Das lange 19. Jahrhundert

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Thomas Candrian
Zusammenfassung
Landwirtschaftliche Revolution
und Industrialisierung
1810 - 1880
Geschichte
13.05.2016
D:\75898001.doc
Thomas Candrian
Inhalt
INHALT
2
ÜBERSICHT
3
DAS LANGE 19. JAHRHUNDERT
5
INDUSTRIALISIERUNG
6
Wissenschaften
6
NATIONALISMUS
9
KOLONIALISIERUNG
11
BILDUNG
12
ZEITTAFEL
13
DIE SCHWEIZ VOR UND WÄHREND DER IMPERIALZEIT
15
Die heute gültigen Grenzen der Schweiz
15
Der Weg zum modernen demokratischen Bundesstaat
15
Die Idee vom Bundesstaat (1833)
15
Vereinheitlichung von Mass und Gewicht
16
Provokationen und Machtkampf zwischen Konservativen und Liberalen
16
Konservativer Umschwung im reformierten Zürich
17
Die Klosteraufhebung im Aargau (1841)
17
Freischarenzüge
17
Der Sonderbundskrieg
17
Liberaler Umschwung in Bern, Genf und Basel
18
Hilferuf der Sonderbundskantone an Österreich
18
General Dufours Verdienste im Sonderbundskrieg
18
Die Bundesverfassung von 1848
19
Neue Kompetenzen des Bundes
19
QUELLEN / LITERATUR
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Thomas Candrian
Übersicht
Ab ca. 1750 nimmt die Bevölkerung in Europa rasant zu. Im Zuge der Aufklärung wurden einige
Neuerungen, vor allem in England, eingeführt:
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Neue medizinische Erkenntnisse
Hygiene
Holz und Lehm wurde durch Backstein ersetzt
Beseitigung von Eheverboten
Bessere Ernährung
Diese neuen Faktoren führten zu bedeutend weniger Todesfällen und die Kindersterblichkeit
ging stark zurück. Die folge war die sich schnell vermehrende Bevölkerung.
Durch diese Zunahme mussten dementsprechend auchmehr Lebensmittel hergestellt werden.
Dies führte zur Landwirtschaftlichen Revolution:
Technische Hilfsmittel
Düngung
Züchtung
Fruchtwechsel statt Brachland
Vieh- und Milchwirtschaft
Aber es mussten auch mehr Kleider und mehr Dinge des Täglichen Bedarfs hergestellt werden.
Manufakturen konnten diese nicht mehr bewältigen. Es entstanden nach der Erfindung der
Dampfmaschinen immer mehr Firmen, man geleitete ins Zeitalter der Industrialisierung.
Folgende Faktoren waren ausschlaggebend:
Aufklärung  Technik
Rohstoffe waren vorhanden
Kapital war vorhanden
Verkehrswege waren vorhanden, flache Landschaften, Häfen
politische Freiheiten  wirtschaftliche Freiheiten
Calvinismus
Die Fabriken benötigten aber auch mehr Rohstoffe. Diese konnten z.T. durch bessere
Anbaubedingungen gewonnen werden, mussten aber auch durch Importe aus anderen
Erdteilen gedeckt werden (z.B. Baumwolle). Daher wurde durch die Europäischen Staaten die
Kolonialisierung vorangetrieben, um die Finanzen zu verbessern und die Macht auf der
Welt auszubreiten.
Vorreitend für diese Entwicklung war England, aber auch Dänemark, Portugal, Spanien und die
Franzosen waren gut dabei.
Aus der Entstehung der Hochindustrie bildeten sich soziale Spannungen. Die Arbeiter wollten
nicht mehr wie Zahlen behandelt werden und auch einen besseren Lebensstandard erreichen.
Sie arbeiteten 16 oder mehr Stunden am Tag und hatten so gut wie keine Rechte. Die
Fabrikbesitzer bekämpften diese Tendenzen jedoch soweit möglich.
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Daraus entstanden die Arbeiterbewegungen als Gewerkschaften, welche die Anliegen der
Arbeiter versuchten umzusetzen. Zu dieser Zeit waren die Arbeiter noch wenig oder gar nicht in
die politischen Prozesse integriert. Daher entstanden die Arbeiterparteien, welche die Macht
der Massen versuchte in neue Gesetze umzuformen.
Diese Spannungen zwischen den armen Arbeitern und den reichen Fabrikbesitzern nennt man
soziale Frage.
Es gab etliche Versuche, diese Spannungen zu entlasten. Es wurden mehrere Theorien
aufgestellt, welche die Probleme lösen sollten. Die bekannteste davon war der Marxismus. Kar
Marx war der Meinung, dass es folgene Änderungen brauche, um die Probleme zu lösen:

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Privateigentum an Produktionsmitteln führt zu Ausbeutung des Proletariats und muss
abgeschafft werden  Verstaatlichung.
Es braucht staatliche Pläne für die Wirtschaft (Planwirtschaft)
Geschichte ist ein dauernder Kampf zwischen Oberschicht und Unterschicht und kann
nur dadurch gebrochen werden, dass alle Klassenunterschiede abgeschafft würden.
Die Unternehmer waren in 2 Lager gespalten:
Soziale Arbeitgebergruppe
 mehr Lohn
 Gewinnbeteiligungen
 bessere Arbeitszeiten
 Krankenversichrungen
Unsozoale Abrbeitgebergruppe
 Machtgierig
 Reichtumsgier
 Unterdrüchung
 Kosten niedrig halten, wenig Lohn, lange Arbeitszeit
Die Übergänge waren selbstverständlich fliessend, des weiteren muss man bedenken dass es
grosse wirtschaftliche Zwänge gab, welche den Spielraum eng hielten.
Die Gewerkschaften
 Zusammenschluss der Arbeiter um mehr erreiche zu können.
 bessere Arbeitsbedingungen
 bessere Löhne
 Streiks
Daher bekamen die Gewerkschaften ab 1900 sehr starken Zulauf
Die Arbeiterparteien
 Zusamenschluss von politisch interessierten Arbeitern
 Einfluss auf die Politik
 Schrittweise veränderung der Verhältnisse zu Gunsten der Arbeiter
 Lehre von Marx umsetzen
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Das lange 19. Jahrhundert
In der modernen Forschung entspricht die Epoche 19. Jahrhundert allerdings nicht den Jahren
1801–1900. Vielmehr ist es mittlerweile wissenschaftlicher Konsens von einem „Langen 19.
Jahrhundert“ zu sprechen. Üblicherweise lässt man dieses in etwa mit der französischen
Revolution von 1789 beginnen und mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 (bzw.
mit dem Epochenjahr 1917) enden. Das 19. Jahrhundert in diesem Sinn bildet damit die
historische Phase zwischen der frühen Neuzeit auf der einen Seite und dem „kurzen 20.
Jahrhundert“ (1914–1989/90) auf der anderen Seite.
Aus verschiedenen Gründen kann das 19. Jahrhundert den Charakter einer eigenen Epoche
beanspruchen. Es war die Zeit, in der sich die Industrialisierung und die kapitalistische
Wirtschaftsweise vor allem in Europa und Nordamerika durchsetzten. Mit dem Imperialismus
erreichte die direkte und indirekte Dominanz Europas in der Welt ihren Höhepunkt. Innerhalb
der sich industrialisierenden Gesellschaften veränderten sich die Lebensweisen teilweise
dramatisch. Der soziale Wandel zerstörte hergebrachte Verhaltens- und Denkweisen. Die
Verkehrsrevolution und die Suche nach Arbeit erhöhten die Mobilität. Die Städte wuchsen nicht
nur in quantitativer Hinsicht, sondern mit der Urbanisierung begann sich eine spezifisch
neuzeitliche städtische Lebensweise durchzusetzen.
