1. Die Landschaftsökologischen Zonen der Erde 1.1 Die Erdoberfläche – ein Mosaik in Bewegung 1.1.1 Der Aufbau der Erde Wie ein Kind, das ein ungeöffnetes Geschenk schüttelt, um den Inhalt zu erkennen, müssen auch wir Menschen auf die Klänge und Erschütterungen unserer Erde achten, um etwas über ihr Inneres zu entdecken. Genau dies leistet die Seismologie, die wichtigste Methode zum Studium des Erdinneren. Seismos (griech.): Stoß, Schlag; gewaltsam bewegt Die Seismologie beschäftigt sich mit dem Studium der Vibrationen, die von Erdbeben, dem Einschlag eines Meteoriten oder künstlichen Erschütterungen wie Explosionen ausgeht. Bei solchen Gelegenheiten wird ein Seismograph verwendet, um die tatsächlichen Bewegungen und Vibrationen in der Erde und am Boden zu messen und aufzuzeichnen. Wie diese Erschütterungen mit den verschiedenen Schichten der Erde interferieren, kann Aufschluss über den Aufbau der Erde geben. Die seismische Wellen werden in vier Arten eingeteilt, die sich mit Geschwindigkeiten von 3 bis 15 Kilometern pro Sekunde ausdehnen. Zwei dieser Wellenarten verlaufen in rollenden Wogen über die Erdoberfläche. Die anderen beiden, primäre (P) oder Kompressionswellen und sekundäre (S) oder Schnittwellen, dringen in das Erdinnere ein. Primäre Wellen komprimieren und entspannen die Materie, durch die sie wandern (sowohl Gestein wie auch Flüssigkeiten), ähnlich den Schallwellen. Sie können sich auch doppelt so schnell wie S-Wellen bewegen. Sekundäre Wellen breiten sich durch Felsen aus, können aber keine Flüssigkeiten durchdringen. Sowohl P- wie auch S-Wellen werden an Punkten, an denen Schichten mit unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften an einanderstoßen, gebrochen und reflektiert. Beide verlangsamen sich, wenn sie sich durch heißere Materie fortpflanzen. Diese Veränderungen sind die wichtigsten Anhaltspunkte zur örtlichen Bestimmung dieser Übergänge. Der innere Aufbau Die Erde ist sehr grob in zwei mächtige Schalen gegliedert, den Erdkern (gelb) und den Erdmantel (rot). Die Erdkruste, auf der wir leben, umspannt den Mantel als hauchdünne Außenhaut. Abbildung 1: Der Schalenbau der Erde. (Nach Beatty, 1990) Merke: r = 6370 km, D = 12740 km Kurz nach der Entstehung der Erde vor etwa 4,5 Milliarden Jahren sanken die schweren Elemente wie zum Beispiel Eisen und Nickel ins Zentrum der Erde und bildeten den Kern. Die leichte Elemente wie zum Beispiel Silizium, Magnesium, Aluminium und Natrium, trieben auf und reicherten sich in einer Schale um den Erdkern – den Mantel – an. Dieser chemische Trennungsvorgang wird Differentation genannt und ist ein Grund für den Schalenbau der Erde. 1.1.1.1 Der Erdkern Aus seismischen Untersuchungen weiß man, dass der Erdkern weiter in eine innere, feste und eine äußere, zähflüssige Schale unterteilt ist. Man vermutet, dass das Erdmagnetfeld im äußeren Kern erzeugt wird. Es ist nicht klar, weshalb der innere Kern fest und der äußere flüssig ist. Der Kern besitzt einen Radius von etwa 3500 Kilometern. Dabei entfallen auf den inneren Kern ca. 1400 Kilometer und auf den äußeren ca. 2100 Kilometer. Der Erdkern wird vom Erdmantel durch eine etwa 100 Kilometer mächtige, thermische Grenzschicht, die so genannte D’’-Schicht, getrennt. 1.1.1.2 Der Erdmantel. Der untere, etwa 2100 Kilometer mächtige Mantel besteht überwiegend aus dem Silikat Perowskit. Der untere Mantel ist vom oberen durch eine knapp 250 Kilometer dicke Übergangszone getrennt. An den Grenzflächen der Übergangszone zum unteren und oberen Mantel finden Mineralreaktionen statt. Dabei entstehen mit zunehmender Tiefe Minerale mit größerer Dichte und kleinerem Volumen. Diese Grenzflächen, an denen Mineralreaktionen stattfinden, sind ein zweiter Grund neben der Differentation für den Schalenbau der Erde. Der etwa 300 Kilometer mächtige obere Mantel und die Übergangszone bestehen überwiegend aus den Silikaten Olivin, Pyroxen und Granat. Die Kruste Kontinentale oder ozeanische Kruste Tiefe: 10 -30 km (kontinental), 6 10 km (ozeanisch) P-Wellen Geschwindigkeit: <5,6 7,4 km/s Dichte: 2,7 -3,0 g/cm3 Die Mohorovicic-Diskontinuität grenzt die Kruste nach unten hin zum Mantel ab Der Mantel Der Kern Oberer Mantel Tiefe: bis 400km P-Wellen Geschwindigkeit: 8,0 8,3 km/s im Bereich von 60 km bis 250 km liegt eine Zone mit geringerer Geschwindigkeit (Gutenberg-Zone) , unterhalb dieser Zone nimmt die Geschwindigkeit wieder bis auf 8,5 km/s zu Dichte: 3,3 g/cm3 Mittlerer Mantel Tiefe: bis 900km P-Wellen Geschwindigkeit: bis 11 km/s Dichte: 4,6 g/cm3 Unterer Mantel Tiefe: bis 2900 km P-Wellen Geschwindigkeit: bis 13,6 km/s Dichte: 5,7 g/cm3 Die Wiechert-GutenbergDiskontinuität stellt die untere Grenze des Mantels dar Äußerer Kern Tiefe: bis 5100 km P-Wellen Geschwindigkeit: von 8,1 km/s (W.G.-Disk.) bis 9,4 km/s Dichte : 9,4 g/cm3 Innerer Kern Tiefe: bis 6370 km P-Wellen Geschwindigkeit:11,3 km/s Dichte: 11-13,5 g/cm3 1.1.2 Plattentektonik und die Oberfläche Die Erdkruste ist in mehrere Schollen segmentiert, die sich gegeneinander bewegen. Dabei tauchen Platten untereinander ab, wie zum Beispiel die pazifische unter die amerikanische. An anderer Stelle reißen Platten auseinander, wie beispielsweise im Ost-Afrika-Rift oder entlang des Mittelozeanischen Rückens. Anderswo prallen Platten aufeinander und türmen dabei Kilometer hohe Gebirge auf, wie den Himalaja, der durch die Kollision der indischen mit der asiatischen Platte immer noch im Entstehen ist. Die treibenden Kräfte für die Plattentektonik sind gigantische Walzen zähplastischen Gesteins im Erdmantel. Auf diesen Walzen treiben die Plattenschollen . Vereinfacht kann man sich die Platten als Styroporstücke vorstellen, die auf kochendem Wasser schwimmen. Auch diese werden durch Konvektionswalzen im Wasser hin und her getrieben. An den Grenzen zweier Platten ist die Erdkruste so dünn und brüchig, dass heißes Mantelmaterial nach oben dringen kann und Vulkane bildet. Weit über 90% aller Vulkane sind an Plattengrenzen zu finden. Daneben gibt es die Exoten wie Hawai’i. Dort dringt Material aus großen Tiefen empor und durchschweißt die Erdkruste punktuell an irgendeiner Stelle. Deshalb wird diese Art Vulkanismus „Hot-Spot“ genannt. Die Großeinheiten der Erdoberfläche sind eindeutig durch die Plattentektonik geprägt. Quelle: USGS copyright: USGS Jedoch sind etwa 70% der festen Erdoberfläche unter Wasser verborgen. Die restlichen knapp 30% Festlandanteil sind dem ständigen Werden und Vergehen durch Witterungseinflüsse unterworfen. In Bergen erodiert Wind, Wasser, Frost und Sonne die Gipfel und schwemmt das verwitterte Material durch Flüsse in die Täler, wo es in Flussbetten sedimentiert. In Flachmeeren und in Schelfbereichen von Kontinenten wird Kalk aus dem Wasser gefällt und bildet riesige Karbonatplattformen. Dabei sedimentieren auch die Schalen und Häuser von Meerestieren. Nach einer Weile werden die Schalen von immer neuen Kalkschichten bedeckt und versteinern. Viel später können diese fossilführenden Kalkschichten als Teil einer Platte mit einer anderen kollidieren. Führt diese Kollision zu einem Gebirge, können die Fossilien sogar die Spitze dieses Gebirges bilden. So wandern Fossilien vom Grund eines Meeres in die höchsten Höhen eines Gebirges. Vergleiche: die Plattengrenzen Und die Erdbebenherde U r s a c h e f ü r d i e P la t t e n t e kt o n i k is t d ie M a n te l k o n ve k t i o n . U n t e r g e g e b e n e n D ru c k - u n d T e m p e r a t u rb e d in g u n g e n ka n n d e r E r d m a n t e l m i t c a . 