Meine ersten wochen im 1/5 REI

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Das Camerone des 1.BATTL. des 5.R.E.I. am 18.April
1952 in dem Dorf Dai-Vi-Thoung,Provinz Bac-Ninh,
Tonkin.
Als Zeitzeuge hier der Bericht eines Generals, in kursiver
Schrift meine Ergänzungen dazwischen., Ein General
schreibt aus einer anderen Sicht, nicht wie ein Caporal , der
als Chef des Schweren Zuges der 2.Komp.im Bericht des
Generals öfters erwähnt wird ,aber diesen Kampf auch bis
zum Ende mit geführt hat !
Dieser Auszug aus den Memoiren des Generals habe ich persönlich von Ihm erhalten, zur
Veröffentlichung innerhalb der Amicalen in Deutschland .Leider kann ich Herrn General
nicht mehr erreichen, deshalb bin ich nicht sicher, ob er einer Veröffentlichung in diesem
Forum zustimmen würde, ich werde ich seinen Namen nicht erwähnen.
Von General /c.r.) XXXX B.XXXXXXXXXXX
General xx, geb. 1921 in Dünkirchen, engagierte 1940.Sous-lieutenant am 1.10.1942,
kam erstmals zur Legion 1945 und blieb dort die meiste Zeit seiner Militärkarriere. Den
Kampf in Indochina erlebte er im 5. R.E.I. Danach war er lange Zeit im 4.R.E.I in Marokko, danach wieder im 5.R.E.I. Regimentschef des 3. R.E.I, von 1969 - 1971 in Madagaskar, danach zum General ernannt und 1974 pensioniert.
Text:
Zum 1.Bataillon durch den Versetzungsbefehl Nr 8, vom 24.Februar 1952
durch den Kommandierenden Colonel des 5.R.E.I. zum 1. März 1952, verließ
ich Hongay, seine Bay de Along, das schöne Hotel der Minengesellschaft, mit
meinem Gepäck und meinen treuen Putzer Horst Löbner am 5.März.Nach Etappen in Haiphong und Hanoi, fand mich ein alter Freund aus der Zeit in Fez,
Leutnant Robin im Hotel Metropol in Hanoi. Vorbei, die Zeit des Einlebens in
Tonkin ! Robin war mit einer Sektion seiner Kompanie in Erholung in Hanoi,
er nahm mich sofort mit nach Bac-Ninh, wo das Bataillon eine Ruhepause zur
Erholung verbrachte, nach der Schlacht von Hoa-Binh, wo das Battl. von Anfang Dezember 1951 bis zum Ausbruch am 23. Februar 1952, Tag und Nacht im
Feuer der Viet-Minh Armee gekämpft hatte.
Capitaine Masselot, der das 1. Battl. kommandiert, ist zu einer Besprechung in
Hanoi beordert, ich kann mich nicht vorstellen. In der Offiziersmesse, den Popote, lerne ich die anderen Offiziere des Battl. kennen, die auf die Rückkehr des
Chefs warten: Capt. Bogaerts, adjudant-major, Capt. Fruchaud, Chef der
2.Cie,Capt. Barbier, Chef der 3.Cie, Lieutnant Leonetti, Chef der CB, Lieutnant
Servranckx,Funkoffizier.,ist ebenfalls General.
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Niemand wußte von meiner Versetzung, man war aber erfreut, Offiziere waren
sehr rar im 1. Battl, nicht alle Kompanien verfügten über 2 oder mehr Offiziere!
Nach den ersten Sejour von 24 Monaten waren alle Offiziere des 1/5.R,E,I. zurück nach Frankreich gefahren und fast alle Unteroffiziere, 70 % der Funktionsstellen waren nicht besetzt, die neuen Offiziere kamen fast alle nicht von der
Legion.
Der capitain Masselot traf genau zum Diner ein. Für uns ist er ein alter Legionsoffizier und ein Exempel, ein Status eines Offiziers. Er hat bereits 19441945als capitain im R.M.L.E. im Elsaß gekämpft. Er war der dienstälteste capitain der franz. Armee. Die Gründe lagen in seiner Einstellung zur Generalität,
die nie ganz problemlos war. Masselot wurde noch Colonel des 1.R.E.P. in
Algerien, putschte dort mit seinem Fallschirmjägern gegen de Gaulle und wurde zu 10 Jahren Haft verurteilt, die er auch voll absitzen musste !
Ich kannte ihn schon aus der Zeit beim ¼ R.E.I in Fez/ Marokko,dort war er
capitain adjudant –major. Wir jungen Offiziere hatten ihn schätzen gelernt wegen seiner Härte, seinen Glauben an die Legion, aber er war auch sehr freimütig
und hatte eine tiefe Sensibilität, die er mit Schamhaftigkeit versteckte. Zu tief
waren seine Erlebnisse im Elsaß 1945 bei den verlustreichen Kämpfen im
Schnee und Frost gegen deutsche Eliteeinheiten sitzen geblieben.
Bei seinem Eintreffen knallten die Befehle : „Lacabe, Sie sind versetzt, morgen früh verlassen Sie uns und melden sich in Hongay beim Regimentsstab!“
Bxxxx, Sie übernehmen die 4. Kompanie, sofort ! Befehl an Alle: Das Bataillon
geht heute nacht zu einer Operation in die Südzone. Eine Transporteinheit
kommt noch heute an und wir brechen um 03.00 Uhr auf!.
Marschordnung ; 3. Komp., P.C., 1.,4., 2.Kompanie, das war es ! Gegen 22.00
Uhr, nach dem Diner, ging ich mit Lt. Rudloff in die Unterkunft .
. Lieutenant Rudloff machte mir die Ehre und besorgte ein Feldbett mit Moskitonetz für mich in seinem Zimmer. Ich habe nur soviel erfahren, daß die Kompanien meistens nur zwei Offiziere hatten und eine Stärke von höchstens 80 bis
100 Legionären, einschließlich der Unteroffiziere und des Stabes. Die 2. Kompanie wurde nur von capitaine Fruchaud geführt, er hatte keinen Offizier und
keinen Adjudant in seiner Einheit. Also nur halbe Stärke, der Nachschub aus
Nordafrika fehlte und alle Einheiten hatten Bedarf.
