Ein Planet für unsere Zukunft Initiativen aus England für Wege zur nachhaltigen Stadt und Mobilität Montag, 11. Mai 2009 Telekom Austria TA AG Eine nachhaltige Entwicklung muss sich großen Herausforderungen stellen: Umgang mit begrenzten Ressourcen (Ökologischer Fußabdruck, Peak Oil), Klimawandel … Wie die Entwicklung von Städten (und Dörfern) darauf reagieren könnte soll in dieser Veranstaltung diskutiert werden. Kurztexte Wolfgang Pekny (Plattform Footprint, Wien): Ökologischer Fußabdruck Michael Narberhaus (WWF UK, London): One Planet Future, One Planet Mobility Rob Hopkins (Transition Network, Totnes, UK): Transition Network Uwe Schubert, Herbert Bork (Institut für ökologische Stadtentwicklung, Wien): Ökostadt Bernd Schuh (Österreichisches Institut für Raumplanung, Wien): Flächenpotentiale und Nutzungskonkurrenz Die Veranstaltung fand mit freundlicher Unterstützung durch den Österreichischen Gemeindebund und von Telekom Austria statt. Hintergrund: Nach Berechnungen des ökologischen Fußabdrucks wären zur Abdeckung des derzeitigen Ressourcenverbrauchs in Europa fast drei Planeten von der Qualität der Erde notwendig, was nur auf Kosten anderer Erdteile möglich ist. Daher sind auch im städtischen Bereich Strategien gefragt, um in Europa mit dem einen verfügbaren Planeten auskommen zu können. An solchen arbeitet der WWF (die Initiative ging von Großbritannien aus) für verschiedene Lebensbereiche (Ernährung, Wohnen, Verkehr) im Rahmen des Programms One Planet Future. Mehr Informationen: http://www.wwf.org.uk/what_we_do/about_us/building_a_one_planet_future.cfm Wichtige, eng miteinander verknüpfte Teilaspekte sind die begrenzten Vorräte fossiler Energiequellen (Peak Oil), die zu einem abnehmenden Verbrauch führen sollten, sowie der durch ihren Verbrauch (CO2-Emissionen) verursachte fortschreitende Klimawandel, der durch eine Abnahme des Verbrauchs gebremst werden könnte. Diesen beiden Herausforderungen wollen sich die Mitglieder (Städte und Dörfer) des ebenfalls in Großbritannien entstandenen Transition Network stellen, indem sie an einem Übergang zu einem von fossilen Energiequellen unabhängigen, klimaverträglichen System arbeiten. Mehr Informationen: http://transitiontowns.org/TransitionNetwork/TransitionNetwork Eine Strategie dazu muss in drei Bereichen ansetzen: bei einer effizienteren Energienutzung durch bessere Technologien bei einem Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energiequellen, wo es gilt, die Konkurrenz zwischen verschiedenen Anspruchsgruppen (Haushalt, Industrie, Verkehr sowie Stromerzeugung für alle Verbraucher) und mit anderen Sektoren (Lebensmittel, nachwachsende Rohstoffe) auszugleichen. bei einer Reduktion des Verbrauchs durch Änderung der Strukturen (Siedlungen und Verkehr) sowie des Verhaltens (Konsum), die noch auf die größten Widerstände trifft Durch die weitgehende Abhängigkeit von fossilen Energiequellen entsteht beim Verkehr der größte Umstellungsbedarf – ohne eine Änderung des Verkehrsverhaltens und eine dafür geeignete Siedlungsentwicklung wird eine nachhaltige Sicherung der Mobilität nicht möglich sein. In Österreich arbeitet die Plattform Footprint an der weiten Verbreitung des Konzeptes „Footprint“ und an konkreten Projekten zur Erhebung des Fußabdrucks von Individuen, aber auch von Firmen und Regionen. Das Institut für ökologische Stadtentwicklung beschäftigt sich mit Modellprojekten für eine ökologische Siedlungsentwicklung, die insbesondere den großen Fußabdruck der Mobilität verringern soll. Ökologischer Fußabdruck Stadt, Land und die Welt dazwischen Wolfgang Pekny Plattform Footprint