Anlage 3 Beschlüsse des Landesjugendring Thüringen e.V. zu Demokratie und zur politischen Bildung an Schulen: 25 Forderungen der Jugendverbände für ein besseres Thüringen [08.11.2008] 32. Vollversammlung 7. Forderung Wir sind für mehr fächerübergreifende politische Bildung und Förderung vielfältiger und bedürfnisorientierter Beteiligungsmöglichkeiten. Hintergrund: Die politische Bildung in der Schule ist gerade in Thüringen wichtig, denn um die Einstellung zur Demokratie ist es hier nicht zum Besten bestellt. Dies zeigt sich sehr deutlich in Umfrageergebnissen des ThüringenMonitors, der seit einigen Jahren regelmäßig von der Thüringer Landesregierung in Auftrag gegeben wird: Nur ein gutes Drittel von 1000 Befragten Thüringerinnen und Thüringer sind mit der Demokratie als Idee und als Herrschaftspraxis zufrieden. Auf die Frage „Wie zufrieden oder unzufrieden sind Sie – alles in allem – mit der Demokratie, so wie sie in Deutschland in der Praxis funktioniert?“ antworteten im Jahr 2005 62% mit „ziemlich“ beziehungsweise „sehr unzufrieden“. Demokratie braucht politische Bildung und ist darauf angewiesen, dass die im politischen System handelnden Menschen ihre Bürgerrolle aktiv wahrnehmen. Politische Bildung muss als eine Geisteshaltung verstanden werden, die sowohl auf das Verstehen von politischen Sachverhalten und Zusammenhängen gerichtet als auch von Verantwortung geprägt ist. Wenn es um politische Bildung und Demokratie geht, darf die Partizipation von Kindern und Jugendlichen nicht vernachlässigt werden. Junge Menschen haben ein Recht auf Beteiligung an Entscheidungen, die sie betreffen. Partizipation ist aber nicht nur ein Recht junger Menschen, sondern auch ein Gewinn für alle Beteiligten. Die Erfahrungen erfolgreicher Beteiligungsvorhaben zeigen, dass an den Stellen, wo Kinder und Jugendliche in öffentlichen Angelegenheiten mitwirken, sich Qualität und Akzeptanz der Entscheidungen erhöhen. Durch die Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern entwickeln sie Verantwortung für das eigene Handeln und Tun. Sie sollen durch die aktive Mitgestaltung und Partizipation Eigenverantwortung für die Schule, für den Unterricht und ihr Lernen übernehmen, denn Demokratie muss erfahren werden, um gelebt werden zu können. „Regierungsprogramm Kinder und Jugendliche“ des Landesjugendring Thüringen e.V. (Legislaturperiode 2004 – 2009)[15.11.2003] 23.Vollversammlung Grundlage für ein funktionierendes demokratisches Gemeinwesen ist das Interesse des Einzelnen an Politik, an Strukturen und Verfahren der Demokratie und der in ihr ermöglichten Partizipationschancen. Dieses Interesse bei jungen Menschen zu wecken und zu fördern ist eine zentrale Herausforderung für politische Bildung im schulischen Bereich. Politische Bildung heißt nicht parteipolitische Bildung, sondern Bildung im Sinne der freiheitlich demokratischen Grundordnung. Daraus ergibt sich, dass Schule eine wesentlich politisch bildende Institution ist, die verschiedene Sichtweisen aufgreifen und die Auseinandersetzung damit fördern muss. Schule soll parteineutral sein und doch Stellung zu allen Fragen des Zusammenlebens in der Gesellschaft beziehen können. Der Anspruch an den Lehrer besteht darin, klar Position zu beziehen für die Demokratie und andererseits den Schülern den Raum zu geben, sich selbst zu positionieren. Dieser Denkansatz und der daraus folgende Anspruch an den Lehrenden ist zu wenig ausgeprägt. Die Inhalte politischer Bildung dürfen nicht nur theoretisiert vermittelt werden. Sie müssen für Schüler praktisch erfahrbar sein als etwas Erstrebenswertes. Damit verbindet sich eine Demokratisierung von Schule, durch die erfahrbar wird, gewaltfrei Interessen einzubringen, sich auseinander zu setzen; sich aber auch Handlungsräume zu eröffnen bzw. zu erweitern, in denen die Hierarchie LehrerSchüler nicht gilt. Hierfür brauchen wir mehr Mut, mehr unkonventionelle Ansätze, Modelle und Lösungen, mehr Diskussion und Gestaltungsmöglichkeiten in den Schulen und mit dem Umfeld der Schulen. Zur Situation in Afghanistan und der Rolle Deutschlands in der Konfliktbewältigung erklären die Mitglieder des Landesjugendring in Thüringen: [17.11.2001] 19. Vollversammlung 4. Die Mitglieder des Landesjugendring Thüringen e.V. lehnen eine Beteiligung deutscher Soldaten an militärischen Einsätzen in Afghanistan und darüber hinaus ab. Zur Beendigung des Krieges in Afghanistan und zur Abwendung des Terrorismus fordern sie eine Verstärkung der politischen Bemühungen in Afghanistan und in der gesamten Region des Nahen Ostens. Anlage 3 Beschlüsse des Landesjugendring Thüringen e.V. zu Demokratie und zur politischen Bildung an Schulen: 5. Die Mitglieder des Landesjugendring Thüringen e.V. fordern eine Beendigung des internationalen Waffenhandels unter deutscher Beteiligung. 6. Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit und damit die Bekämpfung der Ursachen von Terrorismus erfordern die Stärkung der Entwicklungshilfe und die Schaffung gerechter internationaler Wirtschaftsstrukturen. Die Mitglieder des Landesjugendring Thüringen e.V. fordern deshalb: Die Mittel für die Entwicklungshilfe, Armutsbekämpfung und Entschuldung erheblich zu erhöhen und die Rüstungsausgaben zu senken. Unverzüglich die Ausgaben für die Entwicklungszusammenarbeit auf das Ziel von 0,7 % des Bruttosozialproduktes zu erhöhen, um es mittelfristig auf 1% und höher zu steigern. Den Welthandel mit dem Ziel zu gestalten, dass alle Länder an der Gestaltung des Weltmarktes gleichberechtigt beteiligt sind und Chancengleichheit bei einer ökologisch vertretbaren Nutzung der Ressourcen besteht. 7. Die Mitglieder des Landesjugendring Thüringen e.V. setzen sich für den Dialog der Kulturen und Religionen ein, mit dem Ziel der Akzeptanz und Achtung des jeweils anderen. Deshalb fordern die Mitglieder des Landesjugendring Thüringen e.V. eine verstärkte Förderung der Internationalen Jugendarbeit durch Bund und Land und des interkulturellen und interreligiösen Dialogs. Weimar, den 17.11.2001 Ansprüche an die aktuelle Bildungsdiskussion [09.05.1998] 13.Vollversammlung Unser Bildungssystem steht vor grundlegenden Aufgaben: dazu beitragen, jungen Menschen jenes Maß an Orientierung zu geben, das für eine wertorientierte Lebensgestaltung in der Gesellschaft wichtig ist. Junge Menschen benötigen Lebenskompetenz, die durch Lernkompetenz entwickelt werden muss. jenes notwendiges Maß an Fertigkeiten, Wissen und Qualifikation (u.a. Handlungsnormen, Werthaltungen vermittelt werden, das zur Lebensgestaltung wichtig ist. ten Persönlichkeit beitragen, die Selbstfindungsprozesse und Standortfindung des einzelnen ermöglicht. Dabei geht es nicht um Gleichheit, sondern um die bewusste Entwicklung jeder Individualität. Aus diesen Aufgaben leiten sich für den LJRT folgende Ansprüche an das Bildungssystem ab: ss konsequent auf Chancengleichheit ausgerichtet sein. die optimale Förderung aller körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte junger Menschen zum Ziel haben, um junge Menschen lebenskompetent zu machen. Soziale Lernziele wie Kommunikationsfähigkeit, Kreativität, Konfliktfähigkeit gepaart mit Problemlösungsstrategien müssen stärker als bisher im schulischen Alltag, in der Unterrichtsgestaltung zum pädagogischen Prinzip werden. ss Hilfestellung bei der Herausbildung einer eigenen Wertorientierung geben, die Voraussetzung von Toleranz und Kritikfähigkeit des Individuums ist. Dabei ist die pädagogische Arbeit am Ziel der Freiheit des Denkens, Urteilens und eigenverantwortlichen Handelns auszurichten Förderung der Bereitschaft, diese handlungsorientiert zu beeinflussen, sind zur Einübung demokratischer Verhaltensweisen bzw. zur Entwicklung eines politischen Urteilsvermögens zu fördern. ss Beteiligten muss sichergestellt werden. Eine vernetzte Kooperationsstruktur ist zwischen Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen und Institutionen notwendig. Der Anspruch an den Lehrer besteht darin, klar für die Demokratie Position zu beziehen und andererseits den Schülern den Raumzu geben, sich selbst zu positionieren. Es geht um die Ausgewogenheit zwischen fachlichem Selbstverständnis, historischem Bewusstsein und Verhältnis zur Politik. Dieser Ausgewogenheit müssen sich Pädagogik und Bildung im fächerübergreifenden Sinne stellen mit dem Ziel, junge Menschen zu politischem Denken zu befähigen und dadurch auf eine Beteiligung in der Demokratie vorzubereiten. Wir brauchen daher an Schule eine veränderte, auf diskursive Verständigung orientierte Gesprächskultur zwischen Gleichberechtigten am Bildungsprozess.