Landtag von NÖ, X. Gesetzgebungsperiode IV. Session 7. Sitzung am 10. Dezember 1976 INHALT: 1. Eröffnung durch Dritten Präsident Reiter (Seite 441). 2. Abwesenheitsanzeige (Seite 441). 3. Verhandlung: Voranschlag des Landes Niederösterreich für das Jahr 1977. Spezialdebatte zur Gruppe 6. Berichterstatter: Abg. Diettrich (Seite 441); Redner: Abg. Fux (Seite 441), Abg. Steinböck (Seite 443), Abg. Leichtfried (Seite 446), Abg. Dr. Bernau mit Resolutionsantrag (Seite 453), Abg. Gruber (Seite 456), Abg. Fürst (Seite 462), Abg. Fidesser mit Resolutionsantrag (Seite 469), Abg. Bieder (Seite 475), Abg. Zauner (Seite 476), Abg. Sulzer mit Resolutionsantrag (Seite 478), Landeshauptmann Maurer (Seite 481), Abg. Dr. Brezovszky (Seite 487), Abg. Ing. Kellner (Seite 489); Abstimmung (Seite 490). Spezialdebatte zur Gruppe 7. Berichterstatter: Abg. Diettrich (Seite 490); Redner: Abg. Kaiser mit Resolutionsantrag (Seite 490), Abg. Anzenberger (Seite 496), Abg. Blochberger mit 2 Resolutionsanträgen (Seite 501), Abg. Rohrböck mit Resolutionsantrag (Seite 506), Abg. Amon mit Resolutionsantrag (Seite 509), Abg. Wedl (Seite 513), Abg. Reischer mit 2 Resolutionsanträgen (Seite 517), Abg. Stangl (Seite 520), Abg. Rabl (Seite 524), Abg. Lechner (Seite 527), Abg. Dipl.-Ing. Molzer mit Resolutionsantrag (Seite 533), Abg. Dr. Bernau mit Resolutionsantrag (Seite 536), Abg. Kurzbauer (Seite 540), Abg. Romeder (Seite 543), Landesrat Schneider (Seite 544), Abg. Dr. Brezovszky (Seite 548), Landesrat Bierbaum (Seite 549); Abstimmung (Seite 552). Spezialdebatte zur Gruppe 8. Berichterstatter: Abg. Diettrich (Seite 553); Abstimmung (Seite 553). Spezialdebatte zur Gruppe 9. Berichterstatter: Abg. Diettrich (Seite 553); Redner: Abg. Ing. Kellner (Seite 553), Abg. Dr. Brezovszky (Seite 557), Abg. Buchinger (Seite 563), Abg. Präsident Binder (Seite 566), Abg. Romeder (Seite 567); Abstimmung (Seite 568). Dienstpostenplan 1977. Berichterstatter: Abg. Diettrich (Seite 568); Abstimmung (Seite 568). Antrag des Finanzausschusses zum Voranschlag des Landes Niederösterreich als Ganzes. Berichterstatter: Abg. Diettrich (Seite 568); Abstimmung (Seite 568). Schlußrede Landeshauptmannstellvertreter Ludwig (Seite 569). DRITTER PRÄSIDENT REITER (um 9.00 Uhr): Ich eröffne die Sitzung. Das Protokoll der letzten Sitzung ist geschäftsordnungsmäßig aufgelegen. Es ist unbeanstandet geblieben und demnach als genehmigt zu betrachten. Von der heutigen Sitzung hat sich der Abg. Blabolil entschuldigt. Wir gelangen zur Beratung der Tagesordnung und setzen die Verhandlungen zum Voranschlag des Landes Niederösterreich für das Jahr 1977 mit der Gruppe 6 fort. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn Abg. Diettrich, zur Gruppe 6, Straßen- und Wasserbau, Verkehr, ordentlicher Teil, außerordentlicher Teil und Konjunkturausgleichsteil, zu berichten. Berichterstatter Abg. DIETTRICH: Die Gruppe 6, Straßen- und Wasserbau, Verkehr, umfaßt die Gebarungsvorgänge für Straßenbau, allgemeiner Wasserbau, Schutzwasserbau, Schienenverkehr, Schiffs- und Luftverkehr. Die Ausgaben dieser Gruppe betragen 1.410,813.000 Schilling, denen Einnahmen von 3 19,270.000 Schilling gegenüberstehen. Der perzentuelle Anteil am Ausgabenvolumen des ordentlichen Teiles des Voranschlages beträgt 10,38%. Im außerordentlichen Teil sind Ausgaben von 343,470.000 Schilling und Einnahmen von 12,438.000 Schilling, ferner im Konjunkturausgleichsteil die Ausgaben von 138 Millionen Schilling veranschlagt. DRITTER PRÄSIDENT REITER: Zum Worte gelangt der Abg. FUX. Abg. FUX: Sehr geschätzter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Der Text der Erläuterungen zur Ausgabenpost „Bau von Gemeindewegen und Brücken“ veranlaßt mich, zu diesem Gemeindeproblem Stellung zu nehmen. Mit dem Wortlaut „zur Erfüllung der zahlreichen Subventionswünsche der Gemeinden“ wird zum ersten auf die zahlreichen Bauvorhaben hingewiesen, und zum zweiten gibt er Aufschluß über die Schwierigkeiten, welche die Gemeinden bei der Finanzierung der Straßenbauvorhaben zu bewältigen haben. In den verschiedensten Publikationen über Raumordnungsziele, wozu natürlich auch unser Niederösterreichplan zu zählen ist, werden im Maßnahmenkatalog für die Gemeinden diese als verantwortlich für die Verbesserung der technischen Infrastruktur bezeichnet. Als Grundausstattung wird einhellig neben der Sicherstellung der Wasserversorgung, der Abwasserbeseitigung, der Beleuchtung auch die Staubfreimachung der Straßen angeführt. Selbstverständlich haben die Gemeinden diese Anregungen angenommen. Die grenznahen Gemeinden mußten dies schon aus reinem Selbsterhaltungstrieb tun, um das erschreckende Ausmaß der Abwanderung zu stoppen. Dies ist trotz der Bemühungen des Bundes, des Landes und der Gemeinden noch nicht gelungen. Den Gemeinden fällt es infolge des Mangels an Finanzmitteln immer schwerer, die Zielsetzungen weiter zu verfolgen. In unserem Niederösterreichplan heißt es diesbezüglich: „Die Last der Erhaltung und des Ausbaues der Gemeindestraßen ist für viele Gemeinden noch drückender geworden, und dafür wird die Hilfestellung des Landes erwartet." Derzeit befinden sich die Gemeinden in einem ffbergangsstadium von der Ordnungs- zur Leistungsgemeinde. Neuerdings wird schon die Zielsetzung auf die Freizeit- und auf die Erholungsgemeinde ausgeweitet. Der Stand der Wandlung im Vergleich der Gemeinden zueinander ist sehr unterschiedlich. Er steht im engen Zusammenhang mit der Finanzkraft der einzelnen Gemeinde. über 400 Gemeinden erreichen im Steueraufkommen nicht einmal den Landesdurchschnitt aller Gemeinden. Es bedarf nicht unbedingt eines eingehenden Studiums der Landespublikation über das Steueraufkommen in Niederösterreich, um zu erkennen, daß es sich in großer Zahl um Gemeinden des grenznahen Raumes handelt. Die Gemeinden erhalten zwar durch den Bund und das Land willkommene Finanzhilfe, müssen aber beträchtliche Eigenmittel zur Verbesserung der technischen Infrastruktur aufbringen. Dies geht im Einzelfall so weit, daß das Realvermögen veräußert werden muß, um die Finanzierung der Bauvorhaben sicherzustellen. In vielen Gemeinden konnten nur so die dringenden Vorhaben des Schulbaues, der Wasserversorgung und der Kanalisation erstellt werden. Wie hier im Haus schon.vor kurzem vom Präsidenten festgestellt wurde, ist für die Fertigstellung der Bauvorhaben in den einzelnen Gemeinden noch ein Finanzbedarf von 25 Milliarden Schilling notwendig. Das vorher Gesagte gilt aber nicht mehr umfassend für den Gemeindestraßenbau. Anläßlich der Bauarbeiten zur Errichtung der Wasserleitung und der Kanalisation kommt es zur weitgehenden Zerstörung der befestigten Straßendecken bzw. der gewachsenen Schotterstraßen innerhalb einer Gemeinde. Den von der Finanzierung der vorher genannten Bauvorhaben ausgelaugten Gemeinden stehen auf Jahre hinaus wesentlich geringere frei verfügbare Finanzmittel zur Verfügung. Dadurch werden dem Wunschdenken der Mitbürger und der Gemeindevertretungen Schranken gesetzt. Wer die Klagen der Gemeindebürger in solchen Orten über den Zustand der Ortsstraßen gehört hat, wird nichts unversucht lassen, um den Übelstand ehemöglichst zu beseitigen. Aus Bedarfszuweisungsmitteln wurden für den Gemeindestraßenbau wesentliche Beträge ausbezahlt: im Jahre 1975 156 Millionen Schilling und im Jahre 1976 158 Millionen Schilling. Unter der Annahme einer Bedarfszuweisung in der durchschnittlichen Höhe von 22% der Baukosten läßt sich der Gesamtbaukostenaufwand für die Gemeindestraßen rechnerisch ermitteln. Danach hat der Gesamtaufwand im Jahre 1976 etwa 640 Millionen Schilling betragen. Trotz dieser scheinbar erfreulichen Investitionslust der Gemeinde gibt es keinen Anlaß, dies im rosigen Licht zu sehen. In welch trister Finanzsituation sich die niederösterreichischen Gemeinden befinden, zeigt uns der Bericht der Abteilungen II/1 des Gemeindereferates. Die guten Ergebnisse des Bundes haben das Steueraufkommen der Gemeinden verbessert. Dadurch wurden die wesentlich höheren Investitionen zur Verbesserung der Infrastruktur ermöglicht. Durch die notwendigen Darlehensaufnahmen hat sich allerdings die Gesamtverschuldung der Gemeinden mehr als verdoppelt: von 3,7 Milliarden Schilling 1971 auf 8,8 Milliarden Schilling im Jahre 1975. Im gleichen Zeitraum hat sich der jährliche Schuldendienst von 3 98 Millionen Schilling auf 828 Millionen Schilling erhöht. Der Verschuldungsgrad hat bereits das Doppelte des Gesamtsteueraufkommens erreicht. Ein Zustand, der den Landespolitikern besonders dann Sorge bereiten müßte, wenn sie sich den abschließenden Satz des Referatsberichtes eindringlich vor Augen führen. Die Grenze der vertretbaren Verschuldung scheint im allgemeinen erreicht zu sein. Sehr geehrte Damen und Herren! Die Tücke dieses Satzes liegt in den beiden Worten „im allgemeinen". Die Durchschnittsrechnung verwischt nämlich die wahre Finanzsituation in den einzelnen Gemeinden. Die Verschuldensgrenze, jene, die als zumutbar bezeichnet wird, ist vielfach in diesen Gemeinden überschritten. Überschritten, weil man die Zielsetzung der Verbesserung der Infrastruktur mehr im Auge gehabt hat als die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinden. Trotz des hohen Aufwandes und des Verschuldensgrades haben die Gemeinden die gewünschte Grundausstattung auch nicht restlos erstellen können. Naturgemäß sind es bei diesen Gemeinden Straßen, die noch fehlen. Die Aussage des Herrn Finanzreferenten in der Einbegleitungsrede, die Gemeinden werden 1977 direkt oder indirekt 1.362 Millionen Schilling erhalten, befriedigt mich persönlich weder als Abgeordneten noch als Bürgermeister. Da er ja die Bekanntgabe jener Gesamtsumme, die die Gemeinden aus welchem Titel immer dem Land zu leisten haben werden, unterlassen hat, sehe ich keinen Grund, über die 1.362 Millionen Schilling zu frohlocken. Erst aus einem für die Gemeinden günstigeren Zahlenvergleich könnte er sich das Attribut des den Gemeinden gewogenen Finanzreferenten zulegen. Aber selbst dann wäre noch zu prüfen, ob nicht ein abgewandeltes Zitat am Platze wäre, das da lautet: ,,Der Not der Gemeinden gehorchend, nicht dem eigenen Triebe". Die Sitzungsprotokolle der vergangenen Legislaturperioden waren für mich eine Fundgrube für die Information über Aussagen, die hier im Hause gemacht wurden. Aus den Protokollen weiß ich auch, daß bei den Budgetdebatten zu diesem Kapitel immer wieder an der Einhebung von Gemeindebeiträgen zum Landesstraßenbau Kritik geübt wurde. Erfreulich ist, daß die unentwegte Kritik dazu geführt hat, daß die wenig erfreuliche Nötigung der Gemeinden ab 1978 unterbleiben wird. Der Herr Landeshauptmann hat im Verlauf der Debatte des Jahres 1973 mit dem Hinweis auf die Bundespraxis gemeint, wem das eine recht ist, muß das andere billig sein. Wenn nun das Sprichwort ein Wahrwort sein soll, müßte man es im Umkehrschluß auf das wechselseitige Verhältnis LandGemeinden auch anwenden. Konkret würde das heißen, die Gemeinden haben dem Land für den Landesstraßenbau Beiträge geleistet bis zu einer Zeit, als das Land einen hohen Verschuldungsgrad hatte. Die Freiwilligkeit oder die Nötigung kann man außer Streit stellen. Unbestritten ist auch, daß eine Beitragsleistung in der Höhe von mehr als einer Milliarde Schilling erfolgt ist. In der Zwischenzeit mußten die Gemeinden ihre Schuldenlast verdoppeln, um den Erfordernissen gerecht werden zu können. Die zumutbare Höchstgrenze des Schuldendienstes ist erreicht. Im gleichen Zeitraum hat das Land die zumutbare Schuldendienstgrenze der Länder weit unterbieten können. In der gegenwärtigen Situation soll das Land den Gemeinden eine Hilfestellung in der Form anbieten, daß jetzt die eine Milliarde Schilling als Darlehen der Gemeinden an das Land vom Land anerkannt und verzinst zurückgezahlt wird. Etwa in 10 Jahresraten zu je 120 Millionen Schilling zusätzlich zu den Bedarfszuweisungen würden gewährte Subventionen den Gemeinden sicherlich gut tun. Würde der Schuldendienstbetrag des Landes von 270 Millionen Schilling aus 1970 um die genannten 120 Millionen Schilling erhöht werden, dann würde sich der Schuldendienstanteil an den ordentlichen Ausgaben von 3,7% auf 4,59% erhöhen. Das wäre etwa die Hälfte des für die Länder vertretbaren Schuldendienstgrades. Auch dann noch würde der Herr Landesfinanzreferent guten Gewissens sagen können: In Niederösterreich stimmt die Kasse. Dann sogar mit berechtigtem Stolz, weil sich das Land freiwilliger als die Gemeinden einer sehr unpopulären Angelegenheit generös entledigt hätte. Das Land hätte sich freigekauft, ohne befürchten zu müssen, selbst daran zugrunde zu gehen. Ich kann mir vorstellen, daß der Vorschlag gewisser Oberlegungen bedarf. Da aber mit der Anregung sowohl dem Niederösterreichplan wie auch dem Leitbild 80Rechnung getragen werden würde, nämlich moderne, leistungsfähige Gemeinden zu schaffen, hoffe ich auf eine den Gemeinden wohlwollende Beurteilung. Es würde damit neben der Hilfe für die Gemeinden auch ein politischer Auftrag der Zielsetzung nähergebracht worden sein. Sehr geehrte Damen und Herren! Das war mein Beitrag. Ich hätte das Ganze auch in einer wesentlich kürzeren Art machen können, wenn ich es zusammengefaßt hätte, wie das in Lehrbüchern üblich ist, und wenn ich am Ende des Kapitels einen Merksatz angeführt hätte, dann würde dieser Merksatz lediglich mit einem Zitat enden, ein Zitat, das Ihnen sicherlich bekannt ist und wo ich Sie bitte, bestimmte Worte dieses Zitates selbst abzuwandeln. Ich will es hier nicht tun. Der römische Kaiser Augustus sagte, als die Schlacht im Teutoburger Wald verloren war: ,,0 Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder! '' (Beifall bei der SPÖ.) DRITTER PRÄSIDENT REITER: Zum Worte gelangt der Abg. Steinböck. Abg. STEINBOCK: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hoher Landtag! Ich möchte mich mit dem Straßen-, Brücken- und Flußwasserbau beschäftigen und vor allem einmal auf die am 1. Juli dieses Jahres abgeschlossene Neuordnung der Niederösterreichischen Straßenverwaltung, bei der die letzten 14 Straßenmeistereien auf acht zusammengeschlossen wurden, hinweisen. Aus 94 Straßenmeistereien wurden 59 umgestellte Straßenmeistereien gemacht. Eine bessere Organisationsform wurde für die Betreuung unserer Bundes- und Landesstraßen gefunden. Durch den Ausbau des modernen Funknetzes, das immer weiter verbessert wird, wird auch die Einsatzbereitschaft bei Katastrophen, im Winterdienst und auch bei Unfällen gesteigert. Mit 1. April 1976 wurde auch die Abteilung B/2-F, die Planungsabteilung, neu geschaffen, der auch die Agenden der Landes- und Landeshauptstraßen und der Bundesstraßenplanung übertragen wurden. Vor allem geht es hier auch um die Ausarbeitung von Vorstudien, generellen und Detailprojekten bei Autobahnen, Bundes- und Landeshauptstraßen. Das Ziel ist die Sicherung, Erhaltung und Verbesserung des Straßennetzes, insbesondere aber die Erstellung von technisch und wirtschaftlich entsprechenden Planungen. Die ÖVP hat ihre Zielvorstellungen für den Straßenverkehr im wesentlichen in drei Punkten im Leitbild 80 niedergelegt. Der erste Punkt hat nach wie vor Gültigkeit. Jeder Ort muß auf guten Straßen erreichbar sein. Zweitens. Um die Standortbedingungen der Wirtschaftsschwerpunkte zu verbessern, muß durch entsprechende Straßenverbindungen für den zügigen Verkehr Vorsorge getroffen werden. Und drittens darf der Durchzugs- und Langstreckenverkehr weder durch den Nahverkehr noch durch niveauungleiche Übergänge gestört oder gefährdet werden. Unser Landesfinanzreferent, Landeshauptmannstellvertreter Ludwig, hat für das Jahr 1977 793 Millionen Schilling, das sind um 54 Millionen Schilling mehr, für die Verbesserung des Straßennetzes vorgesehen. Wir haben in Niederösterreich allein 10.755 Kilometer Landeshaupt- und Landesstraßen. Im Jahre 1976 konnten wieder 285 Kilometer Landesstraßen staubfrei gemacht werden, und wir werden in einigen Jahren die letzten Kilometer staubfrei haben, wenn in diesem Tempo weitergearbeitet wird. Viele Arbeiten beim Ausbau von Landeshaupt- und Landesstraßen wurden von den Straßenmeistereien in Eigenregie durchgeführt, vor allem wurde die Planie von der Straßenmeisterei hergestellt. Von den Firmen wurde meistens die Asphaltdecke mit modernen Fertigern hergestellt. Der Winterdienst konnte wieder ausgeweitet werden. Vor allem unsere Landeshaupt- und Landesstraßen wurden im abgelaufenen Jahr wieder stark verbessert, verkehrssicherer ausgebaut, die Belagsarbeiten durchgeführt. Die Regenerierungs- und Erhaltungsarbeiten wurden von den Straßenmeistereien, die mit guten Geräten ausgerüstet sind, eben wiederum verbessert. Bezüglich der Unterstützung der Gemeinden, wo besonders mein Vorredner, der Abg. Fux, darauf hingewiesen hat, daß es durch den Ausbau der Gemeindestraßen zu schweren Belastungen der Gemeinden kommt, glaube ich, feststellen ZU können, daß die Gemeinden gerade wieder im abgelaufenen Jahr von Seiten der Straßenverwaltung bei ihren Bemühungen, auch die Verkehrswege in den Gemeinden zu verbessern, sehr stark unterstützt wurden. Von den 3.062 Kilometern Bundesstraßen, die wir in Niederösterreich haben, sind 60% in ihrem Ausbau als sehr gut zu bezeichnen, 30% als gut, Ca. 10% müssen als schlecht bezeichnet werden und sind eben in den kommenden Jahren noch zu verbessern. Heuer konnten 48 Bauvorhaben mit 165 Kilometern durchgeführt werden, 17 Ausbaumaßnahmen mit 65 Kilometern, von 124 Vorhaben mit Instandhaltungsarbeiten wurden 115 Kilometer neu gemacht, und 53 Kilometer Belagsarbeiten konnten fertiggestellt werden. In unserem Lande konnte also damit wiederum eine Verbesserung der Verkehrslage erreicht werden. Es gab auch Probleme in der Bundesstraßenverwaltung, die vor allem in der dikontinuierlichen Budgetentwicklung des Bundes zu suchen sind. Von den 1.350 Millionen Schilling zugesicherten Bundesmitteln wird dem Land Ende des Jahres noch ein Rest von 95 Millionen Schilling aushaften, der erst im kommenden Jahr zur Verfügung stehen wird, damit also viele Firmen, die ihre Arbeit geleistet haben, ausbezahlt werden können. Das Bauvolumen der Brückenbauabteilung umfaßte im Jahre 1976 99 Brücken, bei denen der Neubau abgeschlossen wurde, 150 Brücken wurden im Bau weitergeführt, und 68 neue konnten begonnen werden. Der Kostenaufwand betrug allein auf diesem Sektor 406,8 Millionen Schilling. Die wichtigsten Bauvorhaben, vor allem auf dem Autobahnsektor, sind die Talübergänge Seebenstein, Gleissenfeld, Witzelsberg, Scheiblingkirchen und Warth auf der Südautobahn, drei Brücken im Zubringer zum Flughafen Schwechat an der Ostautobahn, die Talübergänge Hagenau, Weißenbach und Sittendorf der Wiener Außenringautobahn und drei Brücken im Knoten Korneuburg der Donauuferautobahn. Der Kostenaufwand für diese Autobahnbrücken betrug allein 161 Millionen Schilling. An Bundesbrücken wurde ein Betrag von 138 Millionen Schilling verbraucht und an Landesstraßenbrücken und Landeshauptstraßenbrücken 107 Millionen Schilling. Der finanzielle Aufwand stieg bei Autobahnbrücken um 9%, bei Bundesstraßenbrücken verminderte er sich um 0,8% und bei den Landesstraßenbrücken stieg er um 17,1%. Ich darf von dieser Stelle aus vor allem dem politischen Referenten für das Straßenwesen, unserem Herrn Landeshauptmann Ökonomierat Maurer, recht herzlichen Dank sagen. In den 10 Jahren, seit er als Landeshauptmann auch dieses Referat führt, hat er Vorsorge getroffen, daß wir auf guten Straßen fahren können, daß damit auch die Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes geschaffen wurde, denn nur auf guten Straßen kann man eine gute wirtschaftliche Entwicklung erreichen. Ich möchte auch allen Beamten und Angestellten im Straßendienst danken, im besonderen dem scheidenden Straßenbaudirektor, Herrn Hofrat Dip1.-Ing. Zahm, der jetzt in seinen verdienten Ruhestand gehen wird, für seine Tätigkeit in diesem Bereich, die uns allen nur zum Wohle gedient hat. Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte mich kurz auch mit den Flußreguliemngen befassen im Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz. Diese Aufgabe dient dem Schutz und zur Sicherung des Lebens des Wirtschaftsraumes der in den Flußtälern wohnenden Bevölkerung vor den Gefahren des Wassers unter bestmöglicher Integration der Gewässer in ihrem Umland. Im besonderen darf ich darauf hinweisen, daß die Zielvorstellungen auf diesem Gebiet in Verfolgung dieser Absicht liegen. Gestützt auf die Erfahrungen aus den Naturkatastrophen der Sechzigerjahre und unter Bedachtnahme auf die Erfordernisse der Gegenwart und die zukünftige Entwicklung, wurde für die Schutzwasserwirtschaft ein modernes Konzept entwickelt, welches sich in vier Aufgabengebiete abgrenzen läßt: 1. Die nach Hochwasserkatastrophen entstandenen Schäden so rasch wie möglich zu beheben und die aus den Ufern getretenen Flüsse und Bäche in ihr früheres Bett zurückzuführen. 2. Größtmöglicher vorbeugender Schutz vor Wasserverheerungen mit geringstem Aufwand und kleinstem Eingriff in das ökologische Gleichgewicht, wobei die geplanten Maßnahmen in ein großräumiges, das gesamte Einzugsgebiet umfassendes und mit dem Bedürfnis der Bewirtschaftung koordinierendes Schutzsystem einzubauen sind. 3. Im Rahmen des Normalprogrammes des Schutzwasserbaues ist der weitere Ausbau der Flüsse und Bäche dem wachsenden Schutzbedürfnis und der zunehmenden Schutzwürdigkeit anzupassen und wie die bestehenden Regulierungswerke und Hochwasserschutzbauten in gutem Zustand zu erhalten. 4. Die Abgrenzung der Freihaltung der für den Ablauf der Gewässer erforderlichen Abfluß- und Gefahrenzonen, um einerseits vorhandene Retardationsräume zu erhalten und andererseits die Errichtung von Bauwerken oder den Abfluß hemmenden Bauten in diesen Gebieten hintanzuhalten. In dieses Aufgabengebiet ist auch der passive Hochwasserschutz, das sind Aussiedelungsmaßnahmen in Fällen, wo die Kosten der Regulierung und Hochwasserschutzbauten größer sind als der Wert der zu schützenden Objekte, einzubeziehen. Im Jahre 1976 standen 112 Bauvorhaben in Durchführung, und zwar an 75 Konkurrenzgewässern und 17 an Bundesflüssen. 70 Kilometer wurden neu reguliert, an 25 Kilometer Flußstrecken wurden Erhaltungsarbeiten durchgeführt und 27 Brücken und Stege wurden neu errichtet mit einem Kostenaufwand von insgesamt 196 Millionen Schilling. Der Bund hat hiefür 86,9 Millionen Schilling beigetragen,: das Land Niederösterreich 60,9 Millionen Schilling, Interessenten, Gemeinden und Wasserverbände 33,6 Millionen Schilling. Es handelt sich hier vor allem um das 1.200 ha große Überschwemmungsgebiet im Marchland-Süd, das also in den passiven Hochwasserschutz einbezogen wurde. Von den 54 Höfen, die dort ausgesiedelt werden sollen, wurden bis jetzt 11 ausgesiedelt, 9 weitere Aussiedlerhöfe sind im Bau und 20 Höfe werden noch zu bauen sein. Die restlichen Höfe werden mangels Nachfolger oder Übernehmer in den kommenden Jahren durch den Bau von Eigenheimen oder dadurch, daß die Besitzer eben zu ihren Verwandten ziehen, auch freigemacht werden können. Im abgelaufenen Jahr konnten hier vor allem viele Bäche in ganz Niederösterreich verbessert werden, der Hochwasserschutz konnte dort stärker erreicht werden. Allein erhöhter Hochwasserschutz wurde für 680ha gegeben, für 800 ha wurden die Voraussetzungen für den Einbau von Entwässerungsanlagen erbracht. Ich möchte noch kurz im Zusammenhang mit dem Bau der Donauuferautobahn auf ein Projekt hinweisen, für das, um nicht vielleicht in späterer Zeit vermehrte Kosten zu bekommen, jetzt schon Vorsorge getroffen wird, und zwar soll auch für den Marchfeldbewässerungskanal im Bereich von Langenzersdorf ein Bauwerk durchgeführt werden. Um nicht später, wenn einmal diese Donauuferautobahn in Betrieb ist, den Verkehrsstrom unterbrechen zu müssen, ist es eben notwendig, daß schon jetzt Vorsorge getroffen wird. Ich möchte hier vor allem an die ÖROK appellieren, dafür die Voraussetzungen zu schaffen und endlich grünes Licht zu geben, damit von der Raumordnung die Möglichkeit geboten wird, diese Arbeiten einzubauen. Diese sind hier besonders dringlich zu behandeln, denn schon im kommenden Jahr, im Jahre 1977, müssen die Vorarbeiten hiefür vorgesehen sein, um nicht später den Verkehrsstrom zu unterbinden. Ich glaube, daß wir auf dem Straßensektor und auch im Flußbau mit den Mitteln, die das Land Niederösterreich im abgelaufenen Jahr, aber auch im kommenden Jahr zur Verfügung gestellt hat, wiederum eine stärkere Verbesserung vor allem des Hochwasserschutzes und der Verkehrssicherheit hier erzielen können. (Beifall bei der ÖVP.) DRITTER PRÄSIDENT REITER: Zum Worte gelangt der Abg. Leichtfried. Abg. LEICHTFRIED: Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr Berehrten Damen und Herren! Das Tempo des Straßenbaues wird von der zunehmenden Motorisierung bestimmt. Es steht unbestreitbar fest, daß zwischen dem Grad der Zunahme der Motorisierung auf der einen und dem Einkommen und dem Wohlstand auf der anderen Seite ein unmittelbarer Zusammenhang besteht. Die Neuzulassungen von Pkws in den letzten 10 Jahren liefern dafür ein sehr anschauliches Bild. Waren es 1965 110.811 Neuzulassungen, sind diese bis zum Jahre 1970, in der Zeit der Rezession, auf 100.652, also um etwa 10%, zurückgegangen. Erst 1971 kam es wieder zu einem kräftigen Ansteigen der Neuzulassungen auf 127.000, um im Jahre 1973 die Zahl von 200.000 zu übersteigen. Auch heute, im Jahre 1976, ist bereits erkennbar, daß wiederum mehr als 200.000 neue Kraftfahrzeuge trotz Ölschock und überwundener Weltwirtschaftskrise zugelassen werden dürften. Diese Entwicklung, meine Damen und Herren, stellt die öffentliche Hand auf allen Ebenen vor fast unlösbare Probleme. Hier das Mittelmaß des unbedingt Notwendigen und des finanziell und kapazitätsmäßig Möglichen zu finden, ist nicht immer leicht. Der Ausbau unserer Straßen ist nicht nur eine Frage der Flüssigkeit des Verkehrs, er ist auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit, der Wegekosten und nicht zuletzt eine Frage der Verkehrssicherheit. Ich stimme hier ausnahmsweise mit einer Sonntagsrede des Herrn Landeshauptmannes überein, daß der geringste Teil der schweren, zumeist tödlichen Verkehrsunfälle auf den gut ausgebauten Hochleistungsstraßen zu verzeichnen ist. Allein schon aus dieser Tatsache ergibt sich die logische Folgerung und Forderung, den Ausbau unseres Straßennetzes auf allen Ebenen voranzutreiben. Wenn wir uns auf diese gemeinsame Aussage einigen können, dürfen wir mit dem Ergebnis des Jahres 1976 nicht ganz zufrieden sein. Bei allem Verständnis, meine Damen und Herren, daß Niederösterreich mit 10.765 Kilometern ein enorm langes Straßennetz zu betreuen hat, schreiben wir heute immerhin 1976, und das ist mehr als 30 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Trotzdem haben wir in Niederösterreich noch immer annähernd 1.500 Kilometer Schotterstraßen. Dazu kommt, daß in der Staubfreimachung nach Jahren einer verstärkten Tätigkeit, vor allem in den Jahren 1972 bis 1974, als es galt, nach den Gemeindenzusammenlegungen das Sonderstraßenbauprogramm durchzuführen, nunmehr noch ein deutlicher Rückgang in der Jahresleistung festzustellen ist. Wenn wir uns hier die letzten 10 Jahre ansehen, so haben wir im Jahre 1969 436 Kilometer staubfrei gemacht, 1970 346 Kilometer, 1971 359, 1972 475 - das war schon in der Zeit des Sonderstraßenbauprogrammes -, 1973 434 Kilometer, 1974 noch über 400, also 420, - dann geht es bereits zurück - 1975 345 Kilometer und heuer nur noch 284 Kilometer. Das ist unbefriedigend, meine Damen und Herren. Das würde immerhin bedeuten, daß die Niederösterreicher bei gleicher Kapazität noch bis zum Jahre 1982 warten müssen, bis die letzte Straße staubfrei gemacht worden ist. Auch wenn man weiß, daß uns heute die Regenerierung und die Ausbaumaßnahmen auf dem Landesstraßensektor überrollen, kann auf eine weitere rasche Staubfreimachung der restlichen Schotterstraßen nicht verzichtet werden. Dazu kommt, daß in der Bauwirtschaft – und hier vor allem im Tiefbau - ausreichende Kapazitäten frei sind. Immer wieder wird über Auftragsmangel in dieser Sparte geklagt. Diese Feststellung muß auch im Zusammenhang damit gesehen werden, daß im Konjunkturausgleichsbudget noch rund 50 Millionen Schilling für den Straßenbau zur Verfügung stünden, die aber vom Landesfinanzreferenten für das Jahr 1976 nicht freigegeben worden sind. Das mag zwar für die Landeskasse recht angenehm sein, aber es war weder für die Bauwirtschaft noch für die Konjunktur des Landes eine sinnvolle Sparmaßnahme. Ich glaube, man sollte überhaupt auf die Bauwirtschaft in diesem Lande mehr Rücksicht nehmen. Es ist selbstverständlich und soll unbestritten sein, daß Instandhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten vor allem von verwaltungseigenem Personal unter Einsatz verwaltungseigener Maschinen durchzuführen sind. Die Um- und Ausbaumaßnahmen sollen aber der privaten Bauwirtschaft. vorbehalten bleiben. Wir haben gerade in den letzten beiden Jahren viele Beschwerden von Bauunternehmen erhalten, die es zwar nicht wagen, lautstark zu protestieren, weil sie ja in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Land stehen, die aber übereinstimmend erklären, daß sie bei Fortsetzung der Landespraxis, alles in Eigenregie oder doch überwiegend in Eigenregie zu machen, den Beschäftigtenstand einfach nicht halten können. Bei allem Verständnis und bei aller Anerkennung der im Rahmen der in Eigenregie erbrachten Leistungen muß man im Interesse der Bauwirtschaft verlangen, daß die Eigenleistungen zunehmend eingeschränkt und auf die ursprünglichen Aufgaben zurückgeführt werden. Eine solche Maßnahme, meine Damen und Herren, muß der Mehrheit dieses Hauses umso leichter möglich sein, als sie ja bei jeder sich bietenden Gelegenheit vorgibt, für weniger Staat und Verwaltung und für mehr Privatinitiative und Privatwirtschaft einzutreten. Ein sehr leidiges Kapitel war in den letzten 10 Jahren immer wieder die Diskussion um die vom Land erzwungene Beitragsleistung der Gemeinden zum Landesstraßenbau. Der Herr Herr Abg. Fux hat bereits darauf hingewiesen. Ich möchte aber doch auch einige Sätze dazu sagen. Der Klubobmann der Österreichischen Volkspartei, Ing. Kellner, hat sich bei der Generaldebatte im Finanzausschuß dagegen ausgesprochen, daß der Bund nach Abschluß des Finanzausgleiches von den Ländern immer wieder verlangt, ersatzweise tätig zu werden. Im grundsätzlichen stimme ich ihm zu, aber die Medaille hat halt zwei Seiten. Nach dem Prinzip, den Letzten beißen die Hunde, hat sich das Land jedenfalls an den Gemeinden immer schadlos gehalten. So ist auch diese Straßenbaumilliarde entstanden, die im Rahmen des Jubiläumsjahres des Herrn Landeshauptmannes gefordert worden ist. Und noch etwas möchte ich dazu sagen. (Abg. Ing. Kellner: Das geht Ihnen so leicht über die Lippen! - Landeshauptmann Maurer: Das liegt Ihnen im Magen! - Abg. Dr. Brezovszky: Die Milliarde, Herr Landeshauptmann, liegt allen Gemeinden im Magen!) Allen liegt sie im Magen, selbstverständlich; auch den ÖVP-Bürgermeistern liegt sie im Magen, Herr Landeshauptmann. Hätten der Abg. Reiter ja, ich komme jetzt schon dazu - in diesem Hause nicht wiederum erklärt, das sei ja alles freiwillig geschehen, hätte ich dazu nicht mehr Stellung bezogen. (Landeshauptmann Maurer: Sie sagen uns aber nichts Neues, sondern das ist ein alter Hut!) Ich werde Ihnen zeigen, wie diese Freiwilligkeit in den letzten zwei Jahren aussieht, wo ja nur mehr sehr wenig auf diesem Gebiete geschieht. Ich zitiere die Niederösterreichischen Nachrichten: ,,Straßenzustand ist ein Skandal. Kürzlich veröffentlichten wir einen Hinweis auf einen Straßenzustand der Landesstraße Thaya-Karlstein über Götzendorf. Dazu erreicht uns nachstehender Leserbrief: ,Ich möchte auf den unmöglichen Zustand der Straßen Göpfritzschlag - Niederedlitz hinweisen. Dieses Straßenstück müssen täglich viele Bewohner der Orte Göpfritzschlag sowie Griesbach und Münichreith benützen, um nach Waidhofen an der Thaya zur Arbeit zu kommen. Die Straße war bereits in der Vorwoche unpassierbar. Autos sind im Morast stecken geblieben, Schäden an Fahrzeugen sind entstanden. Und die Straße ist zur Zeit bereits gesperrt. Am 3. April erklärte der Bürgermeister von Karlstein bei einer Ortsversammlung in Göpfritzschlag auf meine Frage, daß dieses Jahr wieder nicht an eine Sanierung dieses Straßenstückes gedacht wird, auch nicht an die Staubfreimachung von nur einem einzigen Kilometer vielleicht nächstes Jahr. Es ist dies dieselbe Antwort wie vor einem Jahr. Ich frage daher: Wann wird etwas geschehen? Was wird geschehen? Wann wird die Straße wieder befahrbar gemacht? Der Umweg über Dobersberg, 10 Kilometer, kostet einem Autofahrer mit einem Mittelklassewagen bei einer Fünftagewoche Ca. 2.500 Schilling im Jahr allein an Treibstoff mehr. Diesen Mehraufwand vergütet niemand, denn die Kilometergelder werden nur für die kürzeste Strecke bezahlt. Ich möchte noch fragen, wer die durch den Straßenzustand entstandenen Schäden an den Fahrzeugen bezahlt. Eine Antwort auf diese Frage konnte mir von der Straßenmeisterei Dobersberg nicht gegeben werden.' Dann schreibt die Redaktion: ,Bei einer Rückfrage bei der Niederösterreichischen Landesstraßenbauabteilung konnten wir erfahren, daß esl richtig ist, daß heuer dieses Straßenstück nicht saniert werden kann, da weder die betroffenen Gemeinden Karlstein und Thaya' - ich sage dazu, zwei Grenzlandgemeinden, die es schwierig genug haben - ,noch das Land die erforderlichen Geldmittel zur Verfügung stellen. Sollte aber die wirtschaftliche Lage gleichbleiben und so weiter, denken wir daran, das nächstes Jahr zu tun.'" Das ist aber kein Einzelfall gewesen. Auch bei den Grenzlandgemeinden, Herr Landeshauptmann, ich rede jetzt gar nicht von den anderen Gemeinden. (Landeshauptmann Maurer: Reden Sie über das, was geschehen ist. Da werden Sie mehr zu reden haben!) Sie haben mir einen Brief geschrieben, Herr Landeshauptmann, auf Grund einer Resolution. Hier steht drinnen: ,,Zum konkreten Abschnitt Götzweis - Windigsteig - Schwarzenau ist zu bemerken und so weiter, die Inangriffnahme und Sanierung dieses Straßenteilstückes wird sehr wesentlich vom Ausgang der obgenannten Verhandlungen mit der Gemeinde abhängen." Bei Groß Siegharts haben Sie geschrieben: „Mit Ausnahme des Teilstückes von Fistritz - Liebenberg hat die Straße einen neuzeitlichen Belag, weil die Gemeinde sehr wesentlich mitgezahlt hat. Die Staubfreimachung des noch offenen Abschnittes Fistritz - Liebenberg konnte seitens der Niederösterreichischen Straßenverwaltung deswegen nicht in das Bauprogramm 1976 aufgenommen werden, weil die Gemeinde Groß Si'kgharts nicht bereit war, den unter Bedachtnahme auf ihre Finanzkraft auf sie entfallenden Kostenanteil zu bezahlen." Sie sagen immer, das ist freiwillig. (Landeshauptmann Maurer: Das können Sie bezeichnen, wie Sie wollen!) Das ist eine Nötigung, so wie es der Herr Abg. Fux hier dargestellt hat. Und so haben Sie diese eine Milliarde Schilling für sich durch die Gemeinden zusammengebracht. (Landeshauptmann Maurer: Bitte für den Straßenbau. Das wollen wir schon klar festhalten!) Natürlich nicht für Sie, für den Straßenbau. Herr Landeshauptmann, ich möchte Ihnen nicht unterstellen, daß Sie die Milliarde Schilling eingesteckt haben. Wie man sieht, in der Methode hat sich auch in den letzten Jahren nichts geändert, und ich bedaure das sehr. Hier steht: „Straßenzustand ist ein Skandal". Herr Landeshauptmann, ein Skandal war es aber auch, wie unsere Straßen im Frühjahr dieses Jahres noch Monate nach den Frostausbrüchen ausgesehen haben. Für die Frostausbrüche kann niemand, und dafür kann man auch niemanden verantwortlich machen, aber wohl dafür, wenn es so lange dauert, bis die Straßen wieder in einen befahrbaren Zustand gesetzt werden. Zumindest im Waldviertel hat es bis zum Frühsommer gedauert, und es hat viele Beschwerden gegeben, bis man halbwegs alles wiederum in Ordnung hatte. Ich glaube, auch das ist eine Folge – und deswegen sage ich es auch - der Eigenregiearbeiten, weil man nicht bereit ist, in dieser Zeit auch Straßenbaufirmen einzusetzen. Man hat die Bauarbeiter lieber stempeln gehen lassen, man hat diese Aufträge nicht vergeben und man hat dafür dann halt bis zum Juli gebraucht, um die Straßen wieder halbwegs befahrbar zu machen. (Abg. Ing. Schober: Das ist doch witterungsbedingt!) Das war nicht witterungsbedingt, Herr Abg. Schober. Aber ist ja gar nicht wahr. Das war nicht witterungsbedingt. Die Leute sind einfach nicht nachgekommen. Es war ihnen nicht zumutbar, mehr zu leisten, sie haben sowieso von früh bis abends gearbeitet. Der Vorwurf trifft ja nicht die Straßenverwaltungen. (Abg. Ing. Schober: Ein bißchen was verstehe ich auch vom Straßenbau!) Sie haben getan, was sie konnten. Der Vorwurf trifft das Land, den verantwortlichen Referenten in diesem konkreten Fall. (Landeshauptmann Maurer: Den Maurer, wen denn sonst!) Na, immer den Referenten, Herr Landeshauptmann! Man kann sich nicht nur feiern lassen, man muß auch die Verantwortung tragen, wenn es manchesmal Dinge gibt, die unangenehm sind. (Landeshauptmann Maurer: Aber gerne. Ich habe keinen Grund, es nicht zu tun! - Abg. Ing. Schober: Also es liegt Euch die Feier im Magen, nicht die Straßen!) Meine Damen und Herren! Ein weiteres Problem stellt noch immer der schlechte Zustand unserer Landesbrücken dar. Nach dem vorliegenden Ausbauplan und den im Finanzausschuß gemachten Zusagen wird der erste große Bauabschnitt für alle Brücken auf Vorrangstraßen im Jahre 1979 beendet sein. Von den 3.286 Brücken der autonomen Landesstraßen weisen noch immer rund 25% nur eine Tragkraft von unter 14 Tonnen auf. Was ein solcher Zustand sowohl für den Schüler- als auch für den allgemeinen Pendlerverkehr bedeutet, kann man sich hoffentlich vorstellen. Diese triste Situation kostet nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit, und Zeit ist letzten Endes wiederum Geld, aber nicht das Geld des einzelnen, sondern auch das Geld der gesamten Volkswirtschaft. In manchen Gebieten, so wird mir berichtet - Sie werden das sicherlich auch wissen, Herr Landeshauptmann -, werden vom Land Niederösterreich einfach die Konzessionsansuchen der Autobusunternehmer abgelehnt, weil die Brücken mit den entsprechenden Autobussen nicht befahren werden können. Ich habe hier als Beispiel Windigsteig hinüber nach Schwarzenau, wo mir die Post berichtet hat, daß es sinnlos wäre anzusuchen, weil das Land in ähnlich gelagerten Fällen einfach keine Konzessionen ausstellte. Das ist auch eine Lösung, aber es ist eine schlechte Lösung für die Bevölkerung, die dort wohnt und natürlich diese Strecken befahren müßte. Es wäre daher wünschenswert, den Ausbau der Landesstraßenbrücken nicht nur nach dem vorrangigen Landesstraßennetz, sondern auch nach dem anfallenden Verkehrsbedürfnis durchzuführen, denn die Landesstraßenbrücke, die ich hier im konkreten genannt habe, liegt wahrscheinlich, ich weiß es jetzt nicht genau, nicht im vorrangigen Landesstraßennetz. Dort müßten aber täglich viele Autobusse verkehren, um die Arbeiter und Angestellten aus dem Raum Zwettl nach Waidhofen an der Thaya zu transportieren, und im besonderen sollte man auf diesen Pendler- und auf den Schülerverkehr Rücksicht nehmen. Wenn ich also von den Brücken gesprochen habe, so ist mir in den letzten Tagen, vor allem am Mittwoch, als ich durch die Wachau gefahren bin, ein Plakat aufgefallen. Darauf ist gestanden: ,,Landeshauptmann Maurer schlägt Brücken in eine sichere Zukunft." Abgesehen davon, daß die Brücke dort anscheinend eine Bundesbrücke ist - sie ist mir etwas zu groß, die dort gezeigt wird -, würde ich den Niederösterreichern nicht empfehlen, Herr Landeshauptmann, sich auf Ihre Brücken zu verlassen. Da sind einige sehr brüchige dabei. (Landeshauptmann Maurer: Diese nicht. Auf die Wiener verlassen wir uns nicht!) Herr Landeshauptmann, Sie brauchen die Wiener Brücke nicht anziehen, das steht Ihnen schlecht an, denn wie mir gesagt worden ist, sind Ihnen auch schon Brücken über Nacht eingestürzt, nur ist halt darüber nicht geschrieben worden. (Landeshauptmann Maurer: Wo?) Na ja, im Melker Bezirk ist einmal eine Brücke verschwunden gewesen, und in Niederöterreich hat es schon tragische Unfälle gegeben. (Landeshauptmann Maurer: Wo?) In Loosdorf. Ja, wenn Sie das nicht wissen, tut es mir leid! Als Landeshauptmann sollten Sie das wissen. Oder denken Sie daran, daß es eben Katastrophen geben kann. Oder, Herr Landeshauptmann, denken Sie an das schwere Unglück, das bei uns im Waldviertel oben passierte, als eine Brücke einstürzte und 10 oder 12 Todesopfer zu beklagen waren. (Abg. Anzenberger: Es ist ein Unterschied, ob eine Brücke durch ein Unwetter weggeschwemmt wird!) Herr Abgeordneter, wenn es bei einem Brückenbau 12 Tote gibt, dann ist das genauso schlimm oder genauso tragisch. (Abg. Dr. Bernau: Da hört sich doch alles auf! Landeshauptmann Maurer: Das wird der Landeshauptmann verantworten! - Abg. Anzenberger: Ein Demagoge durch und durch!) Ich habe ihn ja nicht verantwortlich gemacht, aber man soll sich nicht so aufspielen, wenn man von dem schlechten Brii.ckenzustand redet und auf die Reichsbrücke ablenken. Der Herr Landeshauptmann soll sich um die niederösterreichischen Brücken kümmern und schauen, daß diese in Ordnung sind, und dann reden wir über die anderen Fragen. (Beifall bei der SPÖ. - Abg. Ing. Kellner: Die Debatte bringt immer mehr Akzente!) Nun, meine Damen und Herren, einige Bemerkungen zum Bundesstraßenbau. Auf Grund der ständigen Kritik des Landes, vor allem des zuständigen Referenten, Herrn Landeshauptmann Maurer, an der Kreditzuteilung des Bautenministeriums für den Bundesstraßenbau habe ich mir die Unterlagen der letzten 10 Jahre sehr genau angesehen und bin zu dem Ergebnis gekommen, daß der Bund für Niederöterreich auf dem Sektor des Straßenbaues insbesondere in den letzten Jahren sehr viel geleistet hat. Ich habe, Herr Landeshauptmann, zur Unterstützung auch Ihre Zeitschrift hier, die da herausgegeben worden ist. (Landeshauptmann Maurer: Die gefällt Ihnen auch nicht?) Die gefällt mir in manchen Bereichen nicht, da haben Sie sehr recht, weil Sie sich hierin auch mit Leistungen schmücken, die Sie nicht erbracht haben. (Landeshauptmann Maurer: Na bitte!) Ich konzentriere mich nur, Herr Landeshauptmann, auf das, was über den Straßenbau ausgesagt wird, und das ist bezeichnend. Da wird also im Zusammenhang mit der Wirtschaft, mit dem Grenzland, folgendes gesagt: ,,Von ausschlaggebender Bedeutung dafür war der Ausbau des heimischen Straßennetzes; bei rund 13.800 Kilometer Bundes-, Landeshaupt- und Landesstraßen sicherlich kein leichtes Unterfangen. Seit 1966 konnten davon mehr als 6.000 Kilometer ausgebaut, staubfrei gemacht oder regeneriert werden, was einem staubfreien Anteil am Straßennetz von nunmehr 87% entspricht. 43% der Bundesstraßen können heute als voll ausgebaut bezeichnet werden. Einzelne Abschnitte, wie Teile der Waldviertler Schnellstraße S 3 , weisen autobahnähnlichen Charakter mit getrennten Richtungsfahrbahnen auf. Das Autobahnnetz wuchs als aufwendigstes Verkehrsvorhaben zwar langsam, es konnten aber doch einige wichtige Baulose im Bereiche der Südund der Außenringautobahn fertiggestellt werden, andere entsprechend saniert und weitere im Bereiche des Südaußenringes, Donauufer- und Ostautobahn in Angriff genommen werden. 49 Neubauten von Autobahnbrücken waren dazu erforderlich. Der Neubau der drei Donaubrücken in Melk, Hainburg und Krems, von Landeshauptmann Andreas Maurer durch persönlichen Einsatz beim Bund in den Sechzigerjahren durchgedrückt, schuf ideale Bedingungen zum wirtschaftlichen und personellen Austausch zwischen den Gebieten, die früher durch den Strom so spürbar getrennt waren.'' Ich könnte noch weiterlesen; ungefähr im selben Tenor geht es weiter. (Beifall bei der ÖVP.) Herr Landeshauptmann, also ein stolzer Bericht einer Leistung (Landeshauptmann Maurer: Der Bevölkerung!) Bitte, wenn Sie wollen, der Bevölkerung. Herr Landeshauptmann, mir ist es nur darum gegangen, einmal klarzustellen, daß Sie auf der einen Seite den Bund ständig kritisieren, sich aber in dieser Ausgabe doch mit diesen Bundesbauten sehr in das Licht der Öffentlichkeit stellen wollen. [Beifall bei der SPÖ. - Landeshauptmann Maurer: Das sind ja Steuergelder!) Natürlich sind es Steuergelder, natürlich sind es Steuergelder. (Abg. Fidesser: Herr Abg. Leichtfried, Sie wissen ganz genau, daß es nicht auf das Geld, sondern auf die Initiative ankommt!) Darauf komme ich auch noch zurück, Herr Abg. Fidesser; gerade auf das werde ich noch zurückkommen, und merken Sie sich das, was Sie jetzt gesagt haben. Vor allem aber kann man auch erkennen, daß der Ausbau unseres Verkehrsnetzes heute sehr zielbewußt und nicht wie in den vergangenen Jahrzehnten nach dem Gießkannenprinzip oder nach der Fleckerlteppichmentalität bei der Autobahn nach dem Westen vollzogen wird. (Abg. Ing. Schober: Da gäbe es keine DonauuferstraBe. Die Autobahn gäbe es auch nicht!) Ist auch eine Anerkennung für das Land, Herr Landeshauptmann, was ich hier gesagt habe, weil ja das Land die Planung durchführt. Weiters muß man sagen, daß die wirklich großen Projekte, wenn man von der Westautobahn absieht, in den letzten Jahrzehnten vor sich hergeschoben wurden, und daß letzten Endes die heutigen Budgets über Gebühr belastet werden. Zu den wichtigsten Ausbauvorhaben zählt zweifellos die Fortführung der Südautobahn, die Ostautobahn, hier vor allem zum Flughafen Schwechat, die Wiener Außenringautobahn mit allen ihren Verzweigungen und die Donauuferautobahn. Bei den Bundesschnellstraßen vermisse ich auch in diesem Jahr wiederum ein stärkeres Engagement des Landes, vor allem bei der S 33, Herr Landeshauptmann. (Abg. Ing. Kellner: Man darf sich doch nicht engagieren!) Der Abg. Gruber hat schon wiederholt auf die Dringlichkeit eines vorrangigen Ausbaues dieser Schnellstraße hingewiesen. Soweit mir bekannt ist --vielleicht irre ich mich, der Herr Landeshauptmann wird mich sicher berichtigen -, war aber im Wunschprogramm des Landes für das Jahr 1977 nur ein bescheidener Betrag von etwa 3 Millionen Schilling für Brückenbauten und 3 Millionen Schilling für Straßenbauten im Bereiche von St. Pölten enthalten. Von den 13 betroffenen Brücken sollen 7 im Knotenpunkt der Autobahn und 6 in Richtung Ratzersdorf errichtet werden. Dieser Betrag reicht natürlich nicht aus, um sagen zu können, daß hier ein rascher Ausbau vollzogen wird. Mich würde vor allen Dingen auch interessieren, ob die rechtliche Seite nun endgültig abgeschlossen ist, ob das Enteignungsverfahren fertig ist, ob Ihnen bekannt ist, daß also die sachlichen Voraussetzungen für einen raschen Ausbau der S 33 nunmehr gegeben sind (Abg. Wittig: Herr Kollege, der Bund wüßte sehr gerne: Einspurig oder zweispurig!) Aber, Herr Abg. Wittig, das steht doch überhaupt nicht zur Diskussion. (Abg. Fidesser: Pas steht nicht zur Diskussion?) Dagegen scheint nun endgültig klargestellt, daß es zum Bau der Wienerwaldschnellstraße S 4 3 aus Gründen des Umweltschutzes nicht kommen wird. Das Land Niederösterreich hat weiters festgestellt, daß die höherwertige Straße weder durch das Kierling- noch durch das Weidlingtal führen wird. Mit dieser Entscheidung hat man selbstverständlich eine neue Diskussion um die Donaubrücke Klosterneuburg - Korneuburg entfacht. Dazu kommt nun auch die Diskussion über die Größenordnung der Brücke. Auch hier haben wir uns im Finanzausschuß schon unterhalten. Es gibt sehr widersprüchliche Gutachten anerkannter Fachexperten. Ich habe das eine Gutachted vor 15 Minuten bekommen, ich konnte es nicht anschauen. Während der Professor Knoflacher einen vierspurigen Ausbau für unbedingt erforderlich hält - ich weiß es nicht, und das ist jetzt die Kernfrage, ob er davon ausgegangen ist, daß hier eine Verbindung zur seinerzeit geplanten S 43 und damit hinüber zur Westautobahn erfolgen soll -, erkennt der Professor Jäger der Brücke lediglich eine Verbindungsfunktion der Wirtschaftsräume Klosterneuburg, Korneuburg zu, die sich auf Überlegungen aus der Niederösterreichischen Raumordnung stützt. (Abg. Wittig: Das ist ungeheuerlich. Das kann man gar nicht anhören!) Ja, Herr Abgeordneter, Sie waren im Finanzausschuß. Wenn es ungeheuerlich ist, was dort der Herr Hofrat Zahm erklärt hat, dann bitte sagen Sie ihm das. Ich wiederhole das, was ich hier von den zuständigen Leuten erfahren habe. Es gibt also diese zwei Fachgutachten. Wenn Sie nicht Bescheid wissen, dann informieren Sie sich doch bitte. Auch das Bautenministerium hat mir ausdrücklich erklärt, daß die beiden Gutachten vorliegen. Das ist halt einmal eine Tatsache, diese kann man nicht vom Tisch wischen, und es wäre also Aufgabe, jetzt darüber zu reden und nicht zu polemisieren. (Abg. Anzenberger: Wer polemisiert? Da hört sich doch alles auf!) Das sind Fakten, meine Herren, die ich hier vorlege. Aber, und auch auf das möchte ich jetzt verweisen, Fehlplanungen haben wir schon genug gehabt. Auch die Bürgerinitiativen - und das ist dem Herrn Landeshauptmann sicherlich bekannt - wollen lediglich für eine Verbindungsfunktion der Städte eintreten und sprechen sich energisch gegen eine umfassende Einleitung des Verkehrs in den Wiener Raum aus. Ich glaube, man muß vorher noch einmal darüber reden. Ich erinnere vielleicht an kleine Dinge, an Wieselburg an der Erlauf, wo, als man seinerzeit eine Umfahrung im Westen durchführen wollte, auch ,eine Bürgerinitiative gekommen ist und wo man eine Umplanung durchführen mußte. Ich erinnere an das Problem in Mödling, wo man den Packstraßendurchbruch oder Durchstich, wie es heißt, und die Straße geplant hat, und wo man heute umplanen muß, weil sich eben die Menschen das einfach nicht gefallen lassen. Und man muß auch mit den Klosterneuburgern in dieser Richtung reden. Wenn also hier die Meinung vorhanden ist, daß diese Brücke eine andere Funktion zu erfüllen hat, dann bin ich der Meinung, daß man noch einmal mit den Experten reden sollte. Man soll den Experten die gleichen Unterlagen zur Verfügung stellen, denn ich weiß jetzt wirklich nicht, ob der Professor Jäger das von anderen Gesichtspunkten aus gesehen hat als der Professor Knoflacher, da man damals die S 4 3 noch als eine gegebene Tatsache angenommen hat. Der Herr Landeshauptmann hat aber dann sehfbutlich ja festgestellt, daß der Ausbau der S 4 3 als Verbindung hinüber zur Westautobahn nicht mehr erfolgen wird, was auch bekannt ist. Daher sind andere Fakten gegeben, und man muß also darüber heute reden, bevor man nur immer wieder sagt, so und nicht anders. Nun, meine Damen und Herren, auch zu einer anderen Brücke. Obwohl es noch einige Zeit bis zur Änderung des Bundesstraßengesetzes dauern wird, darf ich an meine seinerzeitigen Ausführungen in diesem Hause erinnern und nochmals .auch im Namen meiner Kollegen Pospischil und Wiesmayr die Fordewng deponieren, daß im Interesse des Wirtschaftsraumes Pöchlarn, der natürlich großräumig zu sehen ist, vor allem aber im Interesse des gesamten Waldviertels, aie Errichtung einer neuen Donaubrücke zwischen Pöchlarn und Marbach unbedingt erforderlich ist. Durch die Weiterführung einer Schnellstraße in den Zwettler, Gmündner und Waidhofener Raum, die ebenfalls einzuplanen wäre, könnte das gesamte Waldviertel erschlossen und für die Wirtschaft die Westautobahn, vor allem aber die Wasserstraße eröffnet werden. Nachdem der Herr Bautenminister einem solchen Ansinnen grundsätzlich wohlwollend gegenübersteht und diskussionsbereit ist, wäre der Forderungskatalog des Landes um diese berechtigten Anliegen zu erweitern. Sie wissen sicherlich, Herr Landeshauptmann, daß es hier im Raum Pöchlarn ein Komitee gibt, das sich mit dieser Frage besonders beschäftigt. Meine Damen und Herren! Abschließend eine Kritik zur Kritik. Wenn man der Landeskorrespondenz immer Glauben schenken würde, wäre es um den Bundesstraßenbau sehr schlecht bestellt, und ich möchte gleich sagen, ich kritisiere nicht die Landeskorrespondenz an sich, denn sie kann ja nur verlautbaren, was ihr zur Verfügung gesteilt wird. Ich habe mir das letzte Jahr, im Jahr 1976, die Landeskorrespondenz zur Hand genommen und die den Straßenbau betreffenden Berichte angesehen. Ich habe folgendes festgestellt: 30. Dezember 1975. ,,Niederösterreichs Straßenbau stagniert. Der Tätigkeitsbericht der Niederösterreichischen Straßenverwaltung für das Jahr 1975 spricht eine deutliche Sprache. 1975 wurden für den Bau und die Erhaltung von Autobahnen, Bundesstraßen S und B und Landeshaupt- und Landesstraßen 4 1 Millionen Schilling weniger ausgegeben als 1974. Das ist ein Ausgabenrückgang von 1,5%." Ich habe mir nun beim Bautenministerium die Rechnungsabschiüsse angesehen, was das Land in den beiden Jahren erhalten hat und stelle fest, daß das eine Falschmeldung ist. Im Jahre 1974 hat das Land Niederösterreich 1.477 Millionen Schilling erhalten, im Jahre 1975 1.731 Millionen Schilling. Das ist ein Plus von 253,8 Millionen Schilling. Am 13. Jänner 1976 schreibt die Landeskorrespondenz: ,,Niederösterreichs Bundesstraßen 43% ausgebaut, weiterer Ausbau stagniert." Es wird weiters behauptet, daß sich die für den Bundesstraßenbau zur Verfügung gestellten Mittel in der Zeit von 1971 bis 1975 nur um 35% erhöht hätten. Das ist eine Unwahrheit. Die Mittel haben sich von 1971 bis 1975 von 1.194Millionen Schilling auf 1.731 Millionen Schilling und nicht um 35%, sondern um 45% erhöht. Am 6. Februar schreibt die Landeskorrespondenz: ,,Halbe Milliarde ermöglicht lediglich Weiterführungen." Ich habe mir die Sache angesehen. Das stimmt im wesentlichen, aber man darf natürlich hier nicht den Anschein erwecken, als ob nichts geschehen könnte, weil letzten Endes große Baulose über mehrere Jahre geführt werden müssen. Beim Autobahnbau aber darf ich hier doch feststellen, daß im Jahre 1970 die Zuteilung für die Autobahnen 200 Millionen Schilling betragen haben und im Jahre 1975 auf Grund des Bauprogrammes 450 Millionen Schilling. Am 20.Februar 1976 eine Radiorede: „Auf Grund der verminderten Zuweisung durch den Bund ist es fast nicht möglich, neue Baulose zu beginnen.'' (Landeshauptmann Maurer: Ist richtig, stimmt auch heute noch!) Oder: ,,Insgesamt bedeutet dies für 1976, daß im Bundesstraßenbereich unseres Landes fast keine neuen Projekte in Angriff genommen werden können." Oder: „daß der Bundesstraßenbau in Niederösterreich im letzten Jahresquartal 1976 finanziell nicht mehr sichergestellt werden kann." Das sind Hiobsbotschaften, die man in einer Zeit in das Land hineinbringt, wo an sich in der Bauwirtschaft im Februar eine gewisse Arbeitslosigkeit naturgemäß auf Grund der schwierigen Wintersituation besteht. Ich habe mir durchgesehen, was an neuen Ausbaulosen im Bauprogramm des Landes enthalten war. Korneuburg, Brückenbauarbeiten 37 Millionen Schilling; Amstetten, B 1 und B 121 a 30 Millionen Schilling; B 3 Donaubundesstraße Rohrendorf - Krems 58 Millionen Schilling; Erdberg - Poysdorf 25 Millionen Schilling; Kierling - Gugging 40 Millionen Schilling; Rosenburg - Gars 31 Millionen Schilling; Obergrafendorf – Kammerhof 32 Millionen Schilling; Merzenstein - Waldhams 26 Millionen Schilling. Das, Herr Landeshauptmann, ist doch die Wahrheit. 30. April 1976. ,,Um bei den genannten Autobahnen neue Baumaßnahmen in Angriff nehmen zu können, würden wir in diesem Jahr mindestens zusätzlich 60 Millionen Schilling benötigen." Und abschließend wird gesagt: ,,Wenn ich nun auf den Ausgangspunkt meiner Rede zurückkomme, so muß ich leider feststellen, daß wir auf Grund der zurückgegangenen finanziellen Zuweisungen im Autobahnbau und überhaupt im gesamten Bundesstraßenbau keinen Beitrag zu einer weiteren Hebung der Verkehrssicherheit erwarten können." Es ist eine Unwahrheit, Herr Landeshauptmann, (Landeshauptmann Maurer: Das ist doch nicht wahr!) daß man hier keinen Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten kann, wenn man 1,7 Milliarden Schilling für den Ausbau unserer Straßen bekommt. Das ist doch eine Unwahrheit. Und es ist auch deswegen eine Unwahrheit, weil gerade beim Autobahnbau die Mittel nicht zurückgegangen sind, auch nicht im Bauprogramm selbst, denn wir haben statt 425 Millionen Schilling 450 bekommen und, wie sich jetzt im Rechnungsabschluß zeigt, sogar 506 Millionen Schilling. Auch beim Bundesstraßenbau waren es laut Rechnungsabschluß nicht 1.2 16 Millionen Schilling, sondern 1.3 50 Millionen Schilling. ,,Bundeskredite für Ausbesserungen stehen noch aus." Da hat man wahrscheinlich im Zusammenhang mit den Frostschäden, wenn also die Leute noch über schlechte Straßen fahren müssen, den Eindruck erwecken wollen, daß dies die Schuld des Bundes ist, weil er noch keine Kredite bewilligt hat. In Wahrheit war es doch so, daß Sie einfach mit den Arbeiten nicht zurechtkommen konnten, weil dadurch, daß man die Bauten nicht an Privatfirmen vergeben hat, die Landesstraßenbauabteilungen diese nicht mehr leisten konnten. Sie können nur arbeiten, mehr kann man ja nicht tun. Am 20. Mai. „20 Millionen Schilling zusätzlich für den niederösterreichischen Autobahnbau. Trotzdem keine neuen Autobahnprojekte." Und hier heißt es: „Trotzdem ist die finanzielle Dotierung des Autobahnbaues in Niederösterreich in diesem Jahr völlig unbefriedigend. Landeshauptmann Maurer hat sich erst vor kurzem mit dieser Tatsache auseinandergesetzt und bekanntgegeben, daß für den Autobahnausbau im Land heuer um rund 65 Millionen Schilling weniger zur Verfügung stehen als im Vorjahr.“ Das ist unrichtig, Herr Landeshauptmann! Außerdem vergleicht man hier Kraut mit Rüben. Das mag in der Landwirtschaft gehen, aber im Straßenbau ist es einigermaßen problematisch, denn Sie haben nämlich den Voranschlag des Jahres 1976 mit dem Rechnungsabschluß verglichen. Hier wäre es richtig gewesen zu sagen, daß um 65 Millionen Schilling weniger zur Verfügung stehen. Wenn Sie aber Voranschlag mit Voranschlag verglichen hätten, dann hätten Sie sagen müssen, daß für den Autobahnbau zusätzlich 25 Millionen Schilling gegeben worden sind, und heute müßten Sie sagen, daß Sie zusätzlich nicht nur diese 25 Millionen Schilling, sondern daß Sie 56 Millionen Schilling zusätzlich erhalten haben. Das, meine Damen und Herren, sind also Tatsachen, über die wir nicht hinwegkommen, und ich muß das auch heute einmal in diesem Hohen Haus feststellen. Auch bei allem Verständnis, auf Grund der veränderten politischen Verhältnisse dem Bund manchesmal eins auswischen zu wollen - ist Ihr gutes Recht -, hat eine Kritik, die man hier anbringt, doch seine Grenzen, und man muß auf dem Boden der Realität und der Wahrheit bleiben. Die Straßenbaumittel waren vor allem in früheren Jahren, Herr Landeshauptmann, zu gering. Das sind Sünden der Vergangenheit. Das zeigen auch die Resolutionen, die der Straßentag immer wieder beschlossen hat. Und manchesmal ist es gut, sich diese aufzuheben, den Herren dann den Spiegel vor das Gesicht zu halten. 1953, noch unter Raabs Zeiten, Herr Abgeordneter, - (Landeshauptmann Maurer: Das war die Koalitionsregierung!) nein, Sie müssen sich das anhören, ich kann Ihnen nicht helfen - heißt es in einer Resolution: ,,Die Modernisierung unserer Straßen erfolgt infolge der viel zu knappen, dafür jährlich ausgeworfenen Mittel in einem unerträglich langsamen Tempo. Welch unverantwortliche Verschleuderung von Volksvermögen auf diese Weise durch Mehrverbrauch an Treibstoff, vorzeitiger Abschreibung und so weiter, entsteht . . .“. Zwei Jahre später. Der 17. Österreichische Straßentag muß die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den Umstand lenken, daß mit wenigen Ausnahmen ein großer Teil des älteren österreichischen Straßennetzes den wachsenden Verkehrsbedürfnissen nicht mehr entspricht." 1960. „Die österreichische Straßenbaupolitik läßt gegenwärtig leider eine klare Linie vermissen.'' Das war die Kritik, die in all diesen Jahren immer wiederum angebracht worden ist. Ich kann auch 1968, auch 1974, meine Damen und Herren, fortsetzen. Die Kritik des Straßentages ist heute genauso, und sie besteht an sich zu recht, weil man sagt, der Verkehr wird immer stärker, und wir kommen den Erfordernissen nicht nach, da man die Sünden der Vergangenheit halt nicht in einigen Jahren aufholen kann. Das muß man zur Kenntnis nehmen. Ich meine gar nicht, meine Damen und Herren, daß wir in Niederösterreich sowohl vom Land als auch vom Bund her nicht zusätzliche Mittel brauchen könnten. Selbstverständlich. Andererseits muß man aber auch zur Kenntnis nehen, und das weiß der Herr Landeshauptmann Maurer sehr gut, daß auch die übrigen acht Bundesländer mit denselben Problemen zu tun haben und mit der gleichen Intensität um. mehr Mittel kämpfen. Weil der Herr Abg. Fidesser vorher einen Zwischenruf gemacht hat, möchte ich folgendes sagen: Sie haben gesagt, das sind die Initiativen. Ich sage das jetzt anders. Wer ständig gegen den Bund polemisiert, der stellt sich selbst ein schlechtes Zeugnis aus, weil er damit zugibt, daß er nicht in der Lage ist, die Interessen des Landes beim Bund entsprechend durchzusetzen. Entweder gilt das eine, was in den ,,Perspektiven" steht, daß der Bund sehr wohl für den Bundesstraßenbau sehr viel geleistet hat, oder es gilt das andere, die Polemik des Herrn Landeshauptmannes, dann muß ich ihm halt vorhalten, daß er sich beim Bund nicht so wie andere Landeshauptleute durchsetzen konnte. (Beifall bei der SPÖ.) Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich wollte eigentlich noch etwas zitieren, aber ich finde es nicht. Dem Verkehr und dem Ausbau unseres Straßennetzes kommt im Rahmen einer weiteren Aufwärtsentwicklung unseres Landes zentrale Bedeutung zu. Deshalb stellt auch der Niederösterreichplan in seinen grundsätzlichen Erklärungen fest, daß die Investitionen im Verkehrswesen so einzusetzen sind, daß die allgemeinen und die spezifischen Ziele der niederösterreichischen Raumordnung rasch und mit Effizienz verwirklicht werden können. Weitere Bemühungen in dieser Richtung sollten daher sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene unternommen werden. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder für die Zukunft vorzusorgen, oder vom Verkehr überrollt zu %werden. Als Politiker tragen wir die Verantwortung und haben uns daher für das erstere zu entscheiden. (Beifall bei den Sozialisten.) DRITTER PRÄSIDENT REITER: Zum Wort gelangt der Abg. Dr. Bernau. Abg. Dr. BERNAU: Herr Präsident! Hohes Haus! Mein verehrter Vorredner hat am Schluß seiner Ansprache erwähnt: ,,Eigentlich wollte ich noch zitieren," so sagte er wörtlich, ,,aber ich will es nicht". Ich glaube daher, Sie woilten sagen: „ich finde es nicht." (Abg. Leichtfried: Habe ich ohnehin gesagt!) Dann habe ich Sie nicht richtig verstanden. Ich muß sagen, ich tu mich jetzt außerordentlich schwer, und ich verleihe Ihnen hiemit - bitte nicht böse sein – das große Verdienstkreuz für Ihre Aufgaben, für Ihre Bereiche, für Ihre Leistungen auf dem Gebiet der Polemik. Es ist nämlich außerordentlich schwer, bei diesen polemischen Ausführungen (Abg. Dr. Brezovszky: Das sind alles Fakten!) - ich werde gleich darauf zurückkommen - wirklich auf alles zu antworten. Diese Rede, meine verehrten Zuhörer, müßte man eigentlich erst einmal studieren, um sie dann hier wirklich sezieren zu können. Ich möchte nur auf eines hinweisen. Wenn Sie sagen, in der ÖVP-Koalitionszeit oder in der Zeit, wo die ÖVP die führende Position innehatte, hat man für den Straßenbau nichts übrig gehabt, dann erinnere ich mich an einen Postwurf der Sozialistischen Partei. Da war die Rede von der ,,Weinluftstraße". Sie wissen, die Straße durch die Wachau. Heute könnte man sich die Wachau ohne diese Straße nicht vorstellen. (Beifall bei der ÖVP.) Und bezüglich der Autobahn haben die sozialistischen Mandatare damals von einem ,,Aprilscherz" gesprochen, als Julius Raab den Bau dieser Autobahn angekündigt hat. (Abgeordnete der ÖVP: Hört! Hört! - Abg. Ing. Schober: Das haben sie vergessen!) Aber bitte, das ist ja Vergangenheit. Heute wissen wir nur allzu genau, daß der Autobahnbau für uns eine Notwendigkeit ist. Ich glaube also, hier kann die Geschichte auf Ihre Ausführungen schon sehr klar Antwort geben. Aber worauf es mir ankommt. Sicherlich nicht zu Unrecht erwähnen Sie immer wieder, das sind ja Bundesbrücken, das sind ja Bundesstraßen, und im gleichen Atemzug fragen Sie, wieso sich der Landeshauptmann hier mit fremden Federn schmücken kann. Kaum aber geht es um die Projektierung, ist auf einmal wieder der Herr Landeshauptmann verantwortlich - siehe S 33. Also bitte: Der Landeshauptmann hat in der mittelbaren Bundesverwaltung die Verantwortung, Projekte einzubringen, Initiativen zu ergreifen. Ich glaube, das ist unbestritten, meine verehrten Freunde. Es ist unbestritten, daß es auf Initiative des Landeshauptmannes von Niederösterreich, Andreas Maurer, gelungen ist, daß in Niederösterreich nach Jahrzehnten drei Donaubrücken gebaut wurden. Das hat er durchgekämpft, bitte schön. (Beifall bei der ÖVP.) Wenn ich heute lesen muß, das sei der Erfolg der sozialistischen Bundesregierung, dann kann ich nur lachen. Das ist zum einen der Erfolg des Steuerzahlers und jener Leute, die durch die Mineralölsteuer die Mittel zur Verfügung stellen. Es war zum anderen die Initiative des Landeshauptmannes Maurer, daß diese drei Brücken durchgesetzt wurden. Der Kollege Leichtfried hat ja gerade damit geendet, daß er gesagt hat, man müßte sich eben darüber klar sein, ob man beim Bund freundlich oder unfreundlich ist. Ist man freundlich, kann man etwas durchsetzen. Aber der Herr Landeshauptmann Maurer hat beim Bund etwas durchgesetzt, nämlich die drei Donaubrücken. Meine verehrten Herren, da können Sie sagen was sie wollen, die stehen und über sie können wir fahren und sie sind bitte nicht zum Waschen im Donaustrom abgesenkt, wie das bei der Reichsbrücke im Augenblick der Fall ist. (Beifall bei der ÖVP.) Aber wenn wir schon von diesen Initiativen reden, meine verehrten Freunde, dann will ich Ihnen jetzt wirklich den Unterschied herausarbeiten. Eines muß ich vorwegschicken. In Niederösterreich heute Auto zu fahren, gleichgültig, ob auf Bundes- oder auf Landesstraßen, ist zweifellos ein Vergnügen geworden. Herr Abg. Leichtfried, wir kommen beide aus dem gleichen Viertel, und ich weiß ganz genau, als ich vor acht Jahren das erstemal bei Versammlungen draußen war, welch großes Anliegen für die Bevölkerung des Waldviertels der Straßenbau war. Es hat keine Versammlung gegeben, wo nicht da oder dort ein Wunsch vorgebracht wurde. Heute, verehrter Herr Kollege, - das wird sicherlich auch in Ihrer Partei nicht wesentlich anders sein - gehört das zur Vergangenheit. Heute erkennen die Waldviertler an, restlos an, was auch das Land auf dem Gebiete des Straßenbaues geleistet hat. Wir fahren heute auf gut ausgebauten, auf modernen Straßen, auf meist staubfreien Straßen. Und dazu muß ich eines sagen: Wenn es wirklich dem Land gelingt, bis zum Jahre 1982 die nahezu 11.000 Kilometer Landesstraßen staubfrei zu machen, dann, meine verehrten Freunde, ist es eine gigantische Leistung, für die man nur ein großes Dankeschön sagen kann. (Beifall bei der :ÖVP.) Um aber auf die Initiativen zurückzukommen. Hier sehe ich eben den Unterschied. Wo ist heute wirklich eine Ballung des Verkehrs? Wo gibt es heute für den einzelnen, der aus Niederösterreich nach Wien einpendelt, nervenzerrüttendes Warten? Ich bin leider einer, der das Vergnügen hat, am Freitag nachmittags hinaus ins Waldviertel und Montag früh hereinfahren zu müssen. Vom Autobahnknoten Korneuburg-Ost bis Langenlois fahre ich 30 Minuten. Da kann noch so viel Verkehr sein, das schaffe ich in 30 Minuten. Von dort aber nach Wien herein kann ich es mir aussuchen: Fahre ich in der Nacht, bin ich in 20 Minuten da. Fahre ich am Tag, kann ich mir aussuchen, ob ich zwischen 30 Minuten oder 1% Stunden hinaus brauche. Warum? Weil hier die Initiativen auf dem Gebiete des Bundesstraßengebietes völlig fehlen. Ich werde Ihnen das jetzt einmal beweisen. Erinnern Sie sich, meine verehrten Damen und Herren, es war die Autobahn Korneuburg - Stockerau noch nicht in Betrieb, da hat das Land Niederösterreich auf Initiative des niederösterreichischen Landesbaureferenten, Bundesstraßenreferenten, dafür gesorgt, daß von Korneuburg in Richtung Wien eine leistungsfähige Straße gebaut wird. Sie ist bis an die Stadtgrenze Wiens vierspurig gebaut worden. Dann gab es bitte 900 Meter vom Ortseingang Langenzersdorf-Ost bis zu der sogenannten Strebersdorfer Kreuzung, die ganz einfach jahrelang weiter zweispurig geblieben sind. Erst unter dem Druck der öffentlichen Meinung, unter dem Druck der Zeitungen und unter dem der Journalisten, die über diesen Skandal immer wieder geschrieben haben - dort war ein Rückstau auf beiden Seiten bis entweder weit in den Raum Korneuburg oder weit in die Prager Straße hinein -, hat man sich entschlossen, die Initiative zu ergreifen und das Bautenministerium zu ersuchen, auch diese restlichen 900 Meter auszubauen. Dasselbe, meine verehrten Freunde, haben Sie bei der Straße nach Korneuburg erleben können. Da ist schon im Jahre 1970 auf der niederösterreichischen Seite - ich rede immer von Bundesstraßen - auf Initiative der niederösterreichischen Straßenverwatung die Bundesstraße vierspurig gebaut worden, genau bis zur Donauwarte. Dort ist nämlich die Landesgrenze zwischen Wien und Niederösterreich. Aber auf der Wiener Seite ist nichts geschehen. Erst ein Jahr später hat man angefangen zu projektieren und zu planen, und jetzt endlich, fast 6 Jahre später, können wir auch diese Straße benützen. Das sind die Initiativen, meine verehrten Freunde, die ich gemeint habe, wenn ich sagte, der Landeshauptmann Maurer zeichnet dafür verantwortlich, daß in Niederösterreich drei Donaubrücken gebaut wurden, daß in Niederösterreich der Autobahnbau weiterbetrieben wird, und er zeichnet verantwortlich, daß auch das Projekt der Donaubrücke Klosterneuburg - Korneuburg aufgegriffen wurde, über das ich noch reden werde. (Abg. Bieder: Herr Dr. Bernau, wieviele Kilometer waren in Klosterneuburg ausgebaut?) Die Straße war jedenfalls so weit ausgebaut, daß sich der Verkehr sowohl nach Weidling als auch nach Kierling auffächern konnte. Genau das, was notwendig war. (Abg. Bieder: Jetzt wird erst ausgebaut!) Herr Kollege, genau das, was notwendig war, war ausgebaut bis zum Bahnhof Klosterneuburg - Weidling. Dort geht der eine Verkehr nach Weidling hinaus, der andere nach Kierling. (Abg. Bieder: Wieviele Kilometer sind das? - Abg. Dipl.-Ing. Molzer: Das ist doch egal!) Das ist ja nicht das Entscheidende. Das Entscheidende ist, daß auf der Wiener Seite nichts passiert ist. Ich kann Ihnen ein weiteres Beispiel bringen, damit der Kollege Stangl auch zufrieden ist. Was ist denn mit der Strecke hinauf nach Wolkersdorf? Da ist doch heute genau dasselbe, bitte. Da ist auf der niederösterreichischen Seite bis zur Landesgrenze die überbreite Straße mit 10 m gebaut worden, und dann wird sie schmal und eng. (Abg. Stangl: Stau ist keiner dort!) Also bitte schön, Herr Kollege Stangl, und wenn es nur 20 m sind, und es tritt ein Engpaß ein, dann ist dort ein Stau, und darum geht es mir ja. (Abg. Stangl: Wo ist bei der Landesgrenze ein Stau?) Also ich weiß nicht, jetzt muß ich eines sagen. Ich gratuliere den Kollegen der sozialistischen Seite, daß sie, wenn sie nach Wien fahren, das Glück haben, immer zu solchen Zeiten unterwegs zu sein, wo kein Verkehr ist. Der Kollege Leichtfried hat in der Finanzausschußsitzung erzählt, daß er so großartig nach Wien hereinkommt. Ich muß fragen, wie Sie das machen. (Unruhe.) Also bitte, meine verehrten Freunde! Aber, aber, meine Herren! Es ist selbstverständlich, daß bei Nacht alle Straßen ausreichend sind. Aber worauf kommt es denn an? Auf den arbeitenden Menschen, bitte schön. Auf jene Leute, die jeden Tag nach Wien herein müssen, Herr Abg. Leichtfried. Auf jene Leute, die in der Verkehrsspitzenzeit nach Wien herein und wieder hinaus müssen, die armen Teufel, die zur Arbeit fahren und die dann Stunden in den Gaswolken auf den Brücken, in den Straßen stehen und nicht weiterkommen. Schauen Sie, dasselbe, was in Klosterneuburg war, dasselbe, was in Langenzersdorf war, spielt sich auch auf der Brünner Straße ab. (Abg. Stangl: Wo ist der Stau? - Abg. Fidesser: Von Stammersdorf nach Wien hinein ist die Fahrbahn nur zweispurig!) Herr Kollege Stangl, Sie wissen doch ganz genau, da auf niederösterreichischer Seite die Straße mit 10m Breite ausgebaut wurde und daß damit (Abg. Stangl: Nach dem Gesetz ist sie dreispurig. Sie können nur auf einer Seite überholen!) die Möglichkeit besteht, auf beiden Seiten überholen zu können, gefahrlos überholen zu können. Dann wird die Straße nur 6 m breit, und dann haben Sie bereits das Loch, wo Sie durch müssen. (Abg. Stangl: Ich fahre viermal in der Woche und dann muß ich mit Ihrem Wagen fahren!) Also bitte, Herr Kollege Stangl, ich mache folgendes mit Ihnen aus: Ein Angebot. Wir fahren miteinander in Ihrem*oder in meinem Wagen, zweimal oder dreimal zur Spitzenzeit, einmal hinaus und einmal herein, zur richtigen Zeit. Den Kollegen Leichtfried lade ich zum selben Abenteuer ein, über die Nordbrücke zu fahren. Und wenn wir jetzt schon dabei sind, darf ich etwas sagen, meine Herren. Auf der Donauuferautobahn ist es genau dasselbe, bitte. Genau dasselbe. Die Initiative der Straßenverwaltung des Landes Niederösterreich hat es ermöglicht, daß die Autobahn heute bis haarscharf an die Stadtgrenze fortgeführt wird. Dort ist die Autobahn wieder zu Ende. Und warum ist sie zu Ende? Weil bis heute von der Gemeinde Wien kein Projekt vorliegt, weil dieses Stück bis heute nicht ausgebaut wird. Es muß jetzt sogar - bitte, Herr Kollege Krenn - am Ende der Autobahn Richtung Wien – das ist hier der neue Knoten zur Stadtgrenze – eine vierspurige Straße zur Strebersdorfer Kreuzung gebaut werden, damit der Verkehr dort überhaupt hineingelenkt werden kann. Dann werden sich die Autofahrer nach wie vor über die Prager Straße zur Nordbrücke hereinquälen müssen. Nach wie vor, weil auf der Wiener Seite, wie es auch bei allen anderen Projekten bisher der Fall gewesen ist, nichts geschieht. Das, meine verehrten Freunde, ist die Wahrheit, und ich sehe die Initiative des Landes Niederösterreich, der niederösterreichischen Straßenverwaltung, des Herrn Landeshauptmannes, dann, daß er hier in der Lage war, den Bund soweit zu bringen, daß die Dinge erledigt wurden. Nun zu der Brücke. Hier habe ich ein Flugblatt, bitte schön, ,,Korneuburger und Klosterneuburger rücken einander näher". Das Flugblatt stammt vom 8.März 1976 und ist im Interesse der SPÖ- Landesparteiorganisation Niederösterreich herausgegeben. Es steht drinnen: ,,SPÖ-Regierung hält Wort, Bau der neuen Donaubrücke beginnt." Man hätte also glauben können, 1981 würde diese Brücke befahrbar sein. Bei der letzten Sitzung des Finanzausschusses mußten wir aber erfahren, daß der Herr Minister ein fix und fertiges Projekt zurückgewiesen hat und jetzt vom Land Niederösterreich verlangt, diese Brücke vielleicht nur zweispurig zu errichten. Das zu einem Zeitpunkt, meine sehr geehrten Damen und Herren, wo man nicht weiß, wieviele Brücken man in Wien noch bauen soll, weil jetzt die Reichsbrücke, wie gesagt, zur Reparatur ins Wasser gesenkt wurde und weil man auch bei der Traisenbrücke nicht weiß, was man bauen soll. Stellen Sie sich einmal vor, meine verehrten Kollegen aus dem Waldviertel, was es bedeuten würde, wenn die Klosterneuburger Brücke heute existieren würde. Der ganze Verkehr ins Waldviertel und in das westliche Weinviertel könnte sich auf der ausgebauten vierspurigen Straße auf der rechten Donauseite zur Brücke hin und von dort auf die Autobahn reibungslos abwickeln, und die Nordbrücke wäre dann ein Zubringer hinüber zu den Straßen in Richtung Weinviertel, also Mistelbach bzw. Wolkersdorf. Das hätte einen Sinn, meine verehrten Freunde, und daher frage ich mich, welche Experten muß man zu Rate ziehen, ob die Straße zwei- oder vierspurig gebaut werden soll? Fragen Sie den Experten Straßenverkehrsbenützer! Machen Sie dort eine Volksbefragung, er wird Ihnen, meine verehrten Freunde, jene Antwort geben, die offensichtlich ein Experte - ich weiß nicht, wer es war - hier nicht geben konnte. Heute dort eine Straße zweispurig zu bauen, ist sicherlich nur der Versuch, die fehlenden Bundesmittel dadurch zu kaschieren, daß man den Brückenbau hinausschiebt, um Zeit zu gewinnen, daß vielleicht durch die Findung neuer Steuern neue Mittel eingehen, damit man dann auch diese Brücken errichten kann. Das ist die Wahrheit, meine verehrten Freunde! (Beifall bei der ÖVP.) Ich möchte daher zum Schluß kommen. Ich glaube, daß es dringend notwendig ist, die Donaubrücke zwischen Korneuburg und Klosterneuburg raschestens zu bauen, die bitte niemals, niemals, Herr Kollege Leichtfried, nur die Aufgabe haben kann, einen Verkehr zwischen den Städten Korneuburg und Klosterneuburg zu erzielen, sondern die immer die Aufgabe haben wird, vor allem auch den Bereich Wien brückenmäßig, straßenmäßig zu versorgen und die dann die beste Verbindung vom Knoten Korneuburg darstellt. (Abg. Bieder: Herr Kollege, das muß geklärt werden!) Da brauchen Sie sich nur auf die Nordbrücke hinstellen, dann ist der Fall geklärt, aber eindeutig geklärt. Wer da noch lange viel herumfragt, versäumt Zeit und bringt damit mehr Kosten. Ich darf daher meine Ausführungen damit beschließen, daß ich einen Resolutionsantrag einbringe: „Resolutionsantrag des Abg. Bernau zur Gruppe 6 des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 1977. Zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse zwischen den nördlich und südlich der Donau gelegenen Landesteilen im Nahbereich von Wien ist nach Ansicht von Experten die Errichtung einer vierspurigen Donaubrücke im Raum Klosterneuburg - Korneuburg dringend erforderlich. Diese Expertise gibt es ja schon seit geraumer Zeit. ie Landesregierung wird daher ersucht, beim Bundesministerium für Bauten und Technik mit Nachdruck dahin zu wirken, daß die erforderlichen Arbeiten zur Errichtung einer vierspurigen Donaubrücke im bezeichneten Gebiet unverzüglich in Angriff genommen werden." Alles andere, meine verehrten Freunde, wäre unverantwortlich und würde nur Geld kosten und den armen Autofahrern die ohnehin nicht sehr gut gebetteten Nerven. Danke. (Beifall bei der ÖVP.) DRITTER PRÄSIDENT REITER: Zum Worte gelangt der Abg. Gruber. Abg. GRUBER: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren des Hohen Landtages! Der Herr Kollege Abg. Dr. Bernau hat in einer Verteidigungsrede, die er hier mit großer Aufregung vorgebracht hat, versuchen wollen, den Herrn Landeshauptmann zu verteidigen. (Landeshauptmann Maurer: Lautstark höchstens!) Es ist ihm nicht gelungen, er hat sich vielmehr in Widersprüche verwickelt, und es wird gut sein, wenn er sich selber mehr mit diesen Problemen befaßt und mehr, Sachlichkeit in das Straßenproblem hineinbringt. (Beifall bei der SPÖ.) Ich möchte vorher aber doch zu den vorgefaßten Themen sprechen. Ich habe mir vorgenommen, zum Schienenverkehr und zum Schutzwasserbau, also zu zwei wichtigen Fragen der Infrastruktur, etwas zu sagen. Ich werde aber dann etwas über den Schienenverkehr im Zusammenhang mit der Koordinierung zum Straßenverkehr berichten. Und nun zum ersten Thema. Der schienengebundene Verkehr erfordert eine zeitgemäße Modernisierung. Die sogenannten Nebenbahnlinien sind wichtige Lebensadern für unsere niederösterreichischen Landgemeinden und Ballungsgebiete. Nebenbahnstrecken sind für die Hauptbahnen unentbehrlich. Siedlungsräume, Wirtschaft und Bahnverkehr sind eng miteinander verbunden. Im Jahre 1837, also vor 139 Jahren, wurde die erste österreichische Eisenbahnverbindung von Floridsdorf nach Deutsch-Wagram aufgenommen. Wenn man von den stark frequentierten Hauptbahnlinien Ost- und West-, Nordwestund Südbahn absieht, ist unser Bundesland überwiegend mit den Nebenbahnverbindungen verkehrsmäßig erschlossen. Der rasche Ausbau des Eisenbahnnetzes war die Grundage für die Industrialisierung. Niederösterreich braucht heute für seine Nebenbahnen nicht nur symbolische Beteuerungen, sondern echte Aktionen der dafür zuständigen Stellen. Der Nebenverkehr ist jeweils ein regionales Anliegen der Bevölkerung. Der Nahverkehr soll stark forciert werden. Bundesminister Lanc hat sich im September dieses Jahres vor dem Städtebund für den Ausbau der bestehenden Bahnen ausgesprochen. Damit ist eine bevorstehende Entscheidung von kompetenter Stelle befürwortet worden. Die billigste Lösung zur Bewältigung des Nahverkehrs ist der Ausbau der bestehenden Bahnverbindungen. Überlegungen von zentralen Bundesbahnstellen aus dem Jahre 1967, die aus Kostengründen eine Auflassung von Nebenbahnen enthielten, können heute generell keine ernste Grundlage mehr sein. Schon der erste Niederösterreichplan der Sozialistischen Partei besagte, daß die Frage der Einstellung der Nebenbahnen nicht nur unter dem Gesichtswinkel der Rationalisierung der Bundesbahnen gesehen werden darf. Es ist auch zu prüfen, sagt der NÖ-Plan der SPÖ, wieweit der Bahnverkehr durch den Straßenverkehr ersetzt werden kann. Vor allem sind die möglichen Auswirkungen auf die Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur der betroffenen Gebiete genau abzuschätzen. Im Traisental tritt ein Bahnerhaltungskomitee konsequent gegen Pläne auf, die Linien nach St. ÄgydKernhof einzustellen. Die Nebenbahnen sind raumerschließend und volkswirtschaftlich bedeutsam. Zwischen Schiene und Straße soll es zu keiner Wettbewerbsverzerrung kommen. Durch den Raum St.Pölten führen Hauptverkehrsadern, er liegt aber größtenteils an sogenannten Nebenbahnen. Da über diesen Bahnen längere Zeit hindurch das Damoklesschwert des Einstellens hing, war zu prüfen, ob es nicht möglich wäre, zum Beispiel in den Wintermonaten mittels Kurswagen aus Wien oder eventuell sogar mit eigenem Triebwagenzug eine Schnellverbindung nach Türnitz herzustellen. Diese Feststellung soll wieder grundsätzlich für alle Wintersportorte des Landes gelten, welche mittels Eisenbahn erreichbar sind. Der Bedarf müßte einmal genau erhoben werden, bzw. müßte auch das Interesse der Wintersportler durch gezielte Werbung geweckt werden. Die Einstellung dieser Nebenbahnen würde das gesamte Anlagevermögen und bisherige Investitionen wertlos machen. Volksvermögen ist da, um erhalten zu werden. Außerdem wären vielfach der reibungslose Berufsfahrer- und Schülerverkehr und ebenso auch manche Milchtransporte in Frage gestellt. Die Wirtschaft jener Gebiete wäre schwer betroffen, wo es bahnorientierte Betriebe gibt. Seit mehr als 20 Jahren hat die Bahnverbindung ins Voralpenland leider keine wesentlichen Korrekturen zur Verkürzung der Fahrzeit erhalten. Die Fahrzeit von Kernhof bis St. Pölten bei rund 54 Bahnkilometern beträgt noch immer rund 2 Stunden. Für diese Strecke wären moderne Fahrzeuge dringend erforderlich. 120 Eisenbahner halten den Betrieb dieser Linie aufrecht. Die Bahn ist ein unentbehrlicher Zubringer der Rohmaterialien und Halbfabrikate für die Draht- und Seilerzeugung in St.