LV-Titel: Fachdidaktik (Lernfeld Wirtschaft und Europa) LV-Nummer: 453.422 LV-Leiter: Mag. Alfons Koller & Dr. Christian Sitte SS 2015 Fachbereich Geographie und Geologie EU Subventionspolitik in der Energiegewinnung vorgelegt von: Robert Hofrichter Matrikelnummer: 1021739 E-mail: [email protected] und Martin Untersteiner Matrikelnummer: 1022124 E-mail: [email protected] 25.06.2015 Robert Hofrichter Martin Untersteiner 1 Inhaltsverzeichnis 1. Lehrplanbezug und Lernziele……………………………………………………….3 2. Methodenüberblick…………………………………………………………………...4 3. Stundenskizze………………………………………………………………………..5 4. Anhang und Unterrichtsmaterialien………………………………………………...7 a. Text 1: Die Vorteile der Kernenergie (gekürzt!)…………………………...7 b. Text 2: Sonne oder Atom? (gekürzt)……………………………………...11 c. Station 1: Energiegewinnung durch Kohle……………………………….15 d. Station 2: Energiegewinnung durch Wasserkraft ……………………….17 e. Station 3: Energiegewinnung durch Solar- und Windkraft……………..19 f. Station 4: Subventionierung von Kernenergie in der EU……………….22 Arbeitsblatt…………………………………………………………………..24 Grafiken……………………………………………………………………...25 5. Maturafragen………………………………………………………………………..27 6. Bibliographie………………………………………………………………………...28 7. Abbildungsverzeichnis……………………………………………………………..29 Robert Hofrichter Martin Untersteiner 2 Lehrplanbezug und Lernziele Lehrplanbezug: Wir haben unsere Unterrichtseinheit in der 6. Klasse unter folgendem Punkt verortet: „Wettbewerbs- und Regionalpolitik“ Einsichten in die Maßnahmen und Auswirkungen der Verkehrs- und Wirtschaftspolitik der europäischen Union gewinnen. Deren Träger, Instrumente und Funktionsweise kennen lernen und kritisch bewerten. Lernziele: UE 1: Die S/S wissen, was Kernenergie ist und wie sie funktioniert. Die S/S kennen die Perspektive der Befürworter von Kernenergie. Die S/S kennen die Perspektive der Gegner von Kernenergie. Die S/S reflektieren über ihre eigene Perspektive zum Thema Kernenergie und Energienutzung. UE 2: Die S/S kennen die zum jetzigen Zeitpunkt wichtigsten Arten der Energiegewinnung und sind in der Lage, Vor und Nachteile zu den jeweiligen Energiegewinnungsformen zu nennen. Die S/S wissen, dass die EU Nuklearenergie und Energie aus fossilen Brennstoffen in Milliardenhöhe subventioniert. Die S/S sind in der Lage, in Bezug auf die zukünftige Form der Energiegewinnung, ihre eigene Meinung zum Ausdruck zu bringen und diese mit Argumenten zu untermauern. Robert Hofrichter Martin Untersteiner 3 Methodenüberblick: Frontalunterricht - Einleitung vor der ersten Unterrichtseinheit - Erarbeitung der wichtigsten Grundlagen über Kernenergie - Erklärung der weiteren Schritte der Unterrichtseinheit Einzel-/Partnerarbeit - S/S erhalten jeweils unterschiedliche, multiperspektivische Texte zum Thema Kernkraft - Im Rahmen der Unterrichtseinheit lesen die S/S die entsprechenden Texte und arbeiten die wichtigsten Aussagen heraus - Nach dem Lesen der Texte diskutieren die S/S mit ihrem Banknachbar über die Inhalte, die sie herausgearbeitet haben - Die Ergebnisse werden danach im Plenum via Tafelbild gesichert Stationenbetrieb - S/S arbeiten die Stationen einzeln ab - Station 1: Energiegewinnung durch Kohle - Station 2: Energiegewinnung durch Wasserkraft - Station 3: Energiegewinnung durch Solar und Windkraft - Station 4: Subventionierung von Kernenergie in der EU - Sicherung = Arbeitsblatt/Leserbrief Robert Hofrichter Martin Untersteiner 4 Stundenskizze UE1: Stundeneinstieg (8-10 Minuten): Konfrontation mit dem Thema. Erarbeitungsgespräch zum Thema „Was ist Kernenergie“ – dies findet allerdings eher überblicksmäßig als Einstieg statt, da dieses Thema in der nächsten Phase der UE noch weiter vertieft wird. Einzelarbeit (15-20 Minuten): Bearbeiten von Texten zum Thema Kernkraft. Bei den ausgewählten Texten handelt es sich um zwei Texte, die aus einer klaren Perspektive geschrieben wurden und dementsprechend sehr einseitig argumentieren. Die S/S erarbeiten sich die wichtigsten Argumente der Texte. Partnerarbeit (8-10 Minuten): Die S/S erzählen sich gegenseitig den Inhalt ihrer Texte und diskutieren über die jeweiligen Inhalte. Am Ende der Partnerarbeit sollte ein „Partnerstatement“ stehen. Plenum/Inhaltssicherung (8-10 Minuten): Diskussion der jeweiligen Partnerstatements im Plenum. Sicherung der jeweiligen Argumente und des Ergebnisses der Diskussion im Rahmen eines Tafelbildes, welches die S/S abschreiben. Robert Hofrichter Martin Untersteiner 5 UE 2: Stundeneinstieg (5 Minuten): Konfrontation mit den Themen: - Woher beziehen wir unsere Energie? - Welche Energiegewinnungsformen gibt es in der EU momentan? - Wie steht es in der EU aktuell um die finanzielle Förderung von Nuklearenergie? Einzelarbeit/ Stationenbetrieb (40 Minuten): Bearbeitung von Texten zum Thema Energiegewinnung. Die ausgewählten Texte behandeln folgende Inhalte: - Station 1: Energiegewinnung durch Kohle (etwa 5 Minuten) - Station 2: Energiegewinnung durch Wasserkraft (etwa 10 Minuten) - Station 3: Energiegewinnung durch Solar und Windkraft (etwa 10 Minuten) - Station 4: Subventionierung von Kernenergie in der EU (etwa 15 Minuten) Die S/S erhalten ein Arbeitsblatt mit Leitfragen zu den vier Stationen. Diese Fragen sollen während der Einzelarbeitsphase beantwortet werden. Die Lehrperson steht für die Beantwortung etwaiger Fragen zu Verfügung. Stundenabschluss (5 Minuten): In den letzten Minuten der Stunde werden die S/S noch einmal zu möglichen Unklarheiten befragt. Die Sicherung des Stundeninhaltes erfolgt in Form eines fiktiven Leserbriefes an eine Zeitung. Die Anweisungen hierzu stehen auf dem Arbeitsblatt. Robert Hofrichter Martin Untersteiner 6 Anhang und Unterrichtsmaterialien Text 1: Die Vorteile der Kernenergie (gekürzt!) Viele der Folgen für die Umwelt, die durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen, können mit Hilfe der Kernenergie vermieden werden. Vermeidung von Umweltproblemen, die durch fossile Brennstoffe entstehen Ein großer Vorteil der Kernenergie besteht darin, dass sie ein breites Spektrum an Umweltproblemen, die sich durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe Kohle, Erdöl, Erdgas ergibt, vermeidet. Diese Umweltprobleme übersteigen wahrscheinlich alle anderen, die von menschlichen Aktivitäten herrühren. Diejenigen, die die größte öffentliche Aufmerksamkeit erfahren haben sind "die globale Erwärmung", mit ihrer Veränderung des Erdklimas; der saure Regen, der Wälder zerstört und Fische tötet; die Luftverschmutzung, durch die jedes Jahr Tausende Amerikaner sterben, und die zu einer Verschlechterung unserer Lebensqualität in vielen Beziehungen führt; die destruktiven Auswirkungen massiver Kohleförderung; und das Auslaufen von Erdöl, die ökologischen Systemen großen Schaden zufügen. Globale Erwärmung : Die Verbrennung fossiler Brennstoffe erzeugt ungeheure Mengen an Kohlendioxyd; z.B. stammen 3,7 Tonnen CO2 aus 1 Tonne verbrannter Kohle; Kohlendioxyd in der Atmosphäre fängt Wärme ein, wodurch die Temperatur der Erde steigt. Die