Meer, Dorothee Gesprächssorten in der Politik

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Dorothee Meer
Gesprächssorten in der Politik
1. Einleitung
Im Mittelpunkt dieses Kapitels zu
„Gesprächssorten in der Politik“ stehen in
Abgrenzung zum vorherigen Kapitel zu
„Textsorten in der Politik“ mündlichdialogische Formen der Interaktion in
politischen Kontexten.
Betrachtet man diesen Gegenstand
zunächst einmal jenseits der für diesen
Überblicksartikel
nicht
unproblematischen
Trennung
schriftlich-monologischer
Textsorten
und
mündlich-dialogische
Gesprächssorten, so können in einem
ersten
Zugriff
drei
Dimensionen
unterschieden
werden,
die
die
Grundlage der weiteren Ausführungen
bilden:
‒ Dimension des interaktiven Austauschs:
Nicht
nur
die
Benennung
„Gesprächssorte“, sondern auch
unser alltagsweltliches Wissen sagt
uns, dass das politische Leben in
entscheidender
Weise
von
Gesprächen geprägt wird. Egal ob es
sich um Parlamentsdebatten (Beitrag
4.8.1), politische Interviews (Beitrag
4.8.2.), Kanzlerduelle, Talkshows
(Beitrag 4.8.3) oder um weniger
medienöffentliche
Formate
wie
Ausschussgespräche,
Wahlkampfveranstaltungen
oder
Parteitreffen vor Ort handelt, stellen
„Gespräche“ (unterschiedlicher Art)
entscheidende
Interaktionsformen
dar, in denen politische Gegenstände
und
Sachverhalte
entwickelt,
ausgetragen
bzw.
(schrittweise)
entschieden
werden.
Allerdings
kommt trotz der banalen Evidenz
dieser Feststellung in kaum einem
anderen
gesellschaftlichen
Praxisbereich so schnell wie in
politischen Zusammenhängen in den
Blick,
dass
die
Betrachtung
interaktiver
Aspekte
politischer
Gespräche nicht ausreicht, um
Gesprächssorten aus diesem Bereich
angemessen zu erfassen. Eine
Beschränkung auf den interaktiven
Kernbereich
eines
dialogischen
Austauschs im Rahmen zentrierter
Interaktion erscheint schon vor dem
Hintergrund
alltagsweltlichen
Erfahrungswissens als unzureichend.
Zu offensichtlich ist, dass politische
Interaktion anderen Bedingungen
unterliegt als das Gespräch am
Gartenzaun, aber auch anderen
Bedingungen als das Gespräch vor
Gericht oder auf dem schulischen
Elternsprechtag
(siehe
dazu
Burkhardt 2003, 337ff.; Klein 2000,
1589).
Ein
entscheidender
Unterschied
politischer
Gesprächsformate besteht darin, dass
diese zwar auch als Formen
zentrierter Interaktion beschrieben
werden können, eine Vielzahl von
ihnen aber auf elementare Weise
gleichzeitig
massenmedial
eingebunden sind. Diese Feststellung
leitet über zur medialen Dimension
der
Bestimmung
politischer
Gesprächssorten.
‒ Mediale Dimension: Nicht erst im
sogenannten „Medienzeitalter“ der
Gegenwart fällt der Blick auf die
(massen-)mediale Konstitution des
Politischen, die dazu führt, dass
Aspekte politischer Interaktion vor
Gesprächssorten in der Politik
allem massenmedial vermittelt in den
Fokus
der
öffentlichen
Aufmerksamkeit gelangen. Damit
soll keineswegs ignoriert werden,
dass es politische Gespräche „unter
Ausschluss
der
(medialen)
Öffentlichkeit“ gibt (seien es nun
Zweiergespräche auf dem Flur eines
deutschen Landtags oder in Gruppen
wie
Parlamentsausschüssen,
Stadträten oder anderen politischen
Zusammenhängen). Dennoch bleibt
diese Tatsache für die Forschung
folgenlos, da die gesellschaftliche
Öffentlichkeit entweder aufgrund
von juristischen Regelungen oder der
dominant
massenmedialen
Vermittlung
des
politischen
Diskurses vielfach keinen Zugang zu
diesen Gesprächen hat. In der Folge
(allerdings nicht immer zwingend)
hat sich die empirische Forschung im
Bereich
der
politischen
Kommunikation bisher auf leichter
zugängliche
Aspekte
medial
gespeicherter Daten (der Presse, des
Fernsehens u. Ä.) konzentriert, was
zu
Schwerpunktsetzungen
im
Bereich schriftlicher und/oder für die
Öffentlichkeit
produzierter
mündlicher Daten geführt hat (vgl.
dazu auch die Beiträge in Abschnitt
4.7 dieses Handbuchs). Besonders
deutlich werden die Folgen der
Forschungsdesiderate im Bereich der
mündlichen Kommunikation in dem
Überblicksartikel von Klein zu
„Gespräche[n]
in
politischen
Institutionen“, in dem der Verfasser
zwar 18 verschiedene politische
„Interaktionstypen“
unterscheidet
(2000, 1592), darunter auch Typen
wie „informelle Kollegengespräche“
und „Koalitionsverhandlungen“, bei
der Behandlung der jeweiligen
Formate dann jedoch aufgrund
2
fehlender empirischer Daten auf
erlebtes
oder
referiertes
TeilnehmerInnenwissen
und
deduktive Annahmen über die
erwartbaren
sprechhandlungstheoretisch
fundierten kommunikativen Muster
zurückgreifen muss (siehe ebd.,
1591). Vor diesem Hintergrund sollen
im Rahmen dieses Beitrags vor allem
solche Gesprächsformate genauer
betrachtet werden, die auf der
Grundlage linguistischer Korpora
empirisch untersucht wurden. Hier
bieten sich vor dem Hintergrund der
zunehmenden
Relevanz
internetbasierter
Kommunikationsformen gerade für
den
Bereich
des
Politischen
Korpusanalysen an, die sich dezidiert
auf die interaktiven Möglichkeiten
subversiver Interventionen beziehen
(Fraas 2004, 89ff.).
‒ Dimension des Diskurses: In der
jüngeren Forschung vor allem zu
schriftlichen Textsorten aus dem
Bereich der Politik kommt als dritte
Dimension
des
politischen
Praxisbereichs der an Foucault
anschließende Begriff des Diskurses
in den Blick (Spitzmüller/Warnke
2011; siehe dazu auch Abschnitt 3.6
dieses
Handbuchs
zur
Diskursanalyse). Im Rahmen dieses
Beitrags sollen die Potenziale eines
solchen Zugangs auch für mündliche
Politikformate
in
den
Blick
genommen werden, da hier bisher
erhebliche
analytische
und
empirische
Möglichkeiten
unberücksichtigt bleiben. Der Begriff
„Diskurs“ wird an dieser Stelle
weder normativ (im Habermas´schen
Sinne)
als
Form
eines
gleichberechtigten,
rationalen
Austauschs von Argumenten, noch
Gesprächssorten in der Politik
im gesprächsanalytischen Sinne als
Synonym für die Bezeichnung
„Gespräch“ gebraucht. Vielmehr soll
mit Diskurs das erfasst werden, was
zu einem bestimmten Zeitpunkt von
einer konkreten (institutionellen)
Position aus gesagt, gefragt oder
bestritten werden kann (Foucault
1977). Foucault selber definiert
Diskurs u.a. als „Menge von
Aussagen, die einem gleichen
Formationssystem
angehören“
(Foucault
1988,
156).
Diese
Überlegungen paraphrasiert Auer,
indem er den Begriff des Diskurses
als „aufeinander bezogene[n], oft
auch
institutionell
zusammenhängende[n] Menge von
Texten/Äußerungen und der in ihnen
erscheinenden
und
durch
sie
produzierten
gesellschaftlichen
Wissensbestände“ definiert (Auer
1999, 233). Aus einer solchen
Perspektive können Diskurse als
mehr oder weniger offene Felder
diskursiver Möglichkeiten (Foucault
1994, 255) beschrieben werden, in
denen
Individuen
bestimmte
diskursive
Positionen
vertreten
können, die wiederum von anderen
geteilt oder auch bestritten werden
(Foucault 1977; Link 1984, 12).
Hierbei ist das Konzept der
diskursiven Position gekoppelt an
die
Existenz
unterschiedlicher
institutioneller Hierarchien. Auf
diese Annahmen aufbauend kann
der Bereich des Politischen im
Anschluss an Foucaults Konzept der
Gouvernementalität als Ensemble
diskursiver Führungstechniken (im
Gegensatz zu rein repressiven
Herrschaftstechniken)
begriffen
werden,
die
unterschiedliche
gesellschaftlichen
Praxisbereiche
durchziehen (1994). Im Hinblick auf
3
den vorliegenden Gegenstand ist
hierbei
über
Foucault
hinaus
entscheidend, dass diese Annahmen
nicht
nur
für
schriftlichmonologische, sondern gerade auch
mündlich-dialogische
Gesprächssorten gelten. Insoweit
geht es im Hinblick auf die Analyse
von
Gesprächssorten
darum,
diskursive Verflechtungen auch in
mündlich-interaktiven
Situationen
über die Analyse von diskursiven
Parzellen (Link 1983, 12ff.) oder
Diskursfragmenten (Fraas 2013, 11;
Jäger 1993, 179) als lexikalische
Einheiten (siehe dazu Böke 1996b; c;
Böke/Jung/Niehr/Wengeler
2000,
18ff.), als Kollektivsymbole (Link 1977,
1992;
1984)
und
Metaphern
(Burkhardt 2003, 369ff.; Böke 1996a),
als Frames (Fraas 1996; Ziem 2013),
Topoi (Wengeler 2000; 2007) und als
Argumentationsmuster
(Wengeler
1997; 2003) zu erfassen. Aus
diskurstheoretischer Sicht kommen
solche
Diskursfragmente
(unterschiedlicher Qualität) als Mittel
der
kommunikativen
Auseinandersetzung
im
Bereich
politischer Gespräche in den Blick,
indem sie zwangsläufig Subjekteffekte
nach sich ziehen (Foucault 1988, 138),
d.h. bereits auf semiotischer Ebene
konkrete
Anschlusshandlungen
motivieren.
So
eröffnet
beispielsweise die Abbildung riesiger
Flüchtlingsmengen vor deutschen
Ämtern
schon
aufgrund
der
bildlichen Inszenierung das Gefühl
der
Bedrohung
(deutscher
Sozialkassen) und provoziert somit
die daran anschließende politische
Forderung, den Zugang zu diesen
Ressourcen zu begrenzen (siehe dazu
Böke/Jung/Niehr/Wengeler
2000,
30ff.). Mit Blick auf vorliegende
Gesprächssorten in der Politik
Forschungsbeiträge muss allerdings
festgehalten
werden,
dass
diskurstheoretisch
basierte
Untersuchungen
diskursiver
Parzellen
bisher
nahezu
ausschließlich im Zusammenhang
mit schriftlichen Textsorten in der
Politik
zu
finden
sind.