10.März, 3 Uhr morgens, dunkle Nacht, kein Licht, die Garnison war nicht frei
von gelegentlichen Granatwerferangriffen der V.M. Lt. Rudloff präsentiert mir
die Kompanie, fertig zum Aufsteigen. Man ist weit weg von der Übernahme
einer Einheit in der Garnison. Alles im Kampfanzug, keine Waffe wird mir präsentiert, keine Fahne, keine Übergabe oder Verabschiedung des KompanieChefs !
Stillgestanden, Meldung der Zugführer, meistens nur Sergeanten. Rühren,
Aufsitzen,alles läuft wie eine Uhr, ich habe das Gefühl, eine Kompanie zu führen,die so eingearbeitet ist, daß viele Befehle unnötig sind. Und voila,ehe ich
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mich mit dem Fahrer unterhalten kann, haben wir Hanoi schon passiert und
durchqueren das Delta von Nord-Ost nach Süd-West und haben ein großes
Stück hinter uns, als es hell wird. Beim Halt für das Frühstück lerne ich schnell
die Zugführer kennen, alles junge Unteroffiziere mit Kampferfahrung. Erst jetzt
wird mir klar, daß ich eine „ gelbe „ Kompanie führe, die Mehrheit der Soldaten sind Eingeborene. Die Legionäre sind die Gruppenführer oder die Schützen
der schweren Waffen und der MG. Die 4. Section besteht ausschließlich aus
Männern des Nung-Volkes, einschließlich der Führung des Zuges, die aus der
Grenzregion zu China stammen und eine chinesische Minderheit sind. Sie werden als sehr gute Kämpfer beurteilt, was man von den übrigen Autochonen
nicht sagen kann.
Am Posten Han-Mac, zwischen Phu-Ly und Nam-Dinh,verlassen wir die Transporter.Ich komme im Kielwasser des P.C. gegen 16.30 Uhr an. Alles ist von der
Strapaze der langen Fahrt und dem Dauerregen ermüdet und verlangt nach Essen und Ruhe .Geschlossen springen die Männer in die Felder und verrichten
ihre Notdurft, nach 13 Stunden Fahrt ohne Pausen. Die 3. Kompanie ist sofort
abmarschiert, wir haben eigentlich noch keine Befehle über den Zweck der
Operation. Die 3. hat keine 500 Meter zurückgelegt, da wird sie sehr stark unter
Feuer genommen, aus nächster Nähe, die Männer sind von allen Seiten festgepresst. Während meine Kompanie noch von den Fahrzeugen absitzt und die
Fahrzeuge wenden müssen, damit Platz wird für die anderen Kompanien, erklärt
mir Capt. Masselot, wie ich mit meiner Kompanie über ein unübersichtliches
Terrain den V.M. umgehen soll, um die 3. zu entlasten, die im Reisfeld sitzt,
daß auch noch überflutet ist. Ich feuere meine Kompanie an, Männer, die ich
noch nicht kenne und deren Namen ich nicht weiß, das ist ein Tag, vor dem sich
jeder Offizier fürchtet. Die langen Salven und die Einschläge treiben an, es ist
ein Zeichen, daß Barbier mit seiner Kompanie nicht in einer Feier ist. Ich komme auf einen Deich, 300 Meter rechts von der 3.Komp.,die jetzt beginnt, sich
vom Viet zu lösen , der aus Löchern aus dem Deich herauskommt und versucht,
die 3. abzuschneiden. Jetzt ist es Zeit, wir bringen die zwei MG 30 und die
60mm Werfer in Stellung und Rudloff auf der einen Seite des Deiches, ich auf
der anderen.
Wir stürmen den Deich im Sturmangriff, genau rechtzeitig, als die Werfergranaten der Viets auf unseren Anmarschweg herunterhageln.Der Sturmangriff dauert
nur wenig Minuten, dann ist es geschafft, der Viet ist völlig zwischen unsere
Fronten geraten, er flieht völlig orientierungslos nach allen Seiten, läßt Verwundete und Waffen zurück, ein großer Teil versucht, wieder in die ausgebauten Bunker im Deich zurückzuklettern, im Laufschritt kommen die Legionäre
hinterher und vernichten die Bunker mit Handgranaten, bevor die Viets von innen verriegeln können. Der beiden Deiche, die in Y-Formation zusammenlaufen, sind unterhöhlt, aus winzigen Schießscharten feuern die Viets einzelne
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Schüsse ab, manchmal stehen die Legionäre direkt neben oder über den Löchern. Im Einzelkampf wird der Widerstand gebrochen, die Löcher einzeln
Ausgeräumt. Die 2. Kompanie geht im Laufschritt durch das Getümmel und
nimmt die Verfolgung der flüchtenden Viet-Einheiten auf, die noch große Verluste erleiden und zum Teil ihre modernen Waffen wegwerfen. Eine gut ausgerüstete Einheit der Viet-Division 320 hat ihren ersten Kontakt mit dem 1/5
R.E.I. sehr verlustreich in einer kurzen Schlacht verloren. Wir haben den Deich
im Handstreich genommen, der seit Monaten als uneinnehmbar galt. Ich war
stolz, mein erster Tag in der Kompanie und ich war schon kein Fremder mehr,
meine Männer haben mich sofort anerkannt. Wir folgen der 2. Kompanie, die
den Viet dicht auf den Fersen bleibt, der Waffen und Verwundete zurückläßt
und sich aus mehreren Dörfern vertreiben läßt. .Erst als er sich unter die in Panik flüchtenden Bewohner der Dörfer mischt, wird die Verfolgung aufgegeben.
Am nächsten Tag beginnt die Operation Amphibie, mit der Unterstützung der
Alligator und Krabben des 2. R.E.C. Wir jagen den Viet von Dorf zu Dorf, in
der dichtbesiedelten Südregion kann er immer wieder entkommen . Erst mit der
Operation Mercure, die sofort anschließt, kommt es zu sporadichen Zusammenstößen, weil jetzt Einheiten aus allen Richtungen kommen, die versuchen die
320. Division zu stellen. Das 1/5 R.E.I. ist heiß auf den Kampf, man hat noch
ein Hühnchen zu rupfen mit dieser Division. Am 6. April gelingt es Capt.
Fruchaud mit der 2. Komp. den Viet an einem Fluß zu stellen, mit Unterstützung von Marineartillerie beginnt eine Vernichtungsschlacht, erstmalig verlassen Viet-Minh Kämpfer während des Kampfes ihre Stellungen und ergeben sich
mit Waffen, von ihren weiterkämpfenden Rebellen von hinten beschossen.