Abschätzungen der Temperatursteigerung und deren Folgen weichen voneinander ab, letztlich sind aber die damit verbundenen Auswirkungen wichtig. Die Landwirtschaft ist sehr sensibel gegenüber Klimaänderungen, und wäre daher stark betroffen. Dies würde eine Umstellung auf Getreidearten erfordern, die nicht auf anderen Gebieten wachsen. Im Tierreich ergeben sich Probleme beim Brüten, sowie Krankheiten und Schädlingsbekämpfung. Der Druck auf die Wälder steigt, da sich die Wachstumsgebiete einzelner Baumspezies verschieben, und Insektenpopulationen, Krankheitsmuster, Konkurrenz durch andere Pflanzen und Faktoren, die Feuer auslösen, sich verändern. Schließlich werden die schmelzenden Gletscher zu einem Ansteigen des Meeresspiegels führen; dieses wird wertvolles Land überfluten, die Häufigkeit und Stärke von durch Hurrikans ausgelöste Katastrophen wird eskalieren, Salzwasser, das starke Auswirkungen auf das Leben im Wasser hat (z.B. Austernzucht), wird in das Festland eindringen, und zu Verlusten bei der städtischen Wasserversorgung und zur Grundwasserkontaminationen führen. Die Auswirkungen sich verändernder Sturmverläufe, Regenfälle und Windmuster werden als bedeutsam angenommen. Die globale Erwärmung ist zum Gegenstand vieler großer internationalen Konferenzen geworden. Dies führte bisher nur zu einer noch nicht ratifizierten Vereinbarungen über die Verringerung der CO2 Emissionen. Es wird geschätzt, dass die Umsetzung dieser Vereinbarung die US-amerikanische Wirtschaft einige hundert Milliarden US$ pro Jahr kosten wird. Saurer Regen: Die Verbrennung fossiler Brenn- und Treibstoffe setzt große Mengen an gasförmigem Schwefeldioxid und Stickoxyden frei, die mit Luftfeuchtigkeit Säuren Robert Hofrichter Martin Untersteiner 7 bilden, welche mit dem Regen herabfallen. Diese Effekte sind kompliziert und die Schlussfolgerungen diesbezüglich kontrovers; es gibt jedoch starke Anzeichen dafür, dass saurer Regen in einigen Fällen Seen für Fische unbewohnbar macht und Wälder ernsthaft beschädigt. Einige der wichtigsten Probleme, die sich durch den sauren Regen ergeben, sind politischer Natur. Die Emissionen aus Kohle verbrennenden Kraftwerken im Mittelwesten der USA sind die Ursache für sauren Regen in Ostkanada, der zu einem politischen Thema höchster Priorität in Kanada wurde, und zu Schwierigkeiten bei den US-kanadischen Beziehungen führte. Die Situation entspricht der in Europa, wo Emissionen aus Kohleverbrennung in Großbritannien Seen und Wälder in Skandinavien und Deutschland schädigen. Luftverschmutzung: Während die globale Erwärmung nur wirtschaftliche Störungen verursacht, und saurer Regen nur Fische und Bäume vernichtet, tötet die Luftverschmutzung Menschen und führt zu menschlichem Leiden durch Krankheiten. Umfangreiche Forschung wurde bereits durchgeführt, um die hierin verwickelten Prozesse zu verstehen und die hierfür verantwortlichen Komponenten zu bestimmen, bisher jedoch mit begrenztem Erfolg. Für viele der Komponenten; Schwefeldioxid, Stickoxyde, Kohlenmonoxid, feinste Teilchen, Kohlenhydrate, Ozon, flüchtige organische Verbindungen und toxische Metalle; sind die Auswirkungen auf die Gesundheit gut bekannt, möglicherweise ergeben sich Gesundheitsschädigungen durch Kombinationen verschiedener dieser Stoffe. Das Problem wird durch die Tatsache kompliziert, dass der Effekt sich langsam über Jahre oder Jahrzehnte aufbaut, und zu Krankheiten oder Schwächung der Konstitution bis zum Tode führt, ohne dass eine Verbindung zur Luftverschmutzung offensichtlich ist. Die epidemiologischen Beweise weisen jedoch klar darauf hin, dass ungefähr 30.000 Todesfälle im Jahr in den USA auf Luftverschmutzung durch Emissionen aus Kraftwerken, die fossile Brennstoffe nutzen, zurückzuführen sind. Eine Verlagerung von fossilen Brennstoffen zu Kernenergie würde diese Toten vermeiden, und wenn Strom sich im Verkehr noch weiter durchsetzen würde (z.B. Elektroautos), würden noch mehr Leben gerettet. Menschliches Leiden durch schlechte Gesundheit ist ein wichtiger Teil des Preises, den wir für die Verbrennung fossiler Brennstoffe zahlen. Auch die Verluste, die die Wirtschaft durch die krankheitsbedingte Abwesenheit und/oder verringerte Produktivität der Arbeiter erleidet, ist erheblich. Luftverschmutzung verfärbt und schädigt Gebäude auf verschiedenste Weise, verschmutzt Kleidung und ist für eine allgemeine Verschmutzung der Umwelt verantwortlich, die im Gegenzug unsere Lebensqualität beeinflusst. Auslaufen von Erdöl Über die 40.000 Tonnen Erdöl, die im Jahr 1989 vor der Küste von Alaska ausgelaufen sind, wurde umfassend berichtet. Noch 10 Jahre später, trotz Säuberungskosten in Höhe mehrerer Milliarden US$, bleibt ein wesentlicher langfristiger Schaden für die Wirtschaft der Region. Es hat jedoch im Laufe der Geschichte bedeutend größere Verunreinigungen durch auslaufendes Erdöl gegeben, inklusive jener 305.000 Tonnen am Ufer von Tobago im Jahr 1979 und 237.000 Tonnen, die 1978 die französischen Strände auf einer Strecke von vielen Kilometern ruinierten. Aus US-amerikanischen Tankern laufen jedes Jahr mehrere Hunderttausend Tonnen Öl aus. In jedem Moment werden 100 Millionen Tonnen Robert Hofrichter Martin Untersteiner 8 Erdöl per Schiff transportiert, so dass Unfälle, die zu Auslaufen von Erdöl führen unvermeidlich sind. Auch zu bedeutenden Unfälle an Land ist es gekommen. 1979 liefen aus einem mexikanischen Bohrloch, das nicht geschlossen werden konnte, 700.000 Tonnen Öl in den Golf von Mexiko, und verursachten enormen Schaden für die dortige Meeresumwelt. "Für solche Staaten gibt es einfachere, schnellere und billigere Methoden Atomwaffen zu entwickeln, als durch ein Kernenergieprogramm." Brennstoffressourcen Ein weiterer Vorteil der Kernenergie besteht in der Natur des eingesetzten Brennstoffs. Öl und Gas sind die wichtigsten Brennstoffe für Raumheizung und Verkehr, und es ist schwierig, sie in diesen Anwendungen zu ersetzen. Ihre weltweite Verfügbarkeit ist jedoch begrenzt und reicht möglicherweise für weniger als 100 Jahre, berücksichtigt man den aktuellen Verbrauch. Es ist zu erwarten, dass die Kosten stark steigen, lange bevor die Vorräte verbraucht sind. Kohle kann genutzt werden, um weitere Öl- und Gaslieferungen zu erzeugen, aber auch ihre Vorräte sind begrenzt. Kohle, Öl und Gas sind die wichtigsten Rohstoffe für die Produktion von Plastik und organischen Chemikalien, ohne die unsere technologische Gesellschaft ernsthaft eingeschränkt würde. Wir haben jeden Grund, unsere Reserven an fossilen Brennstoffen zu bewahren. Auf der anderen Seite gibt es für den Einsatz von Uran außer als Kernbrennstoff kaum andere Einsatzmöglichkeiten, und mit Brutreaktoren gibt es ausreichend Brennstoff um den Weltenergiebedarf noch Milliarden Jahre zu decken, ohne dass die Stromkosten hierfür um mehr als ein Prozent steigen müssten. Abfallprobleme Wir sind mit Propaganda über die potentiellen Gefahren langlebiger radioaktiver Abfälle überschüttet worden. Aber diese Abfälle haben