SEGELTOERN

Werbung
SEGELTÖRN 2004
Griechenland Ägäis
2
Seitensuche
Ägäis .......................................................................................................................................... 6
Praeludium 1: Vorspiel der Skipper....................................................................................... 7
Praeludium 2: Vorspiel der wagemutigen Mitfahrer ........................................................... 8
Drehorte .................................................................................................................................. 10
Am Schauplatz ........................................................................................................................ 11
Flugzeug ........................................................................................................................................................... 11
Fähre ................................................................................................................................................................. 11
Laurion ............................................................................................................................................................. 12
Insel Kythnos.................................................................................................................................................... 12
Insel Siphnos .................................................................................................................................................... 13
Insel Ios ............................................................................................................................................................ 13
Insel Santorin.................................................................................................................................................... 14
Insel Milos ........................................................................................................................................................ 14
Insel Ydhra ....................................................................................................................................................... 15
Kap Sounion ..................................................................................................................................................... 15
Athen ................................................................................................................................................................ 16
Venedig ............................................................................................................................................................ 16
Reisebericht............................................................................................................................. 17
Ankunft in Laurion ........................................................................................................................................... 17
Von Kythnos nach Siphnos .............................................................................................................................. 20
Bade- und Ruhetage in Ormos Vathy ............................................................................................................... 23
Aufenthalt in Ios ............................................................................................................................................... 25
Fahrt nach Santorin .......................................................................................................................................... 29
Fahrt nach Milos............................................................................................................................................... 36
Verweilen auf Milos (Ormos Grillos) .............................................................................................................. 38
Fahrt nach Ydhra .............................................................................................................................................. 42
Hintergrundinformationen .................................................................................................... 43
Ägäische Inseln ................................................................................................................................................ 43
Kykladen .......................................................................................................................................................... 44
Kythnos ............................................................................................................................................................ 44
Siphnos ............................................................................................................................................................. 45
Ios ..................................................................................................................................................................... 45
Santorin ............................................................................................................................................................ 46
Milos ................................................................................................................................................................ 47
Hydra ................................................................................................................................................................ 47
Kap Sounion – Poseidontempel........................................................................................................................ 49
Akropolis .......................................................................................................................................................... 52
Atlantis ............................................................................................................................................................. 53
Windstärke ....................................................................................................................................................... 53
Geschichten, die das Leben schreibt ..................................................................................... 56
Wie versenkt man eine Bierdose? .................................................................................................................... 56
Was ist ein Kollisionskurs? .............................................................................................................................. 56
Wie macht man Unterwasserfotos? .................................................................................................................. 56
Wie sorgt man richtig vor? ............................................................................................................................... 56
Wo besorgt man Grillkohle? ............................................................................................................................ 56
Wie ärgert man Griechen? ................................................................................................................................ 57
Wo bekommt man Bier?................................................................................................................................... 57
Wie wird man zum Pechvogel? ........................................................................................................................ 58
3
Menschenkenntnis ............................................................................................................................................ 58
Markige Sprüche und Worte, für die Nachwelt gesammelt und aufgehoben .................. 59
Register .................................................................................................................................... 60
4
5
Ägäis
6
Praeludium 1: Vorspiel der Skipper
Stichpunkte:
Messe Düsseldorf
Argolis
Fahrtgebiet
Crewsuche
Probleme, D/A, Ferientermine, Urlaub? Prüfungen? Tatsächliche Mitfahrer
Erste Treffen
Vorfreude
Törnplanung
Leiberl
Anreiseerlebnisse
7
Praeludium 2: Vorspiel der wagemutigen Mitfahrer
8
Hauptdarsteller

Jacqueline (Schiffanakl Dufour 45C)

Markus (Schiffanaklrichtungsgeber, Zimmer 00 Retter)

Gerhard (Schiffanaklausborger, Lenkradoffizier, Unterwasserankertauchbegutachter)

Klaus (Schiffanakllebensmittelzubereiter, Kombüsenoffizier)

Tom (Schiffanaklpechvogel, Sicherheitsoffizier)

Promy (Schiffanaklstromverbraucher, Moraloffizier)
9
Drehorte





10
Graz (Ausgangspunkt der Mysterienreise)
Venedig (First Contact mit Materie Wasser, Salz, Bier, Tonnenweise Stahl und deren
ausnahmslos nicht vollständig ausgestatteten Bierentsorgungsstationen)
Patras (Ende der Blechbüchsenreise und Beginn der strengen Nichtbenutzung der
Fahrstreifen auf diversen Autobahnen!?)
Laurion (Odysseus´ Irrfahrten begannen sogar schon vor seiner Abreise)
Ägäis (Diverse Landfetzn und a bissal a Wasser)
Am Schauplatz
Flugzeug
Fokker 100
München – Athen
Länge: 35.31m
Höhe: 8.60m
Spannweite 28.08m
Reisegeschwindigkeit: 755 km/h
Max. Flughöhe 11900m
Passagiere:85-107
03.09.2004
(Teil 1 der Crew1)
Fähre
Ariadne Palace
Venedig – Patras
Vom 02.09.2004 14.00 Uhr bis
03.09.2004 19.30 Uhr.
Beginn der Reise und Eröffnung der
Jagdsaison auf Trockenwurst.
Länge: 211m
Breite: 25m
Höhe: 15m
Passagiere: 1200
Knoten: 31,5
(Teil 2 der Crew2)
1
2
Gerhard, Markus
Tom, Klaus, Promy
11
Laurion
Kalymnos
Ankunft am Hafen Laurion und
Übernahme unseres Segelbootes
„Kalymnos“3 (eine Dufour 45C).
Länge: 13,68m
Breite: 4,30m
Höhe: 16,60m
BRT: 24t
03.09.2004
Insel Kythnos
Ormos Apokreiosis
Erste Fahrt vom Hafen Laurion auf
die Insel Kythnos zur Bucht
Ormos4 Apokreiosis. Hatten hier
unsere erste Nachtfahrt unter
akribischster Verwendung des GPS
04.09.2004
3
4
Benannt nach einer Insel der östlichen Kykladen
Ormos bedeutet Bucht
12
Insel Siphnos
Ormos Vathy
Fahrt von Kythnos nach Siphnos
zur Bucht Ormos Vathy. Unterwegs
hatten wir durchschnittlich
Beaufort5 7, kurzfristig sogar
einmal Beaufort 10. In der Bucht
brauchte es 3 Ankermanöver bis das
Boot stabil stand. Trotz umgebender
Berge gibt es Windstösse bis zu 35
Knoten. Das haut den stärksten
Anker um.
05.09.2004-07.09.2004
Insel Ios
Ios und Chora
Besuch der Stadt und der Oberstadt
(Chora). Angeblich liegt hier das
Grab von Homer.
08.09.2004-09.09.2004
5
Der Wind wird in der Meteorologie nach seiner Geschwindigkeit in verschiedene Windstärken eingeteilt. Sir
Francis Beaufort entwickelte dazu eine zwölfteilige Skala. Die nach Beaufort gemessenen Winde werden
üblicherweise in die Stärken 0 bis 12 eingeteilt, die sich nach den beobachtbaren Auswirkungen des Windes auf
die Umgebung (im Binnenland und auf See) bemessen.
13
Insel Santorin
Thira
Der Rest eines vor 3500
Jahren explodierten Vulkans.
Hier soll sich Atlantis
befinden.
10.09.2004-11.09.2004
Insel Milos
Milos
Um 19:20 Uhr erste Sichtung
von Delphinen. Entdeckten
eine kleine Bucht und gaben
ihr den Namen Ormos Grillos.6
12.09.2004-15.09.2004
6
Dort konnten wir das erste Mal so richtig grillen
14
Insel Ydhra
Ormos Mandraki und
Ydhra Stadt
Fischen und Übernachten in
der Bucht, am Tag Besuch der
Altstadt.
16.09.2004
Kap Sounion
Poseidontempel
Grillen in der Bucht, am Tag
Ausflug zum Poseidontempel
17.09.2004
15
Athen
Akropolis
Rückfahrt zur Fähre nach
Patras, Zwischenstop in Athen
zwecks Besichtigung der
Akropolis.
18.09.2004
Venedig
Canale Grande
Endstation der Fähre von
Patras.
20.09.2004
16
Reisebericht
Ankunft in Laurion
(03.09.2004-04.09.2004)
Nachdem beide Teile (die Crew und die Skipper) nach ihren langen, aber
erlebnisreichen Anreisen glücklich in Laurion angekommen waren, musste dies
natürlich zuerst mit einem Bier bzw. einer gehörigen Portion Retsina aus der
Dopplerflasche begossen werden. Trotz der/m langen Fahrt/Flug wurde noch
lange draußen im Cockpit unserer „Kalymnos“ Wiedersehen gefeiert. Während
der eine Teil von einer skurril bizarren griechischen Autobahn kundtat, erzählte
der andere Teil wie spannend doch ein Flug von München nach Athen sein
kann. Die Wiedersehensfreude war so groß, dass keiner glauben konnte, dass die
Zeiger der Uhr bereits auf 04:30 Uhr gedreht hatten. Als dann schließlich die
kümmerlich gekauften Biervorräte aufgebraucht waren, blieb keine andere
Wahl, als sich Morpheus7 zu widmen. Ob es wohl am Bier oder am Retsina
gelegen haben mag, dass Skipper und Mannschaft so schnell eingeschlafen sind,
bleibt bis dato ungelöst.
Eigentlich wollte man am nächsten Tag doch relativ früh aufstehen, um den Tag
für Besorgungen und Erledigungen sowie der Bürokratie zu nutzen. Und
wiederum konnte keiner glauben, dass die Uhr wieder bereits 11.30 zeigte, als
sich die müden Kadaver von ihren Betten erhoben. Als die erste Nase sich
wieder ins Cockpit begab, wurde mit Bedauern festgestellt, dass Äolos 8
augenscheinlich der neu zusammengewürfelten Crew wohl vorerst keine guten
Törnbeginn gönnte, denn er lies wie bereits am Abend zuvor, eine kräftigen
Wind aus Norden blasen, der außerhalb des Hafens für stark schäumende See
und eindeutig waagrecht stehende Fahnen sorgte. Dieses Unwohlsein machte
sich vor allem bei den Neulingen (Klaus, Promy) stark bemerkbar, und sie
äußerten ihre Bedenken, ob die Entscheidung bei einem Törn in Griechenland
mitzufahren wohl die richtige gewesen sei. Doch der bärbeissige Vercharterer
der Yacht konnte alle beschwichtigen, dass so ein Wind maximal 2 Tage anhält.
Also wurden im Folgenden die Formalitäten erledigt sowie Vorräte gebunkert
und sicher verstaut. Bei der Verladung von vielen hundert Hektolitern Bier,
fielen sogar dem Vercharterer beinah seine kleinen Augen aus dem Kopf!9
Gut versorgt und noch besser gelaunt – mit einem gewissen Wurstigkeitsgefühl
gegenüber Äolos – stachen wir trotz dem Unverständnis der anderen Yachties in
See, natürlich nicht ohne die Information eines benachbarten Norwegers - nach
Süden zu fahren anstatt nach Norden - im Hinterkopf zu behalten. Denn
7
Morpheus ist der griechische Gott der Träume
Äolos ist der griechische Gott des Windes
9
Siehe: „Wo bekommt man Bier“
8
17
eigentlich sollte die Tour ja in die nördlichen Sporaden gehen; stattdessen wurde
das Ziel kurzerhand auf einen Rundkurs durch die Kykladen umdisponiert. Wir
steckten den Kurs Richtung Kythnos und dachten dort auf Äolos´ Gunst zu
stoßen. Während der Fahrt wurde festgestellt, dass der Gott des Windes es
eigentlich gar nicht so schlecht gemeint hatte, wie ursprünglich aussah. Denn
wir bekamen Wind von hinten und wir konnten mit mehr als 10 Knoten unser
Ziel – die Ormos Apokreiosis – erreichen. Dennoch war es bereits Nacht bevor
wir das Ziel erreichten. So hatten also bereits Promy und Klaus die erste
Nachtfahrt ihres Lebens absolviert. Meinungsverschiedenheiten gab es
allerdings bei der Ansteuerung, denn während Gerhard oben am Steuer sich
seine eigene Meinung über einen zu fahrenden Kurs bildete, dachte Markus nur
daran die vom GPS10 vorgegebene Fahrtstrecke einzuhalten.11
Schließlich wurde sich daran geeinigt, dass es wohl an der Strömung gelegen
haben mag, dass Kurs und Richtung nicht übereinstimmten. So konnte wir dann
sicher in die Bucht einlaufen. Das Ankermanöver funktionierte auf Anhieb,
jedoch wurde zur Sicherheit noch ein zweiter Anker gesteckt. Schon während
der Fahrt wurden die gigantischen Bierreserven angebrochen und natürlich
musste auch am Abend das eine oder andere Bier geleert werden, zur Feier der
ersten erfolgreichen Fahrt der Neulinge. Wie zum Dank für das sichere
Ankommen bereitetet uns Klaus ein gar herrliches Mahl aus der Kombüse zu,
und jeder war vollends zufrieden. Da wir alle erschöpft waren von den
Erledigungen am Nachmittag, gingen wir recht früh zu Bett und grunzten
glücklich und zufrieden.