Dauerregen und schlechte Sicht lassen die Unterstützung aus der Luft ausfallen, die 2.Komp. hat gegen Abend akuten Munitionsmangel. Ein Bataillon Senegalesen, kommt zur Unterstützung und hat schwere Verluste bei der Umschließung der Viet-Minh. In der Nacht gelingt dem Viet der Ausbruch, wieder
auf Kosten der tapferen Senegalesen. Enttäuschung bei den Legionären der 2.
Kompanie, die fast ohne Munition am Morgen das Dorf stürmen. Leer ! In der
Kirche fast 50 gefallene und verwundete Senegalesen, in den Schutzgräben
weit über 200 gefallene Viet-Minh,mehrere Viet-Minh haben haben sich der
Flucht versteckt und ergeben sich, völlig demoralisiert. Die Kompanie
Fruchaud hat das Hühnchen gerupft , ohne eigene Verluste !Und ohne Pause
ging es weiter, der Viet ließ sich nicht auf den Kampf ein, er wich immer aus
und schlug zu, wen er bei uns Schwachstellen sah.
Das Bataillon war erschöpft und kehrte am 12.April zur Basis Bac-Ninh zurück. Und sofort wieder der Alltag, Straßenpatrouillen ,Convoi -Schutz, Wachdienst, die Legion kennt keine Ruhepausen!
Am 18.April1952,Rebellion ! Die Zusage, für einige Monate Posten zu besetzen, konnte nicht eingehalten werden ! Es gab einige Proteste in den Kompanien, die sofort Disziplinarstrafen erforderten ! In der 2. Kompanie gab es auf
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Grund des Protestes einen Deserteur, der eine hohe Strafe zu erwarten hatte.Angeblich haben seinen Kameraden ihn die Flucht ermöglicht. Sofort Urlaubssperre und Einbindung in die Operation Polo. In der Nordzone war die
316 Division in das Delta eingedrungen und machte stetig Bodengewinne. Das
Bataillon ist eingebunden in das Groupement mobil Nr. 1,die diese Operation
durchführen soll. Die Groupement mobil wurden von General de Lattre eingeführt , bei seiner Ankunft in Indo-China. Die G.M. bestanden aus einer Stabseinheit, 3 Marchbataillons Infantrie, ein Regt. Artillerie 10,5 cm, einer Pioniereinheit. Jedes G.M. hatte ein Battl. Legion als Sturmtruppe, gefolgt von Vietnamesen oder Afrikanern. Als Ausgleich im 1. G.M für das 1./ 5.R.E.I diente
das 2. Fallschirmjägerbataillon. der Legion unter der Führung des Commandanten Raffalli. Durch diese Struktur waren die Bataillone nie unter der Führung
des jeweiligen Regimentskommandeurs und konnten nicht durch ein anderes
Battl. des Regimentes ersetzt oder abgelöst werden, auch wenn die Regimentskommandeure besser über die jeweiligen Zustand ihrer Einheiten informiert waren. Die Stabskompanie wurde jetzt von Lt. Bouley übernommen, der zum
zweiten Sejour in Tonkin zurückgekommen war. Er übernahm, wie ich, die
Kompanie beim Abmarsch zur Operation. Kurze Fahrt bis Dinh-Ban, 5 Uhr
morgens , Richtung Süd-West. Eilmarsch in die vorgegeben Richtung. Das ersten Bataillon ist eine gut geölte Maschine, hervorragende Offiziere haben dieses
Bataillon geführt und geprägt und sein Chef ist ein experimenterieller Infantrist! Der Vormarsch geht mit einer Sicherheit von Dorf zu Dorf, die einem den
Atem stocken läßt. Hier spürt man die Erfahrung der Legionäre, die seit Jahren
in kleinen Einzeloperationen Erfahrung gesammelt haben. Jeder Legionär, der
an der Spitze geht, beachtet genau den Sicherheitsabstand zum Nächsten, ohne
Anweisung geht er in Stellung, der nachfolgende geht weiter und geht nach eignen Ermessen an einer Gefahrenstelle in Deckung, der nächste geht weiter und
ist nun der Aufklärer .Das nachfolgende Maschinengewehr sichert ebenfalls an
beherrschender Stelle, bis es von dem nächsten M.G. überholt wird, daß jetzt
die Sicherung nach vorn übernimmt, alle anderen sichern seitlich. Sektion für
Sektion und Kompanie für Kompanie überholt sich so, keiner kann ermüden,
weil jeder vom gesamten Battl. überholt wird, während er für die Seitensicherung der Kolonne sorgt. Dörfer in Schußweite werde von Gruppen der Spitzeneinheit betreten, keiner will in eine Embuscade laufen, die Spezialität der
Viet-Minh.
Das hat man von der Roten Armee Mao Tse-Tungs angenommen und hieß „
Ho-Tschi-Minh Trab“!
Bald werden in den Dörfern Befestigungen festgestellt. Erst nur Gräben und
Napalm-Löcher, Einmannlöcher in Flaschenform, mit einem Erddeckel versehen, die Viets verschwinden in diesen Löchern, wenn Bomben und besonders
Napalm geworfen wird. Primitiver und wirksamer Schutz ! Bald werden neu
gebaute Blockhäuser und Stellungen gefunden, keine Bewohner in den Dörfern
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in dieser dichtbesiedelten Region .Also sind die Viets gewarnt worden und erwarten uns !
Keine Seele, kein Vieh- die erfahrenen Legionäre bedeuten mir: Hier ist die
Luft aber dick ! Wir sind mitten im Viet-Minh Gebiet, aber wo werden wir erwartet. Jetzt werden die Ortschaften jeweils besetzt. Die 3. Komp. hat jetzt eine
kleine Ansiedlung im Osten, Van-Chai Ton, besetzt. Lt. Mie kommandiert die
3.,weil Capt. Barbier krank wurde und im Hospital liegt, Lt. Fouquet-Lapar von
der 1. Komp. zu seiner Verstärkung abkommandiert, aber beide nicht kampferfahren.