Ägyd am Neuwald. Der Abtransport der Seile, die oft 70 bis 80 Tonnen schwer sind, kann nur über die Eisenbahn erfolgen. Die Straße hat dort nicht die erforderliche Kapazität für schwere Lastkraftwagen, Schwerfuhrwerke im erlaubten Ausmaß bleiben bei der Endstelle in Freiland stecken, müssen um- oder abgeladen werden, wenn sie Hohenberg, St. Ägyd erreichen wollen, oder mit größeren Lasten aus diesen Orten das untere Traisental verlassen. Die Existenz dieses Betriebes mit seinen 750 Beschäftigten ist genauso vom Weiterbestand der Eisenbahnverbindung abhängig wie die Forstbetriebe, die ihre Schnittware waggonweise befördern müssen. Die Fahrzeit von St. Pölten nach Mariazell ist ebenfalls seit Jahrzehnten gleichgeblieben und dies, obwohl der Zustand der Strecke sehr gut ist und zweitens die Fahrzeuge in bester Ordnung sind. Vor eineinhalb Jahren wurde der Personenverkehr St. Pölten - Krems mit einer Eilzugverbindung etwas günstiger gestaltet. Seinerzeit, im Jahre 1967, wurde aus falschen kalkulatorischen Überlegungen, also während der ÖVP-Alleinregierung, die zweite Gleisverbindung Herzogenburg - St. Pölten herausgerissen. Das ist eine falsche Aktion gewesen, eine Demontage. Das gleiche hat sich auch während der ÖVP-Alleinregierung auf der Franz-Josefsbahn abgespielt, wo das Eisenbahngleis auf der Strecke ab Absdorf in Richtung Gmünd demontiert worden ist. Der Schienen- und Straßenverkehr muß gefördert werden, ja. In diesem Zusammenhang möchte ich jetzt aber besonders dem Abg. Leichtfried meinen Dank aussprechen, daß er von seiner Warte aus die Bedeutung der Errichtung der S 33 unterstrichen hat. Ich möchte auch den Herrn Landeshauptmann Maurer ansprechen, denn er hat vor 10 Jahren versprochen, daß die Schnellstraße S 3 3 gebaut wird. Landeshauptmann Maurer hat 1967 in Traismauer gesagt, daß man 1972 auf der Schnellstraße von st. Pölten nach Krems wird zweibahnig fahren können. Also Sie waren eigentlich der erste, der versprochen hat, 1. daß sie gebaut wird und 2. 2. daß sie zuerst auch zweibahnig befahren werden wird können. (Landeshauptmann Maurer: Um den Wortlaut würde ich ersuchen!) Ja, es gibt Zeugen von Ihrer Zusage, daß man dann zweibahnig wird fahren können. (Landeshauptmann Maurer: Sie zitieren. Ich würde Sie nur um den Wortlaut ersuchen!) Ja, man hat das zu Protokoll gegeben. Prüfen Sie es nach. Frischen Sie Ihr politisches Erinnerungsvermögen auf, Herr Landeshauptmann. Ich möchte also sagen: Sie haben kürzlich Ihre Jubiläumsfeiern gehabt, und diese Jubiläumsfeiern mögen Sie jetzt zum Anlaß nehmen, Ihre damals gegebenen Versprechen, die Straße zu bauen, auch einzuhalten. Und jetzt zum Herrn Abg. Dr. Bernau. Er hat sich zu Beginn seiner Ausführungen mit den drei Donaubrücken beschäftigt und gemeint, die Anträge, die der Herr Landeshauptmann eingereicht hat, wurden auch genehmigt. „Ist der Herr Landeshauptmann berechtigt, Projekte einzubringen?", haben Sie gefragt. Ja, er ist als Straßenreferent dazu verpflichtet. (Abg. Dr. Bernau: Ich habe von Initiativen gesprochen, nicht von Verpflichtung!) Sicherlich, in der Verwaltung ist diese Initiative dann realisiert worden, und der Finanzminister der SPÖ-Regierung hat diese drei Donaubrücken auch komplett bezahlt. (Beifall bei der SPÖ. - Abg. Leichtfried: Wurden von der SPÖ-Regierung erbaut! - Abg. Dr. Bernau: Die Brücken waren Gott sei Dank schon im Bau!) Das ist eine geschichtliche Tatsache finanzpolitischer Art: Diese drei Donaubrücken wurden von der sozialistischen Regierung bezahlt. Jetzt eine Frage, Herr Landeshauptmann, erinnern Sie sich. Wir haben Ende September beim Herrn Landeshauptmann wegen der S 33 vorgesprochen, und da wurde infolge der Anfragebeantwortung der Sache auf den Grund gegangen. Es heißt nämlich in dieser Anfragebeantwortung, daß im März eine Brücke im Knoten St. Pölten fertig projektiert war. Ende September haben wir den Herrn Landeshauptmann bei der Vorsprache gefragt, ob die Durchführung dieses Projektes bereits beim Bund eingereicht wurde. Es hat sich herausgestellt, daß das bis zu diesem Zeitpunkt nicht geschehen war. Der Herr Landeshauptmann hat zugesagt, sich sofort zu bemühen, diese eine Brücke zu beantragen, und er hat auch zugesagt, im nächsten und in den laufenden Jahren Anträge beim Bund einzureichen. Ich ersuche auch hier den Herrn Landeshauptmann, nach diesen Dingen zu sehen und dafür zu sorgen, daß die Projekte pünktlich eingereicht werden. Ohne Einreichung beim Bund ist die Durchführung seitens der BundesVerwaltung und die Finanzierung nicht möglich. Das ist also das Konkrete dazu. (Abg. Dr. Bernau: Wissen Sie, was der Herr Minister gesagt hat? Es ist einzuladen zur Offertlegung für vier Spuren, gebaut werden dann zwei!) Schauen Sie, Sie haben sich heute in viele Widersprüche verwickelt. Hoffentlich nimmt das Tonband jetzt das, was Sie sagen, mit auf, damit wir diese Feststellung prüfen können. (Dritter Präsident Reiter gibt das Glockenzeichen. - Abg. Leichtfried: Wo steht das!) Zu wenig Sachlichkeit legen Sie an den Tag, Herr Dr. Bernau. (Abg. Dr. Bernau: Das hat der Herr Landeshauptmann im Beisein von Hofrat Zahm mitgeteilt. - Abg. Stangl: Wo steht das? - Dritter Präsident Reiter nach Abgabe des Glockenzeichens: Bitte, meine Herren Abgeordneten, vielleicht kehren wir doch zurück, die Diskussion vom Rednerpult aus zu führen. - Abg. Stangl: Dem Gruber sagen Sie, wenn er zitiert, daß er weiterlesen soll. - Abg. Leichtfried: Der Landeshauptmann ist nicht irgend jemand !) Der Herr Abg. Dr. Bernau hat sich also hier einer Art der politischen Qualifikation befleißigt, die eher deplaciert erscheint. Ich möchte das schon zum Ausdruck bringen, denn so, wie Sie das hier machen, geht es nicht. Zuerst.verwickeln Sie sich ständig in Widersprüche und dann stellen Sie Behauptungen auf, die überhaupt nicht stimmen. (Abg. Dr. Bernau: Wo bitte? Sagen Sie mir die Widersprüche!) Schauen Sie, das ist das Wesentliche. Ich habe Sie für einen WIFI-Mann gehalten, Sie sind ja dort auch engagiert. Und wenn es um wirtschaftspolitische und verkehrspolitische Fragen geht, dann bitte ich Sie, mehr Sachlichkeit und Objektivität zu üben. (Abg. Dr. Bernau: Sagen Sie mir die Widersprüche, Herr Kollege!) Aber Ihre Behauptungen stimmen nicht. Ich gehe jetzt in meinen Ausführungen weiter, weil etwas anderes keinen Sinn hat. Wir können uns ja einmal in einem Zwiegespräch unterhalten, aber der Hohe Landtag ist da, klare Aussagen zu machen, und diese werde ich treffen und habe ich schon gemacht. (Abg. Dr. Bernau: Also wo, bitte?) Das ist eine Aufregung! Beruhigen Sie sich, Herr Abg. Dr. Bernau. Diese waren zu Beginn, als Sie zum Rednerpult gekommen sind, genauso wie jetzt. (Abg. Dr.-Bernau: Sagen sie mir die Widersprüche hier und jetzt!) Sie können eben die Wahrheit nicht hören. (Beifall bei der SPÖ. - Abg. Dr. Bernau: Ich bitte Sie, sagen Sie mir die Widersprüche!) Inzwischen gehe ich also mit meinen Ausführungen weiter. Es hat sich jedoch beim Schienenverkehr auf den zwei wichtigen konkreten Linien, von denen ich gesprochen habe, das Betriebserfordernis wiederum bestätigt. Jetzt überlegt man, die zweite Gleisanlage von St. Pölten nach Herzogenburg wieder zu verlegen. Es war also damals wirklich eine vollkommen falsche Überlegung, das Gleis herauszureißen. Einer Pressemeldung, die mir bestätigt wurde, entnahm ich, daß im Bezirk Mistelbach die Meinung vertreten wird, daß Nebenbahnen, zumindest bis zur Aufnahme des S-Bahnverkehrs nach Mistelbach, erhalten bleiben müssen. Auch hier hat Bundesminister Lanc bereits eine klare Aussage getroffen. Die Strecke Stammersdorf - Dobermannsdorf ist derzeit wegen geringer Frequenz problematisch. Der spätere Ausbau des Wiener U-Bahnnetzes bis Floridsdorf wird aber diese Nebenbahn wieder interessanter machen, da durch die U-Bahn eine gute Verbindung in die Wiener Innenstadt entstehen wird. 682 Eisenbahnkilometer, aufgeteilt auf 22 niederösterreichische Nebenbahnstrecken, Normalspurund Schmalspurlinien, sollten nach dem Einsparungsplan im Jahre 1969 teilweise oder gänzlich stillgelegt werden. Hier Projekte zu überlegen, ist wichtig. Die einzelnen Nebenbahnstrecken wurden bereits durch die Diskussion schwer betroffen. Die einzelnen Nebenbahnstrecken dürfen nicht jeweils isoliert analysiert werden. Die Zubringerfunktion der Nebenbahnen, ob Personen- oder Güterverkehr, ist für Hauptlinien ja meistens unverkennbar. Proteste aus den betroffenen Gemeinden und den zuständigen Interessenvertretungen haben damals durchaus negative Einstellungsabsichten verhindern können. Die Anschlußmöglichkeit der Bevölkerung und Betriebe ist in den weit entfernten Gebieten aus Gründen der Erschließung des Landes nach wie vor bedeutsam. Wer sich in Wien eine Retourfahrkarte nach Mistelbach oder sagen wir nach Kienberg-Gaming oder nach Gresten kauft, wird rein finanziell und auch statistisch den Zentralbahnhof finanziell und leistungsmäßig aufwerten. Die Eisenbahnfahrt des Reisenden erfolgt aber zum wesentlichen Teil auf den Nebenstrecken. Weiters erhebt sich besonders für das Grenzland die Frage, ob der Weiterbestand des Nebenbahnnetzes nicht auch aus den Erfordernissen der Landesverteidigung, also aus strategischen Gründen, gerechtfertigt ist. Dieser militärische Aspekt soll ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Es gibt also eine Reihe von echten Beweggründen, die es im Zusammenhang mit Nebenbahnen zu prüfen gilt. Auch die Erhaltung der Waldviertler Schmalspurbahn ist aus den angeführten Gründen wichtig. Besonders der Güterverkehr der Bahnen ist im Waldviertel für die Wirtschaft bedeutsam. Investitionen sind auf diesem Sektor zum Zwecke des Güterverkehrs - unterstreiche ich - jederzeit gut angelegt. Die Entlastungsfunktion der Bahn für die oft schmalen und gefährlichen Straßen darf nicht bagatellisiert werden. Die Nebenbahnen sind auch im Waldviertel ein wirksamer Faktor einer Transportkette, die im Land Niederösterreich sinnvoll organisiert worden ist. Eine Verbesserung des Eisenbahnlinienverkehrs erfordert daher: 1. eine Verbesserung des Fahrplanes der Linien, 2. die Einführung eines 30 Minuten-Taktes im Eisenbahnverkehr bei Linien, wo der Bedarf gegeben ist, besonders in den Stoßzeiten. Zwischen Wien und St. Pölten ist zum Beispiel dieser 30 MinutenTakt sehr günstig, und auch auf anderen Linien hat er sich eingependelt. Es wird auch zweckmäßig sein, ihn viel stärker zu forcieren. 3. Durch die komplette Umstellung auf den Dieselbetrieb und mit einer Modernisierung der Waggons soll die dringend notwendige Attraktivität und Konkurrenzfähigkeit der Nebenbahnen erreicht werden. Die Fahrgäste sollen schneller und bequemer reisen können und ans Ziel kommen. 4. Die Abstimmung des Fahrplans an den Autobusdienst der Bahn, Post und auch der Privatlinien ist erforderlich. Ein weiterer Schwerpunkt der zeitgemäßen Bahnerneuerung müßte der Ausbau zu einer Schnellverbindung zwischen dem St. Pöltner Raum und der Südbahn mit Zielbahnhof Leobersdorf sein. Die Bedeutung der Nebenbahnen geht auch daraus hervor, daß 68% der in Niederösterreich im Einsatz befindlichen Lokomotiven und Waggons auf Nebenbahnlinien verkehren. Die ÖBB-Werkstätten in St. Pölten haben mit den Reparaturarbeiten, besonders auch mit den Aufträgen für die vierachsigen Waggons, eine volle Planauslastung bis zum Jahre 1980. Die Sanierung des gesamten Nebenbahnbetriebes und Nebenbahnnetzes erfordert umfassende technische Maßnahmen und Betriebsrationalisierungen. Die Auflassung des Dampfbetriebes erfordert den verstärkten Einsatz eines modernen und leistungsfähigen Dieselbetriebes. In ganz Österreich gibt es noch 100 Dampflokomotiven, rund 25 in Niederösterreich, die aber sehr selten für den Einsatz verwendet werden. Derzeit sind 270 Dieseltriebfahrzeuge in Niederösterreich in Verwendung. Einige Dieself ahrzeuge müssen , durch neue, leistungsfähigere ersetzt werden. Die Weiterführung der Nebenbahnen, die oft sehr wichtige Anschlußbahnen sind, ist aus Gründen der Infrastruktur, aus gesellschaftlichen und aus wirtschaftlichen Beweggründen gerechtfertigt. Nun einige grundsätzliche Bemerkungen zum Schienenverkehr. Die Einrichtung eines leistungsfähigen Verkehrs in Form des Huckepack- oder eines anderen kombinierten Verkehrs auf der Schiene würde das Problem, besonders auch der Schwerlaster, auf den Straßen lösen helfen. Der Gewinn an Fahrzeit, besonders aber der Gewinn an Verkehrssicherheit, wird diese Maßnahmen rechtfertigen. Der starke Anstieg des Lkw-Verkehrs kann in Zukunft mit dem Huckepack am günstigsten bewältigt werden. Die Verladung von Lkws auf einen Eisenbahnwaggon ist ein wichtiger Aspekt. Die Zulieferung wird problemlos und rationeller sowie billiger; billiger vor allem, was die laufenden Straßenerhaltungskosten betrifft. Im Interesse einer größeren Verkehrssicherheit müßte alles unternommen werden, um den Güterverkehr und Transit von der Straße weg auf die Schiene zu verlagern. Die künftige stärkere Verlagerung des Gütertransportes wieder auf die Schiene müßte ein wichtiger Punkt eines Verkehrskonzeptes sein, welches seitens der Landesregierung mit den kompetenten Bundesstellen erarbeitet wird. In der Steiermark arbeitet man bereits an der Verwirklichung dieser Konzeption. Mit dieser Vorgangsweise besteht die Möglichkeit, das bedrohliche Ansteigen der schweren Unfälle auf unseren Straßen hintanzuhalten. Das Unternehmenskonzept der Österreichischen Bundesbahnen für den Zeitraum 1975-1985 ist eine wichtige Grundlage für neue und fortschrittliche Ziele, um die Entwicklung des Eisenbahnverkehrs zu erreichen. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß keine gravierenden Veränderungen in der gesamtwirtschaftlichen Situation eintreten. Viele potente Kunden haben noch keinen Bahnanschluß. Eine zweimalige Umladung ist aus Kosten- und Personalgründen ungünstig. Investitionen für stärkere Bahnorientierung wären erforderlich. Raschere Güterbeförderung ist in vielen Fällen notwendig. Die geographische Lage Österreichs ist für den internationalen Reise- und Güterverkehr sehr interessant und ergibt eine echte Nachfrage. Das Bundesbahngesetz spricht von der Sicherstellung einer modernen und leistungsfähigen Verkehrsbedienung entsprechend der Nachfrage bei höchstmöglicher Wirtschaftlichkeit des Betriebes. Das Unternehmenskonzept der ÖBB weist auch darauf hin, daß die angelaufene Förderung von Anschlußbahnen durch die ÖBB bei der verladenden Wirtschaft Anklang gefunden hat, in finanzieller Hinsicht jedoch noch nicht genügend, noch nicht ausreichend ist. Eine fortschrittliche Koordinierung zwischen Schiene und Straße wird auch zur Erhaltung so mancher Nebenbahnen beitragen können. Die Nebenbahnen sind wichtig. Die Vorteile des Schienentransports sind hohe Transportleistungen, günstige Kosten, optimale Sicherheit und eine geringere Umweltbelastung im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln. Die Konkurrenz Schiene-Straße darf letzten Endes nicht verzerrt werden, und sie darf auch nicht dazu führen, daß da oder dort wieder eine Demontage des Eisenbahnnetzes erfolgt. Die Konsequenz wäre ein Chaos auf unseren Straßen, Verkehrsunsicherheiten, Lärm und noch mehr Auspuffgase in den Siedlungsgebieten. Jetzt wende ich mich zum zweiten Thema, das ich mir vorgenommen habe zu behandeln, zum Kapitel Wasserbau, genauer gesagt, zum Fachbereich Gewässeraufsicht und Schutzwasserbau, Flußregulierungen, Dammherstellungen und Dammsicherungen. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Gewässeraufsicht hat sich auch in Niederösterreich spezialisiert. Diese Spezialisierung und Aktivierung der Gewässeraufsicht ist im Interesse der Gewässergüte im Lande notwendig, ja eine Herausforderung durch die Industrie und ihre Abwässer. Bei der Gewässeraufsicht sind die Gewässergüteaufsicht und der Schutz des Grundwassers gegen Eindringen von wassergefährdenden Stoffen als Schwerpunkte in den Vordergrund gestellt worden. Die Reinhaltung der Gewässer ist überwiegend eine große finanzielle Aufgabe. Der Wasserwirtschaftsfonds beim Bundesministerium für Bauten und Technik ist deshalb oft überfordert. Er ist aber die Grundlage, den Gemeinden und Betrieben bei ihren Verpflichtungen wirksam zu helfen, um für die ordnungsgemäße Ableitung und Reinigung der Abwässer zu sorgen. Unsere niederösterreichischen Flüsse, Grundwasserbegleitströme und Grundwasservorkommen sind vom Eindringen gefährlicher Chemikalien abzusichern bzw. zu schützen. Der Schutz des Wassers ist sehr oft auch eine Frage des Wasserbewußtseins der Menschen. Deshalb kommt auch der beratenden Tätigkeit der Gewässeraufsicht eine wichtige Aufgabe zu. Die Abwasserbelastung kann damit oft auf ein erträgliches Maß reduziert werden. Dort, wo dies nicht möglich ist, müssen technische und oft umfangreiche bauliche Maßnahmen durchgeführt wer den. Zum Beispiel war der hohe Sulfatgehalt des Abwassers der Ersten Österreichischen Glanzstoffabrik seit vielen Jahren ein Stein des Anstoßes. Die Wasserrechtsbehörde hat auch diese Fabrik immer wieder aufgefordert, für die Entfernung des Sulfats aus dem Abwasser zu sorgen. Sulfat ist in entsprechender Konzentration auch fischgiftig. Darüber hinaus kann hiedurch auch sonstiges Leben im Wasser vernichtet werden. Im übrigen ist Sulfat eine aggressive Substanz, die insbesondere Beton und Steine zerstört. Diese Feststellung der Chemiker war das Alarmsignal, rasch für eine Beseitigung der Mißstände zu sorgen. Der hiefür gangbare Weg ist die Kalzinierung. Die Kalzinierung ist dort die wirksamste Stufe zur Verbesserung der Fabriksabwässer. (Zweiter Präsident Binder übernimmt den Vorsitz.) Die Reinhaltung der österreichischen Gewässer liegt im größten Interesse der österreichischen Bevölkerung. Die Normalisierung der Wasserbeschaffenheit ist unerläßlich. Diese Maßnahme ist auch die Voraussetzung für eine allfällige Einleitung der Betriebsabwässer in den im Bau befindlichen Traisenabwassersammelkanal und dies zum Schutz einer überregionalen Wasserzone. Diese Wasserreinigungsanlage, die Kalzinierung also, die 33,5 Millionen Schilling kostet, wird vom Wasserwirtschaftsfonds mit 50% dieses Betrages gefördert. Der Schutz des Traisenflusses und anderer niederösterreichischer Flüsse vor gefährlichen Verunreinigungen ist damit gewährleistet. Weitere umfangreiche Abwasserreinigungsanlagen durch Industriebetriebe sind erforderlich, um ganze Flußsysteme in Niederösterreich vor der Verschmutzung zu bewahren. Die Aufgaben des Schutzwasserbaues werden durch Hochwässer immer wieder aktualisiert. Das Hochwasser des Jahres 1975 hat die Bevölkerung ganzer Landstriche in Angst und Schrecken versetzt. Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft unterstützt die Aufgaben und Baumaßnahmen im Land Niederösterreich sehr wertvoll. Eine Übersichtstabelle bestätigt diese Tätigkeit. Sie ist sehr umfangreich. Ich kann sie hier nicht zur Verlesung bringen. in Zukunft sollen die begonnenen Bauvorhaben fortgesetzt bzw. zu Ende geführt werden. Neue Vorhaben werden nach Dringlichkeit im Bundesministerium gereiht und in Angriff genommen. Damit wird künftighin Hab und Gut der Bevölkerung noch besser vor Hochwasser geschützt. Wirksamer Schutzwasserbau ist das erklärte Ziel der verantwortlichen Männer. Die Regulierungsarbeiten an der Leitha im Bezirk Bruck werden nun im Rahmen eines Fünfjahresprogrammes mit einem Kostenaufwand von 88 Millionen Schilling durchgeführt. Erst intensive starke Niederschläge verwandeln unsere Flüsse und Wildbäche in reißende und gefährliche Gewässer. Die Leistungen des Jahresausbauprogrammes 1976 für den Schutzwasserbau auf dem Sektor der Bundesflüsse und der Konkurrenzgewässer in Niederösterreich weisen eine gute Bilanz auf. Fast 87 Millionen Schilling wird der Bund in diesem Jahr für Bundesflüsse und Konkurrenzgewässer leisten. Mehr als 76 Millionen Schilling hat das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft bereits überwiesen. Das zuständige Bundesministerium erklärt, daß eine weitere Bereitstellung von Bundesmitteln für das heurige Jahresbauprogramm in Niederösterreich voraussichtlich Mitte Dezember erfolgen wird. Bezüglich der weiteren Ziele des Schutzwasserbaues in Niederösterreich für die nächsten Jahre kann gesagt werden, daß die Disposition hierüber, soweit nicht Hochwasserereignisse Änderungen erfordern, nach dem Fünfjahres-Bauprogramm bis zum Jahre 1980- erfolgen wird. Dieses FünfjahresBauprogramm enthält größere Schutzwasserbauten vor allem an der Leitha, wie erwähnt, Wasenbruck, Lichtenwörth, Rohrau, Pachfurth, am Frauenbach, im Laxenburger Entwässerungsrayon, am Gschirm- und Edlerbach, im Bereich Amstetten, an der Mistel in Mistelbach, am Kremnitzbach, an der Pulkau, am Rußbach, an der Melk, an der Piesting in Piesting, an der Schwechat (Unterlaufregulierung), an den Thayabecken, in Wagram, an den verschiedenen Gewässern im Raume Wolkersdorf und St. Pölten. Der Traisenwasserverband beabsichtigt, Bauvorhaben für die nächsten Jahre um 180 Millionen Schilling zu verwirklichen. Besonders im Bereich des Alpinewerkes Traisen sind wichtige schutzwasserbauliche Maßnahmen erforderlich, da sogar schon geringere Hochwässer den Betrieb des Werkes beeinträchtigen. Auch in Schrambach ist zum Schutze eines größeren Siedlungsgebietes die Traisenregulierung dringend notwendig geworden. Grundsätzlich muß auf die Bedeutung der Flächenwidmungspläne hingewiesen werden. Überschwemmungsgefährdete Flächen müssen von der künftigen Verbauung komplett ausgeschieden werden. Erfahrungswerte müssen einkalkuliert und berücksichtigt werden. Der vorbeugende Hochwasserschutz ist auch eine Sache der Planung und Organisation. Sehr teure Schutzwasserbauten könnten also durch Flächenwidmungspläne künftig eingespart werden. Der Anreiz, weil überschwemmungsgefährdete Grundflächen günstig angeboten werden, muß ausgeschlossen werden. Rückhaltebecken müssen überall dort errichtet werden, wo es landschaftlich und wirtschaftlich vertretbar ist. Hochwässer können so allgemein den Grundwasserspiegel aufwerten. Der Wasserhaushalt wird damit aufgebessert. Rückhaltebecken haben eine Doppelfunktion, und deshalb sollten die entsprechenden Kosten auch akzeptiert werden. Die vorliegenden Landesbudgetansätze für den Wasserbau müßten mit Nachtragsbudgets wieder verstärkt werden. Nun, meine sehr verehrten Damen und Herren, möchte ich abschließend erklären, daß die sozialistische Fraktion dem Kapitel Wasserbau und Schienenbau unter den Aspekten, die ich erwähnt habe, die Zustimmung erteilen wird. (Beifall bei der SPÖ.) ZWEITER PRÄSIDENT BINDER: Als nächster Redner hat sich der Abg. Fürst zu Wort gemeldet. Abg. FÜRST: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bevor ich zu den Problemen des Nahverkehrs und des Verkehrsverbundes Stellung nehme, darf ich ein paar Antworten zu den Ausführungen des Herrn Kollegen Dr. Bernau geben. Er meint, die Erfolge der Bundesregierung stammen doch aus Steuergeldern und man könne über diese Erfolge nur lachen. Ich gebe ihm recht, wenn er sagt, die Erfolge stammen aus den Steuergeldern. Wenn man eine Parallele dazu zieht - von seiner Warte verständlich, daß er den Herrn Landeshauptmann als zuständigen Referenten so positiv herausstreicht -, dann möchte ich doch sagen, auch in Niederösterreich – und das werden Sie ja nicht bestreiten – stammen alle diese Leistungen des Landes ebenfalls aus Steuergeldern. Wenn der Herr Kollege Dr. Bernau von den Initiativen in den Ballungsräumen spricht, na selbstverständlich ist die Bevölkerung überall dankbar, wenn es, egal von wem, Initiativen zur Bereinigung so mancher Verkehrsprobleme gibt. Aber wir wissen aus Erfahrung, daß die Verwirklichung so mancher Probleme Jahre braucht, und es wäre billig, hier zu sagen, die eine oder andere Regierung sei schuld oder sei zu der oder jener Zeit am Zug gewesen. Ich glaube, entscheidend ist, daß, egal wer die Leistungen vollbringt, doch die Bevölkerung den Nutzen hat. (Abg. Dr. Bernau: Genau das habe ich nicht gesagt. Ich habe lediglich festgestellt, wenn man von Initiativen spricht, dann soll man die Initiativen Niederösterreichs in Vergleich setzen z u den Initiativen Wiens! Abg. Buchinger: Sie verdrehen das! - Abg. Dr. Bernau: Es stimmt halt nicht!) Ja, gut, ich fasse das zum Ballungsraum zusammen. Also, wenn Sie wollen, noch einmal. Der Herr Kollege Dr. Bernau hat gemeint, in den sogenannten Ballungsräumen - Sie meinen speziell das Gebiet, das Sie hier angeführt haben - fehlen die Initiativen vom Bund. (Abg. Buchinger: Sehr deutlich hat er es gesagt! - Abg. Dr. Bernau: Von Wien!) Vielleicht dazu ein Beispiel. Ich habe dazu bemerkt, die Zusammenarbeit ist selbstverständlich Voraussetzung. Sie kommen vom anderen Teil und kennen besser als ich dieses Gebiet, und ich darf mir erlauben zu sagen, den unteren Teil, wo ich immer diese Hausstrecken befahre, kenne ich vielleicht ein bis serl besser. Hier fehlt die Zusammenarbeit,besser gesagt die Koordination. Wenn Sie von Niederösterreich, von der Laxenburger Straße, Bezirk Mödling, kommen, dann spüren Sie fast, daß jetzt Niederösterreich aufhört, nicht die Straße - sie ist nicht so schlecht -, aber die Straße auf Wiener Gebiet, die ist so gut, daß man den Unterschied sieht. (Abg. Buchinger: Welche ist das?) Na die Laxenburger Straße im 10. Wiener Bezirk. Verstehen Sie, die niederösterreichische Straße, sie ist ja gut. Hier glaube ich aber, mangelt es an der Koordinierung. Das trifft vermutlich in vielen Bereichen des Zusammenflusses niederösterreichischer und Wiener Straßen zu. Es fehlt hier die Koordinierung. Doch, soweit die Zeitungen schreiben, dürfte jetzt mehr von beiden Seiten erkannt werden, wie notwendig diese zur Lösung der Probleme ist. (Abg. Buchinger: Nur können Sie dort auf die andere Seite ausweichen, wenn Sie wollen. Aber wenn Sie nach Wien wollen, müssen Sie dort über die Brücke fahren!) Ja, bitte schön, in der Laxenburger Straße bei der Kreuzung Draschestraße. Weiters gibt es dort keine. Ich kann einige Kilometer auf die B 17 ausweichen, aber ich will nur als Beispiel sagen, daß beide Länder zusammen auch hier die Möglichkeit haben, doch im Interesse des Ballungsgebietes Entscheidungen zu treffen. Wenn Sie - das ist ja auch schon durchgeklungen - in den letzten Tagen bzw. das ganze Jahr hindurch in das Landhaus fahren und das Pech haben, gerade in eine Spitzenverkehrsbelastung zu kommen, dann wissen Sie, wie notwendig es ist, hier einvernehmliche Lösungen zu finden, denn die Probleme werden immer größer. Wir wissen, daß es beim raschen Wandel der Lebensbedingungen äußerst notwendig ist, gerade auf dem Sektor des Verkehrs Maßnahmen zu setzen und ständige Korrekturen der bisherigen Oberlegungen vorzunehmen. Darf ich Ihnen unseren alten, schon sehr abgegriffenen Niederösterreichplan - vielleicht sind alle diese Probleme, insbesondere die Verkehrsprobleme, bezeichnend - im Einleitungssatz zitieren, wo es heißt: ,,Frühere Generationen konnten die Bedingungen ihres Lebens in Raum und Zeit als eine relativ stabile Größe von ihren Vorfahren übernehmen. An die Stelle dieser relativen Stabilität ist heute ein rascher Wandel der Lebensbedingungen getreten. Es muß damit gerechnet werden, daß künftig jede Generation noch mehr als bisher mit solchen Veränderungen konfrontiert sein wird." Ich glaube, wir wissen, und es ist nicht zu bestreiten, daß bei der ständigen Wohlstandsvermehrung in unserem Staate, was ja auch an der Anzahl der Vermehrung der Kraftfahrzeuge zu ersehen ist, die Lösung der Verkehrsprobleme natürlich von einer entsprechenden Koordination der zuständigen Stellen abhängig ist, um einen optimierten Verkehr zu ermöglichen. Sie wissen, daß es, international gesehen, in verschiedenen Gebieten eine Vielzahl von Abkommen gibt, nicht nur das Seerecht, ich meine besonders die Straßenrechte. Es gibt internationale Abkommen über Eisenbahn- und Straßengüterverkehr und heute mehr als früher auch über den Luftverkehr mit Personen und Fracht. Solche Abkommen gibt es natürlich in einer sehr großen Vielzahl. National gesehen und auf Österreich bezogen, sieht das natürlich noch ganz anders aus. Noch vor einigen Jahren hat es in vielen Ministerien ein Stückerl Verkehrsverwaltung gegeben. Das eine Ministerium herrschte über die Bahn und die Post, das andere über das Straßenwesen, das nächste über das Verkehrsrecht und ein weiteres über die Administration des Verkehrsrechtes. In den letzten Jahren ist es aber doch zu einer sinnvollen Einigung gekommen, und im wesentlichen ist die Zuständigkeit über Bahn und Post, über Straßen-, Luft- und Wasserverkehr im Verkehrsministerium vereinigt. Aber die Aufsicht über die Durchführung der Gesetze liegt nicht nur beim Innenministerium. Neun Landeshauptleute und ihre Behörden administrieren Straßengesetzlichkeit, nicht immer nach einem Wunsch und nicht immer nach einem Willen. Das ist zwar ein Vorteil des Föderalismus, aber manchmal auch in bezug auf die Straßenadministration ein Nachteil. Wenn ich die Koordiniemg angeführt habe, so sprechen zwar alle betroffenen Personen und Stellen von einer Koordination, nur sieht die Praxis verständlicherweise anders aus. Die verschiedenen Machtbefugnisse sind zementiert, und wer geht schon gerne von dieser Position ab? Weil wir aber in Österreich ein Konzept für den Straßenbau haben, so ist es doch ein Erfordernis der Zeit, hier eine echte Koordination zu finden. Wir wissen - das hat meines Erachtens ein Redakteur in einer Zeitung gut ausgedrückt -, daß man in Hinkunft die allgemeine wirtschaftliche Fortschrittsentwicklung nach der Lösung der Verkehrsprobleme, nach der Lösung der Erfordernisse wird finden können. Es ist auch keine Frage, daß die Verkehrseinrichtungen keinesfalls von Privaten erstellt bzw. betriebkn werden können. Die umfangreichen und kostspieligen Investitionen bleiben wohl immer eine Frage der Öffentlichkeit. Daß man ständig an neuen Beförderungssystemen wird arbeiten müssen, glaube ich, ist ein Gebot der Zeit. Wenn man aber zurückdenkt, daß sich Wissenschafter mit der Frage befaßt haben, einen Kanal, und zwar den Wiener Neustädter Kanal, als Verbindung zwischen Wien und der Adria auszubauen, dann glaube ich, daß das zu dieser Zeit sehr epochal gewesen ist. Diese Entwicklung ist aber bei Wiener Neustadt steckengeblieben, die Eisenbahn hat diese Entwicklung überholt. Wenn ich nun zu den Maßnahmen der Bundesregierung bezüglich Straße und Schiene und natürlich auch zu solchen Maßnahmen der Landesregierung komme, dann glaube ich, ist es notwendig zu sagen, daß gerade die Investitionen auf diesem Sektor für die Arbeitsplatzsicherung und auch für die heimische Wirtschaft im Interesse der gesamten Bevölkerung äußerst notwendig sind. Wir wissen, daß das Land Niederösterreich auf Grund des Bundesstraßengesetzes 1971 101 Kilometer Bundesstraßen erhalten hat. Auf Grund des Bundesstraßengesetzes 1971 standen mit Stichtag 1. 1. 1975 unter Verkehr 214 Kilometer Autobahnen, 23 Kilometer Schnellstraßen und 2.481 Kilometer Bundesstraßen; dazu kommen noch 205 Kilometer Ersatzstraßen für die Bundesschnellstraßen. Ich glaube, daß solche Aussagen von der Warte zu sehen sind, daß wir in Niederösterreich 72,5% aller Berufstätigen als unselbständig Erwerbstätige bezeichnen, und diese Menschen, die da ständig unterwegs sind, verlangen zu Recht gute Verkehrsverbindungen. Wir vermerken, daß es durch den steigenden Wohlstand in Österreich zu einer stärkeren Motorisierung kommt. Besonders in den sogenannten Ballungsräumen ist es manchmal ein Problem, alle Notwendigkeiten aus dieser Entwicklung in den Griff zu bekommen. Es ist ja kein Geheimnis, daß gerade die Region Wien, Niederösterreich und Burgenland als der größte Ballungsraum Österreichs angesehen wird. Natürlich sind die jetzt vorhandenen Flächen in diesen Gebieten nicht mehr ausreichend, um alle Verkehrswünsche zu realisieren. Der Staatsbürger soll aber nicht nur auf das Auto angewiesen sein, sondern es müssen ihm auch andere Verkehrsmittel zur Verfügung gestellt werden. Es wurde erkannt, daß die Lösung dieser Verkehrsprobleme nur gemeinsam möglich sein wird, und so haben sich die Länder Wien, Niederösterreich und das Burgenland zu einem Versuch für einen Verkehrsverbund für diese Region zusammengefunden. Dieser Zentralraum umfaßt in Niederösterreich die Bezirke Wien - Umgebung, Tulln, Korneuburg, Bruck an der Leitha, Baden und Mödling sowie die Gerichtsbezirke Wolkersdorf, Gänserndorf, Groß Enzersdorf und Marchegg. Vom Burgenland kommen hinzu die Bezirke Eisenstadt und Neusiedl am See. Natürlich sind auch entsprechende Stichlinien notwendig. Diese sollen bis nach Wiener Neustadt, St. Pölten, Krems, Hollabrunn und Mistelbach reichen. Für diesen Raum ist geplant, eine verbundene Verkehrsbedienung zu schaffen, mit dem Ziel eines gemeinsamen Tarifes. Dazu bedarf es noch eines langen Weges und vieler Gespräche. Die entscheidende Frage ist natürlich die Finanzierung, die hauptsächlich bei den Verbundpartnern bleibt, und ich glaube, kein Geheimnis zu verraten, daß alle diese Vorhaben natürlich nur in Etappen durchgeführt werden können. Es hat aber die Generation, in der wir leben, das Recht, daß nicht nur für das Jahr 2000 geplant wird, sondern daß ständig Verkehrsverbesserungen geplant und auch verwirklicht werden. Die Bewohner solcher Ballungsräume verlangen, natürlich von ihrer Warte aus gesehen, ohne Rücksicht auf die Belange in anderen Gebieten eine bessere und schnellere Förderung dieses Verbundes. Wenn wir die Wiener generell, vielleicht gerade für uns Niederösterreicher wichtig, als ein Volk der Ausflügler bezeichnen, so sagt eine Statistik, daß ca. 10% der Wiener, und das ist eine ganz schöne Zahl, ständig am Wochenende, zumindest aber gelegentlich, die Stadt verlassen. Im Sommerhalbjahr waren es 23%, die fast jedes Wochenende Wien verließen, 24% nur bei Schönwetter, 22% nur selten, aber rund 35% der Wiener unternehmen Ganztagsausflüge und fast 40% von diesen übernachten auch auswärts. Ich glaube, daß diese Wechselbeziehung zwischen Wien und Niederösterreich natürlich hergestellt ist. Leider, und das muß man zeitgemäß feststellen, leiden manche Städte sehr unter dem Verkehr, ja man könnte sagen, in manchen Teilen dieser Städte ist es schon fast unwirtlich, sich aufzuhalten. Natürlich steigt die Motorisierung in Wien am stärksten. Die Statistik besagt: Im Jahre 1947 gab es in Wien 79.000 Pkws, 1970 319.000 und 1975 schon 415.000, und wenn man dazu noch die Belastung im Spitzenverkehr rechnet, so glaube ich, mit Recht sagen zu können, es muß im Bereiche der Ballungsräume mehr als bisher geschehen. Wenn wir alle vom Ferienbeginn, von der Gluthitze, von den Stauungen, vom Bäderverkehr in allen größeren Städten belastet sind, dann ist uns dies klar. Aber es ist ja müßig, etwas zu sagen, denn wir werden ja ständig mit den Ballungsverhältnissen im Straßenverkehr konfrontiert. Die Lösung der Probleme des Nahverkehrs, glaube ich, hängt von der Koordinierung der Probleme zwischen Bundesregierung und Bundesländern ab, und wenn Sie wollen, wird das auch bei der Bewältigung dieser Probleme für die Zusammenarbeit zwischen Bund und den Ländern ein Prüfstein sein. Die Länder Wien, Niederösterreich und Burgenland haben nun zur gemeinsamen Lösung der Verkehrsprobleme im Dezember 1974 einen Vertrag zur Errichtung einer Verkehrsverbund GesmbH abgeschlossen mit der Aufgabe, vorbereitende Arbeiten für den angestrebten Verkehrsverbund zu leisten. Natürlich unabhängig davon, muß jeder Verkehrsträger bemüht sein, parallel dazu auf seinem Gebiet die notwendigen Verbesserungen durchzuführen. Wenn eine Statistik sagt, daß im Ballungsraum des genannten Verkehrsverbundes 2,3 Millionen Menschen wohnen und daß es von der rund einer Million Beschäftigten in diesem Ballungsraum 156.500 Auspendler gibt, so glaube ich, ist das ein Faktor, der wirklich bekräftigt, daß es äußerst notwendig ist, hier die entsprechenden Investitionen zu machen. Außerhalb der Ballungszentren kommen im wesentlichen die Österreichischen Bundesbahnen und die Post für den öffentlichen Personennahverkehr auf. In größeren Städten müssen diese Aufgabe die Städte selbst übernehmen. Darf ich vielleicht auf eine konzentrierte Belastung oder, wenn Sie wollen, Leistung der Bundesbahnen hinweisen: bei den letzten Olympischen Spielen in Innsbruck benützten 500.000 Personen, also eine halbe Million Menschen, die Bahn. Die Bundesbahnen führten zu dieser Zeit 285 Sonderzüge. Das ist eine sehr, sehr große Leistung. Von den Unternehmenskonzepten der Bundesbahnen hat mein Vorredner, Kollege Gruber, bereits gesprochen. Natürlich ist deren Finanzierung kurz- oder längerfristig und auch langfristig, weil sie ja von der Zuteilung der Mittel abhängt. Für die Finanzierung, na selbstverständlich, müssen die Mittel von allen Staatsbürgern aufgebracht werden. Wenn man zum Gesamtbedarf für die Lösung dieser Probleme eine Aussage machen darf, so wären das 52 Milliarden. Also 52 Milliarden Schilling sind in der nächsten Zeit notwendig, um mit den Problemen fertig zu werden. Für Niederösterreich wird es, glaube ich, sehr von Vorteil sein, wenn diese drei Gebietskörperschaften im Jahre 1977 endlich den Verkehrsverbund gründen und damit die Vorbereitungen abschließen oder zumindest Teilabkommen für verschiedene Investitionen treffen. Wir wissen aber auch, daß im Budget des Bundes für das Jahr 1975 erstmalig 500 Millionen Schilling für den Nahverkehr aufgenommen wurden, die jedoch nicht einmal ausreichen, um das sogenannte ad hoc-Programm, also das Sofortprogramm, zu finanzieren. Es ist aber auch kein Geheimnis, daß deswegen die Bundeskraftfahrzeugsteuer eingeführt werden mußte, denn man kann nicht auf der einen Seite fordern, sondern man muß auch sagen, woher diese Mittel genommen werden sollen. Die Bundesländer müssen nun doch eine Entscheidung treffen. Sie müßten gegenüber den vorbereitenden Stellen des Verkehrsverbundes erklären, welche Prioritäten sie eingeräumt haben wollen, aber auch zu welchem Finanzschlüssel sie sich für die Probleme bekennen. Ich glaube, gerade Niederösterreich sollte sich in dieser Frage sehr stark engagieren, um für diese Probleme viel Geld vom Bund zu bekommen, denn der Vorschlag des Bundes lautet ca. 4/5 Belastung des Bundes und ca. 1/5 Belastung des jeweiligen Bundeslandes. In dem Zusammenhang könnte es vielleicht eines Tages auch in Niederösterreich eine Aktion geben. So, wie es jetzt hier zwischen Bund und Land mit vier zu einem Fünftel der Fall ist, glaube ich, wäre eine Sanierung der Gemeindestraßen in diesem Verhältnis zu überlegen und würde dem ganzen Land, sprich auch den Gemeinden, sehr zum Vorteil gereichen. Beim Verkehrsverbund sind ja die bekannten fünf Arbeitskreise sehr rührig, nur gibt es natürlich bei den verschiedenen Überlegungen Probleme. In Wien hat zum Beispiel der Gemeinderat die Tarifioheit, aber andererseits richtet sich der Personen- und Reisegepäcktarif auch in Wien nach der Bundesbahn. Es wurde auch in einem Arbeitskreis besprochen, daß Niederösterreich und die Verkehrsverbundorganisation einen Plan für das Park and Drive-System ausarbeiten sollen. Ein Versuch wird diesbezüglich nun am Bahnhof Gänserndorf durchgeführt. Es wurden bereits Tarife entwickelt, das ist auch sehr interessant. Da gibt es einerseits den Formaltarif und den Bartarif. Der Formaltarif ist eigentlich die Bezeichnung für den Kauf eines Fahrausweises im Vorverkehr, und der Bartarif ist die generelle Bedienung des Fahrgastes. Die beiden Unterarten gelten für Erwachsene, Kinder, Gepäck und so weiter. Diese Tarife steigen natürlich in der Zonenlinie an. Es gibt auch die sogenannten Sozialtarife. Das heißt, innerhalb einer bestimmten Zeit kann eine bestimmte Anzahl von Zonen befahren werden. Die Fahrausweise soll man über die beteiligten Verkehrsunternehmungen sowie Trafiken, Karten- und Reisebüros erhalten können. Also auch hier eine Ausarbeitung dieses Netzes, um den Fahrgästen entgegenzukommen. Es wird die bekannten 12 Zonen geben, davon fünf Zonen für Kurzstreckenfahrscheine. Das ist, glaube ich, auch notwendig. Man arbeitet noch sehr intensiv an einem Kraftfahrliniennetz. Eines muß man mit aller Deutlichkeit sagen: Der Verkehrsverbund kann keineswegs zur Gesundung der betroffenen Verkehrseinrichtung beitragen. Das ist nicht möglich, sondern ich glaube, nur durch gemeinsame Überlegungen wird es möglich sein, gerade die Probleme des Nahverkehrs und der Ballungsräume doch einigermaßen zu meistern. Ein Problem beim Verbund sind die Schwierigkeiten bei der Tarifstimulation, und zwar deswegen, weil die derzeitigen Verkehrsträger verschiedene Tarifermäßigungen haben, bei den Kindern sowie auch bei den Senioren, bei den älteren Menschen. Weiters muß man auch Maßnahmen für künftige Busspuren treffen, und zwar sollen diese gemeinsam von der Post, vom Kraftwagendienst und von den Wiener Verkehrsbetrieben erstellt werden. Es sind auch an gewissen Stellen Verkehrsautomaten vorgesehen, dann färbige Fahrscheinmuster. Sie sehen also, die Probleme erscheinen nun sehr differenziert und geballt für alle Verkehrsträger auf, und man wird doch bemüht sein, hier ein Einvernehmen zu erzielen. Interessant ist auch, daß man neue oder zumindest zeitgemäße Symbole für die verschiedenen Bahnen, Kinderwagen, Rollstuhl, Notausgang und so weiter darzustellen versuchen wird. Wie bereits erwähnt, sollen nun die Bundesländer zu dem ihren Bereich betreffenden ad hoc-Programm, zu dem Sofortprogramm, Stellung nehmen. Mit dem Verkehrsverbund wurde einvernehmlich besprochen, daß folgende Vorhaben in das Sofortprogramm aufgenommen werden sollen, und zwar Bahnhof Leopoldau, Großfeldsiedlung, Ausbau der Strecke Meidling - Liesing, Schnellbahn zum Flughafen Schwechat, Ausbau der Verbindung Stockerau - Hollabrunn, Schnellbahn Wolkersdorf, Verbindung Eisenstadt - Wien-Süd. Das Vorhaben Wolkersdorf ist in der Planung noch nicht so ausgeprägt und wurde vorläufig zurückgestellt. Wenn Sie allein für diese fünf Vorhaben die Kostenschätzung von 938 Millionen Schilling betrachten, dann sehen Sie schon, wo die Problematik liegt, nämlich bei der Finanzierung. Die Kosten für den Fuhrpark betragen allein 1.054 Millionen Schilling. Erfreulich ist, daß - vor zwei Tagen, glaube ich, war es - der Landesfinanzreferent erwähnt hat, daß nun bezüglich zweier dieser Sofortprogramme mit dem Bundesminister das Einvernehmen hergestellt wurde. Das ist insofern erfreulich, als es ja nichts nützt, wenn man Theorie und Praxis so differenziert, daß es zu keiner Verwirklichung kommt. Ich glaube, diese Investitionen sind für die ganze Wirtschaft notwendig, und es ist nur zu hoffen, daß das Land Niederösterreich weiterhin in möglichst vielen Fällen Einvernehmen herstellt, denn Ca. ein Fünftel vom Land – in dem Fall liegt der Kostenanteil knapp unter einem Fünftel - und vier Fünftel vom Bund, das belebt doch die ganze Wirtschaft und ist nur von Vorteil. Wenn das Ziel auch noch weit weg ist, so müßte es doch gelingen, daß die gesamte Verkehrsbedienung aller am öffentlichen Personenverkehr im Zentralraum, eben im Ballungsgebiet Wien, Niederösterreich und Burgenland, beteiligten Verkehrsträger im Verkehrsverbund untergebracht werden. Ich weiß, es ist für niemandem, egal, wo er steht, sehr von Freude, wenn von neuen Steuern oder Abgaben gesprochen wird, aber ich glaube, wenn der Bund erstmalig im Jahr 1975 Investitionsmittel in der Höhe von 500Millionen Schilling für den öffentlichen Personennahverkehr der Bundesbahnen zur Verfügung gestellt hat, so ist das von mehreren Seiten zu betrachten, nicht nur von der Arbeitsplatzsicherung allein, sondern es ist auch der Beginn, dieses gesamte Netz zu entwirren, zeitgemäß darzustellen und damit den Menschen zu dienen. Ich glaube, daß sich die meisten Bundesländer - das ist ja bekannt - grundsätzlich bereit erklärt haben, an den Investitionen mitzuwirken, aber natürlich sind diese Beträge von beiden Seiten viel zu wenig. Die Bundesregierung hat daher in der Regierungserklärung vom 5. November 1975 die Erschließung neuer Finanzquellen für die Erfüllung dieser Aufgaben als unerläßlich bezeichnet. Es ist, glaube ich, auch bekannt, daß mit der Regierungsvorlage über das Abgabenänderungsgesetz unter anderem die Einführung der Bundeskraftfahrzeugsteuer, deren Ertrag für den Ausbau des Nahverkehrs zu verwenden ist, der parlamentarischen Behandlung zugeführt wurde. Es ist zu erwarten, daß noch im Jahre 1976, weil das Gesetz ja erst ab 1. Oktober 1976 wirksam geworden ist, rund 250 Millionen Schilling aus diesem Titel hereinkommen und für die Belange des Nahverkehrs Verwendung finden werden können. Ab 1977 wird die sogenannte Milliarde erwartet, und da ist vorgesehen, daß der Bund 60% für den Personennahverkehr für die Vorhaben der Bundesbahnen, 25% für die Wiener U-Bahn und 15% für den Straßenbau, die Buslinien und die restlichen 10% für Zuschüsse an publikumsbestimmte ortsfeste Einrichtungen, zum Beispiel an Knotenpunkten, Autobusbahnhöfen oder ähnliches, herangezogen werden. Der Verkehrsverbund hat natürlich nicht nur die Aufgabe, die bisherigen tatsächlichen Gegebenheiten zu koordinieren, sondern er versucht, aus den tfberlegungen der drei Regionen speziell in verschiedenen Gebieten und auch in Niederösterreich Initiativen, Vorschläge zu erbringen. Es scheint mir gerade für den Südraum ein Teil bemerkenswert, denn hier dürfte das Problem des westlichen Wienerwaldes als Zielraum sehr interessant sein. Im Raum Kaltenleutgeben - Breitenfurt, Heiligenkreuz - Leopoldsdorf, Baden - Mödling soll sich in der ersten Phase für die Linien des Kraftwagendienstes und der Post eine Fahrplankoordinierung und gegenseitige Fahrkartenanerkennung erreicht werden. Das ist so sinnvoll, daß man sich fragen muß, warum es bisher noch nicht geschehen ist. Ich glaube, gerade die Einrichtung des Verkehrsverbundes wird für so manches die Möglichkeit zur Verbesserung schaffen. In der zweiten Phase soll in dieses System auch die Aktiengesellschaft der Wiener Lokalbahn, im Volksmund bekannt als Badner-Bahn, mit ihren Linien Industriezentrum Niederösterreich-Süd nach Baden, dann Gainfarn und Baden - Südbahnhof - Josefsplatz – Rauhenstein sowie in der dritten Phase in Wr. Neustadt das Autobusunternehmen Partsch mit den Linien Matzendorf - Leobersdorf Blumau und Baden - Trumau, Baden - Deutsch Brodersdorf und Baden - Tattendorf - Felixdorf Bahnhof eingegliedert werden. Sie sehen, allein der Auszug aus dem einen Bereich, wo ich wohne, ist es so etwas Vernünftiges, daß man wirklich sagen muß, es ist Zeit, daß diese Überlegungen an den Mann gebracht werden. Daß natürlich die Bundesbahnen bei den hohen Dotierungen, die sie bekommen werden, natürlich ein äußerst wichtiger Faktor der heimischen Wirtschaft sind, mag vielleicht folgendes bestätigen. Es werden nicht nur Tausende von Arbeitsplätzen gesichert, sondern ich darf Ihnen sagen, daß von Oktober 1975 bis September 1976 25 Elektrolokomotiven, 3 moderne Triebwagenzüge, 10 Diesellokomotiven, 37 Reisezugwagen, 2 Schlafwagen und 723 Güterwaggons von österreichischen Unternehmungen an die Bahn ausgefolgt wurden. Das ist ein Faktor, von dem ich glaube, daß die Bundesbahnen hier die Dotierung zu recht verdienen, weil sie ja mithelfen, die Arbeitsplätze zu sichern. Bestellt wurden unter anderem weitere 50 E-Loks, 20 Triebwagen für den Nahverkehr, 10 Diesellokomotiven sowie 6 Städtetriebwagen. Wenn nun im Programm vorgesehen ist, daß, natürlich nicht auf einmal, sondern Zug um Zug, moderne Schnellzugwagen sowohl für den Auslands- als auch für den Inlandsreiseverkehr eingestellt werden, dann glaube ich, daß die österreichischen Bundesbahnen mit diesem Fahrpark dann als äußerst attraktiv bezeichnet werden können. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Verbund - ich habe das jetzt nur am Rande erwähnt mit dem westlichen Wienerwald hat natürlich auch Ursache, in verschiedenen anderen Gebieten, Voraussetzungen zu schaffen - ich meine das Gebiet südlich von Wien -, daß auch hier eine Bahn zum tatsächlichen Verkehrsverbund gehören wird, nämlich die Badner Bahn, die Aktiengesellschaft der Wiener Lokalbahn. Erinnern Sie sich, noch vor ein, zwei Jahren ist in den Zeitungen vehement als Aufhänger gestanden: die Bahn, wird sie nun stillgelegt, oder wird sie nicht stillgelegt? Sie ist nicht stillgelegt worden und kann auch nicht stillgelegt werden. Darf ich Sie nur darauf hinweisen, warum es überhaupt zu diesen Auseinandersetzungen gekommen ist. Am 10. März, vor 90 Jahren, also im Jahre 1885, wurde die Konzession für die damalige Dampftramway Wien - Wr. Neudorf auf die Dauer von 90 Jahren erteilt. Schon damals dürften die zuständigen Stellen den Wert einer Schienenbahn erkannt haben, sonst hätten sie die Konzession nicht auf so lange Zeit, also auf eine Konzessionsdauer von 90 Jahren, ausgestellt. Wenn nun das Problem bei der Verlängerung der Konzessionserteilung da war, dann ist es in erster Linie wieder um die Finanzierung gegangen, und wenn die Badner Bahn eingestellt worden wäre oder wird, dann müßte der Bund Eigentümer werden, denn für diese Bahn besteht doch Betriebspflicht. Ich kann also alle beruhigen: die Bahn kann nie und nimmer eingestellt werden. Nach langen Vorgesprächen kam es im Jahre 1976 zu einer Konzessionserweiterung auf weitere fünf Jahre. Bezüglich des Investitionsbedarfes, der nach Schätzungen mit jährlich 10 Millionen Schilling festgesetzt wurde, gab es das Einvernehmen, daß sich der Bund mit 40% und die Länder Niederösterreich und Burgenland mit je 30% an der Abdeckung der Investitionen beteiligen. Niederösterreich, das Land selbst, stellte diese 30% nicht direkt. In Niederösterreich wurde eine Teilung vorgenommen, und zwar trägt das Land nur 18%, 12% müßten, nicht müssen, die Badner Bahngemeinden leisten. Der Gemeindereferent des Landes Niederösterreich, Landeshauptmannstellvertreter Czettel, hat einen Weg gefunden, daß das Land auch hier, wenn auch auf Umwegen, aber die Gemeinden sind dafür dankbar, praktisch doch das ganze Geld leistet. Das waren die Investitionen. Für die Verluste - und ich glaube, es gibt keine Bahn, die ohne Verluste arbeiten kann - kommt der Bund mit 70% und das Land Wien mit 30% auf. Wenn nun die Badner Bahn ein langfristiges Investitionsprogramm hat, was ich schon erwähnt habe, mit einer jährlichen Investition von rund 10 Millionen Schilling, dann muß man natürlich fairerweise auch sagen, daß im Jahre 1975 diese Bahn bestraft worden ist. Ohne daß sie etwas dafür kann, ist im Jahre 1975 die Konzession abgelaufen. Es gab Verhandlungen, die im Jahre 1975 noch zu keinem Ende geführt haben, und dadurch, weil die Verhandlungen erst im Jahre 1976 abgeschlossen werden konnten, kam es nicht zur Zuführung der erwähnten 10 Millionen Schilling Investitionsbedarf für das Jahr 1975. Verständlichenveise sind diese 10 Millionen Schilling 1976 gekommen, werden 1977 und so weiter kommen, aber die Lücke für 1975 ist noch offen, und ich darf wirklich alle Verantwortlichen ersuchen, sich dieses Problems anzunehmen, denn es ist notwendig, daß nicht nur bei den anderen Verkehrsträgern, sondern auch bei der Badner Bahn, wenn auch in Etappen, diese 10 Millionen Schilling für das Jahr 1975 aufgeholt werden. Den Schaden haben ja die Fahrgäste, den Schaden haben die Unternehmungen, also alle, die Interesse haben, daß die Ausstattung dieser Bahn zeitgemäß ist, und ich glaube, daß Sie mir hier zustimmen werden. Die Bedeutung der Badner Bahn ergibt sich aus dem natürlichen Bedarf, denn in Niederösterreich ist die Industrialisierung in einem starken Prozentsatz gerade im Süden von Wien, eben im Bereiche der Badener Bahn zu verzeichnen. Dadurch ist die zunehmende Steigerung der Bedeutung dieser Bahn gegeben. Darf ich Ihnen sagen, daß die Kurzzüge auf der Strecke Wien - Oper bis Wr. Neudorf von 6 auf 18, ich will nicht sagen um 200%, aber von 6 auf 18 erhöht wurden, daß der Zugsverkehr um 17% verdichtet werden mußte, und daß natürlich damit die Leistungsgrenze fast schon überzogen ist, denn es fehlen eben, wie schon erwähnt, diese 10 Millionen Schilling, um dieser Entwicklung Rechnung tragen zu können. Die Fahrzeuge der Badner Bahn sind ja nicht schlecht, auch wenn sie aus den Jahren 1927 und 1928 stammen. Die Triebfahrzeuge der Bahn gliedern sich in alte und neue Fahrzeuge. Die alten sind auch aus den Jahren 1927 und 1928. Jetzt könnte man sagen, es kommt bald das 50jährige Jubiläum. Die neuen - das sind die Kölner Wagen, die 1969/70 gekauft wurden - sind noch gute Fahrzeuge, nur hat die Stadt Köln eine Neuausstattung getroffen. Ich glaube, daß man der weiteren Entwicklung der Bahn - ich bleibe immer wieder bei diesen 10 Millionen Schilling - Rechnung tragen müßte. Sehr entscheidend ist die Steigerung der Personenfrequenz. Sie ist vom Jahre 1975 bis zum heutigen Tage oder bis vor einem Monat um 15% gestiegen. Das ist ein bedeutender Faktor. Für die Industrien in diesem Bereich sind die Gütertransporte sogar um mehr als 30% gestiegen, und wenn Sie jetzt noch an die Spitzenbelastung im Personenverkehr denken, dann können Sie ermessen, was diese Bahn derzeit leistet und was sie in diesem Ballungsraum weiterhin wird leisten müssen. Da diese Bahn in dieser in starker Entwicklung befindlichen Zone einen natürlichen Riegel zwischen der Autobahn und der Südbahn bildet, glaube ich, werden Sie mir zustimmen, daß sie in ihrer heutigen Konstruktion gestärkt werden muß und wir die Mittel für den weiteren Ausbau geben müssen, sodaß wir eines Tages doch sagen können, zu recht sagen können, die Badner Bahn ist eine moderne Schnellstraßenbahn. Der Verkehr ist natürlich keine Einbahn, und ich habe vorhin schon beim Pendlerproblem auf die Wechselstellen - die eine Strecke hin, die andere zurück - hingewiesen. Die Badner Bahn hat derzeit eine Streckengeschwindigkeit von 50 Kilometer. Sie hat das Ziel, auf eine solche von 80 km/h zu kommen und hat derzeit einen Antrag auf Genehmigung von 60km/h gestellt. Wenn ich noch auf die tägliche Frequenz von 14.000 Personen verweise, die hier transportiert werden, und auch darauf, daß die Verkehrsbelastung in der Spitze für das Personal fast unzumutbar ist und daß für diese Zeit natürlich Doppelgarnituren notwendig sind, dann glaube ich, daß Sie hier zu diesen Investitionen Ihre Zustimmung werden geben müssen. Wenn ich nun vom Ballungsraum über den Nahverkehr zur Badner Bahn gekommen bin, so darf ich vielleicht ganz kurz auf ein Straßenproblem hinweisen, das eine Region bzw. die von mir vertretene Gemeinde Wr. Neudorf betrifft. Die Bundesstraße 17 teilt ja in vielen Bundesländern viele Städte und auch viele Gemeinden. Wenn nun vor mehr als 16 Jahren - 17, 18 Jahre ist das schon her - mit einer Planung für die Verbreiterung der Bundesstraße 17 und’ Verlegung der Badner Bahn begonnen wurde, so haben wir das als Gemeindevertreter immer positiv betrachtet, sodaß wir all die Vorhaben, die in einer Gemeinde notwendig sind, angefangen vom Rathaus, Gendarmerie, Post, Bücherei, Mutterberatung, Veranstaltungsräume, Fleischhauer, Versorgungsstätten, also Volksbank, Kindergärten, Schule, im umfassenden Teil, also im Ostbereich des Ortes, situiert haben, und der andere Teil wurde praktisch nur als Wohngebiet gestaltet, aber die Verbindungen zwischen den beiden Teilen der Gemeinde sollten natürlich bleiben. An Verbindungen gibt es derzeit vier; mit den Technikern abgesprochen, können zwei fallen. Nun haben wir vor ca. einem halben Jahr den neuen Plan bekommen. Da gibt es nicht mehr vier, auch nicht mehr zwei, sondern nur mehr eine Verbindungsstelle, was natürlich für die Bevölkerung, die ja die Verbindung in irgendeiner Art zu den angeführten Steilen braucht, nicht zumutbar ist. Das heißt, ein Teil der Bevölkerung müßte nach Mödling zur Haltestelle der Badner Bahn, um schnell über diese eine Verbindungsstelle zu den angeführten Stellen zu kommen. Die Gewerbetreibenden, die ebenfalls betroffen sind, haben sich an die Handelskammer Mödling gewandt. Die Handelskammer Mödling hat von der Handelskammer Niederösterreich Schützenhilfe bekommen, und wir haben nun einvernehmlich versucht, das Problem so zu lösen, daß zumindest zwei Stellen, also die eine bei der Kreuzung und die zweite bei der Schillerstraße, als Verbindung der beiden Ortsteile belassen werden. Wir haben als Protest einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluß gefaßt, diese Lage dargestellt und den Herrn Landeshauptmann ersucht, sich diese Situation anzusehen, sich darüber berichten zu lassen und einen Weg zu finden, damit die Gemeinde nicht zu Schaden kommt. Das wäre das eine Problem, und das zweite Problem ist das Parken von Lastkraftfahrzeugen auf öffentlichem Gut. Wir erleben es immer wieder, daß die Gemeinden aufgefordert werden, zu einem Konzessionsansuchen um Erweiterung der Anzahl der Lastkraftfahrzeuge Stellung zu nehmen. Da heißt es nicht mehr zeitgemäß, die Gemeinde soll feststellen, ob Bedarf besteht oder nicht. Seit Jahrzehnten betreibt keiner der sieben Kraftfahrzeugunternehmer sein Unternehmen sinngemäß zur Betreuung des Ortes, sondern überörtlich, überregional, aber im Interesse der Gemeindesteuern und des Unternehmers sagt man immer wieder ja. Wir haben seit zwei Jahren unseren Gemeinderatsbeschluß mit der Auflage versehen, es müsse der Nachweis über die Unterbringung dieser Kraftfahrzeuge erbracht werden. Ob dies auch die zuständige Bezirkshauptmannschaft verlangt hat, weiß ich nicht, aber die Lastkraftfahrzeuge stehen mehr als bisher auf öffentlichem Gut. Wenn nun einer der Fuhrwerksunternehmer eine Erweiterung von acht auf zwölf Fahrzeuge, wenn Sie wollen um 50%, verlangt und wenn Sie noch den Anhänger dazurechnen, dann können Sie ermessen, wo dieses Problem hinführt. Ich möchte wirklich ersuchen, hier Maßnahmen zu setzen, damit die Bezirkshauptmannschaften angewiesen werden, doch auch auf die Unterbringung dieser Kraftfahrzeuge Rücksicht zu nehmen, wenn Sie wollen im Einvernehmen mit der Gemeinde. Es wird sich bestimmt ein Weg finden, daß diese zentral abgestellt werden können. Keineswegs sollten grundsätzlich Erweiterungen gegeben und die Gemeinden dann mit den Problemen behaftet wer den. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, waren natürlich nur im grundsätzlichen die Probleme des Nahverkehrs und der Ballungsräume. Ich glaube, daß mit der Bewältigung der Probleme von Verkehr, Straße und Schiene die gesteckten Ziele der SPÖ, die wir ja sehr konkret im Niederösterreichplan festgehalten haben, immer mehr verwirklicht werden. Es ist zu hoffen, daß die sozialistische Bundesregierung, so wie sie das in den letzten Jahren bereits getan hat, weiterhin in Niederösterreich so viel investiert, damit auch hier die Sicherung der Arbeitsplätze gewährleistet ist. (Beifall bei der SPÖ.) ZWEITER PRÄSIDENT BINDER: Der Abg. Fidesser ist der nächste Redner zur Gruppe 6. Ich erteile ihm das Wort. Abg. FIDESSER: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte über das öffentliche Verkehrsangebot im Nahverkehr reden und werde versuchen, das für die Mittagszeit notwendige Kurzmaß zu finden. Ich habe im vergangenen Jahr ausführlich das Problem Verkehrsverbund Wien Umland behandelt und werde mich heuer mehr mit den Verkehrsproblemen im Grenzgebiet beschäftigen, weil ich leider immer wieder feststellen muß, daß, wenn über Nahverkehr gesprochen wird, in fast allen Publikationen, die vom Ministerium herausgegeben werden, und in allen Ansprachen, die im Land gemacht werden, der Nahverkehr Wien - Umland, Nahverkehr in den Ballungszentren angezogen wird. Ich glaube aber, daß viel stärker, als wir es bisher gemacht haben, darauf hingewiesen werden muß, daß das Nahverkehrsproblem gerade in den Grenzgebieten eines der stärksten Probleme ist, die also ganz gewaltig dazu beitragen, daß die Leute aus diesen Gebieten abwandern. Ich möchte daher zum Nahverkehr Wien - Umland nur eines feststellen: Ich bin ausgesprochen glücklich, daß es durch die Initiative des Landes und vor allem der Abgeordneten dieses Hauses dazu gekommen ist, daß unter dem Titel Wien - Umland nicht nur das Unternehmenskonzept der Bundesbahnen verwirklicht wurde, sondern daß in dieses Unternehmenskonzept auch die Linie nach Hollabrunn und nach Wolkersdorf aufgenommen wurde. Ich habe mir über die Tagespendlerwanderung in Niederösterreich eine Statistik geben lassen, sie stammt aus dem Jahr 1971, aus der hervorgeht, wo die längsten Pendlerzeiten bestehen; das heißt, wer tatsächlich am längsten pendelt und wer zumindest einmal eine unzumutbare Belastung von über einer Stunde hat. Interessanterweise stimmt das genau mit der Untersuchung im Wiener Umland überein, die jetzt gemacht wird. Die meisten Pendler mit über einer Stunde Fahrzeit hatte der Bezirk Tulln, nämlich 22,5% der Pendler. Der Ausbau der Franz Josefsbahn bis Tulln bzw. Absdorf - Hippersdorf und, was noch stärker in den Vordergrund gerückt werden muß, die Verlängerung auf der einen Seite bis St. Pölten, auf der anderen Seite bis Krems, wird dazu beitragen, daß in Tulln dieses Problem gelöst wird. An zweiter Stelle steht der Bezirk Bruck an der Leitha mit l8,6%. Darüber haben wir gestern gesprochen. Es ist erfreulicherweise so, daß durch den Ausbau der Ostbahn sicher auch dieses Problem gelöst werden wird. Der dritte Bezirk ist Gänserndorf, Ausbau der Nordbahn. Dann kommt bereits Mistelbach mit 14,6% der Pendler und Hollabrunn mit i2,5%. Wir sehen also, daß im Unternehmenskonzept der Bundesbahnen Mistelbach und Hollabrunn vielleicht wegen der geringeren Anzahl der pendelnden Personen gefehlt haben, daß aber jetzt durch unsere Initiative die Lösung zustande gekommen ist, wonach eben das Land 20% zuschießt, damit diese Gebiete angeschlossen werden. Ich möchte mich nicht mit den Tarifproblemen beschäftigen, dieser Problemkreis ist ja sehr ausführlich besprochen worden, sondern ich möchte nur hinweisen, daß es, wenn die technischen Voraussetzungen für diese Linien geschaffen sind, doch so weit sein sollte, die harten Probleme der Kostenaufteilung einer Lösung nicht nur im grundsätzlichen – bisher ist man sich nämlich nur grundsätzlich sehr nahegekommen - zuzuführen, da wir sonst fertige Linien haben, aber einen politischen Streit um die Aufteilung. Das würde die Bevölkerung sicherlich nicht für sehr vernünftig halten. Ich glaube schon, daß es im Laufe des Jahres 1977 diesbezüglich zu einer Konkretisierung der Lösungen kommen müßte. Ich möchte mich aber mehr, wie ich gesagt habe, mit dem Verkehrsproblem im Grenzbereich, in den Grenzregionen, beschäftigen und noch einmal ganz klar feststellen, daß im Grenzland die Belastung der Pendler noch wesentlich größer ist als die im Umlandsbereich. Es geht nicht an, daß man diese Probleme im Grenzgebiet momentan entweder nicht sieht oder sie aber wegen der Kompliziertheit der Nebenbahnfrage auf die lange Bank schiebt. Ich werde noch darauf ganz konkret zurückkommen, wie man vorgehen muß, um im Grenzgebiet zu Lösungen zu kommen, denn ohne Lösungen auf dieser Ebene geht die AbWanderung sicher stärker weiter. Wer sich genau damit beschäftigt, der wird daraufkommen, daß eine Lösung auf der Ebene des Verkehrs das wirksamste Mittel und das am schnellsten wirkende Mittel wäre, die Abwanderung aus dem Grenzland hintanzustellen. Vorher möchte ich aber noch auf die Finanzierungsfrage eingehen. Ich sehe schon ein, daß man nicht viele Lösungen verlangen kann, ohne daß die Finanzierung gesichert wird. Nun ist die Finanzierung der Probleme sicher im wesentlichen zunächst Sache des Bundes. So kann man es aber meines Erachtens nicht machen, wie die Probleme im Nahverkehr geregelt wurden. Die Regelung ist beschlossene Sache. Ich möchte nur nochmals klarstellen, was das gebracht hat: ein schweres Unrecht an den Autofahrern. Der Grund dürfte darin liegen, daß die Sozialisten aus der Vergangenheit ein gestörtes Verhältnis zum Individualverkehr haben. Wir haben heute schon einige Beispiele gehört: das gestörte Verhältnis zur Autobahn, das gestörte Verhältnis überhaupt zum Ausbau des Straßensystems. Man sieht das jetzt wieder an der neuesten Geschichte mit der Belastung der Autofahrer. Ich gehe darauf ein, damit wir ein bisserl sachlicher darüber reden. Der Finanzminister kassiert unter dem Vorwand Nahverkehr eineinhalb Milliarden Schilling Mineralölsteuer, wovon ein großer Teil davon nicht für den Straßenverkehr bestimmt ist, also gar nicht dem Autofahrer direkt zugute kommt. Der Finanzminister kassiert 1,2 Milliarden Schilling Kraftfahrzeugsteuer, und diese Steuer kommt dem Kraftfahrer überhaupt nicht zugute, sondern dient zur Bereinigung des Nahverkehrs, und hier wieder vor allem des Nahverkehrs in den Ballungszentren. Ich möchte festhalten, so sehr ich auch dafür bin, daß die Probleme gelöst werden: Auf diese Art ist eine Finanzierung nicht möglich, denn es ist eine falsche, bisher nie dagewesene Systematik in der Steuer- bzw. Tarifpolitik, wenn der Autofahrer für die Verbesserung des Eisenbahnverkehrs zahlen muß. Bisher hat es dieses System, das ich am ehesten Bestrafungssystem nennen sollte, nicht gegeben. Bisher hat in der freien Finanzwirtschaft, nämlich in einer staatlichen Ordnung, wo man ein bißchen den Nutzen und die Ursache erforscht, immer gegolten, daß Finanzprobleme entweder so gelöst wurden, daß die Finanzierungslücken aus der direkten Steuer oder aus den allgemeinen Steuern gedeckt wurden, oder sie wurden so gelöst, daß jener Gruppe zweckgebundene Belastungen auferlegt wurden, die daraus den größten Vorteil hat. Es wurde hier erstmalig ein sehr hartes Prinzip, nämlich das der Bestrafung eines Teiles der Verkehrsteilnehmer, gewählt. Diese falsche Belastungspolitik - und darum beschäftige ich mich so sehr damit – betrifft die Pendler in den Grenzregionen, die Pendler in unserem Bereich, wo 44% der Pendler noch immer mit dem eigenen Auto fahren müssen, weil es nicht anders möglich ist. Unsere Leute wären sicher gerne bereit, auf ein Massenverkehrsmittel umzusteigen, aber bei uns müssen 55% der Pendler mit dem eigenen Auto oder Moped fahren. Diese Bestrafungssteuerpolitik bedeutet, daß unsere Leute, weil kein geeignetes Verkehrsmittel zur Verfügung steht, im Grenzland 20, 50 und mehr Kilometer mit dem eigenen Verkehrsmittel zurücklegen müssen; sie zahlen mit der Mineralölsteuer und der Kraftfahrzeugsteuer dafür, daß ihre Kollegen in den Ballungsgebieten besser und billiger fahren können. Das sehe ich, bitte, nicht ein. Hier begreife ich die Logik nicht mehr, daß diejenigen, die ohnehin einen wesentlich größeren Anfahrtsweg haben und weiterhin mit dem Auto fahren müssen - wenn ich noch einschalten darf, meistens sogar weniger verdienen als andere -, dafür zahlen müssen, daß die anderen besser fahren. Für diese Art der Finanzierung habe ich bei allem Verständnis für die Notwendigkeit der Lösung der Probleme auf diesem Gebiet kein Verständnis. Wir werden auch unseren Pendlern draußen dieses Problem viel näherbringen müssen, als wir es bisher getan haben. Nun gut, es ist aber eine beschlossene Sache, wir können ja nichts mehr ändern. Unsere Kraftfahrer brennen also recht fleißig. Daher kommt etwas, was wir früher vielleicht gar nicht so nachdrücklich verlangt haben, nämlich die harte Forderung, daß schon bald, nicht erst in 10 oder 15 Jahren, sondern konkret demnächst, Gespräche für ein besseres Verkehrsangebot in den Grenzbereichen stattfinden müssen: Wie bewältigen wir also die Probleme dort, wo der Autofahrer im wesentlichen zur Kasse gebeten wird und keine Vorteile aus diesen Abgaben hat. Jeder, der sich nämlich im Grenzland mit Arbeitsplatzproblemen beschäftigt, kann nicht so leichtfertig wie etwa der Herr Vizepräsident der Arbeiterkammer, der aus Mödling kommt und anscheinend von den Arbeitsplatzproblemen im Grenzland keine Ahnung hat, über diese Problematik hinweggehen. (Abg. Krenn: Eben nicht!) Das war gestern, vielleicht nicht leichtfertig, sondern das zeigt, daß Sie sich überhaupt noch nicht in die Materie vertieft haben und nicht wissen, um welche Probleme es geht. Herr Präsident, ich lade Sie gerne ein, reden wir mit unseren Arbeitern einmal über das Problem, vielleicht setzt sich dann die Arbeiterkammer auf Ihre Initiative damit auseinander. (Abg. Krenn: Wann waren Sie das letzte Mal in einem Betrieb im Grenzland?) Herr Kollege, ich kann von mir sagen, daß ich fast jede Woche auf einem Betriebsbesuch bin. Ich bin in der glücklichen Lage, sagen zu können, daß ich, seit ich Landtagsabgeordneter bin, in meinem Bezirk jeden größeren Betrieb, der mehr als 15 Beschäftigte hat, bereits besucht habe. Ich war in jedem Betrieb mit mehr als 15 Beschäftigten in meinem Bezirk, und ich widme jeden Montag, bevor ich zu den Sprechstunden fahre, Betriebsbesuchen. Ich kenne die Probleme, und ich lade Sie ein, kommen Sie einmal zu einem Betriebsbesuch mit, dann werden Sie bei uns im Grenzland daraufkommen, daß die Belastung, die Ihre Regierung angeregt hat, für unsere Arbeiter untragbar geworden ist. (Beifall bei der ÖVP. - Abg. Krenn: Sie brauchen mich nicht einladen! - Unruhe. - Zweiter Präsident Binder gibt das Glockenzeichen.) Jedenfalls ist es so. Bitte, tun wir uns jetzt nicht mit den Generaldirektoren des Herrn Arbeiterkammerpräsidenten beschäftigen, sondern, Herr Kollege Zimper, (Abg. Zimper: Das ist ja ungeheuerlich!) reden wir über unsere Probleme. Reden wir über die Probleme, die ich jetzt angeschnitten habe, und nicht über die Generaldirektoren des Herrn Vizepräsidenten. (Abg. Krenn: Nur im Zusammenhang mit den Vorträgen des Herrn Landeshauptmannes!) Ja wirklich, dieses Problem finde ich so unwichtig, daß ich mich mehr mit den Problemen im Grenzland beschäftigen möchte. Wer sich nämlich mit dem Arbeitsplatzproblem ernstlich auseinandersetzt, der wird zur Ansicht kommen, daß wir im Grenzgebiet gar nicht so viele Arbeitsplätze schaffen können, um das Pendlerproblem zu lösen, und zwar aus folgendem Grund: Ich habe in den letzten drei Jahren 36 Firmen durch unsere Gemeinden begleitet, um mit ihnen wegen ihrer Ansiedlung zu verhandeln. Der Erfolg ist minimal: insgesamt 15 neue Arbeitsplätze. Wenn man sich dann ernstlich fragt, ob die Lösung tatsächlich so zu machen ist, wie wir es versuchen, dann kommt man darauf, daß Betriebe, die zu uns kommen, Arbeitskräfte suchen, welche Gott sei Dank bei uns Mangelware werden, nämlich völlig ungelernte Hilfskräfte. Und nun zeigt sich, daß diese Firmen im Grenzgebiet meistens wieder aufgeben, weil sich für diese Arbeit zu wenige ungelernte Hilfskräfte finden. Wir hätten vor etwa drei Wochen einen Abschluß für 70 neue Arbeitsplätze tätigen können. Wir konnten sage und schreibe 18 Leute dafür finden, obwohl aus meiner Gemeinde über 500 Leute auspendeln. Wenn man dem Problem nachgeht, sieht man, daß auch der Drang nach qualifizierten Arbeitskräften so stark ist, daß Betriebe, die zu uns kommen, wenn sie kapitalkräftig sind, sich heute eher dafür entscheiden, in die unterentwickelten Gebiete zu übersiedeln. Die erwähnte Firma hat also beispielsweise momentan in Portugal Verhandlungen, ob sie dort erweitern kann. Das zeigt, daß es unheimlich schwierig ist, außerhalb der Ballungszentren tatsächlich eine größere Anzahl von qualifizierten Arbeitsplätzen zu schaffen. Wenn man also das Problem genau seziert, weiß man, daß die Problematik für den Arbeitnehmer in unserem Gebiet ohne bessere Verkehrsverbindungen nicht gelöst werden kann, denn der qualifizierte Arbeitsplatz liegt eben stärker in den Ballungszentren, die Mobilität des einzelnen ist in den Ballungszentren viel starker gegeben. Auch das Weiterkommen, das eine eminente Rolle spielt, ist in den Ballungszentren oft viel stärker gegeben. Das heißt: Wie kann sich der Arbeitnehmer stärker entwickeln, wie kann er sich unter Umständen verbessern? Nun weiß ich schon, daß wir deshalb die eigenen Bemühungen um Arbeitsplätze, um Betriebe in unserem Bereich nicht aufgeben dürfen. Ich werde mich weiterhin bemühen, vor allem auf der Ebene der qualifizierten Arbeitsplätze. Bessere Verkehrsverbindungen sind die beste, wirksamste und schnellste Möglichkeit, die Abwanderung aus unserem Gebiet zu stoppen. (Beifall bei der ÖVP.) Wir wissen, daß die Leute selbst in Ballungszentren einen Arbeitsweg von 40 bis 50 Minuten als akzeptabel betrachten und könnten uns vorstellen, daß man, wenn wir diese Zeit etwa als obere Grenze auch für das Grenzland nehmen, nach den heutigen Möglichkeiten der Verkehrsverbindungen bis zu 50 und 60 Kilometer Entfernung als tragbar ansehen müßte. Daher könnte beispielsweise in meinem Gebiet jedwede Problematik gelöst werden, wenn wir bis Stockerau, Korneuburg, Wien bessere Verkehrsverbindungen haben. Schauen wir uns die Situation des öffentlichen Verkehrs im Grenzland einmal an, analysieren wir. Träger des öffentlichen Verkehrs ist die Bahn, und hier vor allem die Nebenbahn. In unserem Gebiet pendeln nur 13% mit der Bahn, aber, wie ich schon gesagt habe, 55% mit dem eigenen Auto. Warum tun sie das? Da kann doch etwas nicht stimmen. Die Bahn ist unverhältnismäßig billiger, wesentlich billiger als der Verkehr mit dem eigenen Auto, aber anscheinend nicht attraktiv genug. Zweitens. Bundesbahnbusse neben der Bahn. Hier stellt sich heraus, daß das, was Kollege Gruber gesagt hat, leider nicht immer zutrifft, weil nämlich die Abstimmung zwischen Nebenbahn und Hauptbahn nicht stimmt, aber noch weniger stimmt die Abstimmung der Busse, nicht einmal der eigenen Bahnbusse, auf die Nebenbahn oder die Hauptbahn. Ich darf von meinem Gebiet sagen, daß 40 Kilometer neben der unattraktiven Nebenbahn Autobuslinien der Bundesbahn geführt werden. Also irgendwo stimmt da etwas nicht. Dann gibt es private Verkehrskonzessionen für den Werksverkehr und die Schulbusse. Diese einzelnen Verkehrslinien sind aufeinander, wie ich schon gesagt habe, so recht und schlecht abgestimmt. Sie sind nämlich immer nur aus dem einzelnen Verkehrsbedürfnis einer Gemeinde, der Schule oder des Betriebes geboren worden und haben nie das Problem insgesamt berücksichtigt. Es hat also eigentlich bisher noch keine Verkehrsüberlegung im Rahmen der gesamten Region gegeben. Ich glaube daher, daß von den einzelnen Konzessionsträgern auch keine Änderung zu erwarten sein wird. Die Probleme sind viel zu vielschichtig, als daß etwa von der Post oder auf der anderen Seite von der Bundesbahn allein die Problematik zu lösen ist, und ich bin zur Ansicht gelangt, daß es Aufgabe der Raumordnung wäre, sich dieser Dinge mehr anzunehmen, nämlich eine gesamte Verkehrskonzeption in einer Region zu erstellen und zu behandeln. Ich könnte mir als eine der ersten wesentlichen Aufgaben der neu zu schaffenden Regionalbeiräte vorstellen, daß man dieses Problem einmal behandelt. Ich stelle daher den Resolutionsantrag : „Resolutionsantrag des Abg. Fidesser zur Gruppe6 des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 1977. Unter Nahverkehr kann nicht nur der Verkehr in den Ballungszentren verstanden werden. Gerade in den Grenzregionen ist der Anfahrtsweg der Pendler zu ihren Arbeitsstätten vielfach sehr weit. Bei den gegebenen Verkehrsverbindungen führt dies oft zu unzumutbaren Belastungen. Die Folge davon ist nicht selten die Abwanderung. Bessere Verkehrsbedingungen könnten wesentlich dazu beitragen, dieser Abwanderung entgegenzuwirken.Die Landesregierung wird daher ersucht, für die Grenzregionen unseres Landes eine Untersuchung des öffentlichen Verkehrsangebotes vorzunehmen, und, wo dies erforderlich ist, eine Umplanung einzuleiten, um die verschiedenen Verkehrslinien besser aufeinander abzustimmen." Wenn man dieses Problem ernst nimmt, dann kommt man gleichzeitig unweigerlich zur Lösung der Nebenbahnfrage. Ich gehe jetzt ganz eingehend auf dieses Problem ein, weil ich glaube, daß wir Tabus geschaffen haben, über die man nicht reden soll. Wenn wir aber über diese Tabus ganz einfach nicht reden, weil diese zum politischen Zankapfel hochgespielt werden, wo der eine dem anderen den schwarzen Peter zuschiebt, dann geschieht eben Jahre hindurch nichts, was noch schlechter ist, weil das Problem überhaupt liegen bleibt und eine unbefriedigende Verkehrssituation geschaffen wird. Es wäre daher wirklich an der Zeit, die Nebenbahnfrage nicht nur als Tabu zu sehen, wonach man nicht einstellen darf, und die Lösung nur von der Bundesbahn her kommerziell zu regeln sei, sondern wir sollten vielleicht doch versuchen, im Interesse der tausenden Pendler im Grenzbereich hier die politischen Peterlspiele zurückzustellen und sachlich darüber zu reden. Seit 1957 wird über die Nebenbahnfrage debattiert, weil man seit 20 Jahren weiß, daß der Verkehrszustand so nicht bleiben kann. Sie haben selber richtig gesagt, Herr Kollege Gruber, die Bahn ist in manchen Bereichen sogar zeitweise langsamer geworden, auch bei uns bitte, und zwar deshalb, weil die Übergänge über die Straßen jetzt schwieriger geworden sind und auch aus anderen Gründen. 