CHUMBE ISLAND CORAL PARK

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CHUMBE ISLAND CORAL PARK
RETTUNG EINER KORALLENINSEL FÜR ZUKÜNFTIGE
GENERATIONEN IN SANSIBAR/TANSANIA
Die Chumbe Insel südlich von Sansibar/Tansania ist ein privates
Naturschutzgebiet, das seit 1991 von der dafür gegründeten Chumbe
Island Coral Park Ltd. (CHICOP) aufgebaut wurde und verwaltet wird.
Dieses inzwischen weltberühmte Modellprojekt für ein nachhaltig
geschütztes Koralleninsel-Ökosystem wird seit 2000 vollständig ueber
Ökotourismus finanziert. Zum Reservat gehören ein Unterwasserpark (das
erste Korallenriff-Schutzgebiet in Tansania und wahrscheinlich auch der
erste private Unterwasserpark der Welt), ein Waldreservat, ein
Besucherzentrum und ein kleines Öko-Resort.
Zur Projektgeschichte
Nach jahrzehntelanger beruflicher Taetigkeit als Projektleiterin in der
Entwicklungshilfe u.a. in Tansania, führte die Projektinitiatorin Sibylle
Riedmiller Anfang der neunziger Jahre ein Gutachten fuer ein
Umweltbildungsprogramm in Sansibar/Tansania durch. Dabei entdeckte
sie den aussergewöhnlichen Artenreichtum des Korallenriffs westlich der
unbewohnten Chumbe Insel vor Sansibar.
Als passionierte Taucherin und Seglerin entwickelte sie daraufhin die
Projektkonzeption von CHICOP, nachdem sie in Tansania über Jahre
Zeugin der Zerstörung der Korallenriffe durch das weitverbreitete
Dynamitfischen war. Finanziert im Wesentlichen aus privaten Mitteln,
sollte um und auf der kleinen und vorher unbewohnten Chumbe-Insel ein
Unterwasserpark und ein Naturschutzgebiet eingerichtet werden.
Parkverwaltung und Umweltbildungsprogramme sollten dann aus den
Erträgen des Ökotourismus finanziert werden. Nach vielen Jahren
Überzeugungsarbeit erreichte sie schliesslich, dass die sansibarische
Regierung das Investitionsvorhaben akzeptierte und ab 1994 die ChumbeInsel und das angrenzende Saumriff unter Schutz stellte.
Das Chumbe-Projekt sollte nicht nur die Artenvielfalt eines ungewöhnlich
artenreichen Korallenriffs und Inselurwaldes erhalten, sondern mittelfristig
auch der Fischereiwirtschaft helfen. Das Saumriff der Insel liegt nämlich
stromaufwärts aller wichtigen Fischgründe der Stadt Sansibar und kann,
wenn es vollständig geschützt wird, als Brutstätte von Korallen, Fischen
und anderen Meerestieren dauerhaft zur Wiederbesiedlung und
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Aufstockung der Bestände dieser überfischten und geschädigten Gebiete
beitragen. Dieses Phänomen ist in der Fachliteratur als 'Spill-over-Effekt'
bekannt. Weltweit sind jedoch nur wenige Unterwasserschutzgebiete
wirksam genug geschützt, um diesen Effekt auch nachweisen zu können.
Chumbe ist inzwischen zu einer der wenigen Ausnahmen geworden.
Am 24. Dezember 1994 erklärte die sansibarische Regierung das Saumriff
westlich der Chumbe-Insel offiziell zum "Chumbe Reef Sanctuary". Damit
wurde Chumbe zum ersten Korallenriff-Schutzgebiet Tansanias, und bald
danach auch von dem World Conservation Monitoring Center der Vereinten
Nationen offiziell als solches anerkannt.
