Inhaltsverzeichnis 1 Abkürzungsverzeichnis 5 2 Einleitung 7 3 Lindan 9 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 9 10 10 11 11 12 Historie Kennzahlen Darstellung Toxizität Gewebeeinlagerung Metabolisierung 4 Chemische Grundlagen 4.1 Kohlenwasserstoffe 4.1.1 Gesättigte Kohlenwasserstoffe 4.1.2 Ungesättigte Kohlenwasserstoffe 4.1.3 Aromatische Kohlenwasserstoffe 4.1.4 Halogenkohlenwasserstoffe 4.2 Halogene 4.3 Radikale 5 Analytik 5.1 Iodzahlbestimmung 5.2 Isotopenmarkierung 6 Pflanzenschutzmittel: Aktuelle Situation 6.1 Definitionen 6.2 Zulassungsverfahren 6.3 Zugelassene Insektizide 15 15 15 15 16 16 16 16 18 18 18 19 19 20 20 7 Resümee 22 8 Literaturverzeichnis 24 9 Fachbegriffsverzeichnis 27 10 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 28 11 Danksagung 29 12 Selbstständigkeitserklärung 30 1 Abkürzungsverzeichnis °C Grad Celsius ADI Annehmbare tägliche Aufnahme ('acceptable daily intake') BfR Bundesinstitut für Risikobewertung Br Brom BVL Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit C Kohlenstoff 14 Kohlenstoffisotop mit der Massenzahl 14 C Cl Chlor 36 Chlorisotop mit der Massenzahl 36 EN Elektronegativität F Fluor g Gramm h Planck'sches Wirkungsquantum H Wasserstoff 3 Wasserstoffisotop mit der Massenzahl 3 Cl H HCH Hexachlorcyclohexan hPa Hektopascal I Iod IZ Iodzahl JKI Julius-Kühn-Institut kg Kilogramm KG Körpergewicht l Liter LD Letale Dosis m3 Kubikmeter MAK Maximale Arbeitsplatzkonzentration mbar Millibar mg Milligramm n Anzahl N Stickstoff O Sauerstoff P Phosphor 32 Phosphorisotop mit der Massenzahl 32 POPs Persistente organische Schadstoffe ('persistent organic pollutants') ppm Millionstel ('parts per million') PSE Periodensystem der Elemente S Schwefel P 35 Schwefelisotop mit der Massenzahl 35 T Tritium UBA Umweltbundesamt UV Ultraviolett ν Frequenz S 7 2 Einleitung Im August 2010 wurde die Broschüre 'Ridding the world of POPs: A guide to the stockholm convention on persistent organic pollutants' veröffentlicht, eingeleitet mit folgendem Inhalt: 'People of four generations ago lived at the turn of the 20th century, before the invention and widespread use in agriculture and industry of thousands of synthetic chemicals. Those of us living in the early 21st century inhabit world where some of the substances – which were introduced as far back as the 1920s and employed more and more in the 1940s and ’50s – have been around for decades. Now they are everywhere… including in the tissues of every human being on earth. This is a frightening development. There are traces within you – or, depending on your circumstances and exposures, more than traces – of several hundred man-made chemicals. Many are harmless (or at least are so far thought to be). Others, however, may cause cancer and damage the nervous systems, reproductive systems, immune systems, or livers of animals. Mounting scientific evidence is confirming long-term suspicions that they do the same to human beings. Over the past 50 years we have all been unwitting participants in a vast, uncontrolled, worldwide chemistry experiment involving the oceans, air, soils, plants, animals, and Kommentar [hd1]: Der Geist, in dem das geschrieben ist, geht zu sehr in die grün-emotionale Richtung. Dass man nicht sachlich Probleme anspricht, sondern Menschen anspricht (emotionale Ansprache erzeugt Angst) und die Wertung von Chemikalien entsprechend man-made (muss schlecht sein) versus natural (muss gut sein) spricht für sich und ist als wissenschaftliche Aussage unhaltbar. human beings. The Chemicals Revolution has indeed greatly contributed to human well-being. Chemicals have raised farming yields by killing crop pests and have made possible an endless array of useful products. But once released into the world, some chemicals cause toxic reactions, persist in the environment for years, travel thousands of kilometres from where they were used, and threaten long-term health and ecology in ways that were never anticipated or intended. One class of substances in particular, called persistent organic pollutants (POPs), has aroused concern. Many POPs pose such significant threats to health and the environment that on 22 May 2001, the world’s governments met in Sweden and adopted an international treaty aimed at restricting and ultimately eliminating their production, use, release and storage. The treaty, called the Stockholm Convention on Persistent Organic Pollutants, is a major achievement. It started by immediately targeting 12 particularly toxic POPs for reduction and eventual elimination. It also set up a system for tackling additional Kommentar [hd2]: Das stimmt, und ich würde eher aus dieser Veröffentlichung zitieren, nicht aus der o.g. 8 chemicals identified as unacceptably hazardous. Nine of such new chemicals were added to the Convention in May 2009.' [29] Der obige Text ist der Versuch, eine Leserschaft auf die Brisanz der Eigenschaften von 'persistent organic pollutants' (POPs) hinzuweisen. Die Wahl der direkten Anrede, getroffene Äußerungen wie 'there are traces in you' oder 'a vast, uncontrolled, worldwide chemistry experiment' sind jedoch nicht geeignet, um auf angemessene, sachliche Art und Weise Auskunft über 'persistent organic pollutants' zu geben. Ausgehend von γ-Hexachlorcyclohexan (Lindan) sollen in der vorliegenden Arbeit die Risiken chlorierter Kohlenwasserstoffe aufgezeigt werden - auf eine nachvollziehbare, sachliche und objektive Art und Weise. 