Das lange 19. Jahrhundert war in vieler Hinsicht das Jahrhundert des Bürgertums und der
bürgerlichen Gesellschaft. Das Besitz- und Bildungsbürgertum prägte im Wesentlichen Kunst,
Kultur, Geistesgeschichte, aber etwa mit dem Nationalismus und dem Liberalismus auch die
politische Kultur.
Im weiteren Verlauf entwickelte sich auch die Arbeiterbevölkerung zu einer gesellschaftlich
prägenden Schicht. Arbeiterbewegung und Sozialismus wurden zu zentralen Begriffen in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dagegen verloren der Adel und die Landbevölkerung
tendenziell an Bedeutung.
Auch in Hinblick auf die dominierende politische Organisationsform des Nationalstaats
unterscheidet sich das 19. Jahrhundert von der absolutistisch-feudalistischen Frühen Neuzeit
auf der einen Seite und einem „postnationalen“ späten 20. Jahrhundert auf der anderen Seite.
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Industrialisierung
Entscheidende Bedeutung für die Ausbildung des Nationalstaates gewinnt im Verlauf des 19.
Jahrhunderts die Industrialisierung, die ein Ringen um wirtschaftliche Macht zwischen Europas
Nationen auslöst. Im 18. Jahrhundert suchen die Regenten Europas nach Möglichkeiten, ihre
Staatshaushalte zu sanieren – Staatshaushalte, die im Wesentlichen ihre persönlichen
familiären Haushalte sind. Geld leihen sie sich von privaten Finanziers, Steuereinnahmen
erhöhen sie, soweit dies geht, im besonderen Fall ziehen sie Geld aus der kursierenden Münze.
Es geht aus der Sicht der Haushalte des 17. und 18. Jahrhunderts darum, den Abfluss von
Edelmetall ins Ausland zu verhindern. Infrastrukturmaßnahmen, wie die Ansiedlung von
Manufakturen, bleiben im 18. Jahrhundert von den Regenten gesteuerte Maßnahmen. Der
Kameralismus entwickelt sich als eigene Wissenschaft der wirtschaftlichen Sanierung eines
Territoriums durch den Landesherrn.
Mit dem 19. Jahrhundert verändert sich die Sicht auf wirtschaftliche Entwicklungen.
Großbritannien wird als Kolonialmacht und als Land der hier früh einsetzenden
Industrialisierung bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum
Wirtschaftsimperium. Amsterdam verliert seine Stellung als zentraler Handelsplatz. London,
die Hauptstadt des Commonwealth, übernimmt diese Position. Die Konkurrenz richtet sich
politisch in der Frage des Nationalismus auf Frankreich aus, wirtschaftlich und militärisch jedoch
auf das industrialisierte und hochgerüstete Großbritannien. Ohne die Industrialisierung, wie
sie England leistete, kann das aufstrebende Preußen, die Kernmacht des neuen
deutschen Reichs, Großbritannien keine Flotte entgegen stellen, und ohne eine Flotte
wird die neue Nation keine Chance haben, noch Kolonien zu akquirieren.
Europas Nationen müssen die Rahmenbedingungen für die Industrialisierung stellen, wollen sie
einander gegenüber bestehen.
Wissenschaften
Massiv zeichnen sich die skizzierten Veränderungen im Wissenschaftsbetrieb ab: Bis in das 18.
Jahrhundert hinein wurden die Wissenschaften an kirchlichen und landesherrlichen Institutionen
unterrichtet. Die Fächer Theologie, Jurisprudenz, Medizin und Philosophie teilten den
Wissenschaftsbetrieb unter sich auf. Nationale Akademien der Wissenschaften kamen mit dem
17. Jahrhundert ins Spiel und gaben der „Gelehrtenrepublik“ neue Dachstrukturen. Die
Naturwissenschaften blieben jedoch bis in das späte 18. Jahrhundert trotz der spektakulären
Erkenntnisse seit Galilei und Newton eine Domäne für Liebhaber. Es gibt für sie im 18.
Jahrhundert keinen wirtschaftlichen Nutzen und keine Berufe, in denen sie sich auszahlen
könnten.
Die Sicht auf die Naturwissenschaften ändert sich im 18. Jahrhundert maßgeblich durch die
Leistungen der Royal Society, die als Wissenslieferantin den Aufbau der Kolonien begleitet. Die
Verbesserung der Navigation und ihr dienend der Zeitmessung, die Sammlung geographischer
Informationen gehören zu den ersten Angeboten der auf die Naturwissenschaften
ausgerichteten wissenschaftlichen Gesellschaft.
Verbesserungen landwirtschaftlicher Anbauverfahren, die am Ende wirtschaftliche
Profite abwerfen, kommen als Errungenschaft der Wissenschaften im späten 18.
Jahrhundert in die Diskussion. Mit der Industrialisierung wird in den Nationen Europas
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diskutabel, dass technische Universitäten aufgebaut werden müssen, um Grundlagenwissen zu
produzieren. Das alte Gefüge der Wissenschaften wird aufgebrochen:
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Die Naturwissenschaften beliefern die technischen Wissenschaften mit Erkenntnis,
die Ingenieurwissenschaften greifen in die Praxis ein,
die Geisteswissenschaften werden aufgebaut, um die großen gesellschaftlichen
Debattengegenstände mit einer hierarchisierbaren Diskussion auszustatten: Die
Geschichte, die Literatur, die Kunst, die Musik werden Bereiche des Universitätsbetriebs,
Sozialwissenschaften kommen im 19. Jahrhundert hinzu, behalten aber einen
Außenseiterstatus.
Den wichtigsten organisatorischen Modernisierungsschub bringt in Frankreich die Französische
Revolution. Napoléon Bonaparte verbreitet zu Beginn des 19. Jahrhunderts in seinen
Eroberungsfeldzügen die Ideen der Französischen Revolution europaweit. Der Code Civil, die
bürgerlichen Gesetzesgrundlagen werden in seinem zeitweiligen Herrschaftsbereich
ausgebreitet. Trotz dem Versuch der europäischen Fürsten, mit der Politik der Restauration
nach dem Wiener Kongress von 1815 die bürgerlichen Fortschritte rückgängig zu machen,
bleiben die neuen Ideen von nationaler Einheit und liberaleren Rechten in den
Gesellschaften Europas, vor allem unter den intellektuellen Eliten, festgesetzt.
Großbritannien ist seit 1703 vereinigt und verfügt seit der Glorious Revolution über eine
funktionale Machtaufteilung zwischen König, Parlament und Parteiensystem.
Modernisierungsschübe, wie sie Frankreich nahm, folgen in Großbritannien glimpflich,
insbesondere da die wachsende Prosperität Konflikte in der Klassengesellschaft entschärft.
Großbritannien kann seine Vorreiterrolle als Wirtschaftsmacht bis an das Ende des
Jahrhunderts verteidigen.
Der katholische Mittelmeerraum kam mit der Neuzeit in ein technologisches Hintertreffen
gegenüber den nördlicheren Nationen. Das 19. Jahrhundert bringt Griechenland und Italien
nationale Bewegungen und den Aufbau moderner staatlicher Strukturen.
Die USA haben 1776 die nationale Unabhängigkeit errungen, bleiben jedoch bis Mitte des 19.
