Differenzialdiagnose der Schwerhörigkeit

Werbung
MEDIZIN
Differenzialdiagnose der
Schwerhörigkeit
Thomas Zahnert
ZUSAMMENFASSUNG
Hintergrund: Nach der „Global Burden of Disease“-Studie
der der WHO zählen Hörstörungen in den Industrieländern zu
den sechs häufigsten, die Lebensqualität am meisten beeinträchtigenden Erkrankungen. Gründe für die steigende gesellschaftliche Bedeutung können die demografische Entwicklung mit Zunahme der Schwerhörigkeit im Alter sein,
aber auch die vermehrte Betroffenheit von Jugendlichen
durch ein verändertes Freizeitverhalten mit zum Teil exzessiver Lärmbelastung. Dem gegenüber stehen verbesserte
Möglichkeiten in der Versorgung von Hörstörungen durch
technische Entwicklungen in der Ohrchirurgie, Hörgeräteund Cochleaimplantattechnik, so dass es heute für nahezu
jede Form der Schwerhörigkeit einen Rehabilitationsansatz
gibt. Voraussetzung für einen effektiven Versorgungsweg ist
die rechtzeitige und differenzierte Diagnosestellung.
Methodik: Selektive Literaturrecherche unter Einbeziehung
nationaler Leitlinien.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Datenlage zur Epidemiologie der Schwerhörigkeit in Deutschland ist unzureichend. Schätzungsweise geht man von etwa 13 bis 14
Millionen behandlungsbedürftigen Betroffenen aus. Unter
den permanenten Schwerhörigkeiten sind die Schwerhörigkeit des Alters, die Schwerhörigkeit infolge chronischer
Otitis media und die Lärmschwerhörigkeit am häufigsten
zu beobachten. Passagere Schwerhörigkeiten finden sich
bedingt durch Tubenbelüftungsstörungen besonders im
Kindesalter. In der Versorgung der hochgradigen angeborenen Schwerhörigkeit aber auch der Schwerhörigkeit des
Alters ergeben sich durch technische Weiterentwicklung
der Cochlea-Implantate Indikationserweiterungen.
►Zitierweise
Zahnert T: The differential diagnosis of hearing loss.
Dtsch Arztebl Int 2011; 108(25): 433–44.
DOI: 10.3238/arztebl.2011.0433
Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Dresden:
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Zahnert
elbst geringe Hörstörungen können in einer Welt
des immer schneller werdenden Informationsaustausches zum Nachteil werden. Wer dem hörsprachlichen Austausch nicht mehr schnell genug folgen kann,
läuft sogar Gefahr, beruflich, familiär oder sozial isoliert zu werden. Für die Rehabilitation dieser Behinderung stehen heute neue Wege zur Verfügung. Hörstörungen zählen, nach der „Burden of Disease“-Studie
der WHO, in den Industrieländern zu den sechs häufigsten Erkrankungen, neben Krankheiten wie ischämische
Herzkrankheit, Depression und M. Alzheimer, die die
Lebensqualität am meisten beeinträchtigen (1).
S
3
Punkte
cme
Teilnahme nur im
Internet möglich:
aerzteblatt.de/cme
Lernziele dieses Artikels
Lernziele für den Leser sind:
● die aktuell existierenden Schwerhörigkeitsformen
kennenzulernen,
● einen Überblick über die teils historisch entwickelte Klassifikation der Schwerhörigkeit zu
erhalten und
● die Vielfalt der Therapieverfahren und möglichen
Indikationen zu verinnerlichen.
Methode
Selektive Literaturrecherche in den Literaturdatenbanken Medline und Cochrane (2000–2011) sowie
der Leitlinien: „Periphere Hörstörungen im Kindesalter“ der Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und
Pädaudiologie e. V., „Cochlea-Implantat – Versorgung“
und „Hörsturz“, beide von der Deutschen Gesellschaft
für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und HalsChirurgie.
Begriffsbestimmung
Unter Schwerhörigkeit (Hypakusis) versteht man eine
Verminderung der Hörfähigkeit im weitesten Sinne, beginnend von subjektiv kaum empfundenen Hörstörungen bis hin zur Gehörlosigkeit. Ursächlich kommen
Probleme mit der Schallleitung zum Innenohr, mit der
Definition
Unter Schwerhörigkeit (Hypakusis) versteht man
eine Verminderung der Hörfähigkeit im weitesten
Sinne, beginnend, von subjektiv kaum empfundenen Hörstörungen bis hin zur Gehörlosigkeit.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 25 | 24. Juni 2011
433
MEDIZIN
TABELLE 1
Einteilung der Schwerhörigkeit nach dem Schweregrad (WHO) und allgemeine klinische Empfehlungen*1
Grad der
Schwerhörigkeit
mittlerer Hörverlust im ReintonAudiogramm
klinischer Befund
Empfehlung
0 – normalhörig
25 dB oder besser
keine oder nur leichte Probleme bei
der Kommunikation, Patient kann
Flüstersprache hören
Beratung, Verlaufskontrolle, bei Schallleitungsschwerhörigkeit OP-Indikation
prüfen
1 – geringgradige
Schwerhörigkeit
26–40 dB
Umgangssprache wird 1 m vor dem
Ohr verstanden
Beratung, Hörgerät gegebenenfalls empfehlenswert, bei Schallleitungsschwerhörigkeit oder kombinierter Schwerhörigkeit gegebenenfalls operative Versorgung
2 – mittelgradige
Schwerhörigkeit
41–60 dB
lautes Sprechen wird 1 m vor dem
Ohr verstanden
Hörgerät ist zu empfehlen, bei Schallleitungsschwerhörigkeit oder kombinierter
Schwerhörigkeit gegebenenfalls operative
Versorgung
3 – hochgradige
Schwerhörigkeit
61–80 dB
einige Worte werden bei sehr lautem
Sprechen auf dem besseren Ohr
verstanden
Hörgerät nötig. Falls kein Hörgerät möglich,
prüfen, ob andere Hörsysteme in Frage
kommen (implantierbares Hörgerät,
Cochlea-Implantat) Lippenlesen und
Zeichensprache unterstützend
4 – Hörreste oder
Taubheit
81 dB oder mehr
keinerlei Sprachverständnis bei
maximaler Lautstärke
Hörgerätetrageversuch, bei Scheitern in der
Regel heute Indikation zur Cochlea-Implantation gegebenenfalls auch Hirnstammimplantatversorgung, ergänzend gegebenenfalls Lippenlesen/Zeichensprache
*1 Für den Mittleren Hörverlust werden für jedes Ohr getrennt die Mittelwerte des Hörverlustes aus den
Frequenzen 500 Hz, 1000 Hz, 2000 Hz und 4000 Hz ermittelt, modifiziert nach WHO: Grades of hearing impairment;
www.who.int/pbd/deafness/hearing_impairment_grades/en/index.html
Nach epidemiologischen Studien liegt die Prävalenz
von behandlungsbedürftigen Hörstörungen in Deutschland bei etwa 19 % (2). Dabei wurden alle Personen als
schwerhörig eingeschätzt, die in fünf Testfrequenzen
zwischen 0,5 und 4 kHz eine Minderung der Hörfähigkeit um mindestens 40 dB aufwiesen. Dies entsprach
im Jahr 2001 etwa einer Gesamtzahl von etwa 13,2
Millionen Menschen in Deutschland. Tatsächlich dürfte
die Zahl jedoch höher liegen, weil zum einen Kinder
bis 14 Jahre in die Studie nicht einbezogen wurden und
zum anderen nach Einschätzung der WHO bereits ab
25 dB von einer geringgradigen Schwerhörigkeit auszugehen ist.