Ich bin jetzt vorn, wir machen die Tete! 3-400 Meter Reisfeld bis zum nächsten
Dorf, alles hoch unter Wasser, zu viel Wasser für diese Zeit. Hohe Bambushecken um das Dorf ,ein kleiner Weg von Westen zu erkennen, führt in einen
nicht durchschaubaren Bambusbestand mit einzelnen Hütten. Lt.Mie meldet
ausgebaute Stellungen, sind noch warm, der Viet also unmittelbar vor uns.Das
Dorf vor uns ist das als Viet-Minh Festung bekannte Dai-Vi-Thuong. Wieso
sind wir so weit gekommen, ohne Widerstand ? Der Capt. Masselot wird jetzt
mißtrauisch. Bei der Rückkehr zur Einheit spreche ich mit Robin. Gemeinsam
beobachten wir durch unsere Ferngläser mehrere verdächtige Gestalten am
Nordrand des Dorfes, ohne Zweifel Viets, die in Stellung gehen. Unser Mißtrauen gegen das Dorf wächst.
Mein Radio graupelt los:“ Grün von Sonne, sprechen „!! Hier Grün, ich höre“!
Lachen im Hörer, wie immer ! Ich habe einen Sprachfehler, wenn ich nervös
bin, anstatt „s“ spreche in dann „ch“, und das macht meinen Partnern im Radio
schon seit Ngho-Lu eine wahre Freude. Man verspricht mir 12 Schuß von der
10,5 Artillerie beim Angriff. Das ist nichts, aber besser wie überhaupt keine Unterstützung. Ich bringe meine Kompanie in Stellung, 200 Meter vor der dem
Dorf, ein parallel verlaufendes trocknes Reisfeld, ideal zur Vorbereitung, Mortier und schwere MG ebenfalls in Stellung, wir warten auf den Befehl. Vor uns
noch ein vietnamesischer Friedhof, ca.20 Gräber, die .Hügel etwa 50 cm hoch,
ideal zur Deckung beim Angriff. Gegen 13 Uhr erhalte ich die Bestätigung der
Artillerie, die den Sturm eröffnen will, zum Abschluß das Angriffszeichen, zwei
Rauchgranaten vor das Dorf.
Anmerkung: Die erste und zweite Kompanie hatten die Sicherung aufgegeben
und versuchten von Westen das Dorf zu umzingeln. Die 1.Cie. ging von Von
Chai Ton im Anschluß an die 3.Cie in die Reisfelder. Die 2.Cie drang in das
westl. gelegene Dorf Ma Thanh ein, 3-400 Meter von Dai Vi Thong entfernt,
aber im Norden mit einer hochgelegenen Wiese mit einem Friedhof der mit der
Festung verbunden war, sonst wie überall, hochüberflutete Reisfelder, überreif
zur Ernte. In Dorfnähe abgeerntet, also nur Schlamm und Wasser, eine tödliche
Angriffsfläche. Man Thai war ebenfalls voll zur Verteidigung ausgebaut, Laufgräben und Bunker mit Schießscharten, bis auf wenige Zivilisten aber geräumt,
alles aber noch „warm“, d.h. die Leute haben erst vor einer Stunde etwa ihren
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Häuser verlassen. Vieh noch im Stall , die Moskitonetze noch an den Betten, die
haben nicht mit uns gerechnet ! Also Dicke Luft !!
Im Gegensatz zu den früheren Führern des Battl. war Capt. Masselot nicht bereit, die Männer seines Battl. vorher zu unterrichten, was uns erwarten kann.
Also wußten auch offenbar seine Offiziere nicht, daß wir einem bekannten Vietregiment, dem 98, mit Unterstützung der örtlichen- Chu Luc- Partisaneneinheiten, die die Dörfer so hervorragend ausgebaut hatten, gegenüberstanden.
Die letzen Häuser des Dorfes Man Thai wurden von Chu-Luc, bewaffnete Zivilisten, gehalten, ein kurzer Sturmangriff und die Viets flohen, die gesamte
Dorfbevölkerung hatte sich in diese Häuser geflüchtet. Offensichtlich hat der
Viet eine Flucht nicht erlaubt, um sich nicht zu verraten. In Panik rannten die
Leute zwischen den angreifenden Legionären zurück in ihre Häuser. Natürlich
knallten die Salven der MP zwischen die Leute, nicht zum ersten Mal begann so
ein Viet Angriff! Wir machten die ersten Gefangenen, die Partisanen hatten
zwar die üblichen schwarzen Hemden und Hosen an, wie die gesamte Bevölkerung, aber kleine Details ließen uns die Uniform erkennen! Die Gräber auf der
Trockenwiese erwiesen sich als Bunker der Viets. Das Feuer der Viet begann
aber zu spät, der vierte Zug hatte im Sturm die ersten Gräber erreicht, im Nahkampf machten unsere tapferen Moung die Bunker stumm, die Viet verließen die
Stellungen und flohen in das Dorf Dai-Vi Thoung. Es gelang, den MG Bunker
mit Handgranaten auszuheben. Freudengeheul, ein amerikanisches MG 30 mit
einer großen Menge Munition fiel unversehrt in unsere Hände. So etwas modernes besaßen wir nicht !Das Gerät wurde sofort in Stellung gebracht und
feuerte jetzt in die Bunker, die Widerstand leisteten. Irgendwie war es unheimlich, die Viets in den Dorf DaiVi Thoung schossen nicht zurück, was hatte der
Viet vor, wir vernichten seine Vorhut und die schauen zu ? Unheil kam jetzt von
einen andern Dorf, daß ca. 1200 m entfernt im Norden an einem Deich lag.
Trocknes Plop Plop Polp Plop. 4 Mal, also 8cm Viet-Granatwerfer, diese erbärmliche Waffe ! Und die Genossen waren schon eingeschossen. Wer eine Viet-Figur besaß, konnte in die Viet-Bunker kriechen, für den Rest hieß es zurück
ins Dorf, bevor die nächste Salve kam. Unser schweres MG bekam sofort von
der ersten Salve einen Volltreffer , MG nur noch Schrott, die Bedienung hatte
sich noch Sekunden vorher im Graben verdrückt, wie gewohnt hatte unsere
Granatwerfergruppe die Abschußzeiten mitgezählt und die letzten vier Sekunden vor dem Einschlag der Granaten laut ausgezählt. Wer dann noch aufrecht
stand oder flüchtete, der war eben ein Selbstverstümmler, Mut war es nicht.
