219. AAG-Vortrag am 23.05.2014 Gerhard Baumgartner Die Zwergplaneten unseres Sonnensystems Folie1 Titel Unsere Generation hat in der Schule noch gelernt, dass unser Sonnensystem aus neun Planeten besteht. Der äußerste und damit der am weitesten von der Sonne entfernte größere Himmelskörper war der erst 1930 entdeckte Pluto. Folie 2 Sonnensystem mit Zwergplaneten Die Internationale Astronomische Union IAU hat am 24. August 2006 in Prag eine Entscheidung von großer Tragweite getroffen: sie hat erstmals die einzelnen Himmelskörper unseres Sonnensystems in drei Kategorien eingeteilt. Die Objekte verteilen sich demnach auf: Planeten, Zwergplaneten und Kleinkörper. Folie 3 Was ist ein Zwergplanet? Während Planeten Objekte sind, die sich auf einer Bahn um einen Stern bewegen, über eine ausreichende Masse verfügen, um durch ihre Schwerkraft eine annähernd runde Form zu bilden, die Umgebungen ihrer Bahnen bereinigt haben und selbst kein Stern sind. Zwergplaneten sind laut Definition Objekte, die sich auf einer Bahn um einen Stern befinden, über eine ausreichende Masse verfügen, um durch ihre Eigengravitation eine annähernd runde Form (hydrostatisches Gleichgewicht) zu bilden, die Umgebungen ihrer Bahnen nicht bereinigt haben und keine Satelliten (Monde) sind. 1 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten Diese Definition ist nicht unumstritten, da das Kriterium der Bahnbereinigung nicht eindeutig ist. So hat die Erde, die als Planet klassifiziert ist, immer noch etwa zehntausend Objekte in ihrer Bahn. Bei einer exakten Anwendung fällt auch Jupiter mit seinen Trojanern in die Zwergplanetenkategorie. Es ist außerdem beachtenswert, dass sich die Definition ausschließlich auf das Sonnensystem bezieht und nicht generell auf Planetensysteme. Auch dies ist ein Kritikpunkt. Bisher wurden von der IAU fünf Zwergplaneten wurden bisher definiert: (1) Ceres (134340) Pluto (136199) Eris (136472) Makemake (136108) Haumea Es gibt jedoch noch eine Reihe weiterer Anwärter, denen dieser Status vermutlich in den kommenden Jahren zugesprochen erhalten werden. Folie 4 Asteroidengürtel |1 Die vielen kleinen Objekte werden als Kleinkörper bezeichnet. Diese sind Objekte, die sich auf einer Bahn um einen Stern befinden, jeoch über keine ausreichende Masse verfügen, um durch ihre Eigengravitation eine annähernd runde Form (hydrostatisches Gleichgewicht) zu bilden, die Umgebungen ihrer Bahnen nicht bereinigt haben und keine Satelliten sind. Hierzu gehören die unregelmäßig geformten Asteroiden (Kleinplaneten) und Kometen. Die unzähligen Kleinkörper unseres Sonnensytems befinden sich vorwiegend in zwei Regionen: „innerer“ Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter „äußerer“ Asteroidengürtel, auch Kuipergürtel genannt, jenseits des Planeten Neptun 2 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten Und genau in diesen beiden Regionen bewegen sich auch die neu definierten Zwergplaneten um unsere Sonne. Folie 5 Asteroidengürtel |2 Der Asteroidengürtel, auch Planetoidengürtel oder Hauptgürtel, ist eine Ansammlung von unzähligen kleinen Himmelskörpern zwischen den Bahnen der beiden Planeten Mars und Jupiter. Der Großteil dieser Asteroiden unseres Sonnensystems befindet sich in diesem Bereich. Der Gesamtbereich der einzelnen Umlaufbahnen wird heute mit etwa 2 bis 3,4 AE angegeben. Aufgrund der als Titius-Bode-Reihe bezeichneten empirischen Formel, die der Ordnung der bis dahin bekannten Planeten entsprochen hat, wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts mit der systematischen Suche nach einem laut der Formel „fehlenden“ Planeten in diesem Bereich begonnen. Mit seiner Entdeckung des später als (1) Ceres benannten Zwergplaneten am 1. Januar 1801 glaubte Giuseppe Piazzi den Planeten gefunden zu haben. Doch kamen in den folgenden Jahren nach und nach weitere ähnliche Entdeckungen hinzu. Bis 1890 wusste man schon von 300 Asteroiden in dieser „Planetenlücke“ – bis heute sind es über 100.000 Objekte; darunter auch solche, die sogar einen eigenen kleinen Mond haben. Folie 6 (1) Ceres – Entdeckung Weil der größte Asteroid Ceres nahezu kugelförmig ist und einen planetenartigen Aufbau besitzt, wurde er am 24. August 2006 von der IAU zur neuen Objektklasse der Zwergplaneten hochgestuft. Er