http://www.footprint.at/ Wir stehen vor dem Ende eines globalen Pyramidenspiels, von dem nicht nur die Mächtigen und Reichen profitiert haben. Auch die meisten BürgerInnen in den OECD Ländern haben für Jahrzehnte über die Verhältnisse gelebt, auf Kosten anderer, auf Kosten der Natur und auf Kosten der Zukünftigen. Expandierende Ökonomien greifen auf „fremde“ Flächen zurück. Was für Jahrhunderte Europa vorbehalten war, macht auch Japan seit langem mit Südost-Asien, SaudiArabien heute mit Flächen im Sudan, China in Zimbabwe oder Laos. Sogar wir im fruchtbaren Österreich beanspruchen Flächen in Latein-Amerika, importieren mehr als eine halbe Million Tonnen Eiweiß-Futtermittel, könnten die Tiere in unseren Ställen nicht von unserer eigenen Krume ernähren! Aber bald acht Milliarden Menschen können im „Raumschiff Erde“ nicht auf Kosten der jeweils Anderen leben, zumindest nicht in Frieden. Die Party ist vorbei. Der „Kater“ zeigt sich in Form von Finanz-, Wirtschafts-, Wasser- Öl-, Auto-, Hunger- und weiteren Krisen. Jetzt gilt es zu erkennen, dass alle diese Krisen tatsächlich Symptome des gleichen, historisch völlig neuen Phänomens sind: Der Planet Erde ist uns zu klein geworden. Ein genereller Kurswechsel ist unvermeidlich. Doch noch werden Schulden mit weiteren Schulden bekämpft. Billionen werden weiter in die falschen Strukturen und in die falschen Industrien gesteckt, weiterhin wird dem Auto und dem Wachstum gehuldigt… Das ist, als würde man Feuer mit großen Holzscheiten löschen! – Für eine Weile verschwinden die Flammen tatsächlich unter dem Holz. Zukunftsfähige Antworten schauen anders aus und erfordern ein grundsätzliches Umdenken: Teilen! Arbeit, Ressourcen, Wohlstand, - unseren Planeten, fair teilen! Der ökologische Fußabdruck hilft auf wunderbare Weise, diesen fairen Anteil zu quantifizieren: Heute wären das 1,8 Globalhektar, im Jahr 2050 deutlich weniger. Dabei ist der Ökologische Fußabdruck (kurz „Footprint“) ein Maß für die Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen. Footprint gibt an, wie viel biologisch produktive Fläche nötig wäre, um einen gegebenen Bedarf an natürlichen Ressourcen – Rohstoffe, Energie, Senken - in nachhaltiger Weise befriedigen zu können. Footprint erfasst dabei sowohl die Flächen, die zur Produktion verschiedener Produkte in Anspruch genommen werden (z.B. im Fall von Agrar- oder Forstprodukten die entsprechenden Anbau- bzw. Forstflächen), die Flächen zur Bereitstellung von Energie, als auch die Flächen, die für Gebäude und Infrastruktur in Anspruch genommen werden. Dazu kommt jene Fläche, die global zur Verfügung stehen müsste, um die Abfälle und Emissionen, insbesondere die CO2-Emissionen wieder in den natürlichen Kreislauf aufzunehmen. (CO2-Senken). Footprint ist damit aussagekräftiger als reine CO2- und Treibhausgas-Bilanzen, und zugleich einfacher zu kommunizieren. Footprint übersetzt verschiedene Dimensionen des Ressourcenverbrauchs in eine intuitiv verständliche Maßzahl: Fläche. Da die „Größe der Welt“ (genauer: Biokapazität) bekannt ist - und diese unbestreitbar begrenzt ist - ergibt sich eine überzeugende Erklärung für die Begrenzung des Öko-Systems Erde. Footprint erlaubt damit eine einfach verständliche Aussage darüber, wie nachhaltig oder nicht-nachhaltig ein bestimmtes System ist: „Würden alle Menschen so leben wollen, wie die EinwohnerInnen von Österreich, dann würde das 2,5 Planeten von der Qualität der Erde erfordern.