Thomas Candrian Zusammenfassung VWL/BWL Seite 1 Thomas Candrian Inhalt 1 TEIL: MAKROÖKONOMIE UND MIKROÖKONOMIE .......................................................... 3 1 2 3 4 Wissenschaft ....................................................................................................................................................... 3 Volkswirtschaftslehre ......................................................................................................................................... 3 Betriebswirtschaftslehre .................................................................................................................................... 6 Rechtliche Sicht................................................................................................................................................... 8 2 TEIL : DIE ELASTIZITÄT .................................................................................................... 11 2 3 4 5 6 Preisbildung ....................................................................................................................................................... 13 Monopole und weitere Marktformen................................................................................................................ 15 Angebots-/Nachfragediagramme ..................................................................................................................... 17 Wer zahlt eine Steuererhöhung? ..................................................................................................................... 18 Freie Marktwirtschaft ........................................................................................................................................ 18 3 TEIL: DAS RECHT .............................................................................................................. 20 1 2 3 4 5 Recht ................................................................................................................................................................... 20 Persönlichkeitsschutz ...................................................................................................................................... 20 Verein vs. Stiftung ............................................................................................................................................. 21 Familienrecht ..................................................................................................................................................... 21 Erbrecht .............................................................................................................................................................. 24 4 TEIL OBLIGATIONEN ......................................................................................................... 28 1 2 3 4 Das OR ................................................................................................................................................................ 28 Vertragsabschluss ............................................................................................................................................ 28 Sicherungsmittel ............................................................................................................................................... 30 Besonderer Teil OR ........................................................................................................................................... 32 5 MAKROÖKONOMIE: FINANZSYSTEM, KONJUNKTUR, INFLATION ............................. 34 1 2 3 4 5 Magisches 6eck ................................................................................................................................................. 34 Geld + Finanzsystem ......................................................................................................................................... 34 Inflation ............................................................................................................................................................... 36 Konjunktur ......................................................................................................................................................... 40 Konjunkturimpulse ............................................................................................................................................ 45 6 PRODUKT ........................................................................................................................... 47 1 2 3 4 Produkt- und Marktziele .................................................................................................................................... 47 Der Produkte-Lebenszyklus ............................................................................................................................. 48 Die Marktuntersuchung .................................................................................................................................... 49 Beschaffung und Produktion ........................................................................................................................... 52 7 UNTERNEHMENSORGANISATION ................................................................................... 55 1 2 3 Organisation ...................................................................................................................................................... 55 Unternehmenszusammenschlüsse ................................................................................................................. 57 Human Ressources ........................................................................................................................................... 59 8 SPO UND STEUERN .......................................................................................................... 61 1 2 Rechtsverfahren ................................................................................................................................................ 61 Steuern ............................................................................................................................................................... 72 Seite 2 Thomas Candrian 1 Teil: Makroökonomie und Mikroökonomie 1 Wissenschaft Die Wirtschaftswissenschaften gliedern sich in: Wirtschaft und Recht Recht Wirtschaftswissenschaften Volkswirtschaft Nationalökonomie Makroökonomie 2 Betriebswirtschaft Mikroökonomie Volkswirtschaftslehre VWL : Lehre der Entscheidungen unter Knappheit 2.1 Statistik Definition der Arbeitslosen: Quote im Sinne registrierter, bezugsberechtigter Personen. 2.2 Gossen'sche Gesetze: 1. Je mehr ein Individuum von einem Gut konsumiert, desto weniger nützt es ihm. (Grenznutzen) 2. Ein Individuum versucht, das Optimum aller Grenznutzen zu erreichen (d.h. alle Grenznutzen der Güter sollen gleich sein). 2.3 Die 4 Schulen: Klassiker Keynes Monetaristen Hauptvertreter Hintergrund Adam Smith Aufklärung und Individualismus Moral J.M. Keynes Wieso kam es zu einer Massenarbeitslosigk eit? Wenn im Aufschwung dann sparen, wenn im Abschwung dann ausgeben M. Friedman Kritik an der prozyklisch wirkenden Konjunkturpolitik Neufassung von Smith Der Staat soll nur durch die Geldmenge lenken Inflation durch zu grosse Geldmengen Der Markt bestimmt alles und zwingt jeden dazu, sich am besten zu verhalten. Freier Wettbewerb Angebotsökonome n Laffer Wieso Arbeitslosigkeit und Inflation (Stagflation)? Seite 3 Thomas Candrian Hauptpunkte Grafik Persönlicher Egoismus führt zur Maximierung des Gesamtwohls Staat nur als Nachtwächtersta at Konjunkturelle Schwankungen sind nur temporär Marktkräfte übernehmen Anpassung Preis Aktive Konjunkturpolitik des Staates Auch kurzfristiger Interventionismu s Bekämpfung von Arbeitslosigkeit Antizyklische Finanzpolitik Preis BIP Vorteile Chancen Nachteile Gefahren Geldpolitik am langfristigen Wirtschaftswach stum orientieren Keine kurzfristigen Aktionen, da sie die Lage weiter destabilisieren. Preis BIP Anreize für Unternehmen und Individuen schaffen Mehr markt, weniger Staat Privatisierung Deregulierung Steuersenkunge n Preis BIP BIP Angebot Nachfrage Angebot Nachfrage Angebot Nachfrage Angebot Nachfrage (Kurvenverschiebung = Einkommen) (Kurvenverschiebung = Einkommen) (Kurvenverschiebung = Einkommen) (Kurvenverschiebung = Einkommen) Das Angebot bleibt gleich. Wird die Nachfrage grösser, steigt der Preis. Steigt die Nachfrage, steigt auch das Angebot aber vor allem das BIP. Die Preise bleiben +/stabil. Wirkt relativ kurzfristig Steigt die Nachfrage, steigen die Preise, aber das BIP bleibt +/- stabil. Steigt die Nachfrage und das Angebot, so werden die Preise flexibel und bringen mehr BIP Was passierte daraus (Kritik) Ausnutzung der Marktkraft Soziale Unruhen Anpassung durch Märkte dauert zu lange institutionelle Barrieren Arme wurde ärmer, Reiche reicher Reiche gebe nichts aus, Arme können nicht. wenig Konsum weniger Arbeit nötig mehr Arbeitslose Teufelskreis prozyklische Wirkung möglich (time lag: Entwöhnung (z. B. von Subventionen) schwierig) Aktionismus des Staats Hohe Kosten, geringe Wirkung In Notzeiten gibt der Staat Geld aus Inflation Aktionen wirken sich negativ aus schlechtere Zeiten Da die Daten aus der Wirtschaft schlecht verfügbar sind, sind effektive Aktionen nicht möglich und die vorgenommenen Massnahmen wirken Sinnvolle Politik Heute akzeptierte Basis für Wirtschaftswach stum Keine Impulse bei Rezessionen Unternehmen werden (durch z.B. hohe Energiepreise) gezwungen, Preise zu erhöhen weniger wird eingekauft Arbeiter werden entlassen weniger Konsum Verbesserte Wettbewerbsfähi gkeiten Wirtschaftswach stum Anpassungskost en Wenig sozial Service public nicht möglich Strukturprobleme: Strukturerhaltung langfristig falsch Strukturanpassung langsam und teuer Strukturgestaltung teuer Seite 4 Thomas Candrian anstatt anti nun prozyklisch. 2.4 Was meint wer zu wem? Der Y kritisiert am X Klassiker Klassiker Keynes Monetaristen Angebotsökonome n Zur Verfügung gestelltes Geld wird nicht benutzt, da sowieso kein Gewinn damit gemacht wird. Durch Abbau von Markthindernisse n kann die Wirtschaft zwar angekurbelt werden, das ist aber nicht sozial und kann zur Inflation führen. Keynes Monetaristen Ohne Staatseingriffe gibt es Krisen Nicht das Angebot bestimmt die Nachfrage, sondern die Nachfrage das Angebot Angebotsökonome n 2.5 Der Staat soll sich raushalten, da es nur schadet Leute organisieren sich selbst Grundsätzlich gut, aber geht nicht weit genug Falsche Eingriffe des Staates verschlimmern die Lage Defizite Kein Sparen beim Staat Time Lag Schwierige Entwöhnung Nur die Geldmenge zu ändern bringt nichts, man muss die Wirtschaft frei laufen lassen Stagflation Seite 5 Thomas Candrian Die Stagflation („Stagnation“ und „Inflation“) beschreibt den Zustand eines Währungsgebietes, in dem Stagnation und Inflation zusammenkommen. Während einer Phase der Stagflation gelingt es einer Volkswirtschaft weder, die Produktionskapazitäten durch vermehrten Geldeinsatz und Krediterleichterung stärker auszulasten, noch die überhöhte Geldentwertungsrate durch ein geringeres Aktivitätsniveau zu reduzieren. Beide Ziele schließen sich gegenseitig aus und stellen insofern ein wirtschaftspolitisches Dilemma dar. Dieses bis Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts weltweit unbekannte Phänomen wurde erstmals 1969 zu Beginn der ersten Ölkrise in den USA und Großbritannien beobachtet 2.6 F&A: ? ! Welche verschiedenen Wirtschaftsschulen gibt es? Nennen Sie 3 mit Erklärung ihrer Grundidee. 1. Klassiker: Alles wird durch den Markt bestimmt. Das Angebot bleibt immer gleich. 2. Keynesianer: Antizyklisches Verhalten des Staates. 3. Monetaristen: Alles wird durch die Geldmenge geregelt. 4. Angebotsökos: Liberalisierung der Wirtschaft Zeichnen Sie die Angebot/Nachfragediagramme für 2 dieser Schulen und erklären Sie. Siehe oben. Was würde Keynes an den Monetaristen und den Angebotsökos kritisieren? Siehe Matrix oben. Aus welchen Gründen wollen die Monetaristen keine Keyenesianischen Staatsaktionen? Weil die Folgen teuer sind wenig bewirken und schlecht Rückgängig zu machen sind (Subventionen) Wer sagt folgende Sätze: Man muss die Steuern senken! Siehe oben Wie entsteht die Stagflation? Durch Probleme, die schnell wirken: Ölkrise 1970 ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! Erdöl verteuert sich Rohstoffe teurer Weniger Absatz Staat gibt billigere Kredite Inflation Firmen entlassen Leute Weniger Kaufkraft Stagnation Welche Strukturprobleme gibt es? Erklären Sie Strukturerhaltung: Märkte oder Firmen künstlich länger leben lassen durch Subventionen etc. langfristig falsch, denn es wirkt dem Markt entgegen. (Allerdings hohe Arbeitslosenzahlen durch Entlassungen) Strukturanpassung: Anpassungen am Wirtschaftssystem sind langsam und teuer. (z.B. Schuhmacher, TVReparatur) Strukturgestaltung: Staat gibt die Anpassungen vor. Teuer! 3 3.1 Betriebswirtschaftslehre Ich-AG Probleme: v.a. Ausländer Lohndumping Angestellt haben Anrecht auf normalen Lohn. Dies wird auch kontrolliert. Bei Selbstständigen ist es jedoch nicht möglich, die Preise zu regulieren. Lohndumping 3.2 SWOT-Analyse: In dieser einfachen und flexiblen Methode werden sowohl innerbetriebliche Stärken und Schwächen (StrengthWeakness) als auch externe Chancen und Gefahren (Opportunities-Threats) betrachtet, welche die Handlungsfelder des Unternehmens betreffen. Aus der Kombination der Stärken/Schwächen-Analyse und der Chancen/Gefahren-Analyse kann eine ganzheitliche Strategie für die weitere Ausrichtung der Unternehmensstrukturen und der Entwicklung der Geschäftsprozesse abgeleitet werden. Die Stärken und Schwächen sind dabei relative Größen und können erst im Vergleich mit den Konkurrenten beurteilt werden. Stärken (Strengths) Fachkentnisse Erfahrung Seite 6 Thomas Candrian Schwächen (Weaknesses) Führungserfahrung (?) Organisation (?) Finanzen (!!) Eigenkapital Fixkosten Erfahrung Chancen (Opportunities) Nischen High Tech anstatt Grossbetrieb Service Reparaturen Gefahren (Threats) Hoher Kapitaleinsatz Zu hoher Preis weil zu hohe Fixkosten Zu kleine Stückzahl SWOT Chancen (Opportunities) Externe Analyse Gefahren (Threats) 3.3 Interne Analyse Stärken (Strengths) Was passt zueinander? Schwächen (Weaknesses) Was passt zueinander? Was passt zueinander? Was passt zueinander? Leitidee Grundstrategie 15 Jahre 1. Finanzen 2. Markt 3. Produkt Woher? Rendite? Umsatz Segment Stellung Welche? Marken / Sortiment 4. Mitarbeiter 5. Zukunft / Wachstum Leitbild Unternehmensleitbild die Ausformulierung der Unternehmenskultur Vor allem zur Selbstpräsentation und Ideologische Zielsetzung Orientierungsfunktion Integrationsfunktion Gefahr von Entscheidungsfunktion PR-Gelaber Koordinierungsfunktion Business Plan Von aussen, konkret, häufig für Mittelbeschaffung Unternehmenskonzept (5-8 Jahre) Leistungswirtschaftlich Marktziele Produktziele Planung Finanzielle Ziele Rendite Liquidität Soziale Ziele Mitarbeiter Gesellschaft Umsatz Segment Preis Qualität Quantität Sortiment Bank: 20% Definitiver Seite 7 Thomas Candrian (3 Jahre) Disposition (1 Jahr) Konkret Ausführung 3K-Regel: Kommandieren Kontrollieren Korrigieren 3.4 F&A: ? ! ? ! Was gehört in eine Grundstartegie? Siehe oben Was ist der Unterschied zwischen Grundstrategie und Leitbild? Grundstrategie: allgemein, langzeit (10 Jahre) Leitbild: Ideologisch, PR, wir wären gerne … Was ist der Unterschied zwischen Grundstrategie und Businessplan? Businessplan: konkreter, für Investoren, mittelfristig Was ist eine SWOT-Analyse? Siehe oben Erstellen Sie eine SWOT-Analyse für Herrn X Siehe oben Was ist der Nachteil der Personenfreizügigkeit? Siehe oben ? ! ? ! ? ! ? ! 4 Rechtliche Sicht 4.1 4.1.1 Recht Öffentliches Recht Arbeitsgesetz Sozialversicherungen 4.1.2 Privatrecht Arbeitsvertrag 4.2 4.2.1 Die ALV Beitragssatz Beitragssatz: 2.0% des Bruttolohns 4.2.2 Voraussetzungen: ganz oder teilweise arbeitslos ist einen anrechenbaren Arbeitsausfall erleidet in der Schweiz wohnt im Erwerbsalter steht die Beitragszeit erfüllt hat oder davon befreit ist vermittlungsfähig ist Seite 8 Thomas Candrian die Kontrollvorschriften erfüllt 4.2.3 Taggelder Die Arbeitslosenversicherung leistet pro Monat 21.7 Taggelder. 