Zur Prävalenz der verschiedenen Schwerhörigkeitsformen nach der Ursache gibt es keine Studie, die alle
Schwerhörigkeitsformen erfasst.
Im Kindesalter überwiegt die passagere Schallleitungsschwerhörigkeit infolge eines Paukenergusses mit
einer Häufigkeit von 10 bis 30 % der Kinder in den ersten drei Lebensjahren und einer Prävalenz von bis zu
8 %. Angeborene permanente bilaterale Schwerhörigkeiten weisen dagegen eine Prävalenz von 1,2 pro 100 000
auf, während beim Erwachsenen die sensorineurale
Schwerhörigkeit des Alters überwiegt (Presbyakusis,
Häufigkeit 40 % aller Menschen ab dem 65. Lebensjahr).
Prävalenz
Epidemiologischen Studien zufolge liegt die Prävalenz von behandlungsbedürftigen Hörstörungen
in Deutschland bei etwa 19 %.
Angeborene bilaterale Schwerhörigkeit
Angeborene permanente bilaterale Schwerhörigkeiten weisen eine Prävalenz von 1,2 pro 100 000
Neugeborenen auf.
Schallempfindung durch die Sinneszellen der Cochlea
oder mit der Schallverarbeitung entlang des Hörnerven,
der Hörbahn oder der Hörzentren in Frage. Schwerhörigkeit ist somit nur ein Symptom der Erkrankung des
Hörorganes. Sie ist abzugrenzen von anderen Formen
der Hörstörung wie der Hyperakusis (Überempfindlichkeit gegenüber Schall), dem fluktuierenden Gehör
oder dem Tinnitus.
Häufigkeit der Schwerhörigkeit
in Deutschland
434
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 25 | 24. Juni 2011
MEDIZIN
Topografischfunktionelle Einteilung der
Schwerhörigkeit
nach den verschiedenen Ebenen des
Hörorganes.
GRAFIK 1
Dieser folgt die permanente Schallleitungs- beziehungsweise kombinierte Schwerhörigkeit infolge einer chronischen Otitis media (Inzidenz 1,5 % der Bevölkerung)
und die Lärmschwerhörigkeit (Inzidenz 0,05 %) (3–8).
Klinisches Erscheinungsbild
Eine beginnende Schwerhörigkeit kann von den Betroffenen relativ lange kompensiert werden. Häufig
verhalten sich Schwerhörige so, dass sie das Radiooder Fernsehgerät lauter stellen oder bei einseitiger
Schwerhörigkeit das gesunde Ohr zur Schallquelle hinwenden. Bei zunehmender Hörminderung wird vor allem der visuelle Sinn mit in die korrekte Spracherkennung einbezogen, indem „von den Lippen abgelesen“
wird. Weitere Auffälligkeiten sind das häufige Nachfragen oder die inhaltlich falsche Beantwortung von Fragen, sowie die zu laute Sprechstimme.
Einteilung der Schwerhörigkeit
Im klinischen Gebrauch sind vor allem Einteilungen
nach dem Schweregrad anhand des Reintonaudiogrammes verbreitet (Tabelle 1) und die grundlegende
topografisch-funktionelle Differenzierung zwischen
Schallleitungsstörung, Schallempfindungsstörung und
Schallverarbeitungsstörung (Grafik 1). Daneben existieren Einteilungen nach dem Alter (zum Beispiel kindliche Schwerhörigkeit, Altersschwerhörigkeit), dem
zeitlichen Verlauf, dem Schweregrad und dem Frequenzverlauf der Hörschwelle (9, 10).
Schallleitungs- und
Schallempfindungsschwerhörigkeit
Evidenzlage der Therapie der Schwerhörigkeit
Randomisierte Studien existieren zu den mittelohrchirurgischen Verfahren, zur Versorgung mit implantierbaren Hörgeräten und zur Cochlea-Implantatversorgung.
Geringere Evidenz herrscht dagegen in Studien zur medikamentösen Therapie akuter Innenohrstörung – insbesondere des Hörsturzes. Neu ist, dass heute nahezu jede
Form der permanenten Schwerhörigkeit behandelbar ist.
Schallwellen gelangen über die Ohrmuschel und den
Gehörgang an das Trommelfell, das wie eine Mikrofonmembran in mechanische Schwingungen versetzt wird.
Anschließend werden die Schwingungen über die
Gehörknöchelchenkette an die Peri- und Endolymphe
der Cochlea übertragen. Alle Störungen auf diesem
Weg der Schallleitung sind mechanischer Natur und
werden als Schallleitungschwerhörigkeit zusammengefasst (Grafik 2).
Ein zweiter Weg ergibt sich durch Körperschallausbreitung. Wird der Schädelknochen akustisch angeregt – beispielsweise durch das Aufsetzen einer
Klinisches Erscheinungsbild
Häufige Verhaltensweisen sind das Lauterstellen
des Radio- oder Fernsehgerätes oder bei einseitiger Schwerhörigkeit die Hinwendung des gesunden Ohres zur Schallquelle.
Einteilung der Schwerhörigkeit
Es gilt die grundlegende topografisch-funktionelle
Differenzierung zwischen Schallleitungsstörung,
Schallempfindungsstörung und Schallverarbeitungsstörung.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 25 | 24. Juni 2011
435
MEDIZIN
GRAFIK 2
Stimmgabel – schwingt die Basilarmembran der
Cochlea in gleicher Weise wie nach Anregung über
die Steigbügelfußplatte. Diesen Weg der Schallausbreitung zum Innenohr bezeichnet man als Knochenleitung. Bei Störung der Knochenleitungswahrnehmung liegt die Störung im Bereich der Cochlea selbst
oder den nachgeschalteten Abschnitten der Hörbahn.
Man spricht von Schallempfindungsschwerhörigkeit,
wenn das Neuroepithel der Cochlea, von neuraler
Schwerhörigkeit, wenn der Hörnerv und von zentraler Schwerhörigkeit, wenn die zentrale Hörbahn beziehungsweise die Hörrinde betroffen sind (Grafik 1,
2). Häufig wird von sensorineuraler Schwerhörigkeit
gesprochen, wenn die Cochlea und der Hörnerv
beteiligt sind.
Häufige Ursachen der Schwerhörigkeit
nach Lokalisation
Gehörgang
Schallleitungsschwerhörigkeit: Diese entsteht bereits,
wenn der äußere Gehörgang verlegt ist. Klinische Bespiele sind der obturierende Zeruminalpfropf oder die
Gehörgangsatresie. Letztere führt zu einer Schwerhörigkeit von bis zu 60 dB, so dass bei beidseitigem Vorliegen in den ersten zwei bis drei Lebensmonaten eine
Versorgung mit Knochenleitungshörgeräten erfolgen
sollte, um eine normale Hör- und Sprachentwicklung
zu sichern.
a) Schallleitungsstörung: Testung über Kopfhörer und Knochenleitungshörer. Die Ursache liegt im äußeren Ohr oder Mittelohr. Im Reintonaudiogramm verlaufen Luftleitungs- (x-x-x) und
Knochenleitungsschwelle (<-<-<) unterschiedlich.
b) Schallempfindungsstörung: Testung über Knochenleitung
und Knochenleitungshöhrer. Die Ursache liegt in der Cochlea. Im
Reintonaudiogramm decken sich Luft- und Knochenleitungskurve.