“ Footprint erlaubt eine integrale Betrachtung von Klima, Energie, Ressourcen und Flächen und kann die ansonsten abstrakten Folgen von Kartoffel– und Reisanbau, von Stahl-und Zementwerken, von Flugverkehr und Fleischverzehr, von Straßenbau und Radwegen, in jedes Ministerbüro und jede Vorstands-Etage bringen, aber genauso in jedes Wohnzimmer und jede Küche. Footprint erlaubt Vergleiche von sonst kaum Vergleichbarem: 1kg Rindsschnitzel hinterlässt den gleichen Fußabdruck wie … ca. 50 Kilo Kartoffel ca. 8 Minuten im Flugzeug ca. 200 km im Mittelklasse Auto ca. 2000 km mit der Bahn ca. 45 Tage PC-Nutzung Ca. 15 Monate PC-Nutzung mit Ökostrom Für Policy-Macher ist Footprint besonders geeignet, die globalökologischen Auswirkungen verschiedener Siedlungs-, Produktions- und Konsummuster abzuschätzen. Policy-Maßnahmen lassen sich damit gut begründen und leichter in die Realität umsetzen. Denn das Ziel von zukunftsfähiger Entwicklung ist klar vorgegeben: Gut leben, mit einem fairen Anteil der Welt. Dies heißt nicht: „Zurück in die Höhlen.“ Im Gegenteil, dies erfordert technischen Fortschritt voranzutreiben (Innovation und Exnovation) sozialen Fortschritt zu suchen (Kooperation statt Konkurrenz) menschliche Reifung anzustreben (Wann ist genug genug?) Eine höchst aktuelle Frage in diesem Kontext: Wo kann man/frau mit geringerem Footprint leben, in der Stadt oder am Land? Diese Frage ist aus mehreren Gründen nicht nebensächlich: Maßnahmen in Wirkzeiträume. Städtebau- und Raumplanung haben sehr lange Für friedliche Umgestaltung gilt „slow things first“. Die individuelle Ernährung, z.B. lässt sich in 14-Tagen radikal umstellen. Die Landwirtschaft als Ganzes braucht einige Jahre. Städte und Verkehrssysteme deutlich länger. China möchte laut deren Planern von heute 25 in nur 2O Jahren auf 100 Fahrzeuge pro 1000 Einwohner kommen, was eine Bürde für den Planeten bedeuten wird. Doch wo sind die Pläne, in Österreich in 20 Jahren von heute 560 wenigstens ebenfalls auf die 100 Autos pro 1000 Einwohner zu kommen? Was ist die größere Herausforderung? Der globale Trend geht hin zu großen Mega-Städten Erstmals in der Geschichte leben weltweit mehr Menschen in städtischen Ballungsräumen als am Land. (laut UNDP seit 2006). Die Hälfte davon ist laut aktuellen Untersuchungen direkt oder indirekt durch Klimawandel und den Anstieg des Meeresspiegels gefährdet. Fast 1 Milliarde dieser Menschen lebt in Slums, also unter Umständen, die uns wenig attraktiv erscheinen. Trotzdem ist die Tendenz stark im Steigen, was primär soziale Gründe hat. Lagos, die größte Stadt in Nigeria hatte 1956 erst 300.000 Einwohner, 2006 bereits 11 Millionen und wäre in 25 Jahren, bei bestehendem Trend, die größte Stadt der Welt. Abgesehen von diesen Extrembeispielen stellen sich die Fragen: Ist der Trend zu großen städtischen Agglomerationen global-ökologisch sinnvoll? Lassen sich zukunftssichere Gesellschaften und ein nachhaltiges Leben eher in städtischen Strukturen verwirklichen, oder ist es das relativ subsistente Leben im „Ökodorf“? Wie werden beide Lebensräume zusammenwirken müssen? Diese Fragen sind nicht trivial zu beantworten. Mit der Veranstaltung „Ein Planet für unsere Zukunft – Wege zur nachhaltigen Stadt und Mobilität“ möchten die Veranstalter beitragen, die zahlreichen Überlegungen zu diesem Thema zu bündeln, die Forschung zu fördern, aber auch die Umsetzung voranzutreiben. One Planet Future - One Planet Mobility Zur Präsentation von Michael Narberhaus Zusammenstellung: Franz Skala Building a One Planet Future http://www.wwf.org.uk/what_we_do/about_us/building_a_one_planet_future.cfm Globally, people are using about 25% more natural resources than the planet can replace. In the UK, we’re consuming three times our fair share of the planet’s natural resources. The impacts – not least climate change, deforestation and the loss of numerous species – are already starting to affect us all, having severe consequences for both people and nature unless we humans change the way we live. Although advances in technology have helped people to produce things more efficiently, the benefits have been swamped by ever-higher levels of consumption by affluent Western economies and the growing middle classes in the developing world. Some 70% of humanity’s global footprint arises from carbon emissions; other pressures are linked to commodities such as crops, meat, fish and wood, and the freshwater we take from rivers and lakes. In addressing the UK’s current ‘three-planet’ lifestyle, WWF strives for what we call a One Planet Future – where people and nature live in harmony, thriving within their fair share of the planet’s natural resources. We take this approach, recognising that the well-being of people and nature is intimately linked. People can’t thrive without a flourishing natural environment. Nature can’t thrive without careful stewardship by people. They share the same planet, share the same limited natural resources and ultimately share the same future. Changing the way we live WWF is seeking a One Planet Future where both people and nature thrive within their fair share of what’s available. We are developing a range of One Planet sustainability initiatives to support this goal, helping to bring sustainability and equity to production, trade and consumption (e.g. One Planet Mobility). To make this vision a reality, WWF helps individuals, businesses and organisations to reduce their impact on the Earth, while pressing governments and industry to make the changes needed for us all to lead a One Planet lifestyle. With an established track record in supporting the development of sustainable lifestyles, WWF is well placed to provide leadership in helping to reduce the UK’s footprint and supporting other countries to do the same. http://www.wwf.org.uk/what_we_do/changing_the_way_we_live/ One Planet Mobility (OPM) WWF’s One Planet Mobility programme was formed to allow business, government and civil society to look at the big picture and take a systemic approach towards sustainable personal mobility. It recognises that transformational change of the current market into one that rewards sustainability cannot be achieved by a single actor alone. To overcome the inertia of the system and technological and institutional lock-in, collaboration is required between a wide range of stakeholders. The aim of the OPM programme is to facilitate exactly this kind of multi-stakeholder forum and to identify the most effective leverage points* for transformational change. * Leverage point: “small shift in one thing can produce big changes in everything” (Donella Meadows, 1999: “Twelve leverage points to intervene in a system”) 17 17 Meadows, D. (1999): Leverage Points, Places to Intervene in a System. The Sustainability Institute. The scope of One Planet Mobility As pointed out in WWF’s One Planet Business report, three demand areas stand out as having a major impact on the environment and climate change. These are mobility, food and housing, which together globally account for 70-80% of life cycle impacts and cause 70% of climate change14. The first focus area for WWF is personal mobility. This covers all passenger transport (by car, train, bus, plane, by bicycle and on foot) and excludes freight transport. This is principally because freight transport is driven by a set of different underlying issues and would require the involvement of a whole range of additional and different actors to create solutions. OPM has an initial focus on Europe. The European Union has a pressing responsibility to face the challenge of reducing its carbon emissions by around 80% by 205015. Moreover, having taken the leadership in climate change mitigation, Europe now has the highest potential for transformational change. 