4.2.4 Wartetage 5 Wartetage 0 Wartetage 120 Wartetage 4.2.5 Allgemein Verdienst < 3000 CHF Schulabgänger/innen (obligatorische Schulpflicht) Maturanden/Maturandinnen (ohne Berufsabschluss) Absolventen /Absolventinnen einer beruflichen Grundausbildung an einer Schule ohne Diplom Hochschulabsolventen/-absolventinnen ohne Abschluss (Staatsexamen nicht bestanden) sofern sie unter 25-jährig sind und keine Unterhaltspflicht gegenüber ihren Kindern zu erfüllen haben. Anspruch 400 Taggelder 520 Taggelder 260 Taggelder 4.2.6 In den letzten 2 Jahren 12 Monate Beiträge geleistet Über 55 Jahre + Beitragszeit von 18 Monaten IV-Rente beziehen oder beantragt + Beitragszeit von 18 Monaten Bei Beitragsbefreiung Höhe 80% 70% Bei Kinder Versicherter monatlicher Verdienst liegt unter 3797 Franken ( < 140 CHF Tagessatz) Invalidität Normal Minimal Maximal Pauschalsatz Maximale Versicherung bis 106 800 CHF / Jahr 8900 / Monat Ohne Ausbildung Matura Berufslehre Hochschule 4.2.7 868 / Monat (< 20) 2213 / Monat ( > 20) 2756 / Monat 1378 / Monat (< 25 und keine Kinder, ausser wenn danach Militär oder Lehrlingslohn höher) 3320 / Monat 1107 / Monat (< 20) Kontrollfreie Bezugstage Nach 60 Tagen kontrollierter Arbeitslosigkeit hat die betroffene Person Anspruch auf fünf kontrollfreie Bezugstage. Sie werden dem Höchstanspruch angerechnet. 4.2.8 Lohn Berechnung Durchschnittslohn der letzten sechs Monate http://homepage.hispeed.ch/ALV_SVS/PowerPoint.SVS.pdf 4.3 Liegenschaften Faustregel: 6% der Anschaffung ist Mietpreis (evtl. auch 5%) Einfamilienhäuser Probleme: Kostendeckende Miete i.d.R nicht erfüllt Teure Mieterwechsel Seite 9 Thomas Candrian Kostenmiete CH-System Marktmiete Nicht vorgesehen Maximale Bruttorendite in % der Anlage 2 - 3% grösser als Hypozins Maximale Nettorendite in % des Eigenkapitals 0.5% grösser als Hypozins (Nettorendite = Bruttorendite – Hypozinsabzug) 4.4 Mieterhöhungsgründe (seit letzter Erhöhung) 1. Hypozins 2. Teuerung 3. Wervermehrende Investitionen Pro ¼% + 3% Falls unter 5%, sonst 2.5% zu 40% Gem. Investitionsrechnung Probleme: Zinserhöhungen werden weitergegeben, Senkungen nicht oder nur auf Anforderung. Hohe Administrationskosten Rauf und runter der Mieten im Gegensatz zum Lohn Zinshöhe auch von Spekulation abhängig 4.5 4.5.1 Investitionsrechnung Geschirrspüler Anschaffung: 2000 CHF Lebensdauer: 10J 1. Kosten im Jahr 2000 / 10 = 200 CHF / Jahr 2. Hypozins von der Hälfte (Zinsen minus Wertverlust) 2000 / 2 * 3.5% 35 CHF / Jahr Zwischentotal 235 CHF / Jahr 3. 10% für den Unterhalt 235 * 10% 23.5 CHF / Jahr Total 258.5 CHF / Jahr 4. Geteilt durch Monate 258.5 / 12 21.5416 / Monat 4.6 F&A: ? ! ? ! ? ! Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein um Arbeitslosengeld zu erhalten? Arbeitslos oder einen Erwerbsausfall haben, vermittlungsfähig sein Welche Tagessätze gibt es? Siehe oben Welche Minimal/Maximalsätze gibt es? Siehe oben Seite 10 Thomas Candrian 2 Teil : Die Elastizität 1.1 Die Elastizität Die Elastizität ist ein Maß, das die relative Änderung einer abhängigen Variablen auf eine relative Änderung einer ihrer unabhängigen Variablen angibt. Oder anders gesagt, Wie stark ändert sich X wenn Y sich ändert? Berechnung: Elastizität = Änderung der Menge in % Änderung des Preises in % Dabei gibt es folgende Skala: Wert von y unelastisch Bezeichnung ist vollkommen unelastisch. y ist unelastisch. elastisch y ist proportional elastisch. y ist elastisch. y ist vollkommen elastisch. 1.1.1 Auswirkung y reagiert nicht auf eine Änderung von x. Lebensnotwendige Medikamente y ändert sich relativ weniger stark als x Lebensmittel (Preis „egal“) Die relative Änderung von y ist gleich der von x. Normalfall y ändert sich relativ stärker als x Schrauben (Wechsel zu Konkurrenzprod.) Die relative Änderung von y ist unendlich hoch, selbst bei der kleinsten Änderung von x. Nicht realistisch. 10 CHF Banknote für 9.99 (alle kaufen) Grafisch Unelastisch Grosse Änderung bewirkt proportional kleinere Änderung Preis Preis Elastisch Keine Änderung bewirkt proportional grössere Änderung Nachfrage Nachfrage Als Eselsbrücke ersetzt man: elastisch = stark abhängig Kleine Preisänderung grosse Mengenänderung Grosse Preisänderung kleine Mengenänderung Die Nachfrage ist elastisch Die Nachfrage ist abängig Die Nachfrage ist unelastisch Die Nachfrage ist unabängig Aus der Grafik erkennt man: Je elastischer, desto flacher! Seite 11 Thomas Candrian 1.1.2 Beispiele Fall 1: Artikel X kostet 40 20'000 verkaufte Einheiten. Artikel X kostet 30 30'000 verkaufte Einheiten. Fall 2: Artikel X kostet 20 40'000 verkaufte Einheiten. Artikel X kostet 10 50'000 verkaufte Einheiten. Elastizität = Änderung der Menge in % Änderung des Preises in % = + 50% - 25% =2 elastisch Elastizität = Änderung der Menge in % Änderung des Preises in % = + 25% - 50% = 0.5 unelastisch 1.2 Preiselastizität der Nachfrage Kriterien: Ersetzbarkeit Wichtigkeit Anteil am Budget Zeithorizont 1.3 Preiselastizität des Angebots Kriterien: Produzierzeit Lagerfähigkeit Anteil am Budget Zeithorizont 1.4 Einkommenselastizität Kriterien: Ersetzbarkeit Anteil am Budget Zeithorizont Normal Eta = 1 = elastisch Eta > 1 = elastisch Eta = 0 = unelastisch Eta < 0 = unelastisch Kleider, Wäsche, Schuhe Luxusgüter Salz Billige Güter (Poulet) Gebrauchsgüter abhängig vom Einkommen Luxusgüter stark abhängig vom Einkommen Nahrungsmittel unabhängig vom Einkommen Billiggüter reziprok abhängig vom Einkommen, werden durch höherwertige Güter ersetzt (Rind). 1.5 F&A: ? Zeichen Sie ein Angebots/Nachfragediagramm für ein nachfrageelastisches Produkt. Nennen Sie das Produkt. Leicht ersetzbar, z.B. Bleistifte ! Seite 12 Thomas Candrian 2 Preisbildung 2.1 Diagramm Um die Preisbildung zu analysieren müssen wir zuerst einige Bedingungen definieren: 1. Es existiert ein vollkommener Konkurrent, d.h. der Preis ist nicht veränderbar (Wenn er höher ist kauf niemand, wenn er tiefer ist, haben wir Lieferprobleme). Währung [CHF] Gewinneintritt Max. Gewinn Grenzkosten Gewinnaustritt Totale Durchschnittskosten Preis = Grenzerlös Gewinn Totale variable Durchschnittskosten Menge [Stück] Grenzerlös = Preis: Erlös für jede weitere verkaufte Einheit Grenzkosten: Kosten für die Produktion einer zusätzlichen Einheit eines Produktes. Totale Durchschnittskosten: Alle Kosten geteilt durch die Menge Totale variable Durchschnittskosten: Variable Kosten geteilt durch die Menge Gewinneintritt: Ab diesem Punkt (Menge) wird ein Gewinn erzielt, denn die Kosten (blau) sind nun tiefer als die Einnahmen. Max. Gewinn: Mit dieser Menge ist der Gewinn maximal. Ab hier wird nun der Gewinn kleiner, denn die Kosten um ein neues Stück zu produzieren sind höher als der Preis. Gewinnaustritt: Ab diesem Punkt (Menge) rutscht man ins Minus, sämtlicher Gewinn wurde durch die Herstellkosten aufgefressen. Gewinn Der Gewinn ist die Fläche zwischen Totalen Durchschnittskosten und dem Preis bei einer bestimmten Menge (Schnittpunkt Grenzkosten/Grenzerlös) auf die Y-Achse verlängert. Seite 13 Thomas Candrian 2.2 Gewinnmaximierung Für eine Gewinnmaximierung pro Produkt muss man den Punkt berechnen, wo folgendes ist: Grenzkosten = Grenzerlös Bei diesem Punkt hat man am meisten Gewinn. Verkauft man nun noch ein Teil, dann sinkt der Gewinn, denn die Kosten um das Produkt herzustellen sind höher als der Ertrag, welcher erwirtschaftet wird. Nimmt man einen Christbaumverkäufer: Er hat 10 Tannen im Angebot, da auf seinem Pickup soviel Platz haben. In der Weihnachtszeit kostet ihn jede Fahrt Zeit und Geld. Hat er nun alle Tannen verkauft, kostet ihn die nächste Führe wiederum Geld. Wenn genügend Käufer vorhanden sind, wird er noch eine Fuhre holen. Ist aber nur noch 1 Käufer übrig, dann lohnt sich das nicht mehr, da die Kosten, die Tanne zu holen höher als der Verkaufspreis ist. 2.3 2.3.1 Tendenz Kurzfristig Der Verkäufer macht mit einem Produkt einen extrem hohen Gewinn. Dies führt dazu, dass sich Nachahmer auch am Produkt versuchen, denn sie wollen auch einen Teil des Gewinns erhalten. Darum wird die Firma immer weiter den Preis senken, um noch etwas verkaufen zu können. Dies führt dazu, dass der Preis soweit sinkt, dass der Verkäufer keinen Gewinn mehr mit dem Produkt macht – und natürlich auch alle Konkurrenten. 2.3.2 Mittelfristig Hat der Verkäufer nun ein genügend grosses finanzielles Polster und einen gewissen Markatanteil, so wird er die Preise weiter senken, so dass nur noch die variabeln Kosten gedeckt sind. Dadurch wird er einen Verlust machen, aber die Konkurrenz auch. 2.3.3 Langfristig Durch Bankrotte oder Geschäftsaufgaben verlassen die Konkurrenten den Markt. Die Preise können nun wieder erhöht werden. Er wird nun nur noch einen kleinen Gewinn machen. Ist der Gewinn zu gross, fängt das Spiel von vorne an. Die Preise bewegen sich deshalb immer zwischen den eingezeichneten Punkten hin und her. Seite 14 Thomas Candrian 3 Monopole und weitere Marktformen 3.1 Monopole Bei einem Monopol gibt es nur 1 Anbieter (oder mehrere, die sich wie eine Einheit verhalten.) Grenzkosten Währung [CHF] Cournotsche Punkt Totale Durchschnittskosten Gewinn Gewinn bei Konkurrenz Preis Grenzerlös Menge [Stück] Preis: Der Preis wird nicht mehr vom Markt vorgegeben, sondern kann durch den Monopolisten bestimmt werden. Dadurch ergibt sich eine sinkenden Linie, denn je tiefer der Preis desto mehr Absatzmenge. Grenzerlös: Das der Preis für jede verkaufte Einheit kleiner wird, verläuft der Grenzerlös unter dem Preis. Denn für jeden verkauften Artikel muss er den Preis für alle anderen Kunden ebenfalls senken. Grenzkosten: Kosten für die Produktion einer zusätzlichen Einheit eines Produktes. Totale Durchschnittskosten: Alle Kosten geteilt durch die Menge. Gewinn bei Konkurrenz Der Gewinn ist die Fläche zwischen Totalen Durchschnittskosten und dem Preis bei einer bestimmten Menge (Schnittpunkt Grenzkosten/Grenzerlös) auf die Y-Achse verlängert. Gewinn Beim Monopolist ist der Schnittpunkt Grenzkosten/Grenzerlös durch den sinkenden Grenzerlös früher erreicht, hat er einen höheren Gewinn. Der Preis (z. T. auch nur der zusätzliche Gewinn) bei einem Monopolprodukt wird auch Monopolrente genannt. (Z. B. die 25.25 bei der Swisscom für den Festnetzanschluss). 3.2 Oligopol Als Oligopol (auch Angebotsoligopol) wird in der Mikroökonomik eine Marktform bezeichnet, bei der viele Nachfrager wenigen Anbietern gegenüberstehen. Seite 15 Thomas Candrian 3.3 Weitere Marktformen Wenn die Anbieter den Markt beherrschen (Angebotsmonopol): Anzahl der Verkäufer 1 2 Wenige Viele Bezeichnung Monopol Duopol Oligopol Polypol Freie Marktwirtschaft Funktion / Beispiele Ein Anbieter bestimmt alles / Post bei Briefen Zwei Anbieter teilen sich den Markt auf / Coop und Migros Wenige Anbieter teilen Sich den Markt / Swisscom, Sunrise, Orange Viele Anbieter teilen Sich den Markt, entscheiden aber den Preis / Buchhandel illegale Kartelle Viele Anbieter teilen Sich den Markt, haben aber keinen Einfluss auf den Preis / Schrauben Merke: Je schwieriger das Produkt zu ersetzen ist, desto eher bildet sich ein Monopol! In der Makroökonomie geht man üblicherweise von unendlich Angebot und unendlicher Nachfrage aus. Wenn die Käufer den Markt (=Preis) bestimmen (Nachfragemonopol): Anzahl der Verkäufer 1 Bezeichnung Monopson Wenige Oligopson Viele Polypson Freie Marktwirtschaft Funktion / Beispiele Ein Käufer kann den Preis bestimmen, da nur er das Produkt kauft / Sehr spezielle und aufwändige technische Verarbeiter Wenige Käufer teilen sich den Markt auf und können den Preis bestimmen / Sehr spezielle und aufwändige technische Verarbeiter Viele Käufer teilen Sich den Markt, entscheiden aber den Preis / billige Baumaterialien Viele Anbieter teilen Sich den Markt, haben aber keinen Einfluss auf den Preis / Schrauben Nachfragemonopole sind eher theoretischer Natur! 3.4 F&A: ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! Zeichen Sie ein das Ergebnis von Stück Nr. 120 und bis Stück Nr. 120. Wie heissen die Kurven? Wie hoch ist die optimale Ausbringungsmenge? Wo liegt die Nutzschwelle? Was ist der Nachteil von Monopolen? Wieso sinkt die Preisgerade beim Monopol? Wohin tendiert der Gewinn mittelfristig? Wohin tendiert der Gewinn langfristig? Wie heisst ein Markt mit nur 2 Anbietern? Ist das von Vorteil für die Kunden? Erklären Sie! Duopol – Nein, da höhere Preise Gibt es viele Nachfragemonopole? Wieso? Nein, denn keine Firma „muss“ etwas unter Wert verkaufen (vorher wird die Firma geschlossen). Seite 16 Thomas Candrian 4 Angebots-/Nachfragediagramme Währung [CHF] Ein Angebots/Nachfragediagramm zeigt den Preis bei einem bestimmten Angebot und einer bestimmten Nachfrage. Nachfrage Angebot Marktmenge Marktpreis Menge [Stück] Nachfrage: Angebot: Marktpreis: Marktmenge: Die Nachfrage nimmt ab, je teurer ein Produkt ist. Das Angebot nimmt zu, je teurer ein Produkt ist. Der Preis, der sich bei einer freien Marktwirtschaft einstellt. Die Menge, die sich bei einer freien Marktwirtschaft verkauft. Im Schnittpunkt der beiden Kurven kann nun der Marktpreis abgelesen werden, welcher sich bei einer freien Marktwirtschaft einstellt. 4.1 4.1.1 Kurvenverschiebung Angebot Das Angebot kann sich wie folgt ändern: A1 A1: Das Angebot wird knapper (z.B. durch fehlende Produktion oder schlechtes Wetter) Die Angebotskurve verschiebt sich nach links. A2 A2: Das Angebot wird grösser (z.B. wegen Überproduktion, Ende eines Booms, Senken der Produktionskosten, Verbesserte Produktion) Die Angebotskurve verschiebt sich nach rechts. 4.1.2 Nachfrage Die Nachfrage kann sich wie folgt ändern: N1 A1: Die Nachfrage wird knapper (z.B. durch Ende eines Booms, anderes Wetter / Jahreszeit, ) Die Nachfragekurve verschiebt sich nach links. A2: Die Nachfrage wird grösser (z.B. durch Beginn eines Booms, Nutzenvorstellung steigt, Einkommen steigt, Preis der Ersatzgüter steigt) Die Nachfragekurve verschiebt sich nach rechts. N2 Seite 17 Thomas Candrian 5 Wer zahlt eine Steuererhöhung? Je unelastischer desto mehr zahlt der Konsument: Die Steuern werden erhöht (violet). Der Preis steigt (Pfeil). Deshalb wird die Nachfrage sinken. Das Geschäft wird also versuchen, die Steuerlast dem Konsumenten zu übergeben. Bei einer elastischen Nachfrage (= abhängig vom Preis) wird der Konsument einen Preisaufschlag weniger übernehmen. Die Firma muss daher den Grossteil des Preisaufschlags übernehmen (gelb), um nicht zuviel Menge zu verlieren. Bei einer unelastischen Nachfrage (= unabhängig vom Preis) wird der Konsument einen Preisaufschlag gut tolerieren. Die Firma wird daher nur den kleinsten Teil des Preisaufschlags übernehmen (gelb), da so keine Menge verloren geht. 6 6.1 Freie Marktwirtschaft Voraussetzungen Die freie Marktwirtschaft benötigt 4 Voraussetzungen: Voraussetzung Homogen Freier Zutritt ∞ viele Anbieter / Käufer Transparenz 6.2 Beschreibung Alle verkaufen dasselbe Alle können alles Kaufen und Verkaufen Es gibt unendlich viele Käufer und Verkäufer Jeder kennt die Preise der anderen, alle wissen alles. Kritik Voraussetzung Homogen Beschreibung Der Markt ist nicht homogen. Nicht jedes Produkt ist gleich. Freier Zutritt Gewisse Produkte haben einen USP = unique selling proposition = Alleinstellungsmerkmal, welches sie hervorhebt. Gewisse Produkte haben einen = Unique Advertising Proposition = einzigartige Werbebehauptung, welches sie hervorhebt. Dies ist aber nur ein Gefühl, kein Fakt („nicht auber, sondern rein!“) Ist nicht gegeben bei gewissen Berufen oder Bedingungen: ∞ viele Anbieter / Käufer Transparenz - staatliche Zulassung (Anwalt) - gesetzliches Monopolrecht (Patente) - hohe Fixkosten (hochkomplexe Produkte, z.B. Mikroprozessoren) Es existieren nicht unendlich viele Anbieter und Käufer, sondern diese sind begrenzt. Z. T. Monopole. Die Preise sind nicht allen Käufern bekannt! Seite 18 Thomas Candrian 6.3 Monopole vs. freie Konkurrenz Monopole tendieren preislich zum Cournotschen Punkt Freie Marktwirtschaft tendiert zu 0 Gewinn 6.4 F&A: ? Zeichne die Folgen des Skisponsors von Rennfahrer Nüssli, der nun zum 3. Mal in Folge ausgeschieden ist. (Angebot / Nachfrage). ! Der Skisponsor kürzt nun das Angebot an Skis, um diese exklusiver zu machen. Schritt 2 hat grösseren Einfluss. 1. Nachfrage sinkt. 