Drachenkriegerin

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Drachenkriegerin
Ich schaue auf den Wecker. 4:00 Uhr morgens. Gäähn, der Tag wird bestimmt wieder zum
Einschlafen. Ich rolle mich auf die andere Seite, noch 2 Stunden bis der Wecker klingelt und
ich wieder zur Schule muss.
Ich ziehe mir die Decke bis zu Nase und kuschele mich tiefer in das Kissen. Im Bett ist es so
warm und gemütlich. Am Liebsten würde ich für immer hier drin bleiben. Während ich
meinen Gedanken nachhänge, drifte ich langsam wieder in die Traumwelt. Gleich kommen
sie wieder. Sie rufen meine Namen und versuchen mich zu sich zu locken, ich glaube dieses
Mal werde ich ihnen folgen.
Hmm? Warum ist das hier auf einmal so warm? Mum hat bestimmt wieder einfach die
Heizung aufgedreht, obwohl ein bisschen schwül ist es auch... als wäre es Sommer, dabei
haben wir Dezember. Langsam öffne ich meine Augen einen Spalt breit und sehe die
Sonne...Sonne? In meinem Zimmer? Wie geht denn das? Ich öffne meine Augen weiter und
was ich dann sehe, haut mich vom Hocker.
Wie eine Verrückte rubbele ich sie, bis mir die Tränen kommen. Was ist hier los. Ich bin mir
total sicher, dass ich mich abends in mein Bett gelegt habe und jetzt.................. bin ich an
diesem traumhaften, paradiesähnlichen Ort. Ich sehe mich genau um. Ich bin umgeben von
riesigen, tropischen Bäumen und liege in einem Feld aus wunderschönen Blumen. Das
Sonnenlicht bricht durch die dicht verästelten Baumkronen und scheint von oben direkt auf
mich herab. Langsam, gaaaaanz langsam gehe ich einen Schritt vorwärts und versuche dabei
nicht auf die schönen Blumen zu treten.
Das ist aber gar nicht nötig, denn als ich meine Fuß fast auf dem Boden absetze, raschelt es
und die Blumen weichen zurück, um mir Platz zu machen. Für einen kurzen Moment bin ich
so überrascht, dass ich einen kleinen Schreckensschrei ausstoße. Die Blüten rascheln wieder,
fast so als hätte ich sie erschreckt. Das Gras unter meinen Füßen ist erstaunlich weich und
warm, wie ein Teppich auf einer Fußbodenheizung. Es fühle sich toll an. Was für ein
fantastischer Ort!
„Sie doch, das ist sie!“, eine leise Stimme dringt an mein Ohr
„Bist du dir sicher, sieht ein bisschen dümmlich aus wenn du mich fragst. Ich glaube nicht,
dass sie das ist.“, jetzt höre ich sogar zwei.
„Wer sollte sie denn sonst sein. Doch, doch, ich bin mir ganz sicher, dass sie diejenige ist!“,
ich drehe mich nach links... nichts. Ich drehe mich nach rechts... auch nichts. Vielleicht bin
ich auch einfach nur paranoid. Kann auch das Summen einer Biene gewesen sein. Ich drehe
mich wieder zurück und blicke direkt in ein kleines Gesicht. Aaaah! Ich erschrecke so sehr,
dass ich nach hinten stolpere und unsanft auf dem eigentlich weichen Rasen lande.
„Was, was ist denn das?“, mit meinem Zeigefinger zeige ich panisch auf das kleine Ding, das
eben noch vor meinem Gesicht rumgeflogen ist. Ganz genau, geflogen!
„Ist das ne Fliege?“, ich kneife die Augen zusammen um genauer sehen zu können.
„Wie bitte? Hast du uns gerade Fliege genannt?“, fragt ein zweites kleines, rumschwirrendes
Ding, das gerade aufgetaucht ist und mich ziemlich wütend ansieht.