ist mit einem Äquatordurchmesser von 975 km das größte Objekt im Asteroiden-Hauptgürtel. Ceres wurde am 1. Januar 1801 von Giuseppe Piazzi als erster Kleinplanet entdeckt, galt lange als Asteroid und wird seit 2006 zur Gruppe der Zwergplaneten gezählt. Piazzi benannte den von ihm entdeckten Himmelskörper zunächst Ceres Ferdinandae, nach Ceres, der römischen Göttin des Ackerbaus und Patronin der Insel Sizilien, und zu Ehren 3 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten von König Ferdinand IV von Neapel, der 1798 nach Palermo geflohen war. In Deutschland schlug Johann Elert Bode den Namen Juno vor (der dann für den dritten Asteroiden, (3) Juno, aufgegriffen wurde), für kurze Zeit war auch der Name Hera in Gebrauch (der später an (103) Hera vergeben wurde). Der östereichisch-deutsche Astronom Freiher Franz Xaver von Zach stellte aber klar, dass „Herr Prof. Piazzi nunmehr sein eigenes Kind getauft hat, [...] wozu er als erster Entdecker offenbar das Recht hat“. Da die Ehrung von König Ferdinand in anderen Nationen aber auf Widerstände stieß, wurde dieser Namensteil bald fallen gelassen. Im Jahre 1803, also zwei Jahre nach der Entdeckung von Ceres, wurde das chemische Element Cer entdeckt und nach diesem Asteroiden benannt. Folie 7 Ceres in Zahlen Ceres bewegt sich in der Mitte des Asteroidengürtels, in einem mittlerem Abstand von 2,77 AE, in rund 4 ½ Jahren um die Sonne. Der sonnennächste Abstand beträgt 2,54 AE, die sonnenfernste Distanz liegt bei knapp 3 AE. Die Umlaufbahn ist um 10,6° gegen die Ekliptik geneigt, die Bahnexzentrizität beträgt 0,08. Ceres ist das größte und massenreichste Objekt des Asteroidengürtels im inneren Sonnensystem und ist 975 x 909 km groß und dreht sich in etwas mehr als neun Stunden einmal um seine eigene Achse. Für die Masse wurde ein Wert von 9,35×1020 kg ermittelt, die mittlere Dichte wird mit 2,077 g/cm3 angegeben. Damit hat Ceres etwa 3,5 mal mehr Masse als der zweitschwerste Asteroid (4) Vesta, und vereinigt etwa 30 % der Gesamtmasse des Asteroidengürtels in sich. Folie 8 Ceres – Wassereis? Untersuchungen mit dem Hubble Weltraumteleskop im September 2005 ergaben neue und zum Teil unerwartete Ergebnisse. Das Bild zeigt vier Aufnahmen von Ceres, die in einem Zeitraum von 2 h 20´ aufgenommen wurden (knapp ein Viertel 4 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten Rotation). Der helle Fleck deutet auf ein Gebiet mit Wassereis hin. Durch seine Eigenrotation ist dieses Gebiet manchmal sichtbar und manchmal nicht, was zu einer geringfügigen Helligkeitsschwankung des Ceres führt. Beeindruckend ist die Auflösung: ein Bildpunkt entspricht auf der nicht vergrößerten Originalaufnahme rund 32 km auf Ceres. Für eine solche Auflösung benötigt man eine rund 4800-fache Vergrößerung, was den 2,4 m-Spiegel des Hubble Weltraumteleskops an seine Grenzen bringt. Folie 9 Ceres – innerer Aufbau Die insgesamt 267 neuen Bilder, die das Hubble-Teleskop während einer neunstündigen Beobachtung aufgenommen hat, untermauern nach Ansicht der Astronomen auf Grund der praktisch vollkommen runden Form von Ceres, die nur an den Polen eine leichte Abflachung aufweist, einen fast planetenähnlichen Aufbau. Man geht nun davon aus, dass es sich bei Ceres um einen differenzierten Zwergplaneten mit einem Gesteinskern sowie einem Mantel und einer Kruste aus leichteren Mineralien und Wassereis handelt. Die Differenzierung geht vermutlich auf die beim radioaktiven Zerfall des Aluminium-Isotops 26Al freigesetzte Wärme zurück, wodurch sich bereits in der Frühzeit des Sonnensystems ein Mantel aus flüssigem Wasser gebildet haben dürfte. Die äußeren zehn Kilometer schmolzen allerdings nicht auf, sondern bildeten eine feste Kruste aus Eis, während sich schweres Material (Silikate, Metalle) im Kern sammelte. Insgesamt dürfte Ceres zu 17 bis 27 Gewichtsprozent aus Wasser bestehen. Die Süßwassermenge auf Ceres wird auf etwa das fünffache der auf der Erde verfügbaren Süßwasservorräte geschätzt. Trotz des planetenähnlichen Aufbaus wurde aus Ceres kein richtiger Planet. Vermutlich verhinderte die hohe Schwerkraft des benachbarten Planeten Jupiter, dass Ceres genügend Masse ansammeln konnte um sich von einem Planetesimal zu einem großen Planeten zu entwickeln. 