Thomas Candrian Zusammenfassung Landwirtschaftliche Revolution und Industrialisierung 1810 - 1880 Geschichte 13.05.2016 D:\75898001.doc Thomas Candrian Inhalt INHALT 2 ÜBERSICHT 3 DAS LANGE 19. JAHRHUNDERT 5 INDUSTRIALISIERUNG 6 Wissenschaften 6 NATIONALISMUS 9 KOLONIALISIERUNG 11 BILDUNG 12 ZEITTAFEL 13 DIE SCHWEIZ VOR UND WÄHREND DER IMPERIALZEIT 15 Die heute gültigen Grenzen der Schweiz 15 Der Weg zum modernen demokratischen Bundesstaat 15 Die Idee vom Bundesstaat (1833) 15 Vereinheitlichung von Mass und Gewicht 16 Provokationen und Machtkampf zwischen Konservativen und Liberalen 16 Konservativer Umschwung im reformierten Zürich 17 Die Klosteraufhebung im Aargau (1841) 17 Freischarenzüge 17 Der Sonderbundskrieg 17 Liberaler Umschwung in Bern, Genf und Basel 18 Hilferuf der Sonderbundskantone an Österreich 18 General Dufours Verdienste im Sonderbundskrieg 18 Die Bundesverfassung von 1848 19 Neue Kompetenzen des Bundes 19 QUELLEN / LITERATUR 21 Seite 2 Thomas Candrian Übersicht Ab ca. 1750 nimmt die Bevölkerung in Europa rasant zu. Im Zuge der Aufklärung wurden einige Neuerungen, vor allem in England, eingeführt: Neue medizinische Erkenntnisse Hygiene Holz und Lehm wurde durch Backstein ersetzt Beseitigung von Eheverboten Bessere Ernährung Diese neuen Faktoren führten zu bedeutend weniger Todesfällen und die Kindersterblichkeit ging stark zurück. Die folge war die sich schnell vermehrende Bevölkerung. Durch diese Zunahme mussten dementsprechend auchmehr Lebensmittel hergestellt werden. Dies führte zur Landwirtschaftlichen Revolution: Technische Hilfsmittel Düngung Züchtung Fruchtwechsel statt Brachland Vieh- und Milchwirtschaft Aber es mussten auch mehr Kleider und mehr Dinge des Täglichen Bedarfs hergestellt werden. Manufakturen konnten diese nicht mehr bewältigen. Es entstanden nach der Erfindung der Dampfmaschinen immer mehr Firmen, man geleitete ins Zeitalter der Industrialisierung. Folgende Faktoren waren ausschlaggebend: Aufklärung Technik Rohstoffe waren vorhanden Kapital war vorhanden Verkehrswege waren vorhanden, flache Landschaften, Häfen politische Freiheiten wirtschaftliche Freiheiten Calvinismus Die Fabriken benötigten aber auch mehr Rohstoffe. Diese konnten z.T. durch bessere Anbaubedingungen gewonnen werden, mussten aber auch durch Importe aus anderen Erdteilen gedeckt werden (z.B. Baumwolle). Daher wurde durch die Europäischen Staaten die Kolonialisierung vorangetrieben, um die Finanzen zu verbessern und die Macht auf der Welt auszubreiten. Vorreitend für diese Entwicklung war England, aber auch Dänemark, Portugal, Spanien und die Franzosen waren gut dabei. Aus der Entstehung der Hochindustrie bildeten sich soziale Spannungen. Die Arbeiter wollten nicht mehr wie Zahlen behandelt werden und auch einen besseren Lebensstandard erreichen. Sie arbeiteten 16 oder mehr Stunden am Tag und hatten so gut wie keine Rechte. Die Fabrikbesitzer bekämpften diese Tendenzen jedoch soweit möglich. Seite 3 Thomas Candrian Daraus entstanden die Arbeiterbewegungen als Gewerkschaften, welche die Anliegen der Arbeiter versuchten umzusetzen. Zu dieser Zeit waren die Arbeiter noch wenig oder gar nicht in die politischen Prozesse integriert. Daher entstanden die Arbeiterparteien, welche die Macht der Massen versuchte in neue Gesetze umzuformen. Diese Spannungen zwischen den armen Arbeitern und den reichen Fabrikbesitzern nennt man soziale Frage. Es gab etliche Versuche, diese Spannungen zu entlasten. Es wurden mehrere Theorien aufgestellt, welche die Probleme lösen sollten. Die bekannteste davon war der Marxismus. Kar Marx war der Meinung, dass es folgene Änderungen brauche, um die Probleme zu lösen: Privateigentum an Produktionsmitteln führt zu Ausbeutung des Proletariats und muss abgeschafft werden Verstaatlichung. Es braucht staatliche Pläne für die Wirtschaft (Planwirtschaft) Geschichte ist ein dauernder Kampf zwischen Oberschicht und Unterschicht und kann nur dadurch gebrochen werden, dass alle Klassenunterschiede abgeschafft würden. Die Unternehmer waren in 2 Lager gespalten: Soziale Arbeitgebergruppe mehr Lohn Gewinnbeteiligungen bessere Arbeitszeiten Krankenversichrungen Unsozoale Abrbeitgebergruppe Machtgierig Reichtumsgier Unterdrüchung Kosten niedrig halten, wenig Lohn, lange Arbeitszeit Die Übergänge waren selbstverständlich fliessend, des weiteren muss man bedenken dass es grosse wirtschaftliche Zwänge gab, welche den Spielraum eng hielten. Die Gewerkschaften Zusammenschluss der Arbeiter um mehr erreiche zu können. bessere Arbeitsbedingungen bessere Löhne Streiks Daher bekamen die Gewerkschaften ab 1900 sehr starken Zulauf Die Arbeiterparteien Zusamenschluss von politisch interessierten Arbeitern Einfluss auf die Politik Schrittweise veränderung der Verhältnisse zu Gunsten der Arbeiter Lehre von Marx umsetzen Seite 4 Thomas Candrian Das lange 19. Jahrhundert In der modernen Forschung entspricht die Epoche 19. Jahrhundert allerdings nicht den Jahren 1801–1900. Vielmehr ist es mittlerweile wissenschaftlicher Konsens von einem „Langen 19. Jahrhundert“ zu sprechen. Üblicherweise lässt man dieses in etwa mit der französischen Revolution von 1789 beginnen und mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 (bzw. mit dem Epochenjahr 1917) enden. Das 19. Jahrhundert in diesem Sinn bildet damit die historische Phase zwischen der frühen Neuzeit auf der einen Seite und dem „kurzen 20. Jahrhundert“ (1914–1989/90) auf der anderen Seite. Aus verschiedenen Gründen kann das 19. Jahrhundert den Charakter einer eigenen Epoche beanspruchen. Es war die Zeit, in der sich die Industrialisierung und die kapitalistische Wirtschaftsweise vor allem in Europa und Nordamerika durchsetzten. Mit dem Imperialismus erreichte die direkte und indirekte Dominanz Europas in der Welt ihren Höhepunkt. Innerhalb der sich industrialisierenden Gesellschaften veränderten sich die Lebensweisen teilweise dramatisch. Der soziale Wandel zerstörte hergebrachte Verhaltens- und Denkweisen. Die Verkehrsrevolution und die Suche nach Arbeit erhöhten die Mobilität. Die Städte wuchsen nicht nur in quantitativer Hinsicht, sondern mit der Urbanisierung begann sich eine spezifisch neuzeitliche städtische Lebensweise durchzusetzen. Das lange 19. Jahrhundert war in vieler Hinsicht das Jahrhundert des Bürgertums und der bürgerlichen Gesellschaft. Das Besitz- und Bildungsbürgertum prägte im Wesentlichen Kunst, Kultur, Geistesgeschichte, aber etwa mit dem Nationalismus und dem Liberalismus auch die politische Kultur. Im weiteren Verlauf