„Wie kann man nur so ungehobelt sein? Wir sind Elfen!“, weist es mich zurecht.
Ungehobelt? Elfen? Jetzt wird mir alles klar, ich muss noch träumen. Anders kann ich mir
diese Halluzination nicht erklären. Also kneife ich mir selbst in den Arm um wieder
aufzuwachen.
Aua!
„Was machst du denn da?“, das kleine Ding von vorhin kommt wieder auf mich zu
geschwirrt.
„Nun ja, es heißt doch wenn man sich kneift wacht man aus seinem Traum auf.“, antworte ich
leicht verwirrt.
„Ahahahahahahaaa!“, das andere kleine, ähm die andere kleine Elfe, die offensichtlich ein
Junge ist, kringelt sich vor Lachen.
„Ich hab dir doch gesagt, dass sie nicht die Richtige ist.“, fügt es seinem Lachen hinzu.
„Wie heißt du denn eigentlich?“, ignoriert das eine Elfending das andere.
„Ähm, Erin, Erin Dragonil. Und ihr seid?“, frage ich zurück.
„Ich bin Firelli und der, der sich immer noch schlapp lacht ist Spagli.“, zeigt es auf den am
Boden liegenden Elf.
Klingt wie neue Nudelsorten, aber ok.
„Das ist ja mal wieder typisch, dass ihr kleinen Frechdachse euch vordrängelt!“, erklingt eine
Stimme
Na nu, wer ist denn das? Hinter einem Baum, tritt ein Mädchen hervor. Nein, kein Mädchen,
eher ein Engel. Sie hat lange, wallende, blonde Locken und ein Gesicht wie aus Porzellan.
„Wer gibt euch das Recht sie für euch zu beanspruchen?“, frage sie herrisch
„Na ja wir haben sie zu erst gefunden.“, rechtfertigt sich Spagli
„Na und, das ist doch kein Grund.“ Die Feen und das Mädchen stehen sich gegenüber, ganz
so als wollen sie gleich aufeinander losgehen. Wobei der Kampf wohl nicht lange dauern
würde, da das Mädchen im Gegensatz zu den Feen wie ein Riese aussieht. Sie streiten sich
noch eine Weile, dann das blonde Mädchen sich zu mir um und kommt auf mich zu.
Sie mustert mich von oben bis unten.
„Ich muss sagen, ich habe mir dich ein bisschen anders vorgestellt. Kräftiger und
intelligenter“
Hey, die ist auch so unhöflich.
„Ach ja? Tut mir leid, dass ich nicht euren Erwartungen entspreche.“, trotzig verschränke ich
meine Arme vor der Brust.
„Entschuldige bitte, ich wollte dich nicht beleidigen. Es ist nur so, dass du unsere letzte
Hoffnung bist!“
„Letzte Hoffnung?“, klinge sichtlich verwirrt.
„Am Besten erklären wir dir alles von Anfang an. Ihr zweit, ruft die anderen Gesandten
herbei.“
Die beiden kleinen Feen, recken ihre Flügel und heben ab.
Kurz darauf kommen sie zurück, gefolgt von zwei weiteren Mädchen.
Die erste blickt ziemlich grimmig drein. Sie hat kurze, schwarze Haare und zerrissene
Kleidung. Die andere ist von unnatürlich zierlicher Gestalt. Sie hat langes, glattes Haar, das
aussieht wie Wasser, das ihren Körper umspielt.
„Ist sie das?“ Die Schwarzhaarige stellt sich mit verschränkten Armen vor mich.
„Ja das ist sie.“ Falelli, Fidelli, wie auch immer, schwebe hinter mich und legt mir ihre
winzige Hand auf die Schulter. „Das ist unsere Auserwählte!“
Auserwählte, hab ich richtig gehört? Sind wir hier in einem Fantasy Roman oder was ist los?