2. Angebot sinkt, Marktpreis * Marktmenge ist grösser als vorher (grün > gelb): ? ! ? ! ? ! Wieso schmeissen Bauern einen Teil der Aprikosenernte weg? Voraussetzungen für freie Konkurrenz? Kritikpunkte in Realität? Wer bezahlt wie viel der eingezeichneten Steuererhöhung? Seite 19 Thomas Candrian 3 Teil: Das Recht 1 Recht 1.1 1.1.1 Einteilung öffentliches Recht Staatsrecht politische Rechte 1.1.2 Privatrecht ZGB Personenrecht Familienrecht Erbrecht Sachrecht Verwaltungsrecht Umweltrecht Baurecht Schulwesen BG über das Obligationenrecht Völkerrecht Sondergesetze Bundesgesetz Versicherungsvertrag Strafrecht Kantonale erlasse Einführungsgesetzt zum ZGB Person Person Staat Person Bundeskompetenzen, Vollzug Kantone (Grundsatz: Was teuer ist, ist Kantonssache) 1.2 Struktur der Gesetze: Verfassung Gesetze Verordnungen 2 Volk und Stände National- und Ständerat, Kantonsrat Bundesrat Persönlichkeitsschutz Das öffentliche Recht schützt das Individuum gegenüber dem Staat mit den Freiheitsrechten in der Bundesverfassung. Schutz gegen innen (man darf sich nicht als Sklave verkaufen) und aussen (niemand darf einen verletzen). Im Personenrecht stellt Art. 28 für das Verhältnis zwischen den Privaten gewisse Abwehrmittel zur Verfügung, mit welchen sich der Einzelne gegen widerrechtliche Übergriffe auf seinen Körper, sein Leben, seine Gesundheit, seine Ehre oder seinen Privatbereich zur Wehr setzen kann. Art. 28 ZGB Wer in seiner Persönlichkeit widerrechtlich verletzt wird, kann zu seinem Schutz gegen jeden, der an der Verletzung mitwirkt, den Richter anrufen. Eine Verletzung ist widerrechtlich, wenn sie nicht Einwilligung des Verletzten, durch ein überwiegendes privates oder öffentliches Interesse oder durch ein Gesetz gerechtfertigt ist. Wer in seiner Persönlichkeit widerrechtlich verletzt wird, kann beim Richter folgendes verlangen: Schadenersatz (z. B. bei ungerechtfertigtem Pressebericht, der den Geschäftsgang negativ beeinflusst); Genugtuung (z. B. bei Entführung); Beseitigung der Verletzung (z. B. durch das Einstampfen eines Buches mit ehrverletzenden Äusserungen); Verbot der drohenden Verletzung (z. B. darf ein Buch mit ehrverletzenden Äusserungen nicht erscheinen). Gegendarstellung (in periodisch erscheinenden Medien) Seite 20 Thomas Candrian 3 Verein vs. Stiftung 3.1.1 Verein 3.1.2 Art. 60ff OR Mitglieder = Körperschaft Mitgliederbeiträge (nicht steuerpflichtig) Zweck GV Vorstand Revision (freiwillig) Stiftung Art. 80ff OR Verselbständigtes Vermögen keine Mitglieder Nur erlaubt für Erziehung und Wohltätigkeit Destinatäre (=Begünstigte) Entstehung Verein: Statuten und Beschluss, ein Verein zu sein. Eintritt: Kein Eintrittsrecht, aber Gesetz des offenen Vereins gilt. (analog Genossenschaft). Austritt: 6 Monate halbzwingend Ausschluss: Je nach Statuten. dispositiv: Bei wichtigem Grund kann die GV ein Mitglied ausschl. Statutarisch: Möglichkeit: Vorstand ohne Grundangabe Ausserordentliche GV: 1/5 halbzwingend. Haftung: Nur Vereinsvermögen (sofern nichts anderes in Statuten, seit 2005). Halbzwingend = kann durch Statuten verändert werden. 4 Familienrecht 4.1 Konkubinat gilt als einfache Gesellschaft Nachteile bei Kindern Rechtsprobleme zu lösen (Erben etc.) 4.2 Eherecht (1988 revidiert) führt zu: Bürgerrecht Unterhaltsleistungen eheliche Wohnung Erbrecht Versorgerschaden Sozialversicherungen 4.3 Güterrecht 4 Massen: ♀ Eigengut ♂ Errungenschaften Eigengut Errungenschaften Einteilung Eigengut Persönliches Eingebrachtes Erbschaften und Schenkungen Errungenschaften Arbeitsverdienst und Ersatz davon Erträge aus Eigengut Seite 21 Thomas Candrian Genugtuungen Ersatzanschaffungen des Eigengutes Güterstände Errungenschaftsbeteiligung Eigengut bleibt Eigentum Errungenschaften werden geteilt Gütertrennung Alles bleibt geteilt Gütergemeinschaft Alles kommt zusammen ausser Genugtuungen Mehrwertdiskussion Industrieller Mehrwert: Wird als Errungenschaft angesehen Konjunktureller Mehrwert: Gehört dem Einbringer 4.4 Scheidungsrecht Ehescheidung (Scheidungsrecht 2000) Bedarfsrechnung mit Überschussbeteiligung Keine Verschuldensprüfung Eheschutz nicht Ehevertrag (Richter entscheidet bei simplen Fragen) Scheidungsrecht bereits 2003 geändert: Statt 4 Jahre nur noch 2 Jahre getrennt leben bis Scheidung. 4.5 4.5.1 Bedarfsrechnung Bsp. 1: Mann Marketingleiter 10000.-, 1 Kind, Frau nicht berufstätig. Frau 0 Einkommen Gehalt Mann 10000 Frau 1065 200 2000 80 150 420 100 60 Ausgaben Grundbetrag Grundbetrag Kind Miete inkl. NK El / Gas Kommunikation KK Zahnarzt Versicherungen Fahrkosten Arbeit Mehrkosten Arbeit Steuern Weiterbildung TOTAL Mann 1065 Aufteilung Überschuss TOTAL 585 (45%) 4710 400 100 4575 Einkommen total Existenzminima Überschuss 1500 60 150 350 150 50 100 200 400 100 4125 10000 8700 1300 715 (55%) 5290 Fazit: Mann zahlt 5290 an Frau. 4.5.2 Bsp. 2: Seite 22 Thomas Candrian Mann Angestellter 4500, Frau Krankenschwester 1800, 2 Kinder Frau 1800 Einkommen Gehalt Mann 4500 Frau 1065 400 1000 50 100 300 50 30 70 Ausgaben Grundbetrag Grundbetrag Kinder Miete inkl. NK El / Gas Kommunikation KK Zahnarzt Versicherungen Fahrkosten Arbeit Mehrkosten Arbeit Steuern Weiterbildung TOTAL Mann 1065 Aufteilung Überschuss TOTAL - Eigenes Einkommen Unterhaltspflicht 224 (45%) 2719 4500 - 1781 100 80 3245 Einkommen total Existenzminima Überschuss 800 30 100 200 20 100 100 80 2495 6300 5740 560 336 (60%) 3581 1800 1781 Fazit: Mann zahlt 1781 an Frau, Mann kriegt mehr als Existenzminimum da Frau arbeitet. 4.5.3 Bsp. 3: Mann Handwerker 6000, Frau ohne Arbeit, 3 Kinder Frau 0 Einkommen Gehalt Mann 6000 Frau 1065 935 1200 60 100 320 Ausgaben Grundbetrag Grundbetrag Kinder Miete inkl. NK El / Gas Kommunikation KK Zahnarzt Versicherungen Mehrkosten Arbeit Steuern Weiterbildung TOTAL Mann 1065 TOTAL - Eigenes Einkommen Unterhaltspflicht Fürsorge 2430 6000 - 3570 30 100 3810 Einkommen total Existenzminima Fehlbetrag 3810 0 3810 240 900 40 100 200 25 100 2430 6000 6240 -240 Fazit: Mann zahlt 3570 an Frau, Frau braucht Fürsorge. 4.5.4 Bsp. 4: Seite 23 Thomas Candrian Mann Handwerker 6000, Frau ohne Arbeit, 3 Kinder Frau 1800 Einkommen Gehalt Mann 5500 Frau 1200 400 1300 100 500 50 200 200 Ausgaben Grundbetrag Grundbetrag Kinder Miete inkl. NK Kommunikation KK Versicherungen Berufsauslagen Steuern Weiterbildung TOTAL Mann 1200 Aufteilung Überschuss TOTAL - Eigenes Einkommen Unterhaltspflicht 150 (30%) 3050 5500 - 2550 3950 Einkommen total Existenzminima Überschuss 900 100 250 50 200 200 2900 7400 6850 550 400 (70%) 4350 1800 2550 Fazit: Mann zahlt 1781 an Frau, Mann kriegt mehr als Existenzminimum da Frau arbeitet. 5 Erbrecht 5.1 Gesetzliche Erbfolge: 1. Gut folgt Blut (Ausnahme: Ehegatte, Adoptivkinder) 2. Ehegatte 5.2 1. Zuerst wird die Parentel bestimmt: 1. Parentel: Nachkommen des Erblassers. Wenn keine vorhanden, dann 2. Parentel: Nachkommen der Eltern des Erblassers. Wenn keine vorhanden, dann 3. Parentel: Nachkommen der Grosseltern des Erblassers. Wenn keine vorhanden, dann Kanton/Gemeinde. Ist einer der Erbnehmer in der Parentel bereits gestorben, so wird sein Teil gleichmässig auf seine Nachkommen verteilt. Hat der Stamm geerbt, erhalten die Zweige nichts. 5.3 2. Nun wird der Erbteil des Ehegatten bestimmt: Abhängig des Grades der Parentel wird 1. Parentel 2. Parentel 3. Parentel Ehegatte 50% Ehegatte 75% Ehegatte 100% Der Rest geht zur Vererbung an die Parentel. 5.4 3. Nun wird der Pflichtteil bestimmt Der Pflichtteil beträgt: Seite 24 Thomas Candrian Bei Kindern ¾ des Erbteils Bei Eltern je ½ des Erbteils Beim Ehegatten ½ des Erbteils. 5.5 Beispiele: 1. Parentel vorhanden. Ehegatte 50%, Rest 50%. ½ Jedes Kind 50% des Anspruchs, also 25% Totes Kind vererbt Anspruch, also 50% von 25% = 12.5% ¼ ⅛ ⅛ 2. Parentel vorhanden. ⅛ Ehegatte 75%, Rest 25%. 1 /16 ¾ Eltern je 50% des Anspruchs, also je 12.5% Totes Elternteil vererbt Anspruch zu je 50% an jedes Kind, also 6.25%. 1 /32 1 /32 Totes Kind vererbt Anspruch zu je 50%, also 3.125% 5.6 Gewillkürte Erbfolge Durch Erblasser bestimmte Erbfolge. Möglichkeiten: eigenhändiges Testament eigenhändig geschrieben Unterzeichnet Ort 2 Zeugen müssen Urteilsfähigkeit schriftlich bestätigen 5.7 öffentliches Testament gleich wie eigenhändiges Notar 2 Zeugen müssen Urteilsfähigkeit schriftlich bestätigen Erbvertrag (zweisitiges geschäft) Notar 2 Zeugen müssen Urteilsfähigkeit schriftlich bestätigen mehrere Varianten: Erbverzichtsvertrag Gegenseitiger Vertrag bei Eheleuten Pflichtteilrecht für Nachkommen drei Viertel des gesetzlichen Erbanspruches für die Eltern je die Hälfte ihres Erbanspruches für den überlebenden Ehegatten die Hälfte des Erbanspruches 5.8 Beispiele: Seite 25 Thomas Candrian Blau: Erbanspruch gem. Gesetz. ¼ Grün: Pflichteil ½ Total freie Quote: 3/8 = 6/16 = 12/32 = 37.5% ¼ 3/16 ⅛ /32 ⅛ 3 /32 3 ⅛ /16 Blau: Erbanspruch gem. Gesetz. 1 Grün: Pflichteil 1 /16 ¾ /8 Total freie Quote: 9/16 = 18/32 = 56.25% 3 1 /32 5.9 1 /32 Der Erbgang Beginnt mit Tod des Erblassers 1. Nichtstun = Annahme der Erbschaft 2. Ausschlagung innert 3 Monaten 3. Amtliches Inventar (580 ZGB) Schuldenruf ergibt Bilanz per Todestag. 5.10 Ausgleichung von Vorbezügen 2 Möglichkeiten: - Natura - Anrechnung (mit Wert des Todestages) Was ist anzurechnen? Grundsätzlich alles, wenn nicht ausdrücklich ausgenommen. Ausnahme Gelegenheitsgeschenke. Pflichtteile müssen trotz Vorbezug gewahrt sein! Erziehungskosten nur über übliches Mass hinaus. Noch nicht erzogene Kinder dürfen künftige Kosten zum Erbteil hinzu beanspruchen. 5.11 Anfechtung von Verfügungen Ungültigkeitsklage Herabsetzungsklage Gründe: Formmangel Nicht verfügungsfähig mangelhafter Wille rechtswidrig oder unsittlich Mit der Herabsetzungsklage verlangt der Pflichtteilserbe die Auszahlung seines Pflichtteils. Verjährt 1 Jahr nach Tod. 5.12 Erbengemeinschaft Einstimmigkeitsprinzip, aber jeder kann Teilungsklage erheben. Seite 26 Thomas Candrian Seite 27 Thomas Candrian 4 Teil Obligationen 1 Das OR 1.1 Allgemeiner Teil 1.1.1 Entstehung der Obligation (=Schuld, Pflicht) Obligation Unerlaubte Handlung Vertrag 1. Antrag Ungerechtfertigte Bereicherung Verschuldenshaftung Tatbestandsmerkmale: Kein Antrag ist 18.1 Scherz Massensendungen Internet Haustüre (nur wenn nicht bestellt) 2. Annahme Übereinstimmende Willensäusserung 1. 2. 3. 4. Leistung ohne Grund Schaden Widerrechtlich adäquater Kausalzusammenhang Verschulden Absicht Fahrlässigkeit Grob / Leicht Kausalhaftung Tierhalter Fam. Oberhaupt Geschäftsherr Werkeigentümer Motorfahrzeughalter Entlastung möglich Keine Entlastung möglich Geissbockfall Wanderer scheucht Geissbock auf Bauernhof auf. Geissbock verletzt Wanderer. Wer bezahlt den Schaden? 1. Unerlaubte Handlung ( Bauer, falls sein Verschulden) 2. Vertragsschuldner (Versicherer) (da kein Regress möglich) 3. Kausalhaftpflichtige 2 Vertragsabschluss Beispiel: Datum 15.1 18.2 20.1 22.1 Aktion Erscheinen eines Inserats (Sackmesser à 20.-) Bestellschein abgeschickt Bestellschein trifft beim Verkäufer ein Verkäufer verpackt Sackmesser 23.1 24.1 27.1 29.1 Verkäufer verschickt Ware trifft beim Kunden ein Kunde benutzt Ware Kunde bezahlt Ware Rechtsgeschäft Unverbindliches Angebot Verbindlicher Antrag Annahme des Antrags = Vertragsschluss Käufer wird Eigentümer FRAGE: Wann kommt der Vertrag zustande? ANTWORT: Sobald der Verkäufer eine Aktion macht, die auf die Annahme des Angebots hinweist. Seite 28 Thomas Candrian 2.1 Widerrufsmöglichkeiten Widerrufsrecht bei Haustürgeschäften (Art. 40): 7 Tage Leasing: Der Verbraucher/ Existenzgründer hat nach Vertragsabschluss ein grundsätzlich 2-wöchiges Widerrufsrecht. Die Frist beginnt, wenn der Unternehmer dem Verbraucher eine ordnungsgemäße Belehrung zur Verfügung gestellt hat Vor der Annahme (!) beim Antragssteller 2.2 Form der Verträge Varianten 1. Regel: formlos 2. Schriftlich Beispiel Kiosk Kündigung des Mieters (Termin) Im Arbeitsvertrag müssen folgenden Punkte: o Überstundenentschädigung o Konkurrenzverbot Zession Abtretung 3. Qualifiziert schriftlich Öffentliche Beurkundung 2.3 Kündigung Vermieter (Formular) Eigenhändiges Testament Öffentliche Beurkundung ≠ Beglaubigung (Echtheit) Beglaubigung & Willensäusserung 2.4 Register Handelsregister - Positive Rechtskraft Grundbuch Die Einwendung, dass jemand eine Dritten gegenüber wirksam gewordene Eintragung nicht gekannt habe, ist ausgeschlossen. Eigentumsvorbehaltsregister Negative Rechtskraft D.H. es kann bestritten werden, dass man es weiss. Ist beim Betreibungsamt Nützt nur im Konkursfall! Daher selten benutzt. 2.5 Handelsregister Als Handelsregister bezeichnet man ein öffentliches Verzeichnis, dass Eintragungen über die angemeldeten Kaufleute in einem bestimmten geografischen Raum. Das Handelsregister soll eine Publikations-, Beweis-, Kontroll- und Schutzfunktion erfüllen. Typischerweise enthält das Handelsregister unter anderem Informationen über Firma, Sitz, Niederlassung und Zweigniederlassungen, den Gegenstand des Unternehmens, vertretungsberechtigten Personen, die Rechtsform des Unternehmens sowie das Grund- oder Stammkapital. 2.6 Grundbuch Register dienen insbesondere der Eintragung von dinglichen Rechten an Sachen: Für Schiffe besteht ein Schiffsregister, für Grundstücke das Grundbuch. Die eintragbaren Rechte sind vielfältig, hauptsächlich handelt es sich um das Eigentum und die Pfandrechte. Da unter bestimmten Voraussetzungen in die Register Einsicht genommen werden kann, erhalten die eingetragenen Rechte eine Publizität, auf Grund welcher sie jedermann entgegengehalten werden können. 2.7 Eigentumsvorbehalt Seite 29 Thomas Candrian Im Schweizerischen Recht ist der Eigentumsvorbehalt in Art. 715 f. ZGB geregelt. Dieser ist nur dann wirksam, wenn er an dem jeweiligen Wohnort des Schuldners in einem vom Betreibungsbeamten zu führenden öffentlichen Register eingetragen ist. Gegenstände, die mit Eigentumsvorbehalt übertragen worden sind, kann der Eigentümer nur unter der Bedingung zurückverlangen, dass er die vom Erwerber geleistete Abzahlung unter Abzug eines angemessenen Mietzinses und einer Entschädigung für Abnützung zurückerstattet (Art. 716 ZGB, Art. 109 und 162 Abs. 2 OR). Gutgläubigen Dritten kann der Eigentumsvorbehalt trotz Registereintrag nicht entgegengehalten werden. 2.8 Nichtigkeit/Abfechtbarkeit Nichtig: widerrechtliche Inhalte sind nichtig (aber nicht der ganze Vertrag!) unmögliche Inhalte sind nichtig (objektive Sicht!) unsittliche Inhalte sind nichtig Alles andere ist nur anfechtbar. (Z. B. bei Vertragsschluss unter Zwang) Nachträgliche Unmöglichkeit Auch bei nachträglicher Unmöglichkeit des Vertrags (Absage des Konzerts wegen höherer Gewalt) Vertrag erlischt entschädigungsfrei! 3 Anfechtbar: innert Jahresfrist kann ungültig erklärt werden Drohung Täuschung Übervorteilung ( objektiv : offensichtliches Missverhältnis / subjektiv: Ausbeutung) Irrtum: (OR Art. 23 ff) 1. Anderer Vertrag als gedacht: Z.B. Kauf statt Miete 2. Anderer Vertragsgegenstand oder Person: Z.B. Verwechslung bei Anstellung des Arbeitsvertrags 3. erhebliches Missverhältnis: Z.B. Verkäuferin verkauft Ring für 1/10 des Wertes. 4. Anderer Sachverhalt: Z.B. ??? Vertrag ist anfechtbar Sicherungsmittel Sicherungsmittel Realsicherheiten 1. Kaution 2. Faustpfand 3. Grundpfand 3.1 Personalsicherheiten 1. Bürgschaft 2. Konventionalstrafe Reueld (3. Akkreditiv) Kaution Hinterlegung von Vermögenswerten (Geld). 3.2 Faustpfand Hinterlegung von Vermögenswerten (Immobilien und z.T. Mobilien, sofern vom Gläubiger angenommen) 3.3 Grundpfand ( = Hypothek) Das Gesetz kennt drei Arten von Grundpfändern, die Grundpfandverschreibung, den Schuldbrief und die Gült. Alle drei können nur durch einen Eintrag im Grundbuch begründet werden, und zwar gestützt auf einen öffentlich beurkundeten, d.h. notariell errichteten Vertrag (Art. 799 ZGB). Grundpfandverschreibung Typ Untertyp Rückzahlung via Nach vollständiger Rückzahlung 3.3.1 Schuldbrief Zession Inhaber Blosse Übergabe Nichtig Leere Schuldbriefe Namenspapier Indossament (an die Order (des neuen)) Grundpfandverschreibung Seite 30 Thomas Candrian Die Grundpfandverschreibung dient der Sicherung einer bisherigen oder zukünftigen Forderung, die nicht untrennbar mit dem Pfandrecht verbunden ist (das Haus / Boden). 3.3.2 Zession Zession = Abtretung eines Vermögenswertes A schuldet B Geld. B kann die Schuld an C übertragen. Nun schuldet A C Geld. Das nennt man Zession. Eine Zession ist immer möglich, auch ohne Einverständnis des Schuldners! 