Krankenbericht Über einen Patienten der Medizinischen und Gerichtlichen Veterinärklinik II , Klinik für Wiederkäuer und Schweine. Die Untersuchung findet am Mittwoch in der Zeit zwischen 11:30 Uhr und 12:45 Uhr statt in den Stallungen der MVK II statt. Besitzer des Tieres ist X aus Y. 1.Anamnese Das Tier mit der Kliniksnummer xxx wurde am 24.02.03 eingeliefert. Der Patient ist stark Abgemagert und hat Durchfall. Das Tier stammt aus einer Hobbyzucht, mit weniger als 10 Individuen. Die Tiere werden auf einer Weide mit Unterstellmöglichkeit gehalten. Die Tiere werden mit Heu zugefüttert. Der Besitzer ist unbekannt. Dem Einlieferer ist das Tier durch seinen instabilen Zustand aufgefallen. 2.Signalement Bei dem zu untersuchenden Patienten handelt es sich um ein etwa einjähriges weibliches Schaf der Rasse Rhönschaf. Bei Einlieferung in die Klinik hatte es ein Körpergewicht von 19,5 kg. Das Vlies ist durchgehend grau-weiß gefärbt, die Bewollung des dunkelbraunen Kopfes ist kürzer als am übrigen Tierkörper. Der kupierte Schwanz sowie die Gliedmaßen sind kürzer bewollt. Die Nase ist dunkelbraun pigmentiert. Status präsens am 26.02.03: 3. Allgemeine klinische Untersuchung: Die Adspektion ergibt den Eindruck eines schlecht genährten, jedoch aufmerksamen Jungtieres. Es liegt bei Betreten der Box in Brustlage, steht jedoch unverzüglich auf. Das Tier steht physiologisch mit gradem Rücken, aufgerichtetem Kopf und belastet alle vier Gliedmaßen. Das Tier ist stark abgemagert. Sein momentanes Gewicht liegt bei 19,5 kg. Die Herzfrequenz beträgt 92 Schläge die Minute, die Atemfrequenz liegt bei 28 Zügen pro Minute. Die Körperkerntemperatur beträgt am Morgen der Untersuchung 39,5°C. Die kapilläre Rückfüllungszeit liegt unter 3 Sek. Die tastbaren Lymphknoten sind ohne Befund. Das Vlies ist mit Heu, Stroh und Kot verschmutzt, es wirkt stumpf und zerrüttet. Im Anal- und Schwanzbereich sowie an den Beinen lassen sich Kotverschmutzungen erkennen. Die Wolle ist ausziehbar. Die Haut ist hellgrau und weist keine Besonderheiten auf. Juckreiz sowie Anzeichen in Form von Hautveränderungen konnten nicht beobachtet werden. Die Nase des Schafes ist trocken, die Schleimhaut von Nase und Maul ist, feucht, glatt und glänzend. Während der gesamten Untersuchung frißt die Patientin Heu, Abnormalitäten in der Futteraufnahme oder beim Kauen können nicht beobachtet werden. Die blaß-weißen Konjunktiven sind fein gezeichneten, bzw. kaum zu erkennenden Episkleralgefäßen. Futter- und Wasseraufnahme scheinen ungestört, der Trog mit Kraftfutter ist zur Hälfte leer gefressen und wie bereits erwähnt frißt das Lamm während der gesamten Untersuchungszeit Rauhfaser. Urinabsatz konnte nicht beobachtet werden. Der Kot ist bräunlich-oliv, eher weich aber geformt. Der Gliedmaßenapparat zeigt eine physiologische Stellung, die Klauen in einem mäßigen Pflegezustand. 