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Datum:
18. Juni 2007
Thema:
Schlafe ich gesund?
Von der Schlafhygiene bis zu Schlafstörungen
Referenten:
OA Dr. Angelika Kugi
Schlaflabor, LKH Villach
Ca. 25 % aller Österreicher (innen) leiden zumindest fallweise in Ihrem Leben unter einer
Schlafstörung. Gestörter Schlaf hat enorme Auswirkungen auf die Lebensqualität der betroffenen
Menschen, aber auch wirtschaftliche Aspekte sind nicht vom Tisch zu weisen. Wer
unausgeschlafen ist, macht mehr Fehler - Unfälle wegen „Übermüdung“ ,der Sekundenschlaf,
nehmen nicht zuletzt in Anbetracht des zu nehmenden Verkehrsaufkommens deutlich zu.
Ob der eigene Schlaf gesund ist bzw. ob die eigene Schlafhygiene ausreicht, sollte eigentlich
jeder Mensch für sich wissen. Wesentlich ist die Tatsache, ob man tagsüber wach genug ist, sich
den täglichen Anforderungen des Lebens zu stellen. Oder schränken erhöhte Tagesmüdigkeit,
exzessive Tagesschläfrigkeit die Lebensqualität ein?
„Der Schlaf vor Mitternacht ist der gesündeste“ oder „Jeder Mensch braucht zumindest acht
Stunden Schlaf“ – diese alten Volksweisheiten sind ein Irrglaube. Jeder Mensch hat seinen
eigenen Schlafbedarf - es gibt Kurzschläfer und Langschläfer. Ein gesundes Mittelmaß von 6
bis 9 Stunden ist aber anzustreben. Jüngst veröffentlichte Studien weisen nämlich darauf hin,
dass Stoffwechselerkrankungen wie Fettleibigkeit oder Zuckererkrankung mit einer deutlich zu
kurzen und deutlich zu langen Schlafdauer zusammenhängen könnten.
Atemstörungen im Schlaf
Es gibt ca. 90 klassifizierte Schlafstörungen. Einen wesentlichen Anteil hierbei haben die
sogenannten schlafassoziierten Atemstörungen – wie die Schlafapnoe d.h. es kommt im Schlaf zu
Atemaussetzern. Wohl am besten bekannt ist die obstruktive Schlafapnoe: lautes unregelmäßiges
Schnarchen, das immer wieder unterbrochen ist von Atemaussetzen (ein solcher ist zumindest 10
Sek. lang). Solche Patienten können mehrere 100 Atemaussetzer pro Nacht aufweisen. Dies
verhindert einen erholsamen Schlaf, führt zu erhöhter Tagesmüdigkeit mit erhöhter
Unfallgefährdung und weiters zu einem erhöhtem Risiko für Herzkreislauferkrankungen wie
hohem Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche, Herzinfarkt, Schlaganfall.
Diese Patienten leiden auch unter verminderter Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, teilweise
auch Potenzstörungen, nächtlichen Erstickungsanfällen oder Durchschlafstörungen. Von diesem
obstruktiven Schlafapnoesyndrom sind zumindest 4% der Männer und 2% der Frauen betroffen!
Risikofaktoren zur Entwicklung eines solchen obstruktiven Schlafapnoesyndroms sind
männliches Geschlecht, Alter, Übergewicht, angeborene Engstellen im Schlundbereich, gewisse
Gesichtsanomalien, bei Kindern große Rachen und Gaumenmandeln.
Es gibt aber auch noch andere Atemstörungen im Schlaf , die zunehmend Bedeutung erlangen
und oft auch in Kombination mit dem obstruktiven Schlafapnoesyndrom auftreten– wie das
Adipositas-Hypoventilationssyndrom: Adipöse d.h. stark übergewichtige Menschen atmen zu
flach, insbesondere in der Nacht und in gewissen Schlafstadien –sie versorgen ihren Körper mit zu
wenig Sauerstoff und atmen zu wenig Kohlendioxid ab. Die Folge für den einzelnen Betroffenen
sind auch hier horrend sowohl was Tagesschläfrigkeit als auch Herzkreislauferkrankungen betrifft.
