Dr. med. Rüdiger Gellert Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Rheinstrasse 34, 79104 Freiburg Tel: 0761/20 76 60 Fax: 0761/20 76 611 e-mail:[email protected] Informationen zur Methadonsubstitution Was ist Methadon und wie wirkt es ? Methadon ist ein künstlich hergestelltes Opiat und ursprünglich als starkes Schmerzmittel verwendet worden Es wirkt an den gleichen Bindungsstellen im Gehirn, an denen auch Heroin wirkt Es wird im Magen /Darmtrakt aufgenommen, d.h. es kann geschluckt werden Methadon hat eine sehr lange Wirkungszeit, bis zu 40 Stunden nach der Einnahme ist immer noch die Hälfte davon im Körper vorhanden Es gibt vom Methadon zwei unterschiedliche Moleküle, im Polamidon ist nur das eine Molekül (das „Linksdrehende“) vorhanden. Das in unserer Praxis verwendete Methadon ist eine 1% -Lösung. 10 ml Polamidon® entsprechen bei uns 10 ml Methadon. Methadon verhindert bei ausreichender Dosierung komplett Heroinentzugserscheinungen, es nimmt die Gier nach Opiaten, macht aber keinen Kick. mit Methadon ist man voll arbeitsfähig oder in der Lage die Schule zu besuchen. Bei ausreichend hoher Dosierung wirkt Heroin nicht mehr. Welche Nebenwirkungen treten auf? Schwitzen: dieses Problem verschwindet oft nach einigen Wochen, bei manchen bleibt es aber auch. Gewichtszunahme Verstopfung, dagegen kann Lactulosesirup eingenommen werden Hormonveränderungen: dies kann zu Problemen im Sexualbereich und zu Menstruationsstörungen führen. ausgeprägte Opiatabhängigkeit, der Entzug vom Methadon ist ähnlich schwer wie vom Heroin aber wesentlich länger gelegentlich Müdigkeit und depressive Verstimmungen geschwollene Beine und Hände (Ödeme) Welche Gefahren gibt es durch Methadon? bei Überdosierung und vor allem bei zusätzlichem Alkohol- oder Tablettenbeikonsum kann es zu einer lebensgefährlichen Lähmung der Atmung bis zum Atemstillstand kommen. bei nicht an Opiate gewöhnten Menschen kann schon eine niedrige Dosierung von ca. 5 ml zu dieser Lähmung des Atemzentrums führen Die Verkehrstauglichkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen können durch Methadon vor allem in der Neueinstellungsphase durch eine Verschlechterung der Reaktionszeit eingeschränkt sein. Was ist der Vorteil einer Methadonsubstitution? die gesundheitlichen Risiken des Heroinkonsum lassen sich vermeiden, d.h. keine Ansteckungsgefahr, keine Überdosierungen Wiederaufbau der körperlichen Gesundheit wird möglich, z.B. Erholung der Leber, Zahnsanierung, Ausheilen von Abszessen und Infektionen, Hepatitis C- Behandlung mit Interferon Verbesserung der psychischen Verfassung wird möglich, z.B. Behandlung von Schlafstörungen, Ängsten, Depressionen aber: Es können auch neue Sorgen entstehen. Das Leben wird wieder „nüchtern“ wahrgenommen und es gibt mehr Zeit zum Nachdenken. Die Einschränkungen durch das tägliche Einnehmen des Methadons können lästig werden, z.B. bei Urlaubsplänen. Wegfall des Beschaffungsdrucks und dadurch Möglichkeit zum Ausstieg aus der Illegalität oder Prostitution Verbesserung der sozialen Situation z.B. Wohnung, Arbeit, Ausbildung, Schuldenregulierung Während der Substitution kann man sich langsam an ein drogenfreies Leben gewöhnen, wieder Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit lernen, neue Freunde und Freizeitbeschäftigungen finden Für wen ist die Substitution geeignet? für Abhängige, die an stationären Therapien teilgenommen haben und dennoch nicht drogenfrei leben können für Abhängige mit zusätzlichen Erkrankungen, z.B. AIDS oder Hepatitis für drogenabhängige Schwangere für Abhängige für die eine stationäre Behandlung nicht in Frage kommt Wie lange dauert die Substitution? in der Regel muss man sich auf eine längere Zeit, d.h. mehrere Jahre einstellen. Es gibt jederzeit die Möglichkeit in eine stationäre Behandlung zu wechseln oder zu versuchen Methadon langsam ambulant zu reduzieren. aber man darf sich keiner Illusion hingeben! Der Ausstieg aus der Sucht ist langwierig und erfordert eine innere Weiterentwicklung. Die Zeit der Substitution muss genutzt werden, um sich eine befriedigende Lebenssituation aufzubauen. Was kostet die Substitution? Die Behandlung wird komplett von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Sie muss bei einer Kommission gemeldet werden. Ob private Kassen die Behandlungskosten übernehmen, muss im Einzelfall geklärt werden. Dieser Bogen dient unserer Aufklärungspflicht und ist Bestandteil des Behandlungsvertrages. Stand 03/09