DIAGONALE SPECIAL # 1

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DIAGONALE SPECIAL # 1
In Kooperation mit Synema – Gesellschaft für Film und Medien
CARL MAYER, SCENAR[T]IST
Ein Filmautor zwischen Caligari und Exil
23. bis 30. März 2003 begleitend zur DIAGONALE – Festival des österreichischen Films
Die DIAGONALE widmet im Rahmen von Graz 2003 – Kulturhauptstadt Europas und in
Kooperation mit Synema dem legendären, in Graz geborenen Drehbuchautor Carl Mayer vom 23. 30. März 2003 das DIAGONALE Special Carl Mayer, Scenar[t]ist.
CARL MAYER, SCENAR[T]IST unternimmt eine Passage durch Leben und Werk dieses berühmten
Grazers, präsentiert in einer Retrospektive sein filmisches Œuvre, zeichnet in der neuen Publikation
„CARL MAYER, SCENAR[T]IST. Ein Script von ihm war schon ein Film /
A Script by Carl Mayer was already a Film“ seine Karriere nach und lädt zu einem Stadtspaziergang
der besonderen Art ein: An markanten Orten platzierte Videoscreens bieten Flaneuren die Möglichkeit,
das Mayersche Universum in Bildern und Tönen kennenzulernen. Damit schließt sich der Kreis – einer
Reise in die Vergangenheit, die Geschichte und das Kino, zurück ins Graz von 2003, wo heuer zum
zehnten Mal auch der nach dem Autor benannte Drehbuchpreis vergeben wird.
Carl Mayer, Scenar[t]ist
Ein Filmautor zwischen Caligari und Exil, 23. bis 30. März 2003
Helmut-List-Halle, augartenkino kiz, Grazer Innenstadt
Idee und Konzeption: DIAGONALE - Festival des österreichischen Films
in Kooperation mit SYNEMA - Gesellschaft für Film und Medien
Videoscreening: ZONE
Kontakt:
DIAGONALE – Festival des österreichischen Films
Mariahilfer Str. 113/43, 1060 Wien
Pressebüro: Andrea Pollach, Mahnaz Tischeh, Isabell Grill
T (+43/1 ) 5954556-23 od 24, F 5954556-20, E [email protected]
www.diagonale.at
Graz 2003 – Kulturhauptstadt Europas
Leitung Presse und Kommunkation: Astrid Luxenberger-Bader
T: +43(0)316 / 2003 DW 4002; E: [email protected]
www.graz03.at
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ZUR PERSON CARL MAYER
Die Biografie des Grazer Drehbuchautors zeugt von einem wechselhaften Schicksal, einem Leben
reich an Höhen und Tiefen, nicht unähnlich den Stoffen, die er so erfolgreich für die Leinwand
umsetzte.
Carl Mayer, 1894 in Graz geboren, wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Mit 15 muss er die Schule
verlassen und verdient sein Geld als Sekretär und Komparse an diversen Kleinbühnen. So führt ihn
sein Weg von Graz über Innsbruck und Wien schließlich 1917 nach Berlin, wo es ihn zum Film
hinzieht. Schon mit seinem ersten Drehbuch, der Vorlage zu dem expressionistischen Klassiker „Das
Cabinet des Dr. Caligari“, gelingt ihm 1919 ein phänomenaler Durchbruch und internationaler Erfolg.
Von da an arbeitet Mayer mit den gefragtesten Regisseuren der Zeit, v.a. immer wieder mit F. W.
Murnau, mit dem ihn eine produktive Partnerschaft verbindet. Mit seinem höchst eigenwilligen Stil,
seinem Interesse an der Welt der kleinen Leute und der Suche nach einer universellen Bildsprache
etabliert er sich als einer der bedeutendsten und innovativsten Autoren der Stummfilmzeit. Es
entstehen Meisterwerke wie „Der letzte Mann“ oder „Sunrise“, seine Drehbücher tragen ihm höchsten
Respekt von Kollegen und Kritikern und den ehrenvollen Titel „Filmdichter“ ein.
Doch neben den großen Erfolgen zeichnen sich ab Mitte der 20er-Jahre auch Schwierigkeiten ab.
Mayer, der Perfektionist, arbeitet zu lange an seinen Entwürfen und kommt in Konflikt mit den
Produktionsstudios, die ihn mit Klagen verfolgen. Er schreibt weiter, bleibt aber, um der Pfändung zu
entgehen, im Vorspann häufig ungenannt. Und auch die politische Entwicklung wirft ihre Schatten
voraus: Als Jude muss Mayer 1933 nach London fliehen, wo er sich anfangs noch mit Hilfe
befreundeter Emigranten über Wasser halten kann. Doch mit Kriegsausbruch werden seine
existenziellen Sorgen immer drückender. 1942 erkrankt er an Krebs, der falsch behandelt wird, und
Mayer stirbt schließlich völlig verarmt 1944 im Exil. Keine seiner in England entwickelten
Drehbuchvorlagen wurden je umgesetzt. Was bleibt, sind seine Filme, deren Faszination weiter
ungebrochen wirkt, und die seinen Ruf als Filmdichter und hervorragender Autor des Stumm- und
frühen Tonfilmkinos bis heute lebendig halten.
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Publikation
CARL MAYER, SCENAR[T]IST.
Ein Script von ihm war schon ein Film / „A Script by Carl Mayer was already a Film“
Carl Mayers Biografie kann auch exemplarisch für all jene gelesen werden, die gezwungen wurden,
ihre Heimat zu verlassen. Unter dem Aspekt des Exils, diesem nach wie vor sträflich vernachlässigten
Umgangs Österreichs mit einem wesentlichen Kapitel seiner Geschichte, möchten Brigitte Mayr,
Michael Omasta und Christian Cargnelli, die HerausgeberInnen einer bei SYNEMA erscheinenden
Publikation, das Leben und Werk dieses außergewöhnlichen Mannes betrachtet wissen. Das Buch will
dem Gesamtprojekt eine über das Festival hinausreichende Nachhaltigkeit verleihen und mit der
Aufarbeitung zu Mayers Person – in Fotos, Dokumenten und Texten „einen Beitrag zur
Wiedergutmachung leisten“.
Mit Beiträgen von Christian Cargnelli Horst Claus, Kevin Gouch-Yates, Renata Helker, Anne
Jespersen, Hermann Kappelhoff, Jürgen Kasten, Brigitte Mayr, Peter Nau, Michael Omasta, Wolf
Suschitzky, Patrick Vonderau.
Inhaltsverzeichnis:
Tribute by WOLF SUSCHITZKY
CARL MAYER, 1894–1944
BRIGITTE MAYR
AUFBRUCH INS UNGEWISSE
Carl Mayer. Ein Leben im Exil
CARL MAYER, 1894–1944
A Journey in 13 Stages
ESSAYS ÜBER CARL MAYER UND SEINE FILME
ESSAYS ON CARL MAYER AND HIS FILMS
PETER NAU
HALBEN WEGS ZWISCHEN NACHT UND MORGEN
Eine sentimentale Reise durch Filme von Carl Mayer
HALFWAY ALONG THE ROAD FROM NIGHT TO MORNING
A Sentimental Journey through the Films of Carl Mayer
JÜRGEN KASTEN
GRÜNE KÜSSE UND DAS LACHENDE GRAUEN DER GROSSEN LÜGE
Vom Dunkel der Filmgeschichte, von Drehbüchern und verschollenen Filmen
GREEN KISSES AND THE LAUGHING HORROR OF THE BIG LIE
On Darkness in the History of Film, on Screenplays and Lost Films
PATRICK VONDERAU
„AUF EINEM FELSEN HOCH OBEN ZWEI GESTALTEN. SCHATTENHAFT.“
Zu Carl Mayers Drehbuch „Der Gang in die Nacht“
“TWO FIGURES STAND HIGH UP ON A CLIFF. SHADOWY.”
