert 1906 als zweite Frau an der Wiener Universität im Hauptfach Physik. Nach einer
erfolglosen Bewerbung bei Marie Curie in Paris arbeitet sie am Institut für Theoretische
Physik in Wien.
1907 geht Dr. Meitner nach Berlin in Vorlesungen von Max Planck, trifft dort den Chemiker
Otto Hahn, mit dem sie die folgenden 30 Jahre zusammenarbeiten sollte. Da in Preußen
Frauen noch nicht studieren dürfen, muss sie das Gebäude immer durch den Hintereingang
betreten, und weil sie als Frau die Experimentierräume der Studenten nicht betreten darf,
forscht sie als »unbezahlter Gast« mit Hahn bis zur Aufhebung des Verbots (1909) in einer
ehemaligen »Holzwerkstatt« im Souterrain des Chemischen Instituts der Berliner Universität
an Fragen der Radioaktivität. 1912 bis 1915 ist Meitner Assistentin von Max Planck. 1914
wird sie aufgenommen als das erste weibliche Wissenschaftliche Mitglied der KaiserWilhelm-Gesellschaft für Chemie, wo sie die physikalisch-radioaktive Abteilung bis 1938
sollte. Im Ersten Weltkrieg Kriegsdienst macht sie sich auch als Röntgenschwester an der
österreichischen Front nützlich.
»Herzlich liebe ich die Physik! Es ist so eine Art persönlicher Liebe, wie gegen einen
Menschen, dem man sehr viel verdankt.«, schreibt sie 1915 in einem Brief. 1917 entdecken
Meitner und Hahn das Element Protactinium und sie habilitiert 1922 als erste Physikerin
Preußens an der Berliner Universität. 1933 wird der Professorin für Kernphysik »als gebürtige
Jüdin« die Lehrbefugnis entzogen. Zwischen 1935 und 1938 macht sie noch
Strahlungsversuche mit Otto Hahn und F. Straßmann, bevor sie nach Stockholm emigriert und
dort ans Nobel-Institut geht. 1939 interpretiert sie mit ihrem Neffen, dem Physiker Otto
Robert Frisch, die Resultate der Versuche mit Hahn und Straßmann, berechnet die bei der
Uranspaltung auftretende Energie und führt die Bezeichnung »Kernspaltung« ein (für deren
Entdeckung Otto Hahn 1946 allein den Nobelpreis für Chemie erhält). Von den USA
mehrmals dazu aufgefordert, weigert sich die überzeugte Pazifistin, Forschungsaufträge für
den Bau einer Atombombe anzunehmen und bleibt während der Zweiten Weltkriegs in
Schweden, wo sie ab 1946 die Kernphysikalische Abteilung des Physikalischen Instituts der
Technischen Hochschule Stockholm leitet und 1948 die schwedische Staatsbürgerschaft an,
ohne die österreichische aufzugeben.
Insgesamt dreimal für den Nobelpreis nominiert, erhält Liese Meitner u.a. 1955 den ersten
»Otto-Hahn-Preis für Chemie und Physik« und 1957 die »Friedensklasse des Ordens Pour-leMérite«. 1959 wird in Berlin in ihrer Anwesenheit das »Hahn-Meitner-Institut für
Kernforschung« eingeweiht. 1960 siedelt sie zu ihrem Neffen Otto Robert Frisch nach
Cambridge. Bis zu ihrem Tod mit 89 Jahren macht sich Lise Meitner für eine friedliche
Nutzung der Kernspaltung stark. Seit 1997 gibt es ein kurzlebiges radioaktives Metall
(Halbwertszeit 3,4 Millisekunden) namens Meitnerium.
Gina Kaus, geb. Wiener, adopt. Kranz, verh. Zirner, verh. Kaus, verh. Frischauer,
Pseudonym: Andreas Eckbrecht
* 21.10.1893 Wien, † 23.12.1985 Los Angeles, USA
Schriftstellerin und Dichtermuse
Die jüdische Familie des Geldvermittlers Max Wiener zieht oft um: ein Jahr nach der Geburt
von Regina von der Sterngasse 8 (Innenstadt) in die Berggasse 30, dann vom Alsergrund in
die Leopoldstadt (Ferdinandstraße 23) und zurück in den Alsergrund (erst Halmgasse 11,
dann ins Haus 15) und schließlich (1913) wieder in die Berggasse (Nummer 8). Um ihr
unstetes Elternhaus hinter sich zu lassen, heiratet Regine Wiener bereits mit 20 und folgt
ihrem Mann Josef Zirner nach Breslau. 1915 kommt sie als Witwe zurück nach Wien und
beginnt zu schreiben. Sie verkehrt im literarischen Kreis des Café Herrenhof, ist befreundet
mit den Dichtern der Zeit – Hermann Broch, Franz Blei, Alfred Adler, Robert Musil, Franz
Werfel, Karl Kraus –, verbunden mit Kafka-Freundin Milena Jesenska, verliebt in den
Schriftsteller Otto Soyka (»Ich hatte einen Geliebten, den ich nicht liebte«). Musil gestaltet
später nach ihr die Figur der Alpha in seinem Drama »Vinzenz und die Freundin bedeutender
Männer« (1924); in Werfels Roman »Barbara oder die Frömmigkeit« (1929) ist sie die Hedda
Aschermann.
