Die Gesellschaft des Staates Israel Israel wurde als jüdischer Staat gegründet. Seine Gesellschaft - gegenwärtig mehr als sechs Millionen Menschen - bildet ein Mosaik aus verschiedenen Religionen, Kulturen und gesellschaftlichen Traditionen. Die israelische Staatsangehörigkeit wird durch Geburt, Aufenthalt oder Einbürgerung erworben; wenn Staatsbürger eine doppelte Staatsangehörigkeit aufrechterhalten wollen, steht dem nichts im Wege. Die in der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel garantierte religiöse Freiheit macht Religionsausübung und Glaubenszugehörigkeit zu einer Sache der persönlichen Entscheidung. Heute besteht die Bevölkerung Israels aus 77,2% Juden, 15,5% Muslimen, 2,l% Christen (vornehmlich Araber), und 1,7% Drusen (3,6% der Bevölkerung können keiner Religion zugeordnet werden). Innerhalb dieses pluralistischen Rahmens unterhalten die verschiedenen Glaubensgemeinschaften ihre eigenen religiösen, kulturellen und karitativen Einrichtungen. Die Gerichte jeder Religionsgemeinschaft haben in Fragen des Personenstandes volle Gerichtsbarkeit. Jede Religionsgemeinschaft verwaltet ihre eigenen Heiligen Stätten. Gesetzliche Regelungen schützen sie vor Entweihungen und Übergriffen und garantieren einen freien Zugang. Der Sonnabend (Sabbat) ist der offizielle wöchentliche Ruhetag in Israel. Muslime begehen ihren Ruhetag am Freitag, Christen am Sonntag. Seit der Gründung des Staates Israel (1948) ist die jüdische Bevölkerung von 650.000 auf über fünf Millionen angewachsen. Allein in den ersten vier Jahren hatte sie sich infolge der Massenimmigration europäischer Holocaustüberlebender und der Einwanderung von Flüchtlingen aus arabischen Ländern verdoppelt. Seither kamen Juden weiterhin in unterschiedlich großen Einwanderungswellen nach Israel, und zwar sowohl aus Ländern, in denen sie unterdrückt wurden, als auch aus Ländern der freien Welt. In zwei großen Luftbrücken (1984, 1991) wurde praktisch die gesamte jüdische Gemeinschaft Äthiopiens, die nach der Tradition dort seit den Zeiten König Salomos lebte, nach Israel geholt. Eine weitere große Einwanderungswelle begann 1989. Mit ihr kamen mehr als eine Million Juden aus der ehemaligen Sowjetunion nach Israel. Im Zuge ihrer "Sammlung aus dem Exil" brachten Juden die Traditionen ihrer eigenen Gemeinschaften und auch typische kulturelle Aspekte der Länder mit nach Israel, in denen sie seit Generationen gelebt hatten. Durch gemeinsamen Glauben und gemeinsame Geschichte geeint, wird Israels jüdische Bevölkerung doch auch durch eine Vielfalt von Anschauungen und Lebensformen charakterisiert. So ergibt sich eine Gesellschaft, die teils westlich, teils osteuropäisch, teils mediterran, im Wesentlichen jedoch israelisch ist. Israels nichtjüdische, in erster Linie arabische Bevölkerung wuchs von 156.000 Menschen im Jahre 1949 auf gegenwärtig über 1,5 Millionen. Ihre Teilnahme an den demokratischen Prozessen des Landes zeugt von ihrer staatsbürgerlichen 1 Eingliederung, obwohl die Entwicklung von Beziehungen zwischen israelischen Arabern und Juden durch Unterschiede in der Sprache, der Religion und der Lebensformen ebenso gehindert wurde wie durch den jahrzehntelangen arabischisraelischen Konflikt. Beide Bevölkerungsgruppen leben praktisch nebeneinander. Kontakte werden auf wirtschaftlicher, munizipaler und politischer Ebene gepflegt, gesellschaftliche Beziehungen jedoch bestehen kaum. Rund 91 Prozent der israelischen Bevölkerung leben in urbanen Zentren. Einige Städte befinden sich an bekannten historischen Stätten und tragen noch ihre ursprünglichen Namen. so Jerusalem, Be'er Sheva, Nazareth, Aschkelon, Akko, Safed und Tiberias; ihre Altstädte sind heute Teile neuer sich ausbreitender Städte. Viele vor der Unabhängigkeit gegründete Dörfer wie Chadera, Petach Tikwa, Netanja und Rechovot haben sich allmählich zu Ortschaften und größeren Städten entwickelt. Weitere Städte sind in den ersten Jahren der Unabhängigkeit hauptsächlich in wenig besiedelten Gebieten erbaut worden, um die schnell wachsende Bevölkerung