Fischer werden zu Park-Rangern
Naturschutz ist langfristig auf die Unterstützung der Bevölkerung
angewiesen und muss deshalb oft auch kurzfristig spürbaren Nutzen
bringen. Deshalb wurden die angrenzenden Fischerdörfer von Anfang an in
das Projekt miteinbezogen und Dorfbewohner mit Vorrang im Projekt
beschäftigt, auch wenn das den Ausbildungsbedarf enorm erhöhte. Der
Bildungsstand auf dem Lande ist allgemein sehr niedrig, vor allem auch
der Frauen, die in der vorwiegend islamischen Gesellschaft Sansibars
wenig Aufstiegschancen haben.
Ab 1992 wurden frühere Fischer aus den angrenzenden Dörfern als ParkRanger angestellt, ausgebildet und auf der Insel stationiert. Seitdem
arbeiten sie eng mit der Parkverwaltung zusammen, tragen volle
Verantwortung für den Schutz der Insel vor Ort und berichten wöchentlich
über Vorkommnisse und Beobachtungen im Unterwasserpark und im
Waldreservat. Als erste Afrikaner wurden sie 1994 Zeugen des
spektakulären Ablaichens der Korallen (Coral spawning).
Die Ranger spielen auch eine entscheidende Rolle bei den regelmässigen
Umweltbildungs-Programmen in den sansibarischen Schulen und
Schulausflügen auf die Chumbe Insel. Sie arbeiten bei Forschungsarbeiten
mit und halfen besonders auch bei der Ausrottung der Rattenplage. Sie
wurden von freiwilligen Mitarbeitern, z.B. Meeresbiologen, Lehrern,
Zoologen aus der ganzen Welt für meeresbiologische Schnorchelführungen
durch die Unterwasser- und Wattlehrpfade im Riff ausgebildet. Dabei
lernten sie auch, die von CHICOP entwickelten sogenannten Floating
Information Modules (FIMSs) einzusetzen, d.h. Rettungsringe mit
Informationstafeln, an denen sich unsichere Schnorchler festhalten und
dabei etwas über Fische, Wirbellose und Weichtiere erfahren können, die
sie unter sich vorbeiziehen sehen.
Das Besucherzentrum, Naturlehrpfade & Informationsmaterial
Das ehemalige Leuchtturmwärterhaus wurde zum Besucherzentrum
ausgebaut und mit farbenprächtigen Schauwänden über die Flora und
Fauna der Chumbe-Insel ausgestattet. Besonders Interessierte finden hier
auch Bestimmungsbücher für Fische, Korallen und andere Lebewesen, den
Chumbe Island Management Plan 1995-2005, Forschungsberichte und
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Projektliteratur. Naturlehrpfade gibt es über und unter Wasser, im Riff, im
Watt, im Waldreservat und in einer Mangrovenhöhle.
Naturlehrpfade und Informationsmaterial sind allen Inselbesuchern und
vor allem auch sansibarischen Schulklassen zugänglich. CHICOP arbeitet
eng mit lokalen Organisationen in der kostenlosen Umweltbildung für
Schulkinder zusammen.
Das Bau des Besucherzentrums und die Entwicklung der Lehrpfade wurde
teilweise unterstützt von der GTZ, der Tropenwaldbriefmarke der
Deutschen Bundespost und der Niederländischen Botschaft in Kenia und
Tansania. Die Internationale Schule Schloss Buchhof bei München stiftete
ein kleines Patroillenboot für die Ranger.
Wohnen in Öko-Bungalows
Die originellen Öko-Bungalows auf der Chumbe-Insel sind architektonisch
in vieler Hinsicht einmalig. Nach dem letzten Stand der Öko-Architektur
gebaut, liegen alle Bungalows direkt am Meer, sind nach beiden Seiten
offen und luftig und vermitteln ein Wohngefühl, als sei man mitten in der
freien Natur zwischen Strand und Urwald. Trotzdem bieten sie eine
geschützte Privatsphäre.