den extrem wichtigen Vorteil, dass sie sehr kleine Volumina besitzen und leicht eingeschlossen werden, und dann im tiefen Untergrund vergraben werden können. Die Ergebnisse einer Analyse zeigen, dass Abfälle aus der Kohleverbrennung, einschließlich derjenigen die im Untergrund verbleiben, weit gefährlicher sind. Sie enthalten chemische Karzinogene wie Beryllium, Cadmium, Arsen, Nickel und Chrom, die; anders als Nuklearabfall; für immer bleiben. Sie enthalten auch Uran, das als Verunreinigung in der Kohle enthalten ist, was in der oberen Bodenschicht verbleibt und eine Quelle für Radonemissionen darstellt; die Kernenergie verbraucht im Gegenzug hierzu das Uran, wodurch künftige durch Radon verursachte Todesfälle vermieden werden. Kernwaffen Sehr häufig wurde eine Verbindung zwischen der Kernenergie und den Atomwaffen hergestellt, obwohl die Beziehung wirklich sehr schwach ist. Es gibt für die Staaten viel einfachere, schnellere und billigere Methoden Atomwaffen zu entwickeln als mit Hilfe eines Kernenergieprogramms. Alle Kernwaffenstaaten haben ihre Bomben unabhängig von ihren Stromerzeugungsanlagen entwickelt, und jede Nation, die ernsthafte Absichten hat, Kernwaffen zu erhalten, könnte und würde dies tun. Das Problem besteht hier nicht so sehr darin, die Entwicklung von Atombomben zu verhindern; hier stehen wir auf verlorenem Boden; sondern deren Einsatz zu Robert Hofrichter Martin Untersteiner 9 vermeiden. Eines der wahrscheinlichsten Szenarien für ihren Einsatz ist der Kampf um das Erdöl, da die weltweiten Reserven während des 21. Jahrhunderts auf ein prekäres Niveau absinken. Die Ölreserven sind begrenzt und finden sich hauptsächlich im politisch instabilen Mittleren Osten, so dass der Konkurrenzkampf um diesen Rohstoff sehr hart werden kann. Der Golfkrieg im Jahr 1991 könnte leicht ein Vorläufer für sehr viel ernsthaftere Konfrontationen gewesen sein. Strom kann jedoch Erdöl bei der Raumheizung ersetzen, und mit Hilfe von Strom kann Wasserstoff als Ersatz für Erdöl im Verkehr eingesetzt werden. Die Kernenergie hat also den Vorteil den Bedarf an Öl zu verringern, wodurch einer der vorrangigen Gründe für den Einsatz von Atombomben ausgemerzt wird. Unfallrisiken Die Öffentlichkeit ist mit Ängsten vor Reaktorunfällen überhäuft worden, die sich fast stets auf die Auswirkungen des größten anzunehmenden Unfalls (GAU) konzentrierten, der in einigen Studien untersucht wurde; die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines solchen Unfalls ist nie behandelt worden. Es wurde oft behauptet, dass die Wahrscheinlichkeit nicht von Bedeutung ist, das einzig Wichtige sei der GAU. Um das Unfallrisiko richtig einzuschätzen, muss man jedoch anerkennen, dass es unumgänglich ist, die Wahrscheinlichkeit zu berücksichtigen, da es so etwas wie einen größten anzunehmenden Unfall nicht gibt; jeder hypothetische Unfall kann durch bestimmte Umstände noch schlimmer werden, wenn auch die Wahrscheinlichkeit hierfür geringer wird. […] Dieser Vorteil kann vielleicht dadurch besser ausgedrückt werden, wenn man feststellt, dass das Risiko eines Durchschnittsamerikaners durch ein großes Nuklearprogramm in den USA dem Risiko eines regelmäßigen Rauchers entspricht, der alle 15 Jahre eine Zigarette mehr raucht, oder dem Risiko einer übergewichtigen Person, deren Gewicht um 0,012 Unzen steigt, oder wenn die Höchstgeschwindigkeit auf den US-amerikanischen Autobahnen von 55 auf 55,006 Meilen/Stunde heraufgesetzt würde. Zusammenfassung Die Kernenergie kann auf vielen Gebieten Vorteile aufweisen, einschließlich einiger, die traditionell als Problembereiche betrachtet wurden: sie vermeidet Verschmutzung und Verschlechterung der Umweltsituation, die sich aus fossilen Brennstoffen ergeben; sie garantiert der Erde unendliche Brennstofflieferungen, ohne dass die dringend für andere Anwendungen benötigten Ressourcen betroffen sind; sie löst schwierige Abfallmanagementprobleme; sie trägt dazu bei, Atomkriege zu vermeiden, und sie verringert unfallbedingte Risiken. Quelle: COHEN B. (o. J.): Die Vorteile der Kernenergie in ecolo.org, o. O. < http://ecolo.org/documents/documents_in_german/nuclear_advantage_Cohen.de.htm> (Zugriff: 18-05-2015). Robert Hofrichter Martin Untersteiner 10 Text 2: Sonne oder Atom (gekürzt!) Der Grundkonflikt des 21. Jahrhunderts Die Debatte um die Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke klingt harmlos. „Warum nicht?“, fragen sich viele. Gelockt wird mit dem Köder, damit Zeit zu gewinnen für die Mobilisierung erneuerbarer Energien, und mit dem Versprechen auf billige Strompreise, da es sich bei den laufenden Atomkraftwerken um bereits abgeschriebene Anlagen handelt. Tatsächlich aber ist die Forderung nach einer schlichten Laufzeitverlängerung der gegenwärtige deutsche Beitrag einer weltweit stattfindenden Kampagne zur „Renaissance“ der Atomenergie. Diese Kampagne läuft seit 2004 und zieht immer weitere Kreise. Sie wird überall damit begründet, dass weder der Schutz des Weltklimas noch die Überwindung der Abhängigkeit von sich erschöpfenden Öl- und Gasreserven ohne Atomenergie denkbar sei – und dass erneuerbare Energien kein adäquater Ersatz zur Atomenergie seien, weder von ihrem Umfang noch von ihrer Wirtschaftlichkeit. Überall geht es zunächst um Laufzeitverlängerungen vorhandener Kraftwerke, erst um wenige Jahre, dann um weitere Jahre. In der Bundesrepublik lautet die aktuelle Forderung, von den durchschnittlich 32 Jahren gemäß dem Atomenergie- Ausstiegsgesetz von 2001 auf 40 Jahre zu gehen. Schon im zurückliegenden Bundestagswahlkampf forderte der von der seinerzeitigen Unions- Kanzlerkandidatin Angela Merkel als wirtschaftspolitischer Berater angeworbene ehemalige Siemens-Chef Heinrich von Pierer die Verlängerung der Laufzeiten auf 60 Jahre. Genau diesen Ansatz praktiziert auch die Bush- Regierung in Washington, allerdings schon seit 2001. Der nächste Schritt ist dann der Bau neuer Atomkraftwerke. Doppelte Strategie der Verharmlosung Die Protagonisten der Atomenergie-Renaissance setzen dabei auf eine doppelte Strategie der Verharmlosung. Erstens verharmlosen sie die Gefahren der Atomkraft. Sie setzen also darauf, dass viele jene Argumente vergessen haben, die in den 70er und 80er Jahren die Atomenergie in die Defensive brachten, also zu Zeiten, in denen die gegenwärtige Klimadiskussion um das Ende der fossilen Brennstoffe noch eine geringe Rolle spielte. Zweitens verharmlosen sie das Potential der erneuerbaren Energien. Sie zählen somit darauf, dass nach wie vor nicht nur in Politik und Wirtschaft, sondern auch in der Wissenschaft und im öffentlichen Bewusstsein die alternativen Energieträger weithin unterschätzt werden. Da sich die fossilen Energien unweigerlich der Erschöpfung nähern1 und deren Nutzung hauptverantwortlich für die Klimagefahren ist, ist die Unterschätzung und daraus folgende Geringschätzung erneuerbarer Energien das eigentliche Vehikel für die geplante Atomenergie-Renaissance. Denn erneuerbare Energien sind die