39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg Transport von medizinischen Radionukliden mit dem Abwasser Ulbrich, Susanne; Daniela Pittauerová; Bernd Hettwig; Rolf Goedecke; Helmut W. Fischer Universität Bremen, Institut für Umweltphysik, Otto-Hahn-Allee 1, 28344 Bremen Einleitung Abwasser und Klärschlämme der Kläranlagen werden routinemäßig in der Landesmessstelle für Radioaktivität der Universität Bremen gemäß Strahlenschutzvorsorgegesetz auf Radioaktivität untersucht. Dabei wird häufig das in der Nuklearmedizin zur Radiojodtherapie eingesetzte 131I nachgewiesen [1]. Patienten dürfen nach der Therapie mit einer Aktivität von maximal 250 MBq entlassen werden. 131I gelangt danach mit den Ausscheidungen der Patienten über das kommunale Abwasser in die Kläranlage und von dort bis in das Flusssediment. Ziel der vorliegenden Arbeit ist das Beschreiben des Transportes von medizinischen Radionukliden vom Patienten über das Abwasser bis zum Sediment. Dazu werden Proben der städtischen Kläranlage von Bremen – Seehausen und Sedimentproben der Weser in Klärwerksnähe untersucht und mit den für diesen Zeitraum relevanten Entlassungsaktivitäten der Patienten im Einzugsgebiet des Klärwerks verglichen. Material und Methoden In der ersten Probenreihe dieser Arbeit wurden über einen Zeitraum von zwei Wochen täglich Proben der Kläranlage genommen. Dabei wurden Proben von zulaufendem Abwasser (24h Mischprobe), geklärtem Abwasser (24h Mischprobe) und Primärschlamm aus der Vorklärung (Stichprobe) verwendet. Die Proben wurden vom Klärwerk in 1l -Weithalsflaschen zur Verfügung gestellt und direkt nach der Entnahme im Labor gammaspektroskopisch untersucht (Abb.1). Die Messzeiten betrugen in der Regel 24 Stunden. Abb.1 HpGe Detektor mit Primärschlammprobe Für die zweite Probenreihe wurden Sedimente am Weserufer gesammelt. Die Probennahme erfolgte bei Niedrigwasser; ausgehend von der Ablaufstelle des Klärwerks Seehausen bis zu 15 km Flussauf- und abwärts. Die Sedimentproben wurden je nach Menge in 1l Marinellibechern oder Petrischalen mit ca. 2 Tagen Messzeit gemessen. Alle Messungen erfolgten mit HpGe- Halbleiterdetektoren mit einer relativen Efficiency von 50% in einer Bleiabschirmung von 10 cm. Die Probennahme für Sedimente der anderen Uferseite und der Vergleich der Messdaten mit den Entlassungsaktivitäten der Patienten sind in Vorbereitung. Fußzeile TimesNewRoman 10 39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg Ergebnisse und Diskussion Der Primärschlamm eignet sich besonders gut zum Nachweis von medizinischen Radionukliden, da er als erster Schlamm noch in der Vorklärung entsteht und so auch Nuklide mit kurzen Halbwertzeiten nachgewiesen werden können (Abb.2). 0,007 99m Tc Kläranlage-Primärschlamm Stichprobe 19.02.2008 7:00 Uhr cps/Kanal 0,006 0,005 153 0,004 Sm 0,003 131 J 0,002 0,001 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Energie keV Abb.2 Gammaspektrum eines Primärschlammes Primärschlamm Aktivität Bq/kg Tm 10000 1000 100 I-131 10 Tc-99m 1 16.2.08 18.2.08 20.2.08 22.2.08 24.2.08 26.2.08 28.2.08 1.3.08 3.3.08 Datum Abb.3 131I, und 99mTc im Primärschlamm Aus der Analyse der Primärschlämme kann man sehen, dass das hauptsächlich werktags verabreichte 99mTc nicht an den Wochenenden nachgewiesen wird, während das aus der Radiojodtherapie stammende 131I über den gesamten Zeitraum relativ konstant ist (Abb.3). Das wurde erwartet, da der Eintrag in das Abwasser durch die Patienten nach Entlassung kontinuierlich erfolgt. Vereinzelt wurden auch andere Radionuklide wie z.B. 153Sm, 123 197 I, Hg und 67Ga nachgewiesen. Aufgrund seiner langen Halbwertzeit von 8 Tagen lässt sich 131I auch im Sediment nachweisen. Die Aktivität ist erwartungsgemäß im Sediment an der Ablaufstelle der Kläranlage am höchsten und fällt zu beiden Richtungen ab, was durch die Messwerte bestätigt wird. Eine vollständige Durchmischung der Abwasserfahne des Klärwerkes mit dem Flusswasser wird erst nach einigen 10 km erwartet [2]. Durch die gammaspektroskopische Untersuchung der Abwasser- und Sedimentproben lassen sich medizinische Radionuklide nachweisen und langlebige Nuklide sogar bis ins Sediment verfolgen. Literatur [1] BMU2007 – Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung, Jahresbericht 2006, Bonn 2007 [2] SSK Band 9 – Radionuklide in Wasser-Schwebstoff-Sediment-Systemen und Abschätzung der Strahlenexposition, Stuttgart, New York, Gustav Fischer Verlag, 1988 Fußzeile TimesNewRoman 10 39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg Fußzeile TimesNewRoman 10