On Carl Mayer’s Screenplay „Der Gang in die Nacht“
RENATA HELKER
„SCHÖN UND VON BESONDERER KULTUR.“
Olga Tschechowa in SCHLOSS VOGELÖD
“BEAUTIFUL AND VERY CULTURED.” Olga Tschechowa and SCHLOSS VOGELÖD
HORST CLAUS
SCHERBEN AUF DER HINTERTREPPE
Anmerkungen zum Kontext zweier „titelloser“ Kammerspielfilm-Produktionen
BACKSTAIRS SHATTERED
Comments on the Context of Two Kammerspielfilm-Productions, SCHERBEN and HINTERTREPPE
MICHAEL OMASTA
EINE CHINESISCHE BEGEBENHEIT IN 20 BILDERN
Fundstücke zu einem verlorenen Film von Robert Wiene und Carl Mayer:
DER PUPPENMACHER VON KIANG-NING (1923)
A CHINESE EPISODE IN 20 PICTURES
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Rediscovered Images from a Lost Film by Robert Wiene and Carl Mayer:
DER PUPPENMACHER VON KIANG-NING (1923)
HERMANN KAPPELHOFF
LITERARISCHE RECHERCHEN AM KINEMATOGRAFISCHEN BILD
Carl Mayer und die Poetik des Weimarer Kinos
LITERARY EXPLORATION OF THE CINEMATOGRAPHIC IMAGE
Carl Mayer and the Poetry of Weimar Cinema
ANNE JESPERSEN
TÖDLICHE WAHRHEIT ODER RAFFINIERTE TÄUSCHUNG
Die Frauen in den Filmen Elisabeth Bergners
DEADLY TRUTH OR ARTFUL DECEPTION
The Women in Elisabeth Bergner’s Films
KEVIN GOUGH-YATES
EIN DICHTER OHNE PUBLIKUM
Carl Mayer und der Wiener Kreis: England 1935–1944
A POET WITHOUT AN AUDIENCE
Carl Mayer and the Vienna Circle: England 1935–1944
VERTRIEBEN / EXPELLED
CHRISTIAN CARGNELLI
PORTRÄTS VON 50 FILMSCHAFFENDEN IM EXIL
PORTRAITS OF 50 FILM ARTISTS IN EXILE
CARL MAYER, FILME / FILMS
MICHAEL OMASTA
1919–1943: DIE FILME VON CARL MAYER IN DER ZEITGENÖSSISCHEN KRITIK
1919–1943: CARL MAYER’S FILMS IN CONTEMPORARY REVIEWS
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ERÖFFNUNG
„Carl Mayer, Scenar[t]ist“
23. März 2003, 19.30 Uhr Helmut-List-Halle
DER LETZTE MANN (D 1924, R: Friedrich Wilhelm Murnau, 88 min)
Österreichische Erstaufführung der restaurierten Fassung mit neuer Musik
Lesung: Otto Sander liest Texte über Carl Mayer und eine Szene aus dem Drehbuch zu
"Der letzte Mann"
DER FILM
„Der letzte Mann“ aus dem Jahre 1924 ist einer der zeitlosen Klassiker der Filmgeschichte. Die
tragische Geschichte des Hotelportiers, der zum Toilettenwärter herabsinkt, gilt aus mehrerlei
Gründen als revolutionäres Meisterwerk. Ohne jeden Zwischentitel, befreit von der Last und
Schwerfälligkeit des Wortes, gelingt es Murnau und seinem kongenialen Partner Carl Mayer, in völlig
neuartiger Weise ausschließlich in Bildern zu erzählen – unterstützt von Karl Freunds entfesselter
Kamera, die herabstößt, emporsteigt, voran fährt, durch Türen und Fenster wandert, die Handlung
vorwegnimmt, ihr folgt, sie deutet und selbst Zeuge der sich entwickelnden Ereignisse, ja geradezu ihr
Protagonist wird.
DIE MUSIK
Die Originalmusik zu „Der letzte Mann“, die bei der Uraufführung 1924 im Ufa-Palast am Zoo erklang,
stammt vom bekannten italienischen Filmkomponisten Giuseppe Becce. Seit der Stummfilmära wurde
sie nie wieder in größerer Orchesterbesetzung aufgeführt. Der deutsche Komponist Detlev Glanert
wurde von ZDF/ARTE beauftragt, Becces Partitur zu bearbeiten und in neuem Lichte erstrahlen zu
lassen. „Ich habe mich vollkommen in eine andere Kompositionspersönlichkeit hineinbegeben“, so
Glanert, „versucht, dessen Augen und Ohren anzunehmen, um mit meiner Hand das vorhandene
Fragment zum Leben zu erwecken – Becce quasi zu rekomponieren, um einer faszinierenden
Filmmusik ihren ursprünglichen Wirkungskreis in vollem Umfang wiederzugewinnen.“ Detlev Glanert,
1960 in Hamburg geboren, tritt seit gut 15 Jahren mit Sinfonien und Opernwerken hervor, zuletzt mit
der Oper Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung.
DAS ORCHESTER
Unter Leitung von Wolfgang Hattinger begleitet die „szene instrumental“ in der OriginalorchesterBesetzung der Filmmusik von Detlev Glanert mit 38 Musikern live die Aufführung von „Der letzte
Mann“. Das Ensemble „szene instrumental“ wurde 1994 von Wolfgang Hattinger für die Gestaltung
von Porträts zeitgenössischer KomponistInnen für den ORF gegründet. In der Folge profilierte es sich
durch die Entwicklung und Gestaltung außergewöhnlicher und spartenübergreifender
Konzertprogramme, etwa für das „Musikprotokoll“ beim steirischen herbst, das Festival „Hörgänge“ im
Wiener Konzerthaus und die Biennale Zagreb. Seit Bestehen des Ensembles umfasst ein wesentlicher
Tätigkeitsbereich die Förderung junger österreichischer Komponistinnen und Komponisten durch die
regelmäßige Vergabe von Kompositionsaufträgen.
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DIE RESTAURIERUNG DES FILMS
In Vorbereitung der Murnau-Retrospektive im Rahmen der Berlinale 2003 wurde der renommierte
Filmhistoriker und Stummfilmexperte Luciano Berriatúa von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
beauftragt, eine restaurierte Fassung des Films „Der letzte Mann“ herzustellen. Als Ausgangsmaterial
dienten ihm dabei verschiedene Fassungen des Films, die über Archive in aller Welt verstreut
waren: Ein Dup-Negativ wurde in der Cinémathèque Suisse in Lausanne aufgefunden, weitere
(Teil-)Versionen existierten im Museum of Modern Art, New York, Bundesarchiv/Filmarchiv, Berlin,
und in der Murnau-Stiftung selbst. Anhand aller dieser Materialien konnten die beiden Originalnegative
rekonstruiert werden, die für die Auswertung des Films in Deutschland und für den Export vorgesehen
waren. Da als Vorlagen Nitromaterialien des Originalnegativs bzw. Kopien der ersten Generation zur
Verfügung standen, gelang es, den Film in originaler Schnittfolge und ausgezeichneter Bildqualität
wiederzugewinnen.
KARTEN für die Eröffnungsgala
Karten für die Eröffnung des DIAGONALE Specials Carl Mayer, Scenar(t)ist - am 23. März 2003, um
19.30 Uhr in der Helmut-List-Halle - sind in der 03 info und bei der DIAGONALE-Box erhältlich.
Kartenpreis: € 18,03 info:
DIAGONALE-Box:
Mariahilferplatz 2, 8020 Graz
5. - 23. März 2003:
tgl. 9.00 bis 19.00
Färberplatz, 8010 Graz
14. März - 23. März 2003:
tgl. 13.00 bis 20.00
Infotelefon:
0316 / 2003
Infotelefon ab 14. März 2003:
0316 / 83 66 61
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MATINEE FÜR MAYER
24. März 2003, 21.00 Uhr, augartenkino kiz
Restkarten am 24. März ab 12.00 Uhr im augartenkino kiz
In dieser Sonderveranstaltung von CARL MAYER, SCENAR[T]IST soll das Werk des berühmten
Filmautors in besonderer Weise beleuchtet und vertieft werden.
Horst Claus, Filmhistoriker und Professor an der University of the West of England, Bristol, wird das
Stummfilmfragment „Vanina“ aus dem Jahre 1922 präsentieren, ein „in Blut und Rauch und
Rausch, in den Purpur komprimierter Leidenschaft getauchtes, schwer romantisches Lied“, wie ein
zeitgenössischer Kritiker diese von Mayer verfasste und vom früh verstorbenen Arthur von Gerlach
inszenierte filmhistorische Rarität beschrieben hat.
Ein geführter Stadtspaziergang soll Gelegenheit bieten, Carl Mayers Leben und Werk mittels eines
visuellen Videoscreening-Leitsystems nachzuvollziehen – von seinen Jugendjahren in Graz über
seine erfolgreiche Zeit als Filmautor in Berlin bis zu seinem allzu frühen Tod im Londoner Exil.