3.3.3 Schuldbrief Der Schuldbrief zeichnet sich dadurch aus, dass sowohl die Forderung der Kreditgeberin als auch das Pfandrecht in einem Wertpapier, d.h. einer handelbaren Urkunde ähnlich einer Aktie oder Obligation verkörpert ist (Art. 842 ZGB). Errichtet wird der Schuldbrief beim zuständigen Grundbuchamt. Der Pfandtitel ist durch den Grundbuchverwalter auszustellen und von diesem zu unterschreiben (Art. 857 ZGB). Das Papier lautet entweder auf den Inhaber (z.B. die Bank) oder auf den Namen einer bestimmten Person (= der Schuldner) (Art. 858 ZGB, Art. 53 ff. GBV). Gleichzeitig muss der Schuldbrief nach Art. 856 Abs. 1 ZGB ins Grundbuch eingetragen werden. Der Eintrag muss zum Schutze der Beteiligten stets mit den Angaben im Schuldbrief übereinstimmen. Nur die Besitzerin des Papiers kann die Forderung geltend machen (Art. 868 ZGB). Ein Schuldbrief ist aber kein Schuldschein, den man nach Rückzahlung der Schuld getrost wegwerfen könnte (s. Art. 88 f. OR). Man stellt ihn sich besser als einen in Umlauf gebrachten Teil des Grundbuchs vor. Das Pfandrecht kann nämlich im Grundbuch nur geändert oder gelöscht werden, wenn der Schuldbrief dem Grundbuchamt eingereicht wird (s. Art. 864, 874 ZGB). Bleibt ein Schulbrief unauffindbar, muss er mit einem öffentlichen Aufruf gerichtlich für kraftlos erklärt werden. Vielfach ist es nicht sinnvoll, einen abbezahlten Schuldbrief löschen zu lassen. Braucht man später wieder Geld, kann man das Papier der Kreditgeberin aushändigen und so ohne weitere Grundbuchgebühren wieder “eine Hypothek aufnehmen”. Wenn Sie sich aber dafür entscheiden, den Schuldbrief bestehen zu lassen, müssen Sie ihn unbedingt sicher aufbewahren, und zwar an einem Ort, wo Sie – und allenfalls auch Ihre Erben – ihn wieder finden. Sonst wird über kurz oder lang eine teure Kraftloserklärung nötig. 3.4 3.4.1 Bürgschaften Konventionalstrafe Strafe bei nicht korrekt durchgeführter Vertragsleistungen. Man will dass der Vertrag eingehalten wird. 3.4.2 Reuegeld Gegen Bezahlung einer Summe ist ein Vertragsrücktritt möglich. Anzahlung ist kein Reugeld (158 Abs. 1). Man nimmt in Kauf dass der Vertrag nicht erfüllt wird. 3.4.3 Akkreditiv Ein Dokumenten-Akkreditiv ist ein selbstschuldnerisches, abstraktes, bedingtes Zahlungsversprechen der Bank eines Importeurs, in der diese sich gegenüber dem Exporteur einer Ware verpflichtet, bei Vorlage akkreditivkonformer Dokumente Zahlung zu leisten. Abstrakt bedeutet, dass das Zahlungsversprechen der Bank rechtlich losgelöst vom Grundgeschäft ist und selbständig neben dem Kaufvertrag steht. Bedingt bedeutet, dass die Erfüllung des Zahlungsversprechens an Bedingungen geknüpft ist, die immer dokumentärer Natur sind. Das Akkreditiv ist damit ein Instrument, mit dem im Außenhandel (selten auch im Binnenhandel) die Interessen von Käufern und Verkäufern von Waren ausgeglichen werden. Der Käufer erhält durch diese Form der Abwicklung die Gewissheit, dass er nur zahlen muss, wenn der Verkäufer die bestellte Ware geliefert hat und dies durch die Vorlage ordnungsgemäßer Dokumente nachgewiesen hat. Der Verkäufer bekommt die Gewissheit, dass er nach Lieferung der Ware und nach der Vorlage ordnungsgemäßer Dokumente bei der avisierenden (oder, wenn dies zulässig ist, einer anderen) Bank den Verkaufserlös erhält. Seite 31 Thomas Candrian 3.5 Bazarfall: A geht auf den Bazar und will einen Teppich kaufen. Dieser kostet 1000 CHF (30% Bruttomarge). Er leistet 400 CHF Vorauszahlung. Am nächsten Tag will er ihn nicht mehr kaufen. Was passiert: 1. A muss den Teppich nicht kaufen (kein Zwang, etwas zu kaufen). 2. ABER: A muss Schadenersatz leisten, und zwar den entgangene Gewinn. Dieser ist hier 30% des Wertes des Teppichs, also 300 CHF. Also muss der Händler A noch 100 CHF zurückzahlen. 4 Besonderer Teil OR 4.1 Verträge auf Veräusserung 4.1.1 Kauf 4.1.2 Erhalt des Eigentums an einer Sache gegen Bezahlung 4.2 Tausch 4.1.3 Rechtswirksame gegenseitige Übertragung von Gütern Schenkung Die Schenkung ist eine Zuwendung, durch die jemand aus seinem Vermögen einen anderen bereichert und beide Teile darüber einig sind, dass die Zuwendung unentgeltlich erfolgt. Verträge auf Gebrauchsüberlassung 4.2.1 4.2.2 Einschr änkung Benutzungsrecht Benutzungsrecht Benutzungspflicht Bleibt Eigentum des Vermieters Bleibt Eigentum des Vermieters Bleibt Eigentum des Verpächters Leasing = Miete mit langer Vertragsdauer (= 4 Jahre) Mietrecht (Art. 13 VMWG): Speziell es Leihe 4.2.3 Miete Mietzinserhöhung 3 Pflichten vom Leasinggeber: - Kreditprüfung - Registereintrag (IKO-Register) - Meldung bei 3 Raten im Rückstand 1. Pro ¼ Prozent Hypozinserhöhung. 4.2.4 Pacht 4.2.5 Darlehen Wird Eigentum des Brogers (Darlehensnehmer) (im Gegensatz zur Miete / Man kann nicht den gleichen Gegenstand zurückgeben, z.B. Benzin) 2% bei > 6% 2.5% zw. 5-6% 3% < 5% 2. Teuerung zu 40% 3. Wertvermehrende Investitionen Seite 32 Thomas Candrian 4.3 Verträge auf Arbeitsleistung 4.3.1 Arbeitsvertrag EAV Lehrvertrag Heimarbeiter Handelsreisender GAV Weisungsrecht 4.3.2 Werkvertrag Zu zahlen nur bei Erfolg, sonst nicht! 4.3.3 Auftrag Vorteile: Weiterzahlung bei Krank, Unfall Zahlung bei Besorgung von Diensten, unabhängig vom Erfolg. Mäkler Vemittler Nachteile: Chef Mäkler = Vermittler = Fremder Name, richtige Rechnung Kommission = eigener Name , eigene Rechnung Agenturvertrag = Fremder Name, Fremde Rechnung Unfall: Lohnfortzahlung : 2 Jahre à 80% (+ IV Rente) Krankheit: OR 324A 3 Monate kein Krankheitsgeld! 1. Dienstjahr: 3 Wochen zu 100% 2. Dienstjahr: 4 Wochen zu 100% 3. / 4. Dienstjahr: 2 Monat Berner Skala Kündigungsschutz: Es kann nicht gekündigt werden wegen Abwesenheit bei 1 DJ: 30 Tage 2-5 DJ: 90 Tage 6+ DJ: 180 Tage 4.4 Kaufvertrag Liefervertrag Privatverkehr: Mahnen bei Liefertermin Kfm. Verkehr: Mahnung freiwillig Privatverkehr: 3 Varianten Verzicht = Rücktritt: Spesen des Käufers müssen ersetzt werden Schadenersatz: Der Entstandene Schaden muss ersetzt werden. Beharren auf Vertragserfüllung (Standard): Bei Ersatzkauf kann Differenz in Rechnung gestellt werden. Kfm. Verkehr: Verzicht = Rücktritt (Standard): Spesen des Käufers müssen ersetzt werden (sonst (=wenn billiger) = Spesen) Mangelhafte Lieferung Mangelhafte Liefung Wandelung Minderung Ersatz Der Käufer wählt! Ausnahmen: 1. Ersatz nur für Gattungswaren (205) 2. Wandelung nur bei erheblichen Mangeln (205) 3. Beim Platzkauf von Gattungswaren kann der Verkäufer Ersatz anbieten. (206) Verjährt 1 Jahr nach Ablieferung Irrtum: 1 Jahr nach Entdeckung Mahnen = Informieren und neuen Termin setzen Seite 33 Thomas Candrian 5 Makroökonomie: Finanzsystem, Konjunktur, Inflation 1 Magisches 6eck Vergleiche auch Buch S. 78ff Nach dem Stabilitätsgesetz hat die Wirtschaftspolitik im Einklang mit der Zentralbank vor allem folgende Aufgaben, die als „Magisches Sechseck“ bezeichnet werden: 1. Wirtschaftswachstum 2. Preisstabilität 3. Außenwirtschaftliches Gleichgewicht 4. Vollbeschäftigung 5. Sozialer Ausgleich 6. Umweltqualität Magisch ist das Sechseck deshalb, weil die Maßnahmen der EZB (Europäische Zentralbank) resp. SNB (Schweizer Nationalbank) und des Staates, die ergriffen werden, um eines dieser Ziele zu erreichen, oft ein anderes behindern (Divergente Ziele). Ein Beispiel dafür ist Wirtschafswachstum und Preisstabilität: Zinssenkung belebt die Konjunktur Arbeitsmarktsituation und entwickeln sich positiv, aber die Preisstabilität sinkt. Oder: Hohes Exportvolumen Gut für Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarkt, schlecht für die Inflationsrate, das außenwirtschaftliche Gleichgewicht kommt auch aus der Waage. Klassischer Konflikt = Preisstabilität Vollbeschäftigung Moderner Konflikt = Umwelt Wachstum Beides gleichzeitig nicht möglich! Da magische 6eck ist ein Abbild der Zielkonflikte. Ein Ziel kann nicht erreicht werden, ohne ein anderes zu verunmöglichen. 2 Geld + Finanzsystem Seite 34 Thomas Candrian 2.1 Funktion des Geldes Vgl. S. 83 Geld: Als Geldfunktion bezeichnet man in der Volkswirtschaftslehre die verschiedenen Formen von Nutzen, die Geld stiften kann: Geld hat Zahlungsmittelfunktion. Unter einem Tausch- oder Zahlungsmittel versteht man ein Objekt oder auch ein erwerbbares Recht, das ein Käufer einem Verkäufer übergibt, um Waren oder Dienstleistungen zu erwerben. Geld vereinfacht den Tausch von Gütern und die Aufnahme und Tilgung von Schulden. Geld ist ein Wertaufbewahrungsmittel. Um diesen Zweck erfüllen zu können, muss es seinen Wert dauerhaft behalten können. Geld ist Wertmaßstab und Recheneinheit. Der Wert einer Geldeinheit wird als Kaufkraft bezeichnet. Geld ist aber auch ein Produkt, allerdings wird es nur verliehen und nicht verkauft. Dabei wird immer ein Zins fällig. Da es ein Produkt ist unterliegt es auch dem Angebots- und Nachfragediagramm: Viel Nachfrage = höhere Zinsen. 2.2 Zusammensetzung des Geldes: Geld Buchgeld ¾ allen Geldes Notengeld ¼ allen Geldes Buchgeld: Buchgeld bezeichnet Geld, welches nicht als Bargeld vorliegt, sondern als sofort liquidierbares Guthaben auf einem Konto. Die Kontenbestände sind sogenannte Sichtguthaben: sie müssen auf Sicht, d. h. jederzeit und sofort auf Verlangen des Kontoinhabers von den Banken in Bargeld ausbezahlt werden. Geldangebot ist Sache der SNB. (Vgl. Bilanz 86) SNB muss den Notenumlauf mit: ca. 12% Geld und Forderungen aus Geldgeschäften, 30% des Notenumlaufs mit Devisenanlagen und 15% mit Debitoren bei Geschäften decken. Effektiv sieht die Bilanz so aus: Aktiven 20% Forderungen aus Geldgeschäften 40% Devisen 25% Gold 2.3 Geldmengen im Umlauf 2.4 Geldmengen SNB Passiven Notenumlauf 38.9 Mia Die Geldmenge M0 ist das von der Zentralbank geschaffene Geld und besteht aus den Giroguthaben der Banken bei der Zentralbank und dem in Umlauf befindlichen Bargeld (Münzen und Banknoten). Sie unterliegt dem direkten Einfluss der Zentralbank. Geldmenge M1 umfasst die Gelder, die jederzeit als Zahlungsmittel eingesetzt werden können, also Bargeld und Sichteinlagen. Geldmenge M2 umfasst zusätzlich zu M1 die innerhalb einer Obergrenze wandelbaren Spareinlagen. Geldmenge M3 umfasst zusätzlich zu M2 Termingelder. 2.5 Stand Schweiz M0: Notenbankgeldmenge = 38.9 Mrd. Alles Geld der Notenbank Seite 35 Thomas Candrian M1: Total ca. 269.2 Mrd. Bargeldumlauf Sichtguthaben Transaktionskonti: 36 Mrd. 141.1 Mrd 92.1 Mrd Im Portemonnaie Auf dem Bankkonto M1 = 269.2 Für Inflation entscheidend! Kassenbestand der Bank: 38.9 – 36 = 2.9 Mrd. 2.6 Geldmengenveränderung Die SNB muss, um den Wertverlust in Grenzen zu halten, die Geldmenge verändern. Die SNB hat dazu 2 Instrumente: (siehe dazu:http://www.snb.ch/d/welt/portrait/monetary_policy/5.html) 2.7 Repogeschäfte mit Wertpapieren SNB kauft Wertpapiere und schreibt der Geschäftsbank das Geld gut. In drei Monaten muss die Geschäftsbank die Wertpapiere zum gleichen Preis zurücknehmen. Damit erhöht sich die Geldmenge. Umgekehrt wird die Geldmengeverringert, indem weniger Repogeschäfte gemacht werden. kurzfristiges Geldinstrument, da nur 3 Monate. Es müssen darum laufend neue Repogeschäfte gemacht werden. Wirkung: Die Banken haben mehr Geld zur Verfügung und können dies nun an Kunden ausleihen. Da aber nun mehr Geld im Umlauf ist wird es wertloser, d.h. es gibt Inflation. Inflation lässt sich also Bekämpfen, indem weniger Geld an Geschäftsbanken verliehen wird (d.h. weniger Repogeschäfte). Umstritten ist Konjunkturbelebung mit Geldmengenerhöhung ( da ohne Gewinnerwartung keine Geldnachfrage besteht!) Hier bezahlen die Geschäftsbanken den Zins! Dies ist nun der Zins, welcher auch veröffentlich wird („Leitzins“). 2.8 Devisengeschäfte „Druckerpresse der SNB:“ Die SNB kauft Devisen (=Fremdwährungen) der Geschäftsbanken. Da die SNB nun mehr Fremdwährungen zur Deckung des eigenen Geldes hat, steigt der Wert des CHF. Zudem haben die Geschäftsbanken danach mehr Geld, welches sie gewinnbringend verleihen können. Dies wird „Devisenswaps“ genannt. Allerdings ist der Nutzen beschränkt, da die SNB Unmengen an Devisen kaufen resp. verkaufen müsste, um den Wechselkurs zu verändern. Zudem kann die SNB ja auch nicht Devisen verkaufen, welche sie nicht hat! Sie werden darum nur noch selten eingesetzt. 2.9 Wie funktioniert das nun genau? Nehmen wir an, es geht den Menschen gut und das Geld sitzt ihnen locker in der Tasche. Viele Leute buchen Ferien, kaufen Autos, bauen Häuser. Das Angebot wird deshalb knapp, denn es können nicht so viele Autos produziert werden, und die Preise beginnen zu steigen. Die Inflationsprognose sagt für die nächsten Jahre eine Preissteigerung von mehr als zwei Prozent voraus. Deshalb beschliesst die Nationalbank, das Geld knapper zu machen. Sie verlangt von den Banken höhere Zinsen. Die Banken nehmen allmählich weniger von diesen teuren Krediten auf. Und sie verlangen auch selbst höhere Zinsen. Weil die Zinssätze höher sind, werden auch die Anlagen in Schweizer Franken attraktiver. Die Nachfrage nach Frankenanlagen nimmt zu, und der Preis des Frankens, der Wechselkurs, steigt. Schweizer Güter werden im Vergleich zu ausländischen Gütern teurer - dies verlangsamt die Exporte. Schon sehr bald spüren die Menschen die Verknappung des Geldes: Ferien werden verschoben, das alte Auto muss noch eine Weile halten, und der Bau des Hauses muss warten. Im Verhältnis zum Geldangebot gibt es wieder mehr Produkte und Dienstleistungen. Resultat: Der Anstieg der Preise ist gebremst. 3 Inflation Seite 36 Thomas Candrian siehe auch: http://www.rmoser.ch/downloads/inflation.pdf Inflation weltweit: Folgen: Ungerechtigkeiten: Sparer (insb. Rentner) verlieren: Das Geld auf der Bank ist nicht mehr soviel Wert, man kann nicht mehr soviel damit kaufen. Umverteilung (Reiche werden reicher, arme werden zahlreicher) Reiche werden dadurch reicher, dass sie Ihr Geld in Werte anlegen, z.B. Häuser, Aktien etc. welche ja an Wert gewinnen. Diejenigen, welche wenig oder kein Geld haben, müssen höhere Preise bezahlen. Mondpreise (extrem hohe Preise) Es entstehen extrem hohe Preise, da das Geld wertlos wird. Stagflation Teuerung und Arbeitslosigkeit Nicht für alle Branchen gleich. Die Leute sparen nicht mehr, sondern kaufen direkt mit dem Geld sofort Güter. Inflationsraten von > 50% pro Monat werden Hyperinflation genannt. Extrembeispiele: Deutschland 1920: Monatliche Inflation von 32’000% (jährlich: 272 mit 36 Nullen), d.h. Jeden Tag war das Geld 22% weniger Wert. Ungarn 1945: Monatliche Inflation von 41'900'000 Milliarden% (jährlich: 152.6 mit 156 Nullen), d.h. Jeden Tag kostete alles über 3mal mehr! Lateinamerika 1990: Inflationsraten von ca. 800% Jährlich (d.h. jeden Tag knapp 1%). Ende Jahr daher eine Entwertung um den Faktor 8! 3.1 Geldschöpfung Durch die Geldschöpfung wird eine Inflation verstärkt, da die Banken die Gelder öfter ausgeben. Dadurch wird die Geldmenge immer grösser und darum verliert die Währung den Wert, was zu neuer Inflation führt. Geldschöpfung bezeichnet den Vorgand der Banken, die Geld mehrfach verleiht, um daraus mehrfach Zinsen zu ziehen. Siehe dazu weiter unten: Geldschöpfungsmultiplikator. 3.2 LIK Die Inflation wird beschreiben, d.h. gemessen mit dem LIK. Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) misst die Preisentwicklung der für die privaten Haushalte bedeutsamen Waren und Dienstleistungen. Er gibt an, in welchem Umfang die Konsumenten bei Preisveränderungen die Ausgaben erhöhen oder senken müssen, um das Verbrauchsvolumen konstant halten zu können. Der Landesindex wird monatlich vom BFS berechnet. Dazu werden rund 50'000 Preise durch das vom BFS beauftragte Marktforschungsinstitut GfK oder direkt vom BFS erhoben. Seite 37 Thomas Candrian Die wichtigsten Dinge im LIK: Wohnen 25% Gesundheit 15% Nahrung 10% Verkehr 10% Es fehlen: Steuern & Versicherungen (25%) (!!!) 3.3 Quantitätsgleichung: Auch Verkehrsgleichung genannt. M * V Geldstrom Geldmenge Unlaufgeschwindigkeit Durchschnittliche Gibt an, wie of das Geld Geldmenge, die im ausgegeben wurde Umlauf ist = P * Y Güterstrom Preisniveau Volkseinkommen Durchschnittspreis Reales BIP aller Güter Während die linke Seite (M*V) die Geldzahlungen widerspiegelt, die für den Kauf dieser Güter/ Dienstleistungen benötigt werden, stellt der rechte Teil der Gleichung (P*Y) den Wert der produzierten Güter dar (nominales Bruttoinlandsprodukt). Wenn die Geldmenge bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit steigt ( mehr Nachfrage), hat dies zwei mögliche Reaktionen zur Folge: Zum einen kann sich bei noch nicht ausgelasteten Kapazitäten, durch die erhöhte Nachfrage, die Menge der produzierten Güter (reales BIP) erhöhen. Zum anderen bewirkt eine Geldmengensteigerung bei ausgelasteten Kapazitäten eine Preissteigerung, da die hohe Nachfrage auf ein konstantes Güterangebot stößt. Eine Geldmengeninflation tritt auf. (Es gibt mehr Geld, aber gleich viel Waren!) Sinkt die Geldmenge bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit, hat dies einen Nachfragerückgang zur Folge, was für die Unternehmen Umsatzrückgänge und Lagerbildung bedeutet und schließlich zu Preissenkungen führen kann (jedoch nicht muss, es kann auch zum Abbau von Warenproduktionskapazitäten kommen). Man muss sich bei der Veränderung eines Parameters immer fragen, welche der anderen Parameter am ehesten gleich bleiben! 