3.1. Spezielle klinische Untersuchung a) Haut und Hautanhangsorgane: Die Haut des Patienten ist dünn jedoch zeigt sie Elastizität. Eine über den Rippenbogen gezogene Hautfalte verstreicht leicht verzögert. Juckreiz, Scheuerstellen oder besonderer Geruch können jedoch nicht festgestellt werden.. Die Vlies ist durchgehend, jedoch stumpf und verschmutzt. Die Wolle ist vermehrt ausziehbar, die Klauen des Tieres sind in einem mäßigen Zustand.. Die Schleimhäute der Nase, der Maulhöhle sind feucht, glatt, glänzend, blaß-rosa und ohne Auflagerungen oder Erosionen. b) Lymphapparat: Die Lnn. mandibularis sind erbsengroß, die Kniefalten- und Buglymphknoten ca. 2cm lang und bleistiftdick. c) Zirkulationsapparat: Die Herzfrequenz beträgt 92/min. Die beiden Jugularvenen sind anstaubar und durchgängig. Bei der Auskultation sind die Herztöne kräftig, regelmäßig, gut abgesetzt. Es tritt während der Systole ein Nebengeräusch auf. Die Episkleralgefäße sind leicht injiziert, aber gezeichnet. Die kapiläre Rückfüllungszeit liegt unter 3 Sek. d) Respirationsapparat: Die Atemfrequenz beträgt 28/min. Die Atmung ist costoabdominal. An den Nasenöffnungen finden sich keinerlei Sekretspuren, der Ausatemstrom ist geruchlos und symmetrisch. Das tracheobronchiale Atemgeräusch ist geringgradig verschärft. Die Auskultation ergab keinen besonderen Befund. e) Verdauungsapparat: Die Patientin kaut wider. Eine Pansenkontraktion von 2 + war festzustellen. Pansenauskultation und Schwingauskultation war auf beiden Seiten neg.. Der Pansen ist dennoch mäßig bis schlecht gefüllt. Die Darmperistaltik ist leicht herabgesetzt. Die Bauchdecke, links und rechts der Flankengegend ist locker. Kot ist bräunlich-oliv, eher weich aber geformt. Maulschleimhaut und Zunge sind frei von Erosionen oder sonstigen Auffälligkeiten. f) Bewegungsapparat: Das Rhönschaf belastet alle Gliedmaßen gleichmäßig; die Gelenke sind trocken und nicht vermehrt warm, die Klauen in einem mäßigen Zustand. Es gibt keinerlei Hinweise auf Schmerzhaftigkeit. g) Nervensystem und Sinnesorgane: Das Tier nimmt aufmerksam an seiner Umgebung teil. Die Oberflächensensibilität (Prüfung durch Berührungsreize) und die Tiefensensibilität (Stellungskorrektur der Gliedmaßen) sind voll erhalten. Das Rind reagiert normal auf optische und akustische Reize. h) Spezielle Untersuchung am Tier Das Jungtier wird wurde nicht speziell untersucht. i) Spezielle Untersuchung von Proben Am 24.02.03 wurde eine Blutuntersuchung sowie eine parasitologische Kotuntersuchung durchgeführt. Blutwerte Parameter 24.02.03 Referenzwert Einheit Leukozyten 10.8 4-12 G/l Hämatokrit 0.37 0,27-0,41 l/l Hämoglobin 8,8 5.6 – 8,1 mmol/l Erythrozyten 6,2 7,0-14,0 T/l Gesamteiweiß 54 52-70 g/l Diff. Blutbild Parameter 24.02.03 Referenzwert Einheit Stabkernige 24 0-2 % Segment. 39 20- 50 % Eosinoph. 1 0-5 % Basoph. 1 0-5 % Lymphozyten 35 45 - 65 % Säure-Basen-Haushalt Parameter pH 24.02.03 7.4 Referenzwert 7.33 – 7.45 Einheit pCO2 4.92 4,60 – 7.10 kPa pO2 5.8 3.20 – 5.40 kPa HCO3 22.8 22 - 28 mmol/l BE -1.6 -3 - +3 mmol/l Elektrolyte Parameter Na+ 24.02.03 140 Referenzwert 135 - 150 Einheit mmol/l K+ 3.16 4-5 mmol/l 1,23 1.1 – 1.3 mmol/l Ca 2+ Eine parasitologische Kotuntersuchung ergab einen positiven Kokzidiengehalt (+), Lungenwürmer + und Magendarmwürmer ++. 