Referat über die Fränkische Schweiz gehalten von Barbara Elsas beim Studiolo-Treffen 2009 Wo sind wir hier eigentlich? Buchau liegt in der Gemeinde Mainleus, die liegt im westlichen Landkreis Kulmbach, der gehört zum Reg.bez. Oberfranken und das gehört zu Bayern. Geographisch gehört das Gebiet zum östlichsten Randausläufer der nördlichen Fränkischen Alb. Die Frankenalb ist die geologische Fortsetzung des Schweizer Jura und der Schwäbischen Alb. Die Albhochfläche streicht vom Ostrand des Nördlinger Ries bis zum Main bei Lichtenfels. Man unterscheidet zwischen Nördlicher, Mittlerer und Südlicher Frankenalb. Die Nördliche Frankenalb ist der Raum zwischen dem Main und der Linie Hersbruck - Sulzbach - Rosenberg, in dessen Zentrum sich die Fränkische Schweiz befindet. 1. Entstehung der Landschaft Die Frankenalb besteht im Wesentlichen aus Kalkstein, der in der Jurazeit als Sediment im Jurameer gebildet wurde. Die in der Frankenalb verbreiteten Gesteine sind Teil des Fränkisch-Schwäbischen Schichtstufenlandes. Die Schichten fallen sanft nach Südosten ein, wobei die Verkippung des Schichtpakets wahrscheinlich durch die Heraushebung von Schwarzwald und Odenwald verursacht wurde. In der Landschaft der Alb ist eine vollständige Schichten-Abfolge von den Sandsteinen des oberen Keupers über die Lias- und Doggergesteine bis zu den Kalk- und Dolomitschichten des Malms aufgeschlossen. Dazu kommen noch Verwitterungslehme auf der Jurahochfläche, die so genannte Albüberdeckung. Im Westteil der Frankenalb liegt das durch weiche Hügelformen gekennzeichnete Albvorland. Hier stehen die untersten und damit ältesten geologischen Schichten an: Sandsteine und Tone des Mittleren Keupers (Obere Trias) mit einem Alter von etwa 200 Mio. Jahren. Die Ablagerungen der Keuperzeit entstanden küstennah in sumpfigen Seenplatten, Flussdelten, Verlandungsbereichen und Lagunen. Unser Gebiet war damals also noch überwiegend Festland, das nur kurzzeitig vom Meer überflutet wurde. Die lebende Welt war damals im Zuge ihrer Entwicklungsgeschichte bei den Pflanzen bis zur Stufe der Nacktsamer, z.B.: Palmfarne, Nadelhölzer und Ginkobaum entwickelt, im Tierreich wurde die Entwicklungsstufe der Ammoniten, Saurier und der Urvögel erreicht. Die Böden auf diesen Gesteinen sind entweder nährstoffarm oder wegen ihrer Schwere mit normalen Maschineneinsatz kaum zu bearbeiten; deshalb sind sie entweder mit Kiefernwäldern bestanden; oder sie werden als Grünland genutzt; eine andere landwirtschaftliche Nutzung findet nur im geringen Umfang statt. In der folgenden Jurazeit (vor rd. 195 Mio. Jahren) lag für die nächsten 60 Mio. Jahre ganz Süddeutschland im Herrschaftsbereich eines Flachmeeres; in dieser Zeit wurden wegen ständiger Absenkung der Erdkruste mächtige Schichten am Meeresgrund abgelagert. Die Jura-Sedimente bilden heute den größten Teil der in der Frankenalb auftretenden Gesteine. Die Meeresablagerungen des Schwarzjura (Lias) entstanden in einem noch sehr küstennahen Bereich des Jurameeres. Sie sind z.T. sehr fossilreich und manche von ihnen enthalten viele kleine, aber gut erhaltene Ammoniten. Die Schichten im Braunen Jura (Dogger) haben ihre vorherrschend braune Gesteinsfarbe von fein verteilten Eisenverbindungen. In der untersten Doggerstufe tritt das Eisen in den Tonen in Form von Pyrit auf. Im darüber liegenden Eisensandstein kommen Eisenerzflöze