Tonaudiogramm
• Bei Schallempfindungsstörung decken sich im
Tonaudiogramm Luft- und Knochenleitungskurve.
• Bei Schallleitungsstörung verlaufen Luft- und
Knochenleitungsschwelle unterschiedlich.
436
Trommelfell, Paukenhöhle und Gehörknöchelchenkette
Passagere
Schallleitungsschwerhörigkeit:
In
Selbstversuchen konnte gezeigt werden, dass sich
nach Verschluss der Tuba eustachii innerhalb von
zwei Stunden in der Paukenhöhle ein Unterdruck von
165 mmWs (daPa) herausbildet (11), der die Trommelfellschwingung vor allem in den tiefen Frequenzen hemmt (e1). Hält die Tubenblockade über Monate an, entsteht ein mukoseröser Paukenerguss mit
Übertragungsverlusten im gesamten Frequenzbereich bis 40 dB. Kinder sind durch die engen anatomischen Verhältnisse und die hohe Infektanfälligkeit
häufiger betroffen als Erwachsene. Zwischen dem
ersten und dritten Lebensjahr entwickeln 10 bis 30 %
der Kinder einen Paukenerguss mit resultierender
Schallleitungsstörung (3). Deutlich erhöht ist die Inzidenz bei Fehlbildung des Gaumens- und der Tube
beispielsweise bei Patienten mit Trisomie 21 oder
dem Ullrich-Turner-Syndrom und bei Kindern mit
Lippen-, Kiefer- Gaumenspalte. Bei einem über drei
Häufige Schwerhörigkeiten
• Passagere Schallleitungsschwerhörigkeit im
frühen Kindesalter
• Permanente sensorineurale Schwerhörigkeit
des Alters
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 25 | 24. Juni 2011
MEDIZIN
a
b
Monate bestehenden Paukenerguss sollten eine Paukendrainage und gegebenenfalls eine Adenotomie erfolgen, um Sprachentwicklungsstörungen zu vermeiden (6).
Mittelohr
Permanente Schallleitungsschwerhörigkeit: Die
häufigsten Ursachen für eine permanente Schallleitungsschwerhörigkeit sind chronische Entzündungen
des Mittelohres mit den beiden Hauptformen chronische Schleimhauteiterung (Otitis media mesotympanalis) und chronischer Knocheneiterung (Cholesteatom). Die Schwerhörigkeit resultiert in beiden Fällen
aus der Dämpfung (Granulationen, Cholesteatom),
Zerstörung (enzymatischer Abbau) oder entzündlichen Fixation von Trommelfell und Ossikelkette. Aus
der Höhe der Schwerhörigkeit (30–60 dB) lässt sich
nur selten auf das Ausmaß der Destruktion schließen,
weil das entzündliche Gewebe in der Paukenhöhle
selbst Schwingungen übertragen und somit Defekte
akustisch überbrücken kann (12). Die Therapie der
Wahl ist die Operation mit dem Ziel der Eradikation
und mikrochirugischen Rekonstruktion der Ossikelkette (Abbildung 1).
Otosklerose
Mit einer klinischen Prävalenz von 0,3 bis 0,4 %
führt die Otosklerose über eine Fixation des Steigbügels zur Schallleitungsschwerhörigkeit in den tiefen
Otosklerose
Neben entzündlichen Faktoren werden kausal genetische, metabolische und hormonelle Ursachen
diskutiert. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 15.
und 40. Lebensjahr, Frauen sind doppelt so häufig
betroffen wie Männer.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 25 | 24. Juni 2011
Abbildung 1:
a) Kleines Cholesteatom im
hinteren oberen Trommelfellquadranten
mit Zerstörung
des Ambossschenkels.
b) Zustand nach
Rekonstruktion
mit einer Winkelprothese (nach
Plester) mit
Überbrückung
des Defektes
zwischen Amboss und Steigbügel.
Frequenzen bis 40 dB (13). Pathophysiologisch verantwortlich sind Knochenumbauprozesse an der knöchernen Cochleawand, die letztlich auch den Steigbügel und die Rundfenstermembran erfassen können. Kausal werden neben entzündlichen Faktoren
(Autoimmunprozess, Masernvirus) auch genetische,
metabolische und hormonelle Ursachen diskutiert
(e2). Der Altersgipfel liegt zwischen dem 15. und 40.
Lebensjahr, Frauen sind doppelt so häufig betroffen
wie Männer. Die Schwerhörigkeit lässt sich heute
mit einer Erfolgsquote von 94 % mikrochirurgisch
durch eine Stapesplastik beheben (14).
Schallempfindungsschwerhörigkeit
(Synonym: sensorische Schwerhörigkeit)
Die Funktionseinheit für die Umwandlung der Perilymphschwingung in ein Nervenpotenzial ist das Cortische Organ (Grafik 3). Die Schwingung der Basilarmembran führt zu einer mechanischen Auslenkung der
Stereozilien und zu einem damit verbundenen Elektrolyteinstrom mit anschließender Depolarisation der
Haarzellen. Durch Motoproteine in den Zellwänden der
äußeren Haarzellen wird dieser elektromechanische
Transduktionsprozess in einem bestimmten Dynamikbereich nichtlinear verstärkt (15). Bei allen Schallempfindungsschwerhörigkeiten ist die Funktion des Cortischen Organs gestört. Am häufigsten betroffen sind dabei die äußeren Haarzellen mit der Konsequenz eines
Abfalls der Knochenleitungsschwelle bis 50 dB, einem
Schallempfindungsschwerhörigkeit
Bei allen Schallempfindungsschwerhörigkeiten ist
die Funktion des Cortischen Organs gestört. Am
häufigsten betroffen sind dabei die äußeren Haarzellen.
437
MEDIZIN
Cortisches Organ
mit äußeren
und inneren
Haarzellen
(Schema menschliche Cochlea) sowie
aufsitzenden
Stereozilien vor und
nach Lärmtrauma
(Chinchilla).
GRAFIK 3
1. mit freundlicher Genehmigung
Dr. Roger C. Wagner, Professor
Emeritus of Biological Sciences,
University of Delaware, Newark,
Delaware 19716 USAN. www.
udel.edu/biology/Wags/histopage/
histopage.htm
2. modifiziert nach Fukushima N,
White P, Harrison R V: Influence
of acoustic deprivation on recovery of hair cells after acoustic
trauma. Hearing Res. 1990; 50
(1–2): 107–18
Verlust der nichtlinearen Verstärkung (Recruitmentphänomen) und der eingeschränkten Frequenzselektivität
(Verzerrungen).