1916 lässt sich die Dichtermuse vom Millionär Josef Kranz zum Schein adoptieren (heißt nun
Zirner-Kranz, schreibt unter Pseudonym Andreas Eckbrecht), lässt ihn den Autor und Kritiker
Franz Blei als Sekretär engagieren – der ihr Geliebter und Mentor wird und mit dem sie
schließlich die Zeitschrift »Summa« gründet. 1917 wird ihre Komödie »Diebe im Haus« im
Burgtheater uraufgeführt. 1920 erhält sie für das Theaterstück »Toni« den Goethe-Preis und
für ihre Veröffentlichung »Der Aufstieg« den Fontane-Preis; der erzählerische Motor dieser
Novelle ist – wie auch 25 Jahre später in ihrem letzten Roman »Der Teufel nebenan« – Alfred
Adlers Theorie des »männlichen Protests«. Sie verlässt das Palais Kranz (in der
Liechtensteinstraße 53–55) und heiratet den Schriftsteller Otto Kaus, arbeitet in Adlers
Frauenberatungsstellen, gibt »Die Mutter« heraus – ein innovatives Magazin für
Säuglingspflege und sexuelle Fragen – und schreibt in der »Arbeiterzeitung«.
Mitte der 20er Jahre lebt Gina Kaus in Berlin und schreibt für die »Literarische Welt« und die
»Vossische Zeitung«. In ihrem Essay »Die Frau in der Literatur« (1929) resümiert sie: »Es ist
erst kurze Zeit her, dass die Frauen zu den Problemen der Realität zugelassen sind. Bis dahin
waren sie einerseits selbst Teil der Realität, andererseits Fiktion des Mannes«. 1932 erscheint
ihr Bestseller »Die Überfahrt«. 1933 zählt sie zu den »verbrannten Dichtern« (»Nie zuvor war
ich in besserer Gesellschaft gewesen«). 1935 hält sich ihr Roman »Katharina die Große« in
den USA zwei Monate auf der Bestsellerliste. Ihre Wohnung (seit 1933) im Philipphof am
Albertinaplatz wird zum Zentrum für geflohene Schriftsteller aus Deutschland – darunter
Bertold Brecht und Helene Weigel. 1938 emigriert Kaus mit ihren Söhnen Otto und Peter aus
zweiter Ehe und Lebensabschnittsmann Eduard Frischauer aus Wien über Zürich und Paris in
die USA, wird in Hollywood zur gefragten Drehbuchautorin; fünf ihrer Romane werden
verfilmt.
Während sich Gina Kaus im Emigrantenkreis um Vicky Baum, Bertolt Brecht, Fritz Kortner
und Berthold Viertel bewegt, bekommt ihre Halbschwester Steffi, verehelichte Stephanie von
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst von Adolf Hitler das Goldene Ehrenzeichen der
NSDAP und von Hermann Göring Max Reinhardts Salzburger Schloss Leopoldskron. 1941
wird die entfremdete, von Geburt her ebenfalls jüdische Verwandte in New York als HitlerSpionin verhaftet. In Gina Kaus’ 1990 veröffentlichten Memoiren spielt diese Halbschwester
die selbe Rolle wie in ihrem Leben: keine Rolle.
Margarete Schütte-Lihotzky
* 23.1.1897 Wien, † 18.1.2000 Wien
Architektin, Pionierin im Wohn- und Sozialbau, Widerstandskämpferin
Margarete Lihotzkys Vater ist ein liberal gesinnter, pazifistischer Staatsbeamter, der das Ende
des Habsburger Reiches und die Gründung der Republik von 1918 befürwortet. Mit einem
Empfehlungsschreiben von Gustav Klimt, einem Freund ihrer Mutter, kommt sie an die K.u.K
Kunstgewerbeschule Wien (heute Universität für angewandte Kunst) in die Architekturklasse
von Oskar Strnad – einem Pionier des sozialen Wohnbaus – und wird 1919 die erste
diplomierte Architektin Österreichs. Sie gewinnt Siedlungsbau-Wettbewerbe und organisiert
eine Beratungsstelle für Wohnungseinrichtungen. In gemeinsamen Projekten mit Strnad,
Adolf Loos oder Josef Hoffmann plant die »Frau Architekt« Wohnanlagen wie den
Winarskyhof im 20. Bezirk.
1926 wird Margarete Lihotzky an das Hochbauamt der Stadt Frankfurt am Main berufen. Hier
setzt sie Frederick Winslow Taylors Erkenntnisse von den Arbeits- und Bewegungsabläufen
(Taylorismus) in einem Küchenkonzept um – ihre »Frankfurter Küche« ist der Prototyp der
modernen Einbauküche. Und hier lernt sie den Architekten Wilhelm Schütte kennen, den sie
1927 heiratet. Anfang der 30er Jahre entwirft sie für die Wiener Werkbundsiedlung
Reihenhäuser. 1933 wird ihre Arbeit auf der Weltausstellung in Chicago ausgestellt.