Die Öko-Bungalows sind ausgestattet mit:
 Doppel- oder Einzelbetten auf der Schlafebene direkt unter dem
palmgedeckten Dach,
 Badezimmern mit warmer und kalter Dusche,
 grossen Wohnräumen mit bequemen Hängematten, handgefertigten
Möbeln mit farbenfrohen Polstern und Kissen und afrikanischen
Kunstgegenständen.
Mit nur sieben Bungalows ist die Chumbe-Insel auch bei Vollbuchung
niemals überlaufen. Gäste sind ungestört von allen
Zivilisationsgeräuschen, wie Strassenlärm, Bauarbeiten, Fernsehen,
zwangsweiser Musikberieselung und Telefon.
Das Restaurant unter dem weitgeschwungenen palmgedeckten Dach des
Besucherzentrums hat direkten Blick auf das Meer. Die Küche auf Chumbe
ist konsequent organisch und typisch sansibarisch mit ihren indischen,
arabischen und afrikanischen Einflüssen. Sie bietet vor allem frische
Meeresfrüchte und tropisches Obst, einheimische Gemüsesorten, Reis,
Süsskartoffen und Kochbananen, in Kokosnussmilch oder orientalisch mild
gewürzt und gekocht auf Holzkohlenfeuer nach original einheimischen
Rezepten. Auch Vegetarier finden eine reiche Auswahl.
Zur Öko-Architektur
Um die aussergewöhnlichen Naturschätze der Chumbe-Insel nicht zu
gefährden, entsprechen alle Bauten auf Chumbe den neuesten Standards
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der Öko-Architektur. Sie wurden unter der Leitung von Architekten der
Technischen Universität Braunschweig geplant und gebaut.
 Der steinige Untergrund der Insel hat keine Frischwasserquelle. Deshalb
wird Regenwasser von den Dächern aufgefangen, auf natürliche Weise
gefiltert und in geräumige Untergrund-Zisternen geleitet. Von dort wird
das Wasser dann mit Handpumpen für ein solarbetriebenes
Heizsystem in Warm- und Kaltwasserbehälter gepumpt, die die Bäder
versorgen.
 Aus Umweltgründen, aber auch um Wasser zu sparen, wurden nur
Komposttoiletten installiert. Diese Öko-Toiletten lassen
umweltschädliche Abwässer gar nicht erst entstehen, die sonst durch
den porösen Boden in das Korallenriff sickern, dort durch Überdüngung
vermehrtes Algenwachstum anregen, und damit die empfindlichen
Korallengemeinschaften schädigen würden. Komposttoiletten haben
keine Wasserspülung, sondern verwandeln Ausscheidungen mithilfe von
Kompost rasch in Naturdünger.
 Damit auch kein Waschwasser in das Korallenriff sickern kann, wird das
Duschabwasser durch Pflanzbeete gefiltert. Diese Beete werden
mit Arten bepflanzt, die besonders viel Wasser und Nährstoffe brauchen
und deshalb das nitrat- und phosphathaltige Duschwasser vollständig
aufnehmen und entsorgen.
 Solaranlagen auf den Dächern liefern Energie für die Lampen in den
Bungalows und im Besucherzentrum. Auf der Chumbe-Insel gibt es
keinen Lärm und keine Abgase von Stromgeneratoren.
 Die offene und luftige Bauweise der Öko-Bungalows macht
Klimaanlagen ueberflüssig. Die stete Seebrise schafft ein angenehmes
Wohnklima, das auf Wunsch mit aus Matten geflochtenen Klappwänden
reguliert werden kann.
Diese Öko-Technologien haben sich in anderen Kontinenten bewährt, sind
aber in Ostafrika noch weitgehend unbekannt. Deshalb musste alles
importiert und an tropische Bedingungen angepasst werden. Das machte
den Aufbau und Betrieb dieses Naturschutzprojektes zu einer ziemlich
teuren Angelegenheit.