Die
systematische
Betrachtung
der
Wirkung diskursiver Mechanismen
im
Rahmen
von
politischen
Gesprächssorten stehen somit noch
aus.
Schaut man sich die genannten drei
Dimensionen nun im Zusammenhang
an, so stellen sie für die folgenden
Überlegungen ein Metainstrumentarium
dar, das es erlaubt, vorliegende
Untersuchungen
bzw.
ausstehende
Forschungsprojekte
in
den
Forschungskontext
einzuordnen,
unterschiedliche
Dominantsetzungen
herauszuarbeiten und damit potenzielle
Desiderate systematisch zu benennen.
Bevor dies jedoch schrittweise
geschehen soll, sind drei Ergänzungen
zum Bisherigen notwendig:
Erstens blieben bisher Aspekte der
Institutionalisierung unerwähnt: ob es die
formale Regelung des Rederechts oder
der Redezeit in Parlamentsdebatten
(Klein
2000,
1590)
oder
moderatorenzentrierte
Formen
der
Diskussion in Talkshows (Holly 1993;
Weidner 2007) sind, immer wieder
kommen Formen politischer Interaktion
aus institutionsspezifisch geregelter und
teils formalisierter Sicht in den Blick.
Wenn hier im Bisherigen dennoch
darauf verzichtet wurde, den Aspekt der
Institutionalisierung
als
vierte
Dimension einzuführen, so liegt dies
nicht etwa daran, dass der Einfluss
institutionalisierter
Regelungen
bestritten werden soll. Vielmehr werden
die unterschiedlichen Formen der
4
Institutionalisierung im Sinne Foucaults
als permanent wirksame Form der
Modularisierung aller drei genannten
Dimensionen politischer Interaktion
betrachtet (Foucault 1976, 105-123).
Zweitens
wurde
in
den
vorangehenden
Überlegungen
die
Trennung zwischen mündlichen und
schriftlichen
Formen
politischen
Handelns lediglich terminologisch in der
Unterscheidung zwischen „Text-“ und
„Gesprächssorten“ aufgegriffen, aber
noch nicht problematisiert. Nun ist aber
nicht nur die Oppositionsbildung
zwischen „Text-“ und „Gesprächssorte“
theoretisch umstritten, sondern es
stellen auch die Zuordnung medial
schriftlicher, netzbasierter Formate wie
politischer Chats oder Blogs zum
Bereich der „Gesprächssorten“ ein
Problem
dar.
Zwar
ist
diese
Entscheidung vor dem Hintergrund der
dialogischen
Beschaffenheit
der
genannten
Formate
möglich
(Beiswenger 2008, 48; Fraas 2004, 101),
aber dennoch handelt sich bei Formaten
wie Politikerchats (Diekmannshenke
2005), Wahlkampfblogs (Domke 2007)
oder
(subkulturellen)
politischen
Weblogs/Blogs zur Organisation von
(Protest-)Veranstaltungen (siehe Fraas
2004,
90ff.)
aus
interaktioneller
Perspektive vor dem Hintergrund der
(medialen) Schriftlichkeit und der
technischen
Vermitteltheit
der
Interaktion eher um Randphänomene.
Sowohl die interaktive als auch die
mediale Dimension von Formaten im
Rahmen von Chats, Weblogs (Blogs)
oder Foren unterscheiden sich (teils)
deutlich von anderen Praktiken der faceto-face-Kommunikation. Auch wenn
netzbasierte Formen der politischen
Interaktion möglicherweise als Formate
eigener Qualität (jenseits der Gegensätze
zwischen
Mündlichkeit
und
5
Gesprächssorten in der Politik
Schriftlichkeit)
begriffen
werden
können, ist die in diesem Handbuch
praktizierte (vorläufige) Einordnung als
Gesprächssorten
aufgrund
ihrer
interaktiven
Komponente
zu
rechtfertigen (siehe hierzu Fraas 2004,
101).
Drittens – und das leitet über zum
nächsten Abschnitt – erschwert die
bereits erwähnte Vielzahl empirisch
blinder Flecken im Bereich mündlicher
Formate politischer Kommunikation
Versuche einer Typologisierung. Die mit
den folgenden vier Teilbeiträgen (4.8.14.8.4) angestrebten Untersuchungen
konkreter politischer Gesprächssorten
löst dieses Problem, indem sie auf
alltagsweltlich mehr oder weniger
eindeutig differenzierte Benennungen
zurückgreift, die jedoch – wie dies für
den Bereichen alltagsweltlichen Wissens
durchaus typisch ist – zwischen sehr
unterschiedlichen Kriterien changiert:
Während
der
Begriff
der
„Plenardebatte“ in erster Linie auf der
Basis
eines
juristisch-funktional
bestimmten Settings definiert ist,
handelt es sich bei
politischen
Interviews oder Formen des TV-Talks in
erster Linie um Formatbenennungen, die
ihren Ursprung auf der Ebene der
gewählten
Interaktionsform
haben
(Zweiergespräch vs. Gesprächsrunde
mit
Moderator), deren
politische
Funktion jedoch nahezu ausschließlich
in der medialen Beteiligung an
Prozessen öffentlicher Meinungsbildung
aufgeht. Im Gegensatz dazu nimmt die
Benennung
„technisch-mediale
Interaktion“
überhaupt
keine
funktionalen
Zuschreibungen
vor,
sondern ist auf die Art der technischen
Übermittlung kommunikativer Daten
gegründet. Vor diesem Hintergrund
handelt
es
sich
bei
diesen
Gesprächssorten nicht um das Ergebnis
einer linguistisch-empirisch fundierten
Typologisierung politischer Gespräche,
sondern
um
die
Übernahme
alltagsweltlich
verbreiteter
Ethnokategorien. Eine
linguistische
Typologie politischer Gesprächssorten
muss somit als Desiderat der bisherigen
Forschung betrachtet werden.
Vor diesem Hintergrund geht es im
Weiteren unter anderem auch darum,
vorliegende empirische Untersuchungen
auf Anhaltspunkte abzusuchen, die
perspektivisch
die
Grundlage
linguistischer
Gesprächssortentypologien
darstellen
könnten.
2. Zum Begriff der „Gesprächssorte“
Sowohl der vorhergehende Kommentar
zu den Folgen der gegenwärtigen
empirischen Desiderate als auch die
Gliederung dieses Handbuchs machen
deutlich,
dass
die
vorliegenden
linguistischen
Untersuchungen
zu
Fragen des Zusammenhangs zwischen
mündlicher Kommunikation und Politik
nicht
anhand
eines
einheitlichen
linguistischen Instrumentariums erfolgt
sind (siehe dazu die Darstellung
unterschiedlicher methodischer Ansätze
in Kapitel 3 dieses Handbuchs). Vor
diesem Hintergrund ist es nicht
verwunderlich, dass die angesprochenen
methodischen Differenzen auch in der
genutzten Terminologie und den
Begrifflichkeiten ihren Niederschlag
finden. Dies gilt u.a. für den Begriff der
„Gesprächssorte“,
der
eine
Analogiebildung zum Begriff der
Textsorte darstellt (Heinemann 2000,
514f.; Sager 2000, 1464).
Im Anschluss an Heinemann hebt die
aus der Textlinguistik stammende
Begriffsbildung bewusst auf eine
Differenzierung zwischen (schriftlichen)
Gesprächssorten in der Politik
Text(sort)en
und
(mündlichen)
Gespräch(sort)en ab. Auch wenn diese
Differenzierung in der vorliegenden
textlinguistischen Literatur keineswegs
unumstritten ist (siehe Adamzik 2004,
41), so handelt es sich vor dem
Hintergrund
der
interaktionellen
Differenzen z.B.
zwischen einem
Zeitungsartikel
und
eine
Parlamentsdebatte in keinem Fall um
eine abwegige Unterscheidung, zumal
aus
der
terminologischen
Differenzierung
nicht
geschlossen
werden muss, dass Testsorten und
Gesprächssorten
nicht
auch
eine
Vielzahl von Gemeinsamkeiten haben
(siehe Stein 2011, 17f.). Letzteres gilt vor
allem dann, wenn beide Formate dem
gleichen
gesellschaftlichen
Praxisbereich, wie z.B. der Politik,
angehören.
Schaut man sich nun vorliegende
Untersuchungen aus dem Bereich der
Politik an, so fällt allerdings auf, dass
die
konkrete
Klassifikation
von
Gesprächssorten weniger unter Bezug
auf
linguistische
Untersuchungen
erfolgt, sondern vorrangig anhand
alltagsweltlich
üblicher
Unterscheidungen: Auch die in diesem
Handbuch gewählten Differenzierungen
in „Bundestagsdebatte“, „Talkshow“,
„TV-Interview“
und
„Formate
technisch-medialer Interaktion“ folgen
zunächst
einem
alltagsweltlich
verankerten,
institutionell-medialen
Wissen. Dass solche Benennungen
jedoch nicht zwingend mit linguistisch
begründeten
Typologisierungen
deckungsgleich
sein
müssen,
unterstreichen
zum
einen
Gesprächssortenzuschreibungen
wie
„Diskussion“,
„Interview“
und
„Streitgespräch“, die sich häufig im
Zusammenhang
mit
politischen
Gesprächen finden, faktisch aber
6
gesprächssortenübergreifende Formen
der Kategorisierung darstellen. So
zeigen Holly, Püschel und Kühn (1985)
am Beispiel der TV-Diskussion, dass
diese keineswegs angemessen anhand
alltagsweltlicher
Muster
der
Gesprächssorte `Diskussion´ beschrieben
werden kann.