3.4 Bekämpfung der Inflation: Geldseitig (Geldpolitik) Seite 38 Thomas Candrian Die Inflation Geldseitig kann nur durch die Nationalbank (d.h. den Staat) gesteuert und bekämpft werden. Repogeschäfte mit Wertpapieren Siehe oben. Weniger Geld = Geld ist wertvoller = Preise sinken. Allerdings: Sinken die Geldmengen (durch höhere Leitzinsen), dann steigen zuerst die Preise (da alle Banken versuchen, die Zinsen an die Kunden überzuwälzen und die Geldschöpfung maximieren). Erst sobald das Geld knapp wird, sinken die Preise wieder. Notenumlauf verkleinern Nützt wenig, da sich nur wegen Knappheit von Banknoten die Preise nicht ändern. Wechselkurs im Sinn eines harten (=teuren) CHF Steuern erhöhen, damit keine Importierte Inflation entsteht. Mittel: SNB müsste USD verkaufen, da die SNB aber klein ist hat dies keinen grossen Einfluss auf den Kurs. KRITIK: Diese Massnahmen verknappen das Geldangebot, dadurch werden die Preise stabilisiert. Allerdings hat diese Politik einen Preis: Sie wirkt konjunkturdämpfend. 3.5 Bekämpfung der Inflation: Güterseitig Die Inflation Nachfrageseitig kann sowohl durch den Staat als auch durch die Wirtschaft gesteuert und bekämpft werden. Anheben der Mindestarbeitszeit Durch erhöhen der Mindestarbeitszeit wird das Produzieren der Waren günstiger, dadurch sinken theoretisch auch die Preise.. Effizienzsteigerung Durch Verbesserungen in der Produktion werden die Kosten für die Produktion eines Produktes ebenfalls kleiner. KRITIK: Allerdings wird die Wirtschaft die Gewinne nicht oder nicht vollumfänglich an die Kunden weitergeben 3.6 Bekämpfung der Inflation: Investitonsseitig (Finanzpolitik) Die Inflation Nachfrageseitig kann nur durch den Staat gesteuert und bekämpft werden, da die Wirtschaft üblicherweise keine Anreize hat oder Ihr die Mittel fehlen Zurückfahren von Investitionen und Staatsausgaben, erhöhen der Steuern Damit wirkt er auf die Nachfrageseite der Volkswirtschaft. Durch höhere Steuereinnahmen entzieht er den Bürgern Kaufkraft. Wenig Investitionen erhöhen das Angebot, was preissenkend wirkt. 3.7 Importierte Inflation Importiert Inflation ist das, was passiert, wenn im Ausland Inflation herrscht und durch die freie Marktwirtschaft die Inflation dann auch im Inland steigt. 3.8 Gründe Es gibt 3 Gründe: Erstens erhalten die inländischen Unternehmen für die Exporte Auslandswährung. Der Produzent bringt die ausländische Währung zur Bank. Die Zentralbank die aufgelaufenen Devisen zum bestehenden Kurs in Inlandswährung tauschen, wodurch die Geldmenge im Inland steigt. Da dieser Geldmengenerhöhung aber kein höheres Realgüterangebot gegenübersteht (die Güter sind ja im Ausland), steigen nach der Quantitätsgleichung nun auch im Inland die Preise. Die Inflation wird so aus dem Ausland importiert. Also: +M (Mehr Geld im Umlauf) +P (höhere Preise) Ein zweiter Transmissionskanal der ausländischen Inflation auf das Inland kommt durch die Importe selbst: Importiert das Inland aus dem von der Inflation betroffenen Ausland Güter mit einer geringen Preiselastizität der Seite 39 Thomas Candrian Nachfrage (z. B. Erdöl), so ist ein Durchschlagen der höheren Importpreise auf das inländische Preisniveau wahrscheinlich. Man muss ja teures Öl aus dem Ausland kaufen, da es sonst keines gibt. Also steigt auch der Preis im Inland. Also: +P (höhere Preise durch Vorgabe aus dem Ausland) Drittens führt der erhöhte Export von Waren zu einer Verknappung dieser im Inland, wodurch deren inländischer Preis ebenfalls ansteigt. Besonders stark und längerfristig tritt dieser Effekt auf, wenn nur eine bestimmte Menge produziert werden kann. Also: - Y (Weniger Güter) +P (höhere Preise) 3.9 Maßnahmen gegen importierte Inflation Eine vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern praktizierte Maßnahme gegen aus dem Ausland importierte Inflation ist die geldpolitische Strategie der Wechselkurssteuerung. Feste Wechselkurse beispielsweise sind zwar eine wirkungsvolle Maßnahme gegen die durch Währungsabwertungen hervorgerufene importierte Inflation, allerdings sind es gerade feste Wechselkursregime, die eine importierte Inflation erst möglich machen. Bei flexiblen Wechselkursen würden die Exporteure die Auslandswährung ebenfalls in Inlandswährung umtauschen wollen. Dabei würde es auf dem Devisenmarkt zu einem Überangebot der Auslandswährung kommen, so dass der Kurs der Auslandwährung fällt. Die Inflation im Ausland würde in diesem Fall also nicht importiert. Eine andere Möglichkeit: Inflation im Ausland führt (sofern sie nicht im Inland angekommen ist) zu einer Wertsteigerung der eigenen Währung. Darum kaufen Spekulanten Devisen, was die Währung noch stärker macht. ( Der Export kommt zum erliegen). Man erlässt nun negative Zinsen auf Konten von Ausländern. Diese wollen dadurch die Währung verkaufen, die Geldanlage wirkt unattraktiv. Mehr Angebot auf den Geldmärkten lässt die Währung schwächer werden. 4 4.1 Konjunktur Definition Als Konjunktur bezeichnet man ein über mehrere Jahre hinweg in einer Volkswirtschaft wiederkehrendes Grundmuster von Auf und Ab der wirtschaftlichen Aktivität. Weiterhin können mehr oder weniger regelmäßige Schwankungen ökonomischer Größen stattfinden wie z. B. Produktion, Beschäftigung, Zinssatz und Preise mit der Folge, dass zyklische Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Aktivität entstehen können. In der Grafik erkennt man die Wellenbewegung. Dies ist die Konjunktur, wobei eine Welle Konjunkturzyklus genannt wird. Seite 40 Thomas Candrian 4.2 Messen Gemessen wird die Konjunktur durch den Grad der Kapazitätsauslastung. Dies ist jedoch schwierig zu messen. Ein naher verwandter der Kapazitätsauslastung ist das BIP (Bruttoinlandprodukt), welcher den Wert der hergestellten Güter darstellt. Nimmt man an, dass jede Firma versucht, Ihre Kapazität zu 100% auszulasten, so tendiert das BIP ebenfalls zu dieser Zahl. theoretisch: Auf und ab der Kapazitätsauslastung siehe 95 ff). praktisch: Auf und ab des BIP ( siehe 44 ff) 4.3 BIP: Bruttoinlandprodukt Das Bruttoinlandsprodukt gibt den Gesamtwert aller Güter (Waren und Dienstleistungen) an, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen (= Inlandskonzept) einer Volkswirtschaft hergestellt wurden und dem Endverbrauch dienen. Bei der Berechnung werden Güter, die nicht direkt weiterverwendet, sondern auf Lager gestellt werden, als Vorratsveränderung berücksichtigt. Rang 1 2 3 4 Land Luxemburg Norwegen Katar Schweiz 2008 BIP pro Kopf in $ 113.044 95.062 93.204 67.385 Das BIP kann auf 3 Arten gemessen resp. berechnet werden: Produktionsseite Entstehungsrechnung Umsatz: ~950 Mia - Vorleistungen = Wertschöpfung Verteilungsseite Verteilungsrechnung Löhne (~65%) + Gewinne + Abschreibungen Verwendungsseite Verwendungsrechnung Konsum (80%) + Investitionen + Nettoexporte CH, nach Grösse: 1. Banken 2. Grosshandel 3. Gesundheit Effektiv verwendet werden die Produktionsseite und die Verwendungsseite, da über die Verteilungsseite nicht genügend Angaben vorhanden sind. KRITIK: Schwarzarbeit und unbezahlte Tätigkeiten (Vereine, Hausarbeit, Ehrenämter) zählen nicht mit, sind aber auch schwierig zu beziffern. 4.4 BNE: Bruttonationaleinkommen (früher BSP: Bruttosozialprodukt) Das Bruttonationaleinkommen ist der Wert der Endprodukte und Dienstleistungen, die in einer bestimmten Periode durch Produktionsfaktoren, die sich im Eigentum von Inländern (= Inländerkonzept) befinden, produziert werden. Das Bruttonationaleinkommen wird hierbei als Einkommensindikator einer Volkswirtschaft angesehen, da es die wirtschaftliche Leistung an den Erwerbs- und Vermögenseinkommen misst. Rang 1 2 3 4 15 17 Staat USA Japan Deutschland Volksrepublik China Russland Schweiz BNE (Mio. US-$) 12.969.561 4.988.209 2.852.337 2.263.825 639.080 408.702 BIP ≠ BSP !! KRITIK: BNE war nie vorgesehen, um den Wohlstand zu messen, wird dazu aber missbraucht. 4.5 Konjunkturindikatoren Seite 41 Thomas Candrian Die Ökonomie handelt über das auf und ab der Konjunktur. Grundsätzlich will man herausfinden, wann eine Rezession stattfindet und diese dann falls möglich verhindern. Dazu wurden einige Kennzahlen entwickelt, die Hinweise darauf geben können, in welchem Teil der Konjunktur (Rezession oder Aufschwung) man steht. 1.5 1 0.5 0 -0.5 -1 -1.5 Grafik (idealisiert, um Unterschiede zu zeigen) rot = Konjunktur blau = gleichlaufende Indikatoren grün = nachhinkende Indikatoren violett = vorauseilende Indikatoren 4.6 Gleichläufige Indikatoren Gleichläufige Indikatoren laufen gleich mit der Konjunkturkurve, d.h. auf der Grafik laufen diese parallel zur Konjunktur. Konsum kaum volatil, da stark Einkommensunelastisch, (unabhängig vom Einkommen), daher kein klarer Indikator Investitionen mässig volatil, daher akzeptabler Indikator Export sehr volatil, darum sehr guter Indikator Zinsen kaum volatil, daher schlechter Indikator, z.T. auch Nachhinkend) Produktion sehr volatil, darum sehr guter Indikator BIP (pro Monat) 4.7 Nachhinkende Indikatoren Nachhinkende Indikatoren laufen der Konjunkturkurve hinten nach, d.h. auf der Grafik laufen diese rechts versetzt zur Konjunktur. Arbeitslosigkeit mässig volatil Insolvenzen mässig volatil BIP (pro Jahr) volatil Löhne Seite 42 Thomas Candrian mässig volatil Zinsen mässig volatil Inflation kaum volatil 4.8 Vorauseilende Indikatoren Frühindikatoren (vorlaufende Indikatoren) geben Hinweise auf die zukünftige Entwicklung der Wirtschaftslage. Bestellungseingang sehr volatil, darum sehr guter Indikator Offene Stellen mässig volatil Baugesuche mässig volatil Geldmenge mässig volatil, aber nicht unbedingt ein klarer Indikator, da auch von anderen Faktoren abhängig Konsumentenstimmung o KOF – Barometer o Kauf von Neuwagen o Anzahl Baugesuche Volatilität: Die Volatilität ist definiert als die Standardabweichung der Veränderungen des betrachteten Parameters und drückt aus, wie stark der Parameter schwankt. Der Konjunkturbarometer enthält: Bestellungseingang Industrie Auftragsbestand Industrie Auftragsbestand Bauwirtschaft Erwarteter Rohstoff- und Halbfabrikateeinkauf Beurteilung finanzieller Lage der Haushalte Beurteilung der Lagerbestände im Grosshandel KOF = Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich 4.9 Konjunkturverstärker 4.10 Konjunkturmultiplikator KJM: + Nachfrage ++ BIP gilt auch im negativen! Als Konjunkturmultiplikator wird die überproportionale Erhöhung des BIP durch eine Nachfrageerhöhung bezeichnet. Beispiel: Mann kauft Jacht Jachtbauer kauft Auto Autohersteller kauft neue Küche Küchenhersteller kauft neue Maschinen Maschinenhersteller kauft 2 Motorräder Motorradhersteller kauft neues Dach Dachdecker kauft XXXX usw. 100’000 80’000 64’000 50’000 41’000 30’000 22'000 Aus 100'000 CHF Einkäufe entstehen (100'000 + 80'000 + 64’000 + usw) Wertvermehrung! Berechnung: KJM = 1 Sparneigung = 1 20% =5 Kritikpunkte/Fragen: Seite 43 Thomas Candrian Wie hoch ist die effektive Sparneigung? Funktioniert nur wenn alles im Inland! 4.11 Geldschöpfungsmultiplikator GSM: + Kredite ++ BIP Als Konjunkturmultiplikator wird die überproportionale Erhöhung des BIP durch Erhöhung der Buchgeldmenge bezeichnet. Beispiel: Person A hat 10'000 CHF. Er bringt das Geld auf die Bank. Die Bank gibt nun Person B einen Kredit über 8000 CHF. 2000 CHF behält die Bank als Reserve. M1 bleibt gleich M1 steigt, da das Geld immer noch A gehört, aber nun auch B zur Verfügung gestellt wird. B kauft für 8000 CHF ein Auto. Der Garagist C legt nun die 8000 CHF auf die Bank. Die Bank gibt der Person D nun einen Kredit über 6400 CHF. 1400 CHF behält die Bank als Reserve. M1 bleibt gleich M1 steigt, da das Geld immer noch C gehört, aber nun auch D zur Verfügung gestellt wird. usw. Bank verleiht das Geld mehrfach: Aus 10'000 CHF Bareinlage entstehen (10'000 + 8'000 + 6'400 + usw) Buchgeld! Berechnung: GSM = 1 Bankrückbehalt = 1 20% =5 Kritikpunkte/Fragen: In schlechten Zeiten (=hohe Inflation) tendieren die Banken, das Geld öfter zu verleihen, da die Schulden sinken ( weniger Gegenwert des Geldes). Das führt dazu, dass das Geld noch wertloser wird, da es zu einem Überangebot an Krediten führt, d.h. die Inflation steigt. 4.12 Konjunkturakzelerator GSM: + Nachfrage ++ Investitionen gilt auch im negativen! Als Akzelerator wird die überproportionale Erhöhung der Investitionen durch Nachfrageerhöhung bezeichnet. Beispiel: Nachfrageveränderung Periode 1 Periode 2 + 10% Wert Maschinenpark Investitionen 600’0000.Voll ausgelastet 600’0000.- 10% Ersatzinvestitionen 60'000.10% Ersatzinvestitionen 60'000.+ Neuinvestitionen 60'000.- + Ausbau um 10%, um die zusätzliche Nachfrage zu befriedigen 60'000.- = 120'000.- Bruttoinvestitionen Periode 3 Bleibt konstant 660'000.- + 100% Investitionen 10% Ersatzinvestitionen 66'000.= -45% Investitionen Kritikpunkte/Fragen: Marcuse sagt: Das ist asozial, da es ständige Nachfragesteigerung braucht, um zu verhindern dass die Investitionen absolut sinken. ( D.h. Gemäss Ihm sind Krisen aus Investitionsgründen unvermeidbar) Seite 44 Thomas Candrian Stimmt aber nicht, sind ja nicht die Gewinne, sondern nur Investitionen! 5 Konjunkturimpulse In einer Rezession versucht der Staat, die Konjunktur wieder anzukurbeln. Diese Aktionen werden Konjunkturimpulse genannt. Sie einzelnen Aktionen sollen der Wirtschaft helfen. Die Frage ist nun natürlich, was man machen muss, damit die Konjunktur dauch wächst. Je nachdem, wie man denkt dass die Wirtschaft funktioniert, hat man andere Ideen: 5.1 Keynes Keyenes ist Grundlage der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik, d.h. man versucht, die Nachfrage zu erhöhen. Dies soll durch folgende Aktionen geschehen: Impulsprogramme durch den Staat! (Investieren und Bauen) Antizyklisch handeln (d.h. das Auf und Ab durch Aktionen etwas glätten) Steuern senken (Konsum wird dadurch erhöht) Zuflüsse / Abflüsse Probleme / Kritik: 1. Defizite: Die Ausgaben werden nie wieder reingeholt. Steuern lassen sich im Aufschwung nur begrenzt erhöhen, da diese konjunkturbremsend wirken. 2. Schulden durch Inflation abzubauen ist Plan. 3. Kein Sparen beim Staat: Der Staat macht sich durch die Aktionen selbst zum grossen Teilnehmer der Wirtschaft, er baut Arbeitsplätze und Bürokratie auf, die nicht abgebaut werden können. 4. Time lag: Die Impulsprogramme wirken nicht direkt, sonder haben eine gewisse bis grosse Verzögerung. 5. Staatsaktionitis: Auch sinnlose Projekte werden z.T. realisiert, wo der Nutzen ungenügend ist. 6. In schlechten Zeiten bringen Steuersenkungen nichts, da sie nicht ausgegeben werden, sondern gespart werden. 5.2 Monetaristen Angebotsorientierte Konjunkturpolitik hat als Grundlage, dass Konjunkturschwächen auf Marktunvollkommenheit basieren. Diese muss beseitigt werden. Dabei ist die Intervention des Staates hinderlich, einzig durch die Geldmengenpolitik lässt sich das System ohne Nebenwirkungen korrigieren: Verkehrsgleichung anwenden: Man muss die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöhen, damit mehr Waren umgesetzt werden können! Geldangebot vergrössern, um die Konsumfreudigkeit zu verbessern! Probleme / Kritik: 1. Versagen bei Arbeitslosigkeit: Ist die Arbeitslosigkeit zu gross dann kann man dies nicht machen, da die Leute kein Geld haben um zu konsumieren! 2. Billige Kredite sind nicht gefragt, solange kein Aufschwung in Sicht (= Gewinn in Sicht) ist! 5.3 Angebotsökos Steuern senken Deregulierung Privatisierung Vitalisierung Probleme / Kritik: 1. Steuersenkungen helfen nur Reichen, da diese dadurch mehr verdienen können! Asozial: Privatisierungen bringen mehr Wettbewerb, aber auch höherer Druck auf Arbeitnehmer. Schwächere, Alte und Blöde haben keine Chancen mehr. Anti service public: Alles was nicht wirtschaftlich ist wird abgebaut. Seite 45 Thomas Candrian 5.4 Wirtschaftssubjekte Von der Nachfrageseite (Private, Staatliche und ausländische Nachfrage). Von der Angebotsseite (Arbeitsmarkt, Kapitalmarkt, Bodenmarkt) Von der monetären Seite (Geldmenge, Zinsen, Wechselkurse) Von der technischen Entwicklung Massenpsychologische Impulse Ökologische Einflüsse Weltpolitische Situation Änderungen der Rahmenbedingungen 5.5 Fazit (heutiger Stand der Einschätzung der Theorien) Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages hat am 22. Januar 2009 ein Papier mit dem Thema „Konjunkturprogramme in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: Einordnung und Bewertung der Globalsteuerung von 1967-1982“ vorgelegt. Ein Kernsatz dieses Gutachtens lautet: „In der nachträglichen Bewertung der Globalsteuerung von 1967 bis 1982 wird deutlich, dass dieses (Keynessianische) Politikkonzept und damit die in diesem Rahmen verabschiedeten Konjunkturprogramme insgesamt als gescheitert gelten können.