vor. Die Eisensandsteine wurden früher gerne als Baumaterial verwendet. Der Obere Braunjura ist durch ein Auftreten von oft vorzüglich erhaltenen Versteinerungen gekennzeichnet. Der Weiße Jura (Malm) ist die klassische "Formation" der Alb. Diese hellen Mergel, Kalke und Dolomite bilden das Dach der Frankenalb. Die hellen bis weißen Gesteinsfarben des Malm sind bedingt durch das starke Vorherrschen von Carbonatgesteinen mit wechselnd starken Tonanteilen: Bei einem hohen Tonanteil herrschen graue Gesteinsfarben vor; je reiner der Kalk ist, umso mehr tendiert seine Farbe zu Weiß. Die reinsten Kalke finden sich im obersten Malm. Abgelagert wurden diese mächtigen Kalke und Mergel am Grund eines flachen und warmen Schelfmeeres, das damals Süddeutschland bedeckte und das im Süden mit dem großen und tiefen "Ur-Mittelmeer", der Tethys, in Verbindung stand. Neben den geschichteten, Ammoniten und Saurierreste führenden Kalken und Mergeln wuchsen auf Schwellen am Meeresboden Kalkschwämme, die im Lauf der Jahrmillionen große Schwammriffe mit Algenkrusten bildeten und durch Zufuhr von Magnesium in Dolomit umgewandelt wurden. Diese mächtigen Riffdolomite bauen zusammen mit den tafelbankigen Dolomiten die charakteristische Kuppenlandschaft des Albhochlandes auf. An Steilhängen zeigen sich die massigen Riffdolomite heute als schmutziggraue, blockartig zerlegte Felstürme mit glatten Wänden. In Deutschland hat schon 1837 Leopold v. Buch die von Alexander v. Humboldt aufgestellte Jura-Formation in drei Abteilungen gegliedert: Einen Unteren oder Schwarzjura (= Lias), einen Mittleren oder Braunjura (= Dogger) und einen Oberen oder Weißjura (= Malm); diese Benennungen beziehen sich auf die in den drei Abteilungen vorherrschenden Gesteinsfarben. Ein Schüler Leopold V. BUCH´s unterschied zur feineren Gliederung die drei Abteilungen in je sechs einzelne Stufen, die nach den ersten Buchstaben des griechischen Alphabetes (Alpha, Beta, Gamma, Delta, Epsilon und Zeta) bezeichnet sind. Hiermit war erstmals in der Geschichte der Geologie die feinstratigraphische Gliederung einer Formation geschaffen worden. Die Juraformation wurde somit zur methodischen Ausgangsbasis für die gesamte paläontologische und stratigraphische Forschung. In der Unterkreide wurde Süddeutschland tektonisch gehoben; unser Gebiet wurde Festland und es kam es unter feuchttropischen Klimaverhältnissen zur Ausbildung des typischen Kegelkarstes. Die Weißjuragesteine unterliegen seit der Kreidezeit, also seit 135 Mio. Jahren, der Verkarstung. Der Fränkische und Oberpfälzer Jura sind das größte und das am frühesten durchforschte Karstgebiet Deutschlands. Generell versteht man in der Geologie unter der Verkarstung die Auflösung vor allem von Kalkund Dolomitgesteinen durch mit Kohlendioxid angereichertes Niederschlagswasser. Die so gelösten Stoffe werden dann mit dem Wasser zum geringen Teil oberirdisch, in der Hauptsache aber unterirdisch abgeführt. Jedes Karbonatgestein enthält aber auch unlösliche Bestandteile, die bei der Lösung des Kalks als Rückstände übrig bleiben. Sie können an der Erdoberfläche allmählich angereichert werden und bilden dann meist eine lehmige Decke. Bei einer solchen Lehmüberdeckung der Gesteine spricht man vom "bedeckten" Karst, im Gegensatz zum "nackten" Karst, bei welchem das Gestein offen zutage liegt. Mit dem Beginn der Oberkreide setzten