DOC - Europa.eu

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Brüssel, 13. September 2010
EU-Zwischenprognose:
Anhaltender
Konjunkturaufschwung in unsicherer Weltwirtschaft
Die wirtschaftliche Erholung in der Europäischen Union hat unlängst wieder
Fahrt aufgenommen. Im zweiten Quartal 2010 ist das BIP besonders stark
gestiegen und wurde deutlicher als erwartet von der Inlandsnachfrage
beflügelt. Auch wenn für die zweite Jahreshälfte weiterhin nur eine moderate
Wirtschaftsleistung zu erwarten ist, kann dank der noch vom zweiten Quartal
ausgehenden wirtschaftlichen Dynamik eine leichte Verbesserung für das
nächste Quartal in Aussicht gestellt werden. Für 2010 liegt die Prognose für
das Realwachstum des BIP bei 1,8 % in der EU und bei 1,7 % im Euroraum –
eine Aufwärtskorrektur, die sich sehen lassen kann. Der Aufschwung ist
nach wie vor zaghaft; die Lage ist sehr unsicher und gestaltet sich in den
Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich. Die von der Kommission
prognostizierten Inflationsraten für 2010 entsprechen im Großen und Ganzen
jenen des Frühjahrs und liegen bei 1,8 % (EU) bzw. 1,4 % (Euroraum).
„Die europäische Wirtschaft hat wieder erkennbar Fuß gefasst. Der Aufschwung fällt
deutlicher aus als im Frühjahr vorhergesagt, und die wachsende Inlandsnachfrage
ist ein ermutigendes Signal für den Beschäftigungsmarkt“, so EU-Wirtschafts- und
Währungskommissar Olli Rehn. „Dennoch bestehen Unwägbarkeiten fort,
weswegen finanzielle Stabilität und Haushaltskonsolidierung weiterhin absoluten
Vorrang haben. Gleichzeitig müssen wir strukturelle Reformen so schnell wie
möglich auf den Weg bringen, um unser Wachstumspotenzial auszubauen. Je
schneller und entschiedener wir handeln, desto größer sind unsere Chancen, dass
wir nachhaltig Wachstum und neue Arbeitsplätze schaffen.“
Wachstumsprognosen für die EU und den Euroraum werden nach
oben revidiert
Angesichts ermutigender und im Vergleich zu den Prognosen besser ausgefallener
Wirtschaftsdaten für die erste Jahreshälfte und in Erwartung davon ausgehender
positiver Auswirkungen auf die zweite Jahreshälfte wird in den Prognosen für 2010
für das reale BIP in der EU ein Wachstum von 1,8 % und im Euroraum von 1,7 %
veranschlagt (eine Aufwärtskorrektur von knapp ¾ Prozentpunkten gegenüber der
Frühjahrsprognose). Dieses Gesamtbild ergibt sich aus den aktualisierten
Prognosen für Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen, Spanien und
das Vereinigte Königreich, die zusammen rund 80 % des EU-BIP erwirtschaften.
Aufgeschlüsselt nach Mitgliedstaaten ergibt sich ein anderes, eher uneinheitliches
Bild, wobei die Volkswirtschaften Deutschlands und Polens am besten abschneiden.
Dieses uneinheitliche Bild spiegelt die Unterschiede in Bezug auf
Produktionsstrukturen, das Ausmaß der krisenbedingten Anpassungen und den
derzeitigen Abbau der Ungleichgewichte innerhalb der EU und im Euroraum wider.
Aufschwung der Weltkonjunktur verliert an Schwung
Da die bisherigen Konjunktur- und Lageraufbaumaßnahmen allmählich
zurückgefahren werden, wird das Weltwirtschaftswachstum in der zweiten
Jahreshälfte wohl eher etwas schwächeln; ein erneuter Rückfall in die Rezession
(Douple-Dip-Rezession) ist allerdings nicht zu befürchten. Trotz dieser
konjunkturellen Verlangsamung wird für 2010 ein Wachstum des Welt-BIP (ohne
EU) von rund 5 % prognostiziert; dies ist ein Zuwachs von ¼ Prozentpunkt
gegenüber der Frühjahrsprognose und liegt darin begründet, dass sich die
Wirtschaftstätigkeit in der ersten Jahreshälfte stärker entwickelte als erwartet. Die
Prognosen sagen wie auch im Frühjahr eine unausgewogene Konjunkturentwicklung
voraus: robustes Wachstum in den Schwellenländern und eine weiterhin zögerliche
Konjunktur in verschiedenen Industrieländern.
EU-Wirtschaftswachstum schlägt sich in steigender Inlandsnachfrage
nieder
Auch beim BIP-Wachstum in der EU wird für die zweite Jahreshälfte 2010 eine
leichte Verlangsamung erwartet, gewissermaßen im Kielwasser der rückläufigen
Weltwirtschaftsentwicklung und der allmählich nachlassenden Wirkung der
befristeten Maßnahmen, die die Konjunktur wieder auf Touren bringen sollten.
Dennoch erlauben die Auswirkungen einer gewissen Wirtschaftsdynamik im zweiten
Quartal für das jetzige Quartal eine leichte Aufwärtskorrektur gegenüber der
Frühjahrsprognose. Den Prognosen zufolge wird das BIP im dritten Quartal um
0,5 % (EU und Euroraum) und im vierten Quartal um 0,4 % (EU) bzw. 0,3 %
(Euroraum) steigen. Indikatoren der wirtschaftlichen Einschätzung, die auf einen
weiteren Anstieg der Wirtschaftstätigkeit in den nächsten Monaten hindeuten,
bestärken diese zuversichtliche Prognose.