10
11
GPS: Global Positioning System (Satellitengestützte Ortsbestimmung)
Siehe Zitate
18
Bilder des Tages:
19
Von Kythnos nach Siphnos
(05.09.2004)
Leider war es bereits am nächsten Morgen zu spät, um der Mond- und
Morgengöttin (Selene, bzw. Eos) einen schönen Tag zu wünschen, stattdessen
begrüßten wir Helios und genossen die erste Zigarette an Deck. Unser Smutje
wurde daraufhin angewiesen für uns alle ein deftiges Frühstück zuzubereiten.
Für das erste Frühstück an Bord quasi auf See ließen wir uns genüsslich Zeit und
dachten erst viel viel später daran, dass wir eigentlich noch ein Stückchen weiter
segeln wollten. Schließlich war es doch schon 14:30 Uhr als wir uns endlich
dazu entschließen konnten den Anker zu lichten und Richtung Siphnos
abzulegen. Außerhalb der geschützten Bucht spürten wir bereits, dass Poseidon
kräftig Wellen aus nördlicher Richtung schickte und sich die Wasseroberfläche
bedächtig aber dennoch mit weißen Krönchen kräuselte. Da wir nach Süden
fuhren, störte uns das nicht weiter.
Wenig später ertönte der Ruf „Mittagshalbe!“ und unsere Biervorräte wurden
angezapft. Während Gerhard sein Bier am Steuer schlürfte, kletterten Promy und
Markus genießerisch auf das Badedeck, um neben dem Bier eine Zigarette zu
genießen und die Füße ins Wasser zu hängen12. Ob es dann der Drang zur
Toilette oder die Neugier des Navigators war, dass Markus unter Deck
verschwand bleibt bis heute ebenfalls ungeklärt. Ein interessanter Zufall war es,
als genau in diesem Moment ein Funkspruch offensichtlich der U-Boot Marine
ankam13. Die weitere Fahrt verlief weitgehend ohne besondere Vorkommnisse.
Jedoch war der Funkspruch bis zum Abend Tagesgespräch.
So segelten wir weiter, an Seriphos vorbei, um dann auf unser neues Ziel
Siphnos zuzuhalten. Kurz vor Erreichen der sicheren Bucht ließ nicht nur
Poseidon, sondern auch Äolos Wind und Wellen auf ein fast unerträgliches Maß
anwachsen. Die Instrumente unserer Yacht zeigten auf beachtliche 10 Beaufort
und fünf Meter hohen Seegang. Dies wurde spätestens dann allen
unmissverständlich klar als unsere tapfere Kalymnos auf den Wellenkamm einer
Grundwelle kletterte, umschlug und in diesem Moment zusätzlich noch eine
heftige Bö das Boot traf und Gerhards geliebte Kappe als Opfer forderte.
Schließlich kam das Kommando möglichst schnell die Segel zu bergen und mit
dem Motor in die sichere Bucht namens Ormos Vathy einzulaufen. Nach hartem
Kampf endlich drin angekommen stellten wir fest, dass obwohl die Bucht
rundum von Bergen umgeben war, uns noch immer heftiger Wind um die Ohren
blies. Wir machten uns bereit an einer vermeintlich günstigen Stelle den Anker
zu werfen. Aufgrund des starken Windes steckten wir den zweiten Anker
zusätzlich. Kaum dachten wir endlich sicheren Halt zu haben, tuckerte ein
12
13
Siehe: Wie versenkt man eine Bierdose
Siehe: Was ist ein Kollisionskurs
20
Motorboot mit einem heftig winkenden Seemann auf uns zu. Dieser muss wohl
von einem Grossegler (100 Fuß) gekommen sein, denn in dieser Richtung war
sonst kein anderes Schiff zu finden. Immer noch händeringend, wild
gestikulierend und irgendetwas Ausländisches kreischend, legte er mit seinem
Dinghy längsseits unserer Backbordseite an. Als man sich über die Sprache im
Klaren war, meinte der Seemann, dass wir von dieser Stelle doch wegfahren
sollten, damit auch er einen Platz zum ankern fände (rund um uns herum war
genug Platz, um nicht nur eine 100 Fuß Yacht aufzunehmen, sondern vielleicht
sogar eine ganze Armada). Wir konnten diesem Wunsch leider nicht
entsprechen. Dies sorgte für ein sehr verärgertes Gesicht und eine barsche
Antwort des Gummibootfahrers: „Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt,
wenn euch unsere Yacht rammt!“ Daraufhin tuckerte er grollend zurück.
Wenig später bemerkten wir, dass wir trotz 65 Meter Ankerkette und
zusätzlichem Zweitanker wegen des starken Windes über den Buchtgrund
drifteten. Fast am anderen Ende der Bucht angekommen wurden eilig die Anker
gelichtet und ein weiteres Manöver gefahren. Doch auch dieses Mal ließen uns
weder Äolos noch unsere Nachbarn Ruhe finden und ein drittes Manöver musste
eingeleitet werden. Markus war inzwischen so ärgerlich, dass er meinte: „Wenn
er denn jetzt nicht hält, dann fahr i mitn Beiboot naus und bind des Ding an
irgendam Baum fescht.“ Eine solche Aktion war glücklicherweise nicht
erforderlich, denn wir hatten uns sehr weit an die Windgrenze und den Strand
gewagt, der Anker blieb fest liegen. Trotzdem wurde Ankerwache gehalten, bei
der Thomas und Gerhard bis sechs Uhr in der Früh Backgammon gespielt
haben, während der Rest müde und erschöpft in die Kissen sank.
21
Bilder des Tages:
22
Bade- und Ruhetage in Ormos Vathy
(06.09.2004-07.09.2004)
Am nächsten Morgen, nachdem das Frühstück gerade beendet war, stattete uns
unser Nachbar einen Höflichkeitsbesuch ab. Er meinte, wir unseren Anker so
geworfen hatten, dass wir, falls der Wind drehen sollte, sein Boot
möglicherweise treffen könnten, und ob wir doch nicht freundlicherweise unser
Ankermanöver ein paar Meter weiter weg von ihm fahren könnten. Er hätte ja
nichts gegen Nähe, aber er würde nachts besser schlafen können. Außerdem
teilte er uns mit, dass der Wind noch zwei Tage so bliebe, um dann die Richtung
ein wenig zu ändern. Nach einem sehr anregenden Plausch entschlossen wir uns
dazu Gerhard mit dem Tauchzeug rauszuschicken, um die Anker zu
kontrollieren während wir ein neues Manöver beginnen sollten, was nicht ganz
so schwierig war wie in der Nacht, zumal wir sehen konnten wohin wir fuhren
und der Wind nicht ganz so stark war. Diesmal klappte das Ankermanöver auf
Anhieb und wir lagen „pippifein“ vor dem Strand der Bucht Ormos Vathy. Jetzt
konnte endlich gebadet, getaucht und gefischt werden, letzteres mit wenig
Erfolg.
Am Nachmittag montierten Gerhard, Klaus und Thomas den mobilen Bordgrill,
der seinen kunstvollen Halt am Backbordheck gefunden hat. Aufgrund des
starken Windes konnten wir jedoch den Grill noch nicht verwenden, so
beschlossen wir einfach, dass uns Klaus aus der Bordküche mit irgendwas mit
scharf drauf versorgt. Alle bis auf Markus waren begeistert, dem bereits bei dem
Gedanken daran das Wasser auf die Stirn trat. Aber er fügte sich tapfer und legte
sich sogar noch eine zweite Portion auf. Der Abend wurde mit lesen und
Backgammon spielen beschlossen.
Am nächsten Tag in der Früh wurde bei der morgendlichen Zigarette
festgestellt, dass der Wind über Nacht wohl aufgehört haben muss, denn unsere
Yacht stand ganz plötzlich mit dem Bug in die entgegengesetzte Richtung da.
Für den Moment regte sich kein Luftzug und die See war wie glatt gebügelt. Da
uns Helios jetzt so richtig auf den Leib brannte wurde für das Frühstück bereits
das Bimini14 aufgezogen und wir beschlossen an diesem Tag noch einmal so
richtig auszubaden, sowie die Lebensmittelvorräte aufzustocken. Wieder hatten
wir jede Menge Spaß und die Fotokameras klickten im Akkord.
14
Sonnendach
23
Bilder des Tages
24
Aufenthalt in Ios
(08.09.2004-09.09.2004)
Nachdem wir es am nächsten Morgen, wenn auch unter Zuhilfenahme des
Nebelhorns, endlich einmal geschafft haben relativ frühe Sonnenstrahlen und ein
bestens angerichtetes Frühstück zu genießen, konnten wir bereits um 11.15 Uhr
Anker lichten und unseren Kurs Richtung Ios fortsetzen. Dies gestaltete sich
zunächst schwierig, da sich die Anker mehrfach verdrillt hatten. Um das Gewirr
zu entwickeln planschten wir eine weitere Stunde und mit laufendem Motor in
Ormos Vathy bis Gerhard, Promy und Tom endlich grünes Licht für einen
herrlichen Tag auf See geben konnten. Vorbei an Milos, Pholegandros und
Sikinos segelte unser Schiff dieses Mal brav mit lauem Wind. Jeder konnte
heute genießen was Segeln bei achterlichem Wind und super Sonnenschein
bedeutet. Volle Segel, gute Laune und natürlich die obligatorische MittagsNachmittags- Spätnachmittags- und Zwischendurchhalbe rundeten die
Stimmung ab. Schließlich erreichten wir gegen 17.00 Uhr unseren heutigen
Zielhafen in Ios. Gleich nach dem Anlegen wurden wir von einem freundlichen
Einheimischen begrüßt und uns wurde ein Schlauch mit extra sauberem
Trinkwasser angeboten. Für sage und schreibe 400 Liter mussten lediglich vier
Euro quasi als Trinkgeld entrichtet werden. Leider musste unser Bootshaken
beim Herausfischen der Mooring als weiterer „Dreizack“ dem Poseidon geopfert
werden, denn dieser konnte leider selbst mit einem sofort eingeleiteten
Rettungstauchmanöver nicht mehr geborgen werden.
Wir lagen bereits eine Weile fest vertäut an der Mole der Stadt, haben bereits
einige Töchter der Aphrodite15 bewundert, sowie geduscht und eingekauft, als es
uns plötzlich mit einem ohrenbetäubenden Krachen und Quietschen mit dem
Heck heftig an den Hafenkai drückte. Erschrocken sprang die Mannschaft teils
halbnackt an Deck, um zu sehen, was denn passiert sei. Eine Highspeedfähre
war an den Fährkai gekommen und wir hatten wahrscheinlich ihren kompletten
Wellenschlag zu spüren bekommen. Irgendeiner von uns bemerkte, dass das
Krachen wohl unsere immer noch im Wasser liegende Badeleiter gewesen sein
muss, denn die sah nach näherer Betrachtung ziemlich verbogen und zerkratzt
aus. Plötzlich konnten wir Gerhard, der den Schaden auch gerade entdeckte, wie
einen Bierkutscher fluchen hören. Und alle dachten an die von uns entrichtete
Kaution. Krampfhaft wurde überlegt wie ein derartiger Schaden mit den
kümmerlich vorhandenen Bordmitteln wieder behoben werden könne. Für heute
hatten wir keinen Einfall mehr und die Sache wurde auf morgen verschoben. So
begnügten wir uns mit dem Fahren eines neuen Ankermanövers. Ein
benachbarter Schweitzer bemerkte zwar, dass wir wohl über seinen Anker
geworfen hatten, wurde jedoch von seinen Bordfrauen zurückgepfiffen, die
meinten, dass sie wahrscheinlich eh erst morgen auslaufen würden.