erneut Meereseinbrüche ein. Die OberkreideSedimente verschütteten das Unterkreide-Karstrelief vollständig. So kam es zur Ausbildung des „bedeckten Kegelkarstes“. Am Ende der Oberkreide zog sich das Meer zurück, unser Gebiet wurde wieder Festland, und es begannen die Abtragungsprozesse, welche bis heute andauern. Die groben Züge der heutigen Landschaft entstanden bis zum späten Tertiär. Teile der Albhochfläche werden heute von meist 5 bis 15 m mächtigen Albtonen und lehmen eingenommen. Die lehmig-tonige Albüberdeckung entstand unter dem tropischen Klima des Tertiärs durch die Verwitterung von Malmkalken und -mergeln. Sie wirken als Wasser stauende Horizonte, auf denen sich das Niederschlagswasser in kleinen Tümpeln sammelt. In den Lehmen und Tonen der Albüberdeckung finden sich regional -- in stark wechselnder Konzentration -- rotbraune bis schwarze, erbsen- bis bohnenförmige Erzkügelchen bis etwa 2 cm Durchmesser. Diese sogenannten Bohnerze sind Brauneisenerz-Konkretionen, die ihre Entstehung einer Eisenerzausfällung aus Verwitterungslösungen im Boden verdanken. Wahrscheinlich wurden diese Bohnerze bereits seit der Hallstattzeit (ca. 500 v. Chr.) in vielen Erzschürfen abgebaut und zu Eisen verhüttet. Aufgrund der vergleichsweise geringen Qualität dieses Eisenerzes dürfte es jedoch als Handelsprodukt wohl keinen großen Absatz gefunden haben. Vielleicht ist dies auch der Grund dafür, dass die vor- und frühgeschichtliche Bevölkerung der Frankenalb offenbar keinen allzu großen Wohlstand besaß. 2. Landschaftsformen Durch das Zusammenspiel von ober- und unterirdischer Auflösung und Entwässerung entstand auf den Kalk- und Dolomitgesteinen in Jahrmillionen die reizvolle und kleinräumige Karstlandschaft des Fränkischen Jura. Diese ist durch eine Fülle von besonderen Geländemerkmalen gekennzeichnet, von denen ich einige kurz beschreiben will: Das auffälligste Merkmal von Karstregionen ist das weitgehende Fehlen von oberirdischen Flüssen und die unterirdische Entwässerung, so dass Trockentäler zum typischen Formenschatz des Karstes gezählt werden. Die Entwässerung erfolgt zuerst oberirdisch. Durch die Löslichkeit des Gesteins und das Eindringen des Wassers an vorhandenen Klüften kommt es auch im Untergrund zur Lösung und damit zur Bildung von Hohlräumen. Wird der Grundwasserspiegel dadurch tiefer gelegt, kommt es dann in diesem Bereich verstärkt zur Verlagerung der Entwässerung in den Untergrund, während oberirdisch das Tal trocken fällt Auf den Hängen ätzen die herab rinnenden kohlendioxidreichen Regen- und Schneewässer parallele, durch scharfe Grate voneinander getrennte Furchen in die Kalk- und Dolomitgesteine. Diese Karren sind also Lösungsrinnen, die durch das hangabwärts abfließende Niederschlagswasser (Rillenkarren) oder durch oberflächennahes Aufweiten von Gesteinsklüften (Kluftkarren) entstehen. Durch die weitere Korrosion der kohlendioxidreichen Wässer werden die Klüfte zu ausgeprägten, manchmal mehrere hundert Meter tiefen Schachthöhlen erweitert. Unregelmäßige Löcher und Vertiefungen (sog. "Opferschüsseln", wie sie z.B. im "Druidenhain" bei Wohlmannsgesees/Ofr. zu beobachten sind) -- entstanden durch Lösung unter einer Vegetationsdecke. Die Karsthochfläche ist gebietsweise von Lösungstrichtern, den Dolinen, übersät. Dolinen (slowenisch "dolina" = Tälchen) sind flache und trichterförmige Geländemulden mit