Schönheitsempfinden Teil 1 - Die Schönheit der Frau aus Sicht

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Sehr
Für meine Überlegungen in Bezug auf die Schönheit der Frau, die ich bisher auch Ihnen
geschickt habe, habe ich viel Zustimmung bekommen. Natürlich ist vereinzelte Kritik und
Skepsis nicht ausgeblieben. Gelegentlich bekam ich wertvolle Hinweise auf lesenswerte
Bücher und sonstige wissenschaftliche Literatur. Für Ihren Beitrag möchte ich mich recht
herzlich bedanken.
Wie könnte das Schönheitsempfinden gegenüber Menschen, insbesondere gegenüber Frauen,
entstanden sein?
Das komplexe Thema „schöne Frau“ werde ich vorübergehend verlassen, um das
Schönheitsempfinden erst einmal im Allgemeinen zu betrachten. Dies soll auch dazu
beitragen, besser verstehen zu können, wie ich die Entstehung des Schönheitsempfindens
gegenüber Frauen sehe.
Folgender Text ist noch nicht die Endfassung (es sind ältere Aufzeichnungen, die ich schon
vor längerer Zeit verfasst habe). Bevor ich den Text weiter überarbeite, möchte ich erst die
Reaktion der Evolutionswissenschaftler abwarten.
Im Anhang befindet sich der erste Teil meiner Aufzeichnungen in Bezug auf das
Schönheitsempfinden gegenüber Landschaften. Teil 2, der sich mit dem Schönheitsempfinden
gegenüber Tieren befasst, folgt in Kürze. Anschließend werde ich wieder zur „schönen
Frau“ zurückkehren und versuchen aus meiner Sicht zu erklären, was Schamanen, die Venus
von Willendorf und Homosexualität mit der schönen Frau zu tun haben.
Beste Grüße
Werner Fischer
Schönheitsempfinden 1
Die Schönheit der Blumenwiese
Eine blühende Landschaft erscheint uns als schön und bezaubernd. Eine Blumenwiese gefällt
uns umso besser, je mehr Blumenarten vertreten sind. Da nach der Eiszeit Europa dicht
bewaldet war, gibt es in unseren relativ feuchten Breitengraden blühende Graslandschaften
noch nicht sehr lange, dagegen sind sie in einigen anderen Ländern mit geeigneten
klimatischen Bedingungen wiederum schon seit Jahrmillionen mehr oder weniger häufig
verbreitet, wie beispielsweise auch in Afrika, dem Lebensraum unserer Vorfahren.
Nachdem die Menschen anfingen, die Wälder zu roden, entstanden auch hier die
Voraussetzungen, dass sich Wildblumen, deren Samen großenteils aus dem Osten
eingeschleppt wurden, ansiedeln konnten.
Eine genetisch bedingte, positive Reaktion auf Blumenwiesen müsste Homo sapiens, schon
lange bevor er nach Europa kam, entwickelt haben, denn bereits in den Anfängen der
menschlichen Entwicklungsgeschichte waren in einer Wiese bzw. Graslandschaft viele
Insekten und deren Fressfeinde anzutreffen und damit auch Protein, denn größere Tiere
konnte man nicht immer erbeuten. Somit erschien eine blühende Grasfläche attraktiv und
begünstigte die Entwicklung des Schönheitsempfindens durch Selektion.
Aber nachdem beispielsweise eine Schafherde auf einer Blumenwiese gegrast hat, erscheint
die bezauberndste Blumenwiese als nicht mehr so schön, selbst wenn die meisten Blumen
noch vorhanden sind. Die Blumenwiese erscheint nur dann besonders schön, wenn sie
unberührt ist bzw. so lange noch keine Spuren durch die Blumenwiese führen. Daraus kann
man schlussfolgern, dass in diesem Falle Schönheitsempfinden gegenüber einer Landschaft
auch etwas mit Unberührtheit zu tun hat. Denn eine Blumenwiese kann man schwerlich
durchqueren, ohne Spuren zu hinterlassen, die ein anderer relativ leicht erkennen kann.
