1 Kovariante Ableitung - Plarthin!

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http://plarthin.wordpress.com
Literatur:
- [1] deutsche, englische Wikipedia (Literaturverweise hierauf gekennzeichnet mit [1, de]; [1, en])
- [2] Spacetime and Geometry, Sean Carroll
Für Pedanten: Alles hier gilt nur für endlichdimensionale Vektorräume.
1
Kovariante Ableitung
Da die partiellen Ableitungen auf Tensoren keine Tensoren mehr sind, bilden wir nun eine neue
Ableitung, die kovariante Ableitung, die aus einem
-Tensor einen
-Tensor macht. Wir
fordern an diese:
1. Linearität
2. Leibnitz-Regel (=Produkt-Regel)
3. Kommutiert mit Kontraktion:
4. Ist die "normale" partielle Ableitung für skalare:
Wir suchen nun eine solche Vorschrift. Wie schon erwähnt ist die partielle Ableitung eines Tensors
allein kein Tensor, da wir Störterme erhalten. Die Idee ist nun, diese zu "korrigieren", indem wir mit n
-Matrizen
hantieren. Dabei wird aber wenig auf Indizes geachtet, die Wirkung auf einen
Vektor V ist dann:
Wir müssen bei
nicht auf die Indexplatzierungen achten, da
Das Ergebnis hingegen ist ein Tensor: Mit
kein Tensor ist.
haben wir aus dem (1,0)-Tensor V einen (1,1)-Tensor
gemacht, der auch tatsächlich wie ein Tensor transformiert.
Auf 1-Formen hingegen wirkt die kovariante Ableitung wie folgt:
Daraus folgt dann das Verhalten auf allgemeine Tensoren: Für jeden oberen Index (entspricht im
zugrundeliegendem Tensorprodukt einem Vektor) gibt es "+ ", für jeden unteren Index (entspricht einer
Dualform) ein "- ":
Denkbar wären nun viele solcher , die alle diese Eigenschaften erfüllen. Übrigens ist die Differenz
zweier solcher Symbole ein Tensor:
Insbesondere können wir so den Torsionstensor definieren:
Wir nennen solche , die in ihren unteren Indizes symmetrisch sind "torsionsfrei". Dies ist eine nützliche
Eigenschaft, daher fordern wir an ein spezielles :
Torsionsfrei
Kompatibel mit der Metrik:
Aus der letzten Eigenschaft folgt direkt durch Ausschreiben verschiedener Indexpermutationen die
Vorschrift für das Christoffel-symbol:
Teilweise nennt man dies auch den Christoffel-Zusammenhang.
Mit diesem erhalten wir eine "angenehme" Vorschrift für die Divergenz, für die wir noch den
Zusammenhang
brauchen. Damit erhalten wir dann:
Nun hält uns nichts mehr auf: Damit erhalten wir sofort den Stoke'schen Satz. Sei also
Rand . Dann:
Dabei ist die auf
induzierte Metrik,
ist der Normalenvektor.
ein Gebiet mit
2
Paralleltransport
Bisher haben wir, wenn wir von Vektoren gesprochen haben, stets Elemente des Tangentialraums
gemeint, der wie in der Notation angedeutet aber für jeden Punkt p auf der Mannigfaltigkeit
unterschiedlich ist. Wir können daher nicht Vektoren
miteinander vergleichen. Wir
wollen nun genauer überlegen, warum das so ist, und ob wir dies ändern können.
In flachen, "normalen" Koordinaten achten wir nicht darauf, wie wir mit Vektoren mit unterschiedlichen
"Startpunkten" umzugehen haben. Wir werden sehen, dass dies daran liegt, dass das Ergebnis aller
Paralleltransporte zwischen gleichen Start- und Endpunkt gleich ist, d.h. das Ergebnis hängt nicht vom
gewählten Weg ab.
Bei einem Paralleltransport gehen wir entlang eines Weges, und "schieben" und "drehen" dabei den
Vektor so mit, dass er konstant bleibt. In flachen Raumzeitkoordinaten "verschieben" wir den Vektor
einfach. Aber schon auf der Kugeloberfläche ist dies nicht mehr der Fall. Führen wir einen
Paralleltransport von einem Vektor am Äquator zum Nordpol durch, so hängt das Ergebnis vom
genommenen Weg ab:
Paralleltransport auf der -Oberfläche.