Permanente Schallempfindungsschwerhörigkeit im Kindesalter
Die Prävalenz von kongenitalen sensorineuralen bilateralen permanenten Hörstörungen mit einem Hörverlust
von mindestens 35 dB wird in Deutschland mit 1,2 pro
1 000 Lebendgeborene angegeben (16). Es handelt sich
dabei in 25 % der Fälle um eine genetisch bedingte
Schwerhörigkeit. 18 % der Fälle sind auf eine erworbene
Schwerhörigkeit zurückzuführen und bei 57 % der Be-
Angeborene Schwerhörigkeit
30 % der angeborenen Schwerhörigkeiten sind
zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr progredient,
so dass auch eine geringgradig eingestufte
Schwerhörigkeit im Kindesalter im Abstand von
drei bis sechs Monaten kontrollbedürftig ist.
438
troffenen besteht die Schwerhörigkeit ohne dass eine eine Ursache eruiert werden kann (Tabelle 2). Etwa 30 %
der angeborenen Schwerhörigkeiten sind besonders zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr progredient, so dass
auch eine als geringgradig eingestufte Schwerhörigkeit
im Kindesalter im Abstand von drei bis sechs Monaten
kontrollbedürftig ist.
Genetisch bedingte Hörstörungen sind in 30 %
syndromal und 70 % nicht-syndromal gebunden. Von
den nicht-syndromalen sind 70–80 % autosomal rezessiv, 10–25 % autosomal dominant und 2–3 %
X-chromosomal bedingt (6). Insgesamt sind über 300
mit Schwerhörigkeit einhergehende kongenitale Syn-
Kongenitale Schwerhörigkeit
Insgesamt sind über 300 mit Schwerhörigkeit einhergehende kongenitale Syndrome bekannt.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 25 | 24. Juni 2011
MEDIZIN
TABELLE 2
Synopsis der Schwerhörigkeit nach Ursache und Symptomatik mit Diagnosebeispielen
Schallleitungsschwerhörigkeit
Schallempfindungsschwerhörigkeit
neurale Schwerhörigkeit
zentrale Schwerhörigkeit
Ursache
– akusto-mechanische Störung
der Schallausbreitung im
Gehörgang, am Trommelfell
oder an der Ossikelkette
– Störung der Haarzellfunktion oder ihrer synaptischen
Verbindungen zum Hörnerven
bei Betroffenheit der äußeren
Haarzellen Verlust des cochleären Verstärkers und damit
der Verstärkung für mittlere
Schallintensitäten (Recruitment)
– Verlust der scharfen Frequenzauflösung
– verminderte Zeitauflösung
– Störung der Hörnervenfunktion
– Verzögerung der Reizleitung
– Störung der Codierung des
akustischen Signals
– Störung der Hörbahnbeziehungsweise Hörrindenfunktion (Signalvergleich
beider Seiten, Synchronisation,
Modulation des Signals,
Wiedererkennung, Störsignalunterdrückung)
Symptomatik
bei Ursache im Gehörgang:
– Schallintensität wird verringert
(leisere Wahrnehmung)
– Intensitätsverlust und Einschränkung der Dynamiksteuerung
– leise Geräusche oder Sprache
werden zu leise und zu laut
wahrgenommen
– häufig verzerrte Wahrnehmung
– ähnliche Symptomatik wie bei
Schallempfindungsschwerhörigkeit, jedoch meist einseitig
– schlechtere Sprachwahrnehmung im Verhältnis zur Tonwahrnehmung
– Tongehör kann ungestört sein
– Störung der schnellen Sprachverarbeitung
– Störung der Geräuschlokalisation, des Sprachverständnisses im Störgeräusch und des
akustischen Gedächtnisses
akut:
– idiopathischer Hörsturz
– akutes Lärmtrauma
– Knalltrauma
– Explosionstrauma
– bakterielle/virale Labyrinthitis
– Akustikusneurinom
(Vestibularisneurinom)
– andere Tumoren des Felsenbeins oder Kleinhirnbrückenwinkels (Meningeom, Chordom, Chondrosarkom)
– Kompressionssyndrom
– Infarkte
– Blutungen
– Tumore
– Multiple Sklerose
– auditive Wahrnehmungs- und
Verarbeitungsstörung
– Reintonaudiogramm
– Sprachaudiogramm
– überschwellige Testverfahren
– Hörermüdungstests
– elektrische Response-Audiometrie
– Hörweitenbestimmung
– Reintonaudiogramm
– Sprachaudiogramm
– überschwellige Testverfahren
– Hörermüdungstest
– elektrische ResponseAudiometrie
bei Ursachen am Trommelfell
oder der Ossikelkette:
– Schallintensität und Frequenz
werden verändert (Dämpfung
oder Verstärkung der „Höhen“
oder „Tiefen“)
mögliche
Diagnose
akut:
– Cerumen obturans
– Tubenkatarrh
– Paukenerguss
– traumatische Trommelfellperforation
– akute Otitis media/Otitis
externa
permanent:
– Gehörgangsstenose/-atresie
– Trommelfell- oder Kettendefekt
bei chronischer Schleimhauteiterung
– Cholesteatom
– Missbildung
– Otosklerose
– Tympanosklerose
audiologische
Diagnostik
– Stimmgabeltest
– Flüstertest
– Hörweitenbestimmung
– Reintonaudiogramm
– Impedanzaudiometrie
Die Schwerhörigkeit wird eingeteilt in
• Schallleitungsschwerhörigkeit
• Schallempfindungsschwerhörigkeit
• neurale Schwerhörigkeit
• zentrale Schwerhörigkeit
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 25 | 24. Juni 2011
hereditär/permanent:
– heriditäre Schwerhörigkeit
– Presbyakusis
– Lärmschwerhörigkeit
– medikamentös-toxische
Schwerhörigkeit
– idiopathisch-chronisch
progrediente Schwerhörigkeit
– Nebenwirkungen von
Medikamenten
– Entstehung von Infektionen
und Hörstürze
– Stimmgabeltest
– Flüstertest
– Hörweitenbestimmung
– Reintonaudiogramm
– Sprachaudiogramm
– otoakustische Emissionen
Die audiologische Diagnostik umfasst unter anderem
• orientierende Tests: Stimmgabel, Hörweitenbestimmung
• Reinton- und Sprachaudiogramm, Impedanzmessung, überschwellige Tests
• otoakustische Emissionen, elektrische Reaktionsaudiometrie
439
MEDIZIN
KASTEN 1
Ursachen und Verteilung kongenitaler
Schallempfindungsschwerhörigkeit
● unbekannte Ursache (57 %)
● erworben (18 %)
– infektiös:
Toxoplasmose, Zytomegalie, Herpes, Mumps, Masern, Meningitis, Sepsis
– metabolisch:
Asphyxie, Hyperbilirubinämie
– toxisch:
Alkohol, Thalidomid, Chinin
– geburtstraumatisch:
(intrakranielle Blutung, Schädeltrauma, Lärm)
● genetisch bedingt (25 %)
– davon nicht-syndromal (70 %):
autosomal rezessiv (80 %)
autosomal dominant (17 %)
X-chromosomal (3 %)
– davon syndromal (30 %) beispielsweise*1:
Alport-Syndrom (mit fortschreitender Niereninsuffizienz)
Pendred-Syndrom (mit Struma bei Jodverwertungsstörung)
Cogan-Syndrom (mit interstitieller Keratitis)
Waardenburg-Syndrom (mit partiellem Albinismus, Lateralverlagerung der
Tränenpünktchen)
Usher-Syndrom (mit Retinitis pigmentosa)
Osteogenesis imperfecta (Kollagenstörung, Knochenbrüche)
Goldenhar-Syndrom (Ohrmuschelfehlbildung, Gesichtsdysmorphie)
Pierre-Robin-Syndrom (Mikrogenie, Gaumenspalte)
Franceschetti-Syndrom (kraniofaziale Dysmorphie)
*1 Von den über 300 syndromalen Schwerhörigkeiten sind nur einige beispielhaft genannt. Modifiziert
nach (4, 6)
440
ten sind in der Regel hochgradig, treten häufig nur
sporadisch auf und sind deshalb schwer zu diagnostizieren (17).
