EUROPÄISCHE KOMMISSION - PRESSEMITTEILUNG Juli 2011: Wirtschaftliche Einschätzung in EU und Euroraum rückläufig Brüssel, 28. Juli 2011 - Der Indikator der wirtschaftlichen Einschätzung (ESI) ist im Juli sowohl in der EU als auch im Euroraum gesunken, liegt aber nach wie vor über seinem langfristigen Durchschnitt. Er ging um jeweils 2,2 Punkte auf 102,4 Punkte in der EU und 103,2 Punkte im Euroraum zurück. Ausschlaggebend war im Euroraum ein Vertrauensschwund in allen Sektoren, mit besonders starken Einbußen in Industrie und Dienstleistungssektor. In der EU brach das Vertrauen in der Industrie, im Einzelhandel und bei den Verbrauchern ebenfalls merklich ein, während es im Dienstleistungssektor nur geringfügig nachließ und im Baugewerbe zunahm. Die meisten Mitgliedstaaten verzeichneten eine Eintrübung der wirtschaftlichen Einschätzung. Bei den sieben größten EU-Mitgliedstaaten ging das Vertrauen am stärksten in Italien zurück (-4,5), gefolgt von Spanien (-2,7). Weniger deutlich gab der Vertrauensindikator in den Niederlanden (-2,1), Deutschland (-1,8), dem Vereinigten Königreich (-1,4) und Frankreich (-0,5) nach, während er in Polen leicht zulegte (+0,4). Im Juli lag der ESI nur noch in Deutschland und Frankreich über seinem langfristigen Durchschnitt. Indikator der wirtschaftlichen Einschätzung (sb.) EU: Juli 102,4 Euroraum: Juli 103,2 IP/11/934 Auch wenn das Vertrauen in der Industrie sowohl in der EU als auch im Euroraum weiterhin klar über dem langfristigen Durchschnitt liegt, trug dieser Sektor doch in beiden Regionen negativ zum Gesamtergebnis bei. So ließ das Vertrauen in der Industrie in der EU um 2,6 Punkte und im Euroraum um 2,4 Punkte nach, da die Unternehmer ihre Produktionserwartungen vorsichtiger und ihre Auftragsbestände insgesamt pessimistischer einschätzten. Die Produktionsentwicklung der letzten Monate wurde in beiden Regionen merklich schlechter beurteilt, während sich die Einschätzung der Lagerbestände im Vergleich zu den historischen Tiefstständen weiter verbesserte. Im Dienstleistungssektor verschlechterte sich die wirtschaftliche Einschätzung im Euroraum um 2,2 Punkte, in der EU jedoch nur um 0,4 Punkte. In beiden Regionen zeigten sich die Unternehmer über ihre bisherige Geschäftslage und die Nachfrageentwicklung der letzten Monate besorgt, während die Nachfrageerwartungen für die Zukunft nur geringfügig heruntergeschraubt wurden. Die Eintrübung der wirtschaftlichen Einschätzung im Einzelhandel war in der EU (2,6) ausgeprägter als im Euroraum (0,9), da die Einbußen vor allem auf das Vereinigte Königreich entfielen. Auch das Vertrauen der Verbraucher ließ in beiden Regionen nach (-1,5 in EU und Euroraum), was vor allem dem größeren Pessimismus in Bezug auf die künftige Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftslage und der Arbeitslosigkeit zuzuschreiben ist. Das Bauklima trübte sich im Euroraum ein (-1,0), während es sich in der EU aufhellte (+0,9). Allerdings liegen die Indikatoren in beiden Fällen nach wie vor unter dem langfristigen Durchschnitt. Im Euroraum verschlechterten sich die Beschäftigungserwartungen in der Industrie, während sie sich im Dienstleistungssektor verbesserten. Nach dem Anstieg im ersten Quartal 2011 wurden die Verkaufspreiserwartungen der Unternehmer in diesen beiden Sektoren nun schon im vierten Monat in Folge heruntergeschraubt. Im Gegensatz dazu sind die Preiserwartungen der Verbraucher im Juli im Euroraum mäßig gestiegen. Das Vertrauen im Finanzdienstleistungssektor – der nicht in den ESI eingeht – ließ in der EU um 4,6 und im Euroraum um 10,8 Punkte nach. Die Verschlechterung im Euroraum ist auf einen Vertrauensschwund bei allen Komponenten zurückzuführen. In der vierteljährlichen Umfrage in der verarbeitenden Industrie gaben die Unternehmer im Juli 2011 sowohl in der EU als auch im Euroraum erheblich niedrigere Neuaufträge und geringere Exporterwartungen für die kommenden drei Monate an. In beiden Regionen schätzten die Unternehmer auch ihre Wettbewerbsposition auf den Märkten außerhalb der EU schlechter ein als vor drei Monaten. Die Kapazitätsauslastung ist im Juli sowohl in der EU als auch im Euroraum gesunken und beendete damit ihren seit Juli 2009, als die Talsohle überwunden wurde, anhaltenden zweijährigen Aufwärtstrend. Mit 80,7 % in der EU und 80,9 % im Euroraum rutschte die Kapazitätsauslastung knapp unter ihren langfristigen Durchschnitt ab. Hinter diesem Gesamtbild verbergen sich große Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten, wobei sich Deutschland nach wie vor klar über dem langfristigen Durchschnitt hält, während die Peripherieländer zurückgefallen sind. 2 Vertrauensindikator Industrie (sb.) EU: Juli 0,3 Euroraum: Juli 1,1 Vertrauensindikator Dienstleistungssektor (sb.) EU: Juli 6,2 Euroraum: Juli 7,9 3 Vertrauensindikator Verbraucher (sb.) EU: Juli -12,4 Euroraum: Juli -11,2 Vertrauensindikator Einzelhandel (sb.) EU: Juli -5,0 Euroraum: Juli -3,5 4 Vertrauensindikator Baugewerbe (sb.) EU: Juli -25,2 Euroraum: Juli -24,5 Vertrauensindikator Finanzdienstleistungssektor (n. sb.) EU: Juli 11,3 Euroraum: Juli 7,5 Die nächste Unternehmer- und Verbraucherumfrage soll am 30. August 2011 veröffentlicht werden. Die vollständigen Tabellen sind abrufbar unter: http://ec.europa.eu/economy_finance/db_indicators/surveys/index_en.htm 5 Ansprechpartner/innen: Amadeu Altafaj Tardio (+32 2 295 26 58) Catherine Bunyan (+32 2 299 65 12) Pia Seppälä (+32 2 299 24 88) 6