Das 6-Hut-Denken nach Eduard de Bono

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Universität zu Köln
Pädagogisches Seminar der Philosophischen Fakultät
WS 2002/2003
Proseminar „Lernen und Lernstrategien“
Dozent: Prof. Dr. Hermann Rüppell
Referenten: Torsten Blatt, Maria Christanell
Köln, 23.01.2003
Thema: Das 6-Hut-Denken nach Eduard de Bono.
1. Eduard de Bono
Eduard de Bono ist Autor der Neuen Denkschule. Er ist der renommiertester Vertreter (seit
über 25 Jahre) auf dem Gebiet des kreativen und effektiven Sinnierens.
Edward de Bono wurde 1933 in Malta geboren. Während des 2. Weltkrieges besuchte er dort
das St. Edwards College, und studierte dann Medizin an der Universität zu Malta. Als
Gelehrter von Rhodes fuhr er zur Christkirche in Oxford und gewann dort einen Ehrengrad in
der Psychologie und in der Physiologie. An den Universitäten von Oxford, London,
Cambridge und von Harvard veranstaltete er Treffen.
Edward de Bono schrieb zahlreiche Bücher mit Übersetzungen in 34 Sprachen geschrieben
(alle Hauptsprachen plus Hebräisch, Arabisch, Bahasa, Urdu, Slovene, Türkisch usw.).
Er wurde zu Vorträgen in 52 Länder der ganzen Welt eingeladen. In vielen Universitäten und
Schulen werden seine Bücher und Programme für die Veranstaltungen benützt.
Einzigartig bei Dr. de Bonos Arbeit ist das ungewöhnlich breite Spektrum.. Er hat mit vielen
großen Unternehmen der Welt wie IBM, Du Pont, vernünftiges, AT&T, britische Fluglinien,
britische Kohle, NTT(Japan), Ericsson(Schweden), Total(France), usw. gearbeitet. Auch
Siemens und Microsoft luden de Bono ein.
Beim „International Thinking Meeting“ in Boston (1992) wurde ihm ein Preis als
Schlüsselpionier für den direkten Unterricht des Denkens an Schulen vergeben. Dies war
nicht der einzige Preis den de Bono erhielt: 1992 war er der erste Empfänger des “Capire
price“ in Europa, sein Buch „I am rigth, You are wrong“ war an der Spitze dreier Nobel
Laureats.
Sein Schlüsselbuch, „The Mechanism of Mind“ ' wurde 1969 veröffentlicht. In ihm zeigt de
Bono, wie die Nervennetze im Gehirn asymetrische Muster als die Grundlage der Vorstellung
bildeten. Von dieser Grundlage entwickelte Edward de Bono das Konzept und die Werkzeuge
des seitlichen Denkens. Edward de Bono hat die Methoden und die Werkzeuge für dieses
neue Denken zur Verfügung gestellt.
Edward de Bono gründete das internationale kreative Forum, das als Mitglieder viele der
führenden Unternehmen der Welt hat: IBM, Du Pont, Nestle, britische Fluglinien, Alcoa,
usw.., er gründete das internationale Kreativitätsbüro und organisierte zwei Fernsehreihen.
Im September 1996 wurde in Melbourne das „de Bono Institute“ als Weltmitte für das neue
Denken gestartet.
Fast jede Woche ist Edward de Bono in einem anderen Teil der Welt und spricht mit
Regierungsführern, -erziehern und -köpfen der Industrie und des Geschäfts.
Dr. Edward de Bono ist einer der sehr wenigen Menschen in der Geschichte, über die gesagt
werden kann, dass sie eine spürbare Auswirkung auf die Weise unseres Denkens gehabt
haben. Man kann fast sagen, er sei der zur Zeit bekannteste internationale Denker. Sein
spezieller Beitrag ist/war es, das mystische Thema der Kreativität zu nehmen und es, zum
ersten Mal in der Geschichte, auf eine feste Grundlage („solid base“) zu setzen. Er hat
gezeigt, dass Kreativität ein notwendiges Verhalten in einem selbst organisierenden
Informationssystem war. Für Millionen von Menschen weltweit ist Edward de Bono ein
Symbol für Kreativität und neuem Denken.