Für Design und Ausführung dieser innovativen Architektur verantwortlich
zeichneten Prof. Per Krusche, Direktor des Instituts für
Entwicklungsplanung und Siedlungswesen der Technischen Universität
Braunschweig, und die Architekten Georg Fiebig und Jan Hülsemann.
Konsequent umweltschonendes Management
Alles auf Chumbe nimmt Rücksicht auf die Umwelt, auch die
Betriebsabläufe.
 Lebensmittel werden frisch auf dem Markt gekauft und in geflochtenen
Körben transportiert. Wir vermeiden Plastiktüten nach Möglichkeit und
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entfernen alle nichtorganischen Verpackungsmaterialien von der Insel
zur Verbrennung auf dem Festland. Organische Lebensmittelabfälle
werden auf der Insel kompostiert.
 Trinkwasser wird von Sansibar gebracht und auf der Insel mit speziellen
in der Schweiz hergestellten Filtersystemen hygienisch einwandfrei
aufbereitet. Auf Wunsch können Gäste auch in Plastikflaschen
versiegeltes Trinkwasser kaufen, wir versuchen das aber auf ein
Minimum zu reduzieren, da Plastikabfälle in Sansibar mit dem
Tourismus leider zu einer enormen Umweltbelastung und Landplage
geworden sind.
 In den Badezimmern wird organische Seife verwendet, die eine
Frauenkooperative in Sansibar aus Kokosnussöl und lokalen Duftstoffen
herstellt.
 Die Naturlehrpfade, die Sandwege zu den Öko-Bungalows und der
Strand werden bei Nacht nicht beleuchtet, um nachtaktive Tiere nicht
bei Futtersuche und Brutverhalten zu stören. Das schützt auch eine
unserer grössten Attraktionen, den extrem seltenen Riesenkrebs
Palmendieb (Birgus latro). Gäste bekommen stattdessen
solarbetriebene Taschenlampen, die tagsüber aufgeladen werden.
Begleitende Forschung & Monitoring im Naturschutzgebiet
Für die Einrichtung des Schutzgebietes und der Naturlehrpfade auf
Chumbe wurden von CHICOP Artenlisten der Fische, Korallen, Amphibien,
Reptilien, Vögel, Fledermäuse, Schmetterlinge und Pflanzen erstellt.
Weitere Untersuchungen wurden vom Institut für Meereswissenschaften
der Universität Dar es Salaam, der sansibarischen Umweltbehörde und der
Forst- und Fischereibehörde durchgeführt. Wöchentlich notieren die
Ranger alle besonderen Vorkommnisse im Unterwasserpark und im
Waldreservat. Gegenwärtige Forschungsvorhaben befassen sich z.B. mit
Makroalgen und der Wiederansiedlung von Steinkorallen, Bioerosion, dem
Spill-Over-Effekt und Fischwanderungen im Schutzgebiet, der
Dorfbeteiligung und Evaluierungen von Projektkomponenten.
Einige Forschungsergebnisse
Diese Studien und Berichte liefern eine wichtige Datenbasis für die
Parkverwaltung, die Führungen und den Nachweis, dass der konsequente
Schutz des Saumriffs und des Inselurwaldes bisher grossen Erfolg hatte.
Korallenwachstum und Artenvielfalt sind aussergewöhnlich für Ostafrika.
Das Chumbe-Riff hat mit über 200 Arten etwa 90% aller in Ostafrika
bekannten Steinkorallen, wobei auch die weltweit katastrophale
Korallenbleiche von 1998 überraschend wenig Schaden anrichtete. Auch
die Fischbestaende sind besonders artenreich, mit fast 380 Arten aus 50
Familien. Dieser Fischreichtum zieht wiederum Wasservögel an, wie z.B.
die seltene Rosenseeschwalbe (Sterna dougalli), die Mitte 1994 erfolgreich
auf Chumbe brütete. Noch weiss man wenig über ihre Wanderungen,
deshalb wurden ca. 200 Jungvögel beringt. Der seltene Riesenkrebs
Palmendieb (Birgus latro) ist auf Chumbe sehr häufig und vollständig
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geschützt. Im gesamten Indischen Ozean wird er dagegen gegessen oder
als Köder in Fischfallen eingesetzt und gilt weltweit als bedroht.