Als sich die politische Situation in der Weimar Republik verschlechtert, geht SchütteLihotzky mit ihrem Mann nach Moskau, arbeitet dort mit Kollegen an der Errichtung der
Industriestadt Magnitogorsk im Ural. In der Sowjetunion lebt sie, bis Stalins Säuberungen das
Leben in der Sowjetunion unerträglich und gefährlich machen. 1937 gehen die Schüttes nach
London, dann nach Paris, 1938 ziehen sie nach Istanbul, einem Ruf der Akademie der
Schönen Künste folgend. Istanbul wird ein Treffpunkt für verbannte Europäer – die Schüttes
treffen z.B. die Musiker Béla Bartók und Paul Hindemith, aber auch den Architekten Herbert
Eichholzer, der einen kommunistischen Widerstand zum Nazi-Regime organisiert und
Schütte-Lihotzky dafür gewinnt. 1941 wird sie mit ihm und weiteren Köpfen der
Untergrundbewegung im Wiener Caféhaus Viktoria am Schwarzenbergplatz von der Gestapo
verhaftet, des Hochverrats beschuldigt und vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Durch
Entwendung eines offiziellen Briefbogens der türkischen Regierung gelingt es ihrem Mann,
die Umwandlung des Todesurteils in eine 15-jährige Zuchthausstrafe zu erreichen, von der sie
nach vier Jahren durch die US-Truppen befreit wird.
Nach dem Krieg arbeitete die Architektin in Sofia. 1947 geht sie zurück nach Wien, engagiert
sich für Frauenfragen und die Friedensbewegung. Ab 1948 ist sie die Vorsitzende des Bundes
Demokratischer Frauen Österreichs (bis 1969). Als Kommunistin erhält sie jedoch keine
öffentlichen Aufträge und arbeitet infolgedessen als Beraterin in der Volksrepublik China, in
Kuba und in der DDR. 1951 trennt sie von ihrem Ehemann. 1962 wird sie Städtebauexpertin
der UNO.
1970 bezieht sie ihre Wiener Wohnung in der Franzensgasse 16/40. Verspätet werden ihre
Werke in Österreich öffentlich anerkannt. 1980 empfängt sie u.a. den Architektur-Preis der
Stadt Wien. Eine Ehrung durch den österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim lehnt
sie 1988 wegen dessen Nazivergangenheit ab. 1995 klagt sie – gemeinsam mit anderen
ehemaligen Widerstandskämpferinnen – Jörg Haider wegen Holocaust-verharmlosender
Äußerungen. 1996 gehört sie zu den Unterstützerinnen des Frauenvolksbegehrens (für
Gleichstellung von Frauen und Männern im Bundes-Verfassungsgesetz).
An ihrem 100. Geburtstag (1997) tanzt sie im Museum für angewandte Kunst mit dem
Wiener Bürgermeister Walzer. Im Jahr 2000 hinterlässt sie ein unveröffentlichtes Manuskript,
das 2004 als Buch erscheint unter dem Titel »Warum ich Architektin wurde«.
Irene Harand
* 7.09.1900 Wien, † Feb. 1975 New York City
Widerstandskämpferin, Journalistin, Buchautorin
Irenes Mutter vergleicht die Religionen mit einer »Musikkapelle, in der alle die selbe
Melodie, nur mit verschiedenen Instrumenten spielen«. In diesem toleranten Klima einer
evangelisch-protestantischen Familie wächst sie auf – schon früh sensibilisiert für den
latenten, in der Schulzeit wiederholt erlebten Antisemitismus. Nach der Pflichtschule kommt
sie an die französische Schule im vierten Bezirk. Und schon mit 19, kurz nach dem Ersten
Weltkrieg, vermählt sie sich mit dem ehemaligen K.u.K-Offizier Frank Harand. Die Ehe
überdauert die Zeiten, bleibt aber kinderlos.
Ende der zwanziger Jahre stößt Irene Harand zur Kleinrentnerbewegung (»Verband der
Kleinrentner und Sparer Österreichs«) des Anwalts und Politikers Dr. Moriz Zalman, der
gegenüber der österreichischen Regierung durchsetzen konnte, dass Tausende durch Krieg
und Inflation um ihre Altersersparnisse gebrachte Kleinrentner vom Staat eine Entschädigung
erhielten. Harand wird Zalmans Stellvertreterin, schreibt für dessen Zeitung »Welt am
Morgen«. 1930 gründet sie mit ihm die erste »Österreichische Volkspartei« (nicht mit der
später aus der Christlichsozialen Partei hervorgegangenen ÖVP identisch), die sich den
Kampf gegen Antisemitismus auf ihre Fahnen heftet – bis zur Machtübernahme durch die
Einheitspartei Vaterländische Front unter Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß. 1933 gründet
Harand die »Weltbewegung gegen Rassenhass und Menschennot«, die bald als »HarandBewegung« international bekannt wird. Als Sprachrohr gibt das Kommunikationsorgan
»Gerechtigkeit« heraus, in dem sie ab September 1933 wöchentlich in einer Auflage von
28.000 Exemplaren über den Antisemitismus berichtet und die Demagogie des NS-Staates,
namentlich ihrer Führer und – auch kirchlichen – Unterstützer angreift. 1933 erscheint auch,
selbstfinanziert, Harands Streitschrift »So oder So – Die Wahrheit über den Antisemitismus«,
1935 ihr Buch »Sein Kampf – Antwort an Hitler«. 1937 reagiert die Frau, die sich als einzige
öffentlich Hitlers »Mein Kampf« widersetzt hat, auf die Münchener Ausstellung »Der ewige
Jude« mit einer Verschlussmarkenserie, die Porträts berühmter Juden verbreitet. »...ich muss
arbeiten, arbeiten – damit diesen Frieden dieses Glück alle genießen...und mir meines
gönnen...«, sagt sie in dieser Zeit.
