Physische Geographie Kryosphäre II 1) Sie sind imstande ein Diagramm mit den Grundbegriffen für Permafrost im Gleichgewichtszustand zu zeichnen. Permafrost oder Dauerfrostboden ist „dauernd gefrorener Boden“ – die Bodentemperatur bleibt während mindestens zwei aufeinanderfolgenden Sommern bzw. während eines Jahres unter 0°C. Permafrost kann Eis enthalten, wenn eingeschlossenes Wasser gefriert. Er kann aber auch trocken sein und kein Eis enthalten. Permafrost wird in erster Linie über die negative Temperatur definiert. Für die Stabilität und das Verhalten von Permafrost im Klimawandel spielt der Eisgehalt jedoch eine Rolle. Temperaturen im Permafrost im Gleichgewichtszustand: Im Winter wird mehr Kälte im Boden gespeichert, als die Sommerwärme ausgleichen kann. Der Boden bleibt dadurch in der Tiefe ganzjährig kälter als 0°C. Nur im obersten Teil, in der Auftauschicht, steigt die Temperatur im Sommer über den Gefrierpunkt (rote Linie). ----- In der Tiefe des Permafrostkörpers steigt die Temperatur aufgrund der Erdwärme wieder an. ----Wo die Bodentemperatur 0°C erreicht, hört der Permafrost auf, die Permafrostbasis ist erreicht. Pro negatives °C an der Oberfläche reicht der Permafrost etwa 50 m in die Tiefe. Im Fels der höchsten Alpengipfel kann er bis über einen Kilometer tief sein. 2) Sie können die thermische Reaktion von Permafrost auf einen stufenförmigen Anstieg der Oberflächen-Temperatur schematisch darstellen (Phasen). Der Einfluss von Temperaturänderungen auf Permafrostböden: wärmer und dünner. Wenn ein Permafrostboden übers Jahr mehr Wärme erhält, so wird der Permafrostkörper wärmer und dünner (vgl. Aufbau des Permafrosts). Doch der Wärmeeintrag muss mit dem Klimawandel nicht unbedingt und nicht überall steigen, da unsicher ist, wie sich die Schneebedeckung und die Niederschläge verändern werden. Ist mehr Wärme vorhanden, so taut der Permafrost jeweils im Sommer tiefer auf. Im Winter gefriert die Auftauschicht zwar wieder vollständig, aber der grössere Wärmeeintrag setzt sich langsam in die Tiefe fort. Der Permafrostkörper beginnt im Laufe von Jahrzehnten von innen nach aussen (!) zu schmelzen. Erst im Zeitraum von Jahrhunderten stellt sich ein neues Gleichgewicht ein. Der Eiskörper ist dünner und wärmer geworden. Untenstehende Grafik zeigt die 4 Phasen A - D: --- Legende: T0 Oberflächentemperatur des Permafrostbodens im Winter vor einer Erwärmung (Minus-Grade) Z Mächtigkeit des Permafrostbodens h0 Mächtigkeit des Permafrostkörpers vor einer Erwärmung T1 Oberflächentemperatur des Permafrostbodens nach einer Erwärmung (Minus-Grade) h1 Mächtigkeit des Permafrostkörpers nach einer Erwärmung 3) Sie sind fähig ein Schema der Gletscher-/Permafrostverbreitung als Funktion von Temperatur und Niederschlag zu zeichnen und maritime und kontinentale Verhältnisse hinsichtlich der beiden Phänomene zu unterscheiden. (vgl. Fig. 4.13, p. 59) Gleichgewichtslinie: Grenze, welche die Bereiche mit positiver und negativer Massenbilanz von Gletschern voneinander trennt. Unterhalb der GG-linie ist die Abschmelzung grösser als der Zuwachs, d.h. Gletscherschwund oder negative Massenbilanz. Ist z.B. ein Gletscher in einem kalten Gebiet (-8C), so braucht er relativ wenig Niederschlag, um ein GG zu erhalten. Für einen Vorstoss (oder eine positive Massenbilanz) bräuchte er hingegen mehr Niederschlag und nicht kältere Temperaturen. (maritime Verhältnisse?) (Diercke Wörterbuch) 4) Sie kennen typische Schwundraten der Gletscher (Massenbilanz, Längenänderung, Fläche, Volumen) im 20. Jahrhundert. Massenbilanz: Zu- oder Abnahme der Eismenge eines Gletschers in einem bestimmten Zeitraum, die sich aus der gesamten Schneeablagerung im Nährgebiet und der gesamten Abschmelzung im Zehrgebiet ergibt. Die Massenbilanz der Gletscher im 20. Jhd. ist trendmässig negativ (Schwund). Vgl. dazu Skript Fig. 4.15, p. 60. Dies bedeutet eine Längenänderung, die Gletscher werden kürzer, haben eine kleinere Fläche und ein geringer werdendes Volumen (vgl. Skript, p.60, Fig.4.14 für Längenänderung). 