Über diese Ungenauigkeiten hinaus
stellt Sager heraus, dass auch genuin
linguistisch orientierte Ansätze der
Typologisierung von Gesprächssorten
auf verschiedenen Komplexitätsebenen
ansetzen und in der Folge Phänomene
sehr unterschiedlicher Art erfassen
(2000, 1464). Hinsichtlich des Bereichs
der politischen Kommunikation sind im
Anschluss an diese Differenzierung auf
der Makroebene vor allem Versuche der
Typologisierung ganzer Gespräche als
„Gesprächssorte“ relevant, auf der
mittleren Ebene das Konzept der
„kommunikativen Gattung“ (Günthner
1995;
Luckmann1986)
und
des
Gesprächs- bzw. Handlungsmusters
(Ehlich/Rehbein 1972; Rehbein 1977;
Klein 2000) und auf der Mikroebene die
Kategorie des „Gesprächsaktes“ bzw.
der einzelnen „Gesprächshandlung“
(Burkhardt 2003, 283ff.; Sager 1981). Zu
ergänzen wären hier zum einen auf der
Makroebene
medienspezifischer
Aspekte wie die technische Organisation
von Interaktivität beispielsweise im Chat
(Fraas 2004, 101) und zum anderen auf
der Mikroebene diskursiver Fragmente
wie Kollektivsymbole, Topoi und
Metaphern. Aus semiotischer Sicht
müssten unter Einbezug von Weblogs
und anderen netzbasierten Formaten
hieran anschließend auf der untersten
Ebene bildliche Elemente systematisch
berücksichtigt werden (Fraas 2004, 101;
Meier 2004; Runkehl 2005)
Jenseits
der
aus
dieser
Vielschichtigkeit
resultierenden
Gesprächssorten in der Politik
Schwierigkeiten der Definition von
Gesprächssorten im Rahmen eines
kohärenten Zugangs, kann im Hinblick
auf vorliegende Untersuchungen zu
Gesprächssorten
in
der
Politik
festgehalten werden, dass Versuche der
Klassifikation politischer Gespräche
bisher schon deshalb ein Desiderat
bleiben müssen, weil die bestehenden
empirischen
Grundlagen
kaum
ausreichen, um eine empirisch fundierte
Typologie zu entwickeln. Insoweit muss
es perspektivisch unter Ausweitung der
empirischen Gegenstände um die Frage
gehen, anhand welcher sprachlichkommunikativen
Kriterien
eine
linguistisch
basierte
Typologie
politischer Gespräche sinnvoll möglich
ist. In der Mehrzahl vorliegender
Untersuchungen wird der Begriff der
Gesprächssorte zwar a priori gesetzt, die
konkreten Analysen beziehen sich
jedoch auf rekurrente Einheiten auf der
mittleren und untersten Ebene, seien es
nun Gattungen, Gesprächsakte oder
diskursive Fragmente. Die Erfassung
aller drei Komplexitätsebenen im
Rahmen kohärenter Zugänge steht
bisher also noch aus.
Aus methodischer Sicht bietet der
Begriff der „Gesprächssorte“ hier
prinzipiell
zwei
unterschiedliche
Ansatzpunkte, indem das Grundwort
„Sorte“ auf textlinguistisch-typologische
Aspekte verweist, das Bestimmungswort
„Gespräch“
auf
gesprächsund
konversationsanalytische Zugänge.
So
markiert
die
Benennung
„Gesprächssorte“ in Analogie zum
Begriff
„Textsorte“
einen
eher
typologisch-funktionalen Zugang. Hier
könnte es sich anbieten, auf Fix´
Überlegungen zum Zusammenhang
zwischen den Begriffen „Textsorte“ und
„Textmuster“ zurückzugreifen, zwei
Begriffe, die für Fix zwei Seiten der
7
gleichen Sache definieren. So geht Fix
davon aus, dass der Begriff der
„Textsorte“ aus quantitativer Perspektive
eine homogene Textgruppe erfasst, die
auf qualitativer Ebene ein gleiches
Textmuster
aufweist
(2008,
71).
Übertragen
auf
Gesprächssorten
könnten Gesprächssorten dann als
quantitative Einheit betrachtet werden,
die auf eine relevante Menge ähnlicher
Gespräche verweist, die aus qualitativer
Perspektive
Gemeinsamkeiten
auf
unterschiedlichen
Ebenen
besitzen.
Diese qualitativen Gemeinsamkeiten
könnten
im
Anschluss
an
Fix´
Verständnis von Textmustern als
Gesprächsmuster bezeichnet werden, die
Auskunft über thematische, funktionale
und
formale
Gebrauchsbedingungen
konkreter Gesprächssorten geben (Fix
2008,
71).
Aus
einem
solchen
Verständnis ergäben sich vielfältige
Anschlussmöglichkeiten
zu
vorliegenden Klassifikationen einzelner
Gesprächsakte (vgl. Burkhardt im
vorliegenden Handbuch), aber auch von
Handlungsmustern (vgl. Düring im
vorliegenden Handbuch).
Nun ist im Anschluss an den in
diesem Beitrag dominant gesetzten
Aspekt
des
„Gesprächs“
jedoch
festzuhalten,
dass
der
erwähnte
gesprächstypologische Zugang zwar die
Erfassung verfestigter Muster erlaubt,
jedoch noch kein genuin interaktionelles
oder
sequenzanalytisches
Instrumentarium enthält. Aus diesem
Grund soll im Weiteren vorrangig auf
das konversationsanalytische Konzept
der
kommunikativen
Gattung
im
Anschluss an Thomas Luckmann und
Susanne
Günthner
zurückgegriffen
werden. Luckmann und Günthner
verstehen
unter
kommunikativen
Gattungen kulturspezifisch „verfestigte
kommunikative
Muster“
Gesprächssorten in der Politik
unterschiedlicher
Komplexität
(Günthner 1995, 199), „auf die die
Interagierenden in kommunikativen
Vorgängen zurückgreifen“ (ebd., 193).
Entscheidend für die Erfassung der
interaktiven
Dimension
politischer
Formate ist nun im Weiteren die von
Günthner eingeführte Differenzierung
von
drei
analytisch
relevanten
Strukturebenen
(kommunikativer
Gattungen): So unterscheidet Günthner
kommunikative Gattungen anhand ihrer
Binnenstruktur,
zu
der
verbale,
paraverbale und non-verbale Elemente
gehören, der situativen Realisierungsebene,
die sich aus den interaktiven bzw.
dialogischen Aktivitäten der Beteiligten
ergeben
(Sprecherwechsel,
Höreraktivitäten,
Sequenzabfolgen
u.v.m.) und der Außenstruktur, die die
Verbindung zu institutionellen und
medialen Handlungszusammenhängen
herstellt
(Günthner
1995,
Günthner/Knoblauch 1994). Im Hinblick
auf die vorliegende Fragestellung ist
diese Differenzierung deshalb nützlich,
weil sie es ermöglicht, interaktive,
mediale und diskursive Aspekte im
kommunikativen
Vollzug
sequenzanalytisch zu erfassen und zu
verbinden (Meer 2009).
Nun weist Sager darauf hin, dass
Günthners
Konzept
„eher
auf
kommunikative
Einheiten
bezogen
werden kann, die unterhalb der
Gesprächsebene anzusiedeln“ sind und
macht
dies
an
Günthners
Unterscheidung zwischen Gattungen
unterschiedlicher Komplexität fest (2000,
1465). Der Annahme Sagers, dass die
Differenzierung
von
Gattungen
unterschiedlicher
Komplexität
ein
Votum für die Beschränkung auf
empirische Fragmente sei, kann mit
Günthner und unter Bezug auf das hier
relevante
empirische
Material
8
entgegengehalten werden, dass die
Stärke des Gattungsbegriffs gerade darin
besteht, dass er es erlaubt, sprachliche
Phänomene
unterschiedlicher
Komplexität und zwar sowohl in
(prototypischer) Reinform als aber auch
Hybrid vermischt mit Versatzstücken
anderer Gattungen zu analysieren.
Letzteres ist gerade im Hinblick auf
aktuelle Medienformate, die schon aus
der Perspektive des Entertainments auf
Mischformen
unterschiedlicher
Gattungen zurückgreifen müssen, von
entscheidender Bedeutung. Insoweit
erlaubt es das Gattungskonzept neben
seiner
gesprächsanalytischen
Orientierung
die
konstitutive
Heterogenität
bzw.
Hybridität
kommunikativer Großgattungen in der
Politik zu beschreiben (siehe dazu
exemplarisch Abschnitt 4.1, in dem die
Funktion
der
Minimalgattung
„Zwischenruf“
im
Rahmen
der
komplexeren
Gattung
der
Parlamentsdebatte genauer untersucht
wird).
An diese Überlegungen anschließend
soll im Weiteren zusätzlich auf die Idee
der
Gattungsfamilie
zurückgegriffen
werden, die sowohl von Günthner (1995,
200) als auch von Holly (1993, 194) im
Rückgriff auf Bergmann und Luckmann
(1995)
angesprochen
wird
und
zusätzlich in ähnlicher Form von Ilie
unter Bezug auf Faircloughs „Genre“Begriff aufgegriffen wird (Ilie 2010, 8f.).
So erlaubt es der Begriff der
Gattungsfamilie unterschiedliche (mehr
oder weniger) komplexe Gattungen
anhand eines oder mehrerer Merkmale
zu subsumieren, ohne bestehende
Unterschiede zwischen den einzelnen
„Sub-Gattungen“ (ebd.) zu ignorieren.
Aus einer solchen Perspektive kann
beispielsweise
der
große
Bereich
parlamentarischer
Gattungen
als
9
Gesprächssorten in der Politik
Gattungsfamilie
begriffen
werden,
innerhalb dessen dann unterschiedliche
Teilgattungen empirisch untersucht
werden können (siehe Abschnitt 4.1).
Ähnliches gilt für die Gattungsfamilie
der politischen Talkformate, in deren
Rahmen nach spezifischen Formaten wie
Interviews,
Diskussionsshows
oder
Rededuellen differenziert werden kann
(siehe Abschnitt 4.2). Dabei ermöglicht
es die Annahme von Gattungsfamilien
vor allem in empirisch noch weniger
erschlossenen Bereichen (wie den hier
vorliegenden), einen hypothetischen
Zugang mit der Perspektive auf
schrittweise Ausdifferenzierung (siehe
dazu Abschnitt 4. dieses Beitrags).
Insgesamt müssen somit unter dem
hier
verhandelten
Bereich
der
„politischen Gesprächssorte“ heterogene
Aspekte unterschiedlicher theoretischmethodischer
Herkunft
subsumiert
werden, die es erlauben, interaktive
Dialogformaten aus dem Praxisbereich
politischer Kommunikation anhand
sequenzieller und funktionaler, medialer
und diskursiver Kriterien typologisch zu
bestimmen. Interessant scheint von den
genannten
Konzepten
aus
der
Perspektive ganzer Gespräche vor allem
der Gattungsbegriff zu sein, da er es
erlaubt,
konkrete
Gesprächsphasen
typologisch zu erfassen, ohne sich damit
festzulegen, ob das gesamte Gespräch
beispielsweise als „Diskussion“ oder als
„Expertenreferat“
oder
als
„Streitgespräch“ bezeichnet werden
kann. Dies ist vor dem Hintergrund der
angesprochenen empirischen Desiderate
von entscheidender Bedeutung, um
nicht vorschnell den differenzierten
Formaten eine bestimmte Funktionen
zuzusprechen, die aus empirischer Sicht
nur für Teilpassagen gelten.
3. Zur interaktive Konstitution des
„Politischen“
Zunächst soll hier auf einige allgemeine
Tendenzen eingegangen werden, die
ausgehend von den vorliegenden
empirischen
Untersuchungen
zu
politischen Gesprächen als konstitutiv
für die interaktive Konstitution des
Politischen angesehen werden können.