4. Zusammenfassung der krankhaften Befunde, Diagnose: Das Schaf macht den Eindruck eines chronisch kranken Tieres. Sein Allgemeinbefinden ist zum Untersuchungszeitpunkt unbeträchtlich gestört. Nach Befunderhebung lassen sich folgende Hauptleitsymptome ausmachen: chronische Abmagerung, der Patient wiegt 19,5 kg. Bei der Kotuntersuchung wurde eine Vielzahl von verschiedenen Magendarmparasiten nachgewiesen. Des weiteren war ein geringgradiges verschärftes tracheobronchiales Atemgeräusch feststellbar. Es wurden Lungenwürmer nachgewiesen und ein positiver Kokkzidienbefund. Epikrise: a) Kokkzidiose Die Kokkzidiose ist eine Erkrankung der Lämmer, seltener erkranken Jungtiere. Über 90% der Schafe sind subklinisch befallen mit Kokkzidien der Gattung Eimeria. So kommt es, daß bei extensiver Weidehaltung kaum klinische Symptome ausgelöst werden, bei enger Haltung können jedoch bei Lämmern Krankheits- und Todesfälle auftreten. Symptome für diese Erkrankung sind schlechte Gewichtszunahmen trotz guter Futteraufnahme, Hypoproteinämie, teils blutige Durchfälle in schweren Fällen auch Anämie, Fieber, Apathie und Appetitlosigkeit. Kotbefunde mit dem Vorhandensein von zahlreichen Kokkzidienzysten verbunden mit Feststellung pathogener Eimeriaarten sichern die Diagnose klinisch manifester Kokkzidiose. Bei diesem Patienten liegt die Zahl der Kokkzidienzysten allerdings in einem Bereich, der lediglich eine subklinische Infektion erklärt, jedoch nicht für diese starken Krankheitserscheinungen verantwortlich sein kann. b) Dictyokaulose, Protostrongylose Bei Wdk. treten eine Anzahl von Lungenwurm-Arten in Erscheinung, welche zu den Familien der Dictyocaulidae und Protostrongylidae gerechnet werden. Es wird zwischen großen und (Dictyocaulus-Arten) und kleinen Lungenwürmern unterschieden (Protostrongylus, Muellerius, Neostrongylus und Cystocaulus Arten). Artbestimmung wäre ohne Vergleichsmaterial schwierig, ist aber für die Therapie unerheblich. Lungenwürmern ist gemeinsam: Die Adulten haben ihren Sitz in Alveoli sowie Bronchien, liegen z.T. in Knoten, bzw. in der Trachea ihrer Wirtstiere. Große Lungenwürmer: Verantwortlicher Erreger beim Rind, Dictyocaulus viviparus und Wildwiederkäuern, die auch als Überträger eine Rolle spielen. Bei den kleinen Wiederkäuern ist es Dictyocaulus filaria. Die Infektion mit den Larven geschieht bei der Futteraufnahme. Anschließend durchdringen diese die Darmwand, gelangen mit dem Blut in die Lunge, wo sie sich zu geschlechtsreifen Würmern weiterentwickeln, die etwa 0,5 mm stark und 3-8 cm lang sind. Diese legen Eier, aus denen Larven schlüpfen, die entweder durch Husten oder mit dem Kot (nach Abschlucken) in die Außenwelt gelangen und hier infektionsfähig werden. Bei nicht zu starkem Frost können die Larven auf der Weide überwintern und im Frühjahr erneut infektionsfähig sein. Auch existiert die Möglichkeit, im Tier als Ruhestadium zu überwintern (Hypobiose) und ebenfalls im Frühjahr wieder auf die Weide zu gelangen. Infektionen im Tierstall, auf Futtergras oder Heu sind möglich, aber meist nicht besonders stark. Kleine Lungenwürmer: Protostrongyliden, benötigen einen Zwischenwirt (Nacktschnecken und Landgehäuseschnecken). Nach dem die Larve in den ZW. (perkutan, per os) gelangt ist, wächst sie in etwas 14 Tagen zur infektiösen L3 heran. Nach der oralen Aufnahme der Schnecke mit dem Futter verlassen die Larven im Bereich des Kolons den Darm und dringen in die Mesenteriallymphknoten ein. Danach verläuft die Entwicklung wie bei den großen Lungenwürmern. Die schwersten Erscheinungen finden sich bei Jungtieren, es können aber auch ältere Tiere betroffen sein, bei Erstinfektion. Die Morbidität ist von der Befallsintensität abhängig. Die Lungenwurminfektion geht meist gemeinsam mit