2. Das 6-Hut-Denken nach Eduard de Bono
De Bono ist der Begründer des lateralen Denkens. Diese Geisteshaltung beinhaltet die
Bereitschaft, Dinge von unterschiedlichen Standpunkten aus zu betrachten, und zu verstehen,
dass jeder Standpunkt nur einer von vielen ist. Demnach wird auch das 6 Hut Denken
durchgeführt.
In diesem Modell geht es darum, systematisch unterschiedliche Positionen zu einer Frage
einzunehmen und so verschiedene Denkansätze durchzuspielen. Auf diese Weise erhält man
sehr viel mehr Problemlösungen oder Ideen, als wenn man nur auf einen Standpunkt beharrt.
Die Methode kann von einer Person allein oder innerhalb von Gruppen eingesetzt werden. Sie
ist schnell zu erlernen und ohne materiellen oder organisatorischen Aufwand durchzuführen.
Probleme und Fragestellungen können sehr komplex sein. Um diese Komplexität zu erfassen,
muß man das Problem von möglichst vielen Seiten beleuchten. Oft fällt es einem jedoch
schwer, eine Sichtweise oder eine einmal eingenommene Position loszulassen. Dann hält man
zu sehr am Vertrauten fest und steht sich damit selbst im Weg.
Die Fähigkeit zu einem schnellen, flexiblen Umdenken und das Vermögen verschiedene
Standpunkte sehen zu können, sind in Diskussionen, Problemlösungs- oder auch
Entscheidungsprozessen sehr hilfreich. Eine solche Denkweise wird der Komplexität von
Prozessen oder Problemen gerecht und eröffnet uns vollkommen neue Lösungswege und
damit Möglichkeiten.
Das flexible Umdenken ist eine Fähigkeit, die wir erlernen und trainieren können. Was einem
am Anfang noch so schwer erscheint, wird dann immer mehr zur Gewohnheit. Das 6-HutDenken ist hierbei sehr hilfreich.
Die Methode beruht auf folgendem Modell: Jedem in einer Gruppe (oder auch Alleine) stehen
verschiedene „Hüte“ zur Verfügung, die symbolhaft für eine bestimmte Denkrichtung stehen
(z.B. kritisch, kreativ, neutral, usw.). Diese Hüte kann man auch nach Belieben und Bedarf
aufsetzen und somit die jeweilige Denk- und Sichtweise verändern.
Jeder Hut hat eine andere Farbe. Die Farben stehen symbolisieren die jeweilige Einstellung,
die man mit dem entsprechenden Hut bekommt. Insgesamt stehen sechs verschiedene Hüte
zur Verfügung. Damit ist die Zahl der verschiedenen Möglichkeiten übersichtlich und
trotzdem vielseitig genug. Wenn man sich nun einem Problem oder einer Fragestellung
gegenübersieht, kann man systematisch alle sechs Hüte aufsetzen und die Erkenntnisse zu der
jeweiligen Denkrichtung aufschreiben. Dann erhält man ein sehr umfassendes Bild von dem
Problem.
Nach Eduard de Bono sind dabei folgende sechs Hüte vorgesehen:
Der weiße Hut
Der weiße Hut steht für Objektivität und Neutralität.
Er sammelt Informationen, ohne sie zu werten.
Dazu zählen auch Fakten und Zahlen. Der Träger des
weißen Hutes muß sich von allen Emotionen und
Urteilen freimachen. Er ist von der persönlichen Meinung
unabhängig.
Der rote Hut
Der rote Hut steht für das subjektive Empfinden und die
persönliche Meinung. Dieser Hut steht für Emotionen. Er steht
für alle negativen und positiven Gefühle, wie Ängste, Freude,
Zweifel oder Hass. Hier soll der Bauch und nicht der Kopf
sprechen!
Der schwarze Hut:
Dieser Hut steht für objektiv negative Aspekte. Dazu gehören
auch Bedenken, Zweifel und Risiken.
Er steht auch für sachliche Argumente, die gegen ein Projekt
oder eine Entscheidung sprechen.
Der gelbe Hut:
Der gelbe Hut steht für objektiv positive Aspekte. Hier
sollen Chancen und Pluspunkte für ein Projekt gefunden
und Ziele formuliert werden.
Der grüne Hut:
Dieser Hut steht für neue Ideen. Er steht ebenfalls für
Kreativität. Er sucht nach Alternativen und neue Ansätze.
Kritische Bemerkungen sind bei diesem Hut untersagt.