Fehlende Dialogizität: Immer wieder wird
im Zusammenhang mit politischen
Gesprächssorten aus unterschiedlichen
Perspektiven auf die fehlende bzw.
unzureichende Dialogizität politischer
Formen der Interaktion verwiesen.
Während im Zusammenhang mit
Bundestagsdebatten hierfür vor allem
institutionelle Regelungen wie die
Zuteilung
des
Rederechts,
die
Festlegung der Themenabfolge und die
Zulässigkeit
konkreter
Sprechhandlungen
verantwortlich
gemacht werden (vgl. Burkhardt 2003,
283ff; 2005, 87ff.; Klein 1991, 246; 2000,
1590), werden im Kontext von
Wahlkampfduellen
und
Talkshows
vorrangig strategische Überlegungen
hinsichtlich des Wahlerfolgs (Bucher
2007, 19ff.) bzw. der eigenen Position
innerhalb der Partei genannt (Niehr
2000, 242ff.). Unter Bezug auf Talkshows
dominieren an dieser Stelle Hinweise
auf mediale Aspekte, die sich aus der
trialogischen
Gesprächssituation
zwischen
den
Gästen,
dem
Moderator/der Moderatorin und dem
Fernsehpublikum ergeben (Diekmann
1981, 218ff.; Habscheid/Klemm 2007, 1f.;
Weidner 2009, 39ff.).
In diesem Zusammenhang findet sich
auch die Einschätzung, es könne nicht
von „echten“ Gesprächen im Sinne eines
dialogischen Meinungsaustausch oder
einer
Sachdiskussion
gesprochen
werden, sondern es handele sich bei
Gesprächssorten in der Politik
Bundestagsdebatten um Aktivitäten
eines
„Schaufensterparlaments“
(Burkhardt
2003,
6)
und
im
Zusammenhang mit Formaten des
politischen Talks um „Debattenshows“
(Grewenig
2005,
243).
Grewenig
verweist an dieser Stelle im Anschluss
an Meyer/Schischa (2002) einerseits auf
die Tendenz des „Entertainment(s) in
der Politikvermittlung“, andererseits auf
den Inszenierungsdruck,
der auf
PolitikerInnen lastet, indem es darum
geht, die Positionierung zu Sachfragen
immer mit Formen der Imagepflege zu
verbinden (Diekmannshenke 2005, 266.;
Grewenig 2005, 242f.).
Eher selten finden sich an dieser Stelle
konkrete Hinweise wie bei Buri (1992,
115ff.) und Zima (2013, 87), die am
Beispiel von Bundestagsdebatten darauf
herausarbeiten, dass sich trotz allem
„tatsächlich dialogische Sequenzen“
finden. Konkret nennen Buri und Zima
spontane Turnwechsel zwischen einem
Redner und dem Parlamentspräsidenten
bzw.
Zwischenrufbzw.
Zwischenfragesequenzen (siehe dazu in
diesem Beitrag Abschnitt 4). Darüber
hinaus gibt Zima zu bedenken, dass die
generelle
Diagnose
fehlender
Dialogizität
den
Austausch
von
Argumenten auf inhaltlicher Ebene
verfehlt (dies., 86).
Eine insgesamt gegenläufige Tendenz,
eher die Steigerungsmöglichkeiten von
Formen der Interaktion und des Dialogs
zu unterstreichen, zeigt sich in
Veröffentlichungen
zu
Formen
politischer Kommunikation im Rahmen
von media-watch-Portalen und filterstyle Weblogs. Hier betont Fraas (2004)
als
Folge
der
netzbedingten
Globalisierung eher die (tendenziell
subversiven) politischen Möglichkeiten
der direkten politischen Reaktion vor
allem
im
Rahmen
politischer
10
Großereignisse (ebd. 88-97). Allerdings
deuten in anderen Untersuchungen zu
Politikerchats (Diekmannshenke 2005)
oder Wahlkampfblogs (Domke 2007)
auch entgegengesetzte Befunde darauf
hin, dass die ursprüngliche Tendenz
dieser Text-/Gesprächssorten zu einem
gleichberechtigten
„Streitgespräch“
zwischen
„Politiker(inne)n
und
mündigen Bürger(inne)n“ (ebd. 258) in
der Praxis z. B. von den Parteien
schrittweise zurückgenommen wird (zur
Ambivalenz
dieser
neuen
Kommunikationsformen siehe auch
Meinhof 2007).
Politainment und Confrontainment: Seit
der Privatisierung von Rundfunk und
Fernsehen Anfang der 90er Jahre sind
Fragen der Medialisierung von Politik
bzw.
politischer
Kommunikation
kontinuierlich unter den Begriffen des
Politainments (Dörner 2001) bzw.
Confrontainments (Holly 1993, 192-194)
gefasst worden. Immer wieder wurden
diese Aspekte als Antwort auf die Frage
der spezifischen „Inszeniertheit“ von
Politik diskutiert, eine Frage, die
allerdings im Zusammenhang anderer
politischer Settings (beispielsweise von
Bundestagsdebatten) bereits lange vor
der Einführung von Privatsendern
gestellt wurde (Diekmann 1981, 255ff.;
Edelmann 1990).
Verstanden
werden
unter den
Begriffen
„Politainment“
und
„Confrontainment“
Verfahren
der
`Personalisierung´, `Emotionalisierung´,
`Dramatisierung´,
`Skandalisierung´,
`Simplifizierung´“ (Grewenig 2005, 247;
Habscheid/ Klemm 2007, 1f.), aber auch
Verfahren
der
Inszenierung
von
Konfrontation
zum
Nutzen
aller
Beteiligter (Holly 1993, 194). Beide
Tendenzen zielen darauf ab, politische
Sachverhalte
auf
eine
für
ZuschauerInnen
möglichst
Gesprächssorten in der Politik
unterhaltsame Art und Weise in der
Tradition amerikanischer „CombatShows“ zu präsentieren.
Nicht selten ist diese Diagnose mehr
oder weniger explizit geknüpft an die
idealtypische Vorstellung, dass der
jetzige medial überformte Zustand
politischer Gespräche zu unterscheiden
sei von einer idealen, am Sachargument
demokratischer
Meinungsbildung
orientierten
ursprünglichen
Art
politischer Kommunikation (siehe dazu
Burkhardt 2003, 86 f.; Effing 2005, 226f.).
Hier wäre im Anschluss an die
angesprochenen
diskurstheoretischen
Überlegungen
Foucaults
allerdings
deutlicher herauszuarbeiten, dass die
beobachtbaren
Tendenzen
des
Politainments als historisch spezifische,
medial und institutionell hergestellte
Diskursmechanismen zu verstehen sind.
Dieser Aspekt kommt vor allem in
konversationsanalytischen Studien dort
zum Tragen, wo im kommunikativen
Detail untersucht wird, wie genau die
Beteiligten mit ihren Möglichkeiten
umgehen und welche Spielräume
hierbei innerhalb des Korpus deutlich
werden.
In
einem
solchen
Zusammenhang verweist Holly (1993)
am Beispiel des politischen Interviews
darauf, dass diese Gattung zwar im
Sinne
Wittgensteins
anhand
von
„Familienähnlichkeiten“
beschrieben
werden kann, es sich aber dennoch um
ein „sehr variable(s) Muster“ handelt,
das interaktionell realisiert werden muss
(ebd., 165). Dieser Ansatz liegt sehr nahe
bei
der
oben
referierten
diskursanalytischen Annahme, konkrete
kommunikative Verhaltensweise als Teil
eines diskursiven Möglichkeitsfeldes zu
begreifen (siehe dazu Brock/Meer 2004,
200.
Diskursive
Fragmente/Strukturen
des
Politischen: Wie bereits erwähnt kommt
11
die Relevanz diskursiver Mechanismen
hinsichtlich der Konstitution mündlicher
Kommunikation in der Politik im
Rahmen vorliegender Untersuchungen
nur am Rande bzw. indirekt in den
Blick.
Zu nennen wäre hier beispielsweise
eine Untersuchung von Zima zu
Zwischenrufen
in
österreichischen
Parlamentsdebatten
(2013).
Zima
untersucht
ein
Korpus
gesprächsanalytisch
transkribierter
Zwischenrufsequenzen
aus
29
Parlamentsdebatten (der Jahre 20032009). Auch wenn es der Verfasserin
nicht primär um Aspekte des politischen
Diskurses geht, sondern um die
Integration kognitionstheoretischer und
interaktioneller
Analyseansätze
am
Beispiel dialogischer Resonanz (ebd., 3),
so gelingt es ihr doch, in ihrer
konstruktionsgrammatischen
argumentierenden Arbeit im Detail
nachzuweisen,
wie
auf
unterschiedlichen sprachlichen Ebenen
(morphologisch, syntaktisch, semantisch
und
pragmatisch)
Resonanz
im
politischen Dialog interaktiv erzeugt
wird.
Insoweit
liefern
ihre
Detailbeobachtungen eine Vielzahl von
empirischen
Ansatzpunkten,
die
diskursanalytisch
genutzt
werden
könnten (siehe dazu im Detail Abschnitt
4.1 dieses Beitrags). Jenseits der
konkreten Fragestellung Zimas ist an
ihren Beobachtungen bezogen auf den
Gegenstand dialogischer politischer
Interaktion entscheidend, dass die
Verfasserin
den
Blick
konversationsanalytisch geschärft weg
von den Begrenzungen des Diskurses
hin
zu
den
interaktionellen
Möglichkeiten
innerhalb
eines
diskursiven Feldes lenkt.
Einen anderen Ansatzpunkt bilden
die Beobachtungen Burkhardts zur
Gesprächssorten in der Politik
Relevanz von Methapern im politischen
Diskurs von Bundestagsdebatten (2003,
369ff.). Ohne explizierte methodische
Anbindung
listet
Burkhardt
grundlegende Metaphernfelder des
politischen
Diskurses
der
Bundesrepublik Deutschland. Konkret
nennt er die Metapher des „Gebäudes“,
des „Schiffs“, „der „Krankheit“ und des
„Kampfes“,
so
wie
weitere
spezialdiskursive
Bildspendebereiche
wie den des „Körpers“, des „Theaters“
oder den des „Sports“, die ebenfalls
entscheidende
Funktionen
im
politischen Diskurs erfüllen (ebd. 380
ff.).
Auch
diese
empirischen
Beobachtungen aus dem Bereich der
mündlichen Kommunikation lassen sich
diskurstheoretisch
fundiert
mit
Überlegungen Links zur Funktion von
Kollektivsymbolen
im
politischen
Diskurs
der
Bundesrepublik
Deutschland verbinden. Unter der
Begrifflichkeit der Kollektivsymbolik
subsumiert Link „die Gesamtheit der
sogenannte `Bildlichkeit´ einer Kultur,
die Gesamtheit ihrer am weitesten
verbreiteten Allegorien und Embleme,
Metaphern, Exempelfälle, anschaulichen
Modelle und orientierenden Topiken,
Vergleiche und Analogien“ (1997, 25).