Magen- Darm- Strongyliden- Befall einher. In der ersten Phase kommt es zu einem mäßigen Darmkatarrh infolge der die Darmwand durchdringenden Larven. Die zweite Phase zeigt deutliche Symptome: Husten mit Rasselgeräuschen, Nasenausfluß, beschleunigte Herztätigkeit und Atmung, sowie hohes Fieber. Bei massiven Erstbefall: akutes Lungenoedem und dieses (hier auch Pneumonien infolge bakterieller Sekundärinfektion) kann in der Präpatenz zum Tode führen. In der dritten Phase kann es infolge eines Lungemphysems zu chronischen Husten kommen. Ferner treten Freßunlust, Abmagerung und gelegentliche Diarrhöen auf. Der Organismus hat hier eine gewisse Immunität aufgebaut, welche sich in vorher beschriebenen subklinischen Symptomen niederschlägt. Die Inkubationszeit ist abhängig von der Jahreszeit, bei Erstinfektionen im Frühjahr bereits nach 5 – 7 Tagen (Invasionsphase der Larven). Bei Erstinfektionen im Herbst aber erst nach Monaten im Frühjahr. Die Präpatenz ist artspezifisch, großer Lungenwürmer, beginnend nach 24 – 28 Tagen, bei einem Befall im Herbst jedoch nach Monaten im darauffolgenden Frühjahr. Bei den kleinen Lungenwürmern, Protostrongyliden, 4 – 5 Wochen, Muellerius, 1 Monat und Cystocaulus oceatus auch einen Monat. Die Patenz bei den großen Lungenwürmern liegt etwa 2 -–3 Monate. Bei den kleinen Arten etwa 2 Jahre, außer Cystocaulus, hier 5 – 6 Jahre. Die Larven weißt man nach über den Kot, bzw. Trachealschleim. Die Prophylaxe sieht saubere Weiden vor, ferner Weiderotation (Rückkehr auf die Weiden frühestens nach 5 Wochen), weidehygienische Maßnahmen bei feuchten Weiden wie Drainagen, des weiteren Tränken für Leitungswasser. Bei Stallhaltung immer häufiger Wechsel des Dauerstreu (trocken). Die Metaphylaktischen Behandlungen im Stall mit Anthelminthika, in gefährdeten Weidegebieten 6-8 Wochen nach Auftrieb sowie Mitte Sommer. Ferner eine Vakzinierung, Dictol; Lungenwurmimpfstoff oder Duphar (bei D.viviparus, Rd., ist in der BRD nicht registriert) c) Trichostrongylose (=Magendarmwurmbefall) Diese zählt mit zu einer der häufigsten Endoparasitosen der kleinen Wiederkäuer. Als Magendarmwürmer werden alle im Labmagen und Dünndarm lebenden Trichostrongyliden zusammengefaßt. Sie kommen vor allem bei intensiver Schafhaltung, insbesondere bei Koppelhaltung, sowie bei Einzelhaltung, bei Lämmern, Jungtieren, tragenden und säugenden Mutterschafen vor. Es kommt zu Minderzunahmen, Gewichtsverlusten, schlechter Säugeleistung, schlechter Wollqualität, geringen Wollgewichten und Todesfällen. Die fünf in Europa die Trichostrongylose verursachenden Nematodenarten sind Haemonchus, Ostertagia, Trichostrongylus, Cooperia und Nematodirus. Hauptsächlich handelt es sich hierbei um Mischinfektionen dieser Arten, nur selten um Einzelinfektionen. Eine genaue Gattungsidentifizierung ist nur durch Identifizierung der Larvenstadien möglich. Magendarmwürmer schädigen den Wirt durch Blutentzug, durch Verdauungs- und Resorptionsstörungen, die auf einer geringen Wirksamkeit der Labmagen und Darmfermente beruhen, und durch mechanische Schädigung der Labmagenschleimhaut. Die Symptome beginnen meist im Juni und Juli, und zwar insbesondere bei Lämmern, Jungschafen und Muttertieren. Die dominierenden klinischen Symptome sind schlechte Entwicklung, Abmagerung, blasse Schleimhäute, Ödeme im Bereich des