Abgerundet wird die Matineeveranstaltung durch eine Gesprächsrunde, in der CARL MAYER,
SCENAR[T]IST in seiner Gesamtheit vorgestellt und die bleibende Bedeutung des Autors für den Film
gemeinsam diskutiert werden.
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LESUNG
26. März 2003, 21.00 Uhr, augartenkino kiz
OTTO SANDER LIEST SUNRISE
“A script by Carl Mayer was Already a Film”, schrieb Karl Freund, sein bevorzugter Kameramann,
anno 1947. Aber das war freilich nur die halbe Wahrheit, denn „ein Drehbuch von Carl Mayer“ ist auch
schon Literatur.
SUNRISE, 1. Akt. – – –
Aus Kerzenlicht aufhellend. Einfaches Zimmer. – Ein Schrank steht geöffnet. – Kleider hängen. –
Wäsche liegt umher. – Koffer rückwärts. – Jetzt: – Hochbeinig ins Bild: – In durch Umhang knapp
verhülltem Negligée: – Ein Grosstadtgeschöpf. – Hübsch. – Pikant. – Kokett? – Zigarette eben
entzündend über der Kerze – Rauchend jetzt Umschau haltend. – Was zieht sie an? – So berührend
manche Kleider. – Selbstkokett immer. – Endlich: – Weiss sie’s? – So schon fallend lassend den
Umhang. – Dass sie jetzt ganz im Negligée. – Und da! – Schnitt schon! – – – Bauernküche. – Aelterer
Bauer. – Aeltere Frau. – Abendrot. – Speck und Brot. – Karg. Stumm. – Jetzt: – In der sich öffnenden
Tür: – Jene Person. – In stadtkecker Kleidung. – Zigarette im Mund. – So hereinlachend ungeniert. –
Fuss auf eine Bank stellend. – Ihn abzuwischen lassend offensichtlich. – Da erhob sich die Bäuerin. –
Irgendwie nicht sehr gern. – Denn: Jetzt: Während der Bauer stumm weiter isst: – Gross: – Wischt sie
mit einem Lappen ungern über jener Schuh. – Mit fast verächtlichem Blick streifend deren Beine und
Kleid. – Sekunden so. – Dann: – – – Dieses Bauernhaus von aussen. – Abenddunkelnd. – Jetzt: –
Heraustretend: S i e ! – Irgendwie selbstkokett immer. – So Handschuhe anziehend. – Und
kurzrockhaft jetzt gehend.
Der Schauspieler Otto Sander liest Szenen aus “Sunrise – A Song of two Humans”.
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SYNEMA - Gesellschaft für Film und Medien
Neubaugasse 36/1/1/1
1070 Wien
Tel./Fax (+1) 523 37 97
[email protected]
Unser Programm steht gleichzeitig für Kooperation und Offenheit, für einen grenzüberschreitenden
Diskurs zwischen den Disziplinen, zwischen Theorie und Praxis, zwischen KünstlerInnen und
WissenschafterInnen. "Film" als Begriff kann heute weniger denn je auf das Bedeutungsfeld "Kino"
reduziert werden, sondern meint eine Vielzahl von medialen Ausprägungen. Dementsprechend
sollte es Aufgabe der wissenschaftlichen Auseinandersetzung sein, diesen Paradigmenwechsel
nachvollziehbar zu machen, wobei sich SYNEMA als ein Instrumentarium der Vermittlung von Wissen
sieht.
Dieser Vermittlungsaspekt war für die Gründung von SYNEMA 1984, damals noch Gesellschaft für
Filmtheorie, ausschlaggebend, deren Zielsetzung ist, außeruniversitär eine systematische Tätigkeit im
Bereich der Filmwissenschaft zu entfalten. Film- und Medieninteressierte sind in ein Netzwerk
regelmäßiger SYNEMA-Aktivitäten (Seminare, Workshops, Symposien, Vorträge, Gesprächsreihen,
Retrospektiven) eingebunden, und die Erkenntnisse aus unserer Forschungstätigkeit werden mit
SYNEMA-Publikationen einem breiten LeserInnenkreis zur Verfügung gestellt, darunter
Veröffentlichungen wie Hugo Münsterbergs psychologische Studie Das Lichtspiel, eine Untersuchung
der Praxis der Ideen von Jean-Luc Godard und Gilles Deleuze mit dem Titel
Projektion. Montage. Politik. von Elisabeth Büttner und das Periodikum
Kinoschriften, ein Lesebuch des Filmischen.
"Carl Mayer, Scenar[t]ist" ist eine Fortsetzung der über Jahre bewährten Kooperation zwischen
diagonale und SYNEMA, die sich bislang den Themen "Der österreichische Film von seinen Anfängen
bis heute" mit dem eindrucksvollen Sonnenstrahl und dem unterhaltsamen 1. April 2000 annahm
und die historisch wichtige Reihe "Lights out in Europe - Dokumentarfilme gegen den Faschismus"
präsentierte. Zuletzt feierten wir gemeinsam den Filmemacher Alexander Hammid in einem
einwöchigen "Tribute to Sasha" und wollen nun mit "Carl Mayer, Scenar[t]ist" einen weiteren
Schwerpunkt unserer Arbeit zu dem bislang sträflich vernachlässigten Thema Film und Exil setzen.
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DIAGONALE SPECIAL # 1
In Kooperation mit Synema – Gesellschaft für Film und Medien
CARL MAYER, SCENAR[T]IST
Ein Filmautor zwischen Caligari und Exil
23. bis 30. März 2003 begleitend zur DIAGONALE – Festival des österreichischen Films
Retrospektive
DAS CABINET DES DR. CALIGARI
D 1920. Regie: Robert Wiene. Drehbuch: Carl Mayer, Hans Janowitz. Kamera: Willy Hameister.
Bauten: Hermann Warm, Walter Reimann, Walter Röhrig. Darsteller: Werner Krauß, Conrad Veidt,
Friedrich Feher, Lil Dagover, Hans Heinz von Twardowski. Länge: 73 Minuten.
Mit einer Einführung von Kevin Brownlow, London
Expressionistische Kino-Explosion. Schattenspiel an einer grauen Wand. Beginn eines neuen
Zeitalters der Kinematografie. „Dieses außerordentliche Werk ist eine metaphysische Konstruktion im
Kleid eines melodramatischen Thrillers und berichtet scheinbar von einem verrückten Zauberer, der
einen Schlafwandler mittels Hypnose zum Morden bewegt. Überzogen von atavistischem,
namenlosem Schrecken, beschwört und nutzt der Film unbewußte, primitive Ängste des Zuschauers
aus. Er erschafft sein eigenes magisches Universum und erklärt Dunkelheit und Nacht zur Arena
menschlicher Furcht und Beklemmung. Dekor und Szenerie sind übersät mit Emotionen und völlig
künstlich (oft nur aufgemalt) und voller verzerrter Perspektiven und Verwerfungen. Wacklige Straßen,
krumme Bauten und Decken, Wände, die dazu neigen, gegeneinander zu fallen, und sogar abstrakte
Muster dienen dazu, Platzangst und drohendes Chaos zu betonen.“ (Amos Vogel)
HINTERTREPPE
D 1921. Regie: Leopold Jessner. Bildgestaltung: Paul Leni. Drehbuch: Carl Mayer. Kamera: Karl
Hasselmann. Darsteller: Henny Porten, Fritz Kortner, Wilhelm Dieterle. Länge: 54 Minuten.
Mit einer Einführung von Horst Claus, Bristol
„Regennacht ist. Schwarz ruht der Hof“. Dreiecksgeschichte: Dienstmädchen, Briefträger,
Handwerker. Personen ohne Namen. Knapp die Fabel, eng der Raum, kaum Luft zum Atmen.
Kammerspiel mit tödlichem Ausgang.
„Ein konsequentes, prachtvoll gebautes Manuscript, geladen mit Energie und Schicksal, ohne eine
einzige tote Stelle, das auf jeden Zwischentext verzichtet und dennoch vollendet klar bleibt: das erste
ganz durchlebte, durchfühlte Filmmanuscript meiner Erfahrung. Carl Mayer heißt der Dichter – heißt er
wirklich Carl Mayer? Die spukhaft traurige Hinterwelt, die Hintertreppenwelt zwischen Höfen und
Durchgängen und Torwegen, von Jeßner mit Meisterschaft gestaltet; die andre Menschenwelt, die im
Licht, die von der Fassade des Lebens, nur kollektiv, nur anonym hereinlugend. Ein vollkommenes
Werk das Ganze.“ (Bruno Frank, 1921)
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SCHERBEN
D 1921. Regie: Lupu Pick. Drehbuch: Carl Mayer, Lupu Pick. Kamera: Friedrich Weinmann. Darsteller:
Werner Krauß, Hermine Strassmann-Witt, Edith Posca, Paul Otto. Länge: 62 Minuten.