unterirdischem Abfluss. Ihr Durchmesser reicht von wenigen Metern bis zu einigen 100 Metern und entsprechender Tiefe. Die Dolinen entstehen vor allem dort, wo etwas leichter verwitterbare Kalke vorliegen, und zwar an den Stellen, an denen das Niederschlagswasser bevorzugt in den Untergrund eindringen kann, so vor allem über den Kreuzungspunkten von Gesteinsklüften und in Störungszonen. Zur Bildung von Dolinen müssen zuerst große Kalkmengen gelöst werden; weil hierzu viel Wasser nötig ist, haben sie in der Regel ein großes oberirdisches Wassereinzugsgebiet. Einsturzdolinen entstehen durch das Einbrechen einer Höhle im Untergrund; sie entsprechen dem "Erdfall" der Ingenieurgeologie und stellen ein erhebliches Gefahrenund Schadenspotential insbesondere für Bauwerke und Verkehrswege dar. Das in den Untergrund des Karstgesteins einsickernde Niederschlagswasser ätzt dort die schmalen Gesteinsfugen und -klüfte zu klaffenden Spalten und Röhren aus: So entstehen im Lauf der Jahrtausende weit verzweigte Höhlensysteme, durch die das Karstwasser strömt. Diese unterirdischen Gerinne treten in tief eingeschnittenen Tälern wieder als Karstquellen zutage, wobei deren Quellschüttungen in einigen Fällen bis zu mehreren tausend Kubikmetern pro Stunde betragen können. Viele Höhlen markieren den unterirdischen Weg des Wassers Entscheidende Bedeutung für die fortschreitende Ausformung der Karsthohlräume hat das "Prinzip der Selbstverstärkung": Eingetiefte Wasserwege im Karstgebirge ziehen das Wasser regelrecht an, wodurch diese Hohlräume ständig und immer stärker erweitert werden. Höhlenerweiterungen wie "Dome" und "Hallen" entstehen durch das Wechselspiel von chemischer Auflösung und Nachbruch des Höhlendaches. Haben sich genügend große Höhlen-Querschnitte gebildet, durch die das Wasser fließen kann, können durch die Erosionskraft der Höhlenbäche tiefe Schluchten und steilwandige Canons geschaffen werden. In Höhlenabschnitten mit langsamen Wasser-Strömungsgeschwindigkeiten bilden sich oft Gangquerschnitte mit einem umgekehrten (oben engen und unten weiten) "Schlüssellochprofil". Durch diese Vorgänge entsteht in den Tiefen des Gebirges schließlich ein mitunter weit verzweigtes, labyrinthartiges System von wassererfüllten Gängen, wobei die unterirdischen Gerinne, Bäche und Flüsse -- nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren -- miteinander in Verbindung stehen. Im Laufe der Zeit sinkt durch die fortschreitende Verkarstung des Gebirges und weiteres Einschneiden der Täler der Karstwasserspiegel in tiefere Niveaus ab. Während in den Tiefen des Gebirges neue Höhlen gebildet werden, fallen die bislang wassererfüllten Höhlengänge trocken: Die trocken gefallenen Höhlen weisen also auf ein vorzeitliches Stadium der Karstwasserentwicklung hin. Diese Höhlen werden nicht mehr aktiv weitergebildet: In ihrem Inneren wachsen aber oft vielgestaltige, teilweise bizarre Sintergebilde heran. Aus dem durch die Trennfugen herabsickernden Wasser fällt Calciumcarbonat aus, wobei im Laufe der Zeit vielfältige Tropfsteine entstehen. Bisher sind etwa 1000 Höhlen in der Fränkischen Alb bekannt, alle im Grenzgebiet der nördlichen zur Mittleren Frankenalb im Bereich der dort vorkommenden Riffkalke. Die Entstehung der Tropfsteine kann so veranschaulicht werden: Das von oben einsickernde, mit gelöstem Kalk gesättigte Wasser sammelt sich an