5 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten Folie 10 Ceres – Oberfläche Mit Hilfe der systematischen Beobachtung durch das Weltraumteleskop entstand eine erste Karte von der Oberfläche des Zwergplaneten. Ceres besitzt demnach eine dunkle kohlenstoffreiche Oberfläche, die nur wenig vom empfangenen Sonnenlicht zurückstrahlt. Radarbeobachtungen haben ergeben, dass die gesamte Oberfläche gleichmäßig von pulverigem Regolith bedeckt zu sein scheint. Herausragende oder isolierte Oberflächenmerkmale wurden erst 2001 nach Beobachtungen mit dem Hubble Weltraumteleskop festgestellt: Es zeigte sich ein dunkler Fleck mit einem Durchmesser von etwa 250 km, der zu Ehren des Entdeckers von Ceres „Piazzi“ benannt wurde. Weitere Beobachtungen mit Hubble in den Jahren 2003 und 2004 ermöglichten die Erstellung einer Karte, die neben „Piazzi“ und einem auffälligen, hellen Fleck mit rund 400 km Durchmesser zahlreiche kleinere Oberflächenmerkmale zeigt, deren Ursprung noch unbekannt ist. Folie 11 Ceres und DAWN Bisher konnte noch keine Raumsonde Ceres aus der Nähe betrachten. Die besten Bilder und Messdaten stammen vom Hubble Weltraumteleskop. Sie sind zwar nicht besonders detailreich, aber bieten die erste Einblicke in sein Aussehen. Im September 2007 startete die amerikanische Raumsonde DAWN, um die Asteroiden Ceres und Vesta aus Umlaufbahnen zu untersuchen. Sie wird, nachdem sie in den Jahren 2011/2012 bereits den Asteroiden Vesta untersucht hat, im August 2015 bei Ceres eintreffen. Dort soll sie in eine Umlaufbahn einschwenken, und den Zwergplaneten innerhalb mehrerer Monate vollständig kartografieren und vermessen. Folie 12 Kuiper-Gürtel Unser Sonnensystem weist noch einen zweiten AsteriodenGürtel auf: den sog. Kuiper-Gürtel. Dieser ist ebenfalls eine scheibenförmige Region, die sich im Sonnensystem außerhalb der Neptunbahn in einer Entfernung von ungefähr 30 bis 50 Astronomischen Einheiten (AE) nahe der Ekliptik erstreckt und 6 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten schätzungsweise gut 70.000 Objekte mit mehr als 100 km Durchmesser beherbergt. Die Objekte in diesem Bereich werden als Kuiper Belt Objekte (KBO) oder transneptunische Objekte (TNO) bezeichnet. Die Transneptune werden als spezielle Gruppe der Asteroiden angesehen und unterscheiden sich von jenen im Hauptgürtel vor allem durch ihre sonnenfernen und oft sehr langgestreckten Umlaufbahnen, ihre kohlenartige dunkle Farbe (Albedo nur etwa 0,04), ihre Zusammensetzung aus Lockergestein und Eis, die gleichzeitig den Übergang zu Kometenkernen darstellt. Folie 13 Transneptunische Objekte Die bis jetzt knapp 1000 bekannten Objekte dieser Region lassen sich aufgrund ihrer Bahnelemente in mehrere unterschiedliche Gruppen unterteilen: Resonante TNOs; Ein Drittel aller Kuipergürtel-Objekte steht in Bahnresonanz zum Planeten Neptun, wie zum Beispiel die Plutinos, die sich alle auf stabilen, allerdings wesentlich exzentrischen Bahnen, in 3:2-Resonanz zu Neptun befinden. Der hellste davon ist der Zwergplanet Pluto. Weiter außerhalb befinden sich die Twotinos, die in 2:1-Resonanz zur Neptunbahn stehen. Es existieren aber auch Objekte mit anderen Resonanzen, wie z. B. 5:2 oder 3:1. Klassische TNOs (Cubewanos); sie bewegen sich mit kleinen Exzentrizitäten, also auf nahezu kreisförmigen Bahnen zwischen 42 und 50 AE mit Bahnneigungen von bis zu 30° um die Sonne. Etwa 2/3 der bekannten KBOs bewegen sich auf solchen Bahnen. Zu dieser Gruppe gehören die 1000 km-Objekte Quaoar und Varuna. Gestreute TNOs (oder auch Scattered Disk Objects, SDOs) bewegen sich mit großen Exzentrizitäten auf Bahnen mit Sonnenabständen zwischen rund 35 AE und bis zu 1000 AE, von denen bisher nur wenige bekannt sind. 7 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten Eine Sonderstellung nimmt Sedna ein, Ende 2003 in doppelter Pluto-Entfernung entdeckt, das sich auf einer äußerst langgezogenen Ellipse weit außerhalb des Kuipergürtels, allerdings noch nicht in der Oortschen Wolke bewegt und einen neuen Prototyp darstellt. Es ist rund 1500 km groß und wurde nach einer sagenhaften Inuit-Göttin genannt. Dieses oder andere noch unentdeckte „Transplutos“ könnte für die langsame Loslösung von Kometen aus der Oortschen Wolke verantwortlich sein. Folie 14 (134340) Pluto