9 3 Lindan 3.1 Historie Die insektizide Wirksamkeit von Hexachlorcyclohexan wurde erstmals im Jahr 1940 von Dupire und Raucourt beschrieben. Verabreicht als Talkumpuder mit einem 4%igen HCH-Anteil konnte gegen Larven und Adulti des Kartoffelkäfers (Leptinotarsa decemlineata) eine Mortalitätsrate von 50% nach 2 Tagen und 80% nach vier Tagen nachgewiesen werden. [8] Im Jahr 1945 schrieb Slade über γ-Hexachlorcylohexan (Lindan): "Early in 1943 the γ isomer was isolated and found to be more toxic to weevils than any substance which we had ever tested. It was established that the insecticidal action of 666 was due almost entirely to the presence of γ 1. 2. 3. 4. 5. 6. hexachlorocyclohexane, which I shall call Gammexane." [26] Im Jahr 1971 wurde in der Bundesrepublik Deutschland ein erstes Anwendungsverbot von Lindan ausgesprochen: Es galt für Getreidevorräte und deren Verarbeitungsprodukte, begründet mit der Vermeidung nicht vertretbarer Rückstände in den genannten Erzeugnissen [3]. Im Jahr 1973 schrieben Demozay und Marechal: "Lindan, das chemisch eindeutig definiert, geruchlos, billig in der Herstellung und gegenüber den meisten Insektenordnungen von großer Wirksamkeit ist, hat sich in der Anwendung als weitgehend unbedenklich erwiesen. Seine geringe Toxizität zum Zeitpunkt der Applikation, das rasche Verschwinden der Rückstände auf den Pflanzen und die Tatsache, daß es nur in niedrigen Dosen angewandt werden muß, machen Lindan zu einem Insektizid, dem noch lange Zeit das Interesse von Praktikern und Hygienikern gelten wird." [28] Im Jahr 1974 wurde in der Bundesrepublik Deutschland das Anwendungsverbot von Lindan ausgedehnt: Es galt für Getreidevorräte, Getreideerzeugnisse sowie in Betriebsräumen und Mahlsystemen von Mühlen und in Mehlsilos, begründet mit der Vermeidung nicht vertretbarer Rückstände in den genannten Erzeugnissen. Im Jahr 2003 wurde in Deutschland ein vollständiges Verbot für die Anwendung von Lindan als Pflanzenschutzmittel ausgesprochen. [3] Im Jahr 2009 wurde Lindan den 'persistent organic pollutants' zugeordnet. Ein von nahezu 170 Ländern und Regierungen unterzeichnetes Abkommen sah vor, Maßnahmen zu ergreifen, die Produktion und die Verwendung von Lindan, gelistet in der Rubrik 'Annex A (Elimination)', einzustellen, mit einer Einschränkung: In der Humanmedizin 10 findet Lindan für die Kontrolle von Kopfläusen und Krätzemilben weiterhin Anwendung, als Pharmazeutikum der zweiten Wahl. [30] 3.2 Kennzahlen Lindan = γ-1,2,3,4,5,6-Hexachlorcyclohexan (γ-HCH): Summenformel C6H6Cl6, Molekulargewicht 290,8, Siedepunkt 176 °C (13 mbar), Dampfdruck ca. 0,0004 hPa (20°C), Wasserlöslichkeit ca. 6 mg/l (20°C), MAK 0,5 mg/m3, ADI 0,008 mg/kg Körpergewicht [16]. 3.3 Darstellung Durch UV-Licht werden Cl2-Moleküle in Cl-Atome gespalten, die sich radikalisch an Benzol addieren. Als Endprodukt entsteht Hexachlorcyclohexan, das in 8 isomeren Formen auftreten kann. [21] Abb. 1 Addition von Chlor an Benzol: Darstellung von Hexachlorcyclohexan [22] Technisches HCH enthält 65-70% α-HCH, 7-10% β-HCH, 14-15% γ-HCH (Lindan), ca. 7% δ-HCH, 1-2% ε-HCH sowie 1-2% sonstige Verbindungen wie Heptachlor- und Octachlorcyclohexan [16]. Durch Extraktion mit Methanol kann γ-HCH mit einem Reinheitsgrad von über 99% hergestellt werden [28]. 11 Abb. 2 γ-Hexachlorcyclohexan (Lindan) in Sesselkonformation [16] 3.4 Toxizität Toxizität bezeichnet die Giftigkeit einer Substanz [15]. Basistest für die Ermittlung der relativen akuten Toxizität von Chemikalien bei Tieren ist die Bestimmung von LD50 [14], die letale Dosis zur Erzielung einer Sterblichkeit von 50% der Versuchstiere [1], bemessen in mg Wirkstoff pro kg (mg/kg) Körpergewicht (KG). Gaines beschrieb im Jahr 1960 eine LD50-Studie, bei der in Erdnussöl gelöstes Lindan oral in Einzeldosen an 90 Tage alte 'Sherman strain'-Ratten verabreicht wurde, mit dem Ergebnis eines LD50-Werts von ca. 90 mg/kg KG sowohl für weibliche als auch für männliche Tiere [14]. Oral, in öliger Lösung eingenommen, sollen beim Menschen 1,7 mg Lindan pro kg KG deutliche Vergiftungserscheinungen hervorgerufen haben [19]. Anfängliche Symptome einer akuten Vergiftung durch chlorierte, zyklische Kohlenwasserstoffe beim Menschen sind Unruhe, Reizbarkeit, Lichtscheu, Reflexabschwächung, Parästhesien, Hyperästhesie, Kopfschmerz, gefolgt von motorischer Erregung, Schwindel, Sprachstörung, Muskelschwäche, Tremor, tonisch-klonischen Krämpfen, Trismus, Opisthotonus, Müdigkeit, Ausfällen psychischer Leistungen, Delir, Herzrhythmusstörung, Tachykardie, Dyspnoe, Zyanose [9]. 3.5 Gewebeeinlagerung Chlorierte, zyklische Kohlenwasserstoffe reichern sich in Fettgewebe, Gehirn, Nerven, Leber und Herz an und sind noch nach Jahren nachweisbar. Werden Fettdepots mobilisiert, gelangen chlorierte, zyklische Kohlenwasserstoffe wieder in die Blutbahn; [6] bei Kommentar [hd3]: Vermeiden Sie das Wort Gifte. 