Jahrhunderts technologisch rückständig. Hiefür ist sowohl die Sklaverei verantwortlich, die den
Aufbau einer industrialisierten Gesellschaft lange entbehrlich macht wie die Ausrichtung des
Südens auf eine agrarische Produktion. Einen technologischen Schub brachte der
Bürgerkrieg Mitte des 19. Jahrhunderts mit sich. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts
steht insbesondere in den Nordstaaten unter dem Zeichen einer wirtschaftlichen Aufholjagd.
Der Kapitalismus findet mit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten
von Amerika dank der schieren Größe des Wirtschaftsraums, dem Bevölkerungszuwachs und
der sehr viel freieren Entwicklungsmöglichkeiten im Kulturraum eine eigene Ausprägung.
Eigene Kolonien bauten die USA dabei nicht auf, als zukunftweisend erwies sich dagegen
eine Politik gegenüber dem „Hinterhof“ der USA – die zweite Erschließung Südamerikas
durch amerikanische Konzerne.
Südamerika prosperierte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend durch
europäische Emigranten, die die wirtschaftliche Erschließung vorantrieben, bleibt jedoch in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hinter Nordamerika zurück. Afrika und Asien geraten im 19.
Jahrhundert in ein epochales Abseits, aus dem Ende des 19. Jahrhunderts allein Japan als
zukünftige Wirtschafts- und Militärmacht heraustritt.
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Das Jahr 1816 geht als Jahr ohne Sommer in die Klimageschichte ein: der Ausbruch eines
Vulkans in Indonesien im April 1815 hat zur Folge, dass in Nordamerika und Europa im Juli und
August Temperaturen unter Null Grad herrschten.
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Nationalismus
Wenn man einmal von gewissen Vorläufern absieht ist der Nationalismus eine Entwicklung der
europäischen Neuzeit. Deren Vorläufer im Mittelalter waren Personalverbände, die aufgrund
ihrer Orientierung und Abhängigkeit auf einen Herrscher, eine Dynastie oder einen
genossenschaftlich organisierten Herrschaftsverband auf die Kriterien, die einen Staat
ausmachen, weitgehend verzichten konnten. Sie stabilisierten sich über die persönliche
Bindung zwischen Herrschenden und Untertanen.
Die Idee des Nationalstaates entstand während des 18. Jahrhunderts, als sich infolge großer
Staatsverschuldung, hoher Steuern (Absolutismus, Merkantilismus) und heftiger Kriege
(Österreichischer Erbfolgekrieg, Siebenjähriger Krieg) die Situation der Bevölkerung stark
verschlechterte und radikale Ideen Zulauf fanden und sich vermischten (Demokratie,
Nationalismus, Sozialismus, Liberalismus). Für die schlechteren Lebensverhältnisse wurden
häufig ethnische oder kulturelle Minderheiten kollektiv verantwortlich gemacht. Kurz nach
der Französischen Revolution kam es daher zu Terrorherrschaft und Koalitionskriegen.
Der Nationalstaat wurde als neue politische Institution aufgebaut. Er forderte neue Themen,
neue Bildungssysteme, neue wirtschaftliche Strukturen, eine neue Vorstellung seitens derer, die
in ihm lebten: die Bereitschaft, sich als Bürger zu sehen und sich dementsprechend zu
organisieren.
Herrschaft geht im 18. Jahrhundert noch von den Herrschaftshäusern und politischen
Parteiungen aus, sowie von mächtigen Adeligen, die hinter den Parteiungen stehen. Ende des
19. Jahrhunderts sind militärische Niederlagen dann mit enormen nationalen Gesichtsverlusten
verbunden. Ein deutsches Heer zieht 1870 durch Frankreich und erzwingt in Versailles, dem
traditionellen Ort der von Frankreich ausgehenden Herrschaft, ein Eingeständnis der
Niederlage, das als nationale Schmach empfunden werden muss (und 1918 eine internationale
Gegenantwort, eine verheerende Demütigung Deutschlands nach sich zieht).
Im Wiener Kongress 1815 wurde das politische Europa neu geordnet. Die Staaten des
vormaligen Heiligen Römischen Reiches in den Grenzen von 1783 mit Ausnahme von Belgien
formten den Deutschen Bund als losen Zusammenschluss unabhängiger deutscher
Fürstentümer einschließlich der mächtigen Monarchien Preußen und Österreich.
Auf Initiative Russlands wurde im September 1815 zusammen mit Österreich und Preußen die
Heilige Allianz gegründet, der sich in kurzer Zeit fast alle europäischen Staaten anschlossen.
Das Bündnis hatte eine europäische Friedensordnung und die Durchsetzung der Restauration
in den europäischen Fürstentümern zum Ziel. Es zerfiel erst in Folge des Pariser Friedens von
1856, als nach dem Krimkrieg die Mächtekonstellation in Europa wieder neu geordnet wurde.
Europäer eroberten und kolonisierten große Teile von Afrika und Asien.
Massenauswanderungswellen von Europa in die USA in Folge von Hungersnöten (vor allem in
Irland) oder von politischer Unterdrückung und Verfolgung.
Politische Revolutionen und Verfassungsreformen in Europa beschränkten die Monarchien
zugunsten demokratischer beziehungsweise liberaler Reformen. (siehe: Julirevolution 1830 in
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Frankreich, Februarrevolution 1848 in Frankreich, Märzrevolution 1848 in den Staaten des
Deutschen Bundes, in Ungarn, Österreich, den italienischen Staaten unter anderem)
Im Krimkrieg von 1853 bis 1856 versuchte Russland gegen das Osmanische Reich seinen
Machteinfluss auf das östliche Mittelmeer und den Balkan auszudehnen. Russland unterlag
letztlich gegen die alliierten Armeen der Osmanen, Großbritanniens, Frankreichs und SardinienPiemonts beim Kampf um Sewastopol.
Durch den Frieden von Paris 1856 zerbrach die Heilige Allianz zwischen Preußen, Österreich
und Russland. Die europäische Mächtekonstellation wurde neu strukturiert. Preußen erlangte
die Dominanz im Deutschen Bund. Österreichs machtpolitischer Einfluss in Europa wurde
nachhaltig geschwächt, was unter anderem zum Erstarken der italienischen
Einigungsbewegung (Risorgimento) unter sardinischer Dominanz führte.
Nach der Niederlage Frankreichs im deutsch-französischen Krieg und dem Sturz von Kaiser
Napoleon III. kam es in Paris zur ersten proletarisch-sozialistischen Revolution, der Pariser
Kommune, die nach kurzer Zeit niedergeschlagen wurde.
1871 wurde in Folge der deutschen Einigungskriege, zuletzt nach dem Sieg des von Preußen
dominierten Norddeutschen Bundes über Frankreich, das Deutsche Kaiserreich unter Kaiser
Wilhelm I. als kleindeutsche Variante (ohne Österreich) ausgerufen.
Der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck schuf mit einem komplexen internationalen
Bündnissystem ein europäisches Sicherheitssystem, das einige Jahrzehnte stabil blieb.
Innenpolitisch war er mit den Sozialistengesetzen und dem Kulturkampf etwas weniger
erfolgreich. Den Wahlerfolgen der Sozialdemokraten stellte Bismarck eine für die Zeit relativ
moderne Sozialgesetzgebung entgegen.