14 WWF & SustainAbility (2007): One Planet Business – Creating Value Within Planetary Limits. 2007 First Edition. 15 ippr, RSPB and WWF (2007): 80% Challenge: Delivering a low-carbon UK. Institute for Public Policy Research (ippr), Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) & WWF. Mobility, systems change and the One Planet Future The work undertaken by One Planet Mobility is the first step in a longer journey aimed at intervening in a system to ultimately deliver transformational change. Through the One Planet Mobility process, participants have gained new insights into how systems change can occur and they will be building on this process within the mobility sector. The projects and alliances that emerged can be seen across three levels that range from short to long-term outcomes. • Ready to go: These are actions that stakeholders agree can be realised in the short term. For our Mobility work, this includes developing an agreed framework to compare emissions from different modes of transport. • Experimenting with alternatives: Stakeholders only roughly agree on the changes required. Experimentation and pilot projects are needed to test new ideas which could disrupt the system in the medium term. Examples have included a pilot project on the electrification of cars in a city context, and creating exclusive lanes for coaches on motorways. • Questioning paradigms: Long-term systems change requires that we question mainstream beliefs and paradigms through informed deliberation. This could include thinking about the possibility of creating societal change, and business models that enhance quality of life while involving less and possibly slower travel. Transition Network Zur Präsentation von Rob Hopkins Zusammenstellung: Franz Skala Was ist eine Energiewendestadt (ein Energiewendedorf, eine Energiewendemetropole, eine Energiewendeinsel usw.)? http://transitiontowns.org/ Alles beginnt damit, dass sich eine kleine Zahl motivierter Einzelner innerhalb eines Gemeinwesens zusammenschließt, weil sie die gleiche Sorge umtreibt: Wie kann unsere Kommune auf die Herausforderungen und Chancen reagieren, die durch das Ölfördermaximum und den Klimawandel entstehen? Sie bilden zunächst eine Startgruppe und wenden dann das Transition-Modell an, um einen möglichst großen Teil der Einwohner ihrer Kommune dazu zu bringen, sich an einer Energiewendeinitiative zu beteiligen. Eine Energiewendeinitiative nach dem Transition-Town-Modell ist ein Gemeinwesen, dessen Bewohner sich gemeinsam den Herausforderungen des Ölfördermaximums und des Klimawandels stellen um Antworten auf die folgende entscheidende Frage zu finden: Wie können wir angesichts all jener Umstände, die einen Einfluss auf die Erhaltung und das Gedeihen unseres Gemeinwesens haben, unsere Widerstandsfähigkeit und lokale Autonomie bezüglich der Auswirkungen des Ölfördermaximums so hoch wie möglich machen und gleichzeitig eine drastische Reduzierung unserer Kohlendioxid-emissionen erreichen, um die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern? Dazu dient ein umfassender und kreativer Prozess mit dem Ziel, das Verständnis für Krisen-festigkeit („Resilienz“) und das gemeinschaftliche Engagement zu fördern. Dieser Prozess besteht aus