Mit einer Einführung von Horst Claus, Bristol
„Ein Kammerspiel im Freien. Der Film führt uns in die einsame Landschaft des winterlichenRiesengebirges.Regelmäßigwandert
der Bahnwärter seine Strecke ab. Stumpf und emotionslos läuft das Leben in geregelten Bahnen. Der
Verführer taucht auf. Die Tochter, vom eintönigen Dasein ihres Lebens verzweifelt, begibt sich willig in
ein nächtliches Abenteuer. Die strenge Moral der Mutter richtet sich gegen sie selbst, und sie rennt
hinaus, um zu beten und zu sterben. Der Vater erwürgt den Verführer, dann geht er auf Patrouille und
winkt mit seiner Signallampe, um den Schnellzug anzuhalten. Er stellt sich. Aus der Höhe eines
Felsens über den Geleisen sieht die Tochter, wahnsinnig geworden, dem Zug nach.“ (Joe Hembus /
Ilona Brennicke)
„Eine ganz einfache Handlung, die leicht zu ganz üblem Kinokitsch hätte verarbeitet werden können.
Was aber Carl Mayer daraus gemacht hat, ist ein ergreifendes Seelengemälde. Mayer hat überall
die Stimmungen mit den Augen eines Dichters geschaut, aber nicht mit denen eines Dichters alten
Schlages, dessen Poesie bei den Schönheiten der Natur aufhört, sondern eines ganz Modernen, der auch die
unerhörte Poesie begriffen hat, die uns Attribute der Zivilisation wie Eisenbahn und Telegraph gebracht hat.“
(„Film-Tribüne“, 1921)
SCHLOSS VOGELÖD
D 1921. Regie: Friedrich Wilhelm Murnau. Drehbuch: Carl Mayer, nach dem Roman von Rudolf Stratz.
Kamera: Fritz Arno Wagner, Laszlo Schaeffer. Darsteller: Arnold Korff, Lulu Kyser-Korff, Lothar
Mehnert, Paul Bildt, Olga Tschechowa, Paul Hartmann, Hermann Vallentin, Julius Falkenstein. Länge:
81 Minuten
Mit einer Einführung von Renata Helker, Berlin
„Umwaldet im Abend. Zweistöckig steht das Schloss. Jahrhunderthaft. Manche Fenster sind
erleuchtet. Und es regnet sehr.“ Kriminalmelodram von Carl Mayer: Mord, Eifersucht, Spuk, Dämonie.
Adelige Verwirrungen derer von Oetsch und Safferstätt. Der Dekor als Modell einer Seelenlandschaft:
Gezügelte Leidenschaften, große Nüchternheit, tragische Konversationen im Abendanzug, raffiniert
unterbrochen durch Blicke auf Seen und Wälder.
„Der jüngere Graf Oetsch empfängt ‚die himmlische Süßigkeit’. Ein paar Tage verreist – und
zurückkommt ein Heiliger. Ich finde das sehr witzig von dem Verfasser, Carl Mayer, daß er gar nicht
sagt, wieso; und daher, witzigerweise, von seinem Publikum mehr seelische Mitarbeit voraussetzt, als
es irgendein Dramatiker der Gegenwart wagen würde. Das Publikum war paff; wagte nicht einmal zu
lachen. Ausgezeichnet.“ (Willy Haas, 1921)
DER LETZTE MANN
D 1924. Regie: Friedrich Wilhelm Murnau. Drehbuch: Carl Mayer. Kamera: Karl Freund. Darsteller:
Emil Jannings, Maly Delschaft, Max Hiller, Emilie Kurz, Hans Unterkircher, Olaf Storm, Hermann
Vallentin. Länge: 88 Minuten.
Mit einer Einführung von Daniela Sannwald, Berlin
Ein Hotelportier als tragischer Held: Degradiert zum Toilettenwärter, wartet er nur noch auf den Tod.
„Dieses revolutionäre Meisterwerk des Stummfilms verzichtet völlig auf Zwischentitel, erzählt seine
Geschichte ganz in der visuellen Art einer Pantomime und mit einer bewegten Kamera, die so sehr in
Handlung und Dekors einbezogen ist, daß ganze Sequenzen sich an einem Stück, ohne Schnitte,
entwickeln. Während Karl Freunds Kamera auf spezielle Vehikel oder schwingende Kräne montiert
wurde, waren die Dekors so gebaut, daß sie der Kamera jederzeit volle Bewegungsfreiheit ließen. Die
Kamera stößt herab, steigt empor und fährt voran, wandert durch Türen und Fenster, nimmt die
Handlung vorweg, folgt ihr, deutet sie, wird zum Zeugen der sich entwickelnden Ereignisse oder deren
Protagonist. Die weltweite Wirkung dieses Films bewies, daß eine neue Methode, in Bildern zu
erzählen, entwickelt worden war, die den Film zu einer ausgewachsenen visuellen Kunstform machte.“
(Amos Vogel)
DIAGONALE - FORUM ÖSTERREICHISCHER FILM BÜRO WIEN Mariahilferstraße 113/43, A-1060 Wien TEL +43/1/595 45 56 FAX +43/1/595 45 56-20
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SUNRISE
USA 1927. Regie: Friedrich Wilhelm Murnau. Drehbuch: Carl Mayer, nach der Erzählung „Die Reise
nach Tilsit“ von Hermann Sudermann. Kamera: Charles Rosher. Darsteller: George O’Brien, Janet
Gaynor, Margaret Livingston, Bodil Rosing, J. Farrell MacDonald. Länge: 102 Minuten.
Mit einer Einführung von Michael Palm, Wien
„The greatest picture that has been produced!“ (John Ford)
Delirium der Gefühle. Großes Melodram. Ein Farmer wird von einem Vamp aus der Stadt verführt und
dazu überredet, seine Frau zu ertränken. Er bringt es nicht fertig. Mit seiner Frau verbringt er einen
glücklichen Tag im Vergnügungspark. Als die beiden über den See zurückfahren, bricht ein Sturm los,
die Frau fällt über Bord, der Mann sucht verzweifelt nach ihr, glaubt sie ertrunken. Ein Ende in
Harmonie.
„Carl Mayers Dichtung hat einen genialen Punkt: die zauberhafte Bildüberleitung aus einem zufälligen
Hochzeitspaar in der Kirche zu den beiden Wiederversöhnten –, so daß aus ihnen ein Hochzeitspaar
wird. Wundervolle Bildwendung, in der gewissermaßen ein irdischer Vorgang mit dem Himmel
verbunden wird. Sie hat ferner einen unglaublich graziösen, anmutigen Punkt: das Weiterspinnen
einer Liebesszene im Trubel des Großstadtlebens in eine selige Phantasielandschaft hinein – was
natürlich mit einer schweren Verkehrsstörung endet.“ (Willy Haas, 1927)
DER TRÄUMENDE MUND
D/F 1932. Regie: Paul Czinner. Drehbuch: Paul Czinner, Carl Mayer, nach Motiven des Bühnenstücks
„Mélo“ von Henri Bernstein. Dramaturgische Leitung: Carl Mayer. Kamera: Jules Krueger. Darsteller:
Anton Edthofer, Elisabeth Bergner, Rudolf Forster, Margarete Hruby, Jaro Fürth. Länge: 93 Minuten.
Mit einer Einführung von Michael Omasta, Wien
„Es geht darum, daß ein braver Alltagsmensch mit einer ganz besonders sensiblen Frau glücklich
verheiratet ist, augenscheinlich wenigstens glücklich. Bis in der Gestalt eines Künstlers, eines
Jugendfreundes ihres Mannes, der Mensch in ihr Leben tritt, dem sie sich instinktiv innerlich
wohlverwandt fühlt. Zwischen beiden erwacht jäh und ungewollt die große Leidenschaft. Der im Film
so seltene tragische Schluß kommt hier sehr stark heraus. Carl Mayer hat ihn sehr feinfühlig zu
gestalten gewußt.“ (Fritz Olimsky, 1932)
„Fluktuierendes Zwischenspiel der Seelen, das die Kamera reflektiert, das Worte zum Tönen bringen.
