Prof. Weber

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Interview
zum Thema Jura-Studium und
Examensvorbereitung
mit
Prof. Dr. jur. utr. Ralph Weber
Januar 2011
Herr Prof. Weber, Sie haben Erfahrungen an verschiedenen Universitätsstandorten sammeln können.
Was gibt es für Unterschiede zwischen den Studierenden in Heidelberg, Rostock und Greifswald?
Zwischen Rostock und Greifswald gibt es keine Unterschiede. Die Studierenden in Heidelberg haben sich aber
durch eine deutlich intensivere Mitarbeit in den Veranstaltungen ausgezeichnet. Wenn dort eine Frage gestellt
wurde, haben sich nicht keine, sondern gleich ein dutzend Teilnehmer gemeldet. Die Leute wollten sich über das
Thema unterhalten.
Woran erinnern Sie sich bei Ihrer Studiumszeit am liebsten?
Ich denke gerne an interessante und lehrreiche Vorlesungen, ein funktionierendes Examensrepetitorium und an
gute Kneipen.
Welche Frage wird Ihnen von Studierenden am häufigsten gestellt und wie lautet die Antwort?
Unter anderem werde ich gefragt, ob es durch das Studium an verschiedenen Unis Vorteile gibt.
In den meisten Fällen rate ich davon ab. Ein Umzug kostet unnötigerweise Zeit, Geld und Wissen.
Wissen deshalb, weil die Zeit für den Umzug und alles damit Zusammenhängende, nicht aber für die Bildung,
genutzt werden muss. Dabei wird einiges vergessen.
Es gibt sicher kein allgemein-gültiges Rezept für ein erfolgreiches Jura-Studium. Aber es gibt doch sicher
notwendige Eckpunkte, an denen ein Student vorbei laufen muss.
Welche sehen Sie da?
Klausuren schreiben! So viel wie möglich selbstständig vorhandenes Wissen wiedergeben. Das ist vor allem in
den Examenskursen und in den Übungsveranstaltungen möglich.
Was ist in der Phase der Examensvorbereitung am wichtigsten?
Mit viel Kontinuität lernen! Am besten nicht aus 3 Lehrbüchern sondern aus einem, damit sich Formulierungen
einprägen. Wichtig ist eben auch das Schreiben von Klausuren.
Was brauch ein Student zum Verständnis des allg. Schuldrechts und des Sachenrechts?
Die Person benötigt die Fähigkeit logisch zu denken. Wichtiger als das Auswendiglernen ist das Verstehen.
Notwendig ist ebenfalls eine gewisse Sprachfähigkeit. Es nützt nichts, wenn man etwas verstanden hat, es
allerdings nicht zu Papier bringen kann.
Wie erklären Sie sich die durchwachsenen Ergebnisse der 1. jur. Staatsprüfung?
1. mangelndes Wissen
2. fehlendes logisches Herangehen (Es werden zum Beispiel keine „sicheren Punkte“ geholt, indem man
3.
dort etwas schreibt, wo man etwas weiß.)
studierenden-unfreundliches Examen (Das Jura-Studium soll vor allem eine gewisse Breitenwirkung
erzielen. Das diese erzielt wurde, kann nur unzureichend durch eine Prüfung bewiesen werden, die nur
zwei Wochen dauert. Das ähnelt eher Hochleistungssport. Andere Faktoren, wie zum Beispiel
Prüfungsangst, Krankheit, oder schlicht eine schlechte Woche, werden von dieser Prüfung nicht
gleichberechtigt erfasst. Fairer empfände ich es, wenn die Hausarbeiten der großen Scheine
mitgerechnet werden könnten. Dies scheitert aber natürlich daran, dass man keine gleichberechtigten
Prüfungssituation über die 4 Wochen garantieren kann. Nichtsdestotrotz spiegelt das Examen in seiner
jetzigen Gestaltung unter dem Strich die Kenntnisse und Fähigkeiten der Kandidaten gut wieder.)
Welcher Fehler wird im Examen am häufigsten gemacht?
Die häufigste Fehlerursache ist ein mangelndes Zeitmanagement.
Zudem schreiben Kandidaten leider häufig eher etwas dort, wo sie Probleme sehen, aber keine Ahnung haben.
Besser wäre es, wenn sie etwas dort schreiben würden, wo sie etwas wissen (z.Bsp. beim Zustandekommen des
Vertrages) um „einfachere“ Punkte zu gewinnen.
Welche Literatur können Sie empfehlen?
Schuldrecht AT → Schuldrecht AT
von Dirk Looschelders
Sachenrecht → Sachenrecht von Klaus Vieweg und Almuth Werner
Arbeitsrecht → Arbeitsrecht von Wilhelm Dütz
Familienrecht → Familienrecht von Dieter Schwab
Erbrecht → BGB-Erbrecht von Lutz Michalski
Medizinrecht → Beim Medizinrecht gibt es kein wirklich umfassendes Lehrbuch. Prof. Lang, Prof. Sowada und
ich
arbeiten an einem Skript. Es spielen viele weitere Bezüge, so zum Beispiel das Sozialrecht, das
Betreuungsrecht und Ethik mit hinein. Empfehlenswert sind die meisten der zum jeweiligen Fall
passenden Aufsätze.
Was hält Deutschland von einem Staatsexamen in M-V?
Ich halte da sehr viel davon, da einem das Examen hier nicht hinterher geschmissen wird. Zu befürchten ist
allerdings, dass es in einigen Orten Deutschlands unterschiedlich gesehen wird. Dafür sitzen zu wenig Personen
aus Mecklenburg-Vorpommern in Positionen, die erheblichen Einfluss auf die Einstellung von Absolventen
haben. Im Übrigen wird diese Situation durch die Schließung der rechtswissenschaftlichen Fakultät in Rostock
erheblich verschlechtert. Die Situation könnte deshalb schlechter werden, weil auch MV dann nur noch einen
Staatsexamensstudienort hat, also eine Art "Hausexamen" statt eines Landesexamens vorliegt. Die Klausuren
werden immer nur von denen eingereicht, die auch die eigenen Kandidaten dann noch korrigieren. Das wirkt wie
abgesprochen - oder kann es jedenfalls und
wird in der Universitätslandschaft auch in anderen solchen Ländern (Saarland, Rheinland-Pfalz, Bremen,
Schleswig.Holstein) eher negativ bewertet.
Den größten Gefallen, den man seiner Universität machen kann, ist im späteren Berufsleben erfolgreich zu sein
und damit zu beweisen, dass auch M-V fähige Absolventen hervorbringen kann.
Wie beurteilen Sie die zukünftigen Berufsaussichten der Jura-Absolventen?
Die Aussichten sind so wie immer. Absolventen mit einem ordentlichen Examen haben sehr gute Aussichten,
wohingegen man sich mit einem schlechten Examen in einer breiten Masse von Konkurrenten aus dem
Bachelor-Bereich, Politikwissenschaftsabsolventen, Wirtschaftsabsolventen, usw. behaupten muss.
Aber das Lied „Die Juristerei sei überfüllt“ wird schon lange gesungen und bisher sind die meisten ganz
ordentlich untergekommen.
Was möchten Sie den Studierenden auf den Weg geben?
Verstehen und nicht nur auswendig lernen!
Haben sie den Mut auch Rückgrat zu beweisen, anstatt immer die herrschende Meinung herunter zu beten.
Immerhin werden sie in Zukunft in vielen Berufspositionen Einfluss auf das Staatsleben haben.
Verbesserungen brauchen immer Mut!
Vielen Dank für Ihren Rat und Ihre Zeit.
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