entwickelte sich auch die Arbeiterbevölkerung zu einer gesellschaftlich prägenden Schicht. Arbeiterbewegung und Sozialismus wurden zu zentralen Begriffen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dagegen verloren der Adel und die Landbevölkerung tendenziell an Bedeutung. Auch in Hinblick auf die dominierende politische Organisationsform des Nationalstaats unterscheidet sich das 19. Jahrhundert von der absolutistisch-feudalistischen Frühen Neuzeit auf der einen Seite und einem „postnationalen“ späten 20. Jahrhundert auf der anderen Seite. Seite 5 Thomas Candrian Industrialisierung Entscheidende Bedeutung für die Ausbildung des Nationalstaates gewinnt im Verlauf des 19. Jahrhunderts die Industrialisierung, die ein Ringen um wirtschaftliche Macht zwischen Europas Nationen auslöst. Im 18. Jahrhundert suchen die Regenten Europas nach Möglichkeiten, ihre Staatshaushalte zu sanieren – Staatshaushalte, die im Wesentlichen ihre persönlichen familiären Haushalte sind. Geld leihen sie sich von privaten Finanziers, Steuereinnahmen erhöhen sie, soweit dies geht, im besonderen Fall ziehen sie Geld aus der kursierenden Münze. Es geht aus der Sicht der Haushalte des 17. und 18. Jahrhunderts darum, den Abfluss von Edelmetall ins Ausland zu verhindern. Infrastrukturmaßnahmen, wie die Ansiedlung von Manufakturen, bleiben im 18. Jahrhundert von den Regenten gesteuerte Maßnahmen. Der Kameralismus entwickelt sich als eigene Wissenschaft der wirtschaftlichen Sanierung eines Territoriums durch den Landesherrn. Mit dem 19. Jahrhundert verändert sich die Sicht auf wirtschaftliche Entwicklungen. Großbritannien wird als Kolonialmacht und als Land der hier früh einsetzenden Industrialisierung bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Wirtschaftsimperium. Amsterdam verliert seine Stellung als zentraler Handelsplatz. London, die Hauptstadt des Commonwealth, übernimmt diese Position. Die Konkurrenz richtet sich politisch in der Frage des Nationalismus auf Frankreich aus, wirtschaftlich und militärisch jedoch auf das industrialisierte und hochgerüstete Großbritannien. Ohne die Industrialisierung, wie sie England leistete, kann das aufstrebende Preußen, die Kernmacht des neuen deutschen Reichs, Großbritannien keine Flotte entgegen stellen, und ohne eine Flotte wird die neue Nation keine Chance haben, noch Kolonien zu akquirieren. Europas Nationen müssen die Rahmenbedingungen für die Industrialisierung stellen, wollen sie einander gegenüber bestehen. Wissenschaften Massiv zeichnen sich die skizzierten Veränderungen im Wissenschaftsbetrieb ab: Bis in das 18. Jahrhundert hinein wurden die Wissenschaften an kirchlichen und landesherrlichen Institutionen unterrichtet. Die Fächer Theologie, Jurisprudenz, Medizin und Philosophie teilten den Wissenschaftsbetrieb unter sich auf. Nationale Akademien der Wissenschaften kamen mit dem 17. Jahrhundert ins Spiel und gaben der „Gelehrtenrepublik“ neue Dachstrukturen. Die Naturwissenschaften blieben jedoch bis in das späte 18. Jahrhundert trotz der spektakulären Erkenntnisse seit Galilei und Newton eine Domäne für Liebhaber. Es gibt für sie im 18. Jahrhundert keinen wirtschaftlichen Nutzen und keine Berufe, in denen sie sich auszahlen könnten. Die Sicht auf die Naturwissenschaften ändert sich im 18. Jahrhundert maßgeblich durch die Leistungen der Royal Society, die als Wissenslieferantin den Aufbau der Kolonien begleitet. Die Verbesserung der Navigation und ihr dienend der Zeitmessung, die Sammlung geographischer Informationen gehören zu den ersten Angeboten der auf die Naturwissenschaften ausgerichteten wissenschaftlichen Gesellschaft. Verbesserungen landwirtschaftlicher Anbauverfahren, die am Ende wirtschaftliche Profite abwerfen, kommen als Errungenschaft der Wissenschaften im späten 18. Jahrhundert in die Diskussion. Mit der Industrialisierung wird in den Nationen Europas Seite 6 Thomas Candrian diskutabel, dass technische Universitäten aufgebaut werden müssen, um Grundlagenwissen zu produzieren. Das alte Gefüge der Wissenschaften wird aufgebrochen: Die Naturwissenschaften beliefern die technischen Wissenschaften mit Erkenntnis, die Ingenieurwissenschaften greifen in die Praxis ein, die Geisteswissenschaften werden aufgebaut, um die großen gesellschaftlichen Debattengegenstände mit einer hierarchisierbaren Diskussion auszustatten: Die Geschichte, die Literatur, die Kunst, die Musik werden Bereiche des Universitätsbetriebs, Sozialwissenschaften kommen im 19. Jahrhundert hinzu, behalten aber einen Außenseiterstatus. Den wichtigsten organisatorischen Modernisierungsschub bringt in Frankreich die Französische Revolution. Napoléon Bonaparte verbreitet zu Beginn des 19. Jahrhunderts in seinen Eroberungsfeldzügen die Ideen der Französischen Revolution europaweit. Der Code Civil, die bürgerlichen Gesetzesgrundlagen werden in seinem zeitweiligen Herrschaftsbereich ausgebreitet. Trotz dem Versuch der europäischen Fürsten, mit der Politik der Restauration nach dem Wiener Kongress von 1815 die bürgerlichen Fortschritte rückgängig zu machen, bleiben die neuen Ideen von nationaler Einheit und liberaleren Rechten in den Gesellschaften Europas, vor allem unter den intellektuellen Eliten, festgesetzt. Großbritannien ist seit 1703 vereinigt und verfügt seit der Glorious Revolution über eine funktionale Machtaufteilung zwischen König, Parlament und Parteiensystem. Modernisierungsschübe, wie sie Frankreich nahm, folgen in Großbritannien glimpflich, insbesondere da die wachsende Prosperität Konflikte in der Klassengesellschaft entschärft. Großbritannien kann seine Vorreiterrolle als Wirtschaftsmacht bis an das Ende des Jahrhunderts verteidigen. Der katholische Mittelmeerraum kam mit der Neuzeit in ein technologisches Hintertreffen gegenüber den nördlicheren Nationen. Das 19. Jahrhundert bringt Griechenland und Italien nationale Bewegungen und den Aufbau moderner staatlicher Strukturen. Die USA haben 1776 die nationale Unabhängigkeit errungen, bleiben jedoch bis Mitte des 19. Jahrhunderts technologisch rückständig. Hiefür ist sowohl die Sklaverei verantwortlich, die den Aufbau einer industrialisierten Gesellschaft lange entbehrlich macht wie die Ausrichtung des Südens auf eine agrarische Produktion. Einen technologischen Schub brachte der Bürgerkrieg Mitte des 19. Jahrhunderts mit sich. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts steht insbesondere in den Nordstaaten unter dem Zeichen einer wirtschaftlichen Aufholjagd. Der Kapitalismus findet mit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten von Amerika dank der schieren Größe des Wirtschaftsraums, dem Bevölkerungszuwachs und der sehr viel freieren Entwicklungsmöglichkeiten im Kulturraum eine eigene Ausprägung. Eigene Kolonien bauten die USA dabei nicht auf, als zukunftweisend erwies sich dagegen eine Politik gegenüber dem „Hinterhof“ der USA – die zweite Erschließung Südamerikas durch amerikanische Konzerne. Südamerika prosperierte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend durch europäische Emigranten, die die wirtschaftliche Erschließung vorantrieben, bleibt jedoch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hinter Nordamerika zurück. Afrika und Asien geraten im 19. Jahrhundert in ein epochales Abseits, aus dem Ende des 19. Jahrhunderts allein Japan als zukünftige Wirtschafts- und Militärmacht heraustritt. Seite 7 Thomas Candrian Das Jahr 1816 geht als Jahr ohne Sommer in die Klimageschichte ein: der Ausbruch eines Vulkans in Indonesien im April 1815 hat zur Folge, dass in Nordamerika und Europa im Juli und August Temperaturen unter Null Grad herrschten. Seite 8 Thomas Candrian Nationalismus Wenn man einmal von gewissen Vorläufern absieht ist der Nationalismus eine Entwicklung der europäischen Neuzeit. Deren Vorläufer im Mittelalter waren Personalverbände, die aufgrund ihrer Orientierung und Abhängigkeit auf einen Herrscher, eine Dynastie oder einen genossenschaftlich organisierten Herrschaftsverband auf die Kriterien, die einen Staat ausmachen, weitgehend verzichten konnten. Sie stabilisierten sich über die persönliche Bindung zwischen Herrschenden und Untertanen. Die Idee des Nationalstaates entstand während des 18. Jahrhunderts, als sich infolge großer Staatsverschuldung, hoher Steuern (Absolutismus, Merkantilismus) und heftiger Kriege (Österreichischer Erbfolgekrieg, Siebenjähriger Krieg) die Situation der Bevölkerung stark verschlechterte und radikale Ideen Zulauf fanden und sich vermischten (Demokratie, Nationalismus, Sozialismus, Liberalismus). Für die schlechteren Lebensverhältnisse wurden häufig ethnische oder kulturelle Minderheiten kollektiv verantwortlich gemacht. Kurz nach der Französischen Revolution kam es daher zu Terrorherrschaft und Koalitionskriegen. Der Nationalstaat wurde als neue politische Institution aufgebaut. Er forderte neue Themen, neue Bildungssysteme, neue wirtschaftliche Strukturen, eine neue Vorstellung seitens derer, die in ihm lebten: die Bereitschaft, sich als Bürger zu sehen und sich dementsprechend zu organisieren. Herrschaft geht im 18. Jahrhundert noch von den Herrschaftshäusern und politischen Parteiungen aus, sowie von mächtigen Adeligen, die hinter den Parteiungen stehen. Ende des 19. Jahrhunderts sind militärische Niederlagen dann mit enormen nationalen Gesichtsverlusten verbunden. Ein deutsches Heer zieht 1870 durch Frankreich und erzwingt in Versailles, dem traditionellen Ort der von Frankreich ausgehenden Herrschaft, ein Eingeständnis der Niederlage, das als nationale Schmach empfunden werden muss (und 1918 eine internationale Gegenantwort, eine verheerende Demütigung Deutschlands nach sich zieht). Im Wiener Kongress 1815 wurde das politische Europa neu geordnet. Die Staaten des vormaligen Heiligen Römischen Reiches in den Grenzen von 1783 mit Ausnahme von Belgien formten den Deutschen Bund als losen Zusammenschluss unabhängiger deutscher Fürstentümer einschließlich der mächtigen Monarchien Preußen und Österreich. Auf Initiative Russlands wurde im September 1815 zusammen mit Österreich und Preußen die Heilige Allianz gegründet, der sich in kurzer Zeit fast alle europäischen Staaten anschlossen. Das Bündnis hatte eine europäische Friedensordnung und die Durchsetzung der Restauration in den europäischen Fürstentümern zum Ziel. Es zerfiel erst in Folge des Pariser Friedens von 1856, als nach dem Krimkrieg die Mächtekonstellation in Europa wieder neu geordnet wurde. Europäer eroberten und kolonisierten große Teile von Afrika und Asien. Massenauswanderungswellen von Europa in die USA in Folge von Hungersnöten (vor allem in Irland) oder von politischer Unterdrückung und Verfolgung. Politische Revolutionen und Verfassungsreformen in Europa beschränkten die Monarchien zugunsten demokratischer beziehungsweise liberaler Reformen. (siehe: Julirevolution 1830 in Seite 9 Thomas Candrian Frankreich, Februarrevolution 1848 in Frankreich, Märzrevolution 1848 in den Staaten des Deutschen Bundes, in Ungarn, Österreich, den italienischen Staaten unter anderem) Im Krimkrieg von 1853 bis 1856 versuchte Russland gegen das Osmanische Reich seinen Machteinfluss auf das östliche Mittelmeer und den Balkan auszudehnen. Russland unterlag letztlich gegen die alliierten Armeen der Osmanen, Großbritanniens, Frankreichs und SardinienPiemonts beim Kampf um Sewastopol. Durch den Frieden von Paris 1856 zerbrach die Heilige Allianz zwischen Preußen, Österreich und Russland. Die europäische Mächtekonstellation wurde neu strukturiert. Preußen erlangte die Dominanz im Deutschen Bund. Österreichs machtpolitischer Einfluss in Europa wurde nachhaltig geschwächt, was unter anderem zum Erstarken der italienischen Einigungsbewegung (Risorgimento) unter sardinischer Dominanz führte. Nach der Niederlage Frankreichs im deutsch-französischen Krieg und dem Sturz von Kaiser Napoleon III. kam es in Paris zur ersten proletarisch-sozialistischen Revolution, der Pariser Kommune, die nach kurzer Zeit niedergeschlagen wurde. 1871 wurde in Folge der deutschen Einigungskriege, zuletzt nach dem Sieg des von Preußen dominierten Norddeutschen Bundes über Frankreich, das Deutsche Kaiserreich unter Kaiser Wilhelm I. als kleindeutsche Variante (ohne Österreich) ausgerufen. Der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck schuf mit einem komplexen internationalen Bündnissystem ein europäisches Sicherheitssystem, das einige Jahrzehnte stabil blieb. Innenpolitisch war er mit den Sozialistengesetzen und dem Kulturkampf etwas weniger erfolgreich. Den Wahlerfolgen der Sozialdemokraten stellte Bismarck eine für die Zeit relativ moderne Sozialgesetzgebung entgegen. 1861 kam es zur Vereinigung der italienischen Fürstentümer als Königreich Italien unter sardinischer Führung. Viktor Emanuel II. wurde zum italienischen König ausgerufen. 