nichtfossile Alternative auch zur Atomenergie. Wer dieses Potential nicht wahrnimmt, landet zwangsläufig bei einer Relativierung oder gar Suspendierung der Kritik an der Atomenergie. Die Pro-Atom-Argumentation besteht somit aus einer zweifachen Ausblendung: Faktenwidrig werden die erneuerbaren Energien als unwirtschaftlich denunziert und ihr Potential marginalisiert, um die Unverzichtbarkeit der Atomenergie behaupten zu können. Gleichzeitig werden die wirtschaftlichen Vorteile der Atomkraft gepriesen, die Risiken bagatellisiert oder als technisch lösbar deklariert. Robert Hofrichter Martin Untersteiner 11 Ohne jeden Zweifel zählt die Atomphysik zu den anspruchsvollsten wissenschaftlichen Disziplinen. Dass deren technologisches Wunderwerk aufgrund der ungeheuren Gefahren gleichwohl keinen gesellschaftlichen Nutzwert haben könnte, erscheint deshalb eigentlich als undenkbar. Das ist vielleicht der Grund, warum es sich die Atomphysiker und -institutionen bis heute leisten können, immer wieder neue atomtechnische Errungenschaften zu verkünden – mit nur einem Ziel: den Menschen die berechtigte Angst vor den Gefahren der Atomenergie zu nehmen. Der Soziologe Ulrich Beck, der in seinem Buch „Risikogesellschaft“ von 1986 in der Katastrophe von Tschernobyl den Inbegriff unkalkulierbarer Gefahren erkannte, 2 hat bereits 1993 den Psychologismus beschrieben, mit dem in regelmäßigen Abständen eine Atomenergie-Renaissance versucht wird: nämlich durch eine „Risikodramaturgie“ in Form eines „Verdrängungswettbewerbs der Großrisiken“. Man müsse die atomare Gefahr gar „nicht mehr leugnen – nur die anderen Gefahren als noch größer hinstellen“. Damit stiegen die Chancen der Atomenergie wieder, „und da kann es schon einmal sein, dass die Umweltbewegung, der Gegner von gestern, zum unfreiwilligen Verbündeten von morgen wird“.3 Vor exakt diesem psychologischen Hintergrund findet heute die Kampagne zur Renaissance der Atomenergie statt und beeindruckt erneut politische Institutionen und Medien: Indem die Angst vor der energetischen Katastrophe, dem Ende der fossilen Brennstoffe, systematisch geschürt wird, wird die Angst vor der Kernenergie ebenso zielgerichtet reduziert. Diese Strategie kann jedoch nur dann verfangen, wenn die Möglichkeiten der Nutzung alternativer Energieformen ebenso systematisch kleingeredet werden. Die neue Pro-Atom-Kampagne der interessierten EnergieLobbys zeigt auf diese Weise exemplarisch, welch fatale Wirkung es im Bewusstsein der Öffentlichkeit und politischer und wirtschaftlicher Entscheidungsträger haben kann, wenn das Ziel und die Möglichkeiten eines Umstiegs auf erneuerbare Energien nicht offensiv artikuliert werden. Und die Strategie verfängt. Das Resultat sind dann zum Beispiel Feststellungen, wie sie die Autoren des Magazins „Stern“ bereits im Juni 2004 trafen: „Schnelle Erlösung durch die Kernenergie wird es nicht geben. Weder sind ihre Probleme der Vergangenheit gelöst, noch stehen ihre Konzepte der Zukunft alsbald zur Verfügung – sollten sie überhaupt je wie versprochen funktionieren. Für alle Zeiten ganz auf die Kernkraft zu verzichten, scheint allerdings auch vermessen. Was also bleibt, sind Pest und Cholera: die Erwärmung der Atmosphäre und die Risiken der Nukleartechnik. Gesucht wird ein Medikament gegen Pest und Cholera. Der Wettlauf hat begonnen.“4 Dieser groß aufgemachte Artikel in einem der meistgelesenen politischen Magazine des Landes „sucht“ offensichtlich vergeblich nach einem Medikament gegen Pest und Cholera, als gäbe es die erneuerbaren Energien nicht. Was nach dem Schwinden der Pest der fossilen Brennstoffe alleine bleibt, so die leider allzu oft erfolgreiche Suggestion, ist notgedrungen die Cholera der Atomenergie. Robert Hofrichter Martin Untersteiner 12 Die Zäsur des 26. April 1986 Gegen den von Beck artikulierten „Verdrängungswettbewerb der Gefahren“ gilt es deshalb immer wieder jene Menschheitsgefahren in Erinnerung zu rufen, die sich vor 20 Jahren in der Ukraine manifestierten. Der „Unfall“ von Tschernobyl am 26. April 1986 machte schlagartig Risiken deutlich, wie sie keiner anderen Energieform zu eigen sind. An erster Stelle steht natürlich das Risiko des GAUs, des größten anzunehmenden Unfalls, der in Tschernobyl Wirklichkeit wurde: Noch 1994 wurde deshalb in der Novelle des Atomgesetzes festgehalten, dass nur solche Reaktoren künftig genehmigungsfähig sind, deren Unfallfolgen sich auf das Innere des Reaktors beschränken lassen. Das bedeutet im Klartext, dass eigentlich keiner der heutigen Reaktoren genehmigungsfähig, also in diesem Sinne ohne GAU-Risiko, ist. Denn bis heute sind die Atomkraftwerke für Störungen sowohl mit inneren als auch mit äußeren Folgen anfällig. Dieses Risiko kann schon morgen eintreten – und würde, falls es in Deutschland eintritt, wohl auch der deutschen Wirtschaft den Todesstoß versetzen. Erhöht wird es noch durch die Gefahrenanfälligkeit durch einen möglichen Atomterrorismus, die in den Jahren seit Tschernobyl dramatisch gestiegen ist – nicht nur mit Blick auf individuelle Flugkörperattacken auf Reaktoren. Damit ist man, in anderer Zeitperspektive, zweitens beim bis heute ungelösten Problem der Endlagerung: Atommüll muss für 100 000 Jahre sicher gelagert werden. Welches politische System kann angesichts zunehmender gesellschaftlicher Destabilisierungsrisiken für eine solche Dauer Garantien abgeben? Hinzu kommt die schleichende radioaktive Verseuchung: Niemand kann heute die Risiken abschätzen, die radioaktive Freisetzungen langfristig auch in kleinem Umfang auf Natur und Menschen haben. Und die Gefahr wächst, je mehr Atomkraftwerke in Betrieb sind. Schließlich wächst drittens auch – gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz – mit jedem Ausbau der zivilen Nutzung der Atomenergie die Gefahr der militärischen Nutzung. Die Befürworter der Atomenergie behaupten dagegen, dass Atomwaffen eine nicht mehr zu beseitigende Realität seien, weshalb man „mit der Bombe leben“ müsse. Daraus wurde und wird sogar der Versuch abgeleitet, der Atombombe die höheren Weihen als Instrument dauerhafter Friedenssicherung zu geben: Man erklärt die atomare Abschreckung zu einem einzigartigen Mittel der Kriegsverhinderung, das künftig jeden davon abhalten werde, einen Krieg zu beginnen. Trotz aller Betonung der friedenserhaltenden Wirkung der Atombewaffnung wurde und wird jedoch versucht – der Iran ist hier das aktuellste Beispiel – die Atombewaffnung weiterer Staaten zu verhindern. Das politische Instrument dafür war der atomare Nichtverbreitungsvertrag von 1970; er sollte einerseits das Entstehen weiterer Atomwaffenstaaten verhindern und andererseits der weltweiten „friedlichen Nutzung der Atomenergie“ den Weg ebnen. Staaten mit Atomwaffen verpflichten sich in diesem Vertrag zu atomarer Abrüstung – eine Verpflichtung, die bis heute nicht eingelöst wurde. Staaten ohne Atomwaffen verpflichten sich zum Verzicht auf atomare Aufrüstung, aber sie erhalten gleichzeitig das Recht auf Unterstützung bei der