15
Göttin der Schönheit
25
So konnten wir uns am Abend getrost der Sichtung der Unterstadt widmen und
später bei der hübschen Wirtin „Suzana“ und deren Tochter Theodora
einkehren. Auch hier floss das Bier in Strömen und das Essen war wirklich
hervorragend. Denn die Chefin hat uns in – man bemerke - deutscher Sprache
die Köstlichkeiten ihres Landes empfohlen. Mit gut gefülltem Bauch, müde von
den Ereignissen des Tages und für manche der Eindruck man hätte Helena16
gefunden, verzogen wir uns zunächst aufs Schiff und dann bald darauf in die
Falle.
Den nächsten Tag nutzten wir, um die dem Hafen nahe gelegene Kapelle zu
besichtigen sowie eine abenteuerliche Fahrt mit dem Omnibus in die Oberstadt
zu machen. In einer kleinen Taverne namens „Jos Burger“ warteten wir also
colatrinkend auf den Bus und widerlegten die Theorie, dass Theodora mit
Helena zu vergleichen sei anhand von umgehenden Beispielen weiblicher
Ästhetik. Tom war sogar für ganze fünf Minuten absolut sprachlos und konnte
seinem Zwang eine potentielle Helena zu fotografieren nicht bändigen, bis er sie
endlich halbwegs brauchbar vor der Linse hatte. Es wurden sogar schon
Überlegungen angestellt ohne Tom und Gerhard wieder nach Graz
zurückzukehren, denn auch Gerhard hatte zwei Schönheiten entdeckt, die in
unmittelbarer Nähe von uns Platz genommen hatten.
So fuhren wir mit einem geschärften Gefühl für die Schönheiten der Stadt in die
Chora, um nicht nur die weibliche Ästhetik sondern auch das göttliche
Panorama auf die Bucht zu würdigen. Nach der Fotosafari drängte uns Helios
dazu in einer der schönen Tavernen eiskalte Milkshakes zu trinken. Kaum hatten
wir unsere Shakes bestellt war auch Klaus wieder zu uns gestoßen, der sich kurz
davor selbständig gemacht hat. Was uns sehr wunderte, war die Tatsache, dass
sich in jedem Winkel ein Internetcafe befand. Den Heimweg zu unserem Boot
beschlossen wir zu Fuß zu gehen, um eventuell an einem Werkzeugladen vorbei
zu kommen. Unten angekommen sagte man uns, ein solcher Laden befände sich
an der Strasse zur Oberstadt. Während Tom und Klaus versuchten Vorräte zu
besorgen, gingen Promy und Markus den halben Weg wieder zurück, um einen
ordentlichen Hammer und eine noch ordentlichere Rohrzange zu organisieren.
Danach wurde nach bestem Wissen und Gewissen auf die Badeleiter
eingetrommelt und versucht diese wieder gerade zu bekommen, das Gott sei
Dank mit Anstrengung auch gelang. Kaution gerettet! Zur Feier des Tages
beschlossen wir abends nochmals zu „Jos Burger“ zu gehen, allerdings mit dem
Vorsatz nur einen Burger zu essen und nichts zu trinken, da uns der Preis des
Colas zu Mittag noch immer ungut im Magen lag. Danach stand die organisierte
Biervernichtung wieder an der Tagesordnung.
16
Inbegriff der klassischen Schönheit
26
27
28
Fahrt nach Santorin
(20.09.2004 – 11.09.2004)
Aufgrund des vorabendlichen Festgelages des Dionysos17 ließ uns Chronos18 am
Morgen mit geröteten Augen und schwerem Kopf erst um 11:45 Uhr aus
unseren Träumen erwachen. Nach der morgendlichen Zigarette wurde
festgestellt, dass das Wetter heute wirklich sensationell für die Überfahrt nach
Santorin erschien. Sogleich wurde ein deftiges Frühstück bereitet, um die
kommenden Strapazen leichter zu bewältigen. Jeder beeilte sich, damit
möglichst bald ausgelaufen werden konnte. Jedoch musste zuerst noch der Müll
entsorgt werden, sowie Brot eingekauft und verschieden Informationen bei der
Hafenpolizei eingeholt werden. Diese waren allerdings nicht sonderlich
hilfreich, sondern verwiesen uns direkt an den Hafenfunk der Santoriner. Ein
benachbarter bayerischer Segelkollege gab uns jedoch den äußerst hilfreichen
Tipp nach Vlychada aufzubrechen. Dieser Hafen sei ein sicherer Liegeplatz mit
Strom- und Wasseranschluss und für den Besuch der Stadt Thira bestens
geeignet, allerdings sei das Einlaufen aufgrund der zahlreichen Riffs um die
Hafeneinfahrt nur etwas für Profis. Unsere beiden Skipper sahen sich an und
dachten sich: „Schau ma mal, werma scho hinkriegn. Profis san ma eh scho.“
Schließlich konnten wir um 14:15 Uhr aus dem schönen Hafen Ios auslaufen
und unseren Kurs Richtung Santorin angehen. Gegen 15:00 Uhr durften wir
Segel setzen und konnten sogar kurzfristig auf Schmetterlingskurs gehen, was
unsere Segelneulinge Promy und Klaus sehr stark beeindruckte und die
Fotoapparate klicken ließ. Die Motivation war so hoch, dass sich Promy spontan
zur Navigation nach Santorin bereit erklärte und freiwillig richtige
Kreuzpeilungen beziehungsweise GPS-Peilungen durchführen wollte und
konnte. Gegen 17:15 Uhr erreichten wir den Kraterrand von Santorin und
segelten anschließend durch diesen gemütlich hindurch. Es muss wohl von der
Chora aus ein toller Anblick gewesen sein, als wir unter Vollzeug den Krater
wieder verließen. Denn wir bemerkten verschiedenstes Blitzlichtgewitter. Kurz
darauf verfluchten wir wieder einmal unsere uralten und schäbigen Seekarten,
denn sie stimmten wie meistens nicht mit der Realität überein, denn der Hafen
Vlychada befand sind viel weiter östlich als auf der Karte verzeichnet (ca. 6-8
Seemeilen).
Wie uns bereits durch unseren bayerischen Segelkollegen angekündigt waren
tatsächlich sehr viele flache Riffe vor der Hafeneinfahrt zu finden. Es musste
also mindestens ein Mann in den Ausguck, welcher unsere Kalymnos sicher
durch die Untiefen lotste. Sehr erstaunt waren wir jedoch alle, als wir im
Hafengewässer doch tatsächlich Schwäne entdeckten. Im Hafen angekommen
17
18
Gott des Weines und Genusses
Gott der Zeit
29
suchten wir uns einen schönen Liegeplatz vor einer großen Motoryacht aus. Dort
konnten wir mit dem berühmten 20 Grad Manöver, das - sogar ohne Probleme –
beim ersten Versuch gelang, längsseits an der Mole liegen. Die Wahl des
Liegeplatzes zeigte sich allerdings erst später als goldene Wahl.
Gleich bei der Ankunft wurden uns beim Festmachen des Bootes durch ein
Crewmitglied der Motoryacht geholfen. Dann wurden wir von einem freundlich
winkenden Mann in Empfang genommen. Mit Händen und Füssen versuchte er
uns zu erklären, dass es auf dieser Seite der Insel doch günstiger wäre mit einem
seiner Mietautos die Stadt Thira zu besuchen. Er würde uns schließlich einen
sehr guten Preis machen. Wir lehnten jedoch dankend ab, da wir als geübte
Stadtfahrer in Graz das Parkplatzproblem bereits im Hinterkopf hatten, und wir
dachten, dass uns eine Busfahrt sehr viel Stress ersparen würde. Außerdem
würde eine Busfahrt dem Abenteuercharakter der gesamten Segeltour eher
entsprechen, nachdem wir ja schon nicht mit dem Esel in die Stadt reiten
konnten. Irgendetwas murmelnd ließ er von uns ab und fuhr mit seinem
Fahrzeug davon. Anschließend suchten wir vergeblich den sehnlichst erwarteten
Strom- und Wasseranschluss. Uns wurde mitgeteilt, dass Wasser nur von einem
Tankwagen zu erhalten wäre und der Strom für die Segeltouristen erst ein paar
Jahre später den Hafen erreicht haben wird. Als wir jedoch ein Stromkabel
entdeckten, welches zu einer älteren Holzyacht führte, gingen wir der Sache auf
den Grund und versuchten am anderen Ende des Stromkabels einen weiteren
Stromanschluss zu finden. Der Besitzer dieser älteren Holzyacht stürzte wie ein
geölter Blitz auf das Deck seiner Yacht und schimpfte wild, dass wir seinen
Stromanschluss gefälligst in Ruhe lassen sollten. Na gut, dann halt wieder
einmal keinen Strom!
Bei der Einfahrt in den Hafen hatten die geschulten Augen von Tom und
Gerhard bereits die springenden Fische erspäht und wollten unbedingt an diesem
Tag noch ihrem Hobby – dem Angeln – frönen. Leider mussten die Fische doch
irgendwie etwas schlauer gewesen sein, denn kein einziger wagte sich überhaupt
auch nur in die Nähe der gefährlichen Widerhaken. Und so wurde das Angeln
nach geraumer erfolgloser Zeit abgebrochen.
Am nächsten Tag zeigte sich wie oben erwähnt die goldene Wahl des
Liegeplatzes. Wir beobachteten nämlich, wie ein anderer Segler, der im
Innenbecken vor Buganker gelegen hatte, auslaufen wollte und dabei sämtliche
Anker seiner Nachbarn mitriss. Anschließend trieb er unkontrolliert auf seine
Nachbarn zu, und ein Schaden konnte nur mit Mühe verhindert werden. Der
Ärger der Segelnachbarn war dementsprechend groß und verflog sich erst, als
der Delinquent den Hafen verlassen hat. Wir beobachteten das Schauspiel von
unserem Längsseitslogenplatz und fachsimpelten über die Ungeschicktheit
anderer Skipper.
30
In relativer Frühe haben wir uns entschlossen mit dem Bus „Thira – die Schöne“
zu besuchen. Also gingen wir von unserem Liegeplatz bei der ersten
Bushaltestelle vorbei und warteten bei der viel weiter entfernten zweiten
Haltestelle ohne eigentlich genau zu wissen warum. Den Fehler bemerkten wir
allerdings erst gleich danach, denn er fuhr mit uns zunächst zur Endstation (die
erste Haltestelle) und danach erst Richtung Thira. Auch hier war die Busfahrt
wieder ein Erlebnis. Voll gestopft nicht nur mit Touristen sondern auch mit
grimmig dreinblickenden Einheimischen statteten wir wohl jeder nur
erdenklichen Milchbank zwischen dem Hafen Vlychada und der Stadt Thira
einen Besuch ab und überall wurden weitere Mitfahrer in den Bus gestopft.
Glücklicherweise war es ein alter Bus, denn man konnte zum Teil die
Seitenfenster öffnen, um nicht den Ausdünstungen anderer schwitzender
Touristen zu erliegen. Fast gerädert und glücklich über das Ende der Fahrt
erreichten wir gegen Mittag endlich den Busbahnhof knapp unterhalb der Chora.
Jetzt musste nur noch dem unendlichen Touristenstrom gefolgt werden, um die
Gassen der Oberstadt voller Erwartung stürmen zu können. Um erstmal der
größten Menschenmasse zu entgehen flüchteten wir in das nächst beste Café,
nicht wissend dass gerade hier die Aussicht auf den Krater von Santorin am
schönsten war und das offensichtlich schon einige Touristen vor uns gewusst
haben mussten. Dennoch bekamen wir einen sehr guten Platz und konnten das
Panorama genießen. Nach dem erholsamen Kaffee-Frappee mit Eis drängten
auch wir uns in die Gassen, um Thira von oben bis unten und von vorne bis
hinten auf schöne Aussichten und des Fotografierens würdige Einsichten zu
erforschen. Hier entstand einer unserer schönsten Urlaubstage und wir kürten
den Tag zum „Tag der allermeisten Fotos“. Enge betriebsame Gassen
wechselten mit ruhigen oder stark besuchten Plätzen. Thira zeigte sich von
seiner schönsten Seite. Manche Gassen hatten bereits einen orientalischen
Touch. Bei so vielen Eindrücken wird man in der Hitze sehr leicht ein Opfer des
gemeinen Dursts und wir besuchten vom Laufen müde eine tolle Kneipe mit
einer noch viel tolleren Bedienung. Diese erkannte sofort was wir uns
wünschten: fünf eiskalte Bölkstoffe, natürlich vom Fass die wir gierig in unsere
überhitzten Leiber hineinschütteten, selbstverständlich nur aus medizinischen
Gründen, um den Wasserhaushalt zu regulieren. Weil die Medizin gut und die
Bedienung nett war ließen wir uns gleich noch mal beliefern. Danach allerdings
kam bei einigen der Wunsch auf doch früher die Stadt zu verlassen, um am
Abend nochmals angeln zu gehen. Scheinbar ist ihnen das Bier zu schnell zu
Kopf gestiegen und dabei kam Markus und Promy der Verdacht, dass sie sicher
nur die Zeit dazu nützen wollten, um noch ein schnelles Nickerchen vor dem
Abendessen zu halten. Markus und Promy zogen es vor die holde Weiblichkeit
der Stadt noch ein wenig zu genießen und hatten gar nichts dagegen noch länger
zu verweilen.