1870 kam es nach der Einnahme Roms und dem Sieg über den Kirchenstaat nach einer über ein halbes Jahrhundert andauernden Epoche verschiedener Aufstände, Revolutionen und Kriege in Italien zur Vollendung der italienischen Einigung (siehe: Risorgimento) Karl Marx verfasste 1848 zusammen mit Friedrich Engels das Kommunistische Manifest, das die Arbeiter zur revolutionären Überwindung des Kapitalismus mobilisieren sollte. Die Arbeiterbewegung begann sich in Arbeitervereinen und Gewerkschaften zu organisieren. Ab Mitte des Jahrhunderts wurden am Marxismus orientierte sozialistische und sozialdemokratische Parteien gegründet. (siehe: Kommunistische Partei) Briefmarken wurden in Großbritannien und bald darauf in vielen anderen Ländern eingeführt. Die Inquisition wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beendet. Danach existierte beim Vatikan aber noch bis 1965 die Kongregation des heiligen Offiziums. Dies war die Nachfolgeinstitution der Heiligen Inquisition. Seite 10 Thomas Candrian Kolonialisierung Der Kolonialismus des 19. Jahrhunderts geht im Wesentlichen bis in das 16. und 17. Jahrhundert zurück, er weist jedoch gänzlich neue Züge auf. Spanien und Portugal nutzten ihre Kolonien vordringlich, um Gold aus ihnen zu beziehen – das Edelmetall war von kurzem Profit, der Goldfluss führte zu einem Preisverfall. Private Kapitalgesellschaften bilden das Rückgrat des britischen Kolonialismus. Der Staat deckt sie durch den Aufbau der Nationalbank. In den Kolonien baut der erstarkende Staat Substrukturen seiner selbst auf: Eigene Bildungszentren, eine eigene ständige Armee als Ordnungsmacht, eigene staatliche Strukturen, aus denen im 20. Jahrhundert führende Nationen der Dritten Welt hervorgehen. Der Wettstreit der Nationen um Kolonien wird im 19. Jahrhundert zum zentralen Thema europäischer nationaler Selbstwahrnehmung. Große Projekte wie der Bau des Sueskanals werden zu Kristallisationspunkten des neuen Bewusstseins. Die eigene, europäische Überlegenheit gegenüber dem kolonialen Raum schafft einen Rassismus, der im 18. Jahrhundert nicht bestand, und ein eigenes Feld der Kulturtheorie, in dem es um die Frage geht, unter welcher Bedingung sich Kulturnationen entwickeln. Innerhalb der einzelnen Länder wird die Industrialisierung und die Erschließung der Kohlevorkommen zum Gegenpol des Kolonialismus. Zu verarbeitende Güter werden importiert, Energiereserven müssen im Land für ihre Verarbeitung erschlossen werden. Die Kohlevorkommen im Norden und Westen Englands, Lothringens und des Rheinlands werden der Reihe nach wirtschaftlich nutzbar gemacht. Großbritannien muss sich Ende des 19. Jahrhunderts der wirtschaftlichen Konkurrenz des erstarkten europäischen Kontinents stellen. Zutrittsbedingungen zu den Berufen werden liberalisiert. Neuansiedlungen von Unternehmen werden gefördert. Ein neues Verständnis staatsbürgerlicher Initiative und privaten Unternehmertums ist die Folge. Das Bürgertum wird zur treibenden, initiativen Kraft. Es schafft neue Organisationsformen, Berufsverbände und ein komplexes Geflecht an Gesellschaften und Interessengruppen, die das wirtschaftliche Leben bestimmen und den kulturellen Austausch prägen. Eines der wichtigsten Probleme, das die Französische Revolution Europas Nationen hinterließ, war das der stabilen sozialen Ordnung. Eigene Ideologien nehmen sich im 19. Jahrhundert der zentralen Frage der sozialen Mobilität und ihrer konfliktfreien Gewährleistung an – der Positivismus, der anfänglich der Französischen Revolution nahe steht und dann mit dem Liberalismus einher geht, begründet die Soziologie als Wissenschaft des geregelten und für die Menschheit fruchtbaren Zusammenlebens. Der Sozialismus und der Kommunismus knüpfen weiterreichende politische Forderungen an die Entwicklung der Staaten. Seite 11 Thomas Candrian Bildung Eine ganz andere Lösung des Problems sozialer Mobilität richtet sich mit den Bildungssystemen ein. Die Nationen Europas garantieren ihren Bürgern – unabhängig von Schicht und Konfession – gleiche Aufstiegschancen. Statt der Revolution einer Klasse kann das Individuum versuchen, sich in privater Initiative empor zu arbeiten. Die Chancen dazu muss das Bildungssystem liefern, das geöffnet wird: Die Schulpflicht wird eingeführt, wobei die von öffentlicher Hand geförderten Bildungseinrichtungen Jungen vorbehalten sind. Zu sozialer Unruhe führt das neue System dabei gerade nicht: Jeder einzelne kann theoretisch aufsteigen, wenn er den entsprechenden Bildungsweg nimmt. Praktisch haben die finanzstarken Schichten des Bürgertums und des Adels nicht wettzumachende Vorteile, ihren (männlichen) Kindern in den nationalstaatlich organisierten Bildungssystemen die optimalen Startbedingungen zu geben. Arbeiterkinder werden frühzeitig aus der Schulbildung genommen, um für den Familienunterhalt zu sorgen. Zudem hatten bei Kindern auf dem Land der Hof und die Ernte immer Vorrang vor der Schulpflicht. Mindestens so wichtig für die soziale Stabilisierung werden die nationalen Diskussionsthemen, die in den Schulunterricht eingeführt werden. Sie sorgen für ein tiefer gehendes Klassenbewusstsein. Über Kunst, Literatur und Musik spricht man in den oberen Schichten – gebildet. In den unteren Schichten bietet eine populäre Kultur eigene Diskursgegenstände an mit dem Ergebnis, dass eine Vermischung der Schichten für alle Beteiligten unattraktiv wird. Man teilt die Themen nicht, die in den verschiedenen Schichten interessant sind, sobald man Schichten wechselt. Die Schulbildung und alle nationalen Debatten blieben im 18. Jahrhundert mit religiösen Themen ausgestattet. Die Religionen stellten entscheidend die Öffentlichkeit her, innerhalb derer Diskussionen stattfinden konnten. Europas Landkarte war nicht nur territorial zersplittert, sie war zudem nach den drei Konfessionen geteilt, ohne dass dabei ein einheitliches Muster zustande kam. Die Konflikte zwischen den Nationen deckten sich nicht mit der konfessionellen Landkarte. Konflikte einzelner Nationen mit Interessengruppen, die konfessionell gebunden waren, führten in der Regel darum immer sofort auch Konflikte zwischen den Nationen herbei, die sich für die benachteiligten religiösen Gruppen verantwortlicher fühlten. Anfang des 19. Jahrhunderts erfasst eine Säkularisations-Welle Kontinentaleuropa. Die Kirche wird dem Staat untergeordnet. Der Nationalstaat des 19. Jahrhunderts führt die Gleichberechtigung der Religionen ein, bevor er den Bürgern gänzliche Freiheit des Bekenntnisses einräumt. Von entscheidender Bedeutung wird diese Entwicklung für Europas Juden, die bislang in allen Territorien eine diskriminierte Minderheit waren. Wohl finden sie auch jetzt kaum Zugang zu Positionen in Militär und Politik, doch können sie in Wirtschaft und Bildung zunehmend frei investieren und eine eigene Bedeutung