Vorlesungsprotokoll 23.06.2008 VWL Dozent: D. Kienzle Protokollant: Philipp Wahlig Themen: 1] Wachstum und Produktivität a] Wachstumstheorie b] Produktivität c] Wachstum d] Konvergenztheorie 2] Wirtschaftsentwicklung a] Kondratjew-Zyklen b] Die drei-Sektoren-Hypothese c] Produktzyklus d] Modernisierungstheorie von Rostow e] Dependenztheorie 1] Wachstum und Produktivität a] Wachstumstheorie befasst sich mit den Fragen: Wie kann Wachstum als Pro-Kopf-Einkommen gemessen werden? Warum ist die Produktivität Schlüssel für langfristiges Wachstum? Welche Faktoren erklären, warum die Wachstumsraten zwischen Ländern und Regionen so unterschiedlich sind? Was ist die Konvergenzhypothese und warum gilt sie nur für entwickelte Länder b] Produktivität Als Maß für Lebensstandart wird das reale BIP eingeführt. Dadurch können Gesellschaften ökonomisch miteinander verglichen werden, zeitlich und regional. Problematisch ist hierbei, dass es die Einkommensverteilung innerhalb eines Landes nicht berücksichtigt. Der Lebensstandart ist bestimmt durch die Arbeitsproduktivität, welche sich wiederum aus dem Quotienten von Output(Produzierte Menge) und Input(Arbeitszeit) ergibt. Bsp. Robinson: Fall 1: Je früher er mit dem Fischfang fertig ist, desto früher kann er chillen. Fall 2: Arbeitet er nach dem Fischen noch im Gemüsegarten, kann er seinen künftigen Lebensstandart heben. Die Produktivität selbst wird durch die Produktionsfaktoren bestimmt: I) Physisches Kapital Der Bestand an produzierten Produktionsmitteln, die der Produktion von Waren/DL dienen. II) Humankapital Durch Ausbildung und Erfahrung erworbenes Wissen und Fähigkeiten. III) Natürliche Ressourcen Erneuerbare(Wald) und nicht erneuerbare(Erdöl) Ressourcen. IV) Technologisches Wissen Verständnis der Gesellschaft, wie das physische Kapital bestmöglich einzusetzen ist. Um diese 4 Bestimmungsgrößen der Produktivität in Zusammenhang zu setzen verwendet man die Produktionsfunktion Y = A f(L,K,H,N). Bei einer Verdopplung der Produktionsfaktoren erhält man den doppelten Output. Die allgemeine Formulierung lautet also: xY = A f(xL,xK,xH,xN) Setzt man bei x 1/L (1/Arbeitsmenge) ein, so erhält man die genannten Kennzahlen pro Arbeitskraft. c] Wachstum Ein Vergleich der Wachstumsraten und Investitionen von Industrienationen und Entwicklungsländern zeigt einen Aufholeffekt. Mit weniger Investitionen erreichen beispielsweise Südkorea oder Singapur wesentlich höhere Wachstumsraten als die USA. Unterschiedliche Wachstumsraten lassen sich außerdem durch Humankapital, politische Stabilität oder Instabilität und durch Forschung und Entwicklung erklären. d] Konvergenztheorie: Beim Vergleich der Pro-Kopf Wachstumsraten lässt sich feststellen: Die asiatischen Länder konvergieren zum OECD-Niveau Für afrikanische Länder bestehen keine Konvergenzanzeichen Schluss: Die Konvergenztheorie gilt nur, wenn die wichtigsten Wachstumsbedingungen wie Bildung, Infrastruktur und der institutionelle Rahmen in den zu vergleichenden Ländern annähernd gleich vorhanden sind. 2.) Wirtschaftsentwicklung a] Kondratjew-Zyklen Die Kondratjew-Zyklen beschreiben den Kern einer Theorie zur zyklischen Wirtschaftsentwicklung. Entwickelt wurde sie von Kondratjew und Schumpeter. Diese zyklische wirtschaftsentwicklung stellt er in 40 bis 60 Jahre dauernden Wellen dar. Diese bestehen aus einer länger andauernden Aufstiegsphase und einer etwas kürzeren Abstiegsphase. Die Talsohle wird durchschnittlich nach 52 Jahren durchschritten. Wichtige Charakteristika der einzelnen Wellen sind, dass in den Aufschwungsperioden