ED-Seminar Sommer 2015 Supraleitung/LondonGleichungen erreichen. Ein Supraleiter kann also als idealer Diamagnet (Suszeptibilität χ = 1) betrachtet werden. Einleitung Supraleiter 1. und 2. Art Janis Postels Man unterscheidet zwischen Supraleiter 1. und 2. Art. Die Supraleiter 1. Art werden dabei durch den MOE definiert. Somit sind alle Materialien, die den MOE zeigen, Supraleiter 1. Art. Supraleiter 2. Art zeigen ein leicht verändertes Verhalten. Im Gegensatz zu den Supraleitern 1. Art besitzt solche zwei kritische Feldstärken Hc1 und Hc2 des äusseren Magnetfeldes Ha . Ist Ha < Hc1 so zeigen Supraleiter 2. Art den MOE und verhalten sich somit analog zu Supraleitern 1. Art. Ist widerrum Ha > Hc2 sind diese normalleitend. Der Unterschied liegt in dem verhalten für Hc1 < Ha < Hc2 . Für solche Magnetfeldstr̈ken stellt sich eine Art Mischzustand ein. Das Magnetfeld kann in den Supraleiter teilweise eindringen. Dies geschieht in Form sogenannter Flussschläuche 2. Der Betrag der magnetischen Feldstr̈ke, mit der das äussere Feld eindringen kann, ist dabei gequantelt. Die magnetischen Flussschläuche haben also die Feldstärke eines magneh (Kit99). tischen Flussquants Φ0 = 2e Die Supraleitung wurde 1911 durch den niederländischen Physiker Heike Kamerlingh Onnes entdeckt. Dieser hatte es drei Jahre zuvor geschafft Helium unter den Siedepunkt herab zu kühlen und agierte somit zu damaliger Zeit als einer der Pioniere der Tieftemperaturphysik. Bei Versuchen, die den Widerstand von Metallen bei Temperaturen nahe des Nullpunktes untersuchten, stellte Onnes fest, dass der Widerstand ab einer Temperatur von ca. 4.2K sehr schnell verschwindet 1. Diese Temperatur bezeichnet man als die Sprungtemperatur Tc . Abbildung 2: Gequanteltes Eindringen des äusseren Magnetfeldes In diesem Zustand besitzt das System einen nicht verschwindenden Widerstand. Dieser resultiert aus der Wechselwirkung zwischen den magnetischen Flussschläuchen und dem Strom. Abbildung 1: Widerstand von Quecksilber in Des Weiteren wollen wir noch einen anderen Effekt im Abhängigkeit von der Temperatur Zusammenhang mit Supraleitern 2. Art erwähnen. Dabei handelt es sich um das flux pinning. Hierbei proDesweiteren beobachtete man, dass diese supralei- duziert man gezielt Störstellen im Gitter des Supratende Eigenschaft ebenfalls von der Existenz eines leiters. An diesen Störstellen können die magnetischen äuÃeren Magnetfeldes abhängt. Erreicht ein äuÃeres Flussschläuche bis zu einer gewissen Grenzkraft nicht Magnetfeld eine kritische Feldstärke Hc , welche von der passieren. Daraus resultiert ein räumliches Fixieren des Temperatur abhängt, so verliert das Material ebenfalls äusseren magnetisches Feldes und letztlich ein fixieren ebenfalls diese Eigentschaft. des Supraleiters im Raum (LLC99). London-Gleichungen Meissner-Ochsenfeld-Effekt (MOE) Herleitung (Bec69) Der von den namensgebenden Physikern Walter Meissner und Robert Ochesnfeld 1933 entdeckte MOE besagt, dass ein Stoff, der sich im supraleitenden Zustand befindet, kein magnetisches Feld in seinem Inneren besitzt. Dabei kommt es nicht darauf an, in welcher Reihenfolge wir das äussere Magnetfeld und die Temperatur modifizieren, um den supraleitenden Zustand zu Bei den London-Gleichungen handelt es sich um eine phänomenologische Beschreibung der Supraleitung. Wir wollen diese zunächst herleiten und anschliessend mithilfe dieser den MOE erklÃren. Die Brüder London gehen bei der Herleitung vom Zweiflüssigkeitenmodell aus. Elektronen im Supraleiter können, laut diesem 1 Modell, in zwei verschieden Phasen vorliegen - der supraleitenden und der normalleitenden Phase. Die Gesamtstromdichte im Supraleiter ergibt sich somit zu ~ = j~s + j~n jges supraleitenden Elektronen. Diese ist vpn der Temperatur abhängig. 0 ∀ T ≥ Tc monoton steigend ∀ Tc ≥ T ≥ 0 . (9) ns (T ) = nges wenn T = 0 (1) mit der Stromdichte der supraleitenden Elektronen j~s Wir wollen nun das Regime betrachten, in dem der und der Stromdichte der normalleitenden Elektronen c2 ~ die Terj~n . Für j~n nehmen wir an, dass diese bis zum Tempe- von der Supraleitung abstammende Term λ2s H raturnullpunkt dem ohmschen Gesetz ~ me, die eine Zeitableitung von H enthalten, dominiert. Offensichtlich ist dies der Fall für zeitlich konstante Fel~ j~n = σ · E (2) der. Nehmen zeitlich harmonisch oszillierende Felder sich die zeitlichen Ableitungen ebenfalls für genügt. Im folgenden wollen wir einen Ausdruck für an, lassen c2 vernachlässigen. In diesen