414 Graf, Beiträge zur Kenntnis der Gattung Populus. bechers, noch die entsprechende Anordnung der Staubgefäße zum Ausdruck bringt. Obwohl diese Struktur nur im Jugend­ zustand zu erkennen ist, scheint sie mir doch für die Systematik so wichtig zu sein, daß sie verdient, im Diagramm zum Ausdruck , gebracht zu werden. Auf die phylogenetische Bedeutung des Achsenbechers werde ich an einer späteren Stelle näher eingehen. Die weiblichen Blüten entstehen zur selben Zeit und in der nämlichen Entwicklungsfolge innerhalb der Infloreszenz wie die männlichen. Während die oberen Blüten erst das Stadium völlig undifferenzierter Zellhöcker erreicht haben, sind diejenigen an der Basis der Infloreszenz schon deutlich in Achsenbecher und Fruchtblätter differenziert. Im Gegensatz zur männlichen Blüte ist bei der weiblichen der Achsenbecher von allem Anfang an einheitlich. Ein stärkeres Wachstum des Bechers zeigt sich nur auf der von der Hauptachse abgekehrten Seite. Die beiden Fruchtblätter erheben sich als einheitlicher Ring­ wall (Fig. 6 B ) , welcher beim Emporwachsen nur eine enge Ovarialhöhle bildet, in die schon die Anlagen der Samenknospen hinein­ ragen, noch ehe die Ovarialhöhle durch Verwachsen der Frucht­ blätter oben abgeschlossen ist (Fig. 6 C ) . Die beiden parietalen Plazenten liegen in der Medianeberte. Sie verbleiben im unteren Teil des einfächerigen Fruchtknotens. Die beiden Fruchtblätter stehen links und rechts von der Infloreszenzachse. Die Zahl der Samenknospen ist bei den einzelnen Arten verschieden. Bei P. alba beträgt sie stets vier, bei P. tremula ungefähr 6—10, bei P. canadensis sind sie noch zahlreicher vorhanden. Der Fruchtknoten besteht in der Regel aus zwei Frucht­ blättern. Wie schon erwähnt, wurden nur bei P. canadensis A b ­ weichungen gefunden, woselbst es nicht selten vorkommt, daß in ein- und derselben Infloreszenz neben den aus zwei Karpellen gebildeten Fruchtknoten auch solche vorkommen, die aus 3 oder 4 Fruchtblättern gebildet sind. Dementsprechend sind dann auch 3 oder 4 Plazenten vorhanden. Ferner sind bei solchen A b ­ weichungen nicht 2, sondern 3 bzw. 4 Narbenäste ausgebildet. Im Habitus sind die weiblichen Blüten von P. canadensis einerseits und diejenigen von P. tremula und alba andererseits . insofern voneinander verschieden, als erstere gedrungen, letztere schlank und klein erscheinen (Fig. 7). An dieser Stelle möchte ich noch eine Abnormität erwähnen, die mir in einem Längsschnitt durch eine junge weibliche Infloreszenz von P. canadensis begegnete, und die ich außerdem nicht wieder an­ getroffen habe. Die weibliche Infloreszenz hatte als terminale Blüte in einem normal ausgebildeten Achsenbecher statt der beiden Frucht­ blätter ein großes Staubblatt. Dasselbe bestand aus einem kurzen, dicken Filament, das an seinem Ende 4 Pollensäcke trug. Durch das Filament, das der Mitte des Achsenbechers entsprang, führte ein Leitbündel, welches nach jeder Antherenhälfte eine Abzweigung entsandte. Archespor und Tapetum waren normal ausgebildet.