zivilen Nutzung der Atomenergie. Es sollte also eine klare Trennlinie zwischen militärischer und ziviler Nutzung gezogen werden: Einhegung der einen, Entfaltung der anderen. Robert Hofrichter Martin Untersteiner 13 Mehr und mehr zeigt sich jedoch, dass es nicht möglich ist, über Atomenergie zu reden und von Atomwaffen zu schweigen. Denn eine säuberliche Trennung zwischen militärischer und ziviler Nutzung ist heute schwieriger denn je, weil der Weg zu atomarer Bewaffnung heute immer über die zivile Nutzung der Kernkraft geht. Künftige Atomwaffenstaaten brauchen nur nachzumachen, was ihnen die anderen vorgemacht haben: Außer den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion haben alle heutigen Atommächte mit der „friedlichen Nutzung“ angefangen und erst in der „allerletzten Minute“ des Übergangs zur Atombewaffnung ihre militärischen Absichten zugegeben5 – so auch Indien, dessen militärische Nutzung der Atomenergie jüngst durch US-Präsident George W. Bush nachträglich „legitimiert“ wurde. Das Propagieren einer Renaissance der Atomenergie ist schon deshalb haarsträubend unverantwortlich. Die Mindestvoraussetzung einer „friedlichen Nutzung“ der Atomenergie sind stabile innere Verhältnisse und internationale Beziehungen eines Staates. In wie vielen Staaten der Welt, in welchen Weltregionen können diese auf Dauer gewährleistet werden? Die Weltsituation ist heute alles andere als stabil. Die bittere Ironie der Atomgeschichte könnte eines Tages darin bestehen, dass sich die Wunschvorstellung der 50er Jahre – Nein zu Atomwaffen, aber Ja zur so genannten friedlichen Nutzung – genau ins Gegenteil verkehrt: immer weniger Atomkraftwerke, dafür aber immer mehr atomar gerüstete Staaten. Trotz dieser unbestreitbaren Gefahren wirkt das Argumentationsmuster, die Atomkraft im Allgemeinen und die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Besonderen zu verharmlosen, weiter – sogar bis in die liberale „Zeit“, die sich ansonsten viel auf ihren aufklärerischen Anspruch zugutehält. So schrieb ihr Wissenschaftsredakteur Gero von Randow, es habe in Tschernobyl nur 45 Tote gegeben und gerade einmal 2000 registrierte Fälle von Schilddrüsenkrebs. 6 Er beruft sich dabei jedoch auf Zahlen interessengebundener Institutionen wie der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), die das weltweit operierende geistige und organisatorische Zentrum der Atomenergie darstellt. 7 Unabhängige Untersuchungen wie die des Münchner Strahleninstituts haben dagegen 70 000 Todesopfer einschließlich verzweifelter Selbstmorde ermittelt und erwarten Zehntausende weiterer Spätopfer. Zur gängigen Verharmlosung gehört schließlich auch, die Opfer der Kernkraft mit denen durch Kohlebergbau und fossilen Energieemissionen zu verrechnen. […] Quelle: SCHEER H.(2006): Sonne oder Atom – Der Grundkonflikt des 21. Jahrhunderts in: Blätter online, o. O. < https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2006/april/sonne-oderatom> (Zugriff: 18-05-2015). Robert Hofrichter Martin Untersteiner 14 Station 1: Energiegewinnung durch Kohle Kohle - schwarz-braunes Sedimentgestein Kohle wird überwiegend als fester Brennstoff zur Erzeugung von Wärme genutzt. Da bei der Verbrennung von Kohle sehr viel klimaschädliches CO2 entsteht und beim Tagbau große Flächen verbraucht werden, ist die Verwendung von Kohle sehr umstritten. Pflanzen mit hohem Brennwert Kohlen entstanden aus unter Sauerstoffabschluss zersetzten Pflanzen und sind somit organischer Herkunft. Der Beginn des Inkohlungsprozesses ist durch eine biochemische Phase gekennzeichnet, in der eine Vertorfung der Pflanzensubstanz eintritt. Dieser Torf wird im weiteren Verlauf durch Bakterien, Pilze und Oxidation bei geringem Sauerstoffzutritt zu Weichbraunkohle gewandelt. Damit sich daraus in einem weiteren Schritt der Inkohlung Steinkohle bilden kann, müssen spezielle biochemische sowie geologische und thermische Bedingungen (Temperaturerhöhung) erfüllt sein. Je größer die Temperaturerhöhung ist, desto mehr verdichtet sich die Kohle. Von Steinkohle spricht man ab einem Kohlenstoffgehalt von 80%, Braunkohle weist einen Kohlenstoffgehalt von 65 bis 80% auf. Je höher der Kohlenstoffgehalt ist, desto höher ist auch der Heizwert der Kohle. Kohle-Vorkommen Schätzungen zu Folge befinden sich etwa 40% der Steinkohle- und ca. 50% der Braunkohleressourcen in der ehemaligen UdSSR. Der Großteil der Steinkohlereserven liegt mit 78% in den USA, der ehemaligen UdSSR, China und Australien. 78% der Braunkohlereserven entfallen auf die USA, die UdSSR, Australien und Deutschland. Zu den größten Steinkohleförderländer zählen China, die ehemalige UdSSR und die USA: Die wichtigsten Braunkohleförderländer sind die osteuropäischen Staaten mit einem 65%igen Anteil an der Weltförderung. Der überwiegende Teil der Kohle wird in dem Land verbraucht, in dem er auch gefördert wird. Aus diesem Grund spielt der weltweite Handel mit Kohle nur eine untergeordnete Rolle. Robert Hofrichter Martin Untersteiner 15 Verwandte der Kohle Durch die Veredelung von Kohle entsteht eine Reihe von Sekundärenergieträgern wie etwa Koks als Hauptprodukt der Kohleverkokung. Beim Prozess der Kohleverkokung fallen auch Rohbenzol, Teer und Koksofengas an; Rohbenzol und Teer werden als Rohstoffe in der chemischen Industrie zu verschiedenen Kohlenwasserstoffen weiterverarbeitet. Nichtverkokbare Kohle wird für die Herstellung von Briketts verwendet. Haupteinsatzgebiet der Kohle ist die Erzeugung von elektrischem Strom und von Wärme. Bei Torf werden die Ressourcen auf 3600 EJ und die Reserven auf 170 EJ geschätzt. Davon lagern etwa 70% in der ehemaligen UdSSR, 14% in Finnland. Torf wird ähnlich wie Kohle zur Erzeugung von elektrischer Energie und Wärme verwendet. FORUM UMWELT BILDUNG (o.D.): Kohle. <http://www.umweltbildung.at/cgibin/cms/praxisdb/suche.pl?aktion=thema&typ=The men&themenid=196> (Zugriff: 2015-05-17) Abb.1: Entwicklung des Kohleverbrauchs Robert Hofrichter Martin Untersteiner 16 Station 2: Energiegewinnung durch Wasserkraft Wasserkraft spielt die entscheidende Rolle für zukünftige österreichische Stromversorgung Der steigende Strombedarf lässt sich aus heutiger Sicht vor allem durch den Ausbau der österreichischen Wasserkraft und die gleichzeitige Steigerung der Energieeffizienz in allen Verbrauchssektoren decken. Dr. Fritz Unterpertinger, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, ist überzeugt: "Die Maßnahmen dafür dürfen nicht an Verfahrens- und Kompetenzfragen scheitern, dafür sind sie zu wichtig." Wien, am 12. 6. 2009 - Der steigende Strombedarf lässt sich aus heutiger Sicht vor allem durch den Ausbau der österreichischen Wasserkraft und die gleichzeitige Steigerung der Energieeffizienz in allen Verbrauchssektoren decken. Dr. Fritz Unterpertinger, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, ist überzeugt: „Die Maßnahmen dafür dürfen nicht an Verfahrens- und Kompetenzfragen scheitern, dafür sind sie zu wichtig.