einem Punkt der Höhlendecke. Dort scheidet dieses Wassers etwas Calciumcarbonat aus; ein anderer Teil des Wassers tropft auf den Höhlenboden. Sowohl an der Höhlendecke als auch beim Auftreffen eines Wassertropfens am Höhlenboden wird der im Wasser gelöste Kalk wieder als Calzit ausgeschieden. So entstehen zunächst dünne Kalkröhren, die dann in langer Zeit zu Sinterablagerungen oder zu großen Tropfsteinen heranwachsen. Die von der Höhlendecke nach unten wachsenden Tropfsteine werden als Stalaktiten und die sich vom Höhlenboden nach oben ausbildenden Tropfsteine als Stalagmiten bezeichnet. Senkrecht gegenüberstehende Stalaktiten und Stalagmiten können nach langer Zeit regelrecht zusammenwachsen und mächtige Tropfsteinsäulen bilden. Die Tropfstein- und Sinterbildungen sind bisweilen sehr farbenprächtig: Weiße Farben deuten auf sehr reinen Calcit hin; gelbe bis rötlichbraune Färbungen werden durch Beimengungen von Eisenoxiden verursacht und graue bis schwarze Farben durch solche von Manganoxiden. Die Verkarstung erweist sich in wasserwirtschaftlicher Hinsicht als sehr problematisch, da die Wasserfilterung im Karst denkbar schlecht ist. Durch Niederschlagswasser aus dem Boden ausgewaschene Schadstoffe -- wie Nitrate als Folge intensiver Felddüngung oder ausgebrachte Pestizide -- werden schnell und ohne wirksame Filterung in das Grundwasser eingebracht. In diesem besteht keine langsame Durchwanderung, sondern der unterirdische Abfluss findet in offenen Klüften, Gängen und Schlotten sehr rasch statt. Das Grundwasser kann daher oft schon nach wenigen Tagen an Quellen ungefiltert wieder austreten. Deshalb ist es äußerst wichtig, in Karstgebieten auf einen strengen Grundwasserschutz zu achten 3. Geschichte – Besiedlung - Nutzung Viele Karsthöhlen dienten von der Jungsteinzeit über die Bronze- bis zur Eisenzeit den Menschen als Begräbnis- und wohl auch als Opferstätten. Vermutlich waren diese natürlichen Schächte unterirdischen Gottheiten sowie der Welt der Verstorbenen geweiht, bezogen sich also auf die "Unterwelt". Archäologische Grabungen (z.B. in der Jungfernhöhle bei Tiefenellern/Ofr.) förderten u.a. umfangreiches Fundmaterial zutage wie Steinwerkzeuge, Bronzeschmuck, Knochengeräte und Tongefäße. Problematisch erscheinen die hier wie an vielen anderen Stellen gefundenen menschlichen Schädel- und Skelettreste, so auch die von Kindern: Sie scheinen darauf hinzudeuten, dass unsere (prä-)keltischen Vorfahren anscheinend (rituellen?) Kannibalismus betrieben. Von dem Zeitpunkt an, an welchem der Mensch den Bau selbständiger Unterkünfte beherrschte, in denen man bequemer und gesünder leben konnte, nutzte er die Höhlen trotzdem als Kulträume weiter. Wohl von der frühen Hallstattzeit (ca. 750 v. Chr.) ab besiedelten die Kelten unser Gebiet. Die Bauern und Krieger dieses Volkes kultivierten nach fast schon modern anmutenden Methoden das Land, bauten auf den Dolomitkuppen der Alb beeindruckende Höhenfestungen. Hierzu eigneten sich vor allem die Zeugenberge im Albvorland (z.B. Staffelberg bei Staffelstein oder Ehrenbürg bei Forchheim) Die von Natur aus bewaldete Albhochfläche wurde wohl bereits vom frühen Mittelalter an durch Eingriffe von Menschenhand zur heutigen Landschaft: Die Wälder wurden großenteils abgeholzt und die Flusstäler künstlich entwässert, so dass auch in den Tälern Siedlungen entstehen konnten. Mit dieser