Irene Harands Wohnadresse lautet bis 1938 Wien 1, Elisabethstraße 20. Am 12. März, dem
Tag des Einmarsches in Österreich, hält sie sich zu Gesprächen in Paris auf. Die
Nationalsozialisten setzen ein Kopfgeld von 100.000 Reichsmark auf sie aus und verbrennen
ihre Bücher öffentlich in Salzburg. Von Frankreich zusammen mit ihrem Ehemann über den
Atlantik geflüchtet, kann sie Moriz Zalman noch eine Bürgschaft und eine Professur in den
USA beschaffen, doch ihr Mitstreiter kommt nicht mehr aus Deutschland heraus und wird im
KZ Sachsenhausen ermordet. Die amerikanische Übersetzung von »Sein Kampf« wird von
der Anti-Nazi League 526 an alle öffentlichen Bibliotheken der USA verteilt. In New York
gründet Harand mit Emigranten das »Austrian Forum«, das sie von 1960 bis zu ihrem Tod
1975 leitet. 1969 wird Irene Harand mit der Ehrenmedaille »Gerechte unter den Völkern« von
der israelischen "Yad Vashem"-Gedenkstätte geehrt. 1971 erhält sie das Goldene
Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. 1975 stirbt sie in New York. 1990
wird auf Initiative des ÖVP-Hauptgeschäftsführers Dr. Peter Marboe ein 1952 errichteter
Gemeindebau in der Judengasse 4 auf »Irene Harand Hof« getauft.
Hedy Lamarr, geb. Hedwig Eva Maria Kiesler
* 9.11.1914 Wien – † 19.01.2000 Altamonte Springs, Florida
Filmschauspielerin und Miterfinderin des Frequenzsprungverfahrens.
Eva Marias Vater Emil Kiesler ist Direktor im Wiener Creditanstalt Bankverein, ihre
ungarische Mutter Gertrud Lichtwitz Konzertpianistin – eine jüdisches Elternhaus in Döbling
(Osterleitengasse 2b/2/8). 1931 besucht sie das Max-Reinhardt-Seminar in Berlin. Dann geht
sie als Script-Girl in die Sascha Filmateliers in Sievering. Auf erste kleinere Filmauftritte
folgt 1931 die erste größere Rolle in »Man braucht kein Geld«. 1932 dreht sie knapp 18-jährig
die erste Nacktszene der Filmgeschichte in dem Film »Ekstase«, der 1933 gegen den Protest
von Papst Pius XI. auf der Biennale in Venedig erfolgreich aufgeführt wird und in den USA
nur zensuriert läuft.
Ihre erste eigene Meldeadresse lautet Wien-Döbling, Peter-Jordan-Straße 12/2. 1933 tritt Eva
Maria in der Operette »Sissy« im Theater an der Wien auf. Im selben Jahr heiratet sie in der
Wiener Karlskirche den Wiener Rüstungsindustriellen Fritz Mandl (Hirtenberger
Patronenfabrik), der von ihr verlangt hat, dass sie vom jüdischen zum katholischen Glauben
übertritt, aber vergeblich versucht, alle »Ekstase«-Filmkopien aufzukaufen. Am gemeinsamen
Wohnsitz, dem Schloss Schwarzenau in Niederösterreich, verkehrt Prominenz wie Ödön von
Horváth oder das Ehepaar Franz und Alma Werfel. 1936 hat Eva Maria eine Romanze mit
dem österreichischen Vizekanzler, Prinz Ferdinand von Starhemberg. 1937 flüchtet sie aus
der ehelichen Stadtwohnung am Schwarzenbergplatz 15 über Paris nach London, wo sie
MGM-Boss Louis B. Mayer entdeckt und unter dem Künstlernamen Hedy Lamarr (nach dem
Stummfilmstar Barbara La Marr) für Hollywood verpflichtet. Die New York Daily News kürt
Hedy Lamarr zur »schönsten Frau des Jahrhunderts« (1937). Hedys Hollywood-Debüt ist ein
Film (»I Take This Woman«), für den MGM anfangs den Marlene-Dietrich-Regisseur Josef
von Sternberg engagiert. Von ihren über 30 Filmen wird »Samson & Delilah« der
erfolgreichste (1949) und ihr letzter Film heißt »The Female Animal« (1957). Als Schönste
stellt sie sich für Promotions von Parfums, Make-up, Soda-Drinks und Zigaretten zur
Verfügung. 1940 erschafft Bob Kane nach ihrem Vorbild die Comic-Figur der Catwoman;
über vier Jahrzehnte später trägt die von Sean Young verkörperte Figur der Rachel in Ridley
Scotts »Blade Runner« (1982) ihre Züge. 1966 dreht Andy Warhol mit ihr den
Untergrundfilm »Hedy«. 1984 überrascht Lamarr als Songwriterin für den Sänger Chris Taaj.
