Kalkalpen — Einführung Die Nördlichen Kalkalpen sind ein Produkt der alpinen Gebirgsbildung, die vor etwa 70 Millionen Jahren einsetzte. Die imposanten Berge der Vorarlberger Kalkalpen bilden ihren westlichsten Teil. Die Lechtaler Alpen nennt man im Vorarlberger Anteil auch Lechquellengebirge. Jenseits des Walgaubeckens im Süden erhebt sich der Rätikon, der sich nach Westen bis an den Rand des Rheintales erstreckt. Im Freschenstock und Bregenzerwaldgebirge setzt sich das Helvetikum des Schweizer Alpsteingebirges fort. Diese Gebirge bestehen aus 100 bis 300 Millionen Jahre alten Sedimentgesteinen, die relativ leicht verwittern. Sie bergen so auch eine große Zahl von Höhlen. Die tief in das Kalkgestein eindringenden Wässer treten in tieferen Lagen als Karstquellen zu Tage. Ein Beispiel ist die Eisenquelle bei Bad Rotenbrunnen im Großwalsertal. Lange, steile Schutthalden wie unterhalb des Lünersees zeugen von der intensiven Abtragung, die diese Kalk- und Dolomitgesteine erfahren. Die Schutthalden sind begehrte Kieslieferanten. Imposant erheben sich die teils sehr brüchigen Felsberge über die Waldregion. Ausgedehnte Föhrenwälder mit ihren tiefreichenden Wurzeln zeigen Kalkböden an. In tieferen Lagen finden sich Buchenwälder. Hochlagen zeigen nur stellenweise kargen Pflanzenwuchs: Legföhren, Schneeheide und Aurikel. In vielen Hochtälern, wo sich durch Verwitterung und Ablagerung wasserstauende Schichten gebildet haben, liegen hochalpine Weiden wie die Alpe Laguz am Fuße der Roten Wand. Als Wander- und Kletter-Eldorado haben die Vorarlberger Kalkalpen Weltruhm erlangt. Die Drei Türme im östlichen Rätikon, das Schesaplanagebiet um den Lünersee, die Rote Wand mit dem Formarinsee im Lechquellengebirge oder das Arlberggebiet bieten Möglichkeiten aller Schwierigkeitsgrade. An die Vorarlberger Kalkalpen schließt sich im Norden eine Flyschdecke an, die aus tiefseeischen, feinen Sedimenten entstand. Die oft schieferartige, dichte Struktur des Gesteins bildet steile Grashänge und bis oben hin bewachsene Kämme und Hörner. Besonders deutlich wird das beim Anblick des Walserkamms. Im mittleren Bregenzerwald taucht das Helvetikum unter der ostalpinen Decke hervor. Es besteht aus Sandsteinen, Tonen, Mergeln und Kalken. Auch im Helvetischen Kalkgebirge befinden sich ausgedehnte Höhlen wie das Schneckenloch unter dem Gottesacher-Plateau. — Bergsteigen Vorarlbergs Bergwelt lockt Jahr für Jahr tausende Berg- und Wanderfreunde ins Land. Die Vielfalt der Gesteinsformationen auf engem Raum macht das Vorarlberger Gebirgsland besonders attraktiv. Auch als geologisches Studienobjekt ist es international gefragt. Ein begehrtes Wander- und Klettergebiet ist die Gegend um den Lünersee im Rätikon. John Sholto Douglass, ein zugewanderter schottischer Textilunternehmer, war der erste bedeutende Alpinist in Vorarlberg. Die Douglass-Hütte erinnert heute noch an jene Zeit. Von hier aus führen Touren in das Schesaplanagebiet. Für Kletterfans bieten sich die südöstlich des Lünersees gelegenen Kirchlispitzen an, die Routen aller Schwierigkeitsgrade bieten. Der bekannte Bergsteiger und Autor von Alpinliteratur, Günther Flaig, bezeichnet die Drei Türme im östlichen Rätikon als Glanzpunkt der Alpenwelt. Der Aufbau der Gruppe ist von einzigartiger Schönheit und bei Bergsteigern weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Auch das Lechquellengebirge bietet etwa mit der Roggalspitze