WILDRESERVATE IM WALD
Die Insel ist zu über 90% mit Urwald bedeckt, der auf fossilen
Korallenfelsen gedeiht. Auch er wurde auf Antrag von CHICOP 1994 von
der sansibarischen Regierung unter Naturschutz gestellt und die
Parkverwaltung als Modell für privaten Naturschutz ebenfalls auf CHICOP
übertragen.
In den Jahren 1994 und 1995 wurden im Chumbe-Wald Erhebungen
durchgeführt, die reichhaltige Informationen für die Parkverwaltung und
die Einrichtung der Naturlehrpfade lieferten. Bei der Anlage der
verschlungenen Waldlehrpfade wurde darauf geachtet, das geschlossene
Laubdach nicht anzutasten, um den empfindlichen Pflanzengemeinschaften
nicht den lebensnotwendigen Schatten zu rauben. Sehr seltene Pflanzen
wurden entdeckt, z.B. Uvariodendron kirkii, ein Busch, der in der Region
als bereits ausgerottet galt.
Überlebenskünstler: Urwald auf fossilem Korallenfels
Chumbe ist fast ganz bedeckt von einem tropisch immergrünen üppigen
Urwald, der in der Fachliteratur "Coral rag forest" genannt wird, weil er
vollständig auf fast nacktem Kalkfelsen gedeiht. Der Fels ist nichts anderes
als ein fossiles Korallenriff, das in der letzten Eiszeit vor 15.000 Jahren
trocken fiel. Bei genauerem Hinsehen lassen sich überall noch versteinerte
Skelette und Schalen fast aller Korallen- und Muschelarten finden, die
auch heute noch im Riff leben. Der zerklüftete Korallenfels kann kaum
Wasser halten. Der Wald ist deshalb ein faszinierender
Überlebenskünstler, ein dichtes Dickicht von Schlingpflanzen, Ranken und
Wurzeln, die auf der Suche nach Wasser in alle Felsritzen vordringen, die
Feuchtigkeit der Luft aufnehmen und alle Oberflächen bedecken. Forscher
brauchten manchmal eine volle Stunde, um sich einen Kilometer durch
diesen Urwald durchzuschlagen, wobei verborgene Höhlen und Gräben das
Fortkommen erschweren, aber auch noch viele zukünftige Entdeckungen
erwarten lassen.
Sehr selten: der Riesenkrebs Palmendieb
Der seltene Riesenkrebs Palmendieb (Birgus latro), der grösste Landkrebs
der Erde, ist auf der Chumbe-Insel zahlreich vertreten und vollständig
geschützt. Ursprünglich weitverbreitet auf den Inseln des Pazifik und des
Indischen Ozeans, wurde er traditionell als Delikatesse gefangen oder in
Fischfallen als Köder benutzt und gilt jetzt weltweit als bedroht. Er erreicht
eine Länge von bis zu 45 cm und ein Gewicht von 4 kg, kann aber
trotzdem auf Kokospalmen klettern und mit seinen kräftigen Scheren
Kokosnüsse abschneiden. Der Palmendieb beginnt seinen Lebenszyklus als
Larve im Meer, klettert dann aber an Land und bezieht ähnlich wie die mit
ihm verwandten Einsiedlerkrebse ein leeres Muschelgehäuse, das er bei
Bedarf gegen grössere eintauscht. Sein weiches für Fressfeinde sehr
schmackhaftes Hinterteil braucht diesen Schutz, bis er und sein
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Chitinpanzer gross genug sind. Danach trägt er sein Hinterteil eingeklappt
unter dem Bauch, was ihm einen etwas gestelzten Gang verleiht. Er wird
deshalb manchmal mit Langusten verglichen, die ihren Schwanz ähnlich
schützen.