1861 kam es zur Vereinigung der italienischen Fürstentümer als Königreich Italien unter
sardinischer Führung. Viktor Emanuel II. wurde zum italienischen König ausgerufen. 1870 kam
es nach der Einnahme Roms und dem Sieg über den Kirchenstaat nach einer über ein halbes
Jahrhundert andauernden Epoche verschiedener Aufstände, Revolutionen und Kriege in Italien
zur Vollendung der italienischen Einigung (siehe: Risorgimento)
Karl Marx verfasste 1848 zusammen mit Friedrich Engels das Kommunistische Manifest, das
die Arbeiter zur revolutionären Überwindung des Kapitalismus mobilisieren sollte. Die
Arbeiterbewegung begann sich in Arbeitervereinen und Gewerkschaften zu organisieren. Ab
Mitte des Jahrhunderts wurden am Marxismus orientierte sozialistische und
sozialdemokratische Parteien gegründet. (siehe: Kommunistische Partei)
Briefmarken wurden in Großbritannien und bald darauf in vielen anderen Ländern eingeführt.
Die Inquisition wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beendet. Danach existierte beim
Vatikan aber noch bis 1965 die Kongregation des heiligen Offiziums. Dies war die
Nachfolgeinstitution der Heiligen Inquisition.
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Kolonialisierung
Der Kolonialismus des 19. Jahrhunderts geht im Wesentlichen bis in das 16. und 17.
Jahrhundert zurück, er weist jedoch gänzlich neue Züge auf. Spanien und Portugal nutzten ihre
Kolonien vordringlich, um Gold aus ihnen zu beziehen – das Edelmetall war von kurzem Profit,
der Goldfluss führte zu einem Preisverfall. Private Kapitalgesellschaften bilden das
Rückgrat des britischen Kolonialismus. Der Staat deckt sie durch den Aufbau der
Nationalbank. In den Kolonien baut der erstarkende Staat Substrukturen seiner selbst auf:
Eigene Bildungszentren, eine eigene ständige Armee als Ordnungsmacht, eigene staatliche
Strukturen, aus denen im 20. Jahrhundert führende Nationen der Dritten Welt hervorgehen.
Der Wettstreit der Nationen um Kolonien wird im 19. Jahrhundert zum zentralen Thema
europäischer nationaler Selbstwahrnehmung. Große Projekte wie der Bau des Sueskanals
werden zu Kristallisationspunkten des neuen Bewusstseins. Die eigene, europäische
Überlegenheit gegenüber dem kolonialen Raum schafft einen Rassismus, der im 18.
Jahrhundert nicht bestand, und ein eigenes Feld der Kulturtheorie, in dem es um die Frage
geht, unter welcher Bedingung sich Kulturnationen entwickeln.
Innerhalb der einzelnen Länder wird die Industrialisierung und die Erschließung der
Kohlevorkommen zum Gegenpol des Kolonialismus. Zu verarbeitende Güter werden
importiert, Energiereserven müssen im Land für ihre Verarbeitung erschlossen werden. Die
Kohlevorkommen im Norden und Westen Englands, Lothringens und des Rheinlands werden
der Reihe nach wirtschaftlich nutzbar gemacht. Großbritannien muss sich Ende des 19.
Jahrhunderts der wirtschaftlichen Konkurrenz des erstarkten europäischen Kontinents stellen.
Zutrittsbedingungen zu den Berufen werden liberalisiert. Neuansiedlungen von Unternehmen
werden gefördert. Ein neues Verständnis staatsbürgerlicher Initiative und privaten
Unternehmertums ist die Folge. Das Bürgertum wird zur treibenden, initiativen Kraft. Es schafft
neue Organisationsformen, Berufsverbände und ein komplexes Geflecht an Gesellschaften und
Interessengruppen, die das wirtschaftliche Leben bestimmen und den kulturellen Austausch
prägen.
Eines der wichtigsten Probleme, das die Französische Revolution Europas Nationen hinterließ,
war das der stabilen sozialen Ordnung. Eigene Ideologien nehmen sich im 19. Jahrhundert der
zentralen Frage der sozialen Mobilität und ihrer konfliktfreien Gewährleistung an – der
Positivismus, der anfänglich der Französischen Revolution nahe steht und dann mit dem
Liberalismus einher geht, begründet die Soziologie als Wissenschaft des geregelten und für die
Menschheit fruchtbaren Zusammenlebens. Der Sozialismus und der Kommunismus knüpfen
weiterreichende politische Forderungen an die Entwicklung der Staaten.
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Bildung
Eine ganz andere Lösung des Problems sozialer Mobilität richtet sich mit den
Bildungssystemen ein. Die Nationen Europas garantieren ihren Bürgern – unabhängig von
Schicht und Konfession – gleiche Aufstiegschancen. Statt der Revolution einer Klasse kann
das Individuum versuchen, sich in privater Initiative empor zu arbeiten.
Die Chancen dazu muss das Bildungssystem liefern, das geöffnet wird: Die Schulpflicht wird
eingeführt, wobei die von öffentlicher Hand geförderten Bildungseinrichtungen Jungen
vorbehalten sind. Zu sozialer Unruhe führt das neue System dabei gerade nicht: Jeder einzelne
kann theoretisch aufsteigen, wenn er den entsprechenden Bildungsweg nimmt. Praktisch haben
die finanzstarken Schichten des Bürgertums und des Adels nicht wettzumachende Vorteile,
ihren (männlichen) Kindern in den nationalstaatlich organisierten Bildungssystemen die
optimalen Startbedingungen zu geben. Arbeiterkinder werden frühzeitig aus der Schulbildung
genommen, um für den Familienunterhalt zu sorgen. Zudem hatten bei Kindern auf dem Land
der Hof und die Ernte immer Vorrang vor der Schulpflicht.
Mindestens so wichtig für die soziale Stabilisierung werden die nationalen Diskussionsthemen,
die in den Schulunterricht eingeführt werden. Sie sorgen für ein tiefer gehendes
Klassenbewusstsein. Über Kunst, Literatur und Musik spricht man in den oberen Schichten –
gebildet. In den unteren Schichten bietet eine populäre Kultur eigene Diskursgegenstände an
mit dem Ergebnis, dass eine Vermischung der Schichten für alle Beteiligten unattraktiv wird.
Man teilt die Themen nicht, die in den verschiedenen Schichten interessant sind, sobald man
Schichten wechselt.
Die Schulbildung und alle nationalen Debatten blieben im 18. Jahrhundert mit religiösen
Themen ausgestattet. Die Religionen stellten entscheidend die Öffentlichkeit her, innerhalb
derer Diskussionen stattfinden konnten. Europas Landkarte war nicht nur territorial zersplittert,
sie war zudem nach den drei Konfessionen geteilt, ohne dass dabei ein einheitliches Muster
zustande kam. Die Konflikte zwischen den Nationen deckten sich nicht mit der konfessionellen
Landkarte. Konflikte einzelner Nationen mit Interessengruppen, die konfessionell gebunden
waren, führten in der Regel darum immer sofort auch Konflikte zwischen den Nationen herbei,
die sich für die benachteiligten religiösen Gruppen verantwortlicher fühlten.
Anfang des 19. Jahrhunderts erfasst eine Säkularisations-Welle Kontinentaleuropa. Die Kirche
wird dem Staat untergeordnet. Der Nationalstaat des 19. Jahrhunderts führt die
Gleichberechtigung der Religionen ein, bevor er den Bürgern gänzliche Freiheit des
Bekenntnisses einräumt. Von entscheidender Bedeutung wird diese Entwicklung für Europas
Juden, die bislang in allen Territorien eine diskriminierte Minderheit waren. Wohl finden sie auch
jetzt kaum Zugang zu Positionen in Militär und Politik, doch können sie in Wirtschaft und
Bildung zunehmend frei investieren und eine eigene Bedeutung in der Gesellschaft damit
entwickeln.