oder der Roten Wand interessante Kletterrouten an. Die Vorarlberger Bergwelt ist an vielen Stellen durch Aufstiegshilfen erschlossen. Die Mehrheit der Bahnen dient vor allem dem Winterfremdenverkehr. Jedoch ist auch eine große Zahl von Bahnen für den Sommertourismus in Betrieb: die MuttersbergSeilbahn oberhalb von Bludenz, die Hochjochbahn bei Schruns, die Pfänderbahn in Bregenz u. v. m. Es bieten sich großartige Rundblicke über die Vorarlberger Bergwelt und in die Talschaften: - vom Muttersberg auf den Rätikon mit dem Vorarlberger Kultberg, der Zimba - vom Pfänder über Bodensee und Rheintal - vom Hochjoch über die Montafoner Berge und Täler Im Gebiet der Silvretta in den Zentralalpen erfreuen sich Gletschertouren großer Beliebtheit, besonders auf den Großen Piz Buin, den höchsten Berg Vorarlbergs. Die Anstiege sind oft langwierig und anstrengend. Deshalb hat man schon im 19. Jahrhundert mit Hilfe der deutschen Alpenvereinssektionen begonnen, Schutzhütten zu bauen. Sie erinnern auch heute noch mit ihren Namen daran: Wiesbadener Hütte, Ravensburger Hütte, Lindauer Hütte,.... . Das Wandern und Klettern im Gebirge bedarf einer guten Ausrüstung und Kondition. Auch die klimatischen Höhenverhältnisse und das Bergwetter müssen genügend beachtet werden. Größtmögliche Sicherheit bieten einheimische Berg- und Wanderführer. — Wintersport Ganz Vorarlberg bietet höchsten Standard im Winterfremdenverkehr. Die Wintersportzentren am Arlberg, im Montafon, im Brandnertal, im Klostertal oder im Bregenzerwald sind weit über Vorarlbergs Grenzen hinaus bekannt. Das Arlberggebiet gilt in der ganzen Welt als Inbegriff für Wintersport. Prominenz aus aller Welt verleiht dem ehemaligen Walserdorf Lech eine Atmosphäre von Luxus und Exklusivität. Der Arlberg stellt in den sonst eher felsig-zerklüfteten Kalkalpen eine Ausnahme dar. Hier wechseln sanfte, grasige Hänge und imposante Felswände ab. Diese Landschaft bietet jedem Wintersportler – vom Anfänger bis zum Extremschifahrer – das passende alpine Gelände. Seinen Ruf als Schigebiet der Superlative verdankt der Arlberg auch seinen niederschlagsreichen und schneesicheren Wintern. Schneehöhen von über zwei Metern sind keine Seltenheit. Aufgrund langanhaltender Schneefälle können die Orte am Arlberg wegen Lawinengefahr von der Außenwelt abgeschnitten werden. Bis zum Einsetzen des Fremdenverkehrs war Lech ein abgeschiedenes Bergdorf, wo nur Milch- und Viehwirtschaft betrieben wurde. Erst mit dem Bau der Flexenstraße begann eine neue Ära für die von der Entsiedlung bedrohten Siedlungen Lech, Zürs und Warth. Trotz der Entwicklung zu einem modernen Fremdenverkehrszentrum haben die Orte am Arlberg einen gewissen dörflichen Charakter bewahrt. Der Arlberg zählt zu den Gebieten mit den höchsten Seilbahndichten der Welt. An die 90 Bergbahnen und Lifte, 260 präparierte Pistenkilometer und 200 km Tiefschneeabfahrten stehen dem Wintersportler zur Verfügung. Über mehrere Schischaukeln kann der Schiläufer Lech und Zürs umrunden. Um die Pisten auch in schneereichen Wintern zu sichern, wurden am Arlberg umfangreiche Lawinenschutzbauten errichtet. Warnschilder weisen auf die Gefahren des Winters hin. Die Vorarlberger Bergrettung ist jedes Jahr viele Stunden unterwegs, um Verunglückte zu bergen. Schivergnügen in ökologisch sensiblen Räumen fordert seinen Preis. Umweltgerechte Lösungen sind eine ständige Herausforderung für den Tourismus.