Einer der Hauptvertreter dieser Kuiper-Gürtel Objekte ist Pluto. Das 1930 entdeckte Objekt wurde bis ins Jahr 2006 als neunter Planet bezeichnet. Im Laufe der voran gegangenen Jahre kamen unter einer wachsenden Gruppe von Wissenschaftern Zweifel auf, ob Pluto überhaupt noch offiziell zur Gruppe der Planeten gezählt werden kann. In ähnlicher Entfernung zur Sonne wurden mittlerweile zahlreiche Objekte entdeckt, die zwar größtenteils viel geringere Durchmesser als Pluto aufwiesen, dennoch aber sehr ähnliche charakteristische Eigenschaften besitzen. Nach der Entdeckung von Eris – einem noch größeren Trans-Neptun-Objekt als Pluto – grenzte die Internationale Astronomische Union (IAU) den Begriff Planet schärfer ein und erkannte Pluto den Planetenstatus ab. Pluto wird heute als bedeutender Prototyp der transneptunischen Objekte betrachtet. Da der Himmelskörper eine kugelförmige Gestalt besitzt, zählt er fortan auch zu den Zwergplaneten. Folie 15 Pluto in Zahlen Pluto befindet sich im Schnitt etwa 40 AE von der Sonne entfernt. Aus dieser Entfernung erscheint die Sonne nur noch als sehr heller Stern. Das Licht benötigt für diese Distanz mehr als 5 Stunden. Seine stark elliptische Umlaufbahn ist rund 17° gegen die Ekliptik geneigt und befindet sich teilweise innerhalb, zum größten Teil jedoch außerhalb der Neptun-Bahn. Für einen einzigen Umlauf um die Sonne benötigt der Himmelskörper knapp 250 8 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten Jahre. Sein Durchmesser konnte mit etwa 2300 km bestimmt werden; und er benötigt fast 6 ½ Tage um sich einmal um seine eigene Achse zu drehen. Die Bahndaten legten nahe, das es sich bei Pluto eher um ein grosses Objekt des Kuiper-Gürtels handelt, als um einen regulären Planeten. Der relativ hohe Anteil an Gesteinsmaterial und das Fehlen einer merklichen Atmosphäre stützen die Vorstellung, nach der sein verhältnismäßig großer Trabant analog der Entstehung des Erdmondes das Produkt einer großen Kollision eines Vorgängers von Pluto mit einem anderen plutogroßen Körper des Kuipergürtels ist. Pluto wird von einem großen sowie vier kleinen Monden umkreist. Folie 16 Pluto – Aufbau Pluto scheint einen umfangreichen Gesteinskern zu besitzen, rund 50 bis 75 % der Gsamtmasse, der von einer dicken Schicht aus gefrorenem Wasser umgeben ist. An der Oberfläche befinden sich gefrorene Gase wie Stickstoff, Methan, Kohlenmonoxid sowie organische Verbindungen. Folie 17 Pluto – Oberfläche Über die Beschaffenheit seiner Oberfläche gibt es noch keine klaren Vorstellungen. Mit Hilfe Computerbearbeitungen wurde eine Karte erstellt. Diese zeigt etwa 85% der Planetenoberfläche und bestätigt, dass der Planet eine dunkle Äquatorregion und helle Polkappen aufweist, die sich jahreszeitlich bedingt verändern. Die Nordpolarkappe ist nur klein ausgebildet, die südliche Polarregion ist jedoch relativ ausgedehnt und besteht vermutlich aus gefrorenem Stickstoff mit Beimengungen von gefrorenem Methan besteht. Bei den dunklen Gebieten handelt es sich entweder um verschmutztes Eis oder Gestein. Bei den einzelnen hellen Gebieten handelt es sich möglicherweise um große Becken oder junge Aufschlagkrater. 9 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten Folie 18 Pluto – Atmosphäre Durch eine Sternbedeckung im Juni 1988 konnte der erste direkte Nachweis auf das Vorhandensein einer Plutoatmosphäre festgestellt werden: sie besteht hauptsächlich aus Stickstoff und Spuren von Methan und Kohlenmonoxid; der Druck an der Planetenoberfläche liegt bei 3 µbar. Vorsichtige Schätzungen ergaben, dass auf der Oberfläche Temperaturen von etwa – 230°C, in der mittleren Atmosphäre von etwa – 173°C herrschen. Die Atmosphäre wird freigesetzt, wenn das Sonnenlicht den Zwergplaneten aufheizt. Die Atmosphäre dehnt sich also aus, wenn Pluto sich näher an der Sonne befindet. Seine außergewöhnlich stark exzentrische Bahn führt ihn teilweise näher an die Sonne heran, als den Planeten Neptun, andererseits auch weit hinaus aus dem Sonnensystem. Man nimmt an dass diese Gashülle nur zeitweise vorhanden ist. Zwischen 1979 und 1999 befand sich der Pluto innerhalb der Neptunbahn. Durch die größere Sonnennähe verdampfen die auf der Oberfläche gefrorenen Gase und umgeben den Planeten mit einer dünnen