1 0 - 1 2 c m/ a f l i e ße n . E s wi r d a n ge n o m m e n , d a ß d e r M a n t e l d u r ch K o n ve k t i o n b e st r e b t i st , d ie T e m p e ra t u r d if f e re n z z wi s c h e n E r d ke r n u n d E r d o b e rf lä ch e a u s zu g l e i c h e n . K o n ve k t i o n s b e we g u n g e n t r e t e n i n f l i e ßf ä h i g e m M a t e r i a l a u f , we n n e s a n d e r U n t e r s e i t e e r h it zt wi r d u n d a u f d e r O b e r se i t e a b kü h lt . D a n n st e i g t h e i ße s M a t e r i a l, d a s we n i g e r d i ch t i st a l s d a s Ma t e r ia l d a rü b e r , vo m B o d e n a u f , u n d k ü h le r e s u n d d a m it d i ch t e r e s M a t e r ia l s in k t vo n d e r O b e rf lä ch e n a c h u n t e n . Du r c h d ie S u b d u kt i o n s zo n e n si n d d i e a b t a u c h e n d e n K o n ve k t i o n sä s t e kl a r m a r k ie r t . D i e a u f s t e i g e n d e n s i n d zu m e in e n d i e G e b ie t e u n t e r d e n d i ve r g e n t e n P la t t e n g r e n ze n ( M O R M i t t e lo ze a n is c h e R ü c k e n / m i d o ce a n r i d g e ) u n d zu m a n d e re n d ie M a n t e l d ia p i re (m a n t l e p lu m e s ). E s g i b t d re i T yp e n vo n P la t t e n g r e n ze n : • An d i v e r g e n te P l a t t e n gr e n ze n t r e n n e n s i c h d ie P l a t t e n u n d b e we g e n s i c h vo n e i n a n d e r we g . D ie s P l a t t e n g r e n ze i st d u r c h e in e ze n t r a le G ra b e n st ru k t u r g e ke n ze i ch n e t , d u r c h e in so g e n a n n t e s R if t , e i n e A rt B r u ch l i n ie , d ie t yp i s c h e r we i s e a u f d e m K a m m vo n G e b i r g s ke t t e n im M e e r ( M O R - M i t t e l o ze a n i sc h e Rü c ke n / m id o c e a n r i d g e ) a u f t r i t t . D i e s e Rü c k e n s i n d i n n a h e zu a l l e n W e lt m e e r e n vo r h a n d e n . B e d in g t d a d u rc h , d a ß d e r s t ä n d i g e n t st e h e n d e R a u m z wi s c h e n d e n a u se i n a n d e r we i c h e n d e n P l a t t e n m i t Ma g m a g e f ü l lt wi r d , d a s a u s d e m o b e r e n Ma n t e l a u f s t e i g t , i st d i e d i ve r g e n t e P l a t t e n g r e n ze du rc h V u l k a n i s m us u n d E r d be be n t ä t i g k e i t g e k e n n ze i c h n e t . Du r c h A k ku m u la t io n d i e s e s f r i s ch e n G e s t e i n s we r d e n d i e L it h o sp h ä r e n p la t t e n , we n n s i e s i c h t r e n n e n , st e t i g g r ö ß e r . I m L a u f e d e r Z e it e n t s t e h t d u r c h d ie T re n n u n g d e r P l a t t e n e i n n e u e r O ze a n . D a b e i d i e se m V o rg a n g n e u e r O ze a n b o d e n e n t s t e h t , wi r d e r a l s S e a f lo o r -S p re a d i n g b e ze i c h n e t . E in B e i sp i e l f ü r d i e se n P la t t e n g r e n ze n t yp i st d e r M it t e l a t l a n t i s ch e R ü ck e n , d e r a u f I s l a n d a u c h o b e rh a l b d e r W a s se r o b e rf l ä ch e s i ch t b a r wi r d . • An k o n v e r ge n t e P l a t t e n g re n ze n st o ße n d ie P la t t e n g e g e n e in a n d e r . • T r a ns f o r mp l a t te n g r e n ze n s in d g e g e b e n , we n n zwe i P l a t t e n a n e i n a n d e r vo r b e ig l e i t e n . D ie G le i t b e we g u n g e rf o l g t n ic h t k o n t i n u i e r l i ch , s o n d e r n e h e r r u c ka r t ig . P l ö t zl i c h e G l e it b e we g u n g e n e r ze u g e n E rd b e b e n . E i n B e i s p ie l f ü r e i n e T r a n sf o rm p la t t e n g r e n ze is t d i e S a n - A n d re a s - S t ö ru n g in K a l if o rn i e n . Alfred Wegeners Kontinentaldrift Schon vor der Entdeckung der mittelozeanischen Rücken und dem Durchbruch der Theorie der Plattentektonik war die Idee aufgetaucht, daß die Kontinente in ihrer heutigen Form das Produkt von Prozessen sein müssen, die im Laufe der geologischen Zeitalter zur Vereinigung und erneuten Trennung der kontinentalen Massen geführt haben. Alfred Wegener war es, der im Jahre 1910 die verschiedenen in diese Richtung gehenden Ansätze zur Theorie der Kontinentalverschiebung zusammenfaßte. Diese Theorie, die immer wieder modifiziert wurde, ermöglicht eine recht detaillierte Rekonstruktion der Erdoberfläche und ihrer Entwicklung bis etwa 200 Millionen Jahre zurück, als die Kontinente noch eine einheitliche Landmasse bildeten. Dieser "Superkontinent" Pangäa war von einem einzigen riesigen Ozean, Panthalassa genannt, umgeben; entstanden war er vor rund 250 Millionen Jahre aus der Verschmelzung der damaligen Großkontinente Gondwana und Laurasia.