Offensichtlich hängt das Ergebnis des Paralleltransports des schwarzen Vektors vom genommenen Weg
ab.
Diese Tatsache ist offenbar eine direkte Folge der Krümmung des Raumes - das "abbiegen" der
Vektoren ist nötig, um der Krümmung der Mannigfaltigkeit zu folgen. Analog sind bei entsprechenden
Metriken auch "Verlängerungen" o.ä. denkbar.
Bei der Veranschauung oben aber bitte bedenken: Das ist ein Analogon zur im eingebetteten
Kugeloberfläche . "Unsere" Vektoren, die wir betrachten, sind nach wie vor Linearkombinationen
partieller Ableitungen.
Versuchen wir das zu verallgemeinern. Die Idee ist, dass die Komponenten eines Tensors bei einem
Paralleltransport konstant bleiben (unabhängig davon, ob und wie sich Basisvektoren ändern). Man kann
die in der flachen Raumzeit geltende Gleichung in einer Tensorgleichung umschreiben. Entlang einer
Kurve
muss gelten, dass die Tensorkomponenten konstant bleiben:
Wobei wir den neuen Operator der gerichteten kovarianten Ableitung
eingeführt haben: Er
bildet
-Tensoren nach
-Tensoren ab (da wir über einen Index summieren (vgl. mit Definition
der Tensorverjüngung)).
Dabei hängt diese Gleichung natürlich von dem verwendeten Zusammenhang
ab (da
davon
abhängt). Ist der Zusammenhang kompatibel mit der Metrik, so wird die Metrik immer korrekt
Paralleltransportiert:
Dann ist das Skalarprodukt ebenfalls erhalten - wie man sieht, wenn man
auf
Das bedeutet, dass sowohl Längen als auch Orthogonalität u.ä. erhalten bleiben.
wirken lässt.
3
Geodäten
Nach der Allgemeinen Relativitätstheorie bewegen sich unbeschleunigte Körper auf Geodäten. Eine
Geodäte ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten - im Euklidischen Raum ist das einfach
eine Gerade. Auf einer Kugeloberfläche hingegen ist das "Teil eines Großkreises". Mithilfe des
Paralleltransportes können wir eine Geodäte
einfach charakterisieren: Dies sind die Wege, bei
denen der Tangentialvektor entlang des Weges paralleltransportiert wird, also:
Was äquivalent ist zu:
Das ist die Geodätengleichung.
Analog erhält man sie, wenn man den Ausdruck für die Weglänge (die für zeitartige Pfade der Eigenzeit
entspricht):
maximiert (wir müssen ihn maximieren, und nicht minimieren, da für Beobachter, die sich weniger
bewegen mehr Zeit vergeht (vgl. Zwillingsparadoxon).
Dies geschieht am einfachsten, indem man eine kleine Variation
betrachtet und diese für alle Pfade null werden lässt. Führt man dies durch, so erhält man:
Was dem ersten Ausdruck der Geodätengleichung für das Christoffensen-Symbol entspricht - und auch
nur dies interessiert uns in der ART.
... Naja, fast. Hier taucht nämlich nicht ein beliebiger Parameter auf, sondern die Eigenzeit .
Tatsächlich gilt dies nur für Parameter , die affin mit zusammenhängen:
Mit dem Vierervektor
kann man die Geodätengleichung auch so schreiben:
Ein Problem sind lichtartige (lightlike oder null) Wege. Denn diese können wg.
nicht über die
Eigenzeit charakterisiert werden. Man nimmt in diesem Fall häufig einen Parameter der so gewählt ist,
dass gilt:
Damit misst ein Beobachter mit Geschwindigkeit
für das Teilchen die Energie (in
):
Was wiederrum durch Umschreiben der Gleichungen der spez. Relativitätstheorie mit Tensoren in
lokalen Inertialkoordinaten folgt, aber wg. der Tensorschreibweise allgemeingültig ist.
Exponentialabbildung
Geodäten erlauben es, eine Abbildung zu finden, die die Vektoren des Tangentialraums in die
Mannigfaltigkeit abbilden, genannt die Exponentialabbildung ("exponential map"):
. Ihr
Vorteil liegt darin, dass man mit ihnen in recht anschaulicher Konstruktion lokale Inertialkoordinaten
finden kann.