Es könnte darin begründet sein, dass man bei einer bereits betretenen Wiese davon ausgehen
kann, nicht alleine zu sein und dies war in der Steinzeit nicht ohne Bedeutung. Eine
unberührte blühende Graslandschaft ohne Spuren bedeutete für den Steinzeitmenschen, dass
hier in letzter Zeit noch niemand war und deshalb bestand auch wenig Gefahr, zum Beispiel
durch andere Menschen. In dem Augenblick, in dem Spuren sichtbar werden, nehmen wir
auch heute noch dieselbe Umgebung als weniger schön wahr. Sobald Spuren sichtbar werden,
reduziert sich das Schönheitsempfinden, selbst wenn wir die Spuren noch nicht bewusst
wahrnehmen. Die meisten Menschen in der westlichen Welt wissen heute nicht mehr, dass
wir die Fähigkeit besitzen, schon aus einiger Entfernung anhand von Spuren zu erkennen, ob
sich in letzter Zeit schon jemand an diesem Ort befand.
Eine Blumenwiese im Frühjahr oder Frühsommer verrät uns Spuren viel sicherer als eine
Blumenwiese im Sommer, die inzwischen wesentlich weniger Blumen präsentiert, nicht mehr
so jung ist und schon deshalb viele Spuren auch von Tieren zeigt.
Man könnte argumentieren, dass europäische Blumenwiesen, die es noch nicht lange gibt,
etwas anderes sind als blühende Graslandschaften in anderen Ländern. Dies spielt nach
meiner Meinung keine große Rolle. Zum Beispiel gibt es in Afrika schon lange
Graslandschaften, in denen zu bestimmten Zeiten viele Wildblumen blühen. Sogar in vielen
Wüsten blühen, sobald genügend Feuchtigkeit in den Boden gelangt, Wildblumen. Nur weil
eine Wiese mit Blumen bei uns etwas anders aussieht als eine blühende Graslandschaft in
anderen Ländern, so dürfte sich die Genetik des Menschen nicht dagegen wehren, dass wir
Blumen im Gras auch in Europa schön finden. Es besteht kein Evolutionsdruck, dass unser
Sinn für Schönheit blühende Wiesen, wie man sie in Europa vorfinden kann, ausschließt.
Blühende Landschaften in Afrika gefallen uns wahrscheinlich nicht weniger gut. Es wäre
interessant festzustellen, ob dunkelhäutige Menschen eine Wiese mit Blumen ähnlich schön
finden wie hellhäutige Europäer und ob annähernd alle Menschen blühende Landschaften
schön finden. Das Klima hat sich während der Entwicklungsgeschichte der Menschheit immer
wieder geändert, sodass blühende Graslandschaften an verschiedenen Orten entstanden und
wieder verschwunden sind. Ich denke, dass unsere Vorfahren lange und oft genug in diesen
Landschaften gelebt haben, damit die Selektion ausreichend greifen und ein
Schönheitsempfinden begünstigen konnte.
Um meine Überlegungen zu prüfen, müsste man zum Beispiel untersuchen, wie viel Prozent
unserer Vorfahren wie lange in ähnlichen Landschaften gelebt haben, damit die Selektion
ausreichend greifen konnte und ob annähernd alle Menschen blühende Landschaften schön
finden. Dies zu prüfen kann nicht meine Aufgabe sein.
Wenn man in deutsche Gärten blickt, so entdeckt man meist gepflegte Rasenflächen. Je
frischer grün dieser Rasen aussieht, umso schöner erscheint er uns. Vielleicht spielt es auch
eine Rolle, dass unsere Vorfahren in Afrika oft dann eine Grasfläche schön fanden, wenn
diese nach einem Regen neu ergrünte?
Wenn wir in ein Gebiet kommen, wo Blumen nur wenig vertreten oder jahreszeitlich bedingt
längst verblüht sind, so fasziniert uns auch eine Landschaft im Spätsommer oder Herbst mit
Gras, wenn das Gras bzw. die Graslandschaft bereits kontrastreiche Herbstfärbung zeigt. Hier
könnte man andere Motive für Attraktivität vermuten. Die Steinzeitmenschen fanden zu
dieser Jahreszeit relativ leicht neben Protein auch Beeren.
Die Schönheit einer hügeligen Landschaft mit Gewässer
Auch eine Graslandschaft mit Gebüsch und einzelnen Bäumen oder Baumgruppen kann als
schön empfunden werden und einen Menschen faszinieren. Es könnte vielleicht auch damit
zusammenhängen, dass unsere Vorfahren sich hier notfalls verstecken konnten und
gleichzeitig einen guten Überblick hatten. Besonders wenn die Landschaft hügelig war.