“ Ein wesentlicher Kritikpunkt an der antizyklischen Konjunkturpolitik ist der sogenannte Crowding-out-Effekt: Demzufolge wird eine expansive Neuverschuldung des Staates die Kreditmärkte austrocknen, wodurch zu wenige Kredite für die Privatwirtschaft und privaten Konsum zur Verfügung stehen, die gerade in einer Rezession wichtig wären. Außerdem wird eingewandt, haben nur selten Industriestaaten die Keynessche Forderung eingehalten, in der Krise aufgenommene Schulden während einer wirtschaftlich guten Phase wieder zu tilgen; deshalb sei antizyklische Konjunkturpolitik in der Vergangenheit einer der wichtigsten Gründe für die immer weiter angestiegene Verschuldung der Industrienationen. Ein Arbeitspapier von Daniel Leigh and Sven Jari Stehn kommt zum Ergebnis, dass die Geldpolitik in der Regel im Sinne einer erfolgreichen Konjunkturpolitik antizyklisch eingesetzt werden konnte, während das Bild für die Fiskalpolitik gemischt ausfällt. Angelsächsische Länder hätten auch mit Fiskalpolitik konjunkturpolitische Erfolge erzielt, während dies bei kontinentaleuropäischen Ländern so nicht zu beobachten war. Seite 46 Thomas Candrian 6 Produkt 1 Produkt- und Marktziele 1.1 Umweltsphären Die Umweltsphären definieren die Einfüsse von 5 verschiedenen Dingen auf das Unternehmen: 1. ökonomische Umweltsphäre: Vor allem die wirtschaftlichen und landespolitischen Einflüsse auf ein Unternehmen: Konjunktur, Wachstumsaussicht, Inflation 2. rechtliche Umweltsphäre: Vor allem die juristischen Grundlagen, auf welche sich das Unternehmen stützen muss: Verbote 3. technologische Umweltsphäre: Technologische Voraussetzungen und Nutzung der vorhandenen Technologien durch das Unternehmen 4. soziale Umweltsphäre: Die Auswirkungen der Gemeinschaft und Gesellschaft auf das Unternehmen: Einstellung zu den Produkten, Image 5. ökologische Umweltsphäre: Einflüsse der Umwelt auf das Unternehmen: Begrenzte Rohstoffe, Rohstoffqualität 1.2 Leitidee Leitidee Kurzer Text (1 Satz), was die Firma verkaufen will. Definiert, was die Firma machen will und was nicht. Grundstrategie 15 Jahre geheimes Arbeitspapier, nur für VR 1. Finanzen 2. Markt 3. Produkt 4. Mitarbeiter 5. Gesellschaft Woher / Investoren? Rendite / Gewinn? Erw. Umsatz Segment Stellung Welche? Preis, Qualität? Marken / Sortiment Zukunft / Wachstum Leitbild Die Ausformulierung der Unternehmenskultur Vor allem zur Selbstpräsentation und Ideologische Zielsetzung für PR! Orientierungsfunktion Gefahr von PR-Gelaber! Integrationsfunktion Entscheidungsfunktion Koordinierungsfunktion Business Plan Konkreter Plan, wie das Leitbild erreicht wird Von aussen, konkret, häufig für Mittelbeschaffung und Behörden Finanz- und Marktlastig, Produktbeschreibung Leistungswirtschaftlich Marktziele Umsatz Segment Produktziele Preis Qualität Quantität Sortiment Unternehmenskonzept (5-8 Jahre) Finanzielle Ziele Rendite Bank: 20% EK: 2-5% Umsatz: 1% Liquidität Seite 47 Thomas Candrian Soziale Ziele Mitarbeiter Ausbildung Herkunft Gesellschaft Planung (3 Jahre) Definitiver Disposition (1 Jahr) Konkret Ausführung 3K-Regel: 2 2.1 Kommandieren Kontrollieren Korrigieren Der Produkte-Lebenszyklus Begriffe: (Weiter)Entwicklung Forschung Skimming Penetration Veränderungen am bestehenden Produkt Entwicklung eines neuen Produktes wörtl. Abschöpfen (Rahm) Zuerst hohe Preise, dadurch wenige Kunden aber viel Umsatz Danach immer tiefere Preise, dadurch halten des Umsatzes Versuchen, soviel Geld wie möglich aus den Kunden zu ziehen. Frühe Käufer bezahlen gerne mehr, um zu prahlen „Hab einen 2m Fernseher“ geht nur bei neuen und komplexen Produkten mit wenig Konkurrenz wörtl. Durchdringen Zuerst relativ tiefe Preise, damit alle das Produkt kaufen Sobald eine Abhängigkeit entsteht, Preise langsam erhöhen Versuch, durch Verdrängung die Konkurrenz zu eliminieren und danach durch Preiserhöhungen Gewinn zu machen Sobald alle das Produkt wollen die Preise erhöhen Voraussetzungen die Existenz eines ausreichend großen Absatzmarktes eine hohe Preiselastizität der Nachfrage (Nachfrage unabhängig Preis) hohe Anbieterwechselkosten (Verhinderung von Kundenabwanderung bei Erhöhung der Preise Spielkonsolen) Produktions- und Distributionskosten müssen fallen, wenn abgesetzte Menge steigt Ausreichende kurzfristige Liquidität des Unternehmens Netzwerkeffekte, die zu einem höheren Nutzen der Folgenachfrager führen, die somit zahlungsbereiter sind als die Erstkunden. Z.B. Telefonnetze, Internet, Börsen. 2.2 Produktezyklus Grundsätzlich lassen sich im Leben eines Produktes 5 Phasen unterscheiden: 1. Phase 2. Phase 3. Phase Einführung Die Zeit von der Entwicklung bis zum Verkauf des Produktes, bis ein Gewinn erwirtschaftet wird. Dies kann lange dauern, da z.T. hohe Investitionen in F+E, Marktentwicklung, Werbung etc. Wachstum Die Zeit vom ersten Gewinn bis zum höchsten Umsatzwachstum (nicht grösster Umsatz!!). In dieser Phase ist man Marktführer und verkauft immer mehr. Reifephase Seite 48 Thomas Candrian Die Zeit vom maximalen Umsatzwachstum bis annähernd der maximale Umsatz erreicht ist. (Übergang fliessend) In dieser Phase wird die Produktion des Produktes durch Automation und Know-How immer billiger, der Preis sinkt nur leicht. Der Umsatz steigt trotzdem nicht mehr gross, da man langsam in eine Sättigung (=jeder hat eins) gelangt. Die Konkurrenz steigt schnell da viel Gewinn. Sättigung 4. Phase Mittlerweile hat jeder das Produkt, man kann nur noch Marktanteile gewinnen indem man den Preis senkt. Man hat zwar den höchsten Umsatz, aber durch den tiefen Preis macht man immer weniger Gewinn. Degenerationspahse 5. Phase Das Umsatzmaximum ist erreicht, der Umsatz lässt nach, Der Gewinn wird früher oder später negativ, da das Produkt langsam unverkäuflich wird. Die Herstellung wird eingestellt. 2.3 F&A: ? ! ? ! Woran erkennen Sie dass bei einem bestimmten Produkt ein Käufermarkt besteht? Käufermarkt = Der Käufer hat die Auswahl Viel Angebot, weniger Nachfrage. Worin unterscheidet sich die Skimming- von der Penetrations-Strategie? Skimming Preise fallend (Hightech) Penetration Preise steigend (China) Suchen Sie Bespiele für beide Strategien Skimming Hightech, z.B. Blue-ray-Player Luxusgüter Penetration Spielkonsolen Weltbekannte Markenprodukte wie z. B. die Toblerone befinden sich seit Jahren in der gleichen Lebenszyklus-Phase. Welche? Sättigungsphase Warum? Nachfrage, Image Wie wird das bewerkstelligt? Ständige Änderungen / Verbesserungen am Produkt, Werbung, Kult, Unverzichtbarkeit! Produkte in der Einführungspahse 3D-Beamer, Heimautomation (Steuerung des Hauses per PC) Produkte in der Wachstum Steamer, Induktionsherde Produkte in der Reifephase LCD-Fernseher, Navigationssysteme Produkte in der Sättigung Toblerone, Nivea, Nutella, Handys Produkte in der Degenerationsphase „alte“ Dinge: Elektronische Agendas, analoge Fotoapparate etc. Wo ist der Umsatz am Grössten? Sättigungsphase Wo ist der Gewinn am grössten? Reifephase ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! 3 3.1 Die Marktuntersuchung Arten der MaFo Markterkundung: Marktforschung primär Marktforschung sekundär 3.2 Herumfragen und erfassen der Meinung Analytisch die Marktsituation erfassen Aktiv: Mittels Nachfragen, Beobachten, Testen etc. Analytisch die Marktsituation erfassen Passiv: mittels Auswertung bereits vorhandener Informationen. Arten von Fragen Geschlossen Ja/Nein, Multiple Choice, Rangfolge, Skala 0-X Offen Diese Fragen lassen sich mathematisch auswerten: X% dafür, >X% zufrieden, etc. Antwort als Text Seite 49 Thomas Candrian Diese Fragen bieten Interpretationsspielraum und lassen sich nicht ohne weiteres direkt auswerten. Dafür geben Sie auch Gründe und Ursachen für die Entscheidung an, die sonst vielleicht verlorengegangen wären. 3.3 Konfidenzintervall Vereinfachte Wahrscheinlichkeitsrechnung (Konfidenzintervall) Bsp: 40% von 500 Personen sagen Ja. mit 95% Wahrscheinlichkeit ist das wirkliche Resultat der Ja-sager zwischen (40-4.4)% und (40+4.4)%. Eigentlich: alpha = Ungenauigkeit 5% ^p = Resultat = 40% n = Anzahl Befragte 3.4 Produkt- und Marktziele Es soll grundsätzlich die Frage beantwortet werden, mit wie viel Umsatz, Marktanteil und/oder Kunden wir rechnen können. Daraus kann man die Produkt- und Marktziele ausarbeiten. Produktziele Was verkaufen wir? Was für Produkte und welche Qualität verkaufen wir? Welches Sortiment bieten wir an? Welche Mengen stellen wir her? 3.5 Marktziele Auf welchen Markt treffen wir? Welche Bedürfnisse wollen wir befriedigen? Welche Marktsegmente wollen wir bearbeiten? Welche Marktstellung wollen wir erreichen Welchen Umsatz / Gewinn streben wir an? Marktsegmente Zuerst wird definiert, wer das Produkt kaufen soll. Dies ist das sogenannte Marktsegment. Dabei werden verschiedenen Kriterien angewendet, um die potenziellen Käufer zu definieren. Marktsegmente bezeichnen Anteile am Markt. Interne Beeinflusser Familie Charakter Externe Beeinflusser Medien Sozial Geografisch Lebensstil Werthaltung Kontaktfähigkeit Freizeit Kaufmotivation (Preis, Qualität etc.) Verwenderstatus (Einstiger, Kenner etc.) Bildung Testberichte Kassensturz Mund-zu-Mund-Propaganda Stammtisch Gebiete Sprache Seite 50 Thomas Candrian Demografisch 3.6 Alter Geschlecht Einkommen Marktgrössen Nun können von diesem Segment gewisse Annahmen getroffen werden. Beispiel Mercedes S500 in FL Beispiel Zahnbürste in FL Anzahl der Kunden im Marktsegment pro Jahr. Damit geben wir an, wie viele Einheiten der Markt kaufen könnte. 20'000 Personen 8 Jahre Lebensd. =2500 Autos 35'000 Personen 4 / Jahr = 140'000 Zahnb. 3.6.2 2500 Autos * 90'000 CHF 225'000'000 CHF 140'000 Zahnb. * 4 CHF 1’120'000 CHF nicht alle kaufen teures Auto! 300 Autos * 90'000 CHF 27'000'000 CHF Alle kaufen Zahnbürsten. 140'000 Zahnb. * 4 CHF 560'000 CHF 50 Autos * 90'000 CHF 4'500'000 CHF = 16.7% 40'000 Zahnb. * 4 CHF 160'000 CHF = 28.6% 3.6.1 Marktkapazität Marktpotenzial Das Marktpotenzial definiert die Marktkapazität mit dem Preis. Was könnte Umgesetzt werden 3.6.3 Marktvolumen Tatsächliche Grösse des ganzen Marktes (=Umsatz aller Unternehmen für das Produkt) 3.6.4 Marktanteil Umsatz des Unternehmens in % des Marktvolumens Bei einem gesättigten Markt ist Marktvolumen >= Marktpotenzial, d.h. es werden mindestens soviel Einheiten verkauft wie gekauft werden können. 3.7 Sortiment Regel Ausnahmen 3.8 schmal + tief breit + flach breit + tief schmal + flach (z.B. viele verschiedene Waschmaschinen) (z.B. alle Küchengeräte einer Marke) Extrem grosse Läden Extrem kleine Läden Fachgeschäft Discounter MMM, Wallmart Marktstand Marktanteil Die BCG empfiehlt die Einteilung der Produkte in Kategorien: Question-Marks-Produkte Produkte, bei denen noch nicht klar ist, ob sie zu guten und gewinnbringenden Produkten werden. Pood-Dogs Produkte mit tiefem Wachstum und wenigen Kunden. Eher aus dem Markt nehmen. Stars-Produkte Die Produkte sind der Renner, aber der Markt wird schnell grösser. Man muss stark fördern, damit es zu einem CC-Produkt wird. Cash-Cows Der Markt ist ausgereizt und der Martanteil ist gross man kann hohe Preise verlangen. 3.9 F&A: ? Interviewerin L befragt auf der Strasse Frau Fo zu einzelnen Süsswaren. Bei einer Frage muss Frau E beantworten ob Smarties für Kinder Jugendliche Erwachsene oder für alle gleichermassen geeignet sind. Um welche Art von Marktuntersuchung geht es? Primäre Marktforschung Welche Frageart wird angewendet Geschlossene Frage, Multiple Choice Beschreiben Sie die beiden gänigen Sortimentvarianten Schmal und tief / Breit und flach Erklären Sie mir warum ein questionmark-produkt so heisst? Weil man nicht weiss, ob das Produkt einen hohen Markteinteil haben wird. ! ? ! ? ! ? ! Seite 51 Thomas Candrian 4 4.1 Beschaffung und Produktion Lagerhaltung Lagerhaltung ist ein Optimierungsproblem: Vorteile: Hohe Lieferbereitschaft gewisse Flexibilität Kontinuität Produktionssicherheit Vorteil bei steigenden Preisen Nachteile Kosten (Material, Aufwand, Zinsen) Nachteil bei sinkenden Preisen 4.2 Just-in-time Heutzutage werden viele Produkte just-in-time hergestellt. D.h. die Rohstoffe für die Produkte werden dann geliefert, sobald sie benötigt werden und die Produkte selbst nur dann hergestellt, wenn sie verkauft sind. Voraussetzungen Kurze Lieferzeiten Lieferant hat Lager (Extrem) hohe Zuverlässigkeit Vorteile Keine Lagerkosten Nachteile Höhere Kosten Preisschwankungen der Rohstoffe können nicht ausgenutzt werden Keine Flexibilität in der Nachfrageschwankung 4.3 ABC – Analyse A-Güter B-Güter C-Güter Anteil Materialkosten ca. 15% ca. 35% ca. 5% Anteil Gewinn ca. 80% ca. 15% ca. 50% A = Wenig Aufwand, viel Ertrag, C = viel Aufwand wenig Ertrag 4.4 Beschaffen oder selbst herstellen Bei C-Gütern stellt sich die Frage, ob man diese wirklich selbst herstellen will Vorteile: Kontrolle des Preises und Verfügbarkeit gewisse Flexibilität Kontinuität Produktionssicherheit Nachteile Kapitalintensiv teuer oder die Produktion outsourcen / schliessen: Vorteile: Seite 52 Thomas Candrian Kapital kann für rentablere Zwecke genutzt werden Nachteile Lieferant kann Preise erhöhen Imageverlust Bsp: GABA: Zückerlihersteller, danach Mundhygiene, Mundhygiene war rentabler Zückerliproduktion beendet. 4.5 Produktion CPM : Critical Path Method Darstellung der paralell möglichen Arbeiten. Der CP ist dann der längste Weg. Gantt-Diagramm, Kritischer Pfad roter Pfeil. 4.6 F&A: ? ! Voraussetzungen für Auswahl Lieferanten Bedarf Sukzessivlieferung: Alles auf einmal oder Tranchen (Mengenrabatt) Sicherheitsbestand Voraussetzungen für JIT Gute Planung Zuverlässige Lieferanten Keine Waren mit hohen Preisschwankungen oder Lieferschwierigkeiten Formulieren Sie 10 Kriterien für die Auswahl eines Autos Preis Benzinverbrauch Lautstärke Gewichtung Servicekosten Garantie z.T. Selbstbetrug, da nur Komfort angeblich objektiv Zubehör Grösse Garage Treibstoffart Produkte mit Fliessfertigung Autos Getränkeabfüllung in Dosen Pommes frites Monotone Arbeiten Produkte mit Werkstattfertigung Hochqualitative Schuhe (Einzelanfertigung) Instrumente Komplexe oder schwierig oder nicht automatisierbare Arbeiten Wozu CPM? Besser Planung des Endtermins Aufzeigen der Abhängigkeiten ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! Seite 53 Thomas Candrian 4.7 4P-Analyse Kombination des Absatzpolitischen Instrumentariums: Product: Price: Place: Promotion: Eigenschaften Design Verpackung Markierung Kundendienst nachfrageorientiert kostenorientiert wettbewerbsorientiert klassischer Absatz (Verkauf) Franchising Lieferservice Werbung Verkaufsförderung Public Realtions PR Persönlicher Verkauf Dyson Staubsauger hohe Qualität Hartplastik, 2000 W Motor, Beutelfrei, extrem sauber Service auch in Heim etc. Im hohen Segment Kein Rabatt Keine Mengenaktionen eher Fachgeschäft nur indirekt eher Zentrumslager Werbung Fachzeitschriften, Medienveranstaltung Fachmessen, etc. Seite 54 Thomas Candrian 7 Unternehmensorganisation 1 Organisation Organisieren heisst planvolle Zuordnung von Aufgaben an Personen Aufbauorganisation Hierarchie Dienstweg Kontrollspanne Ablauforganisation Ablauforganisation Reihenfolge der Tätigkeit Und ihren Beschrieb Jede Stelle braucht die entsprechenden Kompetenzen und trägt die Verantwortung für die übertragenen Aufgaben. Kontrollspanne: Anzahl untergebener Mitarbeiter Je einfacher die Aufgaben, desto mehr Mitarbeiter kann ein Chef kontrollieren. Je komplexer die Aufgaben, desto weniger Mitarbeiter kann der Chef kontrollieren. Hängt auch von der Qualifikation der Mitarbeiter ab. Wird auch flache oder steile Hierarchie genannt (Form der Pyramide) Dienstweg Vorgegebener Weg für Informationen, Anordnungen und Beschwerden GV Revision VR GL Rechtsdienst Einkauf 1.1 Verkauf Administration F&E IT Lager Bebu AVOR PR Stellenbeschreibung / Pflichtenheft 1) 2) 3) 4) 5) 1.2 Produktion Aufgabenliste Kompetenzen Lohnspanne Stellung in der Hierarchie Stellvertretung Organisationsformen Funktionsorientiert für kleine und mittlere Unternehmen Alle Produkte und Aufgaben in einem Organigramm Produktorientiert Für grössere Unternehmungen Aufteilung der Produkte in eigene „Unternehmen“, sog. Profit Center Marktorientiert Für multinationale oder multikontinentale Unternehmungen Aufteilung der Produkte in Seite 55 Thomas Candrian eigenen Abteilungen pro Land / Kontinent auch Profit Center sind möglich! Komplexität / Grösse 1.3 Profit Center Profit Center Unternehmen im Unternehmen / Abteilung mit eigener ER Eine Abteilung arbeitet unter sich selbst, hat z. T. eigene Einkäufer/Verkäufer sowie Produktion. Diverse Dienste werden aber durch eine Zentrale Stelle ausgeführt (z.B. Personal, Controlling, IT) nur bei Produkt- oder Marktorientierung möglich. Vorteile Finanzielle Transparenz Motiviertere Mitarbeiter, weil Häufig Gewinnbeteiligung Mitarbeiter sehen ganzes und identifizieren sich eher Bessere Aufstiegschancen Entlastung Geschäftsleitung Eigenverantwortung 1.4 Nachteile Konkurrenz in der eigenen Unternehmung Infos werden zurückgehalten Kein einheitliches Erscheinungsbild (CI, Corporate Identity) Doppelspurigkeiten Probleme mit Verrechnungspreisen der zentralen Dienste Stabstellen Stabstelle Stelle ohne Weisungsbefugnis Meistens Hilfskräfte wie Sekretariat oder Fachkräfte wie Revision Vorteile Entlastung Fachkenntnisse Spezialisierung 1.5 Nachteile Auslastung (schwierig zu beziffern) Outsourcing Kommunikation kann uneinheitlich sein „graue Eminenzen“ : Operativ hyperaktiv niemand weiss was der tut Corporate Identity? Matrixorganisation Vorteile Fachwissen Näher am Markt Entlastung Problemorientiert Nachteile Kompetenzstreitigkeiten Faulheit siegt Wegen der Probleme wird meistens auf eine Projektorganisation oder –Koordination umgestellt. PO: Dadurch gibt es nur 1 Vorgesetzten und das Personal wird dort zugeteilt, wo die Ressourcen gerade benötigt werden. PK: Dasselbe, nur für kleinere Projekte. Nur die PL sind von der konventionellen Hierarchie entbunden. Seite 56 Thomas Candrian 1.6 Eisenhower-Matrix Was soll sofort selbst erledigt werden? Antwort: Wenn dringlich und wichtig, dann Selbermachen. 