Der Ableitung jeder Geodäte durch den Punkt p (wobei wir
setzen) entspricht einem
Vektor im Tangentialraum. Dabei ist diese Zuordnung sogar eindeutig, weil die Geodäte mit den zwei
Anfangsbedingungen (ihr Ort und ihre Ableitung bei
) eine DGL zweiter Ordnung erfüllt (die
Geodätengleichung). Nun können wir quasi "willkürlich" diese Geodäte bei
"auslesen", und
nennen den Punkt
. Wir fassen zusammen: Ein Vektor aus dem Tangentialraum entspricht
eine eindeutige Geodäte , und die an der Stelle 1 ausgelesen gibt einen Punkt auf der Mannigfaltigkeit:
I.d.R. ist das aber auf alle Vektoren
beliebig kompliziert sein kann.
angewandt nicht invertierbar, da die Mannigfaltigkeit
Diese Karte kann nun genutzt werden, um lokale Inertialkoordinaten zu finden. Wählen wir also lin.
unabhängige Vektoren
in , so sollen diese die Bedingung
erfüllen. Dies geschieht "ganz normal" nach den Methoden der linearen Algebra - es ist ja grundsätzlich
möglich, eine Basis zu finden, in der die Metrik Diagonalform hat.
Aber die Basisvektoren des Tangentialraums wollten wir wählen, so dass zum einen
, zum
anderen
gilt - da die
durch die Bedingung der diagonalen Metrik schon festgelegt sind,
müssen wir also unsere Koordinaten (also unsere Karten) anpassen. Dies geht mit der
Exponentialabbildung aber recht schmerzlos: Definieren wir p (willkürlich) als unseren Nullpunkt. Nun
suchen wir die Koordinaten(komponenten) von einem Punkt
. Zunächst nehmen wir uns die
Geodäte
, die durch p und q geht, und zwar:
Dann existiert aber, wie wir eben gesehen haben, ein Tangentialvektor
Wobei natürlich
mit
gilt. Dann definieren wir unsere neuen Koordinaten einfach:
Diese erfüllt die gefordewrten Eigenschaften, was wir hier aber nicht zeigen wollen (es läuft auf die
Verwendung der Geodätengleichung heraus, mithilfe derer man zeigt, dass bei p verschwindet).
4
Riemann'scher Krümmungstensor
Der Riemann'sche Krümmungstensor (auch oft nur "Riemanntensor") gibt ein Mass für die Krümmung
der Metrik an. Man kann ihn auf verschiedene Arten definieren. Die anschaulichste funktioniert wie
folgt: Nehmen wir einen Vektoren
, und paralleltransportieren diesen entlang eines infinitesimal
kleinen Vektors (da er infinitesimal ist, brauchen wir die Krümmung entlang seiner Länge nicht
berücksichtigen, und können wir in flacher Raumzeit denken). Anschließend transportieren wir ihn
entlang eines anderen infinitesimalen Vektors , und dann wieder zurück entlang und , insgesamt
gehen wir also eine (infinitesimale) Schleife. Da wir gesehen haben, dass sich Vektoren durch
Paralleltransport ändern können, haben wir nun eine kleine Änderung, die wir mithilfe des
Riemanntensors ausdrücken können als:
Dabei ist R der Riemann'sche Krümmungstensor - er ist offensichtlich antisymmetrisch in den letzten
beiden Indizes (die sozusagen die Vektoren angeben, entlang derer wir verschoben haben - tauschen wir
diese aus, so gehen wir die Kurve rückwärts - dann geht auch die Änderung mit umgekehrtem
Vorzeichen ein):
Das gibt uns ein Verständnis für den Krümmungstensor, aber keine Rechenvorschrift. Um diese zu
haben, gehen wir das Problem von einer anderen Sichtweise aus an.