Also wurde noch eingekauft und der eine Teil verabschiedete sich in Richtung
Vlychada, wo unsere Kalymnos noch immer friedlich im Hafen lag. Wir (Promy
31
und Markus) erkundeten nochmals die Stadt auf ihrer geheimen Mission der
Suche nach Aphrodite. Unsere „Jagd“ war dank Artemis19 äußerst erfolgreich
und unser Jagdrevier war unter anderem im oben angeführten Lokal 20. Viele von
ihnen verfingen sich im fotografischen Netz unserer Kameras. Nebenbei sei
noch bemerkt, dass wir dabei noch Seitengassen entdeckten, die wir vorher
während unseres Rundgangs scheinbar übersahen. Zudem nutzen wir diese
erneute Wanderung(?) zum Einkaufen von Souvenirs und Mitbringseln für
unsere Freunde in Graz. Des Umsehens müde brachen wir Richtung Bus auf,
doch leider hatte der Fahrer kein Einsehen und fuhr uns vor der Nase einfach
davon. Na gut, auch kein Problem, die holde Weiblichkeit in Thira wartete ja
nur darauf von uns fotografiert zu werden. Dennoch besorgten wir uns an der
Bushaltestelle eine große Dose Waffelröllchen (mit Cappuccino-Geschmack) als
Wegzehrung. Wiederum verfingen sich viele der hübschen Griechinnen im
Fotonetz. Nach zwei weiteren Stunden in der Inselhauptstadt konnten wir dann
doch die Bushaltestelle aufsuchen wo Promy dann letztendlich doch noch sein
Traumbunny fotografieren konnte. Mit diesen tollen Impressionen, Ausblicken
und natürlich auch Einblicken (in braune Augen und gebräunte Berge *g*)
stiegen wir gegen 18:00 Uhr in den Bus Richtung Vlychada, dort wo die anderen
bereits die Angeln ausgepackt haben und sich schon wieder dem Hobby des
einträglichen Fischsuchens widmeten. Schließlich sollte ja heute Abend fleißig
und massig gegrillt werden und ein paar dieser Aussenbordkameraden sollten
wenigstens daran glauben. Unserem Grillversuch machte jedoch unser Nachbar
einen Strich durch die Rechnung. Er beschwerte sich, dass die Funken durch den
ständigen Küstenwind auf sein frisch geputztes Deck wehen würden und
zusätzlich die Aussenhaut seines Schiffes beschädigen könnten. So mussten wir
nach zehn Minuten unseren allerersten Grillversuch auf diesem Törn abblasen
und das Feuer löschen – schade eigentlich, denn wir hatten uns sehr darauf
gefreut. Stattdessen zauberte uns aber unser Smutje Klaus (der Erste)
liebenswürdigerweise die aus der Stadt mitgebrachten Fleischstücke in der
Pfanne zurecht. Schließlich mussten wir kräftig Energie tanken, da uns am
nächsten Tag ein gewaltiger Törn bevorstand.
19
20
Göttin der Jagd
Siehe: Menschenkenntnis
32
Bilder des Tages
33
34
35
Fahrt nach Milos
(12.09.2004)
Ausnahmsweise früh am Morgen (08:00 Uhr) trieb uns die Morgensonne aus
den Federn. Nach dem alltäglichen und gründlich gemütlichen Frühstück legten
wir ohne Probleme von unserem sicheren Hafenplatz ab und kreuzten die
Untiefen vor dem Hafen bei bestem Segelwetter. Noch war die See friedlich und
der Wind blies verglichen mit den Tagen zuvor gemächlich aus Nord-West.
Doch als wir uns dem Kraterdurchlass von Santorin näherten ließ Äolus aus
voller Lunge blasen und wir mussten die Segel stark reffen. So ging es dann den
ganzen Tag weiter – Segel auf, Segel ab. Vorbei an den beiden namenlosen
Inselchen die zu Santorin gehören, Sikinos, Folegandros und Kimolos den
ganzen Tag auf demselben Kurs. Unser bislang längster Segeltag mit insgesamt
65,7 Seemeilen. Während der Fahrt wurden aufgrund der Lage des Bootes und
der anprallenden Wellen viele „Unterwegsfotos“ geschossen. Tom versuchte
dabei akribisch den von der Gischt erzeugten Regenbogen und die Gischtspritzer
selbst abzulichten, was jedoch nicht gelang. Kurz vor Sonnenuntergang musste
nur noch eine enge und untiefe Durchfahrt zwischen Kimolos und Milos passiert
werden und wir schafften dies fast mit dem letzen Tageslicht. Fast wie zur
Belohnung für unseren schönen und anstrengenden Tag auf See meldete
Gerhard eine Delfinschule, die spielerisch mit unserem Boot mitschwamm. Die
Mannschaft war so aufgeregt, dass niemand Fotos schoss, was bei dem wenigen
Licht und der Schnelligkeit der Delfine zu keinem brauchbaren Ergebnis geführt
hätte.
Gegen 19.45 Uhr konnten wir endlich die Einfahrt in den Naturhafen von Milos
und in den Hafen Adhamas einlaufen. Nach fast zwölfstündiger Fahrt lagen wir
fest vertäut vor Buganker am Hafenkai und konnten uns von den Strapazen des
Tages ausruhen. Besondere Vorsicht galt natürlich dem in der Nähe liegenden
Fährkai, damit uns nicht dasselbe Schicksal wie auf Ios ereile. Markus und
Promy zogen aus die Hafenverwaltung zu suchen, um Strom und Wasser zu
organisieren. Anfragen bei den Nachbarn nach einem verantwortlichen
Schlüsselträger ließ uns von der einen Seite des Hafens bis zur anderen ohne
Erfolg durchlaufen, so schlossen wir Strom und Wasser in einem unbemerkten
Moment einfach selbst an. Gerhard und Markus gönnten sich als Tagesabschluss
eine gute Tabakpfeife. Tom und Klaus waren hundemüde und begaben sich bald
in die Federn, während Promy noch den Tagesabschluss am Notebook erledigte.
36
Bilder des Tages:
37
Verweilen auf Milos (Ormos Grillos)
(12.09.2004-14.09.2004)
Da uns am nächsten Morgen Helios21 schon recht ordentlich bestrahlte und die
Hitze von der Stadt reflektiert wurde beschlossen wir nach dem Frühstück das
besondere Badewetter auszunutzen und uns irgendeine Bucht innerhalb der
halbmondförmigen Insel zu versetzen und den Tag dort zu genießen. Adhamas
ist zwar für den Besucher an den Hafenanlagen ein sehr adrettes Städtchen und
es zeigt gerade am Morgen der Sonne ihr schönstes Gesicht, jedoch darf wie in
allen Urlaubstädten nicht weit hinter die Fassaden gesehen werden, denn alles
was dahinter ist, darüber schweigen die Götter. Besonders auf der schönen
Buchtinnenseite hat sich leider Industrie angesiedelt. Ein Blick auf die Seekarte
und in das Hafenhandbuch ließen uns das Ziel schnell erkennen: eine kleine
namenlose aber dennoch von drei Seiten geschützte Bucht am südwestlichen
Ufer des Naturhafens gelegen. Wir warteten noch die ausfahrende
Highspeedfähre ab und legten dann unsererseits von der Mole aus Adhamas ab.
In der Bucht angekommen stellten wir fest, dass es genau das Richtige für uns
war. Wir konnten hier ungestört baden, tauchen, schwimmen, angeln und
faulenzen. Mit Ausnahme eines einsamen Fischerhauses und ein paar Ziegen
waren wir ganz für uns allein. Die Bucht war gerade einmal groß genug, um
unser Boot mit großzügigem Platz rundum aufzunehmen und uns vor den
Wellen der aus- und einfahrenden Fähren zu schützen. Auch Artemis sorgte für
erfolgreiche Fischzüge, worauf wir beschlossen haben den Abend hier in der
Bucht zu verbringen und endlich dem Hephaistos22 huldigen zu können. Allein
14 Fischköpfe, reichlich Gemüse, Kartoffeln und Zwiebeln wurden auf den Grill
verfrachtet und sollten uns an diesem Abend die Mägen genüsslich füllen. Und
zur Belohnung zeigte uns Selene ihren schönsten Sternenhimmel. Unter diesen
Voraussetzungen wurden die allerletzten Zweifel bezüglich der Übernachtung in
der Bucht ausgeräumt und es konnten die letzten Biervorräte geplündert werden.
So ein Bade- und Erholtag war in den vorangehenden beiden Wochen ob des
Wettergottes Zeus nicht immer oder so gut wie nie möglich und wir alle
genossen es endlich einen solch lang ersehnten Tag feiern zu dürfen. So wurde
noch lange über die Schönheit des Segelns diskutiert und erst gegen drei Uhr
morgens fing der erste an zu gähnen.
Weil uns „Ormos Grillos“ – wie wir sie aufgrund unseres Grilldebuts nannten,
und sie auf der Seekarte keinen eigenen Namen hat - besonders gut gefallen
hatte, beschlossen wir am nächsten Tag nur kurz nach Adhamas einzulaufen, um
Proviant, Strom und Wasser zu bunkern und danach wieder hierher zu kommen
21
22
Sonnengott
Gott des Feuers und der Schmiedekunst
38
und noch einen weiteren Tag in dieser herrlichen Bucht zu verbringen. Das
Einkaufen war ein großer Erfolg, denn die Verkäuferin des kleinen
Supermarktes muss offensichtlich mit unserem Einkauf überfordert gewesen
sein. Sie hat uns anstatt der großen Bierdosen Löwenbräu die kleinen Bierdosen
Löwenbräu verrechnet (wir sparten uns also acht Euronen die wir in Grillgut
investierten). Somit hatten wir ungefähr um die Hälfte mehr Bier gekauft als wir
bezahlt haben. Adhamas bot uns außerdem einen kleinen und versteckten
Schiffsausrüster, bei dem wir den Verlust unseres Bootshakens auf Ios
ausgleichen konnten. Leider war das auch gleichzeitig das Ende unserer bislang
unerschöpflichen Bordkasse und jeder von uns musste noch einmal 50 Euro
drauflegen.
Auch am nächsten Tag waren die Freizeitaktivitäten groß geschrieben, der
Fischerfolg hielt sich jedoch in Grenzen. Was auch gar nicht so schlecht war,
denn es meldete sich keiner freiwillig zur lästigen Tätigkeit der
Fischentschuppung. Außerdem was wolle man schon mit zwei kleinen Fischlein
anfangen. Das würde sich ja nicht mal lohnen um hiefür drei Kohlen
anzuheizen. Na gut, so haben wir beschlossen, dass wir die Fischchen wieder in
ihr natürliches Ökosystem zurückgeben. Leider trieben sie kurze Zeit später Kiel
oben auf der Wasseroberfläche womit wir den örtlichen Möwen vermutlich eine
sehr große Freude bereitet haben.
Stattdessen wurde eine Menge totes Tier, Maiskolben und herrliche rote
Zwiebelringe auf traditionelle steinzeitliche Art und Weise über offenem Feuer
erhitzt. Klaus warf sich ins Zeug und bastelte mit ein wenig Ketchup, Sauce
Tartare und verschiedenen Gewürzen aus der asiatischen Küche - die hier nicht
mehr näher bezeichnet werden können - feurige und süße Saucen wie wir sie
noch nie gesehen und geschmeckt hatten. Dafür sorgten Tom und Gerhard für
das schönste Grillfeuer das wir jemals gesehen hatten. Promy und Markus gaben
auch ihr Bestes: zuerst beim Essen und dann beim Spülen.