in der Gesellschaft damit entwickeln. Seite 12 Thomas Candrian Zeittafel 1810 1812 1813 Frédéric Chopin wird geboren. Russlandfeldzug Napoleons; Krieg zwischen Großbritannien und USA Beginn der Befreiungskriege (Europa gegen Napoleon) und Völkerschlacht bei Leipzig 1814 Alliierte besetzen Paris; Napoleon wird nach Elba verbannt; Beginn des Wiener Kongresses 1815 Napoleons Herrschaft der Hundert Tage; Schlacht von Waterloo; zweite Verbannung Napoleons (nach St. Helena); Frieden zwischen Großbritannien und den USA; Wiener Kongress; Gründung des Deutschen Bundes; erste Burschenschaften 1817 Wartburgfest 1819 Karlsbader Beschlüsse 1821–1829 Griechischer Unabhängigkeitskrieg 1827 Beethoven starb 1830 Julirevolution in Frankreich 1831 Sklavenaufstand in Virginia unter Nat Turner; Gründung der New England Anti-Slavery Society 1832 Hambacher Fest 1836 Der Bund der Gerechten wird gegründet 1847 Gründung des Bundes der Kommunisten, an dessen Konstituierung Karl Marx und Friedrich Engels maßgeblich beteiligt sind, in London 1848 Karl Marx und Friedrich Engels veröffentlichen das Kommunistische Manifest 1848 bis 1851 Schleswig-Holsteinischer Krieg zwischen Preußen und Dänemark Hungerkrisen, soziale Unruhen und Revolutionen in Irland, Polen, Frankreich, Österreich und Deutschland, Chartistenbewegung in England 1848 Deutsche Revolution, Paulskirchenverfassung 1849 Chopin stirbt mit 39 Jahren. 1848-1849 Revolution und Freiheitskampf in Ungarn Der 1848 zum Staatspräsidenten Frankreichs gewählte Louis Napoleon lässt sich 1852 zum Kaiser Napoléon III. ausrufen und begründet das Zweite französische Kaiserreich 1850 Der Frieden von Berlin am 2. Juli 1850 beendet den SchleswigHolsteinischen Krieg zwischen Preußen und Dänemark 1853 bis 1856 Krimkrieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich, England, Frankreich und Piemont-Sardinien 1853 werden die japanischen Häfen für den Handel mit dem Westen geöffnet 1856 Der Pariser Frieden 1856 als Folge des Krimkriegs führt zu einer Neuordnung Europas 1857 bis 1859 entwickelt sich die erste Weltwirtschaftskrise. 1861 bis 1865 US-amerikanischer Bürgerkrieg zwischen den konföderierten Südstaaten der USA und der Union, den Nordstaaten 1861- 1867 Französische Intervention in Mexiko, Ausrufung des zweiten Kaiserreichs von Mexiko Seite 13 Thomas Candrian 1863 sogenannter "Deutscher Einigungskrieg" Preußens gegen Dänemark („Deutsch-Dänischer Krieg“) 1864 bis 1870 Tripel-Allianz-Krieg (Argentinien, Brasilien und Uruguay gegen Paraguay) 1866 sogenannter "Deutscher Einigungskrieg" Preußens gegen Österreich („Deutscher Krieg“) 1866 Gründung des Norddeutschen Bundes als Vorgänger des Deutschen Kaiserreiches 1869 Eröffnung des Suezkanals, der den Seeweg von Europa nach Indien/Asien so verkürzt, dass man nicht mehr um das Kap der guten Hoffnung fahren muss. 1870–1871 Deutsch-Französischer Krieg 1871 18. Januar 1871Gründung des Deutschen Reiches 1871 Erste sozialistische Revolution in Frankreich (siehe Pariser Kommune) 1873 Dreikaiserabkommen (Deutschland, Österreich, Russland) in Berlin geschlossen 1875 Im Deutschen Reich schließen sich in Gotha der von Ferdinand Lassalle 1863 gegründete Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) und die von Wilhelm Liebknecht und August Bebel 1869 gegründete Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) zusammen, die 1890 in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) umbenannt wurde 1876 Schlacht am Little Bighorn River Das siebte US-amerikanische Kavallerieregiment unter George A. Custer wird von Indianern der Sioux und Cheyenne unter ihren Führern Sitting Bull und Crazy Horse geschlagen 1878 Sozialistengesetz Bismarcks gegen die Sozialdemokratie 1878 Österreich besetzt Bosnien und Herzegowina 1882 Der 1879 zwischen Deutschland und Österreich geschlossene Zweibund wird durch den Beitritt Italiens zum Dreibund erweitert (bis 1914/15). 1881 bis 1889 Einführung der Bismarckschen Sozialgesetze in Deutschland Kranken, Unfall-, Renten- und Invaliditätsversicherung 1894/95 Erster Japanisch-Chinesischer Krieg 1898 Spanisch-Amerikanischer Krieg Seite 14 Thomas Candrian Die Schweiz vor und während der Imperialzeit Die heute gültigen Grenzen der Schweiz Das Wallis und Genf waren vor 1798 zugewandte Orte gewesen, Neuenburg war von alters her im Besitz der französischen Adelshauses Orléans-Longueville gewesen, 1510 - 1529 von Bern, Solothurn, Fribourg und Luzern besetzt worden und wurde 1598 von Frankreich und Spanien als zugewandter Ort der Eidgenossenschaft anerkannt. Seit 1648 hatten die 3 Stände in Neuenburg ein Mitspracherecht, sie wählten 1707 nach dem Aussterben des Fürstenhauses Orléans-Longueville den König von Preussen zu ihrem Landesherrn. Dies war ganz im Sinne Berns, denn Preussen war protestantisch und weit weg. Während der Helvetik und Mediation waren das Wallis, Genf, Neuenburg und das Fürstbistum Basel (Teile des Elsass und heutiger Kanton Jura) Frankreich einverleibt worden. Die Siegermächte hatten alles Interesse dass sich diese Gebiete von Frankreich lösten und als eigenständige Kantone zur Schweiz kamen. Nur das Elsass blieb bei Frankreich. Neuenburg erhielt einen Sonderstatus, es war bis 1857 sowohl ein Kanton der Schweiz als auch ein preussisches Fürstentum! Bern erreichte, dass ihm der heutige Kanton Jura gewissermassen als Ersatz für die verlorene Waadt zugeschlagen wurde. Die ehemals zugewandten Orte Mulhouse (Elsass) und Rottweil (Süddeutschland) sowie die bündnerischen Untertanengebiete Veltlin, Bormio und Chiavenna gingen der Schweiz definitiv verloren. Insgesamt konnte ein Rückfall in die Zeit vor 1798 wenigstens für die grossen ehemaligen Untertanengebiete, die neue Kantone geworden waren, weit gehend verhindert werden. Die Schweiz bestand nun aus 22 Kantonen und hatte ein geschlossenes Staatsgebiet in den heutigen Grenzen (bis auf winzige spätere Korrekturen) erreicht. Der Weg zum modernen demokratischen Bundesstaat Unter dem Eindruck der französischen Julirevolution von 1830 setzte in der Schweiz eine liberale Erneuerungsbewegung ein, die Regeneration genannt wird. Gefordert wurden Volkssouveränität [grundlegende staatliche Macht beim Volk] und Rechtsgleichheit. Bis 1831 erneuerten 12 Kantone (SO, FR, LU, SG, ZH, TG, AG, VD, SH, BE) ihre Verfassungen und schafften die Aristokratie [Adelsherrschaft] bzw. das Patriziat [Herrschaft weniger alteingesessener Familien] ab. Die Aufhebung der Pressezensur in vielen Kantonen liess die Zahl der politischen Zeitungen und Zeitschriften zwischen 