In Ostafrika wurde der Palmendieb bisher noch nicht erforscht, nicht
einmal die verbleibende Restpopulation ist annähernd bekannt. Deshalb
wird er in der Roten Liste von IUCN auch unter der Rubrik 'Status
unbekannt' aufgeführt. Der Palmendieb ist mit Sicherheit selten geworden,
die Fischer in Tansania schätzen ihn als Köder in Fischfallen, finden aber
keine mehr. Das Chumbe-Projekt will nun helfen, diese wahrscheinlich
hochgefährdete Art zu retten, und bietet deshalb die Möglichkeit, die
wahrscheinlich weltweit grösste Population auf der Insel zu erforschen, um
zur Rettung dieses aussergewöhnlichen Riesenkrebses beizutragen.
Unmittelbar vom Aussterben bedroht: die Aders DuckerZwergantilope
Die gefährdete Aders Ducker-Zwergantilope (Cephalophus adersi) ist in
ihrem Ursprungsgebiet auf dem afrikanischen Festland, den kenianischen
und tansanischen Küstenwäldern, wahrscheinlich ausgestorben. Heute gibt
es nur noch eine kleine Restpopulation auf der Insel Sansibar, die dort
aber, obwohl offiziell geschützt, wegen der fortschreitenden Zerstörung
ihres Lebensraumes und der Wilderei ebenfalls hochgradig bedroht ist. Sie
gilt inzwischen als die seltenste Antilope der Welt.
Auch auf der Chumbe-Insel jagten einheimische Jäger die Zwergantilopen
schon in den 50er Jahren bis zur Ausrottung. Eine im Jahre 1996
durchgeführte Studie wies jedoch nach, dass dort genügend
Nahrungspflanzen für diese Antilopenart vorkommen und die Bedingungen
für eine Wiederansiedlung auch sonst ideal sind. Da die Tiere nur noch auf
Chumbe wirksam vor Verfolgung geschützt werden können, wandte sich
die Umweltbehörde an CHICOP, um auf der Insel ein Schutzgebiet für die
Ducker einzurichten.
Auch die erfolgreiche Ratten-Ausrottungs-Kampagne führte zu einer
weiteren drastischen Regeneration der Flora und Fauna des Waldes und
verbesserte die Bedingungen für die Einrichtung des Schutzgebietes
zusätzlich. Deshalb konnte die erste Ducker-Antilope im Dezember 1997
nach Chumbe gebracht werden. Inzwischen wurden in Zusammenarbeit
mit der sansibarischen Forstbehörde und dem Tierpark MünchenHellabrunn drei weitere Antilopenpaare erfolgreich auf der Insel
angesiedelt. Der Bayrische Rundfunk dokumentierte diese Ansiedlung in
einem 45minütigen Fernsehfilm.
Seitdem überwachen spezielle Sensorkameras im Wald Verbreitung,
Futterverhalten und Wohlergehen dieser seltenen und extrem scheuen
Zwergantilopen.
Für dieses Projekt erhielt CHICOP personelle, technische und finanzielle
Unterstützung von der Forstbehörde der sansibarischen Regierung, dem
Tierpark München-Hellabrunn, der Mammal Ecology Research Group
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(MERG) der Royal Holloway University London, der Chicago Zoological
Society (CZS), Eco-tec (Sansibar) Ltd., dem World Wide Fund for Nature
(WWF), Fauna and Flora International (FFI), der British Ecological Society
(BES) und British Airways.