Unterkiefers, trockene glanzlose Wolle, Freßunlust, Durchfall, verschmierte Wolle im Bereich der Hinterhand einschließlich Schwanz, zunehmende Schwäche, Festliegen, Tod oder allmähliche Besserung des Kräfte- und Ernährungszustandes. Dann kommt es zum sogenannten "Selbstheilungsprozeß", bei dem die Tiere eine Immunität entwickeln und nicht mehr so stark erkranken. Außer anhand des klinischen Bildes kann eine Diagnose anhand von mikroskopischer Kotuntersuchungen, sowie Sektionen frisch verendeter Tiere gefestigt werden. Jedoch ist die Zahl der im Kot nachgewiesenen Eier nicht immer ein Verhältnis zur Befallsstärke. Ein Bandwurmbefall tritt frühestens bei 6 Wochen, meist jedoch bei 2 - 4 Monate alten Lämmern auf. Er verursacht weniger durch Erkrankungen als vielmehr durch herabgesetzte Futteraufnahme und -verwertung, verminderte Fruchtbarkeit und schlechte Wollqualität. Es entstehen chronische Erkrankungen mit exsudativer Enteritis, wechselnder Kotkonsistenz, Abmagerung, Anämie und wenigen Todesfällen. Bandwürmer sind Nahrungskonkurrenten des Hauptwirtes, mindern seine Versorgung mit B-Vitaminen und scheiden toxische Stoffwechselprodukte aus. Oft bleibt ein Befall inapparent, so oder so erfolgt die Kontamination der Weiden erst im Juni oder Juli. Adulte Tiere müssen nicht zwangsläufig erkranken, bleiben jedoch Ausscheider. Durch den Zyklus der Monieziaarten werden nicht kontinuierlich Eier mit dem Kot ausgeschieden, vielmehr werden diese noch in den Proglottiden eingeschlossen mit der gesamten Proglottide abgestoßen und ausgeschieden, so daß ein Nachweis der Proglottiden im Kot und in der Anusregion wahrscheinlicher ist als ein Nachweis der Eier im mikroskopischen Kotuntersuchungsverfahren. 5. Differentialdiagnosen: a) Paratuberkulose Paratuberkulose auch Johnesche Krankheit, ist eine chronische Enteritis mit weltweiter Verbreitung beim Schaf. Der Erreger Mykobakterium tuberculosis vermag eine Inkubationszeit von mehreren Jahren zu verursachen, so daß ein als Lamm infiziertes Schaf erst mit dem Alter von einigen Jahren erkranken kann. Symptome sind neben wässrigem Durchfall zunehmende Abmagerung trotz ungestörter Futteraufnahme. Aufgrund des Durchfalls kann es ebenso zur Ausscheidung von Plasmaprotein und Blut in das Darmlumen kommen. Folge ist eine normochrome Anämie und eine Hypoproteinämie. Die klinischen Erscheinungen treten meist trotz Infektion im Lämmeralter erst ab dem zweiten Lebensjahr auf. Ebenfalls läßt sich der Erreger in der Ziel-Neelson-Färbung nachweisen. b) Babesiose Diese Protozooenerkrankung wird durch Zecken (Ixodes rhizinus und Haemaphysales punktata) übertragen. Die Vermehrung im Schaf findet auf den Erythrozythen durch 2-Teilung statt. Es kommt bei der akuten Form zu einer Hämolyse mit einer starken Anämie mit Fieber, Freßunlust und teilweise auch ikterischen Erscheinungsbildern. Die Morbidität bei diese Erkrankung kann bis zu 40% betragen. Bei der chronischen Form überwiegt eine chronische Abmagerung, Anämie und geringgradigen Fieberschüben. Für den Nachweis im Blutausstrich werden Blutproben von fiebernden Tieren benötigt um die parasitärische Phase des Erregers zu treffen. c) Kryptosporidiose Diese Protozooenerkrankung wird durch den nicht wirtsspezifischen Erreger Kryptosporidium parvum ausgelöst. Am empfänglichsten sind