1830 und 1834 von 29 auf 54 ansteigen. Die Bildung wurde gefördert. Das Bildungsgesetz des Kantons Zürich von 1832 führte zur Neuorganisation der Volksschule und zur Gründung eines Lehrerseminars, einer Kantonsschule und der Universität Zürich (1833). Der Thurgau folgte mit dem Lehrerseminar in Kreuzlingen, Bern 1834 mit der Universität und 1838 mit dem Kolleg in Thun und dem Lehrerseminar in Münchenbuchsee. Ausgebildete Lehrer und Lehrerinnen lösten nun angelernte Bauern und Handwerker in der Volksschule ab. Die Idee vom Bundesstaat (1833) Der Luzerner Paul Vital Ignaz Troxler brachte 1833 in seiner in Zürich gedruckten Schrift "Die eine und wahre Eidgenossenschaft im Gegensatz zur Centralherrschaft und Kantonstümelei" den Bundesstaat nach Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) in die Diskussion. Seite 15 Thomas Candrian Das seit der Bundesverfassung von 1848 geltende Staatsmodell (s. unten) wurde der Zentralschweiz also nicht einfach aufgezwungen, wie man nach isolierter Betrachtung des Sonderbundskrieges (s. unten) meinen möchte, sondern stammte aus dem traditionellen Vorort der Zentralschweiz selbst! Die Tagsatzung liess 1833 eine gemässigt liberale Bundesverfassung ausarbeiten. Sie sah eine Tagsatzung mit 44 Mitgliedern, einen fünfköpfigen Bundesrat und ein Bundesgericht vor. Die Kompetenzen [Machtbefugnisse] des Bundes wären wesentlich geringer als bei der späteren, im Kern noch heute gültigen Verfassung von 1848 (s. unten) gewesen. Insbesondere fehlte ein Nationalrat, der nach der Bevölkerungszahl zusammengesetzt den grossen Kantonen mehr Gewicht als den kleinen Kantonen der Zentralschweiz gibt. Luzern war als Sitz der Bundesverwaltung vorgesehen und hätte damit zusätzlichen Zentralschweizer Einfluss geltend machen können - doch die Chance wurde verpasst. Der Entwurf ging den Konservativen zu weit, den Liberalen dagegen nicht weit genug. Für den Entwurf sprachen sich nur ZH, GL, FR, SH, SG, GR, GE, SO, BL und TG aus, die grossen reformierten Kantone BE und BS lehnten sie ebenso ab wie die Zentralschweiz, während die mehrheitlich katholischen Kantone FR und SO bei den Befürwortern zu finden waren. Dies zeigt, dass die Trennlinie zwischen Konservativen und Liberalen bzw. Radikalen keineswegs eine konfessionelle war! Vereinheitlichung von Mass und Gewicht In einigen Kantonen wurde 1838 das metrische Mass- und Gewichtssystem (mit den Grundeineinheiten Meter und Gramm) eingeführt, viele Kantone wollten sich aber nicht anschliessen. Bis dahin gab es unter anderem allein in der Schweiz elf verschiedene Längen unter der Bezeichnung "Fuss", 81 verschiedene Flüssigkeitsmasse und das Pfund entsprach in Aarau 483 g, in Bern 520 g und in Schaffhausen 459 g. Dies erschwerte den Handel zwischen den Kantonen. In der Restauration waren die meisten Kantone auch wieder zu den alten Münzen zurückgekehrt. Eine schweizweite Lösung des Problemes brachte allerdings erst das Gesetz über Mass und Gewicht von 1877, für das die 1874 revidierte Bundesverfassung eine ausreichende Verfassungsgrundlage brachte. Ein erster Anlauf hatte 1866 zwar knapp das Volksmehr erhalten, war aber am erforderlichen Ständemehr gescheitert: 12 ½ kleine Kantone konnten die Vereinheitlichung noch einmal hinauszögern. Bedeutende Schriftsteller Provokationen und Machtkampf zwischen Konservativen und Liberalen 1832 nahm Papst Gregor XVI. in einer Enzyklika [päpstliches Lehrschreiben zu aktuellen Fragen] gegen die moderne Kultur, die liberale Denkweise und die "unverschämte Wissenschaft" Stellung. Die Bischöfe in der Schweiz fügten sich den Weisungen des Papstes. Der Pfarrer Alois Fuchs trat dagegen öffentlich für eine demokratische Kirchenverfassung ein und wurde vom Bischof 1833 seines Amtes enthoben. Auf Anregung des Luzerner Regierungsrates Eduard Pfyffer traten daraufhin liberale Abgeordnete aus den Kantonen BE, LU, SO, BL, AG, TG und SG in Baden AG zusammen und verlangten in den so genannten "Badener Artikeln" die Schaffung eines Schweizer Erzbistums, die Einführung von Kirchensynoden [kirchlichen Volksvertretungen], das Recht des Staates, kirchliche Erlasse zu genehmigen oder abzulehnen, den Schutz der Mischehen, kantonale Aufsicht über die Priesterseminare und Ordensgeistliche sowie die Besteuerung der Klöster. Die Badener Artikel fanden in den Grossen Räten von LU, BL, SG, AG und TG Zustimmung, wurden aber nach heftigem Abstimmungskampf vom St. Galler Volk abgelehnt. Der Papst, Frankreich und Österreich verlangten die Rücknahme der Artikel. Seite 16 Thomas Candrian Konservativer Umschwung im reformierten Zürich In Zürich erweckte die gutgemeinte Reform des Volksschulwesens, die zu einer Reduktion der Kinderarbeit geführt hätte, den Unmut der Bauern und der Fabrikanten. Der liberale Regierungsrat berief 1839 den deutschen Theologen David Friedrich Strauss an die Universität, der mit der Schrift "Das Leben Jesu, kritisch betrachtet" 1835 an den Hochschulen eine Welle kritischer Bibelforschung, im breiten reformierten Kirchenvolk dagegen massivsten Protest ausgelöst hatte. Umgehend bildete sich ein "Glaubenskomitee", das die Versetzung von Strauss in den Ruhestand erzwang. Der Machtkampf ging jedoch weiter, die Zürcher Regierung trat nach einem Marsch bewaffneter Oberländer Bauern zurück und Neuwahlen brachten den Sieg der konservativen Opposition. Im Tessin putschten die Liberalen nach der Niederlage in den Wahlen von 1839 mit Waffengewalt. Die Luzerner behielten mit der revidierten Verfassung von 1841 wohl die direkte Demokratie und die Gewaltenteilung bei, machten jedoch die Säkularisierung [Ablösung der kirchlichen durch staatliche Kontrolle] im Erziehungswesen nochmals für einige Jahrzehnte rückgängig. Die Klosteraufhebung im Aargau (1841) Im Aargau führte die vom Volk 1841 mit 16'050 zu 11'484 Stimmen angenommene vierte Verfassung mit Aufhebung der konfessionellen Parität im Grossen Rat zu einem Aufstand der katholischen Gebiete (Fricktal, Freiamt, Baden), der mit Waffengewalt niedergeschlagen wurde. Der katholische Seminardirektor Augustin Keller bezeichnete daraufhin die Klöster als Quellen aller Übel und Drahtzieher des konservativen Putschversuches und forderte deren Aufhebung. Diese wurde vom Grossen Rat sofort beschlossen, verletzte aber den Bundesvertrag von 1815 und löste in den katholischen Kantonen heftige Empörung aus. In der Tagsatzung schlug sich der reformiert - konservative Zürcher Vertreter auf die Seite der konservativen Katholiken. Die Aargauer Regierung lenkte nur teilweise ein und stellte die Frauenklöster wieder her, die Männerklöster blieben aufgehoben, ohne dass die Tagsatzung eingeschritten wäre. Als jedoch die Tagsatzung 1843 die Sache für erledigt erklärte, formierte sich konservativer Widerstand. Im Wallis führten die Wahlen von 1843 zu einer konservativen Mehrheit und 1844 zu einer neuen, kirchenfreundlicheren Verfassung. Freischarenzüge Die enttäuschten Liberalen und Radikalen wollten sich mit den Mehrheitsentscheiden des Grossen Rates von Luzern und der Tagsatzung, die in etwa auch der Volksmeinung entsprochen haben dürften, nicht abfinden. 