„Bist du dir da sicher? Sie sieht nicht gerade viel versprechend aus.“ Das schwarzhaarige
Mädchen mustert mich skeptisch.
Na toll, jetzt fangen die Beleidigungen wieder an. Ich sollte hier dringend abhauen.
„Ich bin auch nicht überzeugt.“ Neben die Schwarzhaarige tritt plötzlich ein großes,
durchtrainiertes Mädchen mit flammend rotem Haar. Unter ihrer Rüstung trägt sie einen
Gürtel, an dem in seiner Scheide ein Schwert hängt.
„Ich versichere euch, dass sie es ist.“
„Aber sie sieht gar nicht aus wie in der Prophezeiung!“
„Wer glaubt denn heutzutage noch an so was?“
„Was wenn sie es doch nicht ist?“
Ohne einen für mich erkennbaren Auslöser ist plötzlich ein Streit zwischen den verschiedenen
Wesen entbrannt. Sie rufen und schreien und jeder meint besser zu wissen, ob ich nun die
Auserwählte bin oder nicht. Eine der Elfen befindet sich immer noch hinter meinen Kopf und
kreischt mir lautstark ins Ohr. Da reißt mein Geduldsfaden.
„Hey! Heeeeeeeeeey! Seid jetzt alle gefälligst still! Was glaubt ihr eigentlich wer ihr seid. Ihr
schleppt mich hier her, beleidigt mich in einer Tour und wollt mir dann noch sagen wer ich
bin oder wer ich nicht bin. Und wisst ihr was, das interessiert mich alles überhaupt nicht.
Irgendeiner von euch bringt mich jetzt wieder nach Hause oder sorgt dafür, dass ich
aufwache. Verstanden?“ Jetzt da ich meinem Ärger Luft gemacht habe, geht es mir gleich
viel besser. Erwartungsvoll schaue ich in die Runde, doch keiner rührt sich.
Plötzlich kommt die rothaarige Frau auf mich zu und lässt ihre Hand mit voller Wucht auf
meine Schulter fallen.
„Na also, du hast ja doch Mumm in den Knochen!“ stellt sie zufrieden fest.
„Es tut mir Leid, aber ich fürchte dich kann niemand zurückbringen.“ Firelli schaut mich
mitleidig an.
„Na dann sorgt dafür, dass ich wieder aufwache!“
„Das geht leider auch nicht, dies ist kein Traum.“
Wenn dies kein Traum ist, wie soll ich dann wieder nach Hause kommen?
„Tja das wissen wir auch nicht so genau.“ Firelli schaut fragend in die Runde, doch keiner der
anderen scheint mehr zu wissen.
„Ok, so kommen wir scheinbar nicht weiter. Jetzt habe ich erstmal eine Frage, die mir schon
seid heute Morgen auf der Zunge brennt.“
Inzwischen ist es bereits Mittag und die Sonne fängt an, mir langsam die Rübe weg zu
brennen. Dieses ganze Hin und Her Gestreite hat ganz schön Zeit gekostet.
„Wer seid ihr alle eigentlich?“
Die anderen lachen. Ich finde das gar nicht lustig, schließlich haben die mich nicht nur
entführt, die sehen auch alle äußerst seltsam aus. Gerade mustere ich das Mädchen mit den
blauen Wasserhaaren, als plötzlich der blonde Engel das Wort ergreift.
„Nun, eine berechtigte Frage, es ist nicht gerade fair, dass wir alles über dich wissen und du
gar nichts über uns. Firelli und Spagli kennst du ja schon. Sie gehören zum kleinen Volk der
Elfen. Ich bin Cadmiel und gehöre zu den Seraphim. Wie du vielleicht schon erkannt hast,
sind wir Lichtgestalten. Wahrscheinlich wird dir das Wort Engel geläufiger sein.“
Ich wusste es!