den folgenden wesentlichen Bestandteilen: Bewusstsein schaffen für das Ölfördermaximum, den Klimawandel und die Notwendigkeit, von der Gemeindeebene ausgehend einen Prozess in Gang zu setzen, um Krisenfestigkeit und CO2-Reduzierung zu erreichen Vernetzung mit bestehenden Gruppen in der Gemeinde Brückenbau zur Kommunalverwaltung Vernetzung mit anderen Transition-Initiativen Bildung von Untergruppen, die sich mit allen wesentlichen Lebensbereichen beschäftigen (Ernährung, Energie, Transport, Gesundheit, Leib & Seele, Wirtschaft & Existenzgrund-lagen usw.) Schließlich Veröffentlichung eines gemeinschaftlich ausgearbeiteten und umzusetzenden „Energiewende-Aktionsplans“ (Energy Descent Action Plan) für die nächsten 15 bis 20 Jahre Das Gemeinwesen ist sich außerdem der folgenden zwei Punkte bewusst, die von entscheidender Bedeutung sind: Wir haben ein unglaubliches Maß an Kreativität, Einfallsreichtum und Anpassungsfähigkeit bewiesen, als unser Energieverbrauch jedes Jahr größer und größer wurde – es gibt keinerlei Grund zu der Annahme, dass wir bei sinkendem Energieverbrauch nicht dieselben Fähigkeiten zeigen könnten. Wenn wir gemeinsam einen Plan entwickeln und früh genug handeln, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass wir eine neue Form des Zusammenlebens entwickeln können, die wesentlich gemeinschaftlicher, dynamischer und naturverbundener ist als die Tretmühle der Ölabhängigkeit, die wir jeden Tag aufs Neue bewegen müssen. Um es abschließend auf den Punkt zu bringen: Der Klimawandel macht eine CO2-Reduzierung unbedingt notwendig. Das Ölfördermaximum macht sie unvermeidlich. Transition-Initiativen machen sie realisierbar und attraktiv (soweit wir das bis jetzt sagen können…) Die zwölf Hauptschritte auf dem Weg zur Energiewendestadt 1. Bildung eines provisorischen Vorstands mit automatischer Rücktrittsregelung Kernteam während der Anfangsphase des Projekts 2. Bewusstseinsbildung Netz wichtiger Beziehungen knüpfen Information der Öffentlichkeit über potenzielle Auswirkungen des Ölfördermaximums und des Klimawandels Filme, Vorträge, Artikel in der örtlichen Presse usw. 3. Grundlagenarbeit Beziehungen zu vorhandenen Organisationen und Aktivisten verstärken 4. Der große offizielle Startschuss Veranstaltung als Schritt in die Öffentlichkeit (die offizielle Startveranstaltung von Transition Town Totnes wurde im September 2006 nach ungefähr 10 Monaten voller Gespräche, Filmvorführungen und Veranstaltungen abgehalten) 5. Bildung von Untergruppen Untergruppen für alle Aspekte, die einen Einfluss auf die Erhaltung und das Gedeihen des Gemeinwesens haben (Ernährung, Abfall, Energie, Bildung, Jugend, Wirtschaft, Transport, Wasserversorgung, Kommunalverwaltung) 6. Einsatz der Open-Space-Technik Effiziente Möglichkeit bietet, die allgemeinen Versammlungen einer Energiewendeinitiative zu organisieren 7. Zweckmäßige und öffentlichkeitswirksame Manifestierungen der Initiative Durch Projekte, die auch in die spätere Planung passen, einen guten Eindruck von der Tatkraft der Initiative erzeugen 8. Großes Schulungsprogramm für alte Kulturtechniken Traditionelles Handwerk wiederbeleben 9. Aufbau guter Beziehungen zur örtlichen Verwaltung Die Unterstützung der Gemeinde bei Planungsfragen, Finanzierung Genehmigungen ist für den Erfolg des Projektes wesentlich 10. Erfahrung nützen Erinnerungen an den Übergang zur Zeit des billigen Öls sind wichtig oder 11. Lasst den Dingen ihren Lauf … Nicht an ursprünglichen Vorstellungen festhalten, sich aber auf die Schlüsselkriterien konzentrieren und die kreativen Kräfte des Gemeinwesens Lösungen entwickeln lassen, die