1845 marschierten bunt zusammengewürfelte Scharen von bewaffneten Radikalen aus den Kantonen LU, BE, SO, AG und BL Richtung Luzern. Es kam zu Gefechten bei Malters LU und Littau LU, bei denen die Freischärler 185 Tote und 1785 Gefangene verloren. Im Sommer wurde der Führer der Luzerner Konservativen, Joseph Leu von Ebersol in seinem Schlafzimmer ermordet. Die noch ungefestigte politische Kultur der Regenerationszeit drohte im Chaos von politsch motivierten, aber dewegen keineswegs entschuldbaren Gewaltakten zu versinken. Die Tagsatzung stimmte klar für ein Verbot der Freischarenzüge. Der Sonderbundskrieg Die konservativen Regierungen begnügten sich aber nicht damit, dass die Tagsatzung ihre Positionen unterstützte (Duldung der Jesuiten, Verbot der Freischarenzüge). Die Kantone LU, UR, SZ, OW, NW, ZG, FR und VS bildeten unter Führung des Luzerner Schultheissen Seite 17 Thomas Candrian Konstantin Siegwart - Müller eine zunächst geheimgehaltene Schutzvereinbarung zur Wahrung ihrer legitimen [rechtmässigen] Ansprüche auf Selbstbestimmung nach den kantonalen Verfassungen und zur Verteidigung ihres Gebietes. Die Wahl der Partner entsprach bis auf SO, das durch VS ersetzt wurde, dem gegenreformatorischen Bündnis von 1586 und bis auf AI den Kantonen, die 1874 die Totalrevision der Bundverfassung ablehnten. Mit der Jesuitenberufung und der Wahl der Partner gaben die Zentralschweizer Konservativen ihrer Sache gegen die Radikalen ein konfessionelles Etikett, das sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht gehabt hatte, ein Etikett zudem, das in der Folge Katholiken in anderen Kantonen zu Feinden des Fortschrittes abstempelte und damit in eine unangenehme Minderheitsposition brachte, obwohl sie als einzelne Personen vielleicht gar nicht fortschrittsfeindlich waren. Als die Existenz dieses Sonderbundes im Juni 1846 bekannt wurde, löste sie bei den Reformierten einen Sturm der Entrüstung aus. Liberaler Umschwung in Bern, Genf und Basel Damit wendete sich das Blatt: Die Wechselwähler sahen die Freiheit gefährdet und neigten wieder den Liberalen zu: 1846 gaben sich die bisher konservativen Berner eine liberale Verfassung, Genf wählte eine liberale Regierung. 1847 gaben sich Genf und Basel - Stadt liberale Verfassungen, das katholische Gasterland (SG) entsandte nach Neuwahlen nur noch liberale Vertreter in den Grossen Rat, sodass auch Sankt Gallen das Lager wechselte. In Fribourg kam es zu einem liberalen Umsturzversuch. Umgekehrt machten der Papst, das protestantische Preussen und Österreich Druck auf die Tagsatzung, um die alte Ordnung zu stützen, erreichten damit aber wohl das Gegenteil: Die ausländische Einmischung wurde, mit diplomatischen Nadelstichen garniert, energisch zurückgewiesen und die Tagsatzung erklärte am 20. Juli 1847 mit der nunmehr liberalen Mehrheit den Sonderbund für aufgelöst. Hilferuf der Sonderbundskantone an Österreich Nun rief Siegwart Müller Österreich formell um Hilfe an und machte zugleich Vorschläge für eine Neuordnung der Kantonsgebiete im Fall eines Sieges. So sollten das Berner Oberland und das Simmental Obwalden und dem Wallis, die katholischen Bezirke des Aargaus Luzern angegliedert und Glarus zwischen Schwyz und Uri aufgeteilt werden. Zudem war ein eigener Kanton Pruntrut (Jura) geplant. Dies zeigt, dass die Konservativen ebenso wenig Respekt vor dem Selbstbestimmungsrecht der Kantone hatten wie die liberalen Freischaren. Im August beschloss die Tagsatzung eine Revision des Bundesvertrages, im September wurden LU, SZ, FR und VS aufgefordert, die Jesuiten auszuweisen. Nach erfolglosen Verhandlungen wählten beide Seiten im Oktober militärische Anführer. General Dufours Verdienste im Sonderbundskrieg Der eigentliche Sonderbundskrieg wurde vom Sonderbund mit Angriffen auf das Tessin und das Freiamt (AG) eröffnet, die Truppen der Tagsatzung marschierten zuerst gegen Fribourg und Zug. FR und ZG kapitulierten kampflos. Darauf kam es in Honau, Gisikon und Meierskappel zu Kämpfen, Luzern wurde besetzt. In den folgenden Tagen kapitulierten OW, NW, SZ, UR und VS, Siegwart - Müller setzte sich über den Simplonpass nach Italien ab. Der Oberbefehlshaber der Tagsatzungsarmee, General Guillaume Henri Dufour hatte seine Truppen dazu angehalten, unnötiges Blutvergiessen zu vermeiden und auf Plünderungen und Brandschatzungen zu verzichten. Sein Verdienst ist es, dass der Sonderbundskrieg schnell und mit lediglich insgesamt 86 Toten und 500 Verletzten beendet und weiteres Blutvergiessen verhindert werden konnte. Dufour ist übrigens auch Mitbegründer des Roten Kreuzes und Seite 18 Thomas Candrian "Vater" der modernen Landeskarten (1844 - 1864, auf seine Initiative hin wurde das Bundesamt für Landestopographie geschaffen). Die Bundesverfassung von 1848 Nach der Niederlage des Sonderbundes sahen die liberalen und radikalen Befürworter einer stärkeren Zentralgewalt die Gelegenheit gekommen, ihr Anliegen umzusetzen. Immerhin waren sie besonnen genug, nicht wieder einen Einheitsstaat nach dem Vorbild der Helvetik aufzurichten, sondern beliessen den Kantonen weitgehende Selbstbestimmung, vor allem in Belangen, die sich als heikel erwiesen hatten (z.B. beim Schulwesen). Dankbar nahm man das an der US-amerikanischen Verfassung orientierte bundesstaatliche Modell des Luzerners Troxler (s. oben) auf. Trotzdem wurde die neue Verfassung nur von 15 ½ Kantonen (inkl. LU!) angenommen, SZ, ZG, VS, UR, NW, OW, AI, TI lehnten sie ab, in FR brachte man nicht den Mut zu einer Volksabstimmung auf. Neue Kompetenzen des Bundes Immerhin wurden handlungsfähige Bundesbehörden eingeführt. Der Bund sollte neu über Krieg und Frieden, Bündnisse und Staatsverträge entscheiden und bei Streitigkeiten zwischen den Kantonen eingreifen. Das Zoll-, Post- und Münzwesen fielen ebenfalls in die Hoheit der Bundesbehörden. Zum Sitz der Bundesregierung wurde Bern gewählt, das sich verpflichtet hatte, dem Bund möbilierte Amtsräume zur Verfügung zu stellen. Der erste Flügel des Bundeshaus wurde 1857 fertiggestellt, 1885 wurde die Erweiterung um den Mittelteil mit der charakteristischen Kuppel und den Ostflügel beschlossen, die 1902 fertiggestellt war. Noch 1848 wurde ein Gesetz zur Übernahme der bisher privaten bzw. z.T. kantonalen Postdienste durch den Bund erlassen. 