Die beiden Granatwerfer der 2.Kompanie wurden in den Stellungen der VietMinh feuerbereit gemacht. Caporal Krause,also ich, seit Monaten schon Chef
der Schweren Section , konnte die Abschußstelle der Viet mit dem Fernglas
ausmachen, ca. 20 Schuß Dauerfeuer mit den unterlegenen 6 cm Werfern, Pause - der Viet schoß nicht mehr zurück, also getroffen und ausgeschaltet. Für die
2. Kompanie hatte der Tag bisher nur Erfolge. Jetzt setze aus Dai Vi Thong
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MG-und Gewehrfeuer auf die sich noch ziemlich frei bewegenden Legionäre
ein, die wieder die Bunker verlassen hatten und weitere Bunker knacken wollten. Vor allem die Werfergruppe bekam die Köpfe nicht mehr über den Rand,
offenbar hatten die Viets das Ausschalten ihres Werfers mitbekommen! Ein
Glück, daß die Viets gute Arbeit beim Stellungsbau geleistet hatten, sonst wäre
ein Teil der 2. Komp. nicht mehr hochgekommen. Eine 12,7 mm der Viet hatte
uns völlig im Griff, da half nur noch robben in den Gräben.Die Geschosse der
12.7 fegte durch die Erdwälle, die gegen normale MG-Munition Schutz boten,das hieß aber, den Kopf schön unten halten. Zur Entlastung begann jetzt der
Angriff des Battl. auf das Dorf, der nach 100 Metern im Feuer des Viet-Minh
zum Stehen kam.
Auf der Angriffsseite der 2. und 1 Kompanie waren 3 MG -Stellungen ausgemacht, die die sich durch die überfluteten Reisfelder quälenden Legionäre sicher im Schach hatten .Die Legionäre schleppten sich bis an die trockengelegten Felder kurz vor dem Dorf. Schutz boten nur die 40 cm hohen „diguettes
zwischen den Reisfeldern. Das waren die Erddämme, die die Bewässerung zwischen den Reisfeldern festhielten. Nun kamen 50-100 Meter ohne Schutz, dann
der meterdicke Bambuswall mit dem Abwassergraben davor und dahinter der
Viet in seinen Bunkern. Jetzt war zu erkennen, daß der gesamte Wall innen mit
einer 2,50 Meter hohenLehmmauer umgeben war ,die mit Schießscharten gespickt war .Der Angriff blieb stecken ! Gegen dieses Bollwerk anzustürmen, wäre Selbstmord gewesen. Widersprüchliche Befehle machten die Runde : Eingraben, erst nach einem Napalmangriff durch die Flugzeuge wird gestürmt,- Es
kommen Panzer, die den Bambuswall überrollen,- usw .Die Sicherungskräfte
der 1. und 2. Kompanie gaben jeden entbehrlichen Mann ab, man unterstützte
die Züge und vor allem wurden die Verwundeten aus den Reisfeldern geschleppt und in Sicherheit gebracht, einige Verwundete waren bereits ertrunken, weil keine Hilfe in der Nähe war. Auf Befehl des Battl,-Chefs begannen die
Granatwerfer mit Punktfeuer auf die Eingangstore des Dorfes zu feuern, nur
dort war es möglich, einzudringen. Hätten wir nur noch eine von diesen rückstoßfreien 5,7 cm Kanonen von Hoa-Binh besessen, diese für uns tödlichen MGBunker wären weggepustet worden, so genau konnte man mit diesen sans recul
treffen ! Leider waren diese Waffen für Marschbataillone der Legion nicht vorgesehen!
Mit einem Karabiner 98 eines unserer Moungs habe ich ca. 50 Schuß in dieSchießscharte des zentralen Bunkers gefeuert, der Erfolg war nach dem Sturm
sehenswert! Mit unserm franz. Karabinern MAS 36 konnte man nicht auf 300
Meter genau zielen, da wäre ein Möbelwagen als Zielscheibe genau richtig gewesen !
Weiter mit dem Bericht des General Bxxxxxx..
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Schwere Kämpfe westlich, bei der 2. Kompanie, bei der Besetzung des Dorfes
Man Thay und der Aufstellung zum Angriff. Eine Stellung wurde ausgehoben,
eine Mitrailleuse cal. 30 mit Munition erbeutet. Die Angriffszone konnte nicht
erreicht werden, die Feuerkraft der Viet-Minh war zu stark. Ein Granatwerfer
wurde durch die SME der 2. Kompanie ausgelöscht. Über Radio forderte Capt.
Masselot die 2. Kompanie auf, jetzt auch die MG-Bunker auszuschalten. Eine
Antwort, vermutlich vom Zugführer der SME, brachte Capt. Masselot in Rage:“
Wir haben fast nur Volltreffer erzielt und sind mit der Munition am Minimum,aber der Viet schießt weiter.Capitän Masselot, hätten wir noch eine sans
recul, dann könnten wir jetzt im Dorf schon Aperitiv trinken ! Aber die Legion kämpft nicht mit modernen Waffen, wir werfen lieber mit Granaten, wennwir nahe am Viet sind !!“ „8 Tage Prison für die Großschnauze“ war die Antwort des Battl.-Chefs.
15 Uhr 15. Boum ,Boum, Boum, die für 13.30 Uhr angekündigten Granaten
schlagen ein, exakt 12, dann die zwei ! Nebelgranaten, in der Dorfmitte, aber
immerhin beim Viet-Minh. Und Hoch ! Die Kompanie erhebt sich aus dem
Graben! Zwei Züge im ersten Sturm, zwei Züge folgen unmittelbar. Rudloff
mit zwei Zügen rechts , ich mit den anderen Zügen links, den Zügen des Sergent Witt und des Sergent-Chef Juanico. Ruhe, Ruhe, 50 Meter, 100 Meter,
immer noch ruhig, hat die Artillerie die Viets geschockt, oder kämpfen die alle
gegen die 2. Kompanie ? Immer noch kein Schuß....bis auf den Moment genau,
als die ersten Legionäre den Bambuswall erreichen !