Atmosphäre. Entfernt sich Pluto wieder von unserem Zentralgestirn, friert die Atmosphäre wieder aus und schlägt sich auf die Oberfläche nieder. Bei einer Sternbedeckung im Jahr 2003 wurde die Atmosphäre wieder untersucht. Aus den Beobachtungsergebnissen lässt sich erstaunlicherweise feststellen, dass sich Plutos Atmosphäre entgegen den Erwartungen auch 14 Jahre nach Passieren seines sonnennächsten Punktes noch merklich ausgedehnt hat. Gegenüber den letzten Beobachtungen von 1988 soll sich der Atmosphärendruck sogar verdoppelt haben. Das Phänomen lässt sich möglicherweise darauf zurückführen, dass die Temperaturen in Plutos Atmosphäre vermutlich erste einige Jahre nach der größten Annäherung an die Sonne ihr Maximum erreichen (auf der Erde werden die höchsten Tagestemperaturen beispielsweise auch erst zwischen 14 und 15 Uhr gemessen). Die Oberfläche Plutos ist während seiner Annäherung an die Sonne beachtlich dunkler geworden. Diese Beobachtung 10 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten spricht dafür, dass auf seiner Oberfläche abgelagerte Eisschichten während sonnennaher Phasen zu einer Atmosphäre verdampfen, um später in kälteren Zeiten wieder auf der Oberfläche zu gefrieren. Vermutlich wird sich Plutos Atmosphäre erst wieder in einigen Jahren deutlich abkühlen und stark zurückziehen. Es bleibt spannend, ob die Raumsonde New Horizons bei ihrer Ankunft im Jahr 2015 noch Reste der Plutoatmosphäre aufspüren können wird. Folie 19 Plutomond Charon in Zahlen Pluto besitzt mit Charon einen Mond, der mehr als halb so gross wie er selbst ist, so dass man eigentlich von einem Doppelsystem sprechen müsste. Pluto und Charon wenden einander stets die selben Seiten zu, so dass ein Pluto-Tag, ein Charon-Tag und ein Charon-Monat gleich lange dauern. Der Äquator von Pluto steht nahezu senkrecht auf der Bahnebene. Entdeckt wurde dieser Mond erst 1978, 48 Jahre nach der Entdeckung von Pluto. Charon ist kleiner als Pluto auf und umkreist mit ihm alle 6,4 Tage einen gemeinsamen Schwerpunkt. Eine Forschergruppe konnte am 10. Juli 2005 die seltene Gelegenheit nutzen, Charon während einer Sternbedeckung zu beobachten. Aus den Beobachtungsdaten ermittelten die Astronomen den Durchmesser des Mondes und die Dichte seiner Atmosphäre. Sternbedeckungen sind zwar seltene aber hervorragende Möglichkeiten, genauere Informationen über das ferne Pluto-System zu erlangen. Selbst fotografische Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble liefern aufgrund der großen Distanz nur wenige Details über den Zwergplaneten und seine Begleiter. Die Daten, die aus der etwas weniger als eine Minute andauernden Bedeckung gewonnenen werden konnten, zeigen, dass der Charon einen Durchmesser von 1.212 km besitzt. Seine Dichte konnte mit 1,71 g/cm³ bestimmt werden. Charon besitzt somit ungefähr ein Drittel der Erddichte, was auf eine Zusammensetzung aus vornehmlich eisigem und steinigem Material schließen lässt. Ein signifikanter Rückgang der Hellig11 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten keit des Lichtes des durch Charon bedeckten Sterns kurz vor dessen Verschwinden konnte nicht beobachtet werden. Das Beobachtungsergebnis zeigt, dass Charon (wenn überhaupt) nur eine sehr dünne Gashülle besitzt, die lediglich ein Millionstel der Dichte der Erdatmosphäre aufweisen könnte. Auf der Oberfläche herrschen Temperaturen um – 220°C, das ist etwa um 10° mehr als auf Pluto. Forscher sind der Meinung, dass die niedrigere Temperatur auf Pluto das Ergebnis von Wechselwirkungen ist zwischen dem Stickstoffeis auf der Oberfläche und dem Stickstoffgas, aus welchem Plutos dünne Atmosphäre besteht. Folie 20 Plutomond Charon Überlegungen zum Aufbau von Pluto und Charon stellten 1988 amerikanische Wissenschafter an. Während Pluto einen umfangreichen Gesteinskern zu besitzen scheint, der von einer dicken Schicht aus gefrorenem Wasser umgeben ist, dürfte Charon einheitlich zu je 50% Gestein und Wassereis bestehen, das mit einer Schicht aus gefrorenem Wasser bedeckt ist. Auch hier wurde eine Oberflächenkarte erstellt. Folie 21 Plutomonde Nix und Hydra Mit dem Hubble Weltraumteleskop wurden am 15. und 18. Mai 2005 Bilder des weit entfernten Zwergplaneten Pluto angefertigt, die aufdecken, dass die eisige Welt