Ausgehend von dieser Grundannahme
fasst
Link
Kollektivsymbole
als
komplexe Vereinigungen von einem
oder mehreren bildlichen Elementen,
der Pictura (P), mit einem oder
mehreren
Sinnelementen,
der
Subscriptio (S) (Link 1984, 7; 1985, 168ff.;
Link/Paar 1990, 115). Ausgehend von
dieser Definition gelingt es ihm
beispielsweise, Kollektivsymbole wie
das des Schiffs/Boots im Bereich des
politischen Diskurses systematisch zu
analysieren: So wird das metaphorische
Symbol des Schiffs/Boots (als Pictura)
vielfach genutzt, um (auf der Ebene der
12
Subscriptio) Europa zu symbolisieren,
und hieran unterschiedliche politische
Botschaften
(Subscriptiones)
anzuschließen: Europa kann bildlich als
hermetisch
abgeschotteter
Hochseetanker (P1) dargestellt werden
(WAZ, 9.7.2013, 2), dessen Kapitän (P2)
vor Lampedusa (P3) zuschaut, wie ein
Flüchtling im Meer ertrinken (P4),
während
der
Papst
(P5)
als
Rettungsringe
getarnte
Beerdigungskränze (P6) ins Meer wirft.
Jeder Pictura sind ein oder mehrere
Subscriptiones
zugeordnet.
Häufig
werden die Subscriptiones im Kontext
des jeweiligen Symbols explizit benannt,
teils sind sie aber auch politisch so
eindeutig kodiert, dass sie nicht mehr in
jedem Fall explizit benannt werden
müssen.
Die
Funktion
von
Kollektivsymbolen sieht Link aus
diskursanalytischer Perspektive darin,
dass Kollektivsymbole aufgrund ihrer
doppelten semiotischen (bildlichen und
sprachlichen) Kodierung zum einen für
RezipientInnen unmittelbar evident
sind, zum anderen besonders geeignet
sind,
unterschiedlichste
Aspekte
moderner (arbeitsteiliger) Gesellschaften
diskursiv zu integrieren (Link 1983, 924).
Darüber
hinaus
sind
Kollektivsymbole anschlussfähig an
Topoi wie „die Gefahr des Untergangs“
oder Argumentationsstrukturen wie
„das Boot ist voll“ oder „humanitäre
Hilfe für die Flüchtlinge vor Ort“ oder
(theoretisch) „die Öffnung europäischer
Grenzen“, alles diskursive Fragmente,
die ihrerseits wieder Kollektivsymbole
sind.
Der Ansatz Links lässt sich somit
nicht
nur
mit
vorliegenden
Beobachtungen
der
linguistischen
Diskursanalyse
zu
schriftlichen
Textsorten verbinden, sondern ist
ausgehend von Foucaults Annahme der
Gesprächssorten in der Politik
diskursiven Position mit der Idee des
„Besetzens
kontroverser
Begriffe“
(Stötzel/Wengeler 1995; Wengeler 2005)
interaktionell operationalisierbar, indem
danach gefragt werden kann, wie
Kollektivsymbole politisch im Rahmen
mündlicher
Gesprächssorten
argumentativ eingesetzt werden.
Die Ausweitung solcher vereinzelten
Hinweise auf die Relevanz diskursiver
Parzellen
für
den
Bereich
der
mündlichen Kommunikation und deren
Bedeutung für die
kommunikative
Gestaltung politischer „Streits“ um
unterschiedliche diskursive Positionen
steht empirisch bisher noch aus. Hier
würde es sich aus konversations- bzw.
gesprächsanalytischer Sicht anbieten,
Hochwertwörter (Burkhard 2003, 352ff.;
Wengeler 2005), Kollektivsymbole (Link
1985, 168ff.) und Metaphern (Burkhardt
2003, 369; Niehr/Böke 2003, Böke 1996a)
systematisch im konkreten interaktiven
Vollzug
ihrer
Realisierung
unterschiedlicher diskursiver Position
und deren Funktion für die jeweilige
Auseinandersetzung zu betrachten.
Ob sich hierbei allerdings eine
genuine Verbindung zwischen einzelnen
Textsorten
und
den
genannten
diskursiven Strukturen belegen lassen
wird, wie Knobloch dies für den
Zusammenhang zwischen dem PolitTalk und der Mitte-Extreme-Topik
behauptet (2005, 129), muss vorläufig
offen bleiben. Auch wenn ein solcher
Zusammenhang nicht abwegig ist, so
deutet aus diskurstheoretischer Sicht
jedoch alles darauf hin, dass die MitteExtreme-Topik
beispielsweise
den
gesamten politischen Diskurs der
Bundesrepublik Deutschland dominiert
und
somit
in
allen
politischen
Gesprächssorten
nachweisbar
sein
müsste. Dennoch hat Knobloch natürlich
Recht, wenn er herausstellt, dass der
13
Proporz in Talkshows das politische
Spektrum interaktiv re-inszeniert und
insoweit als Gattung der „Mitte“
verstanden werden kann (ebd., 129).
Dies
gilt
aber
ebenso
für
Bundestagsdebatten, die die genannten
Topiken
über die proporzionale
Sitzverteilung- und Anordnung im
Parlament zwar institutionell anders
absichern, interaktionell aber den
gleichen Effekt erzielen dürften.
Parainteraktive Kommunikation/Relevanz
der Zuschauer: Vor dem Hintergrund der
starken
medientheoretischen
Überlegungen der letzten Jahre ebenfalls
überraschend ist die Feststellung, dass
die Position der ZuschauerInnen im
Zusammenhang mit politischen TVFormaten zwar immer wieder genannt
wird (Schütte 1996, 102; Weidner 2009;
46), im Zusammenhang mit politischen
Formaten interaktionell bisher jedoch
kaum
umfassender
empirisch
untersucht worden ist. Zwar erwähnt
Bucher
in
seiner
Analyse
der
KanzlerkandidatInnen-Duelle von 2002
und 2005 die durch Befragungen
ermittelte Zuschauerkritik der fehlenden
Dialogizität des ersten Duells, aber über
unmittelbarer Zuschauerreaktionen auf
die
vielfältigen
parainteraktiven
Angebote politischer TV-Formate kann
bisher nur spekuliert werden. Dabei
hätte sich dies vor dem Hintergrund des
DFG-Projekts
„Über
Fernsehen
sprechen“ beinahe zwingend angeboten
(Holly/Püschel
1993;
Holly/Püschel/Bergmann 2001). Die
Untersuchungen Meers zu Formen der
Anschlusskommunikation unter TVRezipientInnen
in
nicht-politischen
Daily-Talk-Formaten, die ebenfalls wie
Knobloch (2005) dies für politische
Formate
herausarbeitet,
über die
metaphorische
Mitte-Extreme-Topik
organisiert ist, legen in diesem
Gesprächssorten in der Politik
Zusammenhang
zumindest
die
Vermutung nahe, dass auch die
Kommunikation
von
FernsehzuschauerInnen
Anschlusspositionierungen
unter
Nutzung dieser Topik erwarten lässt
(Meer
2003,
255-261).
Ähnliche
Vermutungen
könnten
sich
themenabhängig
hinsichtlich
der
Vertikaltopik „oben“ vs. „unten“ in
Positionierungen wie „die da oben“ und
„wir hier unten“ bestätigen.
4. Exemplarische Analysen
Da die am besten untersuchten Bereiche
dialoglisch-interaktiver Kommunikation
im politischen Praxisbereich in den
Beiträgen 4.7.1 - 4.7.4 umfassend
betrachtet werden, sollen im Folgenden
vor allem die angesprochenen Probleme
einer
Typologisierung
dialogischer
Politikformate im Mittelpunkt stehen.
Leitend ist hierbei die Idee der
Gattungsfamilie, mit der auf der
Grundlage vorliegender empirischer
Untersuchungen versucht werden soll,
typische
Phänomene
politischer
Gespräche zu bündeln und sich somit
schrittweise auf eine typologische
Diagnose konkreter Gattungen hin zu
bewegen.
4.1 Parlamentarische Gattungen
Obgleich parlamentarische Gespräche
bezogen auf Parlamentsdebatten zu den
am besten untersuchten dialogischen
Formaten des politischen Praxisbereichs
gehören, lassen sich die angesprochenen
methodologischen und typologischen
Probleme der Untersuchung politischer
Gespräche auch hier wiederfinden:
Heterogene
methodische
Ansätze,
empirisch strittige Datengrundlagen
und eine Vielzahl von Gesprächen, die
sich dem empirischen Zugang entzieht
14
(Klein 2000, 1592). Gleichzeitig stellen
gerade diese Hinweise eine Begründung
für die Annahme einer Gattungsfamilie
„parlamentarische Gespräche“ dar, da
eine solche Sammelkategorie den Blick
zunächst einmal auf die Frage der
Gemeinsamkeiten
unterschiedlicher
parlamentarischer Gattungen lenkt.
Bisher wird die Untersuchung
parlamentarischer Gattungen in der
vorliegenden
Literatur
eindeutig
dominiert durch die Untersuchung von
Plenardebatten, die aufgrund ihrer
vergleichsweise leichten Zugänglichkeit
zumindest in linguistischen Analysen
zum
Prototypen
parlamentarischer
Kommunikation
avancieren,
eine
Annahme, die allerdings mit einigen
Problemen verknüpft ist.
Zunächst einmal muss vor dem
Hintergrund
der
vorliegenden
Erkenntnisse zu Parlamentsdebatten
davon ausgegangen werden, dass es sich
bei Parlamentsdebatten nicht um eine
Gattung bzw. Gesprächssorte im
linguistisch-typologischen Sinn handelt.
So sind `Parlamentsdebatten´ in erster
Line ein juristisch und politisch
definiertes Format, das jenseits jeglicher
linguistischer Analyse als mündliche
Form der legislativen (und teils,
beispielsweise
in
der
Schweiz,
exekutiven)
Entscheidungsfindung
juristisch bindend festgeschrieben ist.