»I did what I did for love. The others did it for money«, sagt sie. Anfang der 1990er Jahre
benutzt der Softwarekonzern Corel ein digitalisiertes Lamarr-Porträt auf dem Packungscover
für die Grafiksoftware »Corel Draw 8« (sie klagt und erhält drei Mio. US-Dollar).
Hedy Lamarr, ab 1953 amerikanische Staatsbürgerin, heiratet insgesamt sechsmal und hat
drei Kinder. 1941 entwickelt sie mit dem Komponisten George Antheil das »Frequency
Hopping« (Frequenzsprungverfahren); das 1942 zur abhörsicheren Kommunikation und zur
Aufklärung patentierte System kommt ab Ende der 1980er Jahre auch der zivilen Nutzung
zugute – für das GSM-Mobiltelefonieren sowie bei allen Formen der drahtlosen
Kommunikation und digitalen Funktechnologien wie Bluetooth und WLAN. Für diese
Erfindung erhält Lamarr ab 1997 mehrere amerikanische Auszeichnungen sowie 1998 die
»Viktor-Kaplan-Medaille« des Österreichischen Patentinhaber- und Erfinderverbandes. Seit
2006 gibt es den »Hedy Lamarr Preis – Österreichischer Preis für besondere Leistungen von
Frauen im Bereich der Nach-richtentechnik«. Im Sommer 2005 streuen Ihre Kinder Anthony
und Denise ihre Asche über den Wienerwald.
HISTORISCHE ADRESSEN
Marianne Hainisch
Wien 3, Rochusgasse 7 (Wohnadresse)
Marianne-Hainisch-Hof, Wien 3, Petrusgasse 15 (gebaut 1927/28)
Marianne-Hainisch-Gasse, Wien 3
(seit 2002)
Bertha von Suttner
1873 Wohn- und Arbeitsstelle (als Erzieherin im Hause des Baron Karl von Suttner):
Innenstadt, Canovagasse
Wohnung (bis Tod 1914): Wien 1, Zedlitzgasse 7 (Gedenktafel)
Katharina Schratt
Schratt-Villa in Hietzing, Gloriettegasse 9 (umgestaltet)
Palais Kärtner Ring 14
Bertha Pappenheim
1. Elternhaus: Wien-Leopoldstadt,
Praterstr. 68 (1859–1870)
(Geschäftsadresse des Vaters: Praterstr. 19)
2. Wohnadresse (mit Eltern): Wien 9, Liechtensteinstrasse 2, 3. Stock (1870–1888)
Pension Vienna, Wien, Frankgasse 5 (1935 zu Besuch in Wien, erster versuchter
Spitzenverkauf MAK)
Alice Schalek
Wohnung: Wien 1, Schottenring 15
(Telephon A-17-2-56)
Emilie Flöge
Schneiderwerkstätte in der Neubaugasse im 7. Bezirk
1904 Mariahilferstraße 1b im 6. Bezirk Modesalon „Schwestern Flöge“
(über ehemaligem Café Casa Piccola),
Wohnung Wien 3, Ungargasse 39
Lise Meitner
Geburtsadresse/Elternwohnung: Wien-Leopoldstadt, Kaiser-Franz-Joseph-Straße 27 (heute
Heinestraße 27)
Gina Kaus
1893 Geburtshaus: Wien 1, Sterngasse 8
1894: Alsergrund, Berggasse 30, dann Leopoldstadt, Ferdinandstr. 23
1910: Alsergrund, Halmgasse 11, dann 15
1913: Berggasse 8 (noch mit Familie)
1916: Palais Dr. Josef Kranz: Alsergrund, Liechtensteinstr. 53–55
Wohnung mit Frischauer: Wien 1, im Philipphof Albertinaplatz (1947 abgerissen, heute
Mahnmal gegen Krieg und Faschismus von Alfred Hrdlicka)
Margarete Schütte-Lihotzky
Elternhaus in Wien-Margareten
Eigene Wiener Wohnung: Wien 5,
Franzensgasse 16/40 (geplant 1967–69, Einzug 1970)
Gewidmete Adressen:
Margarete Schütte-Lihotzky Park, Wien 5, Mittersteig (1997)
Margarete-Schütte-Lihotzky-Hof, Wien 21, Carminweg 6
Schütte-Lihotzky-Hörsaal 7 der TU Wien,
Wien 4, Karlsplatz 13, (Hauptgebäude,
Stiege 7, Erdgeschoß)
Irene Harand
Wien 1, Elisabethstraße 20 (bis 1938)
Gewidmet 1952:
Irene Harand Hof, Wien 1, Judengasse 4
Hedy Lamarr
Elternhaus in Döbling, Osterleitengasse 2b/2/8 (1914-1928)
Erste eigene Meldeadresse: Wien 19.,
Peter-Jordan-Str. 12/2 (von 1928-1933)
Stadtwohnung Fritz Mandl: Wien 4., Schwarzenbergplatz 15/3 (1933-1938)
Wien 4., Schwarzenbergplatz 15/1/10/11 (1938)
VORTRAGSREIHE
Veranstaltungsort:
KUNSTHALLE wien project space karlsplatz, Wien 4, Treitlstraße 2