nicht nur von Charon, sondern noch von weiteren kleinen Objekten begleitet wird, die die Namen Hydra und Nix erhalten haben. Nix – die mythologische Mutter von Charon – ist die griechische Göttin der Nacht, Hydra ist eine Furcht erregende neunköpfige Schlange, die den Eingang zur Unterwelt bewacht. Pluto ist damit eines der wenigen bekannten Objekte innerhalb des Kuiper-Gürtels, das mehrere Trabanten besitzt. Im Vergleich zu Pluto mit seinem großen Begleiter Charon handelt es sich bei den beiden kleinen Satelliten um Winzlinge. Beide Monde sind etwa 5000 Mal lichtschwächer als Pluto. Neuere Bilder von Hubble von 2006 zeigen Pluto, seinen großen Begleiter Charon und die beiden kleinen Satelliten Nix und Hydra. 12 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten Nix umkreist den gemeinsamen Schwerpunkt des Pluto-Charon-Systems in einer entgegen den Uhrzeigersinn gerichteten (prograd), beinahe kreisförmigen Umlaufbahn in einem mittleren Abstand von 46.640 km. Die Bahnexzentrizität beträgt 0,002, die Bahn ist 0,1° gegenüber dem Äquator von Pluto geneigt. Der Durchmesser liegt bei 46 bis 137 km. Nix umläuft Pluto in knapp 25 Tagen. Hydra umkreist das Pluto-Charon-Systems ebenfalls entgegen den Uhrzeigersinn, in einer leicht elliptischen Umlaufbahn in einem mittleren Abstand von 62.745 km Die Bahnexzentrizität beträgt 0,005, die Bahn ist 0,25° gegenüber dem Äquator von Pluto geneigt. Die Bahn ist die exzentrischste des Pluto-Systems. Der Durchmesser liegt bei 61 bis 167 km. Hydra umläuft Pluto in etwas mehr als 38 Tagen. Folie 22 Plutomonde Kerberos und Styx Im Juli 2011 gab die NASA die Entdeckung eines vierten Plutomondes bekannt, der mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble aufgefunden wurde. Kerberos hat eine geschätzte Größe von 14 bis 40 km. Damit ist er der zweitkleinste bekannte Mond Plutos. Der Trabant wurde mit Hilfe des Hubble Weltraumteleskops bei der Suche nach eventuell vorhandenen Planetenringen entdeckt. Die International Astronomical Union verlieh dem Mond im Juli 2013 den Namen „Kerberos“ nach dem Höllenhund Kerberos aus der griechischen Mythologie. Die mittlere Distanz zu Pluto beträgt im Durchschnitt 59.000 km, so dass die Umlaufbahn zwischen den beiden Monden Nix und Hydra liegt. Die bisher gemessenen Bewegungsdaten deuten auf eine nahezu kreisförmige, äquatoriale Umlaufbahn hin. Ein Jahr danach wurde die Entdeckung eines fünften Plutomondes bekannt. Auch er wurde von Hubble entdeckt und erhielt den Namen Styx, der in der griechischen Mythologie die Welt der Lebenden von der der Toten trennt. 13 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten Styx hat eine unregelmäßige Form und seine Größe wird auf 10 bis 25 km geschätzt. Seine Umlaufbahn verläuft zwischen Charon und Nix auf 42.000 km. Wissenschafter gehen davon aus, dass mit der Annäherung der Raumsonde New Horizons an das Pluto-System weitere noch kleinere Satelliten entdeckt werden könnten. Folie 23 Pluto und New Horizons Pluto wurde bisher noch nicht von einer Raumsonde aus unmittelbarer Nähe untersucht und bleibt daher vorerst ein mysteriöses Objekt. Im Jahr 2015 soll die US-amerikanische Raumsonde „New Horizons“ das Pluto-System erreichen und erste hochauflösende Bilder der fernen Welt liefern. Die Raumsonde flog mittlerweile am Planeten Jupiter vorbei und ist nun auf Kurs in Richtung des Zwergplaneten Pluto. Nach dem Vorbeiflug an Pluto sollen noch bis zu drei Himmelskörper im Kuipergürtel angesteuert werden. Folie 24 (136199) Eris Mit Eris wurde 2005 ein Trans-Neptun-Objekt entdeckt, das sogar einen größeren Durchmesser als Pluto besitzt. Eris ist somit der größte Zwergplanet unseres Sonnensystems. Mike Brown und sein Team fanden Eris auf einer CCD-Aufnahme. Ihnen war zuvor bereits die Entdeckung der großen transneptunischen Objekte Quaoar, Sedna und Orcus gelungen. Aufgrund der langsamen Bewegung des fernen Objekts konnte es erst bei einer zweiten Auswertung der Aufnahmen 15 Monate später als Objekt des Kuiper-Gürtels erkannt werden. Folie 25 Eris in Zahlen Seitdem ist bekannt, dass sich Eris in einer Entfernung von 38 bis knapp 100 AE in einer um 44° geneigten stark exzentrischen Bahn alle 557 Jahre einmal um die Sonne bewegt. Dabei kann Eris zeitweise der Sonne näher