Fällen erhalten wir ω 2 die Stromdichte der supraleitenden Elektronen herleiλs ten. Wir betrachten zunächst die Bewegungsgleichung eines einzelnen Elektrons. Experimentelle Beobachtun~ − 1H ~ =0 (10) ∆H λ2s gen ergeben, dass keine Reibungskraft (verschwindener elektrischer Widerstand) und keine Lorentzkraft Die Lösung dieser Gleichung ist eine Exponentialfunk(MOE) wirkt. Somit ergibt sich für die Bewegungsgleition mit der charakteristischen Eindringtiefe λs . Auf chung eines Elektrons: diese Weise können wir den MOE mithilfe der soeben hergeleiteten London-Gleichungen verstehen. Fer~ m~a = eE (3) ner lässt sich noch eine weitere interessante BeobachMit dem Ausdruck j~s = ne < ~v >, wobei < ~v > die tung an Supraleitung näher betrachten. Beim Phamittlere Geschwindigkeit der Elektronen ist, erhalten senübergang in den supraleitenden Zustand stellt man fest, dass man einem System den Übergang nicht wir ne2 ~ ∂ j~s ansieht. Intuitiv erwartet man, aufgrund des MOE, = E (4) ein unstetiges Verhalten des Reflexionsvermögens ei∂t m nes Systems beim Phasenübergang. In Experimenten Mit 4 haben wir bereits die erste London-Gleichung stellt sich jedoch heraus, dass dies nicht der Fall ist. vorliegen. Von dieser wollen wir nun die Rotation bil~ Ein Verständnis für diesen Sachverhalt lässt sich erlan∂ H ~ E ~ = den und das Induktionsgesetz c∇× ∂t ausnutzen. gen, wenn man erneut in 8 betrachtet, welcher FreWir erhalten 2 ~ quenzbereich von dem Term der Supraleitung λc 2 H s 2 ~ ~ ∂(∇ × js ) ∂ ne ~ dominiert wird. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass = ( H) (5) die charakteristische Eindringtiefe von der Temperatur ∂t ∂t mc abhängt. Diese Abhängigkeit ist durch λs ∝ ns1(T ) . UnEin weiterer innovativer Schritt der Brüder London c2 2 bestand nun darin, die Zeitableitung wegzulassen. ter Berücksichtigung von 9 erkennt man, dass ω λ2s , Dies geschieht unter der Begründung, dass konstante somit der Term der Supraleitung unterdrückt wird und Lösungen unphysikalischer Natur sind. Dies führt zur sich das System für Felder entsprechender Frequenz wie ein Normalleiter verhält. zweiten London-Gleichung 2 ~ ~ × j~s = ne H ∇ mc 0.1 (6) Eine mikroskopische Theorie der Supraleitung bietet die 1957 von den Physikern Bardeen, Cooper und Schrieffer entwickelten BCS-Theorie. Als Startpunkt für die Entwicklung dieser Theorie dient eine Energielücke im Energiespektrum der Elektronen. Um diese zu erklären postulierte Cooper zunächst die sogenannten Cooper-Paare. Dabei handelt sich um den Zusammenschluss jeweils zweier Elektronen auf Basis einer attraktiven Wechelwirkung. Diese Wechselwirkung findet über den Austausch von Phononen statt. Ein Elektronen verzerrt durch seine Bewegung das Kristallgitter, emittiert also ein Phonon. Ein weiteres Elektron absorbiert dieses Phonon im Anschluss wieder 3. Die Grössenordnung der Distanz, auf der diese Wechselwirkung stattfindet, ist ungefähr 100nm. Durch die Bildung der Cooper-Paare ändert sich die Erklärung des MOE Ausgehend von der Maxwell-Gleichung ~ ×H ~ =E ~˙ + 4π jges ~ c∇ (7) wollen wir nun eine resultierenden Feldgleichung betrachten. Dazu nutzen wir zunächst 1 aus, bilden die Rotation und verwenden abschliessend noch 4 und 6. Zusammenfassend erhalten wir 2 ~ × (∇ ~ × H) ~ +H ~¨ + c H ~ + 4πσ H ~˙ = 0 c2 ∇ λ2s BCS-Theorie (8) für die magnetische Feldstärke mit der Eindringtiefe mc2 λs = 4πn 2 . Hierbei ist ns die Elektronendichte der se 2 Literatur [Bec69] Becker/Sauter: Theorie der Elektrizitaet. Bd. 3. 1969 [Kit99] Kittel, Ch.: Einfuehrung in die Festkoerperphysik. 1999 [LLC99] https://en.wikipedia.org/wiki/Flux_ pinning Abbildung 3: Verzerrung des Kristallgitters aufgrund der Coulomwechelwirkung zwischen Elektronen und Atomrümpfen zugrunde liegende Statistik. Ein Gas einzelner Elektronen muss, da Elektronen Fermionen sind, dem PauliPrinzip genügen, wodurch zwei Elektronen nicht den selben Energiezustand innehaben können. Die CooperPaare widerrum sind Bosonen, also Teilchen ganzzahligen Spins. Für diese gilte die Bose-Einstein-Statistik, was bewirkt, dass die Teilchen nun auch den selben Energiezustand besetzen können. Die CooperPaare können sich insbesondere auch alle im Grundzustand befinden. Dadurch lässt sich das System als Ganzes durch eine makroskopische Wellenfunktion beschreiben. Auf diese Weise können lokale Hindernisse, wie Atomrümpfe, überbrückt werden, wodurch sich die charakteristischen Eigenschaften, wie Supraleitung, einstellen (Kit99). 3