Hierbei ist zumindest für die aktuellen
Formen der Parlamentsdebatten zu
konstatieren,
dass
die
in
Parlamentsdebatten diskutierten Fragen
im Regelfall bereits entschieden sind,
wenn sie öffentlich verhandelt werden
(siehe dazu u.a. Buri 1992, 25; Burkhard
2003, 248 (Zima 20013, 86); Klein 2000,
1594). Die juristisch und politisch
definierte Funktion der Debatten besteht
also in der Mehrzahl der Fälle nicht im
(entscheidungsoffenen)
dialogischen
Gesprächssorten in der Politik
Austausch von Argumenten, sondern
erfüllt trialogische Funktionen, indem
zum einen der formelle Akt der
juristischen
Entscheidungsfindung
durch die Debatte öffentlich (und damit
justiziabel)
vollzogen
wird
und
innerhalb dieses legislativen Rituals
(Buri 1992, 25; Edelmann 1990) die
Öffentlichkeit über die relevanten
Argumente
und
Positionierungen
informiert wird. Allerdings stellt die
dritte,
kommunikativ
relevante
Dimension dieses `Trialogs´ (Parlament
vs. Öffentlichkeit) aufgrund ihrer
Unidirektionalität keine Form des
dialogischen Austauschs dar. Insoweit
hat die weiter oben angesprochene
Diagnose der fehlenden Dialogizität
politischer Kommunikation bezogen auf
Parlamentsdebatten hier einige ihrer
Ursachen: Die dominant juristisch
definierte
Kommunikationssituation
führt dazu, dass
vorformulierte
(konzeptionell
schriftliche)
Reden
abgelesen werden, den RednerInnen
bekannte
Argumente
ausgetauscht
werden und eine Reaktion hierauf
dialogisch mit deutlicher Verzögerung
erst in den späteren Reden des
politischen Gegners erfolgt. Insoweit ist
die Frage, ob es sich bei dieser Art der
Debatte tatsächlich um „Gespräche“
handelt (Burkhardt 2003, 117ff.; Klein
2000, 1589), durchaus berechtigt.
Aus der Sicht der empirischen
Gesprächs- und Konversationsanalyse
muss
es
vor
dem
skizzierten
Hintergrund vor allem darum gehen,
unterhalb
des
„Großkomplexes“
Parlamentsdebatte danach zu fragen, ob
sich eingelagerte kleinere oder größere
Gattungen (wie z.B. Zwischenrufe oder
Zwischenfragen)
sowie
Fragestunden/aktuelle Stunden) finden,
die die Kriterien eines Dialogs (im Sinne
eines mehr oder weniger moderierten
15
interaktionellen Austauschs zwischen
GesprächspartnerInnen) erfüllen und
darüber hinaus empirisch zugänglich
sind (siehe Buri 1992, 116ff.).
Aus einer solchen Perspektive bleiben
im Umfeld von Parlamentsdebatten
vergleichsweise wenige Ansatzpunkte.
Vorliegende
Untersuchungen
unterstreichen
die
angesprochenen
Probleme häufig insoweit, als sie vor
allem typische Sprechhandlungsmuster
bzw.
eingelagerte
kommunikative
Muster wie „Diskussionen“, „Debatten“,
„Verhandlungen“, aber auch kleiner
Einheiten
wie
„Frage-AntwortSequenzen“,
„Vorwürfe“
oder
„Rechtfertigungen“
diagnostizieren
(Burkhardt
2003,
283ff.;
zusammenfassend siehe Klein 2000).
Jenseits der teils begründeten Zweifel
am
analysierten
Material
einiger
Untersuchungen
zu
Bundestagsdebatten, das in der Regel
aus den offiziellen Protokollen des
Bundestags besteht und wie Zima
überzeugend zeigen kann, nicht den
Anforderungen
eines
gesprächsanalytischen
Zugangs
entspricht (2013, 109-114), lassen die
Ergebnisse vielfach keine empirisch
hinreichend abgesicherten Schlüsse
hinsichtlich eines im linguistischen
Sinne kohärenten Gesprächsmusters
(und damit der Annahme einer
Textsorte oder Gattung) zu.
Vor
dem
Hintergrund
dieser
Probleme ist es nicht verwunderlich,
dass ausgerechnet die Untersuchung
von Zwischenrufen in Plenardebatten
mit den Arbeiten von Burkhardt zu
Zwischenrufen im deutschen Bundestag
(2004) und von Zima (2013) zu
Zwischenrufen im Österreichischen
Nationalrat sich zu einem kleineren
Forschungsschwerpunkt innerhalb der
Gattungsfamilie
entwickelt
hat:
Gesprächssorten in der Politik
Zwischenrufe
durchbrechen
die
konstatierte fehlende Dialogizität von
Parlamentsdebatten, sie sind ein nicht
im Detail planbares Element direkter
Interaktion und darüber hinaus nicht
nur
über
die
(schriftsprachlich
geglätteten) Protokolle der Parlamente
zugängig, sondern anhand vorliegender
Videodaten – wie Zima im Detail
verdeutlicht
–
auch
als
gesprächsanalytisch
rekonstruiertes
Transkript nutzbar (ebd., 109-114).
Zwischenrufe können mit Buri (1992,
116) aus gesprächsanalytischer Sicht als
Zwischenrufsequenzen
definiert
werden, in denen ein Zwischenruf zu
einer erneuten Reaktion durch die
PlenarrednerInnen
führen
kann.
Burkhardt (2004: 602ff.) spricht hier von
„Minidialogen“, die er auf der
Grundlage von Bundestagsprotokollen
anhand von 5 Kategorien typologisiert,
Zima (2013) untersucht Zwischenrufe
auf der Grundlage gesprächsanalytisch
transkribierter
Sitzungen
österreichischer Parlamentsdebatten aus
der Perspektive der kreativen Resonanz.
Obgleich dies nicht der Ort ist, um beide
Ansätze ausführlich vorzustellen (siehe
dazu auch Burkhardt in anschließenden
Kapitel 4.7.1) und zu diskutieren, so sei
doch auf einige grundsätzliche Aspekte
hingewiesen.
Burkhardt
(2004,
166-387)
typologisiert Zwischenrufsequenzen aus
der Perspektive der verwendeten
Techniken, aus syntaktischer und
semantischer Perspektive (Kohärenz),
aus der Perspektive der „Provokation“
und unter Bezug auf die genutzten
Sprechhandlungen.
Bereits
die
Auflistung der einzelnen Kategorien
verdeutlicht die Heterogenität des
analytischen Zugangs. Insoweit ist es
nicht verwunderlich, dass Zima im
Rahmen ihrer detaillierten Diskussion
16
der Befunde Burkhardts auf eine
Vielzahl
von
Unklarheiten,
Mehrfachklassifikationen
und
Widersprüchen stößt (2013, 91-109).
Zima geht diesen Problemen aus
zweifacher Perspektive dem Weg: Zum
einen beschränkt sie sich darauf,
Zwischenrufsequenzen
aus
kognitionstheoretischer
und
interaktioneller Perspektive auf die
Frage hin zu untersuchen, wie
Parlamentsmitglieder
explizit
oder
implizit mit ihren Möglichkeiten der
Resonanz umgehen bzw. wie sie diese
erzeugen. Zum anderen nutzt sie die die
konstruktionsgrammatische Annahme,
dass
kommunikative
Phänomene
komplexe
Form-Inhalt-Einheiten
darstellen (ebd., 37ff.). In der Folge kann
sie
auf
eine
kohärentes
Analyseinstrumentarium zurückgreifen,
dass
es
ihre
erlaubt,
formale
(phonologische,
morphologische,
syntaktische)
und
inhaltliche
(semantisch-lexikalische, pragmatische
und kulturspezifische) Aspekte bereits
integriert zu erfassen (ebd., 123f.).
Konkret untersucht die Verfasserin,
wie Zwischenrufer Teilaspekte der
Äußerungen von PlenarrednerInnen in
Form von syntaktischen, lexikalischen,
morphologischen
Parallelismen
aufgreifen und sie entweder zum Zweck
der Zustimmung oder der Kritik in den
eigenen Zwischenruf integrieren. Diese
Formen der kreativen Resonanz lösen in
vielen
Fällen
erneut
Anschlussreaktionen
bei
den
adressierten RednerInnen aus (ebd.,
119ff.). Insgesamt gelingt
Zima auf
diesem Weg, im Rahmen ihrer
Untersuchung
nicht
nur
die
Entwicklung
einer
kohärenten
Typologie von Zwischenrufsequenzen,
sondern auch die gesprächsanalytische
Verdeutlichung genuin dialogischer
Gesprächssorten in der Politik
Elemente
im
Rahmen
von
Parlamentsdebatten.
Jenseits
des
interaktionellen
Mehrwerts der skizzierten Studie ergibt
sich hinsichtlich der Spezifik des
politischen Diskurses im Rahmen von
Zwischenrufsequenzen
jedoch
eine
interessante Anschlussperspektive: In
Abgrenzung zu Burkhardt weist Zima
darauf hin, dass Zwischenrufe (bezogen
auf ihre Daten) nicht – wie Burkhardt
herausstellt (2004, 277) – bevorzugt im
Anschluss an Hochwert-, Schlag- oder
Fahnenwörter auftreten (Zima 2013, 97).
Was sie im Weiteren jedoch nicht
thematisiert, ist die Tatsache, dass im
Rahmen
des
in
ihrer
Arbeit
präsentierten empirischen Materials
Zwischenrufsequenzen
deutlich
überproportional häufig im Anschluss
an
den
Gebrauch
von
Kollektivsymbolen zu beobachten sind.
Interaktionell ergibt sich eine Vielzahl
kurzer Sequenzen des Disputs, die
wechselseitig
auf
das
jeweilige
Kollektivsymbol
aufbauen.
Diese
Beobachtung deutet darauf hin, dass
Kollektivsymbole im weiter oben
eingeführten Sinn tatsächlich ein
überproportional
hohes
Potenzial
besitzen,
auf
bildlicher
oder
semantischer
Ebene
Reaktionen
auszulösen. Würde sich dies im Rahmen
einer
empirischen
Untersuchung
bestätigen, so wäre weiter zu prüfen, ob
die von Burkhardt behauptete hohe
Frequenz von Hochwertwörtern sich
nicht
doch
tatsächlich
auf
der
Bedeutungsebene der Symbole als
Subscriptio finden lässt.
Dieser von Zima nicht kommentierte
Zusammenhang könnte im Anschluss an
Links
These,
dass
sich
mit
Kollektivsymbolen
aufgrund
ihrer
doppelten (bildlichen und sprachlichen)
Verankerung (politisch) besonders gut
17
streiten
lässt
(Link
1983,
11),
gesprächsanalytisch
weiterverfolgt
werden. Hierbei müsste zum einen aus
semiotischer
Sicht
die
Relevanz
bildlicher
Elemente
auf
der
Binnenstrukturebene
der
Gattung
„Zwischenruf“ zusätzlich berücksichtigt
werden, und zum anderen könnte die
Relevanz von Kollektivsymbolen für die
interaktionelle Realisierung politischer
Streitgespräche
im
Rahmen
von
Parlamentsdebatten
systematischer
ausgewertet werden.