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Zeittafel
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1810
1812
1813
Frédéric Chopin wird geboren.
Russlandfeldzug Napoleons; Krieg zwischen Großbritannien und USA
Beginn der Befreiungskriege (Europa gegen Napoleon) und
Völkerschlacht bei Leipzig
1814
Alliierte besetzen Paris; Napoleon wird nach Elba verbannt; Beginn des
Wiener Kongresses
1815
Napoleons Herrschaft der Hundert Tage; Schlacht von Waterloo; zweite
Verbannung Napoleons (nach St. Helena); Frieden zwischen
Großbritannien und den USA; Wiener Kongress; Gründung des
Deutschen Bundes; erste Burschenschaften
1817
Wartburgfest
1819
Karlsbader Beschlüsse
1821–1829
Griechischer Unabhängigkeitskrieg
1827
Beethoven starb
1830
Julirevolution in Frankreich
1831
Sklavenaufstand in Virginia unter Nat Turner; Gründung der New
England Anti-Slavery Society
1832
Hambacher Fest
1836
Der Bund der Gerechten wird gegründet
1847
Gründung des Bundes der Kommunisten, an dessen Konstituierung Karl
Marx und Friedrich Engels maßgeblich beteiligt sind, in London
1848
Karl Marx und Friedrich Engels veröffentlichen das Kommunistische
Manifest
1848 bis 1851 Schleswig-Holsteinischer Krieg zwischen Preußen und Dänemark
Hungerkrisen, soziale Unruhen und Revolutionen in Irland, Polen,
Frankreich, Österreich und Deutschland, Chartistenbewegung in England
1848
Deutsche Revolution, Paulskirchenverfassung
1849
Chopin stirbt mit 39 Jahren.
1848-1849
Revolution und Freiheitskampf in Ungarn
Der 1848 zum Staatspräsidenten Frankreichs gewählte Louis Napoleon
lässt sich 1852 zum Kaiser Napoléon III. ausrufen und begründet das
Zweite französische Kaiserreich
1850
Der Frieden von Berlin am 2. Juli 1850 beendet den SchleswigHolsteinischen Krieg zwischen Preußen und Dänemark
1853 bis 1856 Krimkrieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich, England,
Frankreich und Piemont-Sardinien
1853
werden die japanischen Häfen für den Handel mit dem Westen geöffnet
1856
Der Pariser Frieden 1856 als Folge des Krimkriegs führt zu einer
Neuordnung Europas
1857 bis 1859 entwickelt sich die erste Weltwirtschaftskrise.
1861
bis 1865 US-amerikanischer Bürgerkrieg zwischen den konföderierten
Südstaaten der USA und der Union, den Nordstaaten
1861- 1867
Französische Intervention in Mexiko, Ausrufung des zweiten Kaiserreichs
von Mexiko
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1863
sogenannter "Deutscher Einigungskrieg" Preußens gegen Dänemark
(„Deutsch-Dänischer Krieg“)
1864 bis 1870 Tripel-Allianz-Krieg (Argentinien, Brasilien und Uruguay gegen Paraguay)
1866
sogenannter "Deutscher Einigungskrieg" Preußens gegen Österreich
(„Deutscher Krieg“)
1866
Gründung des Norddeutschen Bundes als Vorgänger des Deutschen
Kaiserreiches
1869
Eröffnung des Suezkanals, der den Seeweg von Europa nach
Indien/Asien so verkürzt, dass man nicht mehr um das Kap der guten
Hoffnung fahren muss.
1870–1871
Deutsch-Französischer Krieg
1871
18. Januar 1871Gründung des Deutschen Reiches
1871
Erste sozialistische Revolution in Frankreich (siehe Pariser Kommune)
1873
Dreikaiserabkommen (Deutschland, Österreich, Russland) in Berlin
geschlossen
1875
Im Deutschen Reich schließen sich in Gotha der von Ferdinand Lassalle
1863 gegründete Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) und die
von Wilhelm Liebknecht und August Bebel 1869 gegründete
Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen
Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) zusammen, die 1890 in
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) umbenannt wurde
1876
Schlacht am Little Bighorn River
Das siebte US-amerikanische
Kavallerieregiment unter George A. Custer wird von Indianern der Sioux
und Cheyenne unter ihren Führern Sitting Bull und Crazy Horse
geschlagen
1878
Sozialistengesetz Bismarcks gegen die Sozialdemokratie
1878
Österreich besetzt Bosnien und Herzegowina
1882
Der 1879 zwischen Deutschland und Österreich geschlossene Zweibund
wird durch den Beitritt Italiens zum Dreibund erweitert (bis 1914/15).
1881 bis 1889 Einführung der Bismarckschen Sozialgesetze in Deutschland Kranken, Unfall-, Renten- und Invaliditätsversicherung
1894/95
Erster Japanisch-Chinesischer Krieg
1898
Spanisch-Amerikanischer Krieg
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Die Schweiz vor und während der Imperialzeit
Die heute gültigen Grenzen der Schweiz
Das Wallis und Genf waren vor 1798 zugewandte Orte gewesen, Neuenburg war von alters her
im Besitz der französischen Adelshauses Orléans-Longueville gewesen, 1510 - 1529 von Bern,
Solothurn, Fribourg und Luzern besetzt worden und wurde 1598 von Frankreich und Spanien
als zugewandter Ort der Eidgenossenschaft anerkannt. Seit 1648 hatten die 3 Stände in
Neuenburg ein Mitspracherecht, sie wählten 1707 nach dem Aussterben des Fürstenhauses
Orléans-Longueville den König von Preussen zu ihrem Landesherrn. Dies war ganz im Sinne
Berns, denn Preussen war protestantisch und weit weg. Während der Helvetik und Mediation
waren das Wallis, Genf, Neuenburg und das Fürstbistum Basel (Teile des Elsass und heutiger
Kanton Jura) Frankreich einverleibt worden.
Die Siegermächte hatten alles Interesse dass sich diese Gebiete von Frankreich lösten und als
eigenständige Kantone zur Schweiz kamen. Nur das Elsass blieb bei Frankreich. Neuenburg
erhielt einen Sonderstatus, es war bis 1857 sowohl ein Kanton der Schweiz als auch ein
preussisches Fürstentum! Bern erreichte, dass ihm der heutige Kanton Jura gewissermassen
als Ersatz für die verlorene Waadt zugeschlagen wurde. Die ehemals zugewandten Orte
Mulhouse (Elsass) und Rottweil (Süddeutschland) sowie die bündnerischen Untertanengebiete
Veltlin, Bormio und Chiavenna gingen der Schweiz definitiv verloren. Insgesamt konnte ein
Rückfall in die Zeit vor 1798 wenigstens für die grossen ehemaligen Untertanengebiete, die
neue Kantone geworden waren, weit gehend verhindert werden. Die Schweiz bestand nun
aus 22 Kantonen und hatte ein geschlossenes Staatsgebiet in den heutigen Grenzen (bis
auf winzige spätere Korrekturen) erreicht.
Der Weg zum modernen demokratischen Bundesstaat
Unter dem Eindruck der französischen Julirevolution von 1830 setzte in der Schweiz eine
liberale Erneuerungsbewegung ein, die Regeneration genannt wird. Gefordert wurden
Volkssouveränität [grundlegende staatliche Macht beim Volk] und Rechtsgleichheit. Bis 1831
erneuerten 12 Kantone (SO, FR, LU, SG, ZH, TG, AG, VD, SH, BE) ihre Verfassungen und
schafften die Aristokratie [Adelsherrschaft] bzw. das Patriziat [Herrschaft weniger
alteingesessener Familien] ab.
