Johann Sebastian Bach französische Suiten Suite, in sich geschlossene, mehrsätzige Komposition, die ursprünglich aus einer Reihe von Tänzen oder tanzartigen Sätzen (meist in der gleichen Tonart) bestand. Das Wort Suite taucht erstmals in den Tanzbüchern des 16. Jahrhunderts auf, wo entweder gleichartige Einzeltänze oder Variationen von Tanzpaaren (wie Pavane-Gaillard; Pavane-Saltarello etc.) in loser Folge zusammengestellt waren. Im 17. Jahrhundert wurden diese Modelle in die Orchestermusik übernommen; wichtige Komponisten von Orchestersuiten waren Henry Purcell, Jean-Baptiste Lully und Jean Philipe Rameau. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde häufig die italienische Opern-Sinfonia als Ouvertüre vorangestellt. Mit der von Jacques Champion de Chambonnières, François Couperin und Rameau geschaffenen Klaviersuite erhielt die Gattung eine feste viersätzige Form: Allemande, Courante, Sarabande und Gigue. In der deutschen Klaviersuite wurden in diesen festgelegten Ablauf häufig weitere Tanzsätze wie Menuette, Bourrée, Gavotte, Rigaudon, aber auch Chaconne und Passacaglia eingefügt, gewöhnlich zwischen Sarabande und die Gigue. Die Gattung erreichte in den Cellosuiten, Violin- und Klavierpartiten (seit dem späten 17. Jahrhundert wurde die Suite auch Partita genannt) von Johann Sebastian Bach ihren Höhepunkt und zugleich ihren Abschluss. Im späten 18. Jahrhundert wurde die Suite von anderen Gattungen wie Divertimento, Kassation und Serenade abgelöst. Erst im späten 19. und 20. Jahrhundert erhielt die Suite in historisierenden Werken (z. B. in Griegs Aus Holbergs Zeit, in Mussorgskijs Bilder einer Ausstellung und in Strawinskys Pulcinella-Suite) oder in Werken mit einzelnen Tanzsätzen neue Bedeutung. Die Suiten sind wohl die Werke von Bach, die dem gesellschaftlichen Trend nach Unterhaltung und Leichtigkeit am nächsten kommen. Die traditionelle Suite in Deutschland besteht nach dem Aussterben der Pavane und Galliarde vorwiegend aus Allemande, Courante, Sarabande und Gigue. Die Allemande ist ein ruhiger, nicht sehr markierter Schreittanz im Viervierteltakt, der meist durch 1/16 Bewegungen ausgefüllt wird. Allemande („Deutscher Tanz”), aus einem Volkstanz hervorgegangener Gesellschaftstanz des 16./17. Jahrhunderts; seit dem 17. Jahrhundert Teil der Suite. Seit 1550 erschien die Allemande in mehreren Tanzsammlungen (z. B. Susato 1551, Philidor 1575). In der ersten Zeit wurde die Allemande mittelschnell getanzt, war geradtaktig und immer mit Auftakt. Oft wurde ein schneller Nachtanz im ¾-Takt angeschlossen. Später wurde die Allemande eher gravitätisch geschritten, denn getanzt. Charakteristische Merkmale sind immer der 4/4-Takt und der Auftakt. Prächtige Allemanden stammen von François Couperin und Jean-Philippe Rameau. Bei den englischen Virginalisten und in der französischen Lautenmusik wurde die Allemande als erster Teil der vier Kernsätze der Suite übernommen. Die Courante, die in italienischer oder franz. Erscheinung auftritt, kommt im ¾ oder im 3/2 oder auch seltener im 6/4 Takt. Charakteristisch ist die eigentümlich Verschränkung von zwei mal drei und von drei mal 2 Taktzeiten. Courante, französischer Gesellschaftstanz aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Ihren Höhepunkt erlebte die Courante in der Mitte des 17. Jahrhunderts am Hof Ludwigs XIV. In der Musik der Barockzeit erlebte die Courante ihre kunstvolle Stilisierung in den Suiten und Partiten Johann Sebastian Bachs. Die Courante wurde von Paaren getanzt, mit kurzen Hüpf-, später Schreitschritten. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts entwickelten sich zwei Formen der Courante, die langsamere italienische Corrente und die schnellere französische Courante, für die häufige Wechsel zwischen Dreizweitel- und Sechsvierteltakt charakteristisch sind. Die spanische Sarabande, ein langsamer ¾ Takt , wird von Bach zumeist so weit verinnerlicht, dass ein Tanzzusammenhang kaum noch besteht. Sarabande, ein aus Spanien oder Mexiko stammender Tanz im Dreiertakt. In der Instrumentalmusik war sie ein gravitätischer Tanz im Dreihalbetakt. Ursprünglich war die Sarabande ein in Lateinamerika und Spanien populärer erotischer Paartanz, sie wurde 1583 von der Inquisition wegen ihrer zweideutigen Bewegungen verboten. Als stilisierte Musikform war sie in Frankreich und Deutschland ein langsames, in Italien, Spanien und England ein schnelleres Stück. In der Barockzeit war sie fester Bestandteil der Suite. Am Schluss steht die aus dem elisabethanischen England kommende Gigue, kontrapunktisch stark gearbeite, im 6/8 oder manchmal auch 12/8. Jig (Tanz), (französisch Gigue, italienisch Giga), ein seit dem 16. Jahrhundert auf den Britischen Inseln verbreiteter Volkstanz, der heute noch in Schottland und Irland lebendig ist. Beim englischen Tanz mit dem Namen Bacca Pipes Jig werden zwei Pfeifen auf den