Zwischen den zwei Instanzen der Berufspädagogik und der Betriebspädagogik herrscht ein Interessenkonflikt. In diesem Essay soll genauer darauf Bezug genommen werden und erläutert werden, warum diese Interessenkonflikt meiner Meinung nach nicht problematisch ist. Zu Beginn möchte ich erklären, dass der Betrieb in der praktischen Pädagogik ein Ort des Lernens ist. Im Rahmen von Berufsbildungsfragen steht das Lernen im Betrieb im Vordergrund und die Lern- und Veränderungsprozesse in Organisationen und Arbeitsgemeinschaften werden genauer thematisiert [1, S. 313]. Die Herausforderung der Berufs- und Betriebspädagogik besteht darin, dem Befragten ausreichende Kenntnisse der Problembearbeitung und -interpretation zur Lösung praktischer Probleme in Beruf und Leben zu vermitteln [2, S. 21]. Berufspädagogik und betriebliche Pädagogik gelten als Wissenschaft und Praxis der Berufsbildung. Als wissenschaftliche Disziplin fokussiert sie vor allem auf die inhaltliche Qualität und vermittelt spezifische fachliche Kompetenzen wie Fach- und Methodenkompetenz, persönliche Kompetenzen und soziale Kompetenzen [3, S. 43]. Inwiefern ist die Domäne Wissenschaft und inwiefern ist die Domäne Praxis von grundlegender Bedeutung für die Berufspädagogik, sowohl als auch Betriebspädagogik? Inwiefern stehen Berufspädagogik und Betriebspädagogik in Interdependenz bzw. in einem Wechselverhältnis? Berufspädagogik und Betriebspädagogik können aus zwei unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Aus der Perspektive der Wissenschaft und aus der Perspektive der praktischen Pädagogik. Nachfolgend wird für die Perspektive der Wissenschaft der Begriff Erziehungswissenschaft verwendet. Im Bereich der Erziehungswissenschaft umfasst die Berufspädagogik hauptsächlich die akademische Erforschung der Erstausbildung in schulischen Einrichtungen. Für die Erziehungswissenschaft spielen kognitive Fragestellungen eine große Rolle. Sie konzentriert sich darauf diese Fragestellungen über die Gestaltung von Lehrprozessen zu lösen und versucht dabei diese zu beschreiben, bzw. zu analysieren. Gleichzeitig wird hier auch versucht Erklärungen für diese Lehrprozesse zu finden und diese auch bei differenziert zu kritisieren. Für die praktische Pädagogik spielen grundsätzlich unterschiedliche Fragestellungen eine Rolle. Sie bezieht sich im weiteren Sinne auf das betriebliche Lernen und dessen Organisationsprozess. Hier wird versucht, sich auf praktische Fragen zu konzentrieren mit dem Ziel, klare und zielführende Anweisungen bzw. Richtlinien darüber zu geben, wie etwas in diesem Handlungsfeld gemacht werden sollte. Sie thematisiert dabei die Entwicklungsmöglichkeiten der Mitarbeiter und fördert deren Entwicklung durch Coaching oder Führung. Sie konzentriert sich nicht auf eine gebildete Person, sondern konzentriert sich auf Bedingungen, Konsequenzen und Methoden. So kann sie konstruktiv dazu beitragen, bestehende Prozesse und Bildungspraktiken in einem Betrieb zu verbessern. Sie kann damit auf Fragestellungen nach Ausbildung und Weiterbildung mit praktischen Antworten dienen und versucht die bisherigen Bildungspraktiken zu verbessern. Eine wichtige Erkenntnis ist hierbei folgende: Im Bereich der Bildung ist es nie möglich eine Veränderung in einem Menschen zu erzwingen, da hier immer ein technologisches Defizit besteht. Durch passende Maßnahmen und Vorgehensweisen können Veränderungen in einem Menschen hervorgerufen werden, allerdings kann diese Änderung nicht durch äußere Einflussnahme erzwungen werden. Es wird deutlich, dass die Motive der beiden Methoden grundsätzlich unterschiedlich sind. Dies ist meiner Meinung nach auch gut so, da die Verfolgung der individuellen Ziele der Wissenschaft und der Betriebe wichtig für den Erhalt der Einrichtung ist. Für einen Betrieb ergeben sich nämlich keine