zunehmenden, teils natürlichen, teils künstlichen Entwässerung sank jedoch auch der Grundwasserspiegel im Juragebirge stark ab. Die Folge war, dass die Albhochfläche anthropogen immer mehr verkarstete und die Quellen in den höher gelegenen Talsystemen versiegten, diese Täler also zu Trockentälern wurden. Die Lebensverhältnisse auf der Albhochfläche wurden so -durch den immer größer werdenden Wassermangel -- immer ungünstiger, während in den tief gelegenen Flusstälern durch die Entwässerung der vermoorten Böden stets mehr fruchtbares Land gewonnen wurde. Unter der extremen Wasserarmut auf der Alb hatte die Bevölkerung auf der gesamten Albhochfläche Jahrhunderte lang zu leiden. Die Ortschaften auf der Albhochfläche wurden bevorzugt auf den -- nur regional verbreiteten – Wasser stauenden Schichten angelegt: Hierdurch war es möglich, so genannte Hüllen anzulegen, in denen das Oberflächenwasser in Tümpeln gespeichert wurde. Diese Hüllen dienten zur Minimaldeckung des Wasserbedarfs von Mensch und Tier. Weiterhin wurde das Regenwasser von den Hausdächern in Zisternen aufgefangen. Eine RohrnetzWasserversorgung für die Ortschaften gab es bis vor etwa 60 Jahren noch nicht. Eine Folge dieser harten Lebensbedingungen und der ständigen Wassernot war die geringe Bevölkerungsdichte auf der Karsthochfläche: Während 1936 im Deutschen Reich durchschnittlich 136 Menschen pro km2 lebten, betrug beispielsweise die Einwohnerdichte im Karstgebiet zwischen Schwarzer Laaber und Lauterach/Opf. nur etwa 20 Menschen/km2 und in Teilen des Bezirksamtes Parsberg sogar nur 14 Einwohner pro km2. Das in seiner Qualität sehr schlechte Wasser aus Zisternen und Hüllen führte darüber hinaus auch zu einer erschreckend hohen Säuglingssterblichkeit: Nach Berichten des Gesundheitsamtes Parsberg lag sie im Jahre 1906 bei 42 Prozent, im Jahre 1915 bei etwa 37 Prozent und verringerte sich bis zum Jahre 1936 auf lediglich rund 30 Prozent. Die Stellungnahmen des Bayerischen Landesamtes für Wasserversorgung zu der geplanten Fernwasserversorgung vermitteln erschreckende Eindrücke von der damaligen Wassernot der Bevölkerung auf der Albhochfläche in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts: "... Im ganzen Gebiet wie auch in den übrigen nicht durch Wasserleitungen versorgten Jura herrscht eine erschreckende Wasserlosigkeit. Die Bevölkerung muss jeden Tropfen Regenwasser mühsam in Zisternen und offenen Wasserlöchern sammeln. In einem Ort befindet sich ein Feuerweiher, der zugleich Viehtränke ist. Die Speisung erfolgt durch Regenwasser und aus den umliegenden Dungstätten. Das Wasser ist deshalb jaucheartig. In den meisten anderen Orten sind die Gemeinschaftshüllen so angelegt, dass sie nicht nur vom Regenwasser, sondern auch von den Dungstätten gespeist werden können, damit, wie sich ein Anwesenbesitzer ausdrückte, ja kein Tropfen verloren geht. Wenn das Regenwasser zu Ende geht, muss das Wasser für Mensch und Vieh von weither aus den Bächen geholt werden. Dabei sind steile Höhenzüge auf schlechten Wegen zu überwinden. Jede Fahrt beansprucht fünf Stunden. Hat jemand kein Fuhrwerk, muss er für die Fuhre 7 bis 8 Reichsmark bezahlen. Die Folgen dieser Wasserarmut sind offensichtlich. Die Bevölkerung ist stark verschuldet, sieht ärmlich und abgearbeitet aus. Ebenso wie ihre Behausungen sind auch ihre Ortschaften verschmutzt. Die Gegend wird