Die Kovariante Ableitung
in eine bestimmte Richtung können wir als ein Maß verstehen, wie
stark sich ein Tensor in diese Richtung verändert, verglichen mit dem in diese Richtung
paralleltransportierten Vektor, d.h.
gibt ein Maß für die Veränderung des Tensors in die durch
gegebene Richtung, indem sie den Tensor T mit dem vergleicht, den wir nach Paralleltransport in diese
Richtung erhalten würden (denn nach Definition ist die kovariante Ableitung eines Tensors in die
Richtung, in welche er paralleltransportiert wird null). Bilden wir also den Kommutator
, so
messen wir den Unterschied zwischen den Vektoren (Tensoren), die zunächst in Richtung , dann
Richtung paralleltransportiert wurden mit denen, die zunächst in Richtung , dann Richtung
paralleltransportiert wurden (hier ändern sich sozusagen die Bezugspunkte: Zuvor haben wir
Veränderung zu Bezugspunkt gemessen. Die Differenz zweier solcher Messungen ist, wenn die
Veränderung konstant ist (hierfür können wir ausgehen, für Skalare sieht man es sofort, dann ist dies das
Lemma von Schwarz [part. Ableitungen kommutieren]) dann einfach der Unterschied der Bezugspunkte
(und die Bezugspunkte sind hier die Paralleltransportierten Vektoren (Tensoren)). Also z.B.:
Wobei T den Torsionstensor und R wieder den Riemann'schen Krümmungstensor beschreibt:
Die Wirkung auf einen Tensor höherer Ordnung folgt wieder wie zuvor: Wir gehen alle Indizes durch Indizes oben kriegen ein "plus R", Indizes unten ein "minus R", und zum Schluss benutzen wir noch den
Torsionstensor:
Was durchaus eklig werden kann - schließlich stecken in den kovarianten Ableitungen neben den
Partiellen Ableitungen noch
Korrekturterme (Christoffelsymbole).
Häufig schreibt man auch für die Torsion:
und für den Riemann'schen Krümmungstensor:
Der Riemanntensor wird identisch verschwinden (= ist überall immer null), falls es ein
Koordinatensystem gibt, in dem die Metrikkomponenten konstant sind und umgekehrt gibt es immer ein
solches Koordinatensystem wenn der Riemanntensor identisch verschwindet.
Um einige der Symmetrieeigenschaften, die R erfüllt, besser zu sehen, schreiben wir zunächst wie
gewohnt
Eine Reihe Eigenschaften, die der Riemanntensor erfüllt, ohne Erläuterung (siehe sonst [2], S. 126ff.):
Antisymmetrie in den hinteren Indizes:
Antisymmetrie in den vorderen Indizes:
Invariant unter Vertauschung der vorderen mit hinteren Indizes-Paaren:
Summe aller zykl. Permutationen der hinteren Indizes verschwindet:
Summe der antisymmetrischen Vertauschungen (mit Vorzeichen) verschwindet:
Bianchi-Identität:
Aufgrund dieser Symmetrieeigenschaften bleiben im n-dimensionalen nur
Parameter, d.h.:
freie
(Das bedeutet eindimensionale
Mannigfaltigkeiten, etwa die Kreislinie
keine Krümmung.)
, besitzt
Aus dem Riemanntensor abgeleitete Tensoren
Aus dem Riemann'schen Krümmungstensor erhalten wir den Ricci-Tensor, indem wir über einen oberen
und einen unteren Index summieren:
Wir verwenden den gleichen Buchstaben für diese Tensoren, aber aufgrund der unterschiedlichen Zahl
an Indizes sollten keine Verwechslungen vorkommen.
Die Spur dieser Matrix heißt Ricci Skalar (auch Krümmungsskalar):
Und es ist:
Wobei
existiert, falls wir diese kovariante Ableitung kompatibel mit der Metrik angesetzt haben (was
bei uns ja der Fall ist). Es ist
.
Der Weyltensor ist der Tensor, den wir aus R erhalten, wenn wir alle daraus ableitbaren
Tensorverjüngungen ("Contractions") abziehen, so dass diese für den neuen Tensor null ergeben. Der
Ausdruck zum berechnen ist dann im n-dimensionalen:
Wir sehen sofort, dass der Ausdruck nur für
existiert (dort aber immer identisch null ist). Dieser
Tensor ist invariant unter komformen Transformationen (falls wir statt
nun
bestimmen
ergeben sich die gleichen
Nun noch der Einsteintensor:
Für den gilt:
).
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