Hinsichtlich
der
Frage
der
Typologisierung
ganzer
Gesprächssorten bzw. Gattungen ist
unter Bezug auf beide Arbeiten
festzuhalten,
dass
Zwischenrufsequenzen, da sie immer in
Debatten integriert auftreten, nicht
sinnvoll der Status einer Gesprächssorte
zugesprochen werden kann. Dennoch
stellen sie im Sinne Günthners eine
Minimalgattung dar, die sowohl anhand
ihrer sprachlichen Binnenstruktur (vgl.
Zima 2013, 120), als auch in ihrem
interaktionellen Ablauf und ihrer
institutionellen
und
situationalen
Verortung als Muster beschrieben
werden können.
Insgesamt lässt sich im Hinblick auf
die
Klassifikation
kommunikativer
Gattungen
zur
Gattungsfamilie
„Parlamentsgespräche“
bisher
nur
Heterogenes festhalten. Wären weitere
Formate wie Ausschusssitzungen oder
Fraktionsdebatten zugänglich, so würde
einiges dafür sprechen, das Geflecht
dieser aufeinander bezogenen Formate
als Teile einer Gattungsfamilie zu
untersuchen. Da aber der gesamte
Bereich dieser Gattungsfamilie auch in
Zukunft empirisch kaum zugänglich
sein wird, lässt sich die Hypothese eines
Gattungsverbunds
nur
in
Teilen
linguistisch überprüfen. Im Hinblick auf
Gesprächssorten in der Politik
die
vorliegenden
Untersuchungen
scheint es allerdings wahrscheinlich zu
sein, dass Plenardebatten als eine
rahmende Gattung oder auch Textsorte
gefasst werden können, innerhalb derer
Zwischenrufe, Zwischenfragen, aber
auch aktuelle Stunden als eingelagerte
(kleinere) Gattung vor allem auf der
interaktionellen Zwischenebene eine
entscheidende,
dialog-verstärkende
Funktion hinsichtlich der Großgattung
zukommt. Diese Überlegungen könnten
im Weiteren in zwei Richtungen
ausgeweitet werden: Zum einen sollten
Parlamentsdebatten im Anschluss an
Zimas Kritik im Zusammenhang mit
Zwischenrufen (Zima 2013, 109-114)
nicht nur anhand der stark bearbeiteten
Protokolle der Parlamente analysiert
werden,
sondern
unter
Nutzung
vorhandener
Videoaufnahmen
in
transkribierter
Form
gesprächsanalytisch
detailliert
untersucht werden. Zum andern
verspricht die Analyse empirisch
zugängliche Formate wie der „aktuellen
Stunden“
oder
Fragestunden
in
unterschiedlichen Parlamenten weitere
empirische
Befunde,
die
die
vorliegenden
Diagnosen
ausdifferenzieren könnten.
4.2 (Politische) Talkformate
Im Hinblick auf die Gattungsfamilie der
(politischen)
Talkformate
ist
aus
empirischer Sicht zunächst einmal
festzuhalten, dass der linguistischen
Untersuchung
von
Talkformaten
aufgrund der dominant medialen
Ausrichtung moderner Politik kaum
Grenzen gesetzt sind. TV und Radio
bieten hier ganztägig empirisches
Material, das problemlos zugängig ist
und sich somit zur Analyse des
18
politischen
Diskurses
geradezu
aufdrängt.
Schaut
man
sich
vorliegende
Typologien zu Medieninterviews oder
Talkshows – den beiden Formaten, um
die es hier im Weiteren gehen soll - an,
so
finden
sich
unterschiedliche
Einteilungen, die teils mediale, teils
thematische
oder
auch
gesprächsorganisatorische
Aspekte
dominant setzen (siehe u.a. Burger 1984,
57ff.; Plake 199, 32ff.; Schwitalla 1979,
178ff.), ohne diese Einteilungen jedoch
auf den unterschiedlichen, linguistisch
relevanten Ebenen zu begründen. Wenn
hier also im Weiteren zwischen
„Talkshows“
und
„Interviews“
unterschieden wird, so ergibt sich dies
aus der offensichtlich unterschiedlichen
Interaktionsstruktur beider Gattungen:
Während es sich hinsichtlich der
Außenstruktur bei beiden Formaten um
medientypische Formen triadischer
Kommunikation handelt, unterscheiden
sich die Gattungen im interaktiven
Detail jedoch deutlich hinsichtlich der
jeweiligen
Personenkonstellation.
Während in Interviews ModeratorInnen
nur jeweils eine/einen (in der Regel
prominenten)
GesprächspartnerIn
interviewen,
müssen
die
ModeratorInnen von Talkshows das
Gespräch zwischen mehreren Gästen
koordinieren. Insoweit scheint es vor
dem Hintergrund der sich hieraus
ergebenen gesprächsorganisatorischen
Unterschiede einleuchtend, zunächst
einmal von zwei unterschiedlichen
Gattungen auszugehen. Allerdings wird
im Weiteren zu beleuchten sein, wie sich
diese
gesprächsorganisatorischen
Unterschiede auf die sprachliche
Binnenund
die
Außenstruktur
auswirken.
Trotz
der
angesprochenen
Differenzierung
von
zwei
Gesprächssorten in der Politik
unterschiedlichen Gattungen sollen
Interviews und Talkshows zunächst
einmal
als
Vertreter
einer
Gattungsfamilie betrachtet und anhand
der
folgenden
Gemeinsamkeiten
charakterisiert werden:
a. Zwang zur Positionierung: Im
Anschluss
an
die
skizzierten
diskursanalytischen Überlegungen kann
bezogen
auf
beide
Gattungen
festgehalten werden, dass es in beiden
hinsichtlich ihrer Außenstruktur darum
geht, das Feld dessen, was zum
gegenwärtigen
Zeitpunkt
politisch
vertretbar ist, auszuhandeln. Dies wirkt
sich sowohl auf interaktioneller Ebene
als auch auf die Ebene der sprachlichen
Binnenstruktur
aus:
Interaktionell
werden beide Gattungen dominiert vom
Zwang der Gäste, sich redend im
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu
präsentieren
sowie
von
der
Verpflichtung der ModeratorInnen bzw.
InterviewerInnen, diesen Prozess zu
unterstützen (siehe dazu die folgenden
Abschnitte b. und c.). Dies geschieht u.a.
unter Nutzung von Kollektivsymbolen
und Topiken, die das Raster für
mögliche Positionierungen abgeben.
Dass der/die Interviewte oder die
Talkshowgäste diese Möglichkeit der
diskursiven Positionierung im Rahmen
der
unterschiedlichen
Talkformate
nutzen,
scheint
dabei
eine
Selbstverständlichkeit zu sein (siehe
dazu Darschin/Zubayr 2002; Holly 1993;
Weidner 2009, 47f.). Dass aber auch
MedienrezipientInnen
von
der
Möglichkeit
der
diskursiven
Positionierung Gebrauch machen, kann
Baldauf-Quilliatre
am
Beispiel
öffentlicher Meinungsäußerungen von
AnruferInnen
einer
französischen
Radiosendung zeigen. Im Anschluss an
die Anthropologin Strauss beschreibt
Baldauf-Quilliatre
Formen
der
19
öffentlichen
Positionierung
von
RadiozuhörerInnen
als
„cultural
standing“ und versteht hierunter die
Positionierung der eigenen Ansicht im
Rahmen
eines
oder
mehrerer
(kulturspezifischen) thematischer Felder
(ebd. 2007, 245). Damit deutet sich
sowohl aus der Perspektive der
MedienagentInnen als auch aus der
Sicht der RezipientInnen an, dass es im
Rahmen von Talkformaten um die
interaktiv ausgehandelte Besetzung
diskursiver Positionen geht (siehe dazu
auch Meer 2003, die die gleichen
Mechanismen am Beispiel von Täglichen
Talkshows verdeutlicht).
b. Mechanismus des „Sprechen-Machens“:
Vor dem Hintergrund des Zwangs zur
Positionierung muss es im Rahmen von
Talkformaten darum gehen, die am
Gespräch Beteiligten dazu anzuhalten,
sich redend zu bestimmten thematischen
Aspekten zu verhalten (Holly 1993,
Brock/Meer 2004, Weidner 2009). Damit
wird hier in kommunikativer Hinsicht
der Mechanismus des „Reden-Machens“
und „Reden-Müssens“ wirksam, bei
dem es sich Foucault folgend um einen
der
stärksten
Machtmechanismen
moderner
Gesellschaften
handelt
(Foucault 1983, 27-50, 84). Dieser besteht
in dem Recht, andere in den Mittelpunkt
der Aufmerksamkeit zu stellen, sie dazu
zu veranlassen, sich selbst, ihr Wissen
oder
ihre
Überzeugungen
der
überprüfenden Kontrolle anderer frei zu
geben (Foucault 1989, 241; Meer 1998,
50-54; Weidner 2009, 105f).
Diese
Annahme wird in den Untersuchungen
von Talkformaten vor allem dadurch
unterstrichen, dass es im Rahmen des
Talks immer auch um die Frage der
Durchsetzung der eigenen Position und
damit Aspekte der kommunikativen
Hierarchie geht (Holly 1993, Weidner
2009).
Gesprächssorten in der Politik
c. Konfrontation und Imagearbeit: An den
angesprochenen
Zwang
zur
Positionierung
anschließend
unterstreichen
vorliegende
Untersuchungen im Zusammenhang mit
dem politischen und kommunikativen
Kampf um die Besetzung konkreter
Positionen die bereits erwähnte Tendenz
zu Verfahren des Confrontainments
(Brock/Meer 2004, 194; Grewenig 2005;
Holly 1993; Klemm/Habscheid 2007).
Neu scheint hierbei im Gegensatz zu
früheren Formen des Talks zu sein, dass
die Konfrontation im Zusammenhang
mit
der
Selbstpositionierung
das
interaktionell dominierende Mittel der
Wahl ist. Politische Unterhaltungen sind
für die Beteiligten mit der Verpflichtung
verbunden,
sich
selbst
in
der
konfrontativen Präsentation der eigenen
Position durchzusetzen, und dabei die
ZuschauerInnen zu unterhalten, gerade
indem die Gesprächsbeteiligten das
eigene Image erfolgreich präsentieren
(Eisenberg 2007, 34; Grewenig 2005, 246;
Holly/Püschel/Kühn
1986,
32;
Klemm/Habscheid 2007, 2; Weidner
2011, 51).
Vor
dem
Hintergrund
dieser
allgemeinen Aspekte soll nun im
Weiteren die spezifische Realisierung
einzelner Gattungen an den Beispielen
von
„TV-Interview“
und
„TVTalkshow“ betrachtet werden.