wirtschaftlichen Vorteile die wissenschaftlichen Interessen zu verfolgen. Dies liegt daran, dass Unternehmen in der Regel zielgerichtet handeln, hauptsächlich um die Liquidität zu erhalten und zweitens, um Gewinne zu maximieren. Existenzielle Interessen konzentrieren sich hauptsächlich in der Praxis. Somit beschäftigt sich die Wissenschaft mit den gesellschaftlichen Vorteilen und die praktische Pädagogik mit den wirtschaftlichen Vorteilen. Durch Betrachtung dieser zwei Perspektiven wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt und beide Perspektiven bzw. Ansätze können sich gegenseitig nützen. Die Definition der beiden Domäne Praxis und Wissenschaft sind wichtig um zu zeigen das diese voneinander abhängig sind. Sie stehen in Interdependenz zueinander. Da die Begriffe einander untergeordnet sind, kann man schwer sagen, welches die Unterdisziplin des anderen ist. Keine der Antworten ist falsch. Die beiden Lehrmethoden sind also nicht direkt abhängig, sie ergänzen sich viel eher in der Arbeitsrichtung der Lehrmethode. Mit was beschäftigt sich die Wirtschaftspädagogik (als spezifische Unterform der Berufspädagogik) und inwiefern ist ihr Verhältnis zwischen Wirtschaft und Erziehung/Bildung bestimmt (in der kaufmännischen Aus-/Weiterbildung)? Die Wirtschaftspädagogik befasst sich mit der Berufserziehung in der kaufmännischverwaltenden Berufsbildung [3, S. 48]. Es gibt jedoch einen zweiten Zweig, der mit der kaufmännischen Ausbildung verbunden ist, während die Berufsausbildung dies nicht ist. Die kaufmännische Ausbildung umfasst auch die allgemeine betriebswirtschaftliche Ausbildung mit Bezug zu den volkswirtschaftlichen, betriebswirtschaftlichen Lernprozessen. Wo liegt Ihrer Meinung nach Einheit und wo Differenz hinsichtlich der Berufs- und Betriebspädagogik zu anderen Spezialpädagogiken (Bindestrichpädagogiken)? Meiner Meinung nach liegt eine größere Gemeinsamkeit zwischen den Pädagogika bei der Bestimmung der Ziele. Hierzu müssen für jede Zeit neu erfasst werden, welche Zwecke die Pädagogik verfolgt, bzw. Was sie genau erreichen möchte, warum und wozu sie existiert und worin sie besondere Stärke hat. Somit muss jede Form der Pädagogik sich den W Fragen stellen. Wer soll eine Berufsausbildung durchführen und wo soll eine Berufsausbildung durchgeführt werden? Die letzte Frage ist in der heutigen Berufsausbildung besonders wichtig. Die Bedeutung der beruflichen Weiterbildung nimmt zu, es muss festgelegt werden, wer die Weiterbildung durchführen soll, wo sie durchgeführt wird und welche Qualitätsstandards eingehalten werden sollen [1, S. 50]. Es ist von Bedeutung den Unterschied zwischen Betriebspädagogik und Berufspädagogik zu kennen. Aber ebenso wichtig ist es zu wissen, dass, wie bereits erwähnt, der Mensch eine gewisse Reaktanz besitzt, wenn es um Veränderungen geht. Da die wissenschaftliche Pädagogik eine Veränderung des Menschen, beziehungsweise die Veränderung seines Verhaltens untersucht, finde ich es wichtig als angehende Lehrkraft dieser Eigenschaft bewusst zu sein und somit richtig interpretieren zu können. Es wäre schön wenn mit Mitteln der Erziehungswissenschaft, der Menschen zu einer intrinsisch motivierten Einstellung verholfen werden kann, die sich bewusst ist das Veränderungen nicht von alleine geschehen. [1] H.-H. Krüger und W. Helsper, Hrsg., Einführung in Grundbegriffe und Grundfragen der Erziehungswissenschaft, 5., Durchges. Aufl. Opladen: Leske + Budrich, 2002. [2] B. Dewe und M. P. Schwarz, Hrsg., Beruf - Betrieb - Organisation: innovative Perspektiven der Betriebspädagogik und beruflichen Weiterbildung, 2., Aktualisierte und Erweiterte Auflage. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt, 2017. [3] A. Schelten, Einführung in die Berufspädagogik, 4., Überarb. und Aktualisierte Aufl. Stuttgart: Steiner, 2010.