Suszeptibilitätsgewichtete Bildgebung in der neuroradiologischen

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39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg
Suszeptibilitätsgewichtete Bildgebung in der neuroradiologischen Diagnostik
Reichenbach, Jürgen R.
AG Medizinische Physik, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena, MRT-Gebäude „Am Steiger“, Philosophenweg 3, 07743
Jena
Einleitung
Die suszeptibilitätsgewichtete Bildgebung (SWI) hat sich in den letzten Jahren zu einer diagnostischen MRTMethode, insbesondere im Hinblick auf neuroradiologische und neurowissenschaftliche Fragestellungen,
entwickelt [1]. Es handelt sich dabei um eine BOLD (blood oxygenation level dependent) basierte Methode mit
hoher räumlicher Auflösung, die die Tatsache ausnutzt, dass oxygeniertes und desoxygeniertes Hämoglobin
unterschiedliche magnetische Eigenschaften aufweisen [2]. Ursprünglich wurde die Methode entwickelt, um
kleinste venöse Gefäße im Gehirn darzustellen [3,4]. Inzwischen wird sie aber auch bei verschiedensten
Pathologien eingesetzt, unter anderem zur Darstellung von Tumoren [5], vaskulären Läsionen [6,7], Schlaganfall
[8] oder Trauma [9]. Mit Hilfe der SWI können oftmals subtile Auffälligkeiten entdeckt und durch Kombination
mit der konventionellen MR-Bildgebung zusätzliche relevante Informationen erhalten werden [10]. Das Ziel des
Beitrages ist es, den aktuellen Stand und das Potential der Methode zu präsentieren.
Material und Methoden
Die SWI verbindet Magnituden- und Phaseninformation einer räumlich hoch aufgelösten, vollständig
flusskompensierten, T2*-gewichteten, rf-gespoilten 3D-Gradientenechosequenz. Typische Sequenzparameter bei
1,5T sind: TR = 65 ms, TE = 40 ms, α = 25°, 60 Partitionen mit einer Schichtdicke von 2 mm, Matrixgröße
192×512 und FoV=192mm×256mm. Neben den Modulusbildern (Betragsbilder) werden auch die
entsprechenden Phasenbilder aus den k-Raum Daten rekonstruiert. Üblicherweise wird für klinisch verwendete
Bilder nur der Betrag des vektoriellen MR-Signals berücksichtigt, obwohl die komplexe Natur des MR-Signals
(d.h. Länge und Richtung bzw. Betrag und Phase des Signals) von entscheidender Bedeutung für den
bildgebenden Prozess ist. Die Phase enthält wertvolle Information, die neben der Visualisierung von
Suszeptibilitätsunterschieden beispielsweise auch zur Flussquantifizierung oder zur Charakterisierung von
Bildartefakten herangezogen werden kann. Um die Phaseninformation für eine Datenweiterverarbeitung
verwendbar zu machen, ist es allerdings notwendig, die zwischen 0 und 2 auftretenden Phasensprünge zu
eliminieren. Dafür stehen spezielle Korrekturalgorithmen zur Verfügung, wie z.B. homodyne Filterung [11] oder
Phasenkorrektur im Ortsraum (phase unwrapping) [12, 13]. Anschließend wird das Phasenbild in eine Maske
konvertiert, die mit dem korrespondierenden Betragsbild (mehrfach) multipliziert wird [3,4]. Mittels
Minimalwertprojektion (mIP) eines kleinen Schichtstapels können daraus Venogramme erzeugt werden. Abb. 1
zeigt die Verknüpfung der Betrags- und gewichteten Phaseninformation zu einem Venogramm, wobei die
Kontrastverstärkung der venösen Gefäße deutlich erkennbar ist.
Abb. 1 Minimalwertprojektionen (mIP) eines 1 cm Schichtstapels von (a) Betragsbildern, (b) 4-fach multiplizierten
Phasenmasken und (c) suszeptibilitätsgewichteten Bildern.
39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg
Ergebnisse
Die Abbildungen 2-5 zeigen einige Beispiele, die das Potenzial der suszeptibilitätsgewichteten Bildgebung
illustrieren sollen.
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Abb. 2. T1-gewichtete Bilder (TR = 575 ms, TE = 14 ms,  = 70° (a) vor und (b) nach Applikation eines T 1-verkürzenden
Kontrastmittels (Gd-DTPA). (c) Die Heterogenität des Tumors wird mit der suszeptibilitätsgewichteten Bildgebung besser
als in (a) und (b) dargestellt. Gut erkennbar sind die Tumorgefäße, die zu der in (b) sichtbaren Signalanreicherung durch
das Kontrastmittel führen.
Abb. 3. 14-jähriger Patient mit
akuter lymphozytischer Leukämie
(ALL). Das suszeptibilitätsgewichtete
Bild (Projektion über 7 Schichten)
zeigt multiple Hämorrhagien.
Abb. 4. 12-Monate alter Patient mit
Sturge-Weber Syndrom. Man beachte
die gute Darstellung der internen Venen,
die mit konventioneller diagnostischer
MR-Bildgebung nicht erkennbar sind.
Abb. 5. Mittelwertprojektion über
mehrere
Phasenbilder
eines
Probanden.
Verschiedene
anatomische Strukturen werden gut
abgrenzbar dargestellt.
Diskussion
Die suszeptibilitätsgewichtete Bildgebung (SWI) hat sich zwischenzeitlich zu einer bedeutenden nicht-invasiven
diagnostischen MR-Methode für die neuroradiologische Bildgebung entwickelt. Sie liefert nicht nur wertvolle
zusätzliche diagnostische Information, die für eine umfassende Beurteilung hilfreich ist, sondern kann selbst
Läsionen nachweisen, die unter Einsatz konventioneller MR-Techniken nicht oder nur eingeschränkt dargestellt
werden können. Beispielsweise sind damit kleinste Hirnblutungen erkennbar, so dass eine drohende Ischämie
ggf. schneller diagnostiziert werden kann und Therapien früh eingeleitet werden können. Aufgrund der
Empfindlichkeit für desoxygeniertes Blut oder im Gefäßsystem liefert sie genauere Informationen über
Hämorrhagien, venöse und arteriovenöse Missbildungen. Als mögliche weitere klinische Einsatzgebiete sind
neben zerebrovaskulären Erkrankungen ebenfalls neurodegenerative Erkrankungen zu nennen. Zukünftige
klinische Anwendungen werden die Methode in zunehmenden Maß bei höheren Feldstärken (≥ 3T) nutzen [14].
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Referenzen
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