12 zehrenden Krankheiten wie Krebs oder extremen Abmagerungskuren kommt es zu einer Umverteilung in andere Organe, insbesondere in das gesamte Nervengewebe [9]. Rivett et al. beschrieben im Jahr 1978 einen Versuch, bei dem in Aceton gelöstes Lindan, vermischt mit pulverisiertem Futter, über einen Zeitraum von zwei Jahren an Hunde der Rasse 'Beagle', bei Untersuchungsbeginn 16-20 Wochen alt, verabreicht wurde. Die drei Versuchsgruppen, die über das Futter Lindan in Konzentrationen von 25, 50 oder 100 ppm erhielten, und die Kontrollgruppe bestanden jeweils aus 4 weiblichen und 4 männlichen Tieren. Jedem Tier wurden am Morgen 200g und am Nachmittag 200g Futter angeboten. [25] Tab. 1 Lindankonzentrationen in verschiedenen Geweben von Hunden ('Beagle', männlich und weiblich) nach oraler Verabreichung von Lindan über einen Zeitraum von zwei Jahren [25] und die Verhältnisse zwischen Futtermittel- und Gewebekonzentrationen Lindankonzentration im Futtermittel (ppm) 25 50 100 Lindankonzentration im Gewebe (ppm) Gehirn 0,38 0,41 1,35 Leber 0,90 0,63 2,90 Körperfett 12,10 23,40 66,80 Verhältnis der Lindankonzentration im Futtermittel zu der in: Gehirn 66:1 122:1 74:1 Leber 28:1 79:1 34:1 Körperfett 2:1 2:1 2:1 Bei allen Versuchsgruppen wurde nach zwei Jahren ein Verhältnis von 2:1 zwischen der Lindankonzentration im Futter und der Lindankonzentration im Fettgewebe der Versuchstiere festgestellt. 3.6 Metabolisierung Zur Biotransformation der verschiedenen HCH-Isomere, festgestellt im Labortier, tragen vier initiale Reaktionen wesentlich bei. Unter Mitwirkung mikrosomaler Enzyme erfolgen Hydroxylierung, Dehydrierung und Dechlorierung, während durch verschiedene subzelluläre Fraktionen eine Abspaltung von Wasserstoff- und Chlorionen, die Dehydrochlorierung, katalysiert wird. [7] Karapally et al. beschrieben im Jahr 1973 einen Versuch, bei dem uniform radioaktiv markiertes 14 C-Lindan, in Maiskeimöl gelöst, mittels Gelatinekapseln an Kaninchen über einen Zeitraum von 26 Wochen verabreicht wurde. Fünf männlichen Kaninchen der Rasse 'New Zealand White', mit einem Körpergewicht von 2 bis 2,5 kg, bei Untersuchungsbeginn 6 Monate alt, wurden folgende Einzeldosen verabreicht: In der 1. bis 4. Woche zwei Mal wöchentlich 3 mg, in der 5. bis 15. Woche zwei Mal 13 wöchentlich 6 mg, in der 16. bis 26. Woche zwei Mal wöchentlich 12 mg 14C-Lindan. In Stoffwechselkäfigen untergebracht, erhielten die Kaninchen Futter und Wasser ad libitum; sie waren wie das sechste Kaninchen, dem kein Lindan gegeben wurde, augenscheinlich gesund und hielten ihr Gewicht. Von den Kaninchen, denen 14 C-Lindan verabreicht wurde, wurden täglich Urin- und Kotproben gesammelt, mit folgendem Ergebnis: Bis zum Ende des 26-wöchigen Fütterungszeitraums wurden 54% der verabreichten Radioaktivität über den Urin und 13% über den Kot ausgeschieden. Etwa 56% der urinär ausgeschiedenen Metaboliten waren in Ether löslich. Von den urinär ausgeschiedenen, etherlöslichen Metaboliten konnten 68,51% gaschromatografisch als Phenole und Benzole nachgewiesen werden. [17] Tab. 2 Gaschromatografisch erfasste, etherlösliche, urinär ausgeschiedene Metaboliten während der oralen Verabreichung von 14C-markiertem Lindan (C6H6Cl6) an Kaninchen ('New Zealand White', männlich) über einen Zeitraum von 26 Wochen [17] und der daraus abgeleitete Kohlenstoff- und Chloranteil Metaboliten im Urin, etherlöslich Bezeichnung, Summenformel Pentachlorphenol, C6HCl5O Tetrachlorphenol, C6H2Cl4O Trichlorphenol, C6H3Cl3O Dichlorphenol, C6H4Cl2O Tetrachlorbenzol, C6H2Cl4 Trichlorbenzol, C6H3Cl3 Dichlorbenzol, C6H4Cl2 Summe Atome der Ausgangssubstanz Lindan C-Atome Cl-Atome nachweislich ausgeschieden (%) nachweislich ausgeschieden (%) nachweislich ausgeschieden (%) nicht nachweislich ausgeschieden (%) 0,40 6,70 45,20 9,90 0,01 0,30 6,00 68,51 0,12 2,03 13,67 2,99 0,00 0,09 1,81 20,72 0,10 1,35 6,83 1,00 0,00 0,05 0,60 9,94 0,02 0,68 6,83 2,00 0,00 0,05 1,21 10,78 Von der, durch den Ausgangsstoff Lindan, in den Organismus eingebrachten Radioaktivität nahmen die in dieser Untersuchung festgestellten, nachweislich urinär ausgeschiedenen Chlorphenole und Chlorbenzole demnach einen Gesamtanteil von 20,72% ein. Dies bedeutet, dass von den radioaktiv markierten C-Atomen des verabreichten Lindans nachweislich 20,72% in Form von Phenolen und Benzolen über den Urin ausgeschieden wurden. Es bedeutet nicht, dass ebenso 20,72% der Cl-Atome des verabreichten Lindans in Form von Phenolen und Benzolen über den Urin ausgeschieden wurden. 14 Bei Betrachtung der Anteile der einzelnen nachweislich ausgeschiedenen Chlorphenole und Chlorbenzole wird unter Einbeziehung der jeweiligen Summenformeln deutlich, dass in Form von Chlorphenolen (C6HnClnO) und Chlorbenzolen (C6HnCln) 20,72% der Kohlenstoffatome und 9,94% der Chloratome der Ausgangssubstanz Lindan (C6H6Cl6) nachweislich ausgeschieden wurden. Der Verbleib von 10,78% der Chloratome der Ausgangssubstanz Lindan konnte nicht festgestellt werden. 