Der blaue Hut:
Der blaue Hut ist der Dirigent. Er steht für die Kontrolle und
Organisation des gesamten Denkprozesses. Er fasst die
Ergebnisse zusammen.
Diese Methode ist sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich einsetzbar. Man kann
sie allein oder mit anderen zusammen anwenden. Im Team kann man die Hüte auf
verschiedene Leute aufteilen oder alle setzen nacheinander die Hüte auf und notieren ihre
Kenntnisse.
Es wird schnell deutlich, wo die Vorteile der Methode liegen: Jeder hat die Möglichkeit alles
loszuwerden. Allen Beteiligten ist es außerdem möglich, sich durch die symbolischen Hüte
immer nur auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dabei hat der blaue Hut eine entscheidende
Funktion. Das Gesagte muss immer wieder zusammengefasst und der Denkprozess muss
organisiert werden. Deshalb ist es sehr sinnvoll, eine Person als Moderator für den Prozess zu
bestimmen.
3. Unterrichtsprotokoll zur Durchführung des 6-Hut-Denkens
Referenten waren Torsten Blatt und Maria Christanell
Zunächst einmal haben wir das 6-Hut-Denken noch einmal kurz vorgestellt, d.h. die
Funktionen der verschiedenen Hüte dargestellt. Anschließend haben wir das Thema: Sollte
der Computer die Benotung bzw. die Stelle des Lehrers übernehmen? vorgestellt.
Wir haben nun die Hüte verteilt, wobei jeweils einer der Referenten den blauen und einen der
weißen Hüte übernommen hat.
Im Vorfeld haben wir uns schon Gedanken über mögliche Denkweisen der Kommilitonen
gemacht. So hatten wir quasi schon eine Zusammenstellung von guten Argumenten für die
einzelnen Hüte, um die Diskussion in Gang zu bringen.
Maria übernahm die Aufgabe des weißen Hutes und begann damit, Fakten über das Thema zu
erzählen:
- der Computer hat keine Gefühle
- Computer ist objektiv
- man benötigt viele Computer
- Computer ist auf Dauer billiger als eine Lehrkraft
Die Gruppe des roten Hutes sagte, dass sie Angst habe, von einer Maschine beurteilt zu
werden, der Schüler sei nur eine Zahl, Mitglied einer Statistik, der Computer gehe nicht auf
Menschen ein.
Der schwarze Hut sagte:
Der gelbe Hut:
- Objektivität ist nur in einem bestimmten Grad gegeben
- reine Reproduktionstests können nur durchgeführt werden
- Objektivität geht ganz verloren
- Persönlichkeit bleibt auf der Strecke
- es ist frustrierend, wenn man (durch Vergleichsmöglichkeiten)
sieht, dass andere besser sind, dadurch entsteht mehr Rivalität
- Zwischenmenschliche geht verloren
- Abstumpfung
- Computer kann nicht alles bewerten
- Computer ist objektiv
- Computer lässt persönliche Elemente außen vor
- er bewertet gerechter als Lehrer
- großer ökonomischer Nutzen, Kosten werden auf lange Frist
eingespart
- er kann in viel kürzerer Zeit alles erfassen
- man kann auch zu Hause lernen, und somit seine Zeit frei einteilen
- Bewertung geht viel schneller
Der grüne Hut sagte: - man kann neue Testverfahren verfassen
- Assoziationstests
- man kann alles testen was man will
- man kann sich mit Schülern aus anderen Schulen oder Länder direkt
vergleichen
- Deutschlandweite Vergleichstests
- Computer wird bald auch noch Emotionen und Gefühle des Schülers
verstehen
- es könnte ein Gruppenwettbewerb geben
- es wird mehr Lust am Lernen produziert
Der blaue Hut hat mitgeschrieben, um am Ende der Diskussion noch mal kurz alles
zusammenzufassen und darzulegen in welche Richtung die allgemeine Tendenz des
Gespräches verlief.
Die Diskussion kam nur schleppend voran. Oftmals haben, was eigentlich nicht sein soll, die
Kommilitonen, die zum Beispiel den gelben Hut hatten auch Argumente des schwarzen Hutes
gebracht. Trotzdem haben wir versucht dieses Experiment fortzuführen was uns auch im
wesentlichen gelungen ist. Die Argumente, die von den Einzelnen Gruppen (Hüten) kamen,
entsprachen auch unseren im Vorfeld zusammengestellten.
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