stehen als Pluto. Im sonnenfernsten Punkt erreicht das Objekt hingegen mehr als die doppelte mittlere Pluto-Entfernung. Derzeit befindet sich Eris nahe des sonnenfernen Bahnpunktes im Sternbild Walfisch und 14 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten ist äußerst lichtschwach. Aufgrund der hohen Exzentrizität der Umlaufbahn zählt Eris zu den Gestreuten Objekten im KuiperGürtel. Folie 26 Eris – Aufbau Beobachtungen des Gemini-Observatoriums auf Hawaii zufolge zeigt der Aufbau von Eris mehr Ähnlichkeit mit Pluto als mit anderen Objekten im Kuiper-Gürtel. Eris dürfte etwa aus 70 % Gestein und 30 % gefrorenem Wasser bestehen. Spektroskopische Beobachtungen am Gemini-Observatorium auf Hawaii weisen außerdem auf das Vorhandensein von gefrorenem Methan auf der Oberfläche von Eris hin. Diese würde somit der von Pluto ähneln, was auch durch die größere Helligkeit bekräftigt wird. Damit zeigt Eris mehr Ähnlichkeit mit Pluto und seinem Mond Charon als mit den anderen TNOs. Da Methan hochgradig flüchtig ist, kann das Objekt in seiner Vergangenheit zudem kaum weiter in das innere Sonnensystem vorgedrungen sein. Das Methan wäre sonst sublimiert und hätte sich verflüchtigt. Eris wäre außerdem groß genug, um ähnlich wie Pluto eine sehr dünne Atmosphäre aus Stickstoff, Methan oder Kohlenmonoxid zu halten. Diese würde periodisch mit der Umlaufdauer und damit dem Absinken der Oberflächentemperatur auf der Oberfläche resublimieren und beim erneuten Ansteigen der Temperatur wieder sublimieren und eine neue Atmosphäre bilden. Da Eris sich derzeit nahe seines sonnenfernsten Punktes aufhält, wäre diese momentan jedoch nicht vorhanden. Die Oberflächentemperatur von Eris wird etwa −242 °C geschätzt. Sie ist damit noch etwas kälter als die des Pluto. Dies verdankt sie vor allem ihrer größeren Entfernung zur Sonne, da sie aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer Entstehung am äußeren Rand des Sonnensystems kaum nennenswerte innere Energiequellen besitzen kann. Auch die Gezeitenwärme des Mondes könnte geringen Einfluss auf die Temperatur nehmen, sollte dieser eine ausreichende Masse besitzen. 15 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten Folie 27 Erismond Dysmonia Dysnomia ist der einzige bekannte Satellit des Zwergplaneten Eris. Entdeckt wurde er 2005 vom gleichen Astronomenteam, das auch seinen Mutterkörper gefunden hat. Der Trabant ist etwa 60-mal lichtschwächer als Eris. Sein geschätzter Durchmesser beträgt 250 km, seine Umlaufdauer 14 Tage. Die Entdeckung dieses Mondes ist besonders interessant, da man durch seine Geschwindigkeit Rückschlüsse auf die Masse von Eris ziehen kann. 2006 erhielt der Mond den Namen Dysnomia. Dysnomia ist in der griechischen Mythologie die Tochter von Eris und die Dämonin der Gesetzlosigkeit. Folie 28 (136472) Makemake |1 Ebenfalls 2005 wurde ein weiterer Zwergplanet vom amerikanischen Astronomenteam um Mike Brown entdeckt. Die Entdeckung von Makemake wurde am 29. Juli 2005 bekannt gegeben, am gleichen Tag an dem auch die großen Transneptune Haumea und Eris der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurden. Diese drei Objekte stellen zusammen mit Pluto nach derzeitigem Wissen die vier größten bekannten Kuipergürtelobjekte. Folie 29 (136472) Makemake |2 Der Durchmesser von Makemake wird auf etwa 1800 km geschätzt (ca. 75 % der Größe von Pluto), und ist das zweithellste Objekt nach Pluto im Kuipergürtel. Im Juli 2008 erhielt er den Namen Makemake nach der Schöpfergottheit der Kultur der Osterinsel und den Status eines Zwergplaneten. Makemake bewegt sich auf einer elliptischen Umlaufbahn im Abstand zwischen 38,5 AE (Perihel) und 52,8 AE (Aphel) um die Sonne. Die Bahn ist 29° gegen die Ekliptik geneigt. Für einen Umlauf um die Sonne benötigt der Himmelskörper knapp 308,5 Jahre. Makemake ist erheblich größer als der Zwergplanet Ceres im Asteroidengürtel. Aufgrund seiner Größe ist er vermutlich im hydrostatischen Gleichgewicht und nahezu kugelförmig. 