aufzunehmen. Die Gebäude in den Städten sind meist aus Stein, Beton und Stuck. In unterschiedlichem Stil erbaut, reichen sie von restaurierten Gebäuden aus vergangenen Jahrhunderten und Wohnhäusern aus der Zeit vor der Unabhängigkeit bis zu schnell erbauten Wohnsiedlungen zur Unterbringung der vielen Menschen, die nach der Errichtung des Staates ins Land strömten. In den Wohn- und Geschäftsgebäuden sowie den institutionellen Bauten der letzten Jahrzehnte kommen moderne Planungskonzepte deutlich zum Ausdruck. Die meisten Wohngebiete sind getrennt von den Gewerbe- und Industriegebieten und haben ausgedehnte, gepflegte Parkanlagen und viele Spielplätze innerhalb der Stadtgrenzen. Israels vier Großstädte sind: Tel Aviv, Israels Industrie-, Handels-, Finanz- und Kulturzentrum. 1909 als erste jüdische Stadt der Neuzeit gegründet; Haifa, wichtiger Mittelmeerhafen und Industriezentrum im Norden; Be'er Sheva, die größte Stadt im Süden, und Jerusalem, die Hauptstadt de Rund 9% der Bevölkerung Israels leben in ländlichen Gebieten, in landwirtschaftlichen Siedlungsformen - dem Kibbuz und dem Moschaw -, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind, oder in einem der vielen Dörfer des Landes. Der Kibbuz wurde als eine Sozial- und Wirtschaftsgemeinschaft gegründet, in der Besitz und Produktionsmittel in den Händen des Kollektivs liegen und Entscheidungen von einer Mitgliedervollversammlung getroffen werden. Der Kibbuz erwartet von seinen Mitgliedern Verantwortung und Engagement für die Gemeinschaft und versorgt seine Mitglieder mit dem für das Alltagsleben notwendigen Bedarf von der Säuglingszeit bis ins hohe Alter hinein. Heute suchen die Kibbuzim, die sich mit ihren Beiträgen zur Gründung und Entwicklung des Staates ausgezeichnet haben, neue Wege, um den Herausforderungen des modernen Lebens im technologischen Zeitalter zu begegnen und gleichzeitig ihren ursprünglichen egalitären Lebensrahmen aufrechtzuerhalten. Eine lange Entwicklung liegt zwischen den heutigen Kibbuzim und ihren pionierhaften Anfängen, als die Landwirtschaft die wesentliche Erwerbstätigkeit darstellte. Heute haben die Kibbuzim ihre Produktionszweige auf verschiedene Industrie- und Dienstleistungsbereiche ausgedehnt. Obwohl nur zwei Prozent der israelischen 2 Bevölkerung in 268 Kibbuz-Siedlungen leben, ist der Anteil der Kibbuzim an der Produktion in Israel bei weitem höher, als es der Bevölkerungsproportion entspräche. So kommen 38 Prozent der landwirtschaftlichen Produkte und 8,4 Prozent der Industrieproduktion (Diamanten ausgeschlossen) aus den Kibbuzim. Fremdenverkehr, Catering und Verkaufsstellen der Industriebetriebe spielen neuerdings eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben der Kibbuzim. Der Moschaw ist eine landwirtschaftliche Siedlung, in der jede Familie ihren eigenen Haushalt führt und das Land wie ihr privates Eigentum selbst bewirtschaftet. Ursprünglich waren Einkauf, Vermarktung und Gemeinschaftsdienstleistungen genossenschaftlich organisiert. Heute haben sich die Landwirte der Moschawirn jedoch zu größerer wirtschaftlicher Unabhängigkeit entschlossen. In Israels 452 Moschawim, mit durchschnittlich jeweils 60 Familien, leben heute rund 3,3% der Bevölkerung des Landes. Ein großer Teil der gesamten Agrarerzeugnisse des Landes wird in den Moschawim produziert. In den Dörfern (Gemeindesiedlungen ausgenommen) leben Araber und Drusen. Diese Landbevölkerung macht etwa 3% der Gesamtbevölkerung Israels aus. Häuser und Land sind Privatbesitz, die Landwirte bestellen ihre eigenen Felder und vermarkten ihre Erzeugnisse selbständig. In den letzten Jahren sind die Dörfer größer geworden, die Landwirtschaft ist verstärkt mechanisiert und Kleinindustrie örtlich angesiedelt worden, um zusätzliche Arbeitsplätze in der Umgebung zu schaffen. Über die Hälfte der 170.000 arabischen Beduinen des Landes leben nicht mehr als Nomaden, sondern haben einen festen Wohnsitz. Andere folgen ihrer traditionellen Lebensweise, bleiben jedoch meistens in ein und demselben Gebiet. Quelle: berlin.mfa.gov.il 3