Nichts braucht vor sich zu gehen an dramatischer Handlung. Der Vorgang liegt zwischen den Zeilen –
wieder kann Paul Czinner hier langausspielend die inneren Beziehungen zwischen Menschen
offenbaren, Latentes zwischen Mann und Frau, durch einen Aufblick, eine Handbewegung, einen
Wortfetzen, durch Wendungen, die über den Dialog der scheinbaren Alltäglichkeit hinaus andere
tiefere Bedeutung haben.“ (Lotte Eisner)
THE FOURTH ESTATE
GB 1940. (Uraufführung: 25. Oktober 1970). Regie, Drehbuch: Paul Rotha. Dramaturgische Beratung:
Carl Mayer. Kamera: James R. Rogers, Harry Rignold, A. E. Jeakins. Länge: 62 Minuten.
Mit einer Einführung von Wolfgang Suschitzky, London
Eine Produktionshalle. Riesige Maschinen. Antriebsräder, die nie stillstehen. Man glaubt sich im
Bauch eines Ozeandampfers. Doch hier wird eine Zeitung gemacht. Nicht irgendeine, sondern eines
der renommiertesten Blätter der Welt. „The Times“.
Nächtliche Redaktionssitzungen. Auslandskorrespondenten bei der Recherche. Ein müder
Theaterkritiker im Frack, der direkt von der Premiere an den Schreibtisch muss. Nachrichten werden
gesammelt und aussortiert. Der Chefredakteur streicht ein. Die Setzer gießen die Druckplatten.
Bürstenabzug. Korrektur. Fahne. In letzter Sekunde: eine neue Spitzenmeldung – Gipfelsturm im
Himalaja! Jeden Tag die gleiche Routine. Jeder Tag so einmalig wie diese Zeitung.
Ein Film über „The Times“, wie „The Times“ sich selbst sieht. Ein Film über einen fiktiven Tag aus dem
Leben einer Zeitung: 31. Juni 1939.
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WORLD OF PLENTY
GB 1943. Regie: Paul Rotha. Co-Regie: Yvonne Fletcher. Drehbuch: Eric Knight, Paul Rotha.
Dramaturgische Beratung: Carl Mayer. Kamera: Wolfgang Suschitzky, Peter Hennessy. Diagramme:
Isotype Institute. Länge: 45 Minuten.
Mit einer Einführung von Wolfgang Suschitzky, London
„Dieser dokumentarische Film, den Paul Rotha für das britische Informationsministerium produzierte,
zeigt, worum es bei der soeben abgeschlossenen Ernährungskonferenz von Hot Springs ging. Ein
Wirbel der Vitamine und des wirklichen Lebens. Einfallsreicher als ein guter Unterhaltungsfilm
(Manuskript: Eric Knight, Autor von This Above All). Innerhalb von kaum 45 Minuten hat der
Zuschauer erfahren, was nach dem Krieg anders werden muss – aus erster Hand erfahren: von
Landwirten in aller Welt, von Sir John Orr und Sir John Russell, dem Wissenschaftler, von Lord
Woolton, von Henry Wallace, Amerikas Vize-Präsidenten. Eine Hausfrau erklärt Uneingeweihten die
Geheimnisse der britischen Lebensmittelkarten. Das Oxforder Isotype Institute (die Werkstatt des
Wieners Otto Neurath) hat filmgerechte Statistik beigesteuert. Nur ein Punkt blieb dem Berichterstatter
ungewiss: wo soll die Grenze zwischen nationaler Agrarstützung und internationaler Arbeitsteilung
gezogen sein?“ (Cd., „Die Zeitung“, 11. Juni 1943)
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DIAGONALE SPECIAL # 1
In Kooperation mit Synema – Gesellschaft für Film und Medien
CARL MAYER, SCENAR[T]IST
Ein Filmautor zwischen Caligari und Exil
23. bis 30. März 2003 begleitend zur DIAGONALE – Festival des österreichischen Films
VIDEOSCREENING
23. bis 30. März / 0 – 24 Uhr / Grazer Innenstadt
Das Thema CARL MAYER gliederte sich in neun Kapitel. Neun visuelle Zugangsweisen, neun
Zäsuren, neun Videos, die auf DVD-Basis an ausgewählten Orten im öffentlichen Raum in Graz
präsentiert werden.
Ausgangspunkt war, mit modernen Bildwerkzeugen zu arbeiten, ohne dabei die filmische Arbeit Carl
Mayers zu beschneiden. Der Zugang sollte filmisch sein, das Screendesign Mayers filmische
Umgangsweise unterstreichen. Mit dem Einsatz von Farben und Typographien wird die Konzentration
auf Filmcharaktere und Inhalte gelenkt. Bildteilungen und Skalierungen variieren je nach
thematischem Zusammenhang. Clipartige Übergänge prägen die neu geschaffenen, verdichteten
Bildcollagen, die sich nicht unbedingt in einem Kontext chronologischer Abfolgen bewegen. In
Anlehnung an Bildrhythmen aus Filmen von Carl Mayer sind durch die von ZONE vorgenommene
Bearbeitung und Montage neue, zusätzliche Bewegungsbilder entstanden. Viel Raum zur visuellen
und inhaltlichen Orientierung mit dem bedeutenden Drehbuchautor Carl Mayer.
Neun Videos. Das sind neun optische Entwürfe mit bewusst skizzenhaften Texten. Die Kombination
aus alten und neuen Bildrhythmen: eine neue Herausforderung für die Komposition und die Vertonung
der Videos.
(Dagmar Bever, ZONE)
Produktion & Gestaltung Videoscreening: ZONE
Musikkonzept: Ute Pinter
Idee: SYNEMA
Locationdesign: Helmut Kaplan
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MUSIKKONZEPT
Ausgangspunkt des musikalischen Konzeptes war es, sehr unterschiedliche Musiker- und
Komponistenpersönlichkeiten zur Vertonung von 6 Monitorstationen des Carl-Mayer-Videoscreenings
einzuladen, die auch grundsätzlich in ihrer bisherigen theoretischen oder praktischen Beschäftigung
mit Film sehr unterschiedliche Zugangsweisen zum Umgang mit diesem Medium, dem Themenkreis
Filmmusik und Vertonung von laufenden Bildern versprachen. Dabei ordnen sich die Kompositionen
aber nicht dem Visuellen unter, vielmehr treten sie als gleichwertige und eigenständige, dabei aber um
nichts weniger sensibel auf die optische Ebene reagierende und diese als Ausgangspunkt ihrer
Kompositionen akzeptierende Partner des Visuellen auf., Drei weitere, unvertonte Stationen sind
biografischen Kapiteln gewidmet bzw. als imaginäre Gedenktafel konzipiert. Die insgesamt zehn
Musiker aus Österreich, der BRD und Australien repräsentieren signifikante Vertreter unterschiedlicher
Szenen, auch wenn sich über die Klammer der in sich ja ebenso diversifizierten "Elektronikszene", der
sie angehören bzw. mit der sie in intensivem Austausch stehen, wieder der Kreis schließt, ein großer
akustischer und auch konzeptueller Bogen gespannt ist. Das Potential des Instrumentariums, der
Klanggenerierung und der technischen Möglichkeiten ist dabei vielfältigst: akustisch eingespieltes
Klangmaterial (wie es beispielsweise Franz Hautzinger auf seiner Vierteltontrompete oder Tony Buck
auf verschiedenen Percussionsintrumenten produziert) trifft auf synthetisch erzeugte Klänge (wie sie
etwa Karlheinz Essl mit seinem in MAX/MSP geschriebenen Realtime Composition Environment
"m@ze°2" generiert oder thilges3 mit Doepfer A-100, Moog Prodigy und Harddisk Recording als ihr
Instrumentarium schaffen), wird verfremdet, weiterbearbeitet, gefiltert, geloopt, geschichtet ... Sechs
überaus spannende, eigenständige musikalische Arbeiten sind entstanden, die dem Bild neue
Dimensionen eröffnen. (Ute Pinter)
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C Rythmus
In Carl Mayers Szenarien fusionieren zwei artifizielle Sparten, das Schreiben für den Film und das
Denken in Bildern. Mayer denkt filmisch, sinniert, schon während er schreibt, über
Kamerabewegungen und Rhythmus. In seinem brillanten literarischen Ausgangsmaterial läßt sich
bereits die späterer kinematische Visualisierung erahnen.