Termine, Vortragende/r, Thema:
Dienstag, 08. Juli, 19.00 Uhr
Dr. Lisa Fischer
Lina Loos und die Aufbruchsfrauen der Wiener Moderne
Donnerstag, 10. Juli, 19.00 Uhr
Dr. Irene Suchy
Entfremden und Befremden. Die Komponistin Lili Scheidl-Hutterstrasser
und ihre zeitgenössischen Kolleginnen
Dienstag, 22. Juli, 19.00 Uhr
Mag. Elke Krasny
Performing HerStories. Topografien als Form weiblicher Geschichtsschreibung
Montag, 28. Juli, 19.00 Uhr
Dr. Gabriele Kohlbauer-Fritz
»Anna O.« – Bertha Pappenheim
Dienstag, 19. August, 19.00 Uhr
Prof. Klaus Honnef
Das Selbst und die anderen. Irene Andessner und die Kunst der Gegenwart
Samstag, 30. August, 15.00 – 17 Uhr
Petra Unger M.A.
Frauen vor Ort. Lebensgeschichten der Frauen Wiens – ein Rundgang
VORTRAGENDE
Dr. Lisa Fischer
Geboren 1959, Historikerin, Soziologin, Journalistin, Ausstellungskuratorin.
Arbeitsschwerpunkte: Lebensweltanalysen, Biografieforschung 18. bis 20. Jahrhundert.
Zahlreiche Publikationen zur Wiener Moderne, Regionalhistorie und Europageschichte (u.a.
Rumänien und Bulgarien). Wurde u.a. mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Wien und dem
Kulturpreis der Stadt Klosterneuburg ausgezeichnet. Publikationen u.a. bei Böhlau „Lina
Loos. Wenn die Muse sich selbst küsst“ (1994), „Schattenwürfe in die Zukunft. Kaiserin
Elisabeth und die Frauen ihrer Zeit“ (1998), „Sigmund Freud. Wiener Schauplätze der
Psychoanalyse“ (mit Regina Köpl , 2006), „Eden hinter den Wäldern. Samuel von
Brukenthal, Politiker, Sammler, Freimaurer in Sibiu/Hermannstadt“ (2007) und zuletzt bei
Czernin „Irgendwo. Wien, Theresienstadt und die Welt. Die Sammlung Heinrich Rieger“
(2008).
Dr. Irene Suchy
Geboren in Wien, studierte Musikpädagogik, Germanistik, Musikwissenschaft und
Violoncello. Aufenthalt in Japan. Musikredakteurin beim Österreichischen Rundfunksender
Ö1, verantwortlich für „Apropos Musik - das monatliche Musikmagazin“, moderiert und
gestaltet Sendungen wie „Pasticcio“, „Radiokolleg“ und „Spielräume“. Präsentatorin und
Dramaturgin im Radiokulturhaus. Universitätslektorin an der Universität für Musik und
darstellende Kunst, als Wissenschaftlerin am Weg zur Habilitation. Zahlreiche Buch- und
Zeitschriftenbeiträge, Musikwissenschaftliche Forschungen zu NS-Exil und abendländischer
Musik in Japan, zu Mäzenatentum in Wien um 1900 – Hugo Wolf, Paul Wittgenstein, Arnold
Schönberg und Lilly Lieser – und zur österreichischen Musikgeschichte der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts, zu Friedrich Gulda und Otto M. Zykan.
2001 für die Erfindung der „Ö1-Geige“ mit dem Maecenas Anerkennungspreis ausgezeichnet.
Mag. Elke Krasny
Geboren 1965, lebt als Kulturtheoretikerin, Stadtforscherin Ausstellungsmacherin und
Autorin in Wien. Sie lehrt Kunstpädagogik an der Akademie der Bildenden Künste Wien, ist
als Kulturvermittlung in Museen tätig und entwickelt Kunstprojekte für den öffentlichen
Raum. Zahlreiche Ausstellungen und Publikationen zu Architektur, Kulturgeschichte und
Gegenwartskunst sowie partizipatorische Kunstprojekte. Als Vortragende und Moderatorin
im Rahmen von Veranstaltungen der ÖGFA (Österreichischen Gesellschaft für Architektur),
des AzW, Tanzquartier Wien, sowie bei vielen Kunstprojekten im öffentlichen und sozialen
Raum tätig.
Mitverantwortlich für die inhaltliche Konzeption des virtuellen Museums www.musieum.at ,
in dem Objekte aus dem Wien Museum, dem Jüdischen Museum Wien, dem Österreichischen
Museum für Volkskunde sowie dem Technischen Museum Wien unter genderspezifischem
Fokus präsentiert werden.