„Wir werden dir mit Freuden die Kunst des Heilens beibringen.“
Moment mal, heilen? Wie jetzt, sind die etwa Ärzte? Ich will die verwirrenden Gedanken
gerade aussprechen, doch Cadmiel redet fröhlich weiter.
„Die kräftige Rothaarige ist Fenja, sie gehört zum Stamm der Walküren. Dort wirst du lernen
mit Schild und Schwert umzugehen und dich im Nahkampf zu behaupten.“
„Schwert?“ entsetzt starre ich sie an.
„Du darfst dir auch gerne eine andere Waffe aussuchen.“
„Aber….“
„Das grimmig dreinblickende Mädchen heißt Lumen und ist eine Hexe, sie und die anderen
Hexen werden dich im Umgang mit Magie unterrichten. Damit wirst du deinen Feind auch
aus der Ferne zielsicher angreifen können.“
Magie?? Jetzt haben die völlig den Verstand verloren!
„Und zu guter Letzt, Kastalia, eine der Najaden bei denen du den Umgang mit der Natur
lernen wirst. Die Elfen werden sie dabei unterstützen.“
„Okay Stopp! Was erzählst du mir da? Heilen, Kämpfe, Magie. Wollt ihr mich auf den Arm
nehmen. Das gibt es doch alles gar nicht!“ Obwohl sie diejenigen sind, die offensichtlich den
Verstand verloren haben, schauen mich alle an, als wäre ich die Verrückte.
„So würde ich das nicht sagen!“ Beim Klang der fremden Stimme zucke ich unwillkürlich
zusammen. Wie Sandpapier schmirgelt sie über meine Haut und hinterlässt ein angenehmes
Kribbeln.
„Na toll, der hat uns gerade noch gefehlt.“ Lumen und die anderen starren genervt an mir
vorbei in die Richtung aus der die Stimme gekommen ist. Auch ich drehe mich um und bin
überrascht, als ich einen gutaussehenden Jungen, etwa in meinem Alter, erblicke.
„Aber meine Damen, warum so abweisend? Wir sind doch alle aus dem gleichen Grund hier.
Nicht wahr?“ er schaut selbstgefällig in die Runde
Fenja will sich auf ihn stürzen, doch Lumen und Kastalia halten sie mit vereinten Kräften
zurück. „Du aufgeblasener Wichtigtuer, glaub bloß nicht, eure Ausbildung ist wichtiger als
unsere.“
Der Junge lacht leise.
„Wieso sollte ich nicht. Schließlich enthält die Ausbildung bei uns ihre Kernqualifikation. Ihr
hattet alle schon eure Helden und keiner hat es geschafft. Aber sie wird das ändern. Wir
werden sie zur größten Drachenkriegerin ausbilden die die Welt je gesehen hat.“
Cadmiel unterbricht ihn. „Und dann verwandelt sie sich selbst in einen blutrünstigen Drachen,
das hatten wir alles schon Nefarius, deshalb sind wir hier.“
Eine unangenehme Stille breitet sich aus. Alle scheinen den Atem anzuhalten während
Cadmiel und Nefarius sich mit eiskaltem Blick anstarren. Wer hätte gedacht, dass Engel so
eisig sein können.
Die Sonne verschwindet langsam am Horizont wodurch die Atmosphäre noch angespannter
erscheint.
„Ähm, darf ich fragen was das für eine Kernqualifikation sein soll?“ meine Stimme zittert
leicht.
Im gleichen Moment breitet sich auf Nefarius Gesicht ein Grinsen aus und ich würde die
Frage am Liebsten sofort wieder zurückziehen.
„Du meine Liebe, hast die große Ehre als neues Mitglied der Gruppe der Drachenkrieger
anzugehören. Das heißt du wirst deinen eigenen Drachen erhalten, ihn trainieren und mit ihn
im Kampf gegen Lamion antreten. Vorher musst du allerdings…“
Weiter kommt er nicht, denn ich falle, von dieser Katastrophe völlig überfordert, in
Ohnmacht.
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