die Jahre mit guter Konjunktur überwiegen und in den Abschwungsphasen – wenn ein Überhang an Rezessionsjahren herrscht – meist wichtige Entdeckungen und Erfindungen gemacht werden, so genannte Basisinnovationen. Momentan ist fraglich, welche Technik die 6. Welle dominieren wird. b] die drei-Sektoren-Hypothese Die Drei-Sektoren-Hypothese ist eine volkswirtschaftliche Theorie welche die Volkswirtschaft in Produktionsgewinnung, Produktionsverarbeitung und Dienstleistung differenziert, sie wurde von Clark und Fourastié in den 1930ern entwickelt. Sie beschreibt, dass sich der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Tätigkeit zunächst vom primären Wirtschaftssektor (Rohstoffgewinnung), auf den sekundären (Rohstoffverarbeitung) und anschließend auf den tertiären Sektor (Dienstleistung) verlagert. Dabei werden 3 Phasen unterschieden: I) Traditionelle Gesellschaft Diese Phase stellt eine Gesellschaft dar, die noch nicht weit entwickelt ist. Der Fokus liegt auf der Landwirtschaft. Entspricht einem Entwicklungsland. II) Übergangsperiode Die Übergangsphase beginnt mit einem Ereignis oder Vorgang, der der Industrialisierung gleichzusetzen ist: fortschreitende Mechanisierung bzw. Automatisierung, Fließbandproduktion, Manufaktur etc. Zahlreiche Synergieeffekte begannen sich mit der Entfaltung der Industrialisierung zu entwickeln. Einrichtungen des immer relevanter werdenden tertiären Sektors, dem der Dienstleistungen. III) Tertiäre Zivilisation Der Primäre und Sekundäre Sektor sind mehr und mehr der Automatisierung unterworfen und der Bedarf an Arbeitskräften sinkt. Dafür steigt der Bedarf im Tertiären Sektor. Wir befinden uns in der Gesellschaft der Zukunft, einer Dienstleistungsgesellschaft. c] Produktzyklus siehe Script S. 28 – 31 d] Modernisierungstheorie von Rostow Ausgangspunkt war Max Weber. Er war der Auffassung, dass dort wo Protestanten an der Macht sind, die Entwicklung schneller voranschreitet. Daraus leitete Rostow eine 5-stufige Stufentheorie ab. I) Traditionelle Gesellschaft Eine Gesellschaft mit natürlicher Produktivitätsobergrenze, keine/kaum modernen Wissenschaften/Techniken. II) Vorbedingungen für der „Take-Off“ Es entstehen neue Produktionstechniken und ein Weltmarkt. Bildung entkoppelt sich von der Religion. III) Der „Take-Off“ Starker Anstieg des Investitionsanteils ist zu verzeichnen. Hohe Gewinne führen zu Ausbildung neuer Industrien. IV) Entwicklung zur Reife Starke Investitionsquote von 10-20%. Steigender Lebensstandart und sinkende Armutsrate. V) Das Zeitalter des Massenkonsums Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln ist gedeckt und die an hochwertigen Konsumgütern steigt. Sozusagen „heute“ Dieses Modell betrachtet jedoch nur große Länder und lässt beispielsweise Russland außen vor, welches eher Rückschritte macht. e] Die Dependenztheorie Ist ein Gegenentwurf zu den Rostow-Modellen. Die Grundidee dieser Theorie ist die Trennung der Welt in 2 Pole, die ökonomischen Kernländer und die unterentwickelten Peripherieländer. Die Kernländer sind von den Peripherieländern abhängig, beuten diese aber aus. Die Machtausübung erfolgt durch niedrige Löhne in den Entwicklungsländern, Rohstoffexporte aus Entwicklungs- in Industrieländer, Technologieexporte von Industrie- in Entwicklungsländer und den Transfer der in den Entwicklungsländern erzielten Gewinne in die Industrieländer. Kritikwürdig an dieser Theorie ist, dass interne Gründe für Entwicklungsprobleme nicht in Betracht gezogen werden. Des Weiteren ist das ostasiatische Wirtschaftswunder nicht erklärbar.