Pränatal, perinatal oder postnatal erworbene Hörstörungen haben häufig infektiöse, toxische oder traumatische Ursachen, die auch in späteren Phasen der kindlichen Entwicklung für progrediente und neu auftretende
Hörstörungen relevant sind. Liegen ausgewiesene Risikofaktoren vor, ist eine ausführliche Hördiagnostik indiziert (Tabelle 2).
Neugeborene haben seit dem Jahr 2008 einen gesetzlichen Anspruch auf eine Früherkennungsuntersuchung
der Hörstörungen durch das Neugeborenen-Hörscreening. Ziel ist dabei die Erkennung eines Hörverlustes
ab 35 dB bis zum Ende des dritten Lebensmonats und
eine entsprechende Therapie bis Ende des sechsten Lebensmonats. Für die Diagnostik werden objektive audiometrische Verfahren gefordert:
● TEOAE (Transitorisch Evozierte Ototakustische
Emissionen) und/oder
● AABR (Automatic Auditory Brainstem Response).
Die Therapie der kindlichen Schwerhörigkeit erfolgt
heute interdisziplinär mit frühzeitiger Hörsystemversorgung und Förderung des Hör- und Spracherwerbes
in pädaudiologischen Zentren. Bei einer angeborenen
Taubheit beziehungsweise Schwerhörigkeit sind heute
Cochleaimplantate ab einer Hörschwelle von 91 dB
konventionellen Hörgeräteversorgung überlegen (e3).
Dabei werden den Spracherwerb betreffend die besten
Ergebnisse erreicht, wenn die Kinder innerhalb der ersten beiden Lebensjahre und auf beiden Ohren mit einem Cochlea-Implantat versorgt werden (18).
Akute Schallempfindungsschwerhörigkeit im
Erwachsenenalter
drome bekannt, von denen einige stellvertretend
in genannt sind (Kasten 1). Die weitaus häufigeren, nicht-syndromal autosomal rezessiv vererbten
Schwerhörigkeiten sind oft durch Mutation eines
Gens für die Synthese des Transmembranproteins
Connexin 26 und 30 bedingt, das an den Haarzellen
zu Störung des Ionentransports führt (gap junctionprotein). Bei Verdacht auf eine genetische Schwerhörigkeit sollte nach Connexin-26- und -30-Mutationen
gesucht werden. Rezessiv vererbte Schwerhörigkei-
Akute Hörstörungen durch Schädigung der Sinneszellen oder der Homöostase des Innenohres können:
● traumatisch bedingt sein (zum Beispiel Schädelbasisfraktur),
● eine toxisch-infektiöse Ursache haben
● oder idiopathisch sein.
Charakteristisch für das Knalltrauma (zum Beispiel
durch Knallkörper) ist die kurzzeitige Schallbelastung
mit sehr hohen Pegeln über 140 dB und die sehr kurze
Dauer des Druckanstieges (< 1,5 ms). Davon abzugrenzen ist das Explosionstrauma mit längeren Druckanstiegen (> 2 ms) und dadurch folgender Trommelfellruptur.
Symptomatisch ist in beiden Fällen eine akute, meist
über Stunden anhaltende Hörminderung mit Tinnitus.
Kindliche Entwicklung
Pränatal, perinatal oder postnatal erworbene Hörstörungen haben häufig infektiöse, toxische oder
traumatische Ursachen, die auch in späteren Phasen der kindlichen Entwicklung für progrediente
und neu auftretende Hörstörungen relevant sind.
Akute Hörstörungen durch Schädigung der
Sinneszellen oder der Homöostase des Innenohres können
• traumatisch bedingt sein
• toxisch-infektiöse Ursache haben oder
• idiopathischer Natur sein.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 25 | 24. Juni 2011
MEDIZIN
In der Silvesternacht beträgt die Inzidenz eines Knalltraumas 28 bis 107 Personen pro 100 000 in Deutschland (19). Von akutem Lärmtrauma spricht man dagegen, wenn Lärm mit relativ hohen Pegeln über längere
Zeit (Sekunden bis zu Stunden) einwirkt (zum Beispiel
Rockkonzerte). Hier kommt es weniger zu strukturellen
Schäden an den Sinneszellen als vielmehr zu schweren
metabolischen Störungen (oxidativer Stress), die je
nach Dauer reversibel oder irreversibel sind und ebenfalls durch einen Hochtonverlust um 4 kHz und einen
Tinnitus in diesem Frequenzbereich symptomatisch
werden. Therapeutisch kommen Infusionsbehandlungen mit Rheologika und Kortison in Frage.
Akute toxische Innenohrschwerhörigkeit
Medikamente und bakterielle oder virale Toxine können über die Rundfenstermembran, den Liquor oder die
Blutversorgung an das Innenohr gelangen und die
Haarzellen irreversibel schädigen. Zu den bekanntesten
Medikamentengruppen zählen Aminoglykoside, Zytostatika, Schleifendiuretika, Salizylate und Chinin. Das
Risiko der medikamentösen Haarzellschädigung kann
heute durch Kontrolle von Serumkonzentrationsspiegeln reduziert werden kann (Kasten 2).
Daneben wirken Bakterientoxine beziehungsweise
Entzündungsmediatoren bei Virusinfekten toxisch auf
das Innenohr (Labyrinthitis). Beispiele sind die toxische
Labyrinthitis im Rahmen der Grippeotitis, der eitrigen
Meningitis oder der chronischen Otitis media. Virale
Allgemeininfektionen (Mumps, Masern, Röteln, Zytomegalie, HIV) erreichen hämatogen das Labyrinth (e4).
Hörsturz
Im englischen Sprachgebrauch wird der Hörsturz als
„Sudden Sensorineural Hearing loss“ geführt. Der Name soll darauf hinweisen, dass es sich um eine plötzlich
auftretende Hörstörung handelt, die nicht allein durch
das Innenohr hervorgerufen wird. Symptomatisch kann
der Hörsturz auftreten bei (20):
● Infektionen in 12,8 % (zum Beispiel Meningitis,
Lues oder HIV-Infektion)
● Ohrerkrankungen in 4,7 % (zum Beispiel Cholesteatom),
● traumatisch in 4,2 % (zum Beispiel Knalltrauma,
Schädelbasisfraktur),
● kardiovaskulär in 2,8 % oder
● paraneoplastisch in 2,2 %.
