Ein Hund muss kräftig zubeißen können Ein Welpe bekommt seine ersten Milchzähne im Alter von vier bis fünf Wochen. Bereits drei Monate später werden die Milchzähne nach und nach durch die bleibenden Zähne ersetzt. Im Alter von etwa sechs Monaten ist der Zahnwechsel abgeschlossen. Die meisten Hunde haben dann 42 Zähne, 20 im Oberkiefer und 22 im Unterkiefer. Das sind zehn Zähne mehr als beim Menschen. Es gibt jedoch einige Hunderassen, bei denen nicht (immer) alle Zähne vollständig vorhanden sind. Warum gesunde Zähne so wichtig sind Ein tadelloser Fang mit einwandfreien Zähnen ist nicht nur aus ästhetischen und hygienischen Gründen wünschenswert. Bekanntlich beginnt der Verdauungsprozess im Mund mit dem Aufnehmen, Zerkleinern und Einspeicheln der Nahrung. Deshalb sind ein funktionsfähiges Gebiss und eine gesunde Mundhöhle lebensnotwendig. Im Fang wimmelt es jedoch von Keimen, hauptsächlich Bakterien und Protozoen, also winzige, einzellige Lebewesen. Diese Keime sind bereits bei jedem gesunden Hund anzutreffen und besiedeln Mundschleimhaut und Zähne. Man spricht auch von der sogenannten „Mundflora“. Mit dieser lebt der Hund normalerweise in friedlichem Einklang. Durch Selbstreinigung mittels Speichelfluss, Bewegungen der Zunge und der Backenschleimhaut, Abrieb durch Kauen und Nagen und durch körpereigene Abwehrmechanismen hält er sie in Schach. Wenn diese Mechanismen jedoch versagen, beginnen sich die Keime in der Mundhöhle massenhaft zu vermehren. Der Bakterienrasen bildet Beläge an der Zahnoberfläche. Diese Ablagerungen – auch als Plaque bezeichnet - sind ein Filzwerk aus Keimen, Nahrungsresten, abgeschilferten Zellen, Speichelinhaltsstoffen usw. Vom Zahnfleischrand ausgehend, überziehen diese Beläge bald den ganzen Zahn und werden dabei immer dicker. Mineralsalze aus dem Speichel lagern sich ein. So entsteht im Laufe der Zeit aus dem weichen Zahnbelag durch Verkalkung der knochenharte Zahnstein. Damit beginnt ein Teufelskreis, es entwickelt sich zunächst eine Zahnfleischentzündung. Der Zahnstein drückt auf das Zahnfleisch und schiebt sich zwischen dieses und den Zahnhals. Es kommt zur Bildung von Taschen am Zahnfleischrand und zum Zahnfleischschwund, was das Eindringen von Bakterien in das Zahnfach ermöglicht. Dort setzen die Erreger ihr zerstörerisches Werk fort. Lockerung der Zähne, bakterielle Infektionen und Zahnausfall sind das Ergebnis. Parodontale Erkrankungen können über Entzündungen im Kieferknochen nachfolgend sogar Organe wie Herz, Leber und Nieren schädigen. Karies kommt auch bei Hunden vor Trotz ihrer Härte können Zähne brechen oder feinste Haarrisse bekommen. Als Ursache kommt hier plötzlich auftretende, starke Krafteinwirkung in Frage. Typische Beispiele sind ein heftiger Biss auf harte Gegenstände (Steine, Knochen usw.) sowie ein Schlag auf den Kiefer (Unfall, Sturz). Dabei kann es passieren, dass der Zahn splittert und seine Spitze abbricht. Dadurch wird fast immer der Wurzelkanal eröffnet, der im Zahninneren verläuft und über den der Zahn mit Blutgefäßen und Nerven versorgt wird. Dies verursacht starke Schmerzen, die der Hund durch Kaubeschwerden bis hin zu Futterverweigerung zu erkennen gibt. Der so geschädigte Zahn ist nicht nur empfindlich gegen Wärme und