16 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten Folie 30 Haumea |1 Zwei Astronomengruppen beanspruchen den Entdeckerruhm des Zwergplaneten Haumea für sich. Im Juli 2005 berichtete ein Team um José Ortega erstmals über die Entdeckung dieses Objektes auf Bildern aus dem Jahre 2003. Die Gruppe um Michael Brown wirft den spanischen Forschern allerdings vor, diese hätten das Objekt nicht ohne Hilfe auf den alten Aufnahmen finden können. Demnach sollen sich die Spanier jüngerer Beobachtungsdaten der Amerikaner bedient haben, die Haumea ebenfalls schon seit geraumer Zeit verfolgten. Offiziell werden heute die Spanier als Entdecker geführt; bei der Namensgebung folgte man jedoch dem Vorschlag von Brown und benannte den fünften und bisher jüngsten Zwergplaneten nach einer Gottheit in der hawaiischen Mythologie Haumea. Folie 31 Haumea |2 Haumea ist ein seltsames Objekt. Mit einer großen Halbachse von rund 43 AE befindet er sich weit außerhalb der Bahn des Pluto. Für einen Umlauf um die Sonne benötigt er rund 285 Jahre. Überraschend aber ist seine Form. Haumea ist nicht rund sondern stark elliptisch: in der längeren Richtung ist Haumea etwa 2200 km lang; in der kürzeren nur 1100 km! Das liegt an seiner hohen Rotationsgeschwindigkeit. Haumea braucht nur knapp 4 Stunden um sich einmal um seine eigene Achse zu drehen. Durch diese schnellen Umdrehungen hat er sich im Lauf der Zeit stark abgeplattet (Er gilt übrigens trotzdem als Zwergplanet obwohl er nicht wirklich rund ist. Würde er langsamer rotieren, dann wäre er genauso rund, wie es die Definition fordert). Die schnelle Rotation von Haumea wird mit der Entstehung durch die Kollision zweier Zwergplaneten erklärt. Demnach soll der ursprüngliche Himmelskörper mit einem etwa 1000 km großen Objekt kollidiert sein. Durch den Zusammenstoß wurde ein Großteil des Eismantels weggesprengt, weshalb Haumea eine deutlich höhere Dichte als andere Objekte des Kuipergürtels besitzt. Aus den Bruchstücken der Kollision entstanden nicht 17 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten nur die beiden Monde, sondern auch weitere kleinere Objekte, die mit Haumea zusammen eine Familie von Himmelskörpern bilden. Folie 32 Monde von Haumea Der Zwergplanet wird von zwei kleinen Monden umkreist. Sie erhielten die Bezeichnungen Hi´iaka und Namaka – zwei Kindern der vorerwähnten Gottheit. Beide Begleiter umlaufen Haumea in einer prograden (entgegen dem Uhrzeigersystem) Bahn. Sie weisen ein Rückstrahlvermögen von 8 % auf; die Oberflächen sind damit sehr dunkel. Ihre Dichten werden auf knapp mehr als 1 g/cm3 geschätzt. Ihre Oberflächen dürften hauptsächlich aus Wassereis bestehen, ihre mittlere Oberflächentemperatur wird auf -241 °C geschätzt. Es ist möglich, dass beide Begleiter aus Material eines Einschlags eines anderen Körpers in Haumea entstanden sind. Die Bahn von Hi´iaka, dem äußeren und größeren Mond, ist fast kreisförmig und hat einen durchschittlichen Abstand von rund 50.000 km; sie ist um 126° gegenüber der Ekliptik geneigt. Hi´iaka umläuft Haumea in rund 49½ Tagen. Der Mond hat einen Durchmesser von geschätzten 320 km. Der kleinere, innere Mond Namaka bewegt sich infolge seiner hohen Bahnexzentrizität von knapp 0,25 in einem Abstand zwischen 19.300 und 32.000 km um Haumea, die Bahn ist um 113° gegenüber der Ekliptik geneigt. Diese Bahnexzentrizität ist höchst außergewöhnlich, da die Mondysteme im Sonnensystem gewöhnlich mit steigender Entfernung zum Zentralkörper exzentrischer werden. Namaka besitzt zudem die im Verhältnis zu seiner Nähe zum Zentralkörper exzentrischste Umlaufbahn, was womöglich wegen Störungen aufgrund von Resonanzen mit dem äußeren Mond Hi'iaka verursacht wird. Es wird angenommen, dass durch die Gezeitenkräfte beide Monde nach außen wandern. Zur Zeit befinden sie sich annähernd in einer 8:3 Resonanz. 18 Gerhard Baumgartner, Die Zwergplaneten Namaka umläuft Haumea in 18¼ Tagen. Der Trabant hat einen Durchmesser von rund 160 km. Folie 33 Zwergplaneten – Kandidaten Einige Hundert andere Objekte im Sonnensystem sowohl im Asteroidengürtel (etwa Vesta, Pallas, Hygiea) als auch im transneptunischen Bereich (etwa Orcus, Quaoar, Sedna oder Varuna) könnten ebenfalls in die Kategorie der Zwergplaneten fallen. Die IAU arbeitet an der Einstufung weiterer Zwergplaneten. Die Kandidaten werden auf einer Beobachtungsliste geführt. Zurzeit reichen die für diese Objekte vorliegenden Beobachtungen noch nicht aus, um sicherstellen zu können, dass sie sich im hydrostatischen Gleichgewicht befinden. Folie 34 Ende 19