15 4 Chemische Grundlagen 4.1 Kohlenwasserstoffe Kohlenwasserstoffe, die einfachsten Verbindungen der organischen Chemie, bestehen nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff. Sie werden nach Bindungsart und Struktur eingeteilt in gesättigte Kohlenwasserstoffe (Alkane/Paraffine), ungesättigte Kohlenwasserstoffe (Alkene/Olefine, Alkine), aromatische Kohlenwasserstoffe (Arene). Eine weitere Gliederung erfolgt in offenkettige (azyklische) und in ringförmige (zyklische) Verbindungen. [22] 4.1.1 Gesättigte Kohlenwasserstoffe Das einfachste offenkettige Alkan ist das Methan, CH4. Durch sukzessives Hinzufügen einer CH2-Gruppe lässt sich daraus die homologe Verbindungsreihe der Alkane mit der Summenformel CnH2n+2 ableiten. Die Moleküle sind als Ganzes unpolar und lösen sich daher gut in anderen Kohlenwasserstoffen, hingegen nicht in polaren Lösungsmitteln wie Wasser. Solche Verbindungen bezeichnet man als hydrophob (wasserabweisend) oder als lipophil (fettfreundlich). Obwohl die Alkane wenig reaktionsfreudig sind, lassen sich doch verschiedene Reaktionen mit ihnen durchführen. Für diese ist charakteristisch, dass sie über Radikale als Zwischenstufen verlaufen. Die Cycloalkane sind gesättigte Kohlenwasserstoffe mit ringförmig geschlossenem Kohlenstoffgerüst. Sie bilden ebenfalls eine homologe Reihe. Die Cycloalkane haben die gleiche Summenformel wie die Alkene, nämlich C2H2n. Sie zeigen aber eine ähnliche Chemie wie die offenkettigen Alkane mit Ausnahme des Cyclopropans und des Cyclobutans. Bei den Ringverbindungen können wegen der Beweglichkeit der C-C-Bindungen verschiedene Konformationen auftreten. Am bekanntesten sind die Sesselformen und die energetisch wesentlich ungünstigere Wannenform des Cyclohexans. [22] 4.1.2 Ungesättigte Kohlenwasserstoffe Die Alkene bilden eine homologe Reihe von Kohlenwasserstoffen mit einer oder mehreren C=C-Doppelbindungen. Ihre allgemeine Summenformel ist CnH2n. Ungesättigte Verbindungen wie die Alkene sind reaktionsfreudiger als die gesättigten Kohlenwasserstoffe, weil die π-Elektronen der Doppelbindung zur Reaktion zur Verfügung stehen. Charakteristisch sind Additionsreaktionen. 16 Eine weitere homologe Reihe ungesättigter Verbindungen bilden die unverzweigten und verzweigten Alkine. Der Prototyp für diese Moleküle mit einer C≡C-Dreifachbindung ist das Ethin (Acetylen), HC≡CH. Im Vergleich zu Alkenen sind sie oft weniger reaktiv. [22] 4.1.3 Aromatische Kohlenwasserstoffe Während die Mehrfachbindung im Ethen als zwischen den Kernen lokalisiert angesehen werden kann, existiert in einigen anderen Molekülen eine delokalisierte Bindung oder Mehrzentrenbindung. Der typische Vertreter dafür ist das Benzol, C6H6. Die Elektronen des π-Systems sind gleichmäßig über das Benzolmolekül verteilt. Das Benzol bezeichnet man als mesomerie- oder resonanzstabiliert. Alle Kohlenwasserstoffe, die das besondere Bindungssystem des Benzols enthalten, zählen zu den sogenannten aromatischen Verbindungen (Aromaten). [22] 4.1.4 Halogenkohlenwasserstoffe Halogenkohlenwasserstoffe enthalten neben Kohlenstoff und Wasserstoff ein oder mehrere Halogenatome. Sie unterscheiden sich durch das Halogenatom als funktionelle Gruppe deutlich von reinen Kohlenwasserstoffverbindungen [22]. 4.2 Halogene Die Halogene (Salzbildner) bilden die VII. Hauptgruppe des PSE. Alle Elemente haben ein Elektron weniger als das jeweils folgende Edelgas. Um die Edelgaskonfiguration zu erreichen, versuchen die Halogenatome ein Elektron aufzunehmen. Erfolgt die Übernahme vollständig, entstehen die Halogenid-Ionen F-, Cl-, Br-, I-. Fluor ist das elektronegativste aller Elemente (EN=4) und ein sehr starkes Oxidationsmittel. Die Oxidationskraft nimmt vom Iod über Brom und Chlor zum Fluor hin stark zu. [22] In ihrer relativen Reaktivität verhalten sich Halogene bei der radikalischen Addition ähnlich wie bei der elektrophilen, d.h. die Reaktionsgeschwindigkeit nimmt vom Iod über Brom und Chlor zum Fluor hin zu [27]. 4.3 Radikale Radikale sind Atome, Moleküle oder Ionen mit ungepaarten Elektronen. Die hohe Reaktivität vieler Radikale ermöglicht die Reaktion mit Alkanen, bekanntes Beispiel ist die Photochlorierung von Alkanen mit Cl2. 17 In einer Start-Reaktion wird zunächst ein Chlor-Radikal gebildet: (1) Cl-Cl → 2 Cl• (Startreaktion). Die Bindung im Chlormolekül wird dabei durch Licht, Wärme oder Zugabe von radikalbildenden Stoffen (Initiatoren) homolytisch gespalten. Danach wird aus einem Alkan durch Abstraktion eines H• ein Radikal erzeugt, das seinerseits ein Chlormolekül angreift und so eine Reaktionskette in Gang setzt, die bei Bestrahlung mit Sonnenlicht explosionsartig verlaufen kann: (2) Cl• + CH3-CH3 → HCl + CH3-CH2• (Kettenreaktion), (3) CH3-CH2• + Cl2 → CH3-CH2-Cl + Cl• (Kettenreaktion). Wenn diese Kette einmal gestartet wurde, kann sie Längen bis zu 106 Zyklen erreichen bevor sie abbricht. Möglichkeiten des Kettenabbruchs (Disproportionierung) durch Radikalrekombination sind: (4a) 2 Cl• → Cl2, (4b) CH3-CH2• + Cl• → CH3-CH2-Cl, (4c) 2 CH3-CH2• → CH3-CH2-CH2-CH3, (4d) 2 CH3-CH2• → CH3-CH3 + CH2=CH2. [22] 18 5 Analytik 5.1 Iodzahlbestimmung Die Iodzahl (IZ) bezeichnet die Menge an Halogen in g, bezogen auf das Element Iod, die von 100g Fett oder Fettsäuren gebunden wird. Die Iodzahl ist ein Maß für den ungesättigten Charakter der in pflanzlichen und tierischen Fetten vorkommenden Verbindungen. Sie ist umso größer, je höher die Anzahl der Doppelbindungen pro Einheit Fett ist. Neben Doppelbindungen der ungesättigten Fettsäuren werden auch ungesättigte Fettbegleitstoffe, beispielsweise Sterine, miterfasst. [24] Je nach Konstitution und Konfiguration der ungesättigten Fettsäuren kann eine unvollständige Halogenadditon oder eine Substitution die Erreichung der theoretischen Iodzahl verhindern [18]. Am besten eignen sich die Interhalogenverbindungen IBr oder ICl [23]. 