2 Unternehmenszusammenschlüsse Fusion Aus 2 Unternehmen wird ein einziges, neues. BSP: SBG + SBV = UBS Vorteile Synergien Neue Märkte Mehr Kunden Holding Nachteile Arbeitsplatzverluste Imageverluste Motivationsverluste der Mitarbeiter Hohes Risiko Konzernstruktur, bei welcher eine Muttergesellschaft die Unternehmen strategisch und manchmal auch operativ führt. Diese Holdinggesellschaften besitzen die Aktienmehrheit der Unternehmen. BSP: EMS-Holding Vorteile Synergien Steuervorteile Verschleierung von effektiven Strukturen Nachteile Grössere Administrativer Aufwand Information über Strategie nicht allen bekannt Seite 57 Thomas Candrian Kartell Eine Zusammenarbeit oder Absprache von verschiedenen Unternehmungen, um ein Produkt, welches sich in der Sättigungs- oder Degenerationsphase befindet weiter auf einem hohen preislichen Niveau zu halten. Ein Kartell ist im Grunde genommen ein Oligopol. Bsp: OPEC Vorteile Höhere Preise Weniger Wettbewerb Joint-Venture Eine Zusammenarbeit von 2 Firmen, die zusammen eine neue Firma Gründen. Dabei bleiben die 2 Firmen unabhängig. Das Joint-Venture ist klar kapitalisiert (durch die Einlagen der Mutterfirmen) und nutzt das Know-how der beiden Mutterfirmen. Dadurch ist es den Firmen möglich, auf unbekannten Märkten oder in problematischen rechtlichen Marktsituationen für beide Firmen Vorteile zu bringen. Bsp: Sony-Ericcson Vorteile Verringerung des (Finanz)Risikos Zugang zu neuen Technologien Zugang zu neuen Absatzmärkten Förderung von Mitarbeitern Ziel: SYNERGIE: Skaleneffekt Nachteile Meist illegal Hohe Bussgelder drohen Nachteile Unklare Absprachen Neues Unternehmen ist nicht autonom Know-How-Abfluss Theorie: 1 + 1 = 3 (Anm. des Autors: Praxis: 1 + 1 >= 1) Economics of scale: Bezeichnet den Effekt, dass durch doppelte Arbeit oder doppelte Rohstoffe mehr als doppelte Produkte entstehen. Einfaches Beispiel: Ein Arbeiter verschiebt 1 m 3 Kies pro Stunde. 2 Arbeiter verschieben aber 3 m3 Kies pro Stunde, da sie das Schaufeln und Schieben abwechseln. oder Kleines Restaurant 10 bestellte Portionen Spaghetti es kommen aber 15 Personen Problem! Grosses Restaurant 100 bestellte Portionen Spaghetti es kommen aber 105 Personen Kein Problem! Verbundeffekt Economics of scope: Einfaches Beispiel: Entkoffeinieren von Kaffe Koffein „Abfall“ und muss billig verkauft werden. Grössere Bude mit Energy-Drink-Produktion: Koffein kann direkt eingesetzt werden – Einsparung durch Umgehung des Marktes oder Seite 58 Thomas Candrian Produktion von Bier: Teuer Maschinen gleichzeitig für Wasserabfüllung nutzen zu können: billiger. 3 Human Ressources 3.1 Herzberg-Theorie Hygienefaktoren „Frustatoren“ Nichtvorhandensein macht unzufrieden Vorhandensein macht aber nicht zufrieden „selbstverständlich“ Sicherheit (im Sinn der Gewaltlosigkeit) Gute Stimmung im Team Lohn (wenn tiefes Niveau) Motivatoren Vorhandensein macht zufrieden Nichtvorhandensein macht aber nicht unzufrieden „Nice to have“ Anerkennung Selbstbestätigung Aufstiegsmöglichkeiten Lohn (wenn hohes Niveau) Es ist nicht möglich, alles einer Kategorie zuzuordnen: also kein entweder – oder. Wichtig für die Mitarbeiter ist, Ihnen genaue, realistische, erreichbare Ziele zu geben und das erreichen dieser auch zu honorieren (Mehr Lohn, Aufstieg, Interessantere Arbeit). 3.2 Einteilung von Motivatoren Extrinsisch = von aussen Belohnung 3.3 Intrinsisch = von innen Durch Leistung innere Befriedigung Ansporn zu mehr Leistung Nachhaltiger Lohngerechtigkeit Leistungsgerechtigkeit Mehr Leistung, mehr Lohn Bedarfgerechtigkeit Je mehr man braucht desto mehr Lohn Marktgerechtigkeit Je weniger Arbeiter desto teurer Unmöglich, gleichzeitig zu verwirklichen! Aus der VWL-Sicht Markt = Leistung 3.4 Mitwirkung 1. Information 2. Mitsprache 3. Mitbestimmung 4. Selbstbestimmung Unternehmen Informiert die Mitarbeiter Mitarbeiter dürfen mitreden, aber nicht mitentscheiden Mitarbeiter dürfen mitreden und mitentscheiden AN gleich stark wie AG: paritätisch (z.B. Pensionskasse) AN nicht gleich stark wie AG: nichtparitätisch Man darf alles entscheiden (selten, meist nur für Geldgeber) 3.5 F&A: ? ! Verfassen Sie eine Stellenbeschreibung einer TZ -Mitarbeiterin in der Mensa. 5. Organisatorische Einteilung: Wer ist Chef, Stv. 6. Ziele 7. Aufgaben / Pflichtenheft 8. Kompetenzen 9. Verantwortung 10. Lohn von bis Erstelle ein Organigramm: VR, IT, BeBu, F&E, PR, AVOR, Einkauf, Verkauf, Prod., Adm., GL, Rechtsdienst, Lager, Revision Siehe oben Erstellen Sie eine Ablauforganisation ? ! ? Seite 59 Thomas Candrian ! 1. Doodle (Bedürfnissnachweis ?) 2. Location bestimmen 3. etc. ? Preiskartell im Buchmarkt ! Pro Kontra Angebotsvielfalt Hohe Preise für Bestseller Schutz der Fachautoren Verzerrt Markt Schutz von kleinen Läden ? Was möchten Unternehmen mit Fusionen erreichen? ! Grundsätzlich: Mehr Gewinn Synergien nutzen kleiner Kosten Grösserer Markt mehr Umsatz ? Kriterienliste für Pizzakurrier? ! Anzahl Reklamationen Schnelligkeit Pünktlichkeit Reinlichkeit Freundlichkeit 3.6 Prüfungsvorbereitung Organigramme Tiefe und breite Gliederung inkl. Matrix Stabsstellen Matrixorganisation Seite 60 Thomas Candrian 8 SPO und Steuern 1 Rechtsverfahren Es gibt 4 Arten von Rechtsverfahren: Zivilprozess Strafprozess Bürger Bürger Staat Bürger Meist wird um Strafe Forderungen gestritten Ehescheidungen Künftig neu vom Bund organisiert (ab Januar 2011) 1.1 Verwaltungsverfahren Staat Bürger Steuern Bewilligungen ScHKG Staat Bürger Geld eintreiben Zivilprozess Grundsätze für das Einreichen eines Zivilprozesses: - Muss am Wohnsitz des Beklagten eingereicht werden. - Je nach Höhe des Streitwertes beim Gerichtspräsidenten oder beim Amtsgericht. - Die Parteien müssen die Beweislage belegen, ausser: Arbeitsgericht und Mietgericht Der Ablauf eines ZP ist folgender: 1.1.1 Sühneverfahren Das Sühneverfahren (je nach Kanton auch Vermittlungsverfahren, Versöhnungsversuch genannt) ist kein freiwilliger Aussöhnungsversuch, sondern es muss bei Zivilverfahren grundsätzlich obligatorisch durchlaufen werden. Ausnahmen: bei Fällen vor Miet- und Arbeitsgericht, und für gewisse Klagen des Familienrechts. 1. Klageeinleitung 2. Sühneverhandlung 3. Vertretung 4. Unverbindlichkeit von Zugeständnissen 5. Abschluss der Sühneverhandlung 6. Säumnisfolgen beim Fernbleiben der Parteien 7. Klageerlaubnis Der Kläger leitet das Sühnverfahren ein, indem er beim örtlich zuständigen Friedensrichter mittels schriftlichem oder mündlichem Sühnbegehren um die Durchführung der Sühnverhandlung ersucht. Ein Sühnbegehren beinhaltet i.d.R. lediglich die Bezeichnung der Parteien, ein Rechtsbegehren und eine kurze Sachverhaltsdarstellung und Begründung der Klage. Der Friedensrichter lädt zur mündlichen Sühnverhandlung vor. In der Verhandlung versucht er die Parteien auszusöhnen. Er nimmt zum Zweck der Aussöhnung oftmals eine erste rechtliche Einschätzung der Lage vor und macht den Parteien ihre Positionen deutlich. Die Parteien müssen persönlich erscheinen. (kein Anwalt) In den meisten Kantonen statuieren die Gesetze die Unverbindlichkeit von Zugeständnissen im Sühnverfahren in einem späteren Hauptverfahren. Dies soll eine möglichst grosse Offenheit der Parteien ermöglichen. Das Sühneverfahren kann auf folgende Arten erledigt und vom Friedensrichter abgeschrieben werden: Der Kläger zieht die Klage zurück Der Beklagte anerkennt die Forderung Die Parteien schliessen einen Vergleich ab Der Kläger oder beide Parteien bleiben der Verhandlung unentschuldigt fern. Kommt es nicht zu einer Erledigung des Prozesses, so stellt der Friedensrichter dem Kläger die Weisung aus. Mit der Weisung (Gültigkeitsdauer in der Regel 3 Monate, SG 2 Monate) kann beim zuständigen Gericht Klage eingereicht werden. Wird das verpasst, kann ein Seite 61 Thomas Candrian neues Sühnebegehren in der gleichen Sache gestellt werden. 1.1.2 Klage / Schriftenwechsel Es wird beim zuständigen Gericht Anklage erhoben. Dies geschieht mit einem schriftlichen Bericht mit 2 Teilen: Antrag Was will ich? Was soll mit den Kosten passieren? (Wer zahlt Verfahren) Entschädigung für Umtriebe Betrag Begründung Beweismittel offerieren Befragung Urkunden Zeugen Gutachten / Experten Augenschein 1.1.3 Hauptverfahren Prüfung Mit der Einreichung der Klage beginnt das Hauptverfahren. Zunächst prüft das Gericht ob bei der eingegangenen Klage die Prozessvoraussetzungen gegeben sind. Es sind dies folgende: Örtliche und sachliche Zuständigkeit des Gerichts; Parteifähigkeit, Prozessfähigkeit, Vertretungsbefugnis; Sühnverhandlung durchgeführt; Vollständigkeit der Klage; Keine Rechtshängigkeit, keine abgeurteilte Sache (res iudicata); Rechtsschutzinteresse des Klägers. Fehlt eine Prozessvoraussetzung, so wird i. d. R. vom Gericht erst eine kurze Frist zur Verbesserung angesetzt, sofern der Mangel behoben werden kann. Verbessert der Kläger den Mangel nicht, so wird auf die Klage nicht eingetreten. Damit ist der Prozess erledigt. Dies heisst aber nicht, dass der Kläger damit seiner Rechte verlustig ginge. Sobald er die Prozessvoraussetzungen erbringt, kann er seine Klage erneut eingeben. Die Prozessvoraussetzungen sind Dauervoraussetzungen. Sie müssen während des ganzen Verlaufes des Prozesses gegeben sein, ansonsten gar ein nachträglicher Nichteintretensentscheid droht. Auseinandersetzung Sind die Prozessvoraussetzungen erfüllt, so kommt es zu einer Auseinandersetzung vor Gericht wie im Folgenden dargestellt: Prozesse können abhängig vom zuständigen Gericht und dem anwendbaren Verfahren mündlich oder schriftlich geführt werden. In den zwei Schriftenwechseln haben die Parteien alle ihre Behauptungen vorzubringen. Tatsachen, die bis nach dem zweiten Schriftenwechsel nicht behauptet wurden, können nachher nicht mehr einfach so in den Prozess eingebracht werden. 1.1.4 Beweisverfahren Im Beweisverfahren werden die Tatsachen, die der Klage zugrunde liegen ermittelt. Der Richter will mit einer gewissen Sicherheit wissen, was sich zwischen den Parteien tatsächlich zugetragen hat. Auf ein Beweisverfahren kann damit verzichtet werden, wenn die Tatsachen von den Parteien übereinstimmend geschildert werden oder das Gericht aus eigenem Wissen sichere Kenntnis über die Tatsachen hat. Seite 62 Thomas Candrian Nötig ist ein Beweisverfahren also nur dann, wenn behauptete, erhebliche Tatsachen von einer Partei bestritten wurden und das Gericht nicht aus eigener sicherer Kenntnis Wissen über die Tatsachen hat. Im Wesentlichen geht es dann um folgende Problemkreise: Was ist zu beweisen? Wer muss den Beweis erbringen? Wie muss etwas bewiesen werden? → Gegenstand des Beweises → Beweislast → Beweismittel Bewiesen werden müssen „erhebliche streitige Tatsachen“, also Lebensumstände, welche für die spätere Beurteilung der Klage durch den Richter erforderlich sind und über die sich die Parteien im Hauptverfahren nicht einigen konnten. Eine wichtige Frage ist die nach der Beweislast, also wer der beiden Parteien eine Tatsache zu beweisen hat. Das ZGB gibt in Art. 8 eine Antwort: „Wo das Gesetz nichts anderes bestimmt, hat derjenige das Vorhandensein einer behaupteten Tatsache zu beweisen, der aus ihr Rechte ableitet.“ Die negativen Folgen der Beweislosigkeit trägt folglich der, der eine Tatsache nicht beweisen kann, aus der er für sich selber Rechte ableitet. Bei negativen Tatsachen kommt es oft zur Umkehr der Beweislast, denn wie soll der Kläger beweisen, dass ein bestimmter Umstand sich gerade nicht zugetragen haben soll. in diesen Fällen kann der Beweis auch dem Beklagten auferlegt werden. 1.1.5 Entscheid Die Entscheidfindung verläuft in folgenden zwei Schritten: 1. Feststellung des Sachverhalts im Rahmen der Beweiswürdigung: 2. Rechtliche Würdigung: Gerichtsentscheide sind in der Regel immer gleich aufgebaut und beinhalten folgende drei Elemente: 1. Einleitung: (Bezeichnung des Gerichts, der Parteien, des Datums, der Rechtsvertreter, der Rechtsbegehren) 2. Begründung: Was ist passiert? Wieso hat das Gericht so entschieden? 3. Dispositiv: Der eigentliche Entscheid über die Klage 1.1.6 Rechtsmittel Mit den Rechtsmitteln gelangt eine Partei an eine obere Gerichtsinstanz. Sie kann damit erreichen, dass das obere Gericht sich noch einmal mit einem Fall beschäftigt, wenn die Partei der Meinung ist, die untere Instanz hätte falsch entschieden. In den meisten Kantonen sind folgende Rechtsmittel bekannt: Kantonale Berufung Kantonaler Rekurs Kantonale Nichtigkeitsbeschwerde (NB) Eidgenössische zivilrechtliche Einheitsbeschwerde (EB) Siehe: http://www.zivil-prozess.ch Seite 63 Thomas Candrian 1.2 Strafprozess 1.2.1 Voraussetzung für Strafbarkeit 1. Tatbestandsmässigkeit Voraussetzung für ein Prozess ist ein Verstoß gegen ein Strafgesetz, weil eine Strafe ohne Gesetz nach dem Grundsatz nulla poena sine lege oder nullum crimen sine lege in einem Rechtsstaat nicht zulässig ist. Das heisst, damit jemand Bestraft wird, muss er einen Verstoss gegen das Strafgesetz gemacht haben. Beispiele: Bei Betrug Arglist Diebstahl Bereicherungsabsicht Daraus leitet sich ab, dass ein Betrug ohne Arglist nicht möglich ist! 2. Rechtswidrig weder Notstand noch Notwehr. Grundsatz dafür sind Art. 33/34 StGB. Notwehr: Sich angemessen auf einen Angriff wehren ist straffrei Notstand: Bei Gefahr für Leib und Leben oder für wertvolle Güter andere Regeln brechen: Jemand mit 180 ins Krankenhaus zu bringen ist straffrei. Das heisst, dass der Verstoss auch rechtswidrig sein muss. 3. Verschulden Der Täter muss wissen, dass seine Tat rechtswidrig ist. Wenn der Täter dies nicht wissen kann, so kann er auch nicht bestraft werden. Dabei gilt aber der gesunde Menschenverstand. Das heisst, dass der Täter auch schuldfähig sein muss. Grundsatz: Der Staat muss die Schuld belegen 1.2.2 Vorsätzlich und fahrlässig Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Absichtsfrage. Vorsätzlich bedeutet absichtlich. fahrlässig bedeutet unabsichtlich. 1.2.3 Offizialdelikte und Antragsdelikte Offizialdelikte können von jedermann und jederzeit (bis zur Verfolgungsverjährung) zur Anzeige gebracht werden (Wissenserklärung). Die Behörden müssen einer solchen Anzeige von Amtes wegen nachgehen und können nicht zurückgezogen werden. Antragsdelikte setzen eine Strafanzeige der betroffenen Person voraus. In der Regel ist der Geschädigte berechtigt, einen Strafantrag zu stellen. Ein gestellter Strafantrag ist eine Prozessvoraussetzung bei deren Fehlen eine Verfolgung des Täters nicht möglich ist Heutiges Problem: Freiheitsstrafen unter 6 Monaten dürfen nur in Aufnahmefällen vollzogen werden. 1.2.4 Ablauf des Strafprozesses Vorverfahren Staatliche Tätigkeit Ermittlung Untersuchung Staatliche Beteiligte Ermittlungsbehörden (Polizei) Untersuchungsbehörden Anklageerhebung Anklageerhebung separater Ankläger oder Untersuchungsbehörde Beendigung Nichtahnhandnahme Einstellung oder Strafbefehl Seite 64 Thomas Candrian Erkenntnisverfahren Anklagezulassung Haupverfahren Rechtsmittelverfahren im Kanton Vollzug auf Bundesebene Strafvollzug oder Massnahme 1.2.5 (Staatsanwaltschaft) Anklagezulassungsbehörde oder (Gericht) Gericht Erste kt. Instanz Gericht (zweite, ev. dritte kt. Instanz) Bundesgericht Justizbehörde Massnahme- bzw. Strafvollzugsbehörde Nichtzulassung Verfahren vor Geschworenengericht Vorverfahren ACHTUNG: Zur Erhebung des Strafantrags hat der Berechtigte drei Monate Zeit, ab dem Zeitpunkt, in dem er persönlich Kenntnis von der Tat und dem Täter hat. Wird innert dieser Frist kein Strafantrag gestellt, so ist eine spätere Strafverfolgung nicht mehr möglich. 