1967 und 1971 wurden also nicht nur von den schwarzen, sondern auch von roten Verkehrsministern Einstellungsanträge gestellt, bzw. muß man richtig sagen, nicht nur an schwarze, sondern auch an rote Verkehrsminister wurden Einstellungsanträge der Bundesbahn gestellt. Und weil immer nur vom Bundesbahnaspekt, also vom Einstellen aus kommerziellen Gründen die Rede war, ist es auch nie zu einer ernsten Lösung der Probleme gekommen. Natürlich haben die Gebietskörperschaften gemeint, das Defizit der Bundesbahnen dürfte bei uns nicht zu einer Verschlechterung führen. Meines Erachtens sollte es zu einer Gesprächsbasis kommen, wo man die Dinge anders sieht. Ich komme noch darauf zu sprechen. Die letzte Stellungnahme des Verkehrsministeriums ist die, daß einer Lösung der Nebenbahnfrage erst nähergetreten werden kann, wenn die ÖROK eine Untersuchung darüber vorlegt. Ich glaube aber, daß wir vom Land aus in dieser Richtung Voruntersuchungen machen sollten, um einige andere Überlegungen anzustellen als etwa die Bundesbahnen oder der Verkehrsminister. Wir verlangen nämlich eine raschest mögliche Lösung der Nebenbahnfrage, weil nur dadurch die Gesamtverkehrssituation im Grenzgebiet verbessert werden kann. (Beifall bei der ÖVP.) Nun darf ich einige meiner Gedanken, grundsätzliche Hinweise zur Lösung der Nebenbahnfrage, bringen. Die Lösung der Nebenbahnfrage wird nicht auf der Ebene kommerzieller Überlegungen der Bundesbahnen erfolgen können. (Abg. Lechner: Herr Kollege, was wollen Sie jetzt: weniger oder mehr Bahnen?) Warten Sie ein bisserl - Sie sind so ungeduldig, merke ich, und neugierig -, ich werde es gleich sagen, und zwar viel konkreter, als Sie vielleicht annehmen. (Abg. Lechner: Ich verstehe es nicht: weniger oder mehr? Eine Lösung muß man auch sagen!) Bitte, lassen Sie mich einmal ausreden und hören Sie ein bisserl zu. Ich schlage jetzt ganz konkrete Lösungen vor, vielleicht so, wie Sie dies gar nicht gewohnt sind, weil Sie immer nur vom Taktischen und vom Polemischen her reden möchten; ganz konkret, ich muß es noch einmal wiederholen, weil Sie's vielleicht übersehen haben. Die Lösung kann sicherlich nicht von kommerziellen Überlegungen der Bundesbahnen her kommen, sondern von einer genauen Analyse der Funktion der Verkehrsstruktur, also der Frage, wie kann der Verkehr verbessert werden. Man muß einmal vom Verkehrsträger weggehen und versuchen, den Verkehr selbst darzulegen. Wenn man das macht, dann muß man zu einer zweiten Voraussetzung kommen: Sowohl die Bundesbahnen als auch der Verkehrsminister müssen bereit sein, den Personenverkehr und den Güterverkehr getrennt zu untersuchen. Die bisherigen Überlegungen beziehen sich großteils auf Einstellung oder auf Weiterführung der Nebenbahnen. Die Meinungen, die wir draußen gehabt haben, waren oft geteilt: Güterverkehr auf keinen Fall stillegen. Der Güterverkehr und die Güterweglinien müssen aufrecht leiben. über den Personenverkehr kann man unter Umständen reden. Ich komme jetzt noch genauer auf den Personenverkehr. Es müßte so kommen, daß das Gesamtproblem, das gesamte Verkehrskonzept, so wie mein Resolutionsantrag besagt, überdacht wird. In vielen Fällen wird in ein Gesamtverkehrskonzept ein modernes' Verkehrssystem der Nebenbahnen passen; in vielen Fällen. Es gibt Verkehrslinien, die von der Nebenbahn her so günstig liegen, daß man bei Modernisierung der Anlagen, bei einer schnelleren Garnitur und bei einer bequemeren Benützungsmöglichkeit die Nebenbahnen tatsächlich in einem Gesamtsystem wird einbauen können. Hier wird es aber notwendig sein, die Nebenbahnen zu erhalten, und wenn es stimmt, was Sie gesagt haben, daß das etwa auf Ihrer Linie möglich ist, dann bitte, herrichten, ausbauen und nicht als Pimperlbahn weiterführen. In anderen Fällen wird es sich aber zeigen - ich weiß nicht, wieviele Fälle das sind, ich bin kein Experte für die einzelnen Bahnlinien -, daß der öffentliche Verkehr besser mit Autobussen geführt werden kann, schneller geführt werden kann, so wie ich mir habe sagen lassen, daß jetzt sogar die Stillegung der Straßenbahn, die von Mödling nach Wien geführt wurde, niemanden mehr schmerzt, weil die Autobusse angeblich besser fahren. Wenn diese Information stimmt - der Herr Kollege Fürst wird das besser wissen -, dann glaube ich, tut es nicht mehr so weh. Die Autobusse fahren also genau dorthin, wo die Leute eben hinfahren wollen. Ich kann dieses Problem jetzt nur an einem praktischen Beispiel meiner Heimat erläutern, weil ich hier die Probleme durchschaue. Bei den anderen Verkehrslinien kenne ich mich nicht so sehr aus. Es ist das Problem Retz-Haugsdorf-Pulkautal, wo die Nebenbahn von Laa nach Sigmundsherberg führt. Hier stellt sich ganz deutlich das heraus, was ich theoretisch erläutert habe. Es gibt keine Neuerungen im Verkehrssystem, ohne daß das Nebenbahnproblem gelöst wird, ohne daß wir uns darüber im klaren sind, ob eine Verkehrsverbesserung über die Lösung einer besseren Nebenbahnlinie gegeben ist oder die Nebenbahn a la longue eingestellt werden muß. Alle bisherigen Untersuchungen, die ich mit Fachleuten gemacht habe, weisen bei uns bitte, in meinem Bereich, bezogen auf die Bahnlinie von Laa nach Sigmundsherberg, darauf hin, daß der Autobusverkehr der Bahnlinie überlegen ist, weil er zielgerichtet ist. Was heißt das? Wenn ich den Autobusverkehr jetzt einführe, kann ich die Autobusse so einsetzen, wie sich die Leute ihre Ziele stecken. Diese sind bei uns in erster Linie Hollabrunn, die Bahn führt dort nicht hin. In zweiter Linie Retz, die Bahn fährt dort nicht hin. In dritter Linie Laa, dort fährt sie hin. In vierter Linie Eggenburg, dort fährt sie nicht hin. In fünfter Linie Horn, dort fährt sie auch nicht hin. Daher also bessere Bedienung durch Autobusse. Zweitens. Die Autobusse fahren durch die Ortschaften. Die Bahn wurde aus anderen Überlegungen, und zwar nicht in bezug auf die Personenbeförderung, gebaut, sondern im wesentlichen als Güterbahn für die Landwirtschaft und für die bestehenden Industriebetriebe. Als solche sollte sie erhalten bleiben. Der Durchschnitt der Entfernung liegt aber bei einem Kilometer. Wer heute zu Fuß gehen müßte bzw. ins Auto einsteigt, um einen Kilometer zu fahren, der fährt dann gleich die weiteren 10 oder 15 Kilometer noch dazu, wenn die Bahn nicht gerade schnell genug ist, um früher als das Auto am Ziel zu sein. Und drittens. Mit dem Zug müssen eben auf einmal so viele Personen befördert werden, daß sich der Zug überhaupt halbwegs kommerziell führen läßt, halbwegs. Das sind beispielsweise auf unserer Bahn in der Früh nur zwei Linien. Wenn diese Ca. 300 Personen durch Autobusse befördert würden, könnte man allein für diese vier bis fünf Autobusse oder sogar sechs führen, weil ich überzeugt bin, daß bei einer attraktiveren Nahverbindung auch mehr Leute das öffentliche Verkehrsmittel benützen würden. Dieser Vorteil des Autobusses zeigt, daß die Bundesbahnen selbst - nun komme ich auf das, was ich am Anfang angeführt habe -, seit drei oder vier Jahren entlang der gesamten Strecke bereits einen Autobusverkehr führen. Es hat sich gezeigt, daß der Autobusverkehr schon jetzt eine stärkere Nachfrage hat als die Bahn. Ich glaube, hier müßte man nachdenken, was besser, was attraktiver ist, denn wenn beide Verkehrslinien nebeneinander geführt werden, dann ist keine attraktiv. Die eine nicht, weil sie nicht ausgebaut werden kann, und die zweite nicht, weil sie zu wenig den Taktverkehr durchführen kann. Ich glaube also, man sollte von der Uberlegung, die der Abg. Gruber angestellt hat, doch einen Schritt weitergehen und das Problem der Nebenbahnen nicht nur von der einen Seite betrachten. überlegen wir es uns sachlich, diskutieren wir es aus. Bei einem ordentlichen Autobusverkehr können wir uns in unserem Gebiet die Einstellung des Personenverkehrs der Bahn vorstellen, aber nur dann, wenn er vorhanden ist. Bitte nicht zuerst über die Einstellung reden und sich nachher fragen, was wir machen können, wenn die Bahn nicht mehr da ist. Gleichzeitig - und darauf muß ich aber jetzt ganz energisch hinweisen - halten alle, mit denen ich darüber gesprochen habe, die Einstellung des Güterverkehrs für unmöglich. Es stimmt nicht ganz, wie mir von Experten der Bundesbahn gesagt wurde, daß mit der Einstellung des Personenverkehrs etwa 40% des Defizits abgebaut werden könnten und daß dieser Betrag zur Führung der Autobusse nicht notwendig sein würde. Das heißt, wenn ich auf der Bahn den Personenverkehr einstelle und dafür Autobusse führe, so ist das Defizit zwischen Güterverkehr auf der Bahn und Führung des Autobusverkehrs nicht so groß als jetzt mit dem Güterverkehr und der Führung des Personenverkehrs. Das wurde mir bestätigt, und es wurde gleichzeitig erklärt - ich habe es am Anfang gesagt -, von den finanziellen Üerlegungen der Bundesbahn her allein wird man dieses Problem nicht lösen können. Ich glaube, wir sollten hier doch den Weg der Funktion der einzelnen Verkehrsträger beschreiten, so wie das der Herr Kollege Gruber gesagt hat. Darf ich also nochmals wiederholen, bevor ich auf den Güterverkehr im Grenzgebiet komme: Erstens: Die Losung der Nebenbahnfrage ist für uns dringend, weil sie mit der Lebensfrage des Grenzlandes und mit der Problematik der Abwanderung zusammenhängt. Zweitens. Die Lösung der Nebenbahnfrage kann nicht von kommerziellen Überlegungen der Bundesbahnen her erfolgen, sondern muß von der Strukturfrage des Grenzgebietes herbeigeführt werden. Drittens. Der Güterverkehr muß aufrechtbleiben. Wenn ich nun abschließend noch zum Güterverkehr einiges sagen darf. Leider ist in letzter Zeit über die Bewältigung des Güterverkehrs keine konkrete übersieht vorhanden. Ich konnte also über den Güterverkehr in den letzten Jahren keine konkreten Zahlen bekommen. Ich habe nur eine interessantere Aufstellung aus dem Jahre 1968, wo festgestellt wurde, daß in Niederösterreich durchschnittlich 23% des Großtransportvolumens, der kleine Transport ist anscheinend überhaupt nicht zu erfassen, in Niederösterreich über die Bahn verladen wurden und 77% über Lkws. Im Grenzland, aus welchen Gründen immer, schaut es so aus, daß 7% über die Bahn verladen werden, aber 93% über den Lkw. Ich mag hier gar nicht auf die Gründe zurückgehen, sondern auf ein anderes Problem kommen, nämlich das der zukünftigen Lkw-Steuer. Bitte allen Grenzlandpolitikern, von unserer und auch von Ihrer Seite, ins Stammbuch geschrieben: Das wäre ein Todesstoß, ein Todesstoß gegen alle wirtschaftlichen Bestrebungen in unserem Gebiet. Ich erinnere nur an die unheimlichen Anstrengungen gegen die Fernverkehrssteuer, die damals nicht abgeschafft wurde, weil man gesagt hat, es komme ohnehin die Mehrwertsteuer, und damit würde diese Ungerechtigkeit aus der Welt geschafft werden. Mit der Einführung der Lkw-Steuer kommt eine neue Ungerechtigkeit auf die entfernter liegenden Gebiete zu, was gar nicht abzuschätzen ist. Da sind diese 10 Millionen oder 20 Millionen Schilling, die wir für die Arbeitsplatzbeschaffung im Grenzland vorgesehen haben, ein Pappenstiel gegen die Gelder, die dann aus unserem Gebiet wegfließen und damit eine unheimliche Belastung darstellen. Ich darf also nochmals vor allem auch an die Grenzlandpolitiker der SPÖ appelieren; an sie deshalb, weil der Kreisky vor der Öffentlichkeit letztens verwechselt hat, worum es eigentlich geht. Er hat gemeint, das sei schon eine beschlossene Sache, und da hat er halt einen Parteivorstandsbeschluß mit einem Regierungsbeschluß, wenn nicht mit einem Parlamentsbeschluß verwechselt. Ich ersuche Sie, darauf einzuwirken, daß diese Lösung nicht kommt, daß man über andere Finanzierungsmöglichkeiten nachdenkt, wenn es notwendig sein sollte, oder über Sparmaßnahmen, aber daß man diese Dinge verhindert. Vielleicht kann er, der Kreisky, die SPÖ oder die SPÖRegierung auch einmal eine Initiative, die sie gesetzt haben, fallen lassen. Ich weiß ja nicht, ist es er, ist es die Sozialistische Partei, die SPÖ-Regierung oder wer sonst, der momentan entscheidet. Ich weiß nur, daß man unter Umständen auch Initiativen, bevor sie im Parlament beschlossen werden, auch fallen lassen könnte. (Abg. Kaiser: Auch für Dich der Bundeskanzler, nicht ,,der"!) Jedenfalls wird sich der Herr Bundeskanzler, wenn es zu einer solchen Beschlußfassung kommt, darauf gefaßt machen müssen, daß wir aus dem Grenzland gewaltige Protestaktionen setzen werden, um diese zu verhindern oder unter Umständen auch umzudrehen. Ich darf also abschließend nochmals sagen, daß gerade in letzter Zeit, wo wir alle aus bitterer Erfahrung wissen, daß im Grenzland neue Arbeitsplätze sehr schwer zu schaffen sind und die Anstrengungen nur mit ganz geringen Erfolgen belohnt werden, bei Konjunkturabflachung vor allem im Grenzgebiet die Arbeitsplätze wieder in Frage gestellt sind. .Ich erinnere nur an Hollabrunn (Firma Danzinger), dann Waidhofen an der Thaya (Firma Eisert), und bin der Meinung, daß die wirkliche Lösung für dieses Gebiet nur durch bessere Verkehrsbedingungen kommen kann. (Beifall bei der ÖVP.) ZWEITER PRÄSIDENT BINDER: Als nächster Redner ist der Abg. Bieder zu Wort gemeldet. Abg. BIEDER: Herr Präsident! Hoher Landtag! Verehrte Damen und Herren! Der Resolutionsantrag des Herrn Abg. Bernau und einige Passagen in bezug auf die S 43 bzw. die Donaubrücke Korneuburg - Klosterneuburg, haben mich veranlaßt, heute ein paar Klarstellungen vorzunehmen. Verehrte Damen und Herren! Auf Verlangen des Herrn Landeshauptmann Maurer wurde die S 43 im Bundesstraßengesetz 1971 aufgenommen. Dort heißt es ganz bestimmt: ,,S 43 beginnt bei A 22, Donaubrücke Klosterneuburg, A 1 Wiental." Es sollte also, so steht es heute noch im Gesetz, eine Wienerwaldschnellstraße gebaut werden. Es hat sich gezeigt, daß in den Jahren 1973 und 1974 Projekte vorgelegt wurden, die die gesamte Klosterneuburger Bevölkerung auf den Plan gerufen haben. Nun wurde erklärt, diese S 43 werde gegen den Widerstand der Klosterneuburger Bevölkerung nicht gebaut. Es hat sich aber gezeigt, daß hier keine klaren Aussagen vorlagen. Für den Bundesminister, der im Vollzug des Gesetzes steht, war es klar, daß, wenn hier die S 43 begonnen wird, einerseits der Herr Landeshauptmann von Niederösterreich mit Recht verlangen kann, daß sie natürlich weitergebaut wird. Andererseits, wenn die Brücke als Beginn der S 43 von Korneuburg nach Klosterneuburg steht, kann der Herr Landeshauptmann Maurer umgekehrt selbstverständlich mit dem gleichen Recht den Auftrag zur Planung der im Gesetz vorgesehenen S 43 verlangen. Wer die Lage in Klosterneuburg kennt - das werden zweifellos alle Anwesenden sein -, wird wissen, wie schwierig das ist. Das war der Grund, daß ich selbst nach diesen vielschichtigen Aussagen, nach diesen zweifelhaften Aussagen, nach diesen nicht konkreten Aussagen zuerst einmal den Herrn Landeshauptmann gebeten habe, mir endgültig zu erklären, wie es um die S 43 steht. Und der Herr Landeshauptmann hat es mir schriftlich gegeben, daß von ihm aus die S 43, Brückeneinbindung B 14, sprich Klosterneuburg, am Niedermarkt endet. Daraufhin war für mich die Situation der S 43 klar, weil ich nicht daran zweifle, daß, wenn der Landeshauptmann diese Aussage tätigt und sie mir schriftlich gibt, er auch willens ist, das tatsächlich zu tun. Nun war mein zweiter Weg selbstverständlich zum Herrn Minister, um ihm zu sagen: Herr Minister, der Herr Landeshauptmann steht trotz der rechtlichen Situation im Bundesstraßengesetz auf dem Standpunkt, daß die S 43 am Niedermarkt endet. Da ist die Fotokopie des Schreibens, das ganz klar ist. Daraufhin hat Minister Moser erklärt, er wäre grundsätzlich damit einverstanden, nur müßte auf Grund dieser neuen Situation und der rechtlichen Basis, die nur im Straßengesetz 1971 begründet sein kann, ein neuer Dialog hierüber beginnen. Im Zusammenhang, meine Damen und Herren, mit dem Brückenstandort und auch den Gutachten, die sich ja in bezug auf die S 43 konzentriert haben, war es dann nicht mehr klar für uns, ob der Brückenstandort überhaupt dort beibehalten werden soll, sodaß die Funktion der Brücke doch neu zu überdenken sei. Das war der Anlaß, daß ich selbst den Minister gebeten habe, wenn eine vierspurige Straße zwischen Korneuburg und Klosterneuburg etabliert werden soll, doch prüfen zu lassen, ob man sie nicht ein wenig nach dem Osten versetzen könnte, um den Verkehr, der von der Autobahn herüberkommt, von Klosterneuburg abzuleiten. Das sind eigentlich klare Bedürfnisse. Denn wenn die Straße dort nicht weitergeführt wird, also nur mehr als vierbahnige Brücke Anziehungspunkt ist, und diese zentral im Stadtgebiet gelegen sein wird, dann hat man doch, glaube ich, zu Recht das Bedürfnis nach einer einvernehmlichen Gestaltung, um den Verkehr wenigstens aus dem Zentrum zu bekommen. Es wurde mir geantwortet, das wäre nicht möglich, man müßte hier trotzdem bei dem Standort bleiben und würde neu prüfen, welche Funktion diese Brücke nun habe. Es wurde vom Ministerium, und zwar im seinerzeitigen Einvernehmen, als die S 43 entstanden ist, klar herauskristallisiert, daß diese Lösung überörtlichen Charakter hat. Die zweite Version, die jetzt in der B 14 endet, kann doch nur mehr die Verbindung zweier Räume sein. (Abg. Dr. Bernau: Das ist falsch!) Nein, Herr Kollege Dr. Bernau, das müssen wir eben jetzt klären, nämlich die regionale Verbindung zwischen Korneuburg oder dem Raum Klosterneuburg - Korneuburg mit Klosterneuburg. (Abg. Dr, Bernau: Die Brücke hat eine Doppelfunktiobn, die regionale und die überregionale, nämlich den Verkehr von Wien ins Waldviertel und umgekehrt!) Ja, das ist es eben. Dagegen müßte ich mich wehren, und zwar deshalb, Herr Doktor - das sage ich ganz offen -, damit man, wenn man diese zweite Funktion in Betracht zieht .Sie kennen die Situation ja genauso gut, das ist ja gar keine Frage, Herr Doktor -, dann nicht von Wien heraus vier Ampeln hat. Sie kennen doch die Kreuzung Weidling ich möchte gar nicht weiter hineingehen -, dann Kierling, den Bahnhof Niedermarkt, und dann leite ich den Verkehr herüber. (Abg. Dr. Bernau: Die Straße läuft doch auf der anderen Seite, in der Au!) Das stimmt ja nicht. Nein, nein, das sind alte Pläne, Herr Doktor. Vergewissern Sie sich doch, bitte. Das sind alte Pläne, die neue Planung sieht die Verlegung des Bahnhofes vor, die Verlegung des Durchstiegs donauwärts, eine Vergrößerung des Niedermarktes. Dort kommt eindeutig - das ist. der Stand der letzten Planung - der Arm, die Abfahrt, bitte, von der Donaubrücke auf die B 14, Richtung Wien - sprich Richtung Tulln. Andererseits soll eine Einbindung, was mir ebenso wichtig erscheint, zur 118er Landesstraße bei gleichzeitiger Umfahrung der Katastralgemeinde Kritzendorf - auch diese Engpässe kennen Sie, nicht wahr - als weiterer Arm erfolgen. (Zwischenruf von Abg. Dr. Bernau.) Ja, Herr Kollege Dr. Bernau. Das ist eine Frage, die jetzt völlig neu entstanden ist, weil die S 43 nicht weitergebaut wird und hier ein anderer Charakter vorliegt, weshalb die Funktionen geklärt werden müssen. (Abg. Dipl.-Ing. Molzer: Das wissen wir schon lange, Herr Kollege!) Weil die Funktionen nicht klar sind, muß also jetzt möglichst rasch geklärt werden, welche echte Aufgabe nun die Brücke hat. Das ist nicht klar, und die Gutachten, sprechen sich für eine vierbahnige Brücke aus, außer jenes von Herrn Dipl.-Ing. Knoflacher, das neueren Datums ist. (Abg. Dr. Bernau: Herr Kollege, der Leichtfried hat das neue Gutachten von Jäger zitiert, das heute erst gekommen ist. Darin steht bezüglich der Vierspurigkeit genau dasselbe!) Die übrigen sind doch vom Gesichtspunkt der S 43 erstellt worden, und es ist natürlich klar, daß ich nicht eine Schnellstraße mit einer zweibahnigen Brücke verbinde. Wir in Klosterneuburg - da bin ich mit vielen Leuten auch Ihrer Weltanschauung gleichen Sinnes - Wollen die Brücke nicht als Anziehungspunkt, sondern wir wollen sie für ein zusätzliches Verkehrsaufkommen für das Stadtgebiet Klosterneuburg. Für das Stadtgebiet Klosterneuburg, nur geht es. Deshalb, sehr verehrte Damen und Herren, würde ich Sie im eigenen, aber auch im Namen meiner Fraktion höflichst ersuchen, auf Grund der im Augenblick noch ungeklärten Situation die Resolution nur bezüglich der Zwei Bezeichnungen ,,vierspurig" abzuändern, und zwar: im ersten Satz und auch unten. Das verändert nicht den Charakter, nämlich daß wir die Brücke wollen, daß wir sie brauchen, aber es läßt offen, wo und wie die Brücke situiert wird, und greift der neuerlichen Untersuchung nicht vor. (Abg. Dr. Bernau: Herr Kollege, nicht böse sein. Ich bin zu allem kompromißbereit, in dem Fall nicht, weil 4 Gutachten für die Vierspurigkeit sprechen und weil wir sie ganz einfach brauchen, und wenn wir wieder von vorne anfangen, werden wir weiter Jahre brauchen und alte Zeit versäumen!) Herr Dr. Bernau, ich glaube, den Termin sogar noch im Kopf zu haben. Es war der 16. November; es könnte sein, daß es der 17. war, Herr Landeshauptmann, wo das Gespräch beim Herrn Bundesminister stattgefunden hat, und ab diesem Zeitpunkt wird in der Sache überlegt. Diesen neuen Überlegungen möchte ich nicht vorgreifen, denn ich möchte mir nicht sagen lassen, daß ich als Abgeordneter von Klosterneuburg jetzt schon einer Resolution die Zustimmung gebe, die unter Umständen, meine Damen und Herren, . . . (Zwischenrufe rechts.) Nein, nein, ich muß ja - das werden Sie, meine Damen und Herren, auch zu berücksichtigen haben, das ist doch keine Frage - (Abg. Anzenberger: Die Brücke gehört doch nicht nur für Klosterneuburg!) auch die örtlichen und räumlichen Wünsche vertreten. Das gehört ebenfalls zur Aufgabe eines Abgeordneten. (Abg. Anzenberger: Aber die Straßen sind überregional!) So sehe halt ich die Dinge. Ich bitte, das doch mir zu überlassen. In diesem Sinne, glaube ich, ist es nicht möglich, daß meine Fraktion dieser Resolution die Zustimmung gibt. Ich würde es wirklich sehr bedauern, wenn wir uns dazu entschließen müßten, weil auch wir in gleichem Maße für die Brücke sind. Wir wollen uns jetzt nur nicht präjudizieren, nachdem erst vor drei Wochen die neuen Gesichtspunkte klar geworden sind. (Beifall bei der SPÖ.) ZWEITER PRÄSIDENT BINDER: Als nächstem erteile ich dem Abg. Zauner das Wort. Abg. ZAUNER: Sehr verehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es wurde sehr viel und sehr lange über den Verkehr und vom Grenzland gesprochen. Auch ich möchte zum Verkehr sprechen, aber zu einem anderen Verkehr, und zwar zum Schiffsverkehr. Ich werde mich daher sehr kurz fassen, weil auf der Donau, über die ich sprechen will, die Lage ungefähr so ist wie hier im Sitzungssaal: daß halt noch wenig Schiffsverkehr ist und es daher nicht notwendig erscheint, darüber im besonders großen Rahmen ausführlich zu sprechen. Die Voranschlagstelle 16 gibt mir Gelegenheit, zum Thema ,,Hafenbauten, Binnenschifffahrt auf der niederösterreichischen Donau'' einige Betrachtungen anzustellen. Ich habe zwar bei der Schlußfassung der Vorlage 188, welche den Gesellschaftsvertrag für die Ennshafenentwicklungs- und Betriebsgesellschaft betroffen hat, einige grundsätzliche Darlegungen gebracht, doch hat sich inzwischen einiges getan, und ich will versuchen, die Entwicklung in ihrer Richtigkeit zu unterstreichen. Die Überlegungen bezüglich Industrieansiedlungen und Hafenbau in diesem Gebiet gehen bereits auf die Jahrhundertwende zurück. Die Schlußfolgerung der ganzen Untersuchungen über künftige Entwicklungen in diesem Raum ergab, daß auch auf der niederösterreichischen Seite durch Schaffung neuer Arbeitsplätze eine möglichst selbständige Entwicklung anzustreben ist. Die starke Entwicklung des oberösterreichischen Zentralraumes wurde im besonderen durch die seinerzeitige Stagnation auf der niederösterreichischen Seite begünstigt, und zwar - wir wissen es alle - durch die sowjetische Besatzungsmacht. Wenn wir heute feststellen, daß unser Bundesland Industrieland Nummer eins wurde und Agrarland Nummer eins geblieben ist, dann glaube ich, daß auch dieser westlichste Teil Niederösterreichs seinen Teil dazu beigetragen hat, obwohl, meine sehr geehrten Damen und Herren, - das möchte ich ohne Vorwurf an eine bestimmte Adresse feststellen - dieses Gebiet unseres Bundeslandes zum Teil oft als Grenzland betrachtet wird bzw. wurde. Erst vor kurzem hat mich der Herr Landesintendant von Niederösterreich, Herr Wolfram Marboe, gefragt: Na, Herr Abgeordneter, von wo kommen Sie her? Ich habe geantwortet: Aus dem Bezirk Amstetten. Ja, hat er darauf-hin gesagt, das ist für uns ein Entwicklungsgebiet. Meine Damen und Herren! Wer vielleicht vergangenen Sonntag den Film über Amstetten und Umgebung im FS 2 gesehen hat, und das vielleicht noch dazu in schwarz-weiß, wird, glaube ich, zur Ansicht kommen, daß wir zu Recht als hilfsbedürftiges Entwicklungsgebiet angesprochen werden. Mehr will ich zu dem Film gar nicht sagen. Es war alles so ziemlich grau in grau, wenn man ihn in schwarz-weiß gesehen hat. In Anbetracht der Notwendigkeit der Schaffung von Arbeitsstätten und dem Erkennen, daß diese Entwicklung für diesen Raum erforderlich ist, hat das Land in dieser Sache sofort positiv gewirkt und die Vorhaben entsprechend unterstützt, bzw. ist das Land als Konsenswerber aufgetreten. Bis das Vorhaben NÖ-Hafen Ennsdorf zum bevorzugten Wasserbau erklärt wurde, war es ein langer Weg, mußten viele Hürden genommen und der einwandfreie Beweis der Notwendigkeit erbracht werden. Alle Nutzwertanalysen, Abhandlungen und Verfahren haben immer wieder die Lage des grundsätzlichen Standortes bestätigt und besonders hervorgehoben. Mit Bescheid des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft vom Dezember 1973 war es so weit, und die Bevorzugungserklärung für dieses Projekt wurde ausgesprochen. Es gibt einen einzigen Standort in Österreich, an dem die Wasserstraße Donau so nahe der Westautobahn, der Bundesstraße 1, der künftigen Nord-Süd-Verbindung, der sogenannten Phyrnautobahn, der Westbahn bzw. der Franz Josefs-Bahn vorbeiführt und die Wirtschaftsgroßräume Linz und Amstetten angeschlossen sind. Unser Klubobmann, Herr Dr. Brezovszky, stellte bereits in der Generaldebatte fest, daß unsere Region cirka 4.500 Auspendler hat. Daher ist es für uns eine Verpflichtung - und wir fordern es sowohl in unserem Niederösterreichplan als auch im Regionalprogramm -, in den nächsten Jahren Ca. 3.000 bis 5.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Sehr geehrte Damen und Herren! Wie schaut es nun mit dem Schiffsverkehr auf der Donau aus, etwa verglichen mit dem Rhein? Wir können nur feststellen: geringer Verkehr, und dies aus mehreren Gründen. Erstens sind es gegenüber dem Rhein die naturgegebenen Schwierigkeiten. Das heißt, es gibt Stromengen, Stromschnellen, Untiefen, jahreszeitliche Wasserschwankungen. Zweitens. Durch die politischen Verhältnisse seit 1945 ist eine Sonderentwicklung in der osteuropäischen Wirtschaft eingetreten. Drittens. Die Donau führt vorwiegend durch Agrargebiet. Waren bis 1918 Wien und Budapest die einzigen Industriezentren an der Donau, so sind seit 1945 zwar neue Schwerpunkte dazugekommen, Linz, Preßburg, Dunaujváros und in bescheidenem Ausmaß Krems, aber ein Vergleich mit dem rheinischen Industriegebiet ist nicht möglich. Und viertens hat die Donau keine Verbindung mit dem übrigen Binnenwasserstraßennetz in Europa, insbesondere mit dem Rhein. Im Zuge des Ausbaues der Donaustufen werden die Schiffahrtsverhältnisse wesentlich verbessert. Der Rhein-Main-Donau-Kanal wird die Verbindung mit dem westeuropäischen Straßennetz herstellen. Mit seiner Fertigstellung wird spätestens Mitte der Achtzigerjahre gerechnet. Der Rhein-Main-DonauKanal gilt mit Recht als das wichtigste Wasserstraßenprojekt Mitteleuropas. Die Fertigstellung des Rhein-Main-Donau-Kanals bis zum Nürnberger Staatshafen hat in diesem Raum zu sehr vielen Betriebsansiedlungen an der neuen Wasserstraße bzw. an den Häfen geführt. Diese Entwicklung konnte man bereits in zahlreichen Publikationen nachlesen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Kosten der Schiffbarmachung der unteren Enns und der Ländenausbildung werden auf ca. 100 Millionen Schilling geschätzt. Wie allgemein bekannt, wurde zwischen den beiden Bundesländern Oberösterreich und Niederösterreich der Vertrag, betreffend die Ennshafenentwicklungs- und Betriebsgesellschaft von den beiden Landeshauptleuten am 10. Juni dieses Jahres unterzeichnet. Diese Betriebsgesellschaft hat sofort nach ihrer Gründung die Arbeit aufgenommen. Diese Arbeit findet hier im Budget bereits durch die Ausweitung einer Budgetpost für den Arbeitsbeginn ihren Niederschlag. Bei der konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrates erklärte der Vorsitzende, Landesrat Trauner, daß die Arbeit auf Grund rein sachlicher Basis geleistet werden soll und parteipolitische Überlegungen ausgeschaltet werden müssen. Auch Vorsitzender-Stellvertreter Landesrat Schneider schloß sich diesen Ausführungen an und wies darauf hin, daß auf Grund der in den nächsten Jahren in das Erwerbsleben eintretenden geburtsstarken Jahrgänge in Niederösterreich etwa 18.000 neue Arbeitsplätze benötigt werden. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß durch das in Angriff genommene Projekt die große Sorge Niederösterreichs um die Arbeitsplatzsicherung gemildert wird. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Als Mitglied dieses Gremiums kann ich feststellen, daß bislang im Sinne der abgegebenen Erklärungen gearbeitet wurde. In Verfolgung der weiteren Entwicklung werden sich gerade für Niederösterreich die größten Chancen zur Ausweitung und Verbesserung seiner industriellen Potenz und Wirtschaftsstruktur ergeben. Es wird in den kommenden Jahren bereits notwendig werden, Vorentscheidungen und Entscheidungen zu treffen, welcher der Standorte für einen Ausbau die bestmögliche Eignung besitzt. Neben dem bestehenden Hafen Krems, wo die Umschlagseinrichtungen nach den Zielvorstellungen der Planungsregion auf etwa 300.000 Jahrestonnen auszubauen sind, werden als weitere Standorte Ybbs, Pöchlarn, Zwentendorf Ost und West und andere genannt. (Präsident Dipl.-Ing. Robl übernimmt den Vorsitz.) Bezüglich des Hafens Ybbs kann man feststellen, daß gerade Ybbs der nächste Standort sein wird, wo es auf Grund des Donauausbaues möglich sein wird, daß ihn der sogenannte Europakahn anfahren kann. Wenn nach Fertigstellung des Rhein-Main-Donaukanals diese internationale Wasserstraße von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer befahren werden kann, wird es eine ungeheure Ausweitung des Schiffsverkehrs auf der Donau geben. Alle diese Maßnahmen und Einrichtungen sind so zu treffen bzw. auszubauen, daß die Europakähne mit 1.250 Tonnen die Wasserstraße und Hafenanlage benützen können. Auf Grund dieser Tatsache und der gesetzlichen Bestimmungen, daß es sich bei diesem Vorhaben um ein Projekt von überregionaler Bedeutung handelt, das im öffentlichen Interesse liegt, richte ich auch an den Bund den Appell, das Projekt finanziell zu unterstützen. Zum Schluß, meine sehr geehrten Damen und Herren, möchte ich allen damit befaßten Dienststellen des Landes für die bisherige Unterstützung danken und der Hoffnung Ausdruck geben, daß auch in Zukunft eine gedeihliche Zusammenarbeit für eine harmonische Entwicklung dieser Wirtschaftsregion gewährleistet ist. Ich bin sicher, daß dieses Projekt für die unmittelbare Umgebung oder vielleicht sogar manchem einzelnen nicht nur einen Nachteil, sondern für eine ganze Region sichere Einkommensmöglichkeiten und menschenwürdige Arbeitsstätten bringen wird. In diesem Sinne, meine Damen und Herren, ein ,,Glück auf" für die Zukunft. (Beifall bei der SPÖ.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Als nächster Redner gelangt der Abg. Sulzer zu Wort. Abg. SULZER: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Im Oktober dieses Jahres wurde vom Gemeindereferat wieder der Bericht über die finanzielle Lage der niederösterreichischen Gemeinden herausgegeben. Ich möchte aus diesem Bericht nur einen kleinen Teil herausnehmen, und zwar jenen, der sich mit der Verschuldung der Gemeinden befaßt, vor allem mit jenem Teil der Verschuldung, der am meisten angewachsen ist, die Gebührenhaushalte. Die Gemeinden Niederösterreichs mußten für die Gebührenhaushalte, das sind vor allem die Ausgaben für Wasserversorgungs- und Abwasserbeseitigungsanlagen, im Jahre 1975 355 Millionen Schilling Kredite aufnehmen, das ist um 107 Millionen Schilling mehr als im Jahr zuvor. Die Steigerung innerhalb eines Jahres beträgt allein 43%. Die beiden Gemeindesprecher, Präsident Binder und Präsident Reiter, haben bei ihren Ausführungen zur Gruppe 0, als sie sich mit der finanziellen Lage der Gemeinden beschäftigten, bereits auf folgendes hingewiesen: Der Schuldendienst für jene Darlehen, die für die Gebührenhaushalte aufgenommen wurden, kann niemals allein aus den Gebühren bestritten werden. Es ist schon oft schwer, nur die normalen Betriebskosten für die Wasserversorgungs- und Kanalisationsanlagen aus den Gebühren zu decken. Die Kosten der Neuerrichtung solcher Anlagen erfordern immer mehr und vor allem höhere Kreditaufnahmen. Von den Gesamtschulden der Gemeinden ist daher gerade jener Anteil am höchsten gestiegen, der auf die Errichtung von Abwasserbeseitigungsanlagen und Wasserleitungen entfällt. In den letzten fünf Jahren ist dieser Anteil von 29 auf 4370, an der Gesamtverschuldung der Gemeinden gemessen, gestiegen. Vor fünf Jahren haben unsere Gemeinden noch 69% aller Darlehensaufnahmen für Schul- und Kindergartenbauten, für Straßenbauten, Straßenbeleuchtungen, Amtshausbauten und für die Errichtung sonstiger Gemeinschaftseinrichtungen verwendet. Diese Arbeiten sind im Interesse unserer Gemeindebürger absolut vordringlich, und sie sind außerdem für die Gemeinde als Bauherr auch von der Optik her interessant. Trotzdem mußten die Ausgaben für diese Leistungen zugunsten der Kanal- und Wasserleitungsarbeiten zurückgedrängt werden, weil eben diesen Kanal- und Wasserleitungsarbeiten absoluter Vorrang gebührt. Der Niederösterreichplan der SPÖ hat sich zum Ziel gesetzt, alle Haushalte des Landes mit Anlagen und Einrichtungen der Wasserversorgung und der Abwasserbeseitigung zu versorgen. Während die Gesamtausgaben für den Siedlungswasserbau in den letzten fünf Jahren um insgesamt 256% angestiegen sind, blieb für die übrigen Gemeindeausgaben allein schon aus diesem Grunde nicht mehr so viel übrig. Im gleichen Zeitraum stiegen die übrigen Ausgaben der Gemeinden aus den außerordentlichen Haushalten für Schul- und Kindergartenbau ten, sonstige Hochbauten, Straßenbauten um 100%, für Kanal- und Wasserleitungsarbeiten um 256%. Hauptgrund für diese Kostensteigerung war nicht allein die Steigerung der Baukosten. Viel entscheidender ist, daß der Ausbau des Kanal- und Wasserleitungsnetzes in den dicht besiedelten Wohngebieten zum überwiegenden Teil bereits abgeschlossen ist. In diesen dicht besiedelten Gebieten konnte bei weit kürzeren Leitungen eine größere Anzahl von Anschlüssen, eine größere Anschlußdichte erreicht werden, der Bau war also dort wirtschaftlicher, die Erhaltung ist billiger und bringt vor allem mehr Einnahmen. Was jetzt noch zu versorgen ist, liegt weit auseinander und erfordert daher ungleich mehr Mittel. Bei der Trinkwasserversorgung springt die NÖSIWAG ein, wenn überörtliche Anlagen errichtet werden müssen. Viele Gemeinden selbst wären nicht in der Lage, Trinkwasser von weit her herbeizuholen. Wasserarme Gebiete können nur überregional versorgt werden, und dieser Aufgabe kommt die NÖSIWAG in einem immer größeren Ausmaß nach. Trotz dieser großen /Anstrengungen und der großen finanziellen Aufwendungen der Gemeinden und auch trotz des Einsatzes der NÖSIWAG fehlt noch immer in vielen Teilen unseres Landes eine ausreichende und vor allem eine einwandfreie Trinkwasserversorgung. Immerhin haben diese Anstrengungen dazu geführt, daß derzeit bereits 71% der niederösterreichischen Bevölkerung an zentrale Wasserversorgungsanlagen angeschlossen sind. Für 7% unserer Bewohner sind derzeit bereits Projekte im Bau oder in einem so weit fortgeschrittenen Planungsstadium, daß mit dem Bau in Kürze begonnen werden kann. Rund 5% unserer Bewohner werden eine zentrale Wasserversorgung nie benötigen und nicht beanspruchen, da sie eine ausreichende Einzelversorgung haben. In diesen Fällen wäre eine zentrale Versorgung auch gar nicht möglich. Trotzdem bleiben noch Anlagen für eine gesunde Trinkwasserversorgung von rund 16% der Bevölkerung zu errichten, wobei der Aufwand hiefür sehr schwer abzuschätzen ist, weil in vielen Gebieten auch die Wasserbeschaffung selbst noch ungeklärt ist. Es wurden bereits von vielen Gemeinden eigene Planungsvorstellungen erarbeitet. -Auch die NÖSIWAG ist dabei, Gesamtplanungen für großräumige Bereiche durchzuführen. Hier ist nun in nächster Zeit durch die zuständige Abteilung eine Abstimmung vorzunehmen. Aber nicht nur die Planungsschwierigkeiten, auch die Finanzierungsprobleme werden bewirken, daß es noch 10 bis 15 Jahre dauern wird, um allen Niederösterreichern eine vollwertige Wasserversorgung sichern zu können. Noch schwieriger ist die Situation auf dem Gebiet der Abwasserbeseitigung, hier vor allem deshalb, weil die Kosten der Kanalisierung ungleich höher sind als die Kosten der Trinkwasserversorgung. Um eine möglichst optimale Sicherheit für unsere Umwelt durch die Reinhaltung des Grundwassers erreichen zu können, müssen auch vollfunktionierende und funktionsfähige Kläranlagen oder lange Kanalleitungen zu bestehenden Kläranlagen errichtet werden. Hier ist der Versorgungsgrad der Bevölkerung noch weit geringer als bei der Wasserversorgung. 17% unserer Bevölkerung in Niederösterreich sind bereits an eine Kanalisationsanlage voll angeschlossen, aber für rund 40% unserer Bevölkerung sind solche Anlagen derzeit im Bau. Es werden also in der nächsten Zeit die bis her größten Aufwendungen zu leisten sein, aber es wird zugleich auch der größte Baufortschritt erreicht werden können. Auch hier wird es vor allem dazu kommen müssen, daß überörtliche und regionale Anlagen errichtet werden, weil nur ab einer Größenordnung von 10.000 Einwohnern auch der Wartungsaufwand für solche Projekte entsprechend niedriggehalten werden kann. Der Bauaufwand selbst aber wird dadurch um wesentliches teurer. Und dieser erhöhte Bauaufwand belastet wieder den Schuldenstand der Gemeinden. Der überwiegende Teil der Baukosten wird vom Wasserwirtschaftsfonds getragen. In der Regel 40% für Wasserleitungen, 50 und in manchen Fällen 60% für Kanalbauten. Das ist der Grundstock jeder Finanzierung. Hauptnachteil ist allerdings, daß auf Grund der hohen Anforderungen an den Bund derzeit mit langen Wartezeiten zu rechnen ist. Dabei steigen aber die Leistungen des Fonds von Jahr zu’Jahr, und sie waren auch nie so hoch wie derzeit. In der Zeit des Bestehens des Wasserwirtschaftsfonds, in den Jahren 1959 bis 1976, wurden Darlehen von insgesamt 22 Milliarden Schilling vergeben, und mit diesem Betrag konnten Vorhaben in der Höhe von 46,5 Milliarden Schilling gefördert werden. Dabei ist besonders hervorzuheben, daß erst in der letzten Zeit, und hier vor allem in der Zeit der SPÖ-Regierung, eine wirkliche Steigerung eingetreten ist. Im Gegensatz zu den vier Jahren der ÖVP-Alleinregierung hat der Fonds 1.300 Vorhaben mit einem Gesamtförderungsbetrag von 3,3 Milliarden Schilling gefördert, das ist ein Jahresdurchschnitt von rund 800 Millionen Schilling. Im heurigen Jahr beträgt die Förderung 6,1 Milliarden Schilling, im Vorjahr waren es 5 Milliarden Schilling. Von den 22 Milliarden, die in 17 Jahren gewährt wurden, entfallen auf die letzten sechs Jahre, in denen die SPÖ die Verantwortung trägt, allein 18 Milliarden Schilling als neue Ausschöpfung. Damit war es möglich, ein Bauvolumen wie noch nie vorher zu fördern. Trotzdem liegen allein für Niederösterreich noch nicht finanzierte Anträge in der Höhe von 5,5 Milliarden Schilling vor. Auch der Gemeindeinvestitionsfonds hat entscheidend mitgeholfen und in den wenigen Jahren seines Bestehens Vorhaben in der Höhe von 2 Milliarden Schilling gefördert, davon 1,5 Milliarden Schilling für Abwasserbeseitigungsanlagen und 550 Millionen Schilling für Wasserversorgungsanlagen. Schon aus diesen Zahlen kann man ersehen, welch wichtiges Finanzierungselement der GIF wurde, sodaß dessen Fortbestand für den Weiterbau dieser Anlagen ausschlaggebend ist. Wasserwirtschaftsfonds und GIF tragen mit ihrer Unterstützung also sehr wesentlich dazu bei, den Gemeinden die Hauptlast der Erstfinanzierung abzunehmen. Allerdings nur die Hauptlast der Erstfinanzierung, weil ja die Darlehensbeträge zurückbezahlt werden müssen und den späteren Betrieb dieser Anlage belasten. Eine wesentliche Hilfe ist daher eine Subvention, die nicht zurückbezahlt werden muß. Das Land Niederösterreich gewährt solche Subventionen und weist auch heuer wieder in der Gruppe 6 des Voranschlages dafür einen Betrag von 40 Millionen Schilling aus. Dieser Betrag hat sich gegenüber dem vorigen Jahr nicht erhöht. Mit den 40 Millionen Schilling im heurigen Jahr sollen Abwasserbeseitigungs- und Wasserversorgungsanlagen durch das Land mit Subventionen, die sich zwischen 5 und 15% der Baukosten bewegen, gefördert werden. Diese Förderung ist für die Gemeinden von entscheidender Bedeutung, da sie die Finanzierungslücke zwischen den Wasserwirtschaftsfonds- und GIF-Darlehen sowie den Gesamtausgaben verringert und damit auch die eigene Schuldenaufnahme der Gemeinde. Eine Verringerung dieser Finanzierungslücke wird also umso wirksamer sein, je höher die gewährte Subvention ist. 5% sind nun eine sehr unzureichende Unterstützung, aber bei 10 oder 15% tritt bereits eine wesentliche Hilfe für die Finanzierung dieser sehr kostenaufwendigen Bauvorhaben ein. Als in der letzten Zeit über die schwierige finanzielle Situation der Gemeinden zwischen beiden Parteien verhandelt wurde, stand auch die Frage der Finanzierung der Wasserleitungs- und Kanalbauten zur Debatte. Übereinstimmend wurde damals festgestellt, daß die derzeitige Finanzierung unzureichend ist. Als erste Hilfeleistung für die Gemeinden wurde der Förderungsrahmen für den GIF geändert. Während sich dieser Rahmen früher zwischen 20 und 40% bewegte, wurde er durch den gemeinsamen Beschluß ab dem Beginn des Jahres 1976 mit 25 bis 40% neu festgesetzt. Das heißt, die Untergrenze der Förderung wurde von 20 auf 25% angehoben, sodaß die Vielzahl der Gemeinden, die bisher nur 20% erhielten, bei allen neuen Bauvorhaben, die ab dem heurigen Jahr begonnen wurden, um 5% mehr Darlehen bekommen. Die Subventionen des Landes bewegen sich also in einem Rahmen von 5 bis 15%. Ebenso wie beim GIF wäre auch hier eine Anhebung der Untergrenze von 5 auf 10% notwendig, damit auch die Landesförderung eine wirksame Hilfe für die Gemeinden ist. Neben der schon beschlossenen Erhöhung der Untergrenze beim GIF um 5%, würde eine ebensolche Anhebung der Landesförderung den Gemeinden die Finanzierung des Siedlungswasserbaues wesentlich erleichtern. Ich gestatte mir daher, dem Hohen Landtag einen Resolutionsantrag vorzulegen, der diese berechtigte Forderung enthält, und möchte Sie um Ihre Unterstützung hiefür bitten: ,,Resolutionsantrag ' des Abg. Sulzer zur Gruppe 6 des ordentlichen Teiles des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 1977, Landtagszahl 300. Die Landesregierung wird aufgefordert, die Unterstützungen für Vorhaben der Wasserversorgung und der Abwasserbeseitigung aus allgemeinen Mitteln des Landes dahingehend zu verbessern, daß die Untergrenze für Unterstützungen von 5 auf 10% der Kosten des Vorhabens angehoben wird." Ich darf Sie bitten, diesem Antrag die Zustimmung zu geben. (Beifall bei der SPÖ.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Herr Landeshauptmann Maurer. Landeshauptmann MAURER: Herr Präsident! Hohes Haus! Es ist verständlich, daß im Kapitel 6, wenn es um Autobahnen, Schnellstraßen, Bundesstraßen und das gesamte Straßennetz der Landesstraßen geht, die Wogen hochgehen können und daß von den Abgeordneten hier im Hause auch Einzelerscheinungen, Einzelwünsche zum Ausdruck gebracht werden. Was mich heuer überrascht ich sage es ganz offen -, und zwar von der linken Seite, ist, daß in den Ausführungen der Abgeordneten der Linken nicht eine einzige positive Feststellung über die Entwicklung des niederösterreichischen Straßenwesens dabei war. (Abg. Dr. Brezovszky: Den Abgeordneten können Sie das Recht auf Kritik nicht nehmen!) Bitte, ich habe keine gehört. Meine Kollegen! Zumindest werden Sie eines zugeben – ich schränke ein, vielleicht war ich gerade draußen -, sehr wenig war diesbezüglich zu verzeichnen, obwohl sich im Straßenwesen Niederösterreichs auch in diesem Jahre so ungeheuer viel verändert hat. Ich möchte gleich bei einer Kritik beginnen, die hier gemacht wurde, und Ihnen vielleicht nochmals in Erinnerung rufen, was ich hier in diesem Hohen Haus schon wiederholt zum Ausdruck gebracht habe, und zwar im Hinblick auf die Eigenregiearbeiten und die Vergabe von Straßenbauaufträgen an die Wirtschaft. Sie dürfen mir glauben, daß wir soviel Aufträge wie irgendwie nur möglich an die Wirtschaft weitergeben. Aber erste Pflicht ist es doch, unser straßeneigenes Personal laut dem Auftrag des Hohen Landtages einzusetzen, und zwar rationell, wie es einer ordnungsgemäßen Wirtschaft entspricht. Ich bin davon überzeugt, daß, wenn unsere Straßenwärter spazierengehen würden, derselbe Abgeordnete Leichtfried hier stehen und kritisieren würde, wieso der Straßenwärter mit der Schaufel auf der Straße spazierengeht, während auf der anderen Seite die Bauaufträge an die Baufirmen vergeben werden. Das ist das Problem, Herr Abg. Leichtfried, mit dem Sie sich anscheinend überhaupt noch nie auseinandergesetzt haben, sonst könnten Sie hier nicht in dieser Form reden. (Beifall bei der ÖVP.) Sehen Sie, das ist die oberste Pflicht, und ich glaube, daß unsere braven Straßenwärter, unsere Straßenmeister, die Bauabteilungsleiter und die Zentrale auf diesem Sektor wirklich Vorbildliches leisten, und zwar im Sinne einer kontinuierlichen, einer verantwortlichen Wirtschaft, so wie es auch in der Privatwirtschaft praktiziert wird. Und das wollen wir doch anstreben. Das zeigen ja auch unsere Bemühungen, unser gesamtes Personal durch die Beamtenakademie auf die Grundsätze einer freien Wirtschaft auszurichten, um aus der Zwangsjacke dieser beengten Bürokratie, die noch vor Jahrzehnten zu verzeichnen war, herauszukommen. Sehen Sie, auch das ist uns auf breitester Basis auch hier am Straßensektor gelungen. Ein Faktum, das ich ja nicht zum erstenmal hier ausspreche, sondern das, wie wir glauben, von der Stelle aus in die Gemeinden und in die Bevölkerung immer wieder hineingetragen werden sollte, sind die Beitragsleistungen, die bisher vom Land von den Gemeinden kassiert wurden. Auch diesbezüglich habe ich wiederholt erklärt, warum dem so ist und warum wir uns hier von anderen Bundesländern so wesentlich unterscheiden, aber Sie nehmen es einfach nicht zur Kenntnis. Hier liegt der Unterschied zwischen dem Land und dem Bund. Ich möchte Ihnen diesen Unterschied nochmals erörtern, vielleicht begreifen Sie ihn dann. Ich sage es offen, vielleicht wollen Sie s nicht begreifen. Nein, Sie wollen es nicht begreifen - ich sage es nochmals -, sonst könnten Sie, Herr Abg. Leichtfried, hier nicht so sprechen. (Zwischenrufe bei den Sozialisten.) Ich bitte, dann hier herzutreten und etwas anderes zum Ausdruck zu bringen. Meine Herren von der Linken! Sie können schreiben, was Sie wollen, die Fakten liegen hier. Ja, besonders Sie, Herr Abg. Leichtfried, Sie geht das an. Ich habe schon so oft versucht, zu erörtern und auseinanderzusetzen, daß die Grundlage für die Beitragsleistung eine Untersuchung des Straßennetzes über die Wertigkeit der überörtlichkeit bildet. Ich habe hier in diesem Hohen Hause erklärt, daß wir vor vielen Jahren, damals, als ich vor 10 Jahren als Landeshauptmann angetreten bin, beim Institut für Raumordnung, dieser neutralen Stelle, eine Studie zur Begutachtung der Wertigkeit des Straßennetzes in Auftrag gegeben haben. Diese hat ergeben, daß eigentlich ungefähr 40% des Straßennetzes in die Kompetenz der Gemeinden überführt werden sollten, weil diese Aufgabe nichts mehr mit einem überörtlichen Straßennetz zu tun hat. So wie man heute auf Bundesebene die Bewertung vornimmt, sollte man natürlich auch die Ableitung für das Landesstraßennetz durchführen. Herr Abg. Leichtfried, kein Mensch würde glauben, daß man imstande ist, einfach 40% des Straßennetzes den Gemeinden rückzuführen. Daher wurde von Haus aus ein anderer Weg, ein sinnvollerer, eingeschlagen, der die Beitragsleistung der Gemeinden bei Straßenausbauten, die, ich sage es nochmals, freiwillig durchgeführt wurde, vorsieht. Natürlich konnte der eine oder andere Straßenzug nicht gebaut werden, weil dieser Beitrag nicht geleistet wurde. Jawohl, das gebe ich offen zu, denn es waren ja keine Mittel in dieser Größenordnung vorhanden. So. Sehen Sie, das ist der Punkt, den Sie überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen wollen, weil Sie alle Jahre wieder dasselbe hier an diesem Rednerpult zum Ausdruck bringen. Aber jetzt unterscheiden wir uns durch noch etwas. Die Bevölkerung urteilt etwas anders. Ich komme in die Bezirke hinaus. Sie wissen, daß ich nicht wenig draußen bin, daß ich mich bemühe, diese Gebiete immer wieder zu besichtigen, um mir selbst einen überblick zu machen. Die Herren Bürgermeister und die Bevölkerung sind sehr froh darüber, daß heute viele Bezirke, ich möchte sagen die meisten Bezirke, auf breitester Basis bereits über staubfreie Landesstraßen verfügen. Heute komme ich in Ortschaften, wo mir der Bürgermeister sagt: Herr Landeshauptmann, der letzte Kilometer Straße wurde bereits staubfrei gemacht, trotz der ungeheuren Aufgabe der Regenerierung, die bereits heransteht, wenn man 15jährige Asphaltstraßen hat. Diese müssen eben mit einer neuen Decke versehen werden; das muß ja auch noch geschehen. Das haben Sie, Herr Abg. Leichtfried, hier ja dankenswerterweise erwähnt. Darf ich Sie wirklich ersuchen, endlich, endlich zur Kenntnis zu nehmen, daß dem so ist und daß es diese Situation in keinem einzigen Bundesland gibt, sonst könnten nicht in Tirol rund 1.000 Kilometer Landesstraßen vorhanden sein und nicht mehr; sonst könnte es beispielsweise nicht in Oberösterreich an die 4.000 Kilometer geben oder in der Steiermark rund 3.800 Kilometer und in Niederösterreich an die 11.000 Kilometer. Ich möchte Sie wirklich dringlich ersuchen, über diese Tatsache nachzudenken und doch auch diesen Umstand neben allem Negativen, das Sie zum Ausdruck bringen, zur Kenntnis zu nehmen. So ist es halt, dieser Situation stehen wir gegenüber. Das ist der eine Teil. Und wenn Sie an diesem Rednerpult feststellen, in den letzten Jahren habe sich hier nichts geändert und erst bis zum Jahre 1982 seien wir mit dem Ausbau dieses gigantischen Netzes fertig, dann darf ich dazu ein offenes Wort sagen. Ich werde glücklich sein, wenn wir im Jahre 1982 mit dem Ausbau, mit der Staubfreimachung fertig sind. (Abg. Leichtfried: Mit der Staubfreimachung, mit dem Ausbau sind wir noch Zange nicht fertig.) Herr Abg. Leichtfried! Jawohl, wenn wir mit der Staubfreimachung bis zum letzten Kilometer, das ist auch derjenige, der für die überörtlichkeit überhaupt keine Bedeutung mehr hat, fertig sein werden! Das darf ich Ihnen sagen, und das darf man dann auch als Erfolg verkaufen. Das sage ich Ihnen auch, bitte schön. (Beifall bei der ÖVP.) Aber bitte, wir wollen uns darauf einigen, der Bevölkerung einmal dazu ihre Stellung abgeben zu lassen. Wir werden ja in einigen Jahren wieder die Möglichkeit dazu haben. Die Bevölkerung wird urteilen, ob hier ordnungsgemäß gewirtschaftet wurde und ob die Erwartungen erfüllt wurden oder nicht. Dieser Entscheidung beugen wir uns, meine Damen und Herren, sehr gerne. Das sage ich Ihnen hier ganz offen. Nun zum Brückenbau. Natürlich, der Brückenbau macht uns immense Sorgen, da es auf den Landesstraßen eine unerhörte Fülle von Brücken gibt. Ich habe Ihnen den Plan für die Landesstraßen erster und zweiter Ordnung vorgelegt. Ich habe im Ausschuß ausgiebig erörtert, daß wir nach unserem Konzept im Jahre 1979 mit der Verstärkung der Brücken fertig sein werden und daß wir, je nach den Verkehrsbedürfnissen - auch das haben Sie in Abrede gestellt, erinnern Sie sich doch, die Sie an der Ausschußsitzung teilgenommen haben - . . .(Abg. Leichtfried: Im Waldviertel werden die Brücken gepölzt und für Autobusse gesperrt!) Natürlich auch das, Herr Abgeordneter. (Abg. Romeder: In Wien stürzen sie ein!) Herr Abgeordneter, bitte darf ich Ihnen sagen, auch das ist eine Notwendigkeit, wenn man an eine vorübergehende Lösung der Fahrbarmachung für Autobusse denken muß, obwohl das auch nicht ausreichend ist, doch ist es momentan nicht anders möglich. Aber ich sage immer wieder, wir werden bemüht sein, diese Verstärkungen, wo sie notwendig sind, in möglichst kurzer Zeit vorzunehmen oder Brückenneubauten zu errichten. Sie können sich überzeugen, daß dies tatsächlich so gehandhabt wird. Ich möchte Sie beruhigen: Bei allen diesen Vorhaben, ob wir sie vergeben, ob sie vom Bund vergeben werden - sie werden von seiner Majestät, dem Steuerzahler, aufgebracht. Wir haben nur die ehrende Aufgabe, die Mittel so einzusetzen, daß sie rationell verwendet werden. Hier, glaube ich, haben wir einen Modus gefunden, wo uns wirklich kein Vorwurf treffen kann, weil die Mittel, die zur Verfügung stehen - und das waren in den letzten Jahren nicht wenige -, auf Landesebene wirklich rationellst und sinnvoll eingesetzt werden. Dabei sage ich nochmals, sicherlich wird da und dort ein Wunsch bestehen, sicherlich bekommt man schreiben über die eine oder die andere Straße, die noch nicht repariert ist, die Frostaufbrüche hat. Ich gebe das ganz offen zu, aber in relativ kurzer Zeit werden auch diese Dinge bereinigt sein. Ich bitte, nicht von Einzelerscheinungen eine gesamte Entwicklung abzuleiten. Und weil Sie einen Hinweis auf die von Ihnen so geliebten Perspektiven gemacht haben, nachdem Ihnen, meine Damen und Herren zur Linken, - ich sage es hier nochmals laut und deutlich - selbst so vieles nicht bewußt geworden ist, wird mir klar, wie notwendig die Öffentlichkeitsarbeit ist, um die Bevölkerung aufzuklären, ihr zu sagen, was im Bundesland Niederösterreich wirklich geschieht. (Beifall bei der ÖVP.) Vielleicht zu einigen Einzelproblemen, die immer wieder im Landtag diskutiert werden, ja, die sogar bereits dazu geführt haben, daß man Tafeln aufstellt und darauf feststellt, Landeshauptmann Maurer ist schuld, daß dieses oder jenes, diese oder jene Maßnahme nicht geschehen ist. Siehe Wahlkampf 1974, St. Pölten oder auch in Wr. Neustadt. Bitte, daß ich darauf dementsprechend reagiert habe, haben alle erlebt, und ich darf Ihnen versprechen, ich werde auch in Zukunft in ähnlicher Weise reagieren. Das verspreche ich Ihnen hier von diesem Rednerpult. (Beifall bei der ÖVP.) Ich lasse mir nicht etwas bieten, das nicht den Tatsachen und der Wahrheit entspricht. (Abg. Leichtfried: Wir werden trotzdem die Bevölkerung aufklären! - Abg. Anzenberger: Anlügen!) Jawohl, jawohl, die Aufklärung der Bevölkerung ist eine Notwendigkeit, die gegeben ist, und wir können mit vielen Beispielen und Vorbildern hier aufwarten. Meine Damen und Herren! Wir haben zur S 33 unsere Vorschläge erstattet. Es wird immer die Frage gestellt, ja sind denn schon alle Enteignungsverfahren, alle Grundeinlösungen vollständig durchgeführt? Herr Abgeordneter, Sie wissen, daß wir hunderte Millionen Schilling verbauen könnten, dazu aber die Bewilligung nicht bekommen. So viele Verfahren sind durchgeführt, nicht alle, weil es bei keinem einzigen Bauvorhaben in der Größenordnung möglich ist, alle diese Grundablösungen überhaupt in ein, zwei oder drei Jahren durchzuführen. Das gibt es nicht. Ich kann Ihnen sagen, 40 Millionen Schilling sind bereits bis jetzt drinnen, nur zu Ihrer Beruhigung, 40 Millionen Schilling sind für das nächste Jahr vorgesehen, die durchaus verbaut werden könnten, aber bis dato sind davon bereits 10 Millionen gestrichen. Das dürfte Ihnen noch nicht bekannt sein. Bitte, diesbezüglich habe ich noch Gespräche zu führen. Ja, so schaut es aus. (Abg. Leichtfried: Wieviel haben sie angefordert für die S 33?) Herr Abgeordneter, wir haben für dieses Bauvorhaben 40 Millionen Schilling angefordert. Bei der Beamtenbesprechung wurden sie vom Ministerium auf 30 reduziert. Wollten wir diese Bauvorhaben bitte nehmen Sie endlich zur Kenntnis, ich habe die Daten hier - durchführen, dann müßte uns der zuständige Minister (Unruhe. - Präsident Dip1.-Ing. Robl gibt das Glockenzeichen.) noch 160 Millionen Schilling zuerkennen. Sehen Sie, so ist die Situation. (Abg. Leichtfried: Die Verhandlungen sind bis zum heutigen Tage nicht abgeschlossen!) Herr Abgeordneter, bitte sich mit den Ziffern zu befassen. Bitte ich möchte Sie Ihnen ja zur Kenntnis bringen. Sehen Sie, das sind die Unterschiede, die eben nicht den Wünschen, die wir haben, ganz entsprechen und wo wir sagen, wir wollen doch Anteil haben an dem ganzen Kuchen, der hier verteilt wird. Wir wollen noch verhandeln, aber so, Herr Abgeordneter, geht es nicht, wie Sie es hier sagen: Wenn wir einen Erfolg erringen - na dann war es die sozialistische Bundesregierung, und wenn man die Wünsche nicht erfüllt - dann hat der Landeshauptmann versagt. Das ist ja hier schon zum Ausdruck gekommen. Meine Damen und Herren! Das ist meines Erachtens völlig unsachlich. Hier vermisse ich wirklich die echte Sachlichkeit. Soweit zur S 33 und den Vorhaben, die noch offen sind. Bitte zur Klosterneuburger Brücke. Ich glaube, ich habe Ihnen im Klub sehr ausführlich über den derzeitigen Stand und die Entwicklung Auskunft gegeben sowie über meine damalige und noch heutige große Überraschung über die Einstellung des Herrn Bundesministers. Ich wiederhole, es war der Abg. Bieder, der gemeint hat, hier bleibt ja sowieso nichts anderes übrig, als die Untersuchungen neuerlich durchführen zu lassen, weil die Endabsprache über dieses Kapitel leider nichts anderes ergeben hat, als von einer vierspurigen auf eine zweispurige Brücke umzuplanen. Aber ein Abgeordneter hat zum Ausdruck gebracht, die Gutachten Jäger und die Gutachten Knoflacher stimmen ja gar nicht überein. Darf ich hier den Nachweis erbringen, daß diese ganz haarscharf zusammenstimmen. Professor Jäger sagt darin, durch die Summierung der Verkehrsströme vor allem während der Spitzenbelastungen in den Morgen- und Abendstunden, besonders aber auch im rückströmenden Ausflugsverkehr von Norden und Nordwesten nach Wien, ist mit Verkehrsbelastungen zu rechnen, die den vierspurigen Ausbau der im engsten Nahbereich von Wien liegenden Brücke auf jeden Fall rechtfertigen. Und daher sagt er auch zum Standort der Brücke ein echtes Ja. Sehen Sie, genau das deckt sich auch mit dem neuesten Gutachten von Knoflacher, das ich einholen ließ, worin er schreibt: „Auf Grund der Schätzungen der Verkehrsbelastung für die zukünftige Donaubrücke Korneuburg - Klosterneuburg ist ein zweispuriger Brückenquerschnitt aus folgenden Gründen auszuschließen: ,,Wir haben sofort diese Gutachten von der beamteten Ebene her neuerlich einholen lassen, um einen überblick zu bekommen. Umso unverständlicher wird mir eigentlich die Entscheidung von Minister Moser. (Abg. Leichtfried: Wieviel Gutachten haben Sie für den vierspurigen Ausbau?) Ja, wieviele? Ich weiß nicht, Herr Abgeordneter, wenn Sie dafür die Mauer machen, daß man etwas schiebt, dann dürfte das nicht der richtige Weg sein. Ich habe die beiden Gutachten, und wieviele Gutachten soll ich noch einholen? Entschuldigen Sie, ich habe dazu die Gutachten der eigenen Fachleute vom Referat, und überdies gibt es schließlich und endlich auch die Fachleute vom Ministerium. Sie haben dann nach einer Vorlage ein Konzept ausgearbeitet, die in der fj 4-Verordnung die Ermächtigung hätte bekommen können. Dazu hat dann leider der Minister gesagt, das sei ihm obwohl die rechtlichen Grundlagen von beamteter Seite vorhanden waren - zu wenig, er könne auf Grund dieser Gutachten keine Entscheidung treffen. Meine Freunde im Hohen Haus, wo liegt der Unterschied zwischen einer zwei- und einer vierspurigen Straße im grundsätzlichen? Im grundsätzlichen kann er nicht bei einer Bürgerinitiative liegen, er kann auch nicht in einer anderen Größenordnung liegen, sondern – und das habe ich dem Herrn Bundesminister von Angesicht zu Angesicht gesagt - ich muß die Vermutung haben, Sie wollen die Brücke gar nicht bauen. Dabei kommen mir so sonderbare Gedanken, denn es gibt den Minister Androsch und dann gibt es, glaube ich, den Minister Lanc, nein, Minister Rösch, die draußen waren und erklärt haben, die Brücke sei baureif und werde gebaut. Hier, meine Damen und Herren, komme ich einfach nicht mehr mit, denn ich muß zur Erkenntnis kommen, man möchte das irgendwie schieben. Und wenn man zum Ausdruck bringt, Geld sei vorhanden, aber es sei nicht die Frage, daß hier eine Abänderung erfolgen soll, meine Damen und Herren, dann glaube ich, daß man das nicht unwidersprochen zur Kenntnis nehmen kann. Das werden Sie mir sicherlich zugestehen. Ein zweites, zur Überweisung der Beträge, die jeweils im Aufteilungsweg an das Land erfolgen. Ich betrachte diese Beträge nicht als Einzelbeträge für die Autobahn, für die Bundesstraße, für die Schnellstraßen, ich sehe sie eigentlich als eine gesamte Zuweisung. Mir ist es an sich egal, für welchen Zweck bzw. Ausbau die Bundesstraßenmittel dem Land zugewiesen werden, wenn sie nur dazu führen, daß die weiteren Ausbaustufen durchgeführt werden können. Auch dazu ein offenes Wort. Ich glaube nicht, daß es uns möglich ist, so wie es sich das Ministerium oder der Herr Finanzminister vorgestellt haben, echte Beiträge für den Ausbau der Autobahn zu leisten, wie es beispielsweise bei der Südautobahn verlangt wurde. Wir sind zu einem Arrangement in irgendeiner Weise bereit, aber die Form echter Beiträge für den Autobahnausbau kann ich mir nicht vorstellen, schon gar nicht auf Grund der Ausführungen des Abg. Leichtfried mit dem Hinweis auf die Aufgabenbereiche unseres eigenen Straßennetzes. Hier werden Sie mir, glaube ich, irgendwie beipflichten. Und noch etwas. Man kann also die Beträge, die einst zugewiesen wurden, meinetwegen im Jahre 1969, mit den heutigen per September 1976 überhaupt nicht mehr vergleichen. Ich sage Ihnen nur den Preisindex. Ich muß ihn hier verlesen, um sichtbar zu machen, was sich hier geändert hat. Da ist der Bauindex von 1969 auf 1970 um 10% gestiegen, von 1970 auf 1971 7%, von 1971 auf 1972 12,5%, von 1972 auf 1973 17,8%, von 1973 auf 1974 17,2%, von 1974 auf 1975 17,8%, und von 1975 auf 1976 haben wir 16,1% zu verzeichnen. Wenn ich im Zeitraum von 1969 bis 1976 diese Prozentsätze zusammenrechne, dann beträgt der Unterschied immerhin 98,4%, und es müßten die Beträge, die wir in diesem Zeitraum zugewiesen bekommen, eigentlich verdoppelt worden sein. Dort liegt auch ein Kriterium, wo wir nicht einverstanden sein können. Die Zuweisungen an Mineralölsteuer erfahren in dem Zeitraum für das Straßenwesen keine Steigerung. Wenn es beispielsweise eine Erhöhung der Mineralölsteuer gibt, mir scheint, dann dürfte der lachende Dritte der Herr Finanzminister sein, denn es war nicht zu erreichen, daß die Zuweisungsbeiträge auch dementsprechend steigen. Auch diese Entwicklung müssen Sie als Grundlage nehmen, wenn Sie von einer Zuteilung oder beispielsweise von Vergleichsziffern reden, wie Sie es getan haben, wenn Sie sagen, na ja, nehmen wir etwa das Jahr 1968 oder 1967 und vergleichen wir dieses Jahr mit heute. Da werden Sie halt zwischendurch eine 100%ige Erhöhung der Baukosten zu verzeichnen haben, und das verändert natürlich jede Vergleichsbasis. Sie haben auch das Vergleichsjahr 1954 angezogen und haben Raab zitiert. Die Umstellung und das Umdenken scheint bei der Sozialistischen Partei doch sehr positiv gewesen zu sein. Ich erinnere mich noch genau - ich war damals ein junger Politiker, noch nicht im Landtag, da war ich noch auf Bezirksebene tätig - an das Flugblatt „Die Luft-Weinstraße". Das war die größte Propaganda mit Müllner, ich weiß nicht, was noch drauf war. Ein Pleitegeier war auch noch drauf. Der Müllner aber war ein Waisenknabe gegen den Bauringskandal, der sich heute vollzieht, das darf ich Ihnen hier von dieser Stelle auch sagen. (Beifall bei der ÖVP.) Wir wollen keine Vergleiche ziehen, denn ich glaube, hier würde es nicht ganz gut für Sie stehen. Jawohl. Wir haben ein Gerichtsurteil. Wie dieses Gerichtsurteil ausgefallen ist, das wissen Sie. Ich bin kein Richter. Wir haben heute als Justizminister einen Sozialisten und niemand anderen, auch bei der Verhandlung. (Zahlreiche Zwischenrufe. - Präsident Dipl.-Ing. Robl gibt das Glockenzeichen.) Ja, meine Damen und Herren, das war der erste Akt, und erinnern Sie sich an den zweiten Akt, weil Sie darauf zurückgekommen sind. Ich hätte, Herr Abg. Leichtfried, nicht davon gesprochen; nein, das ist für mich irgendwie – ich möchte es offen sagen - eine historische Vergangenheit. Aber diese historische Vergangenheit aufzuzeigen und hier den Beweis zu führen, wie gut die heutige Bundesregierung ist, ist mir nahezu ungeheuerlich, weil es damals auch eine Koalitionsregierung gegeben hat, und Angehörige des damaligen Hohen Hauses sitzen sogar hier in unserer Mitte. Sehen Sie, man sollte Persönlichkeiten der Zweiten Republik und auch der Ersten Republik nicht mit dem Kaiser Franz Josef vergleichen. Da liegt nämlich eine völlige Kluft dazwischen, keine Vergleichsbasis. Aber ich erinnere Sie auch an den Autobahnbau, meine Damen und Herren. Erinnern Sie sich an die Reaktion der Sozialistischen Partei, als Raab als fortschrittlich denkender Wirtschaftsmann damals mit Kamitz den Autobahnbau propagiert und gefordert hat. Das ist - wie haben sie damals gesagt? Utopie, das könne nur ein Aprilscherz sein. Ich sage es nur, weil hier davon gesprochen worden ist, sonst würde ich darüber nicht reden. Ja, meine Damen und Herren, ich möchte noch auf eine Einzelerscheinung hinweisen. Wir können Konzepte erstellen und können froh sein, daß wir Beamte haben, die auch bereit sind, obwohl sie selbst Fachleute sind, Gutachten einzuholen, um Entscheidungsgrundlagen zu haben, die auch den Tatsachen entsprechen. Ich glaube, es war der Abg. Fürst, der die Laxenburger Straße und die Schillerstraße hier angezogen hat. Darf ich Ihnen sagen, daß wir ein Schreiben an das Ministerium für Bauten und Technik geschickt haben, worin wir mitteilen, diese Projektierung machen zu wollen und um Stellungnahme ersuchen. Ich sage Ihnen gleich die Antwort. Es ist darauf sofort ein Erlaß vom 9. Juli 1976 gekommen: Das Bundesministerium für Bauten und Technik ist mit der Errichtung der Querverbindung in der Schillerstraße nicht einverstanden und lehnt diese ab. (Abg. Fürst: Wenn der Plan anders eingereicht worden wäre, wäre es zu keiner Konfrontation im Ministerium gekommen!) Aber, Herr Abgeordneter, ich habe Ihnen hier Fakten vorgelegt, nur mit „wenn und aber" kann niemand eine Straße bauen und kann niemand existieren. (Beifall bei der ÖVP.) Wenn ich Ihnen heute sage, wenn ich die doppelten Straßenbaumittel bekäme, dann könnte ich doppelt so viele Straßen bauen. Das stimmt ja, aber davon allein können wir nicht existieren, und wenn man im Ministerium sagt, jawohl, sie sind vorhanden, bin ich grundsätzlich dafür. Aber dann, wenn es darum geht, die einzelnen Bauvorhaben zu genehmigen, bremst man ein, muß man einbremsen, weil halt die entsprechenden Mittel nicht zur Verfügung sind. Das müssen Sie dann auch zur Kenntnis nehmen und nicht nur sagen, es ist der böse Landeshauptmann, der nicht imstande ist, sich etwas zu erkämpfen, wie es der Abg. Leichtfried hier getan hat. Ich glaube - es grenzt beinahe an Demagogie -, das möchte man bewußt hier zum Ausdruck bringen. Sie werden mir zugestehen, daß ich mich dagegen wehre. Ich gebe zu, die Raumplaner haben den Wunsch, dieser ist ja nicht ganz neu, in Pöchlarn eine Brücke zu errichten. (Abg. Leichtfried: Darum werden wir kämpfen!) Sie haben mir gesagt, der Herr Bautenminister steht dem positiv gegenüber. Ich würde mich freuen, wenn es uns gelänge. Es geht aber nicht nur um die Brücke, denn die gelehnt worden, weil halt die Beträge dafür nicht vorhanden waren. Anschlußstraßen - das wird ihnen bekannt sein, Herr Abgeordneter - sind ja auch Landesstraßen: sie müßten also ins nächste Bundesstraßengesetz mit hineinkommen. Hier darf ich, wenn es soweit ist, um Unterstützung ersuchen; diese werden wir wahrscheinlich im gegebenen Augenblick benötigen. Sehen Sie, ich bin immer gerne bereit, mir Partner zu holen, (Landeshauptmannstellvertreter Czettel: Wie bei der Grenzlandförderung!) wenn die Notwendigkeit gegeben ist. So sollten wir die Entwicklung auch im Straßenwesen betrachten. Meine Damen und Herren! Zu diesem Faktum noch etwas. Sie haben auch gesagt, mit der Mitteilung, die ich hier mache, möchte ich nur dem Bund eines auswischen. Ich glaube, Sie sollten Ihren Standpunkt revidieren. Ich habe Ziffern gegenübergestellt, die ich jederzeit erhärten und beweisen kann. Es kommt ja noch etwas dazu. Sie glauben, Herr Abgeordneter, es sei so einfach, wenn man sich dem Jahresende nähert und dann feststellt, daß von Jahr zu Jahr - das war ja auch ein Gegenstand der Besprechung mit dem Herrn Minister -, beispielsweise vom vergangenen Jahr zum heurigen Jahr 169 Millionen Schilling zur Bezahlung auf das nächste Jahr hinausgeschoben werden. Herr Abgeordneter, darf ich Ihnen sagen, daß alles weg ist, selbst im heurigen Jahr. Ich habe mich jetzt nochmals in der Abteilung überzeugt, alles ist zeitgerecht drüben, und ich fürchte, daß auch im heurigen Jahr 74 Millionen Schilling ins nächste Jahr hinübergeschoben werden. Da darf ich Ihnen sagen, daß diese ja fehlen. Dasselbe ist es auch bei den Bauvorhaben. Wenn ein Beistrich fehlt, dann schickt man das zurück zum Revidieren; dabei vergehen wieder 14 Tage, dann kommt der Herbst, und es wird noch ein Gutachten, ein Obergutachten und ein Untergutachten verlangt, und dann heißt es, baue eine Brücke oder eine Straße. Mir muß ein Mensch sagen, wie das noch möglich ist, im Zeitraum von 4 Wochen. So sind die Fakten, wir sehen es ja. Ich kann Ihnen das bei jedem einzelnen Akt beweisen, weil wir ja diese wesentlichen Bauten ohne Genehmigung des Ministeriums nicht beginnen dürfen. Sehen Sie, wenn solche wesentlichen Bauten begonnen werden - und das ist ja unser Bestreben, ja, ich gebe zu, es ist auch ein taktisches Ziel, diese Bauvorhaben zu beginnen, weil man sie dann nicht einstellen kann -, müssen sie weitergebaut werden und die dementsprechenden Raten erfolgen. Das war ja auch bei der S 33 so, wo ich immer wieder für diese Brücken Anträge gestellt habe, diese sind immer wieder mit irgendeiner Begründung ab. Aber inzwischen ist man auch dort zur notwendigen Erkenntnis gekommen. Der Herr Bürgermeister von St. Pölten ist ja auf die Barrikaden gestiegen. Ich habe gesagt: Herr Bürgermeister, hier haben Sie die Unterlagen, gehen Sie zum Herrn Minister, reden Sie mit ihm. Seither war er noch nicht bei mir. So liegen die Fakten. Das muß man halt leider Gottes zur Kenntnis nehmen, aber Sie dürfen mir glauben, ich werde die Interessen Niederösterreichs in Zukunft vertreten, wenn das nur irgendwie möglich ist. Wenn aber bei den Zuteilungen etwas nicht erreicht werden kann, dann bitte nicht zu sagen, der Maurer hat versagt, weil er das nicht erreicht hat. Sie könnten eigentlich auch einmal sagen, der Minister hat es ihm nicht gegeben. Wissen Sie, ich würde mich freuen, wenn Sie das einmal sagten. (Abg. Leichtfried: Weil Sie die überprüften Rechnungen nicht vorlegen konnten! - Abg. Romeder: Weil der Bund kein Geld hat!) Herr Abgeordneter, ich habe gewußt, daß die Wogen hochgehen, wenn ich mich hier zu Wort melde, aber das macht mir nichts aus. Wir haben von der ÖVP auch hier Anträge an den Bund gestellt. Nein, nein, wir haben Anträge gestellt und haben sie beschlossen, natürlich mit Ihren Stimmen; da haben Sie mitgestimmt. (Abg. Leichtfried: Haben Sie in der ÖVP-Regierung Ihr Wunsch-Budget durchgebracht?) Herr Abgeordneter, damals habe ich erreicht – das können Sie mit all Ihren Argumentationen nicht abstreiten-, daß in einem Zeitraum von drei Jahren oder insgesamt vier Jahren die Errichtung und auch der Beginn von drei neuen Donaubrücken beschlossen wurde. (Beifall bei der ÖVP.) Ja, wer war denn damals noch in der Regierung, als der Minister Rösch noch Landesrat war? Ich möchte nur daran erinnern, Herr Landesrat Bierbaum ist Zeuge, als ich in der Regierung den Plan erörtert habe. Ich habe damals gesagt, es müßte gelingen, eine Donaubrücke zu errichten, und zwar habe ich mir vorgestellt - ich sage es Ihnen offen - alle drei Jahre eine Donaubrücke. Ich habe mir einen Zeitraum von neun Jahren oder zwölf Jahren vorgestellt und das in einem Zeitplan festgelegt. Der Herr Minister Rösch - Sie können es im Regierungsprotokoll nachlesen - hat gesagt: Herr Landeshauptmann, daran glauben Sie doch wohl selbst nicht. Und was hat er noch dazu ausgeführt? Er hat gesagt, da werden wir steinalte Leute sein und noch immer keine Donaubrücke haben. Dann konnte er sich überzeugen, denn er war selbst dabei, als der Grundstein gelegt wurde und der Baubeginn im Jahre 1969 bei allen drei Donaubrücken erfolgte. Es ist ein Faktum, daß sie begonnen wurden und im Zeitraum von vier Jahren fertiggestellt werden konnten. (Beifall bei der ÖVP.) Ja, so ist es. Ich könnte Ihnen noch einiges bzw. vieles erzählen. Wissen Sie, ich glaube nicht, daß es ganz richtig ist, wenn Sie vielleicht auch bei der niederösterreichischen Bevölkerung so negativ sprechen, wie Sie es hier im Hohen Haus getan haben. Ich bin aber gerne bereit, auch über diese Fakten in der Öffentlichkeit Rede und Antwort zu stehen. Den Beweis, glaube ich, habe ich immer wieder geliefert. Ich könnte noch viele Vergleiche bringen, denn es gibt noch so viel Material. Ich glaube aber, es reicht, um wirklich einen Oberblick zu haben, daß es gelungen ist, den Schwerpunkt Straße in unseren niederösterreichischen Gebieten zu bewältigen. Wir haben ein Ziel erreicht, das Nahziel, daß alle unsere Gebiete auf besten Straßen, ob Bundes- oder Landesstraßen, bis hinaus an die Grenze in jeder Richtung erreichbar sind. Es gibt noch einige Bauvorhaben, die wird es immer wieder geben, auch Regenerierungen. Wir haben aber erreicht, daß man heute im schwer geprüften Grenzland nicht mehr so sehr nach Straßen ruft, wie dies einst war. Ich komme in diese Gebiete, und hier gibt es auch bereits Gemeinden, die ihr Straßennetz auf dem Landesstraßensektor vollständig staubfrei haben. Ich freue mich, daß es sogar einzelne Gemeinden gibt, die weitgehendst ihr eigenes Straßennetz staubfrei gemacht haben. Das ist eine ungeheure Aufgabe, das darf ich Ihnen sagen. Meine Damen und Herren! Ich möchte Ihnen noch abschließend einen Vergleich sagen. Unsere Straßenbauer in Niederösterreich haben vor Jahrzehnten begonnen, bei Neutrassierungen moderne Wege zu gehen. Sie haben nicht nur, wie man es beispielsweise andernorts sieht, die vorhandenen Straßen staubfrei gemacht und die Bundesstraßen und die alten Straßenzüge in der Form weitergeführt, wie sie sich aus Jahrzehnten oder Jahrhunderten ergeben hat. Das war schwer damals. Es fehlten in den Jahren 1947, 48, 50, 53, 54 und in der Zeit, von der Sie gesprochen haben, die Mittel. Ich glaube dennoch, daß die Entscheidung goldrichtig war, denn dadurch verfügen wir heute über ein modernes Netz, wo wir nicht neuerlich beginnen müssen zu trassieren, sondern die alten Straßen verwenden können, die damals neu geschaffen wurden. Das ist ein Plus, um das uns manche andere Bundesländer beneiden. Daher möchte ich von hier nicht weggehen, ohne als zuständiger Referent unseren Straßenbauern im Land wirklich Dank zu sagen. Einer der Verantwortlichen an oberster Spitze geht im heurigen Jahr in Pension. Es ist Hofrat Zahm, der leider in Pension geht, dem ich von dieser Stelle wirklich meinen Dank aussprechen möchte. Er war einer der Tüchtigsten, auch in der Verhandlung mit dem Bund um die Mittel, die Niederösterreich zugewiesen werden, (Beifall bei der ÖVP.) und er war einer der Erfolgreichsten. Aber ich möchte auch allen anderen, die in der Abteilung für die Planung Vorsorge getroffen haben und wirklich wertvollste Arbeit geleistet haben, meinen herzlichsten Dank sagen, bis hinab zur Bauausführung, den braven Straßenwärtern, die draußen heute manchesmal unter anderen Bedingung.m ihre Arbeit leisten, weil wir etwas umgebaut haben, weil wir heute motorisierte Kontrollen haben, weil bereits ein Funkeinsatz möglich ist, weil sich auch hier etwas zum Modernen gewendet hat. Ihnen allen möchte ich herzlichsten Dank sagen. Wenn es uns gelingt - das möchte ich abschließend feststellen -, daß bis zum Jahre 1982 der letzte Kilometer Sandstraße im niederösterreichischen Landesstraßennetz beseitigt ist, dann, glaube ich, dürfen wir auf einen großartigen Erfolg im Straßenwesen in unserem Bundesland Niederösterreich hinweisen. (Anhaltender Beifall bei der Volkspartei.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt Herr Abg. Brezovszky. Abg. Dr. BREZOVSZKY: Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte ganz kurz den Standpunkt der sozialistischen Fraktion zu den eingebrachten Resolutionsanträgen begründen, aber vorher ganz kurz auf den Debattenbeitrag des Herrn Landeshauptmannes eingehen. Herr Landeshauptmann, Sie haben gesagt, Sie hätten gewußt, wenn Sie hier an das Rednerpult treten, daß dann die Wogen hochgehen werden. Wer hochgegangen ist - das haben ja alle gesehen -, waren Sie. Sie haben hier auf die Kritik des Abg. Leichtfried in einem sehr erregten Zustand reagiert. (Abg. Romeder: Das ist verständlich!) Herr Landeshauptmann, in der Demokratie muß sich jeder, der einem Gremium verantwortlich ist, der Diskussion stellen, und keinem von uns, keinem von uns bleibt es erspart, daß er mitunter auch kritisiert wird. In der Demokratie ist es halt so, daß die Regierung den frei gewählten Abgeordneten . . . (Abg. Buchinger: Sie brauchen uns keine Lehren über Demokratie geben!) Herr Kollege, ich werde mir das Recht, hier zu reden und meinen Standpunkt sowie den Standpunkt der sozialistischen Fraktion zu vertreten, von niemandem nehmen lassen. Ob das jetzt Sie sind, der Herr Landeshauptmann oder wer sonst immer, denn wir sind nicht Ihnen verantwortlich - das sollten Sie einmal zur Kenntnis nehmen -, wir sind unseren Wählern verantwortlich und sonst überhaupt niemandem. Nehmen Sie das doch einmal zur Kenntnis. (Beifall bei der SPÖ.) Wir leben in einer Demokratie, wo es verschiedene Standpunkte gibt. Sie vertreten Ihren, wir vertreten unseren. In der Meinung, daß irgend jemand von uns unfehlbar ist und keine Fehler macht bzw. nicht kritisiert werden darf, ich glaube, darin würden wir fehlgehen und die Demokratie mißverstehen. Es wurde vom Abg. Leichtfried an Hand eines Ziffernmaterials diese Kritik vorgebracht, und sie war sicherlich auch hart, Herr Landeshauptmann, aber auch wir und unsere Regierungsmitglieder werden mitunter hart kritisiert. Aber ich weiß, wenn Sie kritisieren, ist es immer berechtigt, wenn ein Abgeordneter der Linken kritisiert, dann ist es immer unrichtig und so weiter. Das sind wir gewohnt, aber Sie können ja auch in Zukunft diesen Standpunkt einnehmen, wir werden unseren Standpunkt einnehmen. Aber durch nichts können Sie die Kritik, daß in den letzten 10 Jahren von den Gemeinden eine Milliarde Schilling für den Landesstraßenbau aufgebracht wurde, ungeschehen machen, weil das in den Rechnungsabschlüssen des Landes Niederösterreich jederzeit nachzulesen ist. Aus diesem Grunde, glaube ich, sollten wir zur Kenntnis nehmen, daß wir als Abgeordnete nicht dazu gewählt sind, um Weihrauch zu streuen, sondern um unsere Standpunkte festzulegen und jene Dinge hier zur Sprache zu bringen, die die Bevölkerung von uns verlangt. Nun zu den Verhandlungen Herr Landeshauptmann. Sie haben erklärt, 10 Millionen Schilling wurden gestrichen. Eine Frage, Herr Landeshauptmann. Haben Sie bereits abschließend politische Verhandlungen mit dem zuständigen Bautenminister geführt, ja oder nein? Das ist das vorläufige Ergebnis von Beamtenverhandlungen, das Sie offensichtlich vor sich liegen haben. (Landeshauptmann Maurer: Ich habe Ihnen ausdrücklich gesagt, auf Beamtenebene wurden 10 Millionen Schilling gestrichen. Und ich muß sie jetzt wieder erkämpfen!) Entschuldigen Sie, Sie wissen ganz genau, daß alle Budgetverhandlungen vorerst auf Beamtenebene geführt werden und daß das endgültige Ergebnis auf politischer Ebene ausgehandelt wird und daneben in den zuständigen Gremien die Beschlüsse gefaßt werden. Daher kann man nicht sagen, im Budget ist hier weniger drinnen als im Vorjahr, denn schon auf der Ebene der Beaniten, und zwar bei den Verhandlungen zwischen den Beamten des Landes Niederösterreich und des Bautenministeriums, steht ja fest, daß für die Autobahn in Niederösterreich im Jahr 1977 um 78 Millionen Schilling mehr, nämlich 528 Millionen Schilling, bewilligt werden. Es werden auch sonst bei den übrigen Bundesstraßen um 25,7 Millionen Schilling mehr, nämlich 1,3 Milliarden Schilling, für den Landesstraßenbau bewilligt. (Abg. Romeder: Das ist nicht einmal die Teuerung!) Aber daß die Wünsche, meine sehr verehrten Damen und Herren, immer größer sind, als es die Realisierung dann ergibt, sehen wir auf jeder Ebene, ob es im Land ist oder auf Gemein- deebene. Ich glaube, jeder würde im kommenden Jahr gerne viel, viel mehr Geld ausgeben, als er tatsächlich bekommt, und auch die Entwicklung des Straßenbudgets für Niederösterreich zeigt, daß wir, während wir im Jahre 1969 noch knapp über eine Milliarde Schilling gehabt haben, 1976 schon bei 1,8 Milliarden angelangt sind und 1977 noch einen höheren Betrag erreichen werden. Das heißt also, daß sicherlich eine Entwicklung eingetreten ist, die uns alle freuen sollte. Ich habe schon in der Generaldebatte auf den großen Unterschied der letzten sieben Jahre konservativer Wirtschaftspolitik in Österreich von 1963 bis 1969 hingewiesen, wo wir im Lande insgesamt 23 Milliarden Schilling bewilligt haben, Gelder ausgegeben haben, und in den sieben Jahren sozialistischer Wirtschaftspolitik 63 Milliarden Schilling. Da können Sie noch so viel dividieren, subtrahieren, Prozente dazugeben und so weiter: 63 Milliarden Schilling sind eben um 40 Milliarden Schilling mehr als 23 Milliarden Schilling, und wir haben in Niederösterreich in den letzten sieben Jahren um 40 Milliarden Schilling mehr ausgegeben. Nun zu den drei Donaubrücken, Herr Landeshauptmann. Wir sind alle froh - Sie im Brucker Bezirk, wir im Gänserndorfer Bezirk und auch in allen anderen Landesteilen -, daß wir die Donaubrücken haben. Wir sind sehr froh, daß wir in einer Zeit leben, in der die österreichischen Steuerzahler in der Lage sind, so große Beträge aufzubringen, und wir sind als Sozialisten sehr stolz darauf, daß die sozialistische Bundesregierung diese drei Donaubrücken bezahlt hat. (Abg. Dr. Bernau: Fertiggestellt hat! - Beifall bei der SPÖ.) Schauen Sie, (Präsident Dipl.-Ing. Robl gibt das Glockenzeichen.) die Gelder wurden von der Regierung von den Steuerzahlern eingehoben, und die Rechnungen an die Unternehmer hat die Regierung bezahlt. (Abg. Buchinger: Bezahlt hat sie der Steuerzahler!) Noch einmal: Gott sei Dank, leben wir in einer Demokratie, und Gott sei Dank dürfen wir uns hier frei auseinandersetzen. (Zwischenrufe. – Präsident Dipl.-Ing. Robl: Darf ich bitten, wieder mehr Ruhe im Haus einkehren zu lassen.) Ich darf zu den Resolutionsanträgen des Dr. Bernau noch einmal ganz kurz sagen, daß die sozialistische Fraktion diesem Antrag nicht zustimmen kann. Der Abg. Bieder hat bereits die Begründung hiefür gebracht. Dem Antrag des Abg. Fidesser stimmen wir zu, weil wir der Auffassung sind, daß wir, wenn die Schnellbahn bis Mistelbach und Hollabrunn sowie die Elektrifizierung der Nordbahn bis Bernhardstal fertiggestellt ist, auch ein Verkehrskonzept für das ganze nördliche Niederösterreich brauchen. Nachdem das völlig auf unserer Linie liegt, stimmen wir auch diesem Antrag gerne zu. (Beifall bei der SPÖ.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Abg. Ing. Kellner. Abg. Ing. KELLNER: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Ich habe an und für sich nur vorgehabt, namens meines Klubs unsere Stellungnahme zum gestellten Antrag des Kollegen Sulzer vorzutragen, aber die Ausführungen des Kollegen Dr. Brezovszky, glaube ich, kann man doch nicht unwidersprochen lassen. Sie sind nicht neu, sie beweisen uns nur, was wir immer sagen, daß seine Ausführungen - ich wiederhole das - von Halbwahrheiten und von Unterstellungen strotzen. Herr Dr. Brezovszky, von Unterstellungen. Wir haben es nämlich allmählich satt, andauernd von Ihnen Demokratiebelehrungen hinzunehmen. Das möchte ich hier namens einer Fraktion in aller Deutlichkeit festhalten. (Beifall bei der ÖVP.) Desgleichen, Herr Dr. Brezovszky, ist es Ihre Angelegenheit, jeden zu qualifizieren, der etwas engagierter am Rednerpult spricht. Wir billigen dem Landeshauptmann von Niederösterreich zu, daß er sich in sehr entscheidenden und wirtschaftlich so wichtigen Fragen, wie das Straßenwesen, wenn sie unrichtig dargestellt werden, entsprechend engagiert. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Auch das ist ja ein Teil Ihrer Methode. Sie wissen, daß Sie mit dem Landeshauptmann von Niederösterreich die Österreichische Volkspartei von Niederösterreich treffen. Wenn Sie in so wichtigen Fragen, wie Straßen und Brücken, wo er persönlich zuständig ist, versuchen, in der Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, daß für diese Politik in diesem Lande nicht Maurer zuständig ist, sondern die Bundesregierung, dann versuchen Sie auf diesem Umweg, zu Stimmen zu kommen. Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, liegt ja so klar und deutlich auf der Hand, daß man darüber nicht sprechen muß. Ich möchte Ihnen nur aus Ihrer eigenen Publikation vom 8. März dieses Jahres – diese werden Sie ja sicherlich kennen -, wo also von der Brücke in Klosterneuburg die Rede ist, und wo Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, schreiben, daß eben mit dem Bau der neuen Donaubrücke begonnen wird, zitieren. (Abg. Leichtfried: Der Landeshauptmann hat auf die S 43-Brücke verzichtet!) Herr Kollege Leichtfried, wenn Du ein bisserl Geduld hast, kannst Du dir eine Blamage ersparen. Herr Kollege Leichtfried, (Unruhe. – Präsident Dipl.-Ing. Robl gibt das Glockenzeichen.) in dieser Broschüre steht nämlich - ich muß jetzt fragen, Herr Kollege Leichtfried, haben Sie das gewußt? -: Die neue Brücke wird zur Gänze von der Bundesregierung bezahlt, das Land macht die Pläne, und erst dann, wenn Bautenminister Josef Moser dazu ja sagt, stellt der Finanzminister das Geld zur Verfügung. Das wollte ich Ihnen nur in dem Zusammenhang mitteilen, und ich glaube, damit ist es auch festgehalten, wer für die Bauverzögerung, die Sie so hinstellen, als ob bereits alles erledigt wäre, dann tatsächlich verantwortlich ist. Nun zum Resolutionsantrag des Kollegen Sulzer. Der Kollege Sulzer will mit seinem Resolutionsantrag die Landesregierung auffordern, die Unterstützungen für Vorhaben der Wasserversorgung und der Abwasserbeseitigung aus allgemeinen Mitteln des Landes dahingehend zu verbessern, daß die Untergrenze, die derzeit 5% beträgt, auf 10% angehoben werden soll. Ich darf in Erinnerung rufen, meine sehr verehrten Damen und Herren, daß diese allgemeinen Unterstützungsmittel ja eigentlich nur dafür gedacht sind, um bei Erschwerungen eine zusätzliche Unterstützung zu geben. Je nach der Erschwernis werden eben 5 oder 15% gegeben. Übrigens wurde hier gesagt, die Mittel seien gleichgeblieben. Darf ich also sagen, sie sind nicht gleichgeblieben. Der Kollege, der das behauptet hat, Kollege Sulzer, hat sich wahrscheinlich den Konjunkturausgleichsteil nicht richtig angesehen. Es sind voriges Jahr 50 Millionen Schilling gewesen, es sind heuer mehr als 50 Millionen Schilling - das möchte ich nur korrigierend hier festhalten -, während die Bundesmittel rückläufig sind. Darf ich auch festhalten, daß hier eigentlich der GIF die allgemeine Finanzierungsquelle ist. Nachdem diese allgemeinen Mittel nur für eine entsprechende Erschwernis vorgesehen sind, halten wir es nicht für sinnvoll, die Untergrenze zu heben, weil das ja bedeuten würde, daß aufgetretene Belastungen nicht mehr in dem entsprechenden Ausmaß berücksichtigt werden könnten. Wir können daher diesem Antrag nicht unsere Zustimmung geben. (Beifall bei der ÖVP.