Carl Mayers Drehbücher erinnern an Partituren. Er fasst die innere Befindlichkeit seiner Figuren in
musikalisch getönte Bildkompositionen – aus Wörtern, Takten und Sätzen. Entfesselt die Kamera.
Liefert im Script gleich die Regieanweisungen mit: „Karg. Möbel kaum. Nur Wände!“ bestimmt die
Schauplätze, „Gesamter. Näher. Groß“ den Perspektivewechsel, „Jäh an den Apparat heranreißend!“
die Kamerabewegung ... – und ein Punkt, gesetzt mittendrin, den Schnitt.
Musik: buck/zeitblom
Tony Buck (drums & percussion) zeitblom (electronics)
www.charhizma.com/komfort2000/buck.html
www.thenecks.com/pages/bios.html
www.zeitblom.de
Takt – Wiederholung – Rhythmus sind die Werkzeuge für das Erleben von „sync events“, den
synchronen Ereignissen zwischen Licht und Ton. Harmonie, Energie und ekstatisches Zeiterlebnis mit
strengen rhythmischen Mustern werden in Einklang gebracht, d. h. Bild-inhalt, Kamera, Schnitt und
Komposition in ein strenges „Zeitachsen-Gerüst“ eingebettet. Ein rhythmisches Gebäude aus Licht
und Ton, das komplex ist, exakt, schnell, und eine gewisse Kraft besitzt. Maß – Harmonie –
Rhythmus.
Tony Buck geb. 1962 in Sydney, einer der kreativsten und risikofreudigsten Exporte Australiens mit
internationaler Erfahrung und Reputation. Er ist seit Jahren an einer Vielzahl höchst unterschiedlicher
Projekte beteiligt. Neben The Necks ist er vielleicht als Leader der hardcore/impro-band PERIL am
besten bekannt.
zeitblom geb. 1962, lebt in Berlin. Elektronik-Musiker, elektroakustischer Komponist, Produzent,
Sounddesigner. Er gründete die Avant Rock Band Sovetskoe Foto (1984–93). Zusammenarbeit u.a.
mit Fred Frith, John Zorn, Arto Lindsay, Zeena Parkins, Pyrolator, Christian Marcley. Elektronik-Duo
Golden Tone mit Christian Fennesz. Musiken für Theater, Tanz und Film, Radio-Hörstücke, zahlreiche
Veröffentlichungen.
A Stimmungen
54. Bild. Hellt ganz langsam auf: Das Meer. Es schweigt der Sturm. Dahin brandet das Meer. Weit
gegen das Firmament. Und! Empordrehend: Klar ist die Nacht. Es steht der Mond. Ende.
Bewegung und Statik im Textuellen. Dagegengesetzt, der Einsatz von Licht und Schatten im
Visuellen. Das Bild, ob hell oder dunkel, definiert auch die Charaktere, die Seelenbefindlichkeit der
Figuren, die Stimmungen.
Eine heimliche Begegnung. Eine beginnende Liebschaft. Eingeengt von den Verhältnissen: Die
Straße, zu hell, um die gegenseitige Anziehung verbergen zu können. Wenig Platz für so große
Gefühle.
Die stimmigen Tönungen finden sich in Mayers Drehbüchern allerorten: ob beim geheimnisvollen Blick
in den Spiegel, ob in den Bilder des schmachtenden Begehrens, des furchteinflößenden Schreckens,
von verwirrenden Träumen oder vom traurigen Abschied.
Musik: thilges3
www.thilges.at
Gammon, Nik Hummer, Armin Steiner (Doepfer A-100, Moog Prodigy, Hardisk Recording)
Was landläufig unter „Bespielen“ verstanden wird, wird bei thilges3 zur differenzierten
Auseinandersetzung mit dem Ort, seinem Publikum und dessen Vorstellungswelten. Der Ort der
Auseinandersetzung ist bei einem Filmscore der Kinosaal oder das Wohnzimmer. Im besten Fall
erlangt der Film durch die physische Form der Schallwellen so eine dreidimensionale Bedeutung. Ein
Filmkomponist kann die Bilder um den Zuseher „krümmen“. Das heißt, dass er die Motive
(Handlungsorte) des Filmes assoziativ gestalten kann. Man kann die Arbeiten von thilges3 vielleicht
als „Musiktheater“ beschreiben. Die Inszenierung der musikalischen Darbietung funktioniert allein
durch die Wahl der Mittel und des Ortes. Die Arbeit mit den Qualitäten dieser Plätze führt zu narrativen
Erlebnissen beim Zuhörer.
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thilges3 Sozialakustik. Soundinstallationen und Konzerte (Ars Electronica Linz, Impakt Festival
Utrecht, MAK Wien, Marstall München, Forum Stadtpark Graz, Galerie Wilson Kopenhagen, Poolbar
Festival Feldkirch, OK-Zentrum Linz, Podewil Berlin, Phonotaktik Wien, Synagogue Trnava etc.).
R
Gebürtig aus Graz
Verwehte Spuren. Die Orte der Kindheit und Jugend Carl Mayers haben sich fast unverändert
erhalten: Schönaugasse, Alberstraße, Ruckerlberggasse, Sparbersbachstraße , Schießstattgasse,
Pestalozzistraße; die Volksschule in der evangelischen Kirche am Kaiser Josef-Platz, die auch
jüdische Kinder aufnahm; das Gymnasium Lichtenfelsgasse, von dem der Fünfzehnjährige ohne
Abschluß abgeht, weil der Vater mit seinen Spielschulden die Familie in den Ruin treibt; das
Schauspielhaus, das um 1910 im Seitentrakt bereits ein Kino beherbergt. Doch an Carl Mayer selbst
erinnert sich keiner und fast nichts mehr – bis auf den Eintrag „geboren am 20. Februar 1894“ in der
Geburtsmatrikel der israelitischen Kultusgemeinde.
L Filmdichter in Berlin
1919. Carl Mayer lebt seit zwei Jahren in Berlin. Dort schreibt er seinen ersten Film, setzt damit den
Anfangspunkt des expressionistischen Kinos. DAS CABINET DES DR. CALIGARI wird ein Welterfolg.
1921. Mayer erfindet das Kammerspiel für den Film, zeigt das Milieu, die Sorgen und Nöte der kleinen
Leute. Mayer trifft Murnau. Siebenmal arbeiten Autor und Regisseur zusammen, alles beredte
Zeugnisse einer kongenialen Partnerschaft – Filme, die von Liebe, Laster, Leidenschaft sprechen, von
Hochmut, Hass, Heuchelei, Verbrechen, Verzweiflung und Verzicht. Das lukrative Angebot, nach
Hollywood zu kommen, schlägt er dennoch aus.
1933. Carl Mayer wird von den Nazis ins Exil vertrieben.
Musik: Karlheinz Essl (Computer & Electronics)
www.essl.at
Carl Mayer verfasste seine Drehbücher in einem höchst eigenwilligen Stil, mit dem er Stimmungen
und Handlungsabläufe in einer äußerst verdichteten Weise ausdrücken konnte. Diese Textkonzentrate
erscheinen wie musikalische Spielanweisungen: kompakt und mehrdeutig, offen und zugleich
bestimmt. Diese Ambivalenz wurde zum Auslöser für meinen elektronischen Soundtrack, der nichts
erzählen will, sondern ein offenes und zugleich beziehungsreiches Klangambiente ausbreitet. Aus der
Schnittfolge des Videoscreening-Beitrages extrahierte ich einen Meta-Rhythmus, der die zeitliche
Entfaltung elektronischer Klangstrukturen bestimmt, welche mit meinem in MAX/MSP geschriebenen
Realtime Composition Environment „m@ze°2“ generiert wurden.
Karlheinz Essl geb. 1960 in Wien. Studierte dort Musikwissenschaft sowie Komposition bei Friedrich
Cerha. Unterrichtet Computer Aided Composition in Linz. Arbeitet als Komponist, Medienkünstler und
Musikkurator. Tritt als Elektronik-Improvisator in Erscheinung.
M
Imaginäre Gedenktafel
„Was von Carl Mayer übrig blieb?“ – diese Frage gegen das Vergessen zu stellen, war uns ein
Anliegen. Damit für künftige Zeiten mehr als eine steinerne Gedenktafel am Geburtshaus von Carl
Mayer zurückbleibt, sollte eine Kompilation aus den übrigen Monitoren in die Wand des Hauses
Alberstraße 12 integriert werden. Als nachhaltiges Zeichen des Erinnerns.