Ein entscheidender Erfolg: die Ausrottung der Ratten
Rattenplagen auf Inseln sind ein weltweites Problem. Auch auf Chumbe
waren Ratten (Rattus rattus) sehr verbreitet und wurden dort vermutlich
um die vorletzte Jahrhundertwende eingeschleppt, als der Leuchtturm
gebaut wurde. Die Brutkolonie der seltenen Rosenseeschwalbe (Sterna
dougalli) wurde 1994 von Ratten angegriffen, mit der Folge, dass die
Vögel nicht mehr zum Brüten kamen. Auch alle anderen Bodenbrüter
waren auf Chumbe von Ratten bedroht. Schliesslich machten die Ratten
Nahrungsmittel ungeniessbar und stellten ein unzumutbares
Gesundheitsrisiko dar. Sie beschädigten Gebäude, Elektrokabel,
Tauchausrüstungen und belästigten nachts Park-Ranger und Forscher.
Tourismus war unter diesen Bedingungen nicht möglich.
Um dieser Plage auch unter Naturschutzauflagen ein Ende bereiten zu
können, konsultierte CHICOP Experten aus Deutschland, Neuseeland, den
Niederlanden, Grossbritannien und Irland. Eine sehr interessante
Möglichkeit war zunächst die biologische Rattenausrottung durch die
Einführung eines rattenspezifischen Krankheitserregers, des Einzellers
Sarcocystis singaporensis aus Thailand. Diese Option musste jedoch
wieder verworfen werden, als sich herausstellte, dass in Tansania
gesetzliche Grundlagen für die Einführung nichteinheimischer Organismen
fehlen. Deshalb gab es keine Alternative zu Rattengift mehr.
Im Mai 1997 gelang es schliesslich einem irischen Wissenschaftler der
Cork University mit einer grossangelegten Aktion unter kontrolliertem
Einsatz von Brodifacoum die Ratten endlich auszurotten. Mögliche
Nebenwirkungen des Giftes auf andere Tierarten wurden dabei vorher
ausgeschlossen. Regelmässige Nachkontrollen verhindern seitdem eine
Wiederansiedlung der Nagetiere. Alle Materialien, wie z.B. die
Palmabdeckungen der Dächer werden vor dem Transport auf die Insel
sorgfältig auf Ratten als etwaige 'blinde Passagiere' hin untersucht.
DIE UMWELTBILDUNGPROGRAMME
Eines der Hauptziele des Chumbe-Projektes ist es, in der sansibarischen
Bevölkerung das Umweltbewusstsein über Korallenriffe zu fördern. Dafür
führt CHICOP in den Schulen des Landes regelmässige
Umweltbildungsprogramme mit Schulausflügen und
Lehrerfortbildungsseminaren durch und entwickelt dafür
Unterrichtsmaterialien.
In Sansibar wie in vielen Ländern der Dritten Welt bietet die Schule kaum
mehr als Auswendiglernen von abstraktem Prüfungswissen, das oft
keinerlei Bezug zur erlebbaren Umwelt und den Entwicklungsproblemen
des Landes hat. Lehrplananalysen ergaben, dass die Ökologie von
Korallenriffen in den Lehrplänen nicht vorkommt, obwohl ganz Sansibar
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eine Koralleninsel ist (Riedmiller 1991 & 1995). Auch Schulausflüge
werden nur sehr selten durchgeführt. Kinder lernen in der Regel nicht
Schwimmen, in der islamischen Tradition sind insbesondere Mädchen
davon ausgeschlossen. Deshalb haben sie kaum jemals eine Chance,
Korallenriffe und Küstenwälder zu sehen und zu erleben. Es gibt auch
kaum ausserschulische Bildungsangebote. All das trägt zum allgemein
ziemlich niedrigem Umweltbewusstsein der Bevölkerung bei.