Obwohl für den nächsten Tag „früh Aufstehen“ angekündigt war, ließ es sich
keiner nehmen, auch diesen Abend bis halb drei Uhr morgens zu genießen.
Natürlich wurde an diesem Abend das eine oder andere Seemannsgarn
gesponnen und so manches Seeungeheuer von Fischern und Tauchern gesichtet.
39
Bilder des Tages:
40
41
Fahrt nach Ydhra
(15.09.2004-16.09.2004)
Am nächsten Morgen haben wir unser Versprechen wahrgemacht und waren
bereits um halb acht auf Deck zu finden. Immer noch müde aber mit dem Ziel
vor Augen heute Abend bereits wieder in der Nähe des griechischen Festlands
zu sein, lichteten wir - selbstverständlich nicht ohne ausgiebig gefrühstückt zu
haben – zu Zeiten in denen die Götter normalerweise noch schlafen, also um
08:30 Uhr, die Anker. Ab jetzt stand uns eine sehr sehr lange und langweilige
Fahrt bevor. Was wir in den letzten Tagen zuviel Wind hatten sollte sich jetzt
rächen. Äolus muss wohl keinen Furz Wind mehr in seinen Windsäcken gehabt
haben - Flaute den ganzen Tag und eine daraus resultierende Affenhitze sorgten
dafür, dass sich die Müdigkeit über den ganzen Tag hielt und der eine oder
andere sich irgendwann entweder auf Deck oder unter Deck zu einem kleinen
Nickerchen hinreißen ließ.
Irgendwann kam einer auf die Idee, man könnte doch den extra für diese Fahrt
mitgenommenen fünf Kilogramm schweren Bleifisch für den Downrigger
ausprobieren. Dies scheiterte jedoch am Widerspruch von Gerhard, der
befürchtete, dass sich die Schnur ohne den zugehörigen Ausleger in der
Schiffsschraube verfangen könnte, und dann wäre bei der Affenhitze nicht nur
Schwitzen und Schlafen sondern auch Rudern angesagt, was angesichts der
Strecke für Verdruss, schlechte Laune und mit Sicherheit zur Meuterei geführt
hätte. So wurde das Vorhaben kurzerhand auf den nächsten Segeltörn
verschoben und der Bleifisch verschwand wieder in der Backskiste von wo er
ursprünglich hergekommen war.
Man löste sich also nach und nach beim Motorbootfahren am Steuer ab und
hoffte endlich auf die ersehnte Küste von Ydhra zu treffen, die sich in der Ferne
bereits silhouttenmässig abzeichnete und nicht näher kommen wollte, waren es
doch 64 Seemeilen, die es zu bewältigen gab. Erst am Abend ließ uns der
aufkommende Abendwind ein wenig schneller über die äußerst glatte See
gleiten und endlich konnten wir Kurs legen in eine kleine aber feine und
offensichtlich bekannte Bucht – Ormos Mandraki – einzulaufen. Nach
Begutachtung der Bucht fanden wir auch einen wunderschönen Ankerplatz,
jedoch musste aufgrund der Tiefe alles an Kette gesteckt werden, was an Bord
war. Da uns der Platz nicht sicher genug war musste Promy mit einem Seil um
den Bauch an Land schwimmen und das Boot dort irgendwo festmachen. Nach
anfänglichem Gezeter schwamm er brav ans Ufer und vertäute das Boot so fest,
dass es sicher kein Klabautermann hätte losmachen können. Die kunstvollen
Knoten türmten sich Häufchen an Häufchen. Endlich fertig mit dem Kunstwerk
wurde ihm artig jede Menge Applaus entgegengebracht.
42
Hier in der Bucht wurde dann endlich wieder dem Hobby des Fischens
nachgegangen. Leider nur mit mäßigem Erfolg, denn außer zwei winzigen
Mönchsfischen wollte kein Aussenbordkamerad anbeißen und das obwohl
Gerhard, Tom und Klaus ihre Angeln angestrengt ins Wasser hielten. Promy und
Markus zogen es vor mit der Kamera zu fischen. Besonderes Augenmerk legten
sie dabei auf das benachbarte neuseeländische Segelboot wo ein Seehase nach
dem anderen erschien und vom Bug ins Wasser platschte. Zudem war
Sonnenuntergangzeit und beide Motive konnten durchaus miteinander
verbunden werden.
Einen besonderen Spaß haben wir uns dann beim Essen gegönnt: Die Kamera
wurde auf ein Stativ geschraubt und sollte alle fünf Minuten zur Dokumentation
des Bierkonsums auslösen. Zunächst kamen die Fotos überraschend, später
hörten wir bereits am vorbereitenden Pfeifton das bevorstehende Auslösen und
konnten die Szene dementsprechend gestalten. Die muss offenbar so hörbar
witzig gewesen sein, dass sich unsere Nachbarn aus Neuseeland mit einem
gesungen Stomp aus ihrer Heimat bei uns bemerkbar machten. Gerne hätten wir
an diesem Abend unser Beiboot ausgepackt und wären zu den Spaßbären und
ihren weiblichen Schönheiten auf dem Nachbarboot gefahren. Leider zog und
Nereus23 einen Strich durch die Rechnung, denn unser TukTuk versagte seinen
Dienst und ließ sich auch nicht aufpumpen. So blieb uns nicht anderes übrig, als
sich mit den anderen Nachbarn aus Berlin zu unterhalten, die inzwischen neben
uns festgemacht hatten. Während sie klagten, dass sie keinen Wein mehr an
Bord hätten, beklagten wir das Fehlen von Naschereien. Man kam zu dem
Schluss ihnen die einzige bei uns befindliche Flasche Retsina anzubieten; im
Gegenzug erhielten wir von ihnen zwei Packungen DDR-Kekse. Diese Aktion
fand bei Gerhard absolut keinen Anklang, zumal er sich sehr auf den Retsina
gefreut hatte.
Hintergrundinformationen
Ägäische Inseln
Inselgruppe im Ägäischen Meer zwischen Griechenland und Kleinasien. Die
Inseln gehören, abgesehen von den türkischen Inseln Imroz und Bozca Ada, die
den Dardanellen vorgelagert sind, zu Griechenland. Hauptinseln sind Euböa, die
bei weitem größte von ihnen, die dem griechischen Festland vorgelagert ist,
Thasos, Samothraki, Lesbos, Limnos, Kos, Chios und Samos, die Nördlichen
und die Südlichen Sporaden (oder Dodekanes; Sporaden), Kreta, Rhodos sowie
die Kykladen. Das milde Mittelmeerklima und die landschaftliche Schönheit der
23
Nereus ist in der griechischen Sage ein sanfter, greiser Meeresgott.
43
Inseln, von denen zahlreiche vulkanischen Ursprungs sind, machen sie zu
beliebten Fremdenverkehrszielen. Im Altertum spielten sie eine wichtige Rolle
in der griechischen Geschichte. Sie sind der Geburtsort vieler berühmter Dichter
und Philosophen. Im 2. Jahrhundert v. Chr. unterstanden die Inseln der
Herrschaft Roms, und vom 5. bis zum 13. Jahrhundert n. Chr. gehörten sie zum
Byzantinischen Reich. Im 15. und 16. Jahrhundert wurden sie von den Türken
erobert und bis 1829 von diesen beherrscht. In jenem Jahr wurden alle Inseln mit
Ausnahme des Dodekanes Teil des unabhängigen Königreiches Griechenland.
Italien nahm den Dodekanes 1912 ein. Das Deutsche Reich besetzte die Inseln
1943. 1945 fielen sie an die Briten. Seit 1947 gehören sie offiziell zu
Griechenland.
Kykladen
Kykladen, Inselgruppe im Südosten Griechenlands im Ägäischen Meer.
Im Altertum gehörten zu den Kykladen die Inseln Andros, Delos, Milos, Naxos,
Paros, Mykonos, Kea, Kythnos, Serifos, Sifnos, Syros und Tinos. Vor allem
Delos hatte eine herausragende mythologische Bedeutung. Die heutigen
Kykladen umfassen außer den genannten Inseln noch Ios, Amorgos, Santorin,
Anafi und rund 200 kleinere Inseln, von denen einige früher zu den Sporaden
gehörten. Die Kykladen sind gebirgig und mit Ausnahme von Naxos, der
größten Insel der Gruppe, sehr trocken und nur spärlich bewaldet.
Hauptstadt der Inselgruppe ist Hermupolis auf Syros. Die wichtigsten
Agrarerzeugnisse sind Wein, Obst, Olivenöl, Weizen und Tabak. Auch der
Bergbau spielt wirtschaftlich eine große Rolle; zu den Abbauprodukten gehören
u. a. Marmor, Granit, Bimsstein sowie Mangan- und Eisenerz. Eine wichtige
Einnahmequelle ist auch der Fremdenverkehr.
Die Inselgruppe brachte die Kykladenkultur hervor, die ihre größte Blüte etwa
zwischen 2600 und 1800 v. Chr. erlebte. 479 v. Chr. traten die Kykladen dem
Delischen Bund24 (dem 1. Attischen Seebund) bei. Im 13. Jahrhundert n. Chr.
bildeten die Inseln das Hauptgebiet des venezianischen Herzogtums der
Kykladen. Den Osmanen gelang 1566 die Eroberung der Inselgruppe. 1830 kam
die Inselgruppe zu Griechenland.
Die Bevölkerungszahl der Kykladen beträgt etwa 90 000.
Kythnos
24
Attischer Seebund, Bezeichnung für zwei Bündnisse (Symmachien) zwischen Athen und den griechischen
Städten an der Küste und auf den Inseln des Ägäischen Meeres im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr.
44
Kythnos, auch Kíthnos, griechische Insel im südlichen Teil des Ägäischen
Meeres. Kythnos gehört zur Inselgruppe der Kykladen und liegt südöstlich der
Insel Kea. Der Hauptort Kythnos befindet sich rund sechs Kilometer südlich der
Bucht von Agia Irini im Nordosten der Insel. Es bestehen Schiffsverbindungen
nach Piräus sowie mit Kea und Serifos.
Die 101 Quadratkilometer große, felsige und stark verkarstete Insel besitzt eine
steile und buchtenreiche Küste. Die einzigen Erwerbszweige der rund 630
Inselbewohner sind Landwirtschaft und Fischfang.
Zu den Sehenswürdigkeiten gehören die bereits zur Römerzeit bekannten heißen
Quellen von Lutra, an der Nordseite der Bucht von Agia Irini. Die
Badeeinrichtungen stammen aus dem 19. Jahrhundert und wurden für den ersten
König der Griechen, Otto I.25, angelegt. Auf einem Felsen oberhalb der Buchten
von Apokrusis und Episkopi erheben sich die Ruinen der einstigen
Inselhauptstadt Vryokastro bzw. Evräokastro.
Die historisch stets unbedeutende Insel wurde erstmals von Bewohnern der Insel
Euböa besiedelt, bevor diese von Ioniern verdrängt wurden.
Siphnos
Sifnos (Siphnos), griechische Insel im Süden des Ägäischen Meeres. Die zu den
Kykladen gehörende Insel liegt im Zentrum des Inseldreiecks Milos, Serifos und
Paros.
Die etwa 2.000 Bewohner der gebirgigen und buchtenreichen, 73
Quadratkilometer großen Insel leben von der Landwirtschaft, der Herstellung
von Tonwaren und der Weberei. Im Norden und Nordwesten wird Sifnos von
kargen Gebirgszügen eingenommen, während sich im Süden und Osten sanfte
Hügellandschaften erstrecken. Die Hauptstadt Apollonia liegt an der Westküste.
Zahlreiche Ruinen antiker Bauwerke, mittelalterliche Festungen und
venezianische Wachtürme sowie Kirchenbauten prägen die Landschaft und die
Orte von Sifnos. In der Antike gelangte die Insel durch reiche Silbervorkommen
zu Wohlstand, so dass die Inselbewohner sich den Bau eines Schatzhauses in
Delphi leisten konnten. Nachdem der Silberabbau durch Wassereinbruch in den
Stollen nicht mehr möglich war, verlor die Insel erheblich an Bedeutung.
Ios
25
Otto I. (von Griechenland), mit vollem Namen Otto Friedrich Ludwig, (1815-1867), König von Griechenland
(1832-1862).