5.2 Isotopenmarkierung Atome mit gleicher Protonen- und unterschiedlicher Neutronenzahl werden als Isotope eines Elements beschrieben. Neben stabilen, nicht zerfallenden Isotopen gibt es instabile, zerfallende Isotope, sogenannte Radionuklide. [22] Der gezielte Einbau von Isotopen in organische Moleküle wird als Isotopenmarkierung bezeichnet [13]. Die zur Markierung organischer Umweltchemikalien wichtigsten Isotope sind Moleküle mit 14 C und 3H (T) sowie 35 S, 32 P oder 35 S, 32 P und 36 Cl. Die Markierung organischer 36 Cl ist erforderlich, wenn der Verbleib dieser Atome und der Einbau in andere Substanzen untersucht werden soll. Wenn der Verbleib des Kohlenstoffgerüsts organischer Substanzen untersucht werden soll, ist das erforderlich. [20] 14 C-Isotop Kommentar [A4]: Ich darf die Iodzahl wirklich stehen lassen ? :o) ? Gäbe es denn eine Möglichkeit, den Additionsreaktionsmechanismus für die Bestimmung des Gesamthalogengehalts zu nutzen ? Das wär’ ja was … :o) 19 6 Pflanzenschutzmittel: Aktuelle Situation 6.1 Definitionen Im Sinne der Richtlinie 2009/128/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Oktober 2009 über einen Aktionsrahmen der Gemeinschaft für die nachhaltige Verwendung von Pestiziden (Kapitel I Allgemeine Bestimmungen, Artikel 3 Begriffsbestimmungen), bezeichnet der Ausdruck Pestizid: a) ein Pflanzenschutzmittel im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009, b) ein Biozid-Produkt im Sinne der Richtlinie 98/8/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Februar 1998 über das Inverkehrbringen von Biozid-Produkten [11]. Die Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Oktober 2009 über das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln und zur Aufhebung der Richtlinien 79/117/EWG und 91/414/EWG des Rates gilt für Produkte in der dem Verwender gelieferten Form, die aus Wirkstoffen, Safenern oder Synergisten bestehen oder diese enthalten und für einen der nachstehenden Verwendungszwecke bestimmt sind (Kapitel I Allgemeine Bestimmungen, Artikel 2 Anwendungsbereich): a) Pflanzen oder Pflanzenerzeugnisse vor Schadorganismen zu schützen oder deren Einwirkung vorzubeugen, soweit es nicht als Hauptzweck dieser Produkte erachtet wird, eher hygienischen Zwecken als dem Schutz von Pflanzen oder Pflanzenerzeugnissen zu dienen; b) in einer anderen Weise als Nährstoffe die Lebensvorgänge von Pflanzen zu beeinflussen (z.B. Wachstumsregler); c) Pflanzenerzeugnisse zu konservieren, soweit diese Stoffe oder Produkte nicht besonderen Gemeinschaftsvorschriften über konservierende Stoffe unterliegen; d) unerwünschte Pflanzen oder Pflanzenteile zu vernichten, mit Ausnahme von Algen, es sei denn, die Produkte werden auf dem Boden oder im Wasser zum Schutz von Pflanzen ausgebracht; e) ein unerwünschtes Wachstum von Pflanzen zu hemmen oder einem solchen Wachstum vorzubeugen, mit Ausnahme von Algen, es sei denn, die Produkte werden auf dem Boden oder im Wasser zum Schutz von Pflanzen ausgebracht. Diese Produkte werden als Pflanzenschutzmittel bezeichnet. [12] 20 6.2 Zulassungsverfahren Zusammengefasst beschreibt das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz das Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel folgendermaßen: Die deutsche Zulassungsbehörde für Pflanzenschutzmittel ist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Hier muss die Zulassung in Deutschland für ein Pflanzenschutzmittel beantragt werden. Zum Zulassungsantrag gehört ein umfangreiches Paket von Unterlagen mit Informationen und Studien. Die EU-Richtlinie schreibt detailliert vor, welche Versuche mit Pflanzenschutzmitteln und Pflanzenschutzmittelwirkstoffen durchzuführen sind. Die Versuchsmethodik muss internationalen Normen entsprechen, und die durchführenden Labore müssen für diese Tests zertifiziert sein. Auf dieser Grundlage ist es vertretbar, dass Antragsteller eigene Unterlagen zur Zulassung einreichen, die sie auch selbst zu finanzieren haben und nicht etwa der Steuerzahler. Die Bewertungsbehörden haben diese Unterlagen genauestens zu prüfen und bei Zweifeln und Unstimmigkeiten nachzufragen und weitere Untersuchungen anzufordern. Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Literatur werden auch zur Prüfung hinzugezogen. Im Zulassungsverfahren arbeitet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gemäß Pflanzenschutzgesetz mit drei Bewertungsbehörden zusammen: Das Julius-Kühn-Institut (JKI) prüft die Wirksamkeit, die Pflanzenverträglichkeit sowie die praktische Anwendung und den Nutzen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bewertet mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier. Das Umweltbundesamt (UBA) bewertet mögliche Auswirkungen auf den Naturhaushalt. Wenn die drei Bewertungsbehörden ihre Berichte an das BVL geschickt haben, findet dort eine Anhörung im Sachverständigenausschuss für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln statt. Nach der Anhörung entscheidet das BVL dann über die Zulassung des Pflanzenschutzmittels. [5] 6.3 Zugelassene Insektizide Laut Abfrage der Online-Datenbank Pflanzenschutzmittel (Stand: 05.03.2014) sind in Deutschland 53 Wirkstoffe für den Wirkungsbereich Insektizid zugelassen [4], von denen 19 Wirkstoffe den halogenen Bestandteil Chlor enthalten; diese Wirkstoffe Kommentar [hd5]: Vielleicht ein Satz, der dem Leser sagt, dass das alles der Verbrauchersicherheit dient? Kommentar [A6]: sorry 21 werden den Benzoyl-Harnstoff-Insektiziden, Harnstoff-Fungiziden, Oxadiazin-Insektiziden, Pyrazolphenyl-Insektiziden, Tetronsäure-Insektiziden, Nitroguanidin-Insektiziden, Pyridmethylamin-Insektiziden, den Pyrethroid-Insektiziden zugeordnet [2]. Tab. 3 In Deutschland für den Wirkungsbereich Insektizid zugelassene Wirkstoffe mit dem Bestandteil Chlor (Stand 05.03.2014) Wirkstoff [4] Acetamiprid Alpha-Cypermethrin Beta-Cyfluthrin Chlorantraniliprole Clothianidin Cypermethrin Diflubenzuron Esfenvalerat Gamma-Cyhalothrin Imidacloprid Indoxacarb Lambda-Cyhalothrin Pencycuron Spirodiclofen Tau-Fluvalinat Tefluthrin Thiacloprid Thiamethoxam Zeta-Cypermethrin * Summenformel [10] CAtome (n) ClAtome (n) C10H11ClN4 C22H19Cl2NO3 C22H18Cl2FNO3 C18H14BrCl2N5O2 C6H8ClN5O2S C22H19Cl2NO3 C14H9ClF2N2O2 C25H22ClNO3 C23H19ClF3NO3 * C9H10ClN5O2 C22H17ClF3N3O7 C23H19ClF3NO3 C19H21ClN2O C21H24Cl2O4 C26H22ClF3N2O3 C17H14ClF7O2 C10H9ClN4S C8H10ClN5O3S C22H19Cl2NO3 10 22 22 18 6 22 14 25 23 9 22 23 19 21 26 17 10 8 22 1 2 2 2 1 2 1 1 1 1 1 1 1 2 1 1 1 1 2 Wirkstoffgruppe [2] Pyridmethylamin-Insektizide Pyrethroid-Insektizide Pyrethroid-Insektizide Pyrazolphenyl-Insektizide Nitroguanidin-Insektizide Pyrethroid-Insektizide Benzoyl-Harnstoff-Insektizide Pyrethroid-Insektizide Pyrethroid-Insektizide Pyridmethylamin-Insektizide Oxadiazin-Insektizide Pyrethroid-Insektizide Harnstoff-Fungizide Tetronsäure-Insektizide Pyrethroid-Insektizide Pyrethroid-Insektizide Pyridmethylamin-Insektizide Nitroguanidin-Insektizide Pyrethroid-Insektizide Summenformel in [10] nicht angegeben, siehe Lambda-Cyhalothrin 22 7 Resümee Laut einer Abfrage der Online-Datenbank Pflanzenschutzmittel sind in Deutschland derzeit 53 Wirkstoffe für den Wirkungsbereich Insektizid zugelassen, von denen 19 Wirkstoffe den halogenen Bestandteil Chlor enthalten. Mehr als ein Drittel der in Deutschland zugelassenen Wirkstoffe für den Wirkungsbereich Insektizid sind demnach chlorierte Kohlenstoffverbindungen. Chlorierte, zyklische Kohlenwasserstoffe reichern sich in Fettgewebe, Gehirn, Nerven, Leber und Herz an. Werden Fettdepots mobilisiert, gelangen chlorierte, zyklische Kohlenwasserstoffe wieder in die Blutbahn; bei zehrenden Krankheiten wie Krebs oder extremen Abmagerungskuren kommt es zu einer Umverteilung in andere Organe, insbesondere in das gesamte Nervengewebe. Die kontinuierliche Verabreichung des chlorierten, zyklischen Kohlenwasserstoffs Lindan über das Futter an Hunde zeigte nach zwei Jahren ein Verhältnis von 2:1 zwischen der Lindankonzentration im Futter und der Lindankonzentration im Fettgewebe der Versuchstiere. Inwiefern eine chlorierte Kohlenstoffverbindung und dessen Metaboliten im Fettgewebe eingelagert und bei einer Gewichtsreduktion mit welchen Auswirkungen freigesetzt werden, sollte in einem Hungerversuch mit dem Fokus auf eine, bezogen auf den Inkorporationszeitpunkt, zeitversetzt feststellbare Toxizität der Ausgangssubstanz festgestellt werden. Ein Versuch mit uniform radioaktiv markiertem 14 C-Lindan brachte bei Kaninchen folgende Ergebnisse: Von der mittels Lindan in den Organismus eingebrachten Radioaktivität wurden innerhalb des Verabreichungszeitraums von 26 Wochen 13% der Radioaktivität über den Kot und 54% über den Urin ausgeschieden. 56% der über den Urin ausgeschiedenen Radioaktivität waren etherlösliche Metaboliten, von denen 68,51% gaschromatografisch als Chlorphenole und Chlorbenzole nachgewiesen wurden. Von der, durch den Ausgangsstoff Lindan, in den Organismus eingebrachten Radioaktivität nahmen die in dieser Untersuchung festgestellten, nachweislich urinär ausgeschiedenen von 20,72% ein. Chlorphenole und Chlorbenzole somit einen Gesamtanteil Kommentar [hd7]: Vermeiden Sie das Wort Gifte. 23 Bei Betrachtung der Anteile der einzelnen nachweislich ausgeschiedenen Chlorphenole und Chlorbenzole wird unter Einbeziehung der jeweiligen Summenformeln deutlich, dass in Form von Chlorphenolen und Chlorbenzolen zwar 20,72% der Kohlenstoffatome aber nur 9,94% der Chloratome des Lindans nachweislich ausgeschieden wurden. Über den Verbleib von 10,78% der Chloratome des Lindans konnte keine Aussage getroffen werden. Halogene werden als funktionelle Gruppen einer Verbindung bezeichnet. Wie reaktiv das Halogen Chlor agieren kann, wird am Beispiel der Photochlorierung, auch bei der Iodzahlbestimmung deutlich. Bei der Suche nach chlorierten Kohlenstoffverbindungen und dessen Metaboliten sollte der Fokus verstärkt auf die reaktiven Bestandteile gelegt werden. In welchen Formen und an welchen Orten Bestandteile chlorierter Kohlenstoffverbindungen nachzuweisen sind, sollte mit 36Cl-markierten Ausgangssubstanzen untersucht werden. 