deshalb auch "Sibirien" genannt. Das Vieh ist klein, abgemagert und über den Durchschnitt abgearbeitet. Bewohner, Vieh und Gegend machen einen trostlosen Eindruck..." Im Gebiet von Hohenfels/Opf. wurden die Baukosten für eine projektierte Wasserversorgungsanlage -- wegen der dünnen und zersplitterten Besiedlung und der dadurch bedingten großen Ausdehnung des Rohrnetzes -- auf die damals immense Summe von 3,6 Millionen Reichsmark veranschlagt. Da diese Geldsumme durch staatliche Zuschüsse nicht zu finanzieren war und auch die meist stark verschuldeten Bauern zur Deckung der Baukosten nicht herangezogen werden konnten, wurde dieses Gebiet 1938 ausgesiedelt und als Truppenübungsplatz für die Wehrmacht ausgewiesen. Nach dem Kriege erfolgte die Erweiterung durch die nunmehr hier stationierten amerikanischen Truppen bis auf die heutige Größe. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr die Bevölkerung der Frankenalb einen beträchtlichen wirtschaftlichen Aufschwung v.a. durch die starke Zunahme des Fremdenverkehrs und den hierdurch bedingten Ausbau der Infrastruktur. Heute präsentiert sich diese romantische Karstlandschaft als ein überwiegend wohlhabendes, gut erschlossenes Urlaubs- und Erholungsgebiet mit einer Vielzahl von Freizeitangeboten. Entwicklung des Tourismus. Zu Recht ist die Fränkische Schweiz in den letzten 200 Jahren als romantisches "Land der Burgen, Höhlen und Mühlen" gesehen worden. "Entdeckt" wurde die Gegend schon 1774 mit der Veröffentlichung eines spektakulären, in mehrere Sprachen übersetzten Höhlenbuches vom Uttenreuther Pfarrer Friedrich Esper. In den folgenden Jahren kamen zuerst zahlreiche Forscher und entdeckten sensationelle Funde in den unzähligen Höhlen. Der Tourismus in der Fränkischen Schweiz begann offiziell 1793 mit der literarischen "Pfingstreise" der beiden Erlanger Studenten Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck durch die Region. Ludwig Tieck schreibt im Stil der Frühromantik: „Hinter Ebermannstadt reitet man immer noch durch ein äußerst romantisches Tal, durch das sich die Wiesent in vielen Krümmungen schlängelt, zu beiden Seiten ziemlich hohe Berge, geradeaus ebenfalls Berg vor sich; ich habe noch wenig so schöne Tage als diesen genossen, es ist eine Gegend, die zu tausend Schwärmereien einladet, etwas düster melancholisch und dabei doch so überaus freundlich; O, die Natur ist doch an Schönheit unerschöpflich!" Der Dichter Jean Paul schreibt im Jahr 1798 über die Fränkische Schweiz: "Hier läuft der Weg von einem Paradies durchs andere."Später dann, als der Name des "Muggendorfer Gebürgs" - so hieß die Gegend noch bis 1812 - in Fachkreisen ein Begriff war, durchstreiften prominente Künstler wie J. W. von Goethe, Ludwig Richter und Ernst Moritz Arndt die Gegend. Ihre Berichte mehrten den guten Ruf des Landstrichs, lockten weitere zahllose Gäste aus nah und fern an und begründeten damit den Tourismus in der Fränkischen Schweiz. In zunehmendem Maße benötigten die "Reisenden" Informationen über das "neue" Reisegebiet, daher kam 1804 der erste "Wanderführer" auf dem Markt. 1815 tauchte der Begriff "Fränkische Schweiz" zum ersten Mal in einem Reiseführer des Johann Christian auf; vermutlich war er vorher in der Schweiz gewesen, die ja seinerzeit als erstes europäisches Urlaubsgebiet populär war. Und auch der Erlanger Zoologieprofessor Georg August Goldfuß sprach sich kurz danach in seinem Reiseführer dafür aus, den Maßstab zum Vergleich „aus Helvetien“ zu holen. "Was du in der Schweiz vorfindest, findest du hier im verjüngten Maßstabe wieder". 