Sehr beliebt: Schulausflüge
Um dem abzuhelfen, organisiert das Chumbe-Projekt seit Jahren
Schulausflüge fuer Sekundarschüler und ihre Lehrer auf die Insel. Dort
werden sie von den Rangern über die Wald- und Wattlehrpfade geführt,
lernen Schnorcheln im Unterwasserpark und erfahren viel über
Meeresbiologie, Waldökologie und Naturschutz. Ausser anschaulicher
Umweltbildung vermitteln diese Schulausflüge auch den Lehrern erste
Erfahrungen im Praxisunterricht in der freien Natur. Die Lehrerausbildung
leistet das leider bisher nicht, denn auch dort herrscht das
Auswendiglernen von oft unverstandenem Stoff vor. Das Chumbe-Projekt
hat hier ebenfalls Pionieraufgaben übernommen.
Auch sehr gefragt: Lehrerfortbildung und Unterrichtshilfen
Seit 2001 werden die Schulausflüge auch in Lehrerfortbildungsseminaren
vor- und nachbereitet, um das auf Chumbe Erlebte systematisch im
Unterricht aufzubereiten und mit dem Naturkundelehrplan abzustimmen.
Eine von CHICOP entwickelte Unterrichtseinheit über "Das Korallenriff"
wurde inzwischen vom Bildungsministerium offiziell anerkannt. Das
Chumbe Umweltbildungsprogramm ist inzwischen führend in Sansibar und
besetzt eine wichtige Nische im Bildungssystem des Landes. Dieses
Programm expandiert jedes Jahr weiter, u.a. auch dank der Unterstützung
von Organisationen wie dem Marine Education, Awareness and
Biodiversity Program (MEAB), der südafrikanischen Wildlife and
Environment Society (WESSA), dem Reef Environmental Education
Program der South African Development Cooperation (REEP-SADC) und
der National Fish and Wildlife Foundation (NFWF) der USA.
Internationale Anerkennung und Umweltpreise
Die Erfolge des Chumbe-Projektes sind inzwischen von internationalen
Naturschutzorganisationen wie der World Conservation Union (IUCN), dem
World Wide Fund for Nature (WWF), der UNESCO-Umweltabteilung für
Küstengebiete und Inseln, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen
UNEP und der International Coral Reef Initiative (ICRI) anerkannt. Der
Chumbe-Unterwasserpark und das Waldreservat sind beim World
Conservation Monitoring Centre (WCMC) der UN-Umweltschutzbehörde in
Cambridge, England, als Naturschutzgebiete offiziell registriert. CHICOP
wird regelmässig zur Projektvorstellung zu Naturschutzkonferenzen
eingeladen, wie z.B. zum World Parks Congress im September 2003 in
Durban.
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Der bekannte Korallen-Experte Prof. J.E.N. Veron vom Australian Institute
of Marine Science (AIMS) besuchte den Unterwasserpark im Februar 1997
und bezeichnete ihn als "einen der spektakulärsten Korallengärten der
Welt, der zudem noch aussergewöhnlich gut gemanagt wird."
Eine ausführliche internationale Internet-Diskussion über das ChumbeProjekt kann eingesehen werden auf einer Website der UNESCO unter
www.csiwisepractices.org (Username: CSI, Password: WISE) in der
Kategorie Ostafrika.
Chumbe wurde auch international als Ökotourismus-Modellprojekt und
erfolgreiches Riffschutzgebiet vielfach ausgezeichnet. Die wichtigsten
Auszeichnungen waren bisher:
1999 British Airways Tourism For Tomorrow Global Award, EXPO2000, als
Weltweites Projekt ausgestellt im tansanischen Pavillion in Hannover, 2000
UNEP-GLOBAL 500 Award, 2001 Green Hotelier of the Year, International
Hotel and Restaurant Association (IH&RA), 2001 World Winner
Ecotourism, US-Condenast Traveler Magazine, 2001 Finalist Aga Khan
Award for Architecture.
Kontakt: Sibylle Riedmiller, Project Director, P.O.Box 130,
Tanga/Tanzania www.chumbeisland.com,
[email protected], Tel. +255-27-2643557
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