Tedesco III - Lektorat - A.A.2013-2014 Kursleiterin: Grom Interview, em-Hauptkurs, Kapitel 9, Thema: WELLNESS-MARKT Mehr als 40 Milliarden Euro werden im Wellness-Markt in Deutschland in diesem Jahr umgesetzt. Wachstumsraten von vier bis sechs Prozent jährlich sorgen dafür, dass diese neue Branche boomt. Doch viele Verbraucher fragen sich immer noch, was sich hinter diesem neumodischen Begriff “Wellness” eigentlich verbirgt. Wir haben einen gefragt, der es wissen muss. Moderatorin: Willkommen bei uns, Herr Lutz Hertel, Sie sind Psychologe und Sie sind Vorsitzender des Deutschen Wellness-Verbandes, das ist eine Organisation, die die Interessen der Verbraucher auf dem Wellness-Markt vertritt. Herr Hertel, für wen kommt denn was in Frage? Hertel: Das kommt natürlich ganz auf die betreffende Person selbst an. Wo liegen ihre Motive, ihre Bedürfnisse? Man kann ganz grob unterteilen zwischen Menschen, die einfach nur Interesse haben auszuspannen, sich eine Auszeit vom anstrengenden, anspannenden Alltag zu nehmen. Die legen sehr viel Wert auf Genuss, darauf verwöhnt zu werden und haben dann auch entsprechend ganz andere Hotels im Visier, wo sie das gerne mal für 2-3 Tage genießen möchten. Auf der anderen Seite gibt es aber auch zunehmend mehr Menschen, die etwas für ihre Gesundheit tun möchten und zwar gezielt. M: Haben Männer und Frauen unterschiedliche Bedürfnisse? H: Ja, das kann man schon sagen, natürlich geht es allen darum, auszuspannen, mal die Verantwortung abzulegen, sich wohl zu fühlen, aber vom Trend her muss man sagen, die Frauen sind sehr viel stärker an Körperpflege interessiert, sie sind überhaupt viel mehr an Gesundheit interessiert, sie sind gesundheitsbewusster als Männer. Die Männer auf der anderen Seite zieht es mehr zu körperlicher Aktivität. Sie sind auch gern in der Sauna, in Badelandschaften von solchen Wellnesshotels anzutreffen. Das sind so die wesentlichen Unterschiede. M: Aber alles ist Wellness, alles läuft unter Wellness? H: Ja, man sollte vielleicht ganz deutlich sagen, was Wellness überhaupt ist. Es ist kein Urlaubsprogramm, wie es manchmal falsch dargestellt wird, es ist ein Lebensstil, bei dem die Gesundheit im Mittelpunkt steht. Menschen können natürlich durchaus genussvoll gesund leben, das ist eine Kunst und manchmal braucht man dafür natürlich auch Anstöße. M: Das heißt, das, was in wenigen Tagen oder einer Woche angestoßen wurde, das soll dann hinterher fortgesetzt werden? H: Ganz richtig, denn sonst fahren Sie ja Ihren Tank, den Sie wieder aufgefüllt haben, sehr schnell wieder leer. Dann ist das, was Sie in einem Hotel oder vielleicht auch in einer Therme an Behandlungen und neuen Eindrücken erleben, allenfalls Kompensation und das ist natürlich zu wenig, damit kommen Sie nicht lange über die Runden. M: Das Angebot ist groß, die Preise zum Teil deftig. Ist das, was viel kostet auch automatisch qualitativ gut? Tedesco III - Lektorat - A.A.2013-2014 Kursleiterin: Grom H: Leider nicht! Wir vom deutschen Wellness-Verband testen ja nun seit einiger Zeit anonym durch Profitester Hotelbetriebe und wir haben leider feststellen müssen, dass hohe Preise nicht immer gute Qualität bedeutet. M: Wo findet sich denn meistens der Nepp, wenn er denn da ist? H: Das ist sehr unterschiedlich, es geht ja in einem solchen - wenn wir nur mal allein den Tourismus nehmen - (in einem) Hotelbetrieb um ganz verschiedene Aspekte. Da haben wir das Hotel selbst, das Wohlfühlatmosphäre bieten sollte, hier lügen Prospekte manchmal, leider öfter, als uns lieb ist, auch die Anzeigen versprechen manches, was dann in der Wirklichkeit nicht gehalten wird und Menschen, die ihre kostbarste Zeit opfern - und auch ihr Geld - für wenige Tage, die sind dann manchmal fürchterlich enttäuscht. M: Wonach sollte man schauen, woran kann man ermessen, ob die Einrichtung, die man aufsucht, auch wirklich gut ist? H: Am einfachsten ist es sicherlich, auf das blaue W mit dem roten Punkt zu achten, das sind die Betriebe, die eine Zertifizierung durch den deutschen Wellness-Verband erhalten haben. Auf der anderen Seite gibt es natürlich die eine oder andere Faustregel, an die Sie sich halten können, z.B., was Preise betrifft, wenn Sie Anwendungen in einem Hotel erhalten. M: Also Massagen zum Beispiel? H: Massagen, Körperanwendungen der verschiedensten Art, auch wenn Sie in eine Beauty-Abteilung gehen, da entstehen ja Kosten für Sie persönlich, zusätzliche Kosten, da können Sie über den Daumen gerechnet einen Euro pro Minute Behandlung ansetzen. Das ist durchaus ein fairer Preis, weil Sie ja dann auch in den Händen von Fachleuten sind, und gute Fachleute haben ihren Preis! Wenn es deutlich darunter liegt oder deutlich darüber, dann ... M: ... dann sollte man hellhörig werden. H: Ja, dann ist Vorsicht angesagt. Da sollte man aufpassen.