In 71 % der Fälle findet sich jedoch trotz Stufendiagnostik keine Ursache (idiopathischer Hörsturz). Mo-
Akute toxische Innenohrschwerhörigkeit
Zu den bekanntesten Medikamentengruppen, die
zu einer akut-toxischen Innenohrschwerhörigkeit
führen, zählen Aminoglykoside, Zytostatika,
Schleifendiuretika, Salizylate und Chinin.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 25 | 24. Juni 2011
KASTEN 2
Ototoxische Ursachen für
Schallempfindungsschwerhörigkeit (nach e4)
● Medikamente
–
–
–
–
Aminoglykoside (Gentamycin, Streptomycin, Tobramycin, Amikacin)
Zytostatika (Cisplatin, Cyclophosphamid)
Diuretika (Furosemid, Etacrynsäure)
andere (Salicylate, Chinin)
● gewerbliche Stoffe
– Schwermetalle (Quecksilber, Blei, Arsen)
– Lösungsmittel (Aminobenzole, Nitrobenzole)
– andere (Kohlenmonoxid, Fluor-, Schwefel-, Tetrachlorkohlenstoffverbindungen)
● Sucht- und Genussmittel
– Kokain, Heroin, Tabak, Alkohol
● Viren- oder Bakterientoxine
– Bakterientoxine (Pneumokokken, Staphylokokken, Streptokokken, Haemophilus) bei: Otitis media, Meningitis, Scharlach, Sepsis, Lues
– Virusinfektionen: Mumps, Masern, Röteln, Influenza, HIV, Zytomegalie
● metabolische Ursachen
– Vitamin-B12-Mangel, Hyperlipidämie, Folsäuremangel
dellvorstellungen gehen dabei von einer unbekannten
viralen, vaskulären oder immunologischen Genese aus,
die letztlich zu einer Homöostasestörung des Innenohres führen (e5).
Permanente Schallempfindungsschwerhörigkeit
im Erwachsenenalter
Presbyakusis
Es handelt sich um eine sensorineurale beidseitige
Schwerhörigkeit multifaktoriellen Ursprungs ab dem 5.
bis 6. Lebensjahrzehnt, die sich reintonaudiometrisch
durch einen Hochtonverlust auszeichnet. Ursächlich
werden physiologische Alterungsprozesse, besonders in
der mikrovaskulären Versorgung der Haarzellen (sensorischer Typ) mit den Folgen der Ischämie, Hypoxie und
oxidativem Stress angenommen. Daneben können die
Ganglienzellen (neuronaler Typ) oder die Stria vascularis (metabolischer Typ) betroffen sein. Von der Presbyakusis sind etwa 40 % der Menschen ab dem 65. Lebensjahr betroffen (7). Bisher gibt es keine Präventionsoptio-
Ototoxische Ursachen für
Schallempfindungsschwerhörigkeit
• Medikamente, gewerbliche Stoffe
• Sucht-und Genussmittel
• Viren- oder Bakterientoxine
• metabolische Ursachen
441
MEDIZIN
nen. Symptomatisch kommt eine Hörsystemversorgung
ab einem Hörschwellenverlust von 30 dB in den Sprachfrequenzen in Frage. Bei hochgradigen Schwerhörigkeiten im Alter mit weitgehendem Verlust des Sprachverständnisses sind Cochlea-Implantate indiziert.
Gewerblich bedingte Schwerhörigkeit
Unter den anerkannten Berufskrankheiten ist die Lärmschwerhörigkeit mit 40 % die häufigste Berufserkrankung
überhaupt (e6). Für die Entstehung ist der Energieeintrag
in das Innenohr entscheidend, dass heißt die Zeitdauer
und Intensität. In der Regel entsteht die Schwerhörigkeit
nach langjähriger Exposition von Lärm mit einem Pegel
von mindestens 85 dB über acht Stunden. Die Schädigung
der äußeren Haarzellen beginnt charakteristisch im Bereich von 4 kHz (C5-Senke im Reintonaudiogramm) (21).
Eine weitere Form der chronisch bedingten Schwerhörigkeit ist die chronisch-toxisch bedingte gewerbliche Schwerhörigkeit. Hier sind Schwermetalle, Benzole und Kohlenstoffverbindungen zu nennen, die nach
jahrelanger Expositionszeit zur Schwerhörigkeit führen
können. Dabei ist in der Regel ein symmetrischer Anstieg der Hörschwelle charakteristisch (Kasten 2).
Neurale Schwerhörigkeit
Hierunter werden alle durch den Hörnerv – einschließlich seiner Synapsen – bedingten Schwerhörigkeitsformen zusammengefasst. Ursachen sind vor allem Tumore (Meningeom, Chordom, Chondrosarkom) oder entzündlich bedingte Destruktionen des Felsenbeines
(Cholesteringranulom, Cholesteatom).
Mit einer Inzidenz von 1,74 pro 100 000 Einwohner
ist das Akustikusneurinom (Synonym: Vestibularisschwannom) die häufigste Ursache der neuralen
Schwerhörigkeit (e7). Bei einem einseitigen permanenten Abfall der Knochenleitungskurve im Reintonaudiogramm ohne erkennbare Ursache sind deshalb die Ableitung der Hirnstammpotenziale (BERA) und ein MRT
mit Kontrastmittelgabe indiziert. Die Therapieentscheidung wird heute interdisziplinär getroffen, wobei neben
einer operativen Entfernung die Radiatio und die engmaschige Observation – bestehend aus MRT, Hör- und
Gleichgewichtsdiagnostik – in Betracht kommen.
Eine Sonderform neuraler Schwerhörigkeiten ist die
auditorische Synaptopathie/Neuropathie, die als Teil einer generalisierten Neuropathie oder auch isoliert auftritt und die Synapsen der inneren Haarzellen betrifft.
Es kommt hier zu Störungen der zeitlichen Verarbeitung bis hin zum Erregungsleitungsblock (22).
Gewerblich bedingte Schwerhörigkeit
Unter den anerkannten Berufskrankheiten ist die
Lärmschwerhörigkeit mit 40 % die häufigste Berufserkrankung.
442
Zentrale Schwerhörigkeit
Entlang der Hörbahn erfolgt die Verarbeitung und Codierung des ursprünglich akustischen Signals auf verschiedenen Ebenen. Je höher die Störung lokalisiert ist,
desto komplexer werden die Hörfunktionen, wie das
Erkennen von bestimmten Signalen im Störgeräusch,
die Verarbeitung von simultanen Sprachsignalen oder
das Erkennen von Klangfarben.
Beim Erwachsenen sind zentrale Schwerhörigkeiten im Rahmen von traumatischen Ausfällen der Hörbahn und Hörzentren, Infarkten oder raumfordernden
Prozessen (Tumor, Blutungen) beziehungsweise entzündlichen Prozessen möglich. Bulboponine Hörstörungen gehen meist mit zentralem Schwindel, Ataxie
und anderer neurologischer Hirnstammsymptomatik
einher. Der Nachweis gelingt durch Hirnstammaudiometrie mit Messung der mittleren Potenziale. Bei
mesenzephalen Hörstörungen (etwa bei Multipler
Sklerose) steht die neurologische Symptomatik mit
motorischen und sensiblen Ausfällen im Vordergrund, während sich Parakusis (falsche akustische
Wahrnehmung) und Diplakusis (Doppeltonhören)
erst durch eine gezielte Anamnese erkennen lassen
(23). In funktionellen Tests können weiterhin das
Richtungshören und die schnelle Spracherkennung
pathologisch sein.