45
Ios, griechische Insel im südlichen Teil des Ägäischen Meeres. Ios gehört zur
Inselgruppe der Kykladen und liegt zwischen Paros bzw. Naxos im Norden und
Santorin im Süden. Der Hauptort Ios befindet sich an einer geschützten Bucht an
der Westküste der Insel. Es besteht eine Schiffsverbindung nach Piräus.
Auf der 102 Quadratkilometer großen und kargen Gebirgsinsel wird
Landwirtschaft vorwiegend im Tal von Kato Kampos und dessen Nebentälern
betrieben. Zunehmend gewinnt der Fremdenverkehr an Bedeutung. Die
Einwohnerzahl beträgt 1 100.
Zu den Sehenswürdigkeiten von Ios gehört die gleichnamige Inselhauptstadt
(700 Einwohner) mit der größtenteils zerfallenen Festungsanlage, den typischen
weißen Wohnhäusern und zahlreichen Kirchen. Auf dem Bergrücken oberhalb
der Stadt stehen zwölf mittlerweile stillgelegte Windmühlen. In der Nähe des
Plakato-Klosters, am Nordhang des Pyrgos-Gebirges gelegen, soll sich in einer
Höhle angeblich das Grab Homers befinden.
Im 5. Jahrhundert v. Chr. gehörte Ios dem Attisch-Delischen Seebund an. Im
Mittelalter byzantinisch, kam die Insel 1204 unter venezianische Herrschaft,
unter der sie bis zur Eroberung durch die Türken im Jahr 1537 verblieb.
Santorin
In der Antike wurde die Insel Thera genannt, danach in Anspielung auf die
heilige Irene Santorin. Zur halbmondförmigen Hauptinsel gehören zwei weitere
schwarze Vulkaninseln, die Kammenes genannt werden. Die rund 100
Quadratkilometer große Insel wurde mehrfach mit dem Atlantis-Mythos in
Verbindung gebracht. Um 1625 v. Chr. wurde sie durch einen gewaltigen
Vulkanausbruch verwüstet, auf den heute der Vulkankrater sowie große Mengen
an Bimssteintuff und erstarrter Lava hinweisen. Bis zu dieser Katastrophe hat
auf der Insel eine alte, der minoischen Kultur zuzurechnende Gesellschaft
existiert, die von Einwanderern aus dem phönizischen Raum begründet wurde.
Bei archäologischen Arbeiten nahe Akrotiri im Süden der Insel wurden
mehrstöckige Häuser, Werkstätten, Straßen und Plätze, Fresken und
Haushaltsgeräte aus der Zeit vor dem Vulkanausbruch entdeckt. Die Funde
lassen auf eine hoch entwickelte Stadtkultur schließen, die ein ähnliches
Schicksal wie Pompeji erlitt. Santorin wurde später wieder besiedelt; im 7.
Jahrhundert v. Chr. sollen Kolonisten aus Santorin die Stadt Kyrene in
Nordafrika gegründet haben. Die Insel wurde u. a. von den Römern und
Byzantinern beherrscht; architektonische Relikte aus dieser Zeit gehören zu den
Sehenswürdigkeiten. Heute leben rund 8 000 Einwohner auf Santorin. Der
Tourismus spielt in wirtschaftlicher Hinsicht eine große Rolle. Hauptort ist Fira
(auch Thíra oder Phira), das vom Hafen aus über eine berühmte Treppe zu
46
erreichen ist. Hier finden sich viele malerische, weiß getünchte Häuser sowie ein
Museum, das Vasen aus dem 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. enthält.
Milos
Milos, griechische Insel im Ägäischen Meer, im Südwesten der Kykladen.
Milos hat eine Fläche von 158 Quadratkilometern, die Einwohnerzahl beträgt
etwa 4 600. Die gebirgige, zerklüftete, bis 751 Meter hohe Insel ist vulkanischen
Ursprungs. Haupterzeugnisse sind Getreide, Obst und Olivenöl. Der
Fremdenverkehr gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Milos zählt aufgrund seiner vulkanischen, bizarren Felsformationen und seiner
auf steilen Klippen gelegenen weißen Dörfer zu den spektakulärsten
Kykladeninseln. Zu den sehenswertesten Ortschaften gehört vor allem das
Felsendorf Plaka, das für seine weißen kubischen Häuser sowie seine Kirchen
und Windmühlen bekannt ist. Nahe der christlichen Katakomben (1. Jahrhundert
n. Chr.) bei Trypiti steht der Gedenkstein, der an die Entdeckung der Venus von
Milo erinnert, die 1820 in einer Höhle gefunden wurde. Das Original der im 2.
Jahrhundert v. Chr. entstandenen berühmten Statue steht heute im Louvre in
Paris. Eine Kopie befindet sich im Archäologischen Museum von Plaka.
Aufgrund umfangreicher Obsidianvorkommen besaß Milos bereits im 2.
Jahrtausend v. Chr. minoische und mykenische Siedlungen. Im 1. Jahrtausend v.
Chr. wurde die Insel von den Dorern kolonisiert. Im 7. Jahrhundert v. Chr. war
die Insel für die Herstellung von Keramiken – die so genannten Melischen
Vasen – bekannt. Weite Verbreitung im Mittelmeerraum fanden die auf Milos
produzierten Melischen Reliefs, auf Holzkästchen befestigte Terrakottareliefs26,
die mythologische Szenen zeigten. Im 4. Jahrhundert v. Chr. wurde die Insel von
Athen erobert. Ab 1580 gehörte sie zum Osmanischen Reich.
Hydra
Helle Glockenklänge durchziehen die morgendliche Stille von Hydra. Durch die
engen Gässchen laufen Esel und Mulis ihren Weg hinunter zum Hafen. Sie sind
die einzigen Verkehrsmittel auf der Insel. Nur hin und wieder scheppert der alte
Wagen der Müllabfuhr durch die Straßen. In der Sonne dösend warten die Tiere,
bis sie mit Sand, Holz, Lebensmitteln und anderen Dingen beladen werden oder
die Eintagestouristen kommen, die auf ihren Rücken zur Sightseeingtour
fortschaukeln.
26
Terrakotta (italienisch terra: Erde; cotto: gebrannt), bei 1 300 °C gebrannte Tonerde, die eine graue, gelbliche
oder rötliche Farbe hat, und seit vorgeschichtlicher Zeit zu Plastiken (siehe Bildhauerkunst), Vasen, Fliesen und
Ziegeln verarbeitet wird.
47
Mit Ankunft der ersten Fähren in der malerischen Bucht ist es mit der Stille
vorüber. Fröhliches Sprachengewirr erfüllt die Luft, die Besucher streifen durch
die hübschen Souvenirgeschäfte, Juwelierläden und Galerien bis sie sich
schließlich in den zahlreichen Tavernen und Restaurants an den Kais
niederlassen. Auch für die Athener gehören Hydra und die anderen Inseln des
Saronischen Golfs an der Südgrenze von Attika zum beliebten Ausflugsziel. Um
der Großstadthektik und dem Smog zu entfliehen, arbeiten viele von ihnen
während der Sommermonate auf der Insel oder verbringen ihre Ferien hier.
Neue Fähren bringen neue Besucher. Denjenigen, die länger bleiben, erschließt
sich ein Stück griechischer Kultur, wie sie in ihrer Ursprünglichkeit nur noch
selten auf den Inseln anzutreffen ist.
Stolze Kapitäns - und Herrenhäuser an steinigen Hängen künden vom einstigen
Reichtum seiner Bewohner, die sich vor allem im 18. und 19. Jahrhundert hier
ansiedelten. Bekannt wurden die Hydrioten als wagemutige Seefahrer, die einst
mit ihrer starken Handels- und Kriegsflotte die napoleonische Seeblockade
durchbrachen, sich erfolgreich den Angriffen der zahllosen Piraten widersetzten
und um 1821 gegen die türkische Fremdherrschaft kämpften. Zu ihrer
Verteidigung erbauten die Hydrioten hoch über dem Eingang der Bucht eine mit
Kanonen bewehrte Festung. Gemälde, Stiche, Waffen und nautische Instrumente
im nahe gelegenen Museum erinnern an diese Zeit und ihre Helden.
Mit der Entwicklung der Flotten in den umliegenden Ländern verlor Hydra an
Bedeutung. Die Hydrioten widmeten sich zunehmend der Schwammfischerei
und dem Fischfang.
Die berühmte Insel der Seefahrer geriet in Vergessenheit, bis sie in den 50er
Jahren unseres Jahrhunderts für viele Künstler wie Elisabeth Taylor, Henry
Miller, Peter Ustinov und Maria Callas zum Refugium, zur Inspiration wurde.
Angezogen von den kargen, steinigen Bergen, dem reichen Farbenspiel von
Sonne und Meer, der Trägheit des Augenblicks blieben viele von ihnen und
bauten aus den Steinen der Insel ihre Häuser. Jedes Jahr besuchen Maler die
Insel und deren Kunstakademie im ehemaligen Herrenhaus der Familie
Tombazi.
Neben den burgähnlichen, strengen Herrenhäusern prägen die weiß- und
pastellfarben getünchte oder naturbelassenen Wände der Landhäuser mit ihren
blauen oder grünen Fensterläden das Bild der Insel. In den Höfen hinter den
Mauern grünen Palmen, Zitronen-, Oliven- und Feigenbäume. In engen Stiegen
leuchtet rot und violett die Bougainvilla. Irgendwann endet das Gassenlabyrinth
in ausgetretenen Eselspfaden oder vereinzelt angelegten Wegen, die in die Berge
zu den Klöstern und Kapellen führen. Hin und wieder ein paar Kiefern,
Ginsterbüsche, Salbei, verwilderte Terrassenfelder. Mit Stacheln bewehrte
Sträucher hinterlassen blutige Striemen an den nackten Waden. Eine große
Steinbrücke führt über einen längst versiegten Bach.
48
Die einst wasserreiche Insel, in der Antike "Hydraia" genannt, ist ausgedörrt.
Durch die Klimaveränderungen regnet es zu wenig, sagen ihre Bewohner. So
kommen nicht nur täglich Schiffe mit Lebensmitteln, Fischen und Touristen
nach Hydra, sondern auch ein großer Kahn, der Trinkwasser in das Kanalsystem
pumpt.
Auf einem der Gipfel erhebt sich in strahlendem Weiß das Kloster des
Propheten Elias. Die Anstrengungen des steilen Aufstiegs werden mit einer
wunderschönen Aussicht auf die Insel Dokos und die Peloponnes belohnt. Die
Pforten dieses Kloster, wie auch die des Nonnenkloster der Heiligen Eupraxie,
bleiben Wanderern in der Regel verschlossen. Wer dennoch ein Kloster von
innen sehen möchte, der sollte das im Hafen von Hydra gelegene Kloster mit der
Kathedrale Mariä Himmelfahrt, das einstige religiöse aber auch soziale und
politische Zentrum der Insel, aufsuchen. Hier wurde über den Bau von Schiffen,
Verteidigungs- und Verwaltungsfragen beraten und der Beschluss zur
Beteiligung am Unabhängigkeitskampf getroffen.
Vor seinen Toren finden sich in der Stille des späten Nachmittages allmählich
die Alten des Ortes ein, trinken ihren Ouzo, mit Wasser verdünnt. Backgammon
wird gespielt. Die Besitzer der vielen kleinen Läden stehen schwatzend vor den
Türen. An den Kais Luxus-Yachten und Segelschiffe neben kleinen
Fischerbooten. Dazwischen und überall Katzen, in jedweden Farben. Ewig
Sonnenhungrige liegen in den felsigen Buchten, tauchen dann und wann ins
kristallklare Wasser.
Der Abend kommt schnell auf Hydra. In wenigen Sekunden ist die Sonne
verschwunden. Die Lichter im Hafen und in den Tavernen lassen die
abgelaufenen Pflastersteine glänzen. Zeit zum Abendessen. Leise
Glockenklänge läuten die Nacht ein. Die Esel ziehen heimwärts.
Kap Sounion – Poseidontempel
Gelegen an der äußersten Südostspitze Attikas, auf einer 60m über dem Meer
empor springenden Landzunge, bildet dieses Heiligtum schon seit der Antike
einen wichtigen Kontrollpunkt für den Schiffsverkehr innerhalb des saronischen
Golfes, so dass ihm neben der religiösen auch die Bedeutung eines Grenzpostens
zukommt.