24 8 Literaturverzeichnis [1] Börner H (1983): Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz. Ulmer Verlag Stuttgart. 5. durchges. Aufl. [2] Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (2012): Absatz an Pflanzenschutzmitteln in der Bundesrepublik Deutschland: Ergebnisse der Meldungen gemäß § 64 Pflanzenschutzgesetz für das Jahr 2011. www.bvl.bund.de > Pflanzenschutzmittel > Aufgaben im Bereich Pflanzenschutzmittel > Zulassung von Pflanzenschutzmitteln > Inlandsabsatz und Export von Pflanzenschutzmitteln > Links und Dokumente: 'Mengen der 2011 im Inland abgegebenen und exportierten Pflanzenschutzmittel (pdf, 139 KB, nicht barrierefrei)', abgerufen am 27.03.2014. [3] Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Hrsg.), Franz H, Holzmann A, Brandt P (2010): Berichte zu Pflanzenschutzmitteln 2009: Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln: Zulassungshistorie und Regelungen der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung. www.bvl.bund.de > Übersicht Presse- & Hintergrundinformationen > Publikationen > Berichte, abgerufen am 27.03.2014. [4] Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Verzeichnis zugelassener Pflanzenschutzmittel - Standardsuche. www.bvl.bund.de > Pflanzenschutzmittel > Aufgaben im Bereich Pflanzenschutzmittel > Zulassung von Pflanzenschutzmitteln > Zugelassene Pflanzenschutzmittel > Links und Dokumente: 'Online Datenbank' > Online-Datenbank Pflanzenschutzmittel: 'Standardsuche' (Stand 05.03.2014), abgerufen am 27.03.2014. [5] Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Zulassungsverfahren. www.bmelv.de > Landwirtschaft > Pflanze > Pflanzenschutz > Pflanzenschutzmittel > Zulassungsverfahren, abgerufen am 27.03.2014. [6] Burgis E (2005): Intensivkurs Allgemeine und spezielle Pharmakologie: Zum klinischen Studienabschnitt. Elsevier München: Urban & Fischer Verlag. 3. aktual. Auflage. [7] Deutsche Forschungsgemeinschaft (Hrsg.), Barke E, Eichler D, Hapke H-J, Heeschen W, Koransky W, Selenka F, Weil L (1982): Hexachlorcyclohexan-Kontamination: Ursachen, Situation und Bewertung. Mitteilung IX der Kommission zur Prüfung von Rückständen in Lebensmitteln. Boldt Verlag Boppard. [8] Dupire A, Raucourt M (1943): Un Insecticide Nouveau: L'Hexachlorure de Benzène. Comptes Rendus de l'Académie d'Agriculture de France: Agriculture, Alimentation, Environnement 29:470-472. [9] Estler C-J (Hrsg.), Freundt KJ (1995): Toxikologie. In: Pharmakologie und Toxikologie: Lehrbuch für Mediziner, Veterinärmediziner, Pharmazeuten und Naturwissenschaftler. Schattauer Verlag Stuttgart. 4. vollst. neu bearb. Auflage. [10] Europäische Kommission: Active substances. www.ec.europa.eu > DE Willkommen bei der Europäischen Kommission! > Die Europäische Kommission: 'Abteilungen (Generaldirektionen) und Dienststellen' > Abteilungen (Generaldirektionen): 'Gesund- 25 heit und Verbraucher (SANCO)' > Websites: 'Pflanzen' > Pesticides: 'Pesticides database' > EU Pesticides database > Active substances Regulation (EC) No 1107/2009: 'Active substance' (Stand 06.03.2014), abgerufen am 27.03.2014. [11] Europäisches Parlament, Rat der Europäischen Union (2009): Richtlinie 2009/128/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Oktober 2009 über einen Aktionsrahmen der Gemeinschaft für die nachhaltige Verwendung von Pestiziden. In: Amtsblatt der Europäischen Union L 309 vom 24.11.2009 DE. www.eur-lex. europa.eu > de Der Zugang zum EU-Recht > Suchen: 'mit Dokumentenummer' > Jahr: "2009", Nummer: "128", Art: 'Richtlinie' > 32009L0128: Richtlinie 2009/128/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Oktober 2009 über einen Aktionsrahmen der Gemeinschaft für die nachhaltige Verwendung von Pestiziden (Text von Bedeutung für den EWR), abgerufen am 27.03.2014. [12] Europäisches Parlament, Rat der Europäischen Union (2009): Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Oktober 2009 über das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln und zur Aufhebung der Richtlinien 79/117/EWG und 91/414/EWG des Rates. In: Amtsblatt der Europäischen Union L 309 vom 24.11.2009 DE. www.eur-lex.europa.eu > de Der Zugang zum EU-Recht > Suchen: 'mit Dokumentenummer' > Jahr: "2009", Nummer: "1107", Art: 'Verordnung' > 32009R1107: Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Oktober 2009 über das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln und zur Aufhebung der Richtlinien 79/117/EWG und 91/414/EWG des Rates, abgerufen am 27.03.2014. [13] Falbe J, Regitz M (Hrsg.) (1990): Römpp Chemie Lexikon, Band 3, H-L. Georg Thieme Verlag Stuttgart. 