A Schrift-Bild
Ein Wort. Dann die Interpunktion. Meist ein Rufzeichen. Oder ein Gedankenstrich. Das Verb ganz
einfach umgestellt. An den Anfang. Verkürzte Sätze. Die Betonung völlig unerwartet.
Carl Mayers Filmskripte sind im wahrsten Sinne des Wortes Dreh-Bücher, schriftliche Anweisungen
zur bildlichen Umsetzung. Verdichtung der Bewegung, Verknappung des Schwungs, Akzentuierung
der Spannung. Und hier geht es um den Einfluß auf die mise en scène, nicht um die im Stummfilm
heiß diskutierten Zwischentitel. Denn Mayer perfektionierte seinen Stil soweit, daß beinahe
kein einziger davon mehr nötig war!
Musik: Klammer&Gründler Duo
http://vnm.mur.at/gruendler
http://klammer.mur.at
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Seppo Gründler (Gitarre, Elektronik), Josef Klammer (Drumskins, Elektronik)
Das Quicktime-Movie des Films wurde mit Optosensoren abgetastet und diente als
Modulationsquelle zur Steuerung der Elektronik. Als Material und Struktur der
Improvisation/Partitur wurden Bildfolge, Schnitt und Film-Text herangezogen. Ausschließlich
die äußere Form des Werkes diente zur Interpretation.
Klammer&Gründler Duo seit 1985 weltweit im Dienste elektroakustischer Improvisations- und
Medienmusik.
Y Milieu
Im Haus des Bahnwärters. Die geschändete Tochter. Bedrohlich enge Wände. Und eine Treppe, die
ins Nichts führt.
Hinterhof. Klopfbalkon. Vorstadtproletariat. Die schlimme Nachricht macht die Runde. Die
Nachbarschaft zerreißt sich das Maul.
Großstadt. Das erste Hotel am Platz. Oben hektischer Betrieb. Abstieg ins Tiefparterre. Der alte
Portier, degradiert zum letzten Mann.
Schicksalsschläge. Tödliche Intrigen. Schuld und Sühne. Rache. Existenzkampf. Schock. Unlösbare
Gewissenskonflikte.
Das filmische Kammerspiel ist Carl Mayers eigentliches Metier. Inhaltlich führt er uns damit in die
Lebens- und Gefühlswelt der Proletarier und Kleinbürger, in der Bildgestaltung auch ein wenig zurück
in seine Grazer Kindheit, die Schauplätze seiner Jugend, jene konträren und wenig schöngefärbten
Stadtansichten von grauen Hinterhöfen und engen Gassen. Bis heute haben diese Milieustudien
nichts von ihrer melodramatischen Präsenz verloren.
Musik: Franz Hautzinger
(Vierteltontrompete; composed, recorded, mixed & mastered by F.H.)
www.gomberg.at
Das Auge ist stärker als das Ohr. So ist es in meinem Leben. Das heißt, das Gehörte ordnet sich dem
Gesehenen unter. Bilder, die laufen, haben für mich eine magische Anziehungskraft. Bei der Musik
setzt sich die Qualität vor der Quantität des Gehörten durch. Beim Film spielt dies für mich eine
untergeordnete Rolle. Dies ist der konzeptionelle Ansatz für das vorliegende Tondokument. Wenn
Bilder laufen können, was kann dann die Musik?
Franz Hautzinger geb. 1963. Studierte Trompete und Komposition in Graz und Wien. Seit 1989
Lehrauftrag für Ensembleleitung, Komposition und Arrangement an der Hochschule für Musik und
darstellende Kunst in Wien. (Gast-) Solist zahlreicher Ensembles, Kooperationspartner international
renommierter Künstler und Leiter eigener Projekte. 2001 Österreichisches Staatsstipendium.
E Dreiecksverhältnisse
Menage à trois. Meist sind es drei Personen, rund um die sich ein Konkflikt entzündet. Die
Figurenkonstellation dabei so einfach gehalten wie möglich, das Beziehungsgeflecht hochkompliziert.
Reduziert auf Archetypen: Der Mann – die Frau – die Verführerin / Die Mutter – der Sohn – die
Ehefrau / Die Begehrte – der Heuchler – der Betrogene / Der Geliebte – der Ehemann – der Vamp /
Der Doktor – sein Werkzeug – das Opfer / Die Tochter – der Schuft – der Vater / Der Arglose – die
Naive – ihr bester Freund .... das Ausleben von Gefühlen – die Gewissensbisse – das emotionale
Dilemma.
Musik: Wolfgang Mitterer (electronics)
http://mitterer.sil.at
Auch als Musiker visualisiert man immer Räume, die in optische Räume überführen können – und vice
versa. Grafische Notationen oder eben auch ein Film können somit Anregung für musikalische Bilder
sein. Bei meiner Arbeit mit Film geht es dabei weniger um die Erzeugung von Doubletten, um
Verdoppelung, Begleitung des Optischen, sondern vielmehr um Erweiterung des optischen und auch
akustischen Raumes, um den Aufbau eines Spannungsverhältnisses zwischen Musik und Bild, und
um die Schaffung einer verdichteten Atmosphäre.
Wolfgang Mitterer Studien an der Hochschule für Musik in Wien (Orgel, Komposition) und am Studio
für elektronische Musik (EMS) in Stockholm. Zahlreiche Preise (u.a.Prix ars electronica, Tiroler
Landespreis für Kunst, Max Brand Preis, Elektronikpreis Musikforum Viktring, DAAD Berlin, Emil
Berlanda Preis, Staatsstipendien). Internationale Konzert- und Projekttätigkeit.
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R London. im Exil
1933. Das nationalsozialistische Regime zwingt Hunderttausende ins Exil. Darunter auch
KünstlerInnen, die mit ihrer Arbeit die kulturelle Glanzzeit der 20er Jahre repräsentieren.
SchauspielerInnen, Regisseure, Kameraleute, DrehbuchautorInnen, Schnitt- und Tonmeister,
Produzenten, Sänger- und TänzerInnen, Architekten, KostümbildnerInnen und Komponisten. Es sind
Menschen, die plötzlich ohne Heimat sind. Fliehen müssen. In fremde Länder. Carl Mayer ist einer von
ihnen. Das Schicksal ist unerbittlich, die Vertreibung endgültig, der Verlust unermeßlich. 1933 bis
1943. Zehn Jahre des Darbens, ohne rechte Einkünfte, staatenlos, keinerlei Hoffnung, selten Freude,
nur wenige Freunde, in desolaten Wohnverhältnissen, in steter Unsicherheit, gedemütigt und krank.
1944. In eine Grabstelle am Londoner Highgate Cemetery wird ein schlichter Holzsarg eingelassen.
„Carl Mayer 1894–1944“ steht darauf und –„He Loved Life“.
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I n s t i t u t f ü r M e d i e n
K u n s t u n d D o k u m e n t a t i o n
1070 Wien Neubaugasse 40/5A Tel: 43/1/526 39 73
Fax: 43/1/526 39 73 73 e-mail: [email protected]
Internet: http://zone.co.at
ZONE besteht aus einem Team von Medienexperten, deren langjährige Erfahrung in den Bereichen Redaktion,
Kamera & Digital Editing sowie Screen Design die erfolgreiche Realisierung unkonventioneller Kreativideen
ermöglicht. Im Rahmen von DVD- und Multimediaproduktionen bietet ZONE eine umfassende Betreuung von der
konzeptionellen Ideenfindung über die audiovisuelle Gestaltung bis zur End- bzw. Postproduktion.
Architekturvideos, Clips, Dokumentarvideos, Videoinstallationen sowie ein professionelles digitales Schnittstudio
zählen ebenso zum Angebotsspektrum wie das von ZONE in Österreich etablierte Werbemedium SCREENING.
Dieses bietet sich als innovativer Informationsvermittler in Form von bewegten Bildern an und ist als Informationsund Orientierungssystem zum fixen Bestandteil der Kunstvermittlung im österreichischen Kunst- und
Kulturbereich geworden.
ZONE setzt auf intelligente Informationsvermittlung mit optisch unvergleichbarer Wirkung. Auf eine im
Zusammenhang mit Medien ausgewogene Mischung aus Experiment, Improvisation, Struktur und Ästhetik.