Die Aufhebung der Pressezensur in vielen Kantonen liess die Zahl der politischen Zeitungen
und Zeitschriften zwischen 1830 und 1834 von 29 auf 54 ansteigen. Die Bildung wurde
gefördert. Das Bildungsgesetz des Kantons Zürich von 1832 führte zur Neuorganisation der
Volksschule und zur Gründung eines Lehrerseminars, einer Kantonsschule und der Universität
Zürich (1833). Der Thurgau folgte mit dem Lehrerseminar in Kreuzlingen, Bern 1834 mit der
Universität und 1838 mit dem Kolleg in Thun und dem Lehrerseminar in Münchenbuchsee.
Ausgebildete Lehrer und Lehrerinnen lösten nun angelernte Bauern und Handwerker in der
Volksschule ab.
Die Idee vom Bundesstaat (1833)
Der Luzerner Paul Vital Ignaz Troxler brachte 1833 in seiner in Zürich gedruckten Schrift "Die
eine und wahre Eidgenossenschaft im Gegensatz zur Centralherrschaft und Kantonstümelei"
den Bundesstaat nach Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) in die Diskussion.
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Thomas Candrian
Das seit der Bundesverfassung von 1848 geltende Staatsmodell (s. unten) wurde der
Zentralschweiz also nicht einfach aufgezwungen, wie man nach isolierter Betrachtung des
Sonderbundskrieges (s. unten) meinen möchte, sondern stammte aus dem traditionellen Vorort
der Zentralschweiz selbst!
Die Tagsatzung liess 1833 eine gemässigt liberale Bundesverfassung ausarbeiten. Sie sah eine
Tagsatzung mit 44 Mitgliedern, einen fünfköpfigen Bundesrat und ein Bundesgericht vor. Die
Kompetenzen [Machtbefugnisse] des Bundes wären wesentlich geringer als bei der späteren,
im Kern noch heute gültigen Verfassung von 1848 (s. unten) gewesen. Insbesondere fehlte ein
Nationalrat, der nach der Bevölkerungszahl zusammengesetzt den grossen Kantonen mehr
Gewicht als den kleinen Kantonen der Zentralschweiz gibt. Luzern war als Sitz der
Bundesverwaltung vorgesehen und hätte damit zusätzlichen Zentralschweizer Einfluss geltend
machen können - doch die Chance wurde verpasst. Der Entwurf ging den Konservativen zu
weit, den Liberalen dagegen nicht weit genug. Für den Entwurf sprachen sich nur ZH, GL, FR,
SH, SG, GR, GE, SO, BL und TG aus, die grossen reformierten Kantone BE und BS lehnten sie
ebenso ab wie die Zentralschweiz, während die mehrheitlich katholischen Kantone FR und SO
bei den Befürwortern zu finden waren. Dies zeigt, dass die Trennlinie zwischen Konservativen
und Liberalen bzw. Radikalen keineswegs eine konfessionelle war!
Vereinheitlichung von Mass und Gewicht
In einigen Kantonen wurde 1838 das metrische Mass- und Gewichtssystem (mit den
Grundeineinheiten Meter und Gramm) eingeführt, viele Kantone wollten sich aber nicht
anschliessen. Bis dahin gab es unter anderem allein in der Schweiz elf verschiedene Längen
unter der Bezeichnung "Fuss", 81 verschiedene Flüssigkeitsmasse und das Pfund entsprach in
Aarau 483 g, in Bern 520 g und in Schaffhausen 459 g. Dies erschwerte den Handel zwischen
den Kantonen. In der Restauration waren die meisten Kantone auch wieder zu den alten
Münzen zurückgekehrt. Eine schweizweite Lösung des Problemes brachte allerdings erst das
Gesetz über Mass und Gewicht von 1877, für das die 1874 revidierte Bundesverfassung eine
ausreichende Verfassungsgrundlage brachte. Ein erster Anlauf hatte 1866 zwar knapp das
Volksmehr erhalten, war aber am erforderlichen Ständemehr gescheitert: 12 ½ kleine Kantone
konnten die Vereinheitlichung noch einmal hinauszögern.
Bedeutende Schriftsteller
Provokationen und Machtkampf zwischen Konservativen und Liberalen
1832 nahm Papst Gregor XVI. in einer Enzyklika [päpstliches Lehrschreiben zu aktuellen
Fragen] gegen die moderne Kultur, die liberale Denkweise und die "unverschämte
Wissenschaft" Stellung. Die Bischöfe in der Schweiz fügten sich den Weisungen des Papstes.
Der Pfarrer Alois Fuchs trat dagegen öffentlich für eine demokratische Kirchenverfassung ein
und wurde vom Bischof 1833 seines Amtes enthoben. Auf Anregung des Luzerner
Regierungsrates Eduard Pfyffer traten daraufhin liberale Abgeordnete aus den Kantonen BE,
LU, SO, BL, AG, TG und SG in Baden AG zusammen und verlangten in den so genannten
"Badener Artikeln" die Schaffung eines Schweizer Erzbistums, die Einführung von
Kirchensynoden [kirchlichen Volksvertretungen], das Recht des Staates, kirchliche Erlasse zu
genehmigen oder abzulehnen, den Schutz der Mischehen, kantonale Aufsicht über die
Priesterseminare und Ordensgeistliche sowie die Besteuerung der Klöster. Die Badener Artikel
fanden in den Grossen Räten von LU, BL, SG, AG und TG Zustimmung, wurden aber nach
heftigem Abstimmungskampf vom St. Galler Volk abgelehnt. Der Papst, Frankreich und
Österreich verlangten die Rücknahme der Artikel.
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Thomas Candrian
Konservativer Umschwung im reformierten Zürich
In Zürich erweckte die gutgemeinte Reform des Volksschulwesens, die zu einer Reduktion der
Kinderarbeit geführt hätte, den Unmut der Bauern und der Fabrikanten. Der liberale
Regierungsrat berief 1839 den deutschen Theologen David Friedrich Strauss an die Universität,
der mit der Schrift "Das Leben Jesu, kritisch betrachtet" 1835 an den Hochschulen eine Welle
kritischer Bibelforschung, im breiten reformierten Kirchenvolk dagegen massivsten Protest
ausgelöst hatte. Umgehend bildete sich ein "Glaubenskomitee", das die Versetzung von
Strauss in den Ruhestand erzwang. Der Machtkampf ging jedoch weiter, die Zürcher Regierung
trat nach einem Marsch bewaffneter Oberländer Bauern zurück und Neuwahlen brachten den
Sieg der konservativen Opposition. Im Tessin putschten die Liberalen nach der Niederlage in
den Wahlen von 1839 mit Waffengewalt. Die Luzerner behielten mit der revidierten Verfassung
von 1841 wohl die direkte Demokratie und die Gewaltenteilung bei, machten jedoch die
Säkularisierung [Ablösung der kirchlichen durch staatliche Kontrolle] im Erziehungswesen
nochmals für einige Jahrzehnte rückgängig.
Die Klosteraufhebung im Aargau (1841)
Im Aargau führte die vom Volk 1841 mit 16'050 zu 11'484 Stimmen angenommene vierte
Verfassung mit Aufhebung der konfessionellen Parität im Grossen Rat zu einem Aufstand der
katholischen Gebiete (Fricktal, Freiamt, Baden), der mit Waffengewalt niedergeschlagen wurde.