4.2.1 TV-Interviews
Die
angesprochene
institutionelle
Verpflichtung der Interviewten, sich
selbst mit den eigenen Redebeiträge im
Rahmen der Interviews in den
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu
stellen, wird in der Untersuchung von
Holly (1993) zur Rolle der Konfrontation
im Rahmen von Fernsehinterviews
deutlich (ebd., 167). Nicht zufällig
20
stellen hierbei Hollys Überlegungen zur
Relevanz von Fragenstrategien (als der
einfachsten
Möglichkeit,
jemanden
„reden zu machen“) einen Schwerpunkt
der Untersuchung dar. So unterstreicht
Hollys materialgestützte Charakteristik
der Interviewfragen nicht nur eine
erhebliche Variationsbreite in der
Fragestrategie des Interviewers (ebd.,
171ff.),
sondern
sie
verdeutlicht
zusätzlich, dass der Mechanismus des
„Reden-Machens“ auch anhand von
Vorwürfen (ebd., 181), Behauptungen
oder Widerspruch (ebd., 179) des
Fragenden kommunikativ realisiert
wird. Entscheidend ist hierbei, dass die
genannten
Sprechhandlungen
interaktionell in Teilen die gleiche
Funktion erfüllen wie Fragen: Sie
werden von den Interviewten als
Aufforderung begriffen, die eigene
Position in der Konfrontation zu
explizieren.
Dass der Interviewer hierbei ebenfalls
durch eine Vielzahl interaktioneller und
institutioneller
Abhängigkeiten
eingeschränkt wird, kann Holly nicht
nur anhand des Vergleichs von zwei
unterschiedlichen
Interviews
des
gleichen Moderators verdeutlichen (ebd.
184ff.), sondern es gelingt ihm
zusätzlich,
die
interaktionellen
Gegenabhängigkeiten
der
Gesprächspartner herauszuarbeiten. So
kann er bis ins sprachliche Detail (z.B.
im
Gebrauch
spezifischer
Abtönungspartikel) nachweisen (ebd.,
173),
dass
der
Erfolg
beider
Gesprächsbeteiligten unmittelbar an den
kommunikativen Erfolg des Gegenübers
gekoppelt ist. Diese Beobachtung, die
Brock und Meer (2004, 200) als typische
Formen des Doublebind bezeichnen,
unterstreichen
damit
Foucaults
Annahme,
dass
die
Wirkungen
moderner
Machtmechanismen
als
Gesprächssorten in der Politik
polymorph beschrieben werden müssen,
dass Machtwirkungen „nie ganz auf
einer Seite sind“ (Foucault 1976, 114f.;
Brock/Meer 2004, 201). Nichtsdestotrotz
lässt sich im Hinblick auf die Position
des Interviewers festhalten, dass dieser
aufgrund
seines
institutionell
abgesicherten Fragerechts trotz lokaler
Asymmetrien
insgesamt
in
einer
bevorrechtigten Position ist.
Dass dies unter den Bedingungen des
Confrontainment
für
die
ModeratorInnen
unter
Umständen
bedeuten kann, sich selbst als ein in der
Sache
unterlegener
Gegner,
aber
dennoch als Medienstar zu präsentieren,
liegt vor diesem Hintergrund in der
Logik modernen Confrontainments
begründet (Holly 1993, 193).
4.2.2 TV-Talk
In erster Annäherung unterstreichen die
vorliegenden Untersuchungen zu TVTalkshows ähnliche Tendenzen, wie dies
bereits für Interviews gezeigt wurde. So
verdeutlich auch die Arbeit von
Weidner (2009) den Aspekten der
kommunikativen Ungleichheit zwischen
ModeratorInnen und Gästen im Rahmen
von Talkshows. Ähnlich wie in Hollys
Untersuchung zu Interviews kann
Weidner anhand des empirischen
Transkriptmaterials der Sendung „hart
aber fair“ zeigen, dass dem Moderator
politischer Talkshows die Aufgabe
zukommt,
seine
Gäste
zum
konfrontativen Austausch miteinander
anzuhalten (ebd., 48) und diesen zu
moderieren
(siehe
dazu
auch
Holly/Kühn/Püschel 1986, 53). Anhand
der Organisation und Verteilung des
Rederechts, der Themensteuerung und
des Einsatzes von Frage-AntwortMechanismen verdeutlicht Weidner
einerseits, dass der Moderator aufgrund
21
seines institutionellen Auftrags, die
Gesprächssituation steuert, dass er selbst
aber andererseits nur erfolgreich sein
kann, wenn er sich seinen Gästen
punktuell unterordnet (Weidner 209,
73f.). Im Anschluss an Foucault macht
Weidner deutlich, dass der Moderator
(wie
der
Interviewer)
der
gesellschaftlichen
Überwachung
ausgesetzt ist (ebd., 109). Diese Formen
der
Überwachung
durch
eine
fernsehende Öffentlichkeit und die
eigene Sendeanstalt führen dazu, dass
der Erfolg des Moderatoren von der
erfolgreichen
Erfüllung
seines
institutionellen Auftrags abhängig ist,
das Publikum durch die Präsentation
von Kontroversen zu unterhalten (ebd.,
112). Diesen Aspekt abschließend stellt
Weidner unter Verweis auf Meer/Brock
heraus, dass dem Moderator innerhalb
des
kontroversen
Feldes
„zwar
Handelungsalternativen“ bleiben, das
diskursive Feld aber „auch die Grenzen
des in der institutionellen Situation
Möglichen“ vorgibt (ebd., 113).
Trotz
dieser
strukturellen
Gemeinsamkeiten mit dem Format des
Interviews zeigen die Datenanalysen
Weidners deutlich, dass die Tatsache,
dass der Moderator nicht nur mit einem
Gesprächspartner
konfrontiert
ist,
interaktionell nicht folgenlos bleibt.
So finden sich in den Analysen
Weidners immer wieder Hinweise, dass
die gleichzeitige Anwesenheit mehrer
Gäste selbst bereits redeaktivierende
Funktionen
erfüllt:
Durch
die
Notwendigkeit,
die
Redebeiträge
mehrerer Gäste zu koordinieren, wird
die
kommunikative
Position
des
Moderator tendenziell gestärkt (ebd.,
61), was vor allem an Stellen deutlich
wird, an denen der Moderator auf die
Nutzung seines Turnzuteilungsrecht
verzichtet
und
damit
bei
den
22
Gesprächssorten in der Politik
Gesprächsbeteiligten
Formen
der
Selbstdisziplinierung in Gang setzt
(ebd., 64ff.). Diese Selbstdisziplinierung
ist vor allem vor dem Hintergrund der
bereits angesprochenen Notwendigkeit
der positiven Selbstdarstellung relevant,
ein Aspekt, der Holly, Kühn und
Püschel (1985) dazu veranlasst hat, die
Funktion von Fernsehdiskussionen auf
den
Aspekt
der
politischen
Wahlwerbung zuzuspitzen (ebd., 254)
In jedem Fall provoziert die gleichzeitige
Anwesenheit politischer Gegner und die
Verpflichtung zur positiven Imagearbeit
Formen der Selbstdarstellung mit dem
Mittel des politischen Widerspruchs
(Weidner 2009, 51ff.).
Diese Annahmen bestätigen sich nicht
nur im Zusammenhang mit den
Rederechtszuteilungen des Moderators,
sondern
auch
hinsichtlich
der
Möglichkeit der Gäste, sich gegenseitig
zu unterbrechen (ebd., 66ff.) oder auch
umgekehrt eigene Turns zu expandieren
und
damit
Einfluss
auf
die
Themensteuerung zu nehmen (ebd.,
86f.).
Hier kann im Anschluss an Holly,
Kühn und Püschel (1985, 24; 1986, 6568) festgehalten werden, dass diese
gesprächsorganisatorischen
Aspekte
deutlich durch die Raumaufteilung, die
Kameraperspektive und die Sitzordnung
der Beteiligten verstärkt und gezielt auf
Konfrontation
hin
gelenkt
wird,
Feststellungen, die aus heutiger Sicht
nur bestätigt werden können.
Insoweit lassen sich ausgehend von
diesen
Befunden
deutliche
interaktionelle Unterschiede zwischen
Interviews und Talkshows ausmachen.
Ob und inwieweit die interaktionellen
Unterschiede Folgen für die sprachliche
Binnenstruktur
haben,
bleibt
ein
empirisch zu prüfendes Desiderat.
Hinsichtlich der Außenstruktur lässt
sich ausgehend von den vorliegenden
Erkenntnissen jedoch festhalten, dass die
gezielte Verteilung der Redebeiträge auf
markierte politische Gegner und deren
gezielte Konfrontation im Rahmen von
Talkshows ein deutlich pointierteres
Mittel
darstellt,
Formen
der
konfrontativen Aushandlung politischer
Fragen medial zu inszenieren, als dies
für Interviews zutrifft.
Diese Annahme fügt sich letztendlich
bruchlos zur Feststellung Grewenigs
(2005), dass politische Talkshows
kontinuierlich mit dem Mitteln der
gesellschaftlichen Beunruhigung bei
anschließender Tendenz zur Beruhigung
arbeiten (ebd., 250). Diese Feststellung
passt gut zu Weidners empirischen
Beobachtung: So ist die Beunruhigung
nicht selten eine Folge des gezielt
provozierten und nicht zu behebenden
politischen Dissens zwischen den
Gästen,
was
die
Position
der
ModeratorInnen als konsens- und
lösungsorientierte
Instanz
im
Sendungsverlauf und der Schlussphase
erheblich stützt.
5. Ausblick
Insgesamt verdeutlicht der vorliegende
Überblicksartikel, dass der politische
Diskurs
sowohl
aus
medialer
Perspektive
(Mündlichkeit
vs.
Schriftlichkeit)
als
auch
aus
gattungsspezifischer Sicht in einem
Schnittbereich
zwischen
methodologischen und empirischen
Grundsatzfragen angesiedelt ist, die in
Teilen erst am Anfang ihrer Bearbeitung
stehen. Auch wenn sich in diesem
Zusammenhang an vielen Stellen eher
Desiderate
bzw.
weiterführende
Fragestellungen abgezeichnet haben, so
ist doch deutlich geworden, dass der
Bereich der mündlichen Interaktion
Gesprächssorten in der Politik
nicht nur einen hoch relevanten eigenen
Gegenstand im Zusammenhang mit der
Analyse politischer Kommunikation
darstellt, sondern dass vorhandene
methodologische Ansätze durchaus
geeignet sind, sich diesem Gegenstand
verstärkt empirisch zu nähern. Von
besonderem Interesse scheint hierbei
eine Annäherung diskursanalytischer
und konversationsanalytischer Zugänge
zu sein, deren Kompatibilität in der
Vergangenheit
lange
grundsätzlich
bezweifelt
wurde.
Jenseits
des
erwartbaren Nutzens für die Analyse
politischer
Gesprächssorten könnten
sich gerade im Hinblick auf die
zunehmende
Relevanz
politischer
Kommunikation in den neuen Medien
hieraus sinnvolle Synergieeffekte für
zukünftige empirische Untersuchungen
ergeben.
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