Eine Sonderform der zentralen Schwerhörigkeit ist
die im Schulalter anzutreffende auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS). Es handelt sich dabei um eine Schwäche in der zentralen,
modalitätsspezifischen auditiven Verarbeitung. Umstritten ist, ob diese Störung lediglich als eine Komorbidität bei Entwicklungsstörungen, Intelligenzminderungen, multimodalen Perzeptionsstörungen
und Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen auftritt oder eine eigenständige Entität darstellt (24). Die
Behandlung besteht in einer interdisziplinären Therapie mit gezieltem Training der auditiven Funktionsstörungen.
Interessenkonflikt
Prof. Zahnert erhielt Reisekostenunterstützung bei Vorträgen und Workshops
sowie Honorare für wissenschaftliche Vortragstätigkeit von den Firmen Med-El
Deutschland, Cochlear GmbH, ATOS, MIP Pharma GmbH, Merck Pharma
GmbH, HNO-Update GmbH. Es bestehen Beratertätigkeiten und wissenschaftliche Kooperationen mit den Firmen Kurz-Medizintechnik GmbH, Med-El, Cochlear GmbH, Omega Consulting GmbH mit der Unterstützung von Drittmittelprojekten. Prof. Zahnert unterhält 11 Patentanmeldungen zu Mittelohrimplantaten und implantierbaren Hörssystemen.
Manuskriptdaten
eingereicht: 26. 1. 2011, revidierte Fassung angenommen: 17. 5. 2011
Neurale Schwerhörigkeit
Hierunter werden alle durch den Hörnerv bedingten Schwerhörigkeitsformen zusammengefasst.
Ursachen sind vor allem Tumore oder entzündlich
bedingte Destruktionen des Felsenbeines.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 25 | 24. Juni 2011
MEDIZIN
LITERATUR
1. Mathers C, Smith A, Concha M: Global burden of hearing loss in the
year 2000. Global Burden of Disease. Geneva: World Health Organization, 2000: 130.
2. Sohn W: Schwerhörigkeit in Deutschland, Repräsentative Hörscreening-Untersuchung bei 2000 Probanden in 11 Allgemeinpraxen. Z
Allg Med 2001: 77; 143–7.
3. Fiellau-Nikolajsen M: Epidemiology of secretory otitis media. A descriptive cohort study. Ann Otol Rhinol Laryngol. 1983; 92: 172–7.
4. Gross M, Finckh-Krämer U, Spormann-Lagodzinski M: Angeborene
Erkrankungen des Hörvermögens bei Kindern HNO 2000; 48:
879–86.
5. Mäki-Torkko EM, Lindholm PK, Väyrynen MR, Leisti JT, Sorri MJ: Epidemiology of moderate to profound childhood hearing impairments in
northern Finland. Any changes in ten years? Scand Audiol 1998;
27(2): 95–103.
6. S2-Leitlinie: Periphere Hörstörungen im Kindesalter, AWMF-Registernummer 049/010, Stand 02/2005. www.awmf.org/uploads/tx_szleit
linien/049–010l.pdf
7. Ries PW: Prevalence and characteristics of persons with hearing trouble: United States, 1990–1991. Series 10: Data From the National
Health Survey, No 188, Hyattsville: US Department of Health and Human Services, Publication No. (PHS) 94–1516, 1994; 1–75.
8. Browning GG, Gatehouse S: The prevalence of middle ear disease in
the adult British population. Clin Otolaryngol 1992; 17: 317–21.
9. Zahnert T: Schwerhörigkeit – Ätiologie, Diagnostik und auditive Rehabilitation. Laryngo-Rhino-Otol 2010; 89(11): 669–93.
10. Lehnhardt E, Laszig R: Praxis der Audiometrie Stuttgart: Georg Thieme Verlag 2009; 47–52.
11. Pau HW, Sievert U, Just T, Sade J: Pressure changes in the human
middle ear without opening the eustachian tube. Acta Oto-Laryngologica 2009; 129: 1182–6.
12. Hüttenbrink KB: Die chronische Otitis media. In: Naumann H H, Helms
J, Herberhold C, Kastenbauer E (eds): Oto-Rhino-Laryngologie in Klinik und Praxis.. Stuttgart: Thieme Verlag, 1994; 601–32.
13. Declau F, van Spaendonck M, Timmermans JP, Michaels L, Liang J,
Qiu JP, van de Heyning P: Prevalence of histologic otosclerosis: An
unbiased temporal bone study in caucasians. In: Arnold W, Häusler R
(eds): Otosclerosis and stapes surgery. Basel: Karger 2007; 6–16.
14. Vincent R, Sperling NM, Oates J, Jindal M: Surgical findings and longterm hearing results in 3 050 stapedotomies for primary otosclerosis:
a prospective study with the otology-neurotology database.Otol Neurotol 2006; 27(Suppl 2): 25–47.
15. Zenner HP: The role of outer hair cell damage in the loss of hearing.
Ear Nose Throat J 1997; 76: 140, 143–4.
16. Gross M, Finckh-Krämer U,Spormann-Lagodzinski M: Angeborene Erkrankungen des Hörvermögens bei Kindern HNO 2000; 48: 879–86.
17. Ptok M, Ptok A: Formen kindlicher Schwerhörigkeit. Monatsschr Kinderheilkd 2001; 149: 870–6.
18. Laszig R, Aschendorff A, Beck R, Schild C, Kröger S, Wesarg T, Arndt
S: Langzeitergebnisse nach Kochleaimplantatversorgung bei Kindern,
HNO 2009; 57: 657–62.
19. Plontke S K-R, Dietz K, Pfeffer C, Zenner H-P: The incidence of
acoustic trauma due to New Year’s firecrackers. Eur Arch Otorhinolaryngol 2002; 259: 247–52.
20. Chau JK, Lin JR, Atashband S, Irvine RA, Westerberg BD: Systematic
review of the evidence for the etiology of adult sudden sensorineural
hearing loss. Laryngoscope. 2010; 120: 1011–21.
21. Brusis T: Berufliche Lärmschwerhörigkeit. Diagnose, Differenzialdiagnose und Begutachtung. Trauma Berufskrankh 2006; 8: 65–72.
22. Moser T, Strenzke N; Meyer A, et al.: Diagnostik und Therapie der auditorischen Synaptopathie/Neuropathie. HNO 2006; 54: 833–9.
23. Schorn K, Differenzialdiagnose der Hörstörung. In: Nauman H: Differentialdiagnostik der Schwerhörigkeit, Stuttgart: Thieme 1990;
56–94.
24. Nickisch A, et al.: Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsleistungen. Laryngo-Rhino-Otol 2009; 88: 469–76.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 25 | 24. Juni 2011
Anschrift des Verfassers
Prof. Dr. med. habil. Dr. h. c. Thomas Zahnert
Universitäts-HNO-Klinik Dresden
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
[email protected]
SUMMARY
The Differential Diagnosis of Hearing Loss
Background: According to the World Health Organization, hearing loss is
one of the six leading contributors to the global burden of disease. It is
becoming an ever more important problem in society at large, not just
because the population is aging, but also because young people increasingly spend their leisure time in activities involving excessive exposure
to noise. On the other hand, the treatment of hearing loss is improving
as the result of technical developments in otological surgery, hearing
aids, and cochlear implants; for nearly every type of hearing loss, there
is now some type of rehabilitative treatment. The prerequisite to effective care is a timely and accurate diagnosis.
Method: Review of pertinent literature and national guidelines.