Aufgrund seiner strategischen Lage ist der Tempelbezirk schon früh, etwa zur
Zeit des Peloponnesischen Krieges ab 431 v. Chr., zu einer Befestigungsanlage
ausgebaut worden, wovon heute noch die Reste der Befestigungsmauern, der
Turm- und Toranlagen, sowie westlich des Kaps gelegene Liegeplätze der
Wachtschiffe und eine zerstörte Hafenanlage zeugen. Zu hellenistischer Zeit,
also im 3. Jahrhundert v. Chr., wurden wahrscheinlich die meisten dieser
49
militärischen Anlagen erweitert, da sich im Tempelbereich eine Siedlung
anlagerte, deren Fundamente im Nordosten des Kaps noch erkennbar sind.
Im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde auf Sounion ein erster Steintempel aus Poros
bzw. Tuffstein errichtet, der jedoch 480 v. Chr. nach dem Einfall der Perser
zerstört wurde.
Die Ruinen, die wir heute an gleicher Stelle betrachten können, stammen von
dem Poseidon Tempel, der zwischen 444 und 440 v. Chr. erbaut wurde; also
zeitgleich mit dem Parthenon von Athen.
Umgeben wird der heilige Bereich im Norden und Westen von einer kleineren
Mauer, dem Peribolos, von dem noch Reste der Grundmauer erhalten sind.
Nur über bestimmte Eingangstore, den Propyläen, gelangte man zu dem
Heiligtum, das sich auf einer künstlich aufgeschütteten Terrasse befindet.
Heute erinnern nur noch zwei Säulenstümpfe aus Porosstein und eine Rampe an
den ehemaligen, mit Marmor ausgekleideten Zugangsbereich der Kultstätte.
Rechts an dem Propylon schlossen sich zwei „Bankettsäle" an, die sog. Portiki,
in denen Pilger und Besucher untergebracht und versorgt wurden. Der größte
Portikus grenzte an die Nordwestecke des Peribolos und wurde von einer
Mittelreihe mit sechs Säulen getragen, wie uns Fundament - und Säulenreste
mitteilen.
Das Tempelgebäude steht exakt auf dem Grundriss seines Vorgängerbaus, was
in Betracht der zeitlichen Differenz von mehreren Jahrzehnten eine
Besonderheit darstellt, da der Neubau den „moderneren", klassischen Normen
eines dorischen Peripteros mit 6 x 13 Säulen entspricht.
Das Fundament des Bauwerks bildet ein dreistufiger Stylobat, der sich über eine
Fläche von 31 m x 13,5 m ausdehnt. Cella, Pronaos und Opisthodom wurden
von 34 dorischen Säulen umrandet, von denen heute noch 16 Stück aufgerichtet
sind.
Anhand dieser Säulen lassen sich einige Besonderheiten feststellen, die speziell
nur bei diesem Tempel vorkommen.
Die Säulen des Tempels, die der dorischen Ordnung angehören, erwecken einen
„schlanken", relativ eleganten und leichten Eindruck, so dass sie fast ionisch
Wirken.
Dieses Phänomen beruht auf der Tatsache, dass sie eine Höhe von 6,10 m
aufweisen, ihr Basisdurchmesser jedoch bei nur 1 m liegt. Daraus ergibt sich,
dass die Säulen mehr als sechsmal so hoch wie breit sind, was für die dorische
Ordnung ziemlich ungewöhnlich ist, da das Richtmaß hier bei viereinhalb- bis
höchstens fünfmal so hoch wie breit lag. Zudem ist der Echinus, die Wulst
zwischen Säulenschaft und Abakus, vergleichsweise schlank, d. h. nicht
angeschwollen gestaltet worden.
50
Das einzige, was die Säulen etwas breiter erscheinen lässt, ist die Verminderung
der Anzahl der Kanneluren von den üblichen 20 auf 16. Diese Baumaßnahme
trägt also nicht zur Ästhetik des Tempels bei, sondern besitzt ausschließlich eine
Schutzfunktion gegen die Erosion des Gesteins durch Wetter, Wind und Wellen.
Die verkleinerte Oberfläche bietet den Naturgewalten nämlich eine geringere
Angriffsmöglichkeit, so dass die Verwitterung verzögert wird.
Eine letzte Besonderheit der Säulen ist das verwendete Material, Marmor aus
dem nahen Agrileza. Er enthält fast keine Eisenbestandteile, wodurch die
gelbbräunliche Oxidation ausbleibt und die Säulen ihr schönes Weiß behalten.
Die starke Abgegriffenheit der Säulen beruht auf der gröberen Konsistenz des
Marmors, der nicht so fein ist wie etwa pentelischer Marmor.
Die Giebelfelder, die im Osten des Kaps auf 13 Friesplatten zu sehen sind,
stellen den Kampf der Lapithen gegen die Kentauren dar, sowie Szenen aus den
Abenteuern des Theseus, dem Sohn von Poseidon (oder Aigeus).
Weiter im Südosten, wo die Peribolos-Mauer und die Klippe aufeinander
treffen, zeigen sich noch einige Fundamentreste des in den Fels gehauenen
Poseidonaltars.
Die letzte, bautechnische Spezialität des Tempels findet sich in der
Tempelvorhalle oder im Pronaos: Es handelt sich hierbei um den Architrav des
äußeren Säulenkranzes, der mit den Anten und den Säulen des Pronaos
verbunden wurde. Die eigentlich beide von einander durch den Umgang
getrennten Bauglieder, der Architrav der Außensäulen und der Architrav über
den Säulen des Pronaos, bilden eine räumliche Einheit. Durch diese
Überbrückung des Umgangs an zwei Stellen erfährt die Vorhalle des Tempels
eine besondere Betonung.
Diese architektonische Besonderheit hat der Poseidon Tempel mit dem
Hephaistos Tempel in Athen gemeinsam, wenngleich wir den Baumeister nicht
mehr bestimmen können.
Der eigentliche Reiz von Kap Sounion entsteht jedoch erst durch die Harmonie
von der malerischen Landschaft mit dem kunstvollen Bauwerk, was von den
Touristen oft als Postkarten - Idylle bezeichnet wird und auch schon vor hundert
Jahren Lord Byron (1788 – 1824), einem englischen Romantiker und Dichter,
faszinierte und ihn regelrecht gefangen nahm. Er wollte sich in dem Heiligtum
verewigen und ritzte daher seinen Namen in eine der Säulen ein. Überhaupt war
Griechenland seine zweite Heimat geworden, da er hier seine Inspiration
hernahm, wie das unbestätigte Zitat: "Wenn ich ein Dichter bin, dann hat mich
die griechische Luft dazu gemacht!", verdeutlicht. Seine Liebe zu diesem Land
ging so weit, dass er im Unabhängigkeitskrieg Griechenlands mitkämpfte und
1824 sogar in Griechenland (Mesolongi ) an Malaria verstarb.
51
Akropolis
Akropolis (griechisch akros: höchste; polis: Stadt), im antiken Griechenland
ursprünglich die Bezeichnung für eine Burg oder Festung auf einem allein
stehenden Berg oder Hügel oberhalb einer Stadt, später wurden auch Tempeloder Palastbauten errichtet.
Das bekannteste Beispiel ist die Akropolis von Athen mit ihren ausgedehnten
Tempelanlagen über der Stadt. Zahlreiche weitere griechische Städte entstanden
jedoch ebenso um eine Akropolis. Zunächst siedelten die Bewohner in
unmittelbarer Nachbarschaft an den Hängen, erst im Verlauf der weiteren
Entwicklung folgte die Ausdehnung in die Fläche. Die ursprüngliche Funktion
als Wehranlage und Zufluchtsstätte für die Bevölkerung kann man noch heute
daran erkennen, dass Akropolen auf einem Hügel oder einer Anhöhe errichtet
wurden, die sich meist steil aus dem umgebenden Land erhoben. Derartige
Anlagen besaßen z. B. das antike Korinth mit Akrokorinth und Theben mit
seiner Kadmeia.
Als man die Akropolen später nicht mehr als militärische Bollwerke benötigte,
erhielten sie eine neue Nutzung als Kultstätten mit Tempeln und öffentlichen
Gebäuden, wie z. B. Schatzhäusern. Die Akropolis des antiken Athen war eine
Königsburg, die wohl in mykenischer Zeit entstand. Sie wurde auf einem circa
150 Meter hohen Kalksteinfelsen errichtet und beherrscht noch heute das
Stadtbild. Auf ihr befinden sich die Überreste einiger der großartigsten Beispiele
klassischer Architektur: der dorische Parthenon-Tempel, die Propyläen, ein
gewaltiger Torbau aus Marmor auf der Westseite, welcher den Haupteingang
zur Akropolis bildet, das Erechtheion, ein ionischer Tempel mit der so
genannten Korenhalle, bei der die Säulen durch tragende Mädchenfiguren
ersetzt sind, und der Tempel der Athene. Diese Gebäude entstanden im goldenen
Zeitalter Athens während der Herrschaft des Perikles im 5. Jahrhundert v. Chr.
und nach der Zerstörung der bisherigen Anlage durch die persischen Eroberer
(480 v. Chr.). Die zertrümmerten Gebäudeteile, Statuen und
Gebrauchsgegenstände wurden dabei als so genannter Perserschutt zur
Auffüllung der Fundamente verwendet. Nachdem von 1204 bis 1458 die
„fränkischen” Herzöge ihren Sitz auf der Akropolis genommen hatten, eroberten
die Türken den Berg und errichteten u. a. eine Moschee (die von den Griechen
später wieder entfernt wurde).
Einige der im Lauf der Jahrhunderte vernachlässigten und teilweise stark
beschädigten Gebäude wurden nach dem Ende der türkischen Herrschaft und
dem Beginn der Monarchie 1833 im Zuge der Wiederentdeckung des antiken
Griechenland durch die Europäer stufenweise restauriert, besonders auch seit
den siebziger Jahren, als man einen rapiden Verfall der Bausubstanz bemerkte.
Heute ist die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Anlage nach wie
52
vor durch die immense Luftverschmutzung der Großstadt Athen akut gefährdet,
die den Marmor unaufhaltsam in Gips verwandelt. Deswegen wurden u. a. die
bereits stark zerstörten Karyatiden am Erechtheion in das angegliederte
Akropolis-Museum ausgelagert und an ihrem angestammten Ort durch Kopien
ersetzt. Ein weiteres Problem stellt die notwendige Ersetzung der verrosteten
Eisenklammern aus früheren Restaurierungsarbeiten durch Titanklammern dar.
Auch der Felsen, auf dem die Akropolis steht, ist in seiner Substanz angegriffen.
Atlantis
Atlantis, in der Überlieferung des klassischen Altertums große Insel im
westlichen Ozean hinter den Herkulessäulen. Aufzeichnungen über Atlantis,
welches nach einem Erdbeben im Meer versunken sein soll, tauchen erstmals in
den Dialogen Timaios und Kritias von Platon auf. Im Timaios beschreibt ein
ägyptischer Priester dem athenischen Staatsmann Solon die Insel und
behauptete, dass Atlantis größer gewesen wäre als Kleinasien und Libyien
zusammen. Weiterhin offenbart der Priester, dass angeblich um das 10.
Jahrtausend v. Chr. auf Atlantis eine hoch entwickelte Zivilisation existierte und
dass dieser Inselkontinent seinen Einfluss auf alle Mittelmeervölker bis nach
Athen ausdehnte. Im Kritias zeichnet Platon die Geschichte von Atlantis auf und
stellt die Nation als Idealstaat dar. Obwohl seine beschreibende und
geschichtliche Darstellung wahrscheinlich erdichtet ist, hatte er möglicherweise
Zugang zu Aufzeichnungen, die nicht erhalten geblieben sind.
Im 20. Jahrhundert haben einige Meeresforscher die Theorie aufgestellt, dass
Atlantis einst eine griechische Insel im Ägäischen Meer war, die Thera hieß.
Diese Insel sei um 1500 v. Chr. durch einen Vulkanausbruch ausgelöscht
worden. Der Mythos der verschwundenen, aber einst hoch entwickelten Insel
Atlantis übt nach über 2000 Jahren immer noch eine große Faszination aus und
lebt weiter.
Windstärke
Der Wind wird in der Meteorologie je nach seiner Geschwindigkeit in
verschiedene Windstärken eingeteilt.