1820 nannte ein Lokalpoet (Rentamtaktuar Jacob Reiselsberger aus Waischenfeld) die Gegend "Kleine Schweiz" und Joseph Hellers berühmter Reiseführer von 1829 hieß dann entsprechend: "Muggendorf und seine Umgebung, oder die Fränkische Schweiz". Fürst Pückler-Muskau schreibt 1834 in Muggendorf, dem damaligen Tourismuszentrum: „Franken ist wie ein Zauberschrank, immer neue Schubfächer thun sich auf und zeigen bunte, glänzende Kleinodien, und das hat kein Ende. Wer Deutschlands geheimste jungfräuliche Reize genießen will, muß nach Franken reisen." Um 1856 setzte sich der Name "Fränkische Schweiz" endgültig als „touristischer Kunstbegriff“ durch. Interessant ist vielleicht, dass es weltweit 192-mal die Regionsbezeichnung „Schweiz“ gibt, darunter allein 67-mal in Deutschland. Mittlerweile zählt die Region jährlich rund 1,5 Millionen Übernachtungen und rund eine Million Tagesgäste. Trotzdem ist die "Fränkische" nicht überlaufen, im Gegenteil: bedingt durch die verwinkelten geografischen Verhältnisse "zerstreuen" sich die Gäste auf viele hundert typisch fränkische Ortschaften. Vor allem für Wanderer sind die Verhältnisse "paradiesisch". Rund 4000 Kilometer Wanderwege führen in unberührte Landstriche, die man nicht mit dem Auto erreichen kann. Als ich Karfreitag dort war, traf ich auf den alten Brauch, die Dorfbrunnen zu Ostern zu schmücken. Nach dem Zweiten Weltkrieg pflegte man den Brauch in vielen Ortschaften nicht mehr, was vor allem auf die Einführung der Wasserleitung zurückzuführen ist. Anfang der 1980er Jahre erfuhr der Brauch eine Wiederbelebung. Heute schmücken über 200 Ortschaften von Karfreitag an ihre Dorfbrunnen mit buntbemalten Ostereiern. Neben christlichen Interpretationen wird als Erklärung häufig die Wasserarmut der Fränkischen Schweiz genannt, durch die die Wasserversorgung einen besonders hohen Stellenwert bekam. Auch mag das gründliche, meist in Gemeinschaftsarbeit durchgeführte Reinigen der für die Trinkwasserversorgung wichtigen Brunnen und Quellen vom Schmutz des Herbsts und Winters eine Rolle bei der Entstehung des Brauches gespielt haben. Neuere Forschungen weisen jedoch eher auf eine bewusste Brauchneuschöpfung des späten 19. oder frühen 20. Jahrhunderts hin. Das ca. 2000 km² große Gebiet der Fränkischen Schweiz zeichnet sich insgesamt durch seinen sprichwörtlich "ländlichen Charakter" aus. Die größten Städte sind Forchheim mit ca. 30.000 Einwohnern und Pegnitz mit etwas mehr als 10.000 Einwohnern, der Rest sind mehrheitlich Orte zwischen 50 und einigen Hundert Einwohnern. Nicht zuletzt ist die Fränkische Schweiz als größtes zusammenhängendes Süßkirschenanbaugebiet Europas bekannt - ein idealer Nährboden für die über 200 Schnapsbrenner allein im Landkreis Forchheim. Allerdings will ich auch nicht vergessen zu erwähnen, dass es in der "Fränkischen" die weltweit größte Dichte mit 71 Brauereien gibt, die zum Teil seit Jahrhunderten brauen und meist nur im eigenen Gasthof anbieten. Die Gemeinde Aufseß z.B. verfügt über die höchste Brauereidichte und erhielt dafür 2001 einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Den 1.338 Einwohnern (Stand: 31. Dezember 2007) stehen 4 Brauereien gegenüber.