Atemstörungen im Schlaf sind nach erfolgter Diagnosestellung im Schlaflabor gut zu behandeln,
wobei hier oft eine nächtliche Atemtherapie - mit Atemmaske und Beatmungsgerät - notwendig
ist. Alternative Therapiemöglichkeiten wären manches mal auch eine deutliche Gewichtsabnahme,
bei leichteren Formen der Schlafapnoe eventuell auch eine HNO-Operation oder
Protrusionsschiene, die das Unterkiefer nach vorne zieht und vom Zahnarzt angefertigt wird.
Syndrom der unruhigen Beine
Eine neurologische Erkrankung – das sogenannte Restless-legs Syndrom – raubt auch vielen
Menschen den Schlaf. Bei diesem „Syndrom der unruhigen Beine“ treten in Ruhe, v.a. beim
Zubettgehen, unangenehme bis schmerzhafte Missempfindungen wie Kribbeln oder Ziehen in den
Beinen auf. Verbunden sind diese Symptome mit einem Bewegungsdrang, der die
Missempfindungen lindert. Dies hindert die Betroffenen am Einschlafen und teilweise auch, durch
gehäufte Beinbewegungen im Schlaf, am Durchschlafen. Das Restless legs Syndrom wird mit
einer Häufigkeit von 5-10% in der erwachsenen Bevölkerung angegeben. Wie bei allen
Schlafstörungen bedarf es auch hier einer exakten Diagnosestellung. In den meisten Fällen, in
denen eine medikamentöse Therapie notwendig ist helfen Tabletten insbesondere sog.
„Dopaminpräparate“.
Nicht organische Schlafstörungen
Die häufigsten Schlafstörungen überhaupt sind die „nicht organischen Schlafstörungen“. Die
Patienten haben Probleme beim Ein- und/oder Durchschlafen, ohne erkennbare organische
Ursachen. Wenn psychiatrische Erkrankungen wirklich ausgeschlossen sind (z.B. können
Depressionen die Ursache sein), stellen wir die Diagnose „psychophysiologische Insomnie“. Diese
Patienten denken immer wieder, auch untertags, an ihre Schlafstörung – Wie werde ich heute wohl
wieder schlafen? Abends beim Zubettgehen können sie sich nicht entspannen, grübeln, machen
sich Sorgen, wie sie den nächsten Tag schaffen werden. Die eigentliche Ursache dieser
Schlafstörung ist oft mangelnde Schlafhygiene in Verbindung mit einem aktuellen Problem
(finanzielle Sorgen, Partnerschaftsprobleme), es kommt zu einer Verselbstständigung der
Schlafstörung – ein Teufelskreis entsteht – auch wenn die auslösende Ursache wegfällt.
Psychologische Beratung bzw. Therapie ist hier das Mittel der Wahl.
Diagnose im Schlaflabor
Die endgültige Diagnose einer Schlafstörung wird im Schlaflabor gestellt. Aber nicht
jedermann/frau, der/die schlecht schläft bedarf einer Abklärung im Schlaflabor:
Es handelt sich dabei um eine technisch sehr aufwendige Untersuchung, bei der der Patient
eine Nacht „verkabelt“ schläft d.h. multiple Sensoren werden am Körper angebracht und
überwachen den Schlaf. Hier wird festgestellt wie viel Leichtschlaf, Tiefschlaf und
Traumschlafanteil der Patient hat – indem man kontinuierlich die ganze Nacht über ein EEG
(Elektroenzephalogramm,
Messung
der
Hirnströme)
durchführt.
Weiters
werden
Herzkreislaufparameter überwacht, Atempausen festgestellt, die Versorgung des Körpers mit
Sauerstoff gemessen und je nach Bedarf können auch weitere Messgrössen ermittelt werden.
Ob jemand eine Nacht im Schlaflabor verbringen sollte, entscheidet der behandelnde Arzt.
Zusammenfassung
Schlafstörungen sind nichts „Banales“. Über einen längeren Zeitraum bestehende
Tagesmüdigkeit/schläfrigkeit sind abzuklären. Dies ist wichtig sowohl für den einzelnen
Betroffenen, um nach exakter Diagnosestellung und Therapieeinleitung eine adäquate
Lebensqualität wiederherzustellen und Folgeerkrankungen zu vermeiden. Dies ist aber auch
wichtig für uns alle - man denke nur an Arbeits-u. Verkehrsunfälle (Sekundenschlaf!), die uns alle
jederzeit mitbetreffen können.
Weitere Informationen:
OA Dr. Angelika Kugi
Landeskrankenhaus Klagenfurt
Nikolaigasse 42, 9500 Villach
Tel: 04242/208 3125
Email: [email protected]
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