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Die Rednerliste ist erschöpft, der Berichterstatter hat das Schlußwort. Berichterstatter Abg. DIETTRICH: Ich verzichte. PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zur Abstimmung liegt vor die Gruppe 6, Straßen- und Wasserbau, Verkehr, sowie drei Resolutionsanträge. Ich lasse zuerst über die Gruppe selbst und dann über die Resolutionsanträge abstimmen. Ich bitte den Berichterstatter, nunmehr den Antrag zur Gruppe 6, Straßen- und Wasserbau, Verkehr, ordentlicher Teil, außerordentlicher Teil, Konjunkturausgleichsteil, zu stellen. Berichterstatter Abg. DIETTRICH: Ich beantrage, die Gmppe6, Straßen- und Wasserbau, Verkehr, mit Einnahmen von 319,270.000 Schilling und Ausgaben von 1.410,813.000 Schilling im ordentlichen Teil, Einnahmen von 12,438.000 Schilling und Ausgaben von 343,470.000 Schilling im außerordentlichen Teil sowie Ausgaben von 13 8,OO 0 .OOO Schilling im Konjunkturausgleichsteil zu genehmigen. PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL (Nach Abstimmung über die Gruppe 6 Straßen- und Wasserbau, Verkehr, ordentlicher Teil, außerordentlicher Teil, Konjunkturausgleichsteil, in Erfordernis und Bedeckung): Angenommen. Wir kommen zur Abstimmung über die drei Resolutionsanträge. (Nach Abstimmung über den Resolutionsantrag Nr. 31 des Abg. Dr. Bernau, betreffend Errichtung einer vierspurigen Donaubrücke im Raum Korneuburg - Klosterneuburg}: Angenommen. (Nach Abstimmung über den Resolutionsantrag Nr. 33 des Abg. Sulzer, betreffend höhere Unterstützungen für Vorhaben in der Wasserversorgung und der Abwasserbeseitigung) : Abgelehnt. Ich ersuche den Herrn Berichterstatter, Abg. Diettrich, zur Gruppe 7, Wirtschaftsförderung, ordentlicher Teil und Konjunkturausgleichsteil, zu berichten. Berichterstatter Abg. DIETTRICH: In der Gruppe 7, Wirtschaftsfördemng, betragen die Ausgaben 635,814.000 Schilling und die Einnahmen 188,535.000 Schilling. Diese Gruppe umfaßt die Gebarungsvorgänge, Grundlagenverbesserung in der Land- und Forstwirtschaft, Förderung des Fremdenverkehrs sowie Förderung von Handel, Gewerbe und Industrie. Der perzentuelle Anteil am Ausgabenvolumen des ordentlichen Teiles des Voranschlages beträgt 4,68%. Der Konjunkturausgleichsteil enthält Ausgaben von 16 Millionen Schilling. PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Abg. Kaiser. Abg. KAISER: Herr Präsident! Werte Damen und Herren des Hohen Hauses! Die Gruppe 7 beschäftigt sich mit der Wirtschaftsförderung. Bevor ich mir jedoch erlaube, zu dem Kapitel Industrieförderung im speziellen einen Standpunkt zu beziehen, möchte ich doch noch einmal auf die Äußerung zurückkommen, die der Abg. Buchinger am Dienstag im Zusammenhang mit dem Betriebsterror gemacht hat. Ich habe vor mir die Zeitung, das Volksblatt, vom Donnerstag, dem 9. Dezember, wo seine Darstellung im Hohen Haus mit der Überschrift ,,Der Betriebsterror ist nicht erfunden" wiedergegeben wird. Er hat die Ereignisse, die sich im Semperitwerk zugetragen haben, zum Anlaß genommen. (Abg. Buchinger: Das war nicht der Anlaß. Der Anlaß war der Bericht!) Er hat wörtlich erklärt: ,,Und, Herr Abg. Kaiser, darf ich auch auf Ihren Betrieb vielleicht ein bißchen hinweisen, auf einige Fälle. Na, wie ist es denn, wenn dort jemand für die FCG kandidiert? Wie ist es denn in Ihrem Betrieb, wenn dort jemand Stimmzettel für unsere Fraktion austeilt? Wie war denn das mit dieser Frau Fleckl", zur Berichtigung, die heißt Fleck, nicht Fleckl, ,,die einen Tag nach der Betriebsratswahl, wo sie für den ÖAAB kandidiert und Stimmzettel ausgeteilt hat, in den Hof gekommen ist, zur Hofpartei gekommen ist? Wie ist es denn mit den Funktionären des ÖAAB, die Ihrem Betrieb, wo Sie Betriebsratsobmann sind, immer dann jener Schicht zugeteilt werden, wo sie nicht die Möglichkeit haben, da und dort an Veranstaltungen oder Schulungen ihrer Partei teilzunehmen?" Sehr geehrte Damen und Herren! Sie werden verstehen, daß diese Verdächtigung für mich Anlaß gewesen ist, die Dinge kIarzustellen. Ich habe mir von unserem Personalchef, der ja, wie ich schon erwähnt habe, absolut nicht der Sozialistischen Partei nahesteht, sondern, wenn er sich Notizen macht, sich der FCG-Zettel bedient und außerdem einen FCG-Kugelschreiber verwendet, um diese Notizblöcke zu beschreiben. Aber wir finden nichts daran, weil wir der Auffassung sind, daß solche Kleinigkeiten – für uns Kleinigkeiten - nicht Anstoß zur Erregung sein sollen, obwohl er sich als Personalchef damit als Werbeträger im Betrieb deklariert. Er hat ein Protokoll verfaßt, das ich nunmehr dem Hohen Landtag in der besagten Frage zur Kenntnis bringen möchte: „Im Oktober 1975 war die Auftragslage im Semperitwerk Wimpassing derart rückläufig, daß das Personal in den Abteilungen nicht beschäftigt werden konnte und von den betroffenen Abteilungen auf eine unproduktive Kostenstelle geführt wurde. Unter anderem mußte die Abteilung ,Schläuche' eine beträchtliche Produktionsbeschränkung in Kauf nehmen. Es wurden, man höre, „47 Männer und 5 Frauen auf die Kostenstelle überstellt." Die Nominierung der betroffenen Kolleginnen und Kollegen wurde von der Abteilung durchgeführt, wobei die Betriebszugehörigkeit entscheidend war. über die Personalstelle wurde ein Einvernehmen mit dem Betriebsrat hergestellt. Folgende Kolleginnen waren davon betroffen: Schmidt Margarete, Hofer Hiltrud, Fleck Marie, Grumpig Johanna, Eberhart Margarete. Alle fünf Frauen wurden zum gleichen Zeitpunkt, am 1. Oktober 1975, auf die Kostenstelle 170 unproduktiv überstellt. Kollegin Fleck Marie rechnete am 14. 11. 1975 einvernehmlich mit der Zusage der Wiederaufnahme ab, sie trat am 17. 2. 1976 wieder ein und ist seit dieser Zeit wieder im Schlauchsaal beschäftigt. Der Betriebsrat der Fraktion christlicher Gewerkschafter, Kollege Reiterer, . bestätigte vor Zeugen, daß die Versetzung der Frau Fleck in keinem Zusammenhang mit ihrer politischen Einstellung steht. Im Falle des erwähnten Schichtwechsels, welcher ebenfalls als Pression dargestellt wurde, handelt es sich um die Schwester des Betriebsrates Kollegen Reiterer, Frau Maria Meier. Auch sie bestätigt, daß sie vom Betriebsratsobmann Kaiser wegen ihrer politischen Überzeugung in keiner Weise bei der Ausübung ihrer Funktion behindert wurde. Unterschrift Personaldirektor Bahr." Bitte, das zur Kenntnisnahme. Aber, sehr geehrte Damen und Herren, ich glaube, es geht gar nicht so sehr darum, hier die Wahrheit zu finden, sondern es geht vielmehr darum, Dinge in den Raum zu stellen und das Thema ,,Betriebsterror" warmzuhalten. Ich erinnere daran, daß der Herr Abg. Zimper genau vor einem Jahr und auch vor fünf Tagen (Abg. Buchinger: Wir haben 30 Fälle vom Notar bestätigt!) laut Stenographischem Protokoll folgende Behauptung aufgestellt hat. Er hat wörtlich gesagt: „Ich erlebe es fast täglich, daß ich mit der Angst, ich sage es, mit der Angst meiner Gesinnungsfreunde vor der Diktatur sozialistischer Betriebsräte konfrontiert werde." Er sagt dann weiter: „Was sich in letzter Zeit hier tut, meine Damen und Herren, das ist nur mehr mit den Zuständen in den Betrieben während der Usia- Zeit zu vergleichen. " Wir haben bis heute von Herrn Kollegen Zimper keinen konkreten Fall bekommen, wo er mit diesem Betriebsterror, wo die Leute in Angst leben und keine Möglichkeit haben, sich gegen diesen Druck zur Wehr zu setzen, so bestürmt wird. (Abg. Buchleitner: Die Leute trauen sich das wirklich nicht sagen! - Abg. Buchinger: Die trauen sich das nicht sagen!) Ja, das auch. Darauf komme ich noch zu sprechen, Herr Abgeordneter. Ich möchte nur noch in Erinnerung rufen, daß der Herr Abg. Zimper am 25. März des heurigen Jahres einen Zwischenruf gemacht hat, wo er dargestellt hat, daß sich die arbeitenden Menschen, Arbeiter und Angestellte von Schöller-Bleckmann, in Ternitz vor dem so brutalen Landeshauptmannstellvertreter Czettel fürchten, weil sie ebenfalls unter politischem Druck stehen. Das ist tatsächlich hier in den Raum gestellt worden. Daraufhin hat der Arbeiterbetriebsrat von Schöller-Bleckmann am 12. April an den Herrn Präsidenten des Niederösterreichischen Landtages einen Brief geschrieben mit der Einladung, der gesamte Landtag möge das Werk besichtigen. Erstens einmal besteht die Möglichkeit, die Produktionsstätten aus der Nähe kennenzulernen und zum zweiten ist auch gleich Gelegenheit, die hier vom Abg. Zimper in den Raum gestellten Behauptungen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Es ist wohl ein Antwortschreiben des Herrn Präsidenten gekommen, aber die Einladung, die noch immer aufrecht ist, wurde leider bis heute nicht angenommen. Ich glaube, meine Damen und Herren, es steht auch der Generalsekretär des ÖAAB, Heinzinger, zu Diskussion, der 30 Fälle von Betriebsterror in der Hand hat, die so niederträchtig sind und die in die menschliche Sphäre hineingehen, wovon viele Familien in Mitleidenschaft gezogen werden. Jetzt eine Gegenüberstellung: Wenn alle diese Betriebsterrorfälle mit jenem Maß gemessen werden, mit dem sie der Kollege Buchinger im Fall Semperitwerk Wimpassing mißt, meine Damen und Herren, dann werden Sie verstehen, was Sie von diesen 30 Fällen zu halten haben. (Beifall bei der SPÖ. - Abg. Buchinger: Alle 30 Fälle wurden beim Notar bestätigt. - Abg. Leichtfried: Das erklärt aber nicht den Wahrheitsgehalt! - Abg. Buchinger: Wer hat denn der Frau Mayer gesagt, was sie draußen zu Protokoll zu geben hat?) Nun, meine Damen und Herren, zum eigentlichen Thema Wirtschaftsförderung. Die Gruppe 7 beschäftigt sich mit den Wirtschaftsförderungsmaßnahmen. Es wurde während der Zeit der Debatte mehrmals das Wort geprägt, daß Niederösterreich zum Industrieland Nummer eins geworden ist. Ich sage das heute garantiert zum zwanzigsten Male. Diese Feststellung ist sicherlich unbestritten, und es gibt ja viele Fakten, die dafür sprechen. Wenn man aber den Voranschlag für 1977 hernimmt und nachsieht, dann bekommt man hier wenig Beziehung zur Erkenntnis, daß das Land Niederösterreich zum Industrieland geworden ist. Die Budgetausweitung beträgt über 12%, die Gruppe 7, Wirtschaftsförderung, ist aber 1977 rückläufig. 1976 waren es noch 5,02% Anteil der Wirtschaftsförderung am Gesamtbudget, 1977 beträgt er nur mehr 4,68%; und wenn man speziell die Förderung für Handel, Gewerbe und Industrie von der allgemeinen Wirtschaftsförderung herausnimmt, dann ist ein Rückgang von 233,1 Millionen Schilling 1976 auf 230,9 Millionen Schilling 1977 zu verzeichnen. Meine Damen und Herren! Jetzt könnte man natürlich sagen, daß aus der Gruppe Wirtschaftsförderung gewisse Ansatzpunkte in die Gruppe 4 zur Arbeitnehmerförderung abgewandert sind. 31,3 Millionen Schilling sind aus der Gruppe Wirtschaftsförderung herausgenommen worden, und 21,4 Millionen Schilling sind zur Arbeitnehmerförderung, Gruppe 4, gekommen. Die Ausbildungsund Kursbeihilfen wurden aus der Wirtschaftsförderung herausgenommen, die Grenzlandförderung wurde herausgenommen und die Ansatzpost Arbeitsmarktförderung wurde herausgenommen. Meine Damen und Herren! So einfach kann man es sich nicht machen, wenn man versucht, Probleme zu lösen. Ich glaube, es ist hier so, wie es einem jungen Ehepaar geht, das im Bett liegt und nur eine Decke zum Zudecken hat. Beide können sich's ausmachen, ob sie vor Mitternacht frieren oder nach Mitternacht. So ist das auch bei dieser Budgetumverteilung. Was in der Wirtschaftsförderung fehlt, hat man zur Arbeitsmarktförderung gegeben, und jetzt fehlt es halt bei der Gruppe 7. (Abg. Blochberger: Der Inflationswind!) Es ist sicherlich erfreulich, daß wir in Österreich heuer wieder eine bessere wirtschaftliche Entwicklung gehabt haben als 1975. Es gab gewiß eine Reihe von Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, weil es auch in Österreich ein Symptom ist, daß wir immer mehr in den internationalen Geleitzug der Wirtschaft hineinkommen. Die Zahlen sprechen dafür, daß sich Österreich im weltweiten Wirtschaftsgeschehen gut gehalten hat. Wir haben einen neuen Beschäftigtenrekord mit rund 2,7 Millionen Beschäftigten, und die Arbeitslosenrate konnte unter 2% herabgedrückt werden. Wir haben alle schon gehört, daß vergleichsweise die OECD-Länder zusammen über 15 Millionen Arbeitslose aufzuweisen haben. Wenn man Vergleiche anstellen will, wie gut oder wie schlecht in einem Land regiert wird, meine Damen und Herren, dann muß man Vergleiche mit anderen Ländern anstellen, und wenn man das tut, dann kommt man eben zur Überzeugung, daß wir in unserem Lande wohl viele Probleme zu lösen haben, daß wir aber im Vergleich zu den anderen Ländern beachtliche Hürden nehmen konnten. Wichtige Handelspartner Österreichs, wie die Bundesrepublik, Italien und die Schweiz, haben beachtlichere Prozentsätze an Verlusten des Bruttonationalproduktes als Österreich. Österreich konnte sich auch trotz seiner starken Außenhandelsverpflichtungen von einer überspitzten Inflationstendenz durch eine flexiblere Wirtschaftsund Währungspolitik teilweise abkoppeln und seine Position der relativen Stabilität sichern. Dazu eine Vergleichszahl der Jahre 1970 bis 1975. Die Bundesrepublik Deutschland lag mit der Steigerungsrate der Verbraucherpreise von 39% am günstigsten. Von allen OECD-Ländern lag Irland mit einer Steigerung von über 100% am höchsten. Der OECD-Durchschnitt in Europa lag bei 68%. In Österreich stiegen die Verbraucherpreise im gleichen Zeitraum um 48% - sicherlich für alle, die es getroffen hat, noch hoch genug. Dennoch liegen wir hier mit einer der geringsten Steigerungen im Spitzenfeld. Nur die Bundesrepublik Deutschland, USA und Kanada placieren sich mit einer geringeren Verbraucherpreissteigerung vor Österreich. Unser Land, das im Pro-Kopf-Produktvergleich 1970 noch um 28%, meine Damen und Herren, unter dem Durchschnitt der EWG-Länder lag, konnte diesen Abstand im Vorjahr auf ganze 4% verringern. Im gleichen Zeitraum verwandelte sich der Vorsprung der OECD-Länder Europas von 9% 1970 in einen Rückstand von 11% zugunsten Österreichs. Die Industrieinvestitionen von 1970 bis 1975 betrugen 130 Milliarden Schilling, im gleichen Zeitraum vorher 63,4 Milliarden Schilling. Die Exporte konnten in den letzten 6 Jahren von 74,3 Milliarden Schilling auf 130,9 Milliarden Schilling gesteigert werden. Durch diese beachtliche positive wirtschaftliche Entwicklung konnte auch der Wohlstand der österreichischen Bevölkerung weitgehend an das Niveau der traditionellen europäischen Industrieländer herangeführt werden. Die Einkommenssteigerung nach Abzug der Teuerungsraten betrug real 31,4%. Nicht umsonst hat Österreich von in- und ausländischen Wirtschaftsexperten gute Bewertungsnoten erhalten. All die angeführten Fakten sprechen letzten Endes dafür. Die jüngsten Prognosen des Wirtschaftsforschungsinstitutes sind von einem gewissen Optimismus getragen. So heißt es: Konjunkturaufschwung ungebrochen, Industrieproduktion expandiert weiter. Überraschend ist die Steigerung im Export im 111. Quartal 1976. Auch bessere Preise wurden hier erzielt. Und weiters heißt es: Kräftige Zuwächse der Investitionsgüterproduktion und der Importe lassen den Schluß zu, daß das Investitionsklima in Österreich derzeit besser ist als im Ausland. Meine Damen und Herren! Das schließt natürlich nicht aus, daß in kürzerer Zeitfolge schon wieder ein verändertes Wirtschaftsbild gilt. Wenn man die graphischen Darstellungen über die wirtschaftliche Entwicklung der einzelnen Industrieländer ansieht, dann ist es ungefähr so wie bei einer Fieberkurve eines Patienten: Einmal von Fieber um die 40 Grad befallen, leidet er bald wieder an Untertemperatur. Beides tut einem Patienten ja nicht gut. So ist es auch im Wirtschaftsgeschehen. Diese Schwankungsbreiten zeigen, daß unsere Welt zwar kleiner, aber sensibler geworden ist. Mit den daraus resultierenden Problemen, die sich vor allem für den wirtschaftlichen Bereich ergeben, gilt es eben so gut, wie es geht, fertig zu werden. Daß Österreich keine solchen gravierenden Temperaturschwankungen besonders auf dem Beschäftigungssektor mitmachen mußte, ist einer zeitgerechten und gezielten Therapie unserer Bundesregierung zuzuschreiben. Natürlich haben auch die einzelnen Landesvoranschläge ihren entsprechenden Anteil. Natürlich gibt es auch unterschiedliche Auffassungen darüber, ob nicht das Land einen größeren Beitrag zur Rezessionsbekämpfung hätte leisten können. Der Bund selbst hat in den letzten Zeiträumen nicht weniger als 93 Milliarden Schilling dafür auf gewendet. Wichtig für alle ist es, meine Damen und Herren, daß dieses Wellental, so glauben wir wenigstens, überwunden ist. Das heißt aber nicht, daß jetzt alle Probleme auf Dauer gelöst sind. Wir müssen ständig am Puls bleiben, um vor bösen Überraschungen verschont zu bleiben. Nun, meine Damen und Herren, die Frage drängt sich uns als Niederösterreichischer Landtag auf: Wie schaut die wirtschaftliche Entwicklung in unserem eigenen Land, in Niederösterreich, aus? Niederösterreich ist, wie schon erwähnt, zum bedeutendsten Industrieland geworden. Wir alle freuen uns darüber, weil dadurch die Chance gegeben ist, daß auch die Lebensbedingungen der niederösterreichischen Bevölkerung allgemein verbessert werden können. Welche Fakten sprechen dafür, daß Niederösterreich das größte Industrieland geworden ist? Erstens der Anteil der Industrie am Bruttonationalprodukt ist in Niederösterreich wesentlich größer als in Gesamtösterreich. Ein Vergleich innerhalb der 10 Jahre, 1964-1974, zeigt, daß Österreich keine Steigerungen, sondern eine rückläufige Entwicklung von 27,1% auf 25,7% hinnehmen mußte, wogegen Niederösterreich seinen Anteil von 34,5% auf 35,3% anheben konnte. Obwohl das Wachstum des Bruttonationalproduktes im gleichen Zeitraum von 10 Jahren in Niederösterreich kleiner war als in Gesamtösterreich, stieg das Industriewachstum stärker als in Gesamtösterreich. Ebenso wie die Industrie ist auch das produzierende Gewerbe überproportional vertreten. Die Anteile der verschiedenen Wirtschaftssektoren am Bruttonationalprodukt betragen daher in Österreich: Industrieprodukt und produzierende Gewerbe 49,5'/0, in Niederösterreich 58,5%. Der Dienstleistungssektor hat in Österreich einen Anteil von 44,6%, in Niederösterreich von 3o,i%, und in der Land- und Forstwirtschaft beträgt er in Österreich 5,9% und in Niederösterreich 11,4%. 2. Ebenso spricht auch die Struktur der Beschäftigten Niederösterreich als Industrieland an. 72,5% der Berufstätigen sind unselbständig Erwerbstätige, davon 30% in der Industrie und 25% im produzierenden Gewerbe. Diese Prozentsätze liegen beachtlich über dem österreichischen Durchschnitt. Ein weiterer Beweis für die Bedeutung Niederösterreichs als Industrieland ist der Produktionswert. 1975 lag der Produktionswert der niederösterreichischen Industrie bei 76 Milliarden Schilling. Auch damit hält Niederösterreich die Spitze. Der Produktionswert pro Kopf der Industriebeschäftigten erreichte die Rekordmarke von 651.000 Schilling, der österreichische Durchschnitt erreichte 500.000 Schilling, eine Differenz von nahezu 30%. Meine Damen und Herren! Ich glaube, auch das ist der Beweis dafür, daß unsere arbeitenden Menschen in Niederösterreich mit allem Fleiß und mit allem Leistungsbewußtsein ihren wesentlichen Beitrag geleistet haben. Wesentliche Impulse, die zu diesem industriellen Aufwind geführt. haben, waren im allgemeinen günstige natürliche Standortvoraussetzungen, die Förderungsmaßnahmen der Gebietskörperschaften Bund, Land und Gemeinden, wobei der Bund 1975 mit 808 Millionen Schilling ein Vielfaches der Landesförderung geleistet hat. Das Land hat nur 88 Millionen Schilling erbracht. Bedeutenden Einfluß auf diese Entwicklung hat zweifellos auch unsere verstaatlichte Industrie in Niederösterreich. Allein 60% aller Industrieinvestitionen in Niederösterreich wurden von der verstaatlichten Industrie durchgeführt. Die Neuansiedlungen von Betrieben, die vorwiegend von Wien nach Niederösterreich aussiedelten, weil sie an ihrem alten Standort keine Ausweitungsmöglichkeiten hatten oder sonstige Auflagen im Zusammenhang mit der Umweltschutzfrage bekamen, trugen ebenfalls zu dieser Industriedichte bei. Allein im Zeitraum von 1970 bis 1975 haben sich in NiederÖsterreich 289 Betriebe angesiedelt, vor allem in den Schwerpunktgebieten Mödling und Baden, wo sich je 33 Betriebe niedergelassen haben, in Wr. Neustadt 30 Betriebe, St. Pölten 28, Amstetten 20 Betriebe, Wien-Umgebung 19 und Korneuburg 18 Betriebe, insgesamt damit 181 Betriebe. Trotz dieser relativ guten Entwicklung in Niederösterreich gegenüber den anderen Bundesländern dürfen wir die permanenten Strukturschwächen nicht aus dem Auge verlieren. In Zeiten eines Konjunktureinbruches, wo das Ringen um die Absatzmärkte härter wird, kommen solche Schwachstellen sehr deutlich zutage. Das hat sich bereits beim ersten Abklingen der Konjunktur 1974 gezeigt und in den folgenden Jahren fortgesetzt. Der Zuwachs in der niederösterreichischen Industrie betrug 1974 nur mehr 1,7%, wobei die gesamtösterreichische Wachstumsrate noch 5% erreichte. 1975 mußte Niederösterreich mit 7,3% Schrumpfung einen stärkeren Rückgang in Kauf nehmen als Gesamtösterreich mit 6,3%. Vor allem sind es bedeutende Strukturmängel, die besondere Probleme mit sich bringen. Einen Rückgang der Produktion in den letzten drei Jahren gab es bei folgenden wesentlichen Industriezweigen: Bei der Bergwerk- und Eisenerzeugungsindustrie von minus l6%, bei der Stein- und keramischen Industrie von minus 12%, in der Glasindustrie, meine Damen und Herren, wo heuer zum letzten Mal im eigenen Land Flachglas erzeugt wird, sodaß wir mit dem Jahre 1977 in dieser Branche total vom Import abhängig werden, hat sich eine Rückläufigkeit von 19% ergeben. Lederverarbeitungsindustrie von minus 46%, Gießereiindustrie von minus 10%, Metallindustrie minus 17, und die Textilindustrie, die 5.000 Arbeitsplätze verloren hat, hat ein Minus von 26%. Das besondere an dieser Entwicklung ist, daß auch die chemische Industrie, eine hoffnungsvolle Branche, in der letzten Zeit rund 1.000 Arbeitsplätze weniger zu verzeichnen hat. Eine Überprüfung der Ursachen dieser nicht sehr erfreulichen Entwicklung hat ergeben, daß ungefähr zu zwei Dritteln echte Schwächen in der Branchenstruktur vorliegen und es sich nur zu einem Drittel um eine technologische Überalterung handelt. Meine Damen und Herren! Diese Symptome müssen für uns alle ein Alarmzeichen sein, weil es sich hier um bedeutende Industriezweige Niederösterreichs handelt. In diesen Bereichen sind derzeit nicht weniger als 48.500 Menschen beschäftigt. Wenn man diese jetzt den einzelnen Regionen zuordnet, dann sieht das so aus, daß der südlichste Teil von Niederösterreich, die Bezirke Wr. Neustadt und Neunkirchen, der Industrieraum um St. Pölten und Melk, der Waldviertler Industrieraum und die EisenwurZen davon besonders betroffen sind. In der Presse hat es kürzlich einen Artikel gegeben, und zwar vom 27. September 1976, ,,Strukturreform überfällig", der einen sehr interessanten Aspekt zum Ausdruck bringt. Hierin schreibt die Zeitung: „Noch vor ein bis zwei Jahren sonnten sich viele heimische Manager im Lichte ihrer vorübergehenden Erfolge, ohne sich bewußt zu werden, daß ihre Firmen nicht für die Zukunft gerüstet sind." Als Beispiel, wie man bereits ein anstehendes Problem gelöst hat, zum Wohle des Unternehmens, zum Wohle der Beschäftigten, führt der Artikelschreiber den Steyr-Konzern an. Man hat hier das Management weggeschickt, hat ein neues Management eingesetzt, und siehe da, unter den gleichen harten Bedingungen konnte das Unternehmen wieder einen Weg beschreiten, der für das Unternehmen eine Rendite, für die Belegschaft sichere Arbeitsplätze bringt. Ich selbst, meine Damen und Herren, komme aus einem Unternehmen, in dem vor einigen Jahren noch über 10.000 Menschen beschäftigt waren, und jetzt sind es nur mehr 8.500. Auch hier müssen wir feststellen, daß das zuständige Management die Zeichen der Zeit einfach nicht verstanden hat, nicht wahrgenommen hat und diese Entwicklung einfach zur Kenntnis genommen wurde. Die Rechnung dafür haben die Arbeiter und Angestellten serviert bekommen. Wir hatten eine Produktion von Gummischuhwerk. In dieser Produktionssparte waren nicht weniger als 1.040 Leute beschäftigt, meine Damen und Herren. Wir geben zu, daß wir mit der zunehmenden Konkurrenzierung aus den Niedrigstpreisländern in eine harte Bedrängnis gekommen sind. Es war nicht der Justamentstandpunkt der Belegschaftsvertretung, die gemeint hat, wir müßten dieser Tradition in der Produktion die Treue halten. Selbstverständlich muß man sich den veränderten Marktgegebenheiten anpassen und nach einer Kompensation suchen. Wir haben uns auf der einen Seite den geänderten Marktgegebenheiten angepaßt, wir haben diese Produktion laufend reduziert, aber es ist nicht gelungen, eine Kompensation dafür zu finden, neue Produkte, marktgerechte, zukunftsorientierte Produkte, dafür zu bekommen. Sehen Sie, meine Damen und Herren, das ist es, was jetzt vom Arbeiter und vom Angestellten auf ihren Arbeitsplätzen verlangt wird: daß sie sehr leistungsbewußt, pflichtbewußt ihre Aufgabe erfüllen. Aber das gleiche muß man auch von jenen Menschen verlangen, die eben den Ruf des Managements genießen. Wir wollen absolut nicht die Schwierigkeiten unterschätzen, die es derzeit hier gibt, um auch in Zukunft zu bestehen, aber von Bewährung zu reden, solange man von dem allgemeinen Wind getragen ist, ist keine Schwierigkeit. Jetzt tritt eine Phase der Bewährung ein, und hier ist eben der Beweis zu erbringen. Eine attraktive und zukunftsweisende Industriepolitik in Niederösterreich ist daher dringender als je zuvor. Für eine Reihe von Industriezweigen ist es spät, sehr spät sogar, aber noch nicht zu spät, um sich den geänderten Markterfordernissen anzupassen. Bei der Bewältigung dieser Probleme soll den Betrieben aber eine wirksame Hilfestellung gegeben werden. Die Frage ist natürlich: Aber wie? Der Betriebsinvestitionsfonds bietet dazu eine Möglichkeit, allerdings eine bescheidene, weil mit 37 Millionen Schilling keine großen Sprünge gemacht werden können. 37 Millionen Schilling im Jahre 1976 und 37 Millionen Schilling auch für 1977. Ich will nicht die Landeshaftungen entwerten, die ja im heurigen Jahr mit 190 Millionen Schilling gewährt wurden, aber ich glaube, meine Damen und Herren, daß diese finanzielle Hilfestellung in Relation zu den Schwierigkeiten, die die einzelnen Branchen haben, doch mehr als bescheiden ist. Ich vergleiche hier immer wieder das Landesbudget der Steiermark, das eigentlich in der Gesamtsumme niedriger ist als das von NiederÖsterreich, aber die Steiermark weist allein für Maßnahmen zur Schaffung, Verbesserung und Erhaltung industrieller und gewekblicher Betriebe und Arbeitsplätze den Betrag von 295,5 Millionen Schilling aus. Wenn der Herr Landesrat Schneider hier wäre, könnte ich ihm einen Slogan sagen, der lange Zeit aktuell gewesen ist. Er hängt mit der Waschpulverwerbung zusammen. Da hat es einmal geheißen: „Er hielt sein Hemd für weiß, bis er das radionweiße Hemd seines Nachbarn sah." Ich glaube, daß gilt auch für den Ansatz Industrieförderung. Solange der Herr Landesrat diese Dinge allein beurteilt, mag er vielleicht damit zufrieden sein, wenn er aber Vergleiche mit anderen Ländern anstellt, dann wird er daraufkommen, daß er hier in der Defensive ist. Meine Damen und Herren! Die Steiermark hat in Relation zum Budget hier gigantische Mittel. Eines muß ich bei der Gelegenheit aber auch sagen. Mir ist kürzlich ein Artikel vom zuständigen Herrn Landesrat Peltzmann in die Hand gekommen, der hier eine Auffassung vertritt, die doch ein bisserl verwunderlich wirkt. Er schreibt in der Südost-Tagespost, daß es eigentlich eine Gefahr bedeutet, wenn allzu viele Förderungsmittel vom Staat gegeben werden, weil ja dadurch eine Einflußnahme auf das Betriebsgeschehen gegeben wird, und das könnte dann auf Umwegen doch das Ende der freien Marktwirtschaft bedeuten. Meine Damen und Herren! Es ist mehr als bedauerlich, daß ein für die Wirtschaft verantwortlicher Referent auf der einen Seite immer wieder kritisiert, daß der Staat, der Bund, für die wirtschaftlichen Probleme im Land zu wenig finanzielle Hilfestellung gewährt und auf der anderen Seite aber gleich mit einem Fingerzeig jungen Unternehmen gegenüber Bedenken äußert, sich nicht allzu viel von öffentlichen Mitteln beeinflussen zu lassen, damit die freie Wirtschaft nicht gefährdet sei. Meine Damen und Herren! Der Herr Landesrat Schneider wird sicherlich, wenn er im Kapitel 7 das Schlußwort ergreift, wieder darlegen, daß er um eine bessere Dotierung in seinem Budgetkapitel gekämpft hat, aber leider sei ihm kein besonderer Erfolg beschieden gewesen. Ich möchte sicherlich daran nicht zweifeln, daß er sich bemüht hat, hier doch eine bessere Dotierung der Budgetposten zu bekommen. Aber, meine Damen und Herren, wir müssen halt aus dem Landesbudget für 1977 feststellen, daß in Niederösterreich die Industrieförderung vom Landesbudget her noch immer kleingeschrieben wird. Wir als Sozialisten haben uns schon vor Jahren - das erste Mal im Jahre 1966 - die Frage vorgelegt, was geschehen müßte, um die Lebensbedingungen der Menschen in unserem Lande zu bessern, sie anzugleichen an die übrigen Bundesländer, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine bessere Startmöglichkeit gehabt haben, als es in Niederösterreich der Fall war. Es ist dann im Jahre 1968 zum Zusammentragen dieser Gedanken gekommen, die auf diese Frage eine Antwort gegeben haben, und es kam zum Niederösterreichplan, der im Jahre 1973 wieder der Entwicklung der Zeit angepaßt wurde. Wir haben gleich zu Beginn gesagt, daß das kein Evangelium auf Dauer ist, sondern daß der Niederösterreichplan diesem Veränderungsprozeß eben ständig angepaßt werden muß. Wir haben hierin eine sehr deutliche Aussage getroffen, welche Probleme es in diesem Lande gibt. Wir haben auch gesagt, daß 36% der Arbeitnehmer in Branchen beschäftigt sind, die strukturell günstig liegen. Wir haben darauf hingewiesen, daß 34% der Industriearbeitsplätze strukturneutral sind. Wir haben aber ebenso mit aller Deutlichkeit gesagt, daß sich 30% der Arbeitsplätze in gefährdeten Industriebranchen befinden. Meine Damen und Herren! Es gilt nicht nur, das festzustellen, sondern man soll sich auch Gedanken darüber machen, welcher Weg zu beschreiten ist, um hier diesen Problemen beizukommen, und wir haben gleich einen Maßnahmenkatalog hinzugesetzt und Vorschläge gemacht: 1. Erstellung von langfristigen regionalen Entwicklungsplänen für die strukturgefährdeten Gebiete. 2. Stärkung vorhandener industrieller Schwerpunkte und Verbesserung der Produktionssteuer bestehender entwicklungsbedürftiger Unternehmungen durch Förderung von Umstellungsmaßnahmen. 3. Bereitstellung öffentlicher Förderungsmittel von seiten des Bundes und des Landes für Umstellungen und Anpassungsinvestitionen. 4. Da in Anbetracht der zu erwartenden strukturellen Veränderungen der weitere Verlust von Arbeitsplätzen nicht ausgeschlossen werden kann, müßten rechtzeitig Anreize für Industrieneugründungen in Wachstumssparten gesetzt werden. 5. Bereitstellung ausreichender Umschulungsmöglichkeiten für freiwerdende Arbeitskräfte. Meine Damen und Herren! Bei einer objektiven Beurteilung müssen wir sagen, daß auf diesem Gebiet einiges geschehen ist. Aber. es genügt bei weitem nicht, wir müssen daran denken - das kommt ebenfalls im Niederösterreichplan zum Ausdruck -, daß, wenn wir die Möglichkeit schaffen wollen; auch unseren jungen Menschen, der Jugend, die heute noch in ihrer Schulausbildung sind, eine Möglichkeit im Arbeitsprozeß zu geben, diese auch eingegliedert werden. Wenn wir weiter die Strukturveränderungen des Landes zur Kenntnis nehmen, daß es noch mehr freigesetzte Arbeitskräfte aus der Land- und Forstwirtschaft geben wird, die auch in den Industrieprozeß eingegliedert werden sollten, dann ist es ein unbedingtes Erfordernis, bis zum Jahre 1981 zusätzlich 33.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Meine Damen und Herren! Es ist ein gewaltiges Ziel, das man sich hier gesteckt hat, aber sicherlich zu erreichen, wenn man daran glaubt und wenn alle Anstrengungen auf diesem Gebiete gemacht werden. Es ist verwunderlich, daß gerade jetzt, wo es um diese Wirtschaftsmacht, um die Behauptung bestimmter Branchen weltweites Ringen gibt, in Amerika, in den USA, unter 4.000 Unternehmen eine Umfrage gemacht wurde, ob sie bereit wären, mit ihren Zweigbetrieben nach Europa zu gehen. Das Ergebnis hat gelautet, daß von diesen 4.000 Befragten 56% bereit sind, in den nächsten 5 Jahren Zweigbetriebe in Europa zu errichten. Vorwiegend, meine Damen und Herren, ist die Bundesrepublik Deutschland Anziehungpunkt. Wir wissen, daß, wenn in Deutschland die wirtschaftliche Entwicklung einen Auftrieb bekommt, auch Österreich, wo wir doch mit der Bundesrepublik so eng verflochten sind, entsprechende Impulse erhält. Das heißt, daß wir in Europa und somit auch in Österreich eine gute Bonität für eine industrielle Entwicklung vorfinden. Dazu kommt noch, daß die österreichische Arbeitnehmerschaft international einen besonders guten Ruf hat, sie gilt als leistungsbewußt, qualitätsbewußt und weist die geringsten Streikminuten aus. Diese Mentalität deckt sich auch vollkommen mit der Arbeitnehmerschaft Niederösterreichs. Daher, meine Damen und Herren, muß es unsere gemeinsame Aufgabe sein, alle Chance zeitgerecht und unmittelbar wahrzunehmen. Eine verstärkte und vorrangige Industriepolitik auch vom Landesbudget her ist eine Verpflichtung gegenüber der niederösterreichischen Bevölkerung, weil daraus alle Beruf sgruppen profitieren. Ich möchte abschließend doch einen Volkswirtschaftsprofessor zitieren, der gemeint hat, die Volkswirtschaftslehre sei ein sehr komplexes Wissensgebiet. Man kann das aber sehr einfach ausdrücken, um es auch den Menschen verständlich zu machen. Er hat sich einer Faustregel bedient, als er gemeint hat, Vollbeschäftigung und ein entsprechendes Einkommen sei der Garantieschein für eine florierende Wirtschaft. Und deshalb, meine Damen und Herren, gestatten Sie, daß auch wir für eine Vollbeschäftigung im Lande Niederösterreich eintreten, die aber nur dann erreicht werden kann, wenn wir alle Voraussetzungen schaffen, der Industrie weitere Entfaltungsmöglichkeiten zu geben, Möglichkeiten zu geben, daß sie sich der modernen Zeit, den Markterfordernissen anpassen kann, und dazu ist eine bessere finanzielle Dotierung notwendig. Ich gestatte mir, folgenden Resolutionsantrag zu stellen: “Resolutionsantrag des Abg. Kaiser zur Gruppe 7 des ordentlichen Teiles des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 1977, Landtagszahl 300. Die Landesregierung wird aufgefordert, in einem Nachtragsvoranschlag eine Aufstockung der Mittel für die Industrieförderung vorzunehmen, da weiterhin zahlreiche Betriebe mit Strukturschwierigkeiten zu kämpfen haben." Ich ersuche die Damen und Herren des Hohen Landtages, diesem Resolutionsantrag ihre Zustimmung zu geben. (Beifall bei der SPÖ.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Abg. Anzenberger. Abg. ANZENBERGER: Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Budgetgruppe 7 gibt uns auch wieder die Möglichkeit, über unsere niederösterreichische Landwirtschaft zu sprechen. Ich will mich daher hier mit einigen Problemen auseinandersetzen. Um aber feststellen zu können, wie sich das kommende Budget auf die Entwicklung der Landwirtschaft und auf die Wirtschaft in Niederösterreich auswirkt, muß man zunächst einmal den Standort feststellen, von dem aus wir uns bewegen, und die zur Verfügung stehenden Mittel im Budget so einsetzen, daß sie womöglich den größten wirtschaftlichen Erfolg bringen können, im Rahmen der Landwirtschaft und damit natürlich auch im Rahmen der gesamten niederösterreichischen Wirtschaft. Eine Orientierungshilfe zum Abstecken dieser Zukunftsziele für unsere niederösterreichische Landwirtschaft ist für uns das Leitbild 80, in dem ja steht: ein leistungsfähiges Industrieland zu sein, eine leistungsfähige Landwirtschaft zu besitzen und damit auch ein leistungsfähiges Fremdenverkehrsland. In diesem Rahmen soll sich nun unsere Landwirtschaft im Interesse dieses Landes entwickeln. Und wie hat sich nun unsere Landwirtschaft im Jahre 1976 in Niederösterreich entwickelt? Eines müssen wir in der Gesamtbetrachtung immer wieder feststellen: Niederösterreich ist zwar in den letzten Jahren das Industrieland Nummer eins im Reigen der österreichischen Bundesländer geworden, Niederösterreich ist aber trotzdem das Agrarland Nummer eins geblieben. (Dritter Präsident Reiter übernimmt den Vorsitz .) Das Jahr 1976 war, wenn wir den Ablauf dieses Jahres betrachten, ein bewegtes Jahr, und der witterungsmäßige Ablauf hat unseren Bauern in allen Gebieten unseres Landes so manche Schwierigkeiten bereitet: von der Trockenheit, der Futterknappheit in den Grünlandgebieten bis zu den ausgiebigsten Niederschlägen in den Getreideanbaugebieten während der Erntezeit und die damit verbundenen großen Auswuchsschäden. Auch der Herbst war außergewöhnlich: hohe Niederschläge und die Erntearbeiten bei Wein, Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben wurden dadurch sehr stark erschwert. Und in manchen Gebieten mußten eben die Ernteprodukte unter den schwierigsten Bedingungen eingebracht werden. Ich verweise hier zum Beispiel auf Weitersfeld, wo sogar das Bundesheer bei der Kartoffelernte miteingesetzt war. Die Ernteergebnisse unserer Landwirtschaft waren zwar im Jahre 1976 sehr unterschiedlich, es kann aber damit nicht nur der Tisch des Volkes von Niederösterreich, sondern wieder der Bevölkerung von ganz Österreich gedeckt werden, stellt doch die niederösterreichische Landwirtschaft rund 60% aller Nahrungsmittel, die wir in unserer Republik brauchen, zur Verfügung, in verschiedenen Gebieten sogar mehr als 60%. Aber nicht nur im Rahmen der Entwicklung des witterungsmäßigen Ablaufes hat die Landwirtschaft im abgelaufenen Jahr sehr viele Aufgaben zu erfüllen gehabt, sondern auch die Interessensvertretung der Landwirtschaft hatte im abgelaufenen Jahr große Aufgaben zu erfüllen. Wir wissen, daß umfangreiche Verhandlungen getätigt werden mußten, bei welchen verschiedene Angriffe von seiten der Mehrheitspartei in diesem Staate gegen landwirtschaftliche Institute abgewehrt werden mußten. Eines muß auch in diesem Rahmen, glaube ich, immer wieder gesagt werden, nämlich, daß wir von jenen Einrichtungen, die in der Zeit von 1945 bis zum Jahre 1970 für die Landwirtschaft und für die Gesamtwirtschaft, für die Sicherung der Ernährung unseres gesamten Volkes geschaffen wurden, heute noch immer zehren. Ich erwähne hier nur die wichtigsten dieser Institute, die auf gesetzmäßiger Basis in diesem Vierteljahrhundert in Österreich für die Landwirtschaft geschaffen wurden: Das Landwirtschaftsgesetz, der Grüne Plan, die Marktordnung, die bäuerliche Sozialversicherung, die Pauschalierung der Besteuerung für unsere Landwirtschaft, die Treibstoffverbilligug und die Steuerfreiheit für Handelsdünger. All das waren Marksteine in der Entwicklung unserer Landwirtschaft, geschaffen, um die Ernährung und die Entwicklung der Landwirtschaft auch mit diesen Gesetzen sicherzustellen. Was hat nun die sozialistische Regierung in ihren sechs Jahren diesen markanten Stationen hinzugefügt? Jede noch so notwendige Korrektur bei den Preisen infolge der Inflation, der Teuerung, der Betriebskostenbelastung mußte immer wieder von unseren Vertretern der Landwirtschaft erkämpft werden. Wir wissen es noch und es tat uns vielleicht damals weh, ich habe es auch damals von dieser Stelle aus gesagt; die Worte des Bundeskanzlers Kreisky „Kein Groschen für die Bauern" sind uns noch immer in bitterer Erinnerung. Auch im vergangenen Jahr wurde eine sehr harte Erklärung im Zusammenhang mit den Verhandlungen anläßlich der Preissituation, der Marktordnung und dergleichen vom Präsidenten Benya ausgesprochen: Die Bauern sollen streiken, wenn sie können; sie müssen ja ihre Ernte verkaufen, weil sie das Geld brauchen. Ich glaube, das waren sicher harte Worte, nicht nur gegen die bäuerliche Führung, sondern für unsere gesamte Landwirtschaft. Wenn wir dagegenstellen, was in der Zwischenzeit an Instituten geschaffen wurde, müssen wir feststellen, daß außer Prüfungskommissionen und der Ankündigung von Landesprüfungskommissionen, außer dem Gerede von der Bergbauernhilfe, die wir wohl anerkennen, die aber durch die Teuerung in den letzten Jahren zum Teil wieder weggenommen wird, nicht sehr viel geschehen ist. Besonders gegen die Institute der Landwirtschaft werden von seiten der sozialistischen Regierung immer wieder Angriffe gestartet. Ich glaube, gerade Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Linken, haben im vergangenen Jahr - das wurde auch hier von dieser Stelle aus schon gesagt - damit begon nen, als Sie im vergangenen Winter in diesem Hause den Antrag gestellt haben, die Bezirksbauernkammern, soweit sie sich nicht am Sitz der Bezirkshauptmannschaften befinden, aufzulösen. Im Anschluß daran kam der Sturm auf die Änderung der Marktordnung. Auch wieder - das können wir sagen und haben es auch damals gesagt - nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen, sondern um mehr Machteinfluß in diesen Gremien zu bekommen. Das ist Ihr gutes Recht und Sie konnten, das stellen wir auch fest, zwar die Fonds und diese Marktordnungsinstitute nicht abschaffen, sondern Sie haben mehr Einfluß erhalten. Sie haben ja immer wieder angekündigt, wenn Sie mehr Einfluß erhalten, werden Sie auch zugunsten der Konsumenten mehr erreichen können. Ich möchte dazu einen Beweis führen und zwar unsere Milchwirtschaft. Die Bauern haben bei den Preisverhandlungen zugesagt bekommen, daß sich mit 1.Jänner 1977 der Milchpreis für die Produzenten um 20 g erhöhen wird. Dadurch kam eine Preiserhöhung für Milch im Juli zustande und nun ist eine solche von 1,20 Schilling für 1. Jänner 1977 vorgesehen. Einer Verteuerung von 1,80 Schilling für die Konsumenten steht eine Preiserhöhung für die Bauern von 20 Groschen gegenüber. Butter wird nach den gestrigen Berichten ebenfalls um rund 6 Schilling teurer werden und Käse um 4 Schilling. Einer Preiserhöhung für die Konsumenten um rund 20% bei der Trinkmilch steht eine Preiserhöhung für die Produzenten von 5 bis 6% gegenüber. Meine sehr geehrten Damen und Herren, dazu kommt aber noch, daß der Finanzminister die Stützungsmittel im Ausmaß von rund 500 Millionen Schilling streicht und deswegen, nicht etwa, weil die Landwirtschaft einen höheren Erzeugermilchpreis bekommt, müssen ja die Konsumenten diese große Verteuerung der Lebensmittel Milch, Käse und Butter bezahlen. Ich glaube, es muß auch von dieser Stelle aus gesagt werden: Damit ist doch die Behauptung zerstört, daß die Stützungen für die Bauern und für die Produzenten vorhanden sind. (Beifall bei der ÖVP.) Mit dieser Maßnahme sehen wir jetzt, daß echte Stützungen zugunsten des Konsumenten im Zuge der Umgestaltung und der Entwicklung schon in den 50er Jahren eingeführt wurden. Die Treibstoffvergütung wurde erhöht, aber der Preis für Diesel, in der Zwischenzeit ein wesentliches Betriebsmittel für die Landwirtschaft, auf fast das Dreifache angehoben. Dazu ein Beispiel, meine sehr geehrten Damen und Herren, aus meinem eigenen Betrieb; ich glaube, gerade dieses Beispiel zeigt, wie sich die Betriebsmittel im Verhältnis zu den Belastungen erhöht haben und jene Aussagen, daß man auch mehr bei den Stützungen bekommt, im Mißverhältnis zu den Belastungen stehen. Mein Betrieb, 25 Hektar, hat einen Dieselölverbrauch von 3.000 Liter im Jahr. Im Jahre 1970 kosteten 3.000 Liter zu 2,20 Schilling 6.600 Schilling; auf Grund des damaligen Schemas betrug die Rückvergütung 2.000 Schilling, es blieben zur Bezahlung im eigenen Betrieb 4.600 Schilling. Neues Schema nach den Preiserhöhungen und nach den erhöhten Treibstoffrückvergütungen: 3.000 Liter zu 6,10 Schilling, fast eine dreifache Verteuerung, ergibt 18.300 Schilling; die Rückvergütung beträgt auf Grund des neuen Schemas nach dem Hektarwert 4.000 Schilling. Das heißt, früher 4.600 Schilling als Betriebsmittelaufzahlung nach dem Abzug der Stützung, heute statt dessen 14.300 Schilling. Um 2000 Schilling mehr Rückvergütung, aber um 10.000 Schilling mehr Belastung durch die Verteuerung des Betriebsmittels. Die Steuerfreiheit für Handelsdünger wurde ebenfalls in der damaligen Zeit der 50er Jahre geschaffen, um die Betriebsmittel für die Landwirtschaft zu verbilligen und damit die Erzeugung anzuheben, denn jeder einzelne in diesem Staat weiß doch sicher, daß bei weniger Verbrauch von Düngemitteln die Produktion wesentlich absinken würde. Ab dem 1. Jänner 1977 werden wir auch hier wieder mehr bezahlen, weil in der Zwischenzeit die Steuerfreiheit für Düngemittel restlos weggefallen ist. Wir können auch feststellen, daß zum Beispiel unsere wichtigsten Grunddünger, wie Superphosphat, on 117 Schilling je Zentner im Jahre 1973 auf 197 Schilling im Jahre 1975 und auf Grund der Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 201 Schilling im Jahre 1976 ansteigen. Ebenso bei Kali: 119 Schilling 1973 und 173 Schilling im Jahre 1976. Innerhalb von drei Jahren können Sie hier eine fast 100%ige Verteuerung eines Betriebsmittels feststellen, da die Landwirtschaft unter allen Umständen einsetzen muß, wenn sie die Erzeugung aufrecht erhalten will. Daß in der Zwischenzeit auch zweimal eine 10%ige Einheitswerterhöhung dazugekommen ist, rundet nun das Bild, daß die im Rahmen dieser kurzen Zeit für die Landwirtschaft eingetretenen Belastungen trotz aller Erhöhungen bei Getreidepreisen und dergleichen nicht ausgeglichen wurden, sodaß die Landwirtschaft hier ein wesentliches Minus zu verzeichnen hat. Daß die Genossenschaften und die landwirtschaftlichen Vermarktungseinrichtungen in dieser Zeit ebenfalls immerwährenden Angriffen ausgesetzt waren, wissen wir. Das sind wir gewohnt, obwohl - ich glaube, auch das muß in der heutigen Zeit, wo so viel von der Arbeitsplatzsicherung gesprochen wurde und wird, auch einmal festgestellt werden - diese Betriebe, die Genossenschaften, die Vermarktungseinrichtungen der Landwirtschaft, doch auch der Arbeitsplatzsicherung dienen, denn im Rahmen unserer Genossenschaften Niederösterreichs sind nicht weniger als 4.330 Menschen beschäftigt. Wenn wir damit rechnen, daß hier zum Großteil Familienväter und dergleichen dabei sind, so sind es sicher rund 15.000 Menschen, die im Rahmen unserer Genossenschaften beschäftigt werden und hier ihre Arbeitsplätze haben. Vor allem muß auch festgestellt werden, daß diese Betriebe – ich glaube, auch das können wir sagen - mit ihrer Funktion einer gleichmäßigen Versorgung unseres Volkes dienen, weil ja gerade zu Stoßzeiten, während der Ernte, die Molkereigenossenschaften, die Winzergenossenschaften, die Brennereigenossenschaften und all das dazu beitragen, die Vermärktung und die Weiterführung zum Konsumenten gleichmäßig durchzuführen. Auch die bäuerliche Sozialversicherung – ich habe hier von einigen Instituten gesprochen, die in dieser Zeit geschaffen wurden, von der wir heute noch zehren - ist ein Kind der ÖVPRegierungszeiten. Von der derzeitigen sozialistischen Regierung wird auch sie immer wieder als schlecht hingestellt, aber in den 6 1/2 Jahren wurde bis gestern nichts an Novellierungen durchgeführt. Wir anerkennen, daß es jetzt nach langen Verhandlungen endlich gelungen ist, auch auf diesem Gebiete eine gewisse Änderung herbeizuführen, und stehen auch nicht an, zuzugeben, daß im Rahmen dieser Verhandlungen sicher gute Dinge erreicht wurden. Wir müssen aber eines sagen: Wenn nicht die Verhandlungen in diesem Sinne geführt worden wären, hätten die Anträge, die uns vorgelegen sind, eine Erhöhung zwischen rund 70 und 73% bedeutet. Die Erhöhung ist aber auf Grund der Verhandlungen - ich glaube, das mag ein gutes Verhandlungsergebnis sein - auf rund 25% zurückgeführt worden. Wir anerkennen hier diese Verhandlungsergebnisse, müssen aber sagen, daß die erwähnten Gesetze doch den Grundstein dazu gelegt haben, auch wenn sie so manche Schwäche hatten. Es war für uns sehr schwer, im Laufe dieser 6 1/2 Jahre immer wieder verlangen zu müssen, daß auch für unsere Ärmsten, für unsere Zuschußrentner, endlich einmal etwas gegeben wird. Wir sind auch nicht glücklich darüber, daß diese Weihnachtsaktion halt verschiedene Schwächen hat, weil eben wesentlich zuwenig Mittel dafür vorhanden sind. Ich möchte aber hier sagen, es hat uns im Frühjahr, oder wie die Erklärung von der Schallaburg gekommen ist, deswegen irgendwie bewegt, weil der Herr Bundeskanzler damals gesagt hat, die Hälfte bezahlt der Bund und die andere Hälfte sollen die Länder bezahlen. Daß die Hälfte der Bund bezahlt, war ja nicht so schlecht, aber es wurden damals überhaupt keine Beträge genannt. Wenn es damals gleich geheißen hätte, der Bund zahlt 15, 20 oder 30 Millionen Schilling, hätten wir sagen können, die Länder zahlen 30 Millionen Schilling dazu, aber die Hälfte von etwas nicht Genanntem war sehr schwer zu ergründen und es dauerte halt dann ziemlich lange, bis wir diese Arbeit durchführen konnten. Hoffen wir, daß diese jetzige Einigung in der Bundesregierung und im Sozialausschuß des Parlamentes dazu beitragen wird, daß in den kommenden Jahren auch diesem jüngsten Kind unserer Sozialpolitik geholfen wird. Ich glaube, wir können auch sagen, weil sich doch in den letzten Jahren hier eine Verbesserung angebahnt hat, wird es auch in Zukunft so sein, daß unsere bäuerlichen Rentner und Pensionisten ein Auskommen in ihren alten Tagen haben, daß aber auch für die jungen Bauern die Möglichkeit geschaffen ist, auf Grund dieser Belastungen, die sie im Rahmen dieser Sozialversicherung übernehmen müssen, auf ihren Höfen dementsprechend weiterwirtschaften zu können. (Beifall bei der ÖVP.) Das, meine sehr geehrten Damen und Herren des Hohen Hauses, ist die Lage der Landwirtschaft am Ende des Jahres 1976. Die Budgetberatungen im Bunde und im Lande, die wir heute haben, sollten von dieser Lage ausgehen. Welche Mittel werden uns nun von Seiten des Bundes und des Landes zur Verfügung stehen, damit die Landwirtschaft in Niederösterreich auch im Jahre 1977 ihre Aufgaben in der Produktion und der Ernährungssicherung erfüllen kann? Die Betrachtung des Bundesbudgets ist eine Enttäuschung für die Landwirtschaft, weil für das Jahr 1977 trotz der Teuerung und der Inflation keine Erhöhung eingebaut ist. Die Förderungsmittel gehen sogar zurück und im Gesamtbudget des Bundes, das vom Jahre 1970 bis zum Jahre 1977 eine Ausweitung von 137% erfahren hat, geht der Anteil des landwirtschaftlichen Budgets von 5 auf 2,7% zurück. Ob man auf Grund dieser klaren Zahlen weiterhin von der Verbesserung der Lage der Landwirtschaft durch die Förderung des Bundes sprechen kann, meine sehr geehrten Damen und Herren, bezweifle ich. Die Förderungsmittel, die der Landwirtschaft im gesamten Bundesgebiet zur Verfügung stehen, liegen im Jahre 1977 sogar um 17Millionen Schilling niedriger als im vergangenen Jahr. Die Zinsenzuschüsse für Kredite sind ebenfalls um fast 60 Millionen Schilling abgesenkt worden. Wie man nun mit weniger Kreditmitteln, mit weniger Förderungsmitteln trotz der Teuerung, die ja in der gesamten Wirtschaft bemerkbar ist, mehr investieren kann im Rahmen der Landwirtschaft, ist und bleibt eine offene Frage an den Herrn Landwirtschaftsminister. Meine sehr geehrten Damen und Herren, in Anbetracht dieser Entwicklung auf Bundesebene haben wir nun im Lande Niederösterreich am 14. Oktober das Landwirtschaftsgesetz für unsere niederösterreichische Landwirtschaft beschlossen. Es soll nicht heißen, daß durch dieses Gesetz der Bund von seiner Verpflichtung gegenüber dem Lande und der Landwirtschaft in Niederösterreich entlastet werden soll. Wir wollen mit dem Landwirtschaftsgesetz aber jenen tiefgreifenden Änderungen der Land- und Forstwirtschaft in Niederösterreich Rechnung tragen, die in den letzten Jahren, hier in unserem Bundesland eingetreten sind. Wir wissen, daß bei unserer Bevölkerung in der Landwirtschaft eine gewisse Überalterung eingetreten ist, wir wissen, daß in manchen Bereichen junge Menschen fehlen, um die Hofübernahme durchzuführen, weil ein gewisses Absinken der Produktionsbereitschaft zu bemerken ist, sodaß sehr oft die Einkommensverhältnisse in der Landwirtschaft und den einzelnen Betrieben immer unbefriedigender werden. Wenn wir die Schülerzahlen in unseren Berufs- und Fachschulen betrachten, müssen wir fast Sorge haben, daß wir für die noch existierenden landwirtschaftlichen Betriebe genug Betriebsführer für die Zukunft bekommen. Wir müssen daher die Entwicklung der Landwirtschaft mit Sorge betrachten. Es geht um die Siedlungsdichte in unserem Lande Niederösterreich und damit auch um die Erhaltung der Kultur- und Erholungslandschaft. Die aufgezeigte besorgniserregende Entwicklung unserer Landwirtschaft hat sicher mit zur Beschlußfassung des Landwirtschaftsgesetzes beigetragen, welches als Voraussetzung dient, um für eine umfassende und zielgerechte Förderung unserer Landwirtschaft zu sorgen. Von einer zielgerechten Förderung erwarten wir uns die Verbesserung der ländlichen Infrastruktur, die Verbesserung der Einkommensverhältnisse der in der Landwirtschaft Beschäftigten, die Verbesserung des Gesundheitszustandes unserer ländlichen Bevölkerung und die Förderung der Absatz- und Vermarktungseinrichtungen. Wir brauchen aber sicher auch noch eine verstärkte Förderung beim Ausbau unseres Güterwegenetzes, beim landwirtschaftlichen Wohnbau und der Verbesserung unserer Agrarstruktur. Es sind dies, meine sehr geehrten Damen und Herren, nur einige Beispiele, über die wir sicher etwas erfahren werden, wenn auf Grund des Landwirtschaftsgesetzes jährlich der Bericht über die niederösterreichische Landwirtschaft diesem Hohen Hause vorgelegt werden muß. Wenn wir uns nun das Budget für die Landwirtschaft für das Jahr 1977 in unserem Lande, insbesondere die Gruppe 7 betrachten, können wir mit Genugtuung feststellen, daß der Anteil der Landwirtschaft am Wachstum des Gesamtbudgets unseres Landes beinahe der prozentmäßigen Steigerung unseres Gesamtbudgets entspricht. Wenn wir in Verfolgung des Förderungszieles auch im Budget für das Jahr 1977 einige Schwerpunkte feststellen wollen, dann ist ein solcher in erster Linie der weitere Ausbau unseres Güterwegenetzes; im Rahmen der jetzigen Debatte wird sicher einer unserer Kollegen über diesen Güterwegenetzausbau sprechen. Weiters die Verstärkung der Wohnbauförderungsmittel für die Landwirtschaft analog jenen Verbesserungen, die auch in den anderen Wohnbauförderungen, der Landeswohnbauförderung und der Bundeswohnbauförderung, im heurigen Jahr bereits beschlossen wurden. Verstärkte Mittel für die Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung und insbesondere für die Verbesserung unserer Agrarstruktur. Das sind wieder nur einige Punkte, die wir hier herausgegriffen haben, wo sich die Landwirtschaft eine verbesserte Förderung, eine verstärkte Unterstützung erwarten kann. Das Arbeitsprogramm für die Agrarstrukturverbesserung für das Jahr 1977 ist wieder sehr umfangreich. Die technische Bearbeitung umfaßt 27.000 Hektar im Stadium zwischen Einleitung und vorläufiger übernahme, davon werden 1 6 Projekte mit Ca. 8.000 Hektar begonnen, 12 Projekte mit 6.800 Hektar weitergeführt und 23 Projekte mit 12.200 Hektar zur vorläufigen Übernahme gebracht werden. 31 Verfahren werden behandelt, wo die Planauflage noch ansteht oder die technischen Erhebungen für das zukünftige Verfahren durchgeführt werden. Die Niederösterreichische Agrarbezirksbehörde beschäftigt sich mit der Erledigung all dieser umfangreichen Aufgaben, die hier durchgeführt werden, und jeder einzelne von uns, der sich mit einer Kommassierung befaßt hat, weiß, wie viele und wie schwere Arbeit unsere Operationsleiter und Techniker oft draußen in den ländlichen Gebieten leisten, um diese Strukturverbesserung durchzuführen. Wir alle wissen ja, daß man in den letzten Jahren - das wurde schon einige Male hier in diesem Hohen Hause erwähnt - die Kommassierungen in immer schwierigeren Gebieten vorantreibt. Wenn wir bedenken, daß auch 1976 wieder 25.000 Hektar in Bearbeitung standen und mit 13.680 betroffenen Parteien verhandelt werden mußte, und daß seit dem Jahre 1946 511 Operate mit 249.000 Hektar und 89.000 Parteien behandelt wurden, glaube ich, daß man auch von dieser Stelle aus den Menschen, die in der Agrarbehörde arbeiten, für diese großen Leistungen und die Erfüllung ihrer Aufgaben den herzlichsten Dank aussprechen soll. (Beifall bei der ÖVP.) In vielen Gebieten unseres Bundeslandes - ich glaube, auch das ist uns keine Neuheit - ist ja durch die Kommassierung erst eine echte Mechanisierung und fortschrittliche Bewirtschaftung der Grundstücke möglich geworden. im Zusammenhang mit den Kommassierungen wird auch den Bodenschutzanlagen ein besonderes Augenmerk zugewendet. Von 1957 bis einschließlich 1976 wurden in Niederösterreich 1.359 Kilometer mit einer Fläche von 1.100 Hektaren errichtet, es sind dies 3.445 Einzelanlagen. Wenn wir die kulturtechnischen Maßnahmen und den Ausbau der gemeinsamen Anlagen mit in das Programm einbauen, wissen wir, welch große finanzielle Leistungen wir hier im Lande verarbeiten müssen, welch große Mittel wir hier notwendig haben. Von seiten der Landwirtschaft wollen wir hoffen, daß mit den vorhandenen Mitteln im Budget auch das Programm 1977 wieder bewältigt werden kann. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe nun versucht, den Standort der niederösterreichischen Landwirtschaft in einigen Umrissen, in einigen Stationen festzustellen, die Budgetmittel des Bundes und des Landes zu analysieren, die im Jahre 1976 im Landtag beschlossenen Gesetze und Anträge, wie das Landwirtschaftsgesetz, die landwirtschaftlichen Schulgesetze und in diesem Zusammenhang auch Besprechungen über das Schulausbauprogramm für unsere landwirtschaftlichen Fach- und Berufsschulen und die Anträge für den Ausbau des ländlichen Wegenetzes und für die Verbesserung der landwirtschaftlichen Wohnbauförderung zu erwähnen. Möge nun dieses zu beschließende Budget dazu beitragen, daß die Landwirtschaft in Niederösterreich in die Lage versetzt wird, ihre Aufgaben auch zu erfüllen, die Ausbildung der Jugend zu garantieren, die Versorgung unserer alten Bauern im Zuge der bäuerlichen Sozialversicherung zu sichern, die Produktionsbereitschaft unserer Landwirtschaft so zu erhalten, daß die Versorgung der gesamten Bevölkerung garantiert werden kann. Und man sollte nicht vergessen, daß die Erhaltung jedes bäuerlichen Betriebes und insbesondere des bergbäuerlichen Betriebes ebenfalls einen Beitrag zur Arbeitsplatzsicherung bedeutet. (Landesrat Bierbaum: Richtig! - Beifall bei der ÖVP.) Ja nicht nur einen Beitrag zur Arbeitsplatzsicherung, sondern auch die weitere Sicherung unseres Fremdenverkehrs. Meine sehr geehrten Damen und Herren dieses Hohen Hauses, die niederösterreichische Landwirtschaft ist weiterhin bereit, mitzuhelfen, daß die Position Niederösterreichs als Industrieland Nummer eins noch verstärkt wird, aber auch dazu beizutragen, daß Niederöterreich das Agrarland Nummer eins bleiben wird im Sinne unseres Leitbildes 80. (Beifall bei der ÖVP.) DRITTER PRÄSIDENT REITER: Zum Worte gelangt der Abg. Blochberger. Abg. BLOCHBERGER: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren des Hohen Hauses! Es wird Ihnen sicher keine Neuigkeit sein, wenn ich heute hier einleitend über ein Problem spreche, das vor einer Woche im Rahmen einer Pressekonferenz, die von der Jungen Österreichischen Volkspartei veranstaltet wurde, im Mittelpunkt der Aussagen gestanden ist. Es ist dies die Förderung der jungen Landwirte durch eine eigene Kreditaktion. Ich darf, um den Antrag, welchen ich anschließend einbringe, zu untermauern, auf die Problematik hinweisen. Es ist Tatsache, daß ganz besonders der junge Landwirt mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Diese finanziellen Schwierigkeiten ergeben sich in erster Linie daraus, daß eben e b Jungübernehmer seinen Betrieb in den meisten Fällen modernisieren muß, seine Wirtschaftsgebäude in vielen Fällen neu errichten oder umgestalten wird und auch die Wohnverhältnisse in der Landwirtschaft, die Wohngebäude, oft nicht den Erfordernissen entsprechen. Alles Dinge, die eine Menge Geld verschlingen. Dazu muß man immer wieder auch bedenken, daß ja der Hofübernehmer berechtigterweise seine weichenden Geschwister ausbezahlen muß. Und aus diesen drei Komponenten ergibt sich dann oft eine finanziell triste Lage, sodaß wir von der jungen Bauernschaft her uns hier echt bemühen wollen, im Rahmen eines Jungübernehmerkredites eine Förderungslücke im landwirtschaftlichen Förderungsbereich zu schließen. Durch diese Aktion soll es jungen Landwirten möglich sein, die Anfangsschwierigkeiten, die sich aus den von mir genannten Gründen ergeben, leichter zu überwinden. Meine sehr verehrten Damen und Herren, gestatten Sie mir, daß ich in diesem Zusammenhang einen Resolutionsantrag einbringe zur Gruppe 7 des Voranschlages des Landes Niederösterreich: ,,Der Jungübernehmer eines landwirtschaftlichen Betriebes steht vielfach vor finanziellen Problemen, die sich durchwegs aus Investitionen und Rationalisierungen ergeben. Im Interesse der Erhaltung der landwirtschaftlichen Unternehmungen wird die Landesregierung ersucht, 1. bei der Bundesregierung und insbesondere beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft zu erwirken, daß Agrarinvestitionskredite auch für die erwähnten Zwecke gewährt werden und 2. 2. durch das Land zu diesen Agrarinvestitionskrediten einen Zuschuß zum Zinsendienst zu gewähren." Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich darf mich nun einem anderen Problemkreis zuwenden. Gestern erst hat die Abg. Tribaumer, hier in sehr eindringlichen Worten davon gesprochen, wie schön und herrlich es ist, sich am Lande zu erholen, am Lande spazierengehen zu können, um hier die Landschaft zu genießen. Wir alle wissen auch, daß das keine Selbstverständlichkeit ist, daß hier ein großes Stück Arbeit der Bauern vorhanden ist,. das von der Gesellschaft bis zum heutigen Tag eigentlich noch nicht im vollen Maß anerkannt wird. Ich darf vielleicht, um hier einen neuen Gesichtspunkt hinzuzufügen, auch darauf hinweisen, daß unser Handelsdefizit, das vergangenes Jahr 34 Milliarden Schilling betragen hat, durch 48Milliarden Schilling aus dem Fremdenverkehr wieder wettgemacht wurde. Meine sehr verehrten Zuhörer, die Zeit, wo man uns in Heimatfilmen ein romantisches Leben der Landwirtschaft vorgegaukelt hat, möchte ich sagen, ist längst vorbei. Wer sich für die Probleme direkt interessiert, kann feststellen, daß es vor allem die Bergbauern sind, die oft in harter und zäher Arbeit gezwungen sind, ihr Auskommen zu finden, daß es die Bergbauern sind, die bisher fast gratis – darauf komme ich heute noch zu sprechen - hier die Landschaftspflege durchgeführt haben und damit für Gesamtösterreich eigentlich den Grundstock dafür gelegt haben, daß wir keine defizitäre Handelsbilanz haben. Sehen Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, das sind eben Leistungen, die man, glaube ich, im Rahmen dieser Budgetdebatte auch einmal gesondert betrachten muß. Gestatten Sie mir, daß ich auch in diesem Zusammenhang einen Resolutionsantrag einbringe zur Gruppe 7 des Voranschlages des Landes Niederösterreich: „Mit der Beschlußfassung des Niederösterreichischen Landwirtschaftsgesetzes hat der Landtag ein wirksames Instrument zur Lösung der Existenz- und Strukturprobleme in der Landwirtschaft geschaffen. Unbeschadet dieses Gesetzesbeschlusses erscheint es erforderlich, das besonders akut gewordene Problem der Bewirtschaftungserschwernisse der Bergbauernbetriebe einer Lösung zuzuführen. Die Landesregierung wird daher aufgefordert, ehestens Maßnahmen zu treffen, die die Förderung solcher Betriebe, so insbesondere durch Gewährung von Ausgleichszulagen, zum Gegenstand haben. Die erforderlichen Erhebungen sind raschest vorzunehmen." Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn man von Bergbauernpolitik spricht, so glaube ich, muß man diese Politik in vier Gesichtspunkte einteilen. In erster Linie handelt es sich im Bergbauerngebiet um die Sicherung des Absatzes, die Sicherung der direkten Einkommen und die Preisgestaltung, in zweiter Linie um die Entlastung von den Kosten der Infrastruktur, drittens um die verstärkte Förderung der betrieblichen Investitionen im Berggebiet und viertens und letzten Endes als ergänzende Maßnahme um die von mir erwähnten Ausgleichszahlungen. Darf ich zu Punkt eins zurückkehren. Wir haben in Niederösterreich 34% Bergbetriebe, in Zahlen ausgedrückt sind es genau 29.123 Betriebe in unserem Bundesland. Wenn man die Einkommensstruktur dieser Bergbetriebe analysiert, kommt man darauf, daß das Haupteinkommen dieser Bergbauern zu 23% aus Rinderverkäufen aus der Rinderproduktion besteht, zu 30% aus der Milchproduktion, zu 10% aus der Schweineproduktion, zu 5% aus sonstigen Einkünften und der Rest stammt aus der Forstwirtschaft. Das ist mit ein Beweis, wie wichtig gerade für die Bergbauern eine echte Preispolitik ist, das ist ein Beweis, daß es vor allem uns Bergbauern nicht gleichgültig ist, was wir für unsere Rinder bekommen, was wir für unsere Milch bekommen. Und was erleben wir auf diesem Sektor? Wir erleben es, daß die derzeitige Bundesregierung uns immer wieder verunsichert, verunsichert nicht nur, wenn es darum geht, ein Marktordnungsgesetz zu beschließen, sondern in der letzten Zeit auch verunsichert, wenn es darum geht, ob der Finanzminister seinen Beitrag für die Milch auf den Tisch legen soll. Der Herr Finanzminister hat die Gelegenheit der Milchpreiserhöhung sofort benützt, um sich auch hier 500 Millionen Schilling zu ersparen und diese 500 Millionen Schilling der Landwirtschaft oder wenn Sie wollen den Konsumenten - ich will diesen Streit hier nicht neu entfachen - echt vorzuenthalten und für andere Zwecke zu verwenden. Sehen wir uns die Einkommenspolitik von einer anderen Seite an. Wir alle hatten die letzten zwei Jahre - vielleicht das letzte Halbjahr nicht mehr so, aber die vergangenen zwei Jahre - doch große Sorgen auch mit dem Rinderexport. Wir mußten oft feststellen, daß mögliche Exporte von der derzeitigen Bundesregierung oft nicht rasch genug genehmigt wurden, ja daß der Herr Landwirtschaftsminister oft auf Gutachten der Arbeiterkammer mehr Rücksicht genommen hat als auf Gutachten der Präsidentenkonferenz, die eben einen Export vorgesehen hätten. Diese Exportgenehmigungen wurden oft zu spät erteilt, man hat hier nicht vorausschauend genug geplant, um die Dinge rechtzeitig zu erkennen. Der Schaden, der durch den Preisniedergang am Rindfleischsektor vor allem für die Bergbauern entstanden ist, war beträchtlich. Wir mußten leider Einkommensverluste, die ins Gigantische gingen, hinnehmen. Einkommensverluste von 5, 6 und 7 Schilling pro Kilogramm waren an der Tagesordnung. Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Problemkreis Nummer zwei, die Entlastung der Infrastruktur. Auch hier muß ich Ihnen als Bergbauer sagen, daß es mich eigentlich befremdet. Ich habe mich in den letzten Jahren wiederholt von diesem Rednerpult aus besonders dafür eingesetzt, daß die Infrastruktur im ländlichen Raum eben auch von seiten des Bundes mehr und besser gefördert wird. Sie erinnern sich doch noch genau, ich habe bezüglich Telefonausbau des öfteren gesprochen, auch zum Wegebau haben wir erst vor zwei Wochen hier einen Antrag behandelt, und was mich so stört daran ist, daß wir von der Bundesregierung auf diese Anträge nicht einmal eine Antwort bekommen haben. Sehen Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist der Wertmaßstab der derzeitigen Bundesregierung; daran können wir genau ersehen, wie wichtig ihr das Problem der Landwirtschaft und im besonderen das der Bergbauern ist. (Beifall bei der ÖVP.) Man könnte es vielleicht auch mit anderen Worten sagen - ich will heute die Diskussion nicht unnötig anheizen -, vielleicht ist es ein Zug von Präpotenz, den man hier feststellen kann, wie man über die Dinge hinweggeht. Man verschweigt die Probleme einfach, man ist aber froh, gesamtwirtschaftlich gesehen, daß die Landwirtschaft die Leistungen erbringt, vor allem wenn ich an den Fremdenverkehr denke. Eine weitere Diskriminierung des ländlichen Raumes und unserer Bergbauernfamilien schlechthin ist auch die freie Schulfahrt. Wir bekommen von sozialistischer Seite immer wieder die große Errungenschaft dieser Aktion serviert. Ja, meine sehr verehrten Damen und Herren der sozialistischen Fraktion, wissen Sie, daß noch tausende Kinder in Niederösterreich zu Fuß zur Schule gehen, trotz Schülerfreifahrt? Wissen Sie, daß es hier einen Erlaß gibt, der von der Landesfinanzdirektion exekutiert wird, welcher die Mindestzahl mit 6 Schülern angibt, wobei die Finanzlandesdirektion nur dann bereit ist, mit einem Frächter einen Vertrag abzuschließen, wenn mindestens 6 Kinder auf dieser Wegstrecke zur Schule gebracht werden? Nun, das ist eben in den Berggebieten nicht möglich. Diese Ärmsten der Armen gehen heute noch zu Fuß, weite Kilometer unwegsamen Geländes, denn es ist oft noch gar nicht möglich, diese Kinder abzuholen, weil noch kein Weg dort hinführt, auf dem ein Pkw, ein Schülerbus hinfahren könnte, um diese Kinder abzuholen. über Wegebauprobleme wird sicher ein Kollege von mir noch eine Aussage tun. Ich glaube dazu, das ist wieder mit ein Beweis, wie es in Österreich steht mit der Gerechtigkeit. Sie sprechen immer von Gleichheit, meine sehr verehrten Damen und Herren der sozialistischen Fraktion. Wo bleibt in dieser Frage die Gleichheit? Können Sie nach wie vor zusehen, wie kleine Kinder kilometerlang diese Strecken zu Fuß gehen, und haben Sie vielleicht die Ausrede parat, es soll halt ein dritter bezahlen oder ein zweiter, es soll das Land bezahlen oder es sollen die Gemeinden bezahlen? Bedenken Sie, es handelt sich hier doch um die ärmsten Gemeinden, um finanzschwache Gemeinden im ländlichen Gebiet. Diese Gemeinden sind ja bereit mitzuzahlen, wenn man ihnen für diese Frage auch über den Finanzausgleich die nötigen Mittel zur Verfügung stellt. Zu Punkt drei meiner Aussage, Investitionsförderung für die Bergbauern schlechthin. Wir haben immer wieder auch in dieser Frage ganz gezielte Vorschläge unterbreitet, wir haben reihenweise der Bundesregierung Vorschläge unterbreitet, zum Beispiel auf Anhebung der Laufkeit bei AIK-Krediten im Berggebiet auf 20 Jahre und auf Herabsetzung auf ein Prozent. Eines dürfte ja jedem, der die ländlichen Gebiete kennt, nicht unbekannt sein, nämlich, daß vor allem im Bergbauerngebiet ein großer Nachholbedarf nicht nur bei der Errichtung von Wirtschaftsgebäuden, sondern vor allem auch bei der Errichtung von Wohngebäuden besteht. Na, wer hat denn die schlechteste Wohnkultur in unserem Land, wer ist es denn, der in vielen Fällen noch nicht einmal ein Bad besitzt, geschweige denn eine Zentralheizung? Wer sind denn diese Familien, die oft mit vielen Kindern - Gott sei Dank noch mit vielen Kindern - ärmlichst untergebracht sind? Verschließen wir doch die Augen nicht vor diesen Dingen, das sind doch unsere Bergbauernfamilien draußen, die eben auf Grund des kargen Einkommens, das ein Bergbauernbetrieb abwirft, nicht in der Lage sind, sich die nötigen Investitionen am Wohnhaussektor zu leisten. Es wäre Vogel Strauß-Politik, hier den Kopf in den Sand zu stecken und vielleicht zu sagen, das sind nicht die unserigen, das sind doch die anderen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich glaube, unter diesem Gesichtspunkt kann man diese Dinge nicht betrachten. Wir alle tragen hier im Niederösterreichischen Landtag Verantwortung für die gesamte Bevölkerung und ich rufe auch Sie von der sozialistischen Partei auf, treten Sie in einen echten Wettbewerb, was die Bergbauernfrage betrifft, helfen Sie, dieses Problem zu lösen, von welchem Papst Johannes in seiner letzten Sozialenzyklika sagt, daß es schlechthin die soziale Frage des 20. Jahrhunderts zu werden scheint. Und somit komme ich zur ergänzenden Maßnahme dieses von mir hier kurz umrissenen Kataloges. Als solche ist gedacht, Ausgleichszahlungen für denjenigen Bergbauernbetrieb durchzuführen, der auf Grund der von mir angeführten Gründe nicht in der Lage ist, das nötige Einkommen zu erwirtschaften. Es ist ja durch die Entwicklung bewiesen, daß es vor 20, 30 Jahren noch keine wesentliche Rolle gespielt hat, ob sich der Landwirt ebener Felder bedienen konnte oder ob er auf einem Bergbauernbetrieb sein Einkommen zustande bringen mußte, denn die Mechanisierung war vor 20 und 30 Jahren bei weitem noch nicht so fortgeschritten wie jetzt. Es mußte im Flachland noch mit der Hand gearbeitet werden und auch im Berggebiet. In der letzten Zeit hat sich hier ein grundlegender Wandel vollzogen. Es fahren heute Mähdrescher, die gigantische Flächen in kurzen Stundeneinheiten ernten können, es gibt Betriebe mit ein, zwei, drei und vier Traktoren. Daneben haben wir den Bergbauern, der noch auf die primitivsten Mittel angewiesen ist, ja der oft noch mit Pferdegespann und wenn Sie wollen auch mit Ochsengespann versucht, seine Felder zu bestellen. Hier ist die Einkommenssituation auf Grund der Möglichkeit der Arbeitskraft eine ganz andere, weil eben eine Arbeitskraft mit händischer Arbeit bei weitem kein so großes Einkommen schafft als wie vielleicht ein Fahrer auf einem großen Mähdrescher. Daher ist es eben notwendig, diesen Bauern, wenn wir sie auf diesen Hängen halten wollen, wenn wir sie zur Pflege der Kulturlandschaft erhalten wollen, echt unter die Arme zu greifen. Sie könnten jetzt sagen, die Bundesregierung hätte hier Gigantisches geleistet; wir hören ja diese Dinge auch immer wieder in Belangsendungen Ihrer Partei, wo es heißt, seit es den Staatssekretär Haiden gegeben hat, ist in der Bergbauernfrage eine entscheidende Verbesserung eingetreten. Ich will Ihnen auch gerne diese Rechnung präsentieren. Ich kann Ihnen mit Zahlen belegen, daß außer dieser Einkommenszahlung, welche 2.500 Schilling pro Jahr beträgt und nur für die Gruppe3 der Bergbauern, die extremen Bergbauern gewährt wird, von der derzeitigen Bundesregierung für die Bergbauern keine Besserstellung, sondern eine Schlechterstellung erfolgt ist, weil die Mittel für die Bergbauern nicht erhöht, sondern wesentlich verringert wurden. In diesem Zusammenhang gilt mein besonderer Dank unserem Landesrat Bierbaum, der im vergangenen Sommer hier mit die Initiative ergriffen hat; ich sage bewußt, mit die Initiative ergriffen hat, weil ja unsere Lösungsvorschläge schon weit zurückliegen. Landesrat Bierbaum hat hier als Ausgleichszahlung für die Gruppe 3 der Bergbauern einen Betrag von 1.000 Schilling pro Hektar, für die Gruppe 2 der Bergbauern einen Betrag von S 500 pro Hektar und für die Gruppe 1 einen Betrag von S 250 pro Hektar gefordert. Sehen Sie, das ist eine echte Bergbauernförderung. Wenn man schon Propaganda macht mit und um die Bergbauern, dann soll man sich einmal echt dazu entschließen, für die Bergbauern nicht nur ein Tabakgeld zu zahlen. Wenn Sie nachrechnen, ist es nicht mehr, denn 2.500 Schilling dividiert durch 365 Tage ergibt 6,50 Schilling pro Tag und auf Grund der letzten Zigarettenpreiserhöhung sind das 8l/2 Smart-Zigaretten pro Tag, die man in Österreich den Bergbauern als Bergbauernförderung zumutet. Meine sehr verehrten Damen und Herren, eine arge Enttäuschung für uns alle war auch das Fehlen eines Berglandentwicklungskonzeptes. Es hat 1975 hoffnungsvoll begonnen, als der damalige Staatssekretär Haiden eben ein Berglandentwicklungsgesetz vorgelegt hat. Außer dieser Vorlage ist bis zum heutigen Tage nichts geschehen. Ich will nun nicht mit diesem Gesetz, das unserer Meinung nach in vielen Passagen unbrauchbar ist, das Bergproblem lösen. Ich will mich mit diesem Gesetz nicht näher befassen, ich möchte nur einen gravierenden Fehler herausgreifen, und das ist, daß man in diesem Gesetz sogar vergessen hat, die Forstwirtschaft mit einzubeziehen; man hat einfach auf die Forstwirtschaft vergessen. Man hat die Forstwirtschaft ausgeklammert, weil man von seiten der Bundesregierung der soziaistischen Partei der Meinung ist, die Forstwirtschaft hätte hier keine Probleme. Gerade die Bergbauern würden sehr notwendig ein solches Gesetz brauchen. Oder wollen Sie haben, daß man mit den Bergbauern weiterhin jedes Jahr Politik macht, daß man mit den Bergbauern, wenn es um die Marktordnung geht, Politik macht, daß man mit den Bergbauern, wenn es um die Sozialpolitik geht, Politik macht, sie in die Tagespolitik hineinzerrt? Wollen Sie die Bergbauern weiterhin täglich zu Bittstellern Ihrer Partei degradieren? Dann brauchen Sie kein Berglandentwicklungskonzept, dann brauchen Sie kein Gesetz beschließen. Aber ich glaube, die österreichischen Bergbauern hätten es sich verdient, auch in dieser Frage einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Ausgleichszahlungen und auf die anderen Förderungssparten zu besitzen und nicht angewiesen zu sein auf die Gunst oder Mißgunst einer Regierung, einer Regierung sozialistischer Prägung. (Beifall bei der ÖVP.) Wenn man sich die Einkommenssituation - das ist der Angelpunkt meiner Aussagen – der Bergbauern ansieht, so kommt man zu einer traurigen Bilanz. Meine sehr verehrten Damen und Herren, das hat sicher mit Polemik nichts zu tun, ich kann diese Zahlen jederzeit auch dem Sozialistischen Landtagsklub präsentieren, die Situation ist grotesk. Noch nie wurde soviel über die Bergbauern geredet, gleichzeitig gibt es erstmals - erstmals bitte seit 1945 reale Einkommensverluste. Ich darf Ihnen hier präsentieren, daß 1972 die Einkommensentwicklung der Bergbauern mit 5,3% plus abgeschlossen werden konnte, daß diese Entwicklung am Einkommenssektor 1973 plus 3,3%, also schon weniger betragen hat, 1974 nur mehr 1,1% und 1975 ein Minus, meine sehr verehrten Zuhörer, von 7,4% zu verzeichnen war. Das heißt, daß das Einkommen der Bergbauern erstmalig seit 1945 minus 7,4% gesunken ist, und das bei einer Inflationsrate von rund 8%. Das ist eine Zumutung für die österreichischen Bergbauern, hier wird es höchste Zeit, daß man von der Regierung her die nötigen Maßnahmen setzt, um auch den Bergbauern das nötige Einkommen zu sichern. (Beifall bei der ÖVP.) Ich habe es immer wieder erlebt, in diesem Hause und werde es auch heute noch erleben - ich will kein Prophet sein – auch wenn einige Kollegen auf der linken Seite bei der Bergbauernproblematik dem Zeitungslesen den Vorrang geben, daß von Ihrer Seite Mitleid kommt, daß Sie sagen, jawohl, den Bergbauern muß geholfen werden. Aber wir haben es immer wieder erlebt, wenn es echt um Mittel geht, ist dieses Mitleid zu Ende. Mitleid haben wir kilogrammweise geerntet, aber es geht jetzt darum, endlich einmal Aktionen zu setzen, bevor es zu spät ist, meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich darf auf den Ausgangspunkt meiner Ausführungen zurückkommen, wo ich Ihnen bewiesen habe, daß die Bergbauernfrage vor allem für den Fremdenverkehr und für die Gesamtwirtschaft eine sehr vorrangige Frage ist. Wenn wir nicht bald hier an die Lösung gehen, dann wird es wahrscheinlich zu spät sein, dann werden wir von Seiten der Allgemeinheit wesentlich mehr Mittel aufwenden, um diese kulturpflegerischen Maßnahmen durchführen zu können, die heute noch von den Bergbauern gratis durchgeführt werden. Ja, und so könnte man den Reigen fortsetzen, den Reigen der fehlenden Unterstützungen für die Landwirtschaft und im besonderen für die Bergbauern. Auch was die Zukunft betrifft, meine sehr verehrten Damen und Herren, bin ich nicht optimistisch, sondern leider pessimistisch, weil nach dem heurigen Budget auf Bundesebene, ich habe mir die Zahlen genau angesehen, auch im kommenden Jahr für die Bergbauernförderung nicht mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden, sondern weniger. Ich kann Ihnen hier zitieren an Hand von Zahlen, daß zum Beispiel für die Hochlagenaufforstung, für die Schutzwaldsanierung, für das kommende Budget um 29,17% weniger Mittel vorgesehen sind, daß für forstliche Maßnahmen 1977 um 5% weniger Mittel vorgesehen sind, daß für Geländekorrekturen um 31,66% weniger Mittel vorgesehen sind und daß vor allem, das ist das Betrübliche, für die Verkehrserschließung des ländlichen Raumes, die nicht nur eine Frage des Bergbauern ist, vom Bund 1977 um 40% - Sie hören richtig - um 40% weniger Mittel zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus wird sich nächstes Jahr auch für die landwirtschaftliche Regionalförderung ein Minus von 10,85% zu Buche schlagen, für die Elektrifizierung sind um 37,8% weniger Mittel für nächstes Jahr vorgesehen und auch für die forstlichen Bringungsmaßnahmen sind um 5% weniger Mittel vorgesehen. Im großen und ganzen ein düsteres Bild. Wir haben von der derzeitigen Bundesregierung außer schönen Worten leider nichts zu erwarten. Vor einigen Tagen war ich sehr überrascht, als ich in der Früh nach Wien fuhr und nach dem Morgenjournal im Radio ein Aufruf der Aktion „Rettet das Kind' mit dem Motto ,,Zünd ein Lichtlein an" durchgekommen ist, Spenden sind erbeten auf das Konto soundso, Weihnachtshilfe für notleidende Bergbauernkinder. Sehen Sie, meine Damen und Herren, und das trotzdem, daß uns der Herr Bundeskanzler versprochen hat, den Armen zu helfen. Ich will heute nicht mehr von den Zuschußrentnern reden, auch hier gibt es bis zum heutigen Tag noch keine konkreten, keine hundertprozentigen Zusagen. Wenn es uns so gut geht auf der Seite der Bergbauern, warum brauchen wir dann solche Sendungen, warum brauchen wir solche Aufrufe? Das signalisiert ja das Problem und sagt eigentlich richtig aus, wo wir uns befinden, wo unser Standpunkt ist. Hier kann ich eben einem Staatssekretär, der jetzt zum Minister avanciert ist, den bitteren Vorwurf nicht ersparen, daß außer Spesen, die für ihn und für sein Büro verbraucht wurden, in der Bergbauernfrage fast nichts geschehen ist. Ich könnte Ihnen klar beweisen, daß unter der ÖVP-Regierung unter dem Namen Regionalförderung beträchtliche Mittel für die Bergbauern verwendet wurden. Wir haben es erlebt, daß wir beim Wegebau allein gelassen wurden, wir haben es erlebt, daß wir auch beim Telefonbau bisher in entscheidenden Dingen allein gelassen werden, daß nicht die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt werden, ja daß man monatelang auf einen Termin beim Herrn Minister warten muß, bis man endlich empfangen wird, um hier seine Wünsche vorzubringen. Wir haben es erlebt, daß der damalige Herr Staatsekretär und jetzige Landwirtschaftsminister auch bei Entscheidungen und Prüfungen, als es darum ging, den EWG-Markt für Österreichs Landwirtschaft zu sichern, versagt hat. Wir haben es erlebt, daß der derzeitige Herr Bundesminister Haiden eben kein Berglandkonzept vorgelegt hat. Wir haben es erlebt, daß er in fast allen diesen Bereichen nicht seinen Mann gestellt hat, daß er vor allem auch in der Zuschußrentnerfrage den Ball den Bundesländern zuspielen wollte und sich hier nicht echt um sein eigenes Ressort gekümmert hat. Ich glaube, er ist damit ein schlechter Anwalt der Landwirtschaft Österreichs und im besonderen der Bergbauern Österreichs, und es ist nicht vermessen, wenn ich heute hier sage, auf Grund der von mir zitierten Minuserträge, auf Grund der von mir zitierten Minusansätze für die Bergbauern auch in diesem kommenden Jahr brauchen wir keinen Minusminister für die Landwirtschaft. Wir fordern daher, daß Herr Minister Haiden endlich daraus seine Konsequenzen zieht. Wenn er nicht will und nicht fähig ist, Landwirtschaftsprobleme zu lösen, dann soll er es in Zukunft einem anderen überlassen. (Beifall bei der ÖVP. - Abg. Kaiser: Jetzt mußt schnell nach Hause fahren, denn in den nächsten Stunden geht die Welt unter! - Abg. Romeder: Glaubst vielleicht, der Haiden tritt schon zurück? Der Kaiser löst dann die Probleme!) DRITTER PRÄSIDENT REITER: Zum Worte gelangt der Abg. Rohrböck. Abg. ROHRBÖCK: Herr Präsident! Hoher Landtag! In der agrarpolitischen Diskussion stellt die Nebenerwerbslandwirtschaft heute einen nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil dar. Die Zahl jener Landwirte, die einem außerlandwirtschaftlichen Beruf nachgehen und die Landwirtschaft im Nebenerwerb weiterführen, steigt ständig. Die Nebenerwerbslandwirte stellen heute keine unbedeutende Minderheit dar, sondern sie werden in immer mehr Bundesländern zur zahlenmäßig stärksten Gruppe. Gab es in Österreich im Jahre 1970 noch 47% Vollerwerbsbetriebe, so kann ihr Anteil gegenwärtig nur mehr auf 41% geschätzt werden. Die Nebenerwerbslandwirte sind daher keine Übergangserscheinung im Sinne Mannshold’scher Vorstellung, sondern stelien ein stabiles Strukturelement in der Landwirtschaft dar, in der der Voll-, Zu- und Nebenerwerbsbetrieb als gleichberechtigte Formen des bäuerlichen Familienbetriebes ihren festen Platz haben. Das Hauptaugenmerk der Agrarpolitik muß daher den Menschen - auch hier stellen wir den Menschen in den Mittelpunkt - in der Landwirtschaft gelten und nicht einer bestimmten Unternehmensform. In Niederösterreich, das hier schon mehrmals als Agrarland Nummer eins, also als agrarisches Kernland Österreichs bezeichnet wurde, können wir heute von den rund 85.000 noch bestehenden landwirtschaftlichen Betrieben etwa 2 0.000 bis 25.000 bei Ausklammerung der normalerweise auch zu den Nebenerwerbsbetrieben zählenden Rentnerbetrieben als echte Nebenerwerbsbetriebe ansehen, die also die Probleme der doppelberuflichen Belastung der Familien in vollem Umfang zu spüren bekommen. Die Beweggründe für die Entwicklung zum Nebenerwerbsbetrieb in den letzten 25 Jahren sind vielschichtig. Der Hauptgrund liegt darin, daß das in der Landwirtschaft zu erzielende Einkommen nicht mehr ausreicht, um der Familie einen entsprechenden Lebensstandard zu bieten. Das ist zum Teil auf die ungünstige Agrarstruktur zurückzuführen, sicher aber auch zum Teil auf die gegenwärtig betriebene Agrarpolitik, die die billigste Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln über eine kosten- und damit einkommensgerechte Preispolitik für Agrarerzeugnisse stellt. Neben diesem zentralen Grund der immer schmäler werdenden Einkommensbasis sind auch der Geldbedarf bei Investitionen freier Arbeitskapazitäten, aber vor allem auch bessere soziale Bedingungen im außerlandwirtschaftlichen Beruf als Beweggründe zu nennen. Hohes Haus! Wir stehen heute der Nebenerwerbslandwirtschaft uneingeschränkt positiv gegenüber, die ja in vielen Bereichen positive Auswirkungen zeigt. Sie bietet für viele Familien eine dauernde Existenzgrundlage, sie erfüllt im Rahmen des agrarischen Strukturwandels eine wichtige Ausgleichsund Sicherungsfunktion, sie trägt in beschränktem Maße zur Marktentlastung bei und ermöglicht im innerlandwirtschaftlichen Bereich eine Arbeitsteilung zwischen Voll- und Nebenerwerbsbetrieb. Sie erfüllt aber auch eine Reihe von gesellschaftspolitischen Zielsetzungen. Nebenerwerbslandwirte und ihre Familien tragen zur Aufrechterhaltung einer genügenden Siedlungsdichte bei und erhalten die Bevölkerungsstruktur im ländlichen Raum; sie leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit dieses Raumes. (Beifall bei der ÖVP.) Schließlich sind sie für die Erhaltung unserer Kultur- und Erholungslandschaft im Interesse der gesamten Bevölkerung nicht mehr wegzudenken. Umso wichtiger ist daher die Kenntnis von den Problemen im Nebenerwerbsbetrieb und im Bereiche der außerlandwirtschaftlichen Situation. Hier ergeben sich mannigfaltige Probleme, die die Existenz der Nebenerwerbslandwirte ernstlich gefährden und beeinträchtigen. Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung des Einkommens. Wir sind nun seit drei Jahren in der Lage, an Hand von Buchführungsergebnissen die Einkommen und Entwicklungen im Nebenerwerbsbetrieb zu kennen. Während das Jahr 1974 bei Nebenerwerbsbetrieben in der gesamten Einkommenssituation zum Teil ein stagnierendes Jahr war bzw. Einkommensrückschläge brachte, konnte erfreulicherweise 1975 ein steigendes Gesamteinkommen verzeichnet werden. Allerdings erreicht das durchschnittliche Gesamteinkommen je Arbeitskraft mit 70.684 Schilling nur 92,7% des Gesamteinkommens in Vollerwerbsbetrieben. Die Aufschlüsselung der Zusammensetzung des Gesamteinkommens der Familien in Höhe von 145.000 Schilling führt zu dem Ergebnis, daß 105.000 Schilling davon als Erwerbseinkommen aus Gehältern, Löhnen, Fremdenverkehr und Nebenbetrieben stammen. Die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr spielen allerdings sicher nur im Alpengebiet eine bedeutende Rolle. In den Flach- und Hügellagen sowie im Waldviertel dominieren die Einkommen aus Gehältern und Löhnen. Leider ist festzustellen, daß von 1974 auf 1975 keine positive Entwicklung stattfand, da diese Einkommen stagnierten bzw. im Waldviertel sogar leicht rückläufig waren. Der Grund ist sicher auch darin zu sehen, daß Nebenerwerbslandwirte in der Regel - es gibt sicher Ausnahmen - nur untergeordnete Berufe bzw. Berufe in relativ unsicheren Branchen mit geringen Wachstumschancen ergreifen müssen, was aber auch auf regionale, sicher ungünstige Situationen zurückzuführen ist. Der Anteil der landwirtschaftlichen Einkommen an den gesamten Einkommen betrug im Schnitt. etwas über 20.000 Schilling je Betrieb, also rund 15% der Gesamteinkommen, obwohl bezogen auf das Jahr 1974 eine beachtliche positive Entwicklung festgestellt werden kann. Der geringe Anteil der landwirtschaftlichen Einkommen ist vor allem auf zwei Ursachen zurückzuführen, nämlich auf die Kleinheit der Betriebe, aber auch - das muß man sagen, wenn man die Dinge kennt - oft auf eine nicht sehr sinnvolle Betriebsführung. Auch im Jahre 1975 war der Aufwand je Hektar landwirtschaftliche Produktionsfläche höher als der erzielte Rohertrag. Daraus ergibt sich, daß in vielen Betrieben das investierte Kapital keine Verzinsung erfährt und darüber hinaus die Entlohnung der eingesetzten Arbeitskraft nur sehr bescheiden ist. Trotzdem sind die Investitionsausgaben in Nebenerwerbsbetrieben unverändert höher als in hauptberuflichen Landwirtschaftsbetrieben und betragen knapp 8.000 Schilling je Hektar gegenüber 5.560 Schilling in Vollerwerbsbetrieben. Dies weist auf zwei Faktoren hin. Einerseits stehen die Landwirtschaft und damit auch die Nebenerwerbslandwirte unter dem steigenden Kostendruck, das bewirkt eine Verteuerung der landwirtschaftlichen Produktion. Andererseits kommt in diesen Ergebnissen auch zum Ausdruck, daß die Nebenerwerbslandwirte ihre Betriebe vielfach nicht richtig organisieren und damit unrentabel bewirtschaften. Es wird häufig nach der Aufnahme eines außerlandwirtschaftlichen Haupterwerbes der landwirtschaftliche Betrieb in der bisherigen vielseitigen Form weitergeführt, was in erster Linie eine Arbeitsbelastung, vor allem der Frau, mit sich bringt. Um der Arbeitsbelastung nun Herr zu werden, wird oft zu sehr teuren maschinellen Investitionen gegriffen, die die Rentabilität der Produktion ernsthaft in Frage stellen. Nun versucht die Niederösterreichische Landwirtschaftskammer in speziellen Beratungsveranstaltungen auf diese Umstände der landwirtschaftlichen Betriebsführungen hinzuweisen und Möglichkeiten zu einer arbeitsextensiven aber dennoch einkommenswirksamen Betriebsführung aufzuzeigen. Hier zeichnen sich auch bereits Teilerfolge ab, jedenfalls wird die Kammer diese Veranstaltungen im Interesse der Nebenerwerbslandwirte fortsetzen. Neben den landwirtschaftlichen Problemen stellen sich für den Nebenerwerbslandwirt aber auch noch eine Reihe anderer. Es geht überhaupt um die Frage von sicheren Arbeitsplätzen im ländlichen Raum in ausreichender Zahl und es geht um die Infrastruktur in diesem Raum. Damit der Nebenerwerbslandwirt mit seiner Familie in Zukunft in diesem Raum weiterhin siedelt, sind gewisse Voraussetzungen notwendig, nämlich erstens die Erschließung mit Wegen, die auch im Winter befahren werden können und zweitens Zweitarbeitsplätze in zumutbarer Entfernung. Nach einer gesamtösterreichischen Umfrage halten etwa 56% der Befragten eine Entfernung von 10 Kilometer vom Betriebsort für zumutbar, 38% waren der Meinung, daß auch 30 Kilometer noch zumutbar wären und nur 3% halten eine Entfernung über 30 Kilometer zum Arbeitsplatz bei täglicher Heimkehr für erträglich. Die dritte Voraussetzung sind Ausbildungsmöglichkeiten für die Kinder und die heranwachsende Jugend und eine sichere ärztliche Versorgung. Vor allem der sichere Arbeitsplatz und die entsprechenden Ausbildungsmöglichkeiten werden für den Nebenerwerbslandwirt die Zentralanliegen der Zukunft werden. Auch auf sozialpolitischem Gebiet sind die Probleme der österreichischen Nebenerwerbslandwirte sehr gravierend. Das wichtigste Problem, das im heurigen Jahr für Nebenerwerbsbauern anstand, nämlich die Neuregelung der Arbeitslosenversicherung, konnte dank der Initiative der Interessenvertretung zu einem teilweise befriedigenden Ergebnis gebracht werden. Bekanntlich wäre die Einheitswertgrenze zur Gewährung einer Arbeitslosenunterstützung bei Nebenerwerbsbauern auf 26.000 Schilling abgesunken, wenn der Entwurf des nunmehr ausgeschiedenen Sozialministers in dieser Form beschlossen worden wäre. Nur den heftigen Protesten der Interessenvertretungen ist es zu verdanken, daß keine Schlechterstellung gegenüber dem bisherigen Zustand erfolgte, daß also im kommenden Jahr Nebenerwerbsbauern, die keinen Betrieb mit mehr als 44.000 Schilling Einheitswert bewirtschaften, im Ernstfalle noch in den Genuß der Arbeitslosenunterstützung gelangen können. Allerdings muß trotz dieses kleinen Teilerfolges die Forderung nach einer Erhöhung des Einheitswertsatzes analog der Erhöhung der Geringfügigkeitsgrenze für Nichtlandwirte aufrecht bleiben. In diesem Zusammenhang erlaube ich mir, einen Resolutionsantrag zu stellen und ich ersuche die Damen und Herren des Hohen Hauses, diesem die Unterstützung nicht zu versagen. Resolutionsantrag des Abg. Rohrböck zur Gruppe 7 des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 1977, Landtagszahl 300. ,,Die Nebenerwerbslandwirte erfüllen nicht zu unterschätzende Aufgaben zur Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft, die auch im Interesse des Umwelt- und Landschaftsschutzes gelegen sind. Damit diese Berufsgruppe ihre im allgemeinen Interesse gelegene Funktion weiterhin auszuüben in der Lage ist, ist es erforderlich, im Falle der Arbeitslosigkeit die Unterstützung finanziell attraktiver zu gestalten. Die Landesregierung wird daher ersucht, bei der Bundesregierung, insbesondere bei den Bundesministerien für Finanzen und für soziale Verwaltung zu erwirken, daß die für die Bemessung der Arbeitslosenunterstützung maßgebliche Einheitswertgrenze auf 77.000 Schilling angehoben wird." Ich darf die Damen und Herren des Hohen Hauses nochmals bitten, diesem Antrag die Unterstützung zu geben. Der Nebenerwerbslandwirt hat aber auch Nachteile in der Pensionsversicherung. Er hat vielfach Beschäftigungszeiten im elterlichen Betrieb oder Zeiten als Selbständiger. Bei der Pensionsberechnung vermindern diese Zeiten durch ihre niedrigen Grundlagen erheblich die Pensionshöhe. Bei Arbeitslosigkeit wird der Nebenerwerbslandwirt wieder als Landwirt versichert, dadurch verringert sich seine Pensionsgrundlage, darüber hinaus fehlen aber diese Zeiten auch seiner Frau bei ihrer Pension. Auch das Fehlen der Möglichkeit einer vorzeitigen Alterspension beeinträchtigt die soziale Situation des Nebenerwerbslandwirtes. Es zeigt sich also, meine Damen und Herren, daß der Nebenerwerbslandwirt gegenüber dem nur ASVG-Versicherten erheblich benachteiligt ist. Die Forderung nach gleicher Behandlung der Nebenerwerbslandwirte im sozialen Bereich ist daher mit Nachdruck zu stellen. Hoher Landtag! Die von der Bundesregierung im heurigen und im kommenden Jahr verfügte Belastungswelle für die österreichische Bevölkerung brachte speziell auch für die Nebenerwerbslandwirte eine Reihe von besonderen Härten. Ich denke hier ganz besonders an die Erhöhung der Treibstoffpreise und das Abgabenänderungsgesetz, durch das eine Erhöhung der Bundeskraftfahrzeugsteuer im beträchtlichen Ausmaß bewirkt wurde. Diese Belastungen treffen die Nebenerwerbsbauern deshalb besonders hart, weil eben nach Erhebungen rund zwei Drittel als Pendler gelten können und vorwiegend mit dem eigenen Kraftfahrzeug zur Arbeitsstätte fahren müssen. Eine Erhöhung des Kraftfahrzeugpauschales wäre daher dringend notwendig. Auf dem Sektor der Umsatzsteuer sind praktisch alle Nebenerwerbsbauern pauschaliert. Für sie tritt mit 1. Jänner 1977 eine Änderung ein und damit wird der Steuerersatz, den der Nebenerwerbsbauer in Rechnung stellen kann, von 6 auf 8% erhöht, um die von ihm beim Kauf von Betriebsmitteln und Investitionsgütern bezahlte Mehrwertsteuer abzudecken. Es muß in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, daß dieser Mehrwertsteuerersatz von 8% längst nicht mehr ausreicht, um die tatsächlich bezahlte Mehrwertsteuer der Landwirte abzudecken, daß diese Regelung also nach wie vor zu Verlusten bei den bäuerlichen Einkommen und selbstverständlich auch bei den nebenbäuerlichen Einkommen führt. Die von mir aufgezeigten Fragen und Probleme betreffen selbstverständlich die Nebenerwerbsbauern in ganz Österreich. Auf Landesebene konnte durch die Novellierung des Niederösterreichischen Grundsatzgesetzes für den niederösterreichischen Nebenerwerbsbauern eine Besserstellung im Grundverkehr erreicht werden. Bisher waren die Nebenerwerbsbauern bei der Möglichkeit, land- und forstwirtschaftliche Grundstücke zu erwerben, den Nichtlandwirten gleichgestellt. Das bedeutete, daß sie praktisch keine Möglichkeit hatten, Grund zu erwerben. Durch die beschlossene Novelle kann der Nebenerwerbslandwirt neben dem Vollerwerbslandwirt nunmehr subsidiär als Interessent Berücksichtigung finden. Diese Berücksichtigung der Nebenerwerbsbauern beim Grunderwerb erscheint aus vielen Gründen richtig und trägt einer langfristig gewachsenen Entwicklung Rechnung. Mit Nachdruck müssen wir uns dagegen verwahren, wenn in den Medien diese tatsächliche Besserstellung sachlich verdreht so hingestellt wird, als ob es eine Benachteiligung für Nebenerwerbslandwirte sei, die dem Gleichheitsgrundsatz vielleicht gar nicht entspricht. Hoher Landtag, abschließend darf ich feststellen, daß der Nebenerwerbslandwirt Teil unserer Gesellschaft ist und auch in Zukunft bleiben wird. Wir müssen uns bemühen, ihn zu unterstützen und ihm bei der Lösung seiner Probleme helfen. Sein Platz in der österreichischen Landwirtschaft ist fest umrissen. Eine Agrarpolitik, die in die Zukunft sieht, muß daher auch dem Nebenerwerbsbetrieb besondere Sorgfalt zuwenden. (Beifall bei der Volkspartei.) DRITTER PRÄSIDENT REITER: Zum Worte gelangt der Abg. Amon. Abg. AMON : Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren des Hohen Hauses! Menschliches Schicksal ist es, davon bin ich überzeugt, wenn einer dieses Haus verläßt, ist er in kurzer Zeit vergessen. Aber diese Debatte in der Gruppe I muß uns heute an einen Kollegen erinnern, der vor einiger Zeit dieses Haus verlassen hat, an Viktor Schneider von dieser Seite. Er war noch der einzige, der zu Problemen der Landwirtschaft und der Wirtschaft gesprochen hat, bei allen anderen ist scheinbar die Wirtschaft und die Landwirtschaft problemlos. (Abg. Zauner: Unsere Zeiten kommen schon!) Ist in Ordnung, wir warten darauf. Ich wollte ihm auf etwas antworten, aber leider, es geht nicht. Es gibt ein Schlagwort in letzter Zeit, es wird viel diskutiert, viel besprochen, besonders bei politischen Auseinandersetzungen vor Wahlen gebraucht, ist heute aber wirtschaftliche Notwendigkeit: Der ländliche Raum. Und ich möchte mich befassen mit der Erschließung des ländlichen Raumes. Welche Bedeutung hat diese Tätigkeit und wie liegen die Dinge in Wirklichkeit? Wem sind diese Aufgaben zugeordnet? In erster Linie einmal unserem politischen Referenten, Herrn Landesrat Bierbaum, und die Hauptaufgabe in diesem Bereich hat die kulturtechnische Abteilung der Niederösterreichischen Agrarbezirksbehörde zu erfüllen. Schauen wir uns einmal diesen Aufgabenbereich an. Die kulturtechnische Abteilung hat als vordringliche Aufgabe die Verkehrserschließung des ländlichen Raumes zu erfüllen, darüber hinaus Umweltschadensbehebungen und Alm- und Weidemeliorationen durchzuführen. Diese Aufgaben gliedern sich schwerpunktmäßig : a) Ausbau von Güterwegen, Verkehrserschließung von Höfen oder Rottenanschluß an das öffentliche Straßennetz; b) Ausbau von Konkurrenzstraßen, Verbindung von Höfen und Rotten miteinander - diesen Straßen kommt bereits überörtliche Bedeutung zu. c) Ausbau von Wirtschaftswegen, Erschließung land- und forstwirtschaftlich genutzter Grundstücke, sodaß auch schwere landwirtschaftliche Maschinen und Geräte jederzeit eingesetzt werden können, Ausbau von gemeinsamen Anlagen (unbedingt notwendige Folgemaßnahmen nach Grundstückszusammenlegungen, sie schließen den Ausbau von Wegen, Brücken und Gräben und Drainagen ein). e) Erhaltung von Güterwegen. Zur Erhaltung stehen öffentliche Förderungsmittel zur Verfügung. Es sind Bestrebungen im Gange, die Erhaltung auf breiter Basis in die Wege zu leiten. f ) Alp- und Weidemelioration, Adaptierungen von Altgebäuden, Ausbau von Weidestellen und Wasserleitungen, Ausbau von Altwegen. g) Behebung von Unwetterschäden an Wegeanlagen und Kulturflächen im ländlichen Raum (Rutschungen, Zerstörungen von Tragschichten, Zerstörungen von Brücken und so weiter, wir haben es ja bei den letzten Katastrophen erlebt). Wann wurde eigentlich mit dem Bau von Güterwegen begonnen? Es wird vielleicht wenig bekannt sein, daß bereits 1928 der erste Güterweg gebaut wurde, und zwar in Hollenstein an der Ybbs auf den Königsberg hinauf. Wer zu den Schiliften am Königsberg fährt, benützt den ersten Güterweg, der überhaupt bei uns errichtet wurde. Der zweite Weg hinauf auf den Königsberg von der Blamau wurde 1939 gebaut, dort durfte ich als Arbeitsmann auf einem einfüßigen Stocker1 Schotter schlagen, daher kenne ich dieses Gebiet gut. Der Güterwegausbau wurde durch die Technisierung und Mechanisierung der Landwirtschaft einerseits und durch die Veränderung der Struktur im ländlichen Bereich sowie durch die zunehmende Bedeutung des Fremdenverkehrs - nicht für die Bevölkerung in diesen aufzuschließenden Räumen allein, sondern für die gesamte Bevölkerung und für die gesamte österreichische Wirtschaft - immer notwendiger. Und jetzt kommt der Punkt, wo der Güterwegbau über seinen Rahmen hinausreicht, also überörtliche Bedeutung zu erhalten beginnt. Wir wollen uns auch ein bißchen die Probleme betrachten. Ein besonderes Problem stellt bei allen Förderungsmaßnahmen die stark abnehmende finanzielle Leistungsfahigkeit der Interessenten dar. Es ist zu befürchten, daß die bisher üblichen Subventionssätze von 40 bis 70% von den gemeinsamen Anlagen bis zu den Bergbauernaufschließungen künftig nicht mehr ausreichen werden, um die Interessentenleistungen für die beantragten Bauvorhaben sicherstellen zu können. Es wäre verlockend, hier mit einem größeren Zahlenmaterial zu operieren, aber ich möchte nur ganz kurz die Leistungen der Niederösterreichischen Agrarbezirksbehörde der letzten 30 Jahre von 1946 bis zum Dezember 1975 die Abrechnung 1976 haben wir ja noch nicht, aufzeigen. Berichtszeitraum 1946 bis 1975, Güterwege. Es wurden ausgebaut 2.440 Kilometer Güterwege - wir haben bereits den 2.500. Kilometer eröffnet, aber das war ja heuer im Sommer -, 345 Brücken, lichte Weiten von 1 m bis 52 m. Ich erinnere, man kann die Brücken, wenn man ins Ybbstal hineinfährt, in Opponitz, St. Georgen, am Reith, sehen, Brücken, die von der Agrarbehörde errichtet wurden. Hiedurch wurden ca. 6.000 Liegenschaften aufgeschlossen. Warum sage ich Liegenschaften? Man spricht immer von 6.000 Bauernhöfen, meine Damen und Herren, die Zeit hat sich verändert. Es sind nicht nur Bauernhöfe, die erschlossen werden, auch Arbeitersiedlungsstätten und Gewerbebetriebe. Ich glaube, es ist jedem langsam klar, daß die Struktur am Lande sich etwas verändert hat. Wie wurden die Mittel aufgebracht? Jetzt haben wir einmal den 30jährigen Durchschnitt: Öffentliche Mittel des Bundes 388 Millionen Schilling, des Landes 235 illionen Schilling, Interessentenbeiträge 406 Millionen Schilling. Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Beträge sprechen Bände. 1973 bis 1975 betrug das Landessonderprogramm 74 Millionen Schilling und 56 Millionen Schilling waren Interessentenbeiträge, zusammen daher 130 Millionen Schilling. Vergleichen wir jetzt die Mittel, die uns im Jahre 1976 zur Verfügung standen, ich glaube, wir haben uns genau gemerkt, 388 Millionen Schilling Bundesmittel, 235 Millionen Schilling Landesmittel, 406 Millionen Schilling Interessentenbeiträge, ohne dem Sonderprogramm. Und wie sieht es nun im Jahre 1976 aus? Verkehrserschließung ländlicher Gebiete, Finanzierung 1976: Bund ordentliches Programm 41,5 Millionen Schilling, Grenzlandprogramm 4,8 Millionen Schilling, Entwicklungsprogramm 1,53 Millionen Schilling, zusätzliche Mittel für das ordentliche Programm 4,6 Millionen Schilling, zusammen 56,3 Millionen Schilling. Und jetzt schauen wir uns die Zuweisung des Landes an, die Hilfestellung des Landes. Ordentliches Programm 27,5 Millionen Schilling, Grenzlandprogramm 4,8, Landessonderprogramm 3 0 Millionen Schilling, Konkurrenzstraßen 15 Millionen Schilling, Erhaltung 5 Millionen Schilling, zusammen 82,3 Millionen Schilling. 82 zu 56Millionen Schilling vom Bund, die für den Güterwegbau zugeteilt sind, aus dem Grünen Plan stammen und als Subventionen oder Beiträge für die Landwirtschaft gewertet werden. Ich glaube, die letzten Zählungen auf unseren Güterwegen haben ergeben, daß im Durchschnitt 30% einheimische Fahrzeuge, das heißt, dort ansässige Bürger, und 70% Erholungssuchende und Urlauber dort fahren. (Landesrat Grünzweig: Wenn kein Fahrverbot ist!) Wie bitte? Nein, nein, Herr Landesrat, die Fahrverbotstafeln gehören bereits der Vergangenheit an. Die haben Sie vielleicht einmal irgendwo gesehen, aber ich glaube, das ist vorbei. (Abg. Romeder: Endlich ein Zwischenruf. Wir warten schon immer!) Meine Damen und Herren, ich habe nur diesen Vergleich gebracht zwischen Bund und Land, und jetzt müßten wir noch etwas ins Kalkül ziehen. Trotz der großen preislichen Veränderungen, die auf diesem Sektor geschehen sind, wurden Leistungen erbracht, meine Damen und Herren, die sich sehen lassen können. Diese Leistungen möchte ich Ihnen ganz besonders auch an Hand einer Tabelle zum Vergleich mit dem Lande vortragen. Wir haben die Unterschiede zwischen Land und Bund in den vergangenen 30 Jahren gehabt und jetzt das Jahr 1976. Ich glaube, es wurde heute schon einmal gesprochen von der unendlichen Preissteigerung auf dem Sektor Straßenbau. Beim Güterwegbau ist die Lage ja nicht anders, wenn man nur vergleicht, wie es im Jahre 1966 ausgesehen hat. Im Jahre 1966 wurden für einen Laufmeter Güterweg 100 Schilling benötigt und heute sind es 209 Schilling. 109% ist die Preissteigerung am Güterwegsektor. Und wie schaut die Zuteilung bundesweit aus? 1969 158,148.000 Schilling, 1976 156,402.000 Schilling, um 2 Millionen Schilling weniger als damals bei einer Preissteigerung von 106%. Ich glaube, meine Damen und Herren, da dürfen Sie sich nicht wundern, wenn die Interessenten draußen, die ja so viel Geld hinlegen, langsam zu murren beginnen. Ich glaube, es ist Ihnen ja bekannt, wie im heurigen Jahr das Budget für die Erschließung des ländlichen Raumes ausschaut. Wie hat es 1976 ausgeschaut? Die Ansatzzahl 6010 600 betrug 150 Millionen Schilling, 603 136,5 Millionen Schilling, zusammen 286 Millionen Schilling. Das können Sie ja im Voranschlag des Bundes selbst ablesen. 1977 142,5 Millionen Schilling, in der Post 603 147,4 Millionen Schilling, zusammen 289 Millionen Schilling. 286 zu 289, nur fehlt etwas. 1976 haben wir im Stabilisierungsteil 110,5 Millionen Schilling gehabt und 1977 haben wir gar nichts, daher um 110Millionen Schilling weniger. Und, liebe Damen und Herren dieses Hohen Hauses, diese 110 Millionen Schilling werden auch wir in Niederösterreich beim Güterwegbau zu spüren bekommen, falls nicht das Land Niederösterreich, so wie auch in der Vergangenheit, wiederum helfend eingreift. Ich habe die Aufgaben der Agrarbezirksbehörde in Punkten hier vorgelegen, einer davon ist der Ausbau von Konkurrenzstraßen. Meine Damen und Herren, gerade auf diesem Sektor Konkurrenzstraßen - ich glaube, der Herr Abg. Leichtfried hat heute die Gemeindewege angezogen müßte das Land einsteigen. Genau auf diesem Sektor könnten Land, Bund und Interessenten - die Interessenten sind ja bereit mitzuhelfen - den ländlichen Gemeinden aus ihren Schwierigkeiten heraushelfen, um auch ihre Wege dem heutigen Stand anzugleichen. Ein ganz, ganz großer Punkt, der uns in Zukunft zu schaffen machen wird, ist die Erhaltung von Güterwegen. Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe gesagt, es ist langsam nicht mehr zumutbar, daß man einem Landwirt draußen, der 60.000 Schilling Einheitswert hat, für die Errichtung seines Weges 250.000 Schilling vorschreibt, obwohl das Land in dem Fall 70, ja manchesmal sogar 80% gibt. Dann ist der Weg fertig und muß erhalten werden. Ich habe schon gesagt, 30% einheimische Fahrzeuge 70% Fremdfahrzeuge, er wäre aber alleine verantwortlich für die Erhaltung. Sehr geehrte Damen und Herren, diese Dinge sind langsam untragbar, daher ist auch vom Referat unseres Landesrates Bierbaum und der Abteilung VIl12 mit der Niederösterreichischen Agrarbehörde vorgesehen, für die Erhaltung der Güterwege in Zukunft Mittel freizukriegen. (Beifall bei der ÖVP.) Ein wesentlicher Punkt in der Erhaltung des ländlichen Raumes, der sehr, sehr wenig besprochen und manchesmal vergessen wird, sind die Alm- und Weidemeliorationen, die Adaptierungen von Wegen im Almengebiet und überhaupt die Erhaltung dieser Landschaft. Sehr geehrte Damen und Herren, ich glaube, es wird mancherorts die Erschließung des ländlichen Raumes und die Erhaltung des ländlichen Raumes noch etwas zu leicht genommen. Ich möchte behaupten, der Wettlauf um den ländlichen Raum hat begonnen und wer hier Sieger bleibt, das werden wir in den nächstenJahren merken. Denn wenn heute draußen ein Landwirt oder ein Arbeitnehmer, der auf seine Arbeitsstätte fahren will, auf einen Weg, auf eine Zufahrt 8 oder 10 Jahre zu warten hat, dann muß er sich überlegen, ob er überhaupt noch in diesem ländlichen Raum verbleibt. Ich glaube, wir sollten nicht so lange warten, bis wir merken, was wir verloren haben, wenn wir diese Dinge verloren haben. Wenn einer, der auf dem Berg gelebt hat, diese Räume verlassen mußte, dann hat er es auf jeden Fall schweren Herzens getan, aber er wird nie mehr zurückkehren. Das muß uns klar sein und daher würde ich sehr, sehr bitten, daß wir alle miteinander gerade in diesen Dingen gemeinsam an einem Strange ziehen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Bund, ein Minister, so ganz ruhig über diese Dinge hinweggeht. Der Herr Landesrat Bierbaum, der Herr Minister Weihs, auch der Kollege Zauner waren mit, als wir im vergangenen Jahr im Raume Waidhofen auf Wunsch des Ministers eine Besichtigungsfahrt unternommen haben, da sind wir zu einem Bauern raufgefahren, wo man im September schon Ketten braucht, wenn es ein bißchen naß ist. Ich glaube, die Zeugen sind hier. (Abg. Zauner: Eingeladen war ich nicht!) Du warst nicht dabei? Na, dann warst Du bei der Eröffnung dabei, einmal habe ich Dich gesehen. Irgendwann mußt Du ja auch einmal in die ländlichen Bereiche fahren. (Beifall bei der ÖVP.) Entschuldige, ich habe geglaubt, Du warst mit. Da haben wir uns diesen Weg angeschaut und nach einem Jahr konnten wir dort den Weg eröffnen. Meine Damen und Herren, was man dort erlebt, welche Freude die Menschen haben, wenn sie endlich einmal eine Zufahrt haben, eine Zufahrt wo sie selbst 200.000 Schilling dazugelegt haben. Ja, mit Tränen in den Augen haben sie Danke gesagt, Herr Kollege, das wirst Du nicht bestreiten können. Aber wodurch wurde der Weg gebaut? Wir erhofften uns durch den Besuch des Ministers eine Hilfe. Nicht einmal eine Antwort auf eine Resolution haben wir bekommen. Wenn nicht diese Abteilung, Herr Landesrat Bierbaum, die Niederösterreichische Agrarbezirksbehörde gewesen wäre, würde dieser Bauernhof heute leerstehen. Das muß uns zu denken geben. (Beifall bei der ÖVP.) Sehr geehrte Damen und Herren, wie stellen wir uns die künftigen Aufgaben vor? Da die Verkehrserschließung ländlicher Gebiete als besonders vordringlich angesehen wird, sollte der künftige Ausbau sorgfältig geplant werden. Dazu hat man in allen Gemeinden Niederösterreichs eine Erhebung durchgeführt im Auftrage der kulturtechnischen Abteilung und mußte feststellen, daß 4.400 Kilometer Güterwege noch nicht ausgebaut sind. 3.500 Kilometer in 30 Jahren, da haben wir also jetzt eine Wartezeit von sechs bis acht Jahren. 4.400 Kilometer haben wir noch, überlegen wir uns, in welcher Zeit wir in demselben Tempo mit dem Ausbau fertig sein könnten. Daher wurde bei den 4.400 Kilometern wiederum eine Unterteilung gemacht und die dringendsten Vorhaben vorgezogen. Die 4.400 Kilometer würden eine Summe von rund 3,7 Milliarden Schilling erfordern, die selbstverständlich nicht vorhanden ist. Als dringliche Ausbaustufe würden wir ca. 2.000 Kilometer ansehen und es ist beabsichtigt, im Rahmen eines neuerlichen Landessonderprogrammes die erforderlichen Mittel zusätzlich aufzubringen, damit diese 2.000 Kilometer in einem Zeitraum von ca. acht Jahren ausgebaut werden könnten. Wir haben darüber in einem der letzten Landtage einen Beschluß gefaßt und werden jetzt sehen, ob der Bund zu diesem Ansinnen wiederum schweigt. Ich glaube, es kann nicht wahr sein, wenn sich das Land Niederösterreich bemüht, diese 2.000 Kilometer vorzuziehen und in einem kürzeren Zeitraum auszubauen, daß die Bundesmittel weiterhin sinken. Das wäre natürlich für uns eine große Katastrophe. Ich möchte ganz kurz noch zum Schluß die-ses Problems der Güterwege der Niederösterreichischen Agrarbezirksbehörde ein herzliches Dankeschön sagen. Die Agrarbezirksbehörde hat nicht nur Güterwege ausgebaut, sondern sie hat die Verbindung von Stadt und Land mit Hilfe des Landes, mit Hilfe des Bundes, aber auch mit Hilfe der Interessenten geschaffen. Sie hat damit die Voraussetzung geschaffen, daß überhaupt der ländliche Raum für alle Erholungsuchenden zugänglich gemacht werden kann. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß durch die Baumaßnahmen der kulturtechnischen Fachabteilung ein wesentlicher Beitrag zur Erhaltung des ländlichen Raumes geleistet wird. Die Errichtung eines gesicherten ländlichen Wegenetzes stellt eine der wichtigsten Besitzfestigungsmaßnahmen dar, bietet den Bewohnern die Möglichkeit, einem Nebenerwerb nachzugehen, schafft die Voraussetzungen für den Urlaub am Bauernhof und leistet gemeinsam mit den Alm- und Weidemeliorationen einen großen Beitrag zur Sicherung des Landschaftscharakters und zur Erhaltung des Erholungsraumes für die städtische Bevölkerung. Im Zusammenhang mit dem Dank an die Niederösterreichische Agrarbezirksbehörde möchte ich den Dank an die Abteilung, an unseren Herrn Landesrat Bierbaum aussprechen, denn das Landessonderprogramm war erstmalig für unser Gebiet ein großes Plus, das heißt ein großes Nachziehen von jahrelang zurückgebliebenen ausgebauten Strecken, die keine Schwarzdecke hatten, die nicht befestigt waren. Sie konnten mit dem Landessonderprogramm vorgezogen werden. Ich freue mich, daß es wieder Landesrat Bierbaum war, der gesagt hat, wir müssen wiederum ein Sonderprogramm erarbeiten, damit wir in einem erträglichen Zeitraum die Erschließung des ländlichen Raumes durchführen können. Meine sehr geehrten Damen und Herren, außer dem Ausbau der ländlichen Wege gibt es noch ein Problem im ländlichen Raum, es wurde bei jeder Budgetdebatte davon gesprochen, und zwar die Erschließung des ländlichen Raumes mit Telefonanschlüssen. Der Ausbau des Fernsprechnetzes ist ein weiterer sehr wichtiger Faktor zur Hebung der Bedeutung des ländlichen Raumes als Erholungsgebiet. Die Frau Kollegin Tribaumer hat gestern von den Schwierigkeiten der Gemeinden im ländlichen Raum bei der Besetzung der freien Ärztestellen gesprochen. Frau Kollegin, die Erschließung des ländlichen Raumes - Ausbau des Wegenetzes, Ausbau des Telefonnetzes - ist eine Grundursache, warum so mancher Arzt nicht aufs Land geht. Ich glaube, das ist uns allen klar, daher schauen wir miteinander, daß wir diese Dinge lösen können. Auf diesem Sektor liegt so manches im argen. Der Akt, der sich bei uns beim Land ansammelt, erreicht schon eine ganz ansehnliche Stärke. In Verhandlungen und Gesprächen zwischen Land, Kammer und Post konnte einiges erreicht werden, es konnten Telefongemeinschaften auf gesetzlicher Basis errichtet werden und es wurde auch reichlich, soweit es die Mittel erlaubten, davon Gebrauch gemacht. Einige Vorhaben konnten verwirklicht werden, aber wie soll es weitergehen? Hier haben wir dasselbe Dilemma wie beim Ausbau der Wege im ländlichen Bereich, bevor das Sonderprogramm da war. Meine Damen und Herren, ca. 250 Telefonanschlußgemeinschaften, gegründete Gemeinschaften, liegen derzeit bei der Niederösterreichischen Landes-Landwirtschaftskammer auf, das sind rund 4.000 angemeldete Anschlußwünsche. Bei einer jährlichen Ausbaukapazität der Post von ca. 20 Projekten kann man sich ja die Wartezeit vorstellen. Woran scheitert der schnellere oder zügigere Ausbau trotz der Vorfinanzierung durch das Land für die Großkabelverlegung mit 165 Millionen Schilling, trotz der Bereitstellung der Mittel für die Beihilfen der Anschlußwerber? Meine Damen und Herren, es ist bekannt, daß dies bei gleichbleibendem Personal und besonders bei reduziertem Personal unmöglich ist. Ich glaube, es ist uns allen bekannt, daß der Minister die Weisung erlassen hat, 10% Personal einsparen. Wir sagen dazu grundsätzlich ja, aber überall sollte es nicht durchgeführt werden, mit weniger Personal in kürzerer Arbeitszeit mehr zu leisten. Sehr geehrte Damen und Herren, das liegt nicht drinnen. Es miißte daher Vorsorge getroffen werden, daß die Post in der Lage ist, ein Mehr an Arbeit zu übernehmen. Aber da hat scheinbar der Minister ein bisserl taube Ohren, obwohl die Post ein kommerziell geführter Betrieb ist; für jeden Anschluß, der gemacht wird, kann er ja wieder kassieren und das Kassieren, ich glaube, das spüren wir alle, wird von Jahr zu Jahr, sogar von Halbjahr zu Halbjahr ein bißchen teurer. Daher müßte man meinen, es könnte mehr gebaut werden, aber scheinbar ist es umgekehrt, das Geld hat halt so viel rutschige Flossen. Ich hätte da einige Wünsche, die man an die Post- und Telegraphenverwaltung herantragen müßte. Erstens müßte man wie beim Güterwegbau, der Erschließung des ländlichen Raumes, auch hier gezielt vorgehen. Der gesamte ländliche Raum sollte endlich wie damals bei der Elektrifizierung für den Telefonausbau planmäßig vorbereitet werden. Ausbaugebiete um die Ämter sind auf Karten einzuzeichnen, dann würde manche Fehlplanung vermieden werden können. Zweitens wären die Projekte für die Vollerschließung dringend zu erarbeiten, wobei dem Amte bekanntzugeben ist, welche Voraussetzungen im Einzelfall' notwendig sind, Errichtung von Wählämtern, Kabellegungen und so weiter. Es könnten Vorarbeiten geschehen. Drittens: Am zweckmäßigsten wäre eine einheitliche Pauschalierung der Teilnehmeranschlußkosten zumindest für den ländlichen Raum. Dadurch könnte viel Verwaltungsarbeit, Ermittlung von Kosten im Wege von Finnenwettbewerben, örtliche FinanzierungsVerhandlungen, Evidenzhaltung der Anschlußsperren und so weiter erspart werden. Viertens: Falls diese Pauschalierung nicht möglich ist, sollten Firmen zur Planung und im verstärkten Maße auch zur Ausführung herangezogen werden. Wir haben heute beim Straßenbau gehört, man sollte mehr die heimische Wirtschaft, die heimischen Firmen heranziehen. Hier wäre Geld vorhanden und es ist nicht gestattet, heimische Firmen heranzuziehen. Sehr geehrte Damen und Herren, da kriegt man manchesmal das Gefühl, irgendwo stimmt etwas nicht. Hinsichtlich der Gebühren hätten wir ja auch einige Wünsche. Alle zu einem Gemeindegebiet gehörenden Teilnehmer sollten miteinander im Ortsverkehr sprechen können. Es wäre ein wesentlicher Kostenfaktor, wenn man nicht über das Gebiet hinaus sprechen müßte. In allen Fällen, in denen von der Postverwaltung keine Teilanschlüsse bewilligt werden können, sollte trotz des ganzen Anschlusses nur die Teilgebühr verrechnet werden. Sie wissen, daß vor zwei Jahren der Kollege Blochberger einen Resolutionsantrag an die Landesregierung zur Weiterleitung an den Bundesminister gestellt hat: a) mehr Mittel, b) die Teilanshlüsse im ländlichen Raum. Ich glaube, es ist uns vollkommen klar, das Telefonieren wird immer teurer, mit Teilanschlüssen könnte man sich einiges ersparen. Genauso wie beim Güterwegbau keine Antwort. (Abg. Blochberger: Typisch!) Vielleicht könnten wir sagen, keine Antwort ist auch eine Antwort, aber bitte, wir möchten es trotzdem noch einmal versuchen, daher möchte ich hier einen Resolutionsantrag vorlegen. Resolutionsantrag des Abg. Amon zur Gruppe7 des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 1977, Landtagszahl 300. „Im Jahre 1974 hat der Abg. Blochberger einen Resolutionsantrag zum Voranschlag des Landes für das Jahr 1975 gestellt. Ich erlaube mir daher, diesen Resolutionsantrag zu wiederholen: Die Landesregierung wird aufgefordert, bei den zuständigen Ministerien dahin zu wirken, daß 1. die Telefonkabelverbindungen und die Telefonwählämter zügiger ausgebaut werden, 2. als weitere Folge davon im ländlichen Raum Bewilligungen für Zweier- und Vierteltele£onanschlüsse ermöglicht werden und 3. finanziell durch den Bund vorgesorgt wird, um die Anschlußkosten auf ein für den Einzelnen erträgliches Ausmaß herabzusetzen." Ich möchte die Damen und Herren dieses Hauses bitten, diesem Antrag zuzustimmen, damit wir alle miteinander nicht den Wettlauf mit der Zukunft um die Erhaltung des ländlichen Raumes verlieren und bei der Erschließung des ländlichen Raumes keine Fehlinvestitionen machen. Wir wollen uns alle miteinander nicht einmal den Vorwurf machen lassen, wir hätten diese Zeit, wo es notwendig war, für den ländlichen Raum zu arbeiten, nur bei kurzen Spaziergängen draußen oder, Herr Kollege, bei Wandertagen verbracht. Wir wollen alle miteinander sagen können, wir haben unsere Pflicht für diesen ländlichen Raum erfüllt. (Beifall bei der ÖVP.) DRITTER PRÄSIDENT REITER: Zum Worte gelangt der Abg. Wedl. Abg. WEDL: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bevor ich mich mit meinem eigentlichen Thema beschäftige, nur ein paar Sätze zu dem, was der Kollege Amon jetzt gesagt hat. Wenn er es mit dem Spruch von Gaitskell hält, in der Politik muß man übertreiben, damit man gehört wird, dann bin ich seiner Meinung. Es hat sich nur, glaube ich, eine Null bei ihm eingeschlichen, als er von 10% gesprochen hat, es ist wirklich nur 1%, aber auf das kommt es bei den vielen Reden, die hier gehalten wurden, überhaupt nicht mehr an. (Abg. Amon: Wo?) Ich möchte aber hier nur noch eine einzige Frage stellen, weil man uns dieses Problem geschildert hat. Der Kollege Amon hat gesagt: „Ich gehe sehr viel durch Niederösterreich, bin schon tausende Kilometer gegangen, ich kenne etwas." Dazu möchte ich nur eines sagen und vor allem eine Frage stellen. Sind erst seit dem Jahre 1970, seit die Sozialisten in dieser Regierung sind, alle die Bergbauern auf die Höfe hinaufgezogen oder waren die schon früher oben und warum hat man sich nicht früher schon etwas einfallen lassen, als man 25 Jahre selbst den Landwirtschaftsminister gestellt hat? Das wollte ich nur jetzt der Ordnung halber sagen. (Abg. Romeder: Die Belastung ist größer geworden seit 1970, seit die Sozialisten in der Regierung sind!) Ich möchte mich nun mit meinem eigentlichen Thema, der Lage des Wein- und Obstbaues in Niederösterreich beschäftigen, denn Niederösterreich ist das größte Weinland sowohl von der Fläche, als auch von der Ernte her. Von der rund 50.000 Hektar großen Weingartenfläche in Österreich liegen allein ca. 30.000 Hektar in Niederösterreich, das damit weit vor dem Burgenland liegt, welches nur ca. 17.000 Hektar aufweist. Interessant ist auch die Feststellung, daß es in jedem unserer Bundesländer Weinbauflächen gibt, wenn es in Salzburg oder in Kärnten auch nur je ca. 6.000 Quadratmeter sind. Es wird Sie vielleicht auch überraschen, meine Damen und Herren, daß es in jedem der Bezirke Niederösterreichs irgendwo ein Stück Land gibt, auf dem Reben wachsen. (Abg. Anzenberger: Auch in Tirol gibt es einen Weingarten!) Das habe ich gesagt, in jedem Bundesland, und ich darf feststellen, daß ich auch Tirol noch zu Österreich zähle. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Die größte Weinbaufläche Niederösterreichs weist der Bezirk Hollabrunn mit 6.900 Hektar auf, gefolgt von Krems mit 6.100 Hektar, Mistelbach mit 4.600 Hektar, Gänserndorf mit 3.000 Hektar, Tulln mit 2.100 Hektar und Baden mit 1.900 Hektar Weinbaufläche. Die kleinsten Flächen weisen die Bezirke Scheibbs und Gmünd mit kaum 2.000 Quadratmetern auf. Von der Anbaufläche von rund 30.000 Hektar sind 25.500 Hektar Weißweinanbaufläche und nur 4.500 Rotweinanbaufläche. Nur im Bezirk Baden halten sich Weiß- und Rotweinfläche ungefähr die Waage, während in den übrigen Bezirken Niederösterreichs zum Großteil nur Weißwein produziert wird. Niederösterreich, das große Weinland an der Donau, ist die Heimat des grünen Veltliners, jenes spritzigen, gern getrunkenen Weines, der auf über 11.000 Hektar wächst und damit den MüllerThurgau und den Welschriesling, den frühroten Veltliner und den Neuburger um Längen schlägt. Bei den Rotweinsorten überwiegt der blaue Portugieser, eine frühreife Sorte, die vor der Zweigeltrebe führt. Neben diesen jedermann bekannten Weinsorten wachsen aber auch Spezialsorten, die außer dem Fachmann weitgehend unbekannt sind. Denn wer weiß schon, daß es einen Weißwein gibt, der Morillon heißt, oder einen braunen Veltliner oder eine Rotweinsorte Wildbacher blau, die im Volksmund besser unter dem Namen Schilcher bekannt ist. Und alle diese Millionen Rebstöcke, ob sie nun Hochkulturen, Mittelhochkulturen oder Pfahlkulturen sind, müssen bearbeitet, betreut und natürlich auch geerntet werden. Aus Gründen der leichteren Bearbeitbarkeit und auch eines größeren Ertrages hat sich immer mehr die Hochkultur durchgesetzt, die jetzt schon 80% ausmacht. Im selben Ausmaß ist der Pfahlbau zurückgegangen und beträgt heute nur mehr an die 5%. So müssen wir ganz besonders die 40.000 Weinhauerbetriebe in Niederösterreich erwähnen, die überwiegend vom Weinbau leben oder diesen als zusätzliche Einnahmsquelle betrachten. Hier gilt es vor allem, den Absatz sicherzustellen. Durch den Ausbau von großen modernen Schankräumen mit Musik, die auch der österreichischen Mentalität nicht angepaßt ist, ist viel von der früheren Heurigenromantik verloren gegangen. In einem Keller oder Garten, oft nur bei klobigen Tischen und Bänken, bei einer Knöpferlharmonika wie früher, kann sicherlich eine echtere Stimmung aufkommen. Dort werden nicht die gebratenen Stelzen oder Hühner bei der Jause gegessen, sondern der Speck, die Blunzen oder die Preßwurst der eigenen Erzeugung. Dort, meine Damen und Herren, dort sorgt sich noch der Hauer persönlich um seine Gäste. Durch die Motorisierung bedingt ist, der Pro-KopfVerbrauch in den letzten Jahren etwas rückläufig geworden, dennoch ist der Konsum von 33,7 Liter im Pro-Kopf-Durchschnitt 1975 noch ganz beachtlich. Wenn wir in einer Mußestunde bei einem Heurigen sitzen, denken wir auch an die mühevolle Arbeit des Winzers. (Abg. Anzenberger: Das glaube ich nicht recht!) Bis der Wein im Glase funkelt und auch Freude spendet, ist es ein langer Weg. Wieviel muß da witterungsmäßig zusammenpassen, wieviel Sonne scheinen, Prognosen schon im Juni zu stellen, wieviel Wein wachsen wird und daß es ein Jahrhundertwein sein wird, sind Spielereien. Erst wenn der Wein im Keller gärt, weiß der Winzer, ob die Menge stimmt und ob es ein guter Jahrgang geworden ist. Denn eine alte Bauernregel sagt, heißer Juli verheißt guten Wein. So können wir jetzt schon sagen, daß der 1976er ein guter Jahrgang geworden ist und daß es heuer die zweithöchste Weinernte überhaupt mit 3 Millionen Hektoliter Wein in Österreich gibt, davon 1,6 Millionen Hektoliter in Niederösterreich, die fast den Höhepunkt des Jahres 1970 erreicht hätte und um 10% über der Ernte des Vorjahres liegt. Plutarch tat den Ausspruch: ,,Der Wein ist unter den Getränken das Nützlichste, unter den Arzneien das Schmackhafteste und unter den Nahrungsmitteln das Angenehmste." Oder dazu passend das alte Sprichwort: „Ein gutes Glase1 Wein, hilft dem Alten aufs .Bein." Denn mit dem Wein ist es genauso wie mit allem im Leben, zuviel ist ungesund. Da wir aber den in unserem Land produzierten Wein nicht absetzen können und ständig fast eine Weinernte bei den Hauern, den Genossenschaften oder Großhändlern lagert, müssen sich die Hauer nach einem Absatz im Ausland umsehen. Am 5. Oktober 1976 hat in Brüssel ein Gespräch zwischen den Weinexperten Österreichs und der Bundesrepublik Deutschland betreffend Prädikatweine stattgefunden. Neben der Behandlung technischer und legistischer Probleme wurde dem österreichischen Qualitätswein Anerkennung ausgesprochen. Die Anerkennung des Prädikatsweines ist für Österreich auch eine Voraussetzung für Zollzugeständnisse. Hiezu dient vor allem die Weinwerbung oder vielleicht richtiger gesagt die Absatzwerbung. Durch diese Werbung soll weder der Österreicher noch der Ausländer systematisch zum Trinker erzogen werden, sondern das Produkt soll vorgestellt und Kaufwünsche sollen erweckt werden, Hier möchte ich wirklich anerkennend sagen, daß die Broschüren und Flugschriften sehr ansprechend gemacht wurden, sowohl jene des Weinwirtschaftsfonds als auch die der Landes-Landwirtschaftskammer. Als ausgezeichnet zu beurteilen sind auch das Weingütesiegel als Qualitätsbezeichnung für Spitzenweine und die Bezeichnung ,,Wein aus Österreich" für ausgezeichnete Tisch- und Tafelweine für festliche Stunden. „Denn der Wein ist die Stimme des Liedes zum freudigen Wunder gesellt und malt sich mit glühenden Strahlen zum ewigen Frühling der Welt" sagt Theodor Körner in einem seiner Gedichte. Wenn vor allem mit dem Namen bekannter Weinbaugebiete und Weinorte durch gewissenlose Großhändler im Ausland eine Schädigung der österreichischen Weinwirtschaft eintritt, so müßte von seiten der öffentlichen Stellen alles getan werden, um dies zu unterbinden. Hier darf es dann nicht geschehen, daß von Deutschland zurückgeschickte Exportweine in Österreich auf den Markt kommen. (Abg. Romeder: Wo hast Du denn das gelesen!) Das ist in allen Zeitungen gestanden. Hier darf es ohne Rücksicht auf die ,,Großen", die die Bemühungen vieler tausender seriöser Produzenten und Händler untergraben, keinen Unterschied geben. Und so wird auch im Landwirtschaftsministerium selbst, vor allem aber, und das ist ja das Gravierende, bei der dortigen Ministerialbürokratie die Einhaltung der Gesetze viel strenger zu erfolgen haben. Immer wieder kommt es zu skandalösen Zuständen und ein einmal beschlagnahmter Wein darf eben nicht mehr in Österreich auf den Markt kommen, wenn er den Vorschriften nicht entspricht. Die Exportmanipulanten, es sind angeblich immer dieselben, dürfen weder auf Grund ihrer Stellung im Bundesgremium der Weinhändler, noch nach ihren guten Beziehungen zu gewissen Beamten im Landwirtschaftsministerium beurteilt werden. Macht man den kleinen Hauern unsagbare Schwierigkeiten und Kosten - ich habe dies im Vorjahr selbst erlebt, als wir zu einer Festlichkeit unserer Schwesternstadt Heimstadt einen Wein mitbringen wollten -, so können diejenigen, die einmal das Geheimnis des Exportes gelüftet haben, relativ unbeanstandet zum Wohle ihres eigenen Profites und zum Schaden der österreichischen Weinwirtschaft ungestraft fuhrwerken. Ich möchte Ihnen hier ein Beispiel des eigenen Erlebens zur Kenntnis bringen. Im Zuge einer Besichtigungsfahrt zum Kompostwerk in Deutschland und Dänemark übernachtete unsere Gruppe von vier Mann, der auch der Landeskammerrat und Landesobmann des Weinbauverbandes Niederösterreich der ÖVP, Vizebürgermeister Stadelmann aus Traiskirchen, angehörte, in einem kleinen Rasthaus in Dänemark nahe der deutschen Grenze. Am Abend wollten wir uns aus dem Weinangebot als Patrioten eine Flasche Gumpoldskirchner, der auf der Getränkekarte aufschien, gönnen. Um den Preis dieser Flasche hätten wir in Niederösterreich eine ganze Kiste bekommen, das ist die eine Seite. Aber dieser ,,Gumpoldskirchner" stellte sich dann als eine dunkelbraune Brühe heraus, die nicht zu genießen war. Und hier darf ich wohl sagen und Sie können es ja jederzeit überprüfen, daß halt für mich der Herr Landeskammerrat Stadelmann Experte ist. Um den Wirt aber nicht zu verärgern, haben wir mit dem Wein die in den Fenstern stehenden Blumen gegossen. Und siehe da, am nächsten Tag beim Frühstück waren diese abgedorrt und eingeschmmpft . Wir haben dann die Produzentenmarke abgetrennt und haben den Weg zurückverfolgt. (Abg. Anzenberger: Das müpt Ihr schon wissen. Mit dem Wein tut man nicht gießen!) Wenn er nicht zum Trinken ist? Und dieser Wein kam aus Deutschland, von einem Großhändler, und er wurde dort auch abgefüllt. Der Name Gumpoldskirchner, meine Damen und Herren, ist nicht geschützt und es kann mit dem Namen dieses berühmten österreichischen Weinortes jederzeit Schindluder getrieben werden. (Abg. Mantler: Eine Sauerei ist so etwas!) Ich möchte Ihnen ein zweites Beispiel, das mir der Kollege Abg. Stangl als sein Erlebnis in Deutschland in einem Großmarkt in Lauf an der Pregnitz erzählt hat, ebenfalls zur Kenntnis bringen. Ein Bekannter von ihm ist dort Marktleiter in diesem Großmarkt. Aus Freude, aß er wieder Besuch bekommen hat, wurde eine Flasche ,,Badner Lumpentürl", Original , ,Badner Lumpentürl" dort geöff- net und getrunken. Das dürfte aber anscheinend die letzte Flasche gewesen sein und er sagte, ich habe aber noch anderen Lumpentürl. Und dann wurde ein Lumpentürl angeboten, mit einer anderen Aufschrift, mit einer färbigen Aufschrift, abgefüllt in Deutschland zu fast demselben Preis wie der Original ,,Badner Lumpentürl", natürlich ebenso wie der von mir vorher angezogene Wein an der Grenze des Ungenießbaren. Auch an Hand dieses Beispiels möchte ich sagen, daß es eben immer wieder Lumpen gibt, die ein Hintertür1 hier finden. Damit werden aber sehr oft die großen Mittel, mit denen die Weinwerbung betrieben wird, ad absurdum geführt. Auch die österreichische Bundesregierung stellt jährlich Beträge zwischen 30 und 40 Millionen Schilling für Werbemaßnahmen zur Verfügung. Davon wurde allein für die Werbung in der BRD 12 Millionen Schilling ausgegeben. Die diversen Veranstaltungen im Ausland, bei denen auch die Weinkönigin unser Land repräsentiert, sind nicht nur fremdenverkehrspolitisch wirksam, sondern fördern sicherlich auch den Absatz österreichischer Weine. Gerade bei den Wahlen einer Weinkönigin oder einer Gebietsweinkönigin sticht im Verhältnis zu anderen Mißwahlen hervor, daß hier nicht nur das Aussehen entscheidet, sondern daß auch praktische und theoretische Kenntnisse verlangt werden. Ich habe im Laufe der Zeit einige Male, sogar mit dem Kollegen Gindl gemeinsam, solche Weinköniginnen kennengelernt und diese haben sich mit viel Charme und Liebreiz ihrer Aufgabe bei den verschiedensten Veranstaltungen, den Weinmessen, den WeinWochen oder sonstigen internationalen Veranstaltungen, entledigt. So sind diese Mädchen unsere Diplomaten, die die Paukenschläge der Männer in zarte Harfenklänge verwandeln sollen. (Heiterkeit. - Beifall von Abg. Dr. Bernau.) Und sie tun es auch und dafür auch unser Dank. Denn ein Jahr Regentschaft dieser Mädchen bedeutet für sie nicht nur reisen und im Mittelpunkt stehen, sondern auch viele Entbehrungen. Ich möchte mich nun einem anderen Kapitel zuwenden, der Weingartenkommassierung. Wenn vielleicht manche in diesem Saale den Namen nicht gerne hören, so glaube ich doch, daß ich die kleine Gemeinde Alberndorf im Pulkautal erwähnen muß, die, unmittelbar am Eisernen Vorhang gelegen, dieses Problem großzügig gelöst hat und heute die vorbildlichste Weinmusteranlage besitzt. Meine Damen und Herren, um einen Preisverfall in fruchtbaren Jahren zu verhindern, ist es notwendig, genügend Lagerraum zu schaffen. Von seiten des Landes Niederösterreich werden diese Bestrebungen ja auch finanziell unterstützt. Eine preisregelnde Funktion kommt hier vor allem den Winzergenossenschaften zu, die heute in Niederösterreich schon eine Lagerkapazität von ca. 370.000 Hektolitern aufweisen. In ganz Niederösterreich beträgt diese Weinlagerkapazität derzeit in Fässern 2,048.000 Hektoliter, in Tanks und Zisternen, die immer mehr in den Vordergrund rücken, 1,060.000 Hektoliter und in Flaschen 351.000 Hektoliter, insgesamt 3,461.000 Hektoliter. Unsere niederösterreichischen Weinhauergenossenschaften sowie die Weinbauvereine suchen ständig den Kontakt mit dem Konsumenten und das ganze Jahr gibt es einschlägige Veranstaltungen, sehr oft verbunden mit Winzerumzügen oder Weinlesefesten. Als fachlich sehr gut hat sich auch erwiesen, daß der Berufstitel Weinbaumeister eingeführt wurde und daß der fachlichen Ausbildung der im Weinbau tätigen Frauen und Männer vor allem während der Wintermonate das größte Augenmerk zugewandt wurde. Gerade in den weniger bekannten Gegenden unseres Landes ist die richtige Vermarktung unseres Weines oft ein Hauptproblem, wenn man die Schandpreise sieht, die man vom Faß weg diesen Hauern bezahlt und mit welchen diese kaum ihre Unkosten decken können. Da liegt auch noch ein offenes Aufklärungsfeld vor uns. Gerade die ältere Generation der Weinhauer kann sich halt nur sehr schwer umstellen. Ein gepflegter Wein, in Flaschen gefüllt und etikettiert, wird immer einen anderen Preis erzielen als jenen, den der Hauer beim Kauf vom Faß weg bekommt, wobei natürlich auch die Kosten für den Hauer geringer sind. Obwohl die Winzergenossenschaften die Abnahme des Lesegutes garantieren, dauert es oft doch einige Zeit, manchmal jahrelang, bis dann die Abrechnung erfolgt. Da dies viele kleine Hauer nicht verkraften, sind sie gezwungen, die Trauben an die Großhändler sofort zu verkaufen, diese machen dann das große Geschäft und für den Hauer bleibt meist nicht viel mehr als nur die Arbeit übrig. Man müßte vielleicht auch durch die Förderung des Ausbaues von Schanklokalen, sanitären Einrichtungen und Kühlpulten den direkten Kontakt zwischen dem Produzenten und dem Konsumenten herstellen. In so einem Lokal in der bekannten Rotweingemeinde Tattendorf habe ich einen Spruch gelesen, der mir sehr gefallen hat und welcher lautet: ,,Im Wasser kannst Du Dein Antlitz sehen, im Wein des anderen Herz erspähen.'' Und so soll sich auch das Sprichwort ,,in vino veritas" sicherlich sehr oft als Wahrspruch erweisen, denn der Wein, sagt Schiller, erfindet nichts, er schwatzt es nur aus. So wollte ich Ihnen als ein in einer Weinbaugemeinde lebender Konsument eben einen reinen Wein einschenken. ,,Denn wer Dich verschmäht, Du edler Wein, ist nicht wert, ein Mensch zu sein" behauptet Joachim Perinet; ohne Sie deshalb zu unmäßigem Trinken zu animieren, denn schon Goethe sagte „nur Mäßigkeit verspricht ein reines Glück". Und dem möchte ich ein paar Worte anknüpfen über den Obstbau in unserem Land. Beim Obstbau steht unser Bundesland schon auf Grund seiner Größe im Vorfeld, wie zum Beispiel bei der Produktion von Äpfeln an dritter Stelle, bei Birnen an zweiter, bei Weichseln an erster. Ebenso ist Niederösterreich führend bei der Produktion von Pfirsichen und vor allem Marillen. Gerade diese beiden Obstsorten sind es, die im Frühjahr zehntausende Menschen zur Baumblüte insbesondere in die Wachau locken. Insgesamt muß aber festgestellt werden, daß im Vergleich der letzten 20 Jahre die Produktion von Obst rückläufig ist, vor allem bei Äpfeln und auch bei Birnen. Gerade bei diesen Obstsorten geht viel verloren, weil es entweder gar nicht geerntet wird und am Boden verfault oder nicht richtig vermarktet wird. Auch hier wird es unumgänglich notwendig sein, zu einem Intensivobstbau zu kommen. Auch die Produktion von Most, vor allem von gutem und jedermann trinkbarem Most muß forciert werden und müssen eine entsprechende Schulung der Produzenten und eine richtige Vermarktung Hand in Hand gehen, sonst wären die Bemühungen von Abt Alexander Kar1 des Stiftes Melk vor fast 100 Jahren umsonst gewesen, der sich besonders der Förderung des Obstbaues in Niederösterreich angenommen und auch den ersten Landesobstbauverein für Niederösterreich gegründet hat. Das Obst und insbesondere die Äpfel haben es ja auch den politischen Parteien angetan. Es werben die Jungsozialisten mit einem roten Apfel unter dem Motto Rot ist gesund, was ich aus voller politischer tfberzeugung nur unterstreichen kann, und so werben die Schwarzen von Wien mit einem Apfel unter dem Motto Sie können uns ruhig beißen, was meine. Freunde im Wiener Gemeinderat ja auch sehr oft und gehörig tun. Der Ausbau der Obstvenvertungsgenossenschaften, Obstbauausstellungen und Aufklärungsaktionen der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer unter dem Motto ,,Mehr Obst - mehr Gesundheit" tragen sicherlich dazu bei, Qualitätsobst auf den Markt zu bringen und den Verbraucher von den teuren ausländischen Obstsorten weg zu den heimischen Erzeugnissen zu bringen. Ein Sprichwort besagt, je weniger Ausbildung jemand hat, desto mehr Einbildung besitzt er. Und wir Österreicher sind eben ein typisches Beispiel dafür, weil wir glauben, daß ausländisches Obst und ausländischer Wein nur weil sie teurer sind, auch besser sein müssen. Das Land Niederösterreich selbst fördert durch verschiedene Maßnahmen sowohl den Obst- als auch den Weinbau und schafft dadurch die Voraussetzungen, daß die Menschen unseres Landes, die sich mit diesen Erwerbssparten befassen, konkurrenz- und lebensfähiger werden. Mögen sich aber alle das Wort von Friedrich von Bodenstedt vor Augen halten „Der ist nicht wert des Weines, der ihn wie Wasser trinkt". Für den Weinbau und für die Weinwerbung sind nämlich gerade die Betrunkenen die schlechteste Werbung, außerdem kosten sie uns sehr viel Geld aus dem Titel der Gesundheit und auch der Asozialität. Daß sowohl hier als auch im Parlament die entsprechenden Gesetze einstimmig beschlossen wurden, soll bezeugen, daß uns die 40.000 Weinbau- und 10.000 Obstbaubetriebe ehrlich am Herzen liegen und daß wir sie in ihrem oft schweren Lebenskampf tatkräftig unterstützen wollen. (Beifall lxi den Sozialisten.) DRITTER PRÄSIDENT REITER: Zum Worte gelangt der Abg. Reischer. Abg. REISCHER: Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nachdem Du, Herr Kollege Wedl, die Frage nach den Bergbauern gestellt hast, darf ich sagen, Bergbauern hat es, seit wir die Geschichte zurückverfolgen können, immer gegeben. Aber es hat auch, solange die ÖVP in diesem Lande die Mehrheit gehabt hat, ich meine auf Bundesebene, eine Bergbauernpolitik gegeben, und zwar eine wirksame Bergbauernpolitik, die unter Minister Kraus, Minister Hartmann und Minister Schleinzer ihren Anfang genommen hat, eine Bergbauernpolitik, die - das möchte ich doch sagen - ehrlicher war als jene, die heute betrieben wird. Ehrlicher deshalb, weil man damals nicht Mittel aus dem Grünen Plan genommen, sie umgeschichtet und dann ein Bergbauernsonderprogramm daraus gemacht hat. Solche Umschichtungen gibt es heute, wenn ich schon dabei bin, auch in der Preispolitik. Mein Kollege Anzenberger hat heute darauf hingewiesen, daß die Milchpreisstützung um 500 Millionen Schilling herabgesetzt wird, auf der anderen Seite brüsten Sie sich immer, daß es die SPÖ-Regierung ist, die für die Rinderexporte über 400 Millionen Schilling zur Verfügung stellt. Also weggenommen bei der Milchpreisstützung und für den Viehexport gegeben. Ich stehe aber auf dem Standpunkt, es müßte ja gar nicht notwendig sein, die Viehexporte zu unterstützen, wenn man es nicht seinerzeit bei den Verhandlungen mit der Europäischen Gemeinschaft versäumt hätte, die Landwirtschaft in den Vertrag mit der Wirtschaftsgemeinschaft einzubinden. Wir erleben es heute, daß die Einfuhren aus dem Markt der Europäischen Gemeinschaft ständig steigen, während die Exporte in unsere traditionellen Exportländer, zum Beispiel Italien und Deutschland, bei Vieh, besonders bei Schlachtvieh, ständig im Sinken begriffen sind. 1970 waren die Ein- und Ausfuhren in die Europäische Gemeinschaft noch einigermaßen ausgeglichen, aber 1972 sehen wir bereits einen ffberhang von 522 Millionen Schilling bei den Importen aus der EWG, 1975 sind es - achten Sie bitte darauf - 3,265 Milliarden Schilling und im ersten Halbjahr 1976 besteht ein Überhang bei den Importen aus der Europäischen Gemeinschaft von 2,2 Milliarden Schilling. In Zahlen ausgedrückt, meine sehr verehrten Damen und Herren, heißt das, daß wir im Jahre 1972 86.116 Stück Schlachtrinder in die EG-Staaten exportiert haben, daß wir 1975 - jetzt achten Sie wieder besonders auf die Zahl - nur mehr 16.799 Stück Schlachtrinder exportiert haben und im ersten Halbjahr 1976 waren es 12.661 Stück. Und wir müssen auch beim Zuchtvieh andere Märkte suchen, Lybien, Staaten im vorderen Orient und wie gesagt in Nordafrika, wo wir Zuchtvieh unterbringen können, allerdings schon allein durch die Transportkosten bedingt nicht zu den Preisen, zu denen wir an unsere Nachbarstaaten liefern würden. Das ist das Ergebnis einer Politik, die darauf abgezielt hat, die Landwirtschaft vom EG-Vertrag auszuschließen und sie auf einen billigen Agrarnotenwechsel zu verweisen. Auch in der Weinwirtschaft, lieber Freund, nützen die ganzen schönen Schilderungen vom Heurigen nichts. In der Weinwirtschaft ist die Situation ähnlich, die Importe aus den EG-Staaten wachsen ins Unermeßliche und bedrohen die Existenz unserer Weinhauer. Wenn Du, Herr Kollege Wedl, jetzt Mißstände aufgezeigt hast, die in Verbindung mit den Weinexporten vorkommen, dann möchte ich nur sagen, in Österreich gibt es ja Gesetze und es ist Aufgabe der Behörden, hier durchzugreifen. Aber was Du hier über das Obst gesagt hast, daß die Genossenschaften in Österreich und besonders in Niederösterreich in bezug auf die Erzeugung, die Qualität und den Absatz des Obstes Hervorragendes leisten, darf ich auch für die Weinwirtschaft unterstreichen. Auch hier erfüllen die Winzergenossenschaften sehr wohl ihre Aufgabe, sie garantieren nicht nur entsprechende Preise für die Weinhauer, die nicht die Möglichkeit haben, ihr Produkt im Direktabsatz über den Heurigen zu vermarkten, sondern bringen auch für jenen Hauer, der weiter weg von den Verbrauchszentren sitzt, die entsprechenden Preise, aber auch einen entsprechenden Absatz. Und nun, Hohes Haus, erlaube ich mir, ganz kurz auf einige Probleme der Forstwirtschaft hinzuweisen. Die Bedeutung der Forstwirtschaft als Wirtschaftsfaktor ist immer noch recht wenig bekannt und ich möchte doch erinnern, daß Holz eines der ersten Produkte war, die Österreich nach dem Jahre 1945, nach der Stunde Null, exportieren konnte. Bis heute hat der Export von Schnittholz und von behauenem Holz und Holzprodukte eine beachtliche Höhe erreicht und ist für Österreichs Wirtschaft von größter Bedeutung, wenn ich Ihnen sage, daß die Holzexporte im Jahre 1975 immerhin einen Betrag von 5,321 Milliarden Schilling ausmachen. Aber nicht nur die wirtschaftliche Bedeutung der Forstwirtschaft möchte ich hier anführen, sondern auch die Sozialfunktionen des Waldes sind von immer größerer Bedeutung für die Menschen in unserem Lande. Denken Sie an die Bedeutung des Waldes als Wasserspeicher, als Sauerstoffproduzent, denken Sie an die Wohlfahrtsfunktionen des Waldes, an die ungeheuren Erholungswerte unseres Waldes und Sie werden mir recht geben, daß man auch der Forstwirtschaft in Zukunft nicht nur in Worten, sondern auch in Taten unter die Arme greifen müßte. Sicherlich - das möchte ich hier unterstreichen - hat das Forstgesetz 1976, das im Hohen Haus am Ring verabschiedet wurde, der Entwicklung in vielen Bereichen Rechnung getragen. Ich darf aber doch sagen, daß die Öffnung des Waldes gewisse Gefahren für die Forstwirtschaft, für den Wald selbst mit sich bringt. Durch die Durchwanderung der Wälder wird besonders die Waldbrandgefahr akut. Ich möchte daran erinnern, daß anläßlich der Verhandlungen zur Beschlußf assung des Forstgesetzes immer von einer 50%igen Beteiligung des Bundes an der Waldbrandversicherung die Rede war. Im Juni des laufenden Jahres wurde dann ein Entwurf ausgesendet und siehe da, es war nicht von 50°/0, sondern von 25% die Rede, derselbe Satz wie bei der Hagelversicherung. Ich möchte aber darauf hinweisen, daß hier die Verhältnisse doch etwas schwieriger gelagert sind und das Risiko für den Waldbesitzer noch viel größer ist, weil eben aus dem Rechtsanspruch des Betretens des Waldes auch erhöhte Risken in Richtung der Waldbrandgefahr zu erwarten sind und auch erwartet werden. Ich darf hier vergleichen, daß andere Länder in Europa diesen Tatsachen Rechnung getragen haben und daß in der Bundesrepublik Deutschland durch die Landesforstgesetze Prämienzuschüsse von 50% normiert sind und daß darüber hinaus für sonstige Schäden am Bestand oder am Bewirtschaftungsinventar Vergütungen in der Höhe zwischen 50 und 70% gegeben werden. Letzteres ist in Österreich ohnedies weder im Gesetz vorgesehen noch sonst verlangt worden. Ich möchte deshalb doch sagen, daß diese versprochenen 50% vom Gesetzgeber eingehalten werden müßten, und ich darf auch sagen, was dies der öffentlichen Hand kosten würde. Der Erholungsgebrauch des Waldes würde für ganz üsterreich einen Aufwand von 10 bis 12 Millionen Schilling erfordern; der Prämienzuschuß, nur auf den bäuerlichen Waldbesitzer bezogen, würde mit 3 bis 4 Millionen Schilling hier eine volle Versicherung bei ausreichendem Prämienvolumen bringen. Aus diesem Grunde erlaube ich mir, dem Hohen Haus einen Resolutionsantrag vorzulegen. Resolutionsantrag des Abg. Reischer zur Gruppe7 des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 1977, Landtagszahl 300: ,,Gemäß § 1 der Verordnung des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft vom 23. September 1976 über den Bundeszuschuß zur Waldbrandversicherung, Bundesgesetzblatt Nr. 590, beträgt die Höhe der aus Förderungsmitteln des Bundes zu gewährenden Bundeszuschüsse 25 vom Hundert der Waldbrandversicherungsprämie. Allfällige sonstige Zuschüsse haben hiebei unberücksichtigt zu bleiben. (Zweiter Präsident Binder übernimmt den Vorsitz.) Die rechtspolitische Zielsetzung für diese Förderungsmaßnahme ist darin gelegen, daß im Zusammenhang mit der Regelung betreffend die sogenannte Waldöffnung für den Waldeigentümer ein erhöhtes Waldbrandrisiko zu erwarten sein wird, das diesem im Wege eines Prämienzuschusses zur Waldbrandversicherung teilweise abgenommen werden soll. Die Höhe dieses Bundeszuschusses vermag jedoch der rechtspolitischen Zielsetzung nicht gerecht zu werden. Die Landesregierung wird daher ersucht, beim Herrn Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft dahin zu wirken, daß der im § 1 der zitierten Verordnung vorgesehene Hundertsatz auf 50 v. H. angehoben wird." Ein weiteres Problem in bezug auf die AufSchließung unserer Wälder ist der Wegebau, ohne den eine rationelle Bewirtschaftung der Wälder heute einfach nicht mehr möglich wäre. Ich darf hier ganz kurz erwähnen, daß im Jahre 1973 von der Niederösterreichischen Landesforstdirektion 97 Kilometer ganzjährig befahrene Forststraßen mit einer Baukostensumme von 12,7 Millionen Schilling errichtet wurden, daß im Jahre 1974 123 Kilometer mit einer Baukostensumme von 17,8 Millionen Schilling errichtet wurden, daß 1975 95 Kilometer mit einer Baukostensumme von 17,5 Millionen Schilling errichtet wurden und daß 1976 schließlich 95 Kilometer Forststraßen mit einer Baukostensumme von Ca. 17 Millionen Schilling von der Niederösterreichischen Landesforstdirektion alleifi gebaut wurden. Zusätzlich wurden im Bundesland Niederösterreich 1976 zur Erschließung von Windwurfgebieten Forststraßen projektiert bzw. gebaut. Es waren dies 41 Projekte mit 51,5 Kilometer Länge, die Baukosten betragen 11,5 Millionen Schilling, Bundes- und Landesbeihilfen machen insgesamt 4,6 Millionen Schilling aus. Die Niederösterreichische Landes-Landwirtschaftskammer baut 26 Projekte mit einer Länge von 32,5 Kilometern, wobei die Baukosten 7,3 Millionen Schilling und die Zuschüsse 2,9 Millionen Schilling betragen. In Summa macht das also 67 zusätzliche Projekte mit einer Länge von 84 Kilometern und einer Baukostensumme von 18,8 Millionen Schilling bzw. von Bundes- und Landesbeihilfen in der Höhe von 7,5 Millionen Schilling aus. Wenn Sie nun die Eigenleistungen der Waldbesitzer hernehmen, so betragen diese bei den genannten Projekten 11,3 Millionen Schilling. Ich möchte auch unterstreichen, daß die Eigenleistungen der Waldbesitzer zu diesen Aufbringungswesen 60% betragen und daß die Höhe der Förderungsmittel 40% beträgt, daß also die Waldbesitzer erhebliche Leistungen für die Aufschließung ihrer Wälder leisten. Es darf hier - das läßt sich aus diesen Zahlen ableiten - ruhig gesagt werden, daß die Forstwirtschaft zumindestens im gleichen Ausmaß wie die Landwirtschaft ein Transportgewerbe wider Willen ist und daß diese Transporte einen bedeutenden Kostenfaktor für die Landwirtschaft darstellen. Denn es geht ja nicht nur um den Transport des Holzes, also des Erntegutes, zur festen Autostraße, zum festen Forstweg, sondern es geht auch darum, daß der Transport von Pflanzen, von Arbeitskräften zum Aussetzen der Forstpflanzen und vor allen Dingen zur Pflege des heranwachsenden Waldes mit modernen Maschinen und Geräten möglich ist. Hier wurde von der Präsidentenkonferenz und auch den Abgeordneten der Volkspartei immer wieder darauf hingewiesen, daß es notwendig wäre, die forstwirtschaftlich genutzten Flächen in die Mineralölsteuerrückvergütung einzubeziehen. Dabei müßte allerdings auch der Begriff der forstwirtschaftlichen Nutzung eine sehr weite Fassung bekommen, die auch eingeforstete Liegenschaften, Anteilsrechte an Agrargemeinschaften und Teilwälder einschließt. Es wurde in diesem Zusammenhang auch verlangt, daß die Almflächen, die Hutweiden und die Bergwälder ebenfalls als reduzierte landwirtschaftliche Fläche in die Treibstoffrückvergütung einbezogen werden. Ich erlaube mir also, aus diesem Grunde ebenfalls einen Resolutionsantrag zu stellen. Resolutionsantrag des Abg. Reischer zur Gruppe 7 des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 1977, Landtagszahl 300: ,,Nach Q 7 des Bundesmineralölsteuergesetzes, Bundesgesetzblatt Nr. 67/1966, in der Fassung des Bundesgesetzes Bundesgesetzblatt Nr. 624/1976, wird für Mineralöl, das in landwirtchaftlichen Betrieben zum Antrieb bestimmter Maschinen dient, für den begünstigten Treibstoffverbrauch eine Bundesmineralölsteuervergütung gewährt. Trotz wiederholt begründetem Verlangen der Forstwirtschaft ist es bis nun nicht dazu gekommen, eine gleichartige Begünstigung für den Bereich der Forstwirtschaft zu erlangen. Die Landesregierung wird daher ersucht, bei der Bundesregierung dahin zu wirken, daß durch geeignete gesetzgeberische Maßnahmen bewirkt wird, daß im Bundesmineralölsteuergesetz neben den landwirtschaftlichen Betrieben auch jene der Forstwirtschaft in die Begünstigung einbezogen werden, wobei der Begriff der forstwirtschaftlichen Nutzung sehr weit zu fassen wäre." Hohes Haus! Beide Anträge dienen nicht nur der Forstwirtschaft, sondern durch deren wirtschaftliche Stärkung ist auch der Allgemeinheit gedient. Denn nur eine wirtschaftlich starke Forstwirtschaft ist auch in der Lage, den Wald so zu bewirtschaften, daß er nach wie vor nicht nur seine wirtschaftliche Funktion, sondern auch seine Sozialfunktion erfüllen kann. Aus diesem Grunde hoffe ich, Hohes Haus und meine sehr geehrten Damen und Herren, daß Sie meinen beiden Anträgen Ihre Zustimmung geben. (Beifall bei der ÖVP.) ZWEITER PRÄSIDENT BINDER: Als nächster Redner ist der Abg. Stangl zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Abg. STANGL: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Wenn vor allem anläßlich des Budgets das Kapitel 7 und damit der Bereich der Landwirtschaft im Hohen Haus behandelt wird, dann geschieht das seit dem Jahre 1970 meist mit Vorwürfen gegen den Bund. Wir alle, die wir uns mit diesen Fragen beschäftigen, wissen, daß die Lösung des Problemes Landwirtschaft eigentlich eines der schwierigsten Probleme ist, vor denen wir stehen. Aber nicht erst, meine sehr geehrten Damen und Herren, seit dem Jahre 1970. (Abg. Blochberger: Hat niemand behauptet!) Aber wir wissen auch, daß es keine österreichische Erscheinung allein ist, sondern daß das landwirtschaftliche Problem in ganz Europa, ja sogar darüber hinaus zu lösen ist. (Abg. Blochberger: Siehe Schweiz und Deutschland!) Na, Herr Kollege, ich werde noch darauf zu sprechen kommen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bin eigentlich etwas unglücklich. Warum? Wie man fast daran hängt, nur von einzelnen Kapiteln zu reden, obwohl wir wissen, daß die Landwirtschaft und die Forstwirtschaft nicht nur in sich integriert sind und sehr zusammenhängende Erscheinungen haben, sondern ich behaupte, daß sie überhaupt zur gesamten Volkswirtschaft und zur Erhöhung des BruttoNationalproduktes genauso beitragen wie jede andere Wirtschaftssparte. Es gibt in der Landwirtschaft - ich glaube, das ist auch in unseren Reihen unbestritten – verschiedene Maßnahmen und ich werde dann noch bei den betrieblichen Einkommen etwas genauer darauf zu sprechen kommen, Teile, die heute offen gesagt noch nicht Anteil haben an den verschiedenen Fortschritten in unserer Republik. Da gebe ich Ihnen recht. Aber nur eines, meine sehr verehrten Damen und Herren: Bei sehr objektiver Betrachtung gerade der Probleme, die anstehen, glaube ich - ich habe mich heute sehr bemüht, die Kolleginnen und Kollegen, diemich kennen, wissen, daß ich hie und da keinen Auftrag hatte, vielleicht habe ich sogar gebeten, daß man sich so bemüht - (Abg. Amon: Einen Auftrag hast Du gehabt!) daß man gerade, wenn Probleme schwierig zu lösen sind, diese sehr objektiv und vielleicht ohne Emotionen leichter löst als emotionsgeladen. (Abg.Amon: Wer hat denn emotionsgeladen gesprochen?) Ich muß ganz ehrlich gestehen, daß mir zwar einige Dinge aus den Ausführungen meiner Vorredner von seiten der Österreichischen Volkspartei auch sehr objektiv vorgekommen sind. Schauen Sie, man soll nicht mit zweierlei Maß messen. Ich habe hier schon einmal versucht, Dinge aufzuzeigen, die eben von 1966 bis 1970 passiert sind. Herr Kollege Anzenberger, nicht böse sein, wenn Sie das Beispiel gebracht haben, der Milchpreis für den Konsumenten wird sich um 1,20Schilling erhöhen und der Produzent wird 20 Groschen Milchpreiserhöhung erhalten. (Abg. Blochberger: Eine alte Walze!) Ja, Herr Kollege Anzenberger, ich erinnere mich noch, weil ich ja auch schon in dieser Zeit dem Hohen Haus angehört habe, wie man damals ungefähr dieselbe Erhöhung ... (Abg. Anzenberger: Das war 1 Schilling. Heute ist es 1,20 Schilling!) Bitte, lassen Sie mich ausreden, Sie haben mir ja auch gesagt, ich habe die Möglichkeit, da herauszugehen und meine Argumentation vorzubringen. (Abg. Blochberger: Das ist eine alte Walze!) Ich denke daran, daß der Milchpreis für den Produzenten im Jahre 1966 2,27 Schilling betragen hat, daß sich bis zu dem Jahr 1969 der Milchpreis für den Konsumenten von 3 Schilling auf 4,20Schilling erhöht hat, und ziehe jetzt den Vergleich, den Sie gebracht haben, daß der Produzentenpreis nicht gestiegen ist, im Gegenteil, der Produzentenpreis ist von diesen 2,27 Schilling auf 2,17 Schilling im Jahre 1968 sogar auf 2,13 Schilling herabgesetzt worden. (Abg. Romeder: Den Krisengroschen haben wir sogar erhöht. Nicht zweierlei Maß! Vergleichen wir Gleiches mit Gleichem! - Beifall bei der SPÖ.) Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich erinnere mich an Ihre damalige Argumentation, Sie haben damals festgestellt, wie notwendig das wäre und daß niemand anderer Schuld ist an der Milchpreiserhöhung, als die Gehälter und Löhne der Bediensteten in den Molkereien und in den verschiedenen Verarbeitungsbetrieben. (Abg. Romeder: Und die Gestehungskostenentwicklung haben wir auch noch! Kalkulation! Unerhört!) Etwas zweites: Ich stehe nicht an, zu sagen, daß auch vom Jahre 1945 bis zum Jahre 1970 hinsichtlich der Landwirtschaft auf Bundesebene einiges geschehen ist. Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn wirklich das eingetreten wäre - ich sage das ganz offen, was hier gelobt wird, daß diese Bergbauernförderung unter den Ministern Kraus, Hartmann und Schleinzer so überragend war und die heutige nichts ist -, dann müßte ich doch annehmen, daß es heute kein Bergbauernproblem gäbe, wenn so gute Förderungen gewesen wären. (Beifall bei der SPÖ.) Ich würde außerdem bitten - ich habe das schon im Ausschuß gehört und ich glaube der Kollege Blochberger hat das anläßlich eines Antrages in einer der letzten Landtagssitzungen gebracht, daß man beim Güterwegebau diese 30 Jahre von 1946 bis 1976 nicht als Vergleichszahl nimmt. Wir alle wissen, was im Jahre 1946 auf dem Gütenvegebau geschehen konnte. Die Zeit des reellen Güterwegebaues setzte doch erst später ein. Und ich glaube, gerade der Güterwegebau, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist ein Problem, das innig zusammenhängt auch mit der Lage der Bergbauern. Man muß Mittel und Wege finden, ich glaube nur, daß sie nicht dadurch zu finden sind, daß man eine Hau-in-den-Tisch-Verhandlungsbasis schafft, sondern daß man - das haben gerade die letzten Tage bewiesen – mit sachlicher Verhandlung weiter kommt. Und wenn wir voll Stolz vor einiger Zeit in Waidhofen an der Ybbs mit Festreden und Teilnahme der Herren der gesetzgebenden Körperschaft den 2.700. Kilometer Güterweg in Niederösterreich gefeiert haben (Zwischenruf: 2.500!), bitte, Herr Kollege, Sie waren dabei, 2.500, ist gut, dann hat mir in den Berichten, die ich bekommen habe, doch etwas gefehlt und ich darf das namens meiner Fraktion hier aussprechen. Die Feier war berechtigt, ich bitte nur, in die Dankadressen auch die Arbeiter, die Beamten, die Angestellten mit einzuschließen, denn außerhalb des finanziellen Einsatzes war auch der persönliche Einsatz der dort Beschäftigten nicht immer leicht und manchmal sogar gefährlich. Auch denen haben wir zu danken, daß es neben dem finanziellen Einsatz möglich war, eben diese 2.500 Kilometer Gütenvege in Niederösterreich zu errichten. (Beifall bei der SPÖ.) Der Herr Kollege Blochberger hat von monatelangem Warten gesprochen. Wissen Sie, ich bin auch kein Freund vom Warten, aber lieber ist mir noch zu warten, als wenn eine Berufsvertretung wo hinkommt und der Anwesende flüchtet durch ein Hintertürl. Ich darf noch ganz kurz auf die Ausführungen des Kollegen Anzenberger eingehen. Schauen Sie, ich habe heute wieder den Eindruck gehabt, daß jetzt, wo kurze Zeit ein Sozialist das Ressort des Landwirtschaftsministers übernommen hat . . . (Abg. Zimper: Nicht kurze Zeit! Zu lang schon!) Aber Herr Kollege Zimper, Sie wissen, was ich von ihren Zwischenrufen halte. Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, wenn Sie nicht besser werden, werde ich mir jede Antwort ersparen. Aber wissen Sie, es ist die alte Taktik; kaum hat ein Minister die Obersicht über sein Ressort erworben, dann wird er von Ihrer Seite schon verteufelt. Ich glaube nicht einmal, daß er im Parlament so verteufelt wird, es ist meistens hier etwas ärger. Ich habe mir das Stenographische Protokoll des Landwirtschaftsausschusses durchgelesen, wie im Parlament das Kapitel Landwirtschaft behandelt wurde. Ich konnte feststellen, auch nach Rücksprache, weil man ja die Stimmung ebenfalls kennen soll und nicht nur die geschriebenen Worte, dann kann man erst urteilen, nach Rücksprache mit verschiedenen Kollegen auch Ihrer Fraktion, daß dort fast sachlicher und emotionsungeladener gesprochen wurde, als hier bei uns im Hohen Haus. Und ich glaube, das ist gut so, weil man die Probleme lösen muß. Aber jetzt wieder zurück. Es ist die alte Taktik, die sich bei Ihnen seit dem Jahre 1970 eingeschlichen hat. Na ja, der ehemalige Staatssekretär Haiden war ja nicht schlecht, aber der Minister Haiden ist halt schlecht. Gestatten Sie mir eine Bemerkung, weil mir gerade ein persönliches Erlebnis einfällt. Während meiner politischen Tätigkeit, so mit 27, 28 Jahren, wurde ich einmal sehr unqualifiziert in einer Parteizeitung ,,angeschossen'', wie man so im Volksmund sagt. Ich bin daraufhin zu meinem damaligen Landesparteiobmann Innenminister Oskar Helmer gegangen, und der sagte mir folgendes: „Wenn Du selbst ein reines Gewissen hast, reg' Dich darüber nicht auf, denn Du mußt Dir in Österreich angewöhnen, daß Du als Sozialist erst etwas wert bist, wenn du entweder in den Ruhestand trittst und Dich nicht mehr politisch betätigst oder wenn Du auf der Bahre liegst." Und das kommt mir jetzt nach Ihren Ausführungen ehrlich gesagt in Erinnerung, weil ich hier einen Ausschnitt aus der Raiffeisen-Zeitung vom 7. Oktober 1976 habe, welcher jetzt auf einmal - vor drei Jahren war da noch eine andere Meinung - doch eine gute Kriti über den ehemaligen Landwirtschaftsminister Oskar Weihs beinhaltet. Da ist nämlich folgendes im Klartext zu lesen, ich darf Ihnen das gleich zitieren: „Haiden will auf den Spuren seines Vorgängers Oskar Weihs wandeln. Das ist bemerkenswert, denn dieser Agrarvater Weihs, der nun sein wohlverdientes Altenteil genießt, hat gewisse Maßstäbe in Österreichs Agrarpolitik gesetzt, die in allen politischen Lagern Anerkennung gefunden haben." Na, vor zwei Jahren war das etwas anders. (Beifall bei der SPÖ.) Meine sehr verehrten Damen und Herren, das stand wahrlich nicht in einer unabhängigen Zeitung, sondern eben in der Raiffeisen-Zeitung. Und nun darf ich mich doch einiger Zahlen bedienen. Ich glaube auch, daß im Jahre 1976 hier im Landtag einige entscheidende Gesetze beschlossen wurden, die im Rahmen des Landes doch Probleme der Landwirtschaft lösen helfen. Aber ich bin nicht ganz der Meinung des Herrn Kollegen Anzenberger. Vielleicht habe ich andere Zahlen aus dem Budget gelesen. Ich habe nämlich die Zahlen, die mit der Landwirtschaft nicht direkt bzw. nur indirekt zu tun haben, abgezogen. Ich könnte jetzt detailliert diese Zahlen anführen, aber ich glaube, es hat sich jeder mit dem Budget beschäftigt und daher ist es auch bekannt. Ich bin auf eine Zahl gekommen hinsichtlich der landwirtschaftlichen Förderung - auch Elektrifizierung, Wegebauten, alles miteingeschlossen – von 271,810.000 Schilling zum Unterschied von 258,025.000 Schilling im Jahre 1976. Das würde eine Steigerung um etwas mehr als 5% beinhalten. Da das Landesbudget um etwas über 7% gestiegen ist, stieg die Förderung der Landwirtschaft nicht parallel zu unserem Budget, obwohl wir in Hinsicht der Förderungsmaßnahmen nach dem Landwirtschaftsgesetz jetzt klare Richtlinien haben. Zum Bundesbudget noch etwas nur am Rande, weil ich de facto durch Ihre Ausführungen angeregt wurde. Wir wissen alle, daß es mit 3,7 Milliarden Schilling gleich geblieben ist gegenüber dem Jahr 1976, aber wir müssen bedenken - ich will den Bund hier wahrlich nicht verteidigen -, daß das Parlament, doch auch hinsichtlich der Förderungsmaßnahmen auf die allgemeine wirtschaftliche Situation sehr Rücksicht genommen hat. Und daher glaube ich, wenn man in dieser Situation auf Grund der Arbeitsmarktlage und überhaupt auf Grund der wirtschaftlichen Erscheinungen, auch aus dem Ausland, auch für die Landwirtschaft die Beträge nicht erhöht hat und jetzt sagt, wir bleiben gleich, dann darf man das bitte nicht so beurteilen, als hätte der Bund für die Landwirtschaft nichts übrig. Die echten Vergleichszahlen würden ja im ordentlichen Budget des Jahres 1974 liegen, ohne Konjunkturbudget bzw. ohne die Nachtragskredite im Budget, die aus der wirtschaftlichen Situation heraus entstanden sind. Ich weiß, daß eine gewisse Umschichtung entstanden ist, aber ich habe bei Ihren Ausführungen heute leider nur von jenen Posten gehört, wo Beträge abgesetzt wurden, aber nicht, wo sie erhöht wurden. Denn das muß ja auch geschehen sein, sonst wären 3,7 Milliarden Schilling nicht 3,7 Milliarden Schilling geblieben. Also muß es auch Ansatzposten geben, die erhöht wurden. Ich weiß schon, jetzt könnte mir einer sagen, ja, es gibt solche Ansatzposten, sie sind zum Teil beim Preisausgleich, zum Teil beim Bergbauernprogramm; dort sind Erhöhungen und diese sind eben in echten Zielförderungen enthalten. Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Situation der Landwirtschaft hat der Herr Kollege Anzenberger bereits umrissen. Wir wissen, daß der Anteil der Landwirtschaft am Bruttonationalprodukt auf etwa 34 Milliarden Schilling gestiegen ist. Die Erwerbstätigen in der Landwirtschaft haben auch in diesem Jahr um etwa 12.800 Menschen abgenommen, das sind ungefähr 3,5%; das dürfte sich jetzt, weil wir ja schon die letzten zwei Jahre diese Ziffer haben, etwas einpendeln. Eine höhere reale Wertschätzung, aber auch, als Faktor betrachtet, ein Rückgang der Arbeitskräfte brachte eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität um etwa 10% und der Flächenproduktivität um etwa 3,5%0, die mit dem Rückgang der Arbeitskräfte bitte nichts zu tun hat. Ich darf hier vielleicht nur einen Sektor anführen, weil ich glaube, daß hier, genauso wie auf anderen Kultursektoren der Landwirtschaft, in &erreich noch nicht das Ende erreicht wird. Wenn wir zum Beispiel eine Produktivitätssteigerung bei der Milch pro Kuh und Jahr von 2.512 kg im Jahre 1960 auf 3.182 kg im Jahre 1975 haben, dann müssen wir noch berücksichtigen, daß zum Beispiel die Bundesrepublik Deutschland ungefähr 3.900 kg und die Schweiz 3.880 kg hat. Wissen Sie, nur wieder eine Randbemerkung. Wie ich gelesen habe, was der ehemalige Vorsitzende des Milchwirtschaftsfonds Herr Eder auf einmal aussagte und was in den Zeitungen verbreitet wurde, daß wir die Milchflut eingedämmt haben, da bin ich etwas unsicher geworden, weil man ja diese Produktivitätssteigerung auch in Verbindung mit der Anzahl der Rinder betrachten muß. Ich habe mich dann erkundigt, wie die Milchanlieferung im Jahr 1976 ist, und da wurde mir im Vergleich zum Jahre 1975 gesagt, daß eine Steigerung von etwa 3,4% vorhanden ist. Ich glaube daher, daß wir von der Milchflut noch nicht befreit sind und uns auch in der nächsten Zeit nicht befreien können. Ich weiß schon, daß ein Teil wie seit eh und je natürlich auf die Milchprodukte umgelegt wird und daher auch in anderen Bereichen der Produkte Überschüsse entstehen. Ich habe schon angekündigt, daß ich mich heute etwas mit dem Durchschnittseinkommen beschäftigen will, weil uns auch diese Bergbauernfrage am Herzen liegt. Nicht nur, wie es hier gesagt wurde, aus Mitleid, sondern eben als Realität, mit der wir uns zu beschäftigen haben und wo wir gemeinsam versuchen müssen, Auswege zu finden. Das Durchschnittseinkommen der Betriebe ist um etwa 9% auf 168.698 Schilling gestiegen. Das ist ein Durchschnittswert und es ist sehr schwer, die Einkommensgrenzen überhaupt festzulegen, sowohl nach unten als auch nach oben, weil hier von den Produktionsgebieten beginnend bis zur Betriebsgröße viele Faktoren eine Rolle spielen. Der Faktor der Investitionen, die notwendig sind, um überhaupt die Ernte hereinzubringen, ganz gleich, in welcher Sparte, der Faktor der Bodengegebenheit, der Geländeform sogar, nicht nur der Bonität des Bodens. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn auch die achteinhalb Smart pro Tag so abfällig ausgerechnet wurden von einem meiner Kollegen, bekenne ich mich trotzdem dazu, daß ein Teil der Disparität des Einkommens ebenso von öffentlichen Zuschüssen in Form sowohl der Betriebsförderung in allen seinen Belangen als auch in Form der individualen Förderung ausgeglichen werden muß. Deswegen begrüße ich auch den Beginn der Bergbauernförderung seit dem Jahre 1974, ich begrüße auch den Ansatz zur Grenzlandförderung für Kärnten und Niederösterreich. Richtig ist, daß sich die Preisschere zu ungunsten der Produzenten vergrößert hat. Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch hier ein sehr offenes Wort. Ich darf da wieder ein Beispiel bringen. Die Entwicklung ist - betrachten Sie das nicht als Ausrede, sondern als eine leidenschaftslose objektive Überlegung - nicht allein abhängig von der Preisentwicklung, die wir in üsterreich durchzumachen haben, und von unserem guten Willen oder schlechten Willen. Ich denke nur an den Kunstdüngersektor. Wenn wir Kali zu 100% als Rohprodukt einführen müssen, sind wir auch abhängig vom Preis des Rohproduktes. Wenn wir Phosphor zum größten Teil einführen müssen, sind wir abhängig. Ich weiß schon, bei manchen Leuten geht es so, daß sie die Benzinpreiserhöhung oder Dieselpreiserhöhung nur von der Geldbörse her sehen und nicht die Ursachen irgendwie ergründen. Deswegen kann man leicht darüber lachen. Phosphor muß genauso teilweise eingeführt werden und hier sind wir auch abhängig vom Preis des Rohproduktes. Und jetzt ein sehr ernstes Wort. Es drängt sich fast ein Vergleich auf, weil der Kollege Wedl vom Weinbau gesprochen hat. Wissen Sie, es ist schwer, wir sehen das ja auch beim Zucker: Wenn auf einmal der Weltmarktpreis oder das Rohprodukt sinkt oder der Weinpreis vom Hauer weg sinkt, geht der Wirt auch nicht mit dem Preis herunter und hier gibt es halt auch einige Erscheinungen im Bereich der landwirtschaftlichen Geräte, aber auch des Kunstdüngers und so weiter, wo man mit diesen Dingen ebenfalls zu kämpfen hat. Mir persönlich ist unverständlich, daß die landwirtschaftlichen Maschinen für den Käufer derartig hohe Preise haben, vor allem, wenn sie durch die Genossenschaften umgesetzt werden. Ich glaube, hier müßte sich auch einmal eine klare Kalkulation und ein guter Wille durchsetzen. Wir stehen bei dieser Preisschere nicht allein bei den Erzeugungsprodukten, die der Landwirt braucht, wir haben noch einen zweien Aspekt zu betrachten, nämlich, daß wir mit vielen Produkten der landwirtschaftlichen Erzeugung unter dem Weltmarktpreis liegen. Wir müssen daher auch diesen Faktor innerhalb der Preisschere mit betrachten. Meine sehr verehrten Damen und Herren, nur noch ein Wort, ich wollte eigentlich heute etwas kürzer sein. Man soll sich davor hüten - bitte das jetzt unter Anführungszeichen zu setzen - ein besonderes Berufsgejammer und dadurch eine Unsicherheit in gewisse Berufsgruppen zu tragen. Man soll die Probleme aufzeigen und versuchen, sie einer Lösung zuzuführen. Daß Probleme wie in der Landwirtschaft, meine sehr verehrten Damen und Herren, nicht von heute auf morgen gelöst werden können, das wissen wir auch aus anderen wirtschaftlichen Zweigen. Und nun noch ein Wort zu den Vorwürfen, die ich jetzt herausgehört habe, zur Absatzshwierigkeit im EG-Raum. Wir alle wissen, daß die landwirtschaftlichen Produkte nicht in das Freihandelsabkommen fallen. Ich habe heute den Vorwurf gehört, hier hätte man schlecht verhandelt. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich würde Sie bitten, auch mit denen zu reden, die bei den Verhandlungen dabei waren. Das waren nicht nur Mitglieder der Bundesregierung, sondern auch einige Herren von Ihrer Partei und von ihrem Berufsstand. Sie wissen, es gibt ja nur einen Briefwechsel, mit welchem man gegenseitige Verpflichtungen eingegangen ist, Sie wissen aber auch, wie schwer dieser Freihandelsvertrag mit der EG faktisch zu erreichen war, auch auf anderen Gebieten, weil wir ja aus staatspolitischen Gründen eine Neutralitätspolitik zu vertreten haben. Und sie wissen ganz genau, welche Schwierigkeiten nach den Bestimmungen des Staatsvertrages bei einem kompletten Anschluß an die EG aufgetreten wären. Nur eines gebe ich auf dem Agrarsektor zu bedenken. Ich habe einmal Gelegenheit gehabt, bei der EG in Brüssel einige Tage zu verbringen und habe mich dort neben anderen Fragen auch vor allem mit deutschen Kollegen und niederländischen Kollegen unterhalten. Ich glaube, daß die Agrarmarktordnung der EG sogar etwas starrer ist, mit viel härteren Verpflichtungen und Bedingungen, als unsere Marktordnungsgesetze. Das Problem ist da und keiner freut sich darüber. Ich habe dieselben Zahlen, die der Herr Kollege Anzenberger oder Blochberger, ich erinnere mich jetzt nicht genau, von den Lieferungen der Rinder und den Rindfleischexprten in den EG-Raum genannt hat. Aber hätten wir nicht in anderer Hinsicht auf Grund der Bestimmungen der Agrarmarktordnung der EG für unsere Landwirtschaft doch Schaden erlitten, so stellt sich hier die Frage, obwohl ich nach wie vor der Meinung bin, daß verhandelt werden muß, um eben dieses Negativum für uns zu entfernen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, abschließend: Ich glaube, man hat auf einigen Gebieten ich sage das jetzt ebenfalls nicht als Vorwurf - auch in Niederösterreich manche Zeit versäumt. Es war auch eine schwierige Entwicklung in der Landwirtschaft bis zum Jahre 1956. Ich will nicht dasselbe erzählen, was mir in meiner eigenen Familie passiert ist, als einer im Jahre 1961 den Willen hatte, mit 18 Joch Grund aus dem landwirtschaftlichen Beruf abzuwandern, eine Arbeit anzunehmen und seinen Betrieb als Nebenerwerbslandwirt zu führen. Von denen hat der Kollege Rohrböck heute gesprochen. Dieser Begriff war damals noch sehr verpönt und man hat den Leuten gesagt, bleib auf Deinem ,Grund und Boden als freier Bauer. Ich glaube, unter diesem Aspekt sind auch Fehler geschehen und es gilt heute, diese Fehler in der Agrarpolitik wettzumachen. Aber nicht - ich sage das noch einmal mit der Auf-den-Tisch-hauen-Taktik, sondern eben durch sachliche Verhandlungen. Um sein Recht, Herr Kollege Blochberger, braucht niemand bitten, genauso wie ich die Mehrheit in diesem Hause nicht bitte, brauchen Sie auch niemanden zu bitten. Ich glaube nur, daß wir die differenzierten Probleme, die auch je nach Produktionszweig sehr unterschiedlich sind, sehr genau betrachten müssen hinsichtlich der Mechanisierung, hinsichtlich der Herstellung der notwendigen Wirtschaftsgebäude, hinsichtlich des Preisausgleiches, hinsichtlich der Marktstruktur, aber auch hinsichtlich der Subventionspolitik und der regionalen Aspekte. Ich bin nach wie vor der Meinung, daß wir in dieser Zeit gerade hinsichtlich der Landwirtschaft in der größten ökonomisch-gesellschaftlichen Veränderung stehen. Statt Miesmacherei und Verunsicherung, glaube ich, kann nur gemeinsame Arbeit diese Probleme lösen. (Beifall bei den Abgeordneten der SPÖ.) ZWEITER PRÄSIDENT BINDER: Herr Abg. Rabl ist der nächste Redner zur Gruppe 7. Ich erteile ihm das Wort. Abg. RABL: Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich glaube, nicht nur ich allein, sondern auch die Kollegen der Fraktion der Österreichischen Volkspartei stimmen vollinhaltlich mit der Aussage meines Vorredners, Herrn Abg. Stangl, zum Thema Agrarpolitik und Agrarprobleme überein, daß wir in kein Berufsgejammer verfallen sollen, daß wir die Probleme erkennen sollen, sie auf- zeigen sollen und sie behandeln und auch einer Lösung zuführen sollen. Dazu darf ich eines sagen: Jawohl, Probleme gab es auf dem gesamten wirtschaftspolitischen Sektor, seit die Erste oder die Zweite Republik besteht, Probleme gab es in der Agrarpolitik, in der Landwirtschaft. Sie wurden aber bis zum Jahre 1970, muß ich sagen, von der jeweiligen Bundesregierung objektiv behandelt, vor allem auch die Probleme der Agrarpolitik. Es ist eine Tatsache, daß seit dem Jahr 1970 die Probleme in der Landwirtschaft nicht nur größer geworden sind, daß sie härter und schärfer geworden sind, sondern daß sich die gesamte wirtschaftliche Situation nicht zuletzt durch die Problematik in der Agrarpolitik und in der Landwirtschaft verschlechtert hat. Nur ein paar Zahlen aus dem Bereich der Landwirtschaft. Wir müssen doch, glaube ich, in einer Zeit der Indexsteigerung, der Erhöhung der Preisspirale, der Inflationsrate, uns den echten Tauschwert vor Augen halten. Wir wissen, daß wir als Landwirte im Jahr 1970, um einen 50PS-Traktor erwerben zu können, 43.700 Kilogramm Getreide brauchen und im Juli 1975 sich dies um 29% auf 56.300 Kilogramm erhöhte. Oder noch krasser: Bei einem Liter Dieselöl, um eben diesen Traktor auch in Bewegung zu halten, von 1 Kilogramm im Jahre 1970 auf 1,70 Kilogramm im Jahre 1975 bedeutet eine Steigerung von 70%. Dazu noch eines. Im Jahre 1970 war das durchschnittliche buchmäßige Einkommen pro Familienarbeitskraft in der Landwirtschaft mit 29.611 Schilling beziffert, im Jahre 1974 mit 50.262 Schilling, eine Steigerung von 20.000 Schilling, um fast 70%. Aber immer noch ist der Einkommensabstand der Familienarbeitskraft in der Land- und Forstwirtschaft gegenüber den Unselbständigen um 40% gegeben. Ich glaube, daraus ersieht man, daß hier wirklich eine echte Problematik in der Landwirtschaft vorhanden ist. Eines ist Tatsache, ich sage es nochmals, es hat auch früher Probleme gegeben, aber bis zum Jahre 1970 hat sich die Mehrheit im Parlament genauso wie auch heute hier im Niederösterreichischen Landtag bemüht, diese Probleme zu bereinigen. Sie ist echt auch für die Interessen der Landwirtschaft eingetreten. Seit 1970 vermissen wir es, daß man sich im Parlament und in der Bundesregierung echt mit diesen Problemen befaßt, daß man bereit ist, der Landwirtschaft entgegenzukommen. Und ich darf Ihnen sagen, das ist eben auch hier irgendwo die Wurzel und der Grund des Unterschiedes, daß wir heute hier diskutieren über ein Budget, das ein Fundament, einen Grundsatz hat, das ein ehrliches Budget ist, während drüben im Hohen Hause, im Parlament, dieses Fundament, dieser Grundsatz nicht vorhanden ist. (Beifall bei der ÖVP.) Sehr geehrte Damen und Herren, gestatten Sie mir zu dieser Stunde nun auch Ausführungen zu einem Problem, zu dem ich bei diesem Kapitel und auch in diesen Tagen, wo das Landesbudget für Niederösterreich zur Diskussion steht, Stellung nehmen will. Stellung nehmen nicht mit der Ausführung einer Ansatzpost, nicht mit Zahlen, sondern ich hoffe, daß es mir gelingt, mit kurzen Worten dieses Problem, das uns alle gemeinsam, aus allen Berufsständen, ja ich möchte sagen nicht nur aus allen Bereichen Niederösterreichs, sondern auch aus allen Teilen der Republik Österreich berühren soll. Wenn wir hier diesen Sitzungssaal verlassen, ganz gleich, ob Politiker, Mandatar oder Beamter, die wir hier gemeinsam anwesend sind, ein Kraftfahrzeug besteigen und uns verkehrsmäßig ungehindert in nordwestlicher, nördlicher oder östlicher Richtung bewegen, so werden wir gerade zu dieser Nachtzeit erkennen, daß es allmählich, wenn wir die Bundeshauptstadt verlassen, ruhiger wird, daß die Lichter weniger werden. Wir werden da und dort noch größere Orte und Städte durchfahren, wo noch pulsierendes Leben ist, aber je weiter wir uns entfernen, umso ruhiger wird es werden. In zwei Stunden erreichen wir einen Grenzort im Nordwesten dieses Landes, Nagelberg, bekannt durch seine Glasindustrie, in einer Stunde schon einen Grenzübergangsort, ebenfalls nicht unbekannt, Drasenhofen, und in östlicher Richtung, ebenfalls wieder in der halben Zeit den Ort Berg, der uns noch daran erinnert, daß in den Augusttagen 1968 hier in der Herrengasse beim Innenministerium die ersten Meldungen eingetroffen sind von der damaligen politischen Situation im Nachbarstaat Tschechoslowakei. Da wurde auch dieser Ort genannt. Das Grenzland! Daraus erkennen wir schon, daß dieses Bundesland Niederösterreich von Gmünd über Drasenhofen bis nach Berg hinunter eine Grenze hat und wenn wir uns dieser Grenze nähern, dann ist es zu dieser Nachtstunde momentan finster, man kann sagen, kaum ein Licht von drüben. Schemenhaft blickt der Wachtturm herüber, vielleicht das Aufblitzen einer elektrischen Lampe, das Geheul von Suchhunden und dergleichen. Eine Grenze, an der Österreich zu Ende ist, das pulsierende wirtschaftliche Leben zu Ende ist, aber auch eine Grenze, das wissen wir alle, an der auch die freie Welt zu Ende ist. Das ist eine Situation, die nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges auf Grund der politischen Auseinandersetzungen eingetreten ist. Wir in Österreich können nichts dafür, wohl aber glaube ich, sollen wir uns erinnern auch in diesem Jahr, wo erst vor wenigen Tagen in Lilienfeld die Ausstellung 1000 Jahre Babenberger und damit 1000 Jahre Österreich geschlossen hat, daß es 21 Jahre her sind, daß zwei bedeutende österreichische Staatsmänner durch ihren Weitblick, durch ihre objektive Politik - ich darf auch sagen, unterstützt sicherlich durch den damaligen Vizekanzler - es durch ihre Politik dazu gebracht haben, daß dieses Österreich den Staatsvertrag erhalten hat und wir heute als freie Menschen in diesem Österreich leben können. Es waren der Staatsvertragskanzler Julius Raab und unser Außenminister Leopold Figl, dessen Denkmal hier draußen am Minoritenplatz zu sehen ist. Ich glaube, ich habe den Herrn Vizekanzler erwähnt, und ich darf auch den damaligen Staatssekretär Kreisky erwähnen. Dazu möchte ich eines sagen. Ich glaube kaum, daß heute ein Bundeskanzler Kreisky oder eine Bundesregierung eine UNOCity in Wien aufbauen könnten, wenn nicht damals diese Arbeit von einem Staatsvertragskanzler Raab und seinem Außenminister Figl geleistet worden wäre. (Beifall bei der ÖVP.) In diesem Bereich, in dieser Region des Grenzlandes sind durch die tote Grenze Probleme aufgetreten, ein Rückgang der pulsierenden Wirtschaft, eine Verunsicherung des Arbeitsplatzes, eine Abwanderung der Menschen. Es hat eine gewisse Unsicherheit Platz gegriffen und unsere Aufgabe ist es, daß wir dem entgegentreten durch Förderungsmaßnahmen in wirtschaftspolitischer Sicht. Ich glaube, das Raumordnungsprog r a m für Gewerbe und Industrie der Niederösterreichischen Landesregierung bildet ein gewisses Fundament dafür, nicht nur die Industrie und das Gewerbe in diesem Bereich zu fördern, sondern damit auch eine Arbeitsplatzsicherung vorzunehmen. Ich glaube, das war ein sehr positiver und guter Weg. Na, und wie sollte es anders sein, daß Niederösterreich hier beispielgebend war, denn ich glaube, man kann auch das sagen: Der Landeshauptmann von Niederösterreich kennt doch die Probleme selbst hautnah, er ist doch selbst Bürger eines Grenzlandbezirkes, der an der toten Grenze liegt. Und ich glaube, einen sehr wesentlichen Anteil zur Wiederbelebung dieses Bereiches bilden die Förderungsmaßnahmen der Land- und Forstwirtschaft im Grenzlandbereich. Ich kann auch hier sagen, der verantwortliche Agrarreferent der Niederösterreichischen Landesregierung ist ebenfalls ein Bauer aus dem Bereich des Grenzlandes selbst. Zusätzlich ist es auch notwendig, daß nicht nur einzelne Berufssparten Stützungen erhalten, sondern alles zusammengefaßt, ein gut fundiertes Gewerbe, ein gesicherter Arbeitsplatz, eine existenzgesicherte Landwirtschaft auch in diesem Bereich garantieren ein harmonisches Zusammenleben in den Gemeinden. und ich glaube, so könnte man das Beispiel fortsetzen. Auch eine Grenzlandförderung für die niederösterreichischen Gemeinden erfolgt nicht nur aus dem Grund, weil man eben die Problematik sieht, sondern - ich darf auch das sagen - weil der verantwortliche Mann an der Spitze nicht nur der niederösterreichischen, sondern der gesamtösterreichischen Gemeinden, vor allem im ländlichen Bereich, eben ein Bürgermeister ist, der seine Tätigkeit im Grenzlandbereich ausübt, in der ländlichen Gemeinde Zistersdorf, nämlich Landtagspräsident Ferdinand Reiter. Sehen Sie, ich glaube, mit diesen Worten habe ich die Problematik dort draußen aufgezeigt. Es muß uns gelingen, durch Förderungsmaßnahmen, wie sie das Land Niederösterreich initiativ für den Grenzlandbereich durchführt, dieses Leben aufrecht zu erhalten, denn ich glaube, das ist notwendig für die gesamte Wirtschaft dieses Landes. Dieses Grenzland ist nicht unbedeutend für Industrie und Gewerbe, nicht unbedeutend für die Arbeitsplatzsicherung, nicht unbedeutend für die Landwirtschaft, es hat auch eine, glaube ich, sehr wesentliche Bedeutung für den Fremdenverkehr. Ob es nun die Seen, die Teiche oder die Wälder des Waldviertels sind, ob es das Thayatal im Weinviertel oder die Marchauen sind, das alles hat ebenfalls seine Reize und seine Anziehungspunkte auch im Bereich des Fremdenverkehrs, nur muß dort etwas geschehen. Es ist etwas geschehen, es muß noch mehr werden. Ich glaube aber auch, daß es nicht nur ein wirtschaftliches Problem ist, dieses Problem der Grenzregion, denn wir wissen alle, ohne jetzt Nationalisten zu sein, eines: Wenn in Grenzregionen aus solchen Situationen heraus Bevölkerungslücken entstanden sind, ein sogenanntes Vakuum auf bevölkerungspolitischer Ebene, dann sind sehr oft, nicht nur bei kriegerischen Auseinandersetzungen, sondern auch im freien Bereich in dieses Vakuum andere Bevölkerungsgruppen nachgestoßen. Als Österreicher glaube ich also zu erkennen, das ist nicht nur ein wirtschaftspolitisches Problem, es kann auch sehr gefährlich werden auf staatspolitischer Ebene und ist deshalb auch ein staatspolitisches Problem. Und deshalb vor allem auch der Antrag an die Bundesregierung, tut auch Ihr etwas Entscheidendes für dieses Grenzland Niederösterreich. Ich darf nochmals eines sagen: Was nützen schöne Worte, wenn nicht Möglichkeiten vorhanden sind, daß Taten gesetzt werden können. Wir alle wissen, ganz gleich, in welchem Berufsstand wir stehen, ob als Selbständiger oder Unselbständiger, wenn die Kasse in Ordnung ist, dann kann ich mir etwas leisten. Und hier in Niederösterreich ist dieses finanzielle Fundament vorhanden, hier stimmt die Kasse, das Landesbudget, auch für 1977. In diesem Voranschlag für 1977 sind echte Ansatzpunkte für die Grenzlandförderung gegeben, für jeden Bereich und vor allem auch für den Bereich der Landund Forstwirtschaft. Und gesamtbevölkerungspolitisch und staatspolitisch möchte ich eines sagen: Es ist nicht uninteressant, ob in dieser Grenzregion auch in der Zukunft ein freier Bauer seine Existenz hat, dann wird in dieser Region und im ganzen Land auch der freie Unternehmer, aber auch der freie Arbeiter, der freie Angestellte und Beamte seine Existenz haben, er wird seinen Arbeitsplatz gesichert haben. (Beifall bei der ÖVP.) Und deshalb darf ich abschließen: Grenzlandförderung soll kein Politikum sein, Grenzlandförderung soll ein Bekenntnis der gesamten Bevölkerung sein und damit ein Auftrag an die Stellen des Landes, aber auch an den Bund, tut auch Ihr etwas für dieses Grenzland. (Beifall bei den Abgeordneten der ÖVP.) ZWEITER PRÄSIDENT BINDER: Als nächster Redner ist der Abg. Lechner zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Abg. LECHNER: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hat man noch vor Jahren, in Zeiten der Hochkonjunktur, die Aussage verschiedener Fachleute gehört, die erklärt haben, daß der Fremdenverkehr als Wirtschaftszweig einer der krisenanfälligsten Wirtschaftszweige sein sollte, und gemeint, daß dieser Fremdenverkehr eine Krisenanfälligkeit besitzt wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig, so können wir heute feststellen, daß alle diese Prognosen nicht richtig waren. Man kann auf Grund der Entwicklung des Fremdenverkehrs in Österreich heute sagen, daß trotz einer gewissen Stagnation der letzten Jahre auf diesem Sektor kaum Einbußen zustande gekommen sind. Ein Beweis dafür ist zum Beispiel, daß die gesamten Übernachtungen in Österreich von über 86 Milliarden im Jahre 1970 auf über 105 Milliarden im Jahre 1975 angestiegen sind und heute - ich zitiere wörtlich - hat die Bundessektion für Fremdenverkehr gesagt: „Der Fremdenverkehr hat in der Phase wirtschaftlicher Stagnation eine bemerkenswerte Stabilität bewiesen, Urlaub und Erholung sind die Lebensbedürfnisse geworden, der Trend zur verlängerten Freizeit, hiezu eine Verstädterung und Motorisierung sowie das gesteigerte Erholungsbedürfnis unter sich verschlechternden Umweltbedingungen geben Gewähr dafür, daß die Bedeutung des Fremdenverkehrs in Zukunft nicht nachlassen, sondern eher ansteigen wird." Meine Damen und Herren, wir wissen zwar heute auch, daß in Zeiten der Stagnation und in Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheit vielleicht vom Urlaubsgast etwas sparsamer gewirtschaftet wird und daß das österreichische Angebot heute - ich möchte das ganz besonders betonen - der ausländischen Konkurrenz ganz besonders ausgesetzt ist. Und wir wissen heute, daß trotz dieser internationalen Konkurrenz im Hinblick auf den Devisenerlös sehr stolze Zahlen gebracht werden können. Der Gesamterlös, also der Exporterlös an Deviseneinnahmen der österreichischen Wirtschaft hat - ich nenne nur zwei Zahlen - im Jahre 1970 74 Milliarden betragen, davon hatte der Fremdenverkehr fast 26 Milliarden, das sind 35%, an Deviseneinnahmen gebracht; das hat sich gesteigert bis zum Jahre 1975 bei einem Gesamtexporterlös von 130 Milliarden auf fast 48,5 Milliarden. Für die Handelsbilanz Österreichs ist also der Fremdenverkehr in vermehrtem Maße von besonderer Wichtigkeit. Meine Damen und Herren, es geht heute, wie ich schon sagte, im Hinblick auf die starke ausländische Konkurrenz einmal darum, wie es uns gelingt, den ausländischen Gast nach Usterreich zu bringen. In anderer Form: Wie gelingt es uns, den österreichischen Gast an seine Heimat zu binden, auch gegen diese ausländische Konkurrenz? Und hier müssen wir sagen, ist auf Grund der Nächtigungsziffern der Beweis erbracht, daß der Fremdenverkehr sich besonders gut entwickelt hat seit dem Jahre 1965. Die Nächtigungsziffern sind bei Inländern von 21 Millionen auf 25,75 Millionen und bei Ausländern von 46,5 Millionen auf 79,94 Millionen gestiegen. Aus der ganzen Entwicklung der letzten Jahre ist abzuleiten, daß es eine Reihe von Schwankungen gibt, von der wirtschaftlichen Situation bis zu den politischen Vorgängen, und gerade im österreichischen Fremdenverkehr, und das eigentlich zuerst, die Witterung eine ganz besondere Rolle spielt. Meine Damen und Herren, die Fremdenverkehrswirtschaft steht daher fast jedes Jahr vor neuen Situationen, vor neuen Problemen, sie muß jeder Entwicklung Rechnung tragen und diese wenn irgend möglich vorher erkennen, um entsprechende Maßnahmen zu setzen. Heute bei den Voranschlagsberatungen stellt sich uns die Frage, ob die Bedeutung der Fremdenverkehrswirtschaft in Niederösterreich im Budget entsprechend gewürdigt wird, ob das Land in besonderer Weise auf den Finanzbedarf dieser Fremdenverkehrswirtschaft Rücksicht nimmt, ob die Unterstützung dieses Wirtschaftszweiges ausreichend ist und jene Aufgaben, die dem Lande ugeordnet sind, erfüllt werden. Man könnte diese Frage vielleicht noch ausdehnen: Sind auch die Gemeinden willens, die Aufgabe zu erfüllen und in welcher Weise haben sie das bisher getan? Wenn wir den Voranschlag 1977 einer Betrachtung unterziehen, so fallt uns auf, daß auf dem Sektor der Fremdenverkehrswerbung eine Erhöhung von 25 auf 31 Millionen erfolgt und die verschiedenen Kreditzinszuschüsse und der Fremdenverkehrsförderungsfonds eine gewisse Erhöhung erfahren. Man kann also sagen, gegenüber 88,5 Millionen weist der Voranschlag für 1977 99,1 Millionen auf, das ist eine Steigerung um 10,6%, und es könnte vielleicht jemand auf die Idee kommen, darauf besonders stolz zu sein. Wenn wir dem aber die Entwicklung in der Steiermark gegenüberstellen, ich habe das vor wenigen Wochen bei der Beratung des Rechnungshofberichtes getan, so müssen wir sagen, trotzdem die Steiermark ein um etwa 570 Millionen geringeres Budget hat als Niederösterreich, nämlich 13,016 gegenüber 13,592 Milliarden in Niederösterreich, gibt die Steiermark im Jahre 1977 fast 106 Millionen gegenüber den 99,1 Millionen in Niederösterreich aus. Und man könnte auch sagen - das wird ja erhärtet durch den Rechnungshofbericht, hier haben wir die Zahlen -, daß in Niederösterreich in den Jahren von 1970 bis 1973 170,88 Millionen ausgegeben wurden und die Steiermark in derselben Zeit 286 Millionen ausgegeben hat. Und man könnte auch. den Prozentsatz hier sagen. Es steht fest, meine Damen und Herren, daß die Wirtschaftsförderung im Lande Niederösterreich im Vergleich zum Gesamtbudget von 5,02% auf 4,68% gesunken ist, das sind bei der Fremdenverkehrsförderung etwa 0,73%; ich ziehe den Vergleich zu Tirol, hier haben wir 2%, Steiermark 1,07%, Salzburg 1,2% und Burgenland 1,03%, bezogen auf die im Rechnungshofbericht gemachten Aussagen von 1970 bis 1973. Zurück, meine Damen und Herren, zur Fragestellung, wie kann oder wie wird das Land Niederösterreich im Hinblick auf das Budget diese Aufgabe Fremdenverkehr erfüllen? Wenn wir das kurz durchleuchten, so wissen wir, daß die Fremdenverkehrswerbung, ich .habe das schon gesagt, besser dotiert ist. Wenn man allerdings bedenkt, nach dem Fremdenverkehrsbericht, daß das Landesprospekt mit 13,6 Millionen Schilling heuer veranschlagt wird, steht dann für Werbung um 1,1 Millionen Schilling weniger Geld zur Verfügung. Andere Ansätze sind verbessert und ich möchte hier noch eines dazusagen. Solange die Fremdenverkehrsbetriebe nicht dazu animiert werden, die Fremdenverkehrskreditaktion in Anspruch zu nehmen, solange diese Betriebe immer wieder nach Prüfung ihrer Ansuchen Abstriche in Kauf nehmen müssen, und - ich möchte es vielleicht noch anders sagen - solange in diesem Lande bei der Fremdenverkehrskreditaktion, jetzt bildlich gesprochen, die sogenannte Interventionitis nicht tot wird, wenn man also noch immer die Fremdenverkehrsbetriebe zwingt, mit allen Mitteln diese Kredite irgendwie zu erhaschen und dann Streichungen in Anspruch zu nehmen, solange werden wir nicht auf dem Weg sein, der uns vorschwebt und der notwendig ist, wenn wir dahin kommen wollen, die Qualitätsverbesserung in unseren Gewerbebetrieben ganz besonders zu betreiben. Denn man sollte doch meinen, meine Damen und Herren, daß uns allen langsam klar wird, daß alle Maßnahmen, die in der Fremdenverkehrswirtschaft zur Verbesserung getroffen werden, Ausbauten, Vergrößerungen, Qualitätsverbesserungen, letztlich auch der österreichischen Wirtschaft in besonderem Maße dienen. Ich weiß, der Referent bemüht sich seit Jahren, trotzdem sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache, nämlich die, wie ich schon gesagt habe, daß die gesamte Wirtschaftsförderung des Landes Niederösterreich, nicht nur Fremdenverkehr, zurückgegangen ist. Es sind die Mittel im Fremdenverkehr zwar um 10,6 Millionen Schilling gestiegen, der prozentuelle Anteil ist aber zurückgegangen. Nach der Fragestellung, ob das Land seine Aufgaben gegenüber dem Fremdenverkehr erfüllen kann, muß man sagen, nur bedingt. Der Bericht der AbteilungV/4 zeigt, daß für Fremdenverkehrseinrichtungen der Gemeinden und Vereine 14,2 Millionen Schilling ausgegeben wurden. Und hier, Herr Landesrat, muß ich eine sehr unangenehme Frage stellen, weil ich in den letzten Tagen von einem Verein informiert wurde, der so nebenbei 25.000 Mitglieder hat und der sich ganz besonders auch für den Fremdenverkehr bemüht, der zahlreiche Schutzhütten ausbaut und der wirklich, wenn wir die Entwicklung im Hinblick auf den Urlaub in der Natur ganz besonders forcieren wollen, eine echte Aufgabe hat. Es wurde mir von Funktionären erklärt, wir haben in den letzten Jahren 200.000 Schilling an Subvention für diese Arbeiten erhalten, das war immer im Mai oder Juni - es ist der Touristenverein „Die Naturfreunde". Heuer haben wir nicht nur bisher kein Geld erhalten, Herr Landesrat, sondern es wurde uns in den letzten Tagen eine 50%ige Streichung der Mittel angekündigt und auch das wäre nicht sicher, ob man diese 100.000 Schilling bekommt. Meine Damen und Herren, wenn man aber jetzt gegenüberstellt, daß einem anderen Touristenverein mit nur 8.000 Mitgliedern - die haben 25.000 – seine Subventionen bisher sogar erhöht wurden, dann glaube ich, ist da ein gewisses Unrecht vorhanden und man sollte doch darangehen, dieses Unrecht bald zu beseitigen. Meine Damen und Herren, ich habe vor wenigen Wochen am Österreichischen Fremdenverkehrstag in Eisenstadt teilgenommen und in einer Reihe von Ausschüssen, die dort getagt haben, wurde ersprießliche Arbeit, produktive Arbeit geleistet. Wir sprachen über die Zielsetzungen des österreichischen Tourismus und man hat hier sehr gute Aufstellungen bekommen, ganz besonders über die Betriebe; es bestehen mit Stand August 1975 64.000 Gewerbebetriebe in Österreich, davon 35.000 Gast-und Schankgewerbebetriebe und 22.000 Beherbergungsbetriebe. Man hat hier auch gesagt und den Beweis erbracht, daß diese gewaltige Zahl von Betrieben zu zwei Dritteln aus Kleinund Mittelbetrieben besteht, welche allen Anforderungen nicht nur genügt haben, sondern sich zum Teil als Familienbetriebe - das ist vielleicht auch der Grund dafür - viel besser in der starken Konkurrenz gehalten haben als große Betriebe. Wir wissen, daß heute in Österreich 1,160.000 Betten zur Verfügung stehen und die Fremdenverkehrswirtschaft, meine Damen und Herren, hat bei diesen Besprechungen erklärt, es müsse jetzt ganz radikal der Bettenstopp eingeführt werden, es geht jetzt nicht mehr um die Vermehrung der Betten, sondern es geht jetzt nur mehr um die Qualitätsverbesserung. Ich möchte nebenbei bemerken, für diese Qua1itätsverbesser.ung sind wir ja alle immer und jederzeit eingetreten, allerdings habe ich die Beobachtung gemacht, daß diese Aussagen der Fremdenverkehrswirtschaft - das ist jetzt landschaftlich und geographisch zu sehen - von einer gewissen Grenze an gemacht wurden. Das ist dann leicht zu verstehen, wenn man sich die Zahlen anschaut; man kann nämlich sehr leicht von einem Bettenstopp reden, wenn man beispielsweise wie Tirol 326.000 Betten besitzt oder wenn man wie Kärnten 207.000Betten sein eigen nennt, aber man kann viel weniger von einem Bettenstopp reden, wenn wie in Niederösterreich nur 62.587 bestehen und wenn man - das muß man auch dazu sagen - in Niederösterreich noch lange nicht dort angelangt ist, wo man sagt, wir haben genug Betten, weil man doch, meine Damen und Herren, berücksichtigen muß, daß es in Niederösterreich noch eine große Zahl von Entwicklungsgebieten gibt, die effektiv noch zu wenig Betten haben. Und es war noch interessant für mich zu hören, daß hier gerade von der Fremdenverkehrswirtschaft ganz hart gesagt wurde, man könnte das sehr leicht steuern, wenn man einfach diese Förderungsmittel abdreht oder umleitet auf andere Dinge. Ich habe mir so im Stillen gedacht, wenn das der sozialistische Handelsminister gesagt hätte, wer weiß, ob dann nicht irgendein Herr der Fremdenverkehrswirtschaft von Lenkung und Planwirtschaft gesprochen hätte. So aber hat das die Fremdenverkehrswirtschaft getan und so soll es auch richtig sein. Wir glauben aber, meine Damen und Herren, daß in Niederösterreich noch lange nicht die Bettenzahl erreicht wird, die wir in verschiedenen Gebieten brauchen. Ich darf noch auf etwas anderes kommen. Wenn wir sagen, kein Bettenstopp in Niederösterreich, bedeutet das natürlich nicht, daß man überall bis zur Unendlichkeit fördert. Ich bin mir schon klar darüber, daß auch von der Landschaft her in verschiedenen Gebieten eine gewisse Auslastung gegeben ist und das Förderungsinstrument der Landesregierung rnuß eben so beweglich sein, daß man genau untersucht, ob es dort noch notwendig ist, die Betten zu vermehren, oder geht es hier nur mehr um die Qualität. Daß es ausschließlich, meine Damen und Herren, um die Qualität geht, geht aus einer sehr interessanten Aufstellung hervor; wenn man diese betrachtet, so hat Niederösterreich bei den etwa 22.000 Zimmern den größten Anteil, nämlich 2,4%, an Zimmern ohne fließendes Wasser. Alle anderen Bundesländer haben dieses Stadium schon hinter sich und wir sind das letzte; dort, wo es die Qualität zu preisen gibt, bei Zimmern mit Kalt- und Warmwasser, Bad, Dusche und WC, liegt Niederösterreich von allen Bundesländern mit 18% am tiefsten. Das bedeutet ja schon, meine Damen und Herren, daß wir gerade in Niederösterreich die Qualitätsverbesserung brauchen. Das Burgenland unterscheidet sich natürlich von Niederösterreich in den Nächtigungsziffern und in der Zimmeranzahl sehr, aber immerhin hat das Burgenland als junges Fremdenverkehrsland gegenüber Niederösterreich mit 18% eine Quote von 37,2%. Das sollte uns zu denken geben und das zeigt uns auch - hier stimme ich mit allen durchaus überein, die dort von der Qualitätsverbesserung gesprochen haben -, daß diese unbedingt notwendig ist. Meine Damen und Herren, dabei sollten wir aber auch sagen, wenn jemand glaubt, wir brauchen dann weniger Mittel, daß dies absolut nicht möglich ist. Mittel für die Qualitätsverbesserung sind mindestens in der Höhe erforderlich, wie wir sie jetzt haben, denn der Umbau, die Qualitätssteigerung, die Einrichtung und die Verschönerung der Gasträume, alle diese Dinge sind ja sehr kostenaufwendig. Dazu kommt jetzt noch, meine Damen und Herren, daß es mit der Qua lität der Zimmer allein nicht getan ist, sondern wir reden ja heute von den sogenannten Schlechtwettereinrichtungen. Für die Gäste muß etwas Besonderes geboten werden, wenn das schlechte Wetter, das ja bekanntlich in Österreich verhältnismäßig häufig auftritt, da ist. Parallel zur Qualitätsanhebung muß es für uns, meine Damen und Herren, das verstärkte Bemühen um die Verlängerung der Saison geben. Ich möchte mich nun einem Thema zuwenden, das nicht nur beim üsterreichischen Fremdenverkehrstag, sondern auch hier in diesem Hause schon diskutiert wurde, und hier komme ich eigentlich dazu, daß es zwischen der Gemeinde und dem Fremdenverkehr eine echte Zusammenarbeit geben muß. Die Handelskammer nennt das immer wieder Partnerschaft und ich möchte hier sagen, wenn die Partnerschaft so verstanden wird, wie ich sie Ihnen nun darlege, dann glaube ich, ist es eine echte Partnerschaft. Alles das, was darüber hinausgeht, was hier jetzt an Steuer- und Abgabenpolitik so gerne in die Diskussion geworfen wird, verschiebt aber diese Partnerschaft auf eine einseitige Ebene oder zumindest nahe an diesen Begriff. Wir wissen, meine Damen und Herren: Vom Straßenbau zu den Wanderwegen, von der Wasserversorgungsanlage bis zur modernen Kanalisation, also von der Infrastruktur beginnend bis zu den Sportanlagen, Freibädern, Hallenbädern, Tennis, Minigolf, bis zu den Ruhebänken, von der Werbung mit Prospekten, von den Zahlungen an die Gebietsverbände des Fremdenverkehrsverbandes. für die Prospekte und sonstige Kosten, bis zu der Veranstaltung von Heimatabenden, Bettenvermittlung, Information, Korrespondenz, Orientierungstafeln, Schneeräumung, alle Dinge, die ich Ihnen jetzt aufgezeigt habe - es ist sicher nicht vollständig - sind Aufgaben der Gemeinde. Sie hat sie zu lösen und es ist mir daher nicht ganz verständlich, wenn in einer Zeit, in der wir nach den Aufstellungen des Gemeindereferates den Beweis dafür haben und es ja auch seit Jahren wissen, daß die Gemeinden ganz besonders unter der Last ihrer Aufgaben zu tragen haben, immer wieder vom Nachlassen von Steuern gesprochen wird. Es ist mir also auch unverständlich, daß beim niederösterreichischen Fremdenverkehrstag in der Schallaburg, einer Aktion der Handelskammer, von der Partnerschaft zwischen Gemeinde und Fremdenverkehrswirtschaft in einer Weise gesprochen wurde, wie wir sie nicht verstehen können. Und es ist mir noch unverständlicher, meine Damen und Herren, wenn die Landeskorrespondenz als Konsequenz dieses Fremdenverkehrstages auf der Schallaburg erklärt: „Zur Nachahmung empfohlen, Fremdenverkehrsinitiative der Handelskammer erneuert." Ich glaube, die Verantwortlichen der Landeskorrespondenz dürften sich noch nicht damit beschäftigt haben, daß es auch Richtlinien des Landes Niederösterreich gibt, nach welchen alle Gemeinden, die ihre Steuermöglichkeiten und Hebesätze nicht im höchsten Maße ausnützen, eigentlich vom Erhalt der Bedarfszuweisungen ausgeschlossen werden sollten. Eine solche Richtlinie gibt es ja und zwar mit Recht, meine Damen und Herren. Wenn diese Gemeindeabgabe, ich habe es vielleicht noch nicht gesagt, die Getränkeabgabe ist es, auch nur eine Gemeindesteuer im Gesamtaufkommen von 6,3% ist, so ist das mitunter für manche Gemeinden gerade der Betrag, den diese Gemeinden vom ordentlichen Voranschlag in den außerordentlichen hinüberleiten, um etwas Produktives zu schaffen. Es ist mir unklar, wie man sich vorstellen kann, daß man Gemeinden, die eine Strukturhilfe erhalten müssen, oder ein Notopfer durch das Land bekommen müssen sozusagen, jetzt zumuten soll, von dem Kuchen, der ihnen gebührt nach dem Finanzausgleich, auch noch etwas herzugeben. Meine Damen und Herren, ich bin für alles zugänglich, aber eines muß hier gesagt werden. Es ist, glaube ich, eine verfehlte Einstellung, wenn man glaubt, daß man von einer Gemeinde, die die gesamten Aufgaben, die ich hier aufgezählt habe, zu erfüllen hat - die Gemeinden haben alle diese Probleme vor sich bzw. wurden diese Projekte vorgezogen, das ist ja auch der Grund dafür, daß die Gemeinden heute verschuldet sind, weil das, was die Gemeinden zu tun haben, ja schon gestern hätte geschehen sein müssen - noch verlangen kann, daß sie von der Getränkeabgabe noch etwas abgibt. Hier gibt es sogar schon Richtlinien, hier gibt es bereits eine Verordnung einer Gemeinde; ich hoffe, das ist nicht eine Gemeinde, die eine Strukturhilfe gibt, das wäre sehr bös. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man in einer Zeit der schweren Belastungen der Gemeinden hier den Finanzausgleich sozusagen ändert. Ich möchte nun, meine Damen und Herren, auch noch davon reden, daß hier offensichtlich in der Niederösterreichischen Handelskammer ein Herr sitzt, der ein Steckenpferd hat. In all' diesen Büchern, die man von der Handelskammer bekommt und die ich sehr gerne lese, liest man seit Jahren bei „Fremdenverkehr" immer wieder: Erstens sollen die Gemeinden die Getränkeabgaben zum Teil aufgeben, zweitens - das ist das Steckenpferd - dieses Bazillenausscheidergesetz. Es würde zu weit führen, wenn ich darauf eingehe, aber das richtet sich immer wieder gegen die Privatzimmervermieter, und das Bazillenausscheidergesetz steht immer wieder in den Handelskammerschriften drinnen, also das hat es dem Herrn angetan. Ich hoffe, er beruhigt sich bald und hört endlich auf, über das Bazillenausscheidergesetz zu reden. Meine Damen und Herren, wenn Dr. Bernau in seiner vorjährigen Budgetrede von verschiedenen Steuern, die vereinfacht werden sollen, gesprochen hat, bin ich einverstanden. Da sind diese Minimalsteuern, z. B. die Gebrauchsabgabe. Ich kann mir also nicht vorstellen – ich habe das gelesen -, daß man für eine Schale mit Blumen, die ein Gastwirt auf öffentlichen Grund stellt, noch eine Gebühr verlangt; ich wäre sehr froh, wenn der Gastwirt eine Schale mit Blumen auf öffentlichen Grund stellen würde. Ich kann mir auch eine Vereinfachung der Steuern und Abgaben vorstellen. Ich darf hier gleich dazusagen, es gibt Gemeinden – wir haben das schon längst geregelt -, wo der Gastwirt nicht monatlich seine Getränkeabgabeerklarung vorzulegen hat. Wir haben das geregelt, ohne gesetzliche Bestimmungen oder irgendwelche Initiativen der Kammern, sondern wir haben unseren Gastwirten das viel leichter gemacht. Er legt in jedem März für das vergangene Jahr die Getränkeabgabenerklärung vor, er zahlt seine Akontobeträge und im März bekommt er dann die Endabrechnung; hat er zu wenig bezahlt, muß er eben noch etwas dazuzahlen. Man kann also hier auch selbst sehr aktiv sein und verschiedene Möglichkeiten ausnützen. Partnerschaft also heißt, der Gastwirt sorgt für Tisch und Bett und die Gemeinden für die Infrastruktur. Mit dem bin ich hundertprozentig einverstanden und ich glaube, wir lassen es dabei, das ist vielleicht das beste, was wir tun können. Meine Damen und Herren, wenden wir uns jetzt den Förderungsmaßnahmen des Landes zu. Ich glaube, wir haben wiederholt zu den Problemen der Förderungen gesprochen und ich habe auch einmal erklärt, man müßte versuchen, diese Fremdenverkehrskreditaktion mit einer höheren Laufzeit auszustatten. Da wurde mir vom Herrn Landesrat Schneider immer wieder erklärt, das geht nicht, aus den und den und den Gründen. Ich freue mich daher und stimme hier wirklich mit der Handelskammer überein. Ich komme noch auf dieses Strukturprogramm Eisenwurzen, freue mich aber sehr, daß in diesem Strukturprogramm als echte Forderung steht, man sollte endlich bei den Fremdenverkehrskreditaktionen dazu übergehen, die zehnjährige Rückzahlung auf jeden Fall zu erhöhen. Man spricht ja im Zusammenhang mit einer solchen Erhöhung sogar von Abschreibungen. Ich habe seinerzeit, Herr Landesrat, mit Begeisterung etwas zur Kenntnis genommen. Ungefähr vor einem Jahr, als ich die Anregung gemacht habe, wir sollten in Niederösterreich auf Grund der Kompliziertheit der Förderungsmittel und Förderungsaktionen, weil sich draußen niemand mehr auskennt, doch endlich ein Merkblatt herausgeben, haben Sie mir erklärt, nicht nur ein Merkblatt kommt, sondern eine Broschüre kommt, eine Broschüre, wo alles festgelegt ist, und die wird in einer Menge vorhanden sein - es dauert nur mehr wenige Wochen -, daß jeder sich der Sache bedienen kann. Ich weiß, Herr Landesrat, bis jetzt ist auf dem Sektor nichts geschehen. (Landesrat Schneider: Die Landeshypo hat 10.000 Exemplare gedruckt und versendet!) Ach, Herr Landesrat, das meinten Sie damals. (Landesrat Schneider: Dann gibt es auch noch ein neueres!) Na, das ist für mich sehr interessant. Es ist nämlich ein Zufall - es gibt ja auch manchmal Zufälle -, wenn man ein solches Heft bekommt. Und darin steht die Übersicht über die wichtigsten Sonderkredte! Meine Damen und Herren, deswegen so interessant, weil ich damals angenommen habe, Herr Landesrat, nachdem die Broschüren in großer Menge vorhanden sein sollten, daß die Gemeinden sie kriegen sollen, wie ich angeregt habe; die geben sie ja weiter an die FremdenVerkehrsbetriebe, an die Gewerbebetriebe, es kommt ja heute jeder zur Gemeinde. Deshalb habe ich angenommen, das kriegen wir alle. Es ist also ein Zufall, daß ich es habe, aber meine Damen und Herren, es ist sehr interessant. Da steht nämlich oben ,,Herausgegeben vom Österreichischen Wirtschaftsbund, Landesgruppe Niederösterreich". Aber er darf es! (Abg. Dr. Bernau: Ich nicht Vollzug!) Herr Dr. Bernau, nur eines ist etwas komisch, Herr Doktor, Sie waren ein bisse1 vorlaut: ,,Gewidmet von der Hypothekenbank Niederösterreich". (Abg. Dr. Bernau: Ich bin nicht Vollzug!) Herr Dr. Bernau, und Herren, ich habe nichts dagegen, sagen wir's so, wenn der Herr Landesrat Schneider einen Sponsor bekommen konnte und die Landeshypothekenbank diese Förderungsmaßnahmen als Richtlinien und so weiter herausgegeben hat. (Landesrat Schneider: Das ist ein Irrtum!) Dagegen habe ich gar nichts, aber ich habe etwas dagegen, daß diese Broschüre nur bestimmten Kreisen zugute kommt, und ich habe noch mehr dagegen, wenn damit Politik gemacht wird. Und da taucht für mich die Frage auf, Herr Landesrat, ist jetzt die Landeshypothekenanstalt eine Bank der Österreichischen Volkspartei oder ist diese Landeshypothekenanstalt eine Anstalt des Landes Niederösterreich? Da gibt es noch einige feine Unterschiede, Herr Dr. Bernau. (Beifall bei der SPÖ.) (Präsident Dipl.-Ing. Robl übernimmt den Vorsitz.) Ich glaube, meine Damen und Herren, ...(Landesrat Schneider: Sie reden sich in einen Wirbel hinein!) Nein, das ist der Wirbel, Herr Landesrat, das ist er. (Landesrat Schneider: Das ist der Wirtschaftsbund. Es ist ihm unbenommen, so etwas zu machen. Das hat mit mir nichts zu tun. Ich kann amtlich auch noch eine Aussendung machen. Das haben Sie verschlafen. Ich werde Ihnen ein Exemplar zukommen lassen. Das zu tun, können Sie nicht verbieten!) Na, dann haben Sie ein Jahr gebraucht, und wir haben es noch nicht. Nein, ich verschlafe so etwas nie, Herr Landesrat, so viel schlafe ich gar nicht. Ich habe es nicht bekommen, die Gemeinden haben es nicht bekommen. (Landesrat Schneider: Ich werde Ihnen amtlich eines zukommen lassen!) Ich wehre mich dagegen, Herr Landesrat, daß die Landeshypothekenanstalt fiir eine politische Institution, den Wirtschaftsbund der ÖVP, Gelder ausgibt, Gelder der Landeshypothekenanstalt, die nur einem bestimmten Personenkreis zugute kommen. Sie können doch nicht die Menschen ausschließen, die auch im Fremdenverkehr tätig sind, denn nicht nur der Wirtschaftsbund ist im Fremdenverkehr tätig, das möchte ich hier sagen. Meine Damen und Herren, ich möchte hier auch noch auf das Strukturprogramm der Handelskammer „Eisenwurzen" zu sprechen kommen. Es gibt ja nicht nur Negatives, sondern auch Positives. Dieses Strukturprogramm, groß angekündigt und in Weyer vorgestellt, ist eine interessante Studie mit vielen Details von der Raumordnung bis zur Bevölkerungsstruktur. Wenn auch hier ausdrücklich betont wird, daß dieses Untersuchungsgebiet keine funktionale Region im Sinne der Regionalpolitik darstellt, ist es etwas verwunderlich, wenn zwar auf die geschichtliche Entwicklung der EisenWurzen eingegangen wird, wenn der geographische Begriff der Eisenwurzen wiederholt in diesem Programm vorkommt, man aber – das ist der Schönheitsfehler - einen Strich gezogen hat. Ich habe nämlich in der Schule gelernt, Herr Landesrat, daß das Gebiet der Eisenwurzen - das ist auch im Strukturprogramm drinnen - im Norden von der Donau, im Westen von der Enns und im Osten von der Erlauf begrenzt wird und der südlichste Ausläufer die Stadt Eisenerz ist. Die Handelskammern Steiermark, Oberösterreich und Niederösterreich haben bei der Ybbs einen Strich gemacht, das Erlauftal ist also ausgeschlossen von dieser Studie. Ich habe in den letzten Tagen mit verschiedenen Leuten gesprochen, die sich erinnert haben, daß das Erlauftal auch in der Eisenwurzen liegt und hier wesentliche Merkmale der Eisenwurzen heute noch zu finden sind, nämlich jene Betriebe, die, vor Jahrzehnten und Jahrhunderten vom Eisenhammer und vom Hammerherrn geführt, heute moderne Gewerbebetriebe oder Industriebetriebe geworden sind. Ich habe mich gewundert darüber und viele Leute in unserem Bezirk haben sich gewundert, daß man praktisch im Bezirk Scheibbs zwei Gemeinden in dieses Strukturpogramm miteinschließt, aber am Grubberg ist die Grenze, da ist der Vorhang. Aber das würde mich weniger stören, weil ich schon einsehe, daß man das vielleicht von der Warte aus sieht, daß hier eine gleiche Struktur in Oberöterreich, Steiermark und Niederösterreich gefunden werden wollte. Aber man hat eigentlich hier, das möchte ich schon sagen, nicht zusammengefügt, sondern man hat eigentlich theoretisch getrennt, zumindest vom Standpunkt des Fremdenverkehrs muß ich sagen; deshalb getrennt, weil gerade ein Großteil der Gemeinden zu einem Fremdenverkehrsverband zusammengeschlossen ist und hier praktisch eine Trennung herbeigeführt wurde. Nun, meine Damen und Herren, ich habe aber unter den Maßnahmen, die auf Grund dieser Studie getroffen werden sollen, mit wirklicher Begeisterung zwei Dinge besonders vermerkt. Es steht hier: Zur Finanzierung stehen derzeit - in Niederösterreich ist gemeint – nur Fremdenverkehrskreditaktionen, Förderungsaktionen mit einer Laufzeit von 10 Jahren zur Verfügung. Und man sagt, um eine bessere Finanzbasis für Ausbauvorhaben zu geben, wäre die Laufzeit analog den Amortisationszeiten der Steuergesetzgebung anzuheben. Herr Landesrat, ich habe erst vor zwei Jahren wieder gesagt, schauen wir doch, daß wir endlich diese Laufzeit von 10 Jahren mit zweijähriger Rückzahlungsfreiheit auf wenigstens 15, ideal wäre auf 20 Jahre, soweit die Landwirtschaft davon gesprochen hat, hinaufsetzen. Erst dann wird sich die Fremdenverkehrswirtschaft reißen um diese Aktionen bzw. diese Belastung dieser Art noch besser verkraften können. Es sollte auch geprüft werden, ob nicht für Fremdenverkehrsprojekte ab einer bestimmten Größenordnung eine Landeshaftung erreicht werden könnte. Auch das, meine Damen und Herren, wurde hier schon einmal angeregt und ist bisher sanft entschlummert. Vielleicht haben diese Untersuchungen der Handelskammer – ich möchte ganz besonders positiv vermerken, der Handelskammern aller drei Bundesländer - dazu beigetragen, daß dieses Problem doch einer Lösung zugeführt wird. Meine Damen und Herren, ich komme schon zum letzten Punkt meiner Ausführungen und kann feststellen, daß am Dienstag sozialistische Abgeordnete einen Antrag eingebracht haben, über den auch die Frau Abg. Tribaumer eingehend gesprochen hat. Ich möchte hier nur eines dazu ausführen. In diesem Antrag gibt es eine Begründung, ich möchte nur einige Punkte zitieren. Hier heißt es: ,,Während früher auch der nicht mehr im Wirtschaftsprozeß stehende alte Mensch im Familienverband lebte und dort auch eine Funktion erfüllte, kommt es nunmehr immer häufiger vor, daß in einer Familie der Kontakt zu den betagten Familienangehörigen nur mehr bei Feiertagen oder allfälligen außergewöhnlichen Ereignissen besteht." Ich übergehe jetzt einige Sätze und zitiere weiter: ,,Diese vielfach beobachtete Einsamkeit der alten Leute ist jedoch nicht nur ein Problem in der Großstadt, sondern ist auch im ländlichen Gebiet, bedingt durch die Landflucht und die geänderte Lebensweise der Angehörigen, immer häufiger zu finden. Aus diesem Grunde befassen sich zahlreiche Maßnahmen aus dem Bereich der Sozialhilfe damit, das Leben der betagten Menschen auch in jenen Fällen zu erleichtern, in denen es nicht nur um die Beseitigung finanzieller Notstände geht. Einrichtungen wie Gemeindeschwester, Essen auf Rädern und ähnliche soziale Dienste sind sicherlich geeignete Maßnahmen, um das tägliche Leben zu erleichtern. Oftmals erschien es aber wünschenswert, auch außerhalb der sozialen Dienste und überhaupt der Sozialhilfe, den betagten Menschen zur Erholung, zum Kontakt mit Mitmenschen und durch Erlebnisse auch zu geistigen Anregungen zu verhelfen, ihnen gleichsam einen Urlaub von der Einsamkeit zu ermöglichen. Die Schwierigkeit eines Urlaubes für alte Menschen besteht häufig weniger in finanziellen Erwägungen, sondern vielleicht vielmehr oft darin, daß die tfberwindung von Entfernungen, die Vorbereitung für ein solches zeitliches Verlassen des gewohnten Lebensraumes von Einzelnen nicht oder nur schwer bewältigt werden kann." Meine Damen und Herren, ich komme nun zurück auf den Fremdenverkehr. Ich habe eingangs erklärt, alle Fremdenverkehrsbetriebe eines Gebietes, in dem es nur eine Saison gibt, haben in der Vor- und Nachsaison oft größte Schwierigkeiten und würden gerade für die Vor- und Nachsaison gerne eine Anzahl von Betten zur Verfügung stellen. Wenn man das auch noch mit Zahlen untermauert: Im April 1975 gab es 361.000 Nächtigunge11, im Mai 461.000, im Juni steigt es auf 628.000, im Juli sind es 986.000, im August haben wir schon über eine Million, September sinkt es wieder auf 600.000 ab und im Oktober auf 320.000. Nun, meine Damen und Herren, der Antrag, der hier eingebracht wurde, bedeutet doch nichts anderes, als daß - ich betrachte das lediglich von der Seite des Fremdenverkehrs - man alles tun sollte, um mit einer Urlaubsaktion die Möglichkeit zu schaffen, dem Fremdenverkehr für die Vor- und Nachsaison die Möglichkeit seiner Dienste zu geben. Und wenn man hier eine sehr einfache Rechnung aufstellt - meine Damen und Herrn, wir werden im Ausschuü ja darüber reden - kommt es ja hier, wie schon gesagt wurde, nicht allein darauf an, daß der Pensionist, der alte Mensch, der in der Gemeinschaft seine Pflicht erfüllt hat, jetzt auf Grund einer Aktion des Landes alleine auf Urlaub geschickt wird, sondern ich bin überzeugt, daß ein Großteil dieser Kosten auch von den Pensionisten getragen werden könnte. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, eine Aktion zu setzen, bei der das Land, die Gemeinden und auch der Pensionist einen Teil für einen solchen Urlaub erübrigen. Wenn wir hier, um eine Zahl zu nennen, von 30,000 Pensionisten reden und das mit acht Tagen Aufenthalt multiplizieren, so käme eine Nächtigungsziffer von 240.000 Nächtigungen heraus. Und wenn wir den Aufenthalt mit Vollpension, sehr hoch gerechnet, mit 180 Schilling pro Tag bewerten, so würden sich acht Tage Urlaub auf etwa 1.500 Schilling stellen. Und wenn nun vom Land 15Millionen, von den Gemeinden der gleiche Betrag und das letzte Drittel zum Teil von den Pensionisten getragen würden, ergäbe sich eine Summe von 45 Millionen Schilling, die echt dem Fremdenverkehr zugute kämen. Wenn wir jetzt dazu noch rechnen, meine Damen und Herren, daß der Pensionist, der nun auf Urlaub fährt, in der örtlichen Gemeinschaft mit Bekannten am Tage sicher auch noch einiges ausgibt und ich pro Kopf die Summe von 30 Schilling annehme, so sind das noch einmal 7 bis 8 Millionen Schilling, die dem Fremdenverkehr zugute kämen. Meine Damen und Herren, es geht aber hier nicht um einen Urlaub, bei dem man irgend jemanden irgendwohin verfrachtet, sondern ich glaube es geht darum, daß man diese Pensionisten auch dementsprechend betreut. In der Vor- und Nachsaison wäre dazu Zeit. Ich würde sagen, es handelt sich hier um einen Aktivurlaub, von Wanderungen angefangen bis zur Besichtigung von Veranstaltungen, die die Fremdenverkehrsgemeinden sicherlich sehr gerne für diese Aktion starten würden. Ich glaube, daß dies eine Möglichkeit wäre, nicht nur eine echte positive Tat für unsere alten Menschen zu setzen, sondern in zweiter Linie, worauf es mir hier als einem, der für den Fremdenverkehr spricht, ganz besonders ankommt, letztlich auch eine große Aktion für den Fremdenverkehr zu starten. Ich lade heute schon die Österreichische Volkspartei ein, in diesem Gespräch zu einer positiven Lösung zu kommen. (Beifall bei der SPÖ.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Abg. Dipl.-Ing. Molzer. Abg. Dipl.-Ing. MOLZER: Herr Präsident! Hoher Landtag! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Beratungen über die Budgetgruppe Förderung von Handel, Gewerbe und Industrie geben mir Gelegenheit, mich mit der Wirtschaftsförderung in unserem Lande auseinanderzusetzen, aber auch einige grundsätzliche Bemerkungen zur Situation auf Bundesebene zu machen. Ich möchte eine Feststellung an die Spitze meiner Ausführungen stellen. In Niederösterreich, wir haben es ja heute schon gehört, geschieht etwas. Bei einem Vergleich der Budgets der Bundesländer schneidet Niederösterreich hinsichtlich der Förderung von Handel, Gewerbe und Industrie am besten ab. Für diese Zwecke wird in Niederösterreich mit 0,92% des gesamten Ausgaberahmens am meisten geleistet, am wenigsten in Wien mit 0,11 %. Sie gestatten mir, meine Damen und Herren, daß ich die Palette der Förderungsaktionen des Landes Niederösterreich für die Wirtschaft kurz streife. Da die Zahlen für 1976 noch nicht vorliegen, bin ich gezwungen, auf die Daten von 1975 zu greifen. Der Niederösterreichische Betriebsinvestitionsfonds hat 1975 100 Darlehen mit einem Gesamtbetrag von 69,2 Millionen Schilling zugeteilt. Im Rahmen der Zinsenzuschußaktion für Invest-Darlehen wurden 97 Anträge mit einem Gesamtkapital von l 11,4 Millionen Schilling bewilligt. Für Existenzgründungen wurden 1975 5%ige Zinsenzuschüsse in 217 Fällen zu einem Gesamtkapitalbetrag von 27,3 Millionen Schilling gewährt. In der 1975 geschaffenen Zinsenzuschußaktion für Merkantil-Darlehen wurden in 152 Fällen 5Y0ige Zinsenzuschüsse für einen Gesamtkapitalbetrag von 30,2 Millionen Schilling vergeben. Dies sind lediglich einige Beispiele. Von wesentlicher Bedeutung sind weiters die Förderungen über den Wirtschaftsförderungsfonds des Landes Niederösterreich, die Wirtschaftshilfeaktion des Landes Niederösterreich, die Grenzlandförderungszuschüsse und so weiter. Ich möchte an dieser Stelle den Herrn Landesfinanzreferenten, Landeshauptmannstellvertreter Ludwig, und dem für die Wirtschaft zuständigen Herrn Landesrat Schneider auch namens der Niederösterreichischen Wirtschaft danken und die Herren bitten, auch in Zukunft den Notwendigkeiten und berechtigten Wünschen der niederösterreichischen Wirtschaft Rechnung zu tragen. Wenn ich nun die einzelnen Positionen des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 1977 hinsichtlich der Förderung von Handel, Gewerbe und Industrie durchgehe, kann ich mit Genugtuung die Aufgeschlossenheit und die Bereitschaft des Landes feststellen, der Wirtschaft auch im kommenden Jahr tatkräftig unter die Arme zu greifen und ihr neue Impulse zu geben. Ich begrüße es, daß die Zinsenzuschüsse für die Existenzgründungen angehoben wurden. Die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft und die gute Versorgung unseres Landes mit Gütern und Leistungen am Markt hängt auf lange Sicht nicht unwesentlich von einer ständig sich erneuernden Unternehmerschaft ab. Die Beratungsaktion der Handelskammer Niederösterreich für Existenzgründungen und die Zinsenzuschußaktion haben sich bestens bewährt. Ich freue mich, daß diese zügig fortgesetzt werden. Ich begrüße es weiter, daß die Mittel für den Wirtschaftsförderungsfonds erhöht wurden. Wie richtig die Wirtschaftsförderungspolitik unseres Landes liegt, zeigt die zunehmende Inanspruchnahme bei den Aktionen. Das gilt in ganz besonderem Maße hinsichtlich des Betriebsinvestitionsfonds und der Zinsenzuschüsse für Invest-Darlehen. Um die Nachfrage nach diesen Investitionskrediten ausreichend befriedigen zu können, sollte in den nächsten Jahren eine stärkere Aufstockung der Mittel Platz greifen. Für sehr entscheidend halte ich es, daß die Mittel für die allgemeine Wirtschaftsförderung in beträchtlichem Ausmaß angehoben werden. Ich begrüße dieses Unterfangen sehr. Eine verstärkte Weiterbildung der Unternehmer und deren Führungskräfte sowie die Betriebsberatungen sind wesentliche Voraussetzungen für Rationalisierungsmaßnahmen, vor allem bei Klein- und Mittelbetrieben. Nach dem Grundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe ist es wirtschaftlich notwendig und absolut vertretbar, solche Aktivitäten auch von Seiten des Landes zu fördern. Rationellere Unternehmungsführung bedeutet nicht nur Einsparung und Fortschritt, sondern auch Sicherung der Arbeitsplätze, Verbesserung des Lebensstandards und so weiter. Ich erlaube mir, ein Detail herauszugreifen. Der Aufwand für derartige Aktionen wird von der Handelskammer Niederösterreich für 1977 auf etwa 5 Millionen Schilling geschätzt. Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich das Land entschließen könnte, den ursprünglichen Verteilerschlüssel auf die Übernahme von 50% der Kosten für Betriebsberatungen anzuwenden. Damit könnten die Beratungsdienste stärker ausgebaut und im verstärkten Ausmaß zum Gesamtwohl unseres Landes eingesetzt werden. Ich halte in diesem Zusanimenhang die Gewinnung von Vergleichsdaten und Untersuchungen zur Erkennung der künftigen wirtschaftlichen und technologischen Trends von ausschlaggebender Bedeutung. Hiebei sind vor allem die Arbeiten des Institutes für Gewerbeforschung zu nennen, insbesondere das Projekt ,,Regionale Wirtschaftsbeobachtung''. Hinsichtlich der Umweltschutzförderung wurden von Seiten der Wirtschaft mit Herrn Landeshauptmannstellvertreter Ludwig Gespräche geführt. Wenn auch ein eigener Budgetansatz noch nicht verwirklicht werden konnte, möchte ich dem Herrn Landeshauptmannstellvertreter für seine grundsätzliche Bereitschaft danken. In der Zwischenzeit erwartet sich die Wirtschaft, daß Umweltschutzinvestitionen im Rahmen bestehender Kreditaktionen mitgefördert werden. Und nun gestatten Sie mir auch ganz kurz ein Wort zu den Eigenregiearbeiten des Landes. Sie sind heute ja vom Herrn Abg. Leichtfried hier auf den Tisch gelegt worden, der Herr Landeshauptmann hat Stellung dazu genommen. Ich selbst habe in den letzten Jahren mit dem Herrn Landeshauptmann darüber Gespräche geführt und bin eigentlich sehr froh, daß es uns gelungen ist, sogenannte Zulieferbetriebe zu den Eigenregiearbeiten des Landes einsetzen zu können. Es ist klar und da stimme ich mit dem Herrn Landeshauptmann überein, daß die rund 3.000 Leute des Landesstraßendienstes irgendwie beschäftigt werden müssen, aber es ist uns so wie in der Industrie gelungen, daß Klein- und Mittelbetriebe Zulieferungsdienste für diese Landesbediensteten machen können. Das ist schon ein Fortschritt und ein Zeichen praktischer Mittelstandsförderung und viele Klein- und Mittelbetriebe haben damit Aufträge und Beschäftigung gefunden. Wir wollen nur hoffen, daß dieses System, das ja bei uns schon eingeführt wurde, zum Nutzen der Klein- und Mittelbetriebe weiter ausgebaut wird. Denn eines, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist klar: Das Ausland beneidet uns um unseren Mittel- und Kleinbetriebsstand. Unsere Mittel- und Kleingewerbebetriebe haben sicher ein Niveau, um das uns viele andere beneiden. Und nun gestatten Sie mir noch ein paar Bemerkungen zur Situation auf der Bundesebene. Natürlich können die Betriebe ihre Chancen am Markt nur dann verfolgen und wahrnehmen, wenn in der staatlichen Wirtschaftspolitik bestimmte Rahmenbestimmungen gegeben sind. Es ist Aufgabe gerade auch der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung, ein Klima zu schaffen, in dem Investitionen getätigt werden und sich auch lohnen. Voraussetzungen für Investitionen sind bekanntlich neben positiven Absatzerwartungen ausreichende Erträge. Nicht neue Belastungen muß daher die Devise sein, sondern eine Entlastung der Betriebe. Was geschieht in Wirklichkeit? Die Vermögenssteuer wurde um 32% erhöht, die Investitionssteuer wird 1977 wieder eingeführt, die Kredite werden durch das neue Gebührengesetz verteuert werden. Das Gebührengesetz, das am 30. November 1976 beschlossen wurde, sieht eine Erhöhung der festen Gebühren gerade bei häufigen Schriften, nämlich bei Beilagen sowie bei Eingaben, Bestätigungen, Dienstzeugnissen und Vollmachten, auf das Vier- bis Fünffache vor. Eine Gebührenpflicht wurde für bisher gebührenfreie Korrespondenzverträge eingeführt. Ich habe da die Befürchtung, daß in Zukunft viele Verträge eben nicht schriftlich abgeschlossen werden und damit eine gewisse Rechtsunsicherheit gegeben wird. Und schließlich eine neue Kreditsteuer in der Form, daß für die bisher gebührenfreien Kreditverträge eine Gebühr von 0,8% festgesetzt wurde, wobei die neue Kreditsteuer sogar rückwirkend gelten wird, ausgenommen Barkredite bis zu einer bestimmten Höhe und einer gewissen Laufzeit. Durch diese neue Kreditsteuer werden bedauerlicherweise die Kredite etwa im gleichen Ausmaß verteuert werden, als sie in der ersten Hälfte des Jahres 1976 verbilligt worden sind. Diese Kreditkostenerhöhung wird nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Unselbständigen schwer treffen. Eine einzige Ausnahme ist der Bundeskammer gelungen zu erreichen, das sind die Export- und Exportförderungskredite sowie die ERP-Kredite. Der Herr Minister Androsch hat gestern in einer Presseaussendung gesagt, daß keine Änderung des Gebührengesetzes zu erwarten ist und ein Satz sticht hier besonders hervor. Der Herr Minister Androsch bestätigt im Zusammenhang mit dem Gebührengesetz, daß es in anderen Ländern eine solche Kreditbestimmung nicht gebe, es sei eben ein typisch österreichisches Gesetz. Sie. gestatten mir daher, hier einen Resolutionsantrag einzubringen. Resolutionsantrag des Abg. Molzer zur Gruppe 7 des Voranschlages des Landes Niederösterreich: ,,Durch die Gebührengesetznovelle 1976 wurden im § 33 Tarifpost 19 Absatz 1 Kreditverträge schlechthin der Gebührenpflicht unterworfen. Im Absatz 4 werden, soweit es sich um Förderungskredite handelt, ausschließlich die Kredite aus dem ERP-Fonds ausgenommen. Diese beabsichtigte Gesetzesänderung bewirkt, daß alle finanziellen Förderungsmaßnahmen der Länder und Gemeinden einer Vergebührung zu unterziehen sind. Dies würde nicht dem förderungspolitischen Sinn entsprechen. Die Landesregierung wird daher aufgefordert, bei der Bundesregierung, insbesondere beim Bundesministerium für Finanzen dahin zu wirken, daß unverzüglich durch gesetzgeberische Maßnahmen der Wirtschafts- und förderungspolitisch verfehlte Gesetzesbeschluß des Nationalrates im Sinne einer vernünftigen Wirtschaftspolitik einer Korrektur unterzogen wird." Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich habe als derzeitiger Sektionsobmann der Bundessektion Gewerbe bei der letzten Sektionsleitungssitzung anfangs November dieses Jahres auch die Gewerkschaft aufgefordert, bei der Erstellung ihrer Forderungen zu berücksichtigen, daß der Wirtschaft durch die 32.ASVG-Novelle und durch das Urlaubsgesetz bereits wesentliche Belastungen auferlegt wurden. Gerade beim jetzigen Stand der Wirtschaftsentwicklung kommt mehr Verständnis für die Wirtschaft zur Stärkung der Investitionsbelebung und zur Sicherung der Beschäftigung absolute Priorität zu. Gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang auch ein Wort zum Entgeltfortzahlungsgesetz. Die bisher bekanntgewordenen Erfahrungen zeigen, daß die Belastungen dieses Gesetzes nicht auf alle Betriebe gleichmäßig verteilt sind. Die Großbetriebe nehmen die Erstattungsleistungen in größerem Umfang in Anspruch. Es liegen bis jetzt allerdings für dieses Gesetz nur die statistischen Daten aus dem Jahre 1975 vollständig vor. Sollte sich klar zeigen, daß auch im Jahre 1976 ein wesentliches Ungleichgewicht der Belastungen festzutellen ist, wird über eine entsprechende Änderung des Gesetzes zu verhandeln sein. Die Betriebe werden aber nicht nur durch ständig steigende Lohnkosten in eine kaum zu bewältigende Kostensituation gedrängt, sondern sie werden auch - das möchte ich auch einmal unmißverständlich aussprechen -. durch Inflation und Steuerprogression und durch neue Steuern und Abgaben immer mehr zur Ader gelassen. Meine Damen und Herren, die selbstverschuldeten Löcher im Budget des Bundes dürfen nicht einfach durch mehr Steuern und Abgaben gestopft werden. Das zentrale Problem, das sich heute in der Wirtschaft stellt, ist der Schwund an Eigenkapital. Die Ursache der immer geringer werdenden Eigenkapitaldecke der Betriebe reicht von der Ertragsschwäche der Betriebe über die Kostenexplosion bis zur Nichtberücksichtigung der Scheingewinne. Dazu kommt der bereits erwähnte konfiskatorische Charakter der Besteuerung. Die Förderung der Eigenkapitalbildung ist daher ein dringendes Erfordernis, um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu verbessern und die Investitionen und die Beschäftigung zu sichern. Die präkere Situation des Bundesbudgets darf nicht dazu führen, daß der Herr Finanzminister die sachlichen Gespräche auf diesem Gebiet nicht aufnimmt bzw. aufschiebt. Die derzeitige Bundesregierung sollte sich darüber im Klaren sein, daß gerade die Betriebe es sind, die Arbeitsplätze schaffen, und daß die Initiative, der Unternehmergeist und die Risikofreudigkeit unserer Betriebe Garanten für die Arbeitsplatzsicherung sind. Hoher Landtag! Es steht außer Zweifel, daß unsere Landesregierung maßgeblichen Anteil an dem wirtschaftlichen Aufschwung unseres Landes Niederösterreich hat. Die Förderungseinrichtungen, die für die Wirtschaft geschaffen wurden, haben sich bewährt und haben entscheidende Impulse zur Folge. Die Betriebe des Gewerbes, des Handels und der Industrie wurden bei ihren Bemühungen um Strukturanpassung und Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit tatkräftig unterstützt und ich bin überzeugt, daß dies auch in Hinkunft so sein wird. Ich darf Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, versichern, daß wir von der Wirtschaft am modernen Niederösterreich unermüdlich und konsequent weiterbauen werden. Danke. (Beifall bei der ÖVP.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Abg. Dr. Bernau. Abg. Dr. BERNAU: Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vielleicht noch - trotz der vorgeschrittenen Stunde und der allgemein durchaus verständlichen Ermüdung des Hauses - ein paar Worte zum Fremdenverkehr. über die Bedeutung des Fremdenverkehrs hier zu sprechen, glaube ich, erübrigt sich. Wir kennen seine Bedeutung und unser zuständiger Landesrat Schneider hat anläßlich des Fremdenverkehrstages vor wenigen Wochen in der Schallaburg sehr deutlich darüber gesprochen. Sie kennen auch die Ziele unserer niederösterreichischen Fremdenverkehrsaktivitäten, ich darf sie kurz wiederholen, Niederösterreich soll eben zur echten Urlaubsalternative in Österreich werden, der Slogan ,,NiederÖsterreich, wo Ferien noch Ferien sind" ist, glaube ich, einer der besten, einer der geeignetsten. Er zieht nach wie vor, weil er so ein bißchen die Wärme unseres Bundeslandes ausdrückt, diese Geborgenheit, die wir hier in diesem Lande haben, nicht so sehr den Fremdenverkehrsrummel; es ist ganz einfach ein gemütliches Land, ein nettes Land, wo es schön ist, Ferien zu verbringen. Daß wir uns bemühen müssen, die soziale Struktur der Gäste nach Möglichkeit zu verbessern, ist ebenso bekannt wie auch die Notwendigkeit der Verjüngung der Gästestruktur und daß wir vor allem eine Ankurbelung der Vor- und Nachsaison, wenn möglich auch der zweiten Saison erreichen sollten. Es wäre schön, wenn vor allem Väterchen Frost hier besser mitspielen würde. Wir wissen, der letzte Winter war derartig schneearm, daß unsere Schiliftanlagen in größte Schwierigkeiten gekommen sind. Einer dieser Schilifte, der sicherlich sehr wohl gemeint war in Grünbach am Schneeberg, wird praktisch seinen Betrieb - leider, muß ich sagen - einstellen müssen, da er ganz einfach nicht mehr zu rechtfertigen ist. Wir haben hier Untersuchungen eingeleitet, auch vom Wirtschaftsförderungsinstitut, um festzustellen, ob doch noch eine Möglichkeit besteht, aber recht optimistisch sehe ich dieser Sache nicht entgegen. Daß uns internationale Schirennen wie das von vorgestern helfen werden, wo unsere Elfi Teufl eigentlich den Sieg errungen hätte, den man ihr aber im letzten Augenblick durch Annullierung des Rennens wieder genommen hat, hoffen wir. Ich glaube, es ist eine der erfreulichen Seiten, daß wir auch bei uns in Niederösterreich bereits einen Leistungssport haben, nicht nur auf dem Gebiete der Leichtathletik durch die Liese Prokop, sondern jetzt auch durch Elfi Teufl, die sich im internationalen Schirennen entsprechend in Szene setzen kann. Ich glaube, das sollten wir ihr recht danken. Aber trotz aller dieser Dinge ist es nicht zu verleugnen und die Statistik zeigt leider sehr deutlich, daß wir doch auch in Niederösterreich einen leichten Rückgang der Fremdenverkehrsfrequenz aufzuweisen haben. Bis einschließlich September hat dieser Rückgang in unserem Bundesland 2,4% betragen, wobei allerdings bemerkenswert ist, daß der Ausländerfremdenverkehr noch etwas im Steigen begriffen ist, wenn auch nur um 1%. Aber wir liegen damit besser als der gesamtösterreichische Durchschnitt, nach dem ja der Fremdenverkehr der ausländischen Gäste um 0,7% gesunken ist. Daß Tirol hier eine Ausnahmestellung hat, das ist klar, denn vergessen Sie nicht, Tirol liegt so nahe an der Großstadt München und wer auch so wie ich sehr gerne in den Winterferien in Tirol Ski fährt, der weiß, wie dann an den Feiertagen, an den Wochenenden Millionen Leute von München in Tirol einreisen und dort ihren Ein- oder Zweitageurlaub verbringen. Aber eines, glaube ich, kann man heute mit Sicherheit feststellen: Der stürmische Wachstumsprozeß im Fremdenverkehr dürfte endgültig beendet sein. Und ich glaube, eine sehr wesentliche Ursache dafür, die ich nicht verschweigen möchte, ist doch, daß wir langsam aber sicher eben nicht mehr das billige Reiseland sind, das wir einmal waren. Bitte nachzulesen in deutschen Zeitungen, beispielsweise der Frankfurter Zeitung, die den Lesern mitgeteilt hat, daß Österreich gar nicht mehr billig ist, beispielsweise die Alkoholika, die in Österreich durch enorm hohe Steuern natürlich entsprechend hinaufgetrieben werden. Ich glaube, wir haben in Österreich bezüglich des Verkaufes von Alkoholika eine Weltspitzenhöhe erreicht. Sie wissen, daß der Wirt einmal 16% Mehrwertsteuer zu zahlen hat, daß er 10% Alkoholabgabe zu entrichten hat, daß weitere 10% Getränkesteuer zu zahlen sind, von diesen letzten beiden Steuern ist ebenfalls noch die Mehrwertsteuer zu entrichten, also eine Steuer von der Steuer, ich glaube, da sind wir auch ziemlich einmalig auf der Welt. Das gibt allein schon eine Besteuerung von über 40% und wenn man noch das Bedienungsgeld von 10% dazurechnet, dann beträgt die Belastung irgend eines Getränkes im Schnitt bereits 54%, ganz zu schweigen noch vom Anteil der Gewerbesteuer, der Fremdenverkehrsförderungsabgaben und der diversen anderen Steuern. Und diese Entwicklung, wie sie sich hier auf dem 'Getränkesektor zeigt, muß man leider auch bei Preisvergleichen mit dem Ausland feststellen. Wir haben nun glücklich das dritte Mal mit der Deutschen Bundesrepublik den Schilling aufgewertet, das macht uns zwar gegenüber unserem Hauptfremdenverkehrspartner, der Deutschen Bundesrepublik, nicht teurer, aber gegenüber vielen anderen Staaten, wie beispielsweise den skandinavischen Staaten, den Niederlanden, England und Frankreich, sind wir neuerlich teurer geworden und auch für die Deutschen sind natürlich andere Länder, wie beispielsweise Spanien, Italien oder Frankreich, wesentlich billiger geworden. Wenn man also dann die Extras, ich meine vor allem die Getränke, bei uns mit einem relativ hohen Preis zu bezahlen hat, dann überlegt sich eben auch der Fremde heute schon, ob er nach Österreich auf Urlaub fahren soll oder nicht. Auch ich muß sagen, ich werde heuer zum erstenmal einen Winterurlaub im Ausland verbringen, weil ich wirklich interessiert bin, wie diese Kostenvergleiche sind zwischen Österreich und beispielsweise der Schweiz, wo ich beabsichtige hinzufahren. Mich interessiert das und ich will einmal selbe an Ort und Stelle erleben, ob wir wirklich schon so sehr zu einem teuren Land geworden sind, wie das beispielsweise die Frankfurter Zeitung sehr deutlich berichtet. Dazu kommt halt noch, daß die Inflation bei uns in Österreich schon seit Jahren besteht; nach wie vor bewegen wir uns bei der 7%-Marke und mein Vorredner, der Kollege MolZer, hat darauf hingewiesen, welche Belastungen die Wirtschaft ständig auf sich zu nehmen hat. Ab 1. Jänner haben wir die erhöhte Vermögenssteuer, die den Einzelnen mit 33 bis 35 % belasten wird, dann ist die Lkw-Steuer und vor allem - bitte, seien Sie mir nicht böse, wenn ich es sage - diese unglückselige, jetzt erst neu geschaffene Kreditsteuer. Ich meine, da haben wir verbilligte Kreditmöglichkeiten der gewerblichen Wirtschaft und dann werden diese verbilligten Aktionen neuerlich mit einer Steuer belegt, die mit immerhin O,8% eine ganz schöne Angelegenheit ist. Herr Kollege Lechner, im Zusammenhang mit Kreditmöglichkeiten für die gewerbliche Wirtschaft muß ich einmal hier allen Ernstes und klar feststellen: Jede Vereinigung, ob es eine politische Vereinigung ist, ob es eine Berufsvereinigung oder eine sonstige Vereinigung ist, hat die Möglichkeit, das Recht, ja ich sage geradezu die Verpflichtung, einen Servicedienst für ihre Mitglieder zu machen. Wenn der Niederösterreichische Wirtschaftsbund eine Broschüre über die Kreditmöglichkeiten der Gewerblichen Wirtschaft herausgibt, ist das ausschließlich seine Sache, er hat keine Verpflichtung, den Freien Wirtschaftsverband aufzufordern, das ebenso zu tun. Und wenn er sich dafür, bitte schön, einen Sponsor sucht, dann ist das eine allgemeine Angelegenheit, genauso wie jede politische Partei die Möglichkeit hat, wenn sie Broschüren herausgibt, für Inserate zu werben und Inserate hineinzugeben. Es ist genau dasselbe, Druckkostenbeiträge einzuheben. Meine verehrten Freunde, das möcht die ÖVP genauso wie die Sozialistische Partei oder die Freiheitliche Partei. Daran etwas zu rütteln, finde ich geradezu lächerlich, und jede andere Bank macht das auch, bitte schön. Schauen Sie sich die Sponsortätigkeit der Bank für Arbeit und Wirtschaft an, schauen Sie sich die Sponsortätigkeit der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien an, um nur einige aufzuzählen. Ich glaube also, das war sehr überflüssig. Aber - da kann ich jetzt aus eigener Erfahrung reden - diese Broschüre ,,Kreditmöglichkeiten der gewerblichen Wirtschaft" gibt es nicht nur beim Wirtschaftsbund, sie wurde und das weiß ich deswegen genau, weil ich der Autor dieser Broschüre war, bereits im Jahre 1955 von der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, vom Wirtschaftsförderungsinstitut, herausgebracht. Ich war damals sehr stolz, weil das eine der ersten Arbeiten war, mit der ich ein bisserl größer in Erscheinung getreten bin und die seither Jahr für Jahr von der Bundeswirtschaftskammer neu aufgelegt wird mit so einem braunen Einband - ich bin überzeugt, daß das bei Ihnen zu finden ist - und sie wird jedes Jahr neu redigiert. Darüber hinaus hat auch das Land Niederösterreich - ich habe das hier liegen, bitte schön, Herr Kollege Lechner – so einen Katalog über die kreditpolitischen und wirtschaftsfördernden Maßnahmen des Bundeslandes Niederösterreich herausgegeben. Ich kann das gar nicht verstehen, daß das die Abgeordneten nicht bekommen haben, beispielsweise jene, die draußen waren in Mödling. (Abg. Lechner: Bei der ÖVP-Veranstaltung!) Aber bitte, das war doch keine ÖVP-Veranstaltung, meine Herren, vielleicht sind Sie nicht hingekommen. Es ist ausgeteilt worden, bitte, an die Fremdenverkehrsverbände. Ich weiß, daß es an die Bürgermeister ausgeschickt worden ist, fragen Sie einmal den Herrn Gemeindesekretär, vielleicht hat er es Ihnen bisher nicht gegeben. Es liegt bei allen Kammerdienststellen auf, also Sie können es haben, wo Sie wollen. Hier ist es und wie gesagt, das Buch „Kreditmöglichkeiten der gewerblichen Wirtschaft" gibt es seit dem Jahr 1955. Und wenn man schon von Unzukömmlichkeiten redet: Nicht wahr, ich habe gehört, daß der Kollege Lechner sich so geärgert hat, daß da ein offensichtlich Ihrer Partei nahestehender Touristenverein, wenn ich ihn richtig verstanden habe, eine Kürzung seiner Subvention hinnehmen mußte. Na, dazu möchte ich halt sagen, ich glaube, es war ein und derselbe Verein, der kurze Zeit vorher, das steht ja hier im Rechnungshofbericht zu lesen, durch einen geschickten Grundkauf, Sie wissen, die Krankenkasse in St. Pölten hat den Grund ......(Abg.Lechner: Das ist billig, Herr Kollege!) Das ist nicht billig, das war teuer! Sie, das war sehr teuer, das hat der Gebietskrankenkasse 2 Millionen Schilling gekostet, wenn Sie's genau wissen wollen. (Landeshauptmannstellvertreter Czettel: Ist das die Begründung für die Kürzung der Subvention?) Nein, nein, aber ich will nur sagen, daß man sich offensichtlich hier schadlos gehalten hat. Das andere wird sicher der Herr Landesrat aufklären können. Aber bitte schön, solche Sachen, das ist nicht billig, das ist teuer. Ich wiederhole das, das ist sogar sehr teuer, die 2 Millionen Schilling, die der Krankenkasse abgegangen sind. Na, ich möchte n icht sehen, wenn beispielsweise ein der ÖVP nahestehender Verein ein derartiges Geschäft gemacht hätte, wie Ihre Fraktion hier aufheulen würde. Also das nur so am Rande. (Abg. Lechner: Sie lenken vom Thema ab!) Ich lenke nicht ab, ich habe es ja gar nicht notwendig. Warum soll ich denn ablenken, Herr Kollege Lechner, fällt mir gar nicht ein. Ich versuche nur auch, Ihnen einmal etwas zu sagen, was Ihnen vielleicht nicht angenehm sein könnte, nicht wahr. Worum es jetzt geht - ich will wirklich Ihre Geduld nicht mehr allzulange in Anspruch nehmen - ist, daß wir ganz einfach in Niederösterreich in der Werbung nicht erlahmen dürfen. Wir müssen sie weiter verstärken, wir müssen uns neue Dinge einfallen lassen. Ich habe schon beim Kapitel3 erwähnt, daß ich hier einen Vorschlag machen möchte. Sie haben ja freundlicherweise meinen Resolutionsantrag angenommen, daß wir entweder im Jahre 1978 oder später, 1981 beispielsweise, im Waldviertel eine Ausstellung mit dem Thema „Die Kuenringer" durchführen wollen, und da würde ich Ihnen den Vorschlag unterbreiten, daß wir endlich ähnlich der Kleinen Barockstraße im südlichen Niederösterreich eine solche Straße, einen Rundkurs, so darf ich das bezeichnen, durch das Waldviertel errichten, welcher diese interessanten Bauwerke, Burgen, Schlösser, Ruinen, Naturdenkmäler, Städte und Märkte verbindet und den wir als „Kuenringerstraße" bezeichnen könnten. Wenn ich den Verlauf dieses Rundkurses nur ganz kurz skizzieren darf: Von Krems ausgehend über Gneixendorf, Langenlois mit seinem wunderschönen Hauptplatz, Gars, Rosenburg nach Altenburg, das Schloß Greillenstein, dann über Neupölla zu der Seenstraße hinüber, nach Ottenstein, Rastenfeld, Stift Zwettl bis Rapottenstein gehend, nach Arbesbach, dann über Goßgerungs nach Weitra, das ja eine der berühmtesten Siedlungen ist, über Gmünd und die Blockheide nach Heidenreichstein, Dobersberg,Raabs, Drosendorf, Geras und Pulkau nach Eggenburg, wo wir ja wissen, daß von Kuenring her der Name dieses Geschlechtes stammt, über Burgschleinitz, Maissau, Mühlbach und Gobelsburg zum schönen Dorfplatz von Hadersdorf, dann über die Donaubrücke hinüber nach Göttweig, Rossatz, in die Kuenringerburg Aggstein, über die Donaubrücke hinauf nach Pöggstall, Ottenschlag sowie nach Spitz und Weißenkirchen, um mit Dürnstein und Krems wieder einen Abschluß zu finden. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist eine Fremdenverkehrsfördening, mit der man sehr viel machen kann. Sie wissen, daß dieSe Kleine Barockstraße eigentlich ganz gut eingeschlagen hat und wenn wir uns hier beispielsweise auf dem Sektor der Gastronomie und der Sehenswürdigkeiten einiges einfallen lassen, dann werden wir auch da für den Besucher interessante Aspekte bieten. Wir können beispielsweise die Gastronomie veranlassen, gleichmäßige Menüs, wenn Sie wollen mit dem Namen „Kuenringer Menü" herzustellen, wir können einen „RitterSpieß" einführen, wir können „Knappengulasch' dort machen, wir können ,,RaubritterSalat" servieren, Herr Landeshauptmannstellvertreter. (Landeshauptmannstellvertreter Czettel: Sie wollen sie nur rehabilitieren!) Aber warum denn, da ist ja nichts dabei, nicht wahr? Ich meine, man muß ja ein bisserl Humor haben, auch in der Politik gehört, bitte schön, Humor dazu. Und im Fremdenverkehr, glaube ich, ganz speziell. Die Resolution darf ich Ihnen vorlesen und ich würde Sie bitten, wenn Sie glauben, mir zustimmen zu können, das zu tun. Resolutionsantrag des Abg. Dr. Bernau zur Gruppe 7: „im Interesse des Fremdenverkehrs ist es unter anderem gelegen, auf die niederösterreichischen Kulturaktivitäten und Kulturgüter in geeigneter Weise hinzuweisen. Dies soll nicht nur in Form von Prospekten erfolgen, sondern auch in der Bezeichnung von Straßenzügen, die mit dem historischen Geschehen in einem kausalen Zusammenhang stehen. Die Landesregierung wird daher ersucht, eine Straße, ähnlich wie dies bei der Kleinen Barockstraße der Fall war, unter Berücksichtigung der historischen Bedeutung der Kuenringer und ihres Wirkens in Niederösterreich als ,,Kuenringerstraße" zu bezeichnen." Ich glaube, daß das eine Aktivität ist, die im Rahmen einer Budgetdebatte einmal aufgegriffen werden könnte und die sicherlich eine wertvolle Ergänzung zu der geplanten Ausstellung wäre. Ich sage noch einmal, 1978 oder 1981, das scheint mir gar nicht so wichtig zu sein, wenn gleichzeitig damit begonnen wird. Meine Damen und Herren, man könnte dem Fremdenverkehr aber auch mit kleinen Dingen helfen, indem man beispielsweise versucht, eine Erleichterung durch die Zulassung einer vereinfachten Buchhaltung für die Kleinbetriebe und Gastgewerbe zu erreichen oder endlich die Novelliemng der Lustbarkeitsabgabe durchzusetzen. Sie wissen, da13 hier eine Unzahl von Abgaben zu zahlen ist und es liegt auch schon lange ein Entwurf vor, nach Möglichkeit endlich dieses unsinnige und unnötige Alkoholverbot - wir haben ja voriges Jahr schon darüber gesprochen - abzuschaffen. Das sind alles Kleinigkeiten, die aber sicherlich auch dem Fremdenverkehr in Niederösterreich ein bisserl helfen könnten. Ich glaube, am Schluß feststellen zu dürfen, daß man die weitere Entwicklung des niederösterreichischen Fremdenverkehrs sehr genau wird beachten müssen, um gegebenenfalls und rechtzeitig jene geeigneten Maßnahmen ergreifen zu können, die dazu dienen, dem Fremdenverkehr zu nützen. Ich glaube, daß man sich vor allem mehr überlegen wird müssen, ob man weiterhin einer Bettenvermehmng das Wort sprechen oder hier nicht eher bremsen soll und dafür die Qualität sowohl im Hotel als auch im Gastgewerbe ganz entschieden anzuheben versucht. Und daß man eben auch versucht – das wurde ja schon erwähnt - Schlechtwettereinrichtungen zu schaffen. Das sind, glaube ich, die Dinge, die dem Fremdenverkehr not tun, vor allem hat er aber notwendig, bitte schön, daß er einer ruhigeren Entwicklung auf dem fiskalischen Gebiet entgegengeht, denn das tut ihm am allermeisten weh. Zu solchen Initiativen, wie beispielsweise alte Leute auf Urlaub zu schicken, muß ich sagen, da gibt es schon sehr vorbildliche Dinge. Ich höre von der Gemeinde Baden, daß sie seit Jahren jedes Jahr 300 Leute auf ihre Kosten auf den Semmering auf Urlaub schickt und es gibt auch andere Gemeinden, die das machen. Das ist zu begrüßen; es wäre aber auch zu begrüßen, wenn viele öffentlich-rechtliche Körperschaften, von den Krankenkassen angefangen, vielleicht weniger eigene Häuser bauen, sondern die Leute in bestehenden Betrieben unterbringen würden. Das würde den Betrieben helfen, würde unter Umständen billiger kommen und es wäre damit allen geholfen. Ich darf mit der Feststellung abschließen, daß wir der Landesregierung, dem verantwortlichen Referenten, Landesrat Schneider, vor allem aber auch seinen beamteten Mitarbeitern, dem Dr. Hlous und seinen Freunden, danken dürfen, daß sie sich für unseren Fremdenverkehr so eingesetzt haben und möchte das von dieser Stelle hier gerne tun. (Beifall bei der ÖVP.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte kommt der Abg. Kurzbauer. Abg. KURZBAUER: Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn man sich von diesem Pult aus mit wirtschaftlichen Problemen zu beschäftigen hat, so ist es auch notwendig, daß man sich dabei auch ein wenig mit dem Bund beschäftigt. Ich weiß, daß man hier etwas allergisch ist dagegen, aber es ist halt nicht anders zu machen. Es wäre ja leicht, wenn man nur darauf verweisen bräuchte, daß die Vertreter der Österreichischen Volkspartei schon vor Jahresfrist und noch viel länger darauf hingewiesen haben, daß ein Umdenken in der Wirtschaftspolitik dringend notwendig ist. Das ist auch hier im Landtag geschehen in aller Öffentlichkeit und zu jeder sich bietenden Gelegenheit. Aber eine Selbstherrlichkeit sondergleichen ließ die Verantwortlichen diese Warnungen leider immer wieder in den Wind schlagen. Meine Damen und Herren, daß wir recht behalten haben mit unserer Meinung über dieses angeblich bestvorbereitete Regierungsteam, bringt den Wirtschaftstreibenden leider keinerlei Genugtuung. Es wäre auch zuviel verlangt, wollte man von einer Kuh, die drauf und dran ist, geschlachtet zu werden, erwarten, daß sie sich bei ihrem Schlächter bedankt, weil sie nun künftig keine Milch mehr zu geben braucht. Sie wird sich vielmehr zu wehren versuchen. Es gibt freilich auch Ausnahmen. Manche glauben nämlich, zumindest in der Öffentlichkeit so tun zu müssen, als gäbe es keine Schlachtbank, weil frei nach Morgenstern nicht sein kann, was nicht sein darf. (Abg. Lechner: Das ist eine Wahlrede!) Ich glaube, meine Damen und Herren, man muß einem Exmitglied des freien Wirtschaftsverbandes, dem Herrn Finanzminister, doch klarmachen, daß der Bogen nun bald überspannt ist. Für Wolkenschieben und gesellschaftspolitische Experimente, die auch danebengehen können, fehlt den Wirtschaftstreibenden - das sind, wie Sie alle wissen, gerade bei uns in Niederösterreich in der überwiegenden Zahl die kleinen Gewerbetreibenden und Händler das Verständnis. Ich darf annehmen, es fehlt auch Ihnen, meine Damen und Herren; ganz bestimmt fehlt es, langsam zweifeln Sie nämlich daran, ob all' das, was in den letzten zwei Jahren von der Wirtschaft immer wieder gepredigt wurde, wirklich nur sogenannte Schwarzmalerei gewesen ist. Es wurde schon damals darauf verwiesen, daß durch die Finanzpolitik die Exportwirtschaft schwer getroffen werden würde. Wenn Sie den letzten Monatsbericht des Wirtschaftsforschungsinstitutes zur Hand nehmen, dann werden Sie sehen, daß uns die Entwicklung leider recht gegeben hat. So schreibt das Institut für Wirtschaftsforschung in seinem letzten Monatsbericht - ich darf das zitieren: „Die Situation der österreichischen Konjunktur ist labiler geworden.'' Und zwei Zeilen weiter konstatiert der durchaus vorsichtig gehaltene Bericht: „Die Unterbrechung des Aufschwunges schlägt sich in rückläufigen Auftragsbeständen der österreichischen Industrie nieder. Auch der Zuwachs der Exporte war im September niedriger als im Vormonat. Die weitere Entwicklung wird nun auch von den österreichischen Unternehmern weniger zuversichtlich beurteilt als noch im Sommer." Meine Damen und Herren, wir haben vor einem Jahr und länger auch darauf verwiesen, daß durch die Baubremse vor allem bei den kleinen und mittleren Bauunternehmen und bei den Baunebengewerbebetrieben Kapazitäten freigesetzt werden und deshalb sehr, sehr viele Betriebe um ihre Existenz ringen. Die Auftragslage war damals katastrophal und sie ist es auch heute noch. Die Konjunkturgespräche in der Handelskammer haben ergeben, daß Umsätze und Aufträge gerade in der Bauwirtschaft absolut ungenügend sind. Auch hier hat die Entwicklung bestätigt, was Fachleute schon vorher bestätigt haben. Verwiesen wurde aber auch schon vor mehr als einem Jahr auf das Problem Nahversorgung, von dem gerade wir in Niederösterreich leider besonders stark betroffen sind. Bereits 2.500 Lebensmittelhändler in über 200 Orten unseres Bundeslandes mußten ihre Geschäfte schließen, viele Prozente der Bevölkerung haben plötzlich keinen Greißler mehr. Jetzt auf einmal haben auch die SPFrauen gemerkt, daß es schade darum ist, daß diese bequeme Einrichtung nicht mehr existiert. Kürzlich haben die sozialistischen Damen deshalb unter Vorsitz der Frau Minister Firnberg in Wien sogar eine Enquete darüber abgehalten. Es geht nicht an zu sagen, daß ich über diese Veranstaltung unglücklich gewesen wäre, wenn sich auch nur die geringste Möglichkeit einer Lösung dieses Problems ergeben hätte. Es hätten zum Beispiel die versammelten Vertreter des Freien Wirtschaftsverbandes bei dieser Veranstaltung einmal klar und deutlich ihre Meinung sagen können, in aller Freundschaft unter Genossen. Sie haben es natürlich nicht gemacht. Aber dafür hat der Herr Generaldirektor Kadits des Konsums, der bereits über 100 Supermärkte, Selbstbedienungscenters und dergleichen regiert, ungestraft erklärt - darf ich das wieder zitieren: „Das Problem der Nahversorgung ist im Lebensmittelhandel derzeit etwas hochgespielt.'' Nach Meinung des Herrn Kadits gibt es genügend Lebensmittelgeschäfte. (Abg. Dr. Brezovszky: Reden Sie von den Landwirtschaftlichen Genossenschaften!) Sie können sicher sein, wir reden darüber. Nur das Sortiment fehle, außerdem hätten Geschäfte mit weniger als 200 Quadratmeter Verkaufsfläche keine Existenzberechtigung. Interessant ist auch noch weiter, meine Damen und Herren, daß auch Herr Koppe, Geschäftsführer der Konsumentenschutzvereinigung, erklärt hat, daß das Problem in Grenzgebieten schon immer gewesen sei. Sein Vorschlag, der an und für sich paradox ist, der aber, glaube ich, doch hier gesagt werden muß, lautet: Geschäfte, die noch keinen Abgang haben, sollen das negative Ergebnis der anderen übernehmen. Eine Sache, die volkswirtschaftlich ja gänzlich unvertretbar ist. Mit Zwangsmaßnahmen, meine Damen und Herren, die dem Kaufmann vorschreiben sollen, was er zu führen hat, kann man dieses Problem nicht lösen. Es gibt noch einen Vorschlag, daß der Konsum einen Zustelldienst übernimmt. Na, vielleicht wird es dann so etwas ähnliches wie ein Staatsladen. Auf den naheliegenden Gedanken, meine Damen und Herren, daß die schon lange im Parlament liegenden Initiativanträge des Wirtschaftsbundes einmal zu besprechen wären, kam man nicht. Meine Damen und Herren, in Niederösterreich haben wir Gott sei Dank auf die Gnade und den Einfallsreichtum der Bundesregierung nicht gewartet. Wir haben eine Reihe verschiedener Förderungen ins Leben gerufen, ich sage nur ein Beispiel, das Merkantil-Darlehen. Die Belastungswellen, die wir derzeit auf uns zukommen sehen, die Minister Androsch gemeinsam mit seinem Ministerkollegen Lanc auf uns eindringen läßt, werden wahrscheinlich bald über unseren Köpfen zusammenschlagen. Man kann nicht immer nur der Wirtschaft neue Lasten auferlegen und durch neue fiskalische Erfindungen neue Belastungen bringen. Man kann vor allem nicht die mühsam mit Steuergeldern unserer Mitbürger geförderten Betriebe in den Grenzgebieten durch neue Steuern gefährden. Und ich kann nicht umhin, obwohl schon über diese neue Transportsteuer gesprochen wurde, die hier auf uns zukommt und vor allem für das Grenzgebiet eine sehr, sehr starke Belastung bringen wird, einige Worte zu verlieren. Diese Beförderungssteuer, wo pro Tonne und Kilometer 25 Groschen geplant sind, belastet nicht nur unsere einheimischen Unternehmer, sondern sie führt auch, verbunden mit der Aktion der Auslandsfahrten, der sogenannten roten Karte, die nur eine gewisse privilegierte Gruppe von Transporteuren bekommt, zu immer größeren Schwierigkeiten, weil sehr viele Fahrten von Inländern in das Ausland nicht durchgeführt werden können. Die sogenannten roten Karten werden nämlich vom Ministerium nur sehr beschränkt ausgegeben und jede Intervention auf diesem Gebiet wird mit der stereoiypen Antwort abgelehnt, uns ist lieber, wenn diese Güter mit der Bahn befördert werden. Aber eines ist interessant: Die Ausländer kommen herein in rauhen Mengen, hier gibt es keine Probleme. Das hat dazu geführt, daß zum Beispiel schon ausländische Spediteure in Österreich fahren, zu sehr billigen Preisen zum Teil und hier unter Umgehung dieser Vorschrift und ohne daß die inländischen Betriebe die Möglichkeit haben, hier einzugreifen. Unsere Betriebe müssen Gelder für Fuhren zahlen, die direkt ins Ausland gehen, und der Fiskus verliert hier sehr, sehr viel. Eine Möglichkeit, die schon mehrmals aufgezeigt wurde, wird vom Finanzminister beharrlich nicht angewendet. Es gibt fast in ganz Europa die Beschränkung, daß Lkw’s beim Grenzübertritt in das jeweilige Land höchstens 50 Liter Treibstoff in den Behältern haben dürfen, ansonsten haben sie die üblichen Steuern zu bezahlen. Man will damit versuchen und das ist auch klarerweise immer der Fall, daß der Lkw in dem Land, in dem er ja fährt, tankt und damit der Staat Steuern einnimmt. In Österreich ist das nicht der Fall, bei uns können die Lkw’s und das wird sehr, sehr viel gemacht, ohne auch nur einmal zu tanken von einer Landesgrenze zur anderen durchfahren und der Staat nimmt keinen Groschen ein. Man hat hier in der Bundeskammer Berechnungen angestellt und ist draufgekommen, daß durch diese Lkw’s, wenn auch in Österreich diese 50 Liter-Grenze eingeführt werden würde, im Jahr allein an Steuern rund 500 Millionen Schilling Mehreinnahmen wären. Warum das nicht gemacht wird, ist mir persönlich nicht klar, aber das wäre ein Weg, daß der Staat einmal zu Geld kommt, das nicht den Inländern abgenommen wird, sondern daß Fahrzeuge, die Österreich nur durchqueren, ebenso zahlen müssen wie die Österreicher, die in Deutschland oder in Ungarn fahren. Warum das nicht gemacht wird, ist mir persönlich nicht bekannt. Auch zur zweiten Steuer, die schon angezogen wurde, glaube ich, muß man noch ein paar Worte verlieren. Das ist die Betriebssteuer, über deren Auswirkungen wir alle uns noch viel zu wenig Gedanken gemacht haben. Aber es gruselt einem, wenn man sich etwas damit befaßt. Das große Problem besteht darin, daß die einmalige Idee gewesen ist - dafür gehört dem Finanzminister eigentlich der Erfinderorden, wenn es so etwas geben würde -, daß man Schulden besteuert. Das hat es auf der ganzen Welt noch nicht gegeben. Wenn jemand Schulden macht, dann zahlt er Steuer dafür! Bisher hat man Besitz besteuert, das war allgemein üblich, weil der Staat zu Geld kommen muß. Aber daß man Schulden versteuert, das ist jetzt das erstemal auf der ganzen Welt hier in Österreich beschlossen worden und bringt wieder für die Wirtschaft, die ja gezwungen ist, beim Investieren Schulden zu machen, Kredite aufzunehmen, eine neuerliche schwere Belastung. Erstens bei der Wirtschaft und zweitens, meine Damen und Herren, bei der öffentlichen Hand. Die Länder, auch Niederösterreich, nehmen ja alljährlich bei Instituten sehr viel Geld auf, um Schulbauten durchführen zu können, um Fremdenverkehrsförderungen durchführen zu können und alle anderen Dinge womöglich auch. Und man muß sich, glaube ich, jetzt ernsthaft überlegen, ob man nicht, wenn' man zum Beispiel 200 Millionen Schilling aufnimmt, 200 Verträge auf je 999.999 Schilling abschließt, weil man hier statt 1,5 nur O,8% als neue Steuer bezahlt, das sind immerhin 700.000 Schilling bzw. bei 200 Millionen Schilling 1,4 Millionen Schilling Ersparnis, die sonst allein an Steuer abgeführt werden müßten. Eine Belastung, die sich wieder so auswirkt, daß man mit dem Geld, das man eben aufnimmt, weniger bauen kann. Hier sehen Sie, in welchen Dimensionen vom Minister Androsch schon gedacht wird, um überhaupt noch sein Staatssäckel etwas füllen zu können. Wir glauben aber nicht, daß diese neuen Steuern zur Sicherung der Arbeitsplätze beitragen, aus dem einfachen Grund, weil sehr viele Betriebe hier wieder nicht in die Lage kommen, die Investitionen durchführen zu können, die unbedingt notwendig sind. Darf ich hier noch einmal das Wirtschaftsforschungsinstitut im Zusammenhang mit dem Budget des Bundes für 1977 zitieren: ,,Für Investitionen sind 1977 um rund 5% mehr Mittel vorgesehen als 1976 voraussichtlich ausgegeben werden. Real wird der Bund damit im kommenden Jahr weniger investie- ren können als 1976." Meine Damen und Herren, ich fürchte, mit Flugzetteln allein kann man diese Tatsachen nicht kaschieren. Die Wirtschaftsforschelassen darüber hinaus auch durchklingen, daß die Politik eher konjunkturdämpfend als konjunkturbelebend wirkt, da die Einkommen geschmälert und der private Konsum dadurch zwangsläufig verringert wird. Die Betrachtungen der durchaus ehrenwerten und vorsichtig artikulierenden Herren aus der Wirtschaftsforschung schließen dann: ,,Insgesamt wird daher durch das Grundbudget die Inlandsnachfrage nicht belebt." Und das Rückwärtsblatt aus dem Vorwärtsverlag wird das dann seinen wenigen Lesern möglicherweise so interpretieren: ,,Regierung Kreisky schützt vor unüberlegtem Einkauf.'' Weil der Schilling dann ja vorher dreimal umgedreht werden muß! Aber, meine Damen und Herren, weil uns rhetorische Kunststücke und Dialektik als wirtschaftsfördernde Maßnahmen zuwenig sind, ist bei uns das Landesbudget so ausgerichtet, daß damit versucht wird, Versäumnisse der Bundesregierung einigermaßen wettzumachen. Die Leistungen der vergangenen Jahre haben die Richtigkeit unserer Überlegungen bestätigt. Alle Kreditaktionen, die vom Land gemacht werden, dienen ja Gott sei Dank dazu, unsere Betriebe in Niederösterreich zu stärken. Die Überlegungen, die bei der Erstellung des niederösterreichischen Budgets im Vorjahre zugrunde gelegt wurden, haben sich als richtig erwiesen. Wie richtig die im vorliegenden Budget getroffenen Maßnahmen sein werden, werden wir alle in der kommenden Zeit sehen. Und weil wir von der Arbeitsplatzsicherung beziehungsweise der Schaffung von Arbeitsplätzen heute schon und in den letzten Tagen soviel gesprochen haben: Zwei Dinge, mit denen ich persönlich auch befaßt war, haben mich sehr nachdenklich gestimmt. Das erste ist - es wurde schon von einem Kollegen der Sozialistischen Partei angezogen -, daß eine Feuerzeugfirma im Waldviertel rund 300 Arbeitskräfte freisetzen muß, weil die Produkte nicht abgesetzt werden können. Man hat dazu gesagt, das Management dieser Firma hätte versagt. Das hat man sich sehr leicht gemacht. Ich kann Ihnen noch einen Grund sagen, warum diese Firma in so großen Schwierigkeiten ist. Die Firma hat klarerweise versucht, im Inland verstärkt Fuß zu fassen und da hat sich eines gezeigt. Ein staatlicher Betrieb importiert zu Dumpingpreisen die Feuerzeuge, die die inländische Firma so gerne verkauft hätte, nämlich die Österreichische Tabakregie. Ich frage mich, meine Damen und Herren, ob es die Aufgabe eines Staatsbetriebes ist, die inländischen Arbeitsplätze durch solche Transaktionen zu gefährden. Das ist der erste Fall. (Abg. Leichtfried: Wissen Sie, was dieser Betrieb erzeugt? Damit ist der Inlandbedarf in kurzer Zeit gedeckt!) Ich weiß das, ich kenne die Firma. Ja, der Herr Bundeskanzler hat erklärt, jeder Österreicher kauft ein Feuerzeug. Das war so wie das Naßrasieren, Herr Kollege. Aber das zweite, meine Damen und Herren, stimmt mich noch viel nachdenklicher. Ein Mandatar der SPÖ Niederösterreich im Nationalrat, der Herr Bundeskanzler Dr. Kreisky, hat durch ein Machtwort verhindert, daß eine Firma in Niederösterreich 3 50 Arbeitsplätze schafft. Ich glaube, das ist eine sehr bedenkliche Sache. Ich spiele hier an auf die Firma Stölzle in Pöchlarn, die mit Unterstützung des Landes und der Stadtgemeinde Pöchlarn ein großes Grundstück angekauft hat, und fix und fertig mit der Planung für 350 Arbeitsplätze ein großes Werk zur Erzeugung von Flaschenglas hinstellen wollte. Und der niederösterreichische Mandatar Dr. Kreisky hat erklärt, das kommt nicht in Frage, die Firma baut nicht, denn dadurch könnten in der Steiermark Arbeitsplätze gefährdet werden. (Abg. Leichtfried: Wo hat er das erklärt?) Das ist in allen Zeitungen gestanden, Sie können es nachlesen, ich bringe sie, wenn Sie wollen. (Abg. Leichtfried: Das können Sie nicht beweisen, Sie sprechen die Unwahrheit!) Die Walze haben wir schon gehört, Herr Kollege, die ist nicht mehr aktuell. Das kann ich beweisen, ich bin gerne dazu bereit. Das Problem der Firma Stölzle, meine Damen und Herren, ist ja bekannt. (Zwischenrufe. - Präsident Dipl.-Ing. Robl gibt das Glockenzeichen.) Ich heiße nicht Leichtfried, bitte sehr. Ich heiße nicht Leichtfried und sage daher nicht die Unwahrheit. Meine Damen und Herren, warum kenne ich diese Sache so gut? Der Grundstoff für die Erzeugung von Glas ist Quarzsand, er wird von der neuen Betriebsstätte 10 Minuten entfernt gewonnen und derzeit täglich mit Lkws und per Zug nach Graz und an die zweite steirische Adresse gebracht. Das ist mit sehr hohen Frachtkosten verbunden. Der neue Standplatz wäre so günstig, daß die Firma wesentlich billiger erzeugen könnte und dadurch im Export wesentlich preisgünstiger liegen würde. Wir alle hoffen, daß die Firma Stölzle ihren Plan verwirklichen kann, im Interesse von 350 neuen Arbeitsplätzen in einem Gebiet, in dem diese Arbeitskräfte noch aufzutreiben sind. Meine Damen und Herren, ich stehe nicht an zu sagen, daß wir sehr oft als Gewerbetreibende und als Wirtschaft verdammt werden. Ich habe nicht gewußt, daß der große Staatsmann Winston Churchill schon zu seiner Zeit ein Hellseher war und gewußt hat, was uns als Unternehmer in Österreich einmal bevorstehen wird. Er hat folgendes gesagt und damit möchte ich schließen: ,,Manche Leute halten den Unternehmer für einen räudigen Hund, den man totschlagen müßte. Andere meinen, der Unternehmer sei eine Kuh, die man ununterbrochen melken könne. Nur wenige sehen in dem Unternehmer ein Pferd, das den Karren zieht." Ich hoffe im Interesse ailer, daß es noch lange Unternehmer gibt, die den Karren ziehen werden. (Beifall bei der ÖVP.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Abg. Romeder. Abg. ROMEDER: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Grenzlandförderung war sicher in den letzten Tagen und auch heute ein Schwerpunkt der Debattenbeiträge. Und ich glaube, es ist in diesem Raum und in ganz Niederösterreich unbestritten, daß ein wesentlicher Bestandteil einer entsprechenden Grenzlandförderung auch der Weiterbestand bestimmter öffentlicher Einrichtungen ist. Wenn man die Arbeiter-Zeitung, meine sehr geehrten Damen und Herren, vom 8. Dezember dieses Jahres liest und dann entsprechende Nachfragen anstellt, ob diese Meldung stimmt, dann muß man folgendes zur Kenntnis nehmen. Hier heißt es: ,,In Niederösterreich 10 Minigerichte, die Zweiggerichte in Allentsteig, Gföhl, Groß-Gerungs, Ottenschlag" - dann geht es weiter bis Schrems - „werden aufgelassen, das sieht ein Verordnungsentwurf des Justizministeriums vor. Das Konzept soll nun, wie Landeshauptmann Maurer Dienstag mitteilte, den zuständigen Gremien des Landes vorgelegt werden. (Abg. Leichtfried: Weiterlesen!) Selbstverständlich, gestatten Sie mir, daß ich Ihnen noch etwas erzählen werde. Ich glaube, meine sehr geehrten Damen und Herren, hier wird erstens einmal neuerlich von einem Anschlag gegen das Grenzland gesprochen, indem hier eine Gefahr für öffentliche Einrichtungen besteht. Aber ich möchte hier - deswegen habe ich mich zu Wort gemeldet - auf etwas bestimmtes eingehen. Am 7. Oktober des heurigen Jahres, als erstmalig in Niederösterreich auf Grund einer Aussprache im Juni mit dem Herrn Landeshauptmann von Niederösterreich bekannt wurde, daß der Herr Justizminister beabsichtigt, einen entsprechenden Verordnungsentwurf dem Landeshauptmann und der Landesregierung zur Stellungnahme vorzulegen, waren 15 Bürgermeister unseres Verwaltungsbezirkes von 17 bis 20 Uhr beim Herrn Justizminister Broda. Nachdem uns sein zuständiger Sektionschef eine Stunde vertröstet hat, nachdem wir dann Mineralwasser kredenzt bekamen, hatten wir dann von 18 bis 20 Uhr Gelegenheit, ihm unsere Argumente, speziell abgestimmt auf das Grenzland, speziell abgestimmt auf das Waldviertler Hochplateau zur Kenntnis zu bringen. Wir verwiesen darauf, daß man nicht jedes Gebiet über einen Raster schlagen kann, daß hier andere klimatische Voraussetzungen gegeben sind, Glatteis, Schneeverwehungen, wenn woanders noch die Straßen benützbar sind; wir verwiesen auf die weiten Entfernungen in dünn besiedeltem Gebiet und die Gefahr, in diesem dünn besiedelten Gebiet praktisch eine weitere Schwächung bestimmter zentraler Orte mit allen Konsequenzen für die Wirtschaft und für die Bevölkerung herbeizuführen. Und nun kam eine Zusage des Herrn Justizministers und das ist, meine sehr geehrten Damen und Herren, der konkrete Anlaß meiner Wortmeldung. Dafür gibt es auch in diesem Raum Zeugen, es waren drei Abgeordnete mit. Der Herr Justizminister hat uns zugesagt, bevor dem Herrn Landeshauptmann von Niederösterreich und somit der Niederösterreichischen Landesregierung dieser Verordnungsentwurf, welcher unter Umständen konkrete auch uns betreffende Probleme im Venvaltungsbezirk Zwettl berührt, zur Stellungnahme vorgelegt wird, wird er dieselbe Korona, die dort bei ihm war, die 15 Bürgermeister mit den Mandataren, zu einer weiteren Aussprache einladen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, am 8. Dezember mußten wir nun das lesen. So wurde die Zusage eines sozialistischen Justizministers, meine sehr geehrten Damen und Herren, eingehalten. Damit wissen wir, was ein Versprechen in diesem Land, von einem Regierungsmitglied dieser Bundesregierung Bürgermeistern entgegengebracht, überhaupt noch gilt. Es ist erschütternd, das feststellen zu müssen, meine sehr geehrten Damen und Herren. Vom österreichischen Bundeskanzler sind wir es gewohnt, auch beim Rundfunk, bei den Strafgesetzen sind Zusagen getätigt gewesen, nächsten Tag war es anders, die Umstände haben sich geändert. Ich möchte nur wissen, welche Umstände sich hier geändert haben, meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ-Seite, daß er nicht einmal mehr in der Lage war, dieselbe Korona trotz Zusage zu einer weiteren abschließenden Diskussion zu empfangen. (Abg. Leichtfried: Der Klaus ist gleich beim Hintertür1 hinausgegangen!) Das allein zeigt, was von Zusagen, was von Versprechungen der SPÖ in bezug auf Grenzlandförderung zu halten ist, meine sehr geehrten Damen und Herren. Das allein sagt es genau und das allein zeigt das wahre Gesicht, wie man einem Grenzlandgebiet, wie man den Waldviertler Problemen schlechthin tatsächlich gesinnt ist. (Beifall bei der ÖVP.) Aber nun, meine sehr geehrten Damen und Herren, zum Resolutionsantrag des Herrn Abg. Kaiser, in dem mehr oder weniger der Wunsch geäußert wird, in einem Nachtragsbudget weitere Aufstockungen der Mittel für die Industrieförderung vorzunehmen. Ich glaube, es ist kein Geheimnis, daß die ÖVPFraktion in diesem Haus gerade den Problemen der Industrieförderung immer aufgeschlossen gegenübersteht, weil es ein Schwerpunkt der niederösterreichischen Politik schlechthin ist, Arbeitsplätze zu sichern und daher alle Maßnahmen auch für die Arbeitsplatzerhaltung in der Industrie zu treffen. Aber heute steht zur Debatte die Beschlußfassung über das Budget 1977 und ich glaube, man muß, wenn man hier seriös ist, doch erst die Entwicklung im kommenden Jahr abwarten, sowohl die wirtschaftliche Entwicklung Niederösterreichs mit allen Problemen, die sich daraus ergeben, wie auch die finanziellen Möglichkeiten, die daraus erwachsen. Und deshalb glaube ich, wäre es falsch, heute schon dem Finanzreferenten des Landes eine Zwangsjacke anzulegen. Selbstverständlich ist die ÖVP-Fraktion bereit, wenn es die Umstände erfordern - so hat sie es in der Vergangenheit auch regelmäßig bewiesen -, in einem Nachtragsbudget Mittel zur Verfügung zu stellen. Aber erst dann, wenn die Umstände gegeben sind und wenn dadurch auch das Erfordernis gegeben ist. Meine sehr geehrten Damen und Herren, aus diesem Grund wäre die Vorgangsweise, heute diesem Resolutionsantrag die Zustimmung zu geben, sicher nicht richtig. In unseren Überlegungen steht aber die Industrieförderung, die Arbeitsplatzsicherung, praktisch an vorderster Stelle und wir werden uns im kommenden Jahr auch wieder entsprechend verhalten. (Beifall bei den Abgeordneten der ÖVP.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Herr Landesrat Schneider. Landesrat SCHNEIDER: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren des Hohen Hauses! Darf ich den Ausführungen meines Vorredners noch ein paar ergänzende Worte anschließen und damit zugleich eine Vermutung des Herrn Abg. Kaiser doch wohl widerlegen, der gemeint hat, daß nur die im Budget ersichtlichen Mittel für die Industrieförderung zur Verfügung stünden. Das ist nicht so, denn man muß doch auch die vorhandene Fondsgröße berücksichtigen, die Revolvierung und die gesamte Möglichkeit, plus Budgetzuführung pro Jahr hier wirksam zu werden. Ich rede nicht lange, ich weiß, man muß um diese Zeit auf manches Rücksicht nehmen, so verlockend das wäre. Aber ein paar Ziffern in dem Zusammenhang darf ich Ihnen wohl sagen. Ich beziehe mich hier auf die jüngste Arbeit meines Referates zum Zwecke der Berichterstattung, die sich auf den Zeitraum 1. November 1975 bis 1.November 1976, also auf ein Jahr erstreckt. Hier ist sichtbar, daß aus dem Betriebsinvestitionsfonds in dieser Zeit 73 Darlehen mit einem Volumen von 54,350.000 Schilling bewilligt wurden und daß im gleichen Zeitraum eines Jahres die Zinsenzuschußaktion für InvestDarlehen, also eine gleiche Wirkung wie der Betriebsinvestitionsfonds, 7 7 Anträge für einen Gesamtkapitalbetrag von 74,050.000 Schilling positiv erledigt hat. Ich darf der Vollständigkeit halber noch hinzufügen, daß der Wirtschaftsförderungsfonds in dieser Zeit 396 Darlehen mit einem Volumen von 43,219.000 Schilling ausbezahlt hat, daß die Gemejnsame Kreditaktion 113 Darlehen mit 5,7 Millionen Schilling ausgeschüttet hat, daß für die neue Aktion der Existenzgründungen im Berichtszeitraum 271 Fälle mit einem Gesamtkapitalbetrag von 37,070.000 Schilling positiv erledigt wurden, daß die Merkantil-Darlehensaktion, die ein ausgesprochener Volltreffer geworden ist und dauernd überbelastet in Bearbeitung steht, 229 Fälle mit einem Gesamtvolumen von 47,949.500 Schilling vergabemäßig erledigt hat und daß es sonst noch kleinere Wirtschaftsförderungsmaßnahmen mit einem Volumen von etwa 12 Millionen Schilling gibt. Insgesamt ergibt das immerhin eine Viertelmilliarde Schilling, das ist vielleicht immer noch zu wenig, aber im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten das Erreichbare. Sie dürfen mir glauben und Sie können auch dem Landesfinanzreferenten glauben, daß er und ich es sich nicht leicht gemacht haben und kein Regierungsmitglied es sich leicht gemacht hat, für die zu verantwortenden Bereiche etwa oberflächlich zu verhandeln. Wir haben uns im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten vorgetastet bis in die Grenzbereiche und das ist das Ergebnis. Bedenken Sie aber bitte, daß es immerhin heute etwa achtmal so viel ist, was der Wirtschaftsförderung zur Verfügung steht, wie noch vor sechs, sieben Jahren und daß wir wie ich glaube uns hier auf einem richtigen Weg im Rahmen vernünftiger Budgetgrößen, im Rahmen einer geordneten Auffassung über das Haushaltswesen bewegen. Ich habe keine Gelegenheit gehabt, Ihre Ausführungen persönlich mitanzuhören, weil ich beim ERPFonds drüben war, wo ich seit vielen Jahren mitarbeite. Ich darf Ihnen sagen, daß ich immer so froh bin, wenn ich dann wieder hierher komme, wenn ich nur den Vergleich ziehe, wie kompliziert dort beispielsweise die Kreditvergabe vor sich geht, wie nervenaufreibend diese Arbeit ist, wenn man Fall für Fall durchzustudieren hat. Das sind Akte oft um 500.000 Schilling bei Mittelkrediten, die solche Höhe erreichen. Bei uns wird sehr flott, möglichst unkonventionell und einfach gearbeitet, natürlich nach den Grundsätzen einer notwendigen Prüfung und nach den Richtlinien, die Sie, meine Damen und Herren des Landtages, gegeben haben. Wir sind doch irgendwo gut vorangekommen bei dieser Aufgabe. Ich möchte auch noch ein Wort zur Firma Eisert sagen, weil wir in der Landesregierung mehrfach hier sitzen ja zwei Regierungsmitglieder, die das sicherlich noch in Erinnerung haben - sorgenvoll schon vor Jahren davon gesprochen haben, ob es denn nicht möglich sein kann, Frankreichimporte der Tabakregie wenn schon nicht völlig hintanzustellen, so doch zu verringern, um zu verhindern, daß diese Firma einmal in Schwierigkeiten kommt. Der Herr Abg. Leichtfried hat ja den Appell ,,Kauft österreichische Waren" gestern so leidenschaftlich hier vorgetragen. Die Firma Eisert steht natürlich mit 97% Exportanteil eben auf einem Bein und das zweite Bein zu gewinnen versucht durch die Möglichkeit, auch im Inland Fuß zu fassen. Das ist dann aus irgendwelchen Gründen nie zustande gekommen. Dazu kam leider noch, daß durch die Hartwährungspolitik, die wir heute betreiben - für unsere Vorstellungen in einer überharten Manier, denn man könnte auch hier vielleicht mit anderen Maßstäben messen, wenn man die exportwirtschaftlichen Folgewirkungen überlegt -, die Disharmonie zwischen Dollarkurs und Schillingkurs so groß geworden ist, daß die Amerikaner ihre Aufträge storniert haben. Dadurch ist bedauerlicherweise diese Situation entstanden, die hier vielfach bereits angedeutet wurde. Hoffentlich gelingt es, was Waidhofen an der Thaya anbelangt, bei Schrack einen Teil der frei gewordenen Arbeitskräfte unterzubringen, und hoffentlich gelingt es, was Heidenreichstein anbelangt, in der Nähe bei einem metallverarbeitenden Betrieb in den nächsten Monaten auch einen Teil unterzubringen. Wir müssen uns nicht nur, meine Damen und Herren, darum kümmern, bestehende Arbeitsplätze zu sichern und zu erhalten. Wir stehen vor der Tatsache, in der Republik Österreich - das wissen wir ganz genau - in den nächsten 10 Jahren 300.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen und das wird uns Niederösterreicher sicherlich auch mindestens mit 10 bis 15% betreffen. Wenn heute allein vom Finanziellen her das Schaffen eines Arbeitsplatzes rund 500.000 Schilling kostet, dann weiß man, daß ein gutes wirtschaftspolitisches Klima notwendig ist, daß eine Investitionsfreudigkeit dazugehört, daß die notwendige Substanz vorhanden sein muß, um diese große Aufgabe zu bewältigen, allein von dieser Seite her. Ich spreche noch nicht vom Aufspüren der Möglichkeit, wo denn überhaupt diese neuen Bereiche liegen werden, in denen wir die heranwachsene Jugend existenzmäßig absichern. Das ist aber eine unserer vorrangigen Aufgaben und wir haben sie zu bestehen, vor allem bei uns hier in Niederösterreich. Herr Abg. Leichtfried - er ist inzwischen gekommen -, darf ich ein klärendes Wort sagen zu Ihrer Sorge wegen der Grenzlandförderung. Es ist richtig, daß im Budget heuer dafür nur 10 Millionen Schilling präliminiert sind, und zwar deshalb, weil im laufenden Jahr nur dieser Betrag erflossen ist und weil man bei einer Budgetanforderung für das nächste Jahr nach haushaltungsrechtlichen Grundsätzen vorzugehen hat und immer nur jene Größe anfordern kann, die zweckmäßigerweise und nach zu erwartenden Gegebenheiten gebraucht wird. Ich habe aber - das wird der Herr Landesfinanzreferent sicher gerne bestätigen - in allen drei Jahren, in denen wir uns damit bereits befassen, allemal am Verhandlungswege abgesichert, daß, wenn diese Gelder nicht reichen, sofort und unverzüglich durch einen Nachtrag zusätzliche Mittel in jener Größe bereitgestellt werden, welche erforderlich ist, um diese Grenzlandförderung betreiben zu können. Es bedauern viele, daß nicht mehr als 10 Millionen Schilling verbraucht wurden, aber es waren heuer eben leider solche Entwicklungen im Grenzland nicht gegeben. Ich hoffe, daß wir uns in der Zukunft auf dieser Ebene vielleicht mit mehr Erfolg durchsetzen können. Ich möchte nichts mehr über die Lkw-Steuer sagen. Ich halte sie für eine Katastrophe, ich darf Ihnen das aufrichtig sagen, ich halte sie von dem ganzen Belastungspaket fiir das schlechteste, das es gibt. Und ich glaube, daß sie bedauerlicherweise die Grenzräume wiederum sehr benachteiligen wird. In Wirklichkeit ist es ja die alte Fernverkehrsbeförderungssteuer, die hier fröhliche Urstände feiert, von der wir gemeint haben, sie mit der Einführung der Mehrwertsteuer endlich los zu sein, und die nun neu auftaucht. Sie spielt nicht nur im Güterbeförderungsgewerbe, sondern auch im Werksverkehr eine sehr bedeutende belastende Rolle in einer Zeit, wo wir doch versuchen müßten, uns aus dem Kostendruck zu lösen, die Inflationsrate abzusenken, um alle vor uns liegenden Probleme auch tatsächlich meistern zu können im Zusammenhang mit der Notwendigkeit der Exportwirtschaft, der Fremdenverkehrsentwicklung und der Vollbeschäftigung, die nur dann sein kann, wenn alle diese Zusammenhänge tatsächlich in wirtschaftlichem Fluß funktionieren. Ein paar Worte bitte noch zu den fremdenverkehrskritischen Bemerkungen, die hier mit Recht gemacht werden. Ich bin darüber immer sehr froh, denn Lobhudelei hat ja gar keinen Sinn. Man soll sich hier nicht irgendwie gegenseitig Weihrauch geben, sondern man soll die Dinge kritisch beleuchten. Aber bitte, es ist zum Beispiel sicher überkritisch, wenn Sie meinen, Herr Abg. Lechner, daß wir uns, was die Betten anbelangt, etwa nur darum kümmern, keine Vermehrung dieser Betten zuzulassen, sondern zur Qualitätsverbesserung zu betreiben. Die Qualitätsverbesserung ist vorrangig. In jenen Gebieten, wo offenkundig noch zu wenig Betten sind, werden neue Betten gefördert. Aber im Grundsatz muß ich folgendes feststellen: Wenn rund 60.000 Betten verfügbar sind in diesem Land und wenn wir ein bißchen übertreiben und sagen, daß wir 6Millionen Nächtigungen haben, dann heißt das, daß man jedes Bett 100mal im Jahr verkauft. Das ist kein guter Auslastungsgrad, das ist zu wenig, das bedeutet, daß das Angebot gegenüber der Nachfrage global ohnehin zu groß ist. Was muß man also tun? Eher die Qualität verbessern, das Angebot attraktiver machen, aber natürlich dort, wo es Entwicklungsbereiche gibt und ein solches Bettenangebot nicht vorhanden ist, auch neuen Bettenraum fördern und damit die diesbezügliche Entwicklung zu ermöglichen. Steiermark Niederösterreich im Vergleich: Man kann mit Vergleichen und Statistiken alles Mögliche machen. Die Steirer haben keine Fremdenverkehrskreditaktion. Sie fragen uns, wie wir das gemacht haben, weil wir ja im nächsten Jahr die 22.Tranche auflegen. Die haben das nicht und dahinter stehen beträchtliche Gelder. Und jetzt ein Wort zur Anregung, endlich einmal eine Verlängerung der Laufzeiten zu geben. Wenn ich einen Fonds habe, irgendeinen Verwaltungsfonds oder einen Fonds mit eigener Rechtspersönlichkeit, kann ich vielleicht in eigener Machtvollkommenheit oder durch Gesetzesbefehl des Landtages die Richtlinien so verändern, daß nicht 10 Jahre, sondern 15 Jahre wirksam werden. Hier handelt es sich nicht um einen Fonds. Die Fremdenverkehrskreditaktion ist eine jährlich gebaute Kreditaktion in der Form, daß von 4, 5, 6Banken diese 120, 140, 150 Millionen Schilling zu möglichst günstigen Bedingungen gesammelt werden, durch Zinsenstützungen des Landes, der Handelskammer, auch schon einmal des Bundes heruntergestützt wurden auf 3, 3,5, 4%, je nachdem, wie die Dinge liegen, da wir ja abhängig sind, wie lange uns die Banken diese Gelder geben. Ich darf Ihnen sagen, daß auch heuer wieder die entsprechenden Vorgespräche längst geführt sind und keine Bank bereit war - Sie können die Unterlagen gerne einsehen -, mit uns darüber zu reden, die Laufzeit auch nur auf 12 Jahre auszuweiten, wobei uns immer wieder gesagt wird, wir leben in einer sehr schnellebigen Zeit, man kann heute diesbezüglich nicht 15jährige Verträge machen. Es sei auch in den anderen Kreditbereichen nur fallweise möglich, bei ERP- zum Beispiel, mit 15jähriger Laufzeit aus einer Fondsgebarung zu operieren, aber niemals bei den Aktionen. Ich werde unverdrossen weiter diese Versuche unternehmen, weil ich schon weiß, daß es sehr viel interessanter wäre, die Kredite längerfristig zu vergeben. Schaut man sich die Sache aber wiederum von einer anderen Seite an und überlegt den Abverbrauch dieser Investitionen, wie schnell die Erneuerung wiederum notwendig ist, dann kommt man doch auf Zeiträume, die manchmal unter der 10 Jahres-Grenze liegen, sodaß man sich hier in einer großen Gewissensnot befindet, wenn man die Frage stellt, was ist denn richtiger, diese oder jene Bestrebung. Ich darf Ihnen sagen, daß die Handelskammerbemerkung in der Schallaburg wegen der partnerschaftlichen Stellung gegenüber den Gemeinden vielleicht nur extrem so zu verstehen war, daß man die ganze Getränkeabgabe will. Eher will man einen Teil der Erlöse aus der Getränkeabgabe für Zinsenzuschüsse verwenden, die der Qualitätsverbesserung örtlicher Unternehmen dienen, was manche Gemeinden tatsächlich tun. Die Sprecher haben nur gemeint, daß das auf breiter Ebene gelingen möge. Ich darf sagen, wir sind übrigens das einzige Bundesland, wo die Gemeinden nichts herzugeben haben von den Erlösen aus der Fremdenverkehrsabgabe, aus all' diesen Geldern, die sie kassieren. In manchen Bundesländern müssen die Gemeinden bis zu 60% dem Lande abführen. Ich nenne Ihnen nur die Steiermark, die sich dann sehr viel leichter beim Budget mit diesen Dingen zurechtfindet. Bitte nun zur Kritik bezüglich der Schutzhütten. Ich kenne die Beträge nicht, die heuer zur Vergabe gelangt sind. Ich habe auch keine Zusammenhänge gewußt in bezug darauf, was vom Kollegen Dr. Bernau gesagt wurde. Ich weiß nur eines, daß alle Ansuchen, die ab Mai eingelangt sind, wegen der 20%igen Kreditsperre, die wir ja auferlegt hatten, noch immer unerledigt sind. Die 20%ige Kreditsperre war verfügt und alles, was nach dem Mai kam, ein ganzer Stoß, ein ganzes Paket, ist bis heute noch nicht draußen und wird erst in der letzten Woche vor Weihnachten erledigt werden können. Sicherlich ist da das Ansuchen der Naturfreunde dabei, ich werde nachsehen, ich kann es auswendig nicht sagen. Mag schon sein, daß ein Jahr diese Gruppe, das andere Jahre jene Gruppe ein bisserl mehr oder weniger bekommen hat. Es wurde immer aufgeteilt und soweit mir bekannt ist, haben immer beide Bereiche etwas bekommen. Eisenwurzen, das ist eine Angelegenheit von drei Handelskammern, die sich einmal bemüht haben, hier überregional, drei Länder umfassend, ein Gebiet zu untersuchen und gewisse Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Ich werde den zuständigen Initiatoren - ich bin einer der Mitarbeiter, aber nicht einer von denen, die auf ihre Fahnen heften dürfen, die Erfinder dieser Angelegenheit zu sein - gerne sagen, daß Ihre Sorge Erlauftal mit in die überlegungen einbezogen werden soll. Vielleicht gibt es hier nachträglich noch Gespräche, die man führen kann. Was die Haftungen anbelangt, haben wir die Kreditbürgschafts-GesmbH vor acht Jahren geschaffen. Sie ist voll in Bewegung und es ist jedem wirtschaftlichen Unternehmen und auch dem Fremdenverkehr möglich, dort Anträge auf Haftungsübernahme bis zu 2 Millionen Schilling zu stellen. Mir wurde heute mitgeteilt, wenn in ein paar Tagen die diesbezügliche Aufsichtsratssitzung ist, daß nur mehr ein kleiner Raum an freiem Haftungsbereich vorhanden ist und daß man an eine Aufstockung denken müsse. Ich habe sehr besorgt dem Oberbringer dieser Nachricht gesagt, warum er das nicht vor zwei Wochen schon hat wissen lassen, denn dann hätte man vielleicht noch im Budget dafür eine Vorsorge treffen können, jetzt wird das nicht mehr gehen. Wir werden versuchen, vielleicht bei Banken diese Situation zu überbrücken, um in dieser Haftungssache lückenlos weiterarbeiten zu können. Ich darf sagen, daß die sehr stark mittelständisch geprägte Wirtschaft in diesem Land immer mehr darüber klagt, daß alles noch komplizierter wird, und daß wir uns daher bemühen, eine verbesserte Serviceleistung von Seiten des Wirtschaftsförderungsinstitutes aufzubauen, sehr viel mehr Betriebsbegehungen, Betriebsdurchleuchtungen durchzuführen, um die Substanz in diesem Lande zu halten. Wir haben ja insgesamt 40.000 Betriebe aller Art und ich darf Ihnen sagen, daß es gelungen ist – das ist eine mühevolle Arbeit -, im ERP-Fonds für dieses Land ein Maximum an positiven Beschlüssen zu bekommen. Auch hier ist uns der Erfolg nicht versagt geblieben. Das ist jener ERP-Fonds, der immer gerne reklamiert wird als eine Leistung des Bundes. Ich bin fernab demagogischer Feststellungen, aber, meine Damen und Herren, das sind keine Leistungen des Bundes, sondern das sind Gelder, die uns die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg einfach hiergelassen haben, um dieses Land aus dem Schutt herauszulösen, um damit die ersten großen Befruchtungen für die wirtschaftlichen Erneuerungen zu ermöglichen. Das sind jene Gelder, die sich ergeben haben durch die Aktion UNNRA und Marschallplan und was da alles war und die unter dem Sammelbegriff Counterpart zunächst von den Amerikanern selbst und dann von der Republik Österreich verwaltet wurden, nach wie vor verwaltet werden und immer wieder ausgeliehen werden, in den Fonds zurückfließen und jedes Jahr neu in gewissen Größen zur Verteilung gelangen. Das sind keine Bundesgelder, auch keine Landesgelder, sondern das sind eigentlich Gelder der Amerikaner, für die wir immer noch sehr dankbar sein müssen. Hätten wir sie nämlich damals nicht bekommen, man weiß nicht, ob es möglich gewesen wäre, aus diesen unendlichen Schwierigkeiten herauszukommen. Es gäbe noch eine ganze Menge, aber ich habe Ihnen versprochen, mich kurz zu fassen und will dieses Versprechen halten. Ich möchte Ihnen, meine Damen und Herren, abschließend danken für Ihr Interesse an den Belangen der Wirtschaft dieses Landes, für Ihre Mitwirkung hier im Hause als Gesetzgebung aber auch in allen übrigen Zusammenhängen, wenn wir uns über diese Probleme manchmal sorgenvoll und manchmal, wenn es uns im Guten gelingt, mit Freude unterhalten. Ich möchte auch für die Zukunft meinen bisherigen Optimismus beibehalten. Ich möchte nur bitten, daß alle diese Aufgaben im Sinne einer wirtschaftsfreundlichen Auffassung gesehen werden und kritische Worte hier nicht unbedingt als eine politische Spitzfindigkeit oder Gehässigkeit gewertet werden. Mag der eine so und der andere so denken - es ist nur natürlich, daß Sie heute die Bundesregierung in Schutz nehmen, daß wir sie angreifen, wo wir glauben, daß sie angegriffen werden muß - wir sollten aber doch irgendwo über all diese Divergenzen hinweg den gemeinsamen Weg in der Sache finden, der diesem Lande dienlich ist. Darum darf ich auch heuer bitten und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Abg. Dr. Brezovszky. Abg. Dr. BREZOVSZKY: Herr Präsident! Hohes Haus! Ich möchte zu den Anträgen kurz Stellung nehmen, vorher aber dem Abg. Kurzbauer etwas sagen. Er hat hier sehr heftig polemisiert gegen die Konsumgenossenschaften und ich darf ihn daran erinnern, daß es nicht nur Konsumgenossenschaften in Österreich gibt, sondern auch Landwirtschaftliche Genossenschaften. Im Jahrbuch der Handelskammer Niederösterreich, an dem ja auch Herr Dr. Bernau fleißig mitgearbeitet hat, wird wortwörtlich festgestellt, daß vor allem die Landwirtschaftlichen Genossenschaften der gewerblichen Wirtschaft eine enorme Konkurrenz machen und daß die Tätigkeit der Landwirtschaftlichen Genossenschaften existenzgefährdend sei für die gewerblichen Betriebe. Ich glaube, man soll das nicht so einseitig sehen. Man kann hier nicht einen Teil der Genossenschaften, die Konsumgenossenschaften, als Supermärkte und weiß ich was alles diffamieren. (Abg. Kurzbauer: Ich habe festgestellt, nicht diffamiert!) Schauen Sie, Sie haben erklärt, sie bedrohen die gewerbliche Wirtschaft. Dann müssen Sie das gleiche von den Landwirtschaftlichen Genossenschaften sagen, weil die in einem weit größeren Ausmaß und in einer weit größeren Verbreitung echt die gewerblichen Betriebe und die Handelsbetriebe schädigen. (Abg. Romeder: Staribacher hat sie auch gelobt!) Das ist das eine. Und bei der Shopping-City Süd glaube ich, kann man nicht einerseits hingehen und sie als eine Errungenschaft hinstellen, nachher aber dann gegen solche Zentren besonders Stellung nehmen. Wir waren nicht dort, der Herr Landeshauptmann von Niederösterreich hat sie gelobt, besonders in der Zeitung. Ich habe das in der Zeitung gelesen. Ja, aber dann darf man nicht hier so eine zwiespältige Haltung einnehmen. (Abg. Romeder: An Zwiespältigkeit können wir von Euch noch lernen!) Als zwiespältige Haltung bezeichne ich, daß man einen Bereich hier kritisiert, aber einen gleichen Bereich, der noch gefährlicher ist für die gewerbliche Wirtschaft und für die Handelsbetriebe, hier überhaupt nicht erwähnt. Das zweite betrifft die Diskussion über die Bezirksgerichte. Herr Kollege Romeder, Sie kennen die Situation sehr genau. Sie wissen, daß auf diesem Sektor der Bundesminister für Justiz nichts tun kann ohne die Zustimmung des Landeshauptmannes. (Abg. Romeder: Ein Versprechen wurde nicht gehalten!) Aber entschuldigen Sie, es wird auf diesem Sektor das Einvernehmen mit den Landeshauptleuten gepflogen. In der Steiermark ist hier einvernehmlich vorgegangen worden, ich verstehe Sie also nicht. Warten Sie ab, was der Herr Landeshauptmann mit dem Herrn Bundesminister für Justiz vereinbaren wird, und dann reden wir in dieser Sache sicherlich weiter. Nun zu den Anträgen. Dem Antrag 35 des Abg. Blochberger, der die AIK-Kredite und die Zuschüsse zum Zinsendienst der AIK-Kredite durch das Land betrifft, stimmen wir zu. Wir stimmen auch dem Antrag36 des Abg. Blochberger zu, mit dem die Landesregierung aufgefordert wird, Maßnahmen zu treffen, die die Förderung der Betriebe, im besonderen durch Gewährung von Ausgleichszulagen, zum Gegenstand haben. Wir sind nicht in der Lage, dem Antrag des Abg. Rohrböck zuzustimmen, welcher die Hinaufsetzung der maßgeblichen Einheitswertgrenzen auf 77.000 Schilling betrifft. (Abg. Romeder: Das stimmt doch gar nicht!) Sie können diese Dinge nicht so einseitig darstellen, es gibt eine Geringfügigkeitsgrenze, auch für die Arbeitnehmer. Und Sie können nicht verlangen, daß wir hier zustimmen, daß hier Arbeitnehmer schlechter gestellt werden. (Zwischenruf von rechts: Wieso schlechter?) Schauen Sie, dieser Komplex hängt eng zusammen mit der Geringfügigkeits grenze auf dieser Seite. (Zwischenrufe. - Präsident Dip1.-Ing. Robl gibt das Glockenzeichen.) An sich verstehe ich die Aufregung überhaupt nicht, es sind Resolutionsanträge, zu denen ich namens der Fraktion eine Stellungnahme abgebe. Wir stimmen darüber ab und es bleibt Ihnen dann überlassen, so zu schreien oder nicht zu schreien. Aber ich habe nicht die Absicht, mich mit Ihnen hier über Einzelfragen auseinanderzusetzen. Wir stimmen dem Resolutionsantrag des Abg. Amon, bezüglich der Telefonkabelverbindungen und überhaupt der Darstellung des gesamten Problems der Versorgung der Bevölkerung mit Telefonanschlüssen zu. (Abg. Romeder: Das ist eine zwiespältige Haltung!) Wir können nicht zustimmen dem Antrag des Abg. Reischer bezüglich der Verteilung der Bundesmineralölsteuermittel, nachdem hier sehr heftig geklagt wurde von Ihnen, daß es auf diesem Sektor zu wenige Mittel für den Straßenbau gibt. Einerseits wollen Sie diese Mittel für den Straßenbau haben und andererseits sollen noch mehr Mittel vom Straßenbau abgezweigt werden. Ja sicherlich, Ihre Haltung ist außerordentlich zwiespältig. Bezüglich des Antrages des Abg. Reischer wegen der Waldbrandversicherung im Zuge der sogenannten Waldöffnung für Privatpersonen sind wir in der Lage, diesem Antrag zuzustimmen, weil das Risiko etwas größer wird, wenn mehrere Personen in den Wald gehen und hier die Brandgefahr sicherlich größer ist. Wir sind nicht in der Lage, dem Antrag des Abg. Molzer die Zustimmung zu geben, nachdem die Gebührengesetz-Novelle 197 6 hier wieder aufgehoben werden soll. Wir werden dem Antrag des Abg. Dr. Bernau zustimmen, im Waldviertel eine Kuenringerstraße zu kreieren. Er hat hier angeregt, daß man die Gastronomie dazu bringen soll, auch ,,Raubrittermenüs" herzustellen. (Heiterkeit.) Wir hoffen nur, daß sie nicht zu Raubritterpreisen verkauft werden, weil sonst Erinnerungen an den Geschichtsunterricht wachgerufen werden könnten und dann wäre diese Idee der Kuenringerstraße wieder mit etwas verbunden, was Sie sicherlich nicht wollen. (Beifall bei der SPÖ.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing ROBL: Zum Worte gelangt der Herr Landesrat Bierbaum. Landesrat BIERBAUM: Herr Präsident! Hoher Landtag! Herr Dr. Brezovszky, darf ich vielleicht gleich zu den Einheitswerten etwas sagen bei der Arbeitslosenversicherung. Das ist keine Besserstellung der Nebenenverbslandwirte, sondern es entspricht dem Passus, der auch anderen auferlegt wird, daß die Einheitswerte von 70.000 Schilling einheitlich um 10% erhöht würden. Da wundere ich mich nur, daß Sie nicht einer Gleichstellung der Nebenerwerbslandwirte mit jedem anderen Arbeiter Ihre Zustimmung geben können. Ich lasse gerade nachschauen, ob das überhaupt noch möglich ist, denn man hat im vergangenen Jahr schon in ähnlicher Form abgestimmt, wobei Sie dem Antrag die Zustimmung gegeben haben. Es kling ein bißchen komisch, nur dort, wo der Nebenenverbslandwirt mit dem Vollenverbslandwirt gleichgestellt werden soll - wir sind dazu selbstverständlich auch immer gerne bereit - eine Angleichung zu suchen, aber wenn es in die umgekehrte Richtung geht, plötzlich zu sagen, das kann man nicht. (Abg. Leichtfried: Herr Landesrat, dann hätte man beantragen müssen, die Grenze hinaufzusetzen. Das wäre gleichzeitig gewesen. Man kann nicht das eine tun und das andere nicht tun!) Bitte, das wäre eine Zusatzmöglichkeit gewesen. Ich habe als Regierungsmitglied kein Recht, in die Ordnung des Landtages einzugreifen. Da wäre ein Zusatzantrag möglich gewesen, das hätte man ja tun können, wenn man es für erforderlich gehalten hätte. (Abg. Romeder: Das ist eine zweite Angelegenheit!) Es wird für unsere Nebenerwerbslandwirte, die doch schon sehr zahlreich sind, ganz komisch sein, daß sie zwar gebraucht werden, wenn gearbeitet werden soll, wenn mitgeholfen werden muß, die Wirtschaft in Schwung zu halten, daß sie aber dann, wenn es um Risken geht, plötzlich riskanter leben sollen. Der Abg. Stangl hat etwas gesagt und ich bin froh, daß er gekommen ist; ich war vorhin ein wenig traurig, denn ich habe gedacht, er ist nicht da, er hat etwas in den Raum gestellt und wenn man darauf erwidert, dann ist er nicht da. Bei der 2.500 Kilometer-Feier der Güterwege soll den Arbeitern nicht Dankeschön gesagt worden sein. Du warst nicht dort und ich weiß nicht, wer Dir das erzählt hat. Wer anwesend war und nur die Stimmung dort gekannt hat, kann überhaupt nicht das Gefühl haben, daß jemand ausgelassen wurde, daß jemanden nicht gedankt wurde. Der Abg. Amon hat einmal wörtlich gesagt: „Vom höchsten Beamten bis zum Arbeiter allen ein Dankeswort!" Es war eine Bombenstimmung, wo wirklich das Gefühl entstand, daß alle zusammengeholfen haben, der Bauer, der ganz gewaltig bezahlt hat, die Institutionen und selbstverständlich die, die es errichtet haben. Und gleich einen Beweis dafür. Es wäre gar nicht möglich gewesen zu übersehen, den Arbeitern zu danken, denn die Arbeiter haben uns so eine kleine Spielzeugraupe als Souvenir übergeben und niemand könnte dann noch so taub sein, um nicht Dankeschön zu sagen. Und dann noch eines. Wir sind hinterher in das Gasthaus gegangen, wo die Arbeiter versammelt waren, und haben mit ihnen dort noch geplaudert. Ich habe dort in einer kurzen Ansprache noch einmal den Arbeitern Dankeschön gesagt. Wo das herkommt, weiß ich nicht, aber ich war froh, daß Du wieder da bist, sonst könnte man sagen, man setzt etwas in die Welt, geht dann weg und irgendwer wird es schon glauben. Ich darf hier behaupten, daß das nicht stimmt. Dankeschön zu sagen, darum war ich noch nie verlegen, ich tue das sehr gerne und würde mich schämen, wenn ich das einmal vergessen hätte. Der Abg. Wedl hat zum Weinimport und -export gesagt, daß da noch nicht alles ganz klappt. Ich will dazu sagen, jetzt haben wir schon sechs Jahre und noch ein wenig darüber hinaus eine sozialistische Regierung und wenn es da nicht klappt, wenn da irgendwo im Getriebe etwas drinnen ist, frage ich mich, wer sonst daran schuld sein soll als der Minister. Ich weiß schon, daß manchesmal, wenn auch bei uns irgendwo etwas nicht ganz klappt, das Regierungsmitglied schuldig ist. Da hat man so manche Dinge schon gehört. Aber daß plötzlich bei den Weinimporten und -exporten irgendwo ein Beamter schuld sein soll? In den führenden Stellen sitzt ohnehin schon nur mehr ein einziger alter Beamter, von dem der Minister vor kurzem zu mir gesagt hat, daß er auf den so stolz ist, weil er so quasi sein Rückgrat ist, hat er fast wörtlich gesagt. Der einzige, der von den Spitzenpositionen überhaupt noch da ist aus der Vergangenheit, denn die anderen sind schon alle ausgewechselt. Und dreimal dürfen Sie raten, ob da vielleicht einer noch dort wäre, der aus der Vergangenheit sich vielleicht emporgeturnt hätte. Ich kenne sie, die sind alle aus anderen Ministerien gekommen, daher, wenn es da nicht klappt, muß man schon den Ruf an den Herrn Minister richten, den auch wir haben. Die Weinwirtschaft ist äußerst angespannt bei uns in Österreich. Es ist aber erträglich, wenn die Importe in einem Maß gehalten werden, daß den Verpflichtungen mit dem Ausland entsprochen ist, und die Exporte nicht behindert werden. Wenn das also forciert wird, dann glaube ich, braucht uns um die Situation momentan noch nicht bange sein. Ob es so bleibt, das weiß niemand zu sagen. Die Landwirtschaft in der ganzen Welt, meine Damen und Herren, ist in fast gleicher schwieriger Situation. Das ändert sich von Staat zu Staat einmal ein bisserl und daher glaube ich - heuer haben wir es alle miteinander erlebt - könnte man sagen, himmelhochjauchzend zu Tode betrübt. Niemand hat sich vorauszusagen getraut, wie die Situation läuft. Manche Dinge sind weit besser gelaufen, als man jemals geglaubt hat, und in manchen Dingen sind Leute fast auf der Strecke geblieben, weil die Situation so schwierig war. Die Landwirtschaft auf der ganzen Welt produziert zu fast gleichen Bedingungen. Die Schwierigkeiten sind daher überall gleich und gerade die Staaten, die sich gegenseitig unterstützen müßten, durch Nachbarschaft, durch Handel und Wandel wie es auch in der Industrie ist, haben meistens die gleichen Schwierigkeiten. Wenn in Österreich zuviel Milch ist, haben auch die Deutschen einen Überschuß und wenn in Deutschland viel Fleisch ist, haben auch die Österreicher zuviel Fleisch. Also wir können uns da auch nur relativ schwer gegenseitig ergänzen. Und trotzdem gibt es einen Unterschied auf dieser etwas gleichgelagerten Welt, den Bauern in manchen Staaten geht es besser. Wo geht es ihnen besser? Wo die Regierung gewillt und in der Lage ist, den Bauern entsprechend Schützenhilfe zu leisten, dort geht es ihnen besser und wo die Regierung nicht gewillt oder nicht in der Lage ist, zu helfen, dort geht es den Bauern relativ schlecht. Und da haben wir - das wurde, glaube ich, heute auch schon gesagt - das Handikap, daß wir landwirtschaftlich gesehen nicht zur EG gehören. Der Abg. Stangl hat gesagt, ja, da war damals auch die ÖVP dabei, die Bauernvertreter waren auch damals dabei, als das Arrangement mit der EG getroffen wurde. Bis auf einen Zusatz, den er nicht gesagt hat. Es hat nämlich den sogenannten Agrarbriefwechsel gegeben, wo sich alle verpflichtet haben - Androsch und Kreisky waren damals fiir diesen Passus die Wortführer -, es geschieht nichts, und wenn etwas geschieht, dann verbürgen wir uns dafür, daß wir dort entsprechend helfen. Bis jetzt hat die Regierung nicht in einem einzigen Fall in der Form, die der Briefwechsel etwa gestatten würde, eingegriffen, indem sie sich bemüht hätte, im Ausland einmal - vielleicht ist es zu hart ausgedrückt - eine kleinere Repressalie auszuüben und denen zu sagen, wenn ihr uns nicht helft, dann helfen wir euch nicht. (Abg. Stangl: Erst diese Woche!) Wir könnten auch mit den EG-Staaten etwas anders reden, aber Staribacher hat selbst gesagt, über meine Leiche, ich lege ich doch nicht mit einem Staat an oder sperre etwas und auf der anderen Seite nehmen sie mir dann bei der Industrieproduktion auch irgendeine Möglichkeit, das mache ich nicht. Lieber überlassen wir der Landwirtschaft die Schwierigkeiten! Und jetzt stehen wir da. Schauen Sie sich einmal den Agraraußenhandel mit der EG an, der ändert sich in einer beängstigenden Form zu einem Negativum für Österreich. Das zeigt zahlenmäßig ganz genau, wo wir sind und die Regierung ist nicht in der Lage, dort einzugreifen, mit den befreundeten Staaten, die zum Teil auch politisch befreundet sind, zu reden, sie sollen uns doch nicht so in der Weise ausbeuten oder mißbrauchen. Und da wäre das Eingreifen notwendig. Die EG hat einen blendenden Schutz, beim Import Abschöpfung, beim Export haben sie die Zuschüsse, die Erstattungen, das läuft dort blendend. Und wir stehen heraußen und schauen zu, wie die zwar auf unsere Kosten zu uns herein exportieren und wenn wir ausführen, haben wir eine ganz gewaltige Abschöpfung, den halben Wert des Produktes zahlen wir schon an Abschöpfung, wenn wir nach Italien Fleisch oder ähnliche Produkte exportieren wollen. Na, sehen Sie da nicht, daß da die Bauern in der EG besser dran sind, weil die Regierungen dort die Landwirtschaft besser schützen? Da hilft es nichts, wenn der Bundeskanzler sich bei einer Auslandsreise einmal bemüht hat, ein Geschäft nach Lybien in Gang zu bringen, das uns allen, den Bauern und auch der Regierung, ganz gewaltige Summen Geld kostet. Da könnte man noch sagen, schön, das ist die Aufgabe des Staates, der Staat hat damals den Vertrag abgeschlossen und wenn es heute einen Haufen Geld kostet, dann kostet es halt das Geld. Aber das geht dann immer moralisch auf unsere Rechnung: „Die Bauern kosten so viel Geld!" Und man nimmt nicht zur Kenntnis, daß es eine Aufgabe der Regierung ist, daß sie den Vertrag mit der EG abgeschlossen hat und eigentlich da einsteigen muß, ohne zu .murren und ohne uns das anzurechnen. Zum Schluß kommt die Bilanz immer, was das alles kostet, wenn wir ins Ausland, nach Lybien, Rinder exportieren wollen oder auch müssen. Das sind dann ganz gewaltige Geldmittel. (Abg. Stangl: Herr Landesrat, Sie wissen ganz genau, wer der Berater war!) Ja, aber wer ist das Vollzugsorgan für den Agrarbriefwechsel? Man darf ja doch nicht sagen, daß wir das sind, wenn die sozialistische Regierung dort am Hebel sitzt. (Abg. Dr. Brezovszky: Die haben genauso viel zusammengebracht wie andere!) Schön, aber die Regierung müßte dort den Hebel ansetzen, wo es die Möglichkeit gibt, im Handel mit diesen Staaten, und sagen, daß sie uns so unterdrücken, daß wir schon 3,5 Milliarden Außenhandelsdefizit bei den Agrarprodukten haben. Da muß doch die Regierung endlich eingreifen, da hilft eine Delegation nichts. Da hat sich ja nur der Minister ein paar Mann mitgenommen, damit er sagen kann, da waren noch ein paar mit. (Zwischenrufe. - Unruhe im Hause. - Präsident Dipl.-Ing Robl gibt das Glockenzeichen.) Meine Damen und Herren, es wird überhaupt momentan ein Weg gegangen etwa nach dem Motto eines Zauberkünstlers, daß man nie weiß, hat er es in der linken Hand oder in der rechten Hand, hat er es in der linken Tasche oder in der rechten Tasche. So wird es getan, die ganze Situation besteht ja nur noch aus Umschichtungen. Wenn die Bergbauern etwas kriegen, brauchen Sie nur suchen, wo einem anderen etwas weggenommen worden ist. Dazugekommen ist nichts im Budget, da ist nur irgendwo jemandem etwas weggenommen worden, also nach dem Trick, habe ich es in der linken Hand, habe ich es in der rechten Hand. So wird Politik gemacht! Ich sage Ihnen gleich, wieso. Eine trickreiche Idee. Heuer im Sommer hat es doch diese Dürrekatastrophe gegeben, bei der in der Endphase im wesentlichen die Bergbauern zu Schaden gekommen sind. Man hat dann gesagt, na schön, geben wir den Bergbauern verbilligtes Futtergetreide, das wird ja auch etwa dem Schaden entsprechen. Wenn er Futtermittel zukaufen muß, kriegt er viel billiges Getreide, das wäre etwa eine Möglichkeit. Da fällt dem Minister ein, das machen wir aber nur dann, wenn die Genossenschaften und der Handel die halben Kosten tragen. Wie realistisch die Möglichkeit ist, zeige ich Ihnen gleich. Das würde 50 Groschen pro Kilogramm Getreide kosten, 25 dem Staat, 25 den Organisationen, die das Getreide haben. Die Handelsspanne pro Kilogramm beträgt 6,7 Groschen und 25 Groschen sollen sie für das gleiche Getreide als Zuschuß geben, damit die anderen etwas kriegen. Und da gibt es böse Zungen, die behaupten, der Minister hat das in die Welt gesetzt, ohne die 25 Groschen mit den Tonnen überhaupt zu multiplizieren, er hat gedacht, die können ohnehin nicht ja sagen, dann läuft es ganz gut und ich kann sagen, die anderen geben mir das Geld nicht, das ist dann unseriös, das können wir dann nicht machen, dann brauche ich meine Millionen nicht auf den Tisch zu legen, denn ich habe sie ohnehin nicht. Die zweite Sache. Wir könnten nach Polen 100.000 Tonnen Getreide exportieren. Staribacher selber hat einmal gesagt, man könnte das exportieren, man sollte sich an Polen halten. Polen ist nämlich ein Staat, mit dem man noch länger agrarisch ein Geschäft machen wird können, denn die Polen bringen landwirtschaftlich nichts fertig, scheinbar liegt das am System dort. Was fällt dem Minister ein? Er sagt, ja das machen wir, aber 50% davon müssen die Lagerhalter bezahlen. in dem Fall würde das 50 Groschen kosten bei 6,7 Groschen Handelsspanne. Wer das fertig bringt? Ja, ich sage ihnen, das ginge schon, ich bin sogar überzeugt, daß das geht, aber wissen Sie, wer das zahlt am Schluß? Weder die Genossenschaften noch der Händler, das zahlt in der weiteren Folge dann der Bauer, dem muß es ja irgendwo von einer Spanne abgezogen werden. Das zahlt doch der Bauer, der Bauer soll das bezahlen! Aber wie sieht die Situation aus bei em Export? Hätten wir vor drei Monaten exportiert, hätte das etwa 70 Groschen pro Kilogramm gekostet. Weil das versäumt worden ist, kostet es heute schon einen Schilling. Und ich bin überzeugt davon, wenn noch zwei Monate gewartet wird, ist mehr als ein Schilling pro Kilogramm dazuzuzahlen, das Getreide liegt in der Zwischenzeit aber auf Staatslager und kostet dem Staat Geld. Theoretisch, wenn das Getreide bis zur kommenden Ernte liegen bleibt, kostet das dem Staat 1,20 Schilling Lagerkosten und dann kostet diese Problematik beim übergang vom 30. Juni zum 1. Juli noch einmal die ganze Preisangleichung, etwa die Hälfte des wahren Wertes kostet das dem Staat, nur weil man nicht vor drei Monaten um 70 Groschen das Getreide exportiert hat. Ich würde wirklich bitten, daß man da vielleicht auch dem Minister sagt - ich habe das Gefühl, Sie haben gute Kontakte zu ihm -, daß man doch das nicht so laufen lassen soll. Dem Bundeskanzler haben wir das vorgetragen. Der Bundeskanzler hat gesagt, das kostet wieder Millionen; wir sagten, das kostet Millionen, aber die werden nur sichtbar, die unsichtbaren Kosten sind genauso, weil sie die Lagerkosten bezahlen müssen. Aber auch der Bundeskanzler hat sich nicht durchgesetzt diesbezüglich. Meine Damen und Herren, der Wegebau wurde heute schon so interessant dargestellt, da braucht man nichts mehr zu sagen. Aber vielleicht doch noch einige Worte. Wenn wir den Bauern nicht helfen, den Bergbauern, daß sie einen anständigen Weg bekommen, dann werden uns die Bergbauern heruntergehen und kein Mensch wird sie mehr zwingen oder auch überreden können, noch einmal hinaufzugehen. Aus dem Grund haben wir uns entschlossen, eine Umfrage zu machen, eine Aufnahme, welche ergeben hat, daß wir 2.000 Kilometer Wege bauen müssen. Das wäre ohnehin nicht so schlimm, wenn der Bund auch jedes Jahr Mittel dazugeben würde. Wie ist die Situation? Der Bund gibt uns höchstens die gleichen Mittel, daher bin ich dankbar dafür, daß das Land so einsichtig ist und uns hilft, daß wir diesen Bauern helfen können. Meine Damen und Herren, dieses Budget - das wurde heute schon gesagt - hat die Höhe nicht, die man sich vielleicht vorgestellt hätte. Aber ich muß Ihnen wirklich sagen, mehr wäre besser, aber im wesentlichen bin ich mit dem Budget zufrieden, weil das Budget noch Zusätze hat. Wir haben einen Antrag gestellt, daß für ein Sonderprogramm, das wir auch in der Vergangenheit schon durchgeführt haben, wieder Kreditmittel aufnehmen können und dann in den nächsten Jahren wirklich das Programm, 2.000 Kilometer, verwirklichen können. Ich bin im Namen unserer Bergbauern sehr dankbar dafür, daß das geht. Und noch ein Wort zu der Bergbauernhilfe. Heute wurde ein Antrag gestellt, die Regierung möge sich im heurigen Jahr doch bemühen, die Bergbauernhilfe aufzustocken. Die Regierung macht eine Bergbauernhilfe, aber in einer Form, die zum Leben zuwenig, zum Sterben zu viel ist. Wenn wir den Bergbauern nicht mehr helfen, dann werden wir in Zukunft höchstens Tränen weinen können, da8 sie uns davongelaufen sind, und oben wird dann niemand mehr sein. Wir müssen dem Bergbauern für seine Schwierigkeiten, die er hat, einen entsprechenden Zuschuß geben, damit er oben bleibt. Ich bin daher glücklich darüber - ich glaube, ich habe das gehört -, daß diesem Antrag die Zustimmung gegeben wird, noch im heurigen Jahr den Bergbauern zu helfen. Wenn dann dieses Budget samt den Nebenmöglichkeiten, die ich jetzt genannt habe, das Sonderprogramm für Wegebau und die Bergbauernhilfe, über die Bühne gegangen sein wird, im Jahre 1977 können wir das gute Gefühl haben, den Bauern wieder in ihren Existenzsorgen geholfen zu haben. Danke sehr. (Beifall bei der Volkspartei.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Die Rednerliste ist erschöpft. Der Berichterstatter hat das Schlußwort . Berichterstatter Abg. DIETTRICH: Ich verzuichte. PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zur Abstimmung liegt vor die Gruppe 7, Wirtschaftsförderung, und eine Reihe von Resolutionsanträgen. Ich lasse zunächst über die Gruppe selbst und dann über die Resolutionsanträge abstimmen. Ich bitte den Herrn Berichterstatter, nunmehr den Antrag zur Gruppe 7, Wirtschaftsförderung, ordentlicher Teil und Konjunkturausgleichsteil, zu stellen. Berichterstatter Abg. DIETTRICH: Ich beantrage, die Gruppe 7, Wirtschaftsförderung, mit Einnahmen von 188,535.000 Schilling und Ausgaben von 635,814.000 Schilling im ordentlichen Teil sowie Ausgaben von 16 Millionen Schilling im Konjunkturausgleichsteil zu genehmigen. PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL (nach Abstimmung über die Gruppe 7, Wirtschaftsförderung, ordentlicher Teil und Konjunkturausgleichsteil, in Erfordernis und Bedeckung): Angenommen. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Resolutionsanträge. Antrag Nr. 34 des Abg. Kaiser, betrifft AufStockung der Mittel für die Industrieförderung. (Nach Abstimmung): Abgelehnt. Antrag Nr. 35 des Abg. Blochberger, betrifft Agrarinvestitionskredite für Hofübernehmer. (Nach Abstimmung): Angenommen. Antrag Nr. 36 des Abg. Blochberger, betrifft Bewirtschaftungserschwernisse der Bergbauernbetriebe, und zwar Förderung solcher Betriebe. (Nach Abstimmung): Angenommen. Antrag Nr. 37 des Abg. Rohrböck, betrifft die Arbeitslosenunterstützung für Nebenerwerbslandwirte. (Nach Abstimmung): Angenommen. Resolutionsantrag Nr. 38 des Abg. Amon, betrifft Telefonausbau in Niederösterreich. (Nach Abstimmung): Angenommen. Resolutionsantrag Nr. 39 des Abg. Reischer, betrifft Bundesmineralölsteuer, Einbeziehung der Forstwirtschaft in die Förderung. (Nach Abstimmung): Angenommen. Antrag Nr. 40 des Abg. Reischer, betrifft Bundeszuschuß zur WaldbrandversicherungsPrämie. (Nach Abstimmung): Angenommen. Resolutionsantrag Nr. 41 des Abg. Dipl.-Ing. Molzer, betrifft Vergebührung aller finanziellen Förderungsmaßnahmen. (Nach Abstimmung): Angenommen. Resolutionsantrag Nr. 42 des Abg. Dr. Bernau, betrifft die Bezeichnung Kuenringerstraße. (Nach Abstimmung): Angenommen. Ich ersuche den Herrn Berichterstatter Abg.Diettrich, zur Gruppe 8, Dienstleistungen, ordentlicher Teil und außerordentlicher Teil, zu berichten. Berichterstatter Abg. DIETTRICH: Die Gruppe 8, Dienstleistungen, weist Ausgaben von 11,327.000 Schilling auf, denen Einnahmen von 7,183.000 Schilling gegenüberstehen. In diese Gruppe fallen die Einnahmen und Ausgaben für Liegenschaften sowie für land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Der perzentuelle Anteil am Ausgabenvolumen des ordentlichen Teiles des voranschlages beträgt 0,08%. Im außerordentlichen Teil werden Einnahmen von 500.000 Schilling und Ausgaben von 110.000 Schilling erwartet. PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte ist niemand gemeldet. Zur Abstimmung liegt vor die Gruppe 8, Dienstleistungen. Ich bitte den Berichterstatter, nunmehr den Antrag zur Gruppe 8, Dienstleistungen, ordentlicher Teil und außerordentlicher Teil, zu stellen. Berichterstatter Abg. DIETTRICH: Ich beantrage, die Gruppe 8, Dienstleistungen, mit Einnahmen von 7,183.000 Schilling und Ausgaben von 11,327.000 Schilling im ordentlichen Teil, Einnahmen von 500.000 Schilling und Ausgaben von 11 0.000 Schilling im außerordentlichen Teil zu genehmigen. PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL (nach Abstimmung über die Gruppe 8, Dienstleistungen, ordentlicher Teil und außerordentlicher Teil in Erfordernis und Bedeckung): Angenommen. Ich ersuche den Herrn Berichterstatter Abg. Diettrich, zur Gruppe 9, Finanzwirtschaft, ordentlicher Teil und außerordentlicher Teil, zu berichten. Berichterstatter Abg. DIETTRICH: Die Ausgaben und Einnahmen der Gruppe 9, Finanzwirtschaft, beziehen sich auf Kapitalvermögen und Stiftungen ohne eigene Rechtspersönlichkeit, öffentliche Abgaben, Finanzzuweisungen und Zuschüsse, nicht aufteilbare Schulden, Haftungen, Verstärkung und Abwicklung der Vorjahre. Die Ausgaben dieser Gruppe betragen 1.176,343.000 Schilling, ihnen stehen Einnahmen in der Höhe von 6.257,972.000 Schilling gegenüber. Der perzentuelle Anteil am Ausgabenvolumen des ordentlichen Teiles des Voranschlages beträgt 8,65%. Im außerordentlichen Teil des Voranschlages sind in dieser Gruppe Ausgaben von 85,545.000 Schilling und Einnahmen von 2.000 Schilling veranschlagt. PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gemeldet ist der Abg. Ing. Kellner. Abg. Ing. KELLNER: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Am Ende einer Debatte, die fast so lange gedauert hat, als die normale Wochenarbeitszeit eines Arbeitnehmers in diesem Lande, ist man versucht, Bilanz zu ziehen, ist man versucht zu ergründen, ob beispielsweise die zentrale Aussage unseres Finanzreferenten, die wir uns als Gesamtfraktion selbstverständlich zu eigen gemacht haben, „in Niederösterreich stimmt die Kassa", richtig und begründbar war oder ob sich während der Diskussion an der zentralen Aussage etwas ändern könnte. Ich glaube, meine sehr verehrten Damen und Herren, wir können mit Recht und mit Stolz sagen, daß nicht nur in Niederösteqeich die Kasse stimmt, sondern daß der vorliegende Budgetentwurf - wie ich hoffe, in allerkürzester Zeit - tatsächlich jene Weichenstellung in diesem Lande wieder absichern wird, die es ermöglicht, die Aufbauleistungen für dieses Land fortzusetzen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich habe gar nicht die Absicht, hier zu werten oder zu qualifizieren, Politik ist nämlich unserer Auffassung nach nicht nur die Kunst des Möglichen, sondern auch eine ständige Konfrontation mit den Ideen, welche die andere Fraktion bringt. Nur hat die sozialistische Fraktion auch heuer wieder versucht, die Einfachformel zu präsentieren, in Österreich und in Niederösterreich vor allem könnte man deswegen einfach und leicht Politik machen, weil wir seitens der Bundesregierung mit finanziellen Geschenken überhäuft worden wären. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich habe schon bei der Generaldebatte gesagt, daß Leistungen, die in einem Lande ermöglicht werden, mehrere Wurzeln haben. Ich darf dies in Erinnerung rufen. Die erste Wurzel ist der Arbeitswille der Bevölkerung, ist die Risikofreude des Unternehmers, aber diese Hauptwurzel braucht Nebenwurzeln. Ich glaube, eine sehr wichtige Nebenwurzel ist eben die Unterstützung durch Programme, ist die Unterstützung durch das Land. Selbstverständlich braucht man dazu auch Geld. Ich weiß nicht, meine sehr verehrten Damen und Herren der sozialistischen Fraktion, ob Sie tatsächlich der Auffassung sind, daß plötzlich, nur weil es eine sozialistische Bundesregierung gibt, unsere Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher glauben sollen, daß all das, was an Steueraufkommen dem Finanzminister zufließt, nun tatsächlich der sozialistischen Bundesregierung zu verdanken ist, daß all das, was in unserem Lande an guten Weichenstellungen vorhanden ist, den sozialistischen Ministerien zugeschrieben werden kann, aber all das, wo es noch Probleme gibt, selbstverständlich in die Zuständigkeit der Länder und in die Zuständigkeit der ÖVP- Bereiche fällt. Der Zwischenruf bei der Aussage des Landesrates Bierbaum war ja dafür symptomatisch. Eine Regierungsdelegation hat selbstverständlich auch Berater, hat selbstverständlich, wie es sehr häufig bei den Wirtschaftsdelegationen der Fall ist, auch Vertreter der Oppositionsparteien oder anderer Wirtschaftsträger mit. Hier ganz einfach zu sagen, was habt denn Ihr zusammengebracht, wobei man jene meint, die auch Delegationsmitglieder waren, wenn es einen verantwortlichen Delegationsleiter gibt, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich glaube, darüber braucht man doch nicht debattieren. Ich möchte das nur richtigstellen, denn Sie glauben ja wohl selber nicht, daß Ihnen jemand, der ein bisserl die Zusammenhänge kennt, noch abkauft, daß wir dieser Bundesregierung alles zu verdanken hätten. Wissen Sie, es ist ja ein sehr einfacher Beweis zu führen, Kollege Gruber. Wenn nämlich die Primitivformel, ich möchte das so bezeichnen, wirklich stimmen würde, daß wir für die Mittel, die laut Finanzausgleichsgesetz aus gemeinsamen Steuern den einzelnen Ländern zufließen, dem Bund nicht nur dankbar zu sein hätten, sondern damit Überhaupt alle Probleme gelöst wären, dann muß ich mich fragen, warum es in manchen anderen Bundesländern wesentlich größere wirtschaftliche Schwierigkeiten gibt als in Niederösterreich. Als ich mir das Budget des Bundeslandes Wien angesehen habe, als ich mir die merschriften in der Tageszeitung der vergangenen Woche angesehen habe, wie Wien sein Budget beraten hat, sind wir draufgekommen, daß die Situation dort eine wesentlich andere ist. Auch dieses Land bekommt aus den gemeinschaftlichen Bundesabgaben selbstverständlich die Anteile. Das war schon immer so und wird sich erst ändern, meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn auf Grund einer Änderung des Finanzausgleichsgesetzes sich an der bisherigen Entwicklung auch etwas ändert. Und dann noch ein Wort zu dem, was auch der Herr Klubobmann Dr. Brezovszky immer hier darzustellen versucht hat, nämlich die Verschuldung des Landes. Weil eben unser Finanzreferent in den vergangenen Jahren eine sehr sparsame Ausgabenpolitik betrieben hat, war es möglich, um die Rezession abzufangen, hier unterstützende Maßnahmen zu setzen, war es also möglich, unser Budget stärker zu belasten. Wir hören dann immer den Schrei, wie war das im Jahre 1967, wie war das im Jahre 1968? Und dazu wird gleich gesagt, damals hat sich die Verschuldung in einer Größenordnung von 45%, 46%, 42% bewegt. Sehen Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist wieder eine Statistik, die doch nicht stimmen kann. Wir wissen doch, daß die Prozentsätze von damals mit den Prozentsätzen unseres Budgets, nämlich heuer rund 3 Milliarden Schilling bei einem Gesamtausgabenvolumen von 14 Milliarden Schilling, das ist immerhin ein relativ hoher Prozentsatz, durch die Lehrerbesoldung seit dem Jahre 1973 drinnen ist. Ich stelle jetzt eine Milchmädchenrechnung an und sage nur über den Daumen gepeilt: Von der damaligen Verschuldung von 46% bei einem Budget von 2,5 Milliarden Schilling kann ich, weil damals die Lehrerbesoldung schätzungsweise eine knappe Milliarde Schilling, sicher 800, 900 Millionen Schilling ausgemacht hat, rund ein Viertel abziehen, die Verschuldung lag also etwa bei 30 oder 32%. Damit will ich gar nichts beweisen, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte nur sagen, daß manche Zahlen, die man hier gegenüberstellt, ganz einfach miteinander nicht vergleichbar sind. Wenn wir uns den Schuldenstand des Landes Niederösterreich im Vergleich zu den anderen Bundesländern ansehen, meine sehr verehrten Damen und Herren, so finden wir, daß wir hier im guten Mittelfeld liegen, daß wir weder unser Budget nach der einen Richtung hin ausgehöhlt, noch nach der anderen Richtung hin bis zum Letzten belastet haben. Wenn ich mir hier zum Beispiel wieder die Bundeshauptstadt Wien anschaue, die bei einem Gesamtvolumen laut Voranschlag 1976 von 34 Milliarden Schilling 15 Milliarden Schilling Schulden hat, so nähert sich dort meiner Auffassung nach der Schuldenstand bereits einer Grenze, die bedenklich ist, trotz einer sozialistischen Bundesregierung. Denn wir sind der Auffassung, daß sich tatsächlich viele Dinge in den letzten Jahren vollzogen haben, für die wir hoffentlich in den kommenden Jahren genauso bereit sein werden, einzutreten, sie zu verteidigen und auch die Verantwortung zu übernehmen, wie es jetzt, in der Zeit, als gewisse Dinge halt noch nicht transparent geworden sind, getan haben. Ich möchte mich nämlich auch ein bisserl mit der Bundespolitik auseinandersetzen, weil Sie sie immer wieder in den Raum getragen haben. Meine sehr verehrten Damen und Herren, so rosig schaut doch die Sache nicht aus, wie sie dargestellt wurde. Im sozialistischen Wirtschaftsprogramm aus dem Jahre 1968 heißt es wörtlich - Kollege Kosler, hören Sie zu, vielleicht wissen Sie es noch nicht: „Die strukturellen Defizite sind das Ergebnis einer konservativen Budgetpolitik" - so hieß es damals - „und jedes längerfristige Konzept fehlt." Ebenso wurde damals von sozialistischen Spitzenpolitikern eine mehrjährige Finanzpolitik gefordert. Auch als Regierungspartei haben die Sozialisten mehrmals die Vorlage eines Budgetkonzeptes angekündigt. Zuletzt versprach der Finanzminister im heurigen Jahr, und zwar am 25. Februar, im Parlament die Erstellung eines Budgetkonzeptes, das Ende Mai – Anfang Juni von der Regierung zu beraten und zu beschließen sein werde. Wo ist das geblieben, meine sehr verehrten Damen und Herren, wo ist dieses Budgetkonzept, von dem hier die Rede ist? Ich glaube, wir sind doch als Länder, die wir durch den Finanzausgleich sehr eng mit dem Bund verknüpft sind, an dieser Frage auch sehr stark interessiert. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte Ihnen nur sagen, daß die sozialistische Politik sich ganz einfach in der Art und Weise dokumentiert hat, daß Voranschläge und Rechnungsabschlüsse nicht nur nicht zusammengestimmt haben, sondern in einem Ausmaß auseinanderklafften, wie es woanders, wie ich glaube, als unverantwortlich bezeichnet werden würde. Interessant ist ja auch, meine sehr verehrten Damen und Herren, daß bei der letzten Belastungslawine, die von der sozialistischen Bundesregierung losgetreten wurde, vor allem jene Steuern und Abgaben besonders erhöht wurden, an denen die Länder nicht mitpartizipieren können. Das heißt wieder ein Aushöhlen der Länder, wieder ein Schritt gegen den Föderalismus. Während die ausschließlichen Bundessteuern bzw. jene Steuern, an denen der Bund überdurchschnittlich partizipiert, laufend beträchtlich angehoben werden und sogar neue Bundessteuern eingeführt werden, blieben jene Abgaben, die den Ländern gänzlich oder zum Großteil gehören, seit Jahren unverändert. So wurde im Zuge der jüngsten Belastungswelle eine neue Bundeskraftfahrzeugsteuer eingeführt. Die Bundesmineralölsteuer, die Vermögenssteuer und die Rechts- und Stempelgebühren, wiederum reine Bundesabgaben, wurden beträchtlich angehoben und bereits zu Beginn dieses Jahres wurde die hohe Mehrwertsteuer um 12,5% erhöht, wobei wiederum fast 70% der Mehrwertsteuereinnahmen dem Bunde zufließen. Abgesehen davon, daß diese Maßnahmen dem Gedanken des Föderalismus und dem Geiste des Finanzausgleiches widersprechen, werden dadurch die Einnahmen der Länder und Gemeinden stark beschnitten. Andererseits versucht man, zunehmend den Ländern zusätzliche kostspielige Aufgaben zu übertragen. So müssen auf Grund eines Versäumnisses des Bundes die Länder mithelfen, das Zuschußrentenproblem zu lösen und durch Vorfinanzierung bzw. durch Bereitstellung von Mitteln beim Telefonausbau, beim Autobahnbau, bei den Bundesschulen für den säumigen Bund in die Bresche springen. Den Dank dafür, meine sehr verehrten Damen und Herren, können wir in der Arbeiter-Zeitung vom 14. Oktober 1976 lesen. Laut Arbeiter-Zeitung von diesem Tage hat nämlich der Herr Bundesfinanzminister wörtlich erklärt: ,,Im Gegensatz zu den Gebietskörperschaften war der Bund praktisch alleiniger Träger der Konjunkturpolitik und der Maßnahmen zur Rezessionsbekämpfung. Diese Tatsache wird bei den nächsten Finanzausgleichsverhandlungen in Betracht zu ziehen sein." Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn Sie der Auffassung sind, daß es in Niederösterreich Menschen gibt, die Ihnen diese Mär sowieso abnehmen, dann frage ich mich, warum wir hier den Großteil einer vierzigstündigen Beratung dazu verwendet haben, um jene Mittel, die wir für die Arbeitsplatzsicherung in Niederösterreich bisher ausgegeben haben, entsprechend zu verstärken, und sie so einzusetzen, daß auch in Hinkunft die Arbeitsplätze in Niederösterreich in einem entsprechenden Ausmaß abgesichert werden können. Meine sehr verehrten Damen und Herren, es wäre verlockend, hier verschiedene Dinge weiter aufzuzeigen, die tatsächlich hundertprozentig den Schluß erhärten, daß der Finanzminister keine Möglichkeit mehr hat, im Normalbereich seine Schulden abzudecken, und daß er daher diese Spezialabgaben von jedem Österreicher und auch von jedem Niederösterreicher verlangt, weil er sie zur Abdeckung seiner Budgetlöcher braucht. Der Gesundheitsschilling, die Tabaksteuer, alles Dinge, meine sehr verehrten Damen und Herren, von denen gesprochen wurde, daß sie zweckgebunden eingesetzt werden sollen. Was geschieht damit? Sie fließen in das allgemeine Budget. Die Zeitungen machen sich in diesem Bereich schon lustig, Sie brauchen nur den Kurier lesen. Ich weiß, meine verehrten Damen und Herren, der Herr Dr. Brezovszky hat hier in einem Zwischenruf bemerkt, daß der Kurier vom Bauernbund unterstützt wird. Das ist mir zwar nicht bekannt, aber ich werde die Bauernbundführung fragen. Wenn die Zuckerfabrik in Tulln dem Bauernbund gehört, kann ich dem Bauernbund zu dieser Investition, die ihm da gelungen ist, nur gratulieren. Und im Kurier heißt es wörtlich unter dem Titel Aufklärung: ,,Der Abgeordnete Blecha sagte dieser Tage, man müsse das Volk über die kürzlich beschlossene Belastungswelle aufklären." Ich bin nur neugierig, aus welchem Budget diese Mittel genommen werden, um die Bevölkerung aufzuklären, wofür sie die höheren Steuern zu bezahlen hat. Und hier heißt es dann weiter, ein Tip: ,,Blecha möge mit seiner Aufklärungskampagne bei dem eigenen Chef beginnen, denn Bruno Kreisky wußte unlängst zum wohl schwersten Brocken der Belastungslawine, dem neuen Gebührengesetz, dieses zu sagen: Die Gebühren auf Kredite müßten sein, weil es sich um einen Nachholbedarf des Staates handle. Schließlich seien die Gebühren seit 12 Jahren nicht erhöht worden. Das ist natürlich ein Holler" - heißt es hier - ,,die Kreditsteuer ist eine völlig neue, noch nie dagewesene Erfindung des Finanzministers." Von Nachholbedarf keine Rede. Man sagt, daß Bruno Kreisky in seinem ganzen Auftreten immer mehr dem alten Kaiser ähnelt. In punkto Belastungswelle dürfte der Vergleich stimmen. Bitte ich zitiere: ,,Franz Josef soll zum Schluß auch nicht mehr so genau gewußt haben, was ihm da eigentlich von seinen Höflingen zum Unterschreiben hingelegt wurde." (Beifall bei der ÖVP.) Bitte meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist nicht absolut meine Meinung, es ist ein Zitat, das ich mir erlaubt habe, Ihnen in diesem Zusammenhang darzubieten. (Abg. Birner: Ja, darfst!) Na, Sie werde ich fragen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, gestatten Sie mir aber, daß ich zum Abschluß doch wieder zum Land Niederösterreich zurückkehre und von den Problemen rede, die hier in den Vordergrund gerückt werden sollen. Niederösterreich ist flächenmäßig das größte und bevölkerungsmäßig das zweitgrößte Bundesland. In der Budgetdebatte ist, und zwar insbesondere vom Finanzreferenten, eindeutig hervorgehoben worden, daß wir vom Wirtschaftlichen her gesehen zum Teil Bundesaufgaben erfüllen oder ihre Erfüllung zumindest bedeutsam unterstützt haben. Die Wirtschaftspolitik unseres Landes hatte Auswirkungen, die über den Bereich unserer Landesgrenzen hinausgehen. Weil wir eben ein so großes Bundesland sind, fühlen wir uns auch für den Ge samtstaat in einem bedeutenden Ausmaß mitverantwortlich. Niederösterreich, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist nicht nur in der Gegenwart, sondern war auch in der Vergangenheit in vielerlei Hinsicht beispielgebend und stellvertretend für die gesamte Republik Österreich tätig. Die niederösterreichische Landespolitik wird daher in Zukunft auch von dieser Aufgabe geprägt sein. Die Haltung der niederösterreichischen Sozialisten, die daraus besteht, daß man nur den Bund schützt und die Bemühungen des Landes, vom Bund eine Hilfe zu erhalten, kaum unterstützt, ist daher unserer Auffassung nach nicht verständlich. Die sehr intensiven raumordnerischen Bestrebungen in Niederösterreich haben zu einer kontinuierlichen wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung geführt. Die Tatsache, daß Niederösterreich, wie schon hervorgehoben wurde, Industrieland Nummer eins geworden ist und gleiches auch für den agrarischen Bereich gilt, beweist die Richtigkeit des Wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Handelns. Die Raumordnungsprogramme haben die Entwicklung in unserem Lande innerhalb eines überschaubaren Zeitraumes in eine positive Richtung gesteuert. Es mag sein, daß sich das eine oder andere Programm nach einer bestimmten Zeit nicht als optimal zielführend herausstellt. Hier muß man sich dann die Frage stellen, was besser ist; in Kauf zu nehmen, daß es zu Fehlprognosen kommt oder keine Prognose zu erstellen und in den Dingen völlig freien Lauf zu lassen. Schon jetzt kann gesagt werden, daß sich hinsichtlich der zentralen Orte, der Land- und Forstwirtschaft, des Grenzlandes, des Fremdenverkehrs und so weiter, geglückte Entwicklungen abzeichnen. Die Industrialisierung und die Erhaltung, also auch die Förderung der Landwirtschaft vom Wirtschaftlichen und vom Gesellschaftspolitischen her gesehen, sind eine gute Kombination. Daraus ist auch erkennbar, daß es für dieses Land nicht bloß in einem bestimmten Bereich eine Zukunft gibt, sondern daß sich in vielen anderen Bereichen ebenfalls Entwicklungen abzeichnen, die uns mit Stolz erfüllen. Ich darf hier den Bereich Kunst, Bildung, Kultur und Soziales nennen. Es wäre völlig falsch, wollte man diese Probleme, denen wir gegenüberstehen, eindimensional betrachten. Jedes Gebiet bedarf einer spezifischen Lösung und diesen Weg ist auch die niederösterreichische Raumordnungspolitik gegangen. Das Gesetz eröffnet nicht nur die Möglichkeit, für das ganze Land ein Raumordnungsprogramm aufzustellen, sondern auch für Detailgebiete, somit für jede Region und für jeden einzelnen Sachbereich. Leider gewinnt man auf dem Gebiet der Bundesraumordnung den Eindruck, daß man sich der treibenden Macht der Faktoren überläßt. Wie richtig die Landespslitik ist, meine sehr verehrten Damen und Herren, zeigt auch die Entwicklung auf dem Gebiete des Fremdenverkehrs. In der Verhaltensweise der Gäste ist ein Trend zum aktiven Urlaub, zum Hobby, zum Nachholen der im Alltag oft fehlenden Kommunikation, zum Familiären festzustellen. Die Zielrichtung ,,NiederÖsterreich, das Land, wo Ferien noch Ferien sind" entspricht voll und ganz diesem Trend. Und daher waren auch in diesem Bereich sehr beachtliche Erfolge zu erzielen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, zuletzt ist festzuhalten, daß das Einzelglied aller sozialer Gruppen, das Endziel aller Kommunikationen der einzelne Mensch ist. Bei allen unseren Maßnahmen, die wir setzen, müssen wir den einzelnen Menschen, nämlich das so komplexe, empfindliche, aber auch konstante Individium sehen. So vor allem, wie es die Entwicklung, ohne Schaden zu nehmen, zu überstehen vermag. Aus dem, was ich zuletzt gesagt habe, ist noch klarer zu erkennen, daß unsere Landespoiitik sich nicht nur nach Zuständigkeiten, Rechts- und Sachbereichen richten kann, aber auch nicht darnach, daß jemand anderer zu einer Leistung verpflichtet ist, sie aber aus irgend welchen Gründen nicht erbringt, sondern ausschließlich nach dem Motto der Humanität. Vielleicht können wir uns entschließen, die gesamtstaatliche Politik nach diesem esichtspunkte gemeinsam auszurichten. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn das am Ende der heurigen Budgetdebatte ein gemeinsames Bekenntnis sein könnte, glaube ich, wären unsere Beratungen nicht umsonst gewesen. (Beifall bei der ÖVP.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Herr Abg. Dr. Brezovszky. Abg. Dr. BREZOVSZKY: Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr verehrte Damen und Herren! Nachdem in der Gruppe9 die Generaldebatte wieder begonnen wurde, ist es selbstverständlich unsere Verpflichtung, zu den Ausführungen des Klubobmannes der Österreichischen Volkspartei Stellung zu nehmen. Denn in der Generaldebatte war in erster Linie eine Erläuterung zur Einbegleitungsrede des Herrn Landesfinanzreferenten Ludwig zu hören und es ist jetzt etwas nachgeholt worden, was man am Beginn der Debatte hätte sagen können. (Abg. Ing. Kellner: Muß man das?) Aber wir wollen selbstverständlich zu diesen Fragen nun sehr ausführlich Stellung nehmen, denn der Herr Klubobmann hat sehr viele Fragen aufgeworfen und ich will mir gestatten, auf alle diese Fragen sehr gründlich einzugehen, damit hier nicht der Eindruck entsteht, daß hier ein Slogan, der zu Beginn dieses Vortrages genannt wurde - „in Niederösterreich stimmt die Kasse" - im Raum steht, ohne daß man am Abschluß der Budgetdebatte dazu neuerlich sehr gründlich Stellung nimmt. Es ist kritisiert worden, daß wir erklärt haben, daß es vor aliem die Bundespolitik in den letzten sieben Jahren war, die Niederösterreich zum Industrieland Nummer eins gemacht und bewirkt hat, daß in Niederösterreich die Kasse stimmt. Das war meine Einbegleitung und es ist gesagt worden, daß es auch der Arbeitswille und die Risikofreudigkeit der Unternehmer war. Wir haben immer den Standpunkt vertreten, ohne den Fleiß, ohne die Arbeitsmoral aller Menschen in diesem Lande könnten keine Politiker, weder aus der Gemeinde, noch auf der Landes-, noch auf der Bundesebene Erfolge haben. Aber nun wollen wir uns vielleicht doch vor Augen halten, wie sich die Situation in unserem Bundeslande in den letzten Jahren, in dem Zeitraum, den ich in der Generaldebatte angeführt habe, entwickelt hat. Wir alle wissen, daß wir vor einem Jahrzehnt - fast auf den Tag genau sind es 10 Jahre her - hier gesessen sind und die härtesten Auseinandersetzungen, die es in den letzten 10 Jahren gegeben hat, geführt haben. Es war dies die Zeit, in der Niederösterreich in unserer Heimat einen nicht sehr guten Klang hatte. Und am 13. Dezember 1966 um diese Zeit ist ein Kiubobmann der Österreichischen Volkspartei äußerst nervös herumgelaufen, weil das Gerücht gegangen ist, daß der Landesparteiobmann der Österreichischen Volkspartei bereits verhaftet sei. Es war einige Stunden später, am 14. Dezember um die Mittagszeit, als der damalige Abgeordnete Landesrat Schneider um 14 Uhr von dieser Stelle aus bekannt gegeben hat, daß in den Mittagsstunden die Verhaftung des Landesparteiobmannes der Österreichischen Volkspartei bekanntgeworden ist und er wolle das offiziell dem Hohen Haus bekanntgeben. (Abg. Ing. Kellner: Was hat das für einen Bezug auf meine Rede? - Landeshauptmann Maurer: Da wurde auch nicht die Unwahrheit gesagt!) Ich glaube, Herr Kollege Kellner, Sie haben von Programmen gesprochen und nun bin ich hier. Ich habe Sie nicht gestört und ich hoffe, nachdem hier, wie gesagt, die Debatte neuerlich eröffnet wurde, daß wir zu allen Punkten sehr genau Stellung nehmen können und ich werde das heute sehr ausführlich tun. (Landeshauptmann Maurer: Der war gar nicht mehr Landesparteiobmnn!) Schauen Sie, er war es. Nein, er war der Landesobmann des ÖAAB Niederösterreich und Stellvertreter. (Abg. Blochberger: Halbwahrheiten!) Also wenn ihn der ÖAAB für sich allein okkupiert, habe ich auch nichts dagegen. Es war in dieser Zeit, meine sehr verehrten Damen und Herren, aber bereits so, daß wir darangegangen sind, eine Programmatik für unser Land zu erarbeiten. Wir haben uns damals vorgenommen, dieses Land aus dieser schweren Situation herauszuführen, vor allem aber eine Planung für dieses Land zu verlangen. Und so ist dann die Raumplanungskonferenz gegründet worden und wir haben uns zur Aufgabe gestellt, innerhalb von zwei Jahren einen NiederösterreichPlan zu erstellen, damit wir in diesem Lande zuerst einmal feststellen, was es für einen Bestand in den verschiedensten Bereichen gibt, um dann auch unseren Niederösterreich-Plan zu konzipieren, in dem wir die Schwerpunkte der Landespolitik festgelegt haben. Wir haben die grundlegenden Ziele unserer Politik festgelegt, wir haben dann über das Wohnungs- und Siedlungswesen unsere Vorstellungen dargelegt, wir haben Verkehr und Energie in einem Kapitel behandelt und wir haben die Forderung aufgestellt, daß wir 33.000 zusätzliche Arbeitsplätze brauchen bis zum Jahre 1981, weil der Strukturwandel in der Wirtschaft, in der Landwirtschaft und auch im übrigen Bereich, so stark ist, daß wir hier neue Impulse brauchen. Und wir haben zum Gesundheitsproblem und zu den Sozialeinrichtungen unsere Vorstellungen dargestellt, zur Bildung und Kultur, zum Umweltschutz, aber vor allem haben wir eines gemacht, meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben damals einen sehr genauen Finanzplan erstellt. Und wir haben damals unsere Vorstellungen auch untermauert mit den finanziellen Erfordernissen und auch mit der finanziellen Bedeckung. Es war dies ein Konzept, das den Beginn eines Wettstreites dargestellt hat. Auch die Mehrheit in diesem Lande, die Österreichische Volkspartei, wir anerkennen das, hat dann ein Leitbild erstellt und es ist dann etwas entstanden, worauf wir beide stolz sein können, nämlich ein Ideenwettbewerb. Wir haben uns beide vorgenommen, das Land Niederösterreich aus seiner zurückgebliebenen Struktur in verschiedenen Bereichen so rasch als möglich herauszuführen in ein modernes Niederösterreich. Diese Zielvorstellung war uns beiden gemeinsam. Und wir haben beide unsere Konzepte der Öffentlichkeit vorgelegt und wir sind auch heute dabei, unsere Konzepte zu realisieren, Sie nach Ihren Vorstellungen, wir nach unseren Vorstellungen. Aber wir sollten auch klar erkennen, daß die gegenwärtige Situation in Niederösterreich nicht durch diese beiden Konzepte so geworden ist, wie sie ist, sondern diese Konzepte waren lediglich ein Hilfsmittel, um die finanziellen Möglichkeiten, die sich in den letzten Jahren dank einer ausgezeichneten Konjunktur geboten haben, sinnvoll einzusetzen. Ich darf daran erinnern, daß wir im Jahre 1969 einen Haushaltsumfang in der Höhe von 4,578 Milliarden gehabt haben. Jahr für Jahr hat sich dieser Haushaltsumfang im Durchschnitt um 10 bis 15% erhöht und wir waren im Jahre 1974 bei 11 Milliarden, im Jahre 1975 bei 12 Milliarden, im Jahre 1976 bei 13 Milliarden und wir werden im nächsten Jahr wie bekannt Ausgaben von 14,621 Milliarden und Einnahmen in der Höhe von 13,323 Milliarden haben. Aber all diese Einnahmen sind nicht auf Landesebene getätigt worden, sondern es ist . . . (Abg. Anzenberger: Das ist ein Blödsinn! – Landeshauptmannstellvertreter Czettel: Was Sie sagen, ist kein Blödsinn?) Entschuldigen Sie, Herr Kollege Anzenberger, warum ist das eine Demagogie? Ich sage nicht eine einzige Ziffer, die falsch wäre. (Abg. Anzenberger: Diese Steuern! Abg. Romeder: Es schimpft doch niemand!) Herr Kollege Anzenberger, Sie sollten etwas warten, ich werde Ihnen auch alle die Dinge, die zu erklären sind, noch einmal erklären. Ich möchte noch einmal sagen, wir haben ja seit 40 Stunden eine Diskussion geführt und es ist üblich, daß nach dem Schlußwort die Diskussion zu Ende ist. Wenn sie wieder eröffnet wird, ist es üblich, daß auf all die Fragen, die gestellt werden, hier Antwort gegeben wird. (Abg. Ing. Kellner: Entschuldigen Sie, Herr Doktor, wer hat ein Schlupwort gesprochen? Die Gruppe 9 ist eröffnet!) Herr Kollege, ich sage gar nichts anderes, als daß Sie hier die Debatte eröffnet haben und wir sie nun fortsetzen. Herr Kollege Anzenberger, diese Gesetzesgrundlage, das Finanzausgleichsgesetz, regelt sehr genau, wer die Steuern einhebt und wer sie weiterleitet. Ich glaube, das ganze ist ein finanztechnischer Teil. Daß jeder Niederösterreicher, Sie und ich und jeder, der hier im Saal ist, auch Steuern zahlt, ist eine Selbstverständlichkeit, aber es geht hier um den Verteilungsprozeß, um die Aufbringung, um die Zuweisung und um die Verteilung. Und das wird hier neuerlich dargestellt. (Abg. Anzenberger: Ich habe nichts anderes behauptet. Sie haben ganz etwas anderes gesagt!) Und ich habe hier ja schon erklärt, daß die landeseigenen Abgaben - das ist in all den 40 Stunden nicht bestritten worden - im Jahre 1969 nur 78 Millionen ausgemacht haben, im Jahre 1970 77 Millionen, im Jahre 1971 91Millionen, im Jahre 1975 136 Millionen und im Voranschlag 1977 sind 153 Millionen an landeseigenen Einnahmen vorgesehen. Würde man diese landeseigenen Einnahmen im Lande Niederösterreich verwenden, wäre es möglich, einen Monatsgehalt der 14.000 Landesbediensteten auszubezahlen und am 1. Februar wäre das Geld bereits ausgegeben, ohne daß man irgend etwas machen könnte. Im Wege dieses paktierten Finanzausgleichsgesetzes ist es nun möglich, daß alle Einnahmen, die in Österreich aufgebracht werden, verteilt werden und wir bekommen unseren Anteil nach den Grundsätzen, die in diesem Gesetz ausgeführt sind, zugeteilt. Es kommt nun darauf an, wie ein Gesetz, das beschlossen wurde, auf Bundesebene vollzogen wird, wie nun dieses Gesetz gehandhabt wird, wie aber vor allem die Wirtschafts- und die Finanzpolitik in diesem Lande gehandhabt wird. Das habe ich Montag hier sehr genau erklärt und habe dann nachgewiesen, daß sich in den letzten Jahren die Wirtschaftslage und damit die Finanzlage nicht nur der Gebietskörperschaften, sondern aller Österreicher, entscheidend verbessert hat. Wir alle können vor allem darauf stolz sein, daß die Arbeitsmoral in Österreich so hoch war, daß wir dieses große Bruttonationalprodukt gemeinsam erarbeiten konnten. Und wir freuen uns besonders, daß gerade in den letzten sieben Jahren unser Heimatland Niederösterreich einen besonderen Anteil zu diesem Bruttonationalprodukt beitragen konnte. (Abg. Romeder: Jetzt kommen die sieben mageren Jahre!) Wir alle gemeinsam, ob Bauer, ob Angestellter, ob Arbeiter, ob Gewerbetreibender, wir alle konnten dazu beitragen, daß wir innerhalb von sieben Jahren das Bruttonationalprodukt in unserem Heimatland Niederösterreich verdoppeln konnten und wir haben die Chance, im Jahre 1977 neuerlich eine beträchtliche Erhöhung dieses BruttonationalProduktes zu erarbeiten. Und das beweist, wie richtig diese Politik war, vor allem, wie richtig die Finanzpolitik und die Wirtschaftspolitik des Bundes war. Denn hätte die Bundespolitik nicht dafür gesorgt, daß vor allem in den zukunftsträchtigen Industrien investiert worden wäre, wenn also die Bundespolitik nicht eine forcierte Industriepolitik gemacht hätte, dann könnte unser Heimatland Niederösterreich nicht jenen großen Vorsprung auf dem Sektor der Industriepolitik gewonnen haben. (Landeshauptmann Maurer: Das glaubt Ihnen niemand!) Denn wir können, Herr Landeshauptmann, nicht bestreiten, daß Niederösterreich zum Industrieland geworden ist (Landeshauptmann Maurer: Ja, dank unserer Förderung!), zum Industrieland geworden ist in einer Zeit sozialistischer Wirtschaftspolitik. (Landeshauptmann Maurer: Aber nicht in Niederösterreich!) Ich glaube, Herr Landeshauptmann . , . (Landeshauptmann Maurer und Landeshauptmannstellvertreter Ludwig: Warum geht es in Wien zurück?) Ich glaube, Herr Landeshauptmann, Sie haben nicht ganz genau aufgepaßt und Sie zwingen mich, noch einmal auf diese Dinge einzugehen. (Landeshauptmunn Maurer: Ich habe nichts dagegen!) Ich habe Ihnen hier nachgewiesen, daß in den letzten Jahren und vor allem im Jahre 1975, als Niederösterreich zum Industrieland Nummer eins geworden ist, der Bund direkte Förderungen in der Höhe von 808Millionen Schilling der niederösterreichischen Industrie zugeführt hat und das Land Niederösterreich lediglich 88 Millionen Schilling direkte Förderungen, (Landeshauptmann Maurer: Und die sozialistische Mehrheit im Land Wien, Herr Abg. Brezovszky?) ich lege Wert auf direkte Förderungen, im Budget gehabt hat. Das sind Ziffern, die unbestritten geblieben sind in den letzten 40 Stunden und diese Bundesförderungen könnte ich Ihnen noch sehr genau aufteilen, wenn Sie es ganz genau wissen wollen, und auch die Landesförderungen. (Landeshauptmann Maurer: Sagen Sie aber gleich die Inflationsrate auch dazu!) Aber Herr Landeshauptmann, Sie kommen mit dem Argument des Anzenberger, der auch von der Inflation gesprochen hat. Wenn Sie sich mit dem Anzenberger bei der Argumentation auf eine Stufe stellen, ist das ihre Sache. (Abg. Romeder: Was soll das heißen?) Ich habe nachgewiesen, daß das Bruttonationalprodukt von 331 Milliarden Schilling im Jahre 1969 auf 715 Milliarden Schilling im Jahre 1976 angestiegen ist und auf rund 800 Milliarden Schilling im Jahre 1977 ansteigen wird. Wenn Sie die rund 55Y0ige Inflationsrate hier berücksichtigen, dann bleiben noch immer rund 45% realen Zuwachses übrig. Aber, Heb Landeshauptmann, nachdem Sie nicht genau wissen, was der Bund alles direkt in Niederösterreich im Jahre 1975 eingesetzt hat, dann sage ich es Ihnen nun: ERP-Fonds 275 Millionen Schilling im Normalverfahren, im Grenzlandverfahren 5 1 Millionen Schilling, Investitionskredit-AG 160 Millionen Schilling, Kommunaikredit-AG 78 Millionen Schilling, EE-Fonds 11 0 Millionen Schilling, nach dem Strukturverbesserungsgesetz wurden Kredite in Österreich vom Bund vergeben in der Höhe von 148 Millionen Schilling, Zinsenzuschüsse in der Höhe von 15 Millionen Schilling, die Bürges-Kleingewerbekredite 3 1 Millionen Schilling, Forschungsförderungsfonds für die Betriebe 15,7 Millionen Schilling, sonstige Einrichtungen 9 , l Millionen Schilling (Landeshauptmunn Maurer: Umschichtung 7 Millionen!), Arbeitsmarktförderung 186,9 Millionen Schilling, das sind in Summe direkte Förderungen des Bundes 808 Millionen Schilling und dem stehen gegenüber direkte Förderungen des Landes laut Rechnungsabschluß 88,6 Millionen Schilling. Und das, meine sehr verehrten Damen und Herren, war in all den Jahren so. Nachdem aber das Jahr 1975 das entscheidende Jahr für uns war, in welchem wir nämlich erstmalig 76 Milliarden Schilling Industrieproduktion gehabt haben, wodurch ein entscheidender Abschnitt in der Wirtschaft in unserem Lande eingetreten ist, habe ich diese Ziffern besonders betont. Und so glaube ich, können wir sehr klar nachweisen, daß die Wirtschaftspolitik des Bundes zu dieser wirtschaftlichen Entwicklung entscheidend beigetragen hat. (Landeshauptmannstellvertreter Ludwig: Czettel, das heißt, wir haben alle miteinander nichts gemacht!) Oh nein, Herr Landeshauptmannsellvertreter Ludwig, ich habe hier erwähnt, daß wir gemeinsam nach unseren Zielvorstellungen Niederösterreich-Plan, Leitbild, auch gearbeitet haben (Landeshauptmannstellvertreter Ludwig: Er muß uns auch mitnehmen, sonst bleibt er übrig!) daß wir diese Politik finanziert haben einerseits aus den Zuweisungen des Bundes, aus dem Finanzausgleich, und daß der Bund zusätzlich dann auch die Industriepolitik besonders forciert hat. Aber ich darf einen wirtschaftlichen Bereich nicht vergessen, auf den wir Niederösterreicher ebenfalls gemeinsam sehr stolz sein können, nämlich die verstaatlichte Industrie. Diese verstaatlichte Industrie war noch vor 20 Jahren - ich erinnere mich noch ganz genau, daß es damals Verstaatlichungswahlen gegeben hat - sehr umstritten war. Damals hat man immer wieder erklärt, die verstaatlichte Industrie sei ein Ballast, sie erzeugen nur Defizite und man müßte sobald als möglich zur Reprivatisierung kommen. Es hat in dieser Zeit auch. einen Staatssekretär gegeben, der die großartige Idee von der Volksaktie gehabt hat. Und es sind auch Volksaktien ausgegeben worden, von denen man heute nichts mehr hört. Dieser Reprivatisierungsversuch ist ja kläglich gescheitert. (Abg. Fidesser: Geben Sie doch zu, daß die verstaatlichte Industrie erst interessant geworden ist, nachdem sie von der ÖVP auf ein privatwirtschaftliches System umgestellt wurde!) Wie ist es nun mit der Investitionstätigkeit der verstaatlichten Industrie in den letzten Jahren? Im Jahre 1968, als die Sozialisten auf die verstaatlichte Industrie zumindest seitens der Bundesregierung keinen Einfluß hatten, wurden in der Rezession lediglich 28,3% aller in Niederösterreich getätigten Investitionen von der verstaatlichten Industrie aufgebracht. (Ruf bei der ÖVP: Geben Sie zu, daß die verstaatlichte Industrie erst durch die Wirtschaftspolitik interessant geworden ist! - Heiterkeit bei der SPÖ. - Abg. Fidesser: Ein System herbeiführen, daß die verstaatlichte Industrie aus der Verwaltung herauskommt, jetzt, wo die verstaatlichte Industrie privatwirtschaftliche Richtlinien bekommen hat. Das lägt er weg! - Präsident Dipl.-Ing. Robl gibt das Glockenzeichen.) Schauen Sie, Herr Kollege Fidesser, wenn Sie es noch verlängern wollen, könnten wir uns sehr lange über die Entstehung der verstaatlichten Industrie von 1946 an unterhalten. 1956, 1966, 1976, da hat es einige Etappen gegeben, und ich möchte sagen, daß die erfolgreichste Zeit tatsächlich in den letzten Jahren gelegen ist. Ich will auch nicht bestreiten, Herr Kollege Fidesser, daß sich auch hier ein Wandel vollzogen hat, denn wenn man 1946 auch nicht aus überZeugung den Verstaatlichungsgesetzen zugestimmt hat, heute bin ich so weit zu glauben, daß die Österreichische Volkspartei es sich gar nicht mehr anders vorstellen kann. Diese verstaatlichte Industrie bildet einen integrierenden Bestandteil unserer Wirtschaft und dieses gemischtwirtschaftliche System verschafft uns eigentlich diese Stärke, die Rezessionsjahre zu überdauern. (Landeshauptmann Maurer: Lange haben Sie gebraucht, bis Sie überzeugt waren!) Die Österreichische Volkspartei hat lange gebraucht, bis sie überzeugt war, daß das ein integrierender Bestandteil in unserem sozialen marktwirtschaftlichen System ist. Im Jahre 1972 war es so, daß der Anteil der Industrieinvestitionen der verstaatlichten Industrie bereits 41,5% ausgemacht hat, im Jahre 1974 52,5% und im Jahre 1975 59%. Und diese Investitionen der verstaatlichten Industrie in Niederösterreich - ich spreche immer davon, warum Niederösterreich zum Industrieland Nummer eins geworden ist - haben einen entscheidenden Anteil daran gehabt; auch das Land hat einen Anteil gehabt, allerdings bei den Direktförderungen lediglich ein Zehntel. Aber diese Wirtschafts- und Industriepolitik hat die Menschen in unserem Land Niederösterreich auch davor bewahrt, daß sie in einer Zeit, in der es in der Welt 18 Millionen Arbeitslose gegeben hat, davon ebenso betroffen worden sind. Auch das gehört zu der wirtschaftlichen Entwicklung in unserem Land Niederösterreich: Wie haben sich die Arbeitslosenraten in den Jahren vor der sozialistischen Bundesregierung und jetzt entwickelt? Und wir stellen fest, daß es im Jahre 1966 3,5% Arbeitslose im Jahresdurchschnitt gegeben hat, im Jahre 1967 2$%, im Jahre 1968 3,2%, im Jahre 1969 3,3%, und im Jahre 1970 3,1%. Seit dieser Zeit sinkt der Prozentsatz auf 2,5 im Jahre 1972, auf 1,9 im Jahre 1973 und im Jahre 1974, dem Höhepunkt der Rezession in der Welt auf 1,7. Im Jahre 1975 waren es 2,2% und auch heuer liegen wir ständig unter 2%. (Landeshauptmannstellvertreter Ludwig: Das ist erfreulich!) Und hier glaube ich, meine sehr verehrten Damen und Herren, auch darauf können wir gemeinsam stolz sein. Aber ich darf nicht verhehlen, daß wir Sozialisten auf drei Ebenen sehr stolz sein können, nämlich auf der Bundesebene, auf der Landesebene und der Gemeindeebene. Auf diese Sache können wir wieder gemeinsam stolz sein und wir freuen uns, daß es hier gelungen ist, gemeinsam unseren Menschen dieses Los der Arbeitslosigkeit zu ersparen. Auf zwei Dinge möchte ich noch eingehen. Das eine ist, um welchen Preis konnten wir in Niederösterreich diese erfreuliche Situation erreichen, daß Niederösterreich zum Industrieland Nummer eins geworden ist, daß in Niederösterreich die Kasse stimmt, daß in Niederösterreich unsere Menschen in Arbeit stehen? Wir haben gerade vor dem Budget eine Aufstellung über den Schuldenstand in den Gemeinden bekommen. Und nachdem die meisten von uns auch in den Gemeinden tätig sind, haben wir selbstverständlich sehr genau darauf gesehen, wie sich die finanzielle Situation im Land entwickelt hat in diesen Jahren, wie sich die finanzielle Situation bei den Gemeinden entwickelt hat und was auf Bundesebene in dieser Zeit geschehen ist. Wir alle wissen, 1969 gab es eine Landesverschuldung in der Höhe von 43%, eine Bundesverschuldung in der Höhe von 46% und unsere Gemeinden hatten zu dieser Zeit ebenfalls Schulden in der Höhe von rund 2 Milliarden Schilling. Die Verschuldensentwicklung auf Bundesebene war so, daß die Schulden, die unter den konservativen Finanzministern bis 1969 auf 46% angewachsen sind, bis 1974 abgebaut wurden auf 39%. (Landeshauptmannstellvertreter Ludwig: Jetzt sind wir unter der progressiven Regierung auf über so%!) Ich werde Ihnen auch erklären, warum das so ist, aber wie gesagt, je mehr Fragen Sie aufwerfen, umso genauer werde ich das erklären. Auf Bundesebene konnte, meine sehr verehrten Damen und Herren, der Schuldenberg abgebaut werden, prozentuell um 7% auf 39%. Als sich dann in aller Welt die Rezessionserscheinungen gezeigt haben, war der große Streit zwischen den für die Wirtschaft Verantwortlichen, ob man der Preisstabilität den Vorrang einräumen soll oder der Vollbeschäftigung. Und es hat Länder gegeben in der Welt, die erklärt haben, die Stabilität hat den Vorrang, der Staat müsse einsparen, selbst um den Preis von Arbeitslosen. Wir erinnern uns ganz genau, daß es auch in Österreich zu dieser Zeit, 197311974, diese Auseinandersetzungen in aller Öffentlichkeit gegeben hat; es hat einen ehemaligen Minister gegeben, der im Fernsehen eine Erklärung gegeben hat, die er dann später abgeschwächt hat, es hat einen Nationalökonomen Professor Hajek gegeben, der in einem Interview erklärt hat, man müsse 200.000 bis 300.000 Arbeitslose in Österreich in Kauf nehmen, weil die Preisstabilität den Vorrang vor der Arbeitslosigkeit hat. Und in dieser Zeit gab es den berühmten Briefwechsel zwischen drei sozialdemokratischen Führern, Kreisky, Palme und Brandt. (Landeshauptmannstellvertreter Ludwig: Zwei sind schon weg!) Ich glaube, Herr Landesfinanzreferent, wenn Sie die Presse genau lesen dann wird einer viel früher wieder im Amt sein als wir alle gehofft haben, denn der Günter Grassenberger hat nur wenige Tage nach der Installierung von Fälldin geschrieben, Palme wird mit aller Sicherheit wieder Ministerpräsident. Wenn nämlich jemand am Tag der Regierungserklärung bereits sein Hauptwahlversprechen bricht, alle Kernkraftwerke zu schleifen, dann hat er die Glaubwürdigkeit verloren. Also das wird nicht lange dauern. Der andere ist inzwischen zum Vorsitzenden der sozialistischen Internationale geworden, eine der bedeutendsten Positionen überhaupt, die es in der Partei geben kann. Landeshauptmannstellvertreter Ludwig: Das sind Pensionistenposten!) Und damals ist dieser Streit ausgefochten worden und es war unser Bundeskanzler, der am 5. Mai 1973 in einem Brief erklärt hat, es droht eine große wirtschaftliche Rezession - und da war von Erdölkrise noch nicht die Rede, es droht ein wirtschaftlicher Rückgang und er warnt alle Staaten davor, diese Krise zu unterschätzen, denn das wird eine sehr langwierige Krise werden, sie wird die schwerste Rezession werden. Und Sie können das Bücherl - ich habe es da unten in der Lade - nachlesen, was hier vorausgesagt wurde. Und, meine sehr verehrten Damen und Herren, das war auch der Anfang für die sozialdemokratische Wirtschafts- und Finanzpolitik auf Bundesebene. Damals hat man bewußt Kredite aufgenommen, bewußt diese Staatsverschuldung in Kauf genommen. Der Herr Abg. Kellner hat hier die Erklärung abgegeben, der Bund sei da irgendwie unbewußt in ein Schlamassel hineingekommen. Nein, das ist der Unterschied zwischen konservativer Auffassung und sozialdemokratischer Auffassung. Die Konservativen sind der Auffassung, die Kasse muß stimmen, ohne Rücksicht darauf, ob wir 100-, 200-, 300-, 400-, 500-, 600.000 Arbeitslose haben, wie das in der Ersten Republik der Fall war. Wir sind der Auffassung, daß diese Verschuldung bewußt in Kauf genommen wird, wenn wir nur unser Ziel, Vollbeschäftigung für möglichst alle Menschen, erreichen. (Beifall bei den Sozialisten.) Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben im heurigen Winter 97.000 Arbeitslose gehabt, obwohl im September vergangenen Jahres im Wahlkampf erklärt wurde, wartet nur den 5.Oktober ab, dann kommt die Arbeitslosenlawine und es werden weit über 100.000 Menschen arbeitslos werden. Und außerdem sei ja der Staat bereits bankrott, konkursreif und die Pensionisten kriegen vielleicht am 1. Oktober noch die Pension, aber am 1. November ist es aus und von einer Erhöhung ist überhaupt keine Rede mehr. Das war die bewußte Finanzpolitik und Wirtschaftspolitik auf Bundesebene. Und die Gemeinden haben in dieser Phase auch mitgetan und wir können in Niederösterreich sagen, daß in den letzten Jahren die Gemeindeverschuldung, die ja durch die Investitionen bedingt war, von 3 Milliarden auf 4 Milliarden gestiegen ist, 6 Milliarden, 7 Milliarden, im Jahre 1975 waren es 8,8Milliarden Schilling. Auch die Gemeinden haben investiert in einer Zeit wo viele sich gesagt haben, es müßte irgendwo eine Verschuldungsgrenze gezogen werden. Im Lande Niederösterreich wurde, das geben wir zu, auch ein Defizit in Kauf genommen.Aber - das habe ich ja in der Generaldebatte gesagt - wir haben uns nach zwei Jahren Rezession bis zu einem Prozentsatz von 16,5% verschuldet und wir haben einen Finanzierungsrahmen für Investitionen, die in Niederösterreich in vielen Teilen notwendig und möglich wären, bis zur Höhe von rund 6 Milliarden Schilling. Wir sind bei rund 2,4 Milliarden Schilling, das heißt, 3,6 Milliarden Schilling könnten wir ohne Gefahr für die Landesfinanzen aufnehmen und investieren, denn wir waren 1969 bei 43% Landesverschuldung nicht bankrott, nicht konkursreif, so wie das auf Bundesebene behauptet wurde bei diesem Verschuldungsgrad. Wir haben das nie behauptet von dieser Stelle. Wir haben also große Möglichkeiten und wir können, wenn wir wollen, in den Gebieten, wo uns Arbeitslosigkeit droht, wo wir die Infrastruktur verbessern müssen, investieren. (Abg. Fidesser: Wir können jetzt, wenn wir wollen. Der Finanzminister kann nicht mehr, auch wenn er will, er ist impotent!) Schauen Sie, ob der Finanzminister impotent ist oder nicht, das müssen Sie ihm überlassen. Das ist ja seine Sache, die interessiert uns nicht, und auch der Bund, wenn Sie das meinen, ist noch lange nicht zahlungsunfähig. Wenn ich mir nämlich die Verschuldungsrate anschaue in den anderen Staaten, selbst in der Schweiz, in England, in Amerika, die haben nicht 43, nicht 45, nicht 47, nicht 50% ihres Budgets an Verschuldung. Großbritannien hat einen Verschuldungsgrad von 2 15 O/O und wenn es einmal 215% sind, dann ist Gefahr, aber bis dorthin ist es in Österreich noch sehr weit und niemand, meine sehr verehrten Damen und Herren, denkt daran, daß wir in Österreich uns in diese Situation begeben. (Abg. Ing. Schober: Das kann doch kein Beispiel sein!) Außerdem, wer in England war, und ich habe mir in England die Verhältnisse angeschaut, weiß, daß es dort so kommen muß, weil England den Übergang vom Empire zu einem Inselstaat nicht verkraftet hat, so wie Österreich den tfbergang von der großen Monarchie zu einem Kleinstaat in der Ersten Republik nicht verkraftet hat. Denen steht erst das bevor, was uns in Österreich wirtschaftlich 1930-1934 passiert ist. In England, da gibt es für mich überhaupt keinen Zweifel, schon vor 10 Jahren, wie ich dort war, hat es für mich keinen Zweifel gegeben, daß die Engländer diesen Kelch bis zur bitteren Neige werden austrinken müssen, weil sie im Bewußtsein noch immer das Empire haben, nicht aber den Inselstaat im Auge haben. Und aus dem Grund können wir in Österreich nach meiner festen tfberzeugung in diese Situation nicht kommen. Und nun, als Land Niederösterreich, habe ich erklärt, haben wir diese Möglichkeit. Ich betone das hier am letzten Tag deshalb noch einmal, weil wir Landesteile haben, weil wir Gebiete haben, die Problemgebiete sind, vor allem im Grenzland. Wir waren in den letzten zweieinhalb Monaten ununterbrochen draußen in den Dörfern, wir sind in drei Fragenkomplexen unentwegt befragt worden. Das erste, ärztliche Versorgung, ist das dringendste Problem im ganzen nördlichen Niederösterreich. Das zweite, wir brauchen Arbeitsplätze in unserem Grenzland, und wir brauchen drittens eine Verbesserung der Verkehrsstruktur, wir brauchen die Schnellbahnen, wir brauchen die Elektrifizierung, wir brauchen bessere Straßen. Das sind die wichtigsten Wünsche, die wir in den letzten Wochen draußen gehört haben. Und ich weiß von meinen Freunden aus dem Waldviertel, daß auch dort diese Probleme genauso vorhanden sind. Und hier, Herr Landesfinanzreferent, behaupte ich, wenn wir gemeinsam wollen, dann können wir in den nächsten zwei, drei Jahren - nicht auf einmal, weil wir auch die Wirtschaft nicht überfordern wollen und weil wir hier planmäßig vorgehen sollen – diese Probleme zu einem beträchtlichen Teil als Selbsthilfe des Landes Niederösterreich lösen. Ich bin sehr dankbar dafür, daß bei den Verhandlungen über die Verbesserung der Verkehrsstruktur das Land bereit war, 20% der Kosten zu tragen, denn vor einigen Monaten noch haben wir es anders gehört. Damals hat es geheißen, was geht uns das an, das ist eine Bundeskompetenz. Wir sollten uns von diesem engen Kompetenzdenken in Lebensfragen unserer Menschen lösen. Wir haben uns bei den Spitalsfragen gefunden, wir finden uns hier bei der Lösung des Verkehrsproblemes, wir werden besondere Anstrengungen unternehmen müssen bei der Lösung des ärztlichen Problems und des zahnärztlichen Problems, wir werden uns aber vor allem, meine sehr verehrten Damen und Herren, besonders bemühen müssen, um die Arbeitsplätze, soweit sie gefährdet sind, zu sichern, und wir werden auch Möglichkeiten schaffen müssen, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Und hier warnen wir vor einem Weg, der angedeutet wird, daß man rund um Wien einen Ring schaffen will, um die Menschen aufzufangen, bevor sie nach Wien kommen. Ich sage Ihnen eines, so erfreulich die Entwicklung. bei den Ostmark-Werken im Industriegebiet Süd ist (Landeshauptmannstellvertreter Ludwig: Krenn, erfreulich! Du hast etwas anderes gesagt!), meine sehr verehrten Damen und Herren, gibt es dort bereits Arbeitskräftemangel, wenn nur etwas die Konjunktur anwächst. Wir haben dort nicht genügend Arbeitskräfte und man müßte genau prüfen, wo sich die 21.000 Fremdarbeiter konzentrieren, die in Niederösterreich beschäftigt sind. Wir haben 21.000 Fremdarbeiter in unserem Lande, aber wir haben gefährdete und mangelnde Arbeitsplätze im Waldviertel, im Gebiet an der Grenze um Retz, Zellerndorf und so weiter, im Gebiet Zistersdorf, Hohenau, Dürnkrut und was es sonst alles gibt. Aber wir haben auch zu wenig Arbeitsplätze in den Problemgebieten Neunkirchen, Wr. Neustadt, Berndorf und so weiter. Wir haben in St. Pölten, Melk, Schwierigkeiten und wir haben in den Eisenwurzen Schwierigkeiten. Hier sollten wir sehr rasch umdenken und sollten nicht zu einer falschen Industriepolitik kommen. Wir sollten dort hdustriegründe aufkaufen, wo die Gemeinden finanziell nicht in der Lage sind, diese zu schaffen, wir sollten dort Arbeitsplätze im Leasing-Verfahren und im Direktförderungsverfahren schaffen, im Verfahren der Haftungsübernahme, wo eben die Menschen durch den Strukturwandel, der in Niederösterreich nicht abgeschlossen ist, sie brauchen. Und für diese Zwecke, glaube ich, haben wir alle gemeinsam vorgesorgt. Wir sollten verhindern, daß der nächste Winter und die nächsten Winter uns etwas bringen, was wir im heurigen Winter bereits mit Besorgnis in verschiedenen Gebieten des Waldviertels festgestellt haben, nämlich 11, 12, 13% Arbeitslosigkeit. Hier bin ich jetzt beim letzten Punkt, bei dem Punkt, der mich seit meiner Jugendzeit am allermeisten beschäftigt hat. Als im Jahre 1930 die Wirtschaftskrise in unser Land kam, da konnte ich zuerst unbewußt, ab 1933 aber sehr bewußt in einer neunköpfigen Arbeiterfamilie dieses Schicksal erleben. Das bedrückendste Erlebnis, das ein Mensch überhaupt haben kann, ist das Gefühl, zu den Ausgestoßenen in der Gesellschaft zu gehören. Das hat nicht nur die Eltern irgendwie betroffen, das hat das Kind betroffen und es waren die fürchterlichsten Erlebnisse, die wir in dieser Zeit gehabt haben. Und dieses Schicksal, in einer Welt des Überflusses, in einer Welt, wo es besonders Reiche gibt, in einer Welt, wo es Menschen gibt, die alles haben, ausgestoßen zu sein aus der Gesellschaft, weil man arbeitslos ist oder weil man Kind eines Arbeitslosen ist, ich glaube dieses Schicksal sollten wir allen unseren Menschen ersparen. (Beifall bei der SPÖ.) Wenn es uns gelingt, jedem Niederösterreicher - denn wir sind als Politiker nur für diesen Bereich verantwortlich - die Gewähr zu geben, daß er zumindest nicht längerfristig dieses unwürdige Schicksal ertragen muß, das einem Menschen passieren kann, nämlich gesund zu sein, .arbeiten zu wollen und nicht arbeiten zu dürfen. Wenn wir alle finanziellen Möglichkeiten, alle wirtschaftlichen Möglichkeiten hier ausnützen, wenn wir den Menschen die Sicherheit geben für ihren Arbeitsplatz, für ihr Einkommen, wenn wir ihnen die Sicherheit geben, ein würdiges Leben in einer modernen Industriegesellschaft zu führen, dann glaube ich, erfüllen wir unsere Aufgabe als Landespolitiker, wo immer wir die Verantwortung zu tragen haben, am besten. Und in diesem Sinne wollte ich zur Gruppe 9 noch einmal sprechen, damit hier nicht ein Bild in den Raum gestellt wird, das einseitig und unvollständig ist, sondern das aus der Gesamtschau der Politik vom Standpunkt eines Sozialdemokraten noch einmal gezeichnet wurde. (Anhaltender Beifall bei der SPÖ.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Abg. Buchinger. Abg. BUCHINGER: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es war nicht meine Absicht, zu dieser späten Stunde noch ans Rednerpult zu treten und die doch jetzt schon viele Stunden andauernde Debatte, die zweifellos Ermüdungserscheinungen mit sich gebracht hat, noch zu verlängern. Aber ich glaube doch, daß die Ausführungen des Abgeordneten und Klubobmannes der SPÖ Dr. Brezovszky, in einigen Dingen nicht ganz unwidersprochen hingenommen werden können. Ich bedaure es zum Teil, daß der Herr Abg. Brezovszky nach den doch eher versöhnlichen Worten des Klubobmannes unserer Partei hier nochmals, qa ich möchte fast sagen, eine Spezialdebatte angefangen hat in weiten Bereichen und hier nochmals auf viele Probleme eingegangen ist, die in der Spezialdebatte behandelt wurden, wodurch, wie ich glaube, die Dinge unnötig angeheizt wurden. (Abg. Dr. Brezovszky: Es ist j a noch die Spezialdebatte!) Ich darf also jetzt auch der Reihe nach auf einige Punkte eingehen. Sie haben begonnen mit dem Wort, die Kasse stimmt in Niederösterreich, aber der Bund schafft dafür die Voraussetzung. Herr Abg. Brezovszky, eine Klarstellung gleich in dieser Frage: Die Kasse stimmt in Niederösterreich, weil hier in den letzten Jahren verantwortungsbewußter mit den Steuergeldern der Usterreicher gewirtschaftet wurde. (Beifall bei der ÖVP.) Die Kasse stimmt in Niederösterreich, weil hier vor allem sparsamer gewirtschaftet wurde, und die Kasse stimmt auf Bundesebene eben nicht, weil gerade in diesem Bereich große Fehler in der Vergangenheit begangen wurden, vor allem was das sparsamere Wirtschaften in den fetteren Jahren betroffen hat (Beifall bei der ÖVP.). Herr Kollege, 1970/71/72, als wir Hochkonjunktur in diesem Lande gehabt haben, wo man sich normalerweise etwas zurücklegt, hat man, wenn ich das sehr einfach sagen darf, das Geld mehr oder weniger mit offenen Händen hinausgeworfen, mit unüberlegten Aktionen - ich denke nur an die Schulbuchaktion, wo Sie ja selbst eingesehen haben, daß man das mit demselben Effekt viel billiger machen könnte. (Beifall bei der ÖVP.) Ich möchte jetzt nicht wieder beginnen bei den Repräsentationsspesen, von der 13.000 Schilling-Torte angefangen bis zu vielen anderen Dingen. Oder die Frage der Bundestheater, die von rund 230 Millionen Schilling im Jahre 1970 innerhalb dieser paar Jahre SPÖ-Regierung immerhin auf eine Milliarde Schilling hinaufgegangen sind. Sehen Sie, da hätte man sparen können, und das sind die Ursachen, daß heute der Bund unter anderem in solchen Schwierigkeiten steckt. Und ein weiteres: Sie haben wieder. sehr weit zurückgegriffen und haben Dinge hereingebracht, die 10 Jahre zurückliegen. Herr Abg. Brezovszky, Sie haben in Ihrer Einbegleitungsrede den früheren Bundeskanzler Klaus zitiert. Ich möchte das nicht wiedergeben, es ist uns alles in Erinnerung. Nur denkt an diese Dinge, die Sie heute wieder gebracht haben, überhaupt niemand mehr in Niederösterreich und es interessiert vor allem die junge Generation in diesem Lande überhaupt nicht mehr, was sich vor 10 Jahren da und dort abgespielt hat. (Beifall bei der ÖVP.) Gott sei Dank denken heute die Niederösterreicher zukunftsorientiert, vor allem die junge Generation beschäftigt sich mit der Zukunft (Beifall bei der ÖVP.) und mit den Problemen, die sie und uns alle hier bewegen. Und Sie haben gesagt, der Niederösterreich-Plan ist mehr oder weniger die Grundlage, das Land aus der zurückgebliebenen Struktur herauszuführen, das haben Sie wörtlich gesagt. Herr Abg. Brezovszky, das ist nicht der Niederösterreich-Plan der SPÖ und nicht die Bundespolitik gewesen (Abg. Dr. Brezovszky: Und das Leitbild!), denn bitte gehen wir zurück und schauen uns die Gründe an, warum wir in Niederösterreich eben einen Nachholbedarf gehabt haben in den 60er Jahren. Na, weil dieses Land bis 1955 besetzt war und wir eben nicht die gleiche Chance beim Start gehabt haben wie viele andere Bundesländer in Österreich. Und wir haben dann aufgeholt, Herr Kollege Brezovszky, nicht erst seit 1970, sondern wir haben vor allem sehr kräftig aufgeholt in den Jahren 1966 bis 1970 und haben erstmalig 1969 als Volkspartei und Mehrheit in diesem Lande von der tfberholspur gesprochen, daß wir hier dabei sind, andere Bundesländer zu überholen. Tun wir hier nicht Dinge verrücken, die in der Vergangenheit ganz anders gewesen sind. Ich glaube, daß es vor allem die Kraft der Österreichischen Volkspartei war, daß es unsere Konzepte, unser Leitbild, unsere Pläne waren, die dieses Land zu einem modernen Industrieland ausgebaut haben. (Beifall bei der ÖVP.) Auch das muß man sehr deutlich klarstellen. Und noch ein Wort zur verstaatlichten Industrie. Auch da sind Dinge gesagt worden, die nicht den Tatsachen entsprechen. Herr Abg. Brezovszky, die Österreichische Volkspartei hat hier seit 1945 ein klares Bekenntnis zur verstaatlichten Industrie, vor allem was die Grundstoffindustrie betrifft, abgelegt. In dieser Frage hat es im Rahmen der Österreichischen Volkspartei nie eine Diskussion gegeben. (Beifall bei der ÖVP.) Und stellen Sie doch nicht in den Raum, daß wir in einen Wahlkampf gezogen sind mit der Reprivatisierung der verstaatlichten Industrie. Wir wollten nur neue Formen finden, um den Arbeiter in der verstaatlichten Industrie mit zu beteiligen. Und hier hat die Österreichische Volkspartei die Idee der Volksaktie geboren, die nicht die schlechteste Idee gewesen ist. Ich habe erst vor wenigen Wochen eine Fernsehsendung gesehen über einen ähnlich gelagerten Betrieb in Tirol, der ganz großartig geführt wird und der, glaube ich, nach wie vor als Vorbild hingestellt wird und unseren Grundsätzen entspricht, was Eigentum in Arbeitnehmerhand betrifft. (Beifall bei der ÖVP.) Und ich glaube, daß gerade der Plan der Volkspartei, die ÖAAG zu gründen und die verstaatlichte Industrie aus der Staatsverwaltung herauszunehmen, das Konzept ist, mit dem nicht zuletzt heute nach wie vor weitergearbeitet wird. Es hat sich nämlich als gut erwiesen, das herauszunehmen aus der ehemaligen Sektion 4, wo Ihr früherer Parteivorsitzender ja diese Nationalindustrie führen wollte. Das Konzept, welches der jetzige ÖVP-Obmann und damalige Staatssekretär Taus entwickelt hat, war gut. Er hat also diese ÖIAG gegründet und ist an der Wiege gestanden, sein Konzept hat auch heute noch Gültigkeit und Richtigkeit. (Beifall bei der ÖVP.) Und nun zu den Schulden auch ein Wort. Sie haben prozentuell von den Schulden des Bundes hier gesprochen. Alles recht gut und schön, ich darf Ihnen vielleicht aber doch auch die Zahlen sagen und darf Sie zurückerinnern. Wir haben es auch nicht leicht gehabt 1966, als wir die Alleinverantwortung in diesem Staate übernehmen mußten; ich sage ausdrücklich übernehmen mußten, denn bekanntlich ist ja der Beschluß in Ihrer Partei gefaßt worden, nicht mehr in die Koalition einzusteigen. Wir haben uns damals in kein gemachtes Bett hineinsetzen können, sondern wir haben auch damals wirtschaftlich große Schwierigkeiten gehabt, vielleicht war das ein Grund, daß Sie damals ausgestiegen sind, zum Unterschied von 1970. Die Volkspartei hat einen geordneten Staat und einen geordneten Staatshaushalt übernommen, sie hat ein gemachtes Bett, wenn Sie wollen, übergeben. Wir hatten damals, 1967/68, große Schwierigkeiten im Wirtschaftsbereich und auch große Schwierigkeiten, was die Vollbeschäftigung betrifft. Und wir haben die Dinge gemeistert, ohne daß wir solch gigantische Schulden gemacht hätten, wie diese Regierung in den letzten Jahren gemacht hat. (Beifall bei der ÖVP.) Immerhin haben wir 1969 60 Milliarden Schilling Schulden gehabt, heute haben wir 200 Milliarden Schilling Schulden und trotzdem wird uns laut Finanzminister bereits in einer Aufschwungsphase befinden, geht das Schuldenmachen weiter und es wird nichts zurückgelegt. Und nun vielleicht noch ein Letztes, was das Problem der Arbeitslosen betrifft. Ich wundere mich, Herr Kollege Brezovszky, daß gerade Sie als Vertreter der Mehrheitspartei auf Bundesebene das Gespenst der Arbeitslosigkeit hier so deutlich herausstreichen, hier so deutlich malen. Ich glaube, man kann doch der Volkspartei nicht vorwerfen, daß sie für Arbeitslosigkeit eintritt. Ich glaube, wir haben von 1945 bis 1970 bewiesen, daß es uns sehr ernst um die Anliegen der Arbeitnehmer, sehr ernst um die Fragen der Vollbeschäftigung gegangen ist. (Beifall bei der ÖVP.) Sie ben auf einen Briefwechsel hingewiesen, der seinerzeit zwischen den Parteiobmännern der Sozialisten geführt wurde. Na, ich habe das Gefühl, daß der jetzige deutsche Bundeskanzler gar nicht übereinstimmt mit den Auffassungen, die Kreisky hier in Österreich vertritt, sondern ich glaube, daß er in dieser Frage andere Vorstellungen hat. Solche Einigkeit ist in der Frage nicht vorhanden. Und ich habe das Gefühl, Sie stellen das heute überall, bei der Bevölkerung und bei den jungen Leuten so dar, als wäre Arbeitsplatzsicherung nur möglich, wenn wir mit der Inflation leben, wenn wir den Staat da und dort verschulden oder Schulden machen, nur damit könnten wir Arbeitsplätze sichern. Es scheint so, als gäbe es in dieser Frage keine andere Alternative. Ich glaube aber, hier hat die Volkspartei einmal eine andere Alternative gesetzt, die meiner Meinung nach heute noch Grundsatz einer vernünftigen Wirtschaftspolitik sein könnte, nämlich, daß die Vollbeschäftigung durch Stabilität gesichert wird. (Beifall bei der Volkspartei.) Ich darf zurückerinnern, daß dieser Satz ein Grundsatz des Raab-Kamitz-Kurses gewesen ist, der ganz wesentlich dazu beigetragen hat (Abg. Leichtfried: 300.000 Arbeitslose im Feber 1963. Das war der Kurs!), der ganz wesentlich dazu beigetragen hat (Abg. Dr. Brezovszky: Da kann er mir nichts erzählen!), diese Dinge in den Griff zu bekommen. In dieser Frage, ich sage es noch einmal, gibt es auch zwischen den sozialistischen Parteien keine einheitliche Auffassung. Und nun noch eine Frage zu der Statistik der Arbeitslosen selbst. Sie haben im Wahlkampf gefragt, was ist euch lieber, mehr Schulden oder 100.000 Arbeitslose? Na, das ist ja keine Frage, daß es hier eine klare Entscheidung gibt. Nur kann man mit Statistik viel machen und wir wissen doch ganz genau, daß die Statistik, was die Arbeitslosen betrifft, auch „manipuliert'' wurde, wenn Sie wollen. (Beifall bei der ÖVP.) Wir wissen doch ganz genau, daß man aus der Arbeitslosenstatistik die Karenzurlauberinnen zum Beispiel herausgenommen hat, die früher mitgezählt wurden; das sind doch zehntausende - ich weiß die Zahl nicht genau - im Laufe eines Jahres. (Abg. Leichtfried: Das sind ja keine Arbeitslosen!) Entschuldigen Sie, Herr Abg. Leichtfried, die hat man früher dazugezählt und jetzt nicht mehr. Als die Volkspartei die Regierung bildete, haben sie als Arbeitslose in den Statistiken gezählt und heute nicht mehr, das soll man bitte auch sagen. Und mich wundert, daß man in einer Zeit, in der man angeblich einer Aufwärtsentwicklung entgegengeht, so mit dem Gespenst - ich darf es noch einmal sagen – der Arbeitslosen hausieren geht. Gerade aus Verantwortung für die Arbeitsplätze ist, glaube ich, in Niederösterreich diese Politik in den vergangenen Jahren gemacht worden. (Landeshauptmannstellvertreter Ludwig: Damit der Bund existieren kann!) Mich freut es eigentlich, daß auch Sie in die Kraft des Landes Niederösterreich doch so viel Hoffnung gesetzt haben, daß wir in der Lage sind, gewisse Dinge in den Griff zu bekommen, die der Bund, wenn da und dort noch einmal ein wirtschaftlicher Rückschlag kommt, nicht mehr in den Griff bekommen kann, weil solch eine große Verschuldung gegeben ist. Ich darf abschließend nochmals sehr deutlich sagen: Wir glauben, die Kasse stimmt in Niederösterreich, weil die Finanzpolitik dieses Landes in den. vergangenen zehn Jahren mit einer großen Verantwortung durchgeführt wurde. Das wird die Grundlage in Niederösterreich sein, daß wir auch in Zukunft die wirtschaftliche Entwicklung einigermaßen in den Griff bekommen und daß wir dieses Land auch in Zukunft weiter aufbauen können. Und ich bin überzeugt, daß die Niederösterreicher, die 1969 und 1974 ein eindeutiges Ja zu unserem Leitbild, zum besseren Konzept gesagt haben, auch in Zukunft ein eindeutiges Ja zu dieser Politik, zu dem besseren Konzept für NiederÖsterreich sagen. (Anhaltender Beifall bei der ÖVP.) PRASIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Abg. Binder. Abg. Präsident BINDER: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte vorausschicken, daß wir jetzt sehr lange eine Debatte darüber führen könnten, was richtig und was falsch ist; Sie werden Ihren Standpunkt haben und wir werden unseren Standpunkt haben. Ich darf aber eines sagen, meine sehr geehrten Damen und Herren, und das werden alle Österreicher, wenn sie es nun hören könnten, bestätigen: Es ist den Österreichern noch nie so gut gegangen wie in der Zeit der heutigen sozialdemokratischen Bundesregierung und darüber kann man nicht hinwegdiskutieren. (Beifall bei der SPÖ.) Wenn von meinem Vorredner davon gesprochen wurde, daß der Abg. Dr. Brezovszky jetzt die Debatte angeheizt hat, dann möchte ich folgendes sagen: Ich habe die Ausführungen des Herrn Abg. Kellner als Klubobmann der ÖVP gehört, da waren viele Dinge drinnen, die in der Gruppe 9 zu sagen meiner Ansicht nach nicht notwendig gewesen wäre. Ich sage aber noch einmal, man kann verschiedener Auffassung sein, Du sagst Deine Meinung, wir sagen unsere Meinung. (Abg. Ing. Kellner: Finanzpolitik, entschuldigen Sie schon!) Wenn jetzt der Abg.Buchinger davon spricht, daß die derzeitige Bundesregierung in der Vergangenheit große Versäumnisse begangen und unüberlegte Handlungen gesetzt hätte in der Form, daß sie Geld mit offenen Händen hinausgeworfen hätte (Abg. Dr. Bernau und Landeshauptmannstellvertreter Ludwig: Das ist ja wahr!), wenn von der Böhm-Torte um 13.000 Schilling gesprochen wird, meinetwegen, fangen wir an zu diskutieren. Aber in der Öffentlichkeit kommt das, was hier zum Ausdruck gebracht wird, überhaupt nicht an, wenn man die Probleme kennt. (Abg. Buchinger: Genau diese Dinge tun uns weh, weil sie für den Wähler überschaubar sind!) Da muß man wissen, was Böhm erklärt hat. Sicherlich kann man das in der Form sagen, das stimmt aber nicht und genau das wollte ich jetzt zum Ausdruck bringen. Da können wir jetzt anfangen bei der Böhm-Torte, können weiterfahren zu dem, was der Herr Landeshauptmann für Geldmittel zur Verfügung hat, was er jährlich ausgeben kann, ohne einen Nachweis erbringen zu müssen. Und wenn der Herr Abg. Buchinger davon spricht, daß es die heutige Jugend nicht interessiert, was vor zehn Jahren war (Abg. Buchinger: Das nicht mehr, bitte!), möchte ich folgendes hinzufügen und damit einen versöhnlichen Aspekt in die Debatte bringen. Ich selbst komme aus einer Generation, die viel mitgemacht hat und viele von Ihnen sicherlich auch. Wir wissen, daß es in Niederösterreich einen Bundeskanzler und Außenminister Figl gegeben hat, einen Minister Hartmann, einen Landeshauptmann Steinböck, einen Landeshauptmannstellvertreter Kargl, wir wissen aber auch, daß es in Niederösterreich einen Oskar Helmer, einen Landeshauptmannstellvertreter Popp, einen Landesrat Stika, einen Landesrat Wenger, einen Landesrat Brachmann gegeben hat. Ich sage das deshalb, weil hier immer wieder zum Ausdruck gekommen ist, daß die Sozialisten in diesem Lande die Leistungen nicht vollbracht hätten, die ihnen gebühren (Landeshauptmannstellvertreter Ludwig: Das hat keiner gesagt!) Ich möchte damit sagen, daß die Sozialdemokraten in Niederösterreich, die von mehr als 45% der Bevölkerung gewählt wurden, Leistungen erbracht haben, auf die wir als Niederösterreicher gemeinsam stolz sein können. Und jetzt wird negiert, was hier in der Vergangenheit alles geleistet wurde, auch die Leute, auf die wir stolz sein können. (Abg. Buchinger: Wer hat denn so etwas gesagt!) Das ist zum Ausdruck gekommen, in indirekter Form ist das gesagt worden. Und der Niederösterreich-Plan? Ich erinnere mich ganz genau daran, da6 auch in diesem Hohen Haus davon die Rede war und daß wir gesagt haben, planen ist verpönt. Heute ist die Planung selbstverständlich. Raumordnungsgesetze, Raumplanungsgesetze? Ich erinnere mich noch daran, daß die Sozialdemokraten in Niederösterreich sehr bewußt in langer Vorbereitung am Niederösterreich-Plan gearbeitet haben, der eine wesentliche Grundlage dafür bildete, daß es in Niederöterreich aufwärts gegangen ist. Zugegeben, es gibt auch das Leitbild 80 von ihnen, das in vielen Dingen die gleichen Aspekte aufweist. Aber abzustreiten, daß die Sozialisten in diesem Lande Leistungen erbracht haben, die bewunderungswürdig sind, das ist nicht sehr schön. (Abg. Buchinger: Das hat kein Mensch gesagt!) Sicherlich, das ist immer wieder zum Ausdruck gekommen. Die Sozialisten in diesem Lande sind am Aufbau in Niederösterreich genauso beteiligt, wie Sie das waren. (Abg. Anzenberger: Das hat doch niemand bestritten!) Aber doch ist das zum Ausdruck gekommen. Von der verstaatlichen Industrie wurde behauptet, daß sie erst über Initiative der ÖVP so geworden wäre, wie sie heute ist. (Abg. Anzen-berger: Das hat auch wieder niemand gesagt!) Na, sicherlich ist das gesagt worden. Ich möchte nur daran erinnern, daß Minister Waldbrunner es war, der die Akzente gesetzt hat, daß die verstaatlichte Industrie zu dem wurde, was sie heute ist. Das ist nicht nur eine Feststellung von uns, sondern wurde auch von Ihnen immer wieder hervorgehoben. (Abg. Anzenberger: Das hat er allein gemacht!) Das wollen wir sagen! Und jetzt eine sehr wesentliche Feststellung zum Herrn Abg. Buchinger, der davon gesprochen hat, daß eigentlich die Sozialisten in diesem Lande die Schuld gehabt hätten, daß die Koalition 1966 nicht mehr fortgesetzt werden konnte. Das hat er ungefähr zum Ausdruck gebracht. (Abg. Buchinger: Wer hatte den Wunsch auszuscheiden?) Na ja, aber warum? Weil die Forderungen der ÖVP an die Sozialdemokraten so waren, daß sie nicht annehmbar waren, bewußt so gestellt waren, daß wir nicht zustimmen konnten. Das war der wahre Grund, warum die Koalition nicht mehr weitergegangen ist. (Abg. Buchinger: 20:10 war die Abstimmung!) Ja, aber die Forderungen der ÖVP waren so eklatant und widerspruchsvoll, daß es nicht anders gegangen ist. (Zwischenrufe. - Unruhe. - Präsident Dipl.Ing. Robl gibt das Glockenzeichen.) Und wenn der Herr Abg. Buchinger davon gesprochen hat (Abg. Dr. Bernau: Wozu das Ganze?), daß die Vollbeschäftigung, die Stabilität in der Zeit des Raab-KamitzKurses besser gewesen wäre als heute, muß auch gesagt werden, wir vergessen das alles, Raab Böhm, die Lohn- und Preisabkommen! Was war denn das alles? Sie haben selber davon gesprochen, Herr Abg. Buchinger, daß man über die Zeit vor 10 Jahren nicht mehr reden kann, weil das die Jugend nicht mehr versteht. Aber das sind Tatsachen, Österreich steht heute so da, weil es eben diese Männer gegeben hat. Ich glaube, das sollte man nicht übersehen und immer wieder anführen, um den Beweis zu erbringen, daß man in gemeinsamer Arbeit für Österreich tätig sein kann. Nun möchte ich auf die Arbeitslosenzahlen eingehen. Es steht fest, und kein Mensch kann das abstreiten, auch Sie nicht, daß es kaum ein Land in Europa oder in den OECD-Ländern gibt, die so wenig Arbeitslose haben wie wir. Und das ist das Verdienst der Bundesregierung! Wer kann das bestreiten? (Beifall bei der SPÖ.) Und wir gehen mit dem Gespenst der Arbeitslosigkeit überhaupt nicht hausieren, sondern begründen nur das, was die Bundesregierung an Aktivitäten setzt, teilweise auch jetzt mit den Gebühren und der Erhöhung der Zigarettenpreise. Man kann ja offen darüber reden, ja wir sagen es selbst von den Ländern her und von den Gemeinden, die Bevölkerung lebt gut, aber den öffentlichen Haushalten – abgesehen von den Ländern, da könnte man eine eigene Debatte führen - dem Bund, speziell aber den Gemeinden geht es schlecht. Zu den Aspekten, daß wir Vorsorge treffen müssen für schlechtere Zeiten, die unter Umständen kommen können. Herr Abg. Buchinger, ich muß Sie korrigieren. Ich bin felsenfest davon überzeugt, daß diese Bundesregierung, sollte eine Rezession kommen, mit ihrem Finanzminister in der Lage ist, doch der Dinge wieder Herr zu werden. Wir konnten auch in den letzten zwei oder drei Jahren abwenden, was andere Staaten nicht abwenden konnten, nicht einmal Deutschland, Italien, England und all’ diese Länder. (Landeshauptmannstellvertreter Ludwig: Im Bundesbudget ist ja nichts mehr drinnen!) Ich sage noch einmal, meine Damen und Herren, man könnte sehr lange darüber reden und streiten, was richtig und was falsch ist. Sie haben Ihren Standpunkt, wir haben unseren Standpunkt. Wenn es uns nicht gelingt, in viel& Dingen eine gemeinsame Sprache zu finden, sei es nun in bundespolitischen Dingen, speziell aber auf Länderebene, wo wir ja die Hauptverantwortung tragen, aber auch im Zusammenhang mit den Gemeinden ... (Abg. Blochberger: Wo auf Länderebene?) Na, alle zusammen, wir als Abgeordnete, ich rede als Abgeordneter des Niederösterreichischen Landtages. (Abg. Amon: Das ist etwas anderes!) Wenn es uns nicht gelingt, hier eine gemeinsame Linie zu finden zum Wohle Niederösterreichs oder Gesamtösterreichs, dann weiß ich nicht, was in Zukunft passiert. Darum wollte ich Sie gebeten haben, daß Sie das künftig berücksichtigen. (Beifall bei der SPÖ.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Abg. Romeder: Abg. ROMEDER: Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist, glaube ich, in diesem Haus unbestritten, daß der Herr Präsident Binder als sehr toleranter Mensch, ich darf wohl auch sagen als sehr toleranter Politiker gilt. Daher wundert es mich - ich bitte das nicht mißzuverstehen -, daß heute der Herr Präsident praktisch mit vor den für uns offensichtlichen Scharfmacherkarren des Herrn Dr. Brezovszky gestellt wurde. (Beifall bei der ÖVP. - Bis auf vier Abgeordnete verläßt die sozialistische Fraktion den Saal.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, vielleicht dazu noch einige kurze sachliche Bemerkungen. Noch nie ist es uns so gut gegangen? Wenn man sachlich diese Behauptung in den Raum stellt dann rnuß man auch einige Umstände sehen. Man muß heute sehen, daß gerade in den letzten Wochen auch der Österreicher durch Gesetze sehr stark belastet wurde und daß sich hier in nächster Zeit gewaltige Konsequenzen zeigen werden. Und man muß in diesem Zusammenhang auch sehen, wie von meinem Vorredner bereits ausgeführt wurde, daß in den letzten Jahren, auch in der Zeit der Hochkonjunktur von 1970 bis 1974, eine ganz gewaltige Zunahme der Verschuldung eingetreten ist. Auf eines möchte ich noch hinweisen, Herr Präsident, Sie sagen, der Landeshauptmann macht Ausgaben, ohne einen Nachweis zu erbringen. In diesem Hause ist es unbestritten und wurde auch im Rahmen dieser Debatte gesagt, da glaube ich, sollten wir uns daran halten: Ein Rechnungshofbericht ist vorgelegen, der Finanzkontrollausschuß befaßt sich mit diesen Fragen. Daher wäre es angebracht, diese Dinge, die damit außer Streit gestellt werden, nicht wiederum zur Debatte zu stellen, da doch, glaube ich, durch Prüfungen erwiesen wurde und erwiesen wird, daß im großen und ganzen hier alles zu Recht in Niederösterreich abläuft. Wenn hier ein versöhnlicher Aspekt gegeben ist, dann wollen wir uns diesem versöhnlichen Aspekt anschließen. Denn eines ist sicher: Wenn es in diesem Land aufwärts gehen soll und es soll aufwärts gehen, darüber sind wir uns einig, dann muß es über politische Gegensätze hinweg immer wieder eine Möglichkeit geben, auch miteinander zu reden. Wenn es das einmal nicht mehr geben sollte, wäre die Entwicklung fehl. Ich glaube, die Österreichische Volkspartei hat siclyin den letzten Jahren immer wieder bemüht, das Gespräch mit der SPÖ-Fraktion zu suchen, und hat sich als Mehrheitspartei, wenn man die Statistik der Entscheidungen in diesem Landtag und die Statistik der Entscheidungen in der Niederösterreichischen Landesregierung betrachtet, von sich aus bemüht, auch den Konsens anzustreben. Und nur aus dieser Entwicklung heraus ist es auch zu verstehen, daß in Niederösterreich nach der Besetzung, nach 1955, diese Aufbauleistung möglich gewesen ist. Wenn abschließend vom Raab-Kamitz-Kurs gesprochen und gleichzeitig auch der Gewerkschaftspräsident Böhm genannt wurde, dann darf ich abschließend sagen, für uns war es immer unbestritten, daß gerade durch die Zusammenarbeit der österreichische Wohlstand aufgebaut werden konnte. Ich darf Sie daher einladen, auch in Zukunft nicht Extremen nachzugehen, nicht immer wieder hier Vorwürfe zu tätigen, sondern gemeinsam für dieses Land weiterhin an die Arbeit zu gehen. (Beifall bei der ÖVP.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Die Rednerliste ist erschöpft. Der Herr Berichterstatter hat das Schlußwort. Berichterstatter Abg. DIETTRICH: Ich verzichte. PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zur Abstimmung liegt vor die Gruppe 9 Finanzwirtschaft. Ich bitte den Berichterstatter, nunmehr den Antrag zur Gruppe 9, Finanzwirtschaft, ordentlicher Teil und außerordentlicher Teil, zu stellen. (Die Abgeordneten der sozialistischen Fraktion kehren wieder in den Sitzungssaal zurück.) Berichterstatter Abg. DIETTRICH: Ich beantrage, die Gruppe 9, Finanzwirtschaft, mit Einnahmen von 6.257,972.000 Schilling und Ausgaben von 1.176,343.000 Schilling im ordentlichen Teil und Einnahmen von 2.000 Schilling sowie Ausgaben von 85,545.000 Schilling im außerordentlichen Teil zu genehmigen. PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL (nach Abstimmung über die Gruppe 9, Finanzwirtschaft, ordentlicher Teil und außerordentlicher Teil in Erfordernis und Bedeckung): Angenommen. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn Abg. Diettrich, zum Dienstpostenplan 1977 zu berichten. Berichterstatter Abg. DIETTRICH: Gemäß 5 6 Absatz 1 der Dienstpragmatik der Landesbeamten 1972 hat die Landesregierung alljährlich einen Dieqstpostenplan zu verfassen und dem Landtag gemeinsam mit dem Voranschlag vorzulegen. Unter Zugrundelegung der vom Landtag für 1976 genehmigten 14.388 Dienstposten werden für 1977 14.608 Dienstposten beantragt. Dies bedeutet eine Vermehrung um 220 Dienstposten, das sind rund 1,53%, die ausschließlich auf die Erfordernisse der Wirtschaftsverwaltung zurückzuführen ist. Die Dienstposten für die Hoheitsvenvaltung sind gleichgeblieben. Die sich im Detail ergebenden Veränderungen sind aus dem Motivenbericht zum Dienstpostenplan zu entnehmen. PRÄSIDENT, Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte ist niemand gemeldet. Wir schreiten zur Abstimmung. (Nach Abstimmung über den Dienstpostenplan 1977 sowie über die im Allgemeinen Teil des Dienstpostenplanes festgelegten Grundsätze) : Angenommen. Ich lasse nunmehr über den Antrag des Finanzausschusses, Punkt I-VIII, unter einem abstimmen. Der Antrag des Finanzausschusses liegt im vollen Wortlaute den Mitgliedern des Hauses vor. Ich glaube daher, dem Berichterstatter die Verlesung des Antrages ersparen zu können. Keine Einwendung. Ich bitte den Berichterstatter um den Antrag. Berichterstatter Abg. DIETTRICH: Ich beantrage, den Antrag des Finanzausschusses, Punkt I bis VIII, anzunehmen. PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Nach Verabschiedung des ordentlichen Teiles, des außerordentlichen Teiles, des Konjunkturausgleichsteiles und des Dienstpostenplanes 1977 sowie nach Genehmigung der im Allgemeinen Teil des Dienstpostenplanes festgelegten Grundsätze gelangen wir nunmehr zur Abstimmung über den Voranschlag des Landes Niederösterreich für das Jahr 1977 als Ganzes hinsichtlich Erfordernis und Bedeckung und über den Antrag des Finanzausschusses zum Voranschlag Punkt I bis VIII. (Nach Abstimmung über den Antrag des Finunzausschusses zum Voranschlag 1977, Punkt I bis Punkt VIII): Angenommen. Der Voranschlag ist verabschiedet. Das Wort hat Herr LandeshauptmannstellVertreter Siegfried Ludwig. Landeshauptmannstellvertreter LUDWIG: Verehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In den letzten dreieinhalb Tagen wurde dieser Voranschlag für das Jahr 1977 in rund 42 Stunden gründlich beraten, jedes einzelne Kapitel ausführlich diskutiert und die Ansätze auch von den Damen und Herren des Hohen Hauses kritisch beleuchtet. Als Finanzreferent freut es mich daher, am Schluß dieser Beratungen ebenso wie am Beginn fesstellen zu können und das ist immer wieder durchgeklungen: Bei uns in Niederösterreich stimmt die Kasse! Sicherlich, verehrte Damen und Herren, hat es in den letzten Tagen hier kritische Stimmen gegeben. Diese ändern aber nichts an der Tatsache, daß wir in Niederösterreich die Gelder, die wir zu verwalten haben, auch verantwortungsbewußt verwendet haben und zwar ausschließlich im Interesse dieses Landes und seiner Bevölkerung. Denn wenn sich die Gemüter im Laufe der Debatten erhitzten, dann nicht deshalb, weil es Differenzen gibt über den Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel in diesem Lande. Die Kontroversen gingen, wenn man sie genau analysiert, lediglich um die Frage, wem der Hauptverdienst dafür zukomme, daß der Bau des modernen Niederösterreich auch im nächsten Jahr fortgesetzt werden könne, nämlich der Finanzpolitik des Landes oder der Bundesregierung. Gestatten Sie mir, meine sehr verehrten Damen und Herren, in diesem Zusammenhang nur eine ganz nüchterne Feststellung. Niederösterreich hat bis heute keinen Schilling und keinen Groschen geschenkt bekommen, sondern auf Grund der verfassungsrechtlichen Bestimmungen, auf Grund der paktierten Vereinbarungen haben wir jene Ertragsanteile an den gemeinschaftlichen Bundesabgaben erhalten, die uns .das Hohe Parlament einvernehmlich zugebilligt hat. Ich glaube, verehrte Damen und Herren, daß es mit dem nun beschlossenen Budget 1977 möglich sein wird, die Arbeitsplätze in diesem Lande zu sichern, Arbeitnehmer, Gewerbe und Industrie und die Landwirtschaft zu fördern, die Sozialoffensive, die wir gemeinsam begonnen haben, fortzusetzen, den Bau neuer Wohnungen zu unterstützen, der Jugend echte Chancen zu eröffnen und letztlich auch dafür zu sorgen, daß das Leben für die älteren Landesbürger auch nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben sinnvoll bleibt. Das danken wir ausschließlich, verehrte Damen und Herren, der Tatsache, daß wir in den letzten Jahren und vor allem in den Jahren der Hochkonjunktur das Geld sehr sparsam verwaltet haben; wir haben sparsam gewirtschaftet und sind daher jetzt in der Lage, die angesammelten Reserven auch in Zukunft sinnvoll und verantwortungsbewußt einzusetzen. Für mich als Finanzreferent war erfreulich, daß die Finanzpolitik des Landes durch die einstimmige Annahme aller Gruppen und des Budgets als Ganzes nun auch anerkannt wurde und anerkannt wird. Ich glaube, daß es nur Meinungsverschiedenheiten darüber gegeben hat, wie wir das Leben für alle Niederösterreicher auch im kommenden Jahr gemeinsam schöner und sicherer, das heißt menschlicher, gestalten können. Und so möchte ich am Schluß dieser Debatte, meine sehr verehrten Damen und Herren, ein mehrfaches Danke sagen, und zwar ein herzliches Danke allen jenen, die an der Erstellung des Voranschlages beteiligt waren, ein herzliches Danke allen Damen und Herren, die in den letzten Tagen die Vorlage beraten und ihr nun auch ihre Zustimmung gegeben haben. Ein herzliches Danke allen Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern, die durch ihre Steuerleistungen aber noch mehr, wie aus den Reden durchgeklungen ist, durch ihre Arbeit und ihren Fleiß die entscheidende Voraussetzungen dafür geschaffen haben, daß wir das Aufbauwerk der letzten Jahre in unserem Lande trotz zahlreicher Schwierigkeiten auch in Zukunft gemeinsam konsequent fortsetzen können. Ich bin daher auch überzeugt, daß das Budget 1977 neue Impulse für eine Fortsetzung der in den letzten Jahren erfolgreichen Aufbauarbeiten geben wird, daß der Landesvoranschlag, über den Sie, meine Damen und Herren, vor kurzer Zeit abgestimmt haben, die Weichen dafür stellen wird, daß Niederösterreich wie schon bisher auf vielen Gebieten auch in der Zukunft die Nummer eins in Österreich bleiben wird. Und wenn wir das wollen, dann gibt es nur ein gemeinsames Miteinander in der Zukunft. (Beifall bei der ÖVP.) PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nach Abschluß der Beratungen über . den Voranschlag des Jahres 1977 und der Beschlußfassung über diese wichtige Materie möchte ich auch als Präsident des Hauses einige Gedanken dazu äußern. Wie bei den Beratungen über die Voranschläge der letzten Jahre gab es auch heuer wieder zahlreiche Hinweise, daß im wesentlichen die verfügbaren Mitteln des Landes aus den Ertragsanteilen an den gemeinschaftlichen Bundesabgaben kommen. Die daran geknüpfte Erörterung der Frage, ob Bund oder Land die jeweils zu verteilenden Mitteln aufgebracht haben, scheint mir insoferne nicht von so eminenter Bedeutung zu sein, weil wir doch wohl alle darüber einig sind, daß alle Gelder aus den Steuern und Abgaben stammen, welche alle arbeitenden Menschen unseres Staates, gleich welchen Beruf sie ausüben, ob Selbständige oder Unselbständige, aufbringen. Wohl scheint mir aber die Verteilung des Steueraufkommens auf die Gebietskörperschaften von größter Bedeutung. Die für den künftigen Finanzausgleich notwendigen Verhandlungen werden im Jahre 1977 beginnen. Auf Grund der Einnahmenentwicklung des Bundes in den letzten Jahren besteht die Gefahr einer Verringerung der den Ländern und, Gemeinden in Zukunft zur Verfügung stehenden Mittel. Das kann nach der bei der letzten Konferenz geäußerten einhelligen Auffassung der Landtagspräsidenten zur weiteren Beeinträchtigung des Föderalismus führen, wogegen sich die Länder aus verständlichen Gründen zur Wehr setzen müssen. Die Präsidenten der Landtage unterstützen daher das Forderungsprogramm der Bundesländer 1976, das vor kurzem den Vertretern des Bundes überreicht worden ist. Sie werden darüber hinaus über wichtige Forderungen beraten, die sich speziell für die Landesgesetzgebung und die Tätigkeit der Landesparlamente gegenüber dem Bund ergeben. Dabei gehen sie von der Entwicklung in vielen anderen Staaten aus, die in Richtung auf eine vernünftige, zweckentsprechende Dezentralisation von Gesetzgebung und Vollziehung zielt. Ich glaube, daß die Landtage wesentliche Beiträge zur Umkehr der in den letzten Jahrzehnten in Österreich vorherrschenden Tendenz zur Zentralisation leisten können und als Wahrer des im Verfassungsgesetz verankerten Grundsatzes einer föderalistischen Ordnung auftreten sollten. Der Landesfinanzreferent konnte bei den Beratungen mit Recht darauf hinweisen, daß es gelungen ist, den Abgang einigermaßen zu stabilisieren und den Schuldendienst sogar prozentuell zu senken. Bedeutungsvoll erscheint mir, daß die investitionswirksamen Maßnahmen des Budgets mit über 4,4 Milliarden Schilling mehr als 30% der Gesamtausgaben ausmachen. Die vom F’inanzreferenten vertretenen Grundsätze der Finanzpolitik des Landes wurden erfreulicherweise von beiden Parteien anerkannt und gutgeheißen. Die Beratungen im Finanzausschuß nahmen nur verhältnismäßig kurze Zeit in Anspruch, was wohl auf die ausführlichen Erläuterungen zurückzuführen ist, die nunmehr schon seit einigen Jahren dem Voranschlage beiliegen. Sie ermöglichen den Abgeordneten, sich bereits vorher ein klares Bild über die Budgetsituation zu machen und Überlegungen zu den anstehenden Problemen anzustellen. Dem Obmann des Finanzausschusses, der in diesem Jahr auch Berichterstatter im Hause war, danke ich in diesem Zusammenhang für seine zügige Verhandlungsführung. Naturgemäß gab die Debatte über den Voranschlag wieder Gelegenheit, den Auffassungen und Wünschen des Landtages über die Vollziehung Ausdruck zu verleihen. Dies geschah in 39 Resolutionsanträgen, die sich vor allem mit finanziellen, wirtschaftlichen und sozialen Problemen befaßten. Es ist zu hoffen, daß diese Anträge sobald als möglich in die Tat umgesetzt werden. Die Unterbrechung der Beratungen durch einen Feiertag hat sich, wie ich glaube, keinesfalls negativ ausgewirkt, sondern eine gewisse Atempause in den intensiven und lange dauernden Debatten ermöglicht. Die Wetterlage hat Gott sei Dank den Abgeordneten bei der oft langen An- und Abfahrt dieses Jahr keine besonderen Erschwernisse gebracht. Die Dauer der Debatte über den Voranschlag, die in diesem Jahr 44 Stunden betrug, und die Zahl der Redner, nämlich 112, hielt sich in den nun schon seit Jahren üblichen Grenzen. Es dürfte daher eine grundlegende Änderung in Richtung einer weiteren Verkürzung der Diskussion kaum mehr möglich sein. Die eingehende Erörterung der Probleme des Landes muß gewährleistet sein, wobei es in der Natur der Sache liegt, daß vieles auch im Zusammenhang mit der Bundespolitik gesehen werden muß. Die offene Aussprache findet erfreulicherweise in steigendem Maße Beachtung in der Öffentlichkeit, in den Massenmedien, wenngleich auch hier noch Wünsche, besonders hinsichtlich der Berichterstattung im Fernsehen, offen sind. Ich möchte daher nicht versäumen, allen in den Massenmedien Tätigen, vor allem dem Hörfunk, für die Berichterstattung zu danken. Mein besonderer Dank gilt dem Landesfinanzreferenten und allen Bediensteten des Landes, die an der Erarbeitung des Voranschlages mitgewirkt haben. Für die Unterstützung im Vorsitz bin ich wie immer dem Zweiten Präsidenten Binder und dem Dritten Präsidenten Reiter äußerst dankbar. Für die exakte Vorbereitung und die organisatorische Durchführung der Sitzungen des Hohen Hauses gebührt den Mitarbeitern der Landtagskanzlei und der Presse mein herzlichster Dank. Hohes Haus! Mögen die im Voranschlag für das Jahr 1977 bereitgestellten Mittel auf allen Gebieten der weiteren Entwicklung unseres Heimatlandes und der Existenzgrundlage sei- ner Bürger dienen. Somit ist die Tagesordnung der heutigen Sitzung erledigt. Die nächste Sitzung wurde bereits im schriftlichen Wege bekanntgegeben. Die Sitzung ist geschlossen. (Beifall bei der ÖVP.) (Ende der Sitzung um 23.18 Uhr.)