Der katholische Seminardirektor Augustin Keller bezeichnete daraufhin die Klöster als Quellen
aller Übel und Drahtzieher des konservativen Putschversuches und forderte deren Aufhebung.
Diese wurde vom Grossen Rat sofort beschlossen, verletzte aber den Bundesvertrag von 1815
und löste in den katholischen Kantonen heftige Empörung aus. In der Tagsatzung schlug sich
der reformiert - konservative Zürcher Vertreter auf die Seite der konservativen Katholiken. Die
Aargauer Regierung lenkte nur teilweise ein und stellte die Frauenklöster wieder her, die
Männerklöster blieben aufgehoben, ohne dass die Tagsatzung eingeschritten wäre. Als jedoch
die Tagsatzung 1843 die Sache für erledigt erklärte, formierte sich konservativer Widerstand. Im
Wallis führten die Wahlen von 1843 zu einer konservativen Mehrheit und 1844 zu einer neuen,
kirchenfreundlicheren Verfassung.
Freischarenzüge
Die enttäuschten Liberalen und Radikalen wollten sich mit den Mehrheitsentscheiden des
Grossen Rates von Luzern und der Tagsatzung, die in etwa auch der Volksmeinung
entsprochen haben dürften, nicht abfinden. 1845 marschierten bunt zusammengewürfelte
Scharen von bewaffneten Radikalen aus den Kantonen LU, BE, SO, AG und BL Richtung
Luzern. Es kam zu Gefechten bei Malters LU und Littau LU, bei denen die Freischärler 185 Tote
und 1785 Gefangene verloren. Im Sommer wurde der Führer der Luzerner Konservativen,
Joseph Leu von Ebersol in seinem Schlafzimmer ermordet. Die noch ungefestigte politische
Kultur der Regenerationszeit drohte im Chaos von politsch motivierten, aber dewegen
keineswegs entschuldbaren Gewaltakten zu versinken. Die Tagsatzung stimmte klar für ein
Verbot der Freischarenzüge.
Der Sonderbundskrieg
Die konservativen Regierungen begnügten sich aber nicht damit, dass die Tagsatzung ihre
Positionen unterstützte (Duldung der Jesuiten, Verbot der Freischarenzüge). Die Kantone LU,
UR, SZ, OW, NW, ZG, FR und VS bildeten unter Führung des Luzerner Schultheissen
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Thomas Candrian
Konstantin Siegwart - Müller eine zunächst geheimgehaltene Schutzvereinbarung zur Wahrung
ihrer legitimen [rechtmässigen] Ansprüche auf Selbstbestimmung nach den kantonalen
Verfassungen und zur Verteidigung ihres Gebietes. Die Wahl der Partner entsprach bis auf SO,
das durch VS ersetzt wurde, dem gegenreformatorischen Bündnis von 1586 und bis auf AI den
Kantonen, die 1874 die Totalrevision der Bundverfassung ablehnten. Mit der Jesuitenberufung
und der Wahl der Partner gaben die Zentralschweizer Konservativen ihrer Sache gegen die
Radikalen ein konfessionelles Etikett, das sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht gehabt hatte, ein
Etikett zudem, das in der Folge Katholiken in anderen Kantonen zu Feinden des Fortschrittes
abstempelte und damit in eine unangenehme Minderheitsposition brachte, obwohl sie als
einzelne Personen vielleicht gar nicht fortschrittsfeindlich waren. Als die Existenz dieses
Sonderbundes im Juni 1846 bekannt wurde, löste sie bei den Reformierten einen Sturm der
Entrüstung aus.
Liberaler Umschwung in Bern, Genf und Basel
Damit wendete sich das Blatt: Die Wechselwähler sahen die Freiheit gefährdet und neigten
wieder den Liberalen zu: 1846 gaben sich die bisher konservativen Berner eine liberale
Verfassung, Genf wählte eine liberale Regierung. 1847 gaben sich Genf und Basel - Stadt
liberale Verfassungen, das katholische Gasterland (SG) entsandte nach Neuwahlen nur noch
liberale Vertreter in den Grossen Rat, sodass auch Sankt Gallen das Lager wechselte. In
Fribourg kam es zu einem liberalen Umsturzversuch. Umgekehrt machten der Papst, das
protestantische Preussen und Österreich Druck auf die Tagsatzung, um die alte Ordnung zu
stützen, erreichten damit aber wohl das Gegenteil: Die ausländische Einmischung wurde, mit
diplomatischen Nadelstichen garniert, energisch zurückgewiesen und die Tagsatzung erklärte
am 20. Juli 1847 mit der nunmehr liberalen Mehrheit den Sonderbund für aufgelöst.
Hilferuf der Sonderbundskantone an Österreich
Nun rief Siegwart Müller Österreich formell um Hilfe an und machte zugleich Vorschläge für eine
Neuordnung der Kantonsgebiete im Fall eines Sieges. So sollten das Berner Oberland und das
Simmental Obwalden und dem Wallis, die katholischen Bezirke des Aargaus Luzern
angegliedert und Glarus zwischen Schwyz und Uri aufgeteilt werden. Zudem war ein eigener
Kanton Pruntrut (Jura) geplant. Dies zeigt, dass die Konservativen ebenso wenig Respekt vor
dem Selbstbestimmungsrecht der Kantone hatten wie die liberalen Freischaren. Im August
beschloss die Tagsatzung eine Revision des Bundesvertrages, im September wurden LU, SZ,
FR und VS aufgefordert, die Jesuiten auszuweisen. Nach erfolglosen Verhandlungen wählten
beide Seiten im Oktober militärische Anführer.
General Dufours Verdienste im Sonderbundskrieg
Der eigentliche Sonderbundskrieg wurde vom Sonderbund mit Angriffen auf das Tessin und das
Freiamt (AG) eröffnet, die Truppen der Tagsatzung marschierten zuerst gegen Fribourg und
Zug. FR und ZG kapitulierten kampflos. Darauf kam es in Honau, Gisikon und Meierskappel zu
Kämpfen, Luzern wurde besetzt. In den folgenden Tagen kapitulierten OW, NW, SZ, UR und
VS, Siegwart - Müller setzte sich über den Simplonpass nach Italien ab. Der Oberbefehlshaber
der Tagsatzungsarmee, General Guillaume Henri Dufour hatte seine Truppen dazu
angehalten, unnötiges Blutvergiessen zu vermeiden und auf Plünderungen und
Brandschatzungen zu verzichten. Sein Verdienst ist es, dass der Sonderbundskrieg schnell und
mit lediglich insgesamt 86 Toten und 500 Verletzten beendet und weiteres Blutvergiessen
verhindert werden konnte. Dufour ist übrigens auch Mitbegründer des Roten Kreuzes und
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Thomas Candrian
"Vater" der modernen Landeskarten (1844 - 1864, auf seine Initiative hin wurde das Bundesamt
für Landestopographie geschaffen).
Die Bundesverfassung von 1848
Nach der Niederlage des Sonderbundes sahen die liberalen und radikalen Befürworter einer
stärkeren Zentralgewalt die Gelegenheit gekommen, ihr Anliegen umzusetzen. Immerhin waren
sie besonnen genug, nicht wieder einen Einheitsstaat nach dem Vorbild der Helvetik
aufzurichten, sondern beliessen den Kantonen weitgehende Selbstbestimmung, vor allem in
Belangen, die sich als heikel erwiesen hatten (z.B. beim Schulwesen). Dankbar nahm man das
an der US-amerikanischen Verfassung orientierte bundesstaatliche Modell des Luzerners
Troxler (s. oben) auf. Trotzdem wurde die neue Verfassung nur von 15 ½ Kantonen (inkl. LU!)
angenommen, SZ, ZG, VS, UR, NW, OW, AI, TI lehnten sie ab, in FR brachte man nicht den
Mut zu einer Volksabstimmung auf.