Results and Conclusion: The available epidemiological data on hearing
loss in Germany are inadequate. It is roughly estimated that 13 to 14
million people in Germany are in need of treatment for hearing loss. The
most common types of permanent hearing loss are those associated
with old age, chronic otitis media, and acoustic trauma. Transient hearing loss is particularly common in childhood as a result of inadequate
ventilation of the middle ear. The further technical development of cochlear implants has now widened their indications to include severe congenital deafness and presbycusis.
Zitierweise
Zahnert T: The differential diagnosis of hearing loss. Dtsch Arztebl Int 2011;
108(25): 433–44. DOI: 10.3238/arztebl.2011.0433
@
Mit „e“ gekennzeichnete Literatur:
www.aerzteblatt.de/lit2511
The English version of this article is available online:
www.aerzteblatt-international.de
Weitere Informationen zu cme
Dieser Beitrag wurde von der Nordrheinischen Akademie für ärztliche Fort- und
Weiterbildung zertifiziert. Die erworbenen Fortbildungspunkte können mit Hilfe
der Einheitlichen Fortbildungsnummer (EFN) verwaltet werden.
Unter cme.aerzteblatt.de muss hierfür in der Rubrik „Meine Daten“ oder bei der
Registrierung die EFN in das entsprechende Feld eingegeben werden und durch
Bestätigen der Einverständniserklärung aktiviert werden. Die 15-stellige EFN
steht auf dem Fortbildungsausweis.
Wichtiger Hinweis
Die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung ist ausschließlich über das Internet möglich: cme.aerzteblatt.de. Einsendeschluss ist der 5. 8. 2011.
Einsendungen, die per Brief oder Fax erfolgen, können nicht berücksichtigt werden.
Die Lösungen zu dieser cme-Einheit werden in Heft 33/2011 an dieser Stelle
veröffentlicht.
Die cme-Einheit „Aktuelle Schrittmacher- und Defibrillatortherapie“ (Heft 21/2011)
kann noch bis zum 8. 7. 2011 bearbeitet werden.
Für Heft 28–29/2011 ist das Thema „Kontrazeption“ vorgesehen.
Lösungen zur cme-Einheit in Heft 17/2011:
Bufler P, et al.: Chronische Bauchschmerzen bei Kindern und Jugendlichen
Lösungen: 1b, 2a, 3a, 4c, 5d, 6c, 7a, 8e, 9d, 10c
443
MEDIZIN
Bitte beantworten Sie folgende Fragen für die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung. Pro Frage
ist nur eine Antwort möglich. Bitte entscheiden Sie sich für die am ehesten zutreffende Antwort.
Frage Nr. 1
Frage Nr. 6
Zu welcher Form der Schwerhörigkeit können
Trommelfelldefekte führen?
a) Schallleitungsschwerhörigkeit
b) Schalllempfindungsschwerhörigkeit
c) sensorische Schwerhörigkeit
d) zentrale Schwerhörigkeit
e) auditive Verarbeitungs-Wahrnehmungsstörung
Ab welchem Alter beträgt die Inzidenz für eine Presbyakusis 40 Prozent?
a) ab dem 25. Lebensjahr
b) ab dem 35. Lebensjahr
c) ab dem 45. Lebensjahr
d) ab dem 55. Lebensjahr
e) ab dem 65. Lebensjahr
Frage Nr. 7
Frage Nr. 2
Was ist die häufigste Form passagerer
Schwerhörigkeiten im Kindesalter?
a) akute Otitis media purulenta
b) Mittelohrfehlbildung
c) Otosklerose
d) Paukenerguss
e) chronische Otitis media
Welche Diagnose ist mit einer zentralen Schwerhörigkeit assoziiert?
a) Morbus Meniére
b) Otosklerose
c) auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung
d) Akustikusneurinom
e) Presbyakusis
Frage Nr. 8
Frage Nr. 3
Welche der genannten Medikamentengruppen
wirkt nicht ototoxisch?
a) Schleifendiuretika
b) Zytostatika
c) Salizylate
d) Kortikoide
e) Aminoglykoside
Bei einem Patienten zeigt sich im Reintonaudiogramm ein
mittlerer Hörverlust von 30 dB. Er klagt über Hörschwierigkeiten und dass
er Gespräche oder Ansprachen nicht richtig verstehen kann, wenn sie weiter
als 1 Meter entfernt sind.
Wie hoch ist nach der Einteilung der WHO der Grad der Schwerhörigkeit?
a) Grad 0, normalhörig
b) Grad 1, geringradige Schwerhörigkeit
c) Grad 2, mittelgradige Schwerhörigkeit
d) Grad 3, hochgradige Schwerhörigkeit
e) Grad 4, Hörreste oder Taubheit
Frage Nr. 4
Frage Nr. 9
Was ist das häufigste Ergebnis der Ursachenforschung
eines Hörsturzes?
a) eine lokale Ohrenerkrankung
b) eine Virusinfektion
c) eine Herz-Kreislauf-Erkrankung
d) ein Akustikusneurinom
e) keins
In welcher Zeitspanne sollte das Neugeborenenhörscreening
durchgeführt werden?
a) innerhalb der ersten 30 Lebenstage
b) innerhalb der ersten drei Lebenstage
c) innerhalb der ersten sieben Lebenstage
d) innerhalb des ersten Lebenstages
e) innerhalb der ersten 14 Lebenstage
Frage Nr. 5
Frage Nr. 10
Welche Tonfrequenz ist bei einer beginnenden
Lärmschwerhörigkeit besonders betroffen?
a) 500 Hz
b) 1 kHz
c) 8 kHz
d) 4 kHz
e) 15 kHz
In welchem Zeitraum sind angeborene Schwerhörigkeiten
häufig progredient?
a) innerhalb der ersten sechs Lebensmonate
b) innerhalb der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres
c) zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr
d) zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr
e) zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr
444
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 25 | 24. Juni 2011
MEDIZIN
Differenzialdiagnose der
Schwerhörigkeit
Thomas Zahnert
eLITERATUR
e1. Dai C, Gan RZ: Change of middle ear transfer function in otitis
media with effusion model of guinea pigs, Hearing Research
2008; 243: 78–86.
e2. Karosi T, Sziklai I: Etiopathogenesis of otosclerosis. Eur Arch Otorhinolaryngol 2010; 267: 1337–49.
e3. Walch C, Moser M, Anderhuber W, Köle W: 91 dB hearing
loss—the threshold for a cochlear implant? HNO 2000; 48:
828–31.
e4. Probst R: Innenohr und retrocochleäre Störungen. In: Probst R,
Grevers G, Iro H (eds): Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, 3. Aufl.
Stuttgart: Thieme 2008; 240.
e5. Suckfüll M: Perspectives on the pathophysiology and treatment of
sudden idiopathic sensorineural hearing loss. Dtsch Arztebl Int
2009; 106(41): 669–76.
e6. Feldmann H: Das Gutachten des HNO-Arztes: Stuttgart, New York:
Thieme 2006; 178.
e7. Tos M, Stangerup SE, Caye-Thomasen P, Tos T, Thomsen J: What
is the real incidence of vestibular schwannoma? Achives of Otolaryngology 2004; 130: 216–20.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 25 | 24. Juni 2011
3
Punkte
cme
Teilnahme nur im
Internet möglich:
aerzteblatt.de/cme
13
Herunterladen