1849 wurden die Binnenzölle abgeschafft und die Zölle an den Landesgrenzen durch den Bund erhoben. 1850 folgte die Wiedereinführung des Schweizer Frankens als einzige offizielle Währung in allen Kantonen. 1851 wurde die Telegraphie eingeführt. 1855 entstand in Zürich mit dem Eidgenössischen Polytechnikum die erste Hochschule des Bundes (heute Eidgenössische Technische Hochschule Zürich ETHZ). Der wohl berühmteste Student an der ETHZ war Albert Einstein. Forstwesen: Im der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der seit dem Mittelalter betriebene Kahlschlag der Wälder forgesetzt, ab 1830 verkauften viele Gemeinden und Kantone Staatswälder, die Bevölkerungszunahme und die einsetzende Industrialisierung mit Dampfmaschinen erhöhten den Energiebedarf. So kamen die neuen Artikel und das Forstgesetz zum Schutz des Waldes, die sich seither sehr bewährt haben und heute noch als wegweisend gelten, gerade noch rechtzeitig, um weitaus Schlimmeres als die Hochwasserschäden von 1834 und 1839 zu verhindern und eine nachhaltige Nutzung des Waldes einzuleiten, bevor es zu spät war. Garantie der Grundrechte: Den Schweizerbürgern wurden die Gleichheit vor dem Recht, die Niederlassungs-, Religions-, Presse- und Vereinsfreiheit garantiert. Zudem wurde das Recht geschaffen, dass 50'000 (heute: 100'000) Bürger mit einer Unterschriftensammlung eine Verfassungsrevision verlangen können. Bundeshörden: Oberstes Bundesorgan ist seit 1848 die Bundesversammlung, ein Zweikammer - Parlament (Legislative, gesetzgebende Behörde) nach US-amerikanischem Vorbild. Der Nationalrat repräsentiert die Bevölkerung nach Einwohnerzahl, wobei ursprünglich 1 Nationalrat 20'000 Einwohner vertrat (1848: 111 Sitze, 1850: 120 Sitze); später Seite 19 Thomas Candrian wurde die Zahl der Nationalräte auf 200 fixiert. Die bevölkerungsstarken Kantone haben darin ein sehr grosses Gewicht, die kleinsten Kantone stellen nur je einen Nationalrat. Im Ständerat, auch Kleine Kammer genannt, ist jeder Kanton ungeachtet seiner Grösse mit zwei Sitzen vertreten, Halbkantone (OW, NW, BS, BL, AR, AI) mit je einem Sitz. Bundesgesetze benötigen die Zustimmung beider Kammern, sodass die kleinen Kantone faktisch über eine Sperrminorität verfügen, die gelegentlich zum Tragen kommt. Die beiden Kammern der Bundesversammlung treffen sich mehrmals jährlich zu mehrwöchigen Sessionen (Parlamentssitzungen) und dazwischen zu vorbereitenden Sitzungen ihrer Kommissionen. Berufsparlamentarier kennt die Schweiz im Gegensatz zu den meisten anderen Staaten bis heute nicht. Die Exekutive heisst bei uns Bundesrat. Der Bundesrat besteht aus sieben vollamtlichen Mitgliedern (im Ausland würde man sie als Minister bezeichnen), die je einen Bereich der Bundesverwaltung führen und wichtige Entscheide gemeinsam treffen (Kollegialitätsprinzip). Das Amt des Bundespräsidenten wird reihum während je eines Jahres von einem der Bundesräte ausgeübt und umfasst fast ausschliesslich repräsentative Aufgaben vom Empfang ausländischer Staatsgäste bis zur Neujahrsansprache. Einen starken Ministerpräsidenten wie in den meisten europäischen Ländern oder einen starken Präsidenten wie in den USA gibt es in der Schweiz nicht. Der Bundeskanzler hat nicht wie in Deutschland die Rolle eines Ministerpräsidenten, sondern nimmt an den Bundesratssitzungen als Sekretär ohne Stimmrecht teil und tritt gelegentlich in der Funktion eines obersten Pressesprechers in Erscheinung. Die Judikative, das Bundesgericht hatte 1848 noch eine geringere Bedeutung als heute, weil damals weder ein einheitliches Strafrecht noch ein einheitliches Zivilgesetzbuch vorlag. Es sollte zunächst vor allem Streitigkeiten zwischen den Kantonen regeln. Heute werden allfällige Probleme zwischen den Kantonen in aller Regel durch Verhandlungen gelöst, umgekehrt hat das Bundesgericht als letzte Instanz in zivil- oder strafrechtlichen Fällen, bei denen eine Partei das Urteil der kantonalen Gerichte nicht akzeptieren will, eine grosse Bedeutung. Zudem haben die Urteile des Bundesgerichtes Grundsatzcharakter: Da nicht jeder Spezialfall in einem Gesetz bis ins letzte Detail geregelt werden kann, legen die Gerichte die Gesetze in solchen Fällen nach ihrem Ermessen aus. Kantonale Gerichte orientieren sich jeweils in späteren, ähnlichen Fällen dann an der Bundesgerichtspraxis. Seite 20 Thomas Candrian Quellen / Literatur Artikel in der Wikipedia 1. Weltkrieg 19. Jahrhundert Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg Aufklärung Balkankriege Bismarck Deutsche Revolution 1848/49 Deutsches Kaiserreich Deutschland Dolchstosslegende Erster Weltkrieg Frankreich Französische Revolution Geschichte Russlands Grabenkrieg im Ersten Weltkrieg Industrialisierung Julikrise Kaiser von Österreich Kieler Matrosenaufstand Kolonisation Kriegsziele im Ersten Weltkrieg Landwirtschaftliche Revolution Leipziger Prozesse Militärische Ausrüstung im Ersten Weltkrieg Napoléon Bonaparte Napoléon I. - Beziehungen und Nachkommen Napoléon III. Nationalismus Nationalstaat Novemberrevolution Österreich-Ungarn Österreich-Ungarns Armee im Ersten Weltkrieg Otto von Bismarck Panslawismus Pariser Friedenskonferenz 1919 Phosgen Revolution Russische Revolution Saturiertheit Schwarzer Tod Siebenjähriger Krieg Sozialdemokratische Partei Deutschlands Spanische Grippe SPD Stammliste der Bonaparte Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts USPD Wilhelm II. (Deutsches Reich) Zeitalter der Aufklärung Zeitalter des Imperialismus Zeittafel zur Französischen Revolution Unterrichtsstoff KBMS de.encarta.msn.com/media 121623761/Zeittafel Napoleon.html www.dhm.de/lemo/html/wk1/index.html http://geschichtsverein-koengen.de/Weltkrieg1.htm www.geschichte-schweiz.ch www.geschichtsforum.de www.wissenschaft.de www.epoche-napoleon.de www.unki.de Hartmann, Peter C, - Geschichte Frankreichs Wolfgang Schmale - Geschichte Frankreichs Thamer, Hans-Ulrich - Die Französische Revolution Leo Trotzki - Geschichte Der Russischen Revolution Deutschland & Europa - Ausgabe 11.1997 - 1848-49 Revolution Andreas Wirsching - Deutsche Geschichte Im 20. Jahrhundert Jürgen Kochendörfer, Erhard Rumpf - Geschichte und Geschehen Morel - Aufklärung oder Indoktrination Seite 21 Thomas Candrian Seite 22