ebenso umsetzbar wie hochinnovativ sind. 12. Erstellung eines Energiewende-Aktionsplans (Energy Descent Action Plan) Jede Untergruppe sollte am Ende des Prozesses praktische Maßnahmen entwickelt haben, die zur Stärkung der lokalen Autonomie und Widerstandsfähigkeit sowie der Verringerung des Kohlenstoff-Fußabdrucks führen. All diese Maßnahmen bilden zusammen den Energiewende-Aktionsplan. Übersetzung: Bernd Ohm, Hilgermissen, Deutschland Energiewende Transition Towns Deutschland, http://energiewende.wordpress.com/ Ökostadt Ökologische Siedlungsentwicklung für einen Planeten Herbert Bork, Uwe Schubert, Franz Skala Institut für ökologische Stadtentwicklung http://www.oekostadt.at/ Die Siedlungsentwicklung macht einen wesentlichen Teil des viel zu großen ökologischen Fußabdrucks von 3 Planeten für Europa aus. Besonders 3 Bereiche sind beteiligt: der Flächenverbrauch durch Gebäude, Verkehr (Straßen, Schienen) beeinflusst von der Bebauungsdichte der Energieverbrauch für den Verkehr beeinflusst von den Wegelängen der Energieverbrauch für Gebäude (Heizung, Kühlung) beeinflusst von Orientierung und Konstruktion der Gebäude Der andauernde Trend zur Zersiedlung mit geringer Dichte und getrennten Funktionen (Wohnsiedlungen aus Einfamilienhäusern, Betriebsgebiete in den Ballungsräumen, Einkaufszentren am Stadtrand) bewirkt sowohl den hohen Flächenverbrauch (durch niedrige Gebäude und längere Straßen) als auch den hohen Energieverbrauch durch den für die langen Wege notwendigen motorisierten (Auto-)Verkehr. Dagegen wurden beim Energieverbrauch für Heizung durch energiesparende Bauweisen Fortschritte erzielt. Die Schlüsselrolle für eine Verringerung des ökologischen Fußabdrucks spielen also die Bebauungsdichte und der dadurch erzeugte Verkehr. Das Ziel muss sein, die notwendige Mobilität mit dem geringsten Verkehrsaufwand zu sichern, um langfristig mit dem einen verfügbaren Planeten auskommen zu können. Daraus ergeben sich folgende Ziele für die Siedlungsentwicklung: aus kompakten, fußgängerorientierten, (Quartieren) zusammengesetzte Städte, die nutzungsgemischten Stadtteilen an ÖV (schienen)-orientierten Standorten in ein polyzentrisches Stadtsystem integriert sind und aus solarorientierten Gebäuden bestehen, mit Energie aus erneuerbaren Quellen (neben der Sonne auch Wind, Biomasse usw.) versorgt werden und Wasser effizient nutzen (z.B. durch RegenwasserManagement). Eine solche Stadt, die sich an ökologischen Erfordernissen orientiert, nennen wir Ökostadt. In Kombination mit attraktiv gestalteten öffentlichen Räumen, in denen integrierte Grün- und Wasserflächen sowie Objekte des Kulturerbes eine vielfältige Umgebung schaffen, sollte eine Ökostadt ein attraktiver Platz zum Leben und Arbeiten sein. Mehr Kontaktmöglichkeiten mit Nachbarn und eine ausgewogene Alters- und Sozialstruktur sorgen für bessere Beziehungen zwischen den Bewohnern. Solche nachhaltige und lebenswerte Strukturen tragen zur Gesundheit, Sicherheit und zum Wohlbefinden der Einwohner und zur Identifikation mit ihrer Stadt bei. Ökostadt für nachhaltige Mobilität Durch geeignete Planung kann jedes Ziel im Nahbereich zu Fuß oder mit dem Fahrrad und bei größeren Entfernungen mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar gemacht werden. Dazu ist es erforderlich, die Siedlungsstruktur an den Anforderungen von Fußgängern und des öffentlichen Verkehrs zu orientieren. Was macht eine Stadtstruktur passend und attraktiv für Fußgänger ? Eine kompakte Stadt der kurzen Wege durch angemessene städtische Dichte durch attraktive mehrgeschoßige Gebäude für Wohnungen und betriebliche Nutzung