Boden gelegt, die von den Tänzern, ohne sie zu berühren, umtanzt werden müssen. Dieser Tanz ähnelt dem schottischen Schwerttanz Gilly Callum, bei dem statt der Pfeifen Schwerter auf den Boden gelegt werden. In Frankreich wurde die Jig vom Hof Ludwigs XIV. übernommen, wo sie sich als Gigue zu einem lebhaften, vorwiegend instrumentalen Tanz weiterentwickelte. In barocken Suiten von Komponisten wie Johann Sebastian Bach bildet eine Gigue den letzten Satz. Häufige Zwischensätze : Menuett : Menuett (zu französisch menu pas: kleiner Schritt), französischer Paar-Tanz in mäßig schnellem Dreiertakt, der im 17. Jahrhundert am Hof von Ludwig XIV. eingeführt wurde und im 18. Jahrhundert seine größte Popularität erlangte. Das Menuett, das vermutlich aus einem Volkstanz entstanden ist, wurde bereits im 17. Jahrhundert in die Kunstmusik aufgenommen (z. B. in Opern und Balletten von Jean-Baptiste Lully), und noch vor 1700 wurde es Bestandteil der Suite. In die Sinfonie kam das Menuett über die dreiteilige neapolitanische Opernsinfonia. In der Wiener Klassik erscheint das Menuett regelmäßig in den Sinfonien Haydns und Mozarts, meist als dritter Satz. Als französischer Hoftanz spiegelte das Menuett in seinen komplexen Mustern sowohl Ordnung als auch feine Einzelstrukturen wider. Er wurde immer nur von einem Paar getanzt, und zwar in der Reihenfolge des sozialen Ranges. Anfangs war das Menuett ein würdevoller Tanz in mäßigem Tempo, dessen Kennzeichen kleine Schritte, aufgerichtete Haltung und tiefe Knickse und Verbeugungen waren. Anglaise : Anglaise, auch Englischer Tanz, beliebter Gesellschaftstanz (schneller Kolonnentanz) vom 17. bis zum 19. Jahrhundert; auch Teil der Suite. Seit dem 17. Jahrhundert wurde der aus England stammende Reihentanz in Doppelreihen getanzt (Kolonnentanz). Die Anglaise entwickelte sich aus dem Contredanse und war am Hof Ludwigs XIV. sehr populär. Von hier aus verbreitete sich dieser Tanz über Europa (daher auch der in Deutschland gebräuchliche Name „Française” für die Anglaise). Die Anglaise ist meist im Zweivierteltakt in mittlerem bis raschem Tempo, besitzt starke rhythmische Akzente und eine einfache „volkstümliche” Melodie. Die Anglaise wurde auch als Satz in die Suite, besonders in die deutsche Klaviersuite, übernommen (z. B. in Johann Sebastian Bachs Französische Suite Nr. 3). Gavotte : Gavotte, französischer Tanz, bei dem Paare im Kreis zu Musik in mäßigem Tempo tanzen. Der Tanz hat seinen Namen von den Gebirgsbewohnern in der Provence, die spöttisch gavot („Lümmel”) genannt wurden. Im 17. Jahrhundert wurde dieser Tanz Hoftanz und blieb bis ins 19. Jahrhundert als Gesellschaftstanz beliebt. Noch heute wird er in baskischen und bretonischen Gebieten gepflegt. Bourree : Bourrée (von ital. borea), aus der Auvergne stammender Tanz, bekannt seit dem Ende des 16. Jahrhunderts. Die Bourrée war ursprünglich ein meist gesungener Tanz im Dreiertakt. Um 1650 wurde die Bourrée in die Suite aufgenommen. In der Abfolge der Suite stand die Bourrée an vorletzter Stelle. In der Suite veränderte sich der Charakter des Tanzes: Nun wurde die Bourrée meist im 4/4-(oder 2/2-)Takt gespielt. Der fröhliche Charakter der Bourrée wird durch den Auftakt und die häufige Synkopierung des zweiten und dritten Viertels bewirkt. Die Bourrée ist häufig Teil der Opernsuite (jedoch kein obligatorisches Element) – besonders in der Zeit nach Jean Baptiste Lully. Polonaise : Polonaise, ein höfischer paarweiser Schreittanz. Er entstand im 16. Jahrhundert als Volkstanz in Polen und wird dort heute noch im Brauchtum gepflegt. Ursprünglich war die Polonaise ein ruhiger Tanz in mäßigem, geradtaktigem Tempo, von dem sich im 18. Jahrhundert ein Instrumentalstück im erhabenen Dreivierteltakt ableitete. Die instrumentale Polonaise entwickelte sich außerhalb Polens und war in der Barockzeit, z. B. bei Johann Sebastian Bach, sehr beliebt. Die französischen und englischen Suiten sind in ihrer Namensgebung nicht ganz nachvollziehbar, jedenfalls nicht zwingend. Sicher ist, dass sich die drei Suiten Form in einer Art Pyramide entwickeln. Die franz. Suiten, die ihren Ehrgeiz in der kleinen Struktur und der Klarheit entwickeln. Die englischen Suiten, die viel freier und reicher ornamentiert und auch technisch aufwendiger sind, und an der Spitze die Partiten, die die aufwendigste Struktur haben. Entstanden sind die Suiten auch in dieser Reihenfolge, franz. engl. und Partiten, alle in den Jahren 1720 bis 1730. Die erste Suite hat noch herbe, fast archaische Züge. Die zweite in c-moll wirkt gelöster entspannter, weicher als ihre Vorgängerin, ist aber in der Tonsprache auch noch eher einfach. 3.Suite 4.Suite Fünfte und sechste Suite haben das früheste Mansukript, wurden später dann aber ausgetauscht, sind wesentlich später entstanden als die ersten vier und zeigen daher auch mehr Reife und Komplexität. 5.Suite 6.Suite