Sir Francis Beaufort entwickelte dazu eine zwölfteilige Skala. Die nach Beaufort
gemessenen Winde werden üblicherweise in die Stärken 0 bis 12 eingeteilt, die
sich nach den beobachtbaren Auswirkungen des Windes auf die Umgebung (im
Binnenland und auf See) bemessen.
Beaufort-Skala mit Windart und Beschreibung
53
Windstärke
m/s
km/h
Bezeichnung
0
0,0–0,2 0–1
Windstille
1
0,3–1,5 1–5
Leiser Zug
2
1,6–3,3 6–11
3
3,4–5,4 12–19
Leichte Brise
Schwache
Brise
4
5,5–7,9 20–28
5
6
7
8
9
10
11
12
8,0–
10,7
10,8–
13,8
13,9–
17,1
17,2–
20,7
20,8–
24,4
24,5–
28,4
28,5–
32,6
32,7–
36,9
Mäßige Brise
29–38
Frische Brise
39–49
Starker Wind
50–61
Steifer Wind
62–74
Stürmischer
Wind
75–88
Sturm
schwerer
Sturm
orkanartiger
103–117
Sturm
89–102
118–133 Orkan
Beschreibung
Keine Luftbewegung, Rauch steigt senkrecht
empor
Rauch zeigt Windrichtung an, Blätter
unbewegt
Blätter rascheln, Wind im Gesicht spürbar
Blätter und dünne Zweige bewegen sich,
Wimpel werden gestreckt
Zweige bewegen sich, loses Papier wird vom
Boden gehoben
größere Zweige und Bäume bewegen sich,
Schaumköpfe auf Seen
Dicke Äste bewegen sich, hörbares Pfeifen
an Drahtseilen oder an Ecken
Bäume schwanken, Widerstand beim Gehen
gegen den Wind
Große Bäume werden bewegt, Zweige
brechen von Bäumen, beim Gehen erhebliche
Behinderung
Äste brechen, Ziegel werden von Dächern
gehoben
Bäume werden entwurzelt, Häuser beschädigt
Heftige Böen, verbreitet Sturmschäden
schwere Sturmschäden, Verwüstungen
Die 12-teilige Skala wurde 1806 von Sir Francis Beaufort entwickelt, 1949 auf
Beschluss der Internationalen Meteorologischen Organisation auf 17 Stufen
erweitert; zwischen Windgeschwindigkeit v und Beaufort-Stärke B
(kaufmännisch gerundet) besteht dabei in etwa folgender Zusammenhang :
Üblicherweise werden die letzten Stellen des Geschwindigkeitsbetrages aufbzw. abgerundet, je nachdem, ob es sich um die untere oder obere
Geschwindigkeitsgrenze der jeweiligen Windstärke handelt. Windstärke 9 Bft
(d.h. B zwischen 8,5 und 9,5) entspricht also einer Windgeschwindigkeit
zwischen 20,8 und 24,4 m/s, 10 Bft entsprechend 24,5 bis 32,6 m/s usw.
Da dieses Potenzgesetz im Rahmen der in den Tabellen angegebenen Stellenzahl
sehr gut wiedergegeben ist, ist eine beliebige Erweiterung auf höhere
Windgeschwindigkeiten theoretisch möglich; in der Praxis werden für die
54
Differenzierung
von
Windstärken
oberhalb
12
Beaufort
aber
gebräuchlicherweise die Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala und die FujitaTornado-Skala verwendet, oder in extremen Fällen oder für Stürme auf anderen
Planeten, etwa dem Mars, die Windgeschwindigkeit direkt angegeben.
Anmerkung: Der Winddruck steigt mit dem Quadrat der Windgeschwindigkeit
und damit mit dem Kubus der Beaufort-Zahl.
55
Geschichten, die das Leben schreibt
Wie versenkt man eine Bierdose?
Man leert sie im Magen aus, befüllt sie danach mit Wasser, und hofft, sie möge
untergehen, um niemals mehr von der Menschheit erblickt werden. Theorie ist
gut, denn uns gelang damit die erste Dosenpost.
Was ist ein Kollisionskurs?
Während man so dahinsegelt kann schon so einiges mysteriöses vorkommen:
Wir erhielten auf einmal einen Funkspruch, wo wir uns befinden. Wir gaben
unsere GPS-Koordinaten durch, welche auch bestätigt wurden. Wir erfuhren,
dass wir uns auf Kollisionskurs liegen. Weit und breit war kein Schiff zu sehen.
Mysteriös; eventuell ein verirrtes U-Boot? (Wir segelten durch ein U-Boot
Übungsgebiet.
Wie macht man Unterwasserfotos?
Man nimmt einen Fotoapparat und legt diesen in ein Unterwassergehäuse. Man
taucht unter und betätigt unter Wasser den Auslöser oder so. Nach dem
Auslesen des Fotospeichers konnten wir sage und schreibe genau gar kein Foto
kopieren oder so!? Wo sind die Fotos denn wohl verschwunden? Vielleicht
wurden keine gemacht. Seltsam, denn der Akku der Kamera war leer.
Wie sorgt man richtig vor?
Ein Ankernachbar kam mit seinem Beiboot zu uns und erzählte uns von seiner
Wasserknappheit. Leider konnten wir ihm nur entgegnen, dass wir auch nur
mehr 170 Bierdosen an Board hätten, und es sehr fragwürdig sei, ob diese auch
für die nächsten beiden Tage ausreichen.
Wo besorgt man Grillkohle?
Man geht in einen Supermarkt oder zu einer Tankstelle. Supermarkt war gut,
aber leider diesbezüglich leer. Bei der Tankstelle erhielten wir den guten
Hinweis: „Fragts bei der dritten Kreuzung in der Cafeteria!“. Gesagt, getan. Das
Geschäft nebenan war ungeheuerlich. Die eine Seite voll mit Alkohol, die
andere voll mit Süßigkeiten, dazwischen ein Hauch von Technik (wir erspähten
doch glatt ein Motherboard und eine Grafikkarte). Wir sprachen mit dem
Besitzer und er winkte uns ihm zu folgen. Durch eine versteckte Hintertür
kamen wir ins Grillkohlelager und stimmten sofort zu, einen 10kg Sack zu
56
kaufen. Grillkohle scheint in Griechenland wirklich eine Investitionsanlage zu
sein.
Wie ärgert man Griechen?
Man geht durch die „Stadt“ und entdeckt einen frischen Spieß mit Fleisch drauf.
Gehst du hinein und sprichst: „Döner Kebab?“. Verwunderlich, wie schnell man
sich wieder auf der Strasse findet!!
Wo bekommt man Bier?
Zumal die griechische Braukunst bekanntlich nicht gerade die lobenswertesten
Biertüten auf den berühmten Weltmarkt wirft, beschlossen wir einstimmig via
Zweidrittelmehrheit, Exportbier käuflich zu erwerben. Somit stand dem
einarmigen Reißen in der Halbliterklasse nichts mehr im Wege. Auf zum
nächsten Lebensmittelkleinstmarkt und Erkundung der ortsansässigen Vorräte.
Gerüchtekücheweise mussten wir mit Erschrecken den Wahrheitsgehalt
beweisen, dass es im Land der Helleniken wahrhaftig fast ausschließlich nur
0.33 Liter Dosenschlürfer gibt. Das noch dazu in holländischer, belgischer und
altgriechischer Manier! *igitt* Nach langer Expedition durch die restlichen
beiden Hauptversorger entdeckte unser Argusauge (wir hatten echt nur eins!!)
ein Minimaldepot an akkurat verpackten 500mg Blechweckerln eines
bayerischen Bölkstoffmeisters, ihreszeichens gekennzeichnet in bläulicher
Verpackung, und dem obligaten güldenen König der Tiere. (Böse Zungen
behaupten, das wäre der Löwe; egal, bei uns zählen nur die inneren Werte!?).
Nach unserer 3 Minuten Odyssee zum „DIA-Markt“ erhaschten wir jedes mit
bloßem Auge erkennbares Löwenbräu. Leider hatten sie nur 120 Kolben. Klingt
zwar viel, ist es aber nicht! Auf die Frage, ob noch mehr davon vorrätig sei,
erhielten wir ein monalisahaftes Lächeln und ein dem Orakel von Delphi
ähnliches Schweigen, welches wir nach kurzem Überlegen (0,14 Millisekunden
[das ist wirklich kurz]) als klares Nein definieren konnten. Mit langen
Gesichtern und schon beinahe einem Wurstigkeitsgefühl verließen wir den
Saftladen und gingen zum Geschäft nebenan; dort waren die Vorräte
augenscheinlich noch viel viel geringer als im vorherigen Laden. So sahen wir
uns gezwungen eine Verkäuferin (vermutlich griechischer Abstammung) nach
eventuell vorhandenen Lagerbeständen hinzuweisen. Auch diese grinste
monalisahaft, verschwand im Lager, kam wieder zum Vorschein (wider unser
Erwarten) und räumte kommentarlos ihre für uns nutzlosen Regale ein. Äonen
später erschien ein mobiler Wagen mit jeder Menge dieses Seemannstreibstoffs.
Die Menge überraschte sogar die Lasercodefachfrau am Ende des Ladens
(vermutlich der Kassenbereich). Gewerblich hin, gewerblich her, Bier aus dem
Market bringen ist nicht schwer. Als Ausgleich zu der riesigen Menge Bier,
kauften wir noch einen Sexpack Mineral, um dem frivolen Mundgeruch am Tag
danach vorzubeugen. Angekommen am Port, war selbst der Bootsvermieter
57
erstaunt, über die neu entdeckte wirkliche Bruttoregistertonne Tragfähigkeit
seines Bootes. Aufgrund seiner großen Augen, bewiesen wir einen Hauch von
Großmut und überließen ihm schweren Herzens eine Dose unseres gehaltvollen
Isotonikums.
Wie wird man zum Pechvogel?
Grundvorrausetzung für die Wahl zur „Miss Glückt“ ist ein ausgeprägter Hang
zur Abnormalität. Außerdem ein hohes Maß an Außentemperatur und jede
Menge spontan auftretende Änderung der Aggregatzustände der Materie.
Zusätzlich noch ein erhöhtes Stressbewusstsein. (Wirkt sich seltsamerweise
immer auf nur ein Individuum gleichzeitig aus und äußert sich sehr häufig in
explosiven Colaflaschen, Seifenspendern und irritierten nassen Handtüchern.)
Ein gewisser Herr (dessen Name wirklich [wir meinen wirklich wirklich {man
beachte die Ernsthaftigkeit dieser Aussage}] nicht genannt werden möchte),
hatte an diesem Tag es wirklich verdient jene Auszeichnung würdevoll zu
tragen.
Menschenkenntnis
Während des Bieres meinte Tom, die Kellnerin gefalle ihm gut, denn sie hätte so
etwas Schwedisches an sich. Markus und Promy kehrten während ihrer
Fotosafari wieder dorthin zurück und stellten fest, die Kellnerin kommt aus
Sarajevo und heißt Svetlana. Seit dem schenken wir Toms Einschätzungen
bezüglich der Herkunft hübscher Frauen natürlich immer gerne Glauben.
58
Markige Sprüche und Worte, für die Nachwelt gesammelt und
aufgehoben











Ich hab scho so lang nimma in meim Rucksack gschlafen.
Koch ma anfoch an Dreck und moch ma schorf drauf, des passt dann scho.
Kommen wir schwer in die Bucht hinein? Müssen wir Haare drauf machen.
I scheiss auf dein Kompass, i richt mi nochn GPS.
Bierdose fliegt in eine Kabine: „Die war eh ziemlich komplett leer“.
Dass i beim Zwiebelschneiden rear muss i in Stimmung sein.
Kochvorschlag Stifado: Crew: Kann man das grillen? Smutje: Na, des muss man
totkochen des Drecksviech.
Pure Angst macht sich breit, da Promy bei der Navigation hilft.
Smutje: Was ihr damit machen könnts, wissts eh.
Nüsse, Käse, Schinken könnts euch in Hals nei schüttn, aber an Salat könnts ned
aufessen.
Transversal, Longitudinal, Scheißegal
59
Register
Ios ............................................................................................................................. 9, 14, 15, 16
Kythnos ...................................................................................................................... 8, 9, 11, 14
Laurion ......................................................................................................................... 7, 8, 9, 10
Milos................................................................................................................. 10, 14, 15, 16, 17
Santorin .................................................................................................................. 10, 14, 15, 16
Siphnos ................................................................................................................................. 9, 15
60
Herunterladen