Team:
Konzept & Redaktion: Dagmar Bever
Screendesign: Beate Hecher
Creative Director: Holger Reichert
Digital Editing: Peter Gstach
Produktion: Benno Pichler
Clients:
AZW - Architektur Zentrum Wien, ART PHALANX, ART PROTECTS YOU, basis wien, Beratergruppe
Neuwaldegg, bene, Central Europe Center, Danube, DIAGONALE, Infoterm, Jeunesse, jet2web, KulturKontakt
Austria, KUNSTHALLE wien, Leopold Museum, MAK, museum in progress, MQ – MuseumsQuartier Wien, ÖBV
– Österreichische Beamtenversicherung, Österreichisches Filmmuseum Wien, Polyfilm Verleih, Sigmund FreudGesellschaft, SWR Baden-Baden, steirischer herbst, Synema, TU Wien, uma, VIENNALE.
www.zone.co.at
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CARL MAYER DREHBUCHWETTBEWERB 2003
DER LANDESHAUPTSTADT GRAZ
Der 1989 von Bernhard Frankfurter und dem damaligen Kulturstadtrat Helmut Strobl initiierte und vom
Kulturreferat der Stadt Graz ausgelobte CARL MAYER DREHBUCHPREIS wird heuer zum 10. Mal
vergeben. Aus diesem Anlass erscheint ein Folder, in dem Geschichte, Intention und Erfolgsbilanz des
Wettbewerbes aufgezeigt werden.
Der höchstdotierte österreichische Drehbuchpreis wird für die Kategorien Kino- bzw. KinoDokumentarfilm ausgeschrieben und mit EUR 21.810,- (Hauptpreis EUR 14.540,- Förderungspreis
EUR 7.270,-) prämiert.
Der ORF stiftet heuer zum 4. Mal im Rahmen dieses Wettbewerbes einen Preis in der Kategorie
Fernsehfilm in Höhe von EUR 4.000,-.
Motto der Ausschreibung 2002/2003 war FEIGHEIT. Das filmische Autorenwerk des gebürtigen
Grazers Carl Mayer ist für den Drehbuchwettbewerb grundsätzliches und verpflichtendes Motiv. Von
den anonym eingereichten Arbeiten werden daher authentische Filmsprache, innovative Dramaturgie
und Expressivität der filmischen Sprache verlangt.
Die Jury 2003 setzt sich aus sechs europäischen Medienfachleuten, der Vorjahrespreisträgerin sowie
eines Vertreters des ORF zusammen und entscheidet mit einfacher Mehrheit.
Die Preisvergabe findet im Rahmen der Diagonale am
Samstag, 29. März 2003 um 16h im Festivalzentrum Palais Thienfeld
statt.
Der Appell der Jury an die AutorInnen, sich intensiv mit mit dem Standpunkt des Erzählens und der
Drehbuchkultur auseinanderzusetzen, hat Früchte getragen" - die Qualität der Einreichungen hat sich
sukzessive verbessert. Die Geschichten sind aus dem Leben gegriffen und geben Einsichten in den
inneren und äußeren Zustand Mitteleuropas zur Jahrtausendwende.
Der Carl Mayer Drehbuchwettbewerb der Landeshauptstadt Graz hat sich als wichtiger Impulsgeber
für das heimische Filmschaffen etabliert. Als Erfolg kann man die Realisierung von vier mit dem
Carl Mayer Drehbuchpreis ausgezeichneten Drehbüchern verbuchen, die alle unter der Regie
ihrer DrehbuchautorInnen das Licht der Kinoleinwand" erblickt haben und durchwegs weitere
beachtliche Filmpreise gewonnen haben:
DIE TOTALE THERAPIE 1997 von Christian Frosch
SUZIE WASHINGTON
1998 von Florian Flicker
NORDRAND
1999 von Barbara Albert
VOLLGAS
2001 von Sabine Derflinger
Als Beitrag zum Carl Mayer Special der DIAGOANLE veranstaltet die Kulturvermittlung Steiermark
in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Graz und der Diagonale am
Samstag, 29. März um 21h30 im Royal English Cinema
die Szenische Lesung des Carl Mayer Hauptpreisträger-Drehbuches 2001
KOTSCH von Gregor Stadlober, Graz durch das Ensemble des Theaters im Bahnhof
mit einer Einführung der Juryvorsitzenden.
Informationen unter: www.kulturvermittlung.org/carl-mayer-drehbuchwettbewerb
Kontakt: Kulturvermittlung Steiermark / Brigitte Scherübl Wielandgasse 9, A-8010 Graz
tel: ~ 43 / 316 / 81 69 75-29, fax: ~ 43 / 316 / 81 53 97 [email protected]
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Bisherige PreisträgerInnen des Carl Mayer Drehbuchwettbewerbes
Preisträger
Titel
Jahr
Reinhard Jud und
Martina Kudlacek
Mond in Cyan
1990
H
Ernst Josef Lauscher
Nikolaus Leytner
Axel Traun
Alaska brennt
Schatz im Silbersee
Sticky Rice
1992
1992
1992
H
H
H
Maximilian Gruber
Christian Frosch
Der eiserne Besen
Die totale Therapie
1994
1994
H
F
Norbert Prettenthaler und
Jeanette Rosenmaier
Florian Flicker und
Michael Sturminger
Barbara Albert
Cordoba
1996
H
Im Herzen Europas
1996
H
Nordrand - oder wenn
ich groß bin
1996
H
Gebhard Rein
Sabine Derflinger
Das Wurmsterben
Troubles
1998
1998
H
F
Franz Berner
Zuzana Brejcha
Venus ohne Pelz und Maske
Karla's Lover
1999
1999
H
F
Gabriele Neudecker
Peter Stastny
Helmut Wimmer
Namenlos
Tikkun
Akt
2000
2000
2000
H
F
F
ORF-Preis
Uwe Neuhold und
Thomas Klein
Memorex
2000
Gregor Stadlober
Richard Stradner
Arno Geiger u. Tobias Albrecht
Kotsch
Böhmische Elefanten
Steinwald und Atamanov
2001
2001
2001
H
F
F
ORF-Preis
wurde aufgrund mangelnder Qualität der TV-Stoffe nicht vergeben
2001
Ursula Wolschlager
Thomas Klein
Transit
Polterabend
2002 F
2002 F
ORF-Preis
Daniela Egger
World Wide Violence
2002
H = Hauptpreisträger
F = Förderungspreisträger
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Carl Mayer Bildmaterial
Das Cabinet des Dr. Caligari
Hintertreppe
Der letzte Mann
Der träumende Mund
Sunrise
Carl Mayer
Diese Fotos können wir Ihnen gerne elektronisch zuschicken:
DIAGONALE-Pressebüro:
Andrea Pollach, Mahnaz Tischeh, Isabell Grill
T: +43 1 595 4556 23 od. 24
F: +43 1 595 4556 20
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Graz 2003 – Kulturhauptstadt Europas:
Leitung Presse und Kommunkation:
Astrid Luxenberger-Bader
T: +43(0)316 / 2003 DW 4002;
E: [email protected]
www.graz03.at
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Videoscreening Bildmaterial
Filmdichter in Berlin
Rhythmus
Dreiecksverhältnisse
Milieu
Schrift-Bild
Stimmungen
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Die DIAGONALE dankt folgenden Sponsoren und Kooperationspartnern:
Graz 2003 – Kulturhauptstadt Europas
ORF Steiermark
ankünder - Das Werbeunternehmen
SYNEMA - Gesellschaft für Film und Medien
sappi
REMAprint
Hertz
Die DIAGONALE möchte sich ferner bei folgenden Personen, Firmen und Institutionen
für die Zurverfügungstellung der Örtlichkeiten des Videoscreenings bedanken:
Anton Primschitz (Kaspar Harnisch GmbH)
Rudolf Lederer (Straßen- und Brückenbauamt)
Granit Tamer (L’angolo)
Pierre Artinian (Pierre’s Bar)
Matthias Fontheim (Schauspielhaus)
Otto Kolleritsch, Julia Lillie (Kunstuniversität Graz)
Norbert Wisiak (Amt für Wohnungsangelegenheiten)
Ingrid Dulnik (Evangelische Pfarrgemeinde)
Jürgen Mandl (Network consulting group)
Karl Peter Pani (Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Steiermark und
Kärnten)
Robert Pirsch (Red Loonry)
Israelitische Kultusgemeinde Graz
Und besonderen Dank an Helmut Strobl
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