5) Sie wissen, wie lange der Oetztaler Eismann vor seiner Entdeckung eingefroren war und können den gegenwärtigen Stand der Gletscher im Vergleich mit vorindustriellen Schwankungen der letzten Jahrtausende einordnen. „Ötzi“ stammt aus der Jungsteinzeit (Neolithikum), d.h. er lebte vor ca. 3300 v. Chr. oder anfangs der zweiten Hälfte des Holozäns. In der zweiten Hälfte des Holozäns waren die Gletscher nie kleiner als heute. Das Klima hat wahrscheinlich den „warmen“ Grenzbereich der vorindustriellen Schwankungen erreicht. (wikipedia.de/ Skript p. 59) 6) Sie können die entscheidenden Einflüsse des Laurentischen (nicht laurentinisch!) Eisschildes über Nordamerika auf das Meer und die Atmosphäre schildern. Laurentischer Eisschild = kanadischer Schild (Laurentia); Urkontinent, der das Kernstück des nordamerikanischen Kontinents bildet und Zentral- und Ostkanada, Teile der arktischen Inseln und Grönland umfasste. Der Laurentische Eisschild war während den Eiszeiten grösser als die heutige Antarktis. Grosse Mengen Meerwasser waren als Festlandeis gebunden. Folgen: - der globale Meeresspiegel sank bis max. 130m ab - die Küstenlinie senkte sich dadurch, so dass die Einwanderung der Ureinwohner Amerikas über die trockengelegte Beringstrasse ermöglicht wurde - die atmosphärische Zirkulation wurde umgestaltet: Aufspaltung des pazifischen Jetstreams durch den Laurentischen Eisschild (war so hoch?), Vereisung des Atlantiks durch den über die Arktis umgelenkten Nordteil, extreme Auskühlung und Austrocknung Eurasiens(Permafrost und Löss=Lockersediment in Mitteleuropa). (keine weiteren Erklärungen gefunden) 7) Der Unterschied zwischen eustatischen und isostatischen Meeresspiegeländerungen ist Ihnen klar. Eustatisch: Schwankungen des Meeresspiegels durch Massenverlagerungen des Wassers infolge klimabedingter Änderungen des globalen Wasserhaushaltes mit Verschieben der Anteile Wasser/Eis im globalen Klima- und Wasserhaushaltssystem (z.B. Eiszeit; grosse Mengen gebundenes Wasser in Eis). Bei Vereisung sinkt der Meeresspiegel und umgekehrt. Isostatisch: Ausgleichsbewegung; durch die enormen Eismassen während der Eiszeit senkte sich die Erdkruste unter der Last. Das Abschmelzen der eiszeitlichen Eiskappen und Eisschilde löste isostatische Ausgleichsbewegungen aus, d.h. die Erdkruste hebt sich nach der Entlastung wieder an. Dieser Prozess dauert bis heute an wegen der verzögerten Reaktion (z.B. das Wiederanheben der Erdkruste auf Skandinavien bis jetzt 300m!; vgl. Skript p. 64, Fig. 4.20). (Diercke Wörterbuch; physische Geographie p. 131ff.) ( der Begriff isostatische Meeresspiegeländerung existiert nicht; es geht vielmehr um das Prinzip der Isostasie grundsätzlich, oder???) 8) Sie wissen, was Eisbohrkerne aus den polaren Eisschilden über die Geschichte des globalen Treibhauseffektes aussagen. Eisbohrkerne liefern Informationen über die Atmosphärengeschichte: Die Gletscher Grönlands, der Antarktis und der Hochgebirge entstanden über lange Zeiträume hinweg. Schicht auf Schicht erweiterten sich die Eispanzer mit jedem Schneefall. Während des Fallens "säubert" der Schnee die Atmosphäre von den in ihr enthaltenen Spurenstoffen und deponiert sie auf der Oberfläche von Eis oder Firn. So entsteht ein mehr oder weniger direktes Abbild der Bedingungen in der Atmosphäre und des Klimas. Aus den Konzentrationen der Wasserisotope werden Temperaturen rekonstruiert, Spurenstoffe helfen bei der Datierung und die im Eis eingeschlossene Luft gibt Auskunft über die Zusammensetzung der Atmosphäre und beispielsweise den Gehalt an Treibhausgasen. Die Chronisten der Klimageschichte können sich im Idealfall buchstäblich durch die Jahreszeiten hindurchzählen: In den oberen 500 Metern der grönländischen Eisdecke zum Beispiel enthält jeder Meter den Niederschlag von fünf Jahren. Die älteren Jahreslagen sind unter dem zunehmenden Druck stärker komprimiert, so daß in 1500 Metern unter der Oberfläche in jedem Meter Eis Informationen aus 20 Jahren dokumentiert sind (www.g-o.de).