Neben regelmäßigen publizistischen Tätigkeiten für „Architektur aktuell“, „orf.on“ und „Die
Presse“ veröffentlichte Krasny zuletzt (gemeinsam mit Ulrike Felber u. Manuela FellnerFeldhaus) „WELT AUSSTELLEN: Schauplatz Wien 1873“ (Technisches Museum Wien
2004/2005) und „Warum ist das Licht so schnell hell? Eine Reise durch die Welt des Lichts“
(Residenz 2005, mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet). Im
Herbst 2008 erscheint im Wiener Metroverlag „Stadt der Frauen. Eine andere Topographie
von Wien“.
Dr. Gabriele Kohlbauer-Fritz
Geboren 1962, Studium der Slawistik und Judaistik in Wien und Moskau; 1987 Promotion;
Arbeit als freie Journalistin und Wissenschaftlerin; seit der Eröffnung 1991 Hauskuratorin am
Jüdischen Museum der Stadt Wien. Zahlreiche Ausstellungen und Publikationen, zuletzt hat
sie den Ausstellungskatalog „Beste aller Frauen: Weibliche Dimensionen im
Judentum“(Jüdisches Museum der Stadt Wien, 2007) herausgegeben.
Prof. Klaus Honnef
Geboren 1939 in Tilsit, studierte Soziologie und Geschichte in Köln. Kunstkritiker,
Ausstellungsmacher und Kulturpublizist mit Schwerpunkt Fotografie, lebt in Bonn. 1972
Mitorganisator der documenta 5 (Abteilung „Idee + Idee / Licht“ zusammen mit Konrad
Fischer) und 1977 der documenta 6 als Mitverantwortlicher für die Abteilungen Malerei und
Fotografie, die erstmals auf einer documenta in ihrer gesamten Bandbreite und bis hin zur
Gegenwart gezeigt wurde. Zeichnete über 25 Jahre für das Ausstellungsprogramm des
Rheinischen Landesmuseums Bonn verantwortlich. Seit 2000 freier Ausstellungsmacher und
Autor u. a. für „Die Welt“, „Kunstzeitung“ und „Kunstjahr“; „Eikon“, „Photonews“, und
„Künstler – Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst“. Veröffentlichte zahlreiche Bücher,
Ausstellungskataloge, Essays und Artikel. 1980 Berufung als Honorarprofessor für Theorie
der Fotografie an die Kunsthochschule Kassel, Lehraufträge u.a. an den Universitäten Trier,
Köln und Wuppertal und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. 1988 mit dem
„Chevalier de l'ordre des arts et des lettre“ der Republic de France ausgezeichnet. Zahlreiche
Fotobuch-Preise. Vizepräsident der deutschen Sektion des Internationalen
Kunstkritikerverbandes - AICA; 1989 Mitbegründer und seit 2002 Vorsitzender der
Gesellschaft Photo Archiv e.V. in Bonn.
Petra Unger M.A.
Geboren in Wien, Kulturvermittlerin, geprüfte Stadtführerin und akademische Referentin für
feministische Bildung und Politik. In den verschiedensten Bereichen der Kulturvermittlung
tätig, darunter in zahlreichen Ausstellungen in Wiener Museen (Künstlerhaus, Kunsthalle,
Kunsthaus, Liechtenstein Museum, Sammlung Leopold).
Ihr Schwerpunktthema ist Frauengeschichte unter kritisch-feministischen Aspekten. Dazu
veranstaltet sie Vorträge, Frauenstadtspaziergänge in Wien und (szenische) Lesungen (etwa
zu der Philosophin Helene von Druskowitz, der Weltreisenden Ida Pfeiffer, der
Sozialdemokratin und KZ-Überlebenden Rosa Jochmann und der Historikerin Gerda Lerner).
Sie veröffentlichte 2006 im Wiener Metroverlag „Wiener Frauenspaziergänge. Wo sich
Frauen in Wien am besten finden“.
PROJEKT-HOMEPAGE
www.wienerfrauen.at
Das Kunstprojekt »Citylights [Wiener Frauen]« wird begleitet von einer Projekt-Homepage,
auf der sich Betrachter der in den »Gewista-Citylights« affichierten Fotoporträts über die
historischen Vorbilder informieren können – über die Lebensgeschichten und die Wiener
Adressen der Protagonistinnen, über die projektbegleitenden Vortragstermine sowie über die
Künstlerin Irene Andessner.
Die Website www.wienerfrauen.at ist als unentgeltlicher Beitrag des Designstudios »Büro
Sterngasse«, Melk/Wien, entstanden (Grafik-Design: Georg Zöchling, Programmierung:
Roland Fasching).