Tiere im Alter von 3-30 Tagen. Ältere Tiere werden zunehmend resistent und bauen eine Immunabwehr aus. Symptomatisch sind vor allem wäßrige Durchfälle Saugunlust und Mattigkeit anzutreffen. Die Körpertemperatur ist nur selten erhöht. Dem Durchfall folgen Dehydratation und Abmagerung. Es handelt sich im gesamten um eine Faktorenkrankheit; Mischinfektion mit Enterotoxischen E. colis, Salmonellen oder Rotaviren führen zu erschwertem Verlauf und vermehrten Verlusten. d) Leberegelinfektion Die Hauptinfektionszeit für eine Leberegelinfekton liegt im Frühjahr. Symptome treten nur bei Massenbefall auf. Es kommt zu Minderzunahmen, Abmagerung, Anämie, Ascites und trockener Wolle. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu einer Leberzirrhose kommen. Eine Diagnose kann nur durch einen mikroskopischen Nachweis der Eier im Kot erfolgen. Da die Eier nur schubweise aus der Gallenblase ausgeschieden werden, haben einmalige negative Kotbefunde keine Beweiskraft für das Freisein des betreffenden Tieres. Aufgrund der klinischen Symptome der Anämie und der Abmagerung, sowie leicht erhöhter Leberwerte kann ein Befall mit Leberegeln durchaus in Frage kommen. Weiteres Kotuntersuchen sollten die Diagnose absichern. 6. Therapie: Das Rhönschaf wurde noch am Tag der Einstallung entwurmt. Dem kleinen Wiederkäuer wurden 8ml Vecoxan p.o. (Zur Metaphylaxe und Therapie der Kokzidiose des Schafes wurden bisher vornehmlich Sulfonamide und ionophore Antibiotika eingesetzt. Das neue Antikokzidium Vecoxan ® enthält den Wirkstoff Diclazuril aus der Gruppe der Benzenacetonitrile. Diclazuril zeichnet sich durch fehlende Toxizität und eine hohe therapeutische Breite aus. In therapeutischer Dosierung beeinflusst es die Entwicklung der natürlichen Immunität nicht. Bereits in einer Dosierung von 1 mg Diclazuril/ kg Körpermasse ist Diclazuril hoch wirksam gegen pathogene und apathogene Kokzidienspezies des Schafes. Klinische Studien belegen, dass Diclazuril sowohl metaphylaktisch als auch therapeutisch bei der Kokzidiose eingesetzt werden kann) und 0.4ml Dectomax i.m. (Doramectin, 25-cyclohexyl-5-O-dimethyl-25-de(1-methylpropyl)avermectin A1a, gehört zur Familie der Avermectine. Es ist das Fermentationsprodukt eines im Boden lebenden Streptomyces avermitilisStammes) gegen die MDW verabreicht. Ferner bekam der Patient am 25.02.03 10ml Vit B-Komplex s.c. Gegen die chronische Abmagerung wird das Schaf mit ausreichend Rauhfaser versorgt, ferner bekommt der Patient zweimal täglich, morgens und abends eine Kraftfutterration. 7. Prognose: Die Prognose ist in diesem Fall als günstig anzusehen. Der Patient befindet sich auf dem Wege der Besserung. Der Kotabsatz, der sich am 24.02.03 noch als wässrigen, übelriechenden Durchfall zeigte, normalisierte sich innerhalb von zwei Tagen nahezu. Es kann davon ausgegangen werden, das sich die Anzahl der Parasiten deutlich verringerte, was jedoch durch weitere Kotuntersuchungen kontrolliert werden sollte. Der Patient bedarf noch weiterer Therapie in Form von zusätzlichem Futterangebot. Das Rhönschaf wird noch einige Zeit benötigen um in einen Normalzustand zurückzukommen. Für den Bestand empfiehlt sich ein radikales Sanierungsprogramm. Die Haltungsstrategie sollte geändert werden, ein regelmäßiger und sinniger Entwurmungsplan ist dringend anzuraten.