Kälte; über den Wurzelkanal können auch Schmutzpartikel und Keime in das Zahnbett eindringen und eine Zahnfachentzündung nach sich ziehen. Karies sind Löcher in den Zähnen, die durch Entkalkung des Zahnschmelzes entstehen. Beim Hund tritt dies im Vergleich zum Menschen jedoch relativ selten auf. Karies beim Hund ist meist die Folge von Zahnstein oder ständiger Fehlernährung mit Süßigkeiten. Zucker, der an den Zähnen kleben bleibt, wird von der Mundflora zu Säure verwandelt, die den Zahnschmelz gewissermaßen ausätzt. Über die entstehenden Löcher können ebenfalls wieder Bakterien in den Wurzelkanal gelangen und eine Entzündung hervorrufen. Solche Entzündungen bleiben oft unbemerkt, da der betroffene Zahn – wenn er mehrere Wurzeln hat – durch noch gesunde Wurzeln im Zahnbett verankert bleibt. Der Entzündungsprozess setzt sich dennoch weiter fort. Schließlich wird der Kieferknochen angegriffen, wodurch die sogenannte Zahnfistel entsteht. Zahnfisteln treten häufig im Oberkiefer auf, wobei überwiegend der Reißzahn befallen ist. Von solchen Infektionsherden geht nicht selten eine Bedrohung des gesamten Körpers aus, da Bakterien in die Blutbahnen einbrechen können. Dieses Geschehen, bei dem die Erreger in andere Gewebe ausgeschwemmt werden, bezeichnet man auch als Blutvergiftung (Sepsis). Diese Gefahr droht auch bei einem Zahnverlust. Bemerkt dies der Tierhalter, sollte er sofort mit dem Hund zum Tierarzt gehen. Beim Zahnverlust liegt der Wurzelkanal offen, krankheitserregende Bakterien haben freie Bahn ins Zahnfleisch. Dies kann zu Abszessen im Kieferknochen führen. Bei einer frühzeitigen Behandlung können aber selbst abgebrochene Zähne erhalten bleiben. Es gibt die Möglichkeit der Wurzelbehandlung, Füllung oder Krone. Störungen des Zahnwechsels und Veränderungen der Zahnstellung Wie andere Säugetiere und der Mensch besitzt auch der Hund ein Milchgebiss. Dieses wird bis zum Alter von sechs Monaten zum bleibenden Gebiss gewechselt. Hier kann es vorkommen, dass die abgestorbenen Milchzahnreste nicht zeitgerecht ausfallen und auf bzw. neben dem bleibenden Zahn steckenbleiben. Das ist oft beim Fangzahn der Fall, wo sich in dem entstehenden Spalt leicht Futterreste einklemmen. Noch vorhandene Milchfangzähne können darüber hinaus Zahnfehlstellungen im bleibenden Gebiss verursachen. Deshalb ist die Beobachtung des Milchzahnwechsels beim Welpen eine wichtige Maßnahme. Veränderungen in der Zahnstellung und Fehlen von Zähnen (Zahnlücken) sind fast immer erblich bedingt. Solche Veränderungen führen bei manchen Rassehunden zum Zuchtausschluss. Bei einigen Rassen gelten sie dagegen als erwünschtes Rassemerkmal. Meist treffen dabei die Partnerzähne des Ober- und Unterkiefers nicht – wie von der Natur vorgesehen – exakt scherenartig aufeinander. Beim Hechtgebiss ist beispielsweise der Oberkiefer in Bezug zum Unterkiefer zu kurz, beim Überbeißer (Karpfengebiss) ist genau das Gegenteil der Fall. Zahnfehlstellungen werden zum medizinischen Problem, wenn die Aufnahme und Zerkleinerung der Nahrung behindert ist, kein normaler Zahnabschliff erfolgt, der Ansatz von Zahnstein begünstigt oder die Mundschleimhaut geschädigt wird. Fremdkörper in der Mundhöhle Fremdkörper richten großen Schaden an. Sie können