“ Nach Berechnungen der Österreichischen Energieagentur ist der österreichische Stromverbrauch in den letzten 10 Jahren jährlich um 2 % oder 1,2 TWh gestiegen, das entspricht etwa der Leistung des Kraftwerks Freudenau (1 TWh/a), mit der 250.000 Haushalte im Jahr mit Strom versorgt werden können. Auch wenn aktuell aufgrund der Wirtschaftslage die Nachfrage schwächer steigt, muss mittel- bis langfristig mit einem weiteren Ansteigen des Verbrauchs gerechnet werden. Für 2020 ist in Österreich ein jährlicher Bedarf von 90 TWh Strom zu erwarten, das sind 20 TWh mehr als heute. Wie lässt sich die künftige Versorgungslücke schließen? Mit dem bestehenden österreichischen Kraftwerkspark kann dieser zusätzliche Verbrauch nicht mehr gedeckt werden. Bereits seit 2001 muss Österreich mehr Strom aus dem Ausland zukaufen, als exportiert werden kann. Der zugekaufte Anteil ist keinesfalls nur „grün“. Der zu erwartende Mehrverbrauch von jährlich 20 TWh ließe sich zwar durch Strom aus modernen Gas- und Dampfkraftwerken decken, würde aber eine Erhöhung der nationalen Netto-Erdgasimporte (derzeit ca. 7 Mrd. m³ pro Jahr) um 50 % mit sich bringen. Die Risken einer derartigen Importabhängigkeit wurden zuletzt während der jüngsten Gaskrise zu Beginn 2009 sichtbar. Damit verbunden wäre auch eine Verdopplung der Leistung derartiger kalorischer Kraftwerke in Österreich samt der entsprechenden Belastung der Handelsbilanz in Höhe von knapp einer Milliarde Euro pro Jahr. Nicht zuletzt wirkt sich dies mit zusätzlichen Emissionen von 8,3 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr aus, was wiederum die Erreichung der Klimaschutzziele erschwert. Robert Hofrichter Martin Untersteiner 17 Effizienz und Strommix aus Erneuerbaren als Lösung Eine zentrale Rolle spielt für Dr. Fritz Unterpertinger die Erhöhung der Energieeffizienz: „Es ist ein ambitioniertes Ziel: Durch eine konsequente Umsetzung von Effizienzmaßnahmen in allen Sektoren könnte insgesamt mit 7-10 TWh annähernd die Hälfte der zukünftig nötigen Strommenge eingespart werden.“ Die Abdeckung der dann noch fehlenden 10-13 TWh ist durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien, neben Wind vor allem der heimischen Wasserkraft mit einem Potential von rund 7 TWh machbar. Die Großwasserkraft trägt derzeit rund 38 TWh zur österreichischen Versorgung mit elektrischer Energie bei und ist damit die wichtigste Erzeugungsform noch vor kalorischer Erzeugung mit ca. 20 TWh. Der Vorteil der Wasserkraft liegt in der Wirtschaftlichkeit der Stromerzeugung. Zum Vergleich: Eine kWh Strom aus Großwasserkraft kostet derzeit inklusive der Kosten für ökologische Maßnahmen ca. 7 Cent, während eine kWh Strom aus Wind oder Biomasse aktuell zwischen ca. 8 und 16 Cent kostet. Dr. Fritz Unterpertinger stellt klar: „ Wenn Österreich zumindest im Strombereich autark sein will, muss unverzüglich in den Ausbau der Wasserkraft investiert werden. Unter den gegebenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist nur mit Wasserkraft das notwendige Potential an benötigter Stromleistung aus erneuerbarer Energie erzielbar. Weitere erneuerbare Energieträger wie Biomasse, Wind- und Solarenergie stellen die wichtige Ergänzung dar, soweit sie wirtschaftlich einsetzbar sind. Die Auswirkungen von Kraftwerks- und Netzausbau auf Natur und Umwelt sind dabei selbstverständlich – wie bei allen Energieträgern – nach einem entsprechenden „Environmental Impact Assessment“ zu berücksichtigen und zu minimieren, soweit dies wirtschaftlich möglich ist. Damit sind die öffentlichen Interessen sowohl an einer möglichst intakten Umwelt wie an einer sicheren Versorgung mit leistbarer Energie gleichermaßen gewahrt.“ Über die Österreichische Energieagentur - Austrian Energy Agency: Die Österreichische Energieagentur ist das nationale Kompetenzzentrum für Energie in Österreich. Sie berät auf Basis ihrer vorwiegend wissenschaftlichen Tätigkeit Entscheidungsträger aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Schwerpunkte liegen in der Forcierung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energieträgern im Spannungsfeld zwischen Wettbewerbsfähigkeit, Klima- und Umweltschutz sowie Versorgungssicherheit. Dazu realisiert die Österreichische Energieagentur nationale und internationale Projekte und Programme, führt gezielte Informations- und Öffentlichkeitsarbeit durch und entwickelt Strategien für die nachhaltige und sichere Energieversorgung. Die Österreichische Energieagentur setzt klima:aktiv – die Klimaschutzinitiative des Lebensministeriums – operativ um und koordiniert die verschiedenen Maßnahmen in den Themenbereichen Mobilität, Energiesparen, Bauen & Sanieren und Erneuerbare Energie. AUSTRIAN ENERGY AGENCY (2009): Wasserkraft spielt die entscheidende Rolle für zukünftige österreichische Stromversorgung. <http://www.energyagency.at/aktuellespresse/presse/pressearchiv/detail-archiv/artikel/wasserkraft-spielt-die-entscheidenderolle-fuer-zukuenftige-oesterreichische-stromversorgung.html> (Zugriff: 2015-05-17) Robert Hofrichter Martin Untersteiner 18 Station 3: Energiegewinnung durch Solar- und Windkraft Solar Als Sonnenenergie oder Solarenergie bezeichnet man die von der Sonne durch Kernfusion erzeugte Energie, die in Teilen als elektromagnetische Strahlung zur Erde gelangt. Solarenergie kann direkt durch die Sonneneinstrahlung auf Kollektoren zur Erzeugung von Strom (Photovoltaik) und Wärme (Solarthermie) genutzt werden. Solarenergie ist aber auch für alle anderen erneuerbaren Energien notwendig: Wind entsteht durch sonnenerwärmte und kalte Luft (Windkraft), Biomasse wächst nur mit Hilfe der Sonne (Biomasse / Biogas) und Regen fällt nur, wenn auch Wasser an anderer Stelle durch Sonneneinstrahlung verdampft (Wasserkraft). [ ] In Österreich liegt die jährliche mittlere Sonneneinstrahlung bei rund 1.000 kWh/m2. Dies ist mehr als die Hälfte der Intensität, die auf die Sahara trifft und entspricht einem Energiegehalt von jährlich rund 100 l Öl auf jeden Quadratmeter der Landesfläche gerechnet. Schon beim heutigen Stand der Technik wäre das genug, um Solarenergie zur tragenden Säule der österreichischen Energieversorgung auszubauen. [ ] Solarenergie wird heutzutage in verschiedenen Bereichen der Energiegewinnung genutzt, die wichtigsten Anwendungen sind Photovoltaik und Solarthermie. Alleine im Jahr 2010 wurden weltweit Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 16,6 GW installiert. Alleine im Jahr 2010 wurden weltweit Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 16,6 GW (Strom) installiert, Solarthermie-Anlagen mit einer Leistung von 36,5 GW (Wärme, Jahr 2009). Die meisten Solarthermieanlagen findet man in China, Österreich liegt weltweit auf Platz 8 vor Indien und den USA! Weltmarktführer der Photovoltaik-Produzenten ist seit einigen Jahren China, gefolgt von Japan und Deutschland. Bei Solarthermie liegt ebenfalls China vorne, gefolgt vom grössten Flachkollektorhhersteller weltweit in Österreich. ERNEUERBARE ENERGIE ÖSTERREICH (2014): Solarenergie. <http://www.erneuerbareenergie.at/sonne/> (Zugriff: 2015-05-29). Robert Hofrichter Martin Untersteiner 19 Windkraft Die Bewegungsenergie (kinetische Energie) der Luftströmung ist eine indirekte Form der Sonnenenergie und kann in Windkraftanlagen (auch Windkonverter genannt) zur Stromerzeugung und zum Antrieb von Maschinen genutzt werden. Dabei wird ein Rotor durch die Luftströmung in Drehung versetzt, der wiederum mittels Drehachse einen Stromgenerator antreibt. Erste Anfänge der Windkraftnutzung gehen auf einfache Windmühlen im arabischen Raum zurück. Über die Jahrhunderte etablierte sich die Windenergie auf breiter Ebene, da sie zum Mahlen herangezogen wurde.