CREDITS
Projektteam
Bettina Leidl, KÖR Geschäftsführerin
Gerald Matt, KÖR Geschäftsführer
Ricky Renier, KÖR Projektkoordinatorin
Barbara Zwiefelhofer, Organisation Vortragsreihe
Klaudius Foltin, Citylights Gewista
Produktionsteam Irene Andessner
Produktionsmanagement, Recherchen, Texte, Medienarbeit: Peter Fabian
Art Director, Setdesign, Bildbearbeitung, Grafik-Design: Florian Rutter
Setbau: Olli Aigner
Kostümdesign/Ausstattung: Barbara Hollander, Ute Neuber
Styling: Therese Weinmann
Maske: Bernd Bauer, Tünde Kiss-Benke
Haar-Styling: Alex Socher
Haare: Laura Slizkova, Lisa Entholzer (Assistentin)
Assistentin von Frau Andessner: Valerie Tiefenbacher
Fotografie: Peter Kubelka, Sabine Vukovich (Assistentin)
Fotoregie Motiv Hedy Lamarr: Lillian Fayer-Barylli
Licht-Beratung: Rainer Schmidt
Dokukameras: Hanz Eder, Benny Epp, Walter Wehmeyer
Set-Fotografie: Susanne Matula
Homepage-Design: Georg Zöchling, Büro Sterngasse
Homepage-Programmierung: Roland Fasching, Büro Sterngasse
Best girl: Anna
Catering: Herbert Rausch, Hotel Urania
Sponsorenkontakt Kohlmarkt-Komitee: Walter Hanzmann
Öffentliche Sponsoren
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur; Frauenabteilung der Stadt Wien;
KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien; Wien Kultur
Motivförderer und Ausstatter
Artikel Editionen · Büro Sterngasse · Die Maske · Dr. Haider Petkov · Foto Fayer ·
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Tostmann Trachten · Wittmann Möbelwerkstätten
KÜNSTLERIN KURZPROFIL
Irene Andessner
Geboren in Salzburg
1978/79
Akademie der Bildenden Künste Venedig (Emilio Vedova)
1979-85
Akademie der Bildenden Künste Wien (Max Weiler, Arnulf Rainer)
1982/83
Arbeitsstipendium Rom
1989–2000 Atelier in Köln
2000–2005 Atelier in Venedig
Lebt und arbeitet in Wien
Die in Salzburg geborene, in Wien lebende Künstlerin studierte an den Akademien der
Bildenden Künste Venedig (Emilio Vedova) und Wien (Max Weiler, Arnulf Rainer). Ihr
Hauptthema ist seit 1988 das Selbstporträt, das sie ursprünglich in Form von Malerei und ab
Mitte der 90er Jahre in Tableaux vivants, Foto- und Videoinszenierungen umsetzt.
„Das Gesicht ist nur zufällig meines“ sagt Irene Andessner 1992. In den Augen von Peter
Sloterdijk markieren ihre Porträts als „Détraits“ die Auflösung und damit die
Austauschbarkeit der bildnerischen Darstellung von Persönlichkeit (in: Sphären I, 1998).
Danach tritt die Selbstinszenierung mit Rollenspiel an die Stelle des gemalten Selbstporträts.
„Nachbilder“ von kunst- und zeitgeschichtlichen Vorbildern wie Sofonisba Anguissola oder
Frida Kahlo entstehen, auch heilige (Schwarze Madonna) und fiktive (Rachel aus
„Bladerunner“) Personen sowie moderne Mythen (Marlene Dietrich). Im Projekt
„I.M.Dietrich“ geht die Rollenidentifikation bis zur Annahme des Familiennamens des
Vorbildes durch eine reale Heirat. Als „Wanda“ (re)produziert sie das Idealbild, das Leopold
von Sacher-Masoch von der Frau hatte. 2006 interpretiert sie die überlieferten, in ihrer
Authentizität fragwürdigen Mozart-Porträts („I.A. Mozart(?)“). Den „Saal der berühmten
Männer“ im Café Florian (Venedig) verwandelt sie in einen „Salon der illustren Frauen“, den
Paternoster im Haus der Industrie (Wien) in einen „Maternoster“ (mater nostra).
Überlieferte, erinnerte, vorgestellte, idealisierte, selbst „wahrgenommene“ Bilder… das Bild
der Frau, der sie ihr wandelbares Gesicht leiht, „ist immer ­fiktiv – in den Augen des
Betrachters wie der Gesellschaft“ (Andessner). Nicht „I was“, sondern „I am“ (wie sie ihr
Produktionsteam nennt) ist das Motto der Künstlerin. Ein Credo, mit dem sie selbst
historische Gestalten sehr gegenwärtig zum Ausdruck bringt und eine Art Gegen-Gegenwart
anbietet – im Sinne: Ich ist eine/bin eine Andere.
Projekt- und Werkinformationen unter www.andessner.com
ANSPRECHPARTNER
Mediensprecherin der StRin Sandra Frauenberger:
Elvira Franta, Bakka phil.
Tel. 01-4000-81853
Handy 0676-8118-81853
[email protected]
Pressekontakt KÖR Kommunikation:
Gallus Vögel
[email protected]
Handy 0664 3966556
Betreuung Vortragsreihe:
Barbara Zwiefelhofer
[email protected]
Handy 0650-740 6572
Künstlerin:
Irene Andessner
Skype: ireneandessner
[email protected]
Handy 660-426 0000
Büro Irene Andessner:
Peter Fabian
[email protected]
Handy Österreich: 0660-426 4264
Handy Deutschland: +49-171-210 5200
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