Neue Kompetenzen des Bundes
Immerhin wurden handlungsfähige Bundesbehörden eingeführt. Der Bund sollte neu über Krieg
und Frieden, Bündnisse und Staatsverträge entscheiden und bei Streitigkeiten zwischen den
Kantonen eingreifen. Das Zoll-, Post- und Münzwesen fielen ebenfalls in die Hoheit der
Bundesbehörden. Zum Sitz der Bundesregierung wurde Bern gewählt, das sich verpflichtet
hatte, dem Bund möbilierte Amtsräume zur Verfügung zu stellen. Der erste Flügel des
Bundeshaus wurde 1857 fertiggestellt, 1885 wurde die Erweiterung um den Mittelteil mit der
charakteristischen Kuppel und den Ostflügel beschlossen, die 1902 fertiggestellt war.
Noch 1848 wurde ein Gesetz zur Übernahme der bisher privaten bzw. z.T. kantonalen
Postdienste durch den Bund erlassen. 1849 wurden die Binnenzölle abgeschafft und die Zölle
an den Landesgrenzen durch den Bund erhoben. 1850 folgte die Wiedereinführung des
Schweizer Frankens als einzige offizielle Währung in allen Kantonen. 1851 wurde die
Telegraphie eingeführt. 1855 entstand in Zürich mit dem Eidgenössischen Polytechnikum die
erste Hochschule des Bundes (heute Eidgenössische Technische Hochschule Zürich ETHZ).
Der wohl berühmteste Student an der ETHZ war Albert Einstein.
Forstwesen: Im der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der seit dem Mittelalter
betriebene Kahlschlag der Wälder forgesetzt, ab 1830 verkauften viele Gemeinden und
Kantone Staatswälder, die Bevölkerungszunahme und die einsetzende Industrialisierung mit
Dampfmaschinen erhöhten den Energiebedarf. So kamen die neuen Artikel und das
Forstgesetz zum Schutz des Waldes, die sich seither sehr bewährt haben und heute noch als
wegweisend gelten, gerade noch rechtzeitig, um weitaus Schlimmeres als die
Hochwasserschäden von 1834 und 1839 zu verhindern und eine nachhaltige Nutzung des
Waldes einzuleiten, bevor es zu spät war.
Garantie der Grundrechte: Den Schweizerbürgern wurden die Gleichheit vor dem Recht, die
Niederlassungs-, Religions-, Presse- und Vereinsfreiheit garantiert. Zudem wurde das Recht
geschaffen, dass 50'000 (heute: 100'000) Bürger mit einer Unterschriftensammlung eine
Verfassungsrevision verlangen können.
Bundeshörden: Oberstes Bundesorgan ist seit 1848 die Bundesversammlung, ein
Zweikammer - Parlament (Legislative, gesetzgebende Behörde) nach US-amerikanischem
Vorbild. Der Nationalrat repräsentiert die Bevölkerung nach Einwohnerzahl, wobei
ursprünglich 1 Nationalrat 20'000 Einwohner vertrat (1848: 111 Sitze, 1850: 120 Sitze); später
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wurde die Zahl der Nationalräte auf 200 fixiert. Die bevölkerungsstarken Kantone haben darin
ein sehr grosses Gewicht, die kleinsten Kantone stellen nur je einen Nationalrat. Im Ständerat,
auch Kleine Kammer genannt, ist jeder Kanton ungeachtet seiner Grösse mit zwei Sitzen
vertreten, Halbkantone (OW, NW, BS, BL, AR, AI) mit je einem Sitz. Bundesgesetze benötigen
die Zustimmung beider Kammern, sodass die kleinen Kantone faktisch über eine Sperrminorität
verfügen, die gelegentlich zum Tragen kommt. Die beiden Kammern der Bundesversammlung
treffen sich mehrmals jährlich zu mehrwöchigen Sessionen (Parlamentssitzungen) und
dazwischen zu vorbereitenden Sitzungen ihrer Kommissionen. Berufsparlamentarier kennt die
Schweiz im Gegensatz zu den meisten anderen Staaten bis heute nicht.
Die Exekutive heisst bei uns Bundesrat. Der Bundesrat besteht aus sieben vollamtlichen
Mitgliedern (im Ausland würde man sie als Minister bezeichnen), die je einen Bereich der
Bundesverwaltung führen und wichtige Entscheide gemeinsam treffen (Kollegialitätsprinzip).
Das Amt des Bundespräsidenten wird reihum während je eines Jahres von einem der
Bundesräte ausgeübt und umfasst fast ausschliesslich repräsentative Aufgaben vom Empfang
ausländischer Staatsgäste bis zur Neujahrsansprache. Einen starken Ministerpräsidenten
wie in den meisten europäischen Ländern oder einen starken Präsidenten wie in den
USA gibt es in der Schweiz nicht. Der Bundeskanzler hat nicht wie in Deutschland die Rolle
eines Ministerpräsidenten, sondern nimmt an den Bundesratssitzungen als Sekretär ohne
Stimmrecht teil und tritt gelegentlich in der Funktion eines obersten Pressesprechers in
Erscheinung.
Die Judikative, das Bundesgericht hatte 1848 noch eine geringere Bedeutung als heute, weil
damals weder ein einheitliches Strafrecht noch ein einheitliches Zivilgesetzbuch vorlag. Es
sollte zunächst vor allem Streitigkeiten zwischen den Kantonen regeln. Heute werden allfällige
Probleme zwischen den Kantonen in aller Regel durch Verhandlungen gelöst, umgekehrt hat
das Bundesgericht als letzte Instanz in zivil- oder strafrechtlichen Fällen, bei denen eine Partei
das Urteil der kantonalen Gerichte nicht akzeptieren will, eine grosse Bedeutung. Zudem haben
die Urteile des Bundesgerichtes Grundsatzcharakter: Da nicht jeder Spezialfall in einem Gesetz
bis ins letzte Detail geregelt werden kann, legen die Gerichte die Gesetze in solchen Fällen
nach ihrem Ermessen aus. Kantonale Gerichte orientieren sich jeweils in späteren, ähnlichen
Fällen dann an der Bundesgerichtspraxis.
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Thomas Candrian
Quellen / Literatur
Artikel in der Wikipedia
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19. Jahrhundert
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Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten
Staaten
Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts
USPD
Wilhelm II. (Deutsches Reich)
Zeitalter der Aufklärung
Zeitalter des Imperialismus
Zeittafel zur Französischen Revolution
Unterrichtsstoff KBMS
de.encarta.msn.com/media 121623761/Zeittafel Napoleon.html
www.dhm.de/lemo/html/wk1/index.html
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www.geschichte-schweiz.ch
www.geschichtsforum.de
www.wissenschaft.de
www.epoche-napoleon.de
www.unki.de
Hartmann, Peter C, - Geschichte Frankreichs
Wolfgang Schmale - Geschichte Frankreichs
Thamer, Hans-Ulrich - Die Französische Revolution
Leo Trotzki - Geschichte Der Russischen Revolution
Deutschland & Europa - Ausgabe 11.1997 - 1848-49 Revolution
Andreas Wirsching - Deutsche Geschichte Im 20. Jahrhundert
Jürgen Kochendörfer, Erhard Rumpf - Geschichte und Geschehen
Morel - Aufklärung oder Indoktrination
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