Außerdem boten sich für unsere Vorfahren auch gute Möglichkeiten, dem Wild aufzulauern.
In einer hügeligen Landschaft findet man zudem meist schneller einen Bach oder kleinen
Fluss. Außerdem findet man neben guten Aussichtspunkten bei längeren Wanderungen und
Streifzügen auch gute Orientierungspunkte. Vielleicht gefällt uns deshalb meist eine hügelige
Landschaft besser als eine Ebene, besonders wenn sich Bäume, Gebüsch und freie Flächen
abwechseln.
Warum fühlen sich manche Menschen so sehr angezogen von einem plätschernden Bächlein,
einem Fluss, einem See oder vom Meer? Warum erscheint uns eine schöne Landschaft mit
einem stillen, möglichst unberührt erscheinenden See viel anziehender als eine schöne
Landschaft ohne See? Ein See in einer möglichst hügeligen Landschaft mit einem Mischwald
und Lichtungen oder in einer Graslandschaft mit Baumgruppen bietet vieles, was ein
Steinzeitmensch brauchte. Wasser bedeutete meist die Anwesenheit von Fischen, Krebsen,
Muscheln und anderen Tieren, die zum Verzehr geeignet waren und man hatte auch
lebensnotwendiges Trinkwasser. Diese Landschaften können uns auch heute noch begeistern.
Mischwälder und warum sie uns gefallen
Ein Mischwald oder ein gemischter Laubwald erscheint im Mai am schönsten. Zum Teil sind
die Blätter schon dunkelgrün, zum Teil noch hellgrün. Andere Blätter sind noch gelbgrün,
weil sich das Laub bei bestimmten Baumarten etwas später entwickelt. Für einen schönen
Mischwald oder einen schönen Laubwald gilt, dass uns der Wald nur dann wirklich fasziniert,
wenn möglichst viele unterschiedliche Bäume vorhanden sind und sich deshalb das Grün der
Bäume voneinander unterscheidet. Wenn ein Mischwald im Sommer nicht mehr so schön
erscheint, dann deshalb, weil die Farbvarianten immer unauffälliger werden. Ein Wald, der
aus möglichst vielen unterschiedlichen Bäumen mit unterschiedlichem Wuchs besteht und in
dem Bäume mit unterschiedlichen Blattformen wachsen, erscheint jedoch auch im Sommer
noch attraktiv. Ein Wald mit nur einer Sorte von Bäumen erscheint dagegen meist langweilig.
In einem Mischwald fanden unsere Vorfahren zu verschiedenen Zeiten viel leichter alle
überlebensnotwendigen Nahrungsmittel und was sie sonst noch benötigten. Ein Mischwald
hatte ein besseres und vielfältigeres Nahrungsangebot, besonders wenn es sich um einen
lichten Wald mit Bodenvegetation handelte. Ein lichterer Wald mit Bodenvegetation erscheint
bei weitem schöner als ein dichter Wald, der am Boden kaum Vegetation zulässt. In der
Steinzeit war es sinnvoll, sich möglichst in einem Wald aufzuhalten, der einen sehr
vielseitigen Bewuchs hatte. Je mehr Baumarten, möglichst mit Sträuchern und Beeren, ein
Wald hatte, umso größer war die Wahrscheinlichkeit, dass man über den Sommer und im
Herbst ausreichend Nahrung vorfand und umso attraktiver bzw. schöner erscheint uns der
Wald auch heute noch. Es ist nahe liegend, dass das Schönheitsempfinden dadurch selektiv
begünstigt wurde.
Ein Laubwald im Herbst gefällt uns dann besonders gut, wenn die Blätter teilweise noch grün
und teilweise schon gelb bis rot sind. Ein Wald mit Laubbäumen, in dem alle Bäume im
Herbst gleich gelb sind, gefällt uns nicht besonders?
Das Schönheitsempfinden gegenüber Mischwäldern kann man, so denke ich, auch sehr gut
auf Afrika, wo es sehr verschiedene Waldarten gibt, übertragen. Es gilt wahrscheinlich für
alle Wälder, dass eine große Artenvielfalt mehr Nahrung über einen größeren Zeitraum für
einen Steinzeitmenschen bot.
Damit wir mit positiven Gefühlen auf offene Landschaften und Wälder reagieren können, ist
es notwendig, dass unsere Vorfahren schon in Afrika ähnliche Erfahrungen machten, denn die
Eiszeit ist noch nicht lange zu Ende.
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