1.2.6 Anklageerhebung Durch Erklärung der Anklage wirft die Untersuchungsbehörde einem Beschuldigten strafrechtlich relevantes Verhalten vor und fordert das Gericht auf für dieses Verhalten eine Strafe auszufällen. Die Anklagezulassung durch die zuständige Zulassungsbehörde (Gericht oder separate Zulassungskammer) dient der Vorprüfung der Anklage. Sie soll dazu beitragen, unnötige Prozesse zu verhindern. 1.2.7 Haupverfahren Einleitende Befragung des Angeklagten Wesentlicher Teil der Hauptverhandlung, gleich zu Beginn der Verhandlung, ist in der Regel die Befragung des Angeklagten durch den Richter nach dessen: Personalien Einkommensverhältnisse In der Zeit zwischen Anklage und Hauptverhandlung erfolgte Bestrafungen Seite 65 Thomas Candrian Beweisverfahren Nach der Sicherstellung der Identität des Angeklagten folgt in der Regel das Beweisverfahren, in welchem die im Vorverfahren aufgearbeiteten Beweise begutachtet und Zeugen und Sachverständige befragt werden. Die Prozessbeteiligten haben dann die Möglichkeit Beweisanträge zu stellen und zu den bereits erbrachten Beweisen Stellung zu nehmen. Sofern nach Ansicht des Gerichts weitere Beweise benötigt werden, ordnet dieses selber die Beschaffung selbiger an. Auch eine Rückweisung an die Untersuchungsbehörde zur weiteren Beweismittelbeschaffung ist in diesem Stadium noch möglich. Tatidentität Die Tatidentität muss während des ganzen Verfahrens gewahrt bleiben, d.h. das Urteil des Gerichts kann sich nur auf die in der Anklage stehenden Tatsachen (Lebenssachverhalte) beziehen. Will das Gericht weitere Sachverhalte beurteilen, so muss es die Anklagebehörde damit beauftragen, die Anklage zu dahingehend zu ergänzen. Parteivorträge Mit Vorliegen sämtlicher Beweise ist es am Ankläger darzutun, dass mit diesen Beweisen sein Vorwurf an den Angeklagten bewiesen sei. Auch der Angeklagte kann anschliessend zum Beweisergebnis seine Stellungnahme abgeben. Aus dem Grundsatz des rechtlichen Gehörs fliesst es, dass der Angeklagte zum Schluss der Verhandlung Gelegenheit zum letzten Wort zu geben ist. Er muss davon keinen Gebrauch machen. Urteilsberatung In der Urteilsberatung wird über die zwei wesentlichen Punkte des Verfahrens Beraten: Die Schuld und die Strafe Über die Schuld und die Strafe kann auch einzeln, also getrennt verhandelt werden. Damit trennt sich die Hauptverhandlung in zwei Teile auf (sog. Schuldinterlokut). 1.2.8 Das Urteil Es gibt zwei Arten von Gerichtsentscheiden: Sachurteil, wenn der Fall in der Tat-, Rechts und- Straffrage entschieden wird. Prozessentscheid, wenn der Fall nicht strafrechtliche beurteilt wird, sondern das Gerichtsverfahren aus prozessrechtlichen Gründen abgeschlossen wird. (z.B. Frist versäumt) Sachurteile treffen eine Aussage über die Tat-, Rechts- und Straffrage, wobei sie in der Regel immer gleich aufgebaut sind: Urteilskopf Das Rubrum im Urteilskopf nennt die am Verfahren beteiligten Personen und das Thema des Verfahrens mit dem Datum des Entscheides. In der Regel wird hier auch die vollständige Anklageschrift wiedergegeben. Urteilsbegründung Darin wird zunächst über die Schuld des Angeklagten befunden. Bei einem Schuldspruch ist in diesem Teil auch über die zu verhängende Sanktion, die Zivilansprüche, sowie die Nebenfolgen (Kosten, Entschädigungen u.s.w.) zu befinden. Im Zentrum der Begründung steht die Erklärung, welche Überlegungen in rechtlicher und tatsächlicher Hinsicht das Gericht zu dem Urteilsspruch veranlassten. Urteilsdispositiv Im Urteilsdispositiv wird formelhaft das Urteil zusammengefasst, wobei der Schuldspruch (z.B. „ B. ist schuldig des Mordes im Sinne von Art. 111 StGB“), die verhängte Sanktion, der Entscheid über die Zivilansprüche (Adhäsionsklagen), die Kosten und die Rechtsmittelbelehrung enthalten sind. Das Urteilsdispositiv hat eine enorme Relevanz, denn dieses alleine erwächst in Rechtskraft und wird damit als Entscheid des Gerichtes verbindlich und in erster Linie unabänderlich. 1.2.9 Rechtsmittelverfahren Auch Gerichtsinstanzen können Fehler machen. Damit diese Fehler nicht unkorrigiert bleiben müssen, können Urteile unterer Gerichte an die nächst oberen Instanzen weitergezogen werden. Die rechtlichen Instrumente, mit welchen die fehlerhaften Entscheide einer erneuten Beurteilung durch dieselbe oder eine andere Instanz zugeführt werden nennt man Rechtsmittel. Das kantonale Strafprozessrecht kennt in der Regel die folgenden (im Kt. ZH vertrauten) Rechtsmittel: Berufung (Appellation) Rekurs Seite 66 Thomas Candrian Kantonale Nichtigkeitsbeschwerde (Kassationsbeschwerde) 1.3 1.3.1 Verwaltungsverfahren Ablauf Die Eröffnung des Verwaltungsverfahrens erfolgt von Amtes wegen auf Begehren der Partei hin. Im Rahmen der Eröffnung des Verwaltungsverfahrens ist insbesondere die Zuständigkeit des Verwaltungsträgers zu überprüfen. Den Hauptteil des Verwaltungsverfahrens macht die Durchführung des Verfahrens aus. In diesem Verfahrensabschnitt werden die massgebenden Fragen geklärt, wobei im Sozialversicherungsrecht das Untersuchungsprinzip gilt. Den dritten Abschnitt des Verwaltungsverfahrens bildet der Verfahrensabschluss. Hier erfolgt die Festlegung der vom Verwaltungsträger erarbeiteten Entscheidung in der jeweils zutreffenden Form. Im Vordergrund steht die Eröffnung durch eine formelle Verfügung, und daneben kommt dem formlosen Abschluss des Verfahrens eine gewisse Bedeutung zu. 1.3.2 Voraussetzungen Vier Gründsätze im Verwaltungsverfahren (Staat vs. Bürger, z.B. Steuern) Der Staat muss belegen, kann aber einfordern, dass der Bürger mitwirkt. Dabei ist zu beachten: 1. Rechtliches Gehör 2. Gesetzliche Grundlage 3. Rechtsmittel 4. Verhältnismässig Zudem müssen die Bürgerrechte geschützt werden. Antrag auf den Erlass vorsorglicher Massnahmen. Seite 67 Thomas Candrian 1.4 SchKG = öffentliches Recht zwingend Formulare Fristen Poststempel für Fristen 10 Tage für Rechtsvorschlag 1 Jahr für Zahlungsbefehl Samstage und Sonntage zählen auch, ausser wenn der Termin auf diese Fällt, dann gilt Montag. Beschwerde 1.4.1 Sobald Brief kommt fängt die Frist am nächsten Tag an zu laufen. Kostenlose Beschwerde bis ans Bundesgericht innert 10 Tagen Sehr viele Handlungen können zu Protokoll gegeben werden. Ablauf Betreibung Wer Gläubiger Was Betreibung stellt ein Betreibungsbegehren an das Betreibungsamt. Betreibungsamt stellt ein Zahlungsbefehl an den Schuldner Schuldner Reagiert nicht Zahlt innert 20 Tagen Fall erledigt. Erhebt Rechtsvorschlag innert 10 Tagen Gläubiger Stellt ein Rechtsöffnungsbegehren bei Gericht (wenn schriftlicher Schuldtitel vorhanden) Macht einen Zivilprozess gegen Schuldner (um Schuldtitel zu erhalten) Gericht Definitive Rechtsöffnung, wenn Gerichtsurteil vorhanden Schuldner Bestreitet die Richtigkeit des Schuldtitels Aberkennungsklage Anerkennt die Richtigkeit des Schuldtitels Erfolg Kein Erfolg Fall erledigt Fortsetzung der Betreibung Gericht 1.4.2 Provisorische Rechtsöffnung, wenn schriftlicher Schuldtitel vorhanden. Ablauf Fortsetzung der Betreibung Gericht Fortsetzung der Betreibung Pfandverwertung Gläubiger Gericht Schuldner Pfändung Fortsetzungsbegehren Konkurs Fortsetzungsbegehren Pfändungsankündigung Konkursandrohung Zahlung Fall erledigt Keine Zahlung Seite 68 Thomas Candrian Amt Gläubiger Verwertungsbegehren Pfändung Verwertungsbegehren Amt Falls nichts zu holen (Dritte können Widerspruchsklage machen) Falls nichts zu holen Pfandausfallschein Verlustschein Konkursbegehren Konkursverfahren Anmerkungen: Der Pfändung unterliegen alle Güter, die nicht unpfändbar sind. Zudem kann auch ein Teil des Lohns gepfändet werden (sog. Lohnpfand). Dabei kann er aber nur 1 Jahr gepfändet werden. Der Verlustschein kann benutzt werden, um eine neue Betreibung einzuleiten. Dadurch, dass man bereits einen gerichtlichen Schuldtitel hat, ist diese problemlos möglich. 1.4.3 Ablauf Konkursverfahren Ohne Betreibung wird der Konkurs nur in 4 Fällen eröffnet: Bei Insolvenzerklärung nur bei krasser Überschuldung Auf Antrag des Gläubigers in besonderen Fällen (Z. B. Schuldner ist flüchtig) Bei Überschuldung von Kapitalgesellschaften ??? Gericht Konkursverfahren Einstellung mangels Aktiven Vor allem bei juristischen Personen, die gelöscht werden. Die Einstellung mangels Aktiven (SchKG Art. 230) ist keine eigentliche Durchführungsart. Vielmehr ist es der Entscheid, einen Konkurs mangels Massagut nicht durchzuführen. Wenn bereits beim Beginn eines Konkurses feststeht, dass die vorhandenen Aktiven nicht einmal zur Deckung der Verfahrenskosten ausreichen, wäre es widersinnig das Verfahren aufwändig und kostenintensiv durchzuführen, um am Schluss einen Gesamtverlust auszuweisen. ordentliches Verfahren (max. 3% der Fälle, da teuer) summarisches Konkursverfahren v.a. Privatpersonen Das ordentliche Konkursverfahren findet immer dann Anwendung, wenn die vorhandenen Aktiven für die Finanzierung dieser aufwändigeren, teureren Konkursvariante ausreichen, es sei denn, es liegen einfache Verhältnisse vor. Das summarische Verfahren (SchKG Art. 231) zeichnet sich dadurch aus, dass es einfacher und dadurch auch schneller als das ordentliche Verfahren ist. Bei diesem Verfahren wird auf die direkte Mitwirkung der Gläubiger verzichtet. Gleichwohl können die Gläubiger mitwirken, da die Konkursverwaltung nur mit Zustimmung der Gläubiger auf Aktiven verzichten, d.h. z.B. nicht einbringbare Debitoren abschreiben kann. Vorteile für Gläubiger: Mitbestimmungsrecht an 2 Gläubigerversammlungen Den Gläubigern wird dabei die Möglichkeit gegeben, innert 10 Tagen nach Veröffentlichung selbst die Kosten sicherzustellen, um derart die Durchführung des Konkurses im summarischen (ev. ordentlichen) Verfahren zu erwirken. Es werden keine Verlustschein ausgestellt! Seite 69 Thomas Candrian Anmerkungen: Beim Einleiten des Konkurses werden alle Lohnpfändungen per sofort eingestellt. Nach einem Konkurs können Verlustscheine erst bei neuem Vermögen und einem Verdienst grösser als das doppelte Existenzminimum verwertet werden. Eine Einzelfirma kann auch nach einem Konkurs weiterarbeiten. Der Konkurs ist aber rufschädigend. Seite 70 Thomas Candrian 1.5 Nachlass Anstelle eines Konkurses besteht auch die Möglichkeit eines Nachlasses bzw. bei Privatpersonen einer privaten Schuldensanierung mit Hilfe des Gerichtes nach den Bestimmungen des Schuldbetreibungs- und Konkursgesetzes. Der Nachlass nimmt drei Möglichkeiten in sich auf: Die Gläubiger können einem Teilschulderlass (Dividendenvergleich) zustimmen, sie können die Zahlung stunden (Verlängerung der Zahlungsfristen) oder sie übernehmen die vorhandenen Vermögenswerte an Zahlungs statt (Vermögensabtretung) und versuchen selbst eine gute Lösung auszuarbeiten. Alle diese Verfahren wollen gut vorbereitet werden und müssen dem Nachlassrichter unterbreitet werden. In allen Fällen wird ein Sachwalter eingesetzt, der die Einhaltung der Vorgaben überwacht und dem Nachlassrichter Bericht erstattet. Für das gesamte Nachlassverfahren wird ein Zeitrahmen gesetzt, der eingehalten werden muss. Wird aus einem laufenden Konkurs ein Nachlass herbeigeführt, so übernimmt die Konkursverwaltung die Stellung des Sachwalters. Vorteile: Bei einem Nachlass gibt es keine Verlustscheine, es gibt auch keinen Konkurs und dadurch kann die Firma weiterbestehen. Aus diesem Grund ist ein Nachlass die beste Variante für Sportclubs, da dadurch die Liga erhalten bleibt. 1.6 F&A: ? ! ? ! ? ! Wie heissen die 4 Prozessarten? ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! ? ! Wie Läuft de XXX ab? 3 Voraussetzungen für Strafprozess Tatbestand Rechtswidrig (Notstand, Notwehr) Verschulden (Fahrlässig oder Vorsatz) Was sind Tatbestandsmerkmale z.B. Betrug: Arglistige Täuschung, Vermögensverlust Was ist zu Schützen im Steuerverfahren? Die Bürgerrechte 4 Grundsätze in einem Verwaltungsverfahren? Rechtliches Gehör Verhältnismässigkeit Gesetzliche Grundlagen Rechtsmittel Bei welchen Verfahren sind Sachverhalte von Amtes wegen zu prüfen? Arbeitsgericht Mietgericht Warum heisst der Nachlass nobler Konkurs 1. Priviligierte Forderungen 2. Keine Verlustscheine 3. Club im gleichen Namen weiterführen, muss nicht aufgelöst werden Unterschied zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug Steuerhinterziehung: Etwas nicht sagen ( Verwaltungsbusse) Steuerbetrug: Aktiv bescheissen ( Strafrechtliche Busse könnte Gefängnis geben) Was bedeutet Arglist? Absichtliche Täuschung Seite 71 Thomas Candrian 2 Steuern 2.1 Staatseinnahmen Staatseinnahmen Gebühren Beiträge Zinsen Regiebetriebe Steuern Für eine Amtshandlung / Inanspruchnahme von Administration Für bestimmte Investitionen (z.B. Wasseranschluss) Für Flüssige Mittel SBB etc. Voraussetzungslos Direkte Steuern Leistungsfähigkeit Es wird auf Leistungsfähigkeit abgestellt Verkehrsvorgang Verkehrsvorgang Direkte Bundessteuer MWSt. (1/3 der Bundeseinnahmen) 2.2 Indirekte Steuern Einige Begriffe Steuerharmonisierung Formelle Angleichung im Verfahren, Steuerarten etc. Materielle Angleichen in den Tarifen CH unmöglich Steuerbelastung z.B. 100'000 Eink. / 200'000 Verm. SG ZH ZG GR FL 26’000 18’000 13’000 20’000 8’000 Steuerharmonisierungsgesetz (Bund) = StHG Momentan benutzte: Einjährige Gegenwartsbemessung. 2.3 Wertschriften Private Kapitalgewinne sind Einkommenssteuerfrei Stichtag für Wertschriften und Vermögen 31.12 Erträge Einkommenssteuer Wenn im Depot mehr als 20 Transaktionen vorhanden sind, so sind die Gewinne ebenfalls zu versteuern. Handelt man mit fremden Geld so muss man diese Gewinne immer versteuern, da dies als Nebenerwerb angesehen wird. Bei einer juristischen Person sind Kursgewinne steuerbar. Die Wertschriften dürfen zum Anschaffungswert genommen. Die Anpassung im Wertschriftenbestand muss nicht gemacht werden. Damit möchte man Gläubiger und Aktionäre schützen. realisierte (Verkauf und Realisiert) Kursgewinne sind ertragssteuerpflichtig. Juristische Personen Bei der Privatperson muss die Dividende oder der Zins einer Aktie, Obligation zu besteuern. Vermögenssteuerpflichtig ist der Wert per Stichtag per 31.12.xx. Der Kursgewinn ist steuerfrei. Anschaffungswert für Vermögen Nur realisierte Kursgewinne (= in der Buchhaltung) sind ertragssteuerpflichtig HAUPTVORTEIL: Auf 4 Jahre sind Verluste verrechenbar Seite 72 Thomas Candrian Steuersatz jur. Personen (Bund): 8.5% Kanton ZH: 8.5% 2.4 Bei Einzelunternehmer wird darauf geschaut, was überwiegend fürs Geschäft gebraucht wird. Diese Sachen sind Geschäftsvermögen. Arztpraxis im eigenen Haus. Grundstückgewinnsteuer Kantonal meist nur für Private Haltedauerrabatt + Gewinne sind übertragbar in der ganzen CH Falls man ein Grundstück erbt (von den Eltern) dann müssen die Gewinne nicht versteuert werden. Verkauft man ein Grundstück, so müssen die Gewinne versteuert werden ausser man kauf ein neues Grundstück. Gewinn Grundstück = Anschaffungspreis + Investitionen – Verkaufspreis. Die Gewinne dürfen über die Jahre übertragen werden. Werterhaltende Investitionen können jedes Jahr von den Steuern abgezogen werden. Wertvermehrende Investitionen dürfen gesammelt werden. 2.5 2.6 + + + - - Begriffe Steuerprogression Je höher das Einkommen, desto höher Steuersatz Steuersatz: Belastung des Einkommens in % Steuerfuss: Zuschlag zur einfachen Steuer = 100% aus Steuergesetz Berechnung des Steuerbaren Einkommens Bruttolohn Arbeitnehmerbeiträge für AHV, IV, EO, ALV (= 1. Säule) und Pensionskasse (= 2. Säule) Nettolohn gemäss Lohnausweis des Arbeitgebers allfällige Einkünfte aus Nebenbeschäftigungen allfälliger Verdienst der Ehefrau Total Arbeitseinkommen Vermögenseinkommen (Zinsen von Bank- und Postkonto, übrige Zinsen, Dividenden, Mietwert des Eigenheimes usw.) Total Einkommen Berufsauslagen (Fahrspesen zum Arbeitsplatz, auswärtige Verpflegung, Weiterbildungskosten] bezahlte Schuldzinsen (z. B. für Hypotheken, Darlehen, Privatkredit) Beiträge für steuerbegünstigtes und gebundenes Vorsorgesparen (= Säule 3a) in Form von Einzahlungen auf ein spezielles Banksparkonto oder in Form einer speziellen gemischten Lebensversicherung Versicherungsprämien für Krankenkasse Reineinkommen Sozialabzüge (z. B. für Kinder) Steuerbares Einkommen 2.7 F&A: ? ! Was ist der Unterschied bei Bundessteuer und Kantonaler? Keine Vermögenssteuer bei Bund Bundessteuer hat keinen Steuerfuss Bundessteuer hat extreme Steuerprogression Welches Verfahren ist bei der Steuer üblich? 1. Jährige Gegenwartsbemessung mit Vorauszahlung Wie berechnet man aus dem Bruttolohn den Nettolohn? Tabelle 2.6 ? ! ? ! Seite 73