[ ] Der Durchbruch für die Windkrafttechnologie wurde 1985 durch Steuerabschreibungs-Regelungen in Kalifornien eingeleitet. Das dritte Land, das aus der Geschichte der neuen Windkraft nicht wegzudenken ist: Deutschland. Dort trat 1991 das sogenannte Stromeinspeisungssgesetz in Kraft, das Windenergieanlagenbetreibern einen wirtschaftlichen Einspeisetarif sicherte. [ ] Auch in Österreich weckte die Energiekrise das Interesse an erneuerbaren Energien im Allgemeinen und an der Windenergie. Lange Zeit wurde angenommen, dass das österreichische Windpotenzial für eine Nutzung durch Windkraftanlagen unzureichend sei. Erst eigene Messungen von Windenergieliebhabern Ende der 80er-Jahre zeigten gute Windverhältnisse. 1994 kam es zu einer ersten Förderregelung für Windkraft, in deren Folge im Marchfeld die erste größere Windkraftanlage Österreichs mit einer Leistung von 150 kW errichtet wurde. Viele Standorte in Ost-Österreich, speziell im Burgenland, können selbst mit Gebieten 15 km hinter dänischen und deutschen Küsten konkurrieren. [ ] Treibende Kräfte des heutigen Windkraft-Booms sind - neben der EU selbst - vor allem zwei Länder: China und die USA. 2010 hat China Windkraftanlagen mit der gewaltigen Leistung von 16.500 Megawatt neu gebaut. Um einen Vergleich zu haben: Damit hat China in nur einem Jahr soviel Windstrom-Kapazität neu geschaffen, wie Italien, Frankreich und Großbritannien zusammen in ihrer gesamten Windgeschichte bisher in Summe installiert haben. Vom Anbeginn leistet Europa Robert Hofrichter Martin Untersteiner 20 Pionierarbeit für die Nutzung der Windkraft: Fast die Hälfte der weltweiten Windkraftleistung ist heute in Europa zu Hause. Der saubere Windstrom vermeidet europaweit jährlich deutlich mehr als 100 Millionen Tonnen CO2. Zum Vergleich: Das ist weit mehr, als der gesamte CO2-Ausstoß Österreichs ausmacht, der pro Jahr etwa 90 Millionen Tonnen CO2 beträgt. ERNEUERBARE ENERGIE ÖSTERREICH (2014): Windenergie. <http://www.erneuerbareenergie.at/wind> (Zugriff: 2015-05-29). Abb.2:Solar-Neuinstallationen Robert Hofrichter Martin Untersteiner 21 Station 4: Subventionierung von Kernenergie in der EU Atomsubventionen: Britisches AKW könnte deutschen Ökostrom verteuern [ ]AKW Hinkley Point, Blöcke A und B: Steuergeld für unrentable Atommeiler In England soll ein neues Atomkraftwerk entstehen: Gebaut von Chinesen und Franzosen, gefördert mit Milliarden britischer Steuergelder - und mit Erlaubnis der EU-Kommission. Ein deutscher Ökostrom-Anbieter will nun klagen. Hamburg - Zwei Meiler, mehr als drei Gigawatt Leistung, 60 Jahre Laufzeit - und Gesamtkosten von weit mehr als 40 Milliarden Euro. Der geplante Block C des britischen Atomkraftwerks Hinkley Point an der Südwestküste Englands wird sich kaum gewinnbringend betreiben lassen. Es sei denn, der Steuerzahler kauft dem Energiekonzern den Strom teuer ab. Und genau das hat die Regierung in London vor. Mit bis zu 22 Milliarden Euro will sie das AKW subventionieren. Weil Europa aber auch energietechnisch immer weiter zusammenrückt, könnten die neuen Meiler in England auch die Förderung erneuerbarer Energien in Deutschland verteuern - das ist das Ergebnis eines Gutachtens, das der Hamburger Stromanbieter Greenpeace Energy in Auftrag gegeben hat. Verlierer wären demnach Stromkunden in Deutschland und vor allem kleinere Ökostromanbieter. Greenpeace Energy wird deshalb nach Informationen von SPIEGEL ONLINE jetzt gegen die EUKommission klagen, die mit ihrer Zustimmung die Subvention des Atomstroms erst ermöglicht hat. Staatliche Beihilfen verzerren den Wettbewerb in Europa und müssen deshalb immer von der EU-Kommission genehmigt werden. Kurz vor Ihrem Ausscheiden tat die alte Kommission das auch noch. Der Protest gegen die Entscheidung war laut: Greenpeace empörte sich ebenso wie die Grünen im Europaparlament, die österreichische Regierung kündigte sogar eine Klage an. Die EU-Kommission verwies auf andere Beispiele für staatliche Beihilfen bei der nationalen Energieversorgung: Deutschland beispielsweise nehme energieintensive Betriebe von der Förderung für erneuerbare Energien größtenteils aus. Abnahmegarantie zum doppelten Marktpreis Die Verzerrung ist im Fall Hinkley Point C allerdings deutlich größer. Die Regierung in London garantiert für den Atomstrom 35 Jahre lang einen Abnahmepreis von rund elf Cent pro Kilowattstunde zuzüglich Inflationsausgleich - doppelt so viel wie der aktuelle Marktpreis und teilweise mehr als die Vergütung für Wind- oder Solarstrom in Deutschland. Profiteure sind die Bauherren und Betreiber: Der französische Nuklearkonzern Electricité de France (EdF), der angeschlagene Kraftwerksbauer Areva und ein Konsortium chinesischer Unternehmen. Greenpeace Energy argumentiert, die milliardenschweren Beihilfen verzerrten den europäischen Wettbewerb, mit Folgen für das eigene Geschäft. Der "hoch subventionierte Atomstrom" beeinflusse auch die Börsenpreise für Strom in Deutschland, sagt Greenpeace-Energy-Vorstand Sönke Tangermann: "Weil dieser Robert Hofrichter Martin Untersteiner 22 Effekt engagierte Ökostrom-Anbieter wie uns wirtschaftlich benachteiligt, ziehen wir vor Gericht." In einem von dem Stromanbieter in Auftrag gegebenen Gutachten heißt es, der günstige Atomstrom aus den Meilern von Hinkley Point C werde zu einer Verschiebung des Preisniveaus auf dem europäischen Strommarkt führen. Durch den sinkenden Börsenpreis für Strom in Deutschland würden vor allem jene Versorger benachteiligt, die zu fixen Preisen direkt bei den Anlagenbetreibern einkauften - wie eben Greenpeace Energy. Deutsche EEG-Umlage könnte steigen Gleichzeitig, so die Gutachter von Energy Brainpool, würde der AKW-Neubau in Großbritannien die deutsche Ökostromförderung verteuern: Nach dem ErneuerbareEnergien-Gesetz (EEG) wird den Betreibern von Solaranlagen oder Windkraftwerken die Differenz zwischen dem Strompreis an der Börse und der (teureren) Erzeugung mit der EEG-Umlage bezahlt - damit Ökostrom keinen Wettbewerbsnachteil gegenüber konventionell hergestellter Elektrizität hat. Wenn aber der Strompreis sinkt, dann steigt die Differenz zwischen dem tatsächlichen Strompreis und dem fixen Abnahmepreis, den Betreiber von Ökostromanlagen garantiert bekommen - und die Verbraucher per EEG-Umlage ausgleichen müssen. Ein von französischen und chinesischen Unternehmen gebautes und durch die britische Regierung subventioniertes Atomkraftwerk belastet dem Gutachten zufolge also das deutsche Fördersystem für erneuerbare Energien. Zwar ist der Effekt eher gering: Das Gutachten geht von einer Belastung des EEG-Kontos von höchstens 17 Millionen Euro aus - ein verschwindend kleiner Wert angesichts einer ausgezahlten EEG-Umlage in Höhe rund 20 Milliarden Euro. Allerdings fürchtet Greenpeace Energy, dass der Effekt sich vervielfachen wird. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat im vergangenen Herbst einen europäischen Investitionsfonds vorgestellt, der mit 315 Milliarden Euro gefüllt sein soll. Schon jetzt wünschen sich einige weitere Länder wie Polen, Tschechien, die Slowakei, Rumänien und Lettland Beihilfen für ihre neu zu bauenden AKW, was den Effekt ebenso verstärken würde, wie der Ausbau grenzüberschreitender Stromleitungen, den die EU-Kommission unter dem Stichwort "Energieunion" verwirklichen will.Vor allem will Greenpeace Energy mit seiner Klage erreichen, "diesen Türöffner für weitere riskante und absurd teure Atomkraftprojekte in Europa" zu verhindern. Zusammengefasst: Der Ökostromanbieter Greenpeace Energy will mit einer Klage verhindern, dass Großbritannien den Neubau eines Atomkraftwerks mit 22 Milliarden Euro subventioniert. Sonst könnte billiger Atomstrom die Ökostromförderung in Deutschland verteuern. SPIEGEL ONLINE W IRTSCHAFT (o.D.): Atomsubventionen: Britisches AKW könnte deutschen Ökostrom verteuern. <http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/atomsubventionenoekostromanbieter-verklagt-eu-kommission-a-1021577.html> (Zugriff: 2015-05-29). Robert Hofrichter Martin Untersteiner 23 Arbeitsblatt: Energiegewinnung Kohle-, Wasser- und Windkraft, Solar und Kernenergie Arbeite die Stationen 1-4 in Einzelarbeit ab! Lese die Texte, erfasse die wesentlichen Inhalte! Beantworte die Fragen auf dem Arbeitsblatt! Station 1: Energiegewinnung durch Kohle - Beschreibe die derzeitige Rolle von Kohle im internationalen Handel! - Benenne die wichtigsten Kohleförderländer! Station 2: Energiegewinnung durch Wasserkraft - Der Energiekonsum steigt, gleichzeitig soll die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen minimiert werden. Zeige Vorteile auf, die Österreich auf Grund seiner Topografie hat! - Stelle dar, wie laut Text 2 der Kompromiss zwischen Wirtschaftlichkeit und ökologischer Nachhaltigkeit aussehen soll! Station 3: Energiegewinnung durch Solar und Windkraft - Ermittle, wie vielen Litern Öl der Energieertrag einer PV-Anlage mit einer Fläche von 2m2 in Österreich entspricht! - Gebe die wichtigsten Gebiete in Österreich, in Bezug auf die Energiegewinnung durch Wind, wieder! Station 4: Subventionierung von Kernenergie in der EU - Die Technologie, die nötig ist um erneuerbare Energien effizienter zu nützen ist keine neue. - Erörtere, wer von dieser Verzögerung in der Umsetzung der Technologien profitieren könnte! - Bewerte die Beziehung, in der sich hier nationale, internationale, wirtschaftliche und politische Player befinden! Hausübung Schreibe einen Leserbrief, in dem du deine Meinung zur Zukunft der europäischen Energiegewinnung zum Ausdruck bringst. Beziehe dich auf die behandelten Energiegewinnungsformen, deren Vor- und Nachteile und mindestens zwei der nachfolgenden Grafiken. Robert Hofrichter Martin Untersteiner 24 Diese Grafik verdeutlicht, dass Österreich im europäischen Vergleich in puncto „Erneuerbare Energien“ momentan in der Vorreiterrolle ist. Abb.3: Erneuerbare Energien in der EU Die folgende Grafik stellt quantitativ dar, zu welchem Anteil wir die verschiedenen Energieressourcen momentan nutzen Abb.4: Energie Erzeugung Europa Robert Hofrichter Martin Untersteiner 25 Abb.5: Kosten für Strom aus neuen Großkraftwerken in Europa Robert Hofrichter Martin Untersteiner 26 Maturafragen (Materialienbezug zu den einzelnen Unterrichtsmaterialien) Afb I - Nenne und beschreibe zu jeder der fünf Energiegewinnungsformen in Abb. 4 jeweils einen Vor- und Nachteil! Afb II - Erläutere die folgende Aussage! „Österreich sollte in puncto Energieversorgung eine höhere Unabhängigkeit anstreben.“ - Begründe deine Argumentation vor dem Hintergrund gegenseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeiten in Europa und darüber hinaus. Afb III - Reflektiere, warum trotz vorhandener Alternativen die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen und Atomkraft nach wie vor einen so hohen Stellenwert haben. - Nimm dazu Stellung, welche Interessen dahinter stehen und wer davon profitieren könnte. Robert Hofrichter Martin Untersteiner 27 Bibliographie AUSTRIAN ENERGY AGENCY (2009): Wasserkraft spielt die entscheidende Rolle für zukünftige österreichische Stromversorgung. <http://www.energyagency.at/aktuellespresse/presse/pressearchiv/detail-archiv/artikel/wasserkraft-spielt-die-entscheidende-rolle-fuerzukuenftige-oesterreichische-stromversorgung.html> (Zugriff: 2015-05-29). COHEN B. (o. J.): Die Vorteile der Kernenergie in ecolo.org, o. O. < http://ecolo.org/documents/documents_in_german/nuclear_advantage_Cohen.de.htm> (Zugriff: 18-052015). ERNEUERBARE ENERGIE ÖSTERREICH energie.at/sonne/> (Zugriff: 2015-05-29). (2014): Solarenergie. <http://www.erneuerbare- ERNEUERBARE ENERGIE ÖSTERREICH (2014): Windenergie. <http://www.erneuerbare-energie.at/wind> (Zugriff: 2015-05-29). FORUM UMWELT BILDUNG (o.D.): Kohle. <http://www.umweltbildung.at/cgibin/cms/praxisdb/suche.pl?aktion=thema&typ=Themen&themenid=1 96> (Zugriff: 2015-05-29). SCHEER H.(2006): Sonne oder Atom – Der Grundkonflikt des 21. Jahrhunderts in: Blätter online, o. O. < https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2006/april/sonne-oder-atom> (Zugriff: 18-05-2015). SPIEGEL ONLINE W IRTSCHAFT (o.D.): Atomsubventionen: Britisches AKW könnte deutschen Ökostrom verteuern. <http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/atomsubventionen-oekostromanbieterverklagt-eu-kommission-a-1021577.html> (Zugriff: 2015-05-29). Robert Hofrichter Martin Untersteiner 28 Abbildungsverzeichnis Abb.1: BUSINESS CONTINUITY MANAGMENT (o.D.): Entwicklung des Kohleverbrauchs weltweit. <http://www.bcm-news.de/wp-content/uploads/kohleverbrauch.jpg> (Zugriff: 2015-05-29). Abb.2: OIGER (2012): Solar-Neuinstallationen. <http://computer-oiger.de/2012/08/08/europa-hat-diemeisten-solaranlagen-gros-china-produziert-sie/16284/solar-neuinstallationen> (Zugriff: 2015-05-29). Abb.3: FRANKFURTER ALLGEMEINE W IRTSCHAFT (o.D.):Erneuerbare Energien in der EU. <http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/eu-kommission-deutschland-drohen-scharfeklimaschutzvorgaben-1463921.html> (Zugriff: 2015-05-29). Abb.4: EUROPA W EB (o.D.): Energie Erzeugung Europa. content/uploads/2012/05/Strom.jpg> (Zugriff: 2015-05-29). <http://www.europa-web.de/wp- Abb.5: DW (2013): Fossile Energie: Subventionswahn ungebrochen. <http://www.dw.de/fossileenergie-subventionswahn-ungebrochen/a-17449137> (Zugriff: 2015-05-29). Robert Hofrichter Martin Untersteiner 29