9. erweit. und neubearbeit. Aufl. [14] Gaines TB (1960): The Acute Toxicity of Pesticides to Rats. Toxicology and Applied Pharmacology 2:88-99. [15] Hoffmann-La Roche AG, Urban & Fischer (Hrsg.), Lexikonredaktion des Urban & Fischer Verlags (2003): Roche Lexikon Medizin. Urban & Fischer Verlag München Jena. 5. neu bearb. und erweit. Aufl. [16] Hulpke H, Koch HA, Wagner R (Hrsg.) (1993): Römpp Lexikon Umwelt. Georg Thieme Verlag Stuttgart. [17] Karapally JC, Saha JG, Lee YW (1973): Metabolism of Lindane-14C in the Rabbit: Ether-Soluble Urinary Metabolites. Journal of Agricultural and Food Chemistry 21:811-818. [18] Kiermeier F (Hrsg.), Pardun H (1976): Grundlagen und Fortschritte der Lebensmitteluntersuchung und Lebensmitteltechnologie, Band 16: Analyse der Nahrungsfette. Verlag Paul Parey Berlin Hamburg. [19] Klimmer OR (1971): Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel: Abriß einer Toxikologie und Therapie von Vergiftungen. 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[30] United Nations Environment Programme, Secretariat of the Stockholm Convention (2010): The 9 new POPs. www.pops.int > Publications > View all publications > Publications: 'Brochures and Leaflets' > POPRC and New POPs - Publications: 'English', abgerufen am 27.03.2014. 27 9 Fachbegriffsverzeichnis Delirium, Delir: rückbildungsfähige, symptomatische Psychose vom akuten, exogenen Reaktionstyp, charakterisiert durch abgesunkenes Bewusstsein, örtliche und zeitliche Desorientierung, illusionäre oder wahnhafte Verkennung der Umgebung, optische, akustische, sensible und andere Halluzinationen, psychomotorische Unruhe sowie abnehmende Gedächtnisleistung und vegetative Störungen; Dyspnoe, Kurzatmigkeit: jede Form einer Atemstörung; Herzrhythmusstörungen: Störungen der Herzschlagfolge als Ausdruck einer Irritation oder manifesten Schädigung im Bereich des Reizleitungssystems des Herzens; Hyperaesthesia, Hyperästhesie: gesteigerte Empfindlichkeit für Sinnesreize; Opisthotonus: extreme dorsalkonkave Körperbeugung infolge Kontraktion der gesamten Körpermuskulatur mit Überwiegen der Strecker; Parästhesie: Fehlempfindung; Tachykardie, Herzjagen: Beschleunigung der Herzfrequenz; Tonisch-klonischer Anfall: eine tonische Phase mit Muskelstarre infolge kontinuierlicher Muskelkontraktion geht über in eine klonische Phase mit ruckartigem Ablauf infolge unkoordinierter Muskelkontraktionen, typische Form des Grand-Mal-Anfalls; Tremor: durch rhythmisch alternierende Agonisten- und Antagonisten-Innervation bedingte, willkürlich nicht oder nur unvollständig unterdrückbare Bewegungsstörung in Form rhythmischen Zuckungen von Muskelgruppen mit resultierendem Zittern der betroffenen Körperteile oder des ganzen Körpers; Trismus, Spasmus masticatorius: tonischer Krampf der Kaumuskulatur mit Kieferklemme; Zyanose, Cyanose, Blausucht: bläuliche Verfärbung der Haut, Schleimhäute und Fingernägel infolge Zunahme des Anteils an reduziertem Hämoglobin im Kapillarblut. [15] 28 10 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abb. 1 Addition von Chlor an Benzol: Darstellung von Hexachlorcyclohexan [22] 10 Abb. 2 γ-Hexachlorcyclohexan (Lindan) in Sesselkonformation [16] 11 Tab. 1 Lindankonzentrationen in verschiedenen Geweben von Hunden ('Beagle', männlich und weiblich) nach oraler Verabreichung von Lindan über einen Zeitraum von zwei Jahren [25] und die Verhältnisse zwischen Futtermittel- und Gewebekonzentrationen 12 Tab. 2 Gaschromatografisch erfasste, etherlösliche, urinär ausgeschiedene Metaboliten während der oralen Verabreichung von 14C-markiertem Lindan (C6H6Cl6) an Kaninchen ('New Zealand White', männlich) über einen Zeitraum von 26 Wochen [17] und der daraus abgeleitete Kohlenstoff- und Chloranteil 13 Tab. 3 In Deutschland für den Wirkungsbereich Insektizid zugelassene Wirkstoffe mit dem Bestandteil Chlor (Stand 05.03.2014) 21 29 11 Danksagung Ein riesengroßes Dankeschön möchte ich an Frau Reif richten, Verantwortliche des Prüfungsamts der Naturwissenschaftlichen Fakultät III der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Ohne ihre Motivation und ihren tatkräftigen Einsatz hätte ich es nicht vollbracht, nach so vielen Jahren noch einmal die große Hürde der Fertigstellung einer Diplomarbeit in Angriff zu nehmen. Mein zweites, noch viel größeres Dankeschön richtet sich an Herrn Prof. Dr. Deising, Inhaber der Professur für Phytopathologie und Pflanzenschutz des Instituts für Agrarund Ernährungswissenschaften der Naturwissenschaftlichen Fakultät III und Geschäftsführender Direktor des Interdisziplinären Zentrums für Nutzpflanzenforschung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Wie sehr ich ihm dafür dankbar bin, dass er der Annahme einer Literaturarbeit zugestimmt hat, kann ich gar nicht beschreiben. Mein drittes Dankeschön richtet sich an meine Familie, insbesondere an meine Schwester Sylvia, die mich in der heißen Phase des Schreibens in Ruhe hat arbeiten lassen, aber auch an meinen guten Freund Kalli, der mich, wann immer es nötig war, tröstend in seine Arme geschlossen hat. Insgesamt möchte ich allen danken, die mich während meiner Studienzeit unterstützt haben, insbesondere auch Frau Prof. Dr. Volkmar, Professorin für Phytopathologie und Pflanzenschutz der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit dem Schwerpunkt Entomologie.