Nutzungsmischung: Ausgewogenes Verhältnis von Wohnungen und Arbeitsplätzen, Platzierung aller notwendigen Einrichtungen (insbesondere für den täglichen Bedarf) in einem zentralen Bereich des Ortsteiles, um eine Kombination von kurzen Wegen zu ermöglichen Begrenzung der Fläche eines Ortsteils (innerhalb eines Radius von 500 m) Ein attraktiver öffentlicher Raum durch Gestaltung eines Netzwerkes von Straßen und Plätzen mit vielfältigen Fassaden und einer reichhaltigen „Stadtmöblierung“ (Sitzgelegenheiten, Brunnen) sowie von Grünräumen (Park, Allee, Innenhof), um ein abwechslungsreiches Wohnumfeld zu schaffen barrierefreie Wege für Kinderwägen, Rollstühle, Einkaufswägen durchgehenden Wetterschutz (Passage, Arkaden) Hauptstraße insbesondere an der Beschränkung auf wenige notwendige Autofahrten innerhalb des Ortsteiles Was macht eine Stadtstruktur passend für den öffentlichen Verkehr ? Die Wahl geeigneter Standorte für die städtische Entwicklung: Lage an einer bestehenden Verkehrsachse als Schritt zu einer linearen polyzentrischen Entwicklung Die Konzentration der Bebauung um die Haltestellen des öffentlichen Verkehrs, bevorzugt entlang einer bestehenden oder geplanten Straßenbahnoder regionalen Stadtbahnlinie Ein ausgewogenes Verhältnis von Wohnungen und Arbeitsplätzen im Umkreis möglichst vieler Haltestellen, um eine gleichmäßigere Verteilung der Fahrgastzahlen in beide Richtungen zu erreichen Anlegen der auf ein notwendiges Minimum beschränkten Parkplätze (für Auto-teilen) am Rand des Ortsteiles (die Haltestelle soll meist näher bei den Wohnungen liegen als der Parkplatz) Schritte zur Ökostadt – Beispielsprojekte Viele Modellprojekte konzentrieren sich auf einzelne Sektoren und entwickeln dabei auch Elemente für integrierte Lösungen. Einige betreffen auch Alternativen zum Auto. Energie-Modellprojekte In meist kleineren Wohnsiedlungen wird der Energiebedarf von Gebäuden minimiert und mit Sonnenkollektoren und Photovoltaik-Anlagen Energie aus der Sonne gewonnen. Autofreie Siedlungen Umgesetzt wurden bisher auch meist kleine Projekte – in Häuserblocks mit gutem Infrastrukturangebot in der Umgebung, oft mit Car-sharing-Angebot wohnen Haushalte ohne (eigenes) Auto. “GWL-terrein” in Amsterdam, Bezirk Westerpark (Fertigstellung 1998), ist mit 600 Wohnungen das bisher größte Projekt. Lineare polyzentrische Entwicklung - Siedlungsentwicklung entlang von Schienenverkehrsachsen (in den USA Transit-oriented Development) Um das für einen attraktiven Schienenahverkehr ausreichende Fahrgastpotential zu erreichen, werden Neubauten im Umkreis von Haltestellen in kompakten Ortsteilen konzentriert. Ökologische Modellstadtteile Bei der Planung Ökologischer Modellstadtteile werden für die verschiedenen Sektoren (Städtebau, Verkehr, Energie usw.) integrierte Lösungen gesucht. Dafür gibt es bis jetzt wenige gute Beispiele, unter denen Vauban in Freiburg im Breisgau allgemein als eines der besten anerkannt ist. Dort werden nur rund 10 % aller Wege mit dem Auto zurückgelegt. In Österreich kommt dem die als Modellsiedlung für Sonnenenergienutzung geplante solarCity in Linz nahe, die durch eine neue Linie in das Straßenbahnnetz eingebunden ist. Übergangsstrategie Diese Schritte können als Teil einer Übergangsstrategie in eine Zeit ohne billige fossile Energie (Peak Oil), dafür aber mit weniger Klimaproblemen gesehen werden, an der auch die in dieser Veranstaltung vorgestellten britischen Initiativen „One Planet Future“ und „Transition Network“ arbeiten. Für die Siedlungsentwicklung heißt das in Richtung einer Struktur zu planen, in der die Mobilität nicht vom Autoverkehr abhängt.