sich in die Mundschleimhaut bohren (Grannen, Nadeln), um die Zunge legen (Faden, Blutgefäßringe aus dem Futter) oder zwischen den Zähne einkeilen (Knochen- und Holzsplitter). Hierdurch entstehen Wunden, die schmerzhaft und infektionsgefährdet sind. Die Zunge kann auch abgeschnürt und gequetscht werden. Meist schafft es der Hund nicht allein, den Fremdkörper loszuwerden. Ohne Hilfe können sich qualvolle, teilweise lebensbedrohliche Zustände entwickeln. Fremdkörperverdacht besteht immer bei starkem Speichelfluss in Verbindung mit heftigen Kieferbewegungen, Kaubeschwerden, Futterverweigerung, Blutungen aus dem Fang oder kläglichem Winseln. Zahnpflege - aber wie? Zahnerkrankungen können also das Wohlbefinden des Tieres wesentlich beeinträchtigen. Deshalb sollte die Mund- und Zahnhygiene zum Alltag eines Hundes zählen. Mindestens einmal jährlich sollte das Tier zum Zahncheck beim Tierarzt vorgestellt werden. Im Rahmen der regelmäßigen Schutzimpfung können die Zähne gleich mit kontrolliert werden. Der Tierarzt erkennt gefährliche Erkrankungen von Zähnen, Zahnfleisch und ZahnhalteApparat bereits im Ansatz und kann sie schnell und effektiv behandeln – bevor sie zum Problem werden. Wie beim Menschen ist auch für die Tiere das regelmäßige tierärztliche Entfernen von Zahnstein mit anschließender Politur der Zähne eine wertvolle prophylaktische Maßnahme. Ebenso wichtig für den dauerhaften Erfolg ist aber die Nachsorge zu Hause: durch konsequente Zahnhygiene. Sollte es dennoch einmal zu akuten, schweren Mundhöhlenentzündungen oder Zahnfachvereiterungen kommen, kann der Tierarzt diese mit speziell dafür zugelassenen Antibiotika behandeln. Mit der Zahnpflege beginnt man am besten im Welpenalter. Dann gewöhnt sich der Hund schnell an regelmäßige Berührungen am Kopf und am Maul. Wenn der Hund das problemlos toleriert, können dabei regelmäßig auch behutsam die Zähne berührt werden. Mit auf den Finger oder auf eine Fingerzahnbürste aufgetragener Hundezahnpasta kann zunächst ein, später mehrere Zähne geputzt werden. In der Regel reicht das Bürsten der Zahnaußenseiten. Nur etwa 30 Sekunden tägliches Zähneputzen bringen einen enormen Nutzen für die Zahngesundheit. Zur Zahnfleischpflege stehen entsprechende Gels zur Verfügung. Bei älteren Tieren, die das Zähneputzen nicht gewöhnt sind und dies deshalb nicht zulassen, sollte man den natürlichen Kautrieb für die tägliche Zahnpflege ausnutzen. Es gibt ein umfangreiches Angebot an Kaustreifen, die darüber hinaus die Kaumuskulatur trainieren. Zähne und Zahnfleisch werden so mechanisch gereinigt. Darüber hinaus werden während des Kauens vermehrt natürliche Enzyme freigesetzt, die die Zähne zusätzlich von Zahnbelag befreien und so vor Zahnstein und Parodontose schützen können. Meist enthalten die Kaustreifen unterstützende wertvolle Milcheiweiße, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Wann hat ein Hund Zahnprobleme? Symptome: ● gerötetes, geschwollenes Zahnfleisch ● verlängert erscheinende Zähne bzw. Zahnfleischverlust ● vermehrter, auch blutiger Speichel, ("sabbern") ● Zahnverfärbungen und Zahnstein ● Mundgeruch ● einseitiges Kauen ● Bevorzugung weicher Nahrung ● Kratzen mit der Pfote an der Schnauze ● mit der Schnauze über den Boden fahren