Zudem scheint der Konjunkturaufschwung in den verschiedenen Wirtschaftszweigen
und Nachfragekomponenten auf breiterer Basis zu greifen. So lag der
Wirtschaftsbeitrag privater Investitionen und des privaten Verbrauchs zum BIPWachstum im zweiten Quartal 2010 über jenem aus Lageraufbau und Nettoexporten
zusammengenommen. Diese Verschiebung ist ermutigend, insbesondere da sich die
ungünstigeren außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen der zweiten Jahreshälfte
dämpfend auf das Wachstum der EU-Exporte auswirken dürften. Gleichzeitig bleibt
die Lage an den Finanzmärkten, die sich bislang nur teilweise von der angespannten
Lage im Mai erholt haben, fragil.
Inflation bleibt niedrig
Für die erste Jahreshälfte 2010 wurde ein moderater Anstieg der HVPI-Inflation
verzeichnet – eine Folge steigender Weltmarktpreise für Rohstoffe und
zunehmender Basiseffekte bei den Komponenten Lebensmittel und Energie. Die
weiterhin gedämpfte Konjunktur, ein schwaches Lohnwachstum und geringe
Inflationserwartungen dürften die Inflation trotz jüngster Wechselkursentwicklungen
und witterungsbedingter Preisanstiege bei landwirtschaftlichen Grunderzeugnissen
vorerst im Zaum halten. Für das Jahr 2010 als Ganzes haben sich die Prognosen für
die HVPI-Inflation mit 1,8 % (EU) und 1,4 % (Eurozone) kaum gegenüber der
Frühjahrsprognose verändert.
2
Risikobewertung
Trotz anhaltend großer Unsicherheit über die Wirtschaftsentwicklung scheinen sich
die Risiken, die die Wachstumsaussichten für die EU schmälern könnten, in diesem
Jahr weitgehend die Waage zu halten. Als vielversprechend sind die Entwicklung
des BIP-Wachstums zugunsten der Inlandsnachfrage und die Aussicht auf
mögliche positive Auswirkungen des Konjunkturaufschwungs in Deutschland auf
andere Mitgliedstaaten zu werten. Möglicherweise könnten diese Entwicklungen
größere Wirkung als derzeit erwartet zeigen. Getrübt wird das Bild durch die
Befürchtung, dass die Auslandsnachfrage hinter den Erwartungen zurückfallen und
die Finanzmärkte erneut unter Druck geraten könnten. Die Maßnahmen zur
Haushaltskonsolidierung
könnten
in
den
betreffenden
Ländern
die
Inlandsnachfrage
stärker
als
angenommen
beeinträchtigen.
Die
Inflationsaussichten für 2010 scheinen angesichts weitgehend ausgewogener
Risiken ebenfalls unverändert.
Ein ausführlicherer Bericht ist abrufbar unter:
http://ec.europa.eu/economy_finance/articles/eu_economic_situation/2010-09-13-interim_forecast_en.htm
Table 1: Real GDP growth
Quarterly GDP
(%, quarter-on-quarter)
Outturn
Forecast
Annual GDP
(%, year-on-year)
2010 (forecast)
Outturn
2010/1
2010/2
2010/3
2010/4
2009
Spring forecast
May 2010
Interim forecast
Sep. 2010
Germany
0,5
2,2
0,6
0,4
-4,7
1,2
3,4
Spain
0,1
0,2
-0,1
0,1
-3,7
-0,4
-0,3
France
0,2
0,6
0,4
0,3
-2,6
1,3
1,6
Italy
0,4
0,4
0,5
0,2
-5,0
0,8
1,1
Netherlands
0,5
0,9
0,4
0,3
-3,9
1,3
1,9
Euro area
0,3
1,0
0,5
0,3
-4,1
0,9
1,7
Poland
0,7
1,1
0,6
0,6
1,7
2,7
3,4
United Kingdom
0,3
1,2
0,5
0,6
-4,9
1,2
1,7
EU27
0,3
1,0
0,5
0,4
-4,2
1,0
1,8
Note: the quarterly figures are working-day and seasonally adjusted, while the annual figures are
unadjusted.
3
Table 2: Consumer price inflation
Quarterly HICP
(%, year-on-year)
Outturn
Annual HICP
(%, year-on-year)
Forecast
2010 (forecast)
Outturn
2009
Spring forecast
May 2010
Interim forecast
Sep. 2010
2010/1
2010/2
2010/3
2010/4
Germany
0,8
1,0
1,2
1,4
0,2
1,3
1,1
Spain
1,2
1,6
1,9
1,8
-0,2
1,6
1,6
France
1,5
1,8
1,7
1,6
0,1
1,4
1,6
Italy
1,3
1,6
1,8
1,8
0,8
1,8
1,6
Netherlands
0,5
0,4
1,5
1,9
1,0
1,3
1,1
Euro area
1,1
1,5
1,6
1,6
0,3
1,5
1,4
Poland
3,4
2,5
2,1
2,3
4,0
2,4
2,6
United Kingdom
3,3
3,4
2,8
2,7
2,2
2,4
3,0
EU27
1,7
2,0
1,8
1,8
1,0
1,8
1,8
4
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