Jetzt knallt das Feuer der Viet los! Maschinengewehre, Maschinenpistolen,
Granatwerfer, Gewehrgranaten und Gewehre, alles knallt auf die Kompanie
nieder, gestaffelt auf kaum 200 Meter Tiefe. Für den Zug des Sgt. Witt, bei
dem ich mich befinde, gibt es nur eine Chance: Stürmen ! Wir überqueren den
Feldsaum, die Gartenbeete, den Wassergraben, sind zwischen den Mannlöchern und liegen dann im Bambus. Mit der Gruppe des Caporals Percl , mit
meinem treuen Horst und dem Funker robben wir durch den Bambus bis in den
Schutz der Umwallung, einer mächtigen Mauer,die auch die befestigten Stellungen umschließt,aus dem das höllische Feuer auf uns niedergeht. Wir sind
im Feuerschutz, unmittelbar neben den Viets. Eine Granate explodiert hinter
mit, die Splitter treffen mich , aber ohne Kraft.Viele Legionäre sind getroffen,
noch mehr vietnamesische Schützen. Der Caporal Percl ist schwerverletzt, wir
verbinden ihn provisorisch. Während dieser Zeit, hinter uns, sind die beiden
Sektionen der zweiten Welle auf den Boden genagelt worden, in Höhe des
Friedhofes, vom Kreuzfeuer der MG und von Granatwerfern 81 mm, die aus
der gegenüberliegenden Ortschaft Xom-Chien feuern, wo Robin die Abschüsse sehen kann. Ich überlege, uns zurückzuziehen. Wir sind an der Mauer, aber
der Rest der Kompanie kann nicht folgen, das hieße, die beiden bereits eingedrungenen Züge dem Viet jetzt zum Fraß vorzuwerfen.. Ich spreche den Sergent Witt, der ein MG im Arm hat und damit Feuerstöße über die Mauer jagt,
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um den Viet von der Mauer fernzuhalten, während sich seine Schützen erholen
und verbinden.Ein anderer Gruppenchef,Sergent Kirsch, ist ebenfalls schwerverletzt. Ich verdeutliche Sergt. Witt, sich auf die Ausgangsbasis zurückzuziehen, er ist nicht meiner Meinung. Rudloff macht das Gleiche wie ich ,auf der
rechten Seite. Die 3. Kompanie gibt uns jetzt aus allen Waffen Feuerschutz
und unterstützt so unseren Rückzug in die Ausgangsstellung. Ich erreiche den
Friedhof, wir sind nicht mehr unmittelbar am Feind und geschützter, aber dafür diesem Granatwerferfeuer ausgesetzt. Mein Funker ist mir gefolgt, aber
mein treuer Horst ist flach liegengeblieben! Er kämpft weiter mit der Section
Witt! Ich versuche über Radio mit Soleil zu sprechen und erwarte sein Gebrüll
und Donnerwetter, aber er spricht nicht mit mir. Ich setze blind ab:“ Hier
spricht Grün, ich habe große Verluste und ziehe mich zum Ausgangspunkt zurück und will die Züge dort sammeln!“ Nur Rudloff meldet sich, er ist auch bereits zurück, kaum 50 Meter rechts neben mir, aber man bekommt den Kopf
kaum hoch. Wir vereinbaren den weiteren Rückzug, sobald Witt zurückkommt.
Ich lege mich auf ein Grab, um nachzusehen, wo denn Witt mit
seinem Zug bleibt. Und dann-- Boummm--, schwarzes Loch--, ich
weiß nichts mehr !
Als mein Geist wieder zurückkehrt, bin ich auf den Schultern eines
großen Teufels von Caporal der SME, -Sektion Mortier, ,Arme auf der einen
Seite, die Füße schlenkern auf der andern Seite. Er hat mich fallen sehen und
hat mich sofort in Deckung gezogen und als das Feuer nachließ, sofort auf die
Schultern gezogen und zum PC des Battl. geschleppt, immer wieder hinter
den kleinen Deichen Schutz suchend, denn die Einzelschützen der Viet suchten sich diese langsamen Ziele. Bei der Ankunft war ich immer noch groggy,
der Caporal legte mich auf eine Tragbahre , nannte meinen Namen den Sanitätern und verschwand wortlos wieder zur Einheit. Ich konnte mich nicht bedanken, sofort bekam ich Spritzen und wurde verbunden. Ich konnte nicht mehr
laufen, hatte mehrere Splitter von einem Granateinschlag in die Beine bekommen. Um mich zu wecken, goß mir Capt. Masselot eine kräftige Tasse
Pernod ein , dann machte ich Meldung, so klar und umfassend, wie es ging!
Die 4. Front an Front mit dem Feind ? Eine Kompanie , die jetzt gut verschanzt
ist, aber der Feind noch besser ! Den Kampf wieder aufnehmen ?. Ich sagte ja,
aber wenigstens mit 2 Kompanien und mit Artillerieunterstützung! Lassen Sie
nicht die 4. so im Schlamm hängen, mon capitain! Ruhe, Sie werden evakuiert,
wir haben alle Probleme, sie nicht mehr, weil sie verwundet sind, sonst bekämen Sie echte Probleme wegen der Section Witt, die allein im Dorf ist und ein
Haus besetzt hält. Ein unbestimmter Fluch des Capitäns und ich war entlassen
und wegen meiner Evakuierung des Befehles über die Kompanie enthoben.
Der Lt . Servanckx erschien ebenfalls , um sich eine neue Anweisung des
Chefs abzuholen. Lt. Bouley, an seine Seite, brachte ebenfalls neue Nachrich10
ten von seiner Einheit und besorgte
Tücher für die Boden-Luft Verständigung, falls Flugzeuge erscheinen würden, seine Tücher waren beim
ersten Sturm bereits verloren gegangen und lagen jetzt im Reisfeld. Der Medecin-Lieutnant Caretta versuchte nun, den ersten Verwundetentransport aus der
Kampflinie zu organisieren, es lagen etwa schon 30 schwerverwundete Legionäre in den Hütten, die auf Versorgung im Hospital in Phu-Ly warteten Ich
lag auf der Bahre und beobachtete jetzt einen Vorfall, typisch für die Situation
des 1/5 REI.. Ein Caporal der 2. Komp. tauchte mit einer Gruppe gefesselter
gefangener Viets auf, im Arm ein erbeutetes Sturmgewehr mit Bajonett, so
bewachte er allein die Gefangenen, die in Hängematten schwerverwundete Legionäre auf dem Verbandsplatz ablegten. Brutal fragte der Caporal : „Wo ist
der Russe?“ Gemeint war damit der Battl.-Chef Masselot, der kein Russe war,
aber der Name bedeutet auch auf russisch : Butter ! Die Legionäre hatten fast
für alle Offiziere Spitznamen, meist auf deutsch. Capt. Masselot liebte diesen
Namen nicht, meistens wurde die Nennung mit Strafen geahndet. Masselot hat
den Namen gehört und ging den Caporal an, ich befürchtete schon Handgemenge. Bouley stand schon schon in der Nähe des Caporals in Bereitschaft.
Der Caporal, verschlammt und voller Blut , beide Hosenbeine abgerissen als
Verband für die Verletzten, die er brachte, ging den Capitän furchtlos an!
Er forderte sehr ultimativ Munition für seinen Granatwerfer, die eine Stellung niedergekämpft hatten und den Einbruch in das Dorf mit seinen
Werfern ermöglichen werde, wenn er noch 30 Schuß bekommen würde ! Mit
Überzeugung erklärte er dem Chef, daß seine Kompanie längst im Dorf wäre,
wenn man ihm nicht die rücksstoßfreien Kanonen wieder weggenommen hätte.
Capt. Masselot ordnete an, daß die Bazooka-Schützen mit dem Caporal gehen
sollten, wenn damit der entscheidente Bunker zu zerstören sei. Werfermunition
von der 3.ten und die Bazooka vom CP, der Caporal belud seine Gefangenen
und mit Befehlen auf vietnamesisch jagte er die Gefangenen wieder in das
Reisfeld, zurück zur Kompanie! Dieser Caporal hatte beim Beginn des Kampfes bereits 8 Tage Prison vom Capitain Masselot über Funk erhalten, wegen
mangelnder Disziplin über Radio. Lt. Servranckx beobachtete den Vorfall,
während er vom Arzt versorgt wurde, er sagte nur leise zu mir, der Capitain
und dieser Caporal hätten sich in der Schlacht um Hoa-Binh ebenfalls ein derartiges Duell geliefert, Masselot verweigert seitdem die Beförderung zum Sergent, die er heute wieder verdient und verspielt hätte. Jeder in diesem Bataillon
tat seine Pflicht und alte und bewährte Caporale wie dieser waren einfach unersetzlich!
Endlich war Kontakt mit der gepanzerten Einheit hergestellt, die ca. 2-3 Km
ostwärts vom Battl.. auf dem Deich stand und nicht näher kam. Dorthin wurde ich mit dem ersten Transport evakuiert. Während des Abtransportes nahm
der Kampflärm erheblich zu! Einige Granaten der Panzer schlugen bei uns ein,
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man übersah die lange Reihe der Krankentragen und vermutetet ein Viet Einheit auf dem Rückzug.
Dai Vi Thoung war von einem gut ausgerüsteten Battl. und dem PC des 98
Regiments besetzt. Jede Seite des Dorfes war von einer Kompanie besetzt., alle Viets in Stellungen und das ganze Dorf befestigt, die Viets konnten auch bei
Beschuß ohne weiters sich im Dorf bewegen. Erschwert wurde die Lage, daß
die umliegenden Dörfer ebenfalls befestigt und vom Gegner besetzt waren, die
mit Werfern und schweren MG in den Kampf eingriffen und die anderen Einheiten des GM 1 blockierten. Es scheint, unglücklicherweise so gewesen zu
sein, daß der Capitaine Masselot die Stärke des Gegners völlig unterschätzt
hatte oder zu früh angegriffen hat, es waren mehrere Einheiten in der Nähe,
auch ein Bataillon Fallschirmjäger und diese Panzereinheit, aber der Angriff
wurde allein vom 1/5 R.E.I durchgeführt Außer den 12 Granaten der 10,5 Artillerie gab es keine Unterstützung der 155mm, die in der Nähe waren oder der
Panzerkanonen, die auf Sichtweite waren. Von Luftunterstützung war den gesamten Tag nichts zu sehen. Man unterschätzt aber ein Bataillon der Fremdenlegion, daß einen Auftrag hat und sich festgebissen hat. Straflos will man nicht
die schweren Verluste hinnehmen, das 1/5.R.E.I. sammelt sich und der zweite
Angriff begann. Das Feuer des Gegners war jetzt noch stärker. Die 3. Und 4.
Komp. schafften keine Meter zum Gegner, wurden wieder in die Reisfelder
gedrückt. Die 2. Kompanie unter Capitän Fruchaud schaffte es, mit der Bazooka und den Werfern das beherrschende Blockhaus zu sprengen!
Dadurch gelang es ihnen, in das Dorf einzudringen .Die erbeutete 12,7 mm
Mitrailleuse wurde sofort gegen die Gegner eingesetzt, die jetzt die Stellungen verließen, um die 2. wieder aus dem Dorf zu werfen.
Einige Granatwerfer aus den Dorf Xom Chien, offenbar als Ersatz für die vernichtetet 81 mm, legten jetzt ein Sperrfeuer auf die 2. Kompanie, wer den
Sturm in das Dorf geschafft hatte, konnte sich glücklich schätzen, der Rest war
in den Bunkern eingeschlossen. Mehr als 200 Granaten schlugen in einem 100
x 100 Meter Gelände ein. Capt. Fruchaud mußte ebenfalls in einem Bunker
verharren und konnte nur zuschauen, wie seine Männer im Sturm das Dorf
nahmen. Es wurde wieder ein Kampf der Sergenten und Caporale ! Die 3. und
4 Kompanie waren ohne Offiziere, die Lieutnants Rudloff und Mié fielen an
der Spitze ihrer Kompanien beim zweiten Sturm, der Lieutenant FouquetLapar wurde ebenfalls schwerverwundet und evakuiert. Mein Freund Robin
war der einzige Offizier, der mit seiner Kompanie durch die Breche, die durch
die Männer der 2. Kompanie geschlagen war, in das Dorf eindringen konnte.
Die Legionäre hüpften nun über die Festungsmauern und fegten die Stellungen der Viets von hinten leer .Endlich konnte auch Sergent Witt aus seiner
Isolierung befreit werden, keiner der Männer hatte noch 5 Schuß für die Waffe.. Mangel macht sich breit, beim Sturm hatten alle ihre Rucksäcke im Reisfeld liegen lassen und alles Gerät. Jetzt lagen die Felder im Granatwerfenha12
gel, eine Verbindung zum PC war nicht möglich. Unter Kampfgeschrei wurde
das Dorf weiter gestürmt, der Viet gab den Kampf auf und floh gruppenweise
aus dem Dorf in Richtung Xom Chien. Jede erbeutet Waffe wurde sofort umgedreht und die flüchtenden Viets damit beschossen. Am nördlichen Ende des
Dorfes war eine Pagode, die wurde vom Viet gehalten, mangels Sprengstoff
war man nicht in der Lage , dort einzudringen, die Bazooka war ebenfalls ohne
Munition.Haus für Haus musste erobert werden.
In der Dämmerung begann der Viet aus den Dorf Xom-Chien mit einem Gegenangriff über das freie Feld. Endlich hatten die Panzer begriffen- nach 5
Stunden Kampf - und feuerten Sperrfeuer auf die leichtfüßigen Viets, die nur
mit den erbeuteten MG unter Feuer genommen werden konnten.
Der Gegenangriff konnte gestoppt werden. Dunkelheit brach herein, eine Verteidigung im Dorf konnte nicht aufgebaut werden, überall saßen noch Viets in
den Bunkern und unterirdischen Verbindungen. Unter Umgehung des Sperrfeuers der Viets in den Reisfeldern zog sich das Bataillon zum PC in Van Chai
zurück! Rucksäcke und Material wurden aus den Reisfeldern geborgen, Verwundete lagen noch in den Schlammlöchern, vermeintliche Tote darunter. Viele der schwerverwundeten Legionäre dürften in den Reisfeldern ertrunken
sein, wenn nicht sofort Kameraden zur Stelle waren. Eine grausame Nacht, der
Viet kam auch bis auf Tuchfühlung und rief seine versprengten Kämpfer zur
Flucht auf. Einzelne Schüsse fielen, offenbar haben sie auch Verwundete von
uns gefunden .Die ganze Nacht zogen Freiwillige in Gruppen. durch die Reisfelder um Vermißte zu suchen und zu bergen, oft zu spät !
Am Morgen wurde das Dorf besetzt, auch der Viet hatte es nicht geschafft, alle Opfer und Waffen zu bergen ! Gegen Mittag traf endlich Verstärkung und
Nachschub ein. Sofort wurde das Dorf Xom Chien besetzt, kein Widerstand,
das Regiment T.D. 98, mit seinem örtlichen -An Ve- Partisanen waren entwichen. Das Dorf Xom-Chien , wahrscheinlich der Hauptstützpunkt des VietRegimentes , wurde noch zwei Tage vom Bataillon Masselot besetzt, jede
Nacht kamen noch versprengte Viet-Kämpfer aus ihren Verstecken und wurden gefangengenommen. Alle befestigten Dörfer wurden durch Pioniereinheiten dem Erdboden gleichgemacht. Immer wieder kippten die Caterpillar in
verborgene Bunker und Gräben, fast immer noch mit Guerillas besetzt. Lieutenant Bouley war der letzte Offizier, der in diesem Kampf getötet wurde.
Dai-Vi-Thoung wurde erobert, eine Festung im Fleisch des Delta, und vernichtet, aber der Preis, den das Bataillon bezahlen mußte, war sehr hoch: Neununddreißig Legionäre und drei Offiziere getötet, hundertundfünf Schwerverwundete, die evakuiert werden mußten, dazu zwei Offiziere, und die ungezählte Menge der Legionäre, die leicht verwundet den Kampf fortsetzten, um
den Sieg herbeizuführen. Meine Kompanie, die liebe „4.“, hat diese Tage unter
der Führung des Sergent-Chefs Juanico gestanden. Das Bataillon hat fast die
Hälfte des Bestandes an diesem Tag verloren. In der Aufzählung sind die Aus13
fälle der uns angeschlossenen Partisanenzüge und der Moung Sektion der
zweiten Kompanie, die den Sturm auf das Dorf angeführt haben, nicht angeführt!
Die Verluste des Feindes sind nie zusammengezählt worden, es müssen hunderte gewesen sein, allein die enorme Beute an modernen Waffen spricht für
die hohen Verluste der Viet-Minh.
Im Buch „Histoire de la Légion von Pierre Montagnon wird die Zahl der Verluste des TD 98 mit 870 Toten und1067 Gefangenen angegeben. Diese Zahlen dürften mit den Verlusten der Zivilbevölkerung zusammen zu sehen sein.
Welch ein Bataillon ! Und welche Bereitschaft, einen unmöglichen Sieg herbeizuführen. Ich verstehe jetzt, weshalb der Maréchal de Lattre bei der Schaffung der Mobilen Gruppen darauf bestand, daß jeweils ein Bataillon Legion
die Gruppen anführen sollte. Vielleicht kein Zufall, daß das 1/5. R.E.I das
G.M. 1 anführte! Ich kehrte nach 6 Wochen Hospital zu meiner Kompanie
zurück. Diese Schlacht war schon vergessen, längst waren die Männer in andere Operationen eingebunden worden. Irgendwann begegnete ich doch allen
Männern, sei es während einer Operation auf irgendeinem Deich oder mitten
im Reisfeld, man sah die Helden wieder. Leider allzuoft auf dem Friedhof in
Hanoi, wo wir unserem Toten die letzte Ehre erweisen mußten.
Liebe Legion, wir wissen, was wir vollbracht haben und wir werden es immer
zu ehren haben, unsere unbekannt gebliebenen Heldentaten, als alltäglich abgetan. Für uns, die Augenzeugen, sind diese Andenken unvergeßlich. Die mit
uns gelitten haben, die Ehemaligen, ist es das“Gelbe Mal“, diese Nostalgie
von Indo-China, die Jean Lartéguy so treffend beschrieben hat,die nun seit 35
Jahren in uns ist und uns nicht mehr seitdem ruhen läßt! Solange und noch
länger !
Jean Brxxxxxxx
Und für den Caporal KHK war es die letzte Operation in Tonkin,ich hatte echt
die Muffe, dass ich nicht mehr die Rückfahrt auf der „ Pasteur“ erleben würde. 3 Jahre Indo-China, von Einsatz zu Einsatz, da hat man mal die Schnauze
voll, da haben die schönsten Congais und die beste Suppe Chinoise ihre Wirkung verloren.
Noch 6 Wochen auf einem Posten, Ha-Chue, 12 Km von Bac-Ninh entfernt .
Dort ließen wir es sehr langsam angehen, natürlich wieder Patrouillen tags
und nachts auf Hinterhalt, mehrmals sehr erfolgreich, einmal nachts 20 Fahrräder und 200 Reifen, mit den Trägerinnen erbeutet,das war verlorenerNachschub für den Viet-Minh , und ein Riesenspass für uns!Bevor die Kompanie
Meldung erhielt, haben wir die Räder wieder im